Zeit für ein Update Was die Menschen in Deutschland über Digitalisierung denken - Stefan Kirchner - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
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FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN Ein Projekt der Friedrich-Ebert-Stiftung 2018–2020 Wachsende soziale Ungleichheit, gesellschaftliche Polarisierung, Migration und Integration, die Klimakrise, Digitalisierung und Globalisierung, die ungewisse Zukunft der Europäischen Union – Deutschland steht vor tief greifenden Heraus forderungen. Auf diese muss die Soziale Demokratie überzeugende, fortschrittliche und zu kunftsweisende Antworten geben. Mit dem Projekt Für ein besseres Morgen ent wickelt die Friedrich-Ebert-Stiftung Vorschläge und Positionen für sechs zentrale Politikfelder: –– Demokratie –– Europa –– Digitalisierung –– Nachhaltigkeit –– Gleichstellung –– Integration Gesamtkoordination Dr. Andrä Gärber leitet die Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung. Projektleitung Severin Schmidt ist Referent für Sozialpolitik in der Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik. Kommunikation Johannes Damian ist Referent für strategische Kommunikation dieses Projektes im Referat Kommunikation und Grundsatzfragen. Der Autor Stefan Kirchner ist Professor am Fachgebiet „Digitalisierung der Arbeitswelt“ am Institut für Soziologie der Technischen Universität Berlin und Professor am Einstein Center Digital Future, Berlin. Für diese Publikation sind in der FES verantwortlich Stefanie Moser ist Referentin für Gewerkschaften, Mitbestimmung und Digitalisierung in der Abteilung Wirtschafts-und Sozialpolitik der Friedrich- Ebert-Stiftung. Max Ostermayer ist Referent für Klima-, Umwelt-, Energie- und Strukturpolitik in der Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter: www.fes.de/fuer-ein-besseres-morgen
Stefan Kirchner Zeit für ein Update Was die Menschen in Deutschland über Digitalisierung denken 1 EINFÜHRUNG: EIN KLARER GESTALTUNGS- AUFTRAG 2 2 ALLGEMEINE WAHRNEHMUNGEN DER DIGITALISIERUNG 5 2.1 Zwischen Skepsis und Zuversicht 5 2.2 Abgehängt und verunsichert? 11 3 WAHRNEHMUNGEN UND GESTALTUNGS- WÜNSCHE ZU DIGITALKONZERNEN UND DATENSCHUTZ 13 3.1 Großer Einfluss der Konzerne – unzureichender Schutz der Daten 13 3.2 Deutlichere Grenzen für Digitalkonzerne – der Staat sollte mehr tun 17 4 WAHRNEHMUNGEN UND GESTALTUNGS- WÜNSCHE ZU ARBEITSWELT UND QUALIFIKATION 22 4.1 Keine Angst um den Arbeitsplatz, aber Defizite in der (Weiter-)Bildung 23 4.2 Wunsch nach mehr Flexibilität, Weiterbildung und Beteiligung 28 5 ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE 32 5.1 Zwischen Verunsicherung und Zuversicht 32 5.2 Großer Einfluss der Digitalkonzerne und Wunsch nach Grenzen 32 5.3 Flexibilitätsgewinn in der Arbeitswelt und zur Weiterbildung bereit 33 6 METHODISCHES VORGEHEN 34 Abbildungsverzeichnis 35
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN 2 1 EINFÜHRUNG: EIN KLARER GESTALTUNGSAUFTRAG Die Digitalisierung revolutioniert unser Leben und unsere Ar und mittelständische Unternehmen sowie zivilgesellschaftli beitswelt – und das in rasendem Tempo. Was vor zehn Jah che Akteure und nicht zuletzt die Internetnutzer_innen selbst ren noch kühne Ideen waren, erachten wir heute als selbst eine aktivere Rolle spielen. Bei der Frage, wer die Digitalisie verständlich. Doch wird unser Leben durch die Digitalisierung rung steuert, besteht also eine erhebliche Diskrepanz zwi auch besser? schen Wunsch und (empfundener) Wirklichkeit. Mit dem Projekt „Für ein besseres Morgen“ möchte die Dies könnte ein Grund dafür sein, dass der Blick der Men Friedrich-Ebert-Stiftung progressive Antworten auf die gro schen in die Zukunft skeptischer ausfällt als die Bewertung ßen wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen der bisherigen Digitalisierungsbilanz. Bei der Frage, ob die Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft formulie Digitalisierung das Leben der Menschen in Deutschland ren. Eine zentrale Frage für uns ist dabei: Wie können wir den nachhaltig verbessere, zeigt sich ein gespaltenes Bild. Wäh digitalen Wandel zum Wohle aller nutzen? Denn klar ist: Die rend knapp die Hälfte der Befragten diese Frage bejaht, sieht digitale Revolution ist keine Naturgewalt, die über uns he- über ein Drittel keine nachhaltige Verbesserung der Lebens reinbricht. Sie wird von Menschen gemacht und kann von umstände. Die Hälfte der Befragten geht zudem davon aus, Menschen gestaltet werden. dass die Digitalisierung die Ungleichheit bei den Einkommen in Deutschland noch verstärken wird. Nur zehn Prozent glau Wie aber erleben die Menschen in Deutschland den zuneh ben, dass die Digitalisierung zu mehr Gleichheit führt. menden Einzug digitaler Technologien in ihren Alltag? Bli cken sie mit Optimismus oder Pessimismus in die digitale Die Digitalisierung wird also durchaus als eine Macht- und Zukunft? Welche Entwicklungen bereiten ihnen Sorgen? Verteilungsfrage wahrgenommen. Dies zeigt sich auch bei Und vor allem, wo muss aus ihrer Sicht nach- oder sogar der Frage, welche Maßnahmen die Politik prioritär ergreifen umgesteuert werden? Wo muss die Politik aktiv werden? sollte, um die Digitalisierung für die Menschen besser zu ge Die Ergebnisse der vorliegenden Studie geben dafür An stalten. Hier landet die effektivere Besteuerung von Digital haltspunkte. Sie basieren auf Onlinebefragungen des Um konzernen auf dem ersten Platz. Die aktuellen politischen frageinstituts Civey. Debatten, beispielsweise um die Einführung einer Digital steuer, fallen also auf fruchtbaren Boden. Ebenso wird der Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten dem technologi Regulierung von Digitalkonzernen in diesem Zusammenhang schen Wandel durchaus aufgeschlossen gegenüberstehen. hohe Priorität eingeräumt. Über vier Fünftel der Befragten Über zwei Drittel der Befragten schätzen den Nutzen der wünschen sich, dass die Politik großen Internetunternehmen technologischen Entwicklungen der vergangenen zehn Jahre wie Amazon, Facebook und Google deutlichere Grenzen setzt. hoch bzw. eher hoch ein. Ein fast genauso hoher Anteil der Das betrifft auch die Frage des Datenschutzes – 72 Prozent Befragten ist jedoch der Auffassung, dass der Fokus bei der zeigen sich besorgt darüber, dass Internetkonzerne zu viele Entwicklung digitaler Technologien bisher nicht auf den Be ihrer persönlichen Daten sammeln. Darin liegt ein klarer poli