Magazin Wirtschaft - IHK Stuttgart
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www.stuttgart.ihk.de 12.2017 Stuttgart - Böblingen - Esslingen-Nürtingen - Göppingen - Ludwigsburg - Rems-Murr Magazin Wirtschaft Ein Service der IHK für Unternehmen in der Region Stuttgart Gutscheine: Was Händler Doppelt vernetzt beachten müssen Seite 19 halb Handwerk Auf Richter folgt Schmalzl: Stabwechsel in der halb IHK Hauptgeschäftsführung Seite 12 Seite 38
O b Kongress, Event, Meeting oder Seminar, Weihnachtsfeier oder Bankett – das Tagungshotel Grand La Strada in Kassel bietet Großes! O zentral in Deutschland – bestens erreichbar O 10 Minuten zum ICE-Bahnhof Kassel Wilhelmshöhe O 5 Minuten zur Autobahn und Stadtmitte O 850 Parkplätze O zentrale und ruhige Lage nahe dem „Staatspark Karlsaue“ O schickes Ambiente E ines der größten privat geführten Tagungshotels ist zugleich Kassels vielseitigste Hotelwelt: O 1.000 Betten in 484 modernen Zimmern, Suiten und Appartements (komplett renoviert in 2017) O 40 Tagungsräume O Exklusiver Kongress- und Event-Saal „Palazzo“ für bis zu 1.000 Personen mit neun Metern Deckenhöhe, geschwungenen Galerien und imposanten Freitreppen rechts und links der Bühne O vier Restaurants und Bars O täglich Livemusik in der Lobby O Wellness-Spa mit Sauna, Pool und Fitness O Bowlingcenter mit vier Bahnen und eigener Bowling-Bar Wir freuen uns auf Sie! Ihr Team vom Grand La Strada Raiffeisenstr. 10 . 34121 Kassel . Tel.: 05 61 / 2 09 00 . E-Mail: info@lastrada.de . www.lastrada.de
EDITORIAL Die IHK im Dialog weiterbringen Seit 1. November darf ich als neuer als moderner Dienstleister allen ihren Mit- Hauptgeschäftsführer diese IHK in die gliedern und Kunden einen exzellenten Zukunft führen. Ich freue mich, ge- Service anbieten, auch im digitalen Zeitalter. meinsam mit Präsidentin Marjoke Breuning Basis des Erfolgs der Digitalisierung ist und den Unternehmerinnen und Unterneh- eine flächendeckende Versorgung mit leis- mern in unseren Gremien und im Dialog mit tungsfähigen Breitband- und Mobilfunk- unseren Mitgliedsbetrieben und Partnern netzen. Wer den Unternehmen auf dem die IHK weiter voran zu bringen. Land eine Zukunft bieten will, muss das schnelle Internet auch zu ihnen bringen. Unsere IHK ist gut aufgestellt Und zwar schnell. Denn die Digitalisierung ist in vollem Gang, es muss rasch etwas ge- Die IHK ist gut aufgestellt. Mit Kunden- schehen. orientierung und Transparenz als ständigem Auch im digitalen Zeitalter brauchen wir Auftrag beraten und informieren wir unsere Mobilität, ein ausreichend leistungsfähiges Mitgliedbetriebe, ihre Beschäftigten sowie Netz von Straßen, Schienen und Wasserwegen, Schüler und Eltern, wenn es um eine beruf- intelligente Verkehrssteuerungen und attrak- Johannes Schmalzl liche Zukunft mit einer dualen Ausbildung tive Innenstädte, die Aufenthaltsqualität mit Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart geht. Dabei hören wir auch zu, fragen nach schönen Geschäften, Kultur- und Freizeit- und erstellen auf dieser Basis Informations- angeboten, Sicherheit und – nicht zuletzt – pakete für unsere digitalen und analogen sauberer Luft bieten. Kommunikationskanäle, Konjunktur- und Problemanalysen, Veranstaltungskonzepte Minderheitenmeinungen finden oder Stellungsnahmen gegenüber Politik Raum in unseren Gremien und Verwaltung. Viele unserer Mitgliedsbetriebe stehen vor Zu meinen Vorhaben gehört auch, dass ich großen Herausforderungen, bei deren Be- auf Kritiker der IHK zugehe und es unter- wältigung wir sie nach Kräften unterstützen stütze, dass in unseren Gremien Minder- werden. Da ist zunächst der Fachkräftemangel, heitenmeinungen Raum finden. Mein Ziel der in den nächsten zehn Jahren voraussicht- ist, dass diese IHK von ihren Mitgliedsbetrie- lich weiter zunehmen wird. Unser Patent- ben und anderen Kunden geschätzt, von an- rezept dagegen ist die duale Ausbildung und deren Kammern und Verbänden unterstützt die darauf aufbauende Weiterbildung. Deren und von der Politik gehört und respektiert Organisation und Weiterentwicklung ist die wird, wenn es um die Interessensvertretung Kernaufgabe der IHK. Wer dual ausgebildet der Wirtschaft geht. ins Berufsleben startet, hat erwiesener- Gemeinsam brauchen wir zusammen mit maßen den Grundstein für einen erfolgreichen der gesamten Wirtschaft und den Beschäftig- Berufsweg gelegt. Dafür zu werben, dürfen ten, der Politik und der Verwaltung einen wir nicht nachlassen. Danke an unsere Aus- Grundkonsens, dass wir unseren Wohlstand bildungsbotschafter, die einen erstklassigen in unserer wunderbaren Region erhalten Job machen. Viel stärker als bisher müssen wollen, auch für unsere Kinder und Enkel. wir auf die Eltern zugehen, die einen ent- Daran will ich mit allen in der IHK ehrenamt- scheidenden Einfluss auf die Berufswahl lich Engagierten und den Mitarbeiterinnen haben. und Mitarbeiter der IHK Region Stuttgart Die Digitalisierung wird vieles in der Wirt- arbeiten. schaft verändern, auch in der IHK. Es ist ein Kraftakt, interne Prozesse und Schnittstellen Ihr zu Kunden und Lieferanten immer mehr elektronisch zu organisieren. Wir wollen bundesweit zu den Kammern gehören, die MAGAZIN WIRTSCHAFT 12.17 3
INHALT 19 + 37 26 38 Gutschein über 30 Euro Foto: Kuhnle Gutscheine statt Weihnachtspäckchen Mängelhaftung: B2B-Kunden Stabwechsel in der Hauptgeschäftsführung sind beliebt bei Schenkern, Beschenkten, aber werden vom neuen Kaufrecht ab Januar bei Im Rahmen einer feierliche Amtsübergabe löste auch im Handel. Wir sagen Ihnen,was der der kaufrechtlichen Nacherfüllung besser Johannes Schmalzl (l.) den langjährigen Haupt- Fiskus dazu meint und wie die City-Initiative gestellt. geschäftsführer Andreas Richter ab. Stuttgart das nutzt, um den Innenstadthandel zu stärken. DIE LETZTE SEITE 82 Kommentar Drastische Schritte zur Cyber-Sicherheit sieht IT-Experte Mirko Ross voraus. Ärgernis des Monats Bei Eigen- tümerwechsel Kündigung für den Ladenmieter? So einfach geht es nicht. Cartoon So stellt sich der Nikolaus die ideale App vor 4 MAGAZIN WIRTSCHAFT 12.17
