Zeit für ein Update Was die Menschen in Deutschland über Digitalisierung denken - Stefan Kirchner - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

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Zeit für ein Update Was die Menschen in Deutschland über Digitalisierung denken - Stefan Kirchner - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
Stefan Kirchner

Zeit für ein Update
Was die Menschen in Deutschland über
Digitalisierung denken
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN

Ein Projekt der Friedrich-Ebert-Stiftung 2018–2020
Wachsende soziale Ungleichheit, gesellschaftliche Polarisierung, Migration und
Integration, die Klimakrise, Digitalisierung und Globalisierung, die ungewisse
Zukunft der Europäischen Union – Deutschland steht vor tief greifenden Heraus­
forderungen.

Auf diese muss die Soziale Demokratie überzeugende, fortschrittliche und zu­
kunfts­weisende Antworten geben. Mit dem Projekt Für ein besseres Morgen ent­
wickelt die Friedrich-Ebert-Stiftung Vorschläge und Positionen für sechs zentrale
Politikfelder:

––   Demokratie
––   Europa
––   Digitalisierung
––   Nachhaltigkeit
––   Gleichstellung
––   Integration

Gesamtkoordination
Dr. Andrä Gärber leitet die Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der
Friedrich-Ebert-Stiftung.

Projektleitung
Severin Schmidt ist Referent für Sozialpolitik in der Abteilung Wirtschafts- und
Sozialpolitik.

Kommunikation
Johannes Damian ist Referent für strategische Kommunikation dieses Projektes
im Referat Kommunikation und Grundsatzfragen.

Der Autor
Stefan Kirchner ist Professor am Fachgebiet „Digitalisierung der Arbeitswelt“ am
Institut für Soziologie der Technischen Universität Berlin und Professor am Einstein
Center Digital Future, Berlin.

Für diese Publikation sind in der FES verantwortlich
Stefanie Moser ist Referentin für Gewerkschaften, Mitbestimmung und
Digitalisierung in der Abteilung Wirtschafts-und Sozialpolitik der Friedrich-
Ebert-Stiftung.

Max Ostermayer ist Referent für Klima-, Umwelt-, Energie- und Strukturpolitik
in der Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter:
www.fes.de/fuer-ein-besseres-morgen
Stefan Kirchner

Zeit für ein Update
Was die Menschen in Deutschland über
Digitalisierung denken

1       EINFÜHRUNG: EIN KLARER GESTALTUNGS-
        AUFTRAG                                                                2

2       ALLGEMEINE WAHRNEHMUNGEN
        DER DIGITALISIERUNG                                                    5
2.1     Zwischen Skepsis und Zuversicht                                        5
2.2     Abgehängt und verunsichert?                                           11

3       WAHRNEHMUNGEN UND GESTALTUNGS-
        WÜNSCHE ZU DIGITALKONZERNEN UND
        DATENSCHUTZ                                                           13
3.1     Großer Einfluss der Konzerne – unzureichender Schutz der Daten        13
3.2     Deutlichere Grenzen für Digitalkonzerne – der Staat sollte mehr tun   17

4       WAHRNEHMUNGEN UND GESTALTUNGS-
        WÜNSCHE ZU ARBEITSWELT UND
        QUALIFIKATION                                                         22
4.1     Keine Angst um den Arbeitsplatz, aber Defizite in der
        (Weiter-)Bildung                                                      23
4.2     Wunsch nach mehr Flexibilität, Weiterbildung und Beteiligung          28

5       ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE                                        32
5.1     Zwischen Verunsicherung und Zuversicht                                32
5.2     Großer Einfluss der Digitalkonzerne und Wunsch nach Grenzen           32
5.3     Flexibilitätsgewinn in der Arbeitswelt und zur Weiterbildung bereit   33

6       METHODISCHES VORGEHEN                                                 34

        Abbildungsverzeichnis                                                 35
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN                                                                             2

1

EINFÜHRUNG:
EIN KLARER GESTALTUNGSAUFTRAG

Die Digitalisierung revolutioniert unser Leben und unsere Ar­    und mittelständische Unternehmen sowie zivilgesellschaftli­
beitswelt – und das in rasendem Tempo. Was vor zehn Jah­         che Akteure und nicht zuletzt die Internetnutzer_innen selbst
ren noch kühne Ideen waren, erachten wir heute als selbst­       eine aktivere Rolle spielen. Bei der Frage, wer die Digitalisie­
verständlich. Doch wird unser Leben durch die Digitalisierung    rung steuert, besteht also eine erhebliche Diskrepanz zwi­
auch besser?                                                     schen Wunsch und (empfundener) Wirklichkeit.

Mit dem Projekt „Für ein besseres Morgen“ möchte die             Dies könnte ein Grund dafür sein, dass der Blick der Men­
Friedrich-Ebert-Stiftung progressive Antworten auf die gro­      schen in die Zukunft skeptischer ausfällt als die Bewertung
ßen wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen        der bisherigen Digitalisierungsbilanz. Bei der Frage, ob die
Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft formulie­            Digitalisierung das Leben der Menschen in Deutschland
ren. Eine zentrale Frage für uns ist dabei: Wie können wir den   nachhaltig verbessere, zeigt sich ein gespaltenes Bild. Wäh­
digitalen Wandel zum Wohle aller nutzen? Denn klar ist: Die      rend knapp die Hälfte der Befragten diese Frage bejaht, sieht
digitale Revolution ist keine Naturgewalt, die über uns he-      über ein Drittel keine nachhaltige Verbesserung der Lebens­
reinbricht. Sie wird von Menschen gemacht und kann von           umstände. Die Hälfte der Befragten geht zudem davon aus,
Menschen gestaltet werden.                                       dass die Digitalisierung die Ungleichheit bei den Einkommen
                                                                 in Deutschland noch verstärken wird. Nur zehn Prozent glau­
Wie aber erleben die Menschen in Deutschland den zuneh­          ben, dass die Digitalisierung zu mehr Gleichheit führt.
menden Einzug digitaler Technologien in ihren Alltag? Bli­
cken sie mit Optimismus oder Pessimismus in die digitale         Die Digitalisierung wird also durchaus als eine Macht- und
Zukunft? Welche Entwicklungen bereiten ihnen Sorgen?             Verteilungsfrage wahrgenommen. Dies zeigt sich auch bei
Und vor allem, wo muss aus ihrer Sicht nach- oder sogar          der Frage, welche Maßnahmen die Politik prioritär ergreifen
umgesteuert werden? Wo muss die Politik aktiv werden?            sollte, um die Digitalisierung für die Menschen besser zu ge­
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie geben dafür An­           stalten. Hier landet die effektivere Besteuerung von Digital­
haltspunkte. Sie basieren auf Onlinebefragungen des Um­          konzernen auf dem ersten Platz. Die aktuellen politischen
frageinstituts Civey.                                            Debatten, beispielsweise um die Einführung einer Digital­
                                                                 steuer, fallen also auf fruchtbaren Boden. Ebenso wird der
Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten dem technologi­          Regulierung von Digitalkonzernen in diesem Zusammenhang
schen Wandel durchaus aufgeschlossen gegenüberstehen.            hohe Priorität eingeräumt. Über vier Fünftel der Befragten
Über zwei Drittel der Befragten schätzen den Nutzen der          wünschen sich, dass die Politik großen Internetunternehmen
technologischen Entwicklungen der vergangenen zehn Jahre         wie Amazon, Facebook und Google deutlichere Grenzen setzt.
hoch bzw. eher hoch ein. Ein fast genauso hoher Anteil der       Das betrifft auch die Frage des Datenschutzes – 72 Prozent
Befragten ist jedoch der Auffassung, dass der Fokus bei der      zeigen sich besorgt darüber, dass Internetkonzerne zu viele
Entwicklung digitaler Technologien bisher nicht auf den Be­      ihrer persönlichen Daten sammeln. Darin liegt ein klarer poli­
dürfnissen der Menschen liegt. Aufschlussreich sind in die­      tischer Gestaltungsauftrag, den die politischen Parteien ernst
sem Kontext die Einschätzungen zur Frage, wer die Digitali­      nehmen sollten.
sierung gestaltet. Die überwiegende Mehrheit ist hier der
Meinung, dass große Internetunternehmen wie zum Beispiel         Jenseits der Frage des Umgangs mit den Digitalkonzernen
Google gegenwärtig den größten Einfluss auf die Digitalisie­     sehen die Befragten aber auch im Bereich der Weiterbildung
rung ausüben. Politische und gesellschaftliche Akteure spie­     und Qualifizierung starken Handlungsbedarf. Deren bessere
len demgegenüber in der Wahrnehmung der Befragten nur            Finanzierung rangiert gemeinsam mit der effektiveren Be­
eine Nebenrolle. Gefragt, wer die Digitalisierung tatsächlich    steuerung der Digitalkonzerne auf Platz eins der politischen
gestalten sollte, zeigt sich ein umgekehrtes Bild: Die Befrag­   Prioritätenliste. Vor allem Ältere und Menschen ohne akade­
ten wünschen sich, dass an Stelle der mächtigen Großkon­         mischen Abschluss sehen sich eher schlecht auf die neuen,
zerne insbesondere Politik und Staat, aber auch Start-ups        digitalen Technologien vorbereitet. Das deutsche Bildungs­
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN   3

