01/22UPDATE - Heute bei dir
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01/22 UPDATE Gemeinsam. Vernetzt. Für Morgen. Das Magazin. Synodaler Gesprächs- und Veränderungsprozess „Heute bei Dir“. PHRASE UNSER TÄGLICHES BROT ZEICHEN DER ZEIT Philipp Gessler Wertschätzung für Gestaltungs- über Sprache in Menschen auf der Schatten- und Finanzkraft der der Kirche seite des Lebens 2020er-Jahre nutzen 1
Liebe Leserin, lieber Leser, „Für Wunder muss man beten, für Veränderungen arbeiten.“ Die Über- zeugung von Thomas von Aquin dürfte in den vergangenen Jahren auch manchem Streiter für den synodalen 1 G TTESDIENST GLAUBENS- KOMMUNIKATION UND KATECHESE Gottesdienste, die neue Wege gehen. Gebete und Katechese, welche die Sprache der Menschen sprechen und sie erreichen. Diese Impulse brachte die Basis-AG 1 ein – und das führte zu gelungenen Resultaten. Seite 6 Veränderungsprozess „Heute bei dir“ ELFERS durch den Kopf gegangen sein. Jeden- 2 falls haben sich rund 5 000 Menschen Monat für Monat, Jahr für Jahr seit Ende ETTINA 2017 engagiert, um die Kirche im Bis- tum Aachen zu öffnen: für Reformen, ROT, ANFREAS STEINDL, für einen neuen Zugang zum Glauben, für mehr Lebensnähe der Kirche in einer immer komplexer werdenden Welt. Denn für Bischof Dr. Helmut Die- ser stand zu diesem Zeitpunkt bereits ORTE VON KIRCHE fest: „Ich will künftig nicht mehr alleine TITEL: EDU LAUTON/UNSPLASH FOTOS PRIVAT, UNSPLASH , DAVID KLAMMER, PE ELS, PRIVAT, LUZ MÜLLER, DAS T GLI HE entscheiden.“ Statt Bevormundung und Kirche – dieser Ort ist für viele zuerst Bemächtigung sollen Freiheit, Begeg- einmal das Gebäude. Aber Kirche, das nung und Ermöglichung eine Kirche kann auch so viel mehr sein. Und auch 3 prägen, die den Menschen in seiner an so vielfältigen Orten. Nun auch Individualität in einer pluralen Gesell- ganz of ziell Seite 8 schaft annimmt und den Wunsch nach einem gelingenden Leben unterstützt. Die Ergebnisse liegen nunmehr - syn- odal und einwandfrei in den vergange- nen Monaten beraten - auf dem Tisch. Jetzt geht es um ein konstruktives Miteinander, das riesige Engagement so vieler kluger und innovativer Köpfe zum Erfolg zu führen. Viel Fortune und Gelingen Ihnen allen auf diesem Weg „Heute bei Dir“. Es grüßt Sie herzlich Ihre PASTORALE RÄUME Marliese Kalthoff Rahmen bieten Halt und geben Struktur. Das Bistum wagt nun, mit den Pastoralen Räumen einen gänzlich neuen Rahmen einzuführen und diesen mit Leben zu füllen. Leitstern dabei: Die Zeichen der Zeit und die Situationen vor Ort. Seite 9 2
ILLK ENS- UND KOMMUNIKATIONSKULTUR 45 Man kann nicht nicht kommunizieren – das wissen wir alle. Insofern sind Ein- und Austritte in die Kirche genauso Kommunikation wie das Einwerben von Spenden und Fundraising Im ulse f r eine ositive Ver nderung der GESCHLECHTERSENSIBLE HALTUNG Wie verwirklichen wir es, dass Kirche mehr Geschlechter-Gerechtigkeit lebt? Im ulse rund um Mentoring, Frauen f rderung und das F r und ider des Kommunikationskultur der Kirche. Seite 12 Genderns. Seite 14 6 DIAKONISCHES HANDELN „In der Not wird die Kirche gesucht“ – wie die Kirche ganz konkret Not begeg- net und arum eder kir li e Vollzug auch diakonisch ist. Seite 16 LEBEN GLAUBEN N UGENDLI- CHEN UND JUNGEN ERWACHSENEN Ü