dürfnissen der Menschen liegt. Aufschlussreich sind in die tischer Gestaltungsauftrag, den die politischen Parteien ernst sem Kontext die Einschätzungen zur Frage, wer die Digitali nehmen sollten. sierung gestaltet. Die überwiegende Mehrheit ist hier der Meinung, dass große Internetunternehmen wie zum Beispiel Jenseits der Frage des Umgangs mit den Digitalkonzernen Google gegenwärtig den größten Einfluss auf die Digitalisie sehen die Befragten aber auch im Bereich der Weiterbildung rung ausüben. Politische und gesellschaftliche Akteure spie und Qualifizierung starken Handlungsbedarf. Deren bessere len demgegenüber in der Wahrnehmung der Befragten nur Finanzierung rangiert gemeinsam mit der effektiveren Be eine Nebenrolle. Gefragt, wer die Digitalisierung tatsächlich steuerung der Digitalkonzerne auf Platz eins der politischen gestalten sollte, zeigt sich ein umgekehrtes Bild: Die Befrag Prioritätenliste. Vor allem Ältere und Menschen ohne akade ten wünschen sich, dass an Stelle der mächtigen Großkon mischen Abschluss sehen sich eher schlecht auf die neuen, zerne insbesondere Politik und Staat, aber auch Start-ups digitalen Technologien vorbereitet. Das deutsche Bildungs
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN 3 system schneidet mit Blick auf digitale Kompetenzvermitt lung zudem auffallend schlecht ab: Fast 80 Prozent der Be fragten glauben, dass Schüler_innen nicht ausreichend auf die digitale Zukunft vorbereitet werden. Demgegenüber steht die klare Bereitschaft, sich weiterzubilden, um auf digitale Innovationen in der Arbeitswelt vorbereitet zu sein. 77 Prozent sind dazu bereit, jeder Dritte ist sogar bereit, selbst dafür zu bezahlen. Demgegenüber denken nur vier von zehn der Be fragten, dass die Angebote zur Weiterbildung an ihrem Ar beitsplatz ausreichen, um sich auf die Anforderungen der digitalen Technologien vorzubereiten, fast genauso viele se hen dagegen Defizite in den betrieblichen Weiterbildungsan geboten. Das Gros der Menschen in Deutschland ist also nicht nur bereit, sich den persönlichen Herausforderungen des digitalen Wandels zu stellen. Es gibt auch eine beträchtli che Nachfrage danach, Weiterbildung über die Angebote des/der eigenen Arbeitgebers/Arbeitgeberin hinaus, selbst bestimmt zu ermöglichen. Neue Konzepte wie die Arbeits versicherung oder eine Ausweitung der Bafög-Regelungen, beispielsweise um die Möglichkeit von Teilzeitweiterbildun gen und Zweit- oder Zertifikatsstudiengänge, sollten in die sem Zusammenhang in Erwägung gezogen werden. Die Menschen wollen auf den Wandel aber nicht nur reagie ren. Zwei Drittel möchten grundsätzlich mehr mitbestimmen, wie digitale Technik an ihrem Arbeitsplatz verwendet wird. 60 Prozent finden, dass die Rechte von Betriebsräten und Beschäftigten im Kontext der Digitalisierung gestärkt werden sollten. Es geht den Menschen beim digitalen Wandel der Arbeitswelt also nicht nur darum, mithalten, sondern auch mitgestalten zu können. Auch hier ist Politik gefordert, dem Wunsch der Menschen nach mehr Mitsprache und Mitbe stimmung bei der Digitalisierung gerecht zu werden – insbe sondere dort, wo der Wandel das eigene Leben unmittelbar betrifft, wie etwa am Arbeitsplatz. Die Welt um uns verändert sich rasant. Mit künstlicher Intelli genz, dem Internet der Dinge und autonomen Fahren stehen wir bereits an der Schwelle zur nächsten Phase der Digitalisie rung, ohne dass bereits Antworten auf viele Herausforderun gen der gegenwärtigen Technologien gefunden sind. Umso wichtiger ist es, den Menschen Mittel und Möglichkeiten an die Hand zu geben, mehr Kontrolle über das eigene „digita le“ Leben zu haben und die „digitale“ Gesellschaft aktiv mit zugestalten. Mit anderen Worten: Es ist Zeit für ein Update! STEFANIE MOSER Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung MAX OSTERMAYER Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN 5 2 ALLGEMEINE WAHRNEHMUNGEN DER DIGITALISIERUNG Die Digitalisierung wird derzeit in Deutschland intensiv dis gen eine durchwachsene Verteilung der Antworten. Ein grö kutiert. Viele Menschen nutzen täglich ihre Computer, ßerer Teil der Befragten, zusammengerechnet 46 Prozent, Smartphones und diverse Internetplattformen. Immer neue kommt hier zu einer positiven Einschätzung und meint, dass Begriffe wie Industrie 4.0, künstliche Intelligenz, selbstfah die Digitalisierung das Leben eher nachhaltig verbessern rende Autos oder intelligente Roboter heizen die Debatten würde. Demgegenüber nehmen zusammengezählt rund und Zukunftsfantasien an. Dabei erscheint einigen die Digi 34 Prozent der Befragten an, dass die Digitalisierung nicht talisierung als Aufbruch in eine vielversprechende Zukunft, zu einer nachhaltigen Verbesserung führen wird. Interessant in der digitale Technik viele unserer Probleme löst und ein ist, dass rund 20 Prozent der Befragten noch unentschieden besseres Zusammenleben ermöglicht. Andere dagegen sind, also hierzu noch keine abschließende Einschätzung ab schauen angesichts der Digitalisierung eher mit Sorge auf geben können oder möchten. die kommenden Jahre: Wie kann man mithalten, wenn sich Technik immer schneller weiterentwickelt? Was passiert mit Bei einer weiteren Frage nach Schaden oder Nutzen neuer dem eigenen Arbeitsplatz? Wie sicher sind persönliche Da Technologien ergibt sich ein ähnliches Bild (siehe Abbildung ten? Und wer bestimmt eigentlich, wie digitale Technik im 2). In Bezug auf neue Technologien sehen insgesamt rund Alltag und am Arbeitsplatz eingesetzt wird? 48 Prozent deren überwiegenden Nutzen. Zusammenge nommen rund 21 Prozent betrachten neue Technologien Die vorliegende Studie greift diese Fragen auf. Sie nutzt ak hingegen als eher schädlich. Wiederum bleibt ein sehr gro tuelle Befragungsergebnisse, um präzise aufzuzeigen, was ßer Anteil von 31 Prozent bei der Frage nach Schaden oder die Menschen in Deutschland über die Digitalisierung den Nutzen unentschieden. ken. Um ein umfassendes Bild zu zeichnen, geht die Studie dabei in drei Schritten vor: In diesem Kapitel geht es zu Mit diesen Ergebnissen deutet sich eine Polarisierung unter nächst um die Frage, wie die Menschen in Deutschland die den Befragten an. Ein etwas größerer Teil kommt zu einer Digitalisierung allgemein wahrnehmen und wie sie deren positiven Einschätzung der Folgen der Digitalisierung, wäh Entwicklung einschätzen. Kapitel 3 untersucht Einstellungen rend ein kleiner, aber dennoch erheblicher Teil zu einer nega und