system schneidet mit Blick auf digitale Kompetenzvermitt­
lung zudem auffallend schlecht ab: Fast 80 Prozent der Be­
fragten glauben, dass Schüler_innen nicht ausreichend auf
die digitale Zukunft vorbereitet werden. Demgegenüber steht
die klare Bereitschaft, sich weiterzubilden, um auf digitale
Innovationen in der Arbeitswelt vorbereitet zu sein. 77 Prozent
sind dazu bereit, jeder Dritte ist sogar bereit, selbst dafür zu
bezahlen. Demgegenüber denken nur vier von zehn der Be­
fragten, dass die Angebote zur Weiterbildung an ihrem Ar­
beitsplatz ausreichen, um sich auf die Anforderungen der
digitalen Technologien vorzubereiten, fast genauso viele se­
hen dagegen Defizite in den betrieblichen Weiterbildungsan­
geboten. Das Gros der Menschen in Deutschland ist also
nicht nur bereit, sich den persönlichen Herausforderungen
des digitalen Wandels zu stellen. Es gibt auch eine beträchtli­
che Nachfrage danach, Weiterbildung über die Angebote
des/der eigenen Arbeitgebers/Arbeitgeberin hinaus, selbst­
bestimmt zu ermöglichen. Neue Konzepte wie die Arbeits­
versicherung oder eine Ausweitung der Bafög-Regelungen,
beispielsweise um die Möglichkeit von Teilzeitweiterbildun­
gen und Zweit- oder Zertifikatsstudiengänge, sollten in die­
sem Zusammenhang in Erwägung gezogen werden.

Die Menschen wollen auf den Wandel aber nicht nur reagie­
ren. Zwei Drittel möchten grundsätzlich mehr mitbestimmen,
wie digitale Technik an ihrem Arbeitsplatz verwendet wird.
60 Prozent finden, dass die Rechte von Betriebsräten und
Beschäftigten im Kontext der Digitalisierung gestärkt werden
sollten. Es geht den Menschen beim digitalen Wandel der
Arbeitswelt also nicht nur darum, mithalten, sondern auch
mitgestalten zu können. Auch hier ist Politik gefordert, dem
Wunsch der Menschen nach mehr Mitsprache und Mitbe­
stimmung bei der Digitalisierung gerecht zu werden – insbe­
sondere dort, wo der Wandel das eigene Leben unmittelbar
betrifft, wie etwa am Arbeitsplatz.

Die Welt um uns verändert sich rasant. Mit künstlicher Intelli­
genz, dem Internet der Dinge und autonomen Fahren stehen
wir bereits an der Schwelle zur nächsten Phase der Digitalisie­
rung, ohne dass bereits Antworten auf viele Herausforderun­
gen der gegenwärtigen Technologien gefunden sind. Umso
wichtiger ist es, den Menschen Mittel und Möglichkeiten an
die Hand zu geben, mehr Kontrolle über das eigene „digita­
le“ Leben zu haben und die „digitale“ Gesellschaft aktiv mit­
zugestalten. Mit anderen Worten: Es ist Zeit für ein Update!

STEFANIE MOSER
Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik
der Friedrich-Ebert-Stiftung

MAX OSTERMAYER
Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik
der Friedrich-Ebert-Stiftung
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN                                              5

2

ALLGEMEINE WAHRNEHMUNGEN DER
DIGITALISIERUNG

Die Digitalisierung wird derzeit in Deutschland intensiv dis­    gen eine durchwachsene Verteilung der Antworten. Ein grö­
kutiert. Viele Menschen nutzen täglich ihre Computer,            ßerer Teil der Befragten, zusammengerechnet 46 Prozent,
Smartphones und diverse Internetplattformen. Immer neue          kommt hier zu einer positiven Einschätzung und meint, dass
Begriffe wie Industrie 4.0, künstliche Intelligenz, selbstfah­   die Digitalisierung das Leben eher nachhaltig verbessern
rende Autos oder intelligente Roboter heizen die Debatten        würde. Demgegenüber nehmen zusammengezählt rund
und Zukunftsfantasien an. Dabei erscheint einigen die Digi­      34 Prozent der Befragten an, dass die Digitalisierung nicht
talisierung als Aufbruch in eine vielversprechende Zukunft,      zu einer nachhaltigen Verbesserung führen wird. Interessant
in der digitale Technik viele unserer Probleme löst und ein      ist, dass rund 20 Prozent der Befragten noch unentschieden
besseres Zusammenleben ermöglicht. Andere dagegen                sind, also hierzu noch keine abschließende Einschätzung ab­
schauen angesichts der Digitalisierung eher mit Sorge auf        geben können oder möchten.
die kommenden Jahre: Wie kann man mithalten, wenn sich
Technik immer schneller weiterentwickelt? Was passiert mit       Bei einer weiteren Frage nach Schaden oder Nutzen neuer
dem eigenen Arbeitsplatz? Wie sicher sind persönliche Da­        Technologien ergibt sich ein ähnliches Bild (siehe Abbildung
ten? Und wer bestimmt eigentlich, wie digitale Technik im        2). In Bezug auf neue Technologien sehen insgesamt rund
Alltag und am Arbeitsplatz eingesetzt wird?                      48 Prozent deren überwiegenden Nutzen. Zusammenge­
                                                                 nommen rund 21 Prozent betrachten neue Technologien
Die vorliegende Studie greift diese Fragen auf. Sie nutzt ak­    hingegen als eher schädlich. Wiederum bleibt ein sehr gro­
tuelle Befragungsergebnisse, um präzise aufzuzeigen, was         ßer Anteil von 31 Prozent bei der Frage nach Schaden oder
die Menschen in Deutschland über die Digitalisierung den­        Nutzen unentschieden.
ken. Um ein umfassendes Bild zu zeichnen, geht die Studie
dabei in drei Schritten vor: In diesem Kapitel geht es zu­       Mit diesen Ergebnissen deutet sich eine Polarisierung unter
nächst um die Frage, wie die Menschen in Deutschland die         den Befragten an. Ein etwas größerer Teil kommt zu einer
Digitalisierung allgemein wahrnehmen und wie sie deren           positiven Einschätzung der Folgen der Digitalisierung, wäh­
Entwicklung einschätzen. Kapitel 3 untersucht Einstellungen      rend ein kleiner, aber dennoch erheblicher Teil zu einer nega­
und Gestaltungswünsche der Befragten in Bezug auf die ak­        tiven Bewertung tendiert. Wie es bei umfangreichen gesell­
tuell diskutierten Themenfelder Digitalkonzerne und Daten­       schaftlichen und technologischen Änderungen zu erwarten
schutz. Das Kapitel 4 behandelt schließlich Einstellungen        ist, finden sich also auch bei der Digitalisierung Skeptiker_in­
und Gestaltungswünsche in den zentralen Themenfeldern            nen und Optimist_innen.
Arbeitswelt und Qualifikation.
                                                                 In Ergänzung zu den Erwartungen an die digitale Zukunft
                                                                 verdeutlicht ein anderes Befragungsergebnis, wie die Be­
2.1 ZWISCHEN SKEPSIS UND ZUVERSICHT                              fragten rückblickend den Nutzen der technischen Entwick­
                                                                 lung der vergangenen zehn Jahre einschätzen. Wie Abbil­
In einem ersten Bündel von Befragungsergebnissen betrach­        dung 3 zeigt, beurteilt der überwiegende Teil der Befragten
tet diese Studie die allgemeinen Wahrnehmungen und Ein­          den Nutzen vergangener technologischer Entwicklung im
schätzungen zur Digitalisierung. Dabei geht es einerseits um     Rückblick als eher hoch oder sehr hoch. Zusammengerech­
allgemeine Veränderungen, die sich gegenwärtig mit der           net zieht hier die überwiegende Mehrheit von rund 68 Pro­
Digitalisierung einstellen, und andererseits um Erwartungen      zent ein positives Fazit.
an zukünftige Veränderungen.
                                                                 Im Kontrast zur Bewertung der digitalen Zukunft fällt durch­
In einer ersten, grundsätzlichen Frage wurden die Befragten      aus auf, dass die Befragten im Rückblick eher Vorteile in der
gebeten, einzuschätzen, ob sich das Leben ihrer Meinung          technischen Entwicklung sehen. Gefragt nach den zukünfti­
nach durch die Digitalisierung in Zukunft nachhaltig verbes­     gen Auswirkungen neuer Technologien, antworten die Be­
sern würde. Die Befragungsergebnisse in Abbildung 1 zei­         fragten deutlich zurückhaltender und tendenziell negativer.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN                                                                                           6

