Zum Hallelujah-Singen* Aus-der- Haut-Fahren? - ODER ZUM - AHS-Gewerkschaft

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Zum Hallelujah-Singen* Aus-der- Haut-Fahren? - ODER ZUM - AHS-Gewerkschaft
gymnasium                          DAS NEUE
                          LEHRERDIENSTRECHT

                                 Zum
                          Hallelujah-
                             Singen*          ODER ZUM
  DIE ZEITSCHRIFT DER
  AHS-GEWERKSCHAFT                            Aus-der-
      62. jahrgang
 september/oktober 2013                       Haut-
                                              Fahren?
           nr. 5

    GEWERKSCHAFT
  ÖFFENTLICHER DIENST
                                                                      Foto: IStock

                                              * © BM Heinisch-Hosek
Zum Hallelujah-Singen* Aus-der- Haut-Fahren? - ODER ZUM - AHS-Gewerkschaft
zugespitzt                                                   inhalt
                                                                                                           4
    „Und bist du nicht willig, ...“                                            top thema         4
                                                              dAS NEUE LEHRERDIENSTRECHT
    Offenbar ist es unvermeidlich, dass es besonders in
                                                                 Von Mag. Dr. Eckehard Quin
    Vorwahlzeiten Wortspenden gibt, bei denen man
    sich fragt, ob der Spender selbst glaubt, was er da
                                                                                 im focus        9
    von sich gegeben hat. Da erklärte doch die Unter-
                                                                         FILMWETTBEWERB
    richtsministerin, um an mehr Standorten Klassen mit
                                                                            GYMN@SIUM4U
    ganztägigem, verschränktem Unterricht etablieren
                                                                       Von Mag. Verena Hofer
    zu können, müsse man den geltenden Abstimmungs-
    modus, mit dem am jeweiligen Schulstandort dar-
                                                                         THE american way        13
    über entschieden wird, verändern. Es dürfe schließ-
    lich nicht sein, dass ein Drittel (wohl der Lehrerinnen
                                                                               of education
                                                                          Von Mag. Eva Teimel
                                                                                                               9
    und Lehrer) diese Schulform verhindern könne, quasi
    ein Vetorecht hätte. – Wie bitte? Laut geltendem
                                                                          gut zu wissen          16
    Recht müssen nicht nur sämtliche Schüler einer derar-
                                                              wegweiser durch den sozi-
    tigen Klasse für den Betreuungsteil angemeldet sein;
                                                              alversicherungsdschungel
    auch wenigstens zwei Drittel der betroffenen Eltern
                                                                      Von Mag. Herbert Weiß
    sowie der betroffenen Lehrer müssen dafür stimmen.
    Ein Drittel kann demnach gar nichts verhindern. Dass
                                                              familienunterstützung 2013         20
    auch offensichtlich mangelhaft informierte Journalis­
                                                                      Von Mag. Verena Hofer
    ten den Unsinn vom Veto eines Drittels nachbeten, ist
    beschämend.
                                                                         facts statt fakes       21
    Oder aber die Ministerin meinte mit dem Drittel
                                                                     Von Mag. Gerhard Riegler
    eigentlich pauschal die Lehrerschaft und dachte
    an ein Modell, bei dem selbst in entscheidenden
                                                                               menschen          22
    Fragen eine Gruppe der Schulpartner ganz einfach
                                                                          Auszeichnungen
    überstimmt und deren Interessen und Bedürfnisse
                                                                         und ernennungen
    völlig ignoriert werden können – frei nach dem
    Erlkönig-Motto „… und bist du nicht willig, so brauch‘
                                                                                     service     22
                                                                                                      13
    ich Gewalt“. Mit der Idee einer echten Schulpart-
    nerschaft von Eltern, Schülern und Lehrern wäre das
    allerdings nicht vereinbar. Wurde in den siebziger
                                                                            aktuelle seite       23
    Jahren die Schulpartnerschaft nicht deshalb gesetz-
                                                                        die neue qualität
    lich etabliert, um auch in der Schule Demokratie zu
                                                                                 der politik
    leben?
                                                                  Von Mag. Dr. Eckehard Quin
    Die lange und bewährte österreichische Tradition des
    Interessenausgleichs in der Sozialpartnerschaft darf
                                                                         nachgeschlagen          24
    nicht aufs Spiel gesetzt werden, auch wenn das Aus-
    handeln von Lösungen oft mühsam und langwierig
    ist.
    Es ist zu hoffen, dass nach der Wahl sachlich-nüch-
    ternes Denken an die Stelle totalitaristischer Phantas­
    tereien tritt und dass z. B. auch bei der Schaffung
                                                                                                      20
    eines neuen Lehrerdienstrechts eine wie auch immer          Redaktionsschluss
    zusammengesetzte Regierung wieder den Weg des
                                                                     Redaktionsschluss für die
    Verhandelns beschreitet.                                   Nr. 6/2013: 27. September 2013
    MP                                                        Nr. 1/2014: 12. November 2013
                                                                 Beiträge bitte per E-Mail an

2      gymnasium                                                        office.ahs@goed.at
Zum Hallelujah-Singen* Aus-der- Haut-Fahren? - ODER ZUM - AHS-Gewerkschaft
Sehr geehrte Frau Kollegin! Sehr geehrter Herr Kollege!                                                                         editorial
BM Schmied antwortete im „Presse“-Interview Ende August auf die Frage, ob sie die neue
Lehrerausbildung und das neue Lehrerdienstrecht „bewusst in Richtung Gesamtschule
gemacht“ habe, mit: „Natürlich.“ Das klare Fazit der weiteren Aussagen: Eine Volksabstim-
mung über die Gesamtschule kommt für BM Schmied nicht in Frage, weil sie weiß, dass die
Mehrheit dagegen ist. Es gelte laut BM Schmied, „konservative Widerstände zu überwinden“,
wie sie in einer SPÖ-Presseaussendung mitteilte. So viel Ehrlichkeit – noch dazu im Wahlkampf
–­ist irgendwie erfrischend, auch wenn mich dieser Zugang an den Leitsatz von Joseph II.
erinnert: „Alles für das Volk; nichts durch das Volk.“ Man könnte ihn auch „volksdemokratisch“
nennen.
Vielleicht trifft BM Schmied mit dieser Vorgangsweise ja sogar die politische Stimmung im
Land. Man muss sich nur die Aussagen aller Parteien zum Bruch der Sozialpartnerschaft
ansehen (siehe Leitartikel). Hetze gegen verschiedene Bevölkerungsgruppen, Verteufelung
demokratischer Abstimmungsmodi als antidemokratische Blockademöglichkeit, der Ruf des
Bundeskanzlers, die Blockierer zur Seite zu räumen. Höre ich schon den Ruf nach dem „starken
Mann“?
Zu dieser nachdenklich stimmenden Weltanschauung passt die Schmiedsche Forderung, die
derzeit notwendige 2/3-Mehrheit von betroffenen Eltern und LehrerInnen für die Einführung
der Ganztagsschule abzuschaffen. Lehrer- und ElternvertreterInnen reagierten im Ö1-Mittags-
journal empört.
Der amtsführenden Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl kann BM Schmied
damit freilich noch lange nicht das Wasser reichen. Mitte Juni forderte jene in der „Wiener
Zeitung“ den „Pflicht-Kindergarten ab dem ersten Lebensjahr“, Ende August die verpflichten-
de Ganztagsschule für alle Kinder. Im „Presse“-Interview kommentierte sie die Aussage der
Journalistinnen „Sie haben mehrfach gesagt, dass Sie ohnehin dafür wären, dass alle Kinder
ganztägig in der Schule sein sollen. Demnach bräuchte es ja überhaupt keine Mitsprache“
mit „Genau.“ Mit einer Umfrage konfrontiert, nach der drei Viertel der Wiener Eltern gegen
eine verpflichtende Ganztagsschule seien, meinte Brandsteidl lapidar, dass die Kinder, die
mittags heim wollen, eine Privatschule besuchen sollten. 25 % der Kinder in öffentliche Ganz-
tagesgesamtschulen und 75 % in Privatschulen – das ist offenbar Brandsteidls Vision moderner
Gesellschaftspolitik.                                                                                              Die Redaktion
Jemand postete dazu auf „Presse Online“: „Mein Rat: Frau Brandsteidl könnte in ein Land
                                                                                                                   wünscht ein
auswandern, in dem ihre Ideale schon verwirklicht sind, z. B. Nordkorea, Kuba oder China.“
Ich bin wohl nicht der Einzige, der ihr beim Kofferpacken gerne behilflich wäre. Und vielleicht
                                                                                                                   erfolgreiches und
möchte sie noch jemanden mitnehmen …                                                                               gesundes Schuljahr!

