Wirtschaftsreport August 2021 - Titelthema: Tourismus in der Corona Zeit - IHK-Siegen

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Wirtschaftsreport August 2021 - Titelthema: Tourismus in der Corona Zeit - IHK-Siegen
Wirtschaftsreport
                   August 2021

            Titelthema:
            Tourismus in der
            Corona­Zeit
Wirtschaftsreport August 2021 - Titelthema: Tourismus in der Corona Zeit - IHK-Siegen
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Wirtschaftsreport August 2021 - Titelthema: Tourismus in der Corona Zeit - IHK-Siegen
Wirtschaftsreport        Aug 21            1

                                                  Editorial
                                                                  Heiße Luft
„Güter gehören auf die Schiene!“ In großen weißen Lettern prangt die
Aussage auf den knallgrünen Seecontainern. An zehn Standorten in ganz
Deutschland hat die DB Cargo, die Frachtsparte der Deutschen Bahn, die
12 Meter langen Stahlgehäuse aufgestellt und damit ein Signal gesetzt:
Die Verkehrswende muss herbei. Die Verbrennungsmotoren müssen weni­
ger und die Gütertransporte über die Bahn mehr werden. Jede Tonne, die
auf der Schiene und nicht auf der Straße transportiert werde, spare auto­
matisch 80 bis 100 % CO², beteuert die DB Cargo und schiebt gleich
hinterher: Bis zu 52 Lkw könne ein Güterzug ersetzen.

Wie gut, dass es politisch unstrittig ist, mehr Transporte über die Schiene
abzuwickeln. Im Wahlprogramm der CDU/CSU zur Bundestagswahl liest
man: „Um das Stauaufkommen auf den Autobahnen zu reduzieren und
Klimaziele zu erreichen, wollen wir mehr Güterverkehr von der Straße auf
die Schiene und auf die Wasserstraße verlagern.“ Bravo! Auch Bündnis 90/
Die Grünen stellen in ihrem Programm klar: „Wir setzen auf starke Ver­
kehrsverlagerungen von Straße und Flugverkehr auf die Schiene.“ Groß­
artig! Selbstverständlich werden diese Grundprämissen auch vor Ort ver­
bal kraftvoll vertreten.

Nun gibt es im heimischen Wirtschaftsraum ganze zwei Bahnstrecken, auf
die in nennenswertem Umfang Güterverkehre von der Straße auf die Glei­
se verlagert werden können: die Ruhr­Sieg­Strecke und die Siegstrecke.
Auch die IHKs haben lange dafür gekämpft, dass der Ausbau beider Stre­
ckenzüge in den sogenannten Vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrs­         Was sagt es über unsere Demokratie aus, wenn die höchsten politischen
wegeplans aufgenommen wurde – die Finanzierung ist also gesichert.            Gremien in diesem Land etwas beschließen und dennoch einfach nichts
Mehr noch: Das Geld steht dem Vernehmen nach längst zum Abruf bereit.         geschieht? Die Antwort findet sich vielleicht in einem bestimmten Ver­
Dass der Ausbau der Bahnstrecken im Rahmenplan des Bundes berück­             haltensmuster mancher Politiker. Mit allen Mitteln verhindern wollen den
sichtigt werden konnte, geht ausschließlich darauf zurück, dass zur Ent­      Ausbau für mehr Güter die Kreisverbände von CDU und Bündnis 90/Die
lastung der Rheinstrecken Verkehre durch das Siegtal auf die Ruhr­Sieg­       Grünen im Rhein­Sieg­Kreis. In ihrem Koalitionsvertrag heißt es: „Eine
Strecke verlagert werden können. Heimische Betriebe hätten mit dem            Optimierung der Siegstrecke ist so zu planen, dass sie der Verbesserung
Ausbau eine echte Alternative zur Straße und die von allen gewünschten        des Personenverkehrs dient und durch den Ausbau nicht vermehrt für den
positiven Klimaeffekte könnten sich einstellen.                               Güterverkehr genutzt wird.“ Man reibt sich verwundert die Augen, denn
                                                                              die Botschaft ist klar: Mehr Güter auf die Schiene? Ja, aber nicht bei uns!
Wie wichtig der Ausbau ist, zeigte sich in der Vergangenheit bereits bei
dem Felssturz im rechtsrheinischen Kestert unweit des weltberühmten           Eben jene Parteistrategen, die vormittags nach einer Verlagerung von
Loreley­Felsens. Mit einem Schlag war Europas meistbefahrene Güterzug­        Verkehr auf die Schiene rufen, verhindern dies nachmittags mit ganzer
strecke nicht mehr befahrbar. Nach dieser Naturkatastrophe musste der         Tatkraft. Und so entpuppen sich die Verlautbarungen der Politiker in Bund
komplette Güterverkehr auf die linke Rheinseite verlagert werden. Mitte       und Nachbarregionen schnell als bloße Luft, die mindestens so heiß ist,
Juli erlebten zahlreiche heimische Unternehmen das Problem noch haut­         wie die in den schönen Containern der DB. Im Aufsichtsrat der Deutschen
näher: Die Jahrhundertflut trug dazu bei, dass die Ruhr­Sieg­Strecke nun      Bahn AG sitzt übrigens die Bundestagsabgeordnete und CDU­Kreisvorsit­
komplett gesperrt ist – wie lange, steht noch in den Sternen. Umleitung       zende des Rhein­Sieg­Kreises, Elisabeth Winkelmeier­Becker, die zu­
auch hier: über die Sieg­Strecke. Immer muss erst etwas passieren, bis sich   gleich Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministe­
die Politik eines wichtigen Infrastrukturthemas annimmt. Der Bedarf an        rium ist. Güter gehören auf die Schiene? Immer. Aber bitte nicht vor
Ausweichmöglichkeiten, auch mit Blick auf mehr Krisenbeständigkeit, ist       meiner Tür! !
somit offenkundig. Die Argumente für den Ausbau sind es ebenso.

                                                                                          In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Wie also kommt es, dass sich am Zustand der Siegstrecke in den letzten
76 Jahren nichts verändert hat? Noch immer sind zwei Stellen im Rhein­                                     Walter Viegener
Sieg­Kreis in Folge des Weltkrieg­Bombardements nur eingleisig befahr.                                    IHK­Vizepräsident
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2             Aug 21        Wirtschaftsreport

                           Inhaltsverzeichnis
                                                                                                                                               Titelthema

                                                                                                                                                      4
                                                                                                                             „Tourismus in der Corona­Zeit“:
                                                                                                                                  Blick geht nach vorn

                                                                                                                           Leere Hotels, verwaiste Campinganlagen und
                                                                                                                           lange Gesichter allenthalben – der Tourismus
                                                                                                                           zählt zu den Branchen, die über viele Monate
                                                                                                                            besonders hart unter den Auswirkungen der
                                                                                                                          Corona­Pandemie gelitten haben. Drei Beispiele
                                                                                                                              aus dem Kammerbezirk verdeutlichen die
                                                                                                                            Tragweite der Probleme und zeigen zugleich
                                                                                                                               auf, wie der Neuanfang gelingen kann.

