Wetterfester Baustahl - Merkblatt 434 - Wirtschaftsvereinigung Stahl
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Merkblatt 434 Wirtschaftsvereinigung Stahl Messen und Ausstellungen dienen der Präsen- tation neuer Werkstoffentwicklungen und inno- Die Wirtschaftsvereinigung Stahl ist der wirt- vativer, zukunftsweisender Stahlanwendungen. schaftspolitische Verband der Stahlindustrie in Alle drei Jahre wird der Stahl-Innovationspreis Deutschland mit Sitz in Düsseldorf und Büros in (www.stahl-innovationspreis.de) ausgelobt. Er Berlin und Brüssel. Der Verband vertritt die ist einer der bedeutendsten Wettbewerbe seiner branchenpolitischen Interessen der in Deutsch- Art und zeichnet besonders innovative Stahl- land ansässigen Stahlproduzenten und assozi- anwendungen aus. ierter ausländischer Mitgliedsunternehmen ge- genüber Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Die wichtigsten Aufgaben sind: Impressum Das wirtschaftspolitische Umfeld mitgestalten Merkblatt 434 Zentrales Anliegen ist es, ein wirtschaftspo- „Wetterfester Baustahl“ litisches Umfeld zu ermöglichen, das die inter- Ausgabe 2004 nationale Wettbewerbsfähigkeit der Stahlunter- ISSN 0175-2006 nehmen in Deutschland auch in Zukunft sichert. Herausgeber Aufmerksamkeit schaffen, Meinungen bilden Wirtschaftsvereinigung Stahl Die Wirtschaftsvereinigung Stahl vertritt die Postfach 105464, 40045 Düsseldorf Interessen der Mitgliedsunternehmen gegen- über politischen Entscheidungsträgern, Behör- Autor den, anderen wirtschaftlichen Branchen sowie Em. Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischer, Stuttgart der Öffentlichkeit und den Medien. Layout Bündelung wirtschaftlicher Interessen circa drei, München Die Mitgliedsunternehmen haben gemein- same Ziele. Diese gilt es zu bündeln und mit Fotos einer Stimme an die Politik zu richten. Martin Jung, Hamburg: Titel Manfred Fischer, Stuttgart: Expertise für die Mitgliedsunternehmen Abb. 3, 4, 5, 6, 11, 12, 13, 14, 16, 17, 25, 31, 35, Austausch fachlicher Expertise in Ausschüs- 38, 40, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 50, 52, 53, 54 sen und Gremien ist ein weiteres Ziel der Wirt- Stahl-Informations-Zentrum, Düsseldorf, schaftsvereinigung Stahl. Merkblatt 434, 3. Auflage 1974: Abb. 1, 2 Jörg Hempel, Aachen: Abb. 18, 19 National und international vernetzt Klaus Frahm, Hamburg: Abb. 20 Durch die Mitgliedschaften im Bundesver- Bernd-Michael Maurer, Köln-Dellbrück: Abb. 23 band der Deutschen Industrie (BDI), im euro- Lamott Architekten, Stuttgart: Abb. 27, 28, 30 päischen Stahlverband EUROFER und im Welt- Eduard Hueber, New York: Abb. 21 Stahlverband World Steel Association werden Dietrich • Fritzen • Löf, Köln: Abb. 32, 33 die Interessen der Mitgliedsunternehmen national Zwahlen & Mayr S. A., Aigle (Schweiz): Abb. 36 wie auch international vertreten. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesre- publik Deutschland GmbH Bonn/Peter Oszvald: Marketing für Stahlanwendungen Abb. 51 Markt- und anwendungsorientiert werden firmenneutrale Informationen über Verarbeitung und Einsatz des Werkstoffs Stahl bereitgestellt. Ein Nachdruck dieser Veröffentlichung ist – auch Publikationen bieten ein breites Spektrum auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmi- praxisnaher Hinweise für Konstrukteure, Ent- gung des Herausgebers und bei Quellenangabe wickler, Planer und Verarbeiter von Stahl. Sie gestattet. Die zugrunde liegenden Informationen werden auch in Ausbildung und Lehre einge- wurden mit größter Sorgfalt recherchiert und setzt. Vortragsveranstaltungen schaffen ein redaktionell bearbeitet. Eine Haftung ist jedoch Forum für Erfahrungsberichte aus der Praxis. ausgeschlossen. 2
Wetterfester Baustahl Inhalt Seite Seite 1 Überblick 4 4 Anwendungen von 2 Wetterfeste Stähle 6 Wetterfestem Baustahl 15 2.1 Chemische Zusammensetzung 4.1 Konstruktionen 15 und mechanische Eigenschaften 6 4.1.1 Beispiele aus dem Hochbau 15 2.1.1 Europäische Norm 6 4.1.2 Beispiele aus dem Brückenbau 22 2.1.2 Hochfeste Qualitäten 7 4.1.3 Weitere Anwendungsbeispiele 26 2.2 Deckschichtbildung 7 4.2 Ästhetik 27 2.2.1 Direkt benetzte und indirekt benetzte Flächen 7 5 Inspektion und Wartung 30 2.2.2 Deckschichtbildung bei direkt 5.1 Inspektion 30 benetzten Flächen 7 5.2 Wartung 30 2.2.3 Deckschichtbildung bei indirekt 6 Wirtschaftlichkeit 31 benetzten Flächen 8 6.1 Allgemeines 31 2.2.4 Geringere Unterrostungsneigung 6.2 Wirtschaftlichkeitsvergleich am von Beschichtungen 8 Beispiel einer Brücke 32 2.3 Voraussetzungen für den optimalen Anhang: erhöhten Korrosionswiderstand 9 Check-Liste für den Anwender 35 2.4 Einstufung in eine Korrosivitäts- Literatur 38 kategorie und Dickenzuschläge 9 Architekten 38 2.4.1 Übersicht 9 2.4.2 Einstufung 9 2.4.3 Dickenzuschläge 11 2.5 Kontaktkorrosion 12 2.6 Ermüdungsverhalten 12 3 Lieferung und Verarbeitung 12 3.1 Lieferung 12 3.2 Verarbeitung 12 3.2.1 Bearbeitbarkeit 12 3.2.2 Schweißen 12 3.2.3 Schrauben 13 3.2.4 Verbindungstechnik 13 3.2.5 Strahlen 14 3.2.6 Beschichten 14 3
Merkblatt 434 1 Überblick Der Inhalt dieser Schrift ist für den Korrosionsschutz und die war, kam zuerst auf den Markt für Personen gedacht, die Bau- Kosten, die damit im Zusammen- und wurde weltweit z. B. bei werke oder Konstruktionen aus hang stehen, wie z. B. Kosten für Brücken eingesetzt ([1] und [2]). Wetterfestem Baustahl planen, Einhausungen. Bei beschichtetem Während und direkt nach dem entwerfen, konstruieren oder aus- Einsatz ist die Unterrostungsnei- Zweiten Weltkrieg konnte dieser führen. Sie wendet sich somit an gung von Beschichtungen gerin- Stahl wegen der Einsparung der die Anwender und damit haupt- ger als bei den üblichen Baustäh- oben genannten Legierungsele- sächlich an Architekten, Ingenieu- len, was praktisch zu längeren mente nicht mehr zum Einsatz re, Bauherren und Personen in Standzeiten der Beschichtungen gelangen [3]. Stahlbaubetrieben. Da der Wetter- führt. Aber auch wegen seiner be- Der Einsatz des unbeschich- feste Stahl auch für Stahlskulptu- sonderen ästhetischen Qualität, teten Wetterfesten Stahles bei ren verwendet wird, kann diese der natürlichen Rostfärbung der üblicherweise beschichteten Schrift auch für bildende Künst- Bauten, Konstruktionen und Konstruktionen wie z. B. Maste, ler interessant sein. Skulpturen, wird der Wetterfeste Brücken und Hochbauten wurde Der augenfälligste Unter- Stahl gerne eingesetzt. Ein weite- zuerst in den USA empfohlen und schied zwischen Wetterfestem Baustahl und normalem Baustahl besteht darin, dass Wetterfester Baustahl vorwiegend ungeschützt eingesetzt wird, d. h. z. B. ohne Beschichtungen (Farbanstriche) oder metallische Überzüge. Er fällt somit dem Betrachter durch die natürliche