 Abbildung 1
 Wird das Leben nachhaltig besser durch Digitalisierung?
 Wird sich das Leben der Menschen in Deutschland Ihrer Meinung nach durch die Digitalisierung nachhaltig verbessern?

        35 %
                                                      32 %

        30 %                                                                                               28 %

        25 %

                                                                                    20 %
        20 %

                         14 %
         15 %

        10 %
                                                                                                                             6%
          5%

          0%
                  ja, auf jeden Fall                 eher ja                  unentschieden              eher nein   nein, auf keinen Fall

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage des Civey-Umfragearchivs 2017/2018, hochgerechnet, N: 5071.

 Abbildung 2
 Schaden oder Nutzen neuer Technologien
 Bringen neue Technologien Ihrer Meinung nach eher mehr Schaden oder mehr Nutzen?

        40 %
                                                      35 %
        35 %
                                                                                    31 %
        30 %

        25 %

        20 %

         15 %            13 %
                                                                                                           13 %

        10 %
                                                                                                                             8%

          5%

          0%
                    deutlich mehr                  eher mehr                  unentschieden              eher mehr      deutlich mehr
                       Nutzen                       Nutzen                                                Schaden         Schaden

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage des Civey-Umfragearchivs 2017/2018, hochgerechnet, N: 5068.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN                                                              7

 Abbildung 3
 Nutzen der technologischen Entwicklung in letzten 10 Jahren
 Wie beurteilen Sie den Nutzen, den die technologische Entwicklung in den letzten zehn Jahren gebracht hat?

        50 %
                                                      47 %
        45 %

        40 %

        35 %

        30 %

        25 %
                          21 %
        20 %
                                                                                    17 %
         15 %                                                                                               13 %

        10 %

          5%
                                                                                                                               2%
          0%
                       sehr hoch                   eher hoch                   unentschieden             eher gering     sehr gering

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage des Civey-Umfragearchivs 2017/2018, hochgerechnet, N: 5071.

 Abbildung 4
 Bedürfnisse der Menschen im Mittelpunkt digitaler Technologieentwicklung?
 Haben Sie den Eindruck, dass der Fokus bei der Entwicklung digitaler Technologien auf den Bedürfnissen der Menschen liegt?

        50 %
                                                                                                            47 %
        45 %

        40 %

        35 %

        30 %

        25 %

        20 %                                                                        18 %
                                                      16 %                                                                    15 %
         15 %

        10 %

          5%              3%

          0%
                  ja, auf jeden Fall                 eher ja                  unentschieden               eher nein    nein, auf keinen Fall

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5033.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN                                                                                                8

Die zukünftigen Entwicklungen werden also deutlich skepti­                            durch neue digitale Technik. Ein Teil der skeptischen Einstel­
scher eingeschätzt als bereits zurückliegende Technolo­                               lungen speist sich sicher aus diesen Einschränkungen.
gieschübe: Vergleichsweise viele Personen glauben, dass sich                          Gleichzeitig gibt es aber auch viele Personen mit einer opti­
das Leben durch die Digitalisierung zukünftig nicht nachhaltig                        mistischen Haltung gegenüber neuen Technologien und der
verbessern wird und schauen eher skeptisch in die Zukunft.                            Digitalisierung. Die Ergebnisse zeigen Skepsis, genauso wie
                                                                                      Offenheit für neue Technologien. Ein Grund für die Offen­
Woher kommt diese Skepsis, wenn doch der Nutzen neuer                                 heit des einen Teils dürfte sein, dass die technischen Neue­
Technologien ihren Schaden überwiegt? Dieser Frage lässt                              rungen für viele Befragten auch konkrete Vorteile mit sich
sich mit weiteren Befragungsergebnissen nachgehen. So                                 bringen.
wurde auch erhoben, ob die Befragten meinen, dass bei der
Entwicklung digitaler Technologien der Fokus auf den Be­                              Die wahrgenommenen Vorteile der Digitalisierung lassen
dürfnissen der Menschen liegt. Das Befragungsergebnis in                              sich durch zwei weitere Befragungsergebnisse kurz andeu­
Abbildung 4 veranschaulicht, dass zusammengerechnet                                   ten. So wurden Befragte gebeten anzugeben, in welchem
rund 62 Prozent der Befragten nicht der Meinung sind, dass                            Bereich sie das Potenzial für den größten gesellschaftlichen
bei der Technologieentwicklung die Bedürfnisse der Men­                               Fortschritt durch die Digitalisierung erwarten. Nach den Er­
schen im Vordergrund stehen.                                                          gebnissen in Abbildung 6 sehen sie ein solches Potenzial in
                                                                                      erster Line im Bildungswesen (29 Prozent). Dieser Bereich
Zuspitzen lässt sich diese Suche nach den Hintergründen ei­                           wird gefolgt von möglichen Fortschritten in der öffentlichen
ner skeptischen Haltung gegenüber technischen Entwick­                                Verwaltung (21 Prozent), in Verkehr bzw. Mobilität (15 Pro­
lungen mit der Frage, ob die Digitalisierung zu mehr Gleich­                          zent) und im Gesundheitswesen (14 Prozent).
heit oder mehr Ungleichheit bei den Einkommen führt. Nach
den Befragungsergebnissen in Abbildung 5 gehen nur 29 Pro­                            Gefragt nach den Bereichen, in denen digitale Technologien
zent der Befragten davon aus, dass hier keine Veränderung                             den größten persönlichen Fortschritt bringen (siehe Abbil­
eintritt. Eine Mehrheit von zusammengenommen 50 Pro­                                  dung 7), wählten 31 Prozent der Befragten den Bereich Un­
zent vermutet jedoch, dass Digitalisierung mit wachsender                             terhaltung und Entertainment. Rund 22 Prozent sehen den
Einkommensungleichheit einhergehen wird. Dagegen er­                                  größten persönlichen Fortschritt in der Organisation ihres
warten nur zehn Prozent der Befragten mehr oder deutlich                              Alltags. Diese Angabe wird gefolgt von der Produktivität der
mehr Gleichheit.                                                                      eigenen Arbeit (13 Prozent) und der Vereinbarkeit von Beruf
                                                                                      und Privatleben (elf Prozent). Während also ein großer Teil
Folglich stehen damit für viele Befragte weder die Bedürfnis­                         den deutlichsten Fortschritt bei Unterhaltung und Alltag
se der Menschen im Mittelpunkt der Digitalisierung noch                               wahrnimmt, sieht nur ein kleiner Teil vorteilhafte Verände­
erwarten sie weniger Ungleichheit bei den Einkommen                                   rungen durch Digitalisierung in der Arbeitswelt.

  Abbildung 5
  Bringt Digitalisierung mehr Gleichheit oder mehr Ungleichheit bei den Einkommen?
  Führt die Digitalisierung Ihrer Meinung nach zu mehr Gleichheit oder mehr Ungleichheit bei den Einkommen in Deutschland?

