Züchtung für den Biolandbau - Liveseed
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Züchtung Das Wissen ist da, aber an der Finanzierung hapert es An die Bedingungen des Betriebs angepasste Sorten und Rassen sind die Grundlage des Biolandbaus. Bei den Pflanzen gibt es zwar Biosorten, aber nicht für jede Art. Bei den Tieren steht die Biozucht erst am Anfang. «Bio von Anfang an» ist einer der Grundgedanken des biologischen Landbaus. Die Biopflanzenzüchter in der Schweiz Richtlinien von Bio Suisse schreiben daher vor: «Die zur Herstellung von Knospe- Produkten verwendeten Pflanzensorten stammen vorzugsweise aus biologischer Weizen, Dinkel, Emmer, Triticale, Erbsen, Pflanzenzüchtung.» Sorten aus biologischen Pflanzenzüchtungsprogrammen gibt Mais es aber noch nicht bei allen Kulturen. «Es bräuchte bei allen Kulturen biologisch www.gzpk.ch gezüchtete Sorten», sagt Monika Messmer, Leiterin der Gruppe Pflanzenzüchtung beim FiBL. «Biobetriebe benötigen Sorten, die Nährstoffe effizient nutzen, das Un- Gemüse kraut unterdrücken und krankheitstolerant sind.» www.sativa-rheinau.ch Wird von Biozucht gesprochen, ist meistens die Pflanzenzucht gemeint. Doch www.zollinger.bio auch in der Tierzucht sei eine Ausrichtung auf Bedürfnisse des Biolandbaus nötig, Apfel sagt Anet Spengler, Leiterin der Gruppe Tierzucht beim FiBL. «Das Bewusstsein www.pomaculta.org dazu entsteht langsam.» In den Richtlinien von Bio Suisse sind die Anforderungen an die Biotierzucht vage formuliert: «Es sollen Tiere gezüchtet werden, die inner- Pfirsich halb der ökologischen Grenzen den unterschiedlichen Bedürfnissen und Bedingun- www.realisation-schmid.ch gen auf den Biobetrieben angepasst sind. Anzustreben ist eine hohe Lebensleistung der Tiere.» Weizen, Soja, Futterpflanzen, Reben, Äpfel, Birnen, Aprikosen, Medizinal- und Finanzierung auf wackligen Beinen Aromapflanzen Bei den Pflanzen ist die Züchtung professionalisiert und in den Händen von Züch- www.agroscope.ch Themen Acker- tungsunternehmen. In der Schweiz züchten aktuell fünf nicht-öffentliche Organisa- bau Pflanzenzüchtung und genetische tionen Biosorten: Die Getreidezüchtung Peter Kunz (GZPK) hat ihren Schwerpunkt Ressourcen bei den Ackerkulturen, Sativa Rheinau AG und Zollinger Bio GmbH beim Gemüse. Poma Culta und Realisation Schmid züchten Bioobstsorten. Bilder Seite 6–9: Bio Suisse, FiBL, Marion Nitsch 7 B I OA K T U E L L 8|2018
Züchtung erste Biosorte auf den Markt gebracht, das italienische Raygras Rabiosa. Bei den anderen Kulturen erfolgt je nach Kultur ein kleinerer oder grösserer Teil der Zuchtar- beit unter Biobedingungen, der Hauptteil findet jedoch un- Diese ter Extensobedingungen statt. Die Züchter legen dabei einen Züchtungsorgani- Schwerpunkt auf eine gute Krankheitsresistenz gegen die in sationen müssten mit den Lizenzeinnahmen aus dem Ver- der Schweiz vorkommenden Krankheiten. «Die Sorten von kauf des Saatguts beziehungsweise Pflanzguts die Züchtungs- Agroscope sind deshalb auch im Biolandbau geschätzt», sagt arbeit für neue Sorten finanzieren. Weil die verkaufte Menge Michael Winzeler, Leiter Forschungsbereich Pflanzenzüch- allerdings klein ist, reichen diese Einnahmen nicht, um die tung bei Agroscope. gesamte Züchtungsarbeit zu finanzieren. «Mit den Lizenzein- nahmen decken wir rund einen Siebtel unserer Ausgaben. Wir Biosorten im Härtetest sind deshalb auf zusätzliche Finanzierung angewiesen», sagt Mit dem Züchten einer neuen Sorte alleine ist es jedoch noch Michael Locher, Weizenzüchter bei der GZPK. Die Zukunfts- nicht getan: Eine in der Schweiz gezüchtete Sorte muss eine stiftung Landwirtschaft, der Coop Fonds für Nachhaltigkeit, Prüfung bestehen, um als Sorte anerkannt zu werden und Bio Suisse sowie weitere Spender sind deshalb wichtige Fi- damit marktfähig zu sein. Bei dieser von Agroscope durchge- nanzierungspartner für die GZPK und ermöglichen, Biosorten führten Sortenprüfung muss sich die neue Sorte im Feld ge- für Weizen, Dinkel, Emmer, Erbsen und, in kleinerem Umfang, gen bestehende Sorten beweisen. Vor einigen Jahren gab es Triticale und Mais zu züchten. «Diese Gelder werden oft nur für Weizen eine eigene Sortenprüfung unter Biobedingungen. für wenige Jahre gesprochen und nicht für die gesamte Dau- «Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass die Bioweizen- er des Züchtungsprogrammes», erklärt Michael Locher. Dies sorten in dieser Biosortenprüfung ähnlich abschnitten wie