Zeitschrift der Legion Mariens in Österreich

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Zeitschrift der Legion Mariens in Österreich
Zeitschrift der Legion Mariens in Österreich
4–2020
Zeitschrift der Legion Mariens in Österreich
Die Himmelfahrt, Pietro Perugio

„GEHT HINAUS IN DIE GANZE WELT UND VERKÜNDET DAS
     EVANGELIUM ALLEN GESCHÖPFEN!” (Mk 16,15)
                                                                                     FOTO: ARCHIV
Zeitschrift der Legion Mariens in Österreich
Leitartikel
  REGINA
                                                              P. Michael Fritz OSB
  LEGIONIS

                                           FOTO: FÜHRER
                                                          4   Persönlicher Kontakt im
                                                              Legionsapostolat
  4 – 2020
                                                              Spirituelles
                                                              P. Florian Calice CO
Geschätzte Geistliche Leiter!                             8   Edel Mary Quinn und ihr Apostolat
­Liebe ­aktive und betende Mitglieder!                        Wiltrud Zecha
 Liebe Freunde der Legion Mariens!                        12 Der Legionär ist immer im Dienst
                                                              Andreas Seidl / Frank Duff
Wir alle wissen, was zum Leben des aktiven                14 Die Wurzeln der Legion ­
Legionärs unverzichtbar gehört:                               entdecken – Teil 15
Die Teilnahme am wöchentlichen Treffen                        Br. Florian Heel Sam. FLUHM
des Präsidiums und das wenigstens zwei-                   16 Liebe Hilfslegionäre
stündige Apostolat zu zweit, bei dem wir
                                                              Regina Wagensonner / Friedrich Wessely
an der Hand der Gottesmutter Jesus zu den                 18 Worte des ersten Geistlichen Leiters
Menschen bringen.                                             – Teil 1
Über Wochen hinweg war es uns versagt,
diesen Dienst treu zu erfüllen. Dennoch                   Legionsleben
konnten wir durch persönliches Aposto-                        Regina Wagensonner
lat sicher viel dazu beitragen, dass für                  22 100 neue Präsidien
unsere Mitmenschen diese Zeit leichter zu                     Erzbischof Thomas Gullickson
ertragen war.                                             24 "Acies ordinata" ein zur Schlacht
Jetzt gilt es, den Auftrag von Jesus Christus                 geordnetes Heer
umso intensiver zu erfüllen: „Geht hinaus                     Ingrid Österreicher
in die ganze Welt und verkündet allen Ge-                 27 Ein Erlebnisbericht aus unserer

                                                                                                       Cover: Himmelfahrt Mariens, Peter Paul Rubens FOTO: ARCHIV
schöpfen das Evangelium!“. Maria unsere                       Legionsarbeit
Königin wird dabei sein, wenn wir Ihn,
den Auferstandenen bezeugen und seine                      Splitter
Botschaft in alle Häuser, in alle Straßen, zu             28 Gebetserhörungen
allen Menschen tragen.                                    29 Gebetsmeinungen
Dankbar, selber im Dienst der Königin der
Apostel stehen zu dürfen, grüßt Sie herzlich              Eindrücke
                                                          30 Ein Blick in die Geschichte
Ihre Elisabeth Ruepp                                       Veranstaltungstipps
Präsidentin des Senatus von Österreich                    32 Juli bis September 2020
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4 Leitartikel

  P. Michael Fritz OSB

 Persönlicher Kontakt
 im Legionsapostolat
„A     postolat zielt darauf ab, jedem
       Menschen den vollen Reichtum der
 Kirche zu bringen. Die Grundlage dieser
                                             3. einander entsprechen. Der Mensch
                                             ist als Gemeinwesen geschaffen, das die
                                             Gemeinschaft braucht, wozu Beziehung
 Arbeit muss die persönliche und nach-       und Kontakt notwendig sind: der Kon-
 haltige Berührung einer glühenden Seele     takt vollzieht sich im Geist, im Herzen,
 mit einer anderen Seele sein, die wir       im Wort, in der Tat und auch körperlich.
 mit dem technischen Namen ‚Kontakt‘         Wie wunderbar ist es, wenn zwei Men-
 bezeichnen“ (Handbuch, S. 311)              schen, die sich lange Zeit nur über Briefe
    Der Kontakt bedeutet eine Berührung      oder moderne Medien Kontakt hatten,
 von zwei Gegenständen oder in unserem       sich bei der Begrüßung in die Arme
 Fall, die Berührung von zwei Menschen.      fallen und einander fest drücken!
 Im Corona-Krisen-Zeitalter mag das             Das Urbild für die menschlichen
 erschrecken und befremdend klingen.         Beziehungen, die sich im persönlichen
 Aber menschlicher, ja persönlicher          Kontakt vollziehen, finden wir in Gott
 Kontakt ist für den Menschen wichtig,       selbst, es betrifft das Wesen der Hei-
 lebenswichtig. Ein Baby, das die zärtli-    ligsten Dreifaltigkeit: Das Wesen der
 chen Berührungen, Umarmungen und            Dreifaltigkeit kann man treffend mit
 Liebkosungen der Mutter nicht erfährt,      Beziehung beschreiben. Der Vater steht
 entwickelt später meistens Beziehungs-      in Beziehung zum Sohn, der Sohn zum
 störungen. Oder wie sollten wir einen       Vater, der Vater und der Sohn sind in
 Kranken pflegen oder einem Verletzten       Beziehung mit dem Heiligen Geist. Die
 zu Hilfe eilen, ohne (Körper-)Kontakt?      Beziehung ist in Gott eine rein geistige
    Bereits im Buch Genesis heißt es bei     Berührung, ein geistiger Kontakt der
 der Erschaffung des Menschen: „Es ist       göttlichen Personen untereinander. Und
 nicht gut, dass der Mensch allein bleibt.   weil Gott den Menschen als sein Abbild
 Ich will ihm eine Hilfe machen, die         geschaffen hat, als Person nämlich,
 ihm entspricht.“ (Gen 2,18) Was hier        deshalb ist der Mensch nicht nur fähig
 von Menschen in seinem Mannsein             in persönlichen Kontakt zu treten; er
 und Frausein gesagt ist, gilt aber in       braucht den persönlichen Kontakt um
 gleicher Weise für alle menschlichen        die Beziehung zu anderen Menschen
 Beziehungen: 1. Es ist nicht gut, wenn      leben zu können, das heißt um lieben zu
 ein Mensch (auf Dauer) ganz allein ist.     können.
 2. Die Menschen sollen einander Hilfe          Gott selbst ist mit dem Menschen in
 sein, und in diesem Hilfe-sein sollen sie   Kontakt getreten: Nachdem Adam durch
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Leitartikel 5

Maria möchte durch uns ihren Sohn umsorgen FOTO: SCHMAUZ

seine Sünde die Gemeinschaft mit Gott            in die Menschennatur: „Und das Wort
verloren hatte, ging Gott und suchte den         ist Fleisch geworden“, der Sohn Gottes
Menschen. Gott, der Herr, rief nach dem          wird Menschensohn! Dieses Geheimnis,
Adam: „Wo bist du?“ Dieser Ruf galt              diese Wahrheit persönlichen Kontak-
nicht nur den ersten beiden Menschen             tes ist unüberbietbar. Der Mensch, der
im Paradiesesgarten, Adam und seiner             durch seine Sünde jeglichen Kontakt mit
Frau Eva. Dieser Ruf erschallt durch alle        Gott verloren, aufgegeben hat, wird von
Zeiten, und bis zum Ende der Zeit wird           Gott in seiner Menschwerdung kon-
dieser Ruf nicht verstummen: Gott rief           taktiert, um ihm den Reichtum seiner
durch Noah, durch Abraham und Mose,              Gnade und Liebe zu bringen: Er schenkt
durch alle Patriarchen und Propheten,            sich selbst in seinem Sohn, der das Opfer
bis hin zu Johannes dem Täufer und               unserer Erlösung wirkt.
schließlich durch Jesus, das Wort Gottes,           Um nichts Geringeres geht es nun im
das Fleisch geworden war.                        Legionsapostolat! Wir haben es bereits
   In Jesus führt Gott den persönlich            gehört: „Apostolat zielt darauf ab, jedem
Kontakt mit den Menschen in eine                 Menschen den vollen Reichtum der
neue Wirklichkeit, der an Größe und              Kirche zu bringen.“ Was ist dieser volle
Würde nichts gleich kommt. Hat Gott              Reichtum der Kirche? Die Bibel, das
in den alten Zeiten zu den Menschen              Wort Gottes? Die heiligen Sakramen-
gesprochen in seinem Wort, direkt zu             te? Das Gebet? Die Gemeinschaft aller
einzelnen oder durch sein Gesetz und             Glaubenden? All das zusammen? Ja –
die Propheten, so kommt er jetzt selbst          und noch viel mehr! Der volle Reichtum
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6 Leitartikel