Gestaltungswünsche der Befragten in Bezug auf die ak tiven Bewertung tendiert. Wie es bei umfangreichen gesell tuell diskutierten Themenfelder Digitalkonzerne und Daten schaftlichen und technologischen Änderungen zu erwarten schutz. Das Kapitel 4 behandelt schließlich Einstellungen ist, finden sich also auch bei der Digitalisierung Skeptiker_in und Gestaltungswünsche in den zentralen Themenfeldern nen und Optimist_innen. Arbeitswelt und Qualifikation. In Ergänzung zu den Erwartungen an die digitale Zukunft verdeutlicht ein anderes Befragungsergebnis, wie die Be 2.1 ZWISCHEN SKEPSIS UND ZUVERSICHT fragten rückblickend den Nutzen der technischen Entwick lung der vergangenen zehn Jahre einschätzen. Wie Abbil In einem ersten Bündel von Befragungsergebnissen betrach dung 3 zeigt, beurteilt der überwiegende Teil der Befragten tet diese Studie die allgemeinen Wahrnehmungen und Ein den Nutzen vergangener technologischer Entwicklung im schätzungen zur Digitalisierung. Dabei geht es einerseits um Rückblick als eher hoch oder sehr hoch. Zusammengerech allgemeine Veränderungen, die sich gegenwärtig mit der net zieht hier die überwiegende Mehrheit von rund 68 Pro Digitalisierung einstellen, und andererseits um Erwartungen zent ein positives Fazit. an zukünftige Veränderungen. Im Kontrast zur Bewertung der digitalen Zukunft fällt durch In einer ersten, grundsätzlichen Frage wurden die Befragten aus auf, dass die Befragten im Rückblick eher Vorteile in der gebeten, einzuschätzen, ob sich das Leben ihrer Meinung technischen Entwicklung sehen. Gefragt nach den zukünfti nach durch die Digitalisierung in Zukunft nachhaltig verbes gen Auswirkungen neuer Technologien, antworten die Be sern würde. Die Befragungsergebnisse in Abbildung 1 zei fragten deutlich zurückhaltender und tendenziell negativer.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN 6 Abbildung 1 Wird das Leben nachhaltig besser durch Digitalisierung? Wird sich das Leben der Menschen in Deutschland Ihrer Meinung nach durch die Digitalisierung nachhaltig verbessern? 35 % 32 % 30 % 28 % 25 % 20 % 20 % 14 % 15 % 10 % 6% 5% 0% ja, auf jeden Fall eher ja unentschieden eher nein nein, auf keinen Fall Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage des Civey-Umfragearchivs 2017/2018, hochgerechnet, N: 5071. Abbildung 2 Schaden oder Nutzen neuer Technologien Bringen neue Technologien Ihrer Meinung nach eher mehr Schaden oder mehr Nutzen? 40 % 35 % 35 % 31 % 30 % 25 % 20 % 15 % 13 % 13 % 10 % 8% 5% 0% deutlich mehr eher mehr unentschieden eher mehr deutlich mehr Nutzen Nutzen Schaden Schaden Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage des Civey-Umfragearchivs 2017/2018, hochgerechnet, N: 5068.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN 7 Abbildung 3 Nutzen der technologischen Entwicklung in letzten 10 Jahren Wie beurteilen Sie den Nutzen, den die technologische Entwicklung in den letzten zehn Jahren gebracht hat? 50 % 47 % 45 % 40 % 35 % 30 % 25 % 21 % 20 % 17 % 15 % 13 % 10 % 5% 2% 0% sehr hoch eher hoch unentschieden eher gering sehr gering Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage des Civey-Umfragearchivs 2017/2018, hochgerechnet, N: 5071. Abbildung 4 Bedürfnisse der Menschen im Mittelpunkt digitaler Technologieentwicklung? Haben Sie den Eindruck, dass der Fokus bei der Entwicklung digitaler Technologien auf den Bedürfnissen der Menschen liegt? 50 % 47 % 45 % 40 % 35 % 30 % 25 % 20 % 18 % 16 % 15 % 15 % 10 % 5% 3% 0% ja, auf jeden Fall eher ja unentschieden eher nein nein, auf keinen Fall Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5033.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN 8 Die zukünftigen Entwicklungen werden also deutlich skepti durch neue digitale Technik. Ein Teil der skeptischen Einstel scher eingeschätzt als bereits zurückliegende Technolo lungen speist sich sicher aus diesen Einschränkungen. gieschübe: Vergleichsweise viele Personen glauben, dass sich Gleichzeitig gibt es aber auch viele Personen mit einer opti das Leben durch die Digitalisierung zukünftig nicht nachhaltig mistischen Haltung gegenüber neuen Technologien und der verbessern wird und schauen eher skeptisch in die Zukunft. Digitalisierung. Die Ergebnisse zeigen Skepsis, genauso wie Offenheit für neue Technologien. Ein Grund für die Offen Woher kommt diese Skepsis, wenn doch der Nutzen neuer heit des einen Teils dürfte sein, dass die technischen Neue Technologien ihren Schaden überwiegt? Dieser Frage lässt rungen für viele Befragten auch konkrete Vorteile mit sich sich mit weiteren Befragungsergebnissen nachgehen. So bringen. wurde auch erhoben, ob die Befragten meinen, dass bei der Entwicklung digitaler Technologien der Fokus auf den Be Die wahrgenommenen Vorteile der Digitalisierung lassen dürfnissen der Menschen liegt. Das Befragungsergebnis in sich durch zwei weitere Befragungsergebnisse kurz andeu Abbildung 4 veranschaulicht, dass zusammengerechnet ten. So wurden Befragte gebeten anzugeben, in welchem rund 62 Prozent der Befragten nicht der Meinung sind, dass Bereich sie das Potenzial für den größten gesellschaftlichen bei der Technologieentwicklung die Bedürfnisse der Men Fortschritt durch die Digitalisierung erwarten. Nach den Er schen im Vordergrund stehen. gebnissen in Abbildung 6 sehen sie ein solches Potenzial in erster Line im Bildungswesen (29 Prozent). Dieser Bereich Zuspitzen lässt sich diese Suche nach den Hintergründen ei wird gefolgt von möglichen Fortschritten in der öffentlichen ner skeptischen Haltung gegenüber technischen Entwick Verwaltung (21 Prozent), in Verkehr bzw. Mobilität (15 Pro lungen mit der Frage, ob die Digitalisierung zu mehr Gleich zent) und im Gesundheitswesen (14 Prozent). heit oder mehr Ungleichheit bei den Einkommen führt. Nach den Befragungsergebnissen in Abbildung 5 gehen nur 29 Pro Gefragt nach den Bereichen, in denen digitale Technologien zent der Befragten davon aus, dass hier keine Veränderung den größten persönlichen Fortschritt bringen (siehe Abbil eintritt. Eine Mehrheit von zusammengenommen 50 Pro dung 7), wählten 31 Prozent der Befragten den Bereich Un zent vermutet jedoch, dass Digitalisierung mit wachsender terhaltung und Entertainment. Rund 22 Prozent sehen den Einkommensungleichheit einhergehen wird. Dagegen er größten persönlichen Fortschritt in der Organisation ihres warten nur zehn Prozent der Befragten mehr oder deutlich Alltags. Diese Angabe wird gefolgt von der Produktivität der mehr Gleichheit. eigenen Arbeit (13 Prozent) und der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (elf Prozent). Während also ein großer Teil Folglich stehen damit für viele Befragte weder die Bedürfnis den deutlichsten Fortschritt bei Unterhaltung und Alltag se der Menschen im Mittelpunkt der Digitalisierung noch wahrnimmt, sieht nur ein kleiner Teil vorteilhafte Verände erwarten sie weniger Ungleichheit bei den Einkommen rungen durch Digitalisierung in der Arbeitswelt. Abbildung 5 Bringt Digitalisierung mehr Gleichheit oder mehr Ungleichheit bei den Einkommen? Führt die Digitalisierung Ihrer Meinung nach zu mehr Gleichheit oder mehr Ungleichheit bei den Einkommen in Deutschland? 