erschwere die langfristige Planung der Züchtungsprogramme. unter Extenso-Bedingungen», sagt Michael Winzeler. Aus die- sem Grund sei diese separate Biosortenprüfung für die Zulas- Agroscope züchtet mit Schwerpunkt auf Extenso sung als Sorte wieder fallengelassen worden, zumal das Füh- Private Finanzierungsquellen sind wichtig für die Schweizer ren von zwei Prüfungen sehr aufwendig und kostenintensiv Pflanzenzucht – nicht nur für die biologischen Züchtungs- sei. Die Sortenprüfung wird nun an neun Extenso- und einem programme. Gemäss Bundesamt für Landwirtschaft werden Biostandort durchgeführt. in der Schweiz jährlich etwa 10 Millionen Franken für die Pflanzenzüchtung aufgewendet. Davon sind rund 4 Millionen Weizen: Sortenvergleich für den Biolandbau Bundesgelder, sie fliessen in die Züchtungsprogramme von Um aus der grossen Anzahl von Brotweizensorten die für den Agroscope. Damit entwickelt die Forschungsanstalt Sorten Schweizer Biolandbau geeignetsten herauszukristallisieren, für Brotweizen, Soja, Futterpflanzen, Äpfel, Birnen, Apriko- haben Agroscope und das FiBL bereits vor Jahren ein grosses, sen, Reben sowie Medizinal- und Aromapflanzen. Letztere mehrjähriges Versuchsnetz für Bioweizen angelegt. Die Sor- werden vollständig unter Biobedingungen gezüchtet. Bei den ten, die dort gute Resultate zeigten, werden in die Liste der Futterpflanzen hat Agroscope bereits vor Jahren einen Teil des für den Biolandbau empfohlenen Sorten aufgenommen. Al- Zuchtprogrammes auf Bio umgestellt und vor drei Jahren ihre lerdings ist die Durchführung dieser Versuche keine Vollzugs- B I OA K T U E L L 8|2018 8
aufgabe des Bundes, sondern eine Dienstleistung und Seit 2013 gibt es einen eigenen Budgetposten Pflanzenzüch- muss deshalb von den Branchenorganisationen mitfi- tung. Daraus werden dieses Jahr drei private Züchtungsorga- nanziert werden. Für die konventionellen Versuche ist es nisationen mit total 50 000 Franken unterstützt. Bio Suisse Swissgranum, für den Biolandbau ist es Bio Suisse. Um die- finanziert zudem ein Projekt zum zellfusionsfreien Gemü- se Versuche mitzufinanzieren, wird den Knospe-Ackerbauern sebau und Projekte zur Tierzucht. Ausserdem ist Bio Suisse deshalb pro Dezitonne abgeliefertes Biobrotgetreide automa- daran, alle Sorten zu kategorisieren, damit ersichtlich ist, mit tisch ein Franken abgezogen. welchen Methoden eine Sorte gezüchtet wurde. Bei der Liste der empfohlenen Weizensorten für den Bio- landbau basieren die Ergebnisse auf mehrjährigen Feldversu- Andere Finanzierungsmodelle wären hilfreich chen an verschiedenen Orten. Auch für andere Kulturen gibt Wenn Landwirte Saatgut von Biosorten kaufen, unterstützen es diese Listen für den Bioanbau. Allerdings handelt es sich sie mit den Lizenzabgaben die Biozüchter. Kaufen sie hin- bei diesen nur um Verfügbarkeitslisten, das heisst, dort sind gegen biologisch vermehrtes Saatgut einer konventionellen alle Sorten aufgeführt, die als Biosaatgut oder als konventi- Sorte, gehen die Lizenzabgaben an den Sortenzüchter dieser onelles aber ungebeiztes Saatgut zur Verfügung stehen. «Es konventionellen Sorte. Deshalb wäre ein anderes Finanzie- wäre wünschenswert, wenn alle wichtigen Kulturen nach dem rungssystem der Biozüchtung hilfreich, sagt Michael Locher Vorbild von Brotweizen ausreichend finanziert werden könn- von der GZPK. «Wir fänden es richtig, wenn alle Akteure der ten, um aussagekräftige Versuche durchführen zu können», Wertschöpfungskette einen Beitrag an die Biozüchtung leis- sagt Hansueli Dierauer, Leiter der Gruppe Ackerkulturen beim teten. Ein Promille des Verkaufspreises an der Ladentheke FiBL. Dank der Finanzierung über die Knospe-Ackerbaubei- würde reichen, um die Biozüchtung der wichtigsten Kultur- träge können bei einzelnen Kulturen wenigstens noch drei- pflanzen in der Schweiz zu finanzieren.» Claudia Frick • jährige Sortenversuche durchgeführt werden. Die Ergebnisse solcher Sortenversuche auf Bioflächen helfen dem Landwirt bei der Sortenwahl. Kann er dabei noch auf Sorten zurückgrei- fen, die für den Biolandbau gezüchtet wurden, so ist die Wahr- scheinlichkeit hoch, dass er eine für seinen Betrieb passende Sorte findet. Immer auf der Suche nach Projektfinanzierung Das FiBL führt nebst diesen Sortenversuchen diverse For- Knospe-Ackerbaubeiträge (KABB) schungsprojekte im Bereich der Pflanzenzüchtung durch, Pro Hektare Ackerbaufläche zahlt jeder Knospe-Landwirt meist in Kooperation