        35 %
                                                 31 %
                                                                         29 %
        30 %

        25 %

        20 %             19 %

         15 %
                                                                                                                                  11 %
        10 %
                                                                                                    7%

          5%
                                                                                                                  3%

          0%
                    deutlich mehr             eher mehr                 keine                    eher mehr    deutlich mehr       weiß
                    Ungleichheit             Ungleichheit            Veränderung                 Gleichheit    Gleichheit         nicht

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5072.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN                                                                       9

In einem ersten Resümee lässt sich festhalten, dass über alle                         aus Sicht der Befragten hat. Andererseits deuten sich bereits
Befragungsergebnisse in diesem ersten Fragenbündel hin­                               in diesen, teilweise recht allgemeinen Fragen Aspekte der
weg die teils gegensätzlichen Haltungen der Befragten sicht­                          Digitalisierung an, die von einem Teil der Befragten als deut­
bar werden. Die Analysen der Befragungsergebnisse zeigen                              lich negativ und problematisch wahrgenommen werden.
einerseits deutlich die positiven Seiten, die die Digitalisierung

  Abbildung 6
  Bereich des größten gesellschaftlichen Fortschritts durch Digitalisierung
  In welchem Bereich hat Ihrer Meinung nach die Digitalisierung das größte Potenzial für gesellschaftlichen Fortschritt?

                   Bildungswesen                                                                                                   29 %

              Gesundheitswesen                                                           14 %

                Verkehr/Mobilität                                                          15 %

         öffentliche Verwaltung                                                                                 21 %

        demokratische Prozesse                                6%

      in einem anderen Bereich                            5%

                        weiß nicht                                       10 %

                                      0%              5%              10 %             15 %              20 %          25 %      30 %            35 %

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage des Civey-Umfragearchivs 2017/2018, hochgerechnet, N: 5071.

  Abbildung 7
  Bereich des größten persönlichen Fortschritts durch Digitalisierung
  In welchem Bereich bringen Ihnen digitale Technologien persönlich den größten Fortschritt?

                       Organisation des Alltags                                                                        22 %

               Vereinbarkeit Beruf/Privatleben                                         11 %

              Unterhaltung und Entertainment                                                                                              31 %

              Produktivität der eigenen Arbeit                                                13 %

         Self-Tracking, z. B. Schlaf, Gesundheit             2%

                      in einem anderen Bereich                                      10 %

                                        weiß nicht                                       12 %

                                                     0%            5%           10 %           15 %             20 %      25 %    30 %           35 %

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage des Civey-Umfragearchivs 2017/2018, hochgerechnet, N: 5058.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN                                                                                                                     10

 Abbildung 8
 Mit digitaler Technik nicht mithalten können
 Haben Sie das Gefühl, dass sich die digitale Technik so schnell entwickelt, dass Sie nicht mehr mithalten können?

         35 %
                                                                                                                                32 %

         30 %                                         29 %

         25 %

         20 %
                                                                                                                                                      16 %
                                                                                    15 %
         15 %

         10 %             8%

          5%

          0%
                  ja, auf jeden Fall                 eher ja                  unentschieden                                 eher nein        nein, auf keinen Fall

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5002.

 Abbildung 9
 Mit digitaler Technik nicht mithalten können nach Alter und beruflicher Stellung
 Haben Sie das Gefühl, dass sich die digitale Technik so schnell entwickelt, dass Sie nicht mehr mithalten können?

       100 %
                                                                          8                 10
                                                                13
                   16                                  16                                                 18                         22        nein, auf keinen Fall
        90 %
                                              29                                                                       30
        80 %                          37                                 29
                                                                                            28
                                                                29
        70 %        32                                                                                                                         eher
                                                       40                                                                            26
                                                                                                          36
        60 %
                                                                         17                 16                         35
                                              39                17                                                                             unentschieden
        50 %                          31
                   15                                                                                                               14
        40 %                                           13
                                                                                                          14

                                                                                                                        9                      eher
        30 %                                                             37                 35
                                     10       11                32                                                                   25
                   29
        20 %                                           23                                                 27           16
                                      15
                                              19
        10 %                                                                                                                                   ja, auf jeden Fall
                                                                10       10                 11                         10            13
                    8                  7                8                                                  6
                                               3
          0%
                                                                                            Berufs-
                                                                        65+

                                                                                                      oder höher
                                                               50–64

                                                                                                                                 Abschluss
                                     18–29

                                             30–39

                                                      40–49
                   alle

                                                                                                                                     ohne
                                                                                        ausbildung

                                                                                                                      noch in
                                                                                                                   Ausbildung
                                                                                                        Studium

                                                     Alter                                            Berufsbildung

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5071.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN                                             11

2.2 ABGEHÄNGT UND VERUNSICHERT?                                   chen Technologiegruppen gestellt. Einmal wurde erhoben,
                                                                  ob sich die Befragten durch die vermehrte Nutzung von
Die vorangestellten Auswertungen haben gezeigt, dass zu­          Computern, vernetzten Maschinen und Onlineplattformen
mindest ein Teil der Befragten gegenüber der Digitalisie­         verunsichert fühlen. Darüber hinaus wurde abgefragt, ob
rung eine skeptische Haltung einnimmt und negative Seiten         sich die Befragten durch die vermehrte Nutzung von künst­
daran erkennt. Eine naheliegende Ursache für dieses Ergeb­        licher Intelligenz, selbstfahrenden Autos oder intelligenten
nis ist, dass sich einzelne Personen durch die Digitalisierung    Robotern verunsichert fühlen. Die Ergebnisse in Abbildung 11
abgehängt fühlen könnten oder durch neue technologische           verdeutlichen, dass der überwiegende Anteil der Befragten
Entwicklungen verunsichert werden.                                sich nicht durch die genannten Technologien verunsichern
                                                                  lässt. Es bestehen jedoch Unterschiede zwischen den Tech­
Erste Hinweise darauf geben die Antworten auf die Frage,          nologiegruppen.
ob die Befragten das Gefühl haben, dass sich die digitale
Technik so schnell entwickelt, dass sie nicht mehr mithalten      So fühlen sich zusammengenommen nur 23 Prozent der
können. In Abbildung 8 geben zusammengenommen rund                Befragten verunsichert, wenn sie an Computer, vernetzte
37 Prozent der Befragten an, dass sie das Gefühl haben, mit       Maschinen und Onlineplattformen denken. Bezogen auf
der schnellen technischen Entwicklung nicht mehr Schritt          künstliche Intelligenz, selbstfahrende Autos oder intelligen­
halten zu können. Demgegenüber steht die überwiegende             te Roboter fühlen sich jedoch bereits zusammengenommen
Mehrheit der Befragten von zusammengerechnet 48 Pro­              41 Prozent der Befragten verunsichert. Daraus lässt sich
zent, die angaben, dass sie tendenziell mithalten können.         schließen, dass die Verunsicherung gegenüber Technologi­
15 Prozent verbleiben hier unentschieden dazwischen. Mit          en, die für viele im Alltag etabliert sind, etwas geringer aus­
diesem Antwortmuster deutet sich erneut eine Polarisie­           fällt gegenüber Technologien, die derzeit insbesondere als
rung an. Die Befragten teilen sich tendenziell in eine Grup­      Zukunftsvisionen in der öffentlichen Diskussion thematisiert
pe, die eher mithalten kann, und eine Gruppe, der genau           werden. Von ihnen geht mehr Verunsicherung aus.
das schwerfällt.
                                                                  Insgesamt unterstreichen die Ergebnisse dieses Abschnit­
Betrachtet man die Hintergründe dieser Verteilung in Abbil­       tes, dass sich bei einigen Befragten durchaus das Gefühl
dung 9 und Abbildung 10 genauer, so zeichnen sich einige          einstellt, in der Digitalisierung abgehängt und verunsichert
wichtige Einflussgrößen ab. Demnach nimmt das Gefühl,             zu sein. Dagegen lässt sich ein überwiegender Teil insge­
abgehängt zu sein, mit dem Alter systematisch zu. Ebenfalls       samt nicht durch technische Entwicklungen verunsichern.
geben Personen mit Berufsausbildung, ohne Berufsab­               Eine detailliertere Betrachtung zeigt, dass etablierte Tech­
schluss, Rentner_innen, Arbeitslose und Arbeiter_innen et­        nologien etwas weniger stark verunsichern als technische
was häufiger das Gefühl an, nicht mehr mithalten zu kön­          Zukunftsvisionen.
nen. Demgegenüber gilt: Je höher der Bildungsabschluss,
desto seltener fühlen sich die Befragten abgehängt. Das
Gefühl, mithalten zu können, wird also durch bestimmte
Faktoren beeinflusst. Entsprechend tritt das Gefühl, abge­
hängt zu sein, in bestimmten Personengruppen häufiger als
in anderen auf.

