ZBV Aktuell 1 22 - GEFRAGT Bernhard Salzmann: Der neue SBV-Direktor im Interview - Zentralschweizerische Baumeisterverbände
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ZBV Aktuell 1 22 GEFRAGT GESAGT GEPL ANT Bernhard Salzmann: Der neue Simon Stadler: Vom Maurer Landesmantelvertrag: SBV-Direktor im Interview zum Nationalrat Es ginge auch schlanker
Impressum Herausgeber Zentralschweizerische Baumeisterverbände Alpenquai 28b I Postfach I 6002 Luzern Tel. 041 360 23 23 I Fax 041 360 23 03 info@zbvluzern.ch I www.zbvluzern.ch Konzept I Texte I Bilder apimedia ag, Gisikon Satz I Druck Wallimann Druck und Verlag AG, Beromünster Auflage 1000 Ex. Erscheinung 2x jährlich
EDITORIAL Heisse Zeiten Geschätzte Mitglieder Geschätzte Partner Der Juni bescherte uns einen Sommeranfang, den wir so seit Jahrzehnten nicht mehr erleben durften. Die Temperaturen schnellten in die Höhe und brachten uns wirklich hitzige Tage. Es ist davon auszugehen, dass die Tage gegen Herbst ebenfalls heiss werden – auch was die Weiterfühung der LMV-Verhandlungen betrifft. Wichtig wird sein, dass wir hier als Sozialpartner korrekt miteinander umgehen. Und mit «mitei- nander» meine ich auch «miteinander». Wir als Verband sind gut beraten, einheitlich aufzutre- ten und unsere Bedürfnisse klar zu kommunizie- ren. Wir dürfen uns nicht in eine Ecke stellen und schon gar nicht auseinanderdividieren lassen. Es liegt an uns – das heisst, auch an Ihnen, ge- schätzte Unternehmerinnen und Unternehmer – klar Position zu beziehen. Als Verband haben wir Position zur Nachwuchs- Kurt A. Zurfluh werbung bezogen. Wir wollen diese gemeinsam aktiv angehen und dabei auf unsere interessan- Geschäftsführer ZBV ten Ausbildungsmöglichkeiten aufmerksam ma- kurt.zurfluh@zbvluzern.ch chen. Danke, dass Sie sich hier zur Verfügung stellen und unsere Bestrebungen unterstützen. Denn nur gemeinsam können wir erfolgreich sein. Nach den «heissen» Tagen wird es auch wieder einmal kühler und wir hoffen, dass sich dann die Tagestemperaturen und Emotionen auf ein er- trägliches Mass abkühlen. Nun aber wünsche ich Ihnen erst mal einen schönen Sommer mit einem herrlichen Sommerfeeling. Wir freuen uns auf viele Begegnungen im zweiten Halbjahr 2022. ZBV A K T UEL L 1 / 22 03
«Wir wollen ein gestaltender Verband sein» Seit dem 1. Juni ist Bernhard Salzmann neuer Direktor des Schweizeri- schen Baumeisterverbandes. Wie hat er die ersten Tage erlebt? Und wo will er künftig den Hebel ansetzen? VO N A L E X P I A Z Z A Bernhard Salzmann, wie fühlen Sie sich in Ihrem neu- – national, regional, lokal. Und noch etwas anderes en Amt? liegt mir am Herzen: Der SBV will ein gestaltender Sehr wohl. Aufgrund meiner vorherigen Funktion als Verband sein. Darum haben wir auch die Agenda 125.0 stellvertretender Direktor und Leiter Politik & Kom- entwickelt und den Slogan «Wir bauen die Zukunft» munikation des SBV war ich mit der Organisation des kreiert. Wir wollen als Verband nicht reagieren, son- Verbandes wie auch mit den Mitarbeitenden bereits dern proaktiv unsere Verbesserungsvorschläge in den vertraut. Zudem erhielt ich von Benedikt Koch eine politischen Diskurs einbringen. umfangreiche Einführung. Jetzt bin ich aber froh, dass es endlich losgeht. Die Zentralschweizerischen Baumeisterverbände gel- ten als kritisches Gebilde, das sich nicht scheut, seine Vor dem SBV waren Sie bereits in anderen grossen pointierte Meinung im Zentralverband einzubringen. Unternehmen und Verbänden aktiv. Inwiefern können War es Zufall, dass Sie als erste Amtshandlung die Sie jetzt von diesem Erfahrungsschatz profitieren? Präsidentenkonferenz der ZBV auf dem Stanserhorn Bei der Schweizerischen Post war ich verantwortlich besuchten? für die Kommunikation beim Projekt Rema, wo es um Ja. Die ZBV haben mich zu dieser Präsidentenkonfe- die Reorganisation der Briefsortierzentren ging. Der renz eingeladen, was ich natürlich sehr gerne ange- Umgang mit verschiedenen föderalen Interessen war nommen habe. Einerseits weil es mir ein Anliegen ist, dort eine grosse Herausforderung. Ich erlebte eine Art den Kontakt zu den einzelnen Sektionen zu fördern. Feuertaufe. Beim Schweizerischen Gewerbeverband Andererseits weil ich zu den Zentralschweizerischen – einem der grossen Wirtschafts-Dachverbände mit Baumeisterverbänden seit Jahren einen sehr freund- Sektionen wie auch Branchenverbänden als Mitglie- schaftlichen und fruchtbaren Austausch pflege. Die der – durfte ich die Kommunikation leiten. Immer mit fünf Sektionen sind in der Tat sehr engagiert. In der dem Ziel, bei vielfältigen Interessen pointiert und klar Berufswerbung beispielsweise kämpfen sie an vorders- zu kommunizieren und dem Gewerbe mehr Gehör zu ter Front. Und im Zusammenhang mit der kantona- verschaffen. Das waren rückblickend zwei anspruchs- len Umsetzung des öffentlichen Beschaffungswesens volle Aufgaben, in denen man mir viel Verantwortung (IVöB) haben wir zuletzt erfolgreich zusammengear- übertrug. Ich denke, dass mir das in meiner Tätigkeit beitet. beim SBV zugute kommen wird. Haben Sie einen Wunsch an die Zentralschweizer Sek- Sie haben von Benedikt Koch einen gut funktionieren- tionen und ihre Mitglieder? den «Laden» übernommen. Gibt es dennoch Dinge, die Ich erwarte nicht Lob und Schulterklopfen. Ich wünsche Sie optimieren möchten? mir nur, dass wir unsere Zusammenarbeit im Stil der Benedikt hat in seiner Amtszeit ausgezeichnete Grund- letzten Jahre fortführen. Auch wenn unsere Meinungen lagen geschaffen. Was moderne digitale Infrastruktur in einem Thema auch mal auseinandergehen. Durch die und Kommunikationsmittel angeht, hat er den Ver- kritisch-konstruktive Zusammenarbeit ist es möglich, band sozusagen auf ein neues Niveau gehoben. Mir und Lösungen zu erarbeiten, die letztlich allen Mitgliedern meinem Team fällt jetzt die Aufgabe zu, diese optimal zugute kommen. für unsere Zwecke zu nutzen. Sicher gibt es weiter Op- timierungspotenzial. Die Zusammenarbeit mit Sektio- Ein Dauerthema beim SBV sind die Verhandlungen nen und Fachverbänden über alle föderalen Ebenen ist rund um den Landesmantelvertrag. Wie ist der aktu- eine Stärke, die wir noch konsequenter spielen können. elle Stand? Sei es beim Beschaffungswesen, bei der Bildung und Am 10. Juni fand die vierte Verhandlungsrunde mit den Berufswerbung oder bei raumplanerischen Fragen. Gewerkschaften statt. Da ging es um gemeinsame Inte- Spürbare Wirkung entsteht über kombinierten Erfolg ressen, zum Beispiel um das Bemühen, Arbeitnehmer 04 ZBV A K T UEL L 1 / 22
Bernhard Salzmann, seit dem 1. Juni Direktor des Schweizerischen Baumeisterverbandes, freut sich auf die neue Herausforderung. als Fachkräfte im Arbeitsprozess zu halten. Ich denke, Krisensituationen zu informieren. Ich denke, es ist uns dass wir diesbezüglich im ersten Halbjahr 2022 recht gelungen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen und aufzu- konstruktiv unterwegs waren. Anspruchsvoll ist das Be- zeigen, dass es weitergeht. Wir müssen uns aber darauf streben, Jugendliche für eine Lehre auf dem Bau zu be- einstellen, dass die Situation bezüglich Teuerung und geistern. Wenn die Gewerkschaften pausenlos behaup- Verfügbarkeit von Baumaterial noch länger anhalten ten, dass Bauarbeiter mit 60 Jahren körperlich komplett könnte oder sich sogar verschärft. Folglich müssen wir ausgelaugt sind, wird man kaum Junge anziehen können. uns überlegen, wie wir das auffangen können. Diesbe- Das konnten wir in den Verhandlungen ansprechen und züglich stehen wir zurzeit in konkreten Verhandlungen ein gemeinsames Interesse festhalten: die Jungen aber mit den öffentlichen Bauherren. auch ihre Eltern als zentrale Mitentscheider über die Berufswahl sollen das Bauhauptgewerbe als sichere und Wo sehen Sie den grössten Handlungsbedarf für die verantwortungsbewusste Branche wahrnehmen. Die Ge- Bauwirtschaft in den kommenden Jahren? werkschaften werden sich an diesem gemeinsamen Inte- In der Bildung und im Gewinnen und Halten von Fach- resse gerade auch während der Phase der LMV-Verhand- kräften. Mit dem Masterplan 2030 schaffen wir moder- lungen messen lassen müssen. Solche Dinge wollen wir ne Grundlagen. Die Karrieremöglichkeiten auf dem Bau in den Verhandlungen auf den Tisch bringen. Denn eines müssen wir gemeinsam zwischen nationalem Verband, ist klar: Die Bauunternehmer stehen ihren Mitarbeiten- Sektionen und Unternehmen noch verstärkt bewerben. den viel näher als die Gewerkschaften glauben. Schliess- Es reicht nicht, wenn der SBV und die Sektionen Image- lich haben sie ja ein vitales Interesse daran, ihre Leute zu kampagnen lancieren und an Messen die schönsten Stän- behalten und neue zu bekommen. de haben. Entscheidend ist, was in den Unternehmen passiert. Wenn ein Jugendlicher eine Schnupperlehre macht und im Betrieb nicht gut betreut wird, werden wir Die Materialpreise sind massiv gestiegen. Wie stark den Fachkräftemangel nicht beheben können. Hier wol- leidet die Bauwirtschaft darunter? len wir die Unternehmen unterstützen. Es stimmt, dass die Baumaterialpreise teils sprunghaft angestiegen sind. Zuerst wegen Covid, dann vor allem wegen dem Krieg in der Ukraine. Es war aber zum Glück nicht so, dass im grossen Stil Baustellen geschlossen werden mussten. Wir haben in den letzten zwei Jahren viel investiert, um unsere Mitglieder zeitnah gerade in ZBV A K T UEL L 1 / 22 05
Aufgeschnappt … Geld für die Nachwuchswerbung Die Baubranche bekundet zunehmend Mühe, Jugendliche für ihre Lehrbe- rufe zu begeistern. Eine gute Nachwuchswerbung ist deshalb unumgäng- lich. HG Commerciale, Baumaterialhändler des Schweizerischen Baumeisterverbandes, unterstützt die Teilverbände in diesem Un- terfangen immer wieder mit einem namhaf- ten Beitrag. Im Bild: Marcel Waser (rechts), Verkaufsleiter Baumaterial am Standort Luzern, und Matthias Staub (Mitte), Leiter Region Nord & Zentral, überreichen Reto Birrer, Vorsitzender der Zentralschweizeri- schen Baumeisterverbände, die Checks für die sechs Teilverbände. Frühlingsveranstaltung der Fachgruppe Tief- und Strassenbau Die vor fünf Jahren ins Leben gerufene Fachgruppe Tief- und Strassenbau Zentralschweiz lädt jedes Jahr zur Besichtigung eines bedeutenden Strassenbauprojekts in der Region ein. In Ob- felden und Ottenbach werden gerade mehrere grössere Projekte umgesetzt, mit dem Ziel, die beiden Dörfer vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Rund 30 interessierte Bauleute aus dem ZBV-Verbandsgebiet kamen am 30. März 2022 nach Obfelden, um einen Augenschein zu neh- men vom Grossprojekt, insbesondere vom neuen Autobahnzubringer A4. Das Herzstück dieses Zubringers ist die Tieferlegung und Überdeckung der Strasse durch den Obfelder Dorfteil Bick- wil auf einer Länge von 250 Metern. Gemäss Projekt-Gesamtleiter Stefan Annen von der federführenden Anliker AG Bauunternehmung sollen die Be- tonarbeiten Ende 2022 abgeschlossen sein. Das Ende des Gesamtprojekts ist für Mai 2023 vorgesehen. 06 ZBV A K T UEL L 1 / 22