Rostfärbung auf. Unter Wetterfestigkeit ist ein im Vergleich zu normalem Baustahl wesentlich erhöhter Widerstand gegen atmosphärische Korrosion zu verstehen. Der Rostprozess kommt zwar auch bei werkstoff- gerechten Bedingungen nicht zum Stillstand, ist aber schon nach wenigen Jahren so gering, dass der ungeschützte Einsatz Abb. 1: Verwaltungsgebäude der John Deere Company in Moline, Illinois, USA dieses Stahles zugelassen und von Vorteil ist. Seine Wetterfestigkeit erhält er durch sehr geringe Legie- rer Grund für seine Anwendung erprobt. Ein wesentlicher Impuls rungsanteile. Die maßgebenden ist seine spezielle Umweltfreund- ging dabei von dem Verwaltungs- Elemente sind vor allem Kupfer lichkeit. Es entfallen Belastungen gebäude eines Landmaschinen- und Chrom. Außerdem gibt es von Luft und Wasser, die der Ein- herstellers, der John Deere Com- Stähle, bei denen zusätzlich Phos- satz von Beschichtungen beim pany in Moline, Illinois, aus phor zur Steigerung der Wetter - Aufbringen, beim Entfernen, beim (Abb. 1). Es war der bekannte festigkeit verwendet wird. Weil Entsorgen von Strahlgut und beim amerikanisch-finnische Architekt die einzelnen Legierungsanteile Recyceln des Stahles mit sich Eero Saarinen, der um das Jahr so gering sind – sie liegen unter bringen kann. 1960 für die Fassadenelemente 1 % –, unterscheidet sich der Wet- Wetterfeste Stähle wurden und außen liegenden Konstruk- terfeste Stahl außer in der Wetter- zuerst in Deutschland ab 1926 tionsteile dieses Gebäudes un- festigkeit nur sehr wenig von den entwickelt und produziert. Sie geschützten Wetterfesten Stahl üblichen Baustählen. wurden damals besonders bei gewählt hat. Er sah im erdartigen Für die Anwendung des Wet- Konstruktionen eingesetzt, die Farbton des Wetterfesten Stahles terfesten Stahles sprechen trotz üblicherweise beschichtet wer- einen Bezug zu dem von der geringfügig höherer Materialpreise den. Der Union-Baustahl, ein Firma hergestellten Produkt der unter anderem wirtschaftliche Chrom-Kupfer-Stahl, der 1928 von Landmaschinen und benützte Gründe. Bei seinem Einsatz ohne der Vereinigten Stahlwerke AG, somit den Wetterfesten Stahl als Beschichtung entfallen die Kosten Dortmund, patentiert worden Mittel zur „Corporate Identity“. 4
Wetterfester Baustahl Abb. 2: Civic-Center, Hochhaus in Chicago, USA Abb. 3: New-River-Gorge Brücke in West Virginia, USA, Spannweite 518 m Wenig später wurde dieser Stahl den und Konstruktionen im Hoch- entstehen musste. Beispiele dafür erstmals für die Brücken einer bau, im Hallenbau, im Straßen- sind ungünstige Spalten und Fugen langen Hochstraße in Detroit brückenbau, im Kranbau, im in Fassaden oder Überlappungen verwendet. Auch der Architekt Behälterbau, im Mastbau, bei bei Trapezblechverkleidungen. Mies van der Rohe setzte den un- Kaminen und bei Stahlskulpturen In der Zwischenzeit wurden geschützten Wetterfesten Stahl zum Einsatz. Während die Bau- entsprechende Forschungen in schon bald in den USA ein. Er ver- ingenieure im Wetterfesten Stahl mehreren Ländern (z. B. Schwe- wandte ihn als Außenverkleidung insbesondere einen wirtschaft- den, Tschechien, Großbritannien, beim Civic-Center-Hochhaus in lichen Baustoff sehen, schätzen Japan, Schweiz, USA und Deutsch- Chicago, das 1966 fertig gestellt viele Architekten und Künstler land) durchgeführt. Sie haben die wurde (Abb. 2). Die größte Brü- seine besondere ästhetische wichtigen Fragen geklärt. Dazu ge- cke aus Wetterfestem Stahl steht Qualität, die sich auf die selbst- hörten besonders die eindeutige ebenfalls in den USA. Es ist die gebildete und somit natürliche Beschreibung des Werkstoffver- 1977 erbaute New-River-Gorge- Rostfärbung gründet. haltens und die werkstoffgerech- Brücke in West Virginia, eine Fach- Nach mehreren Jahren des te Ausbildung der Konstruktion. werkbogenbrücke mit 518 m Einsatzes von Wetterfesten Stäh- In die neue DASt-Richtlinie 007 Spannweite (Abb. 3). len traten z. B. in den USA, in der „Lieferung, Verarbeitung und An- Die Kunde von der Möglich- Schweiz und auch in Deutschland wendung Wetterfester Baustähle“, keit, den Wetterfesten Stahl bei teilweise Schäden und Mängel an Ausgabe 1993 [4], wurden des- Bauten und Konstruktionen un- einzelnen Konstruktionen auf. halb im Anhang 4 auch Beispiele geschützt einsetzen zu können, Sie wurden voreilig dem Werk- aufgenommen (aus dem Brücken- drang etwa um 1965 insbeson- stoff oder dem Klima angelastet. bau), an denen abgelesen werden dere mit der Werbung für den Bei der Suche nach den genauen kann, wie Konstruktionen auszu- Cor-Ten-Stahl von den USA aus Ursachen stellte sich aber heraus, führen sind, damit sich in ihnen in viele andere Länder und somit dass in einigen ersten Veröffent - keine Dauerfeuchtigkeit hält. auch nach Deutschland (Cor-Ten lichungen das Werkstoffverhalten Heute kann der Wetterfeste wird vielfach auch Corten oder teilweise ungenau beschrieben Stahl sicher angewandt und mit CORTEN geschrieben). Der Cor- worden war. So wurde dort be- Vorteil genutzt werden. Dies be- Ten-Stahl ist der spezielle Wetter- hauptet, dass der Rostprozess stätigen viele Bauten und Kon- feste Stahl eines amerikanischen nach wenigen Jahren völlig zum struktionen weltweit. Die dazu Stahlproduzenten und damit nur Stillstand kommen würde. Des notwendigen Informationen für einer von vielen. Es ist deshalb Weiteren war die Konstruktions- den Anwender sind vorhanden nicht korrekt, den Wetterfesten ausbildung durch die Anwender und werden in diesem Merkblatt Stahl einfach Cor-Ten-Stahl zu nicht immer werkstoffgerecht er- mitgeteilt. nennen. folgt. Sie hatten offensichtlich bei Der ungeschützte Wetterfeste der Planung nicht erkannt, dass Stahl kam dann etwa ab 1970 in in einigen Konstruktionsdetails Deutschland vor allem bei Fassa- zwangsläufig Dauerfeuchtigkeit 5