35 % 31 % 29 % 30 % 25 % 20 % 19 % 15 % 11 % 10 % 7% 5% 3% 0% deutlich mehr eher mehr keine eher mehr deutlich mehr weiß Ungleichheit Ungleichheit Veränderung Gleichheit Gleichheit nicht Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5072.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN 9 In einem ersten Resümee lässt sich festhalten, dass über alle aus Sicht der Befragten hat. Andererseits deuten sich bereits Befragungsergebnisse in diesem ersten Fragenbündel hin in diesen, teilweise recht allgemeinen Fragen Aspekte der weg die teils gegensätzlichen Haltungen der Befragten sicht Digitalisierung an, die von einem Teil der Befragten als deut bar werden. Die Analysen der Befragungsergebnisse zeigen lich negativ und problematisch wahrgenommen werden. einerseits deutlich die positiven Seiten, die die Digitalisierung Abbildung 6 Bereich des größten gesellschaftlichen Fortschritts durch Digitalisierung In welchem Bereich hat Ihrer Meinung nach die Digitalisierung das größte Potenzial für gesellschaftlichen Fortschritt? Bildungswesen 29 % Gesundheitswesen 14 % Verkehr/Mobilität 15 % öffentliche Verwaltung 21 % demokratische Prozesse 6% in einem anderen Bereich 5% weiß nicht 10 % 0% 5% 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage des Civey-Umfragearchivs 2017/2018, hochgerechnet, N: 5071. Abbildung 7 Bereich des größten persönlichen Fortschritts durch Digitalisierung In welchem Bereich bringen Ihnen digitale Technologien persönlich den größten Fortschritt? Organisation des Alltags 22 % Vereinbarkeit Beruf/Privatleben 11 % Unterhaltung und Entertainment 31 % Produktivität der eigenen Arbeit 13 % Self-Tracking, z. B. Schlaf, Gesundheit 2% in einem anderen Bereich 10 % weiß nicht 12 % 0% 5% 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage des Civey-Umfragearchivs 2017/2018, hochgerechnet, N: 5058.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN 10 Abbildung 8 Mit digitaler Technik nicht mithalten können Haben Sie das Gefühl, dass sich die digitale Technik so schnell entwickelt, dass Sie nicht mehr mithalten können? 35 % 32 % 30 % 29 % 25 % 20 % 16 % 15 % 15 % 10 % 8% 5% 0% ja, auf jeden Fall eher ja unentschieden eher nein nein, auf keinen Fall Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5002. Abbildung 9 Mit digitaler Technik nicht mithalten können nach Alter und beruflicher Stellung Haben Sie das Gefühl, dass sich die digitale Technik so schnell entwickelt, dass Sie nicht mehr mithalten können? 100 % 8 10 13 16 16 18 22 nein, auf keinen Fall 90 % 29 30 80 % 37 29 28 29 70 % 32 eher 40 26 36 60 % 17 16 35 39 17 unentschieden 50 % 31 15 14 40 % 13 14 9 eher 30 % 37 35 10 11 32 25 29 20 % 23 27 16 15 19 10 % ja, auf jeden Fall 10 10 11 10 13 8 7 8 6 3 0% Berufs- 65+ oder höher 50–64 Abschluss 18–29 30–39 40–49 alle ohne ausbildung noch in Ausbildung Studium Alter Berufsbildung Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5071.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN 11 2.2 ABGEHÄNGT UND VERUNSICHERT? chen Technologiegruppen gestellt. Einmal wurde erhoben, ob sich die Befragten durch die vermehrte Nutzung von Die vorangestellten Auswertungen haben gezeigt, dass zu Computern, vernetzten Maschinen und Onlineplattformen mindest ein Teil der Befragten gegenüber der Digitalisie verunsichert fühlen. Darüber hinaus wurde abgefragt, ob rung eine skeptische Haltung einnimmt und negative Seiten sich die Befragten durch die vermehrte Nutzung von künst daran erkennt. Eine naheliegende Ursache für dieses Ergeb licher Intelligenz, selbstfahrenden Autos oder intelligenten nis ist, dass sich einzelne Personen durch die Digitalisierung Robotern verunsichert fühlen. Die Ergebnisse in Abbildung 11 abgehängt fühlen könnten oder durch neue technologische verdeutlichen, dass der überwiegende Anteil der Befragten Entwicklungen verunsichert werden. sich nicht durch die genannten Technologien verunsichern lässt. Es bestehen jedoch Unterschiede zwischen den Tech Erste Hinweise darauf geben die Antworten auf die Frage, nologiegruppen. ob die Befragten das Gefühl haben, dass sich die digitale Technik so schnell entwickelt, dass sie nicht mehr mithalten So fühlen sich zusammengenommen nur 23 Prozent der können. In Abbildung 8 geben zusammengenommen rund Befragten verunsichert, wenn sie an Computer, vernetzte 37 Prozent der Befragten an, dass sie das Gefühl haben, mit Maschinen und Onlineplattformen denken. Bezogen auf der schnellen technischen Entwicklung nicht mehr Schritt künstliche Intelligenz, selbstfahrende Autos oder intelligen halten zu können. Demgegenüber steht die überwiegende te Roboter fühlen sich jedoch bereits zusammengenommen Mehrheit der Befragten von zusammengerechnet 48 Pro 41 Prozent der Befragten verunsichert. Daraus lässt sich zent, die angaben, dass sie tendenziell mithalten können. schließen, dass die Verunsicherung gegenüber Technologi 15 Prozent verbleiben hier unentschieden dazwischen. Mit en, die für viele im Alltag etabliert sind, etwas geringer aus diesem Antwortmuster deutet sich erneut eine Polarisie fällt gegenüber Technologien, die derzeit insbesondere als rung an. Die Befragten teilen sich tendenziell in eine Grup Zukunftsvisionen in der öffentlichen Diskussion thematisiert pe, die eher mithalten kann, und eine Gruppe, der genau werden. Von ihnen geht mehr Verunsicherung aus. das schwerfällt. Insgesamt unterstreichen die Ergebnisse dieses Abschnit Betrachtet man die Hintergründe dieser Verteilung in Abbil tes, dass sich bei einigen Befragten durchaus das Gefühl dung 9 und Abbildung 10 genauer, so zeichnen sich einige einstellt, in der Digitalisierung abgehängt und verunsichert wichtige Einflussgrößen ab. Demnach nimmt das Gefühl, zu sein. Dagegen lässt sich ein überwiegender