Neuer SBV-Direktor zu Besuch in Stans Am 1. Juni trat Bernhard Salzmann sein Amt als Direktor des Schwei- zerischen Baumeisterverbandes (SBV) an. Am 2. Juni – quasi als erste Amtshandlung – besuchte er die Präsidentenkonferenz der Zen- tralschweizerischen Baumeister- verbände auf dem Stanserhorn. Im Bild: Bernhard Salzmann (rechts aussen) mit den fünf Präsidenten sowie ZBV-Geschäftsführer Kurt A. Zurfluh an der Talstation der Stanserhorn-Bahn. KOPAS-Fortbildung am Alpenquai Um die Sicherheit auf den Baustellen zu erhöhen, verfügt jedes Bauunternehmen über eine Kontaktperson Arbeitssicherheit, kurz KOPAS. Die Ausbildung dieser Personen beinhaltet einen zweitägigen Grundkurs und einen halbtägigen Fortbildungskurs mindestens alle zwei Jahre. Am 4. Mai fanden auf der Geschäfts- stelle der ZBV am Alpenquai 28b in Luzern gleich zwei dieser Fortbildungskurse statt. Insgesamt 24 KOPAS aus der Zentralschweiz machten vom kostenlosen Angebot Gebrauch. Rolf Gaba- thuler von der Beratungsstelle für Arbeits- sicherheit des SBV orientierte über rechtli- che Neuerungen, so etwa die überarbeitete Bauarbeitenverordnung 2022 (BauAV 2022), die Anfang Jahr in Kraft trat. Weiter erläuter- te Gabathuler die neue Website von Sicuro, der Branchenlösung Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz des Bauhauptgewerbes. Zudem hatten die Teilnehmenden die Gele- genheit, sich direkt mit einem Spezialisten der Arbeitssicherheit aus dem Sicuro ASA- Pool auszutauschen, um Probleme bei der praktischen Umsetzung zu diskutieren und individuelle Lösungen zu erarbeiten. ZBV A K T UEL L 1 / 22 07
Mehr Geld für die Nachwuchswerbung Die Zentralschweizerischen Baumeisterverbände blicken verhalten optimis- tisch in die Zukunft. Die Bautätigkeit nimmt wieder zu, doch es braucht noch mehr Jugendliche, die sich für eine Lehre begeistern lassen. VO N DA NIEL S CH WA B Die Protagonisten der GV des Baumeisterverbandes Uri: Odilo Gamma (Präsident BV Uri), Roger Nager (Baudirektor Kanton Uri) und Marc Aurel Hunziker (Vizedirektor SBV). Das Bauhauptgewerbe hat sich von den pandemiebe- Werbung zu unterstützen. Zu Gunsten der Kampag- dingten Herausforderungen erholt. Gesamtschweize- ne sprachen die fünf Kantonalverbände für die Jahre risch nahmen die Umsatzzahlen im vergangenen Jahr 2022 und 2023 je nach Grösse einen Betrag zwischen um 4,5 Prozent zu, und auch die Auftragseingänge 5000 und 50 000 Franken. Welche Themen wurden an verzeichneten einen Anstieg um 4,2 Prozent. Bei den den einzelnen Generalversammlungen sonst noch be- Zentralschweizerischen Baumeisterverbänden (ZBV) handelt? ist man überzeugt, dass die positive Entwicklung an- halten wird, sofern der Ukraine-Krieg keinen Strich BV Luzern durch die Rechnung macht. Mehr Sorgen bereitet der Der «Hirschen» Oberkirch war Schauplatz der 24. GV. Nachwuchs. In den Maurerlehrhallen Sursee wurden Präsident Reto Birrer dankte allen Anwesenden, die im vergangenen Sommer zwar 334 neue Lehrverträge sich im letzten Jahr in der Nachwuchswerbung enga- abgeschlossen, was 14 mehr sind als im Vorjahr. Den- giert haben. Neben der Zebi im November fanden an noch wollen die ZBV der Nachwuchsförderung jetzt diversen Schulen Berufsinformationsanlässe statt, so zusätzlichen Schub verleihen. Zurzeit ist ein Konzept zum Beispiel in Hitzkirch, Eschenbach, Rickenbach in Erarbeitung, das zum Ziel hat, die Jugendlichen oder Nebikon. Kantonsingenieur Gregor Schwegler künftig noch besser abzuholen – insbesondere via rechnet im Hoch- und Tief bau für die nächsten 20 Social Media – und Mitgliedfirmen bei ihrer eigenen Jahre mit Investitionen von über 1 Mrd. Franken. 08 ZBV A K T UEL L 1 / 22
Schliesslich gewährte Martin Tobler, CEO HG Com- Nachwuchsförderung waren die Mitgliedfirmen sehr merciale, einen Einblick in die geplanten Bauvorhaben aktiv. So führte die Poli Bau AG einen Berufsinformati- des seit 101 Jahren auch in Luzern stationierten Bau- onstag durch. Daneben präsentierten die Gasser Fels- materialhändlers. Im April habe man das Baugesuch technik AG, die SPAG Schnyder, Plüss AG und die Zim- für ein neues Hauptlager in Inwil eingereicht. Zudem mermann Tief bau AG beim Tunnel Kaiserstuhl die in soll am bisherigen Standort an der Tribschenstrasse in den Tunnelbau involvierten Lehrberufe. Zum Schluss Luzern ein neues Büro- und Hotelgebäude entstehen. verabschiedete von Ah den Nidwaldner Baudirektor Für diese beiden Grossprojekte rechnet Tobler mit In- Josef Niederberger. Der 65-jährige Oberdorfer war am vestitionen von rund 60 Mio. Franken. 