er eine neue Zielgru e f r die astorale Arbeit im Bistum – und von welchen Best- pratice-Beispielen man sich die eine oder andere Scheibe abschneiden kann. 7 Seite 20 GEISTLICHER IMPULS Seite 4 8 BETEILIGUNG Seite 5 NACHHALTIGKEIT Seite 26 DIGITALISIERUNG Seite 28 ÖKUMENISCHE VERANTWORTUNG UND INTERRELIGIÖSE DIALOGE Seite 29 CHARISMENORIENTIERUNG IM EHRENAMT SYNODALKREIS Seite 30 Wieso Kirche das hohe Gut der freiwillig KOMPASS Seite 32 Engagierten nicht verschleißen sollte – und wie ein Denkwechsel dazu führen AUSBLICK Seite 34 soll, dass kirchliches Leben nicht nur von Geweihten geleitet werden muss. Seite 24 3
GEISTLICHER IMPULS KIRCHE Jesus sprach: „bei DIR muss ich heute zu Gast sein, I ERDEN Zachäus“ bist du, bin ich ist er, sie, * und es DURCHSCHEINEND sind wir, sind sie seid ihr durch Gott als Mensch ganz frei entschieden die Steine die Orte von Kirche die Pastoralen Räume in denen Verbindungen geknüpft über und zwischen die Steine verbunden durch Christus, den Eckstein, von den Bauleuten verworfen, in die Nachfolge gestellt trägt die Pfarrei ecclesia im Zwischenraum durchscheinend für Gott und sein Reich durch uns, die Steine, hindurch können alle die schöpferische Geistkraft lesen, in der Kirche von morgen geschieht: im Lesen zwischen den Steinen.en. Katharina Veltmann (März 2022) FOTO: WIKIMEDIA.ORG 4
BETEILIGUNG Fokusgruppen Expertinnen und Experten Küchentisch-Gespräche Teilprozessgruppen Meet & Eat Regionalteams Arbeitsgruppen Synodalkreis Themenforen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren Basis-Arbeitsgruppen Priesterrat 5000 Lenkungsgruppe Resonanzgruppen Prozessbeirat Teilnehmerinnen und Jugendcheck Teilnehmer des „Heute bei Panel Dir“-Prozesses Synodalversammlung Geistliche Begleitung Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Diözesanpastoralrat Diözesanverbänderat Handlungsfeldkoordinatorinnen und -koordinatoren Kirchensteuer- und Diözesanrat der Katholiken Wirtschaftsrat Diözesancaritasrat 5
GOTTESDIENST, GLAUBENSKOMMUNIKATION UND KATECHESE Fulda im September 2014, als er sich mit dem Jesus-Wort auseinander- gesetzt hat: „Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker un- terdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrau- chen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein.“ (Mk 10,42 ff.) Es war eine dringende Anfrage an sich selbst, vielleicht sogar eine Art Ver- mächtnis: Wo habe ich selbst Macht missbraucht? Wo war ich nicht selbst HRASE UNSER Diener der anderen, sondern habe mich als Herrscher aufgeführt? Es war bewegend, auch weil Kardinal DIE BLUTLEERE Lehmann von Krankheit und Alter schon ziemlich gezeichnet war. Und natürlich wegen der Ehrlichkeit, mit SPRACHE der er mit sich selbst ins Gericht ging. Hat Kirche - auch mit Ihrer Spra- che - den Bezug zur Gegenwart verloren? DER KIRCHE Philipp Gessler: Die Kirche hat nicht überall mit ihrer Sprache den Bezug zur Gegenwart verloren – manchmal spricht sie in der Sprache von heute und, was noch wichti- ger ist, sie spricht die Probleme der A Menschen von heute an. Und dann uf Augenhöhe reden“, wird die Sprache auch nicht mehr „die Menschen dort ab- ganz so wichtig. Wer als Mann oder holen, wo sie stehen“, Frau der Kirche die Herzen der