Teil insge abgehängt zu sein, mit dem Alter systematisch zu. Ebenfalls samt nicht durch technische Entwicklungen verunsichern. geben Personen mit Berufsausbildung, ohne Berufsab Eine detailliertere Betrachtung zeigt, dass etablierte Tech schluss, Rentner_innen, Arbeitslose und Arbeiter_innen et nologien etwas weniger stark verunsichern als technische was häufiger das Gefühl an, nicht mehr mithalten zu kön Zukunftsvisionen. nen. Demgegenüber gilt: Je höher der Bildungsabschluss, desto seltener fühlen sich die Befragten abgehängt. Das Gefühl, mithalten zu können, wird also durch bestimmte Faktoren beeinflusst. Entsprechend tritt das Gefühl, abge hängt zu sein, in bestimmten Personengruppen häufiger als in anderen auf. Unter dem Begriff „Digitalisierung“ versammeln sich viele technische Entwicklungen, die jeweils eine Verunsicherung auslösen können. Schließlich umfasst auch die Digitalisie rung als allgemeiner Trend viele unterschiedliche Technolo gien, die wiederum sehr unterschiedlich weit verbreitet sind. Während einige Technologien wie Computer, vernetz te Maschinen und Onlineplattformen bereits im Alltag vie ler Menschen angekommen sind, stellen andere technische Entwicklungen für die meisten Menschen bislang nur eine Zukunftsvision da. Zu diesen Zukunftsvisionen gehören ak tuell insbesondere künstliche Intelligenz, selbstfahrende Autos und intelligente Roboter. Diese Technologien werden derzeit intensiv in der Öffentlichkeit diskutiert, sind aber im Alltag noch nicht weit verbreitet. Auch sind sie oftmals noch nicht marktreif. Gerade bei der künstlichen Intelligenz erleben wir eine Debatte, die dem derzeitigen Stand der technologischen Entwicklung entrückt ist. Um Digitalisierung als eine mögliche Quelle der Verunsiche rung zu bestimmen, wurden zwei Fragen zu unterschiedli
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN 12 Abbildung 10 Mit digitaler Technik nicht mithalten können nach Beschäftigungsstatus, beruflicher Stellung und Schulbildung Haben Sie das Gefühl, dass sich die digitale Technik so schnell entwickelt, dass Sie nicht mehr mithalten können? 100 % 8 9 8 16 17 16 16 90 % 19 19 25 19 19 nein, auf keinen Fall 32 80 % 27 26 27 26 eher 70 % 32 28 35 31 37 41 35 60 % 35 14 16 18 35 16 unentschieden 50 % 10 15 11 17 40 % 14 16 15 17 38 30 % 29 39 7 23 35 eher 29 29 26 20 % 22 14 25 24 20 10 % 19 ja, auf jeden Fall 15 14 8 9 10 11 8 11 6 5 4 7 0% Hauptschule/k. A. Angestellte_r Abitur Führungskraft alle Selbstständige Arbeitslose Mittlere Reife Rentner_innen Student_innen Arbeitnehmer_innen Arbeiter_in Beamter/Beamtin Beschäftigungsstatus berufliche Stellung Schulbildung Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet. Abbildung 11 Verunsicherung durch digitale Technik Fühlen Sie sich durch die vermehrte Nutzung von digitaler Technik verunsichert? 45 % 40 % 38 % 35 % 30 % 30 % 29 % 25 % 23 % 20 % 18 % 18 % 15 % 15 % 10 % 11 % 10 % 8% 5% 0% ja, auf jeden Fall eher ja unentschieden eher nein nein, auf keinen Fall verunsichert durch Computer, vernetzte Maschinen und Onlineplattformen verunsichert durch künstliche Intelligenz, selbstfahrende Autos oder intelligente Roboter Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5004 bzw. 5013.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN 13 3 WAHRNEHMUNGEN UND GESTALTUNGS- WÜNSCHE ZU DIGITALKONZERNEN UND DATENSCHUTZ Nachdem diese Studie im vorangehenden Abschnitt die all schätzen die Menschen die Rolle der großen Digitalkonzerne gemeinen Einstellungen und Wahrnehmungen in Bezug ein? Denken sie, dass ihre Daten geschützt sind? Was sollen auf die Digitalisierung aufgezeigt hat, betrachtet der fol Politik und Gesellschaft aus Sicht der Menschen in Deutsch gende Teil die Wahrnehmungen und Gestaltungswünsche land tun, um die Digitalisierung hier besser zu gestalten? in den Bereichen Digitalkonzerne und Datenschutz. Die Studie geht in diesem Teil wiederum in zwei Schritten Im Zentrum der aktuellen Diskussion stehen oft große Digi vor: Zuerst werden die Wahrnehmungen in diesen Berei talkonzerne wie Google, Facebook oder Amazon, die mit chen zusammengetragen, um daran anschließend die Ge ihren Aktivitäten in immer mehr Lebensbereiche vordringen. staltungswünsche der Befragten zu betrachten. Häufig wird im Kontext dieser Diskussion auch auf eine zu nehmende Kontrolle durch digitale Technik und erhebliche Probleme des Datenschutzes hingewiesen. Dementsprechend 3.1 GROSSER EINFLUSS DER KONZERNE – befasst sich dieser Abschnitt mit Bereichen, die als aktuelle UNZUREICHENDER SCHUTZ DER DATEN Problemfelder immer wieder Kontroversen ausgelöst haben. Ausgehend von den Einschätzungen zum Einfluss großer Di Eine wichtige, aktuelle Kontroverse ergibt sich mit der Fra gitalkonzerne, geht es im folgenden Abschnitt um die damit ge, wer überhaupt die Digitalisierung vorantreibt und da verbundenen Themen Überwachung und Datenschutz. Wie mit maßgeblich prägt. Die Abbildung 12 zeigt die Antwor Abbildung 12 Größter Einfluss auf die Digitalisierung Wer übt Ihrer Meinung nach zurzeit den größten Einfluss auf die Digitalisierung aus? große Internetunternehmen (z. B. Google) 59 % Start-ups/mittelständische Unternehmen 7% Internetnutzer_innen 8% Politik/Staat 8% Verbände/Zivilgesellschaft/NGOs 2% jemand anderes 2% niemand 4% weiß nicht 11 % 0% 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5009.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN 14 Abbildung 13 Sich dem Einfluss von Digitalkonzernen entziehen können Denken Sie, dass Internetunternehmen wie Amazon, Facebook und Google Einfluss auf Ihr Leben nehmen, dem Sie sich nicht entziehen können? 40 % 35 % 34 % 30 % 28 % 25 % 20 % 19 % 15 % 13 % 10 % 7% 5% 0% ja, auf jeden Fall eher ja unentschieden eher nein nein, auf keinen Fall Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5008. Abbildung 14 Einschränkung im Alltag durch ein Gefühl, digital überwacht zu werden Schränken Sie sich selbst in Ihrem Alltag ein, weil Sie das Gefühl haben, von digitaler Technik überwacht zu werden? 40 % 36 % 35 % 32 % 30 % 25 % 20 % 16 % 15 % 10 % 9% 7% 5% 0% ja, auf jeden Fall eher ja unentschieden eher nein nein, auf keinen Fall Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5024.