 der Kirche ist Jesus Christus in Person!           Haltung des Glaubens wird der Dienst
 Deshalb schreibt der Legionär seinen               des Legionärs Jesus zu den Menschen
 Mitmenschen nicht nur eine E-Mail;                 bringen. Die rechte Haltung des Glau-
 deshalb reicht eine tolle Predigt über             bens zeigt uns Jesus selbst im Evangeli-
 Youtube nicht; selbst die Heilige Messe            um: „Was ihr für einen meiner gerings-
 via Livestream ist zu wenig. So hilfreich          ten Brüder getan habt, das habt ihr mir
 alle diese Dinge manchmal sein mögen.              getan.“ (Mt 25,40) Ist auch nur ein Glas
 Und wir müssen es sagen: Die Sakra-                Wasser, das man einem Dürstenden um
 mente ohne innere Anteilnahme mitge-               Christi willen reicht, so hat man Chris-
 feiert oder die Heilige Kommunion ohne             tus diesen Dienst erwiesen.
 Glauben empfangen, ist nicht nur schwer               Die rechte Haltung des Glaubens
 mangelhaft, sondern das kann der Seele             beim Apostolat will uns die Legion Ma-
 sogar zum Schaden werden.                          riens auf jeder Seite des Handbuchs leh-
    Das Apostolat der Kirche und damit              ren, bei jedem Treffen uns tiefer in den
 der Legion Mariens hat daher immer                 Geist des Legionsapostolats einführen.
 zum Ziel, den Menschen Jesus zu                    Monatlich ruft sie uns dessen Quint-
 bringen, den Gottmenschen in Person!               essenz in Erinnerung: Regelmäßige
 Sei der Auftrag oder die Durchführung              Unterweisung, „Drittens: die Durchfüh-
 eines Arbeitsauftrages noch so beschei-            rung einer wesentlichen Legionsarbeit
 den und unscheinbar, in der richtigen              im Geist des Glaubens und in solcher

   Persönlicher Kontakt ist das Um und Auf FOTO: SCHMAUZ
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Leitartikel 7

 Einheit mit Maria, dass die Mutter Jesu,       Eines aber dürfen wir dabei nicht
 Christus den Herrn selbst in den Mit-       vergessen: Jesus fordert uns in seinem
 legionären und in denen, für die man        Testament auf, zu allen Geschöpfen
 abreitet, aufs neue sieht und ihm dient.“   zu gehen, um ihnen das Evangelium
 (Handbuch S. 135) Jesus, wahrer Gott        zu verkünden; sie zu seinen Jüngern
 und wahrer Mensch, IST der persönliche      zu machen; sie zu taufen und alles zu
 Kontakt zwischen Gott und den Men-          lehren, was er uns geboten hat. Jeden
 schen. Er hat diesen Kontakt hergestellt    einzelnen der Menschen müssen wir um
 in Maria, der seligsten Jungfrau, seiner    seinetwillen suchen. Das wird nur mög-
 Mutter. Sie ist die „Kontaktperson“ der     lich, wenn möglichst alle Getauften den
 gesamten Menschheit Gott gegenüber!         Auftrag Jesu ernstnehmen und beginnen
 Deshalb will die Legion „Maria der Welt     ihm zu folgen. Ganz nach dem Beispiel
 bringen“. (Handbuch S. 32) Deshalb sagt     der heiligen Apostel, der Märtyrer, der
 Frank Duff im Handbuch der Legion,          Missionare und Lehrer der Kirche.
 dass die Mutter Gottes sagen könnte:           Der persönliche Kontakt mit Jesus
„‘Ich bin das Apostolat‘, beinahe so wie     schlechthin ist für uns Katholiken
 die gesagt hat: ‚Ich bin die Unbefleckte    die heilige Eucharistie. Das folgende
 Empfängnis‘.“ (Handbuch S. 42)              Wort aus dem Handbuch erklärt sich
    Der Legionär Mariens, der glaubt,        selbst: „Der eifrigste Einsatz wird nichts
 dass Maria ihn angenommen hat und           Wertvolles zustande bringen, wenn der
 für ihr Werk des Apostolats verwenden       Legionär nur einen Augenblick lang
 will, der wird ohne Zweifel erkennen,       das Hauptziel aus den Augen verliert: in
 dass der persönliche Kontakt zum ein-       allen Herzen das Reich der Eucharistie
 zelnen Menschen notwendig, heilsnot-        aufzurichten. Wenn das aber geschieht,
 wendig ist! Maria will durch den Legio-     ist das Ziel der Menschwerdung Jesu
 när selbst Jesus den Menschen bringen.      erreicht. Er selbst wollte sich den Men-
 Jesus will durch uns, seine Apostel, zu     schen mitteilen, um sie ganz mit sich zu
 den Menschen kommen. Er hat uns in          einen. Dieses Mitteilen Jesu geschieht
 seinen mystischen Leib aufgenommen,         vor allem anderen in der heiligen Eucha-
 damit wir in Ihm leben und geheiligt        ristie. „Ich bin das lebendige Brot, das
 werden. Damit können wir aber auch          vom Himmel herabgekommen ist”, sagt
 ihn zu anderen bringen, weil wir Anteil     Jesus. „Wer von diesem Brot isst, wird in
 haben an ihm. Durch den persönlichen        Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben
 Kontakt bringen wir Jesus. Durch den        werde, ist mein Fleisch für das Leben der
 persönlichen Kontakt des Legionärs mit      Welt.” (Joh 6,51) Die heilige Eucharistie
 seinen Mitmenschen bringt Maria ihren       ist das unendliche Gut.“ (Handbuch S.
 Sohn zu ihnen. Deshalb gilt: Der persön-    63)
 liche Kontakt kann im Apostolat durch
 nichts ersetzt werden. Alle Formen von
 Medien, die wir verwenden können, sind
 nur Hilfsmittel und Begleithilfen für das
 Apostolat im persönlichen Kontakt.
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8 Spirituelles

  P. Florian Calice CO

 Edel Mary Quinn
 und ihr Apostolat
 D     ie meisten Leser werden wissen, dass
       Edel Mary Quinn als Gesandtin der
 Legion Mariens in Ostafrika die letzten
                                              von der Legion Mariens erfuhr. Soweit
                                              ich weiß, hatte sie sich bis dahin noch
                                              nicht in einem kirchlichen oder sozi-
 8 Jahre ihres kurzen Lebens damit zuge-      alen Dienst beständig engagiert. Sehr
 bracht hat, unermüdlich, trotz größter       wohl hatte sie schon damals ein tiefes
 Hindernisse und belastet durch eine          geistliches Leben, das sie in aller Stille
 schwere Lungenkrankheit, Präsidien der       führte: die tägliche hl. Messe, der Ro-
 Legion Mariens zu gründen und den Le-        senkranz, das innerliche Gebet und eine
 gionären zu helfen, Geist und System der     im Verborgenen geübte ständige Aszese
 Legion Mariens in ihren Lebensumstän-        waren fester Bestandteil ihres jungen
 den umzusetzen. Ihr Herz war im Laufe        Lebens. Und: sie übte die Nächstenliebe
 der Jahre ihres Dienstes in der Legion       mit Entschlossenheit, nämlich an ihren
 so weit geworden, wie ihr Aktionsradius      Nächsten, sprich an ihrer Familie und
 es vermuten lässt: von Kenia bis Ma-         an ihren Freunden und war bereit, aus
 dagaskar – kreuz und quer durch ganz         Liebe zur Familie die eigenen Wünsche
 Ostafrika war sie unterwegs gewesen.         hintanzustellen.
    Man könnte dabei meinen: wer                 Sobald sie aber von der Legion Ma-
 sich vor allem mit der Gründung von          riens erfuhr und von den Tätigkeiten,
 Legionsgruppen beschäftigt, steht bei        die dort durchgeführt wurden, war sie
 der normalen Legionsarbeit gar nicht         begeistert. Vom ersten Augenblick an
 an vorderster Front. Denn bei dieser         stürzte sie sich in das Legionsapostolat.
 Ausbreitungsarbeit tritt man ja nicht in     In ihrem Fall hat das bedeutet: Besuche
 Kontakt mit Menschen, die vom Glau-          bei verarmten Familien, bei einsamen
 ben nichts wissen oder nichts wissen         alten Menschen und bei Patienten in
 wollen, oder mit Menschen, die beson-        Krankenhäusern. Es gibt viele Zeugnisse
 deren Zuspruch brauchen, sondern mit         darüber, wie gern die Besuche von Edel
 Geistlichen und mit praktizierenden          Quinn gesehen wurden: aus einem „ich
 Katholiken, die man mit dem Laien-           muss bei dieser Familie nur zwei Mi-
 apostolat vertraut machen möchte. Nun,       nuten vorbei schauen“ wurden schnell
 Edel Mary Quinn hat natürlich nicht          zwanzig Minuten, die mit viel fröhli-
 mit dieser Aufgabe begonnen. Wie aber        chem Gelächter ausgefüllt waren.
 ist sie dazu gekommen?                          Edel Quinn beschränkte sich bei
    Alles hat damit angefangen, dass sie      ihrem Dienst nicht auf das Mindestmaß
 als sehr junge Frau über eine Freundin       von zwei Stunden, die als Standard für
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Spirituelles 9