Unter dem Begriff „Digitalisierung“ versammeln sich viele
technische Entwicklungen, die jeweils eine Verunsicherung
auslösen können. Schließlich umfasst auch die Digitalisie­
rung als allgemeiner Trend viele unterschiedliche Technolo­
gien, die wiederum sehr unterschiedlich weit verbreitet
sind. Während einige Technologien wie Computer, vernetz­
te Maschinen und Onlineplattformen bereits im Alltag vie­
ler Menschen angekommen sind, stellen andere technische
Entwicklungen für die meisten Menschen bislang nur eine
Zukunftsvision da. Zu diesen Zukunftsvisionen gehören ak­
tuell insbesondere künstliche Intelligenz, selbstfahrende
Autos und intelligente Roboter. Diese Technologien werden
derzeit intensiv in der Öffentlichkeit diskutiert, sind aber im
Alltag noch nicht weit verbreitet. Auch sind sie oftmals
noch nicht marktreif. Gerade bei der künstlichen Intelligenz
erleben wir eine Debatte, die dem derzeitigen Stand der
technologischen Entwicklung entrückt ist.

Um Digitalisierung als eine mögliche Quelle der Verunsiche­
rung zu bestimmen, wurden zwei Fragen zu unterschiedli­
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN                                                                                                                                                                                                                    12

 Abbildung 10
 Mit digitaler Technik nicht mithalten können nach Beschäftigungsstatus, beruflicher Stellung und Schulbildung
 Haben Sie das Gefühl, dass sich die digitale Technik so schnell entwickelt, dass Sie nicht mehr mithalten können?

      100 %
                                                                                         8                                                                                                                    9                 8
                  16                                     17                                                                     16            16
        90 %                        19                                   19
                                                                                                                                                             25
                                                                                                                                                                              19               19                                             nein, auf keinen Fall
                                                                                                         32
        80 %                                                                          27                                                                                                                                    26
                                                                                                                                                                                                           27
                                                                                                                                26                                                                                                            eher
        70 %       32                                                    28
                                                         35                                                                                                                    31
                                     37                                                                                                        41                                              35
        60 %                                                                                                                                                 35                                                             14
                                                                                      16
                                                                                                                                                                                                          18
                                                                                                         35                     16                                                                                                            unentschieden
        50 %                                                             10
                  15
                                                         11                                                                                                                   17
        40 %                                                                                                                                                                                   14
                                    16                                                                                                        15
                                                                                                                                                             17                                                             38
        30 %                                                             29           39                   7                    23
                                                                                                                                                                                                           35                                 eher
                  29                                     29
                                                                                                                                                                              26
        20 %                         22                                                                  14                                                                                    25
                                                                                                                                              24
                                                                                                                                                             20
        10 %                                                                                                                    19                                                                                                            ja, auf jeden Fall
                                                                         15                                                                                                                                                 14
                   8                                        9                         10                 11                                                                      8                         11
                                         6                                                                                                       5              4                               7
         0%

                                                                                                                                                                                                                         Hauptschule/k. A.
                                                                                                                                            Angestellte_r

                                                                                                                                                                                              Abitur
                                                                                                                                                            Führungskraft
                  alle

                                                      Selbstständige

                                                                       Arbeitslose

                                                                                                                                                                                                        Mittlere Reife
                                                                                     Rentner_innen

                                                                                                       Student_innen
                                 Arbeitnehmer_innen

                                                                                                                              Arbeiter_in

                                                                                                                                                                            Beamter/Beamtin

                                 Beschäftigungsstatus                                                                         berufliche Stellung                                              Schulbildung

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet.

 Abbildung 11
 Verunsicherung durch digitale Technik
 Fühlen Sie sich durch die vermehrte Nutzung von digitaler Technik verunsichert?

        45 %

        40 %                                                                                                                                                                                           38 %

        35 %
                                                                                                                                                                                                                                     30 %
        30 %                                                                                                                                                                                                                                   29 %

        25 %                                                                                                           23 %

        20 %                         18 %                                                                                                                                                                                                                 18 %
                                                                                     15 %
        15 %
                                                                                                                                                  10 %                      11 %
        10 %             8%

          5%

          0%
                       ja, auf jeden Fall                                                            eher ja                                      unentschieden                                           eher nein                          nein, auf keinen Fall

                  verunsichert durch Computer, vernetzte Maschinen und Onlineplattformen
                  verunsichert durch künstliche Intelligenz, selbstfahrende Autos oder intelligente Roboter

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5004 bzw. 5013.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN                                                              13

3

WAHRNEHMUNGEN UND GESTALTUNGS-
WÜNSCHE ZU DIGITALKONZERNEN UND
DATENSCHUTZ

Nachdem diese Studie im vorangehenden Abschnitt die all­                              schätzen die Menschen die Rolle der großen Digitalkonzerne
gemeinen Einstellungen und Wahrnehmungen in Bezug                                     ein? Denken sie, dass ihre Daten geschützt sind? Was sollen
auf die Digitalisierung aufgezeigt hat, betrachtet der fol­                           Politik und Gesellschaft aus Sicht der Menschen in Deutsch­
gende Teil die Wahrnehmungen und Gestaltungswünsche                                   land tun, um die Digitalisierung hier besser zu gestalten?
in den Bereichen Digitalkonzerne und Datenschutz.
                                                                                      Die Studie geht in diesem Teil wiederum in zwei Schritten
Im Zentrum der aktuellen Diskussion stehen oft große Digi­                            vor: Zuerst werden die Wahrnehmungen in diesen Berei­
talkonzerne wie Google, Facebook oder Amazon, die mit                                 chen zusammengetragen, um daran anschließend die Ge­
ihren Aktivitäten in immer mehr Lebensbereiche vordringen.                            staltungswünsche der Befragten zu betrachten.
Häufig wird im Kontext dieser Diskussion auch auf eine zu­
nehmende Kontrolle durch digitale Technik und erhebliche
Probleme des Datenschutzes hingewiesen. Dementsprechend                               3.1 GROSSER EINFLUSS DER KONZERNE –
befasst sich dieser Abschnitt mit Bereichen, die als aktuelle                         UNZUREICHENDER SCHUTZ DER DATEN
Problemfelder immer wieder Kontroversen ausgelöst haben.
Ausgehend von den Einschätzungen zum Einfluss großer Di­                              Eine wichtige, aktuelle Kontroverse ergibt sich mit der Fra­
gitalkonzerne, geht es im folgenden Abschnitt um die damit                            ge, wer überhaupt die Digitalisierung vorantreibt und da­
verbundenen Themen Überwachung und Datenschutz. Wie                                   mit maßgeblich prägt. Die Abbildung 12 zeigt die Antwor­

 Abbildung 12
 Größter Einfluss auf die Digitalisierung
 Wer übt Ihrer Meinung nach zurzeit den größten Einfluss auf die Digitalisierung aus?

      große Internetunternehmen (z. B. Google)                                                                                  59 %

       Start-ups/mittelständische Unternehmen                        7%

                              Internetnutzer_innen                     8%

                                         Politik/Staat                 8%

                Verbände/Zivilgesellschaft/NGOs               2%

                                    jemand anderes            2%

                                             niemand             4%

                                           weiß nicht                      11 %

                                                         0%           10 %          20 %         30 %     40 %      50 %      60 %      70 %

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5009.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN                                                                                              14

 Abbildung 13
 Sich dem Einfluss von Digitalkonzernen entziehen können
 Denken Sie, dass Internetunternehmen wie Amazon, Facebook und Google Einfluss auf Ihr Leben nehmen, dem Sie sich nicht entziehen können?

        40 %

        35 %                                          34 %

        30 %
                         28 %

        25 %

        20 %                                                                                       19 %

         15 %
                                                                                                                               13 %

         10 %
                                                                                    7%

          5%

          0%
                  ja, auf jeden Fall                 eher ja                  unentschieden      eher nein              nein, auf keinen Fall

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5008.

 Abbildung 14
 Einschränkung im Alltag durch ein Gefühl, digital überwacht zu werden
 Schränken Sie sich selbst in Ihrem Alltag ein, weil Sie das Gefühl haben, von digitaler Technik überwacht zu werden?