Merkblatt 434 2 Wetterfeste Stähle Entwurfes der demnächst gültigen in der Bezeichnung am Ende zwei Nachfolgenorm EN 10025-5 ein- Buchstaben, nämlich WP (Klasse gegangen. Die Überschrift des WP). Sie sind zwar auch schweiß- 2.1 Chemische Zusammen- vorliegenden weißen Entwurfes bar, die europäische Norm [6] setzung und mechanische dieser Norm lautet: „Warmgewalz- macht jedoch im Anhang C dar- Eigenschaften te Erzeugnisse aus Baustählen - auf aufmerksam, dass dabei be- Teil 5, Technische Lieferbedingun- sondere Vorsichtsmaßnahmen zu 2.1.1 Europäische Norm gen für Wetterfeste Baustähle“ [7]. treffen sind. Diese Norm ist zusammen mit der Die Angaben in der DASt- Nach DIN EN 10020, 1989, Norm EN 10025-1, Allgemeine Richtlinie 007 [4] gelten nur „Begriffsbestimmung für die Ein- technische Lieferbedingungen, für die folgenden Stähle aus teilung der Stähle“ [5], zählen die die ebenfalls im weißen Entwurf Tabelle 1: S235J2W, S355J2G1W, Wetterfesten Stähle zu den Edel- vorliegt, eine Revision der derzeit S355J2G2W, S355K2G1W und stählen. Von den üblichen Edel- gültigen Norm [6]. In Tabelle 1 S355K2G2W. Diese Stähle sind stählen unterscheiden sie sich sind nur die wichtigsten Angaben auch nach der Bauregelliste A wesentlich dadurch, dass die Le- aus [6] zusammengestellt. zugelassen. Die Stähle der Klasse gierungsbestandteile prozentual Wie aus Tabelle 1 zu ersehen WP gehören also nicht dazu. nur sehr geringe Massenanteile ist, handelt es sich bei diesen Stäh- Will man sich nicht außerhalb aufweisen. Dies macht sie ent- len bezüglich der Legierungsbe- der DASt-Richtlinie 007 bewegen, sprechend preiswert. standteile im Wesentlichen um sind nur die in ihr angegebenen Weltweit gibt es sehr viele zwei Sorten, nämlich einmal um Stähle zu benützen. Die von un- Sorten von Wetterfesten Baustäh- Stähle, die die Wetterfestigkeit terschiedlichen Stahlproduzenten len. In dieser Schrift ist eine Be- hauptsächlich mit den Legierungs- im In- und Ausland angegebenen schränkung bezüglich der Infor- elementen Chrom und Kupfer er- Markennamen werden in der mationen über Stahlsorten nötig. reichen. Sie führen in der Bezeich- Norm nicht genannt. Die so be- Deshalb wird hier nur auf die nung als letzten Buchstaben nur nannten Stähle lassen sich aber Stähle der europäischen Norm das W (Klasse W). Daneben gibt in der Regel über die Werkstoff- DIN EN 10155, „Wetterfeste Bau- es noch die Stähle, die zusätzlich nummern den Stählen der Nor- stähle, Technische Lieferbedin- einen höheren Phosphoranteil men zuordnen. gungen“ [6] bzw. auf die des haben (0,06–0,15 % P). Sie führen In den mechanischen Eigen- Mindest- Stahlsorte Massenanteile in % Bezeichnung streckgrenze N/mm2 Nach Nach C Si Mn P S N Cr Cu Ni ≤ 16 EN 10027-1 EN 10027-2 max. max. max. max. max. und ECISS-IC 10 S235JOW 1.8958 0,20 0,040 0,009 0,40 0,25 0,13 0,40 bis max. 0,040 bis bis 0,65 235 S235J2W 1.8961 0,60 0,035 – 0,80 0,55 S355JOWP 1.8945 max. 0,06 0,040 0,009 0,30 0,25 0,12 0,75 1,0 bis bis bis 0,65 355 S355J2WP 1.8946 0,15 0,035 – 1,25 0,55 S355JOW 1.8959 max. 0,040 0,040 0,009 S355J2G1W 1.8963 0,50 max. 0,035 0,035 – 0,40 0,25 S355J2G2W 1.8965 0,16 0,50 bis max. 0,035 0,035 – bis bis 0,65 355 S355K2G1W 1.8966 1,50 max. 0,035 0,035 – 0,80 0,55 S355K2G2W 1.8967 max. 0,035 0,035 – Tabelle 1: Chemische Zusammensetzung der Wetterfesten Stähle nach der Schmelzanalyse und Mindeststreckgrenze für Dicken t ≤ 16 mm (siehe [6]). Die von der Dicke abhängige Änderung der Streckgrenze und der Bruchdehnung ist vergleichbar mit der- jenigen bei den unlegierten Baustählen. 6
Wetterfester Baustahl schaften (Streckgrenze, Zugfestig- direkt benetzten Flächen und in- keit, Bruchdehnung und Kerb- direkt benetzten Flächen zu unter- schlagzähigkeit) unterscheiden scheiden (siehe [4], Anhang 4). sich die Wetterfesten Baustähle – Direkt benetzte Flächen sind kaum von den entsprechenden Stahloberflächen, zu denen unlegierten Baustählen. In Deutsch- die Außenluft Zugang hat land wird nach DIN 18800-1 für und die direkt mit Wasser be- Blech und Breitflachstahl in ge- aufschlagt sind. schweißten Bauteilen mit Dicken – Indirekt benetzte Flächen über 30 mm, die im Bereich der sind Stahloberflächen, zu de- Schweißnähte auf Zug bean- nen die Außenluft Zugang hat sprucht werden, der Aufschweiß- und die nur durch Konden - biegeversuch gefordert. Stahlher- sation benetzt oder einer re- steller können entsprechendes lativen Luftfeuchtigkeit von Material beim Wetterfesten Stahl über 60 % ausgesetzt sind. bis zu Dicken von 100 mm auf Wunsch liefern. Indirekt benetzt sind z. B. ins- besondere Konstruktionsglieder, 2.1.2 Hochfeste Qualitäten die „unter Dach“ liegen. Bei direk- Abb. 4: Die Flächen, die direkt unter ter Benetzung entsteht eine rela- den beiden hervorstehenden Fassaden- Wetterfeste Baustähle mit hoch- tiv dunkle Braunfärbung. Bei in- elementen liegen, weisen eine hellere festen Qualitäten, d. h. mit Streck- direkter Benetzung ist sie meist Braunfärbung auf. Sie sind weitgehend grenzenwerten über 355 N/mm2, etwas heller und sehr gleich- nur indirekt benetzt. werden von Stahlunternehmen mäßig gefärbt (Abb. 4). Abwei- schon angeboten. In den USA und chungen davon sind gegeben, Japan sind sie bereits genormt wenn die indirekt benetzten Flä- 2.2.2 Deckschichtbildung bei und werden in der Praxis einge- chen relativ lange feucht bleiben, direkt benetzten Flächen setzt. wie dies beispielsweise der Fall ist, wenn sie nicht gut belüftet Ist die Konstruktion werkstoff- sind. gerechten Bedingungen ausge- 2.2 Deckschichtbildung Direkt und indirekt benetzte setzt, bildet der Wetterfeste Stahl Flächen gelten als bewittert. Da- unter der natürlichen Bewitterung 2.2.1 Direkt benetzte und indirekt gegen gelten Flächen, zu denen (Feucht-trocken-Wechsel) in ein benetzte Flächen die Außenluft keinen Zugang hat bis zwei Jahren eine relativ dichte (z. B. im Inneren von dicht ge- und relativ fest haftende Rost- Bei der Korrosionsbeanspru- schlossenen Hohlkästen oder in deckschicht aus. Der Rostvorgang chung ist es sinnvoll, zwischen Innenräumen), als unbewittert. wird dadurch in den folgenden Abb. 5: Ausschnitte von zwei Industrieschornsteinen. Der linke wurde vor längerer Zeit Abb. 6: Dunkelbraune, genarbte Ober- errichtet. Er hat seine endgültige Färbung. Der rechte Schornstein steht erst wenige fläche des direkt benetzten Wetterfesten Monate und weist daher noch helle Rostprodukte auf. Stahles 7
Merkblatt 434 Jahren wesentlich verlangsamt. bleibt aber dann elektrochemisch 2.2.3 Deckschichtbildung bei Während zu Beginn der Rost- passiv und damit vor weiterem indirekt benetzten Flächen schichtbildung die Rostoberfläche Rostangriff geschützt, wenn die der direkt benetzten Flächen nach Oberfläche nach kurzen Feucht- Man begegnet immer wieder wenigen Wochen ein relativ helles zeiten immer wieder abtrocknet. der Meinung, die Flächen der Braun zeigt, verändert sich dieses Bei langen Feuchtzeiten (Dauer- Konstruktionen aus Wetterfesten im Verlauf der Zeit zu einem dunk- feuchtigkeit) werden diese Stellen Stählen müssten der direkten Be- len Braun (Abb. 5). Durch einen aktiv und vergrößern sich durch netzung, also dem Regen, ausge- muldenförmigen Korrosionsab- fortschreitende Korrosion. Bei setzt sein, damit sich die schüt- trag (Narben) wird die Oberfläche Dauerfeuchtigkeit geht somit der zende Deckschicht bildet. Das ist rauer als bei indirekt benetzten erhöhte Korrosionswiderstand nicht richtig, da die nicht direkt Flächen (Abb. 6). Zu einem völli- verloren, und der Wetterfeste benetzten Flächen ebenfalls mehr gen Stillstand des Rostvorganges Stahl rostet dann wie ein unlegier- oder weniger