mit Biozüchtern. «Wir konzentrieren 20 Franken in den Fonds zur Weiterentwicklung des Bio uns auf Projekte zu Leguminosen und Gemüsesorten, da hier ackerbaus ein. Total stehen ungefähr 250 000 Franken pro für den Biolandbau ein sehr grosser Forschungsbedarf be- Jahr zur Verfügung, damit werden um die 20 Projekte steht», sagt Monika Messmer. Diese Projekte muss das FiBL finanziert. Das FiBL führt damit beispielsweise Sortenversu- mit externen Geldern finanzieren. Vier Projekte sind EU-Pro- che für Winterweizen, Mais, Kartoffeln und Süsslupinen jekte, acht weitere werden vom Bund aus dem Projektfonds durch, die Getreidezüchtung Peter Kunz prüft Dinkelsorten. «Förderung der Biozüchtung» finanziert. «Dieses Jahr haben Projekteanträge können jährlich eingereicht werden. wir zudem den ersten Biopflanzenzüchtungstag am FiBL www.bio-suisse.ch Über uns Verbandsintern durchgeführt, um die verschiedenen Akteure besser mitein- Ackerbaubeiträge ander zu vernetzen», ergänzt Monika Messmer. Auch Bio Suisse finanziert einzelne Züchtungsprojekte. Bio Suisse unterstützt 2018 folgende «Wir sind uns der Bedeutung der Biozüchtung bewusst und Organisationen aus dem Pflanzenzüchtungsbudget haben sie in die Strategie Avanti 2025 aufgenommen», sagt Urs • Getreidezüchtung Peter Kunz Brändli, Präsident von Bio Suisse. «Bio hat eigene Zuchtziele 20 000 Franken für Sommererbsen, Mahlweizensorten und lässt gentechnische Eingriffe in die Erbsubstanz nicht zu. • Poma Culta Es ist darum wichtig, die Biozüchtung als nachhaltige Alterna- 10 000 Franken für Apfelsorten tive weiterzuentwickeln.» Im Jahr 2010 haben die Delegierten • Sativa Rheinau AG von Bio Suisse entschieden, die Biozüchtung finanziell zu un- 20 000 Franken für Broccoli, Chinakohl, terstützen mit einem einmaligen Betrag von 150 000 Franken. genetische Vielfalt Kohlarten 9 B I OA K T U E L L 8|2018
Züchtung «Eine Biokuh ist eine gute, fleissige Raufutterfresserin» Das ideale Biorind braucht wenig oder gar kein Kraftfutter, ist gesund und leistungsfähig. Die Zuchtexpertin Anet Spengler erklärt, worauf bei der Auswahl der Zuchttiere zu achten ist. Wieso braucht der Biolandbau eine eigene Rinderzucht? Anet Spengler: Es gibt zwar schon viele Milchviehrassen und -typen. Trotzdem braucht es eine Weiterzüchtung speziell für Biobetriebe, denn die Fütterungs- und Haltungsbedingungen sind anders als auf einem konventionell und intensiv geführ- ten Betrieb. Die Zucht muss Richtung standortangepasster Rinder gehen. Ich glaube zudem, dass das Zweinutzungsrind wieder wichtiger wird, um auch die Stierkälber unter Biobe- dingungen gut mästen zu können. Wie könnte ein Biorind in 30 Jahren aussehen? Da die Biobetriebe verschieden sind, wird diese Kuh nicht überall gleich aussehen. Eine mittelgrosse Kuh mit einem Ge- Anet Spengler am Bio-Rindviehtag. Bild: Marion Nitsch wicht von 500 bis 600 Kilogramm und einem Stockmass bis zu 145 Zentimeter eignet sich für viele Betriebe. Grössere Tie- Worauf ist bei der Wahl des Stieres zu achten? re sind meist ungeeignet, denn sie haben einen hohen Erhal- Kleeblatt-Stiere sollten in die engere Auswahl kommen, da sie tungsbedarf. Wenn sie auch noch viel Milch geben, müssten eine gute Gesundheit vererben. Die Milchleistung ist ebenfalls sie mehr Raufutter fressen als sie aufnehmen können. Diese wichtig, sie soll zur Fütterung passen. Stiere sollten zudem Kühe benötigen Kraftfutter und eignen sich daher nicht für gut bemuskelt sein für eine ansprechende Fleischleistung so- Biobetriebe. Dies auch vor dem Hintergrund, dass Knospe- wie eine hohe Persistenz vererben, so dass die Nachkommen Betriebe ab dem Jahr 2022 nur noch fünf Prozent Kraftfutter zu Beginn der Laktation nicht zu viel Milch geben und somit einsetzen dürfen. Da Biorinder viel weiden und dies oft im nur wenig Kraftfutter benötigen. Ein weiteres Kriterium ist Berggebiet, ist auch ein hoher Klauensatz wichtig. Erfreuli- eine geringe Grösse. Leider gibt es nicht viele KB-Stiere, die cherweise sind in der klassischen Milchviehzucht die Gesund- diese vererben. Im online-Katalog der Genetikanbieter sind heitsmerkmale gegenüber den Produktionsleistungsmerkma- auch ältere und damit meist kleinere Stiere aufgeführt, auch len wichtiger geworden. Von dieser Entwicklung profitieren die IG neue Schweizer Kuh listet gute, eher kleine Stiere auf. auch die Biozüchter und -züchterinnen. Lohnt es sich, eigene Stiere auf dem Betrieb zu haben? Welche