MAGAZIN 6-48 39 Lernfabrik 4.0 bildet die Fachkräfte von morgen aus LESERINTERVIEW 6-9 Cyber-Sicherheits-Tag Risiko in der Cloud 6 Kultusministerin Susanne Eisenmann 40 Innovationspreis Weiterbildung an im Gespräch mit Magazin Wirtschaft regionale Unternehmen verliehen www.engineering-people.de und Web-Agentur-Gründer Tim Telegramm Aktuelles in Kürze Schommer 41 Merkur für Baumann Der langjährige Präsident ist mit der höchsten Aus- KURZ & KNAPP 10-11 zeichnung der IHK geehrt worden 10 Kunstausstellung Skulpturen im Neues IT-Ausbildungsmodell bei der Schloss Dätzingen IHK-Bezirkskammer Böblingen Wahrheiten aktuell und unterhaltsam Kaliforniens Gouverneur zu Besuch Neue Bücher über Moderne Mythen in Stuttgart und gutes Benehmen 42 Metro-Chef Olaf Koch verrät, wie er 11 Personalien seine Kunden mit digitalen Dienst- Sagen Sie mal … Fragen an Stefan leistungen unterstützen will Euchner (Euchner GmbH & Co. KG, 43 Azubi-Challenge Auszubildende im Leinfelden-Echterdingen) Rems-Murr-Kreis zeigen, was sie können Moderne Mobilität Diskussion mit TITELTHEMA 12-17 Verkehrsminister Hermann bei Harro 12 Gemischtgewerbliche Unternehmen Höfliger in Allmersbach Wer sie sind und was sie davon haben Familienfreundliche Unternehmen im Kreis Göppingen ausgezeichnet Leistung 4.0 RAT & TAT 18-33 44 Wirtschaftsjunioren / Berlin & Brüssel 18 Telegramm Aktuelle Kurzmeldungen Fachwissen flexibel 19 Gutschein statt Weihnachtspäckchen FIRMENREPORT 45-48 verfügbar. So sieht das der Fiskus 45 Nachrichten über regionale Firmen 20 Bund fördert KMU bei Material- Wir sind Ihre Berater, Entwickler, entwicklung und Medizintechnik DIE LETZTE SEITE 82 Konstrukteure, Hard- und Software- 21 Tipps für sichere Online-Werbung 82 Kommentar, Karikatur und Ärgernis Spezialisten, Tester, Automatisierer, 22 Feier ja – Sause nein des Monats Koordinierer, Optimierer, Experten Gesetze und Compliance-Regeln für Dokumentation und CE. gelten auch für Firmenfeiern Bei Ihnen vor Ort. 24 Stressprävention Sensibilität und Vor- BEKANNTMACHUNGEN bildfunktion des Chefs sind gefragt 51 Sachverständige In unseren Competence Centern. 26 Das neue Kaufrecht stellt B2B-Kunden Prüfungsanmeldung Berufsausbildung besser bei kaufrechtlicher Nach- erfüllung HANDELSREGISTER Maschinenbau 28 Aktuelle Zahlen, Fakten und Tendenzen 49 September/Oktober Fahrzeugtechnik 30 Wirtschaft im TV Das müssen Sie sehen Neueintragungen, Veränderungen, 32 Coaching-Tipp Kontrolle ist gut, Löschungen und Insolvenzen Elektrotechnik Vertrauen ist beser IT & Kommunikation BRANCHENSPIEGEL MENSCHEN & IDEEN 34-37 53 Bezugsquellennachweis Angebote Luft- & Raumfahrt 34 Zeitsprung Franz J. Landen, Ribler aus der Wirtschaft Medizintechnik GmbH, Stuttgart 35 Existenzgründer im Porträt RUBRIKEN Mechatronik „Sinnesrausch“ entwickelt Werbei- 57 Impressum Schiffbau deen, die alle Sinne ansprechen. 60 Jubiläen 36 Aus den Labors Die Hohensteiner 64 Termine Anlagenbau Institute erforschen BH-Passformen 70 Geburtstage 37 Neuer Schwung im Handel Eine ihr ansprechpartner : digitalisierte Gutcheinkarte für Gerd Depner Stuttgart-Shopper Geschäftsführer ep Stuttgart IHK & REGION 38-44 telefon +49 (0) 711 / 80 60 93-0 38 Amtsübergabe Johannes Schmalzl Titelbild: Annette Wandel (M) übernimmt die IHK-Hauptgeschäfts- Soweit nicht anders angegeben, sind alle führung von Andreas Richter Fotos im Heftinneren von Thinkstock engineering people. MAGAZIN WIRTSCHAFT 12.17 supporting experts. 5
IHK-LESER-INTERVIEW Reformieren ist kein Selbstzweck, man muss auch überprüfen, ob sie ihr Ziel auch wirklich erreichen – so die Botschaft von Kultusminis- terin Dr. Susanne Eisenmann (CDU) beim Leser-Interview mit Magazin Wirtschaft und dem Stuttgarter IT-Unternehmer Tim Schommer (re.). Dessen Wunsch nach stärkerer Verankerung von IT-Verständ- nis im Lehrplan hält sie die neuen Fächer Informatik und Wirtschaft entgegen, verteidigt aber grundsätz- lich den allgemeinbilden- den Auftrag der Schulen. Foto: Hörner „Wir haben ein Qualitätsproblem“ Magazin Wirtschaft: Frau Dr. Eisen- Magazin Wirtschaft: Was genau ist in Ba- Die Zusammensetzung der Klassen ist heute mann, die Unternehmen beklagen seit den-Württemberg versäumt worden? so heterogen wie wir es nie für möglich gehal- Jahren, dass Schulabgänger nicht rich- Eisenmann: Das fängt beim datenbasier- ten hätten, in Klasse eins gibt es Kinder, die tig lesen und rechnen können. Jetzt sind die tem Qualitätsmanagement an: Wir haben bereits lesen können neben anderen, die Leistungen von Grundschülern aus Baden- eine Vielzahl an Fördermaßnahmen, aber wie nicht einmal einen Stift halten können. Dar- Württemberg bei der jüngsten IQB-Studie überprüfen wir, ob sie tatsächlich beim Kind auf müssen wir unsere Fördermaßnahmen im bundesweiten Vergleich förmlich abge- ankommen? Welche Unterrichtsformen brau- abstimmen, und das geht nur, indem wir stürzt. Also wird es sogar schlimmer statt chen wir, wie können wir die Lehrerinnen überprüfen, wo die Kinder tatsächlich stehen besser. Welche Erklärung haben Sie? und Lehrer im Umgang mit einer differen- und wie wir sie so fördern können, dass sie Eisenmann: In der IQB-Studie ist Baden- zierten Schülerschaft unterstützen? Da sind auf das Niveau kommen, das erwartet wird. Württemberg in den Kernkompetenzen Le- andere Länder mittlerweile weiter als wir, und Und dies konsequent über die gesamte Bil- sen, Schreiben, Rechnen in Klasse vier von zwar sowohl Länder wie Bayern, die sich dungsbiografie von der frühkindlichen Bil- der Spitzengruppe ins untere Mittelfeld ab- schon lange oben halten, als auch Hamburg dung über die Grundschule und die weiter- gerutscht – das kann uns nicht zufrieden stel- und Schleswig-Holstein, die früher schwächer führende Schule. Das sind Maßnahmen, die len. Wir haben ein Qualitätsproblem, aber waren, nun aber an uns vorbeigezogen sind. wir jetzt Schritt für Schritt für Baden-Würt- dafür gibt es nicht den einen Grund oder Wir werden Schritt für Schritt daran arbeiten, temberg entwickeln und umsetzen werden. den einen Schuldigen. Offenbar haben wir die Qualität und Leistungsfähigkeit in unse- Magazin Wirtschaft:Hat man die Schule uns in den vergangenen 10, 12 Jahren zu rem Schulsystem wieder zu verbessern. bei uns in den vergangenen eineinhalb Jahr- sehr darauf ausgeruht, dass wir Bildungsland Magazin Wirtschaft:Wie wollen Sie das zehten vielleicht auch zu sehr zum Experi- Nummer eins waren und dabei vergessen, konkret anfangen? mentierfeld für unzureichend erprobte uns weiterzuentwickeln. Dafür hat Baden- Eisenmann: Zunächst müssen wir festhal- Lernkonzepte gemacht? Württemberg jetzt die Rechnung präsentiert ten, dass das Niveau in Deutsch und Mathe- Eisenmann: Das kann man wohl nicht be- bekommen. matik in ganz Deutschland abgesunken ist. streiten. Nach dem Pisa-Schock Anfang des 6 MAGAZIN WIRTSCHAFT 12.17