Mag. Dr. Eckehard Quin,
Vorsitzender der AHS-Gewerkschaft

  impressum
gymnasium. Zeitschrift der AHS-Gewerkschaft in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst. He­raus­ge­ber: Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Fritz
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                                                                                                                                                    3
Zum Hallelujah-Singen* Aus-der- Haut-Fahren? - ODER ZUM - AHS-Gewerkschaft
top thema

     Mag. Dr. Eckehard Quin,
           Vorsitzender der
         AHS-Gewerkschaft
       eckehard.quin@goed.at

                                                Das neue           oder Zum
                                                  Aus-der-
                                       Lehrerdienstrecht

                                             Zum Haut-
                                      Hallelujah- Fahren?
                                         Singen*

     1 Personenbezogene Bezeichnun-
    gen umfassen gleichermaßen Per-
    sonen männlichen und weiblichen
                       Geschlechts.

                                           * © BM Heinisch-Hosek

4       gymnasium
Zum Hallelujah-Singen* Aus-der- Haut-Fahren? - ODER ZUM - AHS-Gewerkschaft
Wenn Sie diese Zeilen le-     Am 14. August 2013 hat die Bundesregierung unter
                                               Missachtung jahrzehntelanger sozialpartnerschaft-
          sen, werden die Begutach-
                                               licher Gepflogenheiten die Verhandlungen einsei-
                tungsfrist zu Ende und die     tig abgebrochen und einen Entwurf für ein neues
                                               Lehrerdienstrecht in Begutachtung geschickt, dem
               Nationalratswahlen vorbei
                                               keine einzige der fünf Lehrergewerkschaften ihre
               sein, was hoffen lässt, dass    Zustimmung erteilt hat.
                                               Ich möchte Sie über die wichtigsten Inhalte des
               die Unintelligenz zumindest
                                               Begutachtungsentwurfs informieren, die für den
                  nicht mehr fokussiert ist,   AHS-Bereich von Bedeutung sind. Die umfangrei-
                                               che Stellungnahme der AHS-Gewerkschaft finden
               wenn man Michael Häupls
                                               Sie auf unserer Website www.goed-ahs.at (unter
               Metapher von der Zeit des       „Beschlüsse“).
                                               Drei Vorbemerkungen:
                 Wahlkampfes als Zeit der
                                               1) Es ist schlichtweg falsch, dass das neue Dienst-
                 fokussierten Unintelligenz        recht ausschließlich für Neueintretende gelten
                                                   soll. Alle Personen mit befristeten Verträgen kom-
                                      folgt.
                                                   men nach dem Schuljahr 2018/2019 automatisch
                                                   (auch gegen ihren Willen) ins neue Dienstrecht.
                                                   Einige Aspekte darin, auf die ich noch hinweisen
                                                   werde, sollen auch „Altlehrer1“ direkt treffen.
                                                   Abgesehen davon werden massive Verschlech-
                                                   terungen für Junglehrer, die unter denselben
                                                   Bedingungen arbeiten wie die derzeit schon im
                                                   Dienst Befindlichen, mittelfristig natürlich auch zu
                                                   einer Verschlechterung des bestehenden Dienst-
                                                   rechts führen.
                                               2) Von Supportpersonal – im administrativen oder
                                                   pädagogischen Bereich – findet man im Entwurf
                                                   kein Wort. Bis heute wurde uns kein diesbezügli-
                                                   ches Angebot unterbreitet. 150 Postbedienstete
                                                   für 6.000 Schulen kündigte BM Heinisch-Hosek an.
                                               3) Das neue Dienstrecht ist ein Sparpaket ungeheu-
                                                   ren Ausmaßes. Im Vollausbau – also dann, wenn
                                                   alle Lehrer diesem neuen Dienstrecht unterlie-
                                                   gen – würde es dem Dienstgeber Einsparungen
                                                   von weit über einer halben Milliarde Euro jährlich
                                                   bringen! Bundeskanzler Faymann gestand das
                                                   Einsparungsmotiv hinter dem Dienstrecht bereits
                                                   im Oktober 2012 in einem „Kurier“-Interview offen
                                                   ein: „Um Geld für Schulreformen zu bekommen,
                                                   brauchen wir ein neues Lehrerdienstrecht mit
                                                   flacherer Gehaltskurve und höherer Stunden-
                                                   Verpflichtung.“

                                               Gehaltsstaffel
                                               Das neue Dienstrecht sieht einen einzigen Gehalts-
                                               staffel mit sieben Entlohnungsstufen vor – unab-
                                               hängig von der Ausbildung: Einstieg mit 2.420 Euro,
                                               Verweildauer in der ersten Stufe 13 Jahre, nach 41
                                               Jahren Erreichen der 7. und letzten Gehaltsstufe mit
                                               4.330 Euro.
Foto: iStock

                                                                                                          5
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In der Sekundarstufe kann man u. U. Fächerzulagen          Wochenstunde in Form von „36 Eltern-Schülerin-
top thema

            erhalten. Die Beträge (in Euro) werden zwölfmal            nen- und Schülerberatungsstunden pro Schuljahr“
            jährlich ausbezahlt und gelten pro Monatswochen-           erbracht werden. Übt man keine dieser beiden
            stunde. Wenn ein Lehrer z. B. zwei Stunden Chemie          Funktionen aus, sind es zwei Wochenstunden (­72
            pro Woche in der Oberstufe unterrichtet, bekommt           pro Schuljahr). Eine genaue Definition, was unter
            er dafür eine Zulage in der Höhe von 24 Euro brutto        diesen Beratungsstunden zu verstehen ist, fehlt. In
            pro Monat (2 x 12 Euro).                                   den Erläuterungen wird jedenfalls klargestellt, dass
                                                                       die „normale“ Sprechstunde nicht dazuzählt, Lern-
               Lehrverpflichtungs-                                     begleitung in der neuen Oberstufe, die derzeit extra
                                              Fächerzulage in Euro
                    gruppe                                             abgegolten würde, hingegen schon. Förderkurse,
                                            Unterstufe     Oberstufe   die derzeit wie normaler Unterricht bezahlt werden,
                                                                       und „Lernkurse im Sommer“ werden darunterfal-
                      I und II                24,0           36,0
                                                                       len, wenn man dem Papier glauben darf, das der
                         III                    0            12,0
                                                                       Dienstgeber uns am 3. Juli 2013 übergeben hat.
                                                                       Hinzu kommt, dass die Unterrichtsverpflichtung „aus
            L e h rv e r pf l ic h t u ng                              wichtigen Gründen“ auf bis zu 27 Stunden erhöht
            Das Bundeslehrer-Lehrverpflichtungsgesetz wird             werden kann.
            abgeschafft. Gestrichen werden damit u. a. die             Vereinfacht gesagt: Die Unterrichtsverpflichtung
            Lehrverpflichtungsgruppen inkl. Aufwertungsfaktor          beträgt 22 bis 24 Wochenstunden, wobei ganz
            für Lehrer an Abendschulen, die Einrechnung für            wenige Lehrer 22, etwa 40 % 23 und die Mehrheit
            Erziehertätigkeiten in ganztägigen Schulformen und         24 Wochenstunden Unterricht leisten werden, wenn
            für Schulbibliothekare. Weiters fallen u. a. folgende      man die Tätigkeiten als Unterricht wertet, die derzeit
            Einrechnungen weg: die Einrechnung für pädago-             als solcher gelten (gegenstandsbezogene Lernzeit
            gische Leiter an Exposituren, für Leiter von mehrtä-       in der Tagesbetreuung, Förderkurse etc.). Für eine
            gigen Schulveranstaltungen, für Erziehungsleiter, für      Deutsch-Englisch-Lehrerin sind das dann 25,674 bis
            Studienkoordinatoren an Schulen für Berufstätige           28,008 Werteinheiten im „alten“ System, für eine
            oder für EDV-Kustoden.                                     Physik-Chemie-Lehrerin 23,1 bis 25,2 Werteinheiten.
            Damit kein Missverständnis aufkommt: Die Tätigkei-
            ten fallen nicht weg. Sie werden auch nicht von            Zul agen
            Supportpersonal übernommen, denn dieses wird               Da das neue Dienstrecht All-in-Bezüge vorsieht,
            es nicht geben, wenn man von 150 Postlern für die          werden fast alle Dienstzulagen und Vergütungen
            6.000 Schulen Österreichs einmal absieht. Diese            ersatzlos gestrichen, wie etwa:
            Tätigkeiten sind weiter zu erbringen, es gibt dafür        • Dienstzulage für Erziehungsleiter oder Leiter von
            „nur“ keinerlei Reduktion der Lehrverpflichtung – und         Exposituren
            eine Zulage ohnehin nicht, denn zukünftige Lehrer          • Dienstzulage für Fachkoordination an Schulen mit
            dürfen sich, wenn es nach diesem Entwurf geht, an             besonderer Berücksichtigung der musischen oder
            einem All-in-Bezug „erfreuen“.                                sportlichen Ausbildung
            Die Unterrichtsverpflichtung liegt bei 24 Stunden pro      • Erzieherzulage
            Woche, unabhängig vom unterrichteten Gegen-                • Vergütung für die Führung der Klassenvorstands-
            stand. Wörtlich heißt es: „Die vollbeschäftigte Ver-          geschäfte
            tragslehrperson ist zur Erteilung regelmäßigen Unter-      • Vergütung für die Verwaltung von Kustodiaten
            richts und/oder zur qualifizierten Betreuung von Lern-     • Vergütung für die Betreuung von Studenten im
            zeiten im Gesamtausmaß von 24 Wochenstunden                   Schulpraktikum
            verpflichtet (Unterrichtsverpflichtung).“                  • Abgeltung für Lernbegleiter in der neuen Ober-
            Was unter „qualifizierter Betreuung von Lernzei-              stufe
            ten“ zu verstehen ist, bleibt offen. Vermutlich ist es     Hier wiederum der Hinweis zur Vermeidung von Miss­
            das, was derzeit als gegenstandsbezogene Lernzeit          verständnissen: Die Vergütung fällt weg, nicht die
            bezeichnet und auch jetzt als Unterricht bewertet          Tätigkeit oder die Dienstverpflichtung des Lehrers,
            und abgegolten wird.                                       diese auszuüben. Für die KV-Tätigkeit gibt es die
            Die Tätigkeit als Klassenvorstand und als Mentor wird      Reduktion der Unterrichtsverpflichtung um eine Stun-
            jeweils mit einer Wochenstunde in die Unterrichtsver-      de. Welche Einrechnung es für ein Kustodiat gibt,
            pflichtung eingerechnet. Übt man beide Tätigkeiten         kann derzeit nicht beantwortet werden. Im Begut-
            gleichzeitig aus, reduziert sich die Unterrichtsver-       achtungsentwurf steht lapidar, dass die Bundesmi-
            pflichtung damit auf 22 Wochenstunden.                     nisterin das „entweder allgemein durch Verordnung
            Ist man Klassenvorstand oder Mentor, muss eine             oder im Einzelfall zu bestimmen“ hat. Nach den