Kühe sollten für die Biozucht ausgewählt werden? Ich ermuntere dazu, Stiere mit guten mütterlichen Vorfahren Als Züchterin oder Züchter sollte man seine Herde durchge- nachzunehmen aus der eigenen Herde oder derjenigen eines hen und überlegen: Welche Kühe benötigen wenig Kraftfutter, passenden Partnerbetriebes. Ich kann mir gut vorstellen, dass sind gesund und haben eine gute Milchleistung? Es lohnt sich, sich einzelne Biobetriebe künftig auf die Zucht konzentrieren die Körperkondition (BCS) der Kühe zu Beginn der Laktati- und eigene Stiere absamen lassen. Das FiBL und Bio Suisse on gut zu beobachten. Für die Zucht sollten nur Tiere einge- planen ein Projekt, um gute Biostiere für die künstliche Be- setzt werden, die wenig abmagern und dennoch ansprechend samung aufzuziehen und die Samen in Zusammenarbeit mit Milch geben. Diese Tiere passen ihr Fressverhalten und ihre Swissgenetics auf den Markt zu bringen. Milchleistung dem vorhandenen Futter an. Die regelmässige Interview: Claudia Frick Körperkonditionsbeurteilung ermöglicht zudem, die Kraftfut- tergaben den Einzeltieren anzupassen: das heisst, jeder Kuh wird nur so lange Kraftfutter gefüttert, bis sie nicht mehr ab- magert. Ein anderes Auswahlkriterium ist das Fressverhalten: Auf Biobetrieben benötigen wir Kühe, die gerne viel weiden, Auswahl von Stieren also gute, fleissige Raufutterfresserinnen sind. Diese Kühe www.bioaktuell.ch Magazin Archiv 2017 zeigen mit ihrem Verhalten und ihrer Körperkondition, ob sie Bioaktuell 7|2017 S. 24, «Neue und alte zum Betrieb passen. Bei Stieren aus dem Katalog fehlen diese Stiere für die Biozucht» Informationen. www.bioaktuell.ch Tierhaltung Rindvieh Zucht B I OA K T U E L L 8|2018 10
Biotierzucht: Fokus auf den Rindern Bei den Rindern ist die Zucht weitgehend in den Händen der gen Magen-Darm-Strongyliden (MDS) resistent sind, für die Landwirtinnen und Landwirte. Sie können ihr Zuchtziel selber Zucht selektioniert. Der Befall mit diesen Würmern führt bei wählen und diesem so über die Jahre immer näher kommen. Schafen zu grossen gesundheitlichen Problemen. Ein weiteres Bei den Schweinen hat die hofeigene Zucht neu begonnen, Projekt hat sich die Erhaltung und Zucht der dunklen euro Betriebe mit Eigenremontierung züchten mit den Tieren wei- päischen Biene zum Ziel gesetzt. Diese auch schwarze Biene ter, die sich für den Biolandbau eignen. genannte Rasse ist die einzige, die ursprünglich aus dem Ge- Am FiBL werden mehrere Projekte mit Schwerpunkt Bio- biet nördlich der Alpen stammt. Claudia Frick • tierzucht durchgeführt, diejenigen zur Rinder- und Schwei- nezucht sind nachfolgend vorgestellt. Nebst diesen Projek- www.fibl.ch Themen Tierzüchtung ten leitet das FiBL auch solche zur Ziegen- und Bienenzucht: anet.spengler@fibl.org Beim Projekt «Bockweide» werden Milchschafwidder, die ge- Tel. 062 865 72 90 Für ein effizientes und gesundes Rindvieh Am FiBL laufen verschiedene Projekte zur stand- Im Projekt «Organic Dairy Health» vergleichen die ortangepassten Rindviehzucht. Forschenden Milchrinderrassen, die in einer Region Im Projekt «GenTore» beobachten die Forschenden typisch und ursprünglich sind, mit kommerziellen das Fress- und Wiederkäuverhalten von Kühen Rassen auf Biobetrieben in fünf europäischen auf vier Betrieben bei wechselndem Futter, v. a. auf Ländern, darunter die Schweiz. Finanziert wird das der Weide. Auch die Körperkondition, die Milch Projekt von den jeweiligen Ländern; der Schweizer leistung und -zusammensetzung, der Gesundheits- Teil wird von Österreich mitfinanziert. cfr zustand und die Fruchtbarkeit werden erhoben. Es wird vermutet, dass Kühe, die ihr Verhalten gut www.biorindviehzucht.ch an wechselndes Futter anpassen können, gesünder shop.fibl.org und effizienter sind als andere. Aus den erhobenen Merkblatt Nr. 1686 «Kuhfamilienzucht» Daten versuchen die Forschenden abzuleiten, Merkblatt Nr. 1468 «Stierhaltung für die welche Eigenschaften die Tiere vererben. Das Zucht im Biobetrieb» Projekt wird finanziert von der EU und dem Staats- Merkblatt Nr. 1586 «Biomilchviehzucht sekretariat für Bildung, Forschung und Innovation. im Berggebiet» Im von Bio Suisse finanzierten Projekt «Milchvieh- www.bioaktuell.ch Tierhaltung zucht Umsetzung» führt das FiBL regelmässige Rindvieh Zucht Gesprächsrunden mit Biozüchtern und -züchterin- nen zu Kriterien des Kleeblattlabels für KB-Stiere Die IG neue Schweizer Kuh unterstützt ihre Mit durch. Zudem