LESER-INTERVIEW MAGAZIN ganisierten – Kritik habe ich über unser Bür- Schommer: Da bin ich völlig bei Ihnen – gerportal sowie auf Veranstaltungen mit Leh- es macht keinen Sinn, nur Tablets an die rern und Eltern durchweg sehr positive Schüler zu verteilen. Ich meine etwas ande- Rückmeldungen bekommen, ganz einfach res: Über den Umgang mit Medien hinaus weil viele gemerkt haben, dass ein Kind in fehlt den meisten Jugendlichen ein tieferes Klasse drei Probleme bekommt, wenn seine Verständnis für die Informationstechnolo- Rechtschreibung zwei Schuljahre lang nicht gie. Dies ließe sich zum Beispiel durch die korrigiert wird. In Baden-Württemberg gilt Vermittlung von Grundkenntnissen im Pro- Rechtschreibung jetzt wieder ab Klasse eins grammieren fördern. Unsere gesamte Wirt- und ich habe volles Vertrauen, dass unsere schaft würde profitieren, weil entsprechende Lehrerinnen und Lehrer dies auch so umset- Fachkräfte im Zuge der Digitalisierung nicht zen, wie es pädagogisch sinnvoll ist. nur in der IT-Branche, sondern überall feh- Magazin Wirtschaft: Vermitteln unsere len. Tut sich hier nichts, sehe ich die Gefahr, Schulen denn genug technisch-naturwissen- dass IT-Unternehmen in Länder wie Estland schaftliches Wissen, um dem Fachkräftebe- abwandern, wo man diesen Dingen einen darf in einer sich digitalisierenden Arbeits- höheren Stellenwert gibt. welt gerecht zu werden? Herr Schommer, Eisenmann: Dass wir unsere Schüler in was meinen Sie? Baden-Württemberg gut für den Arbeits- Schommer: Der Fachkräftemangel, der in markt vorbereiten müssen, ist uns bewusst. der IT-Branche seit langem besteht, wird Nur muss an unseren Schulen die Allgemein- durch die Digitalisierung ja extrem ver- bildung, müssen die Kernkompetenzen klar schärft. Wir als kleines Unternehmen haben im Mittelpunkt stehen. Wir können Grundla- es da noch einmal schwerer, weil wir mit den gen vermitteln, aber nicht den Informatiker Großen um die wenigen am Markt verfügba- bereitstellen, der Ihnen den Betrieb rettet. ren Leute kämpfen müssen. Wir setzen des- Nach meinem Eindruck muss man Kinder halb sehr stark auf eigene Ausbildung, tun nicht erst für diese Themen begeistern, sie ha- uns aber auch hier schwer, geeignete Bewer- ben eine sehr hohe Affinität zur IT, und zwar ber zu finden. Aktuell haben wir Ausbil- auch zum Programmieren. Die Probleme lie- dungsplätze für Fachinformatiker sowie auch gen eher woanders. Wir haben festgestellt, für Kaufleute für Marke- dass sich von den Jugendli- tingkommunikation aus- chen, die sich in der Schule geschrieben – das Ver- Es muss klar sein, auf einen technisch-natur- Jahrtausends hat sich Baden-Württemberg hältnis der eingehenden dass die Technik wissenschaftlichen Schwer- sehr am Beispiel internationaler Partner ori- Bewerbungen ist etwa 5 der Pädagogik folgt. punkt einlassen, später nur entiert, die ihrerseits dem Konzept der Kom- zu 95. Und die wenigen ein sehr geringer Teil be- petenzorientierung gefolgt sind – also der Bewerbungen, die für „Ersetze Buch durch ruflich in diese Richtung Idee, dass es darauf ankommt, was die Kin- den Fachinformatiker Laptop“ ist keine orientiert – es gibt über- der können und nicht was sie wissen. Heute eingehen, sind in ho- Pädagogik. proportional viele Brüche. stellen wir fest – später als andere Bundes- hem Maße unqualifi- Da müssen wir uns in der länder --, dass wir auch klare Vorgaben brau- ziert. Wir halten es für Tat überlegen, wie wir es chen, was ein Kind zum Beispiel nach Klasse sehr sinnvoll und notwendig, dass an den besser schaffen, eine naturwissenschaftliche 4, Klasse 6, Klasse 8 wissen muss und dass Schulen das Thema IT wesentlich stärker auf- Neigung in den Beruf zu überführen. wir dies auch kontrollieren müssen. Insge- gehängt wird, in einer Weise, die die Jugend- Magazin Wirtschaft: Kann hier das Fach samt hat man hier sehr viel in die Wege gelei- lichen inspiriert, sich vielleicht in diesen Be- Wirtschaft und Berufliche Orientierung tet, aber wenig evaluiert und wenig korri- reich zu entwickeln. (WBO) ansetzen? giert, auch wenn es erkennbar in die falsche Eisenmann: Wir haben in den Gymnasi- Eisenmann: Ja. Wir haben das Fach Wirt- Richtung lief. en ab Klasse 7 Informatik eingeführt und schaft, Berufs- und Studienorientierung als Magazin Wirtschaft: Meinen Sie damit werden dies ab dem Schuljahr 2018/19 auf einziges Bundesland im Pflichtkanon einge- auch die Lernmethode „Schreiben nach Hö- alle weiterführenden Schulen ausdehnen. führt, während es in allen anderen Ländern ren“, die Sie gegen Widerstände in der Leh- Wir entwickeln die gymnasiale Oberstufe freiwillig ist. Es geht dort einerseits um öko- rerschaft abgeschafft haben? weiter und stellen die naturwissenschaftli- nomisches Grundverständnis: Was ist zum Eisenmann: Die IQB-Studie 2016 hat chen Fächer ab 2019 gleichberichtigt neben Beispiel ein Kredit, ein Kreditmarktgeschäft, mich in dieser Entscheidung in der Tat bestä- Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen. was sind Tarifpartner, was ist Tarifautonomie. tigt. Wenn jeder fünfte Viertklässler in Baden- Die Digitalisierung ist ein Thema und wir ha- Andererseits werden die Jugendlichen dabei Württemberg nicht den Mindeststandard in ben quer durch alle Schularten viele Projekte unterstützt, herauszufinden, welcher Beruf Orthografie erreicht, läuft etwas schief. Wir zum altersgerechten Medieneinsatz laufen. für sie passt. Als einziges Bundesland haben haben diese Form der Vermittlung von Recht- Es muss aber klar sein, dass die Technik der wir auch einen Tag der beruflichen Orientie- schreibung beendet, und das war die richtige Pädagogik folgt. „Ersetze Buch durch Lap- rung an allen weiterführenden Schulen einge- Entscheidung. Neben der – übrigens sehr or- top“ ist keine Pädagogik. führt. Das ganze Thema liegt heute viel MAGAZIN WIRTSCHAFT 12.17 7
MAGAZIN LESER-INTERVIEW A12 auf A13 – das wären rund 400 Euro vor Steuern mehr im Monat -- machen einen Be- ruf nicht entscheidend attraktiver. Wenn es am Geld läge, woher kommt dann Ihr Fach- kräftemangel in der IT-Branche? Immerhin zahlen Sie ja ganz gute Gehälter. Schommer: Geld motiviert immer nur kurzfristig, das weiß wohl jeder Arbeitgeber. Manchmal spielt es aber doch eine entschei- dende Rolle. Wir bekommen das zu spüren, wenn wir unsere Leute nach der Ausbildung an größere Unternehmen verlieren. Eisenmann: Schauen Sie, wir haben zur- zeit mehr als 300 voll ausgebildete Grund- schullehrer, die jederzeit anfangen könnten zu arbeiten. Das würde den Mangel in Baden- Württemberg ziemlich genau abdecken. Aber die wollen sich nicht binden, weil sie nicht in eine ganz bestimmte Stadt oder an eine ganz bestimmte Schule kommen. In bestimmten Fächerkombinationen bei den weiterführen- den Schulen haben wir einen Überhang von Tim Schommer schildert der Ministerin den Fachkräftemangel in seiner Branche. Der Internet-Unter- insgesamt 1500 Bewerbern. Wir