   Bei einem Präsidiumstreffen in Afrika FOTO: ARCHIV

den wöchentlichen Einsatz des Legi-                 jedem, dem man begegnet, die Person
onärs gelten, sondern widmete sehr                  unseres Herrn zu sehen.“ Ja, es kommt
bald jeden Abend, also praktisch ihre               einem der Gedanke, dass Edel, die es so
ganze Freizeit, diesen Besuchen. Die                sehr liebte, beim in der hl. Eucharistie
Einsamkeit und besonders die seelische              gegenwärtigen Herrn zu sein, begriffen
Not ihrer Betreuten bewegte sie, und so             hatte, dass der Herr ihr ebenso wirklich
drängte sie das Mitleid, ihnen viel Zeit            in den Betreuten begegnete.
zu widmen. Es wird berichtet, dass sie                 Diese Hinwendung zu jeder einzel-
endlos viel Zeit bei einer alten, einsa-            nen Seele mit aufrichtiger Herzlichkeit,
men Frau verbrachte, die unter Verfol-              Einfachheit und Anteilnahme an allem,
gungswahn litt. Viele Monate hindurch               was sie bewegte – egal ob interessant
besuchte sie sie regelmäßig und schenkte            oder langweilig, attraktiv oder absto-
ihr jedes Mal zwei bis drei Stunden                 ßend – war sicher auch das Geheimnis
Aufmerksamkeit, bis diese leidende Seele            ihres Erfolges als junge Präsidentin des
Ruhe finden konnte.                                 Straßenmädchenpräsidiums. Eigentlich
   Ihre Mitlegionäre berichteten, dass              hätte es für die Führung dieser Gruppe
selbst wenn man mit Edel eilig unter-               und ihres herausfordernden Apostolates
wegs war, sie jedem, der sie ansprach,              an den Straßenmädchen einen wirklich
geduldig ihre volle Aufmerksamkeit                  erfahrenen Legionär gebraucht, aber
widmete, als hätte sie sonst nichts                 wenn Edel auch jung war, sie war erfüllt
anderes zu tun. Man kann ahnen, dass                von Liebe zu diesen Mädchen und ge-
sie den Grundsatz der Legionsarbeit                 wann durch ihre fröhliche Zuwendung
vollkommen verinnerlicht hatte: „in                 schnell ihre Herzen.
Zeitschrift der Legion Mariens in Österreich
10 Spirituelles

     Würde man meinen, dass ihr diese        missionarischen Eifer gesagt: „Die Liebe
   Besuche bei Alten und Kranken „Spaß       Christi drängt mich!“ Gleiches gilt für
   gemacht“ hätten, so würde man sich        den so beherzten Einsatz von Edel Mary
   täuschen. Die junge Frau, die vorher ihre Quinn. Da sie immer so fröhlich war
   Freizeit in geselliger Gemeinschaft mit   und über alles herzhaft lachen konn-
   Sport, Tanz und Musik zugebracht hatte, te, wurde sie einmal gefragt, ob diese
   verbrachte nun ihre Zeit mit Alten und    Fröhlichkeit ihrer Natur entspräche. Sie
   Kranken. So ist es nicht verwunderlich    antwortete bescheiden: „zu drei Viertel
   zu lesen, dass sie einmal einer Freun-    …“ Was sie da vorsichtig andeutete, war,
   din anvertraute, dass ihr diese Besuche   dass ihre Fröhlichkeit übernatürlich war,
   besonders schwer fielen – und dennoch     dass sie aus ihrer Liebe zu den Menschen
   waren sogar ihre Sonntagabende, an        entsprang. Das galt für ihr Wirken als
   denen sonst niemand sich Zeit für diese   Ganzes: fern von Aktivismus, also von
   Dienste nehmen wollte, mit solchen        einem Arbeiten um des Arbeitens willen,
   Hausbesuchen ausgefüllt. Sie sagte dazu: ging es ihr immer um das Wesentliche,
  „ich weiß, dass diese Menschen auf mich    was auch durch folgende Aussage bestä-
   warten und ich könnte es nicht übers      tigt wird: „Versuchen wir, im Rahmen
   Herz bringen, sie zu enttäuschen.“        unserer bescheidenen Möglichkeiten
     Diese unglaubliche Zartheit des Her-    Seelen für ihn zu gewinnen … Wenn
   zens, diese starke übernatürliche Liebe   uns das durch unmittelbare Tätigkeit
   war die Frucht einer tiefen Vereinigung   nicht gelingt, dann versuchen wir es we-
   mit Gott. Was ihr klar geworden war,      nigstens durch das Gebet. Wir brauchen
   dazu spornte sie auch die Anderen an:     nur Maria zu bitten, dem Vater die Ver-
  „Die Mutter Gottes will auch jetzt noch    dienste Christi aufzuopfern und Gnaden
   der Welt den Heiland schenken. Wer        über die Seelen auszugießen.“
   nicht zu seinem Bruder und Mitmen-           Sie tat alles, was in ihrer Macht stand
   schen geht, um auch ihm den Heiland zu – zugleich war sie fest davon überzeugt,
   bringen, ist kein guter Christ.“ Deshalb  dass jegliche Fruchtbarkeit des Apo-
   duldete sie als Präsidentin bei ihren     stolates vom Segen Gottes abhängig
   Mitlegionären keine Nachlässigkeiten.     war: „Wir müssen nicht nur für die uns
   Für sie war ein Legionsauftrag eine       anvertrauten Menschen arbeiten, son-
   Verabredung mit der Gottesmutter. Sie     dern auch für sie beten und uns heiligen,
   sagte dazu: „Maria beruft uns! Welche     dadurch können wir ihnen am wirk-
   Ehre! Sie bietet uns als Hilfe die Legi-  samsten nützen. Maria möge mit neuen
   on an. Sollen wir unsere unerlässliche    Eifer erfüllen, die schwach geworden
   Mitwirkung versagen?“ Es war deshalb      sind; heiligen, die mir um ihretwillen
   für sie ganz klar, dass ein Nichterfüllen Gutes erwiesen haben, und sie lasse
   eines Auftrages auch eine Unterlassung    meine Irrtümer und Misserfolge zum
   gegenüber der Gottesmutter war, die       Guten dienen.“
   gerne durch uns Gnaden vermittelt hätte.     In den wenigen Jahren, die sie als
     Der hl. Paulus hat einmal über          aktive Legionärin mit den üblichen
   den Grund für seinen unablässigen         Tätigkeiten zubrachte, entwickelte sich
Spirituelles 11

                    Im Gespräch mit einer Freundin FOTO: ARCHIV

 in ihr eine größere Leidenschaft. Von           wurde. Nicht eine robuste Gesundheit,
 ihrem eigentlichen – im Stillen vorberei-       oder Vorbildung und Erfahrung mit den
 teten – Vorhaben, bei den Klarissen ein-        Missionsgebieten waren für Frank Duff
 zutreten, krankheitshalber abgebracht,          ausschlaggebend, sondern die Weite
 hatte sie immer mehr die Sehnsucht,             eines Herzens, das über die Aufgaben
 möglichst viele Gläubige in das Aposto-         des persönlichen Apostolates auch die
 lat hineinzuziehen. Sie schrieb einmal:         Bedürfnisse der ganzen Kirche im Sinn
„Es ist herzzerreißend! Arbeit gibt es in        hatte. So wuchs Edel Quinn von der ein-
 Überfluss, und es sind auch Leute da,           fachen Legionärin zu jener Gesandtin,
 die sie übernehmen wollen, aber es wird         als die wir sie alle kennen, und die auch
 ihnen nicht einmal die Möglichkeit dazu         uns heute zuruft: „
 gegeben.“ Und an anderer Stelle: „Wie              Wir wollen die Legion gründen, alles
 wichtig ist es doch, dass die Bevölke-          Übrige ergibt sich von selbst, die Gottes-
 rung hinfort selbst fähig sein wird, das        mutter wird uns ihre Wünsche zu erken-
Apostolat auszuüben.“ Es ist nur ver-            nen geben. Lassen wir die Gottesmutter
 ständlich, dass so eine Legionärin für          ihr Werk vollbringen. Die Legion wird
 die Ausbreitung in Afrika ausgewählt            ihre Probleme zufriedenstellend lösen.“
12 Spirituelles