werden Stellungnahmen zu Zucht glieder dabei, wirtschaftliche Kühe zu züchten auf zielen formuliert und Vorschläge und Forderungen der Basis der einheimischen Futtergrundlage. zur Förderung der Biozucht gemacht. www.swiss-cow-index.ch Eine Bioschweinerasse als Ziel In der Schweiz gibt es nur wenige Schweinerassen, Biobetrieben werden die Jungsauen nachgenom- deren Eigenschaften entsprechen oft nicht den men, deren Mütter sich bewährt haben und zu Ansprüchen der Demeter- und Biobetriebe. Im vom den Futter- und Haltungsbedingungen des FiBL geleiteten Projekt «Unser Hausschwein – Eine Biolandbaus passen. Mit dieser neuen Regelung Schweinerasse für die Schweiz» soll eine neue sollen auch zukünftige Bio-Remontierungsbetrie- Bioschweinerasse gezüchtet werden. Zuchtziel ist be eine Chance erhalten, ihre Biojungsauen zu ein genügsames, robustes und gesundes Haus- vermarkten. cfr schwein, das den Grundsätzen einer wesensgemä- ssen Tierhaltung entspricht. Die Zuchtkriterien sind shop.fibl.org Merkblatt Nr. 1695 Mastleistung, Fleischqualität, Raufutterverwer- «Zu grosse Würfe und Ferkelverluste vermeiden» tungspotenzial, Robustheit und Reproduktionsleis- www.bioaktuell.ch Tierhaltung Schweine tung. Das Projekt wird von Demeter und Bio Suisse finanziell unterstützt. Hilfreich bei der Remontierung ist der Bio-Index Auch Bio Suisse möchte die Bioschweinezucht der Suisag. Er zeigt die wichtigsten Naturalzucht- voranbringen. Deshalb verlangt sie per Januar werte und Teilindices auf. 2020, dass 100 Prozent der Jungsauen (Mutter www.suisag.ch Service Dokumente: schweine) von Biobetrieben stammen. Denn auf «Bio-Index für Mutterlinien KB-Eber» 11 B I OA K T U E L L 8|2018
Züchtung «Ohne Biozüchtung kann es keinen Biolandbau geben» Chronisch unterfinanziert, kämpfen private Biozüchter in der Schweiz für die Zukunft des Biolandbaus. Wir haben mit Amadeus Zschunke von Sativa über die Herausforderungen gesprochen. Herr Zschunke, wo liegen die Herausforderungen in der Biozüchtung? Amadeus Zschunke: Das grösste Problem für uns ist die Fi- nanzierung: Der Verkauf unseres Biosaatgutes reicht nicht, um die neue Züchtung zu finanzieren. Dafür ist der Bio- landbau flächenmässig einfach zu klein. Also benötigen wir externes Geld: vom Bund, von Stiftungen und von Privaten. Diese sprechen ihr Geld jedoch oft nur für ein Jahr, was bei Zuchtprojekten, die im Durchschnitt zwölf Jahre dauern, kei- ne mittelfristig stabile Finanzierung ermöglicht. Ein weiteres Problem ist, dass die Biosorten mit den konventionellen in Konkurrenz stehen. Handel sowie Konsumentinnen und Kon- sumenten sind sich ein sehr hohes Homogenitätsniveau bei Amadeus Zschunke, Geschäftsführer von Sativa. Bild: zVg Gemüse gewohnt. So sollte beispielsweise der Broccoli immer gleich aussehen, egal ob bio oder nicht. Diese Homogenität sichert ist. Darüber hinaus fehlt es uns an gut ausgebildeten ist aber ohne die Züchtungstechnik der Zellfusion schwierig Leuten, die Züchtungserfahrung mitbringen und bereit sind, zu erreichen, und diese Technik ist im Biolandbau verboten. sich in der Biozüchtung zu engagieren. Wir müssen daher oft erst eigene Züchtungsmethoden entwi- ckeln, um zu einem gleichen Ergebnis zu gelangen wie in der Wie sehen Sie die Rolle von FiBL und Bio Suisse in Bezug konventionellen Züchtung. auf die Biozüchtung? Das FiBL ist ein sehr kooperativer Partner. Die Forschenden Wann hat sich das Verständnis entwickelt, dass es eine bearbeiten vor allem Grundlagenfragen. Bei Bio Suisse ist es eigene Biopflanzenzüchtung braucht? ein Fortschritt, dass die Unterstützung der Züchtung in der Die Anfänge reichen sehr weit zurück, aber allgemein ist die neuen Strategie Avanti 2025 festgeschrieben ist. Insgesamt Biozüchtung vielleicht seit zehn Jahren akzeptiert. Als vor- könnte Bio Suisse aber mehr in die Züchtung investieren. Als gelagerte Branche ist Saatgut ein Bereich, dessen Wichtig- Verband hätte man die Möglichkeit, mit einem Infrastruktur- keit erst nach und nach ins Bewusstsein dringt. Klar ist aber: beitrag die privaten Züchter zu unterstützen. Das würde den Wenn die Finanzierung der Biozüchtung nicht langfristig ge- Handel hoffentlich ebenfalls motivieren, sich an der Züch- klärt wird, wird sich der Biolandbau verändern müssen. tungsfinanzierung zu beteiligen. Grundsätzlich sollten Pro- duktion, Verarbeitung und Konsum gemeinsam die Züchtung Was meinen Sie damit? finanzieren. Wäre beispielsweise