                                                                                                                                                 Titelseite:
                                                                                                                                           Foto: Carsten Schmale

28          Wittgensteiner Einzelhandel
            Technologieberatung                                  32          Bildungszentrum Wittgenstein
                                                                             Neue Umschulung                              42          VDI­IHK­Oberstufenpreis
                                                                                                                                      9.000 C Preisgeld
            nimmt Fahrt auf                                                  zertifiziert                                             ausgeschüttet

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Der WIRTSCHAFTSREPORT ist das offizielle Organ der IHK Siegen    Herausgeber                                              Layout
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                                                                                                                                                                                      )
und wird den kammerzugehörigen Unternehmen im Rahmen             Industrie­ und Handelskammer Siegen,                     Christian Reeh
ihrer beitragspflichtigen Mitgliedschaft ohne besonderes Be­     Hauptgeschäftsstelle, Postfach 10 04 51, 57069 Siegen,   Druck, Anzeigen und Verlag
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Erscheinungsweise: jeweils am 1. jedes Monats.                   Internet: http://www.ihk­siegen.de
Druckauflage: 22 000 Exemplare                                                                                            Anzeigenannahme: Günter Chojetzki
Quartal 2/2021                                                   Geschäftsstelle Olpe, Postfach 14 46, 57444 Olpe,        Telefon 0271 5940­338
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des Verfassers, nicht unbedingt die Meinung der IHK Siegen       Redaktion:                                               Zustellung
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Veröffentlichung.                                                Britta Smit, Frank Steinseifer, Dr. Christine Tretow     Zurzeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 60
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» 4 Titelthema                                       10 | Nachrichten                            » 68 Jubiläen/Bücher
28 | Berichte                                        » 12 Heimat shoppen                         68 | Börsen
» 28 Technologieberatung                             » 15 Tour­Entdecker                         » 69 Recyclingbörse
     nimmt Fahrt auf                                 » 18 „Ausbildungs­Frieder“                  » 69 Unternehmensnachfolgebörse
» 32 Neue Umschulung zertifiziert                    » 49 SIEGENIA                               » 70 Handels­ und
» 35 Aus Eiserfeld in die Welt                       » 50 Verpackungen                                Genossenschaftsregister
» 38 Kritik auf vielen Ebenen                        » 51 Autohaus Keller                        78 | Kultur
» 42 9.000 C ausgeschüttet                                                                       » 78 Rolf Kluge –
» 46 Optimistischer Blick nach vorn                                                                   Zwei Welten in einem Bild
                                                                                                 » 80 Veranstaltungskalender

                                                                                           -"

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Wirtschaftsreport August 2021 - Titelthema: Tourismus in der Corona Zeit - IHK-Siegen
4         Aug 21   Wirtschaftsreport

                                       Tourismus in der Corona­Zeit

                            Blick geht
                            nach vorn
        Leere Hotels, verwaiste Campinganlagen und lange Gesichter allenthalben – der Tourismus
        zählt zu den Branchen, die über viele Monate besonders hart unter den Auswirkungen der
    Corona­Pandemie gelitten haben. Drei Beispiele aus dem Kammerbezirk verdeutlichen die Tragweite
                 der Probleme und zeigen zugleich auf, wie der Neuanfang gelingen kann.

                                       Text: Patrick Kohlberger   |   Fotos: Carsten Schmale
Wirtschaftsreport August 2021 - Titelthema: Tourismus in der Corona Zeit - IHK-Siegen
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                                                                                                               Wirtschaftsreport        Aug 21              5

    „Es war wohl der längste November der Geschichte“, betont
    Andreas Benkendorf, Inhaber des Hotel­Restaurants „Alte
    Schule“ in Bad Berleburg. Mehr als ein halbes Jahr lang durfte
    sein Betrieb ab dem vergangenen Herbst keine Urlauber be­
    grüßen – eine schwierige Zeit für den Unternehmer, der die
    Geschäfte gemeinsam mit seiner Frau Silvia Köster­Benken­
    dorf führt. Zuvor war es den beiden gelungen, durch einen
    weitgehend „normalen“ Sommer zumindest einen kleinen Teil
    des im Zuge des ersten Lockdowns erlittenen monetären Scha­
    dens zu kompensieren. „Das Ständige Auf und Ab hat bei uns
    natürlich für die eine oder andere schlaflose Nacht gesorgt“,
    blickt der gebürtige Sauerländer zurück.

    Im Jahr 2008 hat sich das Ehepaar den Traum von der Selbst­
    ständigkeit erfüllt und die am Goetheplatz gelegene Jugend­
    herberge in ein Hotel umgebaut. Hier fanden die beiden sehr
    gute Bedingungen vor, um ihre Ideen zu verwirklichen. Die
    ländliche Umgebung sahen sie dabei stets eher als Vor­ denn
    als Nachteil. „Natürlich“, räumt Andreas Benkendorf ein, „kann
    man in urbaneren Regionen etwas leichter Aufmerksamkeit
    generieren und sich präsentieren, aber gerade hier in Wittgen­

                                                                                                                                        Silvia Köster­Benken­
                                                                     stein können wir mit eigenen Stärken aufwarten – mit idylli­       dorf und Andreas
                                                                     scher Natur, großem Zusammenhalt, kurzen Wegen und Ver­            Benkendorf haben
                                                                     lässlichkeit.“                                                     die „Alte Schule“
                                                                                                                                        2008 von der Jugend­
                                                                     Verlässlicher Begleiter in der Corona­Zeit ist hingegen vor al­    herberge zum
                                                                     lem die fehlende Planbarkeit. Eines aber stellt der Inhaber,       Hotel gemacht.
                                                                     ausgebildeter Kaufmann und vor seiner Hotellerie­Laufbahn
                                                                     erfolgreicher Freizeitparkmanager, auch klar: Aufgrund der
                                                                     staatlichen Förderinstrumente und der Möglichkeit der Kurz­
                                                                     arbeit hatte das Hotel keinen personellen Aderlass zu verkraf­
                                                                     ten. „Trotz aller Kritik, die an manchen Stellen laut wird, bin
                                                                     ich überaus froh über die Unterstützung, die wir hier in
                                                                     Deutschland erfahren“, stellt er der Politik ein insgesamt posi­
                                                                     tives Zwischenzeugnis aus. Allerdings mit einer Einschrän­
                                                                     kung: „Ob es wirklich notwendig war, die Gastronomie und die
                                                                     Hotellerie monatelang zum Schließen zu zwingen, obwohl sich
                                                                     alle Akteure so akribisch um Hygienekonzepte bemüht und
                                                                     diese auch umgesetzt haben, ist sicher zu bezweifeln.“

                                                                     Die Corona­Pandemie, unterstreicht das Inhaberehepaar, habe
                                                                     noch einmal sehr deutlich zum Vorschein gebracht, wie schnell
                                                                     Konzepte, die man über Jahre erarbeitet habe, auf den Prüf­
                                                                     stand gestellt werden müssten. Der Tourismus werde sich in
                                                                     Zukunft verändern, ist sich Andreas Benkendorf sicher – „und
                                                                     zwar auch nach Corona. Das lässt sich nicht aufhalten. Es
                                                                     kommt nun darauf an, wie man als Hotelier damit umgeht.“
                                                                     Im Winter habe sich das Team der „Alten Schule“ daher inten­
                                                                     siv darüber beraten, wie es weitergehe – unter anderem ge­
                                                                     meinsam mit einer Innenarchitektin.