  Wiltrud Zecha

  Der Legionär ist
  immer im Dienst
  D    as große Ziel der Legion Mariens
       ist, ihre Mitglieder durch Gebet
  und Apostolat so zu formen, dass sie
                                             wie viel Phantasie Legionäre aposto-
                                             lisch tätig wurden. Besonders durch die
                                             neuen Medien war so Vieles möglich.
  ganz von einem apostolischen Feu-          Manche haben mit betenden Mitglie-
  er durchdrungen sind. Der Legionär         dern die Legionsgebete am Telefon
  brennt dafür, jederzeit und wo immer       gebetet, andere haben einem Mitglied
  er sich aufhält, Zeugnis zu geben für      ohne Computer eine religiöse Schrift
  Gott und dessen übergroße Liebe zu uns     vorgelesen. Einsamen Menschen wurde
  Menschen.                                  durch einen Anruf der Tag erhellt. Viele
     Die Legionäre bekommen in ihrem         religiöse Impulse wurden per Telefon
  Wochentreffen einen Arbeitsauftrag         oder per Post verschickt.
  für ein Apostolat von zwei oder drei          Das vom Pfarrer oder Priester aufge-
  Stunden, den sie mit einem zweiten         tragene Apostolat ist freilich das eigent-
  Legionär ausführen. Aber auch in den       liche und wichtige, das sich in dieser
  vielen Stunden der Woche dazwischen        besonderen Zeit auch besonders kreativ
  ist ein Legionär immer noch und immer      gestalten lässt. Lassen wir uns neue,
  wieder Legionär. Er ist wachsam für        ungewohnte Wege einfallen, jemandem
  Gelegenheiten, die Heiligkeit in seiner    eine Wunderbare Medaille, einen Ro-
  Umgebung zu fördern und das Reich der      senkranz oder ein Büchlein, aber auch
  Sünde zu zerstören. Wie der Sauerteig      ein Lächeln, ein freundliches Hilfsange-
  den Brotteig verändert, so wirkt ein       bot zu schenken. Maria, unsere Mutter
  Jünger Mariens stetig daran, das Reich     und Königin, wird die Welt verändern.
  Christi auszubreiten.                      Helfen wir, ihre Liebe und ihr Wirken
     Durch Gebet und Opfer darf er           bekannt zu machen!
  natürlich bei sich selbst anfangen, das       Was das Handbuch in Kapitel 33/11
  Herz für Gott vorzubereiten. Immer         dazu sagt:
  mehr wird es ihm gelingen, in seiner          Soweit die Vernunft es gebietet, muss
  Umgebung die religiöse Gleichgültigkeit    der Legionär bestrebt sein, den Geist
  zu eifriger Mitgliedschaft in der Kirche   der Legion auf alle Angelegenheiten
  zu heben.                                  seines täglichen Lebens einwirken zu
     Gerade in den letzten Monaten, da es    lassen. Er muss immer wachsam sein
  durch die Pandemie nicht möglich war,      für Gelegenheiten, das Gesamtziel der
  Kontakte von Angesicht zu Angesicht zu     Legion zu fördern, das heißt, das Reich
  suchen, war es interessant zu sehen, mit   der Sünde zu zerstören, dessen Grund
Spirituelles 13

mauern niederzureißen und auf sei-                   seiner Brüder aktiv zu bemühen. Das
nen Ruinen das Banner Christi, des                   heißt eine Karikatur des gläubigen
Königs, aufzupflanzen.                               Katholiken und sogar des Katholizismus
   Diese Liebe muss sich ohne Unter-                 zeichnen. Der ,mittelmäßige’ Katholik ist
schied an unsere Mitmenschen ver-                    nicht der normale Katholik. Man müsste
schwenden – an den einzelnen wie an die              den Begriff des ,guten Katholiken’ oder
Gemeinschaft, nicht als bloßes Gefühl,               des ,praktizierenden Katholiken’ einer
sondern in Gestalt einer Pflicht, eines              strengen Kritik und Revision unterzie-
Dienstes, einer Aufopferung seiner selbst.           hen. Ohne ein Minimum apostolischer
Der Legionär muss eine anziehende Ver-               Betätigung ist man kein Katholik. Und
körperung dieses wahren Christentums                 dieses unerlässliche Minimum, von dem
sein.                                                das Urteil am Jüngsten Tag abhängen
   „In Wirklichkeit erstrebt die Legion              wird, bringt die große Masse unserer
einfach das normale katholische Leben.               sogenannten praktizierenden Katholiken
Wir sagen: das ,normale’, wir sagen nicht:           nicht auf. Da zeigt sich der Ernst unserer
das ,mittelmäßige’ katholische Leben.                Lage. Darin liegt das grundlegende
Heutzutage besteht die Neigung, den als              Missverständnis.”
einen normalen Katholiken anzusehen,
der seine Religion auf sein privates Leben            – (Kardinal Suenens, Theologie des
beschränkt, ohne sich um das Seelenheil              Apostolates der Legion Mariens)

Immer im Dienst sein kann auch heißen einfach nur eine Hand zu halten. FOTO: SABINE VAN ERP |
14 Spirituelles

   Andreas Seidl/Frank Duff

  Die Wurzeln der Legion
  entdecken – Teil 15
  A   ußer unseren lateinischen
      Ausdrücken brachte der Name auch
  das Vexillum mit sich. Man muss das
                                                zu verändern sein würde. Es kam
                                                aber anders: Als das Vexillum für die
                                                Benützung in den Präsidien in großer
  Vexillum sorgfältig betrachten, nicht         Anzahl hergestellt wurde, änderte man
  so sehr, weil es ein wunderschönes            das Oval sowohl an der Vorder- als
  Markenzeichen ist, sondern wegen              auch an der Rückseite so, dass es die
  seiner geistlichen Aussagekraft.              Wunderbare Medaille zeigt.
     Erstaunlicher Weise ist das Vexillum          Das Bild der Tessera, das auf der
  aus historischen, nicht aus theologischen     Gebetskarte die Legion bildlich dar-
  Überlegungen entstanden. Der Name             stellen will, kommt von einem anderen
  Legion führte zu dem römischen                Blickwinkel aus zum selben Ziel. Farbe
  Vexillum als Markenzeichen der                und Pinsel tun sich leichter als Metall,
  Legion Mariens. Aber natürlich musste         die enge Verbindung zwischen dem
  es katholisch gemacht werden. Aus             Heiligen Geist, Maria und den Legionä-
  dem Adler wurde durch eine einfache           ren zum Ausdruck zu bringen. Maria ist
  Anpassung die Taube, aus dem Bild des         dargestellt als die Feuersäule, und der
  Kaisers das der Himmelskönigin, und           Heilige Geist ist das Feuer, das sie erfüllt.
  so fort. Das endgültige Resultat stellt das   In der Kette, die am Rand rund herum
  Selbstverständnis der Legion bildlich         zu sehen ist, stehen die großartigen
  dar: Der Heilige Geist teilt sich durch       Texte, die Marias Rolle verkünden: die
  Maria der Welt mit.                           Frau der Genesis, die Miterlöserin, die
     Das erste Modell dafür ist                 Mittlerin aller Gnaden.
  handgemacht und besteht aus Silber.              So früh hat die Legion begonnen,
  Dieses Original wird heute im                 Maria als Mittlerin zu verehren. Das
  Schaukasten im Büro des Conciliums            Fest war von Rom erst im Juni 1921
  aufbewahrt.                                   gebilligt worden.
     Es ist genau so, wie das Vexillum             Die Legion hat immer erklärt, dass sie
  heute aussieht, mit einer einzigen            keine vorher geplante Organisation ist.
  Ausnahme: das ovale Bild zeigt nicht          Niemand hat sich am Anfang hingesetzt
  die Wunderbare Medaille, sondern eine         und hat zu Papier gebracht, was die
  übliche Darstellung der Unbefleckten          Legion zu sein wünschte. Es gab nicht
  Empfängnis. Man hätte erwarten                im Entferntesten etwas dergleichen.
  können, dass dieses Aussehen zur              Eine der beglückendsten Merkmale
  Tradition werden und nicht leicht             der Legion ist, dass die menschliche
Spirituelles 15