feucht werden und kommt es nicht. ter Stahl. Werkstoffgerechte Be- Feucht-trocken-Wechseln ausge- In [8] wurde ein Modell für dingungen sind somit nur gege- setzt sind. Die Ursache sind die die Bildung und Erhaltung dieser ben, wenn Dauerfeuchtigkeit aus- Luftfeuchtigkeit und die Konden- Schutzschicht aufgezeigt (Abb. 7). geschlossen ist. sation. Wenige Wochen nach dem Durch die Legierungselemente, Eine ungleichmäßige Färbung Sandstrahlen stellt sich auch hier insbesondere Kupfer, Chrom und tritt auf, wenn die Oberfläche eine hellbraune Rostfärbung ein. Phosphor, bilden sich beim Rost- unterschiedlichen Bedingungen Eine Deckschicht bildet sich auch vorgang unter der Einwirkung ausgesetzt ist, wie z. B. unter- bei indirekt benetzten Flächen von Schwefeldioxid schwer lös - schiedlicher Feuchtigkeitsinten- aus. Die Korrosionsbelastung von liche basische Sulfate, Hydroxide sität, Feuchtigkeitsdauer oder indirekt benetzten Flächen ist und Phosphate. Diese bauen auf unterschiedlicher Temperatur auf meist geringer als bei direkter dem Metall eine kompakte und der Stahloberfläche. Die dabei Benetzung. Sie kann aber auch relativ fest haftende amorphe entstehenden Farbunterschiede sehr hoch sein, wenn Kondens- Rostschicht auf. Sie hemmt den werden meist nur dann wahrge- wasser wegen mangelnder Belüf- weiteren Zutritt von Sauerstoff, nommen, wenn sie auf ein und tung sehr lange nicht abtrocknet. Wasser und Schwefeldioxid zur derselben Oberfläche gleichzeitig Je nach Bedingung bildet sich ei- Metallfläche. Die Rostdeckschicht auftreten. Dies ist z. B. bei un- ne entsprechende Schutzschicht ist jedoch in größeren Abständen gleichmäßigem, örtlich konzen- und Färbung aus. Würde z. B. gar mit Rissen durchzogen (mit dem triertem Wasserablauf der Fall. keine Feuchtigkeit auftreten, wür- Auge nicht sichtbar). Das gefähr- Hierbei können sich auch Schlie- de keine Deckschicht ausgebil- dete Metall in den Rissflächen ren bilden. det. In diesem Fall würde auch keine benötigt. Bei geringer indi- rekter Benetzung bildet sich eine Elektrolytoberfläche Deckschicht mit hellerer Braun- färbung und ungenarbter, gleich- mäßigerer Oberflächenstruktur aus. Je nach den Feuchtigkeitsbe- dingungen, z. B. gut oder weniger Amorphe Rostschicht Kristalline Rostschicht gut belüftet, mit wenig oder mehr Kondensation, nähert sich die SO2 O2 Oberflächenstruktur derjenigen bei normaler Korrosionsbelas - tung. Im Extremfall von Dauer- feuchtigkeit wird die Deck - Metall schichtbildung gestört, und der Wetterfeste Stahl rostet wie der Kompakte Deck- schicht normale Baustahl. 2.2.4 Geringere Unterrostungsnei- gung von Beschichtungen El. chem. passive Fläche Sowohl [4] als auch [6] und Abb. 7: Schematische Darstellung der Rostschicht eines gut bewitterten [7] weisen darauf hin, dass die Wetterfesten Stahles Unterrostungsneigung von Be- 8
Wetterfester Baustahl schichtungen bei Wetterfesten Erwartete Nutzungsdauer Korrosionsbelastung Baustählen bei gleichen Voraus- setzungen geringer ist als bei Schwer Mittel Leicht vergleichbaren unlegierten Bau- ≤ 30 Jahre 1 0,8 – stählen. Eine Begründung dafür > 30 Jahre 1,5 1,2 0,8 wird z. B. in [9] gegeben. Tabelle 2: Abrostungszuschläge nach Tabelle 2 aus [4] für drei Korrosionsbelastungen: 2.3 Voraussetzungen für den schwer, mittel und leicht optimalen erhöhten Korro- sionswiderstand – Schwefeldioxidbelastung Aber auch bei Konstruktionen, in der Luft muss kleiner sein bei denen durch Abrostungen die Die Voraussetzungen für den als 50 µg/m3 oder etwa Gebrauchsfähigkeit in Frage ge- erhöhten Korrosionswiderstand 40 mg/m2 je Tag. stellt sein könnte, wie z. B. bei sind werkstoffgerechte Bedingun- – Kein hoch konzentrierter Konstruktionen mit relativ dün- gen. Diese Bedingungen betreffen chemischer oder industrieller nen Blechen, ist zu empfehlen, sowohl die Atmosphäre, der die Rauch. die voraussichtlichen Abrostungs- Konstruktion ausgesetzt ist, als werte für die vorgegebene Nut- auch das Kleinstklima im kon- In der Praxis können die op- zungsdauer abzuschätzen und struktiven Detail, das sich je nach timalen Voraussetzungen (leichte/ diese gegebenenfalls bei der Pla- der speziellen Bedingung dort geringe Korrosionsbelastungen) nung zu berücksichtigen. einstellt. Die Atmosphäre berück- nicht immer voll eingehalten Die Dickenzuschläge sind sichtigt das Klima und die Schad- werden. Wie dann vorzugehen von den Korrosionsbelastungen stoffe in der Luft. ist, wird im nächsten Abschnitt der Konstruktion abhängig. Es ist Die praktischen Vorausset- behandelt. daher für den Planer erforderlich, zungen für den optimalen erhöh- sich über diese Belastungen Klar- ten Korrosionswiderstand sind 2.4 Einstufung in eine Korrosi- heit zu verschaffen, um dann die folgende: vitätskategorie und Dicken- Einstufung in eine Korrosionsbe- zuschläge lastung (Korrosivitätsklasse) vor- Keine Dauerfeuchtigkeit: nehmen zu können. Wie im Abschnitt 2.2 dargelegt, 2.4.1 Übersicht rostet der Wetterfeste Stahl bei 2.4.2 Einstufung Dauerfeuchtigkeit wie ein unle- Für Tragkonstruktionen, deren gierter Stahl. Tragfähigkeit durch Abrostungen In Tabelle 2 werden drei gefährdet werden könnte, ver- Korrosionsbelastungen genannt, Feucht-trocken-Zyklen: langt die DASt-Richtlinie 007 [4] nämlich schwer, mittel und leicht. Feuchtzeiten müssen in kurzer Dickenzuschläge (Tabelle 2). Als Beispiel dafür sind in [4] ver- Zeit (z. B. acht Tage) wieder Tro- Diese Zuschläge gelten nur für schiedene Atmosphären von ckenzeiten folgen. Sind die Bedin- bewitterte Flächen. Zum Beispiel Standorten der Konstruktion an- gungen ungünstiger, d. h., werden sind bei einem geschlossenen Kas- gegeben, nämlich Industrieatmos- die Feuchtzeiten länger, ohne tenträger nur die Außenflächen phäre (schwer), Stadtatmosphäre dass schon von Dauerfeuchtigkeit der Bleche bewittert. Zuschläge (mittel) und Landatmosphäre gesprochen werden kann, dann sind auch bei Schweißnähten er- (leicht). Abgesehen davon, dass sind die Abrostungsraten höher forderlich, wenn sich heute teilweise Landatmos- als bei guten Bedingungen. phären von Stadt- oder gar In- 1. die Nähte nicht schon auto- dustrieatmosphären kaum mehr Geringe Schadstoffbean- matisch durch die Blech - unterscheiden, beeinflussen, wie spruchung: dickenzuschläge verstärkt schon oben erwähnt, auch noch Gewisse Schadstoffe dürfen nicht werden, wie das bei Stumpf- die Faktoren des Kleinstklimas auftreten oder müssen unter be- nähten der Fall ist, und die Korrosivität wie z. B. die Be- stimmten Grenzwerten liegen, 2. bei den übrigen Nähten wie lüftung oder die Salzbeaufschla- wenn gute werkstoffgerechte Be- z. B. Kehlnähten, wenn sie gung. Da hierzu in [4] keine Bei- dingungen für den Wetterfesten bei der Berechnung unter spiele genannt werden, kann der Stahl vorliegen sollen. Abzug der voraussichtlichen Anwender meinen, dass er mit der – Keine Chloridbelastung Abrostung (negativer Dicken- Unterscheidung von den Atmos- durch Meereseinfluss oder zuschlag) überbeansprucht phären am Standort der Konstruk- Streusalz. würden. tion schon alle Faktoren bei der 9