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Erfahrungen der letzten Jahre klingt das wohl nicht        natürlich auch, dass er keine oder deutlich weniger

                                                                                                                   top thema
nur für mich wie eine gefährliche Drohung.                 Fächerzulage erhält. Dieser finanzielle Verlust kann
                                                           die Höhe der Zulage überschreiten, oder anders
Beru f se i n st i e g                                     ausgedrückt: Der Direktor oder Administrator ver-
Berufseinsteiger haben die volle Lehrverpflichtung         dient weniger als der „normale“ Lehrer in seiner
von 24 Wochenstunden, in denen sie eigenverant-            Gehaltsstufe.
wortlich eigene Klassen unterrichten – nicht die des
Mentors. Daneben müssen sie hospitieren (wann,             F erien
frage ich mich) und außerhalb der Unterrichtszeit          Derzeit dürfen sich Lehrer, soweit nicht besondere
Induktionslehrveranstaltungen an einer Pädagogi-           Verpflichtungen (Vertretung des Direktors, Abhal-
schen Hochschule oder Universität besuchen. Da             tung von Prüfungen u. dgl.) entgegenstehen, wäh-
der Junglehrer keinerlei Einfluss darauf hat, wann         rend der Hauptferien vom Ort ihrer Lehrtätigkeit
diese Lehrveranstaltungen angeboten werden, ein            entfernen. In Zukunft hat der Lehrer „Anspruch
Nicht-Absolvieren derselben aber den erfolgreichen         auf einen Urlaub während der Hauptferien, der
Abschluss der Induktionsphase und damit eine Wei-          frühestens nach Abwicklung der sie betreffenden
terbeschäftigung verunmöglichen, ist diese Rege-           Schlussgeschäfte beginnt und mit dem Montag vor
lung mehr als absurd und eine besondere Zumutung.          Beginn des folgenden Schuljahres endet.“ Wenn
Betreut wird der Junglehrer von einem Mentor. Um           man an die oben erwähnten „Lernkurse im Sommer“
diese Funktion ausüben zu „dürfen“, ist die Absolvie-      denkt, weiß man auch, warum.
rung eines 90 ECTS-Credits umfassenden Lehrgangs           Wenn ich mir außerdem vor Augen halte, dass
erforderlich. Das entspricht drei Semestern Vollstu-       zukünftig Einsprüche gegen die Nicht-Berechtigung
dium. Dafür betreut ein Mentor dann bis zu drei            zum Aufsteigen u. U. vor einem Bundesverwaltungs-
Junglehrer gleichzeitig, was mit einer Einrechnung         gericht abgehandelt werden und dieses Verfahren
von einer Stunde in die Unterrichtsverpflichtung und       die gesamten Sommerferien in Anspruch nimmt,
einer Zulage von 90 (eine), 120 (zwei) bzw. 150 Euro       werden die „Schlussgeschäfte“ eventuell erst mit
(drei betreute Personen) brutto monatlich abgegol-         Beginn des neuen Unterrichtsjahres abgewickelt
ten wird.                                                  sein …
Da der Dienstgeber weiß, dass er unter diesen Bedin-
gungen keine Mentoren finden wird, dürfen bis zum          „ Qual itätsoffen sive“
Schuljahr 2029/2030 auch derzeitige Betreuungsleh-         Lehrer können auch zur Erteilung des Unterrichtes in
rer im Schul- oder Unterrichtspraktikum als Mentoren       Unterrichtsgegenständen verpflichtet werden, für
eingesetzt werden.                                         die sie nicht lehrbefähigt sind. Weiters kann jeder
                                                           Lehrer, unabhängig von seiner spezifischen Aus-
Direk t o r e n u n d A d m in is t r at o r e n           bildung, an jeder beliebigen Schulart in jedem
Aufgrund des Drucks der Gewerkschaft sollen die            beliebigen Ausmaß auch gegen seinen Willen ein-
Administratoren nun doch nicht abgeschafft wer-            gesetzt werden. Nur bei Dienstzuteilung, also gänzli-
den. Administratoren sollen in Zukunft auch automa-        chem Einsatz in einer anderen Schulart, bleiben die
tisch Direktorstellvertreter sein.                         Beschränkungen aufrecht, die derzeit für Dienstzu-
Direktoren müssen, wenn es nach diesem Entwurf             teilungen gelten (kein Einsatz gegen den Willen des
geht, immer dann an der Schule anwesend sein,              Lehrers länger als drei Monate).
wenn Unterricht stattfindet, also in unserem Bereich       Lehrer mit dem neuen vierjährigen Bachelorstudium
elf bis zwölf Stunden pro Tag bzw. etwa sechzig            erfüllen in Zukunft die Anstellungserfordernisse für
Stunden in der Woche. Wenn der Dienstgeber nicht           alle Schularten, also auch für die AHS-Langform
von sich aus aktiv wird, verliert der Direktor nach fünf   (Unter- und Oberstufe), wo derzeit in der Regel
Jahren automatisch seine Funktion.                         nur Personen mit einer fast doppelt so langen Aus-
Das Zulagensystem für Direktoren und Administrato-         bildung (mit einem durchschnittlich sechsjährigen
ren ist ganz anders gestaltet als bisher. Die Zulagen      Universitätsstudium mit Magisterabschluss und einem
entsprechen auf den ersten Blick in der Höhe in etwa       einjährigen Unterrichtspraktikum) unterrichten dür-
den derzeitigen. Im neuen System stellt sich aber          fen. An der AHS erfüllen zukünftig auch Absolventen
folgender Effekt ein: Ein Lehrer, der Gegenstände          der derzeitigen dreijährigen Hauptschullehreraus-
der Lehrverpflichtungsgruppen I und II nur in der          bildung an den Pädagogischen Hochschulen die
Oberstufe unterrichtet (z. B. an einem ORG), kann          Anstellungserfordernisse.
einige hundert Euro an Fächerzulage beziehen.              Es gibt allerdings eine Bestimmung, die besagt, dass
Wenn er Direktor oder Administrator wird, unterrich-       allgemeinbildende Unterrichtsgegenstände in der
tet er nichts oder weniger als bisher. Das bedeutet        Oberstufe nur von masterwertig ausgebildeten Per-