Mitwirkung bei ihrer     Ich habe erwähnt, dass
Gründung so gering         beim ersten Treffen der
war, dass man                     Legion der heilige
annehmen                           Vinzenz von Paul
muss, Gott                         und der heilige
habe sie so                         Patrick angerufen
geformt wie                         wurden. Nun,
sie ist. Das                        so wurde eine
Besondere an                        Zeitlang mit allen
der Geschichte                     diesen Heiligen
der Legion ist,                  herumgebastelt,
dass immer ein              und nach einer Zeit kam
Schritt zum nächsten       auch das Schlussgebet
Schritt führte.            der Legion zu Stande, das
Keinerlei Planung! Die     heute noch gebetet wird.
Planung war praktisch      Es wurde den Mitgliedern
Null, und doch kam        vorgeschlagen und
etwas Vollkommenes       ohne Zögern als geeignet
zustande!                angenommen. Die Catena
   So wurde die Legion   kam ein wenig später
ohne ein Handbuch        dazu. Sie entstand aus dem
und ohne eigene          Gefühl, dass irgendwann
Gebete begonnen. Es      mitten im Treffen ein Gebet
gab keine Catena,        eingeschoben werden sollte.
und als Schlussgebet         Die Gebete der
wurde eine ganze            Legion wurden
Zeit hindurch                kirchlich approbiert
das Schlussgebet              und erhielten das
der Vinzenz von               Imprimatur, bevor
Paul-Gesellschaft             ein anderer Teil des
genommen.                    Programms der Legion
   Natürlich                niedergeschrieben
mussten diese Dinge        wurde. Das ist eine sehr
verbessert werden.       wichtige Tatsache.
16 Spirituelles
Spirituelles 17

Br. Florian Heel Sam FLUM

Liebe
Hilfslegionäre!

Gnade oder die unverzichtbare Stütze

D    er Widerstand und die Feindse-
     ligkeit, die man Jesus Christus
vor allem während seines öffentlichen
                                            entzogen, aber sie hört keinen Augen-
                                            blick auf sich ihrer Kinder auf Erden
                                            anzunehmen. Wenn wir dies bedenken
Wirkens spüren ließ, hat Maria sicher       und beherzigen, dürfen wir den Mut
nicht ungerührt gelassen. Damit war         nicht sinken lassen. Zudem müssen
es aber noch nicht genug, auch in der       wir neu versuchen, das Leben voll und
jungen Kirche wird es Maria bestimmt        ganz zu bejahen und anzunehmen. Der
sehr nahe gegangen sein, wie wir in den     Katechismus lehrt uns das richtige Ver-
Briefen des heiligen Paulus lesen können,   ständnis, was Gnade heißt, so lesen wir
da es Parteiungen und Spaltungen gab        darin: „Die Gnade Christi besteht darin,
bis hinein in die Heilige Messe. So kann    dass uns Gott ungeschuldet sein Leben
man es jedenfalls nachlesen im ersten       schenkt.“ (KKK 1999)
Korintherbrief im elften Kapitel. Aber        Auf Maria vertrauen wir, da sie alle
sie hat keine Gnade verloren gehen las-     Gnaden verteilt, sie bitten wir auch, sie
sen. Jetzt ist Maria unsere himmlische      möge alle unsere Verdienste bewahren,
Mutter, mit Leib und Seele bei Gott in      dass wir sie nicht verlieren. Das wünsche
der Herrlichkeit, über die Engel erhöht     ich Ihnen und uns allen
und den Unbilden des irdischen Lebens
                                                    Ihr Br. Florian Heel Sam FLUHM
18 Spirituelles

   Regina Wagensonner / Friedrich Wessely

  Worte des ersten
  Geistlichen Leiters – Teil 1
  L   iebe Leser der Regina Legionis, wie
      manche von ihnen sicher wissen war
  die treibende Kraft für die Gründung
                                                   Führungsaufgabe der Curia
                                                   Beim ersten Treffen der Curia Wien am
                                                   2. April 1949 sagte er über die Sendung
  der Legion Mariens in Österreich der
                                                   der Legion Mariens, in dem er auf die
  erste geistliche Leiter des Senatus Prof.
                                                   Namen der ersten drei Präsidien in Ös-
  Friedrich Wessely. Anlässlich seines
                                                   terreich „Königin des Weltalls“, „Mutter
  Todestages, der sich heuer am 6.12. zum
                                                   der göttlichen Gnade“ und „Mittlerin
  50. Mal jährt, haben wir einen Blick
                                                   aller Gnaden“ bezugnahm, das hier
  ins Archiv unternommen und einige
                                                   die Führungsaufgabe der Curia schon
  Perlen gefunden, die wir ihnen nicht
                                                   angedeutet sei:
  vorenthalten möchten. Dieses Mal blicken
                                                     „Der Titel „Königin des Weltalls
  wir in die Allocutiones des ersten Jahres
                                                   erinnert an die der Legion gestellte
  des Bestandes der Curia Wien.
                                                   Aufgabe die Welt für Maria zu erobern.
                                                   Die Bezeichnung „Mutter der göttlichen
                                                   Gnade“ oder wie die alten Theologen sie
                                                   nannten „Mutter der ungeschaffenen
                                                   Gnade“ erinnert uns daran, dass
                                                   diese Gnade eben Gott selbst ist, der
                                                   mit jeder Seiner Gnaden eigentlich
                                                   sich selbst uns schenken will, in uns
                                                   ruhen will, so wie er in Maria, dem
                                                   Tabernaculum Altissimi, dem Zelt
                                                   des Allerhöchsten, geruht hat. Sein
                                                   Ruhen besteht in Seiner Tätigkeit,
                                                   das heißt er ruht dort, wo Seiner
                                                   Tätigkeit sich keinerlei Hindernisse
                                                   entgegenstellen, so wie es tatsächlich
                                                   bei der Mutter Gottes der Fall war, die
                                                   in Allem und Jedem, in jedem ihrer
                                                   Akte und Lebensäußerungen ganz
                                                   sich Ihm unterstellt hatte und damit
  Die Königin des Weltalls ist Namensgeberin des   Seiner Tätigkeit nicht nur in sich selbst
  ersten Präsidiums in Österreich FOTO: SCHMAUZ    sondern durch sie der ganzen Welt
Spirituelles 19

 gegenüber freien ungehinderten Lauf         Harmonie und Einheit
 ließ. So ist sich zur Mittlerin aller
                                            „Ebenso wie in der Mutter Gottes eine
 Gnaden geworden. Ebenso soll es die
                                             wunderbare Harmonie der Seelenkräfte,
Aufgabe der Legion sein, alles Maria zu
                                             bewirkt durch die Lenkung des Heili-
 unterwerfen und in dieser Unterwerfung
                                             gen Geistes auffällt, muss eine ähnliche
 selbst Zelt und Wohnung Gottes zu
                                             Harmonie auch in der Legion als dem
 werden, in der Er ruht, um dadurch
                                            Werkzeug bzw. ihrer Wirksamkeit hier
 Gottes Auswirkung in ihr Raum zu
                                             auf Erden sichtbar sein. Was bringt
 geben, selbst Kanal und Mittler Seiner
                                             aber diese Harmonie hervor? Sicherlich
 Gnade den übrigen Menschen gegenüber
                                             eine ganz bestimmte Zielrichtung die
 zu werden.“
                                             allen ihren Mitgliedern gemeinsam
                                             sein muss. Vor allem ist es Aufgabe des
 Werk des Geistes                            Hauptes des jeweiligen Legionszweiges,
                                             in unserem Fall der Curia, dieses Ziel
„Die Legion hat als ein Werk der Braut
                                             klar vor Augen zu haben und es allen
 des Heiligen Geistes diese Einheit beson-
                                             Gliedern zu weisen. Dieses Ziel ist nicht
 ders notwendig. Aufgabe der Curia als
                                             nur für die äußere Ausbreitung der
 des den Präsidien übergeordneten Rates
                                             Legion wesentlich notwendig, sondern
 ist es, über diese Einheit zu wachen und
                                             auch die zunehmende Verinnerlichung.
 sie immer vollkommener werden zu
                                             Nicht nur die Amtsträger sondern alle
 lassen, um sie wirklich zu einem geeig-
                                             Mitglieder müssen dieses Ziel anstreben.
 neten Werkzeug dieses Heiligen Geistes
                                             Dies verlangt von ihnen Demut. Denn
 zu machen. Als solches hat sie Großes zu
                                             die zur Erreichung dieses Zieles von
 tun, das sie nur dann vollbringen kann,
                                             ihnen zu machenden Vorschläge wer-
 wenn sie alle Hindernisse für das Wir-
                                             den nicht immer verwirklicht werden
 ken des Heiligen Geistes in ihr beseitigt.
                                             können. Ebenso notwendig ist es im
 Solche Hindernisse, die dem Wirken des
                                             Streben zur Erreichung des Zieles nicht
 Heiligen Geistes entgegenstehen sind vor
                                             über die eigene Kraft hinauszugehen,
 allem Furchtsamkeit, Ängstlichkeit und
                                             sondern sich mit dem jeweils Möglichen
 alle Zweifel am Erfolg. Sie darf sich aus
                                             zu bescheiden und auf die Gnade Gottes
 solchen Rücksichten keine zu geringen
                                             zu vertrauen. Weder unguter Ehrgeiz
 Ziele stecken, auch dann nicht, wenn die
                                             noch bequeme Gemächlichkeit sind am
 Erreichung der ganz großen Ziele noch
                                             Platz. Weiter ist erforderlich wechsel-
 so viele Schwierigkeiten zu verhindern
                                             seitiges Vertrauen in den guten Willen
 scheinen, sondern dort, wo ihr scheinbar
                                             des Anderen und eine Einfühlung in ihn
Wege versperrt sind, muss sie beharr-
                                             beim Beraten, die eine gute Aufnahme
 lich nach neuen Wegen suchen. Immer
                                             und das Eingehen auf diese Ratschläge
 wieder wird es sogenannte „tote Punkte“
                                             mögliche machen. Vor allem aber eine
 geben, die aber im Vertrauen auf die
                                             ständig gleichbleibende Unterwerfung
 Hilfe der Gottesmutter überwunden
                                             unter die Braut des Heiligen Geistes.“
 werden müssen!“
20 Spirituelles