13. März nicht mehr zur Wiederwahl angetreten und beendet damit am 30. Juni seine politische Karriere. BV Uri Die 83. GV im Restaurant «Zum schwarzen Löwen» in BV Zug Altdorf fand im Beisein von 34 Mitgliedern und Gästen Über 50 Mitglieder und Gäste folgten der Einladung statt. Baudirektor Roger Nager orientierte unter ande- zur 116. GV ins Parkhotel Zug. Baudirektor Florian rem über den Um- und Ausbau des Kantonsspitals Uri, Weber orientierte über den Stand der Dinge bezüglich über den soeben fertiggestellten Kantonsbahnhof in der laufenden und geplanten Projekte im Hoch- und Altdorf und über die zweite Röhre des Gotthard-Stras- Tief bau und zeigte auf, dass allein das Tief bauamt für sentunnels, wo vor kurzem die Arbeiten aufgenommen die Periode 2023–2025 Investitionen von knapp 200 werden konnten. Die Situation beim Nachwuchs prä- Millionen Franken plant. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 sentiert sich laut Präsident Odilo Gamma nicht beson- sind es 48,3 Mio. Franken. Gemäss Präsident Franz ders rosig, verzeichnete der BV Uri doch eine Abnahme Aebli wurde die Nachwuchswerbung wieder verstärkt. um 7 Lehrstarter. Gamma dankte allen Mitgliedfir- Nach der erfolgreichen Zebi im letzten November fin- men, die sich in den vergangenen 12 Monaten aktiv den im Kanton Zug diesen Frühling wiederum die für ein positives Image der Branche eingesetzt haben. beliebten Tischmessen – diesmal in Hünenberg, Zug Besonders der Strabag AG und der Walo Bertschinger und Neuheim – statt. Kantonsingenieur Urs Lehmann, AG, die an den kantonalen Berufsinformationstagen der 26 Jahre im Dienst des Kantons Zug stand und auf dem Werkhofareal der Strabag AG in Erstfeld 17 die letzten 11 Jahre das Tief bauamt leitete, wurde von interessierte Jugendliche in die Welt des Bauhauptge- Aebli gebührend verabschiedet. Ebenfalls anwesend werbes einführten. war Lehmanns Nachfolger Marc Amgwerd, der sein neues Amt Anfang März 2022 antrat. BV Schwyz An seiner 83. GV im «Bären» in Einsiedeln, der 45 Mit- glieder und Gäste beiwohnten, stockte der BVS seinen Vorstand auf. Neu im Gremium ist Andreas Schnüriger von der Schnüriger Bau GmbH in Sattel, der von der Versammlung einstimmig gewählt wurde. Präsiden- tin Doris Kälin stellte erfreut fest, dass die Zahl der Mitarbeitenden im Verbandsgebiet um 481 auf 1710 Personen angewachsen ist. Entgegen dem erfreulichen zentralschweizweiten Trend im Nachwuchsbereich verzeichnete der Kanton Schwyz jedoch eine Abnah- me um 12 Lehrstarter. Baudirektor André Rüegsegger orientierte zum Schluss unter anderem über den Stand der Dinge bei der Verwaltungs- und Sicherheitszentra- le Kaltbach, mit der die zurzeit noch stark verzettelte kantonale Verwaltung an einem Ort zusammengefasst werden könnte. Bevor es losgeht, seien noch politische Hürden zu meistern. Im Mai ist Projekteingabe. BV Unterwalden Präsident Matthias von Ah durfte zur 83. GV im Land- gasthof Schlüssel in Alpnach 35 Mitglieder und Gäste begrüssen. Gemäss Martin Bürgi, Kantonsingenieur von Obwalden, stehen grössere Investitionen bei der Zentrumsüberbauung Sarnen sowie bei den Sanie- rungen des Polizeigebäudes und des Psychiatriespitals Matthias von Ah (rechts, Präsident Baumeisterverband an, aber auch bei der Erweiterung des BWZ Obwalden Unterwalden) mit dem scheidenden Nidwaldner Baudirektor und beim Ausbau der Veloweginfrastruktur. In Sachen Josef Niederberger.. ZBV A K T UEL L 1 / 22 09
5 Verbände, 5 Versammlungen 10.3.-7.4.2022 FOTO S: DA NIEL S CH WA B 01 02 03 04 05 01 Reto Vitali und Michael Renggli 05 Patrik Zemp (PK Bau AG, (Arnet Bau AG, Entlebuch) Schüpfheim) und Lukas Blum (Knupp 06 06 Bau AG, Eich) 02 Leo Baumann (Schelbert AG, Amsteg) und Peter Wyrsch (GLB Uri, 06 Bruno Jud und Zoran Gligorevic Seedorf) (Schmid Bauunternehmung AG Buchrain, Ebikon) 03 Marc Fallegger (Porr Suisse AG, Altdorf) und Stefan Marty (C. Vanoli 07 Martin Fries (Creabeton Baustoff AG, Immensee) AG, Rickenbach) und Hans Kretz (Bauunternehmung Schmid AG, 04 Roman Lötscher (Lötscher Seewen) Tiefbau AG Bauunternehmung, Luzern) und Hans Aregger 08 Angela Hess (Christen AG Bauun- (Aregger AG Bauunternehmung, ternehmung, Küssnacht) und Sepp 07 08 Buttisholz) Kälin (Ehrenmitglied BV Schwyz) 10 ZBV A K T UEL L 1 / 22
09 Urs Birchler (Franz Zürcher AG 15 Kurt Erni jun. (Erni Bau AG, Bauunternehmung, Einsiedeln) und Steinhausen) und Jost Arnold (Alois Philipp Fuchs (Sepp Fuchs GmbH, Arnold AG, Allenwinden) Unteriberg) 16 Ueli Berwert (Josef Berwert AG, 10 Philipp Zurfluh (Kalbermatter Wilen) und Marco Rohrer (Gasser AG, Wassen) und Bernhard Epp Felstechnik AG, Lungern) (Baumann Epp Bau AG, Bürglen) 17 Urs Niederberger (Niederberger 11 Andreas Aschwanden (Marti Bau AG, Dallenwil) und Florian 09 10 Bauunternehmung AG Luzern) und Spichtig (Anliker AG Bauunterneh- Erwin Arnold (Implenia Schweiz AG mung, Emmenbrücke) Uri, Altdorf) 18 Peter Rust (Ehrenmitglied BV 12 Manuel Odermatt (Bürgi AG, Zug), Oskar Kempf und Leonz Alpnach) und René Affentranger Käppeli (beide Freimitglied BV Zug) (Eberli Bau AG, Sarnen) 19 Adrian Spichtig und Andreas 13 Alexander Waser (Büwe Tiefbau Egger (Stefan Thalmann AG, AG, Rotkreuz) und Marijo Djondras Ramersberg) (MAD Bau AG, Steinhausen) 14 René Schmidli (JMS Risi AG, Baar) und Raphael Knüsel (Saredi AG, Küssnacht) 11 12 13 18 14 15 16 17 19 ZBV A K T UEL L 1 / 22 11