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN 15 ten auf die Frage, wer zurzeit den größten Einfluss auf die durch digitale Technik in unterschiedlichen Lebensberei Digitalisierung ausübt. Fast 60 Prozent der Befragten sind chen. Im Alltag werden mit neuen, digitalen Technologien der Meinung, dass große Internetunternehmen wie Google immer mehr Daten gesammelt. Entsprechend steigt wo die Digitalisierung hauptsächlich prägen. Weit abgeschla möglich das Gefühl, verstärkt überwacht zu werden. Ein gen, mit jeweils unter zehn Prozent, folgen andere Ant Hinweis auf die konkreten Auswirkungen einer wahrge wortmöglichkeiten wie Start-ups, Internetnutzer_innen, nommenen Überwachung besteht, wenn man sich in sei die Politik und der Staat. Die Befragten sehen damit die nen Aktivitäten bewusst einschränkt. Digitalkonzerne eindeutig als zentralen Treiber der aktuel len Entwicklung. Entsprechend wurde erfragt, ob sich die Befragten im Alltag selbst einschränken, weil sie das Gefühl haben, von digitaler Dieser Befund lässt sich mit der Frage vertiefen, inwieweit Technik überwacht zu werden. In Abbildung 14 berichtet die Befragten das Gefühl haben, diesem Einfluss ein Stück die große Mehrheit der Befragten, insgesamt 68 Prozent, weit ausgeliefert zu sein. So wurde ihnen die Frage gestellt, dass sie sich nicht einschränken, weil sie sich überwacht ob sie denken, dass Internetunternehmen wie Amazon, Face- fühlen. Ein kleinerer Teil, von insgesamt 23 Prozent schränkt book und Google einen Einfluss auf ihr Leben nehmen, dem sich jedoch aufgrund gefühlter Überwachung durch digitale man sich nicht entziehen kann. Genau das berichtet, wie Technik im Alltag ein. Für diesen kleinen Teil verändert die Abbildung 13 zeigt, der überwiegende Teil der Befragten: aktuelle Ausgestaltung der Digitalisierung die Art und Wei Zusammengerechnet 62 Prozent haben das Gefühl, sich se, wie sie sich im Alltag verhalten. dem Einfluss der Digitalkonzerne nicht entziehen zu kön nen. Demgegenüber gaben zusammen rund 32 Prozent der Eine konkrete Maßnahme, mit der dem Einfluss der Digital Befragten an, dass sie der Meinung sind, durchaus dem Ein konzerne und den Möglichkeiten der digitalen Kontrolle fluss der Digitalkonzerne ausweichen zu können. begegnet werden kann, ist der Datenschutz. Hier öffnet sich ein weiteres aktuelles Problemfeld. Insofern stellt sich die Der große Einfluss der Digitalkonzerne verbindet sich in der Frage, ob die Befragten meinen, dass ihre persönlichen Da öffentlichen Diskussion immer wieder mit einer allgemeinen ten ausreichend geschützt sind. In Abbildung 15 sieht ein Frage nach zunehmender Kontrolle und Überwachung etwas größerer Teil der Befragten, von zusammen 49 Prozent, Abbildung 15 Sind persönliche Daten ausreichend geschützt? Denken Sie, dass Ihre persönlichen Daten momentan ausreichend geschützt sind? 35 % 32 % 30 % 29 % 25 % 20 % 17 % 15 % 15 % 10 % 6% 5% 0% ja, auf jeden Fall eher ja unentschieden eher nein nein, auf keinen Fall Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5017.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN 16 Abbildung 16 Sorgen, dass Internetkonzerne Daten sammeln Wie groß ist Ihre Sorge, dass Internetkonzerne zu viele Ihrer persönlichen Daten sammeln? 50 % 45 % 44 % 40 % 35 % 30 % 28 % 25 % 20 % 15 % 14 % 10 % 10 % 4% 5% 0% sehr groß eher groß unentschieden eher gering gar keine Sorgen Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5077. Abbildung 17 Ausreichender Schutz vor Zugriff auf Daten durch Privatfirmen Denken Sie, Ihre privaten Daten sind durch die Datenschutzgesetze ausreichend vor Zugriff durch Privatfirmen geschützt? 50 % 44 % 45 % 40 % 34 % 35 % 30 % 25 % 20 % 15 % 10 % 10 % 9% 5% 3% 0% ja, vollkommen eher ja unentschieden eher nein nein, gar nicht Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 7087.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN 17 seine persönlichen Daten derzeit nicht ausreichend ge Befragten groß und bestehende Datenschutzregeln reichen schützt. Demgegenüber gaben zusammengenommen rund für sie nicht aus, um ihre Bedenken effektiv zu lindern. 35 Prozent der Befragten an, dass ihre Daten eher oder auf jeden Fall geschützt sind. 15 Prozent verbleiben hier unent schieden. Dieses Problemfeld des Datenschutzes lässt sich 3.2 DEUTLICHERE GRENZEN FÜR DIGITAL- mit zwei weiteren Befragungsergebnissen vertiefen. Die KONZERNE – DER STAAT SOLLTE MEHR TUN große Mehrheit macht sich Sorgen, dass Internetkonzerne zu viele ihrer persönlichen Daten sammeln (Abbildung 16) Die eben diskutierten Befragungsergebnisse zeichnen ein und betrachtet die eigenen Daten als nicht ausreichend deutliches Bild, wie Befragte die Digitalkonzerne und den durch Datenschutzgesetze vor dem Zugriff durch Privatfir Datenschutz wahrnehmen. In diesem Abschnitt ist daher men geschützt (siehe Abbildung 17). noch zu klären, ob und welche Gestaltungswünsche die Menschen in Deutschland in diesen Bereichen äußern. Über diese unterschiedlichen Befragungsergebnisse hinweg zeichnen sich die aktuellen Problemfelder der Digitalisie Nähert man sich den Wünschen der Befragten, so stellt sich rung in diesem Abschnitt deutlich ab. Klar zu erkennen ist als Erstes die allgemeine Frage, wer die Digitalisierung über die allgemeine Einschätzung, dass große Digitalkonzerne haupt gestalten soll. Die Einschätzungen der Befragten sind die Digitalisierung maßgeblich prägen und es vielen Befrag in Abbildung 18 dargestellt. Mit 35 Prozent wünschen sich ten schwerfällt, sich ihrem Einfluss zu entziehen. Dagegen viele Befragte recht eindeutig, dass die Politik bzw. der Staat fühlt sich ein Großteil der Befragten durch digitale Technik die Digitalisierung hauptsächlich gestalten solle. Darauf fol derzeit nicht in einer Art und Weise überwacht, dass sie ihr gen Antworten wie Start-ups/mittelständische Unterneh Verhalten im Alltag einschränken würden. Für einen kleinen men (19 Prozent), Internetnutzer_innen (elf Prozent) und Teil der Befragten gilt das jedoch durchaus. Diese Personen Verbände, Zivilgesellschaft oder NGOs (elf Prozent). Nur ein fühlen sich überwacht und verhalten sich anders. Im Problem- sehr kleiner Teil der Befragten (fünf Prozent) wünscht sich, feld Datenschutz dominieren somit deutliche Defizite. Die dass große Internetunternehmen die Digitalisierung haupt Sorge um die Sicherheit der eigenen Daten ist bei vielen sächlich gestalten sollen. Abbildung 18 Wer die Digitalisierung gestalten soll Was denken Sie, wer sollte die Digitalisierung hauptsächlich gestalten? große Internetunternehmen (z. B. Google) 5% Start-ups/mittelständische Unternehmen 19 % Internetnutzer_innen 11 % Politik/Staat 35 % Verbände/Zivilgesellschaft/NGOs 11 % jemand anderes 3% niemand 4% weiß nicht 12 % 0% 5% 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 % Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5011.