   Ordnung und Eingliederung                  mystischen Leibes und als solches in
                                              einer Geistesverwandtschaft mit allen
  „Immer wieder wird die Legion mit
                                              übrigen Gliedern. Die individuellen
   den ersten Christengemeinden vergli-
                                              Unterschiede, die ebenso auch damals
   chen. Wenn wir uns überlegen, was das
                                              bestanden, fielen dagegen nicht in die
   Charakteristische dieser ersten Chris-
                                              Waagschale. Daraus folgte, dass jeder
   tengemeinden war, müssen wir sagen, es
                                              umso mehr Anteil am Leben Jesu nahm
   waren Gemeinschaften voll des Heiligen
                                              und damit am Bewusstsein des Gesendet
                                              seins. Es ist die Einheit der Apostel, die,
                                              obwohl weit zerstreut, weiterbestand
                                              und jeden beglückt sein ließ über die
                                              Erfolge des anderen. So soll es auch
                                              in der Legion sein. Niemand darf das
                                              Gefühl haben kalt gestellt oder in
                                              seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten
                                              gehindert zu sein. Für jeden kommt die
                                              Stunde, da er mit besonderen Aufgaben
                                              betraut werden wird. Und er selbst
                                              soll sich nicht scheuen Absichten in
                                              dieser Richtung zu äußern. Auch für
                                              die Legionäre soll charakteristisch sein:
                                              der Geist der Ordnung, der Geist der
                                              geistigen Verwandtschaft und der Geist
                                              der Sendung.“
   Professor Friedrich Wessely FOTO: ARCHIV
                                            Werk Marias
   Geistes, und als solche zeichnete sie
   zunächst Ordnung aus. Denn Gott ist     „Auch die Legion, das Werk Marias,
   ein Geist der Ordnung. Das heißt diese   nimmt darum an dieser Verborgenheit
   Ordnung bestand in einer ganz selbst-    teil. Ihr Entstehen verdankt dieses Werk
   verständlichen Unterordnung unter die    in ähnlicher Weise einem Zwiegespräch
   Führung. Aber diese Unterordnung wur- zwischen Gott und einigen Menschen.
   de niemals als drückend empfunden, ja    Erinnern wir uns, was darüber im
   sie trat äußerlich kaum in Erscheinung.  Handbuch steht. Dass da einige Men-
   Sie bestand vielmehr in dem Gefühl der   schen überlegten, was sie tun könnten,
   Mitverantwortlichkeit für den Sieg des   dass Gott wieder mehr geliebt werde.
   Reiches Christi und ging Hand in Hand   Wir wissen, wo auch nur zwei Menschen
   mit dem Gefühl der Freiheit.             im gleichen Geist eine solche Frage über-
      Ein anderes Kennzeichen war, dass     legen, da ist Gott mitten unter ihnen
   jeder Einzelne insbesondere eine         und nimmt an ihrem Gespräch teil. Der
   enge Verbindung zu Jesus Christus        Heilige Geist gibt diesen Menschen ihre
   hatte. Er fühlte sich als ein Glied des  Entschlüsse ein. Und so soll es immer
Spirituelles 21

sein. Wenn die Curia zusammenkommt,       Anstrengungen die Aufgabe der Seelen-
soll jeder nur den Willen Gottes suchen,   rettung für Christus in unserem Land
nicht seine eigenen Gedanken durchset-     durchgeführt werden soll. Angesichts
zen versuchen. Was jeder tut, hat er im    der Tatsache mag uns eine gewisse Ban-
Auftrag der Mutter Gottes zu tun. Auch     gigkeit beschleichen. Allein es ist kein
hier spielt sich alles im Verborgenen ab   Grund zum Erschrecken! Denn diese
des Zieles wegen, der Umwandlung und       Umwandlung der Herzen ist bereits in
Gewinnung der Herzen für Gott. Dieses      vollem Gang. Sie ist mit großen Kämp-
Ziel ist dem Menschen nicht zugänglich,    fen verbunden und wir stehen mitten in
es ist ein Werk der Gnade, die ihre eige-  diesem Kampf. Jeder von uns macht ihn
nen ungewöhnlichen Methoden hat.“          durch. Das aber ist ein gutes Zeichen,
                                           weil es zeigt, dass diese Umwandlung
                                           sich in seinem Inneren anmeldet. Aber
 Streben nach Excelenz
                                           es heißt achtgeben, denn von uns hängt
„Es muss unser ständiges Bestreben und     es ab, wie wir diesen Kampf durchste-
 unser Wunsch sein, dass die Curia eine    hen. Da mag uns ein Wort des hl. Paulus
 gute werde, und dass ist dann der Fall,   ein helfender Fingerzeig sein, der im
 wenn in ihr und durch sie die Absichten   Brief an die Thessalonicher einmal sagt:
 der Mutter Gottes verwirklicht wer-      „Der Geist löscht nichts aus!“ Die Last
 den. Die Curia muss ein Werkzeug des      die auf jedem Einzelnen von uns liegt,
 Heiligen Geistes werden und dieses wird ist nicht gering, die Legion fordert viel.
 dann erreicht, wenn Christus in den       Dazu kommen die Pflichten gegen die
 Seelen geboren wird. Das ist keine from- Familie, die Berufspflicht und manches
 me Redensart sondern eine Wirklichkeit, andere, was nicht abgeschüttelt werden
 die in der Umwandlung der Herzen          kann. So braucht die Seele eine Stätte der
 sichtbar wird. Wir bemerken das bei       Ruhe, an der sie sich wieder entspannen
 allen großen Gemeinschaften, wie z.B.     und neue Kraft sammeln kann. Diese
 den Orden, denen Gott eine besondere      Stätte der Ruhe findet sie nur in Gott, im
 große Aufgabe zugewiesen hat. Gott        Glauben an das Geliebt sein von Ihm, in
 bereitet die Mitglieder solcher großer    der sie sich immer wieder ganz versen-
 Gemeinschaften bei ihrem Entstehen vor. gen und zu weiteren Opfern die Kraft
Alle diese ersten Mitglieder sind Men-     holen muss. Die Sorge für die eigene
 schen mit außerordentlicher Gottesliebe   Seele erfordert die Möglichkeit sich von
 und einer besonderen Opferbereitschaft    Zeit zu Zeit wieder zurückzuziehen und
 gewesen. Auch für die Curia und deren     zu sammeln, auch wenn die Geschäfte
 Mitglieder gilt dasselbe, wenn ihre       unaufschiebbar scheinen. Diese Flucht
Aufgabe erfüllt werden soll. Hier hat      in die Einsamkeit und Stille ist alles
 Mittelmäßigkeit keinen Platz. Entwe-      eher als Egoismus, sondern notwendig
 der wird die Curia etwas ganz Großes      um den Geist lebendig und wirksam zu
 oder sie wird gar nichts. Denn wie kann   erhalten.“
 man sich vorstellen, dass durch mittel-
 mäßige Menschen oder mittelmäßige
22 Legionsleben