haben alle nehmer setzt alle Hebel in Bewegung, um seinen eigenen Nachwuchs auszubilden. angeschrieben, ob sie nicht an Grundschulen pädagogische Erfahrung sammeln wollen, bis stärker in der Verantwortung der Schule als es man den Beruf des Grundschullehrers nicht sie in ihrer Schulart einen Platz finden - natür- früher der Fall war. Allerdings wird es auch viel attraktiver machen – auch finanziell? lich mit entsprechend positiver Bewertung im heute nicht ohne die Eltern gehen – Schule Eisenmann: Momentan steigen die Schü- Lebenslauf. Ganze 29 sind darauf eingegan- kann nicht in allen Bereichen Reparaturbe- lerzahlen nicht. Man hat es aber in ganz gen. Mit Geld können Sie hier also nichts aus- trieb der Gesellschaft sein. Deutschland und verstärkt in Baden-Württem- richten, es sind ganz andere Motive, die den Magazin Wirtschaft: Die IHK versucht, berg vor vier bis fünf Jahren verpasst, sich auf Ausschlag geben. möglichst viele Bildungspartnerschaften zwi- eine Pensionierungswelle einzustellen. Diese Magazin Wirtschaft: Unter anderem hat schen Schulen und Unternehmen zu vermit- erreicht gegenwärtig die Spitze und wird noch die Schule nun auch den Auftrag bekommen, teln. die nächsten drei bis vier Jahre spürbar sein. junge Flüchtlinge auf eine duale Ausbildung Schommer: Auch wir haben solch eine Das ist der Hauptgrund für das augenblickli- vorzubereiten. Wie geht es hiermit voran? Bildungspartnerschaft – natürlich nicht nur che Versorgungsproblem. Erst ab dem Schul- Eisenmann: Betriebe jeder Größe bemü- uneigennützig. In der augenblicklichen Situ- jahr 2020/21 steigen auch die Schülerzahlen, hen sich sehr, hier Berufsperspektiven zu ation muss man einfach jede Gelegenheit darauf reagieren wir jetzt, indem wir die Studi- entwickeln. Aber es ist sehr schwer, unter wahrnehmen, junge Leute ins Unternehmen enkapazitäten erhöhen. Was die Grundschu- den Flüchtlingen für die duale Ausbildung zu holen. len betrifft, halte ich das Problem nicht zwin- zu werben. Sie kennen dieses Modell nicht Eisenmann: Die Bildungspartnerschaf- gend für ein finanzielles. Eine Steigerung von und wollen lieber gleich Geld verdienen, ten sowie auch alle Formen von Betriebs- auch wenn das ihre Zukunftsperspektive ein- praktika sind sehr gute Modelle, die Schüle- schränkt. Ein anderes Problem ist, dass man rinnen und Schüler in Kontakt mit der Co-Interviewer Tim Schommer kaum erwarten kann, Jugendlichen in die- Arbeitswelt und der Lebenswirklichkeit zu ist Gründer und Inhaber sem Alter in einem halben Jahr in der Be- bringen. Den Unternehmern bin ich dafür der Web-Agentur rufsvorbereitungsklasse (VABO) genug sehr dankbar, sie lassen die jungen Men- Schommer Media in der Deutsch beizubringen, um sie im Betrieb zu schen keineswegs nur Kaffee kochen, son- Stuttgarter City. Inner- integrieren. Darauf haben wir in Baden- dern geben sich sehr viel Mühe, sie für einen Württemberg reagiert, indem wir Flüchtlin- halb eines Jahrzehnts Beruf zu begeistern. Dass sie das tun, um ge auch im Beruf weiter mit Sprachförde- hat sich der 41-Jährige Auszubildende und Nachwuchsmitarbeiter rung begleiten. Ob das ausreicht oder zu gewinnen, ist vollkommen in Ordnung. vom Einzelkämpfer zum nachjustiert werden muss, werden wir erst Magazin Wirtschaft: Frau Dr. Eisenmann, Chef von 25 Mitarbeitern hochgearbeitet. „Zwi- noch sehen. Sehr bewährt hat sich die Poten- Im Sommer überraschten Sie mit der Er- schenzeitlich waren wir sogar schon einmal 40“, zialanalyse, die wir schon vor mehr als einem kenntnis, dass die Schülerzahlen nicht sin- sagt Schommer, „weil aber passende Fachkräfte Jahr eingeführt haben, um festzustellen, wo ken, wie jahrelang vorausgesagt, sondern kaum zu bekommen sind, mussten wir uns die Begabungen des einzelnen Jugendlichen mittelfristig sogar steigen. Dadurch ist auch wieder verkleinern“. Ein Thema, das im Gespräch unamhängig vom Alter liegen. Dieses online- der Lehrerbedarf im Land größer als erwar- mit der Ministerin eine große Rolle spielt. basierte System wird jetzt von den anderen tet, vor allem an den Grundschulen. Müsste Bundesländern übernommen. 8 MAGAZIN WIRTSCHAFT 12.17
LESER-INTERVIEW MAGAZIN Deutsche Bank Wer zu spät kommt, den bestrafen die Zinsen. Finanzieren Sie jetzt, damit Sie später keine Kompromisse machen müssen. Stärken Sie heute Ihr Geschäft von morgen und nutzen Sie die aktuell günstigen Zinsen. Mit den interessanten Finanzierungsmöglichkeiten der Deutschen Bank für Unternehmen. deutsche-bank.de/gewerbliche-finanzierung Wenn aus Bank Hausbank wird. MAGAZIN WIRTSCHAFT 12.17 9
MAGAZIN KURZ & KNAPP „Mitspieler” – Skulpturen im Schloss Dätzingen Noch bis 20. Januar sind im Schloss Dätzin- gen bei Grafenau im Kreis Böblingen Werke des Stuttgarter Bildhauers Thomas Putze zu sehen. Menschen, Archetypen und immer Foto: Galerie Schlichtenmaier wieder Tiere sind die Motive der Holzskulptu- ren, in denen der 49-Jährige diese Teilnehmer am Spiel des Lebens eindringlich aber oft mit einer Prise Humor darstellt. Der Ausstellung, zu der die Galerie Schlichtenmaier einlädt, gibt dies ihren Titel „Mitspieler“. Mehr Info: www.galerie-Schlichtenmaier.de „Abflug” heißt diese Holzskulptur des Künstlers Thomas Putze mit Atelier in Stuttgart. Es wird auch künftig nicht nur eine Offenbar haben wir uns in den Wahrheiten W Antriebsart geben. vergangenen 10, 12 Jahren zu sehr aaktuell, denkwürdig Günter Baumann,IHK-Ehrenpräsident und darauf ausgeruht, dass wir Bildungs- Merkur-Preisträger 2017 zur Zukunft der Autobranche land Nummer eins waren. Dafür Nichts ist übler für die Weltwirtschaft bekommen wir jetzt die Rechnung. Die Forderung nach einer Ausbil- und für jedes einzelne Land als Susanne Eisenmann, Kultusministerin von dungsumlage ist nicht nachvollzieh- Neoprotektionismus. Baden-Württemberg, zum schlechten Abschnei- bar. Die Betriebe bieten ja genügend den des Landes in der IQB-Studie 2016 Hätten wir ein normales Zinsumfeld, Lehrstellen an, viele sind nach wie vor hätten wir keine schwarze Null. unbesetzt. Ich träume von den Vereinigten Prof. Stefan Kooths, Leiter des Prognose-Zent- Johannes Schmalzl, neuer Hauptgeschäftsführer Staaten von Europa. rums am Institut für Weltwirtschaft (IfW), Kiel der IHK Region Stuttgart Günther Oettinger, EU-Haushaltskommissar Wenn selbst Toiletten inzwischen „unisex“ sein sollen, ist es ein gewagtes Unterfangen, für Frauen und Männer zwei getrennte Bücher zum Thema Business-Knigge aufzulegen. Schlägt man sie auf, sind beide Bücher allerdings inhaltlich fast deckungsgleich oder sogar wortgleich. Einzig in der Rubrik „Dresscode“ sind manche Passagen – naturgemäß – un- terschiedlich. Und bei den häufigsten Benimmfallen gibt es einen Tipp mehr für Männer: Sie sollen nicht zu lange mit der Gattin des Chefs tanzen (aber die Geschäftsfrau darf das mit dem Gatten der Chefin?). Insgesamt aber sind die Bü- cher durchaus nützlich, weil sie eine grundlegende Übersicht enthalten, was heute in Sachen Benimm im Geschäftsle- ben erwartet wird. Gerade für Berufseinsteiger nach dem normalerweise recht lässigen Uni-Leben ist die Lektüre des- halb empfehlenswert. Ein gemeinsamer Band für beide Geschlechter hätte es aber auch getan. Business Knigge für Frauen. Sicher auftreten im Beruf. / Business-Knigge für Männer. Mehr Erfolg durch gute Manieren.Anke Quittschau und Christina Tabernig, Haufe-Verlag, Freiburg 2017, je 190 Seiten, je 19,95 Euro, ISBN 978-3-648-09660-4 und 978-3-648-09666-6 Sei es die Hummel, die nach den Gesetzen der Physik angeblich nicht fliegen kann, oder der Kugelschreiber für den Weltraum, den die NASA für eine Million Dollar entwickelt haben soll, während die russischen Kosmonauten einfach Bleistifte benutzten – eine verblüffende Anekdote würzt jeden Vortrag. Schade nur, dass sich so manche in Luft auflöst, wenn man ihr einmal nachgeht. Die Autoren, die beide selbst als Trainer arbeiten, haben die Entste- hungsgeschichte von gut 20 Motiven, die uns aus Vorträgen, Literatur und Medien wohlbekannt sind, als moderne Mythen entlarvt. Sie plädieren für einen kritischeren Umgang mit Geschichten, die man nur vom Hörensagen kennt und die meist allzu gut sind, um wahr zu sein. Bullshit Busters. Irrtümer und Mythen aus Vorträgen, TV und Büchern. Christoph Wirl und Axel Ebert. Goldegg-Verlag, Wien 2017, 224 Seiten, 22,00 Euro, ISBN 978-3-99060-035-1 10 MAGAZIN WIRTSCHAFT 12.17
Personalien Neue Namen und Gesichter in den Stefan Euchner Chefetagen der Region Geschäftsführer der Euchner GmbH + Co. KG Leinfelden-Echterdingen Andreas Claussen (54) unterstützt seit Okto- ber das Team des Personalberaters Capera am Standort Stuttgart. Der Outplacement- und Karriereberater soll als Partner der Gruppe Un- Sagen Sie mal, ternehmen im Trennungsmanagement sowie Pri- vatpersonen bei der beruflichen Neuorientie- Herr Euchner … rung begleiten. Claussen sammelte nach sei- nem Studium der Betriebswirtschaftslehre langjährige Erfahrungen in der Mitar- … wen fragen Sie außerhalb des beiterführung. Zuletz war er als freier Unternehmens um Rat? Berater und Kooperationspartner der Meine Tochter und meine „Personalmanagement Service GmbH“ Familie. in Berlin tätig. . … was wollten Sie als Kind werden? Karsten Wagener (51) ist in die Geschäftsführung der Als Kind hat mich der Beruf GKG Mineralölhandel GmbH & Co. KG berufen wor- des Börsenmaklers fasziniert. den. Wagner arbeitet schon seit Mai als Verkaufsleiter Die Körpersprache hat mich tief und Prokurist für das Unternehmen und ist für die Produkt- beeindruckt. bereiche Mitteldestillate und „Heizöl Schwer“ verantwort- lich. Diese Zuständigkeit behält er auch in der Geschäftsfüh- … was halten Sie für die größte rung. Wagner verfügt über 27 Jahre Branchenerfahrung, Erfindung der Menschheit? unter anderem bei Esso, Petroplus und Calpam. Also von der Idee Europa bin ich begeistert. Domenico Iacovelli soll neuer Vorstandsvorsitzender … was war ihr schönster Erfolg? der Göppinger Schuler AG werden. Seine Wahl zum Als Unternehmen das Jahr 1993 Nachfolger des bisherigen Schuler-Chefs Stefan Kle- überlebt zu haben. bert ist für die Hauptversammlung im April vorgesehen. Ia- covelli ist bereits seit November stellvertretender Vorsitzen- … vor welcher Persönlichkeit aus der des Vorstands und für Vertrieb zuständig. Der 41-Jährige der Geschichte haben Sie den war zuletzt in der Schweiz für den österreichischen Andritz- meisten Respekt? Konzern tätig, zu dem auch Schuler gehört. Klebert (52) Richard von Weizsäcker. verlässt Schuler nach mehr als sieben Jahren an der Unter- nehmensspitze im Einvernehmen. … was vermissen Sie in der Region Stuttgart? Das Meer. Volker Wintergerst, Ge- schäftsführer der Winter- … was ist Ihr Lebensmotto? gerst Societät für Unterneh- „La vie est dure sans confiture“ mer-Beratung in Stuttgart, ist in und: „La vie est belle“ den Aufsichtrat des Softwareent- wicklers LucaNet AG berufen worden. Das Berliner Unterneh- men expandiert derzeit sehr stark international. Wintergerst soll Personalnachrichten für das Magazin die Globalisierungsstrategie im Wirtschaft: Gibt es auch in Ihrem Unter- Aufsichtsrat unterstützen. Neben nehmen personelle Veränderungen auf Standard-Software bietet Luca- der Führungsebene? Wir veröffentlichen Net auch Weiterbildung und Be- Ihre Nachricht gerne. Senden Sie einen ratung für Praktiker im Rech- kurzen Text mit Bild an nungswesen an. presse@stuttgart.ihk.de MAGAZIN WIRTSCHAFT 12.17 11
MAGAZIN TITELTHEMA TITELTHEMA Andreas und Claudia Negele vom Küchen- haus Negele in Winnenden schätzen es, dass sie sowohl für Handwerks- als auch für Handelsfragen die richtigen und kompetenten Ansprechpartner in der jeweiligen Kammer finden. Wie bei allen Porträtierten hängen Urkunden beider Kammern an prominenter Stelle in den Geschäftsräumen Fotos: Annette Wandel 12 MAGAZIN WIRTSCHAFT 12.17
TITELTHEMA MAGAZIN Doppelt vernetzt Dunkler Anzug, schwarze Lederschuhe, ein dezent kariertes Hemd – so emp- fängt Ludger Wendeler in seinem Büro in Uhingen. Ein klassischer Wirtschafts- Von den circa 160 000 IHK-Mitgliedsunternehmen wissenschaftler eben. Dass der geschäftsfüh- sind circa 11000 gleichzeitig Mitglied in der Hand- rende Gesellschafter der Burger Schloz werkskammer. Wir haben vier dieser Doppel- Automobile GmbH & Co. KG sein Unter- mitglieder gefragt, was sie davon halten und was sie nehmen in der IHK-Bezirksversammlung davon haben. Göppingen vertritt, überrascht deshalb nicht. Schon eher, dass er seit 18 Jahren Vor- stand der KFZ-Innung Göppingen und seit drei Jahren zusätzlich auch noch Obermeis- ter der Kfz-Innung in der Kreishandwerker- schaft Göppingen ist. IHK und Handwerk – ist man nicht ent- weder das eine oder das andere? Tatsächlich gibt es noch eine dritte Möglichkeit: Ein Un- ternehmen ist sowohl Mitglied bei der IHK als auch bei der Handwerkskammer. Der Fall ist gar nicht so selten. Von den 160 000 Mit- gliedsunternehmen der IHK Region Stutt- gart sind das immerhin circa sieben Prozent, also um die 11 000. Der Gesetzgeber regelt, wer zu welcher Kammer gehört Grundlagen für diese Doppelmitglied- schaft sind das Gesetz zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrie- und Handelskammern (IHKG) und das Gesetz zur Ordnung des Handwerks (HwO). Insbe- sondere die Anlagen A und B über zulassungs- pflichtige Handwerke, zulassungsfreie Hand- werke und handwerksähnliche Gewerbe sind entscheidend. Aber wie läuft die Zuordnung eigentlich ganz konkret ab und wer entscheidet, mit welchem Anteil ein Unternehmen zu welcher Kammer gehört? Für die IHK ist das zum Beispiel Frank Ehmann von der Bezirks- kammer Böblingen. „Wenn jemand ein Ge- werbe bei seiner Gemeinde anmeldet oder eine Firma ins Handelsregister eintragen lässt, bekommen die regional zuständigen Kammern automatisch Bescheid“, erklärt er. Anhand des Unternehmensgegenstandes kann er erkennen, zu wem „der Neue“ ge- hört. Eine Bäckerei ist ganz klar ein Hand- werk, ein Modegeschäft wird IHK-Mitglied. Alles ganz eindeutig. Kompliziert wird es, wenn der Bäcker nicht nur Brot und Brötchen backt, sondern auch einen kleinen Lebensmittelladen führt. Der würde zur IHK gehören. Abgegrenzt wird das Handwerk aber nicht nur zum Handel, sondern auch zur Indust- rie. Wichtigstes Kriterium dabei ist, ob die ausgeübte Tätigkeit ein Handwerk ist. MAGAZIN WIRTSCHAFT 12.17 13
MAGAZIN TITELTHEMA Jahr liegt. Darunter wird keine IHK-Umlage fällig. Der Bäcker, der noch Milch und Kaffee im Sortiment hat, muss also keine IHK-Um- lage zahlen. Wie aufgeteilt wird, wenn eine Umlage für beide Kammern zu zahlen ist, erklärt Ehmann anhand eines Beispiels: „Wenn ich eine Autohaus Ehmann GmbH gründen würde, die die Hälfte mit Fahrzeugverkauf und die andere Hälfte mit Reparatur ver- dient, würde mein Umsatz rechnerisch 60 zu 40 zugunsten der HWK aufgeteilt.“. Wieso nicht 50:50? „Im Korridor zwischen 5 und 60 Prozent Handwerksumsatz erhält die HWK einen Bonus von zehn Prozent, erklärt der IHK-Mann. Das ist das Ergebnis einer Ab- sprache zwischen den beiden Kammern und auch zwischen den entsprechenden Dach- organisationen, die dazu einen Leitfaden entwickelt haben. Überhaupt, darauf legt Ehmann großen Wert, funktioniert das Ganze in enger Absprache mit den Kollegen von der Handwerkskammer. Und in Zweifels- fällen wird einfach mal zum Telefonhörer gegriffen. Ludger Wendeler vom Autohaus Burger Schloz in Uhingen gefällt seine Doppelrolle als Miglied von IHK-Bezirkskammer und der Kfz-Innung, weil sie ihm Einblicke in beide „Denken“ ermöglicht. Im Stil gibt es kaum Unterschiede Klassischer Fall für so eine Doppelmitglied- Dabei bedeutet Handwerk nicht, dass mit Handwerkskammer seinen Beitrag zahlen. schaft sind Autohäuser. Burger-Schloz zum der Hand gearbeitet wird – das wird ja Er ist dann zwar auch IHK-Mitglied, aber ein Beispiel beschäftigt circa 400 Mitarbeiter in schließlich überall – sondern dass die Tätig- beitragsfreies“, erklärt IHK-Mann Ehmann. sechs Niederlassungen im Remstal und im keit in dem schon erwähnten Absatz der Anders sieht es bei ins Handelsregister ein- Filstal. Die Mehrheit der Beschäftigten arbei- Handwerksordnung aufgeführt ist. Für getragenen Unternehmen aus. Sie müssen tet bei Service und Reparatur. Aber auch im Bäcker trifft das zu. den IHK-Grundbeitrag und den HWK- Verkauf von PWKs, LKWs und Bussen ist das Grundbeitrag entrichten, der übrigens um Traditionsunternehmen stark. Der Service- Kleine Mischberiebe müssen nur bei einiges darüber liegt. Der Grund: Bei der Anteil gehört zur Handwerkskammer, der der Handwerkskammer Beitrag zahlen IHK gibt es mehr Großunternehmen, und Verkaufsanteil zur IHK. die finanzieren die kleinen mit. Das ist auch der Grund für Wendelers Für die Abgrenzung spielt die Mitarbeit des Die Umlage wird dagegen aufgeteilt, wenn doppeltes Engagement, und ihm gefällt diese Chefs, der Einsatz von Maschinen, die der IHK-pflichtige Handelsumsatz des Zwitterrolle, weil sie ihm Einblick in beide Arbeitsteilung oder eine Serienfertigung Mischunternehmens über 130 000 Euro pro „Denken“ vermittelt. Bei Interessensüber- weiterhin eine wichtige Rolle, allerdings schneidungen kann er die jeweils andere Per- kommt es sehr auf den Einzelfall an. Denn spektive mit in die Diskussion einbringen. inzwischen wird auch im Handwerk anders Zwar kosten ihn die ehrenamtlichen Auf- gearbeitet als noch vor 20 Jahren. Der Chef IHK-INFO gaben einiges an Zeit, er bekomme aber auch ist auch dort nicht mehr unbedingt mit in ZUR MITGLIEDSCHAFT eine Menge zurück: „Viele Infos erhalte ich der Backstube, sondern kümmert sich um so frühzeitig und aus erster Hand. Außer- Akquise und Verwaltung, und ohne Maschinen Wer nach der LLektüre dieses Beitrags mehr dem bin ich in für uns wichtige Thematiken geht sowieso gar nichts mehr. über das Thema wissen möchte, kann sich von Anfang an eingebunden.“ Als Beispiel auf der Homepage der IHK informieren: Im Landkreis Böblingen kommt es unge- nennt er den Mindestlohn, den er zwar befür- fähr 50 bis 60 Mal im Jahr vor, dass der „Neu- Gehört mein Unternehmen zur IHK wortet, dessen praxisfernen Verwaltungsauf- ling“ gemischtgewerblich tätig sein wird. oder zurm Handwerk? wand er aber gern entbürokratisieren möch- Dann wird der Beitrag unter den Kammern www.stuttgart.ihk.de, Nr. 381 te. Ein Thema übriges, das Handwerker wie aufgeteilt. Unterschieden wird dabei, ob es Leitfaden Abgrenzung IHK-Mitglieder gleichermaßen angeht: „Ich sich bei dem Mischbetrieb um einen Kleinge- www.stuttgart.ihk.de, Nr 674452 halte es für sehr wichtig und richtig, dass wir werbetreibenden handelt, also jemanden, IHK-Zugehörigkeit und Mitglieds an einem Strang ziehen“. beiträge der nicht ins Handelsregister eingetragen ist. www.stuttgart.ihk.de, Nr. 4807 Geht er zu Handwerker-Veranstaltungen „Dann muss er nur bei der eigentlich auch im feinen Zwirn? „Klar, 14 MAGAZIN WIRTSCHAFT 12.17