Merkblatt 434 Einstufung in eine Korrosivitäts- aufgeteilt ist in C5-I und C5-M. Anwesenheit von korrosiven klasse berücksichtigt hat, was Stoffen für die Abrostung ent- aber nicht der Fall ist. Es ist daher C1 unbedeutend scheidend sind, wird in dem Ein- heute ein praxisgerechteres Ein- C2 gering stufungsmodell die Ermittlung stufungsmodell erforderlich. In (entspricht „leicht“ in [4]) der Korrosivitätskategorien von Anlehnung an die DIN EN ISO C3 mäßig diesen Größen abhängig gemacht 12944, „Korrosionsschutz von (entspricht „mittel“ in [4]) (Tabelle 3). Stahlbauten durch Beschichtungs- C4 stark Die Feuchtigkeitsdauer bzw. systeme“ [10] wird vom Autor (entspricht „schwer“ in [4]) die Feucht-trocken-Wechsel sind hier ein Einstufungsmodell spe- C5-I sehr stark (Industrie) wiederum nicht nur vom Klima, ziell für den Wetterfesten Stahl an- C5-M sehr stark (Meer) sondern auch von guten oder geboten. In [10] werden fünf Kor- schlechten Umgebungsbedingun- rosivitätskategorien entsprechend Da für den Wetterfesten Stahl gen wie z. B. einer guten oder [11] unterschieden, wobei die die Feuchtigkeitsdauer bzw. der schlechten Belüftung der Kon- fünfte Kategorie (sehr stark) noch Feucht-trocken-Wechsel und die struktion oder einer indirekten Feuchtigkeitsstufen 1. Geringe 2. Hohe 3. Hohe Tatsächliche Feuchtigkeitsverhältnisse korrosive Stoffe Schwefeldioxidbelastung Salzbelastung an der Konstruktion, verursacht durch Niederschlag, Wasserablauf oder Kon- SO2 ≤ 40 µg/m3 und SO2 bis 250 µg/m3 und Cl ≥ 300 mg/m2 · d und densation, Letztere bei relativer Luft- Cl ≤ 60 mg/m2 · d Cl ≤ 60 mg/m2 · d SO2 ≤ 40 µg/m3 feuchtigkeit von 70 bis 80 % bei t > 0 ˚C 1. Innen: bei geringer Luftfeuchtigkeit ohne Kondensation (z. B. in klimatisierten C1 Nicht relevant Nicht relevant Räumen von Gebäuden) 2. Feucht-trocken-Wechsel mit nur kurz- zeitiger Kondensation (z. B. außen: bei C2 C2/3 C3/4 indirekter Benetzung mit guter Belüftung oder innen: in ungeheizten Gebäuden) 3. Feucht-trocken-Wechsel, nur durch die Atmosphäre bestimmt (außen: gut be- C3 C4 C4 lüftete, glatte Konstruktion) 4. Feucht-trocken-Wechsel mit längeren Feuchtzeiten als durch den Klimaeinfluss allein (z. B. bei nicht gut belüfteter Kon- C4 C5 C5 struktion oder Konstruktion mit Schmutz- nestern) 5. Feucht-trocken-Wechsel mit sehr lan- gen Feuchtzeiten: praktische Dauer- feuchtigkeit (z. B. bei schlecht belüfteten C4/5 C5 C5 Konstruktionen mit ungünstigen Spalten oder mit zusätzlichen Verunreinigungen) Tabelle 3: Praktische Hilfe zur Festlegung einer Korrosivitätskategorie für Konstruktionen aus Wetterfestem Stahl in gemäßigtem Kli- ma (z. B. Deutschland) in Abhängigkeit von Feuchtigkeitsstufen (vertikal) und atmosphärischen Bedingungen (horizontal). Der Einsatz von ungeschütztem Wetterfestem Stahl ist bei Kategorie C5 nicht sinnvoll. (Die Chloridbelastung wird als Ablagerung je m2 und Tag (d = day) angegeben. Sie ist der Mittelwert eines Jahres) 10
Wetterfester Baustahl mm 2.4.3 Dickenzuschläge Für sämtliche Korrosivitäts- 1,20 kategorien gibt die ISO 9224 [11] 1,00 unter anderem auch für den Wet- hr terfesten Stahl Abrostungskurven /Ja 2 mm eel an. Für eine Standzeit t über mehr 0,0 on St b als zehn Jahre gilt dort für den Car Dickenverlust ∆h einer bewitter- r 0,55 m/Jah ten Seite: 0,01 m S teel er in g 0,30 Weath ∆h = ∆h1 + ∆h2 = 10 rav + (t –10) rlin 0,15 10 50 Jahre rav = jährliche Abrostungsrate in den ersten zehn Jahren Abb. 8: Abrostungskurven von Carbon Steel (unlegierter Stahl) und Weathering Steel rlin = jährliche Abrostungsrate in den (Wetterfester Stahl) nach ISO 9224 für die Korrosionskategorie C4 (oberer Grenzwert) späteren Jahren Für die drei folgenden Korro- sivitätskategorien gelten nach oder direkten Benetzung abhän- direkte oder indirekte Benetzung, [11] folgende Werte für rav und gig sowie von den Bedingungen guter oder schlechter Wasserab- rlin: in der Konstruktion selbst. Zum lauf, Intensität korrosiver Stoffe in Beispiel können Konstruktionen der Luft, Abwaschen von Salzen rav rlin Spalte aufweisen oder vollständig durch Regen oder nicht) die eine min. max. min. max. glatt sein. Deshalb werden auch oder andere Korrosivitätskatego- diese Parameter bei den Feuchtig- rie. Bei der Einstufung helfen ihm C2 0,1 2 0,1 1 keitsstufen berücksichtigt. die beispielhaften Angaben unter C3 2 8 1 5 Die Feuchtigkeitsstufen 1 und den einzelnen Feuchtigkeitsstu- 2 in Tabelle 3 berücksichtigen ge- fen in Tabelle 3. C4 8 15 5 10 genüber den Normalbedingungen Optimale Bedingungen für bei einer Konstruktion in Deutsch- Konstruktionen im Freien sind Tabelle 4: Einseitige Abrostungsraten je land (im Freien bei gemäßigtem die der Korrosivitätskategorie 2. Jahr für die Korrosivitätskategorien C2, C3, Klima) günstige Einflüsse hinsicht- Dieser Kategorie entsprechen und C4 (in Mikrometern = 1/1000 mm) lich der Beanspruchung durch z. B. Stahlflächen unter der Fahr- Feuchtigkeit. Die Stufe 3 repräsen- bahn von Deckbrücken. Bei direk- tiert allein die Atmosphäre in unse- ter Benetzung in einem gemäßig- In den einzelnen Korrosivi- rem gemäßigten Klima. Es sind in ten Klima mit einer Atmosphäre tätskategorien ergeben sich damit dieser Stufe gute Belüftung und mit nur geringen korrosiven Stof- z. B. für eine Nutzungszeit von glatte Konstruktionen bei direkter fen, wie sie heute in Deutschland 100 Jahren folgende maximalen Benetzung vorgegeben. Die Stufen in weiten Bereichen gegeben ist, Abrostungen je bewitterte Seite: 4 und 5 berücksichtigen dagegen kann die Korrosivitätskategorie C2 ∆h = (10 x 2 + 90 x 1) : 1000 = 0,11 mm ungünstige Einflüsse bezüglich der C3 (mäßig = mittel) zugrunde ge- C3 ∆h = (10 x 8 + 90 x 5) : 1000 = 0,53 mm Feuchtigkeitseinwirkung. legt werden, wenn die Konstruk- C4 ∆h = (10 x 15 + 90 x 10) : 1000 = 1,05 mm Der Benutzer muss, um die tion werkstoffgerecht gut durch- Korrosivitätskategorie für seinen gebildet ist (Konstruktion ohne Die ungünstigste Abrostungs- Fall zu finden, zuerst die Einfluss- Spalte) und keine speziell negati- kurve 8 (Hüllkurve) der DASt- faktoren und deren Intensität bei ven Umgebungsbedingungen vor- Richtlinie 007 [4], die aus älteren seiner Konstruktion feststellen liegen wie z. B. schlechte Belüf- Versuchen stammt, liefert dage- oder abschätzen. Es ergibt sich tung. Bei Kategorie C4 wird auf gen etwa 1,7 mm. Der maximale dann für ein und denselben die beispielhaften Angaben in Ta- Wert nach Tabelle 2 (DASt-Richtli- Standort je nach den zusätzlichen belle 3 verwiesen. Die Bedingun- nie 007) ist etwas geringer, näm- Bedingungen (z. B. gute oder gen der Kategorie C5 sind, wie lich 1,5 mm. Mit den Werten von schlechte Belüftung, Nord- oder aus Abschnitt 2.3 gefolgert wer- [4] ist man heute, nachdem die Südseite, Vegetationseinfluss auf den kann, für den Einsatz von un- Luftverunreinigung durch SO2 die Feuchtigkeitsdauer, konstruk- geschütztem Wetterfestem Stahl ganz wesentlich geringer gewor- tive Ausbildung (z. B. Spalte), ungeeignet. den ist, auf der sicheren Seite, 11