  Regina Wagensonner

  100 neue Präsidien
  Neues aus Tirol und Wien
  Maria, Hilfe der Christen –               Maria, Mutter der Barmherzigkeit –
  Kramsach                                  Großmugl
  Seit die Brüder FLUHM nach Kramsach       Im Februar 2018 begannen hier Legio-
  gezogen sind, hatte Br. Florian Heel      näre aus Maria Roggendorf mit der Aus-
  den Wunsch, dort ein Präsidium zu         breitung. Pfarrer Brandtner war gerne
  gründen. Er war schon im Wienerwald,      bereit die geistliche Leitung zu überneh-
  wo er vorher wirkte, Geistlicher Leiter   men. Gestartet wurde mit einem sieben
  gewesen. Mit Hilfe von Legionären aus     Wochen dauerndem Glaubensseminar,
  Ostösterreich wurden im Mai 2018 die      aus dem danach eine Patrizierrunde
  Menschen in Kramsach besucht, um          wurde, parallel gab es immer Präsidi-
  sie zu einem Info-Treffen einzuladen.     umstreffen, die von den Ausbreitern
  Nach diesem wurde das erste               getragen wurden. Seit 5. November 2018
  Präsidiumstreffen angesetzt und zwei      ist das Präsidium dem Comitium Holla-
  Anwärter kamen. Seitdem trifft sich das   brunn angeschlossen.
  Präsidium jede Woche im Widum von            Zu den Arbeiten gehört das Weitertra-
  Marienthal/Kramsach. Im September         gen der Wandermuttergottes von Tür zu
  wurden die ersten Versprechen             Tür. Dabei wird den Menschen die Be-
  abgelegt. Zu diesem Zeitpunkt hatte       deutung der Beherbergung der Mutter-
  das Präsidium auch schon über 30          gottes erklärt und wo es möglich ist wird
  Hilfslegionäre. Angeschlossen ist das     auch gebetet. Immer wieder ergeben
  Präsidium, obwohl es in der Erzdiözese    sich beim Suchen der Nächsten Herber-
  Salzburg liegt, dem Comitium              ge gute Gespräche mit Fernstehenden.
  Innsbruck.                                Weiters wird die Patrizierrunde geführt,
     Die Legionäre suchen immer wieder      zu dieser kommen immer wieder neue
  nach neuen Arbeiten. Meist werden         Leute aus dem Ort, die sich auch rege an
  Hilfslegionäre besucht oder Besuche im    den Gesprächen beteiligen. Auf Wunsch
  Altenheim gemacht. Es wird auch immer     des Pfarrers wird dieser bei Geburtstags-
  wieder Kontakt mit den Priestern in der   gratulationen begleitet, oder diese für
  Nachbarschaft gesucht um die Legion       ihn übernommen, so haben die Legi-
  bekannt zu machen und Möglichkeiten       onäre immer gute Möglichkeiten die
  zur Ausbreitung zu erschließen.           Menschen in der Pfarre kennenzulernen.
Legionsleben 23

Maria, Mutter aller Gnaden –
                                            Zuerst kam niemand zum Treffen, die
Wien Weinhaus (18. Bezirk)
                                            drei Legionäre, die die Ausbreitung
Im Herbst 2018 begannen sich Legi-          tragen wollten hielten aber tapfer durch,
onäre der Curia Ancilla Domini um           luden ein und hielten jede Woche das
die Errichtung eines Präsidiums in der      Treffen. Doch die Treue wurde belohnt
Pfarre Weinhaus zu bemühen. Eine            und es kamen Legionäre dazu.
Legionärin wohnt im Pfarrgebiet und so         Das Präsidium besteht aus Öster-
war es klar bei den Lazaristen, welche      reichern, Slowaken und Polen, so wird
die Pfarre betreuen vorzusprechen ob        auch der Rosenkranz manchmal in den
nicht ein Präsidium möglich wäre. Nach      verschiedenen Sprachen der Legionäre
einem Gespräch mit dem Pfarrer war          gebetet. Die Arbeiten der Legionäre
die Erlaubnis gegeben und es konnte         umfassen verschiedene Tätigkeiten in
nach dem wöchentlichen Rosenkranz in        der Pfarre, Tür-zu-Tür-Besuche und
der Kirche die Legion vorgestellt werden.   Straßenapostolat.
24 Legionsleben

  Erzbischof Thomas Gullickson

 „Acies ordinata“ ein zur
 Schlacht geordnetes Heer
  Ansprache des apostolischen Nuntius        Berufungspastoral als ich es war bei der
  in der Schweiz anlässlich der Aciesfeier   Erfüllung meines Auftrages.
  des Comitiums Zürich 2019                     Jahre später lernte ich in Wien eine
                                             Familie kennen, deren jüngster Sohn
  G    elobt sei Jesus Christus!
          Mit Erstaunen habe ich festge-
  stellt, dass die Legion Mariae eine für
                                             Priester beim Opus Dei war. Er war sehr
                                             stolz auf seine Eltern, die sehr engagiert
                                             waren in der Legio Mariae. Bezüglich
  kirchliche Verhältnisse recht junge
                                             des regelmäßigen Apostolats von Mutti
  Bewegung ist. Seit ihrer Gründung im
                                             und Vati vertraute der junge Priester
  Jahre 1921 sind noch keine 100 Jahre
                                             mir an, dass er sehr besorgt war wegen
  vergangen. Ungeachtet ihres jungen
                                             des Eifers seiner Eltern im Einsatz für
  Alters zeigt sich ihre große Bedeutung
  darin, dass sie Laien der heutigen Zeit
  in der ganzen Welt dazu anleitet, unsere
  Taufversprechen inmitten der Welt
  zusammen mit der Gottesmutter Maria
  zu leben.
     Ich erinnere mich an meine erste
  Teilnahme an einem Treffen der Legio
  Mariae. Es war irgendwo in Minnesota
  etwa um das Jahr 1970 – ich war also
  etwa 20 Jahre alt. Von unserem Seminar
  wurden wir zu zweit zu dieser Gruppe
  der Legio gesandt, um über geistliche
  Berufungen zu sprechen. Die Idee
  war die, uns dem Gebet der Legio zu
  empfehlen. Ich hatte natürlich schon
  vorher von der Legio gehört, aber ich
  hatte vor jenem Abend nie persönlichen
  Kontakt gehabt. An diesem Abend also
  bin ich ins Seminar zurückgekehrt
  mit dem Handbuch der Legio und mit
  anderen Unterlagen. Die Mitglieder
  der Legio Mariae waren an diesem
  Abend vielleicht erfolgreicher mit ihrer   Die Legion ist ein Heer in Schlachtordnung
                                             FOTO: ARCHIV
Legionsleben 25

die Prostituierten rund um den Wie-         Demut nachzufolgen. So sagt der Hei-
ner Westbahnhof. Der Priester war fest      lige zu Beginn des von ihm verfassten
davon überzeugt, dass seine Eltern mehr     Weihegebetes:
Eifer für das Heil der Seelen hatten als      „Doch wie undenkbar und treulos
er selbst. Dieser Eifer entstammte ihrer    bin ich gewesen! Was ich so heilig Dir
marianischen Liebe zu Christus.             versprochen und gelobt bei meiner Taufe,
  Als junger Mann war mir nicht             habe ich nicht gehalten, was meine
ganz klar, wie das Stichwort „Acies“        Pflicht war, habe ich nicht erfüllt. Ich
(„Schlachtlinie“) im Sinne der kirchli-     bin nicht länger wert, Dein Kind zu hei-
chen Lehre zu verstehen war. Ich kannte     ßen, ja nicht einmal Dein Knecht. Nichts
zwar das Gebet zum Erzengel Michael,        ist an mir was Dein Abscheu nicht
aber die Idee einer hier auf Erden strei-   verdient und Deinen Zorn. Darum wage
tenden und kämpfenden Kirche hatte für      ich nicht länger, mich Deiner Heiligsten
meinen Glauben keine große Bedeutung.       und erhabenen Majestät allein zu nahen.
Die Begegnungen mit der Legio halfen        So flieh‘ ich denn zu Deiner heiligsten
mir, dieses Konzept von der Kirche          Mutter; sie möge für mich bitten. Du
besser zu verstehen. Hier wurde mir das     schenktest sie mir ja als Mittlerin bei
Bild vertraut von der Jungfrau Ma-          Dir. Durch sie hoffe ich, die wahre Reue
ria, welche die Truppen in den Kampf        und die Verzeihung meiner Sünden
gegen den Teufel führt. Die Spiritualität   zu erlangen, durch sie die Weisheit zu
der Legio Mariae bietet mir und uns         erwerben und zu bewahren.“
allen eine sehr aktuelle Korrektur des         Um es mit dem Gleichnis Jesu im
Kirchenbildes. Die Kirche muss sich         heutigen Evangelium zu sagen: Die
heute besonders an der Schlachtlinie        Spiritualität der Legio bietet ein wahres
orientieren. Es geht darum an der Seite     Gegenmittel gegen die pharisäische
Marias für den Sieg Christi über den        Selbstinszenierung gewisser Personen
Bösen zu kämpfen. Es geht um einen          und Instanzen in der Kirche unserer
Alles-oder-nichts-Ansatz.                   Zeit. Wir sind und müssen wie der
   Es war immer eine der Stärken der        Zöllner im Gleichnis notwendigerweise
Legio, dass sie mit verständlichen Wor-     demütig sein: d.h. einfaches Fußvolk,
ten den einfachen Gläubigen die große       welches sich selbst als unwürdig aber
Botschaft der vollkommenen Hingabe          dennoch der Liebe Gottes bedürftig
an Maria, wie sie der hl. Louis-Marie       erkennt und bekennt. Wir sind Soldaten
Grignion de Montfort (31.01.1673 –          oder wir sind gar nichts.
28.04.1716) verkündet hat, nahebringen        „Der Zöllner blieb ganz hinten stehen
konnte. Heute, gleich vor der Gaben-        und wagte nicht einmal, seine Augen
bereitung der Messe, vollziehen wir die     zum Himmel zu erheben, sondern
Erneuerung der Marien-Weihe.                schlug sich an die Brust und betete: Gott,
   Die Spiritualität der Legio entspricht   sei mir armen Sünder gnädig! Ich sage
ganz derjenigen des hl. Louis-Marie,        euch: Dieser kehrte als Gerechter nach
welcher sich mit ganzer Kraft darum         Hause zurück, der Andere nicht. Denn
bemühte, Maria in der Tugend der            wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt,
26 Legionsleben