                                                                     Das vorrangige Ziel sei, auf Dauer attraktiv für Urlauber und
                                                                     Businessgäste zu bleiben. „Wir müssen es schaffen, in den
Wirtschaftsreport August 2021 - Titelthema: Tourismus in der Corona Zeit - IHK-Siegen
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                          kommenden zehn Jahren ein Konzept zu realisieren, das es uns       kettveranstaltungen. „Genau diese Flexibilität hat uns wäh­
                          ermöglicht, mit tendenziell immer weniger Personal wettbe­         rend des bisherigen Verlaufs der Pandemie sehr geholfen“,
                          werbsfähig zu bleiben und den Anschluss zu halten.“ Das Res­       erklärt Jannik Rosenkranz, der in seiner Funktion als Mitinha­
                          taurant solle auf lange Sicht einen Charakter einnehmen, der       ber der Führungsriege des Familienbetriebs angehört.
                          an eine gemütliche Lounge erinnere. Bei den Hotelzimmern
                          gelte der Anspruch, Wohnungsambiente zu erzeugen. „Lampe,          Ein nennenswerter Vorteil: Bis zu 90 % der Besucher sind Busi­
                          Schreibtisch und Bett reichen so heute einfach nicht mehr aus.     nesskunden. Sie konnten zu jeder Zeit in der Pfeffermühle
                          Die Menschen sollen spüren, dass sie sich hier wie zuhause         übernachten und dabei eine für Pandemiezeiten mehr als be­
                          fühlen können. Wir wollen nicht nur Funktionalität, sondern        achtliche Servicequalität erfahren. Nachdem es in der Früh­
                          auch Design verkörpern.“                                           phase der COVID­19­Krise morgens „nur“ Lunch­Pakete gab,
                                                                                             gingen die Verantwortlichen später dazu über, die Möglichkeit
                          Im Herbst soll darüber hinaus ein moderner Private Spa ent­        des Buffets unter Einhaltung strenger Hygienevorgaben wieder
                          stehen. Wichtig zudem: Die Verantwortlichen wollen das             zu etablieren und auch abends warme Mahlzeiten anzubieten.
                          Haupthaus, die alte Schule, mit dem Gästehaus, dem alten
                          Museum, verbinden. Schon jetzt sind die Inhaber sehr glücklich     „Das war für uns aus dem eigenen Anspruch heraus wichtig,
                          über den neuen Anstrich, den der gesamte Goetheplatz im            und wir haben damit ein Zeichen nach außen gesetzt. Wirt­
                          Zuge des dortigen Umbaus erfahren hat. „Ein Teil dieser wirk­      schaftlich rentieren konnte sich das Ganze aber natürlich zu­
                          lich schönen Flaniermeile zu sein, macht uns stolz.“               nächst nicht“, bemerkt Jannik Rosenkranz. Schließlich habe
                                                                                             sich die Anzahl der Businessgäste in den ersten Monaten nach
                          Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt in den Überlegungen der       Beginn der Pandemie auf einem sehr niedrigen Niveau bewegt,
                          „Alten Schule“ eine wesentliche Rolle. „Daran kommt heute          da die Unternehmen zurückhaltend agiert hätten. „Mal war gar
                          kein Hotel mehr vorbei“, weiß Andreas Benkendorf. Sein             kein Zimmer belegt, mal vier oder fünf. Aber wir wollten jedem
                          Betrieb sei diesbezüglich bereits jetzt gut aufgestellt, unter     die gebührende Aufmerksamkeit schenken. Das zeichnet uns
                          anderem aufgrund der sehr stark auf Regionalität ausgerich­        aus. Und am Ende hat sich dieses Vorgehen auch ausgezahlt.“
                          teten Küche. Längst pflege man fruchtbare Kooperationen mit
                          lokalen Akteuren – vom Schlachthof bis zum Gemüsehändler.          Die Zeit, bevor sich das Hotel wieder füllte, nutzte das Team
                          Auch E­Mobilität und die damit verbundene Frage nach Lade­         für zahlreiche größere und kleinere Projektarbeiten. Die Ge­
                          säulen seien ein wichtiger Eckpfeiler der Strategie für die kom­   schäftsführung schaffte es dank des Instrumentes der Kurz­
                          menden Jahre. Zudem beschäftigt sich das Team intensiv mit         arbeit, alle Mitarbeiter zu halten. Jannik Rosenkranz und seine
                          Begrünung und Photovoltaiktechnik.                                 Familie wiederum packten im Hotel kräftig an, um alle Zimmer
                                                                                             zu restaurieren und modernisieren. Auch der Boden und die
                          Dass die grundlegende strategische Ausrichtung eines touris­       Decke im Speisesaal bekamen einen neuen Anstrich. „Dazu
                          tischen Betriebes darüber entscheiden kann, wie sehr die Co­       kommt natürlich, dass die Bäume auch während der Pandemie
                          rona­Folgen das Geschehen beeinflussen, zeigt das Beispiel der     ihre Blätter verlieren und es rund ums Haus ohnehin immer
                          „Pfeffermühle“ in Siegen. Deren Konzept basiert auf fünf           viel zu tun gibt“, stellt der 28­Jährige klar. „Unser Ziel war, den
                          Standbeinen: Hotel, Restaurant, Tagungen, Catering und Ban­        Gästen nach ihrer Rückkehr einen echten Mehrwert zu bieten.“

  Die „Pfeffermühle“
    in Siegen steht für
 Regionalität – auch
    dank ihrer selbst­
gemachten Produkte.
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Stets nach vorne zu schauen und sich immer wieder neu zu
erfinden, sei ein Eckpfeiler in der Philosophie der Pfeffermüh­
le. Als Beispiel nennt der Mitinhaber den zunehmenden Fokus
auf das Thema Regionalität – unter anderem mit Bezug auf die
Tatsache, dass in vielen der Hotelzimmer inzwischen anspre­
chende Zeichnungen und Bilder der Stadt Siegen die Wände
zieren. Darüber hinaus hat das Team intensiv am Portfolio der
hausgemachten Lebensmittel getüftelt – von verschiedenen
Fruchtaufstrichen über Saucen bis hin zu Nudeln. Seit diesem
Monat sind die Artikel über einen Onlineshop zu kaufen.

Mit 36 rundum geschulten Mitarbeitern ist das Hotel für die
kommenden Jahre bestens aufgestellt. Für das Team werde es
auf Dauer immer wichtiger, sich flexibel den Entwicklungen
auf dem Markt anzupassen, prognostiziert Jannik Rosenkranz:
„Die Situation in der Hotellerie wird sich auf jeden Fall auch
nach dem Ende der Corona­Pandemie nicht genau so dar­
stellen, wie wir sie von früher kennen. Es wird vermutlich
weniger Meetings und Tagungen in Präsenz geben. Für uns
bedeutet dies, dass auf lange Sicht tendenziell etwas weniger
Businesskunden bei uns übernachten.“ Auch im Bereich der
Privatfeiern sei mit einer Veränderung zu rechnen. Anstatt                                                                        Jannik Rosenkranz
großer Events gehe der Trend in Richtung kleinerer Gruppen­       lage einhalten“, ordnet Hagendorff ein. Dennoch musste der      sieht sein Hotel
treffen und Partys im engen Kreis. „Auf all das sind wir aber     Betrieb im vergangenen Jahr zeitweise komplett schließen.       trotz Corona auf
vorbereitet.“                                                                                                                     einem guten Weg.
                                                                  Es folgte ein wahres Wechselbad der Gefühle. Die Jahres­ und
Sehr deutliche Kritik übt Rosenkranz indes an der Umsetzung       Saisonbesucher waren bald wieder vor Ort, während die Tou­
des politischen Unterstützungsangebotes für den Tourismus:        ristikgäste das Gelände erst nach mehreren Wochen wieder        Yvonne Hagendorff
„Die erste Corona­Hilfe haben wir noch sehr zügig nach An­        betreten durften. Der Sommer 2020 lief dann den Umständen       freut sich, dass die
tragstellung bekommen. Bei der Überbrückungshilfe 3 sah es        entsprechend gut – vor allem dank des ausgefeilten Hygiene­     vielen treuen Gäste
leider erheblich schlechter aus.“ Erst Mitte Juli – drei Monate   konzeptes, auf dessen Einhaltung das Kalberschnacke­Team        das Angebot der
nach Antragstellung – sei das Geld eingegangen. „Uns fehlte       vom ersten Tag an großen Wert legte. Die Sanitäranlagen wa­     Campinganlage in
damit lange Zeit ein sechsstelliger Betrag. Handlungsfähig        ren in dieser Zeit zwar grundsätzlich geöffnet, doch die Mit­   Drolshagen auch in
waren wir nur durch eine entsprechende Vorfinanzierung.                                                                           diesem Jahr nutzen.
Sonst wären die Lichter jetzt aus. Wir mussten ja schließlich
unsere laufenden Kosten decken, die Mitarbeiter bezahlen
etc.“ Fragen zu den Corona­Hilfen könne er nur online stellen,
beklagt Rosenkranz. „Und dort kommt dann keine Reaktion.
Einen persönlichen Ansprechpartner mit einer Telefonnummer
gibt es nicht. Das ist schon sehr ernüchternd.“

Eine differenzierte Betrachtung der Corona­Folgen für den
eigenen Betrieb nimmt auch das Team der Campinganlage Gut
Kalberschnacke in Drolshagen vor. „Schon in den Tagen und
Wochen vor dem ersten Lockdown hatte sich abgezeichnet,
dass die Lage ernst ist. Aber natürlich hat damals keiner von
uns geahnt, wie drastisch die Folgen letztlich ausfallen“, ver­
deutlicht Yvonne Hagendorff, die für das Marketing verant­
wortlich zeichnet.