                                                                                                                       7
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                                 Vergleich Vollbeschäftigung alt – Teilzeit neu    Vergleich MDL alt – Vollbeschäftigung neu
                                 Verlust in €              Verlust in %            Verlust in €            Verlust in %
             bis 40              -117.502,34               -15,91                  -99.537,59              -12,19
             bis 65              -545.373,58               -22,49                  -496.740,61             -18,62
             bis 45 Dj           -611.632,43               -23,06                  -560.324,58             -19,20

            sonen unterrichtet werden dürfen. Auf den ersten                 Stimmen der Pol itik
            Blick ist das besonders skurril. Personen mit einem              Und wie beurteilt – zumindest in Zeiten des Wahlkamp-
            Bachelorabschluss dürfen zwar in einer HAK, HTL,                 fes – die Politik diesen Irrsinn?
            in einem ORG etc. angestellt werden. Unterrichten                „An den Grundpfeilern des Entwurfs wird sich nichts
            dürfen sie dort allerdings nicht. Auf den zweiten Blick          ändern.“ (BM Heinisch-Hosek, SPÖ, Tiroler Tageszei-
            erkennt man, dass das BMUKK so die Personalbe-                   tung Online am 14. August 2013)
            wirtschaftung an der NMS lösen möchte: Bachelor                  „Ronald Reagan und Margaret Thatcher waren
            werden an Schulen der Oberstufe eingestellt und in               erfolgreich, weil sie Erwartungshaltungen gebrochen
            der NMS eingesetzt.                                              haben. Die Erwartungshaltung der Bevölkerung ist,
                                                                             dass nichts passiert, wenn die Gewerkschaft nein
            F i n a n z i e l l e A u s w ir k u ng e n                      sagt.“ (BM Dr. Reinhold Mitterlehner, ÖVP, Kurier Online
            Ein seriöser Vergleich zwischen Alt- und Neusystem               am 24. August 2013)
            ist selbstverständlich nur möglich, wenn Einkommen               „Beim Lehrerdienstrecht will Glawischnig [Anm.: Mag.
            und Arbeitszeit in der Betrachtung berücksichtigt                Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Bundessprecherin der
            werden. Damit eröffnen sich zwei Möglichkeiten:                  Grünen] eine Reform auch ohne Zustimmung der
            • ein Vergleich des Einkommens zwischen einer Voll-             Gewerkschaft, weil sie glaubt, dass es nicht alle Leh-
               beschäftigung im Altsystem mit einer Teilbeschäfti-           rerinnen und Lehrer so sehen wie ihre Gewerkschaft.“
               gung im neuen, das exakt einer Vollbeschäftigung              (Ö1 Mittagsjournal am 23. August 2013)
               im Altsystem entspricht, oder                                 „Kanzler und Vizekanzler sollen jetzt Mut zeigen und
            • ein Vergleich einer Vollbeschäftigung im Neusys­              ein neues, modernes Lehrerdienstrecht ohne Zustim-
               tem mit einer Vollbeschäftigung im Altsystem inkl.            mung der Lehrergewerkschaft beschließen. Das Team
               einer Abgeltung für Dauermehrdienstleistungen                 Stronach ist zur Unterstützung bereit.“ (NR-Abg. Ing.
               (MDL), wie sie im Altsystem bei der Unterrichtser-            Robert Lugar, Klubobmann des Team Stronach, Pres-
               teilung anfallen, die einer Vollbeschäftigung im              seaussendung vom 22. Juli 2013)
               Neusystem entspricht.                                         „Faymann und Spindelegger spielen hier auf Zeit.
            Als Beispiel wähle ich eine Person mit zwei Fächern              Das BZÖ verlangt hingegen die Umsetzung noch vor
            der Lehrverpflichtungsgruppe III, also jemanden wie              der Nationalratswahl, denn als gelernter Österreicher
            mich, und gehe von „nur“ 22 Unterrichtsstunden pro               weiß jeder, dass das, was SPÖ und besonders die ÖVP
            Woche aus. Die Physik-Chemie-Lehrerin unterrichtet               vor Wahlen versprechen, nur in den allerseltensten
            je zur Hälfte in Unter- und Oberstufe, ist Kustodin und          Fällen auch Realität wird.“ (NR-Abg. Ursula Haubner,
            Lernbegleiterin. (siehe Tabelle oben)                            Bildungssprecherin des BZÖ, Presseaussendung vom
                                                                             13. August 2013)
            Auch bei Anwendung der Barwertmethode mit dem                    „Da Faymann und Spindelegger nicht in der Lage sind
            vom Dienstgeber verwendeten, völlig skurrilen Pro-               die drängenden Probleme im Bildungssektor zu lösen,
            zentsatz (4 %) ändert sich nichts am grundsätzlichen             könnte dass Volk über folgende Fragen abstimmen:
            Bild. So läge etwa der prozentuelle Verlust beim                 […] Sollen Lehrer zur Gratisnachhilfe am Nachmit-
            ersten Vergleich dann bis 65 bei 20,25 % bzw. bei                tag verpflichtet werden?“ (Orthographie unverändert
            45 Dienstjahren bei 20,58 %. Es sei aber ausdrücklich            übernommen; NR-Abg. Herbert Kickl, Generalsekretär
            betont, dass die AHS-Gewerkschaft einen Prozent-                 der FPÖ, Presseaussendung vom 23. August 2013)
            satz von 4 % bei der Barwertmethode als viel zu hoch             Ich finde das alles nicht zum Hallelujah-Singen­
            entschieden zurückweist.                                         (© BM Heinisch-Hosek), sondern viel eher zum Aus-der-
            Würde die Kollegin nur in der Unterstufe unterrich-              Haut-Fahren! Aber vielleicht sitzen ja in einer neuen
            ten, erhöhte sich ihr Verlust auf 602.973,58 (65) /              Regierung andere Personen, denen Schulqualität und
            673.346,72 (45 Dj) Euro beim ersten Vergleich bzw.               Sozialpartnerschaft endlich wieder ein Anliegen sind.
            auf 563.268,61 (65) / 631.604,58 (45 Dj) beim zweiten.                                                                 n

   8                                                                                                                                    8
Zum Hallelujah-Singen* Aus-der- Haut-Fahren? - ODER ZUM - AHS-Gewerkschaft
im fokus

                        Mag. Verena Hofer
                     Pressereferentin der
                        AHS Gewerkschaft
                        verena.hofer@goed.at

                                                              Filmwettbewerb
                      Foto: Tommy Seiter

                                                          „gymn@sium4u“
                    Um das Gymnasium aus der                       Bernoulligymnasium                 Bernoullistraße 3       Wien
                                                                   BG Rechte Kremszeile               Rechte Kremszeile 54    Krems
                     Sicht der Schülerinnen und
                                                                   BG/BRG Baden                       Biondekgasse 6          Baden
                  Schüler zu beleuchten, wurde                     BG/BRG Leibnitz                    Wagnastraße 6           Leibnitz
                                                                   BG/BRG Leoben 1- Das „Alte“        Moserhofstraße 5        Leoben
                     im Jänner von der AHS Ge-                     Gymnasium
                    werkschaft der Wettbewerb                      BG/BRG Perchtoldsdorf              Roseggergasse 2-4       Perchtoldsdorf
                                                                   BG/BRG Pichelmayergasse            Pichelmayergasse 1      Wien
                  „gymn@sium4u“ ausgeschrie-                       BG/BRG Stainach                    Gymnasiumgasse 302      Stainach
                  ben. Schülerinnen und Schüler                    BG/BRG Waidhofen/Thaya             Gymnasiumstraße 1       Waidhofen/
                                                                                                                              Thaya
                    aller Gymnasien Österreichs                    BORG Bad Leonfelden                Hagauerstraße 17        Bad Leonfelden
                                                                   BORG Birkfeld                      Birkengasse 1           Birkfeld
                   waren aufgerufen, ein Kurzvi-
                                                                   BORG Güssing                       Schulstraße 17          Güssing
                   deo zum Thema Gymnasium                         BRG Bad Vöslau-Gainfarn            Petzgasse 36            Bad Vöslau
                                                                   BRG Imst                           Meranerstraße 13        Imst
                       mit all seinen Formen und                   BRG/BORG Telfs                     Weißenbachgasse 37      Telfs
                   Sonderformen als Dokumen-                       Europagymnasium Klagenfurt         Völkermarkter Ring 27   Klagenfurt
                                                                   Europagymnasium Linz-Auhof         Aubrunnerweg 4          Linz
                   tation, Zeichentrick, Animati-                  GRG17                              Geblergasse 56          Wien
                                           on o. ä. einzusenden.   Gymnasium Groß Enzersdof           Freiherr von            Groß Enzersdorf
                                                                                                      Smola Straße 3
                                                                   Gymnasium Kenyongasse Mater        Kenyongasse 4-12        Wien
                                                                   Salvatoris
                                                                   Gymnasium Korneuburg               Liese Prokop-Straße 1   Korneuburg
                  Eingereicht wurden 37 Beiträge,
                                                                   Musikgymnasium Dreihackengasse     Dreihackengasse 11      Graz
                  welche die intensive Beschäfti-
                                                                   Piaristengymnasium Krems           Piaristengasse 2        Krems
                  gung der Schülerinnen und Schüler
                                                                   Privatgymnasium der Herz-Jesu-     Schönleitenstraße 1     Salzburg
Foto: Stockbyte

                  mit dem Gymnasium eindrucksvoll                  Missionare Salzburg-Liefering
                  unter Beweis stellten. Am Filmwett-              Stiftsgymnasium der Benediktiner   Gymnasiumweg 5          St. Paul
                  bewerb beteiligt haben sich fol-                 St. Paul/i.Lav.
                  gende Schulen:                                   Stiftsgymnasium Seitenstetten      Am Klosterberg 1        Seitenstetten