  wer sich aber selbst erniedrigt, wird
  erhöht werden.“ (Lk, 18,13-14)
     Allzu oft lassen sich auch sanftmütige
  und von Herzen demütige Menschen
  von der Übermacht der Pharisäer beein­
  drucken. Gegen Hochmut zu steuern,
  ist uns ja zuwider. Aber Hochmut ist zu
  bekämpfen. Wir sind keine Pharisäer,
  die lieber selber befehlen wollen, als           Erzbischof Thomas Gullickson
  sich an die Seite Marias zu stellen im           FOTO: PULLING | KATHPRESS

  Kampf gegen den Teufel! Danken wir
  Gott da­f ür, dass die Mitglieder der Legio gibt er uns das Leben zurück, am dritten
  Mariae besser verstehen, was die Natur      Tag richtet er uns wieder auf, und wir
  der Kirche hier auf Erden ist, d.h. dass es leben vor seinem Angesicht.“
  darum geht, als geordnetes Heer – hinter       Ich glaube, dass gerade dieser Geist
  und an der Seite Marias – in die Schlacht der Legio Mariae der Kirche von heute
  zu ziehen.                                  oftmals fehlt. Im Leben von vielen
    „Da sagte Maria: Ich bin die Magd des     Katholiken fehlen der Eifer und die
  Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt       Leidenschaft Marias. Die Legio Mariae
  hast.“ (Lk 1,38)                            hilft uns, unsere Sendung in dieser Welt
     Die Mutter Gottes lebte vollkommen       besser zu verstehen. Es ist wirklich not-
  gemäß der Ordnung und den Geboten           wendig unser christliches Leben mit den
  Gottes. Sie ist das Modell eines christli-  Begriffen einer Schlacht zu verstehen. Es
  chen Lebens schlechthin. In ihr können      ist eine Illusion, zu glauben, dass wir mit
  wir sehen, wie unser Leben sein sollte.     dem Teufel oder mit allem, was uns von
  Sie liefert uns so auch ein Programm für    Christus weg führt, d.h. mit dem Zeit-
  unsere Umkehr in dieser vorösterlichen      geist, Frieden schließen oder uns auch
  Bußzeit. In diesem Sinne habe ich immer nur eine Atempause gönnen könnten.
  den besonderen Geist der Legio Mariae       Es ist der Wille des Herrn, dass wir ihm
  bewundert. Ich glaube, dass das Bild des    gegenüber nicht anderes sind als Maria:
  treuen Soldaten, der in der Schlacht vor- „Ich bin die Magd des Herrn, mir gesche-
  anschreitet uns hilft, die Bereitschaft Ma- he wie du es gesagt hast.“ (Lk 1,38)
  rias zu verstehen. Wenn wir sie nachah-        Bitten wir den guten Gott durch die
  men, werden wir verstehen, von welcher      Fürbitte der Jungfrau und Gottesmutter
  Art unser Gehorsam sein soll, sodass er     Maria um die notwendige Gnade, unsere
  der tiefen Liebe entspricht, die uns hilft, Herzen zu verwandeln, damit wir sanft-
  mit Eifer dem Herrn nachzufolgen.           mütig und von Herzen demütig wie der
     So ruft die Kirche uns in der Fasten-    Zöllner im Evangelium werden. So soll es
  zeit zu: „Kommt, wir kehren zum Herrn       sein in der ganzen Kirche und besonders
  zurück! Denn er hat Wunden gerissen, er auch in der Schweiz.
  wird uns auch heilen: er hat verwundet,
  er wird auch verbinden. Nach zwei Tagen        Gelobt sei Jesus Christus!
Legionsleben 27

Ingrid Österreicher

Ein Erlebnisbericht
aus unserer Legionsarbeit

E   s war bei einem Legionstreffen
    Montagabends im Dezember 2019,
als wir meinten, wir könnten unseren
                                            kann. Wir brachten ihm Neuigkeiten
                                            aus unserem Präsidium und die letzten
                                            Pfarrnachrichten, denn er ist immer
ehemaligen Geistlichen Leiter Pater         sehr interessiert. Wir plauderten, Pater
Andreas Mohr wieder einmal besuchen.        Andreas und Pater Josef tauschten sich
So bekamen zwei Legionärinnen von           auch aus. Dann packte Silvia noch ihre
unserer Präsidentin den Auftrag in das      Gitarre aus und wir sangen gemeinsam
Pflegeheim zu fahren, wo er jetzt wohnt.    ein weihnachtliches Lied. Es war wun-
Die beiden Legionärinnen beschlossen,       derschön und sehr berührend, besonders
gleich am darauffolgenden Tag nach          als wir noch einen Teil vom Rosenkranz
der Frühmesse und anschließendem            beteten und den Segen erhielten! Dann
Rosenkranz gemeinsam zu fahren. Um
acht Uhr waren wir in der Kirche, und
mit unserem Hr. Pfarrer zelebrierte
an diesem Morgen auch der chinesi-
sche Kaplan die hl. Messe. Wir luden
Kaplan Josef ein auch mitzukommen,
denn Pater Andreas war viele Jahre in
Taiwan und die beiden kennen einander
ein wenig und so könnten sie Erinne-
rungen austauschen. Inzwischen hatte
Silvia noch die Wander-Muttergottes,
die gerade bei einer anderen Legionä-
rin stationiert war, organisiert, und so
waren wir in himmlischer Begleitung!
Da wir nicht angemeldet waren, wuss-
ten wir nicht, was uns erwartet. Aber
alles lief gut und eine Schwester brach-    FOTO: ÖSTERREICHER

te gerade Pater Andreas mit seinem
Rollator ins Zimmer. Er freute sich sehr,   war schon Zeit zum Mittagessen und wir
uns zu sehen. Ganz besonders freute er      begleiteten Pater Andreas in den Auf-
sich über die Muttergottes, die wir mit     enthaltsraum. Fröhlich und durch den
ihm begrüßen konnten und die nun            Besuch selbst im Herzen reich beschenkt
einige Zeit in seinem Zimmer bleiben        fuhren wir wieder zurück.
28 Splitter

  Schwere Verletzung
  dank Edel überwunden

               FOTO: ARCHIV

  M     ein erstes Interesse an Edel entwi-
        ckelte sich vor vielen Jahren, als
  mein lieber Bruder Tuberkulose hatte.
                                              und morgens das kleine Gebet auf der
                                              Rückseite Ihres Flugblatts betete.
                                                 Ich habe meine Fahrprüfung bestan-
  In den letzten 14 Jahren war ich immer      den und es war der glücklichste Tag
  mehr von ihrem Leben auf dieser Erde        meines Lebens. Ich wusste, dass sie mich
  beeindruckt, so sehr, dass ich mich         den ganzen Weg begleitet hat und auch
  nach einem schweren Unfall und vielen       jetzt führt, wenn ich alleine unterwegs
  Operationen entschied, das Autofahren       bin. Ich bete zu ihr um ein weiteres
  zu lernen und alles was ich in Bezug auf    Wunder und hoffe, dass ich Ihnen in
  mein Fahren tue in die Obhut von Edel       Zukunft alles darüber erzählen kann.
  Quinn zu geben.                                (Aus einem späteren Bericht: Mein
    Als es an der Zeit war für meine Fahr-    Allgemeinzustand ist jetzt sehr gut und
  prüfung (März 1992), war ich überzeugt,     alles läuft hervorragend. Alles dank
  dass ich niemals bestehen konnte, und       Edel.)
  versuchte mich vor der Prüfung zu drü-
  cken, obwohl ich die ganze Zeit abends        – Brigid Kelly (Artane, Dublin)
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