        40 %
                                                                                                   36 %
        35 %
                                                                                                                               32 %

        30 %

        25 %

        20 %
                                                      16 %
         15 %

        10 %                                                                        9%
                         7%
          5%

          0%
                  ja, auf jeden Fall                 eher ja                  unentschieden      eher nein              nein, auf keinen Fall

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5024.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN                                                                15

ten auf die Frage, wer zurzeit den größten Einfluss auf die                           durch digitale Technik in unterschiedlichen Lebensberei­
Digitalisierung ausübt. Fast 60 Prozent der Befragten sind                            chen. Im Alltag werden mit neuen, digitalen Technologien
der Meinung, dass große Internetunternehmen wie Google                                immer mehr Daten gesammelt. Entsprechend steigt wo­
die Digitalisierung hauptsächlich prägen. Weit abgeschla­                             möglich das Gefühl, verstärkt überwacht zu werden. Ein
gen, mit jeweils unter zehn Prozent, folgen andere Ant­                               Hinweis auf die konkreten Auswirkungen einer wahrge­
wortmöglichkeiten wie Start-ups, Internetnutzer_innen,                                nommenen Überwachung besteht, wenn man sich in sei­
die Politik und der Staat. Die Befragten sehen damit die                              nen Aktivitäten bewusst einschränkt.
Digitalkonzerne eindeutig als zentralen Treiber der aktuel­
len Entwicklung.                                                                      Entsprechend wurde erfragt, ob sich die Befragten im Alltag
                                                                                      selbst einschränken, weil sie das Gefühl haben, von digitaler
Dieser Befund lässt sich mit der Frage vertiefen, inwieweit                           Technik überwacht zu werden. In Abbildung 14 berichtet
die Befragten das Gefühl haben, diesem Einfluss ein Stück                             die große Mehrheit der Befragten, insgesamt 68 Prozent,
weit ausgeliefert zu sein. So wurde ihnen die Frage gestellt,                         dass sie sich nicht einschränken, weil sie sich überwacht
ob sie denken, dass Internetunternehmen wie Amazon, Face-                             fühlen. Ein kleinerer Teil, von insgesamt 23 Prozent schränkt
book und Google einen Einfluss auf ihr Leben nehmen, dem                              sich jedoch aufgrund gefühlter Überwachung durch digitale
man sich nicht entziehen kann. Genau das berichtet, wie                               Technik im Alltag ein. Für diesen kleinen Teil verändert die
Abbildung 13 zeigt, der überwiegende Teil der Befragten:                              aktuelle Ausgestaltung der Digitalisierung die Art und Wei­
Zusammengerechnet 62 Prozent haben das Gefühl, sich                                   se, wie sie sich im Alltag verhalten.
dem Einfluss der Digitalkonzerne nicht entziehen zu kön­
nen. Demgegenüber gaben zusammen rund 32 Prozent der                                  Eine konkrete Maßnahme, mit der dem Einfluss der Digital­
Befragten an, dass sie der Meinung sind, durchaus dem Ein­                            konzerne und den Möglichkeiten der digitalen Kontrolle
fluss der Digitalkonzerne ausweichen zu können.                                       begegnet werden kann, ist der Datenschutz. Hier öffnet sich
                                                                                      ein weiteres aktuelles Problemfeld. Insofern stellt sich die
Der große Einfluss der Digitalkonzerne verbindet sich in der                          Frage, ob die Befragten meinen, dass ihre persönlichen Da­
öffentlichen Diskussion immer wieder mit einer allgemeinen                            ten ausreichend geschützt sind. In Abbildung 15 sieht ein
Frage nach zunehmender Kontrolle und Überwachung                                      etwas größerer Teil der Befragten, von zusammen 49 Prozent,

 Abbildung 15
 Sind persönliche Daten ausreichend geschützt?
 Denken Sie, dass Ihre persönlichen Daten momentan ausreichend geschützt sind?

        35 %
                                                                                                          32 %

        30 %                                          29 %

        25 %

        20 %
                                                                                                                                17 %
                                                                                    15 %
         15 %

        10 %
                          6%
          5%

          0%
                  ja, auf jeden Fall                 eher ja                  unentschieden             eher nein        nein, auf keinen Fall

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5017.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN                                                                                       16

 Abbildung 16
 Sorgen, dass Internetkonzerne Daten sammeln
 Wie groß ist Ihre Sorge, dass Internetkonzerne zu viele Ihrer persönlichen Daten sammeln?

        50 %

        45 %            44 %

        40 %

        35 %

        30 %                                          28 %

        25 %

        20 %

        15 %                                                                                        14 %
                                                                                   10 %
        10 %
                                                                                                                           4%
         5%

         0%
                      sehr groß                    eher groß                  unentschieden      eher gering         gar keine Sorgen

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5077.

 Abbildung 17
 Ausreichender Schutz vor Zugriff auf Daten durch Privatfirmen
 Denken Sie, Ihre privaten Daten sind durch die Datenschutzgesetze ausreichend vor Zugriff durch Privatfirmen geschützt?

        50 %
                                                                                                    44 %
        45 %

        40 %
                                                                                                                           34 %
        35 %

        30 %

        25 %

        20 %

         15 %
                                                       10 %
         10 %                                                                        9%

          5%              3%

          0%
                   ja, vollkommen                    eher ja                  unentschieden       eher nein            nein, gar nicht

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 7087.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN                                                                 17

seine persönlichen Daten derzeit nicht ausreichend ge­                                Befragten groß und bestehende Datenschutzregeln reichen
schützt. Demgegenüber gaben zusammengenommen rund                                     für sie nicht aus, um ihre Bedenken effektiv zu lindern.
35 Prozent der Befragten an, dass ihre Daten eher oder auf
jeden Fall geschützt sind. 15 Prozent verbleiben hier unent­
schieden. Dieses Problemfeld des Datenschutzes lässt sich                             3.2 DEUTLICHERE GRENZEN FÜR DIGITAL-
mit zwei weiteren Befragungsergebnissen vertiefen. Die                                KONZERNE – DER STAAT SOLLTE MEHR TUN
große Mehrheit macht sich Sorgen, dass Internetkonzerne
zu viele ihrer persönlichen Daten sammeln (Abbildung 16)                              Die eben diskutierten Befragungsergebnisse zeichnen ein
und betrachtet die eigenen Daten als nicht ausreichend                                deutliches Bild, wie Befragte die Digitalkonzerne und den
durch Datenschutzgesetze vor dem Zugriff durch Privatfir­                             Datenschutz wahrnehmen. In diesem Abschnitt ist daher
men geschützt (siehe Abbildung 17).                                                   noch zu klären, ob und welche Gestaltungswünsche die
                                                                                      Menschen in Deutschland in diesen Bereichen äußern.
Über diese unterschiedlichen Befragungsergebnisse hinweg
zeichnen sich die aktuellen Problemfelder der Digitalisie­                            Nähert man sich den Wünschen der Befragten, so stellt sich
rung in diesem Abschnitt deutlich ab. Klar zu erkennen ist                            als Erstes die allgemeine Frage, wer die Digitalisierung über­
die allgemeine Einschätzung, dass große Digitalkonzerne                               haupt gestalten soll. Die Einschätzungen der Befragten sind
die Digitalisierung maßgeblich prägen und es vielen Befrag­                           in Abbildung 18 dargestellt. Mit 35 Prozent wünschen sich
ten schwerfällt, sich ihrem Einfluss zu entziehen. Dagegen                            viele Befragte recht eindeutig, dass die Politik bzw. der Staat
fühlt sich ein Großteil der Befragten durch digitale Technik                          die Digitalisierung hauptsächlich gestalten solle. Darauf fol­
derzeit nicht in einer Art und Weise überwacht, dass sie ihr                          gen Antworten wie Start-ups/mittelständische Unterneh­
Verhalten im Alltag einschränken würden. Für einen kleinen                            men (19 Prozent), Internetnutzer_innen (elf Prozent) und
Teil der Befragten gilt das jedoch durchaus. Diese Personen                           Verbände, Zivilgesellschaft oder NGOs (elf Prozent). Nur ein
fühlen sich überwacht und verhalten sich anders. Im Problem-                          sehr kleiner Teil der Befragten (fünf Prozent) wünscht sich,
feld Datenschutz dominieren somit deutliche Defizite. Die                             dass große Internetunternehmen die Digitalisierung haupt­
Sorge um die Sicherheit der eigenen Daten ist bei vielen                              sächlich gestalten sollen.