                                                                                                                                                9
Zum Hallelujah-Singen* Aus-der- Haut-Fahren? - ODER ZUM - AHS-Gewerkschaft
Den ersten Preis gewannen Schülerinnen und Schüler aus dem Lavanttal. V.l.n.r.:
          Jantscher, Salzmann, Freisitzer, SchülerInnen der 6a, Petutschnig, Idl, Trattner

                                                                         V.l.n.r.: Freisitzer, Petutschnig, Trattner, Schülerinnen und
                                                                         Schüler, Idl, Jantscher, Salzmann

       Die Jury (Mag. Markus Riebe, Fachinspektor für Bildne-                      http://www.youtube.com/watch?v=aIQXPZeTMPA
       rische Erziehung und Werkerziehung in Oberösterreich;                   2. Preis: BRG Imst, Mediengruppe (betreut von Prof.
       Dr. Christoph Kotanko, Oberösterreichische Nach-                            Clemens Schmid)
       richten; Mag. Verena Hofer, Pressereferentin der AHS-                       Link: http://www.youtube.com/watch?v=rr2Nzktuy
       Gewerkschaft; Mag. Eva Teimel, Landesvorsitzende                            QM&feature=youtu.be
       der AHS-Gewerkschaft NÖ) bewertete die eingereich-                      3. Preis: Europagymnasium Linz Auhof, Klasse 8F
       ten Beiträge nach den Kriterien Originalität, Gestal-                       (betreut von Prof. Franz Weißhäupl)
       tung, technische Umsetzung und emotionale Wirkung.                          Link: https://www.youtube.com/watch?v=lvHchJT
       Nicht in die engere Wertung kamen Beiträge, die reine                       Oq7c&feature=youtube_gdata_player
       Schulpräsentationen eines bestimmten Schulstandor-                      Sonderpreis: BG Großenzersdorf, drei 4. Klassen
       tes darstellten.                                                        (betreut von Prof. Johannes Maier)
       Ein herzliches Dankeschön gebührt der Österreichi-                      Link: http://www.youtube.com/watch?v=luBBMFKEEz
       sche Beamten Versicherung (ÖBV), welche die AHS                         4&feature=youtu.be
       Gewerkschaft bei der Förderung junger Talente durch
       das Sponsern der Preisgelder (700 € für den 1. Platz,                   Der Siegerpreis bestach durch die Idee, in der Retro-
       500 € für den 2. Platz, 300 € für den 3. Platz und 200 €                spektive bei einem 15-jährigen Maturatreffen auf
       für den Sonderpreis) und auch der Buffets im Rahmen                     die Vorzüge des Gymnasiums zu blicken. Der zweit-
       der Preisverleihungen an den Schulstandorten tatkräf-                   platzierte Film, „The Bomb“, überzeugte mit einer vor
       tig unterstützte!                                                       allem technisch hervorragenden Umsetzung eines
                                                                               Bücherwurms, der sich durch die Schule frisst. Die
       D i e S i e g e rb e it r ä g e                                         Schülerinnen und Schüler des Europagymnasiums
       Unter den zahlreichen tollen, mit viel Arbeitsaufwand                   Auhof stellten in ihrem Film „Tr@uma“ mit einer Ani-
       und Kreativität gestalteten Beiträge wurden folgende                    mation von Playmobilfiguren die unterschiedlichen
       Filme prämiert:                                                         Fächer des Gymnasiums dar.
       1. Preis: Stiftsgymnasium St. Paul im Lavanttal, Klasse                Ein Sonderpreis ging an drei 4. Klassen des BG
           6A (betreut von Prof. Roza Maria Salzmann) Link:                    Großenzersdorf: Gemeinsam mit ihrem Lehrer ­Mag.

10   gymnasium
Schüler aus Imst erreichten Platz zwei
         1. R. v.l.n.r.: Klotz, Schüler der Mediengruppe, Direktor Digruber
                      2. R. v.l.n.r.: Hofer, Schmid, Schüler der Mediengruppe

                                                                                  V.l.n.r.: Schüler der Mediengruppe, Klotz, Hofer

Johannes Maier wurde für den Filmbeitrag „BIG E                             (Vorsitzender der Landesleitung AHS Kärnten) über-
Style“ die Schule auf den Kopf gestellt, um den schu-                       geben.
lischen Alltag im Gangnam Style darzustellen. Der
Beitrag entsprach nur teilweise den Teilnahmekrite-                         Preisverl eihun g in Imst
rien, da die Musik nicht von den Schülerinnen und                           Am 4. Juli wurde im Rahmen des traditionellen Schul-
Schülern stammte, jedoch überragte dieser Beitrag                           festes des Imster Gymnasiums noch einmal der prä-
an Originalität, Kreativität, Witz und Umsetzung die                        mierte Film „The Bomb“, erstellt von der Mediengrup-
anderen Einsendungen, sodass die Jury sich dazu                             pe unter Leitung von Prof. Clemens Schmid, gezeigt.
entschloss, einen Sonderpreis zu vergeben.                                  Mit professioneller Filmausrüstung hatten die Schü-
                                                                            ler einen technisch anspruchsvollen Animationsfilm
Pr eis v e r l e i h u n g in S t. Pa u l /L ava n t ta l                   gestaltet. Der Plot des Filmes:
Die Preisverleihung fand am 28. Juni 2013 im Konvikt                        Ein Finsterling baut eine Bombe, die dann in einem
des Stiftsgymnasiums St. Paul statt. Direktor Mag.                          Paket an der Schule abgegeben wird. Dieses Paket
Dr. Pater Thomas Petutschnig und der Klassenvor-                            öffnet sich, die Bombe schwebt durchs Schulhaus
stand Mag. Dr. Rudolf Freisitzer dankten Mag. Roza                          und vernichtet Wissen in jeder Form. In unersättlicher
Salzmann und ihren Schülerinnen und Schülern der                            Gier frisst sie Bücher von den Schülertischen, aus
Klasse 6A für die Initiative und den Einsatz, mit dem                       den Bibliothek-Regalen oder attackiert Schultaschen.
sie das Projekt erarbeitet hatten. Technisch aufwän-                        Schließlich aber platzt diese Bombe und das Wissen
dig erstellten die Schülerinnen und Schüler einen                           ist wieder frei. Dieses Wissen, die Allgemeinbildung,
vor allem emotional tiefgreifenden Film, der als                            bleibt somit im Gymnasium.
Handlung ein Klassentreffen mit Rückschau auf die                           Die Pressereferentin der AHS-Gewerkschaft, Mag.
gemeinsame Gymnasialzeit hatte.                                             ­Verena Hofer, gratulierte den Schülerinnen und Schü-
Die Preise, ein Pokal und ein Sparbuch im Wert von                           lern namens der Bundesleitung und übergab den
700 €, wurden den Schülerinnen und Schülern vom                              glücklichen Preisträgern einen Pokal. Harald Klotz,
ÖBV-Landesdirektor Leopold Idl (Landesdirektor der                           regionaler Vertriebsleiter der ÖBV, überreichte den
ÖBV), Andreas Trattner und Mag. Manfred Jantscher                            Geldpreis, ein Sparbuch über 500 Euro.