Anfang März 2020 habe noch der Besuch einer großen Touris­
tik­Messe auf der Agenda gestanden – allerdings bereits mit
einer sehr überschaubaren Besucherresonanz. Danach sei es
Schlag auf Schlag gegangen. Die immer wieder modifizierten
Coronaschutzverordnungen hätten dem Betrieb und der ge­
samten Branche merklich zugesetzt: „Camping ist ja an sich
eine sicherere Form des Tourismus. Man kann problemlos unter
sich bleiben und Abstände zu den anderen Besuchern der An­
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                         arbeiter empfahlen allen Urlaubern, nach Möglichkeit nur die     ist. So entstehen Unsicherheiten und natürlich ein gewisser
                         Nasszelle des eigenen Wohnwagens zu benutzen, um unnöti­         Mehraufwand, da wir umso mehr prüfen und kommunizieren
                         ge Begegnungen zu vermeiden.                                     müssen.“

                         Nach den Herbstferien sah sich die Campinganlage wieder mit      Letztlich müsse man sich von Woche zu Woche an den immer
                         stärkeren Restriktionen konfrontiert. Die 150 Touristikplätze    wieder veränderten Regularien „entlanghangeln“, um auf dem
                         mussten geschlossen werden, sodass in den Folgemonaten nur       neuesten Stand zu bleiben, Ordnungswidrigkeiten zu verhin­
                         noch die 350 Jahres­ und Winterplätze zur Nutzung bereit­        dern und den Gästen ein Urlaubserlebnis zu verschaffen, das
                         standen – ein finanzieller Schaden, der sich auch durch poli­    an „normale Zeiten“ erinnere. Die – auch in finanzieller Hin­
                         tische Hilfsangebote nicht gänzlich kompensieren ließ. „Den­     sicht – fehlende Planbarkeit sorge dafür, dass das Team der
                         noch“, unterstreicht Yvonne Hagendorff, „sind wir natürlich      Campinganlage beispielsweise bestimmte Investitionen in
                         froh, dass wir zwei Standbeine haben und wirtschaftlich nicht    Neuanschaffungen oder Modernisierungen nur schwer kalku­
                         zu Boden gegangen sind.“                                         lieren könne. „Wir müssen permanent flexibel bleiben und
                                                                                          wissen nie, wie schnell sich die Rahmenbedingungen wieder
                         Mit Unverständnis reagiert sie auf so manche Details aus der     ändern. Das Gefühl von Sicherheit und Perspektive fehlt ein­
                         aktuellen Coronaschutzverordnung des Landes NRW. Diese be­       fach.“ Die Politik setze Campingplätze zudem in vielerlei Hin­
                         sagt beispielsweise, dass die touristischen Besucher das Areal   sicht mit Hotels oder anderen touristischen Einrichtungen
                         angesichts der derzeitigen pandemischen Situation nur mit        gleich und differenziere insgesamt zu wenig.
                         einem negativen Testresultat, einem Impfnachweis oder einem
                         Genesenen­Zertifikat betreten dürfen. „An sich ist das ja ver­   Yvonne Hagendorff und ihre Kolleginnen und Kollegen stellen
                         nünftig, aber für Jahres­ und Saisonbesucher gilt diese Rege­    indes aber auch fest, dass sowohl ihre treuen Stammgäste als
                         lung gemäß der Verordnung ausdrücklich nicht, obwohl diese       auch viele Neulinge mit Freude und Begeisterung auf das Ge­
                         ja auch von außerhalb anreisen. So eine Ungleichbehandlung       lände kommen und hier eine schöne Zeit verbringen. „Dieses
                         kann man nur schwer nachvollziehen.“                             in allen Bereichen positive Feedback zu spüren, tut einfach gut
                                                                                          und motiviert uns sehr.“ Die Möglichkeiten, die die Anlage Gut
                         Sofern jedoch im Herkunftsort des Gastes die „Stufe 0“ gelte     Kalberschnacke bietet, sind vielfältig. Auch Interessierte, die
                         und der Inzidenzwert dort tagesaktuell stabil unter 10 liege,    im Campingbereich noch nicht erfahren sind, können sich hier
                         sei eine Einreise ohne Negativnachweis möglich. Das wieder­      einen ganz eigenen Eindruck machen. Fünf Mietwohnwagen
                         um führe mitunter zu einem wahren Chaos: „Die Menschen           mit dem Charakter eines kleinen Ferienhauses stehen zum
                         wollen zum Entspannen hierherkommen und sind verständli­         Austesten zur Verfügung. !
                         cherweise auch nicht zu jeder Zeit zu 100 % darüber infor­
                         miert, wie hoch der Wert in ihrer Heimat gerade an diesem Tag    Diesen Bericht finden Sie auch unter www.ihk­siegen.de, Seiten­ID 3971.

 Die Campinganlage
 Gut Kalberschnacke
      steht für land­
schaftliche Idylle und
      herrliche Ruhe.
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                                                                                                   5'=3#=!X#C%'U? >$b !JdIe*CC*E D.GJ
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                                                                                                   d:Me$*G*bH @Nbb =*bK* K$L& Nb AbE*G*
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10           Aug 21      Wirtschaftsreport

„Digitalen und stationären Einzelhandel zusammendenken“
Best­Practice­Beispiele aus dem Kammerbezirk
                                                               Erfreuliche Rückmeldung vom Projektträger Jü­
                                                               lich: 61 Handelsunternehmen aus dem Kammer­
                                                               bezirk der IHK Siegen haben Zuwendungen aus
                                                               dem Projektaufruf „Digitalen und stationären
                                                               Einzelhandel zusammendenken 2020“ erhalten.
                                                               Nun möchte die IHK Siegen einige Best­Practi­
                                                               ce­Beispiele aus dem Pool der geförderten Maß­
                                                               nahmen vorstellen.

                                                                                                                            Werkfoto
                                                               Interessierte Händler können somit ihre neuen
                                                               Services der Öffentlichkeit präsentieren. Zu­
                                                    Werkfoto

                                                               gleich lernen andere Geschäftsinhaber zielfüh­               Axel Linschmann (Juwelier Linschmann, Eiserfeld) und

                                                               rende Digitalisierungsmaßnahmen kennen und                   sein Team betreiben in Zusammenarbeit mit mapAds
Tanja Hennes und Werner Halft (Butterfly, Hilchen­             können auf dieser Grundlage bereits eigene                   standortbezogenes Produktmarketing. Über verschie­
bach) haben ein Fotostudio eingerichtet. So können             Ideen für zukünftige Förderaufrufe entwickeln.               denste etablierte Online­Kanäle werden Kunden mit­
sie ihr Sortiment im Online­Shop und in den Social­                                                                         hilfe von Künstlicher Intelligenz zielgruppenspezifisch
Media­Kanälen ins rechte Licht rücken.                         Die Vorstellung erfolgt in Form von Berichten im             angesprochen und in das Ladenlokal gelockt.

                                                               Wirtschaftsreport und Kurzporträts auf den So­
                                                               cial­Media­Kanälen von „Heimat shoppen an
                                                               Bigge und Sieg“. Zusätzlich sind Webinare ge­
                                                               plant, in denen Händler zu Händlern sprechen.
                                                               In Kurzvorträgen skizzieren die Unternehmer
                                                               ihre geförderten Maßnahmen beispielgebend
                                                               für andere Handelsbetriebe.