125 Jahre Schweizerischer Baumeisterverband Der Schweizerische Baumeisterverband SBV feierte im Campus Sursee sein 125-jähriges Bestehen. Eines der Highlights der Jubiläumsaktivitäten war der «Tag der Bauwirtschaft». VO N A L E X P I A Z Z A Zentralpräsident Gian-Luca Lardi bei seiner Ansprache am Tag der Bauwirtschaft. 125 Jahre Schweizerischer Baumeisterverband – das Gala-Abend am Donnerstag fand am Freitagvormit- will gefeiert sein! Welcher Schauplatz wäre da pas- tag die Generalversammlung des SBV statt. Zentrales sender als der Campus Sursee, der gleichzeitig sei- Traktandum war dabei die Wiederwahl von Zentral- nen 50. Geburtstag begeht? Die Jubiläumsaktivitäten präsident Gian-Luca Lardi. Die Versammlung bestä- vom 5. bis 10. Mai hatten es denn auch in sich. Nach tigte den 52-jährigen Bauunternehmer aus der italie- der Einweihung der neuen Campus-Eventhalle, der nischen Schweiz einstimmig für vier weitere Jahre in SBV-Delegiertenversammlung und dem glamourösen seinem Amt. 12 ZBV A K T UEL L 1 / 22
Am Jubiläums-Wochenende war ganz schön was los auf dem Campus-Areal. 650 Gäste am Tag der Bauwirtschaft sammenhalt in unserem Land nicht zu schwächen, Höhepunkt der Feierlichkeiten war zweifellos der «Tag brauchen ihre Bewohner attraktive Lebensbedingun- der Bauwirtschaft» am Freitagnachmittag, der von Ex- gen und Perspektiven.» Hierfür leiste die Bauwirt- Miss-Schweiz Melanie Winiger moderiert wurde und schaft bereits heute einen wichtigen Beitrag, genies- dem 650 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft se sie doch gerade in ländlichen Gebieten ein hohes beiwohnten. Lardi präsentierte die «Agenda 125.0». Ansehen und schaffe zahlreiche Arbeitsplätze. In der Um die Klimaziele zu erreichen, die Ressource Boden anschliessenden Podiumsdiskussion gingen hochka- zu schonen und gleichzeitig der Bevölkerung den be- rätige Referenten wie der Aargauer Ständerat Thierry nötigten Wohnraum zur Verfügung stellen zu können, Burkart und der Luzerner Regierungsrat Fabian Peter brauche es zwingend eine Offensive zur Modernisie- unter anderem der Frage nach, welchen Beitrag die rung des Gebäudeparks, so Lardi. In einem entspre- Bauwirtschaft künftig an das Erfolgsmodell Schweiz chenden Aktionsplan wurden 12 konkrete Forderun- leisten kann und soll. gen formuliert. Eine zentrale Rolle für die Zukunft unseres Landes spiele auch der Infrastrukturbau, den Für die ganze Bevölkerung Lardi sinngemäss als «Lebensader der Schweiz» be- Am Wochenende schliesslich wurden die Türen des zeichnete. «Mit ihren komplexen Lösungen im Bereich Campus Sursee für die gesamte Bevölkerung geöffnet. der Mobilität vereint die Bauwirtschaft Freunde und Bauinteressierte erhielten einen tiefen Einblick ins Familie, Wohn- und Arbeitsort, Lebensraum und Frei- breite Bildungsangebot, in die gastronomische Vielfalt zeit und sorgt damit für eine hohe Lebensqualität.» sowie den grossen Sport- und Freizeitbereich des Cam- pus. Daneben konnten Jugendliche, die sich gerade im «Beitrag für hohe Lebensqualität» Berufswahlprozess befinden, 1:1 erleben, was es heisst, Gian-Luca Lardi gab jedoch zu bedenken, dass die einen Bagger zu steuern oder eine Mauer zu errichten. Verdichtung der Städte die Entwicklung der periphe- Mit den Bildungstagen vom Montag und Dienstag fan- ren Gebiete nicht stoppen dürfe. «Um die Abwande- den die Jubiläumsfeierlichkeiten einen würdigen Ab- rung aus den Bergregionen zu bremsen und den Zu- schluss. ZBV A K T UEL L 1 / 22 13
«Mensch und Handwerk bleiben wichtig» Die Bildungstage, die der SBV im Rahmen seines 125-Jahr-Jubiläums or- ganisierte, gaben spannende Einblicke ins Bauen und Bilden von morgen. Wir hörten bei Zukunftsforscher Stephan Sigrist rein. VO N DA NIEL S CH WA B Wie arbeiten und leben wir in Zukunft? Werden unsere Häuser von Robotern gebaut? Wenn ja, wird der einsti- ge Maurer künftig zum Programmierer von Robotern? Diesen Fragen ging Dr. Sc. Stephan Sigrist, Gründer und Leiter Think Tank W.I.R.E., anlässlich der Bil- dungstage im Campus Sursee nach. Die technologische Entwicklung im Bauhauptgewerbe war in den letzten Jahren enorm. Und Sigrist ist überzeugt, dass sie im gleichen Stil weitergeht. Das heisst: 3D-Drucker bauen dereinst Häuser, Roboter übernehmen einfache repe- titive Arbeiten wie etwa das Verputzen einer Fassade. Drohnen werden genutzt, um Parzellen zu vermessen. Software identifiziert Gefahrenstellen bei neuen Kon- struktionen. Und Virtual-Reality-Brillen zeigen Bau- arbeitern auf, wo welche Schrauben montiert werden müssen. Auch die Kultur des Bauens verändert sich: Kreislaufwirtschaft heisst eines der Schlagwörter der nächsten Generationen. Baustoffe sollen künftig mehrheitlich wiederverwendet werden. Das bedeutet, dass bei der Planung eines Gebäudes der Rückbau be- reits mitberücksichtigt wird. Stephan Sigrist faszinierte die Teilnehmenden der Bildungstage mit seinem Referat zur Zukunft des Lernens und des Bauens. Bauberufe verändern sich terhin eine wichtige Rolle spielt. Nämlich um all das Doch was heisst das nun für die Berufe im Bauhaupt- zu tun, was