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN 18 Abbildung 19 Vergleich zwischen wahrgenommenem Einfluss und gewünschter Gestaltung Tatsächlicher Einfluss vs. gewünschte Gestaltung 60 % 59 % 50 % 40 % 35 % 30 % 20 % 19 % 11 % 11 % 11 % 12 % 10 % 8% 8% 5% 7% 4% 4% 2% 2% 3% 0% Internet- große Internet- Start-ups/ Verbände/ Zivilgesellschaft/ (z.B. Google) Politik/Staat weiß nicht NGOs jemand anderes mittelständische unternehmen Unternehmen nutzer_innen niemand Wer übt Ihrer Meinung nach zurzeit den größten Einfluss auf die Digitalisierung aus? Was denken Sie, wer sollte die Digitalisierung hauptsächlich gestalten? Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5011 bzw. 5009. Abbildung 20 Grenzen für große Internetunternehmen Sollte die Politik Ihrer Meinung nach großen Internetunternehmen, wie Amazon, Facebook und Google, deutlichere Grenzen setzen als bisher? 80 % 70 % 67 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 18 % 10 % 7% 5% 4% 0% ja, auf jeden Fall eher ja unentschieden eher nein nein, auf keinen Fall Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5013.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN 19 Dieses Ergebnis zur Frage nach den gewünschten Akteuren 60 Prozent antwortet hierauf mit „ja, auf jeden Fall“ (siehe für die Gestaltung steht in einem klaren Widerspruch zur Abbildung 20). Nur ein kleiner Teil, zusammengenommen Einschätzung, wer die Digitalisierung derzeit hauptsächlich 16 Prozent, bleibt hier unentschieden oder spricht sich eher beeinflusst. Die Abbildung 19 stellt die Abweichung zwi gegen deutlichere Grenzen aus. schen dem wahrgenommenen Einfluss und der gewünsch ten Gestaltung dar. Während aus Sicht von fast 60 Prozent An dieses klare Votum lässt sich nun die Frage anschließen, der Befragten die Digitalisierung ganz überwiegend durch was die Politik in der Auseinandersetzung mit den großen große Internetunternehmen beeinflusst wird, wünschen Digitalkonzernen genau tun sollte. Ein großer Teil der Be sich nur fünf Prozent genau diesen Einfluss bei der Gestal fragten von zusammengerechnet rund 44 Prozent unter tung. Hier klafft eine deutliche Lücke. Im Gegensatz zur ak stützt einen verschärften Datenschutz (Abbildung 21). In tuellen Situation sollten aus Sicht der Befragten andere Ak der Befragung sprachen sich jedoch auch 28 Prozent dafür teure die Digitalisierung vorantreiben. Insbesondere besteht aus, den Datenschutz so zu belassen, wie er ist. Zusammen hier bei vielen der Wunsch, dass Politik und Staat aktiver genommen 26 Prozent wünschen sich sogar eher eine Lo auftreten. ckerung. Im Vergleich mit den deutlich wahrgenommenen Defiziten in diesem Bereich (siehe oben) fällt also der Die vorangestellten Ergebnisse verdeutlichen, dass viele Be Wunsch nach einem verschärften Datenschutz weniger ein fragte dem Einfluss der großen Digitalkonzerne skeptisch deutig aus. gegenüberstehen und sich zum Teil mehr Gestaltung durch die Politik wünschen. Vertiefen lässt sich dieser Aspekt nun Außerdem wurden die Befragten gebeten, einen Vorschlag mit der Frage, ob die Politik großen Internetunternehmen zu bewerten, der große Internetkonzerne verpflichten wür wie Amazon, Facebook und Google deutlichere Grenzen als de, ihre gesammelten Daten in anonymisierter Form der All bisher setzen sollte. Die Mehrheit der Befragten von über gemeinheit zur Verfügung zu stellen. Das Befragungsergeb Abbildung 21 Weiterentwicklung des Datenschutzes Wie sollte Ihrer Meinung nach der Datenschutz in Deutschland weiterentwickelt werden? 30 % 28 % 25 % 22 % 22 % 20 % 16 % 15 % 10 % 10 % 5% 3% 0% deutlich eher so belassen, eher deutlich weiß verschärfen verschärfen wie er ist lockern lockern nicht Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5072.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN 20 nis fällt, wie Abbildung 22 zeigt, durchwachsen aus. Befragten wünschen sich, dass die Politik die großen Digital Lediglich 23 Prozent sind „auf jeden Fall dafür“, Daten der konzerne entweder reguliert oder effektiver besteuert. Da Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, 19 Prozent antwor zu passt der Wunsch nach mehr Daten- und Verbraucher ten mit „eher ja“. Fast jeder fünfte Befragte bleibt jedoch schutz. Gerade dieser Wunsch nach mehr Aktivität und unentschieden, während zusammengenommen rund 39 Pro Schutz reagiert auf die deutlichen wahrgenommenen Defi zent den Vorschlag eher nicht unterstützen bzw. ihn klar zite in diesem Problemfeld, die weiter oben bereits aufge ablehnen. Damit trifft der Vorschlag in der Befragung ganz zeigt wurden (siehe ab Abbildung 14). Kombiniert man die knapp auf etwas mehr Befürworter_innen als Gegner_in se drei Antworten, dann gilt die Auseinandersetzung mit nen. Es gibt jedoch vergleichsweise viele Personen, die sich den Digitalkonzernen und dem Datenschutz für die überwie hierzu noch keine Meinung gebildet haben. gende Mehrheit der Befragten, zusammengerechnet 55 Pro zent, als das vorrangigste Problemfeld für die Politik. Über die verschiedenen Fragen hinweg wird der Wunsch deutlich, dass sich aus Sicht der Befragten die Politik aktiver Als ein weiteres wichtiges Problemfeld wird jedoch auch die mit den Digitalkonzernen und den damit verbundenen Pro Finanzierung von Weiterbildung und Qualifikation betrach blemfeldern befassen sollte. Betrachtet man dieses genauer, tet. Immerhin 22 Prozent der Befragten sehen darin die vor so lässt sich fragen, was als Erstes zu tun ist, um die Digita rangigste Aufgabe für die Politik. Hier bestehen ein unmit lisierung für die Menschen besser zu gestalten. Die Befrag telbarer Bedarf und ein Wunsch nach Unterstützung. Dass ten konnten hier jeweils nur eine Antwortmöglichkeit aus gestärkte Rechte der Beschäftigten vergleichsweise selten wählen. Auf diese Frage wählten, wie in Abbildung 23 zu als vorrangige Gestaltungsaufgabe der Politik benannt wer erkennen ist, rund 22 Prozent der Befragten, dass die Politik den, könnte daran liegen, dass der unmittelbare Handlungs vorrangig Weiterbildung und Qualifizierung stärken sollte. druck in anderen Problemfeldern derzeit stärker wahrge Weitere 22 Prozent wünschen sich von der Politik eine ef nommen wird. Nimmt man die beiden gerade behandelten fektivere Besteuerung der Digitalkonzerne. Diese beiden