TITELTHEMA MAGAZIN doch, da mache ich keinen Unterschied“, sowohl in Handwerks- wie in IHK-Berufen die Lehrverträge online eintragen und be- lacht Wendeler, und im Übrigen falle er auch aus – zur Zeit insgesamt 90 junge Leute. arbeiten, bei der HWK geht das bisher noch dort mit seiner Kleidung nicht besonders Denn wie BurgerSchloz ist auch die Held- nicht. Grundsätzlich sind die Bedingungen auf. Gibt es überhaupt keine Unterschiede? ele GmbH ein gemischtgewerbliches Unter- aber gleich, denn Grundlage sind die Ausbil- „In unserer Innung gibt es viele kleinere Fami- nehmen. Als Adolf Heldele seine Elektroins- dungsordnungen, und die sind bundes- lien- betriebe, in denen der Chef noch selber tallationsfirma 1964 gründete, war sie aller- einheitlich geregelt. mit schraubt“, hat Wendeler festgestellt. Au- dings noch ein reiner Handwerksbetrieb. In Macht es für die Azubis selber eigentlich ßerdem drehe sich natürlich alles um ein den 70ern kam der Schaltschrankbau dazu, s einen Unterschied, ob sie einen Handwerks- Thema, nämlich Kraftfahrzeuge. In der IHK- päter die Telefonie und die Automatisie- beruf oder einen IHK-Beruf erlernen? „Die Bezirksversammlung seien dagegen größere rungstechnik – alles IHK-Bereiche. Ausbildungsvergütung liegt bei IHK-Berufen Unternehmen vertreten, die meist auch ein höher“, hat Heldele-Geschäftsführer Bernd weiteres Einzugsgebiet hätten und natürlich Forstreuter festgestellt, „bei Ausbildungen, fast alle in unterschiedlichen Branchen un- Viele Infos erhalte die von beiden Kammern angeboten wer- terwegs seien. Auch die Schwerpunkte unter- ich so frühzeitig und den, ist sie aber selbstverständlich gleich schieden sich. Im Handwerk beispielsweise hoch. Und wenn man dann Facharbeiter ist, sei die Schwarzarbeit ein großes Thema, bei aus erster Hand. spielt das zumindest bei uns keine Rolle der IHK spiele die Infrastruktur dagegen mehr.“ Inhaltlich seien die Berufe auch eben- eine Hauptrolle. Ansonsten unterschieden Sieben verschiedene IHK-Berufe und drei bürtig. Imagemäßig gebe es allerdings tat- sich die Treffen allerdings kaum, allenfalls verschiedene Handwerksberufe kann man sächlich Unterschiede, zumindest bei den sei der Ton bei den Handwerkern manchmal bei Heldele lernen. Die drei Ausbilder sind Dualen Studenten: „Wenn die sehen „BWL etwas direkter. gleichzeitig als Prüfer tätig, zwei für die für das Handwerk“, machen viele Abiturien- Keine Unterschiede gebe es auch beim Handwerkskammer, einer für die IHK. Forst- ten gleich kehrt“, hat er schon beobachtet. wichtigsten Thema beider Kammern: der reuter und Wahl haben sie nach möglichen Dualen Ausbildung: „Da haben wir beide Unterschieden gefragt und folgende Aus- Bei der Ausbildung sind die dieselben Interessen, vor allem, dass die Poli- sagen erhalten: Größter Unterschied sei dem- Kammern wichtige Ansprechpartner tik den Trend hin zum Studium nicht noch nach, dass die Zwischenprüfung bei ihren weiter fördert, zum Beispiel durch Mittelver- IHK-Kaufleuten ohne gestreckte Prüfung Wie gesagt, das ist eine Imagefrage, gegen schiebung hin zu den Hochschulen“, erklärt nicht zur Endnote zählt, bei ihren HWK- die Heldele zusammen mit der Handwerks- der Auto-Mann. Prüflingen dagegen mit 25 Prozent. Außer- kammer ein neues Instrument entwickelt Läuft eine Ausbildung bei der Handwerks- dem müssen HWK-Lehrlinge bis zu zehn hat: „ElektroPlus“. Es richtet sich in erster kammer eigentlich genau so ab wie bei der (kostenpflichtige) Wochen in einer über- Linie an Studienabbrecher, aber auch an IHK? Wilhelm Wahl und Bernd Forstreuter betrieblichen Lehrwerkstatt absolvieren. Bei (Fach-)Abiturienten die in drei Jahren zum Geschäftsführer der Heldele GmbH müssen der IHK gibt es diese Pflicht nicht. Und ganz Meister im Bereich „Elektroniker für Ener- so etwas wissen, denn die Salacher bilden praktisch: Bei der IHK kann man inzwischen gie- und Gebäudetechnik“ geführt Wilhelm Wahl und Bernd Forstreuter (v.l) sind stolz darauf, dass die Heldele GmbH in sieben verschiedene IHK-Berufe und in drei verschiedenen Handwerksberufen insgesamt 90 junge Leute ausbildet. MAGAZIN WIRTSCHAFT 12.17 15
MAGAZIN TITELTHEMA werden. Mit der IHK ist Heldele in Sachen Bildungspartnerschaft unterwegs. „Außer- dem nutzen wir gern die vielen Veranstaltun- gen, besonders im Bereich IT“, erzählt Forst- reuter. Darüber hinaus ist das Unternehmen im Prüfungsausschuss vertreten und enga- giert sich im Innovationszirkel Göppingen und bei Mechatronik e.V. In IHK und Handwerk engagieren sind auch Foto: Tom Bässler Andreas und Claudia Negele. Das Küchen- haus mit Schreinerei des Geschwisterpaares ist ein Familienbetrieb seit 1950 – und zwar ein Familienbetrieb reinsten Wassers, denn nicht nur Großeltern, Eltern und Kinder samt Ehepartnern sind oder waren im Haus tätig, sondern auch Tanten, Onkel und Cousinen. Und irgendwie mit zur Familie gehören auch die über 40 Angestellten, denn nicht wenige Die Druckerei Mack von Hans-Jürgen und Mathias Mack ist als reiner Handwerksbetrieb gestartet, aber von ihnen konnten schon ihr 10-, 20- oder gar heute zu 95 Prozent IHK-zugehörig. 25-jähriges Betriebsjubiläum feiern. Firmengründer Eugen Negele wollte eigent- Negeles? „Nein, gar nicht, für uns ist die Und das Schönste für den stark einge- lich Lehrer werden. Kriegsbedingt wurde Symbiose aus Handwerk und Handel das spannten Firmenchef und Familienvater: aber nichts daraus und so machte er sich mit Erfolgsrezept!“, sagt Firmenchef Andreas „Für mich sind die WJ-Treffen Freizeit, nicht den Maschinen seines Schwiegervaters als Negele. Am Handwerksteil gefällt ihm beson- Arbeit!“ Und das, obwohl er als Betreuer der Schreiner selbständig. Wie damals üblich ders, dass körperliche Arbeit noch großes Sponsoren ein durchaus anspruchsvolles baute er die Küchen zunächst selber. Als der Ansehen genießt. Im Handel dagegen reizen Ehrenamt bekleidet. Trend zu Markenprodukten ging, sprang ihn und seine Schwester die Möglichkeiten Negele auf den Zug auf und verkaufte fortan des Marketings, das wiederum im Handwerk Auch der Betreib profitiert vom auch Küchen von Leicht, Zeyko und eine geringere Rolle spielt. Insgesamt seien Engagement Systhema. die Fragen und die Herausforderungen für beide Bereiche ganz unterschiedlich. Da sei Auch wenn Andreas Negele sein WJ-Engage- Symbiose aus Handwerk und es gut, dass in der jeweiligen Kammer die ment als Hobby sieht, profitiert auch der Handel als Erfolgsrezept entsprechenden Fachleute säßen. „Bei Prob- Betrieb davon. Nicht nur, weil die WJ-Freunde, lemen seid ihr Super-Ansprechpartner!“ lobt wenn sie eine Küche brauchen, natürlich zu Heute bekommen die Kunden ein Rundum- Claudia Negele. ihm kommen, sondern auch, weil sich immer paket von der Beratung über das Aufmaß bis Sie engagiert sich bei den „Unternehmer- wieder Synergien ergeben. So gab es im zur Montage und können ihre zukünftige frauen im Handwerk“ und VDS-Unterneh- Negele-Küchenhaus bereits ein Event mit Küche auch vorher schon in der 3D-Ansicht merinnen-Netzwerk. Für sie ist der Austausch einem Winzer und Cross-Selling-Aktion mit betrachten. „Das Besondere bei uns ist, dass mit Menschen in ähnlicher Situation beson- einem italienischen Lebensmittelhändler. jeder Kunde vom ersten Kontakt bis zur ders wichtig – und der Vergleich: „Für mich Überhaupt, so sind Negeles überzeugt, kann Rechnungsversendung vom selben Berater ist es schön zu sehen, dass wir gut aufgestellt man zusammen einfach mehr stemmen. Die betreut wird“, erzählt Claudia Negele, die für sind.“ Ihr Bruder, der seit drei Jahren bei Azubi-Challenge zum Beispiel, ein Event für Organisation und Marketing zuständig ist. den Wirtschaftsjunioren (WJ) ist, der Nach- Auszubildende aus dem Rems-Murr-Kreis, Zusammengearbeitet wird dabei nicht nur mit wuchsorganisation der IHK, hat dort ähn- das Spaß und Sport verbindet. „Allein kön- einem Steinmetz, mit Maler und Elektriker, liche Erfahrungen gemacht: „Da kann ich nen wir unseren Azubis doch so etwas gar sondern auch mit der eigenen Schreinerei. mich mit Leuten austauschen, die in einer nicht bieten!“, weiß er. „Und unser neuer Also ein klassisches gemischtgewerbliches ähnlichen Situation sind wie ich und unge- Fotograf ist auch ein Wirtschaftsjunior“, er- Unternehmen. Ist das ein Problem für fähr gleich alt“, freut er sich. gänzt seine Schwester. 16 MAGAZIN WIRTSCHAFT 12.17