nicht dem Standard entspricht. Was aus gewerbe? «Mit den Instrumenten verändern sich auch Sigrists Sicht kaum relevant werden dürfte, ist die die einzelnen Berufsbilder. Die aktuellen werden Fähigkeit zu programmieren. Wichtiger sei es für die sich weiterentwickeln, neue werden entstehen», fol- Bauleute der Zukunft zu verstehen, wie Algorithmen gert Sigrist. Die Gründe liegen für ihn auf der Hand: funktionieren, was sie können oder eben nicht können. «Nachhaltiges Bauen erfordert neues Wissen und neue Ebenfalls zentral für Sigrist: «Die Bauwelt von mor- Kompetenzen, zum Beispiel im Umgang mit neuen gen ist auf branchenübergreifende Kooperation und Baustoffen.» Auch die Digitalisierung trage dazu bei, Zusammenarbeit mit noch mehr Berufsgruppen ange- dass die Berufe vielfältiger werden. Sigrist: «Um up- wiesen.» Zum Schluss mahnte er die Teilnehmenden: to-date zu sein, müssen die Mitarbeitenden mit digi- «Don’t believe the hype!» Denn Hypes seien meistens talen Prozessen, Bauplänen und vernetzten Tools um- «warme Luft und haben mit der Wirklichkeit nicht viel gehen lernen.» zu tun». Das Referat von Stephan Sigrist war übrigens nur ein kleiner Teil der beiden Bildungstage. Daneben Zukunft mit Tradition verknüpft sprach Thomas Stocker, Geschäftsführer Bildungszen- Der Zukunftsforscher ist auch überzeugt, dass die trum Bau des Campus Sursee, über «Digitale Fitness handwerklichen Fähigkeiten in den Bauberufen wei- in der Höheren Berufsbildung». Benno Sidler, Leiter terhin eine tragende Rolle spielen. Sigrist: «Die di- des OYM College in Cham, widmete sich dem Thema gitale Transformation funktioniert nicht, ohne dass «Lernen mit den Besten – lernen von den Besten». die Grundkompetenzen des Bauhandwerks gestärkt Und Josef Widmer, Präsident zweier Stiftungen im werden und die Zukunft mit der Tradition verknüpft Bildungsbereich, beleuchtete Chancen und Risiken der wird.» Das heisst gleichzeitig, dass der Mensch wei- Höheren Berufsbildung. 14 ZBV A K T UEL L 1 / 22
Tag der Bauwirtschaft 6.5.2022 FOTO S: DA NIEL S CH WA B 01 02 03 04 05 01 Benedikt Koch (scheidender 05 Thomas Hänggi (Kantonsrats- Direktor SBV) und Josef Lindegger präsident SZ), Doris Kälin (Präsi- 06 (Ehrenmitglied BV Luzern) dentin BV Schwyz) und Albert Grab (Vizepräsident BV Schwyz) 02 Thomas Stocker (Geschäftsfüh- rer Bildungszentrum Bau, Campus 06 Stephanie von Samson (Leiterin Sursee) und Reto Birrer (Präsident Amt für Mobilität NW) und Matthias BV Luzern) von Ah (Präsident BV Unterwalden) 03 Fabian Peter (Baudirektor LU) und 07 Heinz Ineichen (Ineichen AG, Zug) Kurt Furrer (Geschäftsführer Lötscher und Kurt Erni (Vizepräsident BV Zug) Tiefbau AG, Luzern) 08 Rolf Bossart (Kantonsratsprä- 04 Odilo Gamma (Präsident BV Uri), sident LU) und Andrea Ming Beat Jörg (Bildungsdir. UR) und Kurt (Direktorin Campus Sursee) 07 08 A. Zurfluh (Geschäftsführer ZBV) ZBV A K T UEL L 1 / 22 15
«Lieber direkte Ansagen als Schulterklopfen» Mitte-Nationalrat Simon Stadler ist studierter Primarlehrer. Was viele nicht wissen: Der 34-jährige Altdorfer startete seine berufliche Laufbahn mit einer Maurerlehre. VO N A L E X P I A Z Z A Simon Stadler, Sie sind gelernter Maurer. Warum woll- auch eine grössere Wertschätzung der Gesellschaft ten Sie plötzlich Lehrer werden? gegenüber handwerklichen Berufen. Ausserdem sol- Nach meiner 3-jährigen Maurerlehre bei der Implenia len die Leute wissen, dass eine Berufslehre in einem Schweiz AG arbeitete ich noch vier Jahre auf dem Be- handwerklichen Beruf keine Sackgasse, sondern eine ruf. Die Arbeit gefiel mir ausgezeichnet, und ich hatte hervorragende Basis für eine steile berufliche Karriere keinerlei Abwanderungsgelüste. Um mir für die Zu- ist. Mit einem EFZ in der Tasche stehen jungen Berufs- kunft möglichst viele Türen offen zu halten, beschloss leuten viele Wege offen. ich mit 22 Jahren, die Berufsmaturität nachzuholen. Ich sagte mir: Ausbildungen macht man leichter, wenn Was bewegt Sie neben der Bildung sonst noch? man jung ist. Zu dieser Zeit war ich im Unihockey ak- Was mich enorm stört und was wir unbedingt bremsen tiv, wo ich Junioren trainierte, und gleichzeitig enga- müssen, ist die zunehmende Überregulierung. Diese gierte ich mich in der Jungwacht. Mit Kindern und ist gerade auf dem Bau sehr ausgeprägt. Die Betriebe Jugendlichen zu arbeiten, machte mir riesig Spass. So müssen oft Dinge umsetzen, die für die Arbeitenden entschied ich mich kurzerhand für ein Studium an der im Alltag häufig nicht mehr nachvollziehbar sind. Was PH in Schwyz. In den Sommerferien arbeitete ich je- die Politik beschliesst, muss für Otto Normalbürger weils auf dem Bau. So konnte ich etwas Geld verdienen verständlich sein. und erst noch meinem alten Metier die Treue halten. Apropos Verständlichkeit: Auf dem Bau wird oft kri- Und wie kam es zum Wechsel in die Politik? tisiert, dass der Landesmantelvertrag zu lang und in Ich hatte mich schon immer für das politische Leben vielen Passagen unverständlich ist. Würden Sie eine interessiert. Vor etwa 15 Jahren begann dann eine Zeit, Verschlankung begrüssen? in der die CVP – wie die Mitte damals hiess – zuse- Grundsätzlich bin ich für verständliche und schlanke Ge- hends