                                                                                                                                     11
Pr e i sv e r l e i h u ng in L in z                              Preisverl eihun g in GroSSen zersdorf
        Mag. Franz Andexlinger gratulierte den Schülerin-                 Am 26. Juni 2013 fand im Rahmen des Sportfestes der
        nen und Schülern im Namen der Bundesleitung und                   Schule die Preisverleihung des Sonderpreises an das
        überreichte gemeinsam mit dem Akad. Vers. Kfm.                    BG/BRG Groß-Enzersdorf statt. Gemeinsam mit dem
        Manfred Steinberger, dem Leiter für Marketing und                 regionalen Vertriebsleiter der ÖBV, Jürgen Kiegler,
        Vertrieb der ÖBV, am 14. Juni im Beisein des Direktors            übergab die Vorsitzende der Landesleitung NÖ, Mag.
        Mag. Gottfried Jachs den Preis: einen Pokal und                   Eva Teimel, im Beisein von Direktor Mag. Manfred
        ein Sparbuch über 300 Euro. Sowohl bei den Schü-                  Windisch den Pokal und das Preisgeld von 200 € an
        lern als auch beim betreuenden Lehrer Mag. Franz                  Schülerinnen und Schüler der beteiligten 4. Klas-
        ­Weißhäupl war die Freude groß.                                   sen, die den choreografisch besonders anspruchs-
                                                                          vollen und besonders witzig umgesetzten Beitrag
        Auf den Filmpreis aufmerksam geworden war M  ­ ag.                „BIG E Style“ (basierend auf dem Lied „Gangnam
        Weißhäupl durch das Plakat der AHS Gewerkschaft.                  Style“ von Psy) vorwiegend außerhalb der Unterrichts-
        Für die Playmobil-Animation wurden sämtliche Spiel-               zeit erstellt haben. Ein besonderer Dank gilt Mag.
        zeug-Bestände der Schülerinnen und Schüler zusam-                 ­Johannes Maier, der für die Idee und Durchführung
        mengetragen. Die Gestaltung des Films erfolgte in                  verantwortlich zeichnete. Stellvertretend für ihn nahm
        Gruppen und stellte die Talente-Vielfalt am Euro-                  Mag. ­Denise Rosenkranz das Sparbuch entgegen. An
        pagymnasium zur Schau. Als besonderes Highlight                    einem weiteren Tanz-Film-Projekt werde bereits gear-
        erwies sich die gemeinsame Nachvertonung, bei                      beitet. Die Schule hat schon mehrere fächerübergrei-
        der Prof. Weißhäupl dem Löwen seine Stimme leihen                  fende Filmprojekte hinter sich, von denen ein Projekt
        musste.                                                            auch im MUMOK präsentiert wurde.                    n

       Platz drei für die Linzer Schülerinnen und Schüler
       V.l.n.r.: Steinberger, Andexlinger, Schülerinnen und Schüler der         V.l.n.r.: Andexlinger, Moser (Klassensprecherin), Teinberger,
       Preisträger-Klasse, Jachs (4.v.re), Klassenvorstand (2.v.re)             Weißhäupl, Jachs

                           Der Sonderpreis ging nach Großenzersdorf
       V.l.n.r.: Kiegler, Windisch, Teimel, Rosenkranz, Schülerinnen
                                           und Schüler der 4. Klassen

12   gymnasium
im fokus

           Mag. Eva Teimel,
   Vorsitzende der Landes-
  leitung Niederösterreich
          eva.teimel@goed.at

                                               The American way
                                               of education
                              Foto: iStock

                                                Über die Folgen der US-amerikanischen Testeritis.

                                             „Lieber Gott, ich bitte dich, mach ein gutes Kind aus mich.“ – So beginnen an einer
                                             katholischen Privatschule in Waco/Texas die Deutsch-Stunden. Nein, Sie haben sich
                                             nicht verhört bzw. verlesen – ich habe es auch erst nach der zweiten miterlebten
                                             Deutsch-Stunde geglaubt. Auch der weitere Unterricht war von ähnlicher „Qualität“:
                                             Die Lehrerin, des Deutschen nur wenig mächtig, sprach fast ausschließlich Englisch mit
                                             ihren Schülern1. Diese waren nach einem Lernjahr Deutsch kaum imstande, sich auf
                                             Deutsch vorzustellen oder mit mir zu kommunizieren, konnten aber (stupide auswen-
1 Personenbezogene Bezeich-
                                             dig gelernt) das Lied der Lorelei aufsagen. Dabei wären die Rahmenbedingungen
nungen umfassen gleicherma-                  für das Erlernen von Deutsch ideal: 10 Schüler pro Gruppe, 5 Wochenstunden pro
ßen Personen männlichen und
weiblichen Geschlechts.                      Jahrgang und hinsichtlich Lehrplan alle Freiheiten.

                                                                                                                                      13
öffentliche Schulen gratis, sind nun je nach Qualität
                                                                             der Universität hohe Gebühren zu zahlen: Pro Semester
                                                                             werden mindestens vierstellige Beträge fällig, die bei
                                                                             Privatuniversitäten noch darüber liegen können.3
                                                                             Ein weiterer interessanter Unterschied ist die Rolle,
                                                                             welche Evaluation im amerikanischen Bildungssystem
                                                                             spielt. Diese hat in den USA schon eine längere Tradi-
                                                                             tion und ist erst kürzlich in diesem Ausmaß auf Europa
                                                                             übergeschwappt.4 Fragwürdig ist nur, wie und mit
                                                                             welchen Konsequenzen in den USA evaluiert wird.
                                                                             Nehmen wir als Beispiel das so genannte „Head start“-
                                                                             Programm: „Head Start is a federal program that pro-
                                                                             motes the school readiness of children ages birth to 5
                                                                             from low-income families by enhancing their cogni-
                                                                             tive, social and emotional development.“5 Dieses
                                                                             Programm läuft bereits seit 1965 und hat laut Website
                                                                             bereits mehr als 30 Millionen Kindern zu einem guten
                                                                             Schulstart verholfen. Damals in den 60er Jahren von
                                                                             Präsident K­ ennedy angedacht und von seinem Nach-
                                                                             folger Johnson implementiert, sollte das Programm das
                                                                             Bildungspotential der ärmeren Bevölkerung aufdecken
                                                                             und fördern. Doch war dieses erste große Bildungspro-
                                                                             jekt der USA durch politische Vorgaben bestimmt und
                                                                             diente ausschließlich zur Rechtfertigung eines politi-
                                                                             schen Ziels.6 Dementsprechend positiv fiel die Evaluati-
                                                                             on aus, auch wenn zu Beginn keine qualitativ hochwer-
                                                                             tigen Lehrer in diesem 8-wöchigen Kurs in den Ferien
                                                                             vor Schul­ eintritt eingesetzt wurden. Tatsächlich war
                                                                             nämlich dem Projekt nur bescheidener Erfolg beschert,
                                                                             da der Vorsprung gegen Ende des ersten Schuljahres
                                                                             bei sozial benachteiligten Familien wieder weg war.
                                                                             Etwas anders lief und läuft nach wie vor das Perry
                                                                             Preschool Project, das mit demselben Hintergedanken,
                                                                             nämlich sozial benachteiligte Kinder mit Hilfe von vor-
                    Ein kurzer Blick auf das US-amerikanische Schulsystem    schulischer Erziehung zu fördern, begonnen wurde – es
                    macht die Unterschiede deutlich.                         basiert aber nicht auf staatlichem, sondern privatem
                                                                             Engagement von Elterninitiativen. Kinder (mittlerweile
                    D a s a m e r i k a nis c h e Sys t e m                  nicht nur mehr aus sozial benachteiligten Familien) wer-
                    Der wohl augenscheinlichste ist, dass es in den USA im   den über zwei Jahre von qualitativ hochwertigem und
                    Gegensatz zum österreichischen Schulsystem, wo mehr      bestens geschultem Personal betreut und vorbereitet.
                    oder weniger ein strikter Fächerkanon vorgegeben ist,    Der Erfolg dieses Projektes in der Langzeitstudie kann
                    ein Kurssystem mit einem breiten Fächerangebot von       sich sehen lassen.7
                    traditionellen Fächern bis hin zu Fotokursen und einer
                    Ausbildung für den Führerschein gibt. Mit letzterem      Eval uation um jeden Preis?
                    Vorschlag ließ vor kurzem auch ein heimischer SPÖ-       Dass weiteren Präsidenten die Bildung am Herzen lag,
                    Politiker aufhorchen.2 Durch dieses breite Angebot       zeigt sich auch in der Initiative von Ronald Reagan,
                    decken die US-amerikanischen Schulen die verschie-       „A Nation at Risk“8. 1983 aufgrund der schlechten
                    denen Interessen und (intellektuellen) Fähigkeiten der   Schulergebnisse eingeführt, versuchte das Programm
                    Schüler ab, was bei einem gänzlich undifferenzierten     die Qualität des Lehrens und Lernens zu verbessen, um
                    Schulwesen zu einer zu hinterfragenden inneren Diffe-    amerikanische Schüler international wettbewerbsfähig
                    renzierung führt. Die große Keule der Selektion kommt    zu machen. Klar wird festgestellt: „The educational
     Foto: iStock

                    dann mit dem Zugang zu den Colleges und Universi-        foundations of our society are presently being eroded
                    täten in Form von rigorosen Zulassungstests und enor-    by a rising tide of mediocrity that threatens our very
                    men Studiengebühren. Waren bis zu diesem Zeitpunkt       future as a nation and a people. What was unimagi-