                                                               Wer eine Förderung erhalten hat und sich prä­
                                                               sentieren möchte, kann sich gern bei Boris Edel­
                                                                                                                            IHK Siegen

                                                               mann (02761 944­514, boris.edelmann@sie­
                                                               gen.ihk.de) melden. !
                                                    Werkfoto

                                                                                                                            Manuela Fuchs (r., Farbenrausch, Siegen) und ihr Team
                                                                                                                            haben ein Mietsystem für Nähwerkzeuge etabliert und
Anke Vogt (Schenken & Genießen, Lennestadt) hat ge­                                                                         die Auffindbarkeit ihres Online­Shops verbessert.
meinsam mit ihrem Ehemann Arnold Vogt eine Schnitt­
stelle zwischen Warenwirtschaft und selbst erstelltem
Online­Shop mit Lagerhaltung programmiert. Zudem er­
öffneten sie den bundesweit ersten „Genießer­Drive­In“.
                                                                                                                            Werkfoto

                                                                                                                            Für Karsten Wolter (Kur­Apotheke Bad Berleburg) ist
                                                                                                                            das Thema „Digitalisierung“ innerbetrieblich allgegen­
                                                                                                                            wärtig. Neben der kontinuierlichen Weiterentwicklung
                                                                                                                            des Warenwirtschaftssystems spielt etwa der Einsatz
                                                                                                                            von Tablets eine wichtige Rolle – zur Lieferdokumen­
                                                    Werkfoto

                                                                                                                            tation, aber auch für die Mitarbeiterfortbildung. Zu­
                                                                                                                 Werkfoto

                                                                                                                            dem soll vor dem Hintergrund der bevorstehenden
Roman Zaharov (mobilcom­debitel­Shop, City Galerie                                                                          Einführung des E­Rezepts die Botschaft kommuniziert
Siegen) richtet ein Video­Studio ein, um seine Kunden          Markus Harnischmacher (Conditorei Café Harnisch­             werden, dass die Apotheke vor Ort auch „digital“ kann.
künftig auf neuen Kanälen ansprechen zu können –               macher, Attendorn) installierte digitale Schautafeln,        Dies geschieht unter anderem durch Onlineshop und
und zwar dort, wo sie sich ohnehin bewegen und nach            auf denen Angebote auch außerhalb der Öffnungszei­           Apotheken­App sowie durch einen digitalen Touch­
Produkten oder Problemlösungen suchen.                         ten sichtbar gemacht werden können.                          point im Publikumsraum.
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12          Aug 21      Wirtschaftsreport

„Heimat shoppen“ 2021
Standorten eine Stimme geben
„WIR sind deine Stadt!“ – so lautet das Kammer­                                                                        sich weiterhin die Chance, Porträts über die
bezirk­übergreifende Motto von „Heimat shop­                                                                           Social­Media­Kanäle von „Heimat shoppen an
pen“ 2021. Werbegemeinschaften, die diesen                                                                             Bigge und Sieg“ zu veröffentlichen, um dem an­
Leitsatz während der Aktionstage vom 10. bis                                                                           onymen Begriff „Stationärer Einzelhandel“ ein
18. September mit einer kreativen Aktion in die                                                                        Gesicht zu geben. Die bewährten Werbemate­
Tat umsetzen, geben ihrem Standort im doppel­                                                                          rialien – Heimat­Shopper­Tasche aus Papier­
ten Wortsinn eine Stimme. Konkret soll aktives                                                                         vlies, Postkarten mit Bezug zu den „sechs guten
Engagement vor Ort besonders in den Fokus ge­                                                                          Gründen“, Plakate sowie Heimat­Shop­Aufkle­
rückt werden: Lokale Akteure, die gemeinsame                                                                           ber – stehen erneut zur Verfügung, um die krea­
Aktionen wie beispielsweise die Schaufenster­                                                                          tiven Aktionen der Teilnehmenden in gewohnter
Rallye für Kinder in Hilchenbach, die Freuden­                                                                         Manier zu akzentuieren. Mehr Informationen
berger Stempelkartenaktion oder das bewährte                                                                           zur Imagekampagne „Heimat shoppen“ sowie

                                                                                                          IHK Siegen
Olper Sahnehäubchen realisieren, erhalten die                                                                          Antworten auf die Frage, warum Kaufentschei­
Möglichkeit, diese durch eine eigene Episode                                                                           dungen vor Ort zur Verbesserung der eigenen
des IHK­Podcasts „Kammer mal hören – nach­              vereine zur Attraktivität des Zentrums beitragen               Lebensqualität beitragen, finden Interessierte
gehakt, nachgefragt“ vorzustellen. Im Rahmen            und was den eigenen Standort zu einem beson­                   unter ihk­siegen.de (Seiten­ID 2072). Kontakt:
eines circa 20­minütigen Gesprächs kann darü­           deren macht. Teilnehmern ohne Anschluss an                     Ann Katrin Hentschel (annkatrin.hentschel@
ber hinaus berichtet werden, warum Gewerbe­             eine Werbe­ oder Interessengemeinschaft bietet                 siegen.ihk.de, 02761 944512). !

Referat Hochschule / Wirtschaft und Einzelhandel
Im Einsatz für lebendige Zentren und Innenstädte
                                                                                                                       städte und Zentren prägen. „Es kann nur voran­
                                                                                                                       gehen, wenn alle an einem Strang ziehen – vom
                                                                                                                       Handel über die Städte und Gemeinden bis hin zu
                                                                                                                       den Kunstgemeinschaften. Wir freuen uns über
                                                                                                                       alle Kontakte sehr“, verdeutlicht Mitarbeiterin Ann
                                                                                                                       Katrin Hentschel. Die Seminare im Bereich „Han­
                                                                                                                       del heute“ decken eine große Bandbreite an bran­
                                                                                                                       chenspezifischen Themen ab (Kontakt: Ann Katrin
                                                                                                                       Hentschel, annkatrin.hentschel@siegen.ihk.de,
                                                                                                                       0271 3302­ 512). Ideen und Anregungen der Ein­
                                                                                                                       zelhändler sind hier jederzeit willkommen. Kürzlich
                                                                                                                       startete ferner ein neues Projekt: die gemeinsam
                                                                                                                       mit Jun.­Prof. Dr. Thomas Ludwig initiierte Techno­
                                                                                                         sam

                                                                                                                       logieberatung für Wittgensteiner Einzelhändler.
Das Team des IHK­Referats Hochschule / Wirtschaft und Einzelhandel: (v.l.) Ann Katrin Hentschel, Marco Butz,
                                                                                                                       Einen Erfahrungsbericht dazu hält dieses Magazin
Angelina Scherer und Boris Edelmann.
                                                                                                                       auf Seite 10 bereit. Zu den Aufgaben des Referates
Die heimischen Innenstädte und Zentren als Aus­         Sieg“ haben hiesige Einzelhändler die Möglichkeit,             zählt darüber hinaus die Betreuung des IHK­Ein­
hängeschilder der Region etablieren – dieser Ziel­      sich und ihr Portfolio zu präsentieren. So bekommt             zelhandelsausschusses. Die Zusammenarbeit mit
setzung hat sich das Referat Hochschule / Wirt­         der Handel in der Region ein Gesicht. Ein weiterer             diesem Gremium ist für die Kammer besonders
schaft und Einzelhandel der IHK Siegen                  Baustein ist die digital und in Form von Unter­                wichtig, um Stimmen und Impulse aus den Reihen
verschrieben. Leiter Marco Butz verdeutlicht: „Wir      nehmensbesuchen umsetzbare Social­Media­Be­                    der Unternehmer in die eigene Arbeit einfließen
verstehen uns als Teil des Regionalmarketings. Oh­      ratung, die Referatsmitarbeiter Boris Edelmann                 lassen und wichtige Botschaften in alle Teile des
ne Handel und damit ohne lebendige, attraktive          (boris.edelmann@siegen.ihk.de, 02761 944­514)                  Kammerbezirks senden zu können. Über verschie­
Zentren hat jeder Standort ein Problem. Gemein­         interessierten Händlern in Einzelgesprächen an­                dene Wege – von Umfragen bis hin zu Resolutio­
sam mit Kommunen und weiteren Institutionen             bietet. Er informiert über Strategien, die eigene              nen – platziert die IHK zudem immer wieder Stand­
arbeiten wir daran, den Handel in den Kreisen Sie­      Online­Sichtbarkeit zu verbessern und moderne                  punkte der Händler zu politisch bedeutsamen
gen­Wittgenstein und Olpe auf eine erfolgreiche         Wege der Kommunikation mit den Kunden zu be­                   Themen – egal, ob es um Corona­Auswirkungen
Zukunft auszurichten.“ Frühzeitig haben die Mit­        schreiten. Die Seminar­Angebote der IHK im Be­                 auf das stationäre Geschäft, bürokratische Hürden
arbeiter des Referates damit begonnen, die Her­         reich Social Media (Web­Workshops) stehen dar­                 rund um Kassensysteme oder Argumente bezüglich
ausforderungen der fortschreitenden Digitalisie­        über hinaus ganz bewusst auch Gastronomen,                     etwaiger Sonntagsöffnungen geht.
rung zu fokussieren. Über die Facebook­ und             Dienstleistern unterschiedlichster Branchen und                Kontakt: Referatsleiter Marco Butz (0271 3302­
Instagram­Kanäle „Heimat shoppen an Bigge und           weiteren Akteuren offen, die das Leben der Innen­              222, marco.butz@siegen.ihk.de). !
Wirtschaftsreport        Aug 21     13