jedes Bioprodukt fünf Rap- Mit Biosorten fängt der Biolandbau an. Deshalb müssen wir pen teurer, wäre die gesamte Biozüchtung finanziert. als Branche dafür sorgen, dass wir das Saatgut haben, mit dem Interview: Katharina Scheuner wir in der Produktion die Richtlinien erfüllen können. An- dernfalls müssen wir uns von gewissen Idealen verabschieden. Konkret: Der Preis für die Homogenität von Bioprodukten im Handel ist hoch. Die Ausbeute ist kleiner, die Arbeitskosten Amadeus Zschunke und Sativa Rheinau AG grösser, daher der höhere Preis. Oder Branche und Konsu- Nach einer Lehre als Biogärtner hat Amadeus Zschunke menten müssen akzeptieren, dass Biogemüse anders aussieht. Gartenbau mit Schwerpunkt Samenbau und Züchtung in Nicht vergessen darf man ausserdem, dass Konsumenten da- Deutschland studiert. 2003 gründete er zusammen mit von ausgehen, «Bio von Anfang an» sei Realität. Partnern Sativa. Sativa züchtet vor allem Gemüsearten, bei denen es keine oder zu wenig brauchbare Alternativen zu Was müsste sich zudem ändern, damit es die Biozüchtung Hybridsorten gibt: Broccoli, Chinakohl, Fenchel, Karotten, weniger schwer hat? Kohlrabi, Rosenkohl, Sellerie, Zucchetti, Zuckermais und Es braucht Verbesserungen auf allen Ebenen. Am wichtigsten Zwiebel. wäre, dass unsere Züchtungsarbeit finanziell langfristig ge- www.sativa-rheinau.ch B I OA K T U E L L 8|2018 12
Das macht eine Biosorte aus Die Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaube- tung in der Öffentlichkeit populärer zu machen. Der Verein wegungen (IFOAM) hat in groben Zügen festgelegt, welche vergibt das Label «Bioverita» an Pflanzenzüchter, deren Sor- Anforderungen eine Biozüchtung erfüllen muss. So muss ten nach den Vorgaben des Bioverita-Reglements biologisch beispielsweise bei einer biologisch gezüchteten Sorte die an- gezüchtet wurden. Aktuell sind 56 Sorten als Bioverita-Sorten gewandte Zuchttechnik offengelegt und die natürliche Ver- anerkannt, davon 19 von Schweizer Züchtern. Die Liste aller mehrung der Sorte respektiert und aufrechterhalten werden. Bioverita-Sorten ist online verfügbar. Zudem dürfen Biosorten nicht patentiert werden; verboten Bio Suisse hat ihre Anforderungen an die biologische Pflan- sind auch Zuchtmethoden, die in das Erbgut eingreifen. Die zenzüchtung detailliert in ihren Richtlinien festgehalten. So bei Gemüse oft angewandte Methode der Zellfusion greift werden beispielsweise alle Bioverita-Sorten automatisch als aber ins Erbgut ein. Deshalb sucht das FiBL mit der Unter- Sorte der Kategorie I klassifiziert. Claudia Frick • stützung von Bio Suisse nach Gemüsesorten ohne Zellfusion, die trotzdem die Bedürfnisse des Marktes abdecken. www. bioaktuell Pflanzenbau Saat- und Pflanzgut Der Schweizer Verein Bioverita setzt sich international für www.bio-suisse.ch Produzenten Richtlinien und Merkblätter eine bessere Bekanntmachung der Biozüchtung ein. Der Ver- Richtlinien und Weisungen ein wurde im Jahr 2010 mit dem Ziel gegründet, die Biozüch- www.bioverita.ch Biologische Pflanzenzüchtung für eine grosse Vielfalt Eine Biosorte wird unter Biobedingungen entwickelt, für Mischkulturen gezüchtet – zwei Kulturen also, unter jenen Bedingungen also, unter denen sie die nicht nur jede für sich, sondern in der Interaktion später ihre produktive Leistung erbringt: mit Hofdün- miteinander eine gute Leistung erbringen. Pflanzen ger, biologischer Schädlingsregulierung und an existieren nur in Verbindung mit ihrer Umgebung, diversen sehr unterschiedlichen Standorten. Bio insbesondere den Bodenmikroben. In der Biozüch- diversität wird erzielt, indem viele verschiedene tung wird auch diesen Helfern Rechnung getra- Kulturarten, aber auch verschiedene Sorten gezüch- gen, indem auf eine grosse Vielfalt geachtet wird. tet werden. Der Biolandbau ist besonders auf diese In der Schweiz ist die Biozüchtung dezentral und unterschiedlichen Sorten angewiesen, da Standort partizipativ organisiert. Das ermöglicht, viele unterschiede nicht mit chemischen Mitteln aus verschiedene lokale Bedingungen in die Züchtung geglichen werden können. Im Biolandbau wird auch einer Biosorte einfliessen zu lassen. ks Sortenkategorisierung In den Richtlinien von Bio Suisse werden folgende III. Sorten aus konventioneller Züchtung oder Sortenkategorien unterschieden: Sorten ohne Deklaration der Zuchtmethoden. I. Sorten aus zugelassenen biologischen Pflan- IV. Sorten aus Züchtungsprogrammen mit kriti- zenzüchtungsprogrammen (z. B. Bioverita) oder schen Züchtungsmethoden (z. B. Blumenkohl- vergleichbarer Züchtung. sorten, die mittels Zellfusion gezüchtet wurden). II. Sorten aus Züchtungen für den biologischen X. Alte Sorten und Herkünfte (z. B. ProSpecieRara- Landbau, welche die Anforderungen an die Sorten oder Hofsorten), die dem Erhalt der biologischen Pflanzenzüchtungsprogramme Agro-Biodiversität dienen. cfr nicht vollständig erfüllen, keine kritischen Züchtungstechniken verwenden und mindes- Aktuell sind erst Gemüsesorten kategorisiert, die tens teilweise unter biologischen Bedingungen Kategorisierung für weitere Arten läuft momentan. selektiert wurden. Die Sorten müssen unter beatrice.scheurer@bio-suisse.ch biologischen Bedingungen geprüft worden sein. Tel. 061 204 66 18 Einstufung des Vermehrungssaatgutes Die Richtlinien von Bio Suisse schreiben vor, material gelten Bezugsprioritäten, wenn das dass grundsätzlich biologisches Ausgangsmaterial V ermehrungsmaterial von den Anbietern selbst auf aus inländischer Knospe-Produktion verwendet organicXseeds veröffentlicht wird. Nur dann gilt werden muss. Sobald eine genügende Auswahl zur eine Sorte als verfügbar. cfr Verfügung steht, ist unter Biobedingungen gezüchte- tes Ausgangmaterial solchem, das unter Bio www.organicXseeds.ch bedingungen vermehrt, aber konventionell gezüchtet matthias.klaiss@fibl.org wurde, vorzuziehen. Beim Bezug von Vermehrungs- Tel. 062 865 72 08 13 B I OA K T U E L L 8|2018
Züchtung Forschung und Züchtung arbeiten Hand Biopflanzenzüchterinnen und -züchter Beispiel in der Biopflanzenzüchtungs-Organisation ECO-PB. Für den Biosektor ist es dabei besonders wichtig, sich nicht werden in zahlreichen Projekten nur auf die Verbesserung einzelner Gene zu konzentrieren. vom FiBL wissenschaftlich begleitet. Das FiBL geht deshalb stets von einem Systemansatz aus. Das heisst, dass der Fokus auf der Züchtung für komplexe Sys- Die privaten Züchterinnen und Züchter wissenschaftlich zu teme liegt, steht doch eine Pflanze in ständigem Austausch begleiten gehört zu den Schwerpunkten des FiBL als Kom- mit anderen Pflanzen, mit dem Klima, mit Insekten und mit petenzzentrum für Biopflanzenzüchtung. Aktuelle Projekte Bodenmikroben. Das FiBL setzt dabei auch auf partizipative werden auf dieser Seite vorgestellt. Zudem ist das FiBL daran Züchtung mit Landwirtinnen und Landwirten, wie etwa in beteiligt Züchtungsaktivitäten weltweit zu koordinieren, zum den Soja- und Baumwollprojekten. Franziska Hämmerli • Das FiBL begleitet Pflanzenzüchtung Lupine Erbse Der Anbau der wertvollen heimischen Die Erbse ist eine wichtige heimische Eiweisspflanze Weisse Lupine ist durch die Proteinpflanze und wertvolle Stickstoff- Krankheit Anthraknose stark beeinträch- Fixiererin. Sie kann aber nur alle sieben bis tigt. Das FiBL testet Landsorten aus acht Jahre angebaut werden, da Resisten- aller Welt auf dem Praxisbetrieb Bio- zen gegen die sogenannte Erbsenmüdig- Böhler auf Toleranz und kreuzt die besten keit fehlen. Diese Krankheit wird durch mit aktuellen Sorten. Die Selektion erfolgt Erreger im Boden verursacht und kann zu auf dem Feld, auch werden molekulare, mikrobiologische und grossen Schäden bis hin zum Totalausfall führen. Daher ist das FiBL biochemische Diagnostikverfahren entwickelt und angewandt. Die gemeinsam mit Projektpartnern Mechanismen auf der Spur, die die Getreidezüchtung Peter Kunz (GZPK) und Partner der Wertschöpfungs- Erreger unschädlich machen und nützliche Mikroben fördern können. kette sind beteiligt. GZPK züchtet die Linien bis zur Marktreife. Das Wissen soll für die Züchtung resistenter Erbsen genutzt werden. Soja Apfel Während der Markt für Biospeisesoja eher Die wertvollen genetischen Ressourcen bescheiden wächst, besteht an Biosoja zu der Schweizer Apfelsorten sollen vermehrt Futterzwecken ein grosser Bedarf, dort ist in den Verkauf gelangen und züchte- allerdings der Marktpreis viel geringer. risch für den Biomarkt angepasst werden. Neben der Züchtung neuer, biogeeigneter Zum einen geschieht dies durch den Sorten (bei Agroscope oder durch Ausbil- direkten Anbau von geeigneten alten dung von Bauern, damit sie eine für ihre Apfelsorten, zum anderen durch die Bedingungen geeignete Sojapopulation selektionieren), müssen Kreuzung von alten mit modernen Sorten, um Eigenschaften wie eine deshalb vor allem die Produktionskosten gesenkt und das Beratungs- dauerhafte Krankheitstoleranz und gute