14   gymnasium
im fokus
nable a generation ago has begun to occur – others             Schwanz. Aus so einer Brennpunktschule wird vermut-
are matching and surpassing our educational attain-            lich nie etwas werden. Es stellt sich die Frage, inwieweit
ments.“9 Ein hehres Ziel. Was aber davon geblieben ist,        sich durch solche Sanktionen Schulleiter zwingen las-
zeigt, dass diese Initiative auf der offiziellen Website des   sen, administrative Aufgaben zu straffen, inwieweit die
amerikanischen Bildungsministeriums (US Department             Lehrer sich zwingen lassen, besser zu unterrichten – und
of Education) gar nicht mehr aufzurufen ist. Das von           schließlich, inwieweit die Schüler sich zwingen lassen,
Präsident Bush 2001 initiierte und von Obama weiter-           mehr zu lernen? Kontrolle durch Sanktionen führt zu
geführte Gesetz „No child left behind“10 schlägt in            vielen Skurrilitäten bei standardisierten Tests: Schlechte
eine ähnliche Kerbe: Es ist ein Gesetz, das die Qualität       Schüler werden von der Testung bzw. überhaupt von
der öffentlichen Schulen durch Zuteilung von mehr              der Schule ausgeschlossen, alle Ressourcen werden
Budgetmitteln, durch die Einführung standardisierter           für die abzuprüfenden Fächer verwendet (teaching
Tests und Autonomie der einzelnen Schulen fördern              to the test) und ebenso werden Schulabbrecher aus
soll. Darüber hinaus soll es die Eigenverantwortung der        der Statistik entfernt.13 Etwas bessere Testergebnisse
Eltern gegenüber Bildung erhöhen. Tatsache ist, dass           ergeben sich durch die Anpassung an die Testformate,
das Gesetz auch die Bereitstellung von Schülerlisten           was Lind14 treffend mit dem Begriff „Testschlauheit“
für die militärische Rekrutierung erleichtert.11 Kritiker      bezeichnet. Ändern sich die Testformate, bedarf es
behaupten auch, dass viel Geld gar nicht an den                wieder einiger Zeit der Anpassung. Die Evaluation mit
öffentlichen Schulen angekommen ist, sondern an neu            Sanktionsmaßnahmen hat auch Folgen für die Lehrer.
gegründete Privatschulen floss, und sie bezweifeln die         Wird die Arbeit durch standardisierte Tests kontrolliert
Qualität der Testverfahren zur Evaluation. Letzterer Kri-      und sanktioniert, wird die Arbeit des einzelnen Lehrers
tikpunkt ist ein nicht allzu weit hergeholter, zumal zuneh-    behindert und eingeschränkt; nicht selten kommt es zu
mend kommerzielle Anbieter in die Schulen und zu den           Frustrationen, weil die viel gepriesene pädagogische
Testungen drängen. Und über die Fragwürdigkeit und             Freiheit eingeschränkt wird. Gute und hochqualifizierte
Aussagekraft von per Computer natürlich relativ schnell        Lehrer tendieren oft dazu, deswegen den Schulbetrieb
auswertbaren Multiple-Choice-Tests braucht man hier            zu verlassen – eine Entwicklung, die auch in Österreich
wohl kein Wort zu verlieren.                                   Realität werden könnte oder teilweise schon gewor-
Seit rund 40 Jahren gibt es also in den USA diverse            den ist. „Oft genügt ein Blick über den Atlantik, um
Initiativen und daraus resultierende Evaluationen im           zu wissen, welche Trends in der nächsten Zeit bei uns
Bildungsbereich. Trotz minimaler Verbesserungen lie-           angesagt sind und, leider auch, welche Fehler.“15
gen die USA im internationalen Vergleich nach wie vor          „Angesichts dieser jahrzehntelangen negativen Erfah-
deutlich unter dem Durchschnitt und die Kluft zwischen         rungen in den USA ist es nicht verständlich, warum
den sozialen Schichten hat sich in all den Jahren nicht        wir uns nun ausgerechnet vom flächendeckenden
verringert. „Immerhin wurden in den vier Jahrzehnten           Einsatz von Vergleichstests eine Verbesserung unseres
die Bildungsausgaben stark erhöht, die Lehrerbildung           Schulsys­tems erwarten. Es ist wäre erfolgversprechen-
ist in den meisten Bundesstaaten von vier auf fünf             der, die Lehrerbildung und die Unterrichtsmethoden zu
Jahre erhöht worden, die Bildungs- und Unterrichtsfor-         verbessern.“16                                          n
schung wurden intensiviert […] und es werden nach
einer Schätzung von Bracey (2005) jährlich zwei bis drei        2 http://vorarlberg.orf.at/news/stories/2593156/, Zugriff am 6. August 2013
Milliarden Dollar für Tests ausgegeben, abgesehen von           3 http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/2181502/, Zugriff am­
                                                                6. August 2013
den indirekten Kosten, die durch diese sanktionsbe-             4 LIND Georg, Amerika als Vorbild? Erwünschte und unerwünschte Folgen
                                                                aus Evaluationen, erschienen in: Bohl, T. & Kiper, H., Hrsg. (2009). Lernen
wehrten Tests verursacht werden.“12 Das rechtfertigt            aus Evaluationsergebnissen – Verbesserungen planen und implementieren,­
keineswegs den minimalen positiven Zuwachs, den                 S. 78-97. Bad Heilbrunn: Klinkhardt (publizierte Kurzfassung mit neuer Sei-
                                                                tenzählung), S. 2
man aufgrund des langjährigen Vorsprungs an eva-                5 http://www.acf.hhs.gov/programs/ohs/, Zugriff am 5. August 2013
                                                                6 LIND, S. 6
luationsgetriebener Bildungspolitik erwarten könnte.            7 http://evidencebasedprograms.org/1366-2/65-2, Zugriff am 5. August
Was haben nun diese Initiativen und deren Evaluation            2013
                                                                8 http://de.scribd.com/doc/49151492/A-Nation-at-Risk, Zugriff am­
gebracht? Was ist falsch dabei gelaufen?                        6. August 2013
                                                                9 A Nation at Risk, A report by the National Commission on Excellence in
                                                                Education, April 26, 1983, S. 5
                                                                10 http://en.wikipedia.org/wiki/No_Child_Left_Behind_Act, Zugriff am
Fatal e S a n kt i o n e n                                      5. August 2013
In den USA gibt es vor allem eine Evaluation mit Sank-          11 http://www2.ed.gov/policy/gen/guid/fpco/hottopics/ht-10-09-02a.
                                                                html, Zugriff am 5. August 2013
tionsmaßnahmen: Schneidet bei den Testungen eine                12 LIND, S. 12
                                                                13 LIND, S. 16
Schule über mehrere Jahre hindurch schlecht ab,                 14 LIND, S. 43
bekommt sie weniger Geld. Bekommt sie weniger Geld              15 Univ.-Prof. Dr. Georg Lind, „Amerika als Vorbild? Erwünschte und uner-
                                                                wünschte Folgen aus Evaluationen“ in Bohl u. a., „Lernen aus Evaluationser-
zur Verfügung gestellt, kann sie sich keine guten Lehrer        gebnissen – Verbesserungen planen und implementieren“ (2009)
                                                                16 LIND, S. 43
mehr leisten und damit beißt sich die Katze in den

                                                                                                                                                15
gut zu wissen

             Mag. Herbert WeiSS,
     Vorsitzender-Stellvertreter
        und Besoldungsreferent
              herbert.weiss@goed.at

                                             Wegweiser durch den
                                             Sozialversicherungs-
                                             dschungel

                                                                                                                                  Krankenversicherung
                                             Teil 1: Kranken- und Arbeitslosenversicherung,
                                             Pensions(versicherungs)beitrag