Corona­Schutzimpfungen zur Pandemiebekämpfung
Impfzentren bieten Erst­ und Zweitimpfungen ohne Terminvergabe an
Corona­Schutzimpfungen leisten laut Experten
einen eminent wichtigen Beitrag zur Bekämpfung
der COVID­19­Pandemie. Diese Einschätzung ver­
treten auch weite Teile der Bevölkerung im Kam­
merbezirk, sodass die Quote der vollständig Ge­
impften hier im Laufe der vergangenen Monate
deutlich angestiegen ist. Im Kreis Olpe lag sie
beispielsweise Mitte Juli bei 85 %. Auffällig je­
doch: Die Inzidenzzahlen sind bei den 18­ bis
40­Jährigen am höchsten. Gerade hier scheint
eine gewisse Impfmüdigkeit erkennbar zu sein,
berichtet Andreas Sprenger, Leiter des Krisenstabs

                                                                                                                                                    Pixabay
des Kreises Olpe. Christine Domnick, Leiterin des
Impfzentrums in Siegen­Eiserfeld, bestätigt die­
                                                     Die Corona­Schutzimpfungen sind elementarer Bestandteil im Kampf gegen die Pandemie.
sen Eindruck. Beide Zentren verfügen noch über
ausreichende Kapazitäten, um viele Menschen zu       Bürokratie mit einem mRNA­Impfstoff (BioN­           bietet zudem die Möglichkeit des mobilen Imp­
impfen und damit einen weiteren Schritt in Rich­     Tech oder Moderna) – verbunden mit einer ga­         fens in den Unternehmen sowie Informationen
tung Herdenimmunität zu leisten. Die letzten         rantierten Zweitimpfung nach drei bzw. vier          in verschiedenen Fremdsprachen an.
Erstimpfungen müssen bis Ende August erfolgen,       Wochen. Darüber hinaus stellen beide Zentren
da die Impfzentren am 30. September schließen.       analoge und digitale Impfausweise aus. Impfun­       Kontakt:
                                                     gen sind zu den normalen Öffnungszeiten ohne         Impfzentrum des Kreises Siegen­Wittgenstein:
Die wichtigsten Informationen im Überblick:          Termin möglich. Lediglich bei Gruppen von 50         0271 333­2171
Die Impfzentren der Kreise Siegen­Wittgenstein       oder mehr Personen bitten die Verantwortlichen       Impfzentrum des Kreises Olpe:
und Olpe bieten kostenlose Impfungen ohne            um Voranmeldung. Das Siegener Impfzentrum            02722 6357­944 !

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14           Aug 21      Wirtschaftsreport

Südwestfalenaward
Beste Internetseiten gesucht
Die südwestfälischen Industrie­ und Handels­               bewerb läuft in den Kategorien „Kunde“, „Design“         schichte geht somit weiter. Die Veranstalter er­
kammern Arnsberg, Hagen und Siegen vergeben                und „Social Media“. Einen zusätzlichen Preis gibt        hoffen sich auch diesmal eine gute Teilnehmer­
erneut den Südwestfalenaward für die besten                es unter dem Jahresmotto „Aufbruch“. Hier wird           resonanz. „Dass sich das Mitmachen wieder
Internetseiten aus der Region. Als Kooperations­           beispielsweise ein besonders erfolgreicher Um­           besonders lohnt, zeigen nicht nur die Gewinner­
partner und Multiplikatoren unterstützen dabei             gang mit den Herausforderungen der Corona­Kri­           seiten der letzten Jahre, sondern auch der Zusatz­
zum zweiten Mal die Marketing Clubs Siegen,                se ausgezeichnet. Bewerbungsschluss für alle             nutzen für die Teilnehmer durch einen Websei­
Südwestfalen und Hochsauerland den Wettbe­                 Beiträge ist der 15. September. Die Preise werden        tencheck“, erklärt Roger Schmidt, Referatsleiter
werb. Unter dem Motto „Das Beste im Web“ kön­              seit Jahrzehnten vom Hagener Künstler Hartmut            Technologie, Energie, Umwelt bei der IHK Siegen,
nen Unternehmen, Agenturen, Vereine, Freiberuf­            F. K. Gloger geschaffen. Auch wird es wieder den         die in diesem Jahr für die Austragung der Ver­
ler und Organisationen ihre Bewerbung online               Sonderpreis der Südwestfalen Agentur geben. Die          leihungsveranstaltung verantwortlich zeichnet.
unter suedwestfalenaward.de abgeben. Der Wett­             schon mehr als 20 Jahre andauernde Erfolgsge­            Weitere Einzelheiten: suedwestfalenaward.de. !

Berufsbildungszentrum
Auf Klaus Th. Vetter folgt Felix G. Hensel
                                                                                                                    dank der guten Zusammenarbeit des bbz­Teams
                                                                                                                    sowie der Corona­Hilfen wie Kurzarbeit und So­
                                                                                                                    forthilfe konnte ein Ergebnis von ‚nur‘ ­150.000 €
                                                                                                                    erzielt werden – und das bei einem deutlich auf
                                                                                                                    ca. 3,3 Mio. € reduzierten Umsatz.“

                                                                                                                    Der Ausblick für 2021 ist zunächst pandemiege­
                                                                                                                    trübt: „Insbesondere die Ausbildungsentwick­
                                                                                                                    lung bereitet uns Sorgen. Weniger Lehrverträge
                                                                                                                    bedeuten eben auch geringere Anmeldezahlen
                                                                                                                    im bbz“, verdeutlichte Bechheim. Doch etliche
                                                                                                                    Geschäftszweige laufen nach wie vor zufrieden­
                                                                                                                    stellend: Die Umsätze in den Bereichen der kauf­
                                                                                                                    männischen Weiterbildung sind ebenso wie die
                                                                                                                    Buchungszahlen im Bereich der geförderten
                                                                                                                    Qualifizierungen bisher besser als im vergange­
                                                                                                                    nen Jahr. Sabine Bechheim führte nachfolgend
                                                                                                              bbz

                                                                                                                    aus, dass das bbz – gemeinsam mit weiteren
Die Verantwortlichen des bbz blicken positiv nach vorne: (v.l.) Dr. Jaxa von Schweinichen, Sabine Bechheim, Klaus
                                                                                                                    Lehrwerkstätten in den Kreisen Siegen­Wittgen­
Fenster, Klaus Th. Vetter, Klaus Gräbener und Felix G. Hensel.
                                                                                                                    stein und Olpe – eine groß angelegte Offensive
Dr. Jaxa von Schweinichen fungiert auch in den             2014 die Geschicke des Berufsbildungszentrums            zur Berufsorientierung für die Schulabgänger
kommenden drei Jahren als Vorstandsvorsitzen­              leitete, ergänzte: „Du warst Gründungsmitglied           des „Corona­Jahrgangs“ plane. Im Bereich der
der des Berufsbildungszentrums (bbz) der IHK               und von Beginn an ein Verfechter der überbe­             Fortbildung zeige sich zudem eine große Offen­
Siegen. Zudem werden Jens Brinkmann, Rainer                trieblichen Idee. Ohne deine ideelle und auch            heit der Kunden für hybride Formate, die sowohl
Dango, Mark Georg, Klaus Gräbener, Konstantin              finanzielle Unterstützung hätten wir viele Pro­          online als auch in Präsenz durchgeführt werden.
Slawinski, Frieder Spannagel, Volker Tiepelmann            jektvorhaben nicht auf den Weg bringen können.
sowie Sabine Bechheim als bbz­Geschäftsführe­              Du warst im wahrsten Sinne des Wortes einer der          Jens Brinkmann (Volksbank in Südwestfalen eG)
rin weiterhin dem Vorstand angehören. Doch                 besten Botschafter, den sich das bbz wünschen            zeigte sich beeindruckt, dass das bbz vergleichs­
eine Personalie sticht heraus: Klaus Th. Vetter,           konnte.“ Als Vertreter des Präsidiums der IHK            weise gut dastehe – in anderen Einrichtungen
seit 2008 Mitglied des bbz­Vorstands, wurde im             Siegen folgt Vetter nun IHK­Präsident Felix G.           der beruflichen Bildung sähe es seinen Kennt­
Rahmen der Mitgliederversammlung verab­                    Hensel im bbz­Vorstand nach.                             nissen zufolge zum Teil anders aus. Das sei auch
schiedet. Dr. Jaxa von Schweinichen dankte ihm                                                                      ein Erfolg des flexiblen und kundenorientierten
für sein langjähriges Engagement: „Stets schlug            Geschäftsführerin Sabine Bechheim freut sich             Umgangs mit der Krise. In diesem Zuge bedank­
Ihr Herz für die berufliche Bildung. Immer waren           darauf, das bbz in Zukunft mit den bewährten             te sich der Vorstand zugleich bei Klaus Fenster,
Sie da, wenn das bbz Ihren Rat und Sachverstand            und neuen Kräften zu gestalten. Im Rahmen der            der als Geschäftsführer das bbz von 2015 bis
benötigte. Sogar Ihre eigenen Ausbilder stellten           Mitgliederversammlung erläuterte sie die Be­             2020 geleitet hatte und bei der Mitgliederver­
Sie für das bbz ab. Hierfür waren und sind wir             deutung der coronageprägten Monate für die               sammlung ebenfalls verabschiedet wurde – aus
sehr dankbar.“ IHK­Hauptgeschäftsführer Klaus              geschäftliche Entwicklung des Berufsbildungs­            nachvollziehbaren Gründen mit sechs Monaten
Gräbener, der als Geschäftsführer von 1993 bis             zentrums: „Das Jahr 2020 war schwierig, doch             Verspätung. !
Wirtschaftsreport        Aug 21            15

Tour­Entdecker
IHK unterstützt Gastronomie mit Wander­Rätsel
Mit der neuen Gewinnaktion „Tour­Entdecker“          bergungsbetriebe unter einer
unterstützt die IHK Siegen die heimische Gastro­     äußerst angespannten Situa­
nomie. Bis zum 5. November ist in jeder Woche        tion. Rücklagen, sofern vor­
ein Wanderrätsel zu lösen. Unter den richtigen       handen, seien längst aufge­
Einsendungen wird jeweils ein 100­€­Gutschein        zehrt und die Ausblicke in
für einen gastronomischen Betrieb freier Wahl        die Zukunft getrübt, ergänzt
unter den Teilnehmern verlost. Damit möglichst       IHK­Geschäftsführer Hans­
viele Betriebe unterstützt werden, sind Mehr­        Peter Langer: „Mit der Aktion
fachnennungen ausgeschlossen. Außerdem findet        ‚IHK­Tour­Entdecker‘ wollen
alle drei Wochen eine Sonderauslosung statt, in      wir ein Schlaglicht auf das
der alle Teilnehmer mit der richtigen Antwort, die   heimische Gastgewerbe rich­
noch nicht gewonnen haben, einen hochwertigen        ten und für die Unternehmen
Wanderrucksack gewinnen können. „Viele Men­          einen positiven Beitrag leis­

                                                                                                                                                               Carsten Schmale
schen haben in den vergangenen Monaten sehn­         ten. Auch wer keinen Gut­
süchtig darauf gewartet, ihrem Lieblingsrestau­      schein oder Rucksack erhält,
rant wieder einen Besuch abzustatten. Mit der        darf sich am Ende zu den
Gewinnaktion möchten wir Lust darauf machen,         Gewinnern zählen, denn er lernt eine attraktive     „IHK­Tour­Entdeckerin“ Celina Schmidt hat die Stre­
die Heimat unter die Füße zu nehmen, womöglich       Wandertour kennen, die er in den nächsten Wo­       cken ausgesucht und begleitet die Teilnehmer durch
bislang unbekannte Ecken kennenzulernen und          chen erkunden kann.“ Die Teilnahme ist denkbar      die Gewinnaktion.
kulinarische Besonderheiten neu zu entdecken“,       einfach: Nach der Registrierung unter ihk­siegen.
erläutert Julia Steinseifer, Social­Media­Beauf­     de/gewinnspiel gilt es, den Hinweisen auf Face­     Wander­Rätsels werden die familienfreundlichen
tragte der IHK. Auch wenn die Pandemie­Inzi­         book, Instagram oder der Homepage nachzuge­         Halb­Tages­Wandertouren samt Karte und Stre­
denzwerte gegenwärtig bundesweit niedrig seien,      hen und die richtige Lösung an gewinnspiel@         ckenprofil dort veröffentlicht und können jeder­
litten nach wie vor viele Restaurants und Beher­     siegen.ihk.de zu senden. Nach Auflösung des         zeit erwandert werden. !
16          Aug 21     Wirtschaftsreport

„Familienfreundliches Unternehmen“
Zertifikat geht in die sechste Runde
Bereits fünf Mal haben Betriebe aus Siegen­           Runde – wie gewohnt unter der Regie des Kom­         Ansprechpartnerinnen für Unternehmen aus den
Wittgenstein und Olpe den Zertifizierungspro­         petenzzentrums Frau & Beruf (Competentia).           Kreisen Siegen­Wittgenstein und Olpe sind Sa­
zess durchlaufen und bei erfolgreichem Ab­            Das Ziel des Zertifikats besteht darin, insbeson­    bine Bartmann (s.bartmann@siegen­wittgen­
schneiden das Siegel „Familienfreundliches            dere kleine und mittlere Betriebe bei der Verein­    stein.de, 0271 333­ 1150) und Melanie Schreier
Unternehmen“ erhalten. In Zeiten des Fachkräf­        barkeit von Beruf und familiären Verpflichtun­       (me.schreier@siegen­wittgenstein.de, 0271 333­
temangels sei diese Auszeichnung ein echter           gen zu unterstützen und Impulse für ein              1191).
Wettbewerbsvorteil bei der Akquise von gut            modernes Personalmanagement zu setzen. Am
ausgebildeten Mitarbeitern, betonen die beiden        31. August endet die Bewerbungsfrist. Der Zerti­     Das Kompetenzzentrum berät Unternehmen ger­
Landräte Andreas Müller und Theo Melcher. In­         fizierungsprozess wird aus Mitteln des Landes        ne telefonisch, um eine erste Standortbestim­
zwischen profitieren knapp 40 regionale Unter­        NRW und des europäischen Fonds für regionale         mung im Hinblick auf die Familienfreundlichkeit
nehmen von dem Label und dem Austausch in­            Entwicklung (EFRE) gefördert. Teilnehmende           durchzuführen. Weitere Informationen zum Zer­
nerhalb des Netzwerks. Jetzt startet die sechste      Betriebe tragen nur einen geringen Eigenanteil.      tifikat gibt es unter competentia.nrw.de/. !

 Interview mit Lennestadts Bürgermeister Tobias Puspas
 „Attraktivität ist der Schlüssel zum Erfolg“
 Im Wirtschaftsreport beziehen die Bürger-            Signalen aus weiten Teilen der Unternehmen, die
 meister der Kommunen des Kammerbezirks               die Krise meistern konnten, gibt es auch weiterhin
 Stellung zu Themen der Gemeindeentwick-              große Sorgen. Wir wissen nicht, welche schweren
 lung und der Wirtschaft. Für die August-             Folgen eintreten werden. Wenn dann in dieser
 Ausgabe stellte sich Lennestadts Verwal-             Krise ein weltweit agierender Investor aus strate­
 tungschef Tobias Puspas dem Gespräch.                gischen Gründen eine Standortschließung in Len­
                                                      nestadt ankündigt, wird einem bewusst, welche
 1. Wie steht die Wirtschaft in Lennestadt            Vorzüge unsere mittelständischen, oft noch fami­
 da?                                                  liengeführten Unternehmen mit Wertebezug zur

                                                                                                                                                             Stadt Lennestadt
 Die historischen Entwicklungen an der Ruhr­          Heimat haben.
 Sieg­Strecke machten Lennestadt zu einer
 Kommune, die vielen Menschen gute Arbeits­           2. Wo sehen Sie Handlungsbedarf? Welche
 plätze im Eisen, Stahl und Metall verarbeitenden     konkreten Ansätze zur Verbesserung von               Tobias Puspas, Bürgermeister der Stadt Lennestadt.
 Gewerbe bietet. Lennestadt wird durch kleine         Rahmenbedingungen verfolgen Sie derzeit?
 und mittelständische Betriebe geprägt, alles in      Eine der wichtigsten Aufgaben ist die Weiter­        zu verfolgen. Hierbei sind neben Arbeit und
 allem namhafte Zulieferer der Automobilindus­        entwicklung unserer Infrastruktur. So müssen         Wirtschaft Themen wie Daseinsfürsorge, Be­
 trie, der Elektroindustrie, aber auch erfolgreiche   Verkehrsknotenpunkte dem Bedarf angepasst            treuung sowie Bildung und Freizeitgestaltung
 Maschinenbauunternehmen und Handwerks­               werden, um Stillstand bei größtmöglicher Si­         von größter Bedeutung. Wir werden nichts
 betriebe. Wir haben stark verwurzelte Familien­      cherheit zu vermeiden. Mit dem Bewusstsein,          dem Zufall überlassen. So haben wir unseren
 betriebe, Welt­ und Europamarktführer sowie          dass uns nicht unendlich viele Flächen zur Ver­      Zukunftsplan Lennestadt2030 mit großer Bür­
 noch junge, innovative Unternehmen, die sich         fügung stehen werden, um den Bedarf zu de­           gerbeteiligung erarbeitet. Unser Auftrag lau­
 auf das gesamte Stadtgebiet verteilen. Ganz          cken, ist es uns in Lennestadt wichtig, Pläne        tet: Lennestadt – der Schatz im Sauerland –
 Lennestadt ist ein attraktiver Wirtschaftsstand­     zügig und rechtssicher umzusetzen. Wir brau­         soll nachhaltiger, grüner und digitaler gestaltet
 ort mit besten regionalen und überregionalen         chen eine zukunfts­ und sachgerechte Flächen­        werden. Unsere Top­Maßnahmen zielen auf
 Verbindungen.                                        planung, die nicht ideologiegetrieben ins Abseits    Mobilität und Ökologie. Projekte in den Be­
                                                      läuft. Das gelingt uns nur im Schulterschluss mit    reichen Digitalisierung, Energiebilanz, Elektro­
 Mitten im reizvollen Sauerland gelegen, lassen       Unternehmern unter Einbeziehung von Bürger­          mobilität und Gartenstadt bewegen die Men­
 sich in Lennestadt Wohnen und Arbeiten sehr          schaft und Politik. Mit Blick auf den aktuellen      schen vor Ort. Wir wollen es schaffen, eine
 gut miteinander verbinden – und die rund 20          Regionalplanentwurf möchte ich hier noch ein­        Balance zwischen Binnenorientierung und
 Minuten Fahrtzeit bis zur Autobahn sind zu ver­      mal deutlich zum Ausdruck bringen: Wir benöti­       Außenwirkung zu erreichen. Eine Erkenntnis
 kraften. In unserer touristischen Arbeitsgemein­     gen Gestaltungsspielräume und weniger Vorga­         ist entscheidend für unser zukunftsorientier­
 schaft mit der Gemeinde Kirchhundem hat sich         ben; nur so können wir uns vor Ort entwickeln!       tes Agieren: Wir Kommunen finanzieren alle
 die Urlaubsregion Lennestadt & Kirchhundem                                                                besonderen Entwicklungen zu einem großen
 einen Namen gemacht, und zahlreiche gastro­          3. Welche Schwerpunkte setzen Sie im                 Anteil aus der Gewerbesteuer und unserem
 nomische und beherbergende Betriebe konnten          Stadtentwicklungskonzept?                            Anteil an der Einkommenssteuer! Wirtschafts­
 wachsen. Die Pandemie hat auch die Wirtschaft        Attraktivität ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir      politik ist Finanzpolitik!
 in Lennestadt getroffen. Neben ersten positiven      sind entschlossen, dieses Ziel mit allen Kräften                           Interview: Patrick Kohlberger
Wirtschaftsreport   Aug 21   17

K­iS Systemhaus
IT­Dienstleister
übernommen
Die K­iS Systemhaus GmbH hat zum 1. Juli die
Gesellschafteranteile der pointcom GmbH mit
Sitz in Waldkirch bei Freiburg übernommen und
somit ihre Präsenz in Süddeutschland erweitert.
Mit zehn Mitarbeitern bietet pointcom seinen
Kunden zukunftssichere und innovative Lösun­
gen aus den Bereichen Netzwerkvirtualisierung,
Cloud Computing und Softwareentwicklung.
Darüber hinaus ist das Unternehmen Anbieter
                                                   %*6*"3-76
von Rechenzentrumsdienstleistungen. Beide
Partner sehen der Zusammenarbeit positiv ent­
gegen. !
                                                   37#) &$*31
                                                   %>G OK1 J"K>K2@K2&">1$G$KGKMMG=?&)"K1 '2( >1O

EUROPÄISCHE MOBILITÄTSWOCHE                        +4*! . +*$7#) :92O /K"0" /0:%520,R O9K 1K>K
                                                   %O2KGGK )82 &1GH2>=?GG&33K1G=?M>GG OK2 @K9OK1 K2)&?2K1K1
vom 16. bis zum 22. September hier in der
                                                   !&10MK9K1 @9K"K" 7?1K1 K1"G=?K9OK1OK *E2"K9MKR
Region statt. Die Kampagne der Europäischen
Kommission bietet die perfekte Möglichkeit, die    OK11 O>2=? O9K $2#,K2K 'E3&1N >1O 6&1N;E:K2
komplette Bandbreite nachhaltiger Mobilität        GE:9K >1GK2K $K@81OKM"K ILHK2"9GK -#11K1
erlebbar zu machen. Jedes Jahr werden im Rah­
men der Aktionswoche innovative Verkehrslö­        :92 J9K 0>-81)"9$ 1E=? >3)&GGK1OK2R 2K&-"9E1GN
sungen ausprobiert oder es wird mit kreativen      G=?1KMMK2 >1O 91"K1G9K2M9=?K1 >1O
Kommunen geworben. Die IHK Siegen beteiligt
sich in diesem Jahr an der Kampagne und be­        @9M&109KMMK1 (2&$KG"KMM>1$K1B
wirbt das Betriebliche Mobilitätsmanagement
mit einer „Mobilitäts­Testwoche für Betriebe“,     %MG G"&2-KG FK&3 @K$MK9"K1 :92 J9K &>) 7?2K3 'K$
sodass Unternehmen in diesem Zeitraum die
                                                   39" )&=?M9=?K2 >1O O9$9"&MK2 !E3HK"K10B '92 $K?K1
E­Mobilität für ihren Fuhrpark gratis nutzen
können: Unternehmen und deren Mitarbeiter          GR 0K9$K1 7?1K1 1K>K ;K2GHK-"91O
testen Elektro­, Hybrid­ oder auch Wasserstoff­    >1"K2G"8"0K1 J9K &>) OK3 'K$ &1 O9K JH9"0KB
Fahrzeuge im betrieblichen Einsatz. Weitere
Bausteine, wie die Nutzung des ÖPNV, Lasten­
fahrräder und Car­Sharing, vervollständigen ein
Betriebliches Mobilitätsmanagement. Um diese
Mobilitäts­Testwoche für Betriebe anbieten zu
können, ist die IHK Siegen auf die Mitwirkung
der Kfz­Händler angewiesen. Einige konnten
schon gewonnen werden, weitere werden gerne
aufgenommen, sodass viele Elektro­, Hybrid­
oder Wasserstoff­Fahrzeuge in dieser Woche im
Kammerbezirk zur Verfügung stehen. Die ver­
tragliche Regelung zur Kfz­Nutzung obliegt
selbstverständlich den Händlern. Die IHK Siegen    !!!'(*)#%!*&'"*
stellt die Ergebnisse auf der Plattform ihk­
siegen.de/mobilitaet/ ein. Ansprechpartnerin ist
Meike Menn (0271 3302­319, meike.menn@
siegen.ihk.de).!
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