Lagerfähigkeit zu verbessern. angebot ausgebaut werden. Daran wird das FiBL auch zukünftig mit Dabei arbeitet das FiBL mit Poma Culta, einem Verein für biodynami- Akteuren der Wertschöpfungskette in mehreren Projekten arbeiten. sche Apfelzüchtung, und Agroscope zusammen. Aprikose Baumwolle Es könnten viel mehr Schweizer Bioapriko- Kleinbauern von Biobaumwolle sind sen verkauft werden. Bislang produzieren massiv unter Druck geraten, da sie kaum jedoch nur wenige Betriebe Aprikosen. mehr Saatgut bekommen, das gentech- Diese sind starken Ertragsschwankungen nisch unverändert ist. Zudem sind die ausgesetzt, da die Schlüsselkrankheiten erhältlichen älteren Sorten nicht auf Monilia und Pseudomonas kaum reguliert ihre Eignung für den Bioandbau geprüft. werden können. Um einen ertrags Das FiBL fördert daher seit über 8 Jahren sicheren Anbau zu entwickeln, fördert das FiBL die Suche nach die partizipative Baumwollzüchtung für den kleinbäuerlichen Bioanbau moniliatoleranten Sorten mittels innovativer Züchtungsmethoden wie in Projekten wie «Seeding the Green Future» (Grüne Zukunft säen) der markergestützten Selektion (MAS), die gemeinsam mit Agro und «Green Cotton» (Grüne Baumwolle). In einem innovativen trans- scope durchgeführt wird. Zudem werden biologische Pflanzenschutz- disziplinären Ansatz sind Kleinbauern, Züchter, Forscher, Berater und massnahmen gegen Blüten- und Fruchtmonilia geprüft. Vertreter der Spinn- und Textilindustrie von Anfang an aktiv beteiligt. B I OA K T U E L L 8|2018 14
in Hand Sortenprüfung Züchtung europaweit Ansprechpartnerin Das FiBL führt auf Betrieben sowie am Biopflanzenzüchtungs-Organisationen sind Pflanzenzüchtung Standort Frick Sortenprüfungen durch. Dabei europaweit organisiert im ECO-PB (European Bei Fragen oder Anregungen zur Biopflanzen- werden Pflanzensorten bezüglich ihrer Consortium for Organic Plant Breeding). Hier züchtung kontaktieren Sie Monika Messmer, Eignung für den Bioanbau, die Verarbeitung werden Meetings organisiert, Positionspa- Leiterin der FiBL-Pflanzenzüchtungsgruppe. und die Vermarktung beurteilt. piere entwickelt und Vorlagen für verbesserte monika.messmer@fibl.org Derzeit werden folgende Kulturen geprüft: gesetzliche Rahmenbedingungen erarbeitet. Tel. 062 865 04 43 Ackerkulturen: Kartoffeln, Weizen, Mais, ECO-PB wird von Monika Messmer geleitet. Soja, Süsslupinen www.eco-pb.org Gemüse: Tomaten, Gurken, Broccoli, Bohnen Obst: Äpfel, Birnen, Kirschen, Aprikosen Eine Supportstelle für ökologische Pflanzen- Beeren: Erdbeeren, Himbeeren züchtung wird vom FiBL Schweiz gemeinsam Wein: Pilzwiderstandsfähige (PIWI) Reb mit dem FiBL Deutschland seit 2014 geleitet. sorten Hier können sich Züchterinnen und Züchter melden, die für ihre Projektanträge fachliche Details zu den Sortenprüfungen oder Züch- Hilfe wünschen, um erfolgreicher öffentliche tungsprojekten, deren Finanzierung und den Gelder akquirieren zu können. beteiligten Partnern sind in der Projektda- Ansprechpartnerinnen sind Monika Messmer tenbank des FiBL per Volltextsuche zu finden. vom FiBL Schweiz und Freya Schäfer vom www.fibl.org Projekte FiBL Deutschland. Das FiBL in internationalen Züchtungsprojekten Liveseed Remix Um die Leistungsfähigkeit des Die Entwicklung von Zuchtmaterial biologischen Landbaus zu steigern, für Mischkulturen ist ein Hauptfokus fördert das Projekt die Verbesserung des Projekts. Zudem werden zusam- von Biosaatgut und die Biopflanzen- men mit 22 Partnern Techniken und züchtung in ganz Europa. Das FiBL Maschinen für Anbau und Verarbei- leitet die wissenschaftliche Koordi- tung von Mischkulturen optimiert nation dieses Projekts mit 49 Part- sowie Merkblätter für Landwirte und nern in 18 Ländern Europas. Beraterinnen entwickelt. www.liveseed.eu www.remix-intercrops.eu Bresov Diversifood Für Broccoli, Gartenbohne und Die Nutzpflanzenvielfalt soll erhalten Tomate soll die genetische Basis und vergrössert werden. So werden erweitert werden. Dazu werden alte Gemüsesorten, aber auch Weizen, und neue Sorten weitergezüchtet. Mais, Lupinen oder Kastanien auf Sie sollen ertragreicher und wider- Pflanzengesundheit, stabile Erträge standsfähiger gegenüber Krankhei- und gute Produktqualität untersucht, ten, Schädlingen und Umwelteinflüs- vermehrt und gemeinsam mit Land- sen werden. wirten weitergezüchtet und evaluiert. www.bresov.eu www.diversifood.eu 15 B I OA K T U E L L 8|2018
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