Merkblatt 434 vorausgesetzt, es liegen keine Be- über einen Elektrolyt (z. B. ver- Ermüdungsfestigkeit ein [12]. dingungen der Kategorie C5 vor. unreinigtes Wasser) mit einem Praktische Angaben zur Abminde- In Abb. 8 ist für die Katego- elektrochemisch edleren Metall, rung macht [4]. Die Rostnarbe rie C4 der zeitliche Verlauf der (z. B. hochlegierte Edelstähle, hat jedoch bezüglich der Ermü- maximalen Abrostung von Carbon Kupfer, Blei und Zinn) eine lei- dung bei üblichen Konstruktio- Steel (unlegierter Baustahl) und tende Verbindung bildet. Elektro- nen kaum Bedeutung, da bei Weathering Steel (Wetterfester chemisch unedle Metalle wie z. Konstruktionen fast immer die Baustahl) entsprechend [11] an- B. Zink und Aluminium können ungünstigeren Kerbfälle durch gegeben. Der Verlauf ist dort bi- vom Wetterfesten Stahl angegrif- Schweißnähte maßgebend sind. linear vorgegeben. Für die ersten fen werden. Bei der Kontaktkor- zehn Jahre ist der Anstieg steiler rosion spielt auch das Massenver- als für die folgenden Jahre. In hältnis der beiden Metalle eine Wirklichkeit ist der Verlauf in den Rolle (siehe auch Kapitel 3). ersten zehn Jahren jedoch nicht linear, sondern so wie in den aus- 2.6 Ermüdungsverhalten gezogenen Kurvenästen darge- stellt. Die Abrostung bei Wetter- Nicht vorwiegend ruhende festem Stahl ist in der Kategorie Belastungen können bei Stählen C4 etwa halb so groß wie bei zu Ermüdungsbrüchen führen. unlegiertem Baustahl. Dabei spielt auch die Oberflä- chenbeschaffenheit eine Rolle. 2.5 Kontaktkorrosion Wetterfeste Stähle weisen nach einiger Zeit Rostnarben auf. Am Wetterfesten Stahl tritt Gegenüber völlig glatten Oberflä- Kontaktkorrosion auf, wenn er chen tritt eine Abminderung der 3 Lieferung und Verarbeitung 3.1 Lieferung 3.2 Verarbeitung erhöhten Phosphorlegierung besondere Vorsichtsmaßnahmen Für die Lieferung von Flach- 3.2.1 Bearbeitbarkeit getroffen werden. Wie schon in und Langerzeugnissen (Bleche, Kapitel 2.1 dargelegt, ist jedoch Breitflachstähle, Profile wie z. B. Bei gängigen Bearbeitungen die Anwendung dieser WP-Stähle I- und L-Profile, Stäbe und Walz- im Stahlbau wie Warm- und Kalt- in Deutschland weder nach [4] draht) gilt [6] bzw. demnächst umformen, Brennen, Flammrich- noch nach der Bauregelliste vor- [7] in Verbindung mit EN 10025-1. ten, Bohren und Fräsen verhalten gesehen. Die lieferbaren Dicken sind in sich Wetterfeste Stähle wie gängi- Es ist zu empfehlen, im Be- Tabelle 2 von [6] bzw. in Tabelle 1 ge unlegierte Baustähle. Zusätzli- reich der zu schweißenden Rand- von [7] angegeben. Für nahtlose che Hinweise zur Umformbarkeit zonen eine schon gebildete Deck- oder geschweißte, runde, quadra- geben [4] und [6]. schicht in einer Breite von 10 bis tische oder rechteckige Hohlpro- 20 mm z. B. durch Schleifen zu file sind die für übliche Stähle 3.2.2 Schweißen entfernen, um Heißrisse durch geltenden Normen entsprechend niedrigschmelzende Kupfer-Eisen- anzuwenden. Bei Bedarf von nur Wetterfeste Stähle nach [6] Legierungen an der Oberfläche kleineren Mengen ist vom Planer bzw. [7] sind mit gängigen Verfah- zu verhindern. rechtzeitig zu prüfen, ob die ge- ren des Stahlbaus schweißbar. Es Wetterfeste Stähle sind so- wünschten Formen und Dicken gelten dabei die gleichen Grund- wohl untereinander als auch mit rechtzeitig geliefert werden kön- sätze wie bei den vergleichbaren schweißgeeigneten unlegierten nen. Gegebenenfalls muss auf unlegierten Baustählen. Bei den Baustählen verschweißbar. vorhandenes Material ausgewi- Stählen der Klasse WP sollten Bei ungeschützter Anwendung chen werden. beim Schweißen auf Grund ihrer des Wetterfesten Stahles muss 12
Wetterfester Baustahl Stabelektrode MAG-Fülldraht UP-Schweißen treiben kann, dann kommt der E-Hand Draht Pulver Rostprozess in diesen Spalten mangels Sauerstoffzufuhr zum Er- OK 73.08 (ESAB) OK Autrod 13.26 (ESAB) OK Autrod 13.36 OK Flux 10.71 liegen. Um dies zu erreichen, muss FILARC PZ6112 (ESAB) (ESAB) (ESAB) in den Verbindungen ein nicht zu großes Verhältnis von Verbindungs- TENCORD Kb (Oerlikon) FLUXOFIL 48 (Oerlikon) mittelabstand zu minimaler Blech- FLUXOFIL 18 (Oerlikon) dicke der zu verbindenden Bleche herrschen (siehe die folgenden SH Patinax Kb (Thyssen) Union Patinax (Thyssen) Abschnitte: Verbindungen). Böhler Fox NiCuCr Böhler NiCu 1-IG Tabelle 5: Beispiele von Schweißzusätzen für die Stähle S235J2W und S355J2W Geschweißte Verbindungen Bei direkter Benetzung sind keine unterbrochenen Nähte zu- lässig. Bei indirekter Benetzung auch das Schweißgut wetterfest Zwar kann sich theoretisch zwi- ist dies möglich. Es muss dann sein. Um dies zu erreichen, können schen Edelstahl und Wetterfestem aber, um auftreibenden Rost zu auf den Grundwerkstoff abge- Stahl zu Ungunsten des Letzteren vermeiden, die Länge der nicht stimmte wetterfeste Schweißzu- ein galvanisches Element und da- geschweißten Zone kleiner sein sätze verwendet werden. Beim mit Kontaktkorrosion bilden. Da als das Zehnfache der geringsten Mehrlagenschweißen genügt es aber in praktischen Verbindungen Blechdicke (Abb. 9). in der Regel, diese speziellen die Schraubenmasse relativ klein Schweißzusätze nur für die der ist gegenüber derjenigen des Geschraubte Verbindungen Atmosphäre ausgesetzten Deckla- Wetterfesten Stahles, treten er- Wird eine Verbindung direkt gen zu verwenden. Die Schweiß- fahrungsgemäß keine Schäden benetzt, ist eine Beschichtung des zusätze sind typischerweise vom am Wetterfesten Stahl auf. Stoßbereichs einschließlich der Legierungstyp CuNi und CuNiCr Bei verzinkten Schrauben Berührungsflächen erforderlich. und sind im Handel erhältlich. kann Kontaktkorrosion entstehen, Wird die Verbindung nur indirekt Tabelle 5 führt einige Beispiele die die Verzinkung abträgt und im auf. Bereich der Schrauben am Wetter- In Deutschland wird nach festen Stahl sichtbar ablagert. Bei DIN 18800-1 für Blech und Breit- direkter Benetzung ist die Verzin- flachstahl in geschweißten Bau- kung allein – ohne zusätzliche Be- teilen mit Dicken über 30 mm, schichtung – nicht ausreichend. b ≤ 10 tmin die im Bereich der Schweißnähte Bei indirekter