 Abbildung 18
 Wer die Digitalisierung gestalten soll
 Was denken Sie, wer sollte die Digitalisierung hauptsächlich gestalten?

       große Internetunternehmen (z. B. Google)                          5%

        Start-ups/mittelständische Unternehmen                                                           19 %

                               Internetnutzer_innen                                     11 %

                                          Politik/Staat                                                                             35 %

                 Verbände/Zivilgesellschaft/NGOs                                        11 %

                                     jemand anderes                 3%

                                              niemand                  4%

                                            weiß nicht                                    12 %

                                                          0%         5%          10 %            15 %   20 %    25 %    30 %     35 %      40 %

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5011.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN                                                                                                                           18

 Abbildung 19
 Vergleich zwischen wahrgenommenem Einfluss und gewünschter Gestaltung
 Tatsächlicher Einfluss vs. gewünschte Gestaltung

        60 %       59 %

        50 %

        40 %
                                                                                        35 %

        30 %

        20 %                                   19 %

                                                                     11 %                                     11 %                                          11 % 12 %
        10 %                                                8%                 8%
                             5%       7%                                                                                                     4% 4%
                                                                                                     2%                   2% 3%
         0%
                                                                   Internet-
                    große Internet-

                                              Start-ups/

                                                                                                            Verbände/
                                                                                                     Zivilgesellschaft/
                      (z.B. Google)

                                                                                Politik/Staat

                                                                                                                                                                weiß nicht
                                                                                                                 NGOs

                                                                                                                            jemand anderes
                                       mittelständische
                     unternehmen

                                         Unternehmen

                                                              nutzer_innen

                                                                                                                                              niemand
                  Wer übt Ihrer Meinung nach zurzeit den größten Einfluss auf die Digitalisierung aus?
                  Was denken Sie, wer sollte die Digitalisierung hauptsächlich gestalten?

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5011 bzw. 5009.

 Abbildung 20
 Grenzen für große Internetunternehmen
 Sollte die Politik Ihrer Meinung nach großen Internetunternehmen, wie Amazon, Facebook und Google, deutlichere Grenzen setzen als bisher?

        80 %

         70 %              67 %

        60 %

        50 %

        40 %

        30 %

         20 %                                              18 %

         10 %                                                                                   7%
                                                                                                                             5%                            4%

          0%
                  ja, auf jeden Fall                       eher ja                   unentschieden                        eher nein                nein, auf keinen Fall

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5013.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN                                                              19

Dieses Ergebnis zur Frage nach den gewünschten Akteuren                               60 Prozent antwortet hierauf mit „ja, auf jeden Fall“ (siehe
für die Gestaltung steht in einem klaren Widerspruch zur                              Abbildung 20). Nur ein kleiner Teil, zusammengenommen
Einschätzung, wer die Digitalisierung derzeit hauptsächlich                           16 Prozent, bleibt hier unentschieden oder spricht sich eher
beeinflusst. Die Abbildung 19 stellt die Abweichung zwi­                              gegen deutlichere Grenzen aus.
schen dem wahrgenommenen Einfluss und der gewünsch­
ten Gestaltung dar. Während aus Sicht von fast 60 Prozent                             An dieses klare Votum lässt sich nun die Frage anschließen,
der Befragten die Digitalisierung ganz überwiegend durch                              was die Politik in der Auseinandersetzung mit den großen
große Internetunternehmen beeinflusst wird, wünschen                                  Digitalkonzernen genau tun sollte. Ein großer Teil der Be­
sich nur fünf Prozent genau diesen Einfluss bei der Gestal­                           fragten von zusammengerechnet rund 44 Prozent unter­
tung. Hier klafft eine deutliche Lücke. Im Gegensatz zur ak­                          stützt einen verschärften Datenschutz (Abbildung 21). In
tuellen Situation sollten aus Sicht der Befragten andere Ak­                          der Befragung sprachen sich jedoch auch 28 Prozent dafür
teure die Digitalisierung vorantreiben. Insbesondere besteht                          aus, den Datenschutz so zu belassen, wie er ist. Zusammen­
hier bei vielen der Wunsch, dass Politik und Staat aktiver                            genommen 26 Prozent wünschen sich sogar eher eine Lo­
auftreten.                                                                            ckerung. Im Vergleich mit den deutlich wahrgenommenen
                                                                                      Defiziten in diesem Bereich (siehe oben) fällt also der
Die vorangestellten Ergebnisse verdeutlichen, dass viele Be­                          Wunsch nach einem verschärften Datenschutz weniger ein­
fragte dem Einfluss der großen Digitalkonzerne skeptisch                              deutig aus.
gegenüberstehen und sich zum Teil mehr Gestaltung durch
die Politik wünschen. Vertiefen lässt sich dieser Aspekt nun                          Außerdem wurden die Befragten gebeten, einen Vorschlag
mit der Frage, ob die Politik großen Internetunternehmen                              zu bewerten, der große Internetkonzerne verpflichten wür­
wie Amazon, Facebook und Google deutlichere Grenzen als                               de, ihre gesammelten Daten in anonymisierter Form der All­
bisher setzen sollte. Die Mehrheit der Befragten von über                             gemeinheit zur Verfügung zu stellen. Das Befragungsergeb­

 Abbildung 21
 Weiterentwicklung des Datenschutzes
 Wie sollte Ihrer Meinung nach der Datenschutz in Deutschland weiterentwickelt werden?

        30 %
                                                                         28 %

        25 %
                         22 %                    22 %

        20 %

                                                                                                 16 %
         15 %

                                                                                                               10 %
        10 %

          5%
                                                                                                                                 3%

          0%
                       deutlich                  eher                so belassen,                  eher       deutlich           weiß
                     verschärfen             verschärfen              wie er ist                 lockern      lockern            nicht

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5072.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN                                                                                               20

nis fällt, wie Abbildung 22 zeigt, durchwachsen aus.                                  Befragten wünschen sich, dass die Politik die großen Digital­
Lediglich 23 Prozent sind „auf jeden Fall dafür“, Daten der                           konzerne entweder reguliert oder effektiver besteuert. Da­
Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, 19 Prozent antwor­                            zu passt der Wunsch nach mehr Daten- und Verbraucher­
ten mit „eher ja“. Fast jeder fünfte Befragte bleibt jedoch                           schutz. Gerade dieser Wunsch nach mehr Aktivität und
unentschieden, während zusammengenommen rund 39 Pro­                                  Schutz reagiert auf die deutlichen wahrgenommenen Defi­
zent den Vorschlag eher nicht unterstützen bzw. ihn klar                              zite in diesem Problemfeld, die weiter oben bereits aufge­
ablehnen. Damit trifft der Vorschlag in der Befragung ganz                            zeigt wurden (siehe ab Abbildung 14). Kombiniert man die­
knapp auf etwas mehr Befürworter_innen als Gegner_in­                                 se drei Antworten, dann gilt die Auseinandersetzung mit
nen. Es gibt jedoch vergleichsweise viele Personen, die sich                          den Digitalkonzernen und dem Datenschutz für die überwie­
hierzu noch keine Meinung gebildet haben.                                             gende Mehrheit der Befragten, zusammengerechnet 55 Pro­
                                                                                      zent, als das vorrangigste Problemfeld für die Politik.
Über die verschiedenen Fragen hinweg wird der Wunsch
deutlich, dass sich aus Sicht der Befragten die Politik aktiver                       Als ein weiteres wichtiges Problemfeld wird jedoch auch die
mit den Digitalkonzernen und den damit verbundenen Pro­                               Finanzierung von Weiterbildung und Qualifikation betrach­
blemfeldern befassen sollte. Betrachtet man dieses genauer,                           tet. Immerhin 22 Prozent der Befragten sehen darin die vor­
so lässt sich fragen, was als Erstes zu tun ist, um die Digita­                       rangigste Aufgabe für die Politik. Hier bestehen ein unmit­
lisierung für die Menschen besser zu gestalten. Die Befrag­                           telbarer Bedarf und ein Wunsch nach Unterstützung. Dass
ten konnten hier jeweils nur eine Antwortmöglichkeit aus­                             gestärkte Rechte der Beschäftigten vergleichsweise selten
wählen. Auf diese Frage wählten, wie in Abbildung 23 zu                               als vorrangige Gestaltungsaufgabe der Politik benannt wer­
erkennen ist, rund 22 Prozent der Befragten, dass die Politik                         den, könnte daran liegen, dass der unmittelbare Handlungs­
vorrangig Weiterbildung und Qualifizierung stärken sollte.                            druck in anderen Problemfeldern derzeit stärker wahrge­
Weitere 22 Prozent wünschen sich von der Politik eine ef­                             nommen wird. Nimmt man die beiden gerade behandelten
fektivere Besteuerung der Digitalkonzerne. Diese beiden                               Antworten zusammen, so geben aber immerhin fast 30 Pro­
Antworten werden gefolgt von den Wünschen nach einem                                  zent der Befragten an, dass sie das vorrangigste Problemfeld
gestärkten Daten- bzw. Verbraucherschutz (17 Prozent) und                             in der Arbeitswelt verorten. Diese Aspekte werden im fol­
nach mehr Regulierung der Digitalkonzerne (16 Prozent).                               genden Abschnitt zu Arbeitswelt und Qualifikation aufge­
Nur sechs Prozent der Befragten sehen gestärkte Rechte für                            griffen und vertieft.
Beschäftigte als drängendstes Problem für die Politik.