                   Auf dem Monatsbezugszettel nehmen die          Bei „KV/SV Sonderzahlung“ besteht die Kran-
                   Sozialversicherungsbeiträge den meisten        kenversicherungsbeitragsgrundlage aus der
                   Platz ein. Sie nachzurechnen, ist aber ganz    Sonderzahlung, also dem halben Grundbe-
                   und gar nicht einfach, da sich die Sozial-     zug und einer allfälligen halben Dienstzulage.
                   versicherungsabgaben verschiedener Grup-       Von der Sonderzahlung ist kein Wohnbauför-
                   pen von Lehrern1 in gewissen Punkten ganz      derungsbeitrag zu entrichten, wie auch aus
                   beträchtlich voneinander unterscheiden. Ich    der fehlenden Abkürzung „WFB“ erkennbar
                   möchte die Abgaben in der Reihenfolge          ist. Dieser Punkt enthält daher nur eine Kom-
                   erklären, in der sie am Monatsbezugszettel     ponente, nämlich die Krankenversicherung
                   aufscheinen.                                   in der Höhe von 4,10 %. Der Prozentsatz ist
                                                                  von der Krankenversicherungsbeitragsgrund-
                   Kr a n ke n v e r s ic h e r u n g             lage zu entrichten. Die Höchstbeitragsgrund-
                   der Beamten                                    lage für Sonderzahlungen beträgt 2013 EUR
                   Auf dem Bezugszettel erscheint zunächst der    8.880. Wird im Laufe des Kalenderjahres
                   Langtext „KV/SV/WFB laufend“. Die Kranken-     diese Höchstbeitragsgrundlage überschrit-
                   versicherungsbeitragsgrundlage der Beam-       ten, ist von den restlichen Sonderzahlungen
                   ten besteht aus dem Grundbezug, allfälligen    keine Krankenversicherung zu bezahlen.
                   Dienstzulagen und dem Kinderzuschuss. Bei      Die Krankenversicherungsbeitragsgrundlage
                   den laufenden Bezügen besteht dieser Punkt     eines Nachtragsbezuges (einer Rückrech-
                   aus zwei Komponenten, der Krankenversi-        nung; „KV/SV/PB/WFB Rückrechnung“) kann
                   cherung in der Höhe von 4,10 % und dem         bei einem beamteten Lehrer normalerweise
                   Wohnbauförderungsbeitrag in der Höhe von       nur aus der Abgeltung für die Prüfung im
                   0,50 %, in Summe also 4,60 %. Die Prozent-     Rahmen der Reifeprüfung (Prüfungsentschä-
                   sätze sind von der Krankenversicherungsbei-    digung) bestehen. Die zu entrichtenden Pro-
                   tragsgrundlage zu entrichten. Die monatli-     zentsätze entsprechen denen für die lau-
                                                                                                                   Foto: iStock

                   che Höchstbeitragsgrundlage beträgt 2013       fenden Bezüge. Diese sind allerdings nur zu
                   EUR 4.440.                                     zahlen, wenn die Summe der krankenversi-

16          gymnasium
P e ns io n s(versicherun gs)beitrag

Arbeitsl o se n v e r si c h e r u ng

                                                                               1 Personenbezogene Bezeichnun-
                                                                               gen umfassen gleichermaßen Per-
                                                                               sonen männlichen und weiblichen
                                                                               Geschlechts.

                                                                                                                 17
cherungs- (und wohnbauförderungsbeitrags)pflichtigen        Unterrichtspraktikanten. Der vom Pflichtversicherten zu
       Nachtragsbezugsbestandteile und der Bezugsbestand-          tragende Anteil des Arbeitslosenversicherungsbeitrages
       teile des Monats, für den der Nachtragsbezug gebührt,       beträgt anstelle der „normalen“ 3 % bei einer monatli-
       die monatliche Höchstbeitragsgrundlage (2013 EUR            chen Beitragsgrundlage (2013)
       4.440) nicht übersteigt. Andernfalls sind diese Prozent-
       sätze nur auf den Anteil des Nachtragsbezuges anzu-         bis EUR 1.290			                   0%
       wenden, der in dieses Limit passt. Die Krankenversiche-     über EUR 1.290 bis EUR 1.330       1%
       rungsbeitragsgrundlage der Rückrechnung wird auf der        über EUR 1.330 bis EUR 1.497       2%
       Monatsabrechnung nicht ausgewiesen.
                                                                   Die betroffenen Personen bleiben arbeitslosenversi-
       A u sn a h m e b e s t immu n g e n b e t r e ffe nd        chert.
       Arb e i t sl o se n v e r s ic h e r u ng
       Arbeitslosenversicherungsbeiträge haben nur Ver-            Kran ken - un d Arbeitsl osen versicherun g
       tragsbedienstete zu entrichten, da das öffentlich-recht-    der Vertragsl ehrer
       liche Dienstverhältnis auf Lebenszeit angelegt ist und      Auf dem Bezugszettel erscheint zunächst der Lang-
       Beamte daher nicht arbeitslos werden können. In den         text „KV/SV/WFB laufend“. Die Krankenversicherungs-
       folgenden Abschnitten werden nur die „normalen“             beitragsgrundlage bei Vertragsbediensteten enthält
       Beitragssätze genannt. Es gibt allerdings eine Reihe        neben dem Grundbezug, allfälligen Dienstzulagen und
       von Ausnahmebestimmungen, die hier beschrieben              dem Kinderzuschuss auch noch die als ruhegenussfä-
       werden sollen.                                              hig erklärten Zulagen (z. B. Abgeltung für die Führung
       Seit dem Inkrafttreten des 2. Stabilitätsgesetzes 2012 am   der Klassenvorstandsgeschäfte und Kustodiatsabgel-
       1. Jänner 2013 gibt es bei der Befreiung von der Arbeits-   tung). Bei den laufenden Bezügen besteht dieser Punkt
       losenversicherungspflicht zwei Fälle:                       aus drei Komponenten: der Krankenversicherung, der
       Für Personen, die vor dem 2. Juni 1953 geboren sind,        Arbeitslosenversicherung und dem Wohnbauförde-
       wird der Arbeitslosenversicherungsbeitrag ab dem            rungsbeitrag. Alle angeführten Prozentsätze sind von
       Beginn des der Vollendung des 58. Lebensjahres folgen-      der Krankenversicherungsbeitragsgrundlage zu entrich-
       den Kalendermonates aus Mitteln der Arbeitslosenversi-      ten. Die monatliche Höchstbeitragsgrundlage beträgt
       cherung getragen.                                           2013 EUR 4.440.
       Für Personen, die nach dem 1. Juni 1953 geboren sind,       Vertragslehrer, deren Beschäftigungsverhältnis vor dem
       gilt folgende Regelung: Personen, denen eine Pension        1. Jänner 1999 begonnen hat, sind bei der jeweiligen
       zuerkannt wurde oder welche die Anspruchsvoraus-            Gebietskrankenkasse krankenversichert und müssen
       setzungen dafür erfüllen – ausgenommen die Korridor-        daher 3,82 % Krankenversicherungsbeitrag entrichten.
       pension –, oder jenes Lebensalter, das ein Jahr nach        Die Arbeitslosenversicherung beträgt 3 % und der Wohn-
       dem gesetzlichen Mindestalter für die Korridorpension       bauförderungsbeitrag 0,5 %, in Summe also 7,32 %.
       liegt (derzeit das 63. Lebensjahr), vollendet haben, sind   Vertragslehrer, deren Beschäftigungsverhältnis nach
       ab dem Beginn des folgenden Kalendermonats nicht            dem 31. Dezember 1998 begonnen hat, sind wie Beam-
       arbeitslosenversichert. Es ist daher auch kein Arbeits-     te bei der BVA krankenversichert und müssen daher
       losenversicherungsbeitrag zu entrichten. Konkret heißt      einen Krankenversicherungsbeitrag in der Höhe von
       das, dass man, um in den Genuss dieser Bestimmung           4,10 % entrichten. Arbeitslosenversicherung und Wohn-
       zu kommen, entweder das Regelpensionsalter erreicht,        bauförderungsbeitrag sind bei allen Vertragslehrern
       oder die Voraussetzungen für die „Hacklerregelung“          gleich hoch, womit in Summe 7,60 % zu bezahlen sind.
       erfüllen bzw. das 63. Lebensjahr erreicht haben muss.       Unterrichtspraktikanten haben einen anderen Kran-
       (Vor Inkrafttreten des 2. Stabilitätsgesetzes 2012 am­      kenversicherungsbeitrag (3,87 %) zu entrichten, sind
       1. Jänner 2013 genügte die Erreichung des Mindest-          aufgrund des niedrigen Einkommens seit 1. Juli 2008 von
       pensionsalters für die „Hacklerregelung“.) Für Frauen       der Leistung des Arbeitslosenversicherungsbeitrages
       ist diese Regelung aber nur für jene relevant, die nach     befreit und zahlen keinen Wohnbauförderungsbeitrag.
       dem 1. März 1954 geboren worden sind. Jene, die vor         Bei „KV/SV Sonderzahlung“ besteht die Krankenversi-
       dem 2. März 1954 geboren worden sind, haben die             cherungsbeitragsgrundlage aus der Sonderzahlung,
       Bedingungen zur Erreichung dieser Regelung nämlich          also dem halben Grundbezug und einer allfälligen
       schon vor dem 1. Jänner 2013 erfüllt und werden daher       halben Dienstzulage. Von der Sonderzahlung ist kein
       von der Neuregelung nicht erfasst.                          Wohnbauförderungsbeitrag zu entrichten, wie auch
       Seit dem 1. Juli 2008 vermindert sich bei geringem          aus der fehlenden Abkürzung „WFB“ erkennbar ist.
       Entgelt der zu entrichtende Arbeitslosenversicherungs-      Die angeführten Prozentsätze sind von der Sozialversi-
       beitrag durch eine Senkung des auf den Dienstnehmer         cherungsbeitragsgrundlage zu entrichten. Die Höchst-
       entfallenden Anteils. Das trifft in unserem Bereich z. B.   beitragsgrundlage für Sonderzahlungen beträgt 2013

18   gymnasium
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