TITELTHEMA MAGAZIN Küchen sind übrigens ein kniffliges Thema der handwerklichen zur industriellen Dru- Schritten konfigurieren und dabei aus 300 bei der Abgrenzung zwischen Handel und ckerei und Buchbinderei. Seit zehn Jahren Stanzformen auswählen. Da haben wir ein Handwerk. Stellt ein Unternehmen Fertig- oder setzen die Digitalisierung und vor allem die Alleinstellungsmerkmal.“ Alle das hat dazu Einbauküchen nur auf, handelt es sich nicht um mobilen Endgeräte auch diesem Geschäfts- geführt, dass der ehemals reine Handwerks- ein Handwerk und auch nicht um ein hand- modell immer stärker zu. betrieb nun zu 95 Prozent IHK-zugehörig ist. werksähnliches Gewerbe, zumindest solange Mack reagierte zweigleisig. Einerseits wur- keine Elektro-, Gas- und Wasseranschlüsse da- de das Angebot in Richtung Dienstleistung „Konkurrenz belebt das Geschäft“ zugehören. Das Unternehmen ist also IHK- ausgebaut: Mit Hilfe eines Marketingportals Mitglied. Anders wenn eine wesentliche Teil- und Tools wie Web-to-Print kommen die Kun- Und was sagen nun unsere Protagonisten tätigkeit Änderungs- und Anpassungsarbeiten den schneller und einfacher an Kataloge und selber zum Thema gemischtgewerbliche eines Schreiners erfordert. Das spricht für eine andere Druckerzeugnisse. Über das Portal Unternehmen? „Das ist historisch gewachsen Doppelmitgliedschaft – so wie bei Negele. können sie aber auch ihr gesamtes Marketing- und vom Gesetzgeber auch so gewollt“, sagt Es gibt aber auch den Fall, dass sich ein Burger-Schloz-Geschäftsführer Ludger Unternehmen im Laufe seiner Existenz von Wendeler. Andreas und Claudia Negele einer Kammerzugehörigkeit zur anderen hin Für mich sind die schätzen es, dass sie sowohl für Handwerks- bewegt. Ein Beispiel dafür ist die Druckerei WJ-Treffen Freizeit, als auch für Handelsfragen die richtigen und Mack GmbH in Schönaich. „Meine Eltern kompetenten Ansprechpartner in der jeweili- haben den Betrieb 1958 als Buchbinderei nicht Arbeit! gen Kammer finden. Und Wilhelm Wahl, ge- gegründet“, erzählt Geschäftsführer Mathias schäftsführender Gesellschafter von Heldele Mack. Knapp 60 Jahre ist das her – in der material verwalten, lagern und versenden las- meint: „Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Branche eine Ewigkeit. Entsprechend hat sen, also beispielsweise Give-aways. Zweites sich auch die Firma Mack mit ihren 55 Mitar- Standbein ist Mappenwagner, ein Unterneh- beitern weiterentwickelt: In den 60er Jahren men, das Mack vor zehn Jahren kaufte und Dr. Annja Maga kam die Offsetdruckerei dazu, die sich auf das auf die Herstellung von hochwertigen Pa- IHK Region Stuttgart das Drucken von Bedienungsanleitungen, piermappen spezialisiert ist. Das Besondere, annja.maga@stuttgart. Verzeichnissen und anderer Infobroschüren und darauf ist Mack besonders stolz: „Die ihk.de spezialisierte. Das war der erste Schritt von Kunden können die Mappen online in fünf ANZEIGE MAGAZIN WIRTSCHAFT 12.17 17
RAT & TAT Preisauszeichnungspflicht im Schaufenster Der Bundesgerichtshof (Az. I ZR 29/15) hat unter Berücksichtigung und Anwendung der aktuellen europäischen Gesetzgebung (EU-Preisangaben- richtlinie 98/6/EG) die Preisauszeichnungspflicht für im Schaufenster ausge- stellte Ware faktisch abgeschafft. Die Preisangabenverordnung regele nur noch die Art und Weise, in der eine Preisangabe bei sichtbar ausgestellten Waren zu erfolgen habe (zum Beispiel einschließlich der Mehrwertsteuer), nicht aber, dass überhaupt eine solche Preisauszeichnung erfolgen müsse. www.stuttgart.ihk.de, Nr. 3876714 Telegramm Meldungen für den Mittelstand Aktuelle Tipps und unternehmensrelevante Kurzmeldungen 74 Prozent der Berufstätigen in Baden- Interaktive Sanktionslandkarte der EU: Lage der IT-Sicherheit in Deutschland Württemberg können die Digitalisierung zu Der Bereich Exportkontrolle ist komplex. 2017: Das Bundesamt für Sicherheit in der wenig mitgestalten: Bereits 66 Prozent aller Um sich im Embargo-Wirrwarr einen Über- Informationstechnik (BSI) beschreibt die Berufstätigen in Baden-Württemberg füh- blick zu verschaffen, wurde die „Sanctions aktuelle IT-Sicherheitslage, die Ursachen len sich von der Digitalisierung betroffen. Map” entwickelt. Mittels leicht verständli- von Cyber-Angriffen sowie die verwendeten Nur zwölf Prozent haben gar keine Berüh- cher Symbole können exportorientierte Un- Angriffsmittel und -methoden und gibt rungspunkte mit digitalen Technologien – ternehmen sich schnell einen Überblick zu Tipps, wie man sich schützt. Vor allem die im Gegensatz zu 18 Prozent im bundeswei- Sanktionen und Maßnahmen im jeweiligen gestiegene Zahl an IT-Sicherheitsvorfällen ten Vergleich. Was jedoch seitens der Zielland verschaffen. Die Sanktions-Land- mit Erpressungssoftware (Ransomware) Arbeitnehmer häufig bemängelt wird: Die karte beinhaltet außerdem betroffene zeigt, dass Cyber-Kriminelle hier eine Mög- Erwerbstätigen in Baden-Württemberg wer- Firmen, Güter und Personen. Zusätzlich lichkeit gefunden haben, in großem Um- den zu wenig in die Gestaltung der Digitali- können die zugrunde liegenden Rechtsakte fang Geld zu erpressen. Zudem spielt der sierung einbezogen. 35 Prozent können abgerufen werden. In Auftrag gegeben „Faktor Mensch“ eine zunehmende Rolle: überhaupt keinen Einfluss nehmen, 39 Pro- wurde die Karte von Estland, das derzeitig Phishing-Angriffe, bei denen gezielt einzel- zent nur in geringem Maße. Das hat das den europäischen Ratsvorsitz innehat und als ne Mitarbeiter angeschrieben wurden, sind Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft Musterbeispiel gelungener Digitalisierung häufiger als in den letzten Jahren zu beob- und Organisation IAO ermittelt. gilt. www.stuttgart.ihk.de, Nr. 3879596 achten www.stuttgart.ihk.de, Nr. 3543944 18 MAGAZIN WIRTSCHAFT 12.17
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