geschwächt wurde. Nur wer polarisierte, wurde setze. Ich kenne das Vertragswerk zwar nicht in jedem gehört. Auch die Jungen fanden kaum Gehör. So nahm Detail. Heute herrscht aber generell die Tendenz vor, ich es jedenfalls wahr. Zu allem Übel wurde noch dass man in Gesetzen jedes kleine Detail regelt, damit die junge Bundesrätin Ruth Metzler abgewählt. Eine die ausführenden Behörden – sei es auf Stufe Gemein- wahrlich frustrierende Zeit. Im Ausgang beschloss ich de, Kanton oder Bund – ja keinen Handlungsspielraum dann zusammen mit einem Kollegen, der Jungen CVP haben. Danach sind ihnen die Hände gebunden, um frei beizutreten, um etwas gegen diese negative Entwick- zu entscheiden. Gesunder Menschenverstand und etwas lung zu unternehmen. Gesagt, getan. So nahm meine mehr Vertrauen wären der Sache oft dienlicher. politische Karriere ihren Lauf. Mit 23 Jahren wurde ich in den Urner Landrat gewählt, acht Jahre später in Die Politik ist heute ein knallhartes Business – vor den Nationalrat. allem auf Bundesebene. Fühlen Sie sich da als Land- mensch wohl? Welche Themen liegen Ihnen am Herzen? Ja, eigentlich schon. Aber ich versuche natürlich auch, Die Bildung, insbesondere unser duales Berufsbil- gewisse Werte, die mir wichtig sind, zu transportieren dungssystem. Wir brauchen in unserer Gesellschaft und zu fördern. Ich hatte zum Beispiel schon immer nicht nur Studierte, sondern auch Leute mit einer einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, bereits in der handwerklichen Ausbildung. Bei uns im Kanton Uri Schulzeit. Wenn jemand ungerecht behandelt wurde, haben handwerkliche Berufe noch ein hohes Anse- habe ich mich für diese Person eingesetzt. Das war später hen. In vielen anderen Regionen der Schweiz ist dies auf dem Bau nicht anders. Da sagt man sich ins Gesicht, aber leider nicht der Fall. Man muss den Leuten wie- was einen stört. Diese Direktheit möchte ich auch in der der vermehrt bewusst machen, dass es eine gute Sache Politik wahren. Doch leider kommt das nicht überall gut ist, wenn jemand eine Maurerlehre macht. Es braucht an. Im Parlament hat man häufig lieber Schulterklopfer 16 ZBV A K T UEL L 1 / 22
Der Altdorfer Simon Stadler (34) ist gelernter Maurer und politisiert heute für die Mitte in Bern. und Leute, die ja nirgends anecken. Ich schätze Leute, die tige Wertschätzung habe ich auch auf dem Bau gelernt. geradeheraus sagen, was sie denken. So kann man auch Hier lernt man fürs Leben! eine kontroverse Diskussion führen, in der man sich als Menschen gegenseitig achtet, auch wenn man mal unter- Was tun Sie, wenn Ihre politische Karriere mal zu Ende schiedliche Meinungen zu einem Thema hat. geht? Ich habe das Lehrerdasein ja nicht komplett an den Na- In der Politik stehen Sie auch unter dauernder Beob- gel gehängt. Ich nehme heute diverse Stellvertretungen achtung. Stört Sie das nicht? wahr. Für die Zeit nach der Politik kann ich mir deshalb Nein. Ich wusste schon immer: Wer sich politisch ein- gut vorstellen, wieder vermehrt mit Kindern und Ju- setzt, setzt sich aus. Ich kann gut mit Kritik umgehen. Viel gendlichen zu arbeiten. Am liebsten als Fachlehrer im wichtiger ist mir, dass man nicht nach seiner Herkunft Werken. Da könnte ich gleich noch selber handwerklich beurteilt wird, sondern nach dem, was man selber tut. tätig sein. Ich hatte einmal einen Arbeitskollegen, der SVP-Land- rat war und mehrfach meinen Vater kritisierte, der sich ebenfalls politisch engagierte. Trotzdem respektierten wir uns und lernten uns auch gegenseitig schätzen. Nach bestandener Lehrabschlussprüfung rief er mich an, um mir zu gratulieren. Und nach meiner Wahl in den Natio- nalrat schickte er mir eine Ländler-CD. Diese gegensei- ZBV A K T UEL L 1 / 22 17
154 Seiten LMV? «Es ginge auch schlanker» Braucht die Baubranche einen 154-seitigen, 82 Artikel und 18 Anhänge schweren Landesmantelvertrag? Wir haben die Probe aufs Exempel ge- macht und bei vier Polieren nachgefragt. VO N DA NIEL S CH WA B «Die Beachtung und Einhaltung der aktuellen Vor- schriften ist besonders für kleinere Betriebe mit einem hohen administrativen Aufwand verbunden», sagt Fe- lix Bissig von der Porr Suisse AG in Altdorf. «Die Un- ternehmen müssen sich – neben dem Tagesgeschäft notabene – zuerst einen Überblick über die zahlrei- chen Artikel und Anhänge verschaffen und dann auch noch die Zusammenhänge kennen.» Die Bestimmung der Lohnklasse und Lohnhöhe beispielsweise erfor- dert das Zusammenspiel von Art. 42 f. und den An- hängen 9 und 15. «Muss zum Durchblättern anregen» Christoph Felder von der Birrer Bauunternehmung AG in Knutwil, ist grundsätzlich froh, dass das Bauhaupt- gewerbe über einen so grosszügigen LMV verfügt. Man merke aber, dass die Texte von Leuten verfasst wur- den, die noch nie auf einer Baustelle gearbeitet haben. «Warum schreibt man die Regeln nicht so, dass auch ein Maurer sie beim ersten Durchlesen versteht und Christoph Felder, Polier bei der Birrer Bauunternehmung AG in weiss, was er beim Chef einfordern darf?», fragt Fel- Knutwil, beim Durchblättern des LMV. der. «Zudem sind die Texte oft zu lang.» Der Art. 64 über die Krankentaggeld-Versicherung umfasse ganze Quereinsteiger