Antworten zusammen, so geben aber immerhin fast 30 Pro Antworten werden gefolgt von den Wünschen nach einem zent der Befragten an, dass sie das vorrangigste Problemfeld gestärkten Daten- bzw. Verbraucherschutz (17 Prozent) und in der Arbeitswelt verorten. Diese Aspekte werden im fol nach mehr Regulierung der Digitalkonzerne (16 Prozent). genden Abschnitt zu Arbeitswelt und Qualifikation aufge Nur sechs Prozent der Befragten sehen gestärkte Rechte für griffen und vertieft. Beschäftigte als drängendstes Problem für die Politik. In diesem Ergebnis spiegeln sich die vorangestellten Befunde. Die wahrgenommenen Problemfelder sollen durch die Politik auch bearbeitet werden. Zusammengerechnet 38 Prozent der Abbildung 22 Daten von Internetkonzernen für die Allgemeinheit Sollten große Internetkonzerne verpflichtet werden, ihre gesammelten Daten in anonymisierter Form der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen? 25 % 23 % 22 % 20 % 19 % 18 % 17 % 15 % 10 % 5% 0% ja, auf jeden Fall eher ja unentschieden eher nein nein, auf keinen Fall Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5013.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN 21 Abbildung 23 Was sollte die Politik als Erstes tun? Was sollte die Politik Ihrer Meinung nach als Erstes tun, um die Digitalisierung für die Menschen besser zu gestalten? Weiterbildung/Qualifizierung finanzieren 22 % Digitalkonzerne regulieren (z. B. Google) 16 % Daten-/Verbraucherschutz stärken 17 % Digitalkonzerne effektiver besteuern 22 % Rechte von Beschäftigten stärken 6% etwas anderes 6% gar nichts 5% weiß nicht 6% 0% 5% 10 % 15 % 20 % 25 % Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5003.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN 22 4 WAHRNEHMUNGEN UND GESTALTUNGSWÜNSCHE ZU ARBEITS- WELT UND QUALIFIKATION Neben der Auseinandersetzung mit den Digitalkonzernen und Letztlich stellt sich durch technologischen Wandel auch in dem Datenschutz prägen auch die Fragen zum Wandel der der Arbeitswelt die Frage, wie Digitalisierung von Menschen Arbeitswelt die öffentlichen Diskussionen zur Digitalisierung. in Deutschland wahrgenommen wird und welche Gestal Gerade in der Arbeitswelt könnten sich viele Vorteile ergeben, tung sie sich wünschen. Welche Vorteile einer digitalen Ar beispielsweise durch mehr Flexibilität und verbesserte Arbeits beitswelt sehen die Menschen? Welche Nachteile befürch bedingungen. Manche Menschen stehen der Digitalisierung ten oder erleben sie? Inwieweit fühlen sie sich mit ihren jedoch möglicherweise skeptisch gegenüber, wenn sie zum Qualifikationen auf die Digitalisierung vorbereitet? Beispiel vermuten, dass ihre Qualifikationen immer schneller überholt sind, und sie befürchten müssen, immer mehr kon- Die Studie geht auch in diesem Teil in zwei Schritten vor: trolliert zu werden oder ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Zuerst werden die Wahrnehmungen in diesen Bereichen Abbildung 24 Wichtigster Vorteil der Digitalisierung für Beschäftigte Was sehen Sie als wichtigsten Vorteil der Digitalisierung für die Beschäftigten? mehr zeitliche Flexibilität 18 % mehr räumliche Flexibilität 26 % mehr Selbstbestimmung 5% mehr Verantwortung 3% interessantere Tätigkeiten 10 % etwas anderes 5% es gibt keinen Vorteil 21 % weiß nicht 11 % 0% 5% 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 7060.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN 23 zusammengetragen, um daran anschließend die Gestal Erleichterungen bringen wird. 22 Prozent der Befragten se tungswünsche zu betrachten. hen keine Veränderung, während zusammengezählt eben falls rund 22 Prozent vermuten, dass Digitalisierung die Ver einbarkeit von Familie und Beruf verschlechtern wird. 4.1 KEINE ANGST UM DEN ARBEITSPLATZ, ABER DEFIZITE IN DER (WEITER-)BILDUNG Ein erheblicher Nachteil der Digitalisierung für die Arbeits welt ergibt sich mit den wachsenden Möglichkeiten, Perso In der Diskussion um den Wandel der Arbeitswelt durch Di nen auch am Arbeitsplatz digital zu überwachen. In diesem gitalisierung werden immer wieder verschiedene Vor- und Sinne wurde erhoben, ob sich die Befragten am Arbeits Nachteile diskutiert. Die vermuteten Veränderungen in der platz einschränken, weil sie das Gefühl haben, von digitaler Arbeitswelt lassen sich durch zwei Befragungsergebnisse Technik überwacht zu werden. Da sich die Frage auf den veranschaulichen. Einmal wurden die Befragten gebeten, Arbeitsplatz bezieht, wurden nur erwerbstätige Personen den wichtigsten Vorteil der Digitalisierung für die Beschäftig berücksichtigt. In Abbildung 26 gibt eine große Mehrheit ten zu benennen. In Abbildung 24 ist mehr räumliche Flexi der Befragten, zusammengenommen 70 Prozent, an, dass bilität mit 26 Prozent die am häufigsten genannte Kategorie. sie sich am Arbeitsplatz nicht einschränken. Wieder findet 21 Prozent der Befragten gehen jedoch davon aus, dass es sich aber auch hier ein kleiner Teil von zusammengezählt 23 für Beschäftigte keinen Vorteil durch Digitalisierung gibt. Prozent, der sich durchaus am Arbeitsplatz überwacht fühlt Dieser skeptischen Einschätzung folgen dann wieder weitere und daher einschränkt. Vergleichbar zu der weiter oben be Vorteile wie mehr zeitliche Flexibilität (18 Prozent) und inte- reits behandelten Frage zur Überwachung im Alltag (siehe ressante Tätigkeit (zehn Prozent). Deutlich abgeschlagen Abbildung 14) findet sich also auch in der Arbeitswelt ein sind die Antwortmöglichkeiten, die mehr Selbstbestimmung kleiner Teil der Befragten, der sein Verhalten aufgrund des (fünf Prozent) und mehr Verantwortung (drei Prozent) um Gefühls digitaler Überwachung verändert. fassen. Direkt nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefragt (Abbildung 25), antworten zusammengenommen Ein weiterer offensichtlicher Nachteil, der sich für die Be rund 50 Prozent der Befragten, dass die Digitalisierung hier schäftigten im Prozess der Digitalisierung ergeben könnte, Abbildung 25 Wie verändert die Digitalisierung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Wie wird die Digitalisierung der Arbeitswelt Ihrer Meinung nach die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verändern? 45 % 40 % 40 % 35 % 30 % 25 % 22 % 20 % 15 % 15 % 10 % 10 % 7% 7% 5% 0% deutlich eher unverändert eher deutlich weiß erleichtern erleichtern erschweren erschweren nicht Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5076.
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