Benetzung hat sich auf Zug beansprucht werden, der an ausgeführten Konstruktionen Aufschweißbiegeversuch gefor- gezeigt, dass die Abtragung von dert. Bis zu Dicken von 100 mm Zink dann sehr gering ist, wenn können heute Stahlhersteller sol- diese Bereiche nur kurze Zeit ches Material auf Wunsch liefern. feucht sind. 3.2.3 Schrauben 3.2.4 Verbindungstechnik Es gibt zwar Schrauben samt Geschweißte Verbindungen Unterlegscheiben und Muttern haben gegenüber geschraubten t1 aus Wetterfestem Stahl, sie sind Verbindungen den Vorteil, dass aber möglicherweise im Handel sich bei ihnen Spalte weitgehend t2 schwer zu bekommen. Da nach vermeiden lassen. In Spalte kann der DASt-Richtlinie 007, Anhang 4 durch direkte Benetzung, durch [4], bei direkt benetzten Verbin- Luftfeuchtigkeit, Kondensation dungen eine Beschichtung des und Kapillarwirkung Feuchtigkeit Stoßbereiches (Bauteile und gelangen und dort Dauerfeuchtig- Schrauben) gefordert wird, kön- keit bewirken. Diese führt zu star- nen in diesem Fall auch normale ker Korrosion. Ist ein vorhandener Abb. 9: Beispiel für die maximale Länge b Schrauben verwendet werden. Spalt jedoch hinreichend gepresst, der nicht geschweißten Zone einer unter- Schrauben aus hochlegierten was gleichbedeutend damit ist, brochenen Schweißnaht bei indirekter Edelstählen sind auch einsetzbar. dass der Rost den Spalt nicht auf- Benetzung 13
Merkblatt 434 angenommenen Weise gegeben sind, der Stahl somit stärker rostet als gedacht, müssen die zu be- tmin schichtenden Oberflächen wie e2 e3 bei normalen Baustählen zuvor normgerecht von Rost gereinigt dL werden. Bereits bewitterte Oberflächen e1 mit durchsichtigen Beschichtungs- stoffen zu versehen, um z. B. den e Anfall von Rostprodukten zu ver- meiden, die andere Bauteile ver- unreinigen können, oder um zu e verhindern, dass sich Passanten mit Rost beschmutzen, wenn sie e1 mit der Oberfläche in Berührung kommen, hat sich bei Konstruk- Kraft- tionen im Freien nicht bewährt. richtung Die Lebensdauer solcher Be- schichtungen auf rostigen Ober- flächen ist viel zu gering. Dies ist ja bekanntlich auch bei üblichen Abb. 10: Zusatzbedingung in DIN 18800- Abb. 11: Stoß des Winkels in einem Beschichtungssystemen auf rosti- 1: größter Lochabstand für e und e3 nicht Fachwerkmast. Zu große Schraubenab- gen Oberflächen der Fall. Außer- größer als 7 dL oder 14 tmin stände bewirken auftreibenden Rost. dem würden die so beschichteten Oberflächen wegen der ungleich- mäßigen Ablösung der Beschich- oder nicht benetzt, können die 3.2.6 Beschichten tung bald „fleckig“ und dadurch Berührungsflächen unbeschichtet ästhetisch unakzeptabel werden. bleiben. Für die Schraubenabstän- Wetterfeste Stähle lassen sich Im Innern von Gebäuden können de gilt DIN 18800-1. Um jedoch wie unlegierte Baustähle nach gegebenenfalls die Bedingungen auftreibenden Rost in den Berüh- entsprechender Oberflächenvor- günstiger sein, so dass eine ent- rungsflächen zu vermeiden, darf bereitung beschichten. Gründe sprechende Beschichtung auf der der größte Lochabstand für e und für eine Beschichtung können bewitterten Oberfläche, auf der e3 nicht größer als 7 dL oder 14 tmin ästhetischer Natur sein. Werden aber zuvor die losen Teile besei- sein (Abb. 10 und Abb. 11). werkstoffgerechte Bedingungen tigt worden sind, über die vorge- Bei GV- oder GVP-Verbindungen für ganze Bauten oder spezielle sehene Zeit hält. Bei mechani- sind die vorbereiteten Reibflä- Bauteile oder nur Bauteilflächen schem Abrieb durch regelmäßige chen wie bei unlegierten Bau- nicht oder nicht mit Sicherheit Berührungen oder z. B. beim Be- stählen stets mit einer gleitfesten eingehalten, muss dort der Wet- gehen von Bodenplatten gilt dies Beschichtung zu versehen. terfeste Stahl ebenfalls beschich- natürlich nicht. tet werden. Dabei ist z. B. auch an 3.2.5 Strahlen das Versagen von anderen Elemen- ten wie z. B. Dampfsperren oder Die Walzhaut von warmge - so genanntes „dauerelastisches“ walzten, wetterfesten Stahlerzeug- Fugenmaterial zu denken, wo- nissen haftet relativ fest auf der durch der Wetterfeste Stahl ge- Stahloberfläche. Möchte man op- gebenenfalls unplanmäßig einer tisch eine gleichmäßige Oberflä- Dauerfeuchtigkeit ausgesetzt che erhalten, wird dringend emp- würde. fohlen, die Walzhaut durch Strah- Bei der Beschichtung von be- len zu entfernen. Dies ist auch reits bewitterten Oberflächen, bei stets bei direkt benetzten Flächen denen sich nachträglich heraus - ratsam, da sich sonst im Bereich gestellt hat, dass die werkstoff - abwitternder Walzhaut eventuell gerechten Bedingungen für den längere Zeit Feuchtigkeit halten unbeschichteten Wetterfesten kann. Stahl offensichtlich nicht in der 14
Wetterfester Baustahl 4 Anwendungen von Wetterfestem Baustahl 4.1 Konstruktionen seum, sondern auch für drei Pa- villons auf dem Gelände und für 4.1.1 Beispiele aus dem Hochbau Wegplatten eingesetzt (Abb. 13). Die Stahlskelettkonstruktion Museum und Park Kalkriese aus Trägern, Stützen und Verbän- Ein Beispiel aus dem Hoch- den des Museumsgebäudes be- bau, das mit dem Wesen des Ma- steht aus normalem Baustahl, der terials „Wetterfester Stahl“ auf mit einer dunklen rotbraunen unterschiedlichsten Ebenen ar- Farbe beschichtet ist. Dies gilt beitet, ist das archäologische Mu- auch für die Rahmen der großen seum Kalkriese mit angeschlosse- Fenster (Abb. 14). Große Platten nem Museumspark. Es wurde im aus Wetterfestem Stahl, die an der Jahr 2002 auf dem mutmaßlichen Skelettkonstruktion befestigt sind, Abb. 13: Weg zum Pavillon Schauplatz der so genannten bilden die Außenhaut der Wände „Schlacht im Teutoburger Wald“ (5.900 mm x 3.100 mm x 15 mm), teile treten dort und im Bereich eröffnet (Abb. 12). Die Schlacht des Daches (3.100 mm x 1.500 mm der Fenster gleichzeitig harmo- im Jahre 9 n. Chr. ist in der römi- x 6 mm) und der Decke über dem nisch ins Blickfeld. Auch die drei schen Geschichtsschreibung be- freien Erdgeschossteil (3.100 mm Pavillons auf dem Parkgelände legt. Die Schweizer Architekten, x 1500 x 6 mm). Die liegenden sind Skelettkonstruktionen, die die den Entwurfswettbewerb ge- Platten von Dach und Decke sind mit Platten aus Wetterfestem wonnen hatten, sahen im rostigen durch Winkel versteift. Der Turm- Stahl verkleidet sind. Wetterfesten Stahl den für diese trakt weist mehrere große Öffnun- Die konstruktiven Details Stätte aussagestärksten Werkstoff. gen auf. Der Wetterfeste Stahl und wurden werkstoffgerecht ausge- Er wurde nicht nur für das Mu- die beschichteten Konstruktions- bildet. Die Außenhaut aus Wetter- festem Stahl ist hinterlüftet. Loch- bleche oben und unten ermög- lichen dort die Luftzirkulation. Außerdem sind die Platten auf Ab- stand mit freier Fuge (a = 20 mm) verlegt, so dass auch durch sie die Luft zirkulieren kann. Die Fuge ist klein genug, so dass keine Vögel ins Innere gelangen können, um dort gar zu nisten. Da das Regen- wasser, das auf das Dach nieder- geht, über diese offenen Fugen in den hinterlüfteten Dachraum fließt, ist die innere Decke dort Abb. 12: Archäologisches Museum Kalkriese, nördlich von Osnabrück Abb. 14: Fensterfront 15
Merkblatt 434 wasserdicht (dreilagige Bitumen- 1 Dachplatten, Wetterfester Stahl 6 mm bahn mit Wurzelschutz) ausge- 0,5 % Gefälle, innen beschichtet, 8 2 1 führt (Abb. 15) und mit hinrei- offene Fugen, Breite 20 mm chendem Gefälle versehen, das 9 10 3 4 5 6 7 2 Aussteifungswinkel, beschichtet das Wasser zu Entwässerungsein- 3 Luftraum läufen abführt. Die Dachplatten 4 Bitumenbahn, dreilagig, mit Wurzelschutz aus Wetterfestem Stahl mussten 5 Foamglasdämmung auf der Innenseite beschichtet 6 Aufbeton (Leichtbeton) werden, da das Wasser, das an den 7 Porenbetonfertigteil Fugen eintritt, auch an Teilen der 8 Gewindestab (Stützelement) Unterseite der Platten entlanglau- 9 Kunststoffblock 100/100/ca.100 mm 10 Gummischrotmatte 250/250/15 mm fen und diese feucht halten kann, bis der belüftete Raum nach dem Abb. 15: Querschnitt des hinterlüfteten Daches, Maßstab 1 : 10 Regen wieder austrocknet. Das rostbeladene Wasser vom Dach wird im Bereich der Fenster durch ein entsprechendes Gefälle und Aufkantungen aus beschichtetem Blech daran gehindert, über die Glasflächen abzulaufen (Abb. 16). An den Verbindungsstellen zwi- schen den Fassadenblechen und der Skelettkonstruktion kann in den Fugen der Verbindungsele- mente kein auftreibender Rost entstehen. Diese Elemente wurden beschichtet einschließlich der zu- gehörigen Zone am Fassadenblech aus Wetterfestem Stahl (Abb. 17). Abb. 16 Abb. 17 Neubau Museum anregen, ohne zu überwältigen“, „Sowjetisches Speziallager 7/1“ und dies nicht nur von außen Das ehemalige KZ Sachsen- (Abb. 18), sondern auch von in- hausen wurde nach dem Zweiten nen. Die Wahl der Materialien und Weltkrieg als sowjetisches Spezi- konstruktiven Details spielte da- al-Gefangenenlager genutzt. Das bei eine wichtige Rolle. Für die Ende 2001 eröffnete Museum Dachträger, die im Innenraum erinnert an diese zunächst ver- sichtbar sind, wurde Wetterfester drängte Geschichte. Die im Wett- Stahl ausgewählt (Abb. 19). Der bewerb erfolgreichen Architekten geringe Abstand der Träger und hatten sich Folgendes zum Ziel ihre natürliche Rostfärbung gesetzt: „Das Gebäude soll infor- tragen mit zu der gewünschten mieren und zur Kontemplation Atmosphäre im Innern bei. Abb. 18: Museumsgebäude, eingeschossiger Quader mit 33 m x 20 m Grundfläche Abb. 19: Sichtbare, vollwandige Dach- träger im Innenraum 16
Wetterfester Baustahl Wohnhaus Alvano, Hamburg Der zweigeschossige Solitär- bau (Wohnhaus) wurde dezentral in einem Parkgrundstück ange- ordnet. Die Ost-, Süd- und Nord- seite sind als weiß verputzte Lochfassaden ausgebildet, wäh- rend sich die Westseite mit einer Glasfassade komplett zum Park- garten öffnet. Sonnenschutzele- mente aus Wetterfestem Stahl – 26 an der Zahl – können „von Hand“ frei über die Glasfassade verteilt oder, wenn gewünscht, in Gruppen zusammengeschoben werden. Die Elemente wirken wie ein dicht gewebtes Geflecht. Dieses besteht aus schmalen Flachstählen mit unterschied- lichen Breiten (Abb. 20). Die ho- rizontalen und vertikalen Stäbe, die in hintereinander angeordne- ten Ebenen liegen, sind miteinan- Abb. 20: Westfassade mit stockwerkhohen, verschiebbaren Sonnenschutzelementen der verschweißt. mit Gitterstruktur aus Wetterfestem Stahl T-Haus in Wilton, New York, USA Außenhaut der Wände und Dä- dort kein Wasser halten. Die ge- Das Haus, das die Abb. 21 cher aus Wetterfestem Stahlblech schlossene Außenhaut verlangt zeigt, wurde für einen Schriftstel- (t = 6 mm) wurde somit fugenlos aber im Innern eine bauphysi- ler entworfen. Im unteren Ge- voll verschweißt. Dies ist für den kalisch richtig ausgeführte Kon- bäudeteil liegt die Wohnung und Wetterfesten Stahl günstig, weil struktion, die garantiert, dass an kreuzförmig darüber die Biblio- dann keine Spalten und Fugen der Innenseite der Fassadenbleche thek. Gewünscht war vom Archi- vorhanden sind, in denen sich kein Wasser aus der Luftfeuchtig- tekten eine homogene, mono- Feuchtigkeit halten kann. Da die keit kondensiert. Die Montageein- lithische Oberfläche, keine Dif - optisch ebenen Dächer ein hin- heiten zeigt die Abb. 22. ferenzierung von vertikalen reichendes Gefälle für den Was- und horizontalen Flächen. Die serablauf haben, kann sich auch Abb. 21: Haus eines Schriftstellers, USA Abb. 22: Montageeinheiten 17
Merkblatt 434 Wohnhauserweiterung in 1 Inbus M8/VA 2 Kunststoffscheibe Bergisch Gladbach-Bensberg 3 Wetterfester Stahl 3 mm, Fugenbreite 10 mm Das im Familienbesitz befind- 4 Kunststoffbuchse liche Fachwerkhaus bot nicht 5 Hinterlüftung mehr genug Wohnraum. Der Be- 6 Gewindedübel Messing sitzer, ein Architekt, plante daher 7 Traglattung 60/60 mm 8 Holzschraube, höhenversetzt zu Schrauben M8 eine Erweiterung. Nach seinem 9 Holztafelwand: Wunsch sollte sie architektonisch bituminierte Pappe „die Sprache von heute sprechen“, Mehrschichtplatte 18 mm aber gleichzeitig einen wesentli - Wärmedämmung 160 mm chen Bezug zum alten Fachwerk- Dampfsperre 7 9 zwei Lagen Gipsfaserplatten haus aufweisen. Das Ergebnis ist 6 8 ein Wohnwürfel mit einer Grund- 4 5 fläche von 6,12 m x 6,12 m und Fassaden- und Fensterflächen, die schraubt, wobei Abstandhalter a) 1 2 3 sich in ihrer Aufteilung auf das aus Kunststoff den Luftraum für Fachwerkhaus beziehen (Abb. 23). die gewünschte Hinterlüftung Zu der vorgenommenen Erweite- schaffen. Zusammen mit der rung gehört auch ein Windfang Dampfsperre im Innern kann 7 2 mit vorgelagerter Veranda, der somit Dauerfeuchtigkeit an der den Wohnwürfel mit dem Fach- Innenseite der Fassadenbleche 3 werkhaus verbindet. vorgebeugt werden. Die Kunst- Die Fassade des in Holztafel- stoffscheiben unter den Befesti- b) bauweise erstellten Neubaus be- gungsschrauben vermeiden eine steht aus Wetterfestem Stahl. Die Lokalelementbildung. Die nur bis Abb. 24: Hinterlüftete Fassadenplatten, 0,54 m x 1,185 m bis 1,25 m knapp zur Unterkante der Fassa- Maßstab 1 : 5 großen Platten haben eine Dicke denbleche angeschüttete grob- a) Horizontalschnitt durch die hinter- von 3 mm (Abb. 24). Sie sind mit körnige Grauwacke lässt keinen lüftete Fassade 10 mm Fugenabstand auf eine Feuchtigkeitsstau zu und behin- b) Ansicht der Fugenkreuzung samt dahinter liegende Traglattung ge- dert die Hinterlüftung nicht. Befestigungsschrauben Abb. 23: Fachwerkhausanbau mit Fassadenplatten aus Wetterfestem Stahl 18
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