In diesem Ergebnis spiegeln sich die vorangestellten Befunde.
Die wahrgenommenen Problemfelder sollen durch die Politik
auch bearbeitet werden. Zusammengerechnet 38 Prozent der

 Abbildung 22
 Daten von Internetkonzernen für die Allgemeinheit
 Sollten große Internetkonzerne verpflichtet werden, ihre gesammelten Daten in anonymisierter Form der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen?

        25 %
                         23 %                                                                                                   22 %

        20 %                                          19 %
                                                                                    18 %
                                                                                                          17 %

         15 %

        10 %

          5%

          0%
                  ja, auf jeden Fall                 eher ja                  unentschieden             eher nein        nein, auf keinen Fall

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5013.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN                                                              21

 Abbildung 23
 Was sollte die Politik als Erstes tun?
 Was sollte die Politik Ihrer Meinung nach als Erstes tun, um die Digitalisierung für die Menschen besser zu gestalten?

        Weiterbildung/Qualifizierung finanzieren                                                                                 22 %

         Digitalkonzerne regulieren (z. B. Google)                                                              16 %

               Daten-/Verbraucherschutz stärken                                                                    17 %

             Digitalkonzerne effektiver besteuern                                                                                22 %

                Rechte von Beschäftigten stärken                                     6%

                                       etwas anderes                                 6%

                                            gar nichts                          5%

                                            weiß nicht                               6%

                                                         0%                  5%                  10 %   15 %              20 %          25 %

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5003.
FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG – FÜR EIN BESSERES MORGEN                                                                                            22

4

WAHRNEHMUNGEN UND
GESTALTUNGSWÜNSCHE ZU ARBEITS-
WELT UND QUALIFIKATION

Neben der Auseinandersetzung mit den Digitalkonzernen und                             Letztlich stellt sich durch technologischen Wandel auch in
dem Datenschutz prägen auch die Fragen zum Wandel der                                 der Arbeitswelt die Frage, wie Digitalisierung von Menschen
Arbeitswelt die öffentlichen Diskussionen zur Digitalisierung.                        in Deutschland wahrgenommen wird und welche Gestal­
Gerade in der Arbeitswelt könnten sich viele Vorteile ergeben,                        tung sie sich wünschen. Welche Vorteile einer digitalen Ar­
beispielsweise durch mehr Flexibilität und verbesserte Arbeits­                       beitswelt sehen die Menschen? Welche Nachteile befürch­
bedingungen. Manche Menschen stehen der Digitalisierung                               ten oder erleben sie? Inwieweit fühlen sie sich mit ihren
jedoch möglicherweise skeptisch gegenüber, wenn sie zum                               Qualifikationen auf die Digitalisierung vorbereitet?
Beispiel vermuten, dass ihre Qualifikationen immer schneller
überholt sind, und sie befürchten müssen, immer mehr kon-                             Die Studie geht auch in diesem Teil in zwei Schritten vor:
trolliert zu werden oder ihren Arbeitsplatz zu verlieren.                             Zuerst werden die Wahrnehmungen in diesen Bereichen

  Abbildung 24
  Wichtigster Vorteil der Digitalisierung für Beschäftigte
  Was sehen Sie als wichtigsten Vorteil der Digitalisierung für die Beschäftigten?

                   mehr zeitliche Flexibilität                                                          18 %

                 mehr räumliche Flexibilität                                                                                   26 %

                   mehr Selbstbestimmung                               5%

                       mehr Verantwortung                      3%

                  interessantere Tätigkeiten                                          10 %

                               etwas anderes                           5%

                       es gibt keinen Vorteil                                                                    21 %

                                    weiß nicht                                           11 %

                                                 0%               5%             10 %            15 %     20 %          25 %          30 %

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 7060.
ZEIT FÜR EIN UPDATE – WAS DIE MENSCHEN IN DEUTSCHLAND ÜBER DIGITALISIERUNG DENKEN                                                               23

zusammengetragen, um daran anschließend die Gestal­                                   Erleichterungen bringen wird. 22 Prozent der Befragten se­
tungswünsche zu betrachten.                                                           hen keine Veränderung, während zusammengezählt eben­
                                                                                      falls rund 22 Prozent vermuten, dass Digitalisierung die Ver­
                                                                                      einbarkeit von Familie und Beruf verschlechtern wird.
4.1 KEINE ANGST UM DEN ARBEITSPLATZ,
ABER DEFIZITE IN DER (WEITER-)BILDUNG                                                 Ein erheblicher Nachteil der Digitalisierung für die Arbeits­
                                                                                      welt ergibt sich mit den wachsenden Möglichkeiten, Perso­
In der Diskussion um den Wandel der Arbeitswelt durch Di­                             nen auch am Arbeitsplatz digital zu überwachen. In diesem
gitalisierung werden immer wieder verschiedene Vor- und                               Sinne wurde erhoben, ob sich die Befragten am Arbeits­
Nachteile diskutiert. Die vermuteten Veränderungen in der                             platz einschränken, weil sie das Gefühl haben, von digitaler
Arbeitswelt lassen sich durch zwei Befragungsergebnisse                               Technik überwacht zu werden. Da sich die Frage auf den
veranschaulichen. Einmal wurden die Befragten gebeten,                                Arbeitsplatz bezieht, wurden nur erwerbstätige Personen
den wichtigsten Vorteil der Digitalisierung für die Beschäftig­                       berücksichtigt. In Abbildung 26 gibt eine große Mehrheit
ten zu benennen. In Abbildung 24 ist mehr räumliche Flexi­                            der Befragten, zusammengenommen 70 Prozent, an, dass
bilität mit 26 Prozent die am häufigsten genannte Kategorie.                          sie sich am Arbeitsplatz nicht einschränken. Wieder findet
21 Prozent der Befragten gehen jedoch davon aus, dass es                              sich aber auch hier ein kleiner Teil von zusammengezählt 23
für Beschäftigte keinen Vorteil durch Digitalisierung gibt.                           Prozent, der sich durchaus am Arbeitsplatz überwacht fühlt
Dieser skeptischen Einschätzung folgen dann wieder weitere                            und daher einschränkt. Vergleichbar zu der weiter oben be­
Vorteile wie mehr zeitliche Flexibilität (18 Prozent) und inte-                       reits behandelten Frage zur Überwachung im Alltag (siehe
ressante Tätigkeit (zehn Prozent). Deutlich abgeschlagen                              Abbildung 14) findet sich also auch in der Arbeitswelt ein
sind die Antwortmöglichkeiten, die mehr Selbstbestimmung                              kleiner Teil der Befragten, der sein Verhalten aufgrund des
(fünf Prozent) und mehr Verantwortung (drei Prozent) um­                              Gefühls digitaler Überwachung verändert.
fassen. Direkt nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
gefragt (Abbildung 25), antworten zusammengenommen                                    Ein weiterer offensichtlicher Nachteil, der sich für die Be­
rund 50 Prozent der Befragten, dass die Digitalisierung hier                          schäftigten im Prozess der Digitalisierung ergeben könnte,

 Abbildung 25
 Wie verändert die Digitalisierung die Vereinbarkeit von Familie und Beruf?
 Wie wird die Digitalisierung der Arbeitswelt Ihrer Meinung nach die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verändern?

        45 %
                                                 40 %
        40 %

        35 %

        30 %

        25 %
                                                                          22 %

        20 %

                                                                                                    15 %
         15 %

                         10 %
        10 %
                                                                                                                 7%               7%

          5%

          0%

                       deutlich                  eher                unverändert                     eher       deutlich          weiß
                      erleichtern             erleichtern                                        erschweren   erschweren          nicht

  Notiz: Eigene Berechnungen auf Grundlage der Civey-FES-Umfrage 2019, hochgerechnet, N: 5076.
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