Men- „Haltung zeigen“ – typisch schen erreicht, muss keine perfekte 1 Kirchensprech. In ihrem oder originelle Sprache haben, da Buch „Phrase unser – Die blutleere reichen ganz einfache Worte und Sprache der Kirche“ haben die bei- Sätze. Manchmal passen sehr alte, den Autoren und Journalisten Jan kraftvolle Sätze, etwa von Psalmen Feddersen („taz“) und Philipp Gessler oder von Jesaja, über dessen Sprache („zeitzeichen“) dieses Kirchisch ein- ich immer wieder staune, obwohl sie mal genau unter die Lupe genom- Tausende Jahre alt ist. Die kirchliche men. Kirchliche Sprache muss näher Sprache sollte nicht versuchen, sich BAG an die Alltagssprache der Menschen, den Menschen anzubiedern. Genau- betont Philipp Gessler im Interview. so wenig sollte sie jedoch ihre eigene Wann haben Sie das letzte Mal theologische Klugheit und vor allem eine wirklich gute Predigt miter- einen theologisch-gelehrten Slang lebt oder etwas vom Papst oder bemühen, weil das dann angeb- einem anderen Kirchenvertreter lich ernsthafter oder akademischer gehört, dass Sie nachdrücklich klingt. Auch Wörter etwa aus der beeindruckt hat? Achtsamkeits-Mode können nerven, Philipp Gessler: Ich höre immer also zum Beispiel „mitnehmen“, „ab- wieder gute Predigten – etwa von holen“ oder „Augenhöhe“. Die kirch- meinem Pfarrer Cornelius in Berlin- liche Sprache darf durchaus auch Kreuzberg. Eine der eindrucksvolls- mal kantig sein. ten Predigten, die ich von höheren Wie muss sich die kirchliche Kirchenvertretern gehört habe, war Sprache verändern, um nicht eine der letzten Predigten von Kar- mehr wie oftmals hohlen Phra- dinal Lehmann. Das war im Dom zu sen zu klingen? 6
Philipp Gessler: Das ist die DARUM SOLL‘S GEHEN: Die Sicherung von lebendigen 100.000-Dollar-Frage – also nicht und die Förderung anderer Formen von Gottesdiensten leicht zu beantworten. Im Grunde sind Teil eines Haltungswechsels, der alle Getauften und geht es nach wie vor um den be- rühmten Spruch von Martin Luther, G man müsse dem Volk aufs Maul von heute Zeuginnen und Zeugen zu sein für Glauben, schauen. Jedoch ohne, und das ist Hoffnung und Liebe. Darüber hinaus ist die Entwicklung die Kunst, den Menschen nach dem einer zielgruppenorientierten Glaubenskommunikation Mund zu reden. Die kirchliche Spra- und Katechese geplant. che sollte jedenfalls eher der Alltags- sprache nahekommen, ohne platt zu sein. Es sollte eine schlichte Sprache sein, die sich nur wenig vom sozio- „Wir sehen einige wirklich logischen oder pädagogischen Slang positive Entwicklungen in ausleiht. Auch Modeworte („Reso- den Beschlüssen! nanz“) und Phrasen („Alles gut!“) Gleichzeitig hätten wir uns sind tödlich. Die Kirchensprache an manchen Stellen mehr kann Anleihen nehmen bei großen Mut und vor allem Autoren, die oft mit einfachen Wör- tern Tiefes ausdrücken. Der Dichter Konkretisierung und Theologe Christian Lehnert hat gewünscht. Wir hoffen etwas gesagt, was mich beeindruckt darauf, dass dieser Mut hat: Wer über Gott spricht, kann bei der konkreten Durch- „Der Beschluss bekennt sich scheitern. Aber ein solches Schei- setzung der Beschlüsse zum Haltungswandel im Mitein- tern bei der Rede über Gott ist nicht seinen Weg findet.“ ander von Einzelnen und vielen schlimm, ja dem Christentum von Formen kirchlicher Gemein- Anfang eingeschrieben, selbst bei Anne Hermanns-Dentges, schaften: Menschen suchen Aposteln. Lehnert sagt: „Paulus war Mitglied der Basis-AG individuell geprägte Orte von kein Rhetoriker. Er war nicht elo- Gottesdiensten. Sie fragen nach quent.“ Die Briefe des Paulus seien Angeboten, um Spiritualität und nicht im allerbesten Griechisch. In manchen Situationen könne man Glauben neu kennenzulernen eben nicht eloquent sein. Bei der und zu vertiefen. Ich freue mich Auseinandersetzung etwa mit dem über die mutige Entscheidung, biblischen Text entstehe eben eine darin verstärkt mit Menschen neue Sprache. „Eine Sprache, die sich die Botschaft Jesu Christi als selbst nicht mehr so sicher ist.“ Und lebensrelevant zu entdecken. “ das meint Christian Lehnert durch- aus positiv. Dr. Matthias Fritz, Mitglied des Synodalkreises „Neue Wege gehen“ – Ein neues Gottesdienstangebot S/UNSPLASH, ANDREAS STEINDL, LUZ MÜLLER Gemeindereferentin Manuela Thies -Die- Zeitpunkt war klar, dass allen Beteiligten Offenheit als eine Bereicherung heraus. kamp war noch neu in der GdG St. Peter diese freie Form von Gottesdienst ein An- „Das Besondere an der Gottesdienst- Mönchengladbach – West. Doch schnell liegen ist. Aufgrund der großen Resonanz form ist, dass der Vorbereitungskreis sich gab es Anfragen wie „Wir kennen alterna- werden die „Neue Wege gehen“ – Got- mit den ausgewählten Themen lange tive Gottesdienste – können wir so etwas tesdienste seitdem viermal im Jahr an beschäftigt, sich oft trifft und viele Mails nicht auch mal hier machen?“ In einem einem Dienstag um 20 Uhr angeboten. hin und her gehen, mit Gedanken, Videos ersten Gottesdienst, „Neuanfang“ gab es Die Themen sind aktuell und haben mit und Bildern zum Thema. Diesen regen mit einer Art „Speeddating“ die Mög- den Vorbereitenden und mit ihrer Kirche Austausch über Glauben in dem Vorbe- lichkeit, sich kennenzulernen und offen zu tun. Zum Beispiel ein Gottesdienst zur reitungskreis nde i se r ertvoll“ sagt miteinander über diese Idee zu sprechen. Kirchenkrise unter dem Motto: „Ich bleibe Thies-Diekamp. Die Gemeindereferentin Ein weiterer Gottesdienst zur Emmaus- – und du?“ Zwar gab es im Vorfeld und spürt bei ihrem Team das Bedürfnis, FOTOS: DAVID LA Geschichte (Motto: „Brannte uns nicht auch während dieses Gottesdienstes Be- Kirche nochmal mehr selbst zu gestalten das Herz - wofür brenne ich in Kirche“) denken, das Mikro für alle zu öffnen. Im und die eigenen Fragen und Themen war schnell verabredet. Ab diesem Nachhinein stellte sich aber gerade diese einzubringen. 7
ORTE VON KIRCHE DARUM SOLL’S GEHEN: Kirche im Bistum Aachen soll sich in Zukunft nicht mehr primär an territorialen Strukturen orientieren, sondern an der konkreten Lebensrealität vor Ort. Deshalb werden in Zukunft vielfältige „Orte von Kirche“ mindestens einen Grundvollzug der Kirche sichtbar machen. „Orte von Kirche“ können von einzelnen initiiert oder aber auch gezielt erschlossen werden. „Der Beschluss möchte einen Mentalitäts- „Ich freue mich über den wandel hin zu einer Vielfalt von Orten von Beschluss, wenngleich der Kirche anregen, der über das bisherige Den- dritte Vorschlag* unserer ken traditioneller Pfarrei-Strukturen hinaus- Basis-AG nicht ausrei- geht. Zum Teil gibt es solche neuen Orte bzw. chend berücksichtigt Formate von Kirche schon und es werden wurde. Allerdings bin sich weitere entwickeln, in denen sich Men- ich gespannt, ob er sich schen mit ihrem Glauben, ihren an anderer Stelle wieder- Fragen und Bedürfnissen findet.“ ernst genommen fühlen Axel Jansen, Mitglied der Basis-AG und die ihnen Gemein- schaft, Hilfsangebote oder *Gemeint ist die Gründung eines gesellschaftspo- andere Ausdrucksformen litischen Rats und die Schaffung von im Glauben bieten.“ Erprobungsräumen für neue Orte von Kirche. Katrin Hohmann, Mitglied des Synodalkreises So vielfältig sind Orte von Kirche Bleiberger Fabrik, Aachen LEI ERGER FA RIK, ANDREAS STEINDL, DAVID KLAMMER, NOTHING AHEAD/PE ELS OM 2 BAG Kinder- und Jugend- zentrum St. Hubertus, Aachen FOTOS: LUZ MÜLLER ( ), Biker- wallfahrt, Aachen 8
3 PASTORALE RÄUME BAG WIE ERLEBEN MENSCHEN WANDEL UND VERÄNDE- sind als Bewahrer oder Erneuerer. an dem Gegenwärtigen festzuhal- RUNG? Bewahrer lieben ein stabiles und klar ten, gerade diese Gegenwart einer geordnetes Umfeld. Sie schätzen die Überprüfung bedarf. Tritt man aus Berechenbarkeit des Gewohnten. Er- dem Raum der Begrenzung heraus, neuerer dagegen sind Personen, die erwarten einen Unsicherheit, Zwei- Neues mit Neugier begrüßen und fel, Angst und Abwehr. Der Raum sich gerne darauf einlassen. Außer- von Nichtwissen ist keineswegs dem fällt es ihnen leicht, sich an Un- angenehm. Wir spüren: Das Alte ist bekanntes anzupassen. nicht mehr und das Neue ist noch Ein Modell aus dem Change Ma- nicht da. Diese Spannung auszuhal- K nagement von Christine Knauf und ten braucht Geduld, im besten Fall lasse, was ganz Neues. Almut Probst könnte Erklärungen auch Gelassenheit. Prima, das find‘ ich toll!“. geben, wie Menschen Veränderung So oder ähnlich begeis- erleben und mit ihr umgehen kön- DAS EINZIGE SICHERE IM tert reagieren einige auf nen. Die Zeit des Wandels ist geprägt LEBEN IST VERÄNDERUNG Neuheiten, viele Menschen davon, dass wir drei Zustände oder aber auch nicht. Sie wollen lieber, auch „Räume“ durchschreiten: Den Sie ist aber auch ein Zeichen einer dass alles so bleibt wie es ist. Sie lie- Raum von Begrenzung, den Raum guten Selbstintuition und birgt ben das Gewohnte, das Vertraute, von Nicht-Wissen und den Raum wie jede Musterunterbrechung was sie kennen und immer schon von Möglichkeiten. Gehen wir sie die Chance für Neues und Gutes. so gemacht haben. einmal nach und nach durch: Jede Frage, jedes Hinterfragen öff- Der Raum von Begrenzung ist ge- net den Blick auf den Raum von JEDER WANDEL BEDEU- füllt mit Gewohnheiten, Überzeu- Möglichkeiten, in dem zukunfts- TET ENERGIEAUFWAND gungen, Bewertungen, Vorannah- orientiert Neues entstehen kann. men und Urteilen. Im Raum von Erforderliches Rüstzeug für Men- Eine generelle Erklärung könnte Begrenzung merken wir, dass etwas schen, die diesen Raum betreten, ist die markante Einschätzung des nicht mehr stimmt, dass wir unzu- Selbstbewusstsein, Ich-Stärke und Ursula Lackhoff, Dipl.- Menschen als Energiespeicher sein. frieden sind mit dem, was ist. Wir Integrität. Dann wird man im Raum Psychologin, Dieser Ansicht zugrunde liegt der merken, dass es nicht so weiter ge- von Möglichkeiten Lösungen fin- Systemischer Coach, Blick auf die menschliche Natur, hen kann. Wir versuchen, diese Un- den, die frei sind von Vorannahmen Mediatorin, dass jeder Wandel Energieaufwand zufriedenheiten mit kleinen Frei- und Traditionen. Systemische bedeutet. Sich auf etwas Fremdes, heiten zu übertünchen. Das kann Denen, die Sicherheit wollen und Beraterin und Systemische Unsicheres einzulassen bedeutet sich in Beschwichtigungen und brauchen, deutete der Philosoph Therapeutin. Kraft aufzuwenden. Eine erweiterte Rationalisierungen ausdrücken. Heraklit in der Antike bereits an: grobe Einteilung spricht davon, dass Im Innersten wird aber bewusst, „Das einzige Sichere im Leben ist Menschen von Natur her geprägt dass entgegen der festen Absicht, Veränderung.“ Ursula Lackhoff 9
PASTORALE RÄUME ZEICHEN DER ZEIT SETZEN und damit unabhängig von weiteren Kirchenaustritten oder veränder- DEN RES- ten Taufverhalten. Zusammen mit dem altersbedingten Ruhestand der Mehrheit des pastoralen Personals werden zukünftig weniger Aufgaben S URCEN- wahrgenommen und weniger Ein- richtungen/Immobilien betreut wer- den können. Schließlich wirkt sich RAHMEN die Katholikenentwicklung deutlich auf die zu erwartenden Kirchensteu- ererträge aus. Inflationsbereinigt prognostiziert das Forschungszent- rum Generationenverträge eine Hal- bierung der Kirchensteuererträge in den kommenden 25 bis 30 Jahren. Verstärkend wirkt sich hier neben D den Katholikenzahlen der Eintritt der geburtenstarken Jahrgänge in Die vielen positiven zess ihrer Mitglieder. Dies erfordert den Ruhestand aus. Beiträge der Kirche im von der Kirche im Bistum Aachen Bistum Aachen und ih- einschneidende Veränderungen. GESTALTUNGS- UND I- rer haupt- und ehrenamt- NANZKRAFT DER 20ER lich engagierten Christinnen und HALBIERUNG VON JAHRE NUTZEN Christen für die Gesellschaft und KIRCHENMITGLIEDERN den einzelnen Menschen können UND FINANZKRAFT Ohne strukturelle Anpassungen nicht darüber hinwegtäuschen, wird sich trotz einer derzeit noch dass sich die katholische Kirche Die Zahl der Katholiken im Bistum guten finanziellen Situation des in ihrer größten Umbruchsituati- Aachen wird sich von heute knapp Bistums Aachen nach dem Jahr on seit der Säkularisation Anfang 1 Million Katholiken (knapp 50 Pro- 2030 eine stetig wachsende finan- des 19. Jahrhunderts befindet. Zu zent der Gesamtbevölkerung) auf zielle Schieflage ergeben. Nur durch nennen sind hier der Umgang mit unter 500.000 in den kommenden einen breit angelegten Restruktu- sexuellem Missbrauch in ihren drei Jahrzehnten bis zur Jahrhun- rierungsprozess in den 20er Jahren Reihen, die Glaubwürdigkeit kirch- dertmitte verringern. Dabei ist mehr kann das Bistum Aachen diesen licher Verkündigung oder aber ein als die Hälfte des Rückgangs allein Entwicklungen Rechnung tragen zunehmender Entfremdungspro- auf die Demografie zurückzuführen und eine langfristig existenzge- 10
3 fährdende finanzielle Schieflage abwenden. Hauptaufgabe der Re- strukturierung ist es, das bisheri- BAG ge ressourcenintensive Wirken zu überprüfen und nach neuen Wegen der Organisation und Leitung des kirchlichen Lebens zu suchen. Für künftige Haushaltsjahre erfor- dert die mittel- und langfristige Haushaltsplanung eine Begrenzung des jährlichen Ausgabenwachstums des laufenden Haushalts auf nomi- nal 1 %, um inflationsbereinigt den Finanzbedarf des Bistumshaushalts bis 2045 um ein Drittel zu reduzie- ren. Da im Rahmen dieser langfristi- gen Planung sämtliche zukünftigen Einnahmen (insbesondere Kirchen- steuererträge) zur Deckung von Aus- gaben verplant sind, müssen Budget- DARUM SOLL’S GEHEN: Das Bistum soll in erhöhungen an einer Stelle durch Zukunft durch die Grundstruktur der „Pastorale Reduzierungen an anderer Stelle mindestens kompensiert werden. Räume“ geprägt werden. Sie werden die wesent- liche Steuerungseinheit pastoralen Handelns und PASTORALE RÄUME ALS orientieren sich am Sozialraum sowie der ZUKÜNFTIGE TERRITO- Lebenswelt der Menschen. Sie werden RIALE GRUNDSTRUKTUR partizipativ in Teams geleitet. Die „Orte von Die Struktur des Bistumshaushalts Kirche“ sind Teil der Pastorale Räume. ist geprägt durch den Einsatz von rund 50 % der Kirchensteuern für die Arbeit an der Basis in den Kirchen- „Damit die inhaltlichen gemeinden und Kirchengemeinde- Richtungsentscheidungen verbänden. Die andere Hälfte der und angestrebten Haltungs- Kirchensteuern wird für die übrigen änderungen des ‚Heute bei Tätigkeitsbereiche - insbesondere Dir‘-Prozesses an allen Orten der Bildung und Caritas – verwen- det. Der Anteil der Kirchensteuern der Kirche im Bistum Aachen an der Finanzierung des Bistums- wirksam werden können, haushalts beträgt 94 %. Die Hälfte braucht es sowohl hand- der Kirchensteuern wird somit ver- lungsfähige Personen als wendet, um die Seelsorgerinnen auch Leitungsgremien. Die und Seelsoger in den Gemeinden, strukturellen Grundlagen ein- „Die Richtung haben wir das kirchengemeindliche Personal, schließlich der Leitungs- und jetzt. Nach den Beschlüssen die Sachkosten der Kirchengemein- Entscheidungsbefugnisse der Räte kann die Arbeit den und die Kosten für die Instand- haltung der kirchengemeindlichen sollten in ein bis zwei Jahren dann losgehen, denn es Immobilien (Kirchen, Kapellen, geschaffen werden.“ gibt viel zu klären, erklären FOTOS: NOTHING AHEAD/PE ELS OM, LUZ MÜLLER (2) Pfarrheime etc.) zu finanzieren. Martin Tölle, Mitglied des und zu vermitteln.“ Auch wenn die Langfristprogno- Synodalkreises Claudia Gibbels-Tack, sen einen deutlichen Rückgang der Mitglied der Basis-AG Katholikenzahlen, der ehren- und hauptamtlich Tätigen sowie der finanziellen Ressourcen voraus- sagen, wird die Kirche im Bistum Aachen eine lebendige und mit per- spektivisch weiterhin 15 bis 20 Pro- zent der Gesamtbevölkerung eine gesellschaftlich relevante Gemein- schaft sein. Martin Tölle, Ökonom 11
- „HÄTTEN WIR meisten Menschen bedanken sich für die Kontaktaufnahme und oft- mals wurde mir sogar gesagt: „Scha- MAL FRÜHER de, dass wir nicht vorher miteinan- der gesprochen haben.“ Auch wenn diese Menschen natürlich nicht automatisch wieder in die Kirche GESPROCHEN!“ eintreten, signalisieren sie damit, dass sie sich einen früheren Kontakt gewünscht hätten. Es gibt sicherlich Kolleginnen und Kollegen, die einen solchen Brief nicht verschicken oder das persönliche Gespräch nicht suchen. Was möchten Sie denen empfehlen? Ich kann nur dazu raten, selber die Erfahrung zu machen. Es bleibