Mitarbeiter mit Behinderung integrieren IHK-Jahresempfang in der Siegerlandhalle - IHK-Siegen
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REPORT A 4791 3/17 96. JAHRGANG WIRTSCHAFTSREPORT SIEGEN · OLPE · WITTGENSTEIN Mitarbeiter mit Behinderung integrieren 2 IHK-Jahresempfang in der Siegerlandhalle 20 Herausforderungen der digitalen Welt 56 INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER SIEGEN
BGH Edelstahlwerke GmbH, Siegen Wir leben die Region. Weil wir Energien verbinden, um Neues entstehen zu lassen. Das ist unsere Kultur. Seit 175 Jahren. Wir leben die Region – seit 1842. In Siegen, Freudenberg, Kreuztal, Netphen und Wilnsdorf begleitet die Sparkasse Siegen die Menschen in der Region und ihre Ideen, die heimische Wirtschaft und den technologischen Fortschritt. sparkasse-siegen.de
20 2 56 Die IHK Siegen online: Liebe Leser, www.ihk-siegen.de Mitarbeiter mit Behinderung zu beschäfti- Empfehlung von Dr. Ursula von der Leyen, tete der Spezialist für Forschungs- und Ent- gen, ist auf vielen Ebenen eine Herausfor- Bundesverteidigungsministerin und dies- wicklungsaufgaben der Automobilindustrie derung für den Arbeitgeber: Nicht selten jährige Festrednerin beim Jahresempfang in Attendorn mit einem Technikum und gro- muss er zusätzliche Maßnahmen ergreifen, der IHK Siegen. Vor rund 1600 geladenen ßen Erwartungen seitens der Region die um sie an der richtigen Stelle seines Betrie- Gästen begeisterte sie neben IHK-Präsident Projekttätigkeit. Jetzt, dreieinhalb Jahre spä- bes einsetzen zu können, wie Sie in unserer Felix G. Hensel in der Siegerlandhalle. Ein- ter, ist es Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. Titelgeschichte ab Seite 2 lesen können. zelheiten auf Seite 20. Unser Gastroporträt Sie fällt auf Seite 48 positiv aus. Maximi- Das mag vermutlich viele Unternehmen von beschäftigt sich ab Seite 32 mit dem „Haus lian Munk, der Verantwortliche für das acs- einer Zusammenarbeit abhalten. Doch was Wigger“ in Drolshagen-Hützemert. Das Res- Marketing: „Es ist eine Erfolgsgeschichte. steht den Anstrengungen gegenüber? Und taurant steht schon seit fast 100 Jahren für Wir haben die Marke acs national und auch welche Unterstützung erhalten Betriebe, die ehrliche, gutbürgerliche Küche. Und weil die international bekannt gemacht.“ Menschen mit Behinderung einstellen wol- Speisen so gut ankommen, liefert Inhaber Zum Schluss beleuchtet unsere Rubrik „Ebiz“ len? Für den WIRTSCHAFTSREPORT haben Christian Scholemann auch außer Haus. Er ab Seite 56 die „digitale Welt“, die Heraus- drei Firmen einen Blick hinter die Kulissen hat sich auf das Catering spezialisiert. Und forderungen, aber auch Chancen mit sich gewährt, die weit über das Erfüllen irgend- für die Wanderer und Radfahrer auf dem bringt. Wie wirkt sich die Digitalisierung einer Beschäftigtenquote hinausgehen. Und Bergischen Panorama-Radweg gibt es im auf die Arbeitswelt aus? Unternehmen und sie alle berichten darüber, dass viele Vorbe- Sommer am Wochenende Kaffee und Ku- Arbeitnehmer müssen sich auf Veränderun- halte, die gegenüber Menschen mit Behinde- chen nebenan im umgebauten denkmalge- gen einstellen, meint rung bestehen, ausgeräumt werden können. schützten alten Bahnhof von Drolshagen- Einer Welt in Unordnung muss man den Hützemert. Wertekanon entgegensetzen, der uns schon Das Automotive Center Südwestfalen, kurz Ihre Redaktion lange durch Krisen trägt. So lautete die acs, ist gut in Fahrt. Mitte Juni 2013 star- REPORT In dieser Ausgabe März 2017 Titelgeschichte ab Seite 2 Berichte ab Seite 20 Auszeichnungen, Jubiläen und Geburtstage 61 Mitarbeiter mit Behinderung integrieren IHK-Jahresempfang in der Siegerlandhalle 20 Bücher 61 Aktuell ab Seite 9 Wirtschaftliche Selbstverwaltung Konjunkturklima verbessert der Kammern 30 Börsen ab Seite 62 sich leicht 10 Das „Haus Wigger“ tischt auf 32 Unternehmensnachfolgebörse 62 IHK-Medienseminar zog ACS gut in Fahrt 48 viele Besucher 13 Recyclingbörse 63 Perspektiven für Angehörige Handels- und Ehrenpräsidenten: und Mitarbeiter 52 Sprecher der regionalen Wirtschaft 16 Genossenschaftsregister 64 Digitale Welt: Herausforderungen 18 Brücken gleichzeitig in Planung 17 und Chancen 56 Kultur 78 Unternehmen über Trumps Politik besorgt 19 Wirtschaft in der Region 36 Kommentiert – Notiert 80 Bekanntmachung 19 Nachrichten für die Praxis 58 Impressum 80 REPORT 3/17 1
Mitarbeiter mit Behinderung zu beschäftigen, ist auf vielen Ebenen eine Herausfor- derung für den Arbeitgeber: Nicht selten muss er zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um sie an der richtigen Stelle seines Betriebes einsetzen zu können. Das mag vermutlich viele Unternehmen von einer Zusammenarbeit abhalten. Doch was steht den Anstren- gungen gegenüber? Und welche Unterstützung erhalten Unternehmen, die Menschen mit Behinderung einstellen wollen? Für den WIRTSCHAFTSREPORT haben drei Firmen einen Blick hinter die Kulissen gewährt, die weit über das Erfüllen irgendeiner Beschäf- tigtenquote hinausgehen. Und sie alle berichten darüber, dass viele Vorbehalte, die gegenüber Menschen mit Behinderung bestehen, ausgeräumt werden können.
R ené Reuter hatte schon in seiner Aus- bildung Kontakt zu Mitarbeitern mit Behinderung. Den heutigen Inhaber von fachen Arbeiten angefangen. Er lernte schneller als gedacht alleine eine Hecke zu schneiden oder Unkraut zu jäten. „Das ist Blattwerk in Kreuztal ärgerte damals, dass eine große Entwicklung“, so René Reuter. sein Kollege immer nur zum Fegen abge- Zweimal in der Woche erhält der 19-Jähri- stellt wurde. „Hätte man gewollt, hätte er ge zusätzlichen Unterricht im bbz, ansons- sicherlich auch das Kassensystem verstehen ten arbeitet er wie seine Kollegen. Seine können. Aber dafür hätte man sich die Zeit Lehrerin bestätigte René Reuter die gute nehmen müssen.“ Und genau die nimmt Entwicklung. Für den 27-Jährigen ist das sich René Reuter in seinem eigenen Betrieb nicht überraschend. „Man muss Menschen für einen Mitarbeiter, der eine Lern- mit einer Lernschwäche einfach auch mal schwäche hat. „Er hat zunächst ein zwei- was zutrauen. Wenn man ihnen immer nur wöchiges Schülerprak- Arbeiten gibt, bei denen tikum absolviert und sie keine Fehler machen kam danach in den Fe- Mit einfachen können, lernen sie nie rien nochmal zu uns.“ Als er dann nach einem Arbeiten angefangen etwas. Wenn man sie aber so wie die anderen Jahrespraktikum frag- Mitarbeiter behandelt, te, musste René Reuter eine Entscheidung stärkt das ungemein ihr Selbstbewusst- treffen. Denn eines war dem 27-Jährigen sein.“ Natürlich müsse man mehr Nachsicht klar: Einfach würde es nicht werden. Be- zeigen und dürfe nicht zu viel erwarten. sonders das Langzeitgedächtnis bereitet „Was das betrifft, habe ich vielleicht sogar seinem Mitarbeiter Probleme. Dennoch mehr von ihm gelernt als er von mir“, so entschied sich René Reuter dafür, dem 19- René Reuter. „Ich habe gelernt, besser auf Jährigen eine Chance zu geben. „Ich habe Leute einzugehen und nicht alles als selbst- einfach noch nie einen so herzlichen, ehr- verständlich anzusehen.“ René Reuter (li.), lichen und fleißigen Menschen kennenge- der Inhaber von Blattwerk lernt. Er fragt nie danach, wann Feierabend Besonders sein Vorarbeiter weiß die Situa- in Kreuztal, hat schon ist und obwohl er deutliche Schwierigkei- tion einzuschätzen und kommt mit seinem in seiner Ausbildung ten hat, versucht er alles. Er sagt zu nichts Kollegen gut zurecht. Auch die anderen ,nein‘ und hat diesen besonderen Ehrgeiz. Mitarbeiter haben ihn nach anfänglicher den Umgang mit Er geht völlig auf in seiner Arbeit und ist Skepsis voll integriert und akzeptiert. „Das behinderten Mitarbeitern sehr dankbar für diese Chance.“ musste sich einfach einpendeln. Mittler- kennengelernt. weile sind wir alle auf einer sehr persönli- Seit Anfang 2015 ist der 19-Jährige nun chen Ebene und helfen ihm auch privat als Hilfskraft im Gartenbau angestellt. In weiter.“ So organisierten die Kollegen Mö- dem Gartenbauunternehmen hat er mit ein- bel oder erklärten, wie man mit der EC- Karte bezahlt. Der Wunsch von René Reuter ist es, einen Integrationshelfer zu bekommen, der seinem Mitar- beiter dann Maschinen oder Arbeitsabläufe in Ruhe er- klären kann. Denn auch wenn er und seine Mitarbeiter es gern anders hätten, 4 REPORT 3/17
Auch bei der Kessler Plastics GmbH in Kreuztal-Kredenbach sind Mitarbeiter mit Behinderung fest in den Arbeitsalltag integriert, Kurz und knapp wie Geschäftsführer Michael Kessler berichtet. Tipps und Tricks ist nicht an jedem Tag die Zeit dafür da. „Es berichtet. Er hat viele gute Erfahrungen mit Wer noch keine Mitarbeiter mit Behin- gibt nichts Schlimmeres als wenn wir ver- diesem Modell gemacht. „Bei wiederkehren- derung eingestellt hat, wird vielleicht suchen, ihm in der Hektik Dinge zu erklären. den Tätigkeiten mit einfachem Charakter zunächst einmal etwas vorsichtig an die- Denn er will es wirklich verstehen.“ Mit sind Mitarbeiter mit bestimmten Handicaps ses Vorhaben herangehen. René Reuter, Unterstützung, da ist sich der 27-Jährige über die Zeit viel konzentrierter. Für viele an- Michael Kessler und Simone Maubach sicher, könnte sein Mitarbeiter in fünf oder dere Menschen sind diese Arbeiten einfach haben einige Tipps und Hinweise. René sechs Jahren so weit sein, dass man ihm nicht zufriedenstellend, weil sie sich schnell Reuter: „Einen loyaleren Mitarbeiter kann sein Handicap nicht mehr anmerkt. Denn langweilen. Es kommt zu Unzufriedenheit man nicht kriegen. Die gehen wirklich der Plan ist, ihn langfristig zu beschäftigen. und Fehlern.“ Die Mitarbeiter der AWO wür- durchs Feuer für Sie. Auch wenn es am Schon bald muss René den zwar im Verhältnis Anfang vielleicht schwierig ist, würde ich Reuter diesbezüglich weniger produzieren, jedem empfehlen, einen Mitarbeiter mit die nächste Entschei- Kooperation die geleistete Qualität Behinderung einzustellen, wenn es die Firma zulässt. Es hilft einem auch selbst, dung treffen. Denn noch wird die Anstel- mit der AWO sei aber durchweg kon- stant hoch. „Wir sind in über bestimmte Sachen anders zu den- lung des 19-Jährigen diesem Bereich seit Jah- ken.“ Michael Kessler: „Die Mitarbeiter vom Arbeitsamt gefördert. Damit es sich für ren reklamationsfrei, weil die Gruppe beson- haben ein ganz anderes Verantwortungs- den kleinen Betrieb auch wirtschaftlich ders gründlich und gewissenhaft arbeitet. bewusstsein. Sie können nicht gut damit rechnet, muss er danach ganz auf eigenen Für uns ist die Integration von Menschen mit umgehen, wenn doch mal eine Reklama- Beinen stehen. René Reuter ist aber sehr Behinderung in den Arbeitsalltag ein großer tion kommt. Dadurch haben sie eine ganz optimistisch: „Er gehört einfach dazu. Gewinn.“ Wenn es im Einzelfall passt, wer- andere Motivation, sich bei der Arbeit an- Wenn alles gut läuft, werden wir hoffent- den Mitarbeiter mit Behinderung auch gerne zustrengen. Sie haben eine unglaubliche lich zusammen in Rente gehen.“ in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeits- Zufriedenheit und sind für das Betriebs- verhältnis übernommen. „Wir haben einen klima eine absolute Bereicherung, weil sie Auch bei der Kessler Plastics GmbH in Kreuz- Mitarbeiter aus der AWO-Gruppe übernom- so positiv gestimmt sind. Das hilft der tal-Kredenbach sind Mitarbeiter mit Behin- men, der sehr stark spastisch gelähmt ist. Da ganzen Belegschaft.“ Simone Maubach: derung fest in den Arbeitsalltag integriert. er nicht richtig gehen kann, haben wir ihm „Viele wissen vielleicht gar nicht, wie sie Seit vielen Jahren hat das Unternehmen eine ein Förderfahrzeug zur Verfügung gestellt, mit behinderten Menschen umgehen sol- erfolgreiche Kooperation mit dem AWO- das er einhändig bedienen kann. So ist er im len und haben große Berührungsängste. Kreisverband in Siegen. Insgesamt zehn Mit- logistischen Bereich voll einsetzbar.“ Die muss man einfach ablegen und arbeiter mit Handicap erledigen hier zurzeit freundlich und offen auf sie zugehen. Der leichte Montagearbeiten. Gecoacht werden Die Mitarbeiter des AWO-Kreisverbandes Rest passiert dann von ganz alleine. Es sie dabei von einer Fachkraft zur Arbeits- arbeiten im einschichtigen Montagebe- gibt viele Möglichkeiten, sich Unterstüt- und Berufsförderung, die Menschen mit Be- reich, da die Betreuung anders nicht ge- zung zu holen. Auch wenn die Prozesse hinderung in ihren Außenarbeitsplätzen be- währleistet werden könnte. Aber auch im teilweise nicht ganz so einfach sind und treut, wie Geschäftsführer Michael Kessler Mehrschichtbetrieb beschäftigt das Unter- man die entsprechenden Stellen manch- mal erst überzeugen muss, lohnt sich die REPORT 3/17 Anstrengung.“ 5
Die Viega Gruppe arbeitet seit Jahrzehnten mit den Werthmann-Werkstätten zusammen. Die Mitarbeiter in den Werkstätten stecken Teile zusammen und tüten sie ein. Das sollen keine Automaten übernehmen, sagt Simone Maubach, Vertrauensfrau der Schwerbehinderten bei Viega. nehmen Menschen mit Handicap. Über den auch finanzielle Vorteile geben würde – die Werkstätten für Behinderte Landschaftsverband werden seit Jahren Beschäftigten der AWO werden beispiels- gehörlose Mitarbeiter gefördert. Diese ak- weise nicht von der Firma selbst, sondern Zahlen und Fakten tuell drei Mitarbeiter werden ebenfalls vor von der AWO bezahlt –, wäre das bei allem für wiederkehrende Tätigkeit einge- Kessler Plastics betriebene Modell schwie- In NRW gibt es etwa 100 Werkstätten für setzt. Angelernt werden sie mit Hilfe eines rig umzusetzen, räumt Michael Kessler ein. Behinderte, in diesen sind fast 78.000 Gebärdendolmetschers, „In unserem sehr preis- Personen mit Behinderungen beschäftigt. der die Schulungen getriebenen Marktum- Im IHK-Bezirk sind laut LWL-Behinder- übersetzt. „Schriftliche Zusammenarbeit feld müssen wir natür- tenhilfe Westfalen (Münster) zwei Werk- stätten mit mehr als 1600 Beschäftigten und bebilderte Unter- seit vielen Jahren lich konkurrenzfähig weisungen gehen auch bleiben. Aus reiner so- aktiv, davon arbeiten 82 Menschen mit immer“, erläutert Mi- zialer Verantwortung Behinderungen auf einem betriebsinte- chael Kessler. „Außerdem können die meis- geht es nicht. Wir sind froh und stolz, dass grierten Arbeitsplatz. Die Arbeit der ten wirklich gut von den Lippen ablesen.“ wir einen Beitrag leisten können, aber das Werkstätten, die für viele erwachsene Zu den Beschäftigten der AWO und den muss schon beides passen.“ Menschen mit Behinderung Alltag ist, weiteren gehörlosen Mitarbeitern kommt wird teilweise auch kritisch gesehen. Die noch ein Angestellter, der aufgrund seiner Die Viega Gruppe arbeitet seit Jahrzehnten UN beanstandete 2015, dass die Werk- Lernschwäche keine Ausbildung schaffen mit den Werthmann-Werkstätten zusam- stätten die Absonderung von Menschen würde. „Bei uns arbeitet er in der Material- men. Die Mitarbeiter in den Werkstätten mit Behinderungen im Arbeitsmarkt ze- versorgung und reinigt Maschinen.“ Auch stecken Teile zusammen und tüten sie ein. mentierten und damit einer wirklichen hierbei handelt es sich also um wiederkeh- Das könnte auch automatisiert werden, Inklusion eher im Wege stünden. Ande- rende Tätigkeiten. Das sei bei Menschen wie Simone Maubach, Vertrauensfrau der rerseits ermöglichen die Werkstätten vie- mit einer Lernbehinderung wichtig, wie Schwerbehinderten bei Viega, umschreibt. len Menschen mit Behinderung über- Michael Kessler betont. „Viega macht das aus sozialer Verantwor- haupt erst, den Wert der eigenen Arbeit tung heraus. Wir wollen damit Menschen zu erfahren. Deshalb schätzen diese die Es gab auch Herausforderungen: „Natürlich die Möglichkeit geben zu arbeiten. Eine Zusammenarbeit mit Unternehmen. Da- waren die Berührungsängste am Anfang Möglichkeit, die sie sonst nicht hätten.“ durch sind sie näher an der Wirtschaft groß, aber mittlerweile merkt man davon Neben der Kooperation mit den Werth- und können zumindest für einige ihrer nichts mehr. Und unseren anderen Mitar- mann-Werkstätten beschäftigt Viega auch Mitarbeiter über Außenarbeitsplätze oder beitern bringt es persönlich sehr viel, mit an jedem Standort wie zum Beispiel in direkte Vermittlung Kontakte zur „nor- Menschen mit unterschiedlichen Handi- Elspe, Attendorn oder im Industriegebiet malen“ Arbeitswelt schaffen. caps zusammenzukommen.“ Wenn es nicht Ennest Mitarbeiter mit Behinderung in REPORT 3/17
Integration im Blick Vorteile für die Betriebe Was für Vor- und Nachteile hat die Ein- rung genutzt wird, und en- stellung von behinderten Mitarbeitern? det im Idealfall mit einem Oder was bedeutet eine Einstellung für sozialversicherungspflichtigen die Mitarbeiter selbst? Gilda Hey (Stabs- Arbeitsverhältnis für den Men- stelle Marketing und Öffentlichkeitsar- schen mit Behinderung. Funktio- beit des AWO-Kreisverbandes), Mattias niert die Zusammenarbeit zwischen Sanna (Verwaltungsleiter und EDV-Ko- beiden Parteien gut, folgt im zweiten ordinator der AWO Siegener Werkstät- Schritt die weitere Integration des behin- ten) sowie Hartmut Krause (bei der AWO derten Mitarbeiters in Form eines länger- als Integrationsassistent verantwortlich) fristigen Außenarbeitsplatzes. Für den Un- Was bedeutet eine Einstellung für die standen dem WIRTSCHAFTSREPORT Re- ternehmer besteht keinerlei Druck, den behinderten Mitarbeiter selbst? de und Antwort. Mitarbeiter nach einer bestimmten Zeit fest Gilda Hey und Mattias Sanna einstellen zu müssen. Der AWO-Kreis- Was sind die Vorteile beziehungsweise standen dem WIRTSCHAFTSREPORT verband konnte in den vergangenen drei Nachteile für Unternehmen, Men- Jahren insgesamt elf Menschen mit Behin- Rede und Antwort. schen mit Behinderung anzustellen? derung in ein festes Arbeitsverhältnis ver- Gilda Hey: „Generell möchte ich sagen, mitteln.“ dass die berufliche Integration von Men- schen mit Behinderung ein wichtiges Was bedeutet eine solche Anstellung für gesellschaftspolitisches Ziel ist. Für den die Menschen selbst? lich geregelt. Im Vorfeld werden zwi- AWO-Kreisverband Siegen-Wittgenstein Mattias Sanna: „Die Teilnahme am Er- schen der AWO und dem Unternehmen, ist es selbstverständlich, daran mitzuar- werbsleben hat in unserer Gesellschaft ei- das die Arbeitsplätze zur Verfügung beiten und dies als eigenständige Auf- ne sehr hohe Bedeutung. Sowohl Einzelne stellt, die Rahmenbedingungen wie Tätig- gabe zu betrachten. Nachteile gibt es als auch die Gemeinschaft bewerten sich keiten, Arbeitszeiten, Ansprechpartner, für Unternehmen, die Menschen mit Be- und andere in großem Maße über die Er- Arbeitssicherheit, Beförderung, Versi- hinderung einstellen, im Grunde nicht. werbstätigkeit und die Leistung. Eine Ar- cherung, Entlohnung usw. schriftlich Im Gegenteil. Die Erfahrung zeigt, dass beit zu haben bedeutet Selbstständigkeit vereinbart. Die dort Beschäftigten blei- beide Seiten davon profitieren. Dem und Unabhängigkeit und damit auch eine ben Mitarbeiter der Werkstatt für Men- Menschen mit Behinderung wird eine Steigerung des sozialen Status, des Selbst- schen mit Behinderung, sie sind jedoch Zukunftsperspektive geboten, und die wertgefühls und der gesellschaftlichen in die Arbeits- und Produktionsabläufe Betriebe stellen sehr häufig fest, dass Anerkennung. Das ist ein wichtiger Be- der Unternehmen eingebunden. Das er- behinderte Mitarbeiter nicht nur das Ar- standteil zur Teilhabe am Leben in der Ge- möglicht den Mitarbeitern mit Behin- beitsklima bereichern, sondern auch be- sellschaft. Natürlich sichert die Berufs- derung die Nähe zum allgemeinen Ar- sonders motiviert und engagiert sind. tätigkeit neben diesem ideellen Wert der beitsmarkt, bei gleichzeitiger Begleitung Auch der Vorbehalt gegenüber der Leis- Arbeitsintegration auch nachhaltig die von speziellen Fachkräften der AWO. tungsfähigkeit eines behinderten Mit- materielle Existenz. Die Beschäftigten wol- Neben der Begleitung erfolgt auch die arbeiters oder häufige Arbeitsausfälle len Normalität erleben – unter anderem im Entlohnung und Versicherung der Be- wegen Krankheit können ausgeräumt Arbeitsleben.“ schäftigten weiter über die Werkstatt.“ werden. Die Praxis zeigt, dass behinderte Mitarbeiter nicht häufiger krank sind Was sind die Besonderheiten, die Men- Wie unterstützt die AWO diese Un- als ihre nicht behinderten Kollegen, schen mit Behinderung mitbringen, die ternehmen über die Betreuung vor Ort wenn der Arbeitsplatz behindertenge- sie vielleicht von Menschen ohne Behin- hinaus? recht ausgestattet ist. Eine Anpassung derung unterscheiden? Hartmut Krause: „Regelmäßige Besuche des Arbeitsplatzes an die Behinderung Gilda Hey: „Hohe Motivation, hohe Identi- vor Ort. Beratung des Betriebes über Ar- ist meist mit entsprechenden techni- fikation mit dem Betrieb, spezielle Talente beitsplatzgestaltung oder Umgang mit schen Hilfen leicht möglich. Die Leis- für das Ausfüllen besonderer Anforderun- den Mitarbeitern mit Handicap, evtl. tungsfähigkeit ist dann in der Regel voll gen. Nach einiger Zeit verändert sich in der Mediation zwischen Mitarbeitern des hergestellt. Oft genügt auch schon eine Regel durch die Beschäftigung eines behin- Betriebs und den behinderten Mitarbei- leichte Modernisierung des Arbeitsplat- derten Mitarbeiters aus der Werkstatt das tern. Kontaktanbahnung zum Integrati- zes. Für die Unternehmen kann daraus Betriebsklima. Die Stimmung hellt sich auf onsfachdienst.“ eine höhere Produktivität sowie eine und wird herzlicher. Kognitiv eingeschränk- Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit te Menschen sind immer offen und direkt.“ Mit wie vielen Unternehmen arbeitet resultieren.“ die AWO im Kreis Siegen-Wittgen- In einigen Firmen arbeiten Menschen mit stein und Kreis Olpe zusammen? Wie Hartmut Krause: „Am Anfang einer Behinderung in Gruppen, betreut von ei- viele Menschen arbeiten in diesen möglichen Beschäftigung eines Mitar- nem Mitarbeiter der AWO. Was müssen Firmen? beiters mit Behinderung steht bei der interessierte Firmen mitbringen, die eine Hartmut Krause: „Die AWO arbeitet mit AWO immer ein dreiteiliger Prozess in solche Zusammenarbeit wünschen? circa 10 bis 15 Betrieben aus der Region Form einer Erprobungsphase. Diese be- Mattias Sanna: „Die Kooperation zwischen erfolgreich zusammen. Insgesamt sind es ginnt zunächst mit einem bis zu zwölf- dem Unternehmen und der Werkstatt für 50 bis 70 Mitarbeiter, abhängig je nach wöchigen Praktikum, das als Orientie- Menschen mit Behinderung wird vertrag- Praktikum und Außenarbeitsplätzen.“ REPORT 3/17 7
sozialversicherungspflichtigen Anstellun- schaftsverband Münster beantragt. Diese gen. In Attendorn arbeitet seit Jahren ein steht einem Unternehmen zu, wenn die Leis- blinder Mitarbeiter in der Zentrale und ver- tung des Mitarbeiters seit mehr als sechs mittelt eingehende Anrufe weiter. „Der hat Monaten 30 Prozent unter dem normalen alle Telefonnummern im Kopf.“ Dieser Ar- Wert liegt und sich auch zukünftig nicht beitsplatz ist ebenso auf die Bedürfnisse des steigern wird. Auch der Betreuungsaufwand Mitarbeiters ausgerichtet wie der eines an- wird erfasst und entsprechend angerechnet. deren Beschäftigten, der eine geistige Be- „Wir machen viel für unsere Mitarbeiter mit einträchtigung hat. Seine Stelle im Produk- Behinderung und nehmen dafür Unterstüt- tionsbereich ist unter anderem mit einer zung in Anspruch.“ Neben den Mitarbeitern, Hebelhilfe sowie einem entsprechenden Ar- die von Geburt an mit ihrer Behinderung beitsstuhl ausgestattet. Auch unterliegt er leben und arbeiten, fühlt sich die Geschäfts- keiner Vorgabe an Stückzahlen, er hat andere führung von Viega auch sehr für jene ver- Qualitäten. „Wir haben bei seiner Arbeit antwortlich, die erst im Laufe der Jahre noch keine Reklamationen gehabt. Er ist sehr durch eine Erkrankung oder einen Unfall gewissenhaft und will seine Arbeit immer eine Behinderung bekommen haben. „Das richtig machen.“ Natürlich benötige der kann einfach jedem passieren. Jeder kann Mitarbeiter viel Betreuung im Arbeitsalltag. einen Unfall oder Schlaganfall haben oder Wichtig sei, darüber zu sprechen und zu Rheuma bekommen“, betont Simone Mau- schauen, welcher Mitarbeiter für die Betreu- bach. Auch für diese Mitarbeiter werden bei ung am besten geeignet sei und sich diese Viega schnell Lösungen gesucht. „Rücken- auch zutraue. „Es gibt Leute, die ganz wun- leiden, Krebserkrankung oder Diabetes sind derbar damit umgehen können. Der Kollege letztlich alles auch Behinderungen, die die ist ein sehr herzlicher Mensch. Wen er mag, Menschen und ihre Leistungsfähigkeit ver- den drückt er zur Begrüßung erstmal ganz ändern. Eine Erkrankung bedeutet aber bei fest. Das ist vielleicht am Anfang fremd, Viega nicht die Kündigung.“ Wenn möglich, aber man kann eine Menge daraus lernen.“ werde der Mitarbeiter weiterbeschäftigt. Die anderen Mitarbeiter bei Viega seien ihre Entweder am umgebauten Arbeitsplatz oder Kollegen mit Behinderung gewohnt. „Viele in einem neuen Aufgabenbereich, den er mit Mitarbeiter sind seit Jahrzehnten in der Fir- seiner Einschränkung besser erfüllen kann. ma. Für die ist das ganz normal. Und neue „Der zusätzliche Aufwand ist kein Grund Mitarbeiter werden aufgeklärt und wach- dafür, die Zusammenarbeit zu beenden.“ sen dann rein“, so Simone Maubach. Und wenn keine 100 Prozent mehr erbracht werden können, gibt es auch für diese Mit- Wenn die bei Viega tätigen Mitarbeiter mit arbeiter die Möglichkeit, Unterstützung zu Mitarbeiter mit Behinderung zu Behinderung nicht die volle Leistung wie ih- erhalten. „Gerade für erkrankte Mitarbeiter beschäftigen, ist auf vielen Ebenen eine re Kollegen erbringen können, aber dennoch ist es sehr wichtig, dass sie sich nicht unter als Vollzeitkräfte angestellt sind, wird für sie Druck gesetzt fühlen, aber dennoch merken: Herausforderung für den Arbeitgeber. die sogenannte Minderleistung beim Land- Ich werde weiterhin gebraucht.“ kf Kommentar Klima ist auch ein Nutzenfaktor Im Spätsommer fanden in Rio die Para- auch Unternehmen berichten, die Men- lympics statt. Erneut war die Atmosphäre schen mit Handicaps beschäftigen: Ist erst dieser Wettbewerbe bemerkenswert. Die einmal die anfängliche Beklemmung gewi- Freude über die gezeigten Leistungen chen, entstehen häufig andere Formen des stand den teilnehmenden Menschen innerbetrieblichen Miteinanders. Menschen buchstäblich „ins Gesicht geschrieben“. mit Handicaps ändern zunächst unmerklich, Auch dann, wenn sie nicht mit Edelmetall dann jedoch für viele greifbar das Klima belohnt wurden. Sicher können Fernseh- der sie beschäftigenden Unternehmen. Man bilder Stimmungen nicht immer vollstän- kommuniziert anders, wird zuvorkommen- dig wiedergeben. Dennoch vermittelten der, hilfsbereiter, vielleicht auch nachdenk- sie den Eindruck, dass bei diesen Wett- licher. Für die Teamfähigkeit in den Unter- kämpfen der Siegeswille und die Freude nehmen ist dies sicherlich ein nicht zu über die Leistung der Konkurrenten Hand unterschätzender Aspekt. in Hand gingen. Firmen, die Menschen mit Handicaps Chan- das Betriebsklima und das Firmenimage Man kann es auch anders ausdrücken: cen bieten, setzen dabei nicht allein auf auswirkt. Beides ist vor allem für diejeni- Man ging anders miteinander um als kurzfristig messbare Produktivität. Sie ver- gen Unternehmen wichtig, die sich auf bei „herkömmlichen“ sportlichen Wett- trauen darauf, dass sich der Einsatz dieser Dauer für die Fachkräfte von morgen kämpfen. Genau das ist es, was vielfach Menschen mittel- und langfristig positiv auf interessant machen wollen. Klaus Gräbener 8 REPORT 3/17
Aktuell Ernst-Schneider-Preis Fast 1300 Beiträge wurden eingereicht Zum Ernst-Schneider-Preis der In- werden elf Vorjurys zwischen Lü- dustrie- und Handelskammern (IHKs) beck und Saarbrücken einberufen. sind fast 1300 Beiträge eingereicht Über die Preise entscheiden vier worden. Die Arbeiten kamen von öf- Schlussjurys, in diesem Jahr mit den fentlich-rechtlichen und privaten Chefredakteuren von dpa, Neue Sendern sowie Onlineportalen; auch Osnabrücker Zeitung, RTL, rbb, Zeit ZEIT, F.A.Z., taz, Spiegel, Stern, Süd- Online, funk und Upday sowie dem deutsche Zeitung, Wirtschaftsma- Programmdirektor des Deutsch- gazine und viele Regionalzeitun- landfunks und der Hörfunkdirekto- gen – von der Aachener Zeitung, der rin des WDR. Die Preisverleihung Rheinischen Post, dem Münchener findet am 10. Oktober in Berlin Merkur bis zum Dingolfinger Anzei- statt. Mit dem seit 1971 ausge- ger – beteiligten sich am größten schriebenen Ernst-Schneider-Preis deutschen Wettbewerb für Wirt- möchten die IHKs Autorinnen und schaftspublizistik. Die Beiträge the- Autoren ermutigen, Wirtschaftsthe- matisieren, was das Land bewegt: men so aufzubereiten und darzu- Robotertechnik, Dieselaffäre, Elek- 1971 wurde der Ernst-Schneider-Preis erstmals ausgeschrie- stellen, dass jeder mehr von wirt- tromobilität, chinesische Firmen- ben. schaftlichen Zusammenhängen ver- käufe, Cyberangriffe, Biolebensmit- steht. Der Journalistenpreis der tel, Braunkohle und die Integration von Beiträge. 783 Artikel stammen von Zeitun- deutschen Wirtschaft ist nach dem Unter- Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Zahlreiche gen und Zeitschriften; Printmedien schlu- nehmer und Kunstmäzen Ernst Schneider Firmenporträts von Mittelständlern sind im gen 17 Nachwuchsjournalisten für den För- benannt, der von 1963 bis 1969 Präsident Wettbewerb, dazu spannende Gründerge- derpreis vor. Um den Onlinepreis bewerben des Deutschen Industrie- und Handelskam- schichten. Fernsehredaktionen wählten 201 sich 142 Artikel, Videos und Websites. In mertages war. Der Preis ist mit 52.500 Euro Sendungen aus, der Hörfunk schickte 148 der 46. Auflage des Ernst-Schneider-Preises dotiert.
Aktuell Konjunktur Umfrage: Konjunkturklima verbessert sich leicht nehmen der Metallerzeugung und -bearbei- tung verzeichneten in 2016 ein Umsatzmi- nus von 15,4 Prozent. IHK-Hauptgeschäfts- führer Klaus Gräbener: „Immerhin kommen nun von dort und auch aus anderen stahl- nahen Branchen vereinzelt positivere Sig- nale. Den Gießereien im Siegener Kernraum geht es indessen nach wie vor miserabel. Besserung ist hier allenfalls mittelfristig zu erwarten. Wer mit diesen Unternehmen spricht, der merkt schnell: Betriebliche Zu- versicht fühlt sich anders an.“ Dennoch werden die Lage und die Erwartungen in- nerhalb der Industrie Siegen-Wittgensteins über alle Unternehmen hinweg deutlich besser eingeschätzt als noch vor einem hal- ben Jahr. Gleichwohl wird vereinzelt jedoch das Instrument der Kurzarbeit angewandt. Sehr unterschiedlich fallen vor allem die Einschätzungen der Unternehmen des hei- mischen Maschinen- und Anlagenbaus aus. Einige sprechen von steigenden Auftrags- eingängen, andere von „ausgeprägten Seit- wärtsbewegungen“ ohne wirkliche Perspek- tive. Die Industrieunternehmen aus dem Kreis Olpe, darunter viele Autozulieferer, „Das Konjunkturklima verbessert sich leicht. Insgesamt geht die regionale Wirtschaft gut gehen künftig von einer etwas gedämpfte- aufgestellt ins neue Jahr. Dennoch ist der Blick nach vorne bei aller Zuversicht alles andere ren Entwicklung aus. Das aber weiterhin als beruhigend“, fasst IHK-Präsident Felix G. Hensel die Ergebnisse der jüngsten Konjunk- auf hohem Niveau. Klaus Gräbener: „In Sie- turumfrage zusammen. gen wird es ein wenig besser, in Olpe etwas schlechter. Wie lange unseren Industrieun- ternehmen jedoch der derzeit immer noch „Das Konjunkturklima verbessert sich leicht. über die überwiegend positiven Signale“, so vergleichsweise niedrige Ölpreis und der zu Insgesamt geht die regionale Wirtschaft Felix G. Hensel weiter: „Ein Wermutstrop- schwach bewertete Euro auf den interna- gut aufgestellt ins neue Jahr. Dennoch ist fen sind jedoch die wieder verhaltener tionalen Märkten zugute kommen, kann der Blick nach vorne bei aller Zuversicht gewordenen Investitionsentscheidungen. angesichts der weltweit wahrnehmbaren alles andere als beruhigend. Das politische Viele Unternehmen investieren zögerlich, Abschottungstendenzen kein Mensch vor- Umfeld auf den internationalen Märkten ist wenn überhaupt. Die Devise lautet: ‚Erst hersagen. Bei einer Exportquote von 44 unberechenbarer denn je. Hiervon sind wir mal abwarten‘. Trotz guter Stimmung ist Prozent profitieren unsere Unternehmen in als industriestarke Industrieregion in be- dies auch Ausdruck von vorhandenen Un- besonderer Weise von offenen Märkten. sonderer Weise betroffen“, fasst IHK-Präsi- sicherheiten.“ Im Baugewerbe und bei den Daher reagieren sie auf protektionistische dent Felix G. Hensel die Ergebnisse der Dienstleistern zeigt das Konjunkturbarome- Maßnahmen besonders allergisch.“ jüngsten Konjunkturumfrage zusammen, ter deutlicher nach oben als in der Industrie an der sich mehr als 500 Unternehmen aus insgesamt. In beiden Bereichen hat sich das Nicht nur die sich abzeichnende US-Wirt- Industrie, Handel und Dienstleistungen in Klima noch einmal verbessert. Allein im schafts- und Außenpolitik des neuen US- den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe regionalen Groß- und Einzelhandel ist die Präsidenten Donald Trump sowie die bevor- beteiligten. Die Betriebe beurteilen danach Stimmung gegenüber dem Herbst des ver- stehenden harten Brexit-Verhandlungen ihre wirtschaftliche Lage annähernd so po- gangenen Jahres etwas verhaltener gewor- verunsichern nach Auffassung der IHK sitiv wie im Herbst 2016: Fast 40 Prozent den. Positiv für den privaten Konsum sind zahlreiche Unternehmen. Hinzu kämen die schätzen sie zu Jahresbeginn als „gut“ ein, weiterhin die gute Arbeitsmarktsituation Unwägbarkeiten im Inland. Felix G. Hensel: nur 12 Prozent als „schlecht“. Knapp ein und die zuletzt gestiegenen Löhne. Aktuell „Wir stehen sowohl vor einer Landtags- als Viertel erwartet in den kommenden Mona- fällt die Stimmung in der Industrie etwas auch vor einer Bundestagswahl. 2017 dürf- ten auch bessere Geschäfte, nur 10 Prozent besser aus als im vergangenen Jahr. Es wer- te daher bezogen auf dringend nötige Re- schlechtere. Der Konjunkturklimaindex als den anhaltend hohe Produktionsauslastun- formanstrengungen sowie bessere Rahmen- Zusammenfassung von Lagebeurteilungen gen gemeldet. Im letzten Quartal 2016 zo- bedingungen für Investitionen ein verlore- und Erwartungen stieg dadurch gegenüber gen die Industrieumsätze noch einmal an. nes Jahr werden.“ Dies sei umso bitterer, als September 2016 von 118 auf nun 120 Allerdings hält sich das vorläufige Jahres- rund 40 Prozent der Unternehmen in den Punkte an. „Damit verbessert sich das Kon- plus mit 1,0 Prozent in Grenzen. Zudem gestiegenen Arbeitskosten ein Risiko für die junkturklima seit zwei Jahren stetig, jedoch überdeckt es die massiven Schwierigkeiten weitere Entwicklung sehen würden. Der in sehr kleinen Schritten. Wir freuen uns einzelner Wirtschaftszweige: Die Unter- IHK-Präsident wies in diesem Zusammen- 10 REPORT 3/17
Aktuell hang darauf hin, dass laut dem Institut der schlechte. 43 Prozent der Firmen sind bis was ruhiger eingestuft. Die Rahmenbedin- Deutschen Wirtschaft die Lohnstückkosten zur Spitze ausgelastet, acht von zehn zu gungen für den Konsum sind insgesamt in Deutschland von 2007 bis 2015 um 1,5 über 70 Prozent. Die Auftragseingänge aus weiter gut, auch wenn die Verbraucherprei- Prozent pro Jahr gestiegen seien, im Aus- dem Ausland werden besser beurteilt als se angestiegen sind. Ein Viertel der Einzel- land dagegen nur um 0,8 Prozent. Zugleich 2016. Der Saldo aus positiven und nega- händler erwartet so künftig bessere Ge- drohe im Inland weiterer bürokratischer Ge- tiven Meldungen bleibt aber negativ. Die schäfte. Jeder Sechste fürchtet hingegen genwind – etwa durch das Lohngleichheits- Inlandsimpulse werden stagnierend einge- Einbußen, fünf Prozentpunkte mehr als im gesetz, neue Bestrebungen im Teilzeit und stuft. Die Investitionsneigungen der Indus- Herbst 2016. Befristungsgesetz oder neue Regelungen zu trie im In- und Ausland gehen zurück. Trotz Deutlich mehr als jeder dritte Großhändler Zeitarbeit und Werkverträgen. Bis jetzt gab Gegenwind hoffen die Betriebe vermehrt stuft die Lage „gut“ ein, nur 8 Prozent es einige positive Sonderfaktoren für die auf positive Exportimpulse. Im Ergebnis „schlecht“. Im produktionsnahen Bereich ist Konjunktur, die im neuen Jahr wegfallen geht rund ein Viertel von künftigen Steige- die Stimmung gestiegen. Die konsumnahen könnten. Haupttreiber in 2016 war der In- rungen aus, nur 12 Prozent sind skeptisch. Großhändler sind hingegen nicht mehr so landskonsum, der sowohl durch staatliche Saisonbedingt stuft das Baugewerbe die zufrieden wie zuvor. Sie nehmen ihre Er- als auch durch private Ausgaben angekur- Lage ruhiger ein. Dennoch beschreibt fast wartungen für die nahe Zukunft deutlich belt wurde. Fast jedes zweite regionale Un- die Hälfte der Betriebe ihre Lage als gut. zurück. Im Ergebnis blickt der gesamte ternehmen sieht aber die Inlandsnachfrage 18 Prozent stufen sie „schlecht“ ein. Das Großhandel nicht mehr so zuversichtlich als Risikofaktor für die weitere konjunktu- vergangene Jahr schloss die regionale Bau- nach vorne. Weiterhin geht ein Fünftel aber relle Entwicklung. Der private Konsum war industrie mit einem Umsatzplus von rund von Zuwächsen aus und nur 7 Prozent von 2016 lange durch eine geringe Inflation 6 Prozent ab. Die große Mehrheit der Bau- Rückgängen. begünstigt. Gegen Ende des Jahres stieg betriebe geht von künftig stabilen oder so- diese – auch durch wieder höhere Öl- und Mehr als die Hälfte der Dienstleister meldet gar besseren Geschäften aus. Nur 7 Prozent eine gute Lage, kaum jemand eine schlechte. Spritpreise – deutlich an. Trotzdem fährt die sind pessimistisch. EZB mit ihrer expansiven Geldpolitik weiter Die Stimmung ist in allen Unterbranchen in fort. Das senkt nicht gerade die Inflationser- Knapp ein Drittel der Einzelhändler gibt etwa gleich gut und die Erwartungen für die wartungen. Zu den Ergebnissen im Einzelnen: eine gute Lage an, jeder Fünfte ist nicht kommenden Monate haben jeweils noch zufrieden. Das Weihnachtsgeschäft ist or- einmal zugelegt. Fast ein Viertel aller Dienst- Mehr als jeder dritte Industriebetrieb gibt dentlich gelaufen. Zu Jahresbeginn wird die leister geht so von künftig besseren Geschäf- eine gute Lage an, nur 14 Prozent eine Kauflaune – auch witterungsbedingt – et- ten aus, nur 7 Prozent von schlechteren. sparkasse.de Überblick Weil die Sparkasse individuelle Lösungen für einen effizienten Zahlungsverkehr im In- und Ausland bietet. ist einfach.
Aktuell Innovationsbudget Kommentar Waldorfkindertagesstätte Sonnenblume Maximaler Schlagabtausch Information und Kom- munikation treiben in diesen Zeiten zuneh- mend seltsame Blüten. An die Stelle differen- zierter Betrachtung tritt das Beharren auf die eigene, längst ein- betonierte Meinung. Wer eine andere ver- tritt, wird kurzerhand zum Gegner erklärt. Kritik oder entgegengesetzte Auffassungen führen nicht dazu, den eigenen Standpunkt zu hinterfragen und weiterzuentwickeln, sondern wer- den reflexartig mit persönlicher Belei- Die Kinder der Kindetagesstätte Sonnenblume sind von den neu angeschafften Werkzeugen digung quittiert. Hierfür reichen mitun- begeistert und bauen bereits viele eigene Sachen aus Holz. ter auch 140 Zeichen bei Twitter. Fakten werden bei vielen Auseinandersetzun- Förderung für die Waldorfkindertagesstätte schafft wurden. Außerdem investierte die gen ebenso wenig benötigt wie Argu- Sonnenblume e.V. in Bad Berleburg-Wem- Ktia in verschiedene Lupen, Insektenfänger, mente. lighausen: Um bei den Kindern spielerisch Pinzetten, Sammelboxen, ein Mikroskop Ergebnis einer solchen Diskussionskul- das Interesse für den Werkstoff Holz und sowie in Pflanzen- und Insektenbestim- tur des fortwährenden, maximalen den Sinnesraum Natur zu wecken und die mungsbücher für das Projekt „Naturwissen- Schlagabtauschs ist nicht nur eine ge- bisherigen Projekte „Technik“ und „Natur- schaften“. Die Schulung der Sinne ist bereits sellschaftliche Spaltung in „schwarz“ wissenschaften“ weiter zu vertiefen, wird eine der Säulen des pädagogischen Konzep- und „weiß“, sondern Stillstand. Wenn die Kindertagesstätte mit Geldern des In- tes der Waldorfkindertagesstätte. Aus Tra- Lügen schließlich zu „alternativen Fak- novationsbudgets der IHK Siegen unter- dition wird der Naturstoff Holz in allen ten“ werden, reicht es aus, irgendet- stützt. Kerstin Beuter, Vorstandsmitglied Bereichen mit einbezogen und erforscht. was nur besonders laut von sich zu ge- der Kita, sieht darin einen wichtigen Aspekt Zudem geht der Kindergarten jeden Mitt- ben, um den eigenen Standpunkt nicht für die Fachkräftesicherung: „Es macht woch auf Naturentdeckungstour und er- verändern oder gar aufgeben zu müs- Sinn, bereits frühzeitig das Interesse bei kundet auf kleinen Wanderungen Wiesen sen. den Kindern für Technik und Natur zu und Wälder in den sich verändernden Jah- wecken, da sie die Themen so spielerisch reszeiten. Vorstandsmitglied Kerstin Beuter Für die Entwicklung in den Städten und kennenlernen und einen frühen Zugang zu freut sich über die Fördergelder und berich- Gemeinden kann diese Form der Aus- ihnen bekommen.“ Mit den Geldern für das tet von einem guten Start des Projektes: einandersetzung verheerende Wirkung Projekt „Technik“ richtete die Waldorfkin- „Die Kinder sind Feuer und Flamme für die haben. Wo sich ein Klima der Rechtha- dertagesstätte einen Werkraum neu ein, angeschafften Werkzeuge, sind kreativ am berei breit macht, wo ein konstruktiver wofür Werkzeugschränke sowie eine Bohr- Werkeln und bauen bereits viele eigene Dialog über Sachfragen von Interes- maschine und diverse Werkzeuge ange- Sachen aus Holz.“ sensvertretern kategorisch abgelehnt und das Ringen um wahre Kompromisse rigoros ausgeschlossen werden, wird jegliche Zukunftsgestaltung bereits im Keim erstickt. So können beispielsweise wichtige Infrastrukturvorhaben regel- recht blockiert werden. Für Verwaltun- gen, Politik, Bürgerinitiativen und ver- bitterte Leserbriefschreiber gilt gleicher- maßen: Wer aufeinander zugeht, schafft Perspektiven. Voraussetzung hierfür ist die Bereitschaft, dem anderen aufrich- tig zuzuhören. Das kostet durchaus Mühe. Wer sich dem jedoch dauerhaft verweigert, kommuniziert nicht etwa zeitgemäß, sondern dokumentiert vor allem eines: mangelnde Glaubwürdig- keit. Hans-Peter Langer 12 REPORT 3/17
Aktuell IHK-Medienseminar Interessante Themen aus Unternehmen kommen im Radio gut an Wie komme ich ins Radio? Dieser Frage ging Frank Wörner im Rahmen eines kostenlosen Radiofrühstücks in der IHK Siegen nach. Der Radio-Journalist und –Moderator arbeitet seit über 20 Jahren für verschiedene Re- daktionen in Hörfunk, Online oder Print. Er weiß, wovon er spricht. „Viele Redaktionen freuen sich über interessante Themen, ge- rade wenn sie aus der Region kommen“, meint der Radio-Fachmann aus der tägli- chen Praxis. „Interessante Dinge gibt es in den meisten Unternehmen – selbst dann, wenn sie für den Inhaber oder die Beschäf- tigten alltäglich sind.“ Wie man Radio-The- men erkennt und den richtigen Ansprech- partner findet – darum ging es bei dem Medienfrühstück. „Das können verschiede- ne Dinge sein, zum Beispiel ein besonders innovatives Produkt oder etwas, das gerade Wie komme ich ins Radio? Eine Frage, der Frank Wörner beim Radio-Frühstück der IHK sehr gefragt ist und einen besonderen Nut- Siegen nachging. zen hat“, so Frank Wörner. „Auch die Be- schäftigten eines Unternehmens können Und dann: Welcher Sender ist „der Richti- sollte sich grundsätzlich immer so natürlich berichtenswert sein. Manchmal reicht so- ge“ für mich? Wie trete ich mit den Redak- wie möglich verhalten. Gestelzte Sprache gar schon die Tatsache aus, dass das Unter- teuren in Kontakt? Oder: Wie verhalte ich sollte vermieden werden, auch Fremdwör- nehmen aus dem Verbreitungsgebiet des mich im Interview? Wörner hatte auf alle ter und branchentypische Abkürzungen“, so Radiosenders etwas Besonderes macht.“ Fragen die passende Antwort parat. „Man der Fachmann. Die KMU-Kreditlinie des 21. Jahrhunderts LIQUIDITÄT FÜR KLEINUNTERNEHMEN UND SELBSTSTÄNDIGE IN 24 STUNDEN Kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) und Selbst- ständigen wird der Zugang zu Finanzierungen oft erschwert. Diesem Problem wirkt iwoca erfolgreich entgegen: Über eine eigens entwickelte Technologie- plattform erhalten Kleinunternehmen und Selbststän- dige innerhalb von 24 Stunden Kredite, um Liquiditäts- engpässe überbrücken oder Wachstum sichern zu können. Auf der Basis von tausenden von Datenpunkten kann iwoca faire und effiziente Kreditentscheidungen schon innerhalb eines Werktages treffen. Der Kunde steht dabei immer im Mittelpunkt: Eine einfach zu bedienende Kreditplattform in Kombination mit engagierten und kompetenten Kundenbetreuern ermöglichen es Kreditanträge schnell und mühelos abzuwickeln. Die Christoph Rieche (CEO) und James Dear (CTO, l.) durchschnittliche Kundenbewertung von 9,6 / 10 Punkten gründeten iwoca im Jahr 2012 auf Trustpilot spricht für sich. # ihk@iwoca.de " www.iwoca.de ! 069 / 43090 4143
Aktuell IKT & Multimedia Adressbuchschwindel Software im Fokus Vorsicht vor unseriösen Geschäftspraktiken Mit einem Vortrag von Tobias Hammeke, Vermehrt sind die Unternehmen der heimi- gen Vertrag über einen für ihn faktisch Geschäftsführer OBS Solutions GmbH aus schen Region derzeit Ziel unseriöser Ge- wertlosen Registereintrag schließt. Dies Olpe, zum Thema „Open Source Unterneh- schäftspraktiken. Die Industrie- und Han- wird ihm erst wenig später klar, wenn er menssoftware im Mittelstand“, eröffnete delskammer Siegen warnt aktuell vor der eine Rechnung über mehrere hundert Euro das IHK-Forum IKT & Multimedia eine neue sogenannten „Fax-Masche“, einer beson- in den Händen hält. „So einfach es klingen Vortragreihe der IHK Siegen im gleichna- ders durchdachten Spielart des Register- mag: Jeder sollte stets genau lesen und migen Themenfeld. So bietet das neue IHK- schwindels. Dabei meldet sich ein seriös prüfen, was er unterschreibt. Misstrauen ist Forum IKT & Multimedia jetzt regelmäßig klingender Anrufer und teilt dem Unter- angebracht, wenn im Rahmen von Telefo- einen Austausch und entsprechendes Netz- nehmer mit, dass dessen angeblich schon naten auf Unterzeichnung und Rücksen- werken zu Themen und Trends im Bereich bestehender Registereintrag in einem Bran- dung von Formularen gedrängt wird. Auch der Informations- und Telekommunikati- chenverzeichnis (zum Beispiel „Online-Por- Mitarbeiter in größeren Unternehmen müs- onstechnologie sowie der Neuen Medien. tal“) dringend aktualisiert werden müsse. sen für diese Art von Gefahren sensibilisiert Mit einem Überblick über den Megatrend Unmittelbar nach dem Telefonat erreicht werden“, rät Jens Brill, Jurist der IHK Sie- Open Source speziell als Unternehmens- den Unternehmer dann ein Fax, das er gen, der Betroffenen zugleich Hoffnung software zeigte Hammeke auf, was Open schnellstmöglich unterzeichnet zurücksen- macht: „Wer ein solches Formular bereits Source ist und wie die Unternehmen von den soll. In der Hektik des Arbeitsalltages unterschrieben zurückgesandt hat, hat diesem Trend profitieren können, aber auch, will der Unternehmer die Sache vom Tisch häufig die Möglichkeit, seine Willenser- was sie bei dieser Art von Software beach- haben, unterschreibt das bereits mit seinen klärung zum Vertragsschluss umgehend ten sollten. Die nächste Veranstaltung im Firmendaten vorausgefüllte Fax und ver- wegen arglistiger Täuschung anzufechten IHK-Forum IKT & Multimedia findet am sendet es an die aufgedruckte Nummer. und vorsorglich hilfsweise zum nächstmög- 9. März um 17 Uhr im Bernhard-Weiss-Saal Durch die telefonisch geschürte Eile und lichen Zeitpunkt die Kündigung auszuspre- der IHK Siegen statt. Dann geht es um die eine geschickte grafische Gestaltung des chen.“ Weitere Informationen zum Thema zeitgemäße elektronische Rechnungsverar- Faxschreibens bleibt dem Unternehmer ver- „Registerschwindel“ stellt die IHK Siegen beitung. Näheres unter www.ihk-siegen.de. borgen, dass er ungewollt einen mehrjähri- auf ihrer Internet-Seite bereit. UKUS Auftaktveranstaltung 2017 ein Erfolg mierung. Mittel- bis langfristig werde sich die vollautomatische Kommissionierung des- halb auch durchsetzen. Im zweiten Vortrag thematisierte Andreas Martini, Mitarbeiter am Institut für Produktionstechnik, die Pro- duktionsversorgung mit Hilfe von Routen- zugsystemen. Insbesondere betrachtete er den Beladeprozesses als wesentlichen Ein- flussfaktor auf die Routenzugzykluszeit. Martini erläuterte technische sowie organi- satorische Gestaltungsmöglichkeiten hin- sichtlich der Beladung von Routenzugsyste- men und zeigte deren Vor- und Nachteile sowie Eignungen und Anwendungsvoraus- setzungen auf. Abgerundet wurde die Vor- tragsreihe von Toni H. Almert, Geschäftsfüh- rer des Unternehmens Lean Objects GmbH. Die Produktionsversorgung mit Hilfe von sogenannten Routenzugsystemen war ein Punkt, Er stellte Möglichkeiten zum Shopfloor-op- der bei der Ukus-Veranstaltung im Fokus stand. timierten Einsatz von Routenzugsystemen vor. Ausgehend von einer statischen Rou- Für einen voll besetzten Bernhard-Weiss- stellung verschiedener möglicher System- tenzugführung erläuterte Almert, mit Hilfe Saal in der IHK Siegen sorgten nun drei komponenten einzelne stationäre sowie welcher Technologien (beispielsweise RFID) Vorträge über „Konzepte zur effizienten Ge- mobile Kommissioniersysteme, die sich vor- und Systeme dynamisierte Streckenführun- staltung der Produktionsversorgung“ anläss- nehmlich durch ihre Anwendungsbereiche gen realisiert werden können. Diese wieder- lich der ersten UKUS-Veranstaltung 2017. und Systemleistungen voneinander unter- um können einen wesentlichen Beitrag zur Dass der Bereich der Kommissionierung einer scheiden. Die zunehmende Verbreitung von Verkürzung von Loopzeiten leisten und so- hohen Entwicklungsgeschwindigkeit unter- Robotern im Bereich der Kommissionierung mit die Versorgungsleistung eines Routen- liegt, zeigte Prof. Ulrich Stache vom Institut stelle eine der wesentlichen Entwicklungen zugsystems um bis zu 34 Prozent steigern. für Produktionstechnik an der Universität in den letzten Jahren dar, begründet durch Hierzu präsentierte Almert ein unterneh- Siegen. Er sprach wesentliche Entwicklungs- einen zunehmenden Preisverfall sowie eine mensintern entwickeltes Tool zur Routen- schritte an und erläuterte neben einer Vor- kontinuierliche Vereinfachung der Program- optimierung, den „LeanDesigner“. 14 REPORT 3/17
Aktuell IHK-Mobilitätsberatung Förderung von Auslandsaufenthalten Schon seit 2009 setzt sich die IHK Siegen für die Förderung von Auslandsaufenthal- ten während und nach der betrieblichen Erstausbildung ein. In der Kammer ist eine der bundesweit 40 Mobilitätsberatungs- stellen aktiv. Allein im vergangenen Jahr wurden hier über 400 interessierte Auszu- Mobilitätsberaterin bildende, Ausbilder und junge Fachkräfte Dagmar Gierse freut informiert und beraten, wie sie solche Aus- sich, dass das Bera- landspraktika am sinnvollsten organisieren. tungsangebot der IHK Die Beratung erfolgte dabei häufig mehr- sehr gut angenom- fach. Über 700 Beratungskontakte kamen men wird. dadurch zustande. „Dies zeigt, dass unser Beratungsangebot mittlerweile sehr gut angenommen wird. Wir leisten damit einen Beitrag, die betriebliche Erstausbildung zahlreicher Unternehmen zu internationa- lisieren. Auslandspraktika sind auf diese Weise in etlichen unserer Unternehmen fest etablierter Bestandteil der Ausbildung geworden“, freut sich Dagmar Gierse, die in der IHK alle Aktivitäten rund um die Mobilitätsberatung verantwortet. Inhaltlich reicht die Spanne von der Erstbe- ratung („Wie komme ich während Ausbil- dung ins Ausland?“) bis hin zur spezifischen tbfi sboqo^rbk wûeiqK Beratung zu konkreten Zielen und Vorstel- lungen einzelner Azubis und Betriebe. Da- mit verbunden ist unter anderem auch die Hilfestellung bei der Erstellung von Bewer- HIER FINDEN SIE UNS: bungsunterlagen für ein Stipendium, bei Siegen-Weidenau der Beantragung von Visa oder der Suche nach geeigneten Förderprogrammen. Mitt- Siegen-Fludersbach lerweile schloss die IHK auch das erste kammereigene Austauschprojekt „WINGs“ Siegen-Seelbach (Work Experience in Great Britain) erfolg- Kreuztal-Ferndorf reich ab. Insgesamt 49 Auszubildende wur- den dadurch in die Lage versetzt, im Pro- Audi Zentrum Siegen jektzeitraum 2014–2016 ein Praktikum in Portsmouth zu absolvieren. „Für die meisten wäre ein Auslandsaufenthalt während der Ausbildung ohne das Erasmus+-Stipendi- um in Höhe von rund 1470 Euro pro Person kaum zu verwirklichen gewesen“, berichtet Dagmar Gierse weiter. Eine Fördersumme von etwa 72.000 Euro sei über die IHK den Auszubildenden zugutegekommen. Beson- ders erfreulich sei, dass dem Projekt von der prüfenden Stelle im Bundesinstitut für Be- rufsbildung eine „ausgezeichnete Qualität“ bescheinigt worden sei „und die erzielten Lernergebnisse auch aufgrund der sehr gu- ten Vorbereitung und Zusammenarbeit mit dem Partner als hochwertig betrachtet werden“ könnten. Für 2017/18 wurden mittlerweile weitere Fördergelder in Höhe von 92.940 Euro bewilligt, sodass weitere 60 Azubis die Chance auf ein 4-wöchiges Praktikum in Portsmouth haben. REPORT 3/17 15
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