automatisch jedes Jahr mehr Lohn er- vier Seiten. Dazu werfe die Regelung zu den Überstun- halten, bevor sie sich überhaupt bewährt haben.» den (Art. 26) immer wieder Fragen seitens der Arbeit- geber wie auch der Arbeitnehmer auf. «Ein kürzeres Werk würde eher zum Durchblättern anregen», fasst «Um die Hälfte kürzen» Felder zusammen. Klar ist: Um die Anforderungen der modernen Ar- beitswelt erfüllen zu können, muss der LMV kürzer und unbürokratischer werden. Dem SBV schwebt gar «Zu lange Gesetzesartikel» eine Halbierung des Umfangs vor (siehe Baunews vom Die Länge der Gesetzesartikel kritisiert auch Dalibor 10. März 2022). Das käme den Mitarbeitenden des Per- Stojanovic von der Landis Bau AG in Zug. Als Beispiel sonalbüros wie auch jenen auf der Baustelle entgegen. fügt er den Art. 25 über die wöchentliche Arbeitszeit Gemäss einer im letzten Herbst durchgeführten Um- und Schichtarbeit an, der sich über drei volle Seiten frage befürworten vier von fünf Polieren eine Vereinfa- erstreckt. Diese Gesetzesbestimmung sei wichtig, chung des Vertragswerks. In der Kürze liegt bekannt- schliesslich wolle ja niemand plötzlich 50 Stunden pro lich die Würze! Woche arbeiten. «Aber es muss doch möglich sein, ein- facher und kürzer zu schreiben, damit ich in jeder Wo- che weiss, ob mein Arbeitsplan den LMV-Regeln ent- spricht oder nicht», sagt Stojanovic. Last but not least stört sich Simon Schuler von der Porr Suisse AG an ge- wissen Lohnbestimmungen: «Viele aus unserem Team sind schon lang im Betrieb und haben ihre Baustellen im Griff. Ich finde es unfair, wenn Temporäre oder 18 ZBV A K T UEL L 1 / 22
Neue Lerndokumentation: Praxisorientiert und digital Die Digitalisierung wirkt sich auch auf die Bauberufe aus. Im Hinblick auf das kommende Lehrjahr erfahren die überbetrieblichen Kurse in den Mau- rerlehrhallen Sursee einige markante Veränderungen. VO N DA NIEL S CH WA B Mögen gewisse Lehrmittel und Unterrichtsformen für lange Zeit ihre Daseinsberechtigung gehabt haben, tun sie es heute nicht mehr. Das trifft auf die Volksschule wie auch auf die Berufslehre zu. Die Maurerlehrhallen Sursee (MLS) haben dies erkannt und ein neues Kon- zept für ihre überbetrieblichen Kurse (üK) erarbeitet. Wichtigste Neuerung: Die Lernenden sollen in Zukunft nicht mehr nur belehrt werden. Der Fokus der Berufs- bildner bewegt sich von der reinen Wissensvermitt- lung hin zur Begleitung und Führung der Lernenden in einer möglichst realitätsnahen und förderorientierten Lernumgebung. Ein Thema pro üK Was bedeutet das für die angehenden Maurer/innen EFZ und Baupraktiker/innen EBA? Während ihrer Lehrzeit besuchen sie zwar weiterhin sechs resp. vier 3-wöchige üKs, und auch die Bildungsinhalte bleiben mehrheitlich die gleichen. Neu ist jedoch, dass in je- So präsentiert sich das MLS-Fenster zur Lerndokumentation. dem üK nur noch eine Grundlagenfähigkeit vermit- telt wird, was eine vertieftere Auseinandersetzung ten, sondern der gesamte Praxisauftrag von Beginn mit dem Thema ermöglicht. So werden die Lernenden bis Ende dokumentiert werden – schriftlich sowie mit der Reihe nach in den Kompetenzen Schalung, Mau- Skizzen, CAD-Zeichnungen und optional mit Fotos erwerk, Verputz, Bodenarbeit und Versetzarbeit aus- angereichert. Einen wesentlichen Bestandteil der neu- gebildet. Den Schluss macht ein individuelles Vertie- en Lerndokumentation bildet die Selbstreflexion der fungsmodul. Dieses besteht aus einem selbsterstellten Lernenden. Sie sollen ihre Arbeitsprozesse auswerten, Projekt, mit dem die Lernenden zeigen, dass sie alle verbessern und besonders gelungene Leistungen her- erworbenen Fähigkeiten verknüpfen und eigenstän- vorheben. dig umsetzen können. Das Projekt wird schliesslich an einem Besuchstag präsentiert, sodass sich auch die Digitale Abwicklung Lehrmeister von der Fachkompetenz ihrer Lernenden In der Pflicht sind auch die Berufsbildner: Ihnen ob- überzeugen können. liegt die Aufgabe, ihre Lernenden während der gan- zen Lehre zu begleiten, instruieren und kontrollieren. Dokumentieren statt rapportieren Dazu gehört nicht zuletzt, dass sie ihren Lernenden ein Bis anhin mussten Lernende täglich einen kurzen Umfeld zur Verfügung stellen, in dem sie ihre Praxis- Rapport über ihre erledigten Arbeiten schreiben. So aufträge bestmöglich erfüllen können. Übrigens: Die kam es vor, dass Lernende, denen immer wieder die neue Lerndokumentation ist selbstverständlich digita- gleichen Aufträge übergeben wurden, ihre Einträ- lisiert. Die Lernenden finden sämtliche Praxisaufträge ge wiederholten und der Lerneffekt sehr gering war. online auf der Plattform Sephir und halten diese auch Das wird nun anders. Um ihre Vorgehensweisen und online fest. Die MLS führen regelmässig Online-Schu- Lernfortschritte festhalten zu können, führen die Ler- lungen für Berufsbildner durch. Die nächsten Termine nenden eine persönliche Lerndokumentation. Sie sind sowie die Anmeldeformalitäten sind auf www.mls.ch neu auch verpflichtet, nach jedem üK eine Auswahl ersichtlich. an Praxisaufträgen in einem bestimmten Zeitraum zu erfüllen. Zudem sollen nicht mehr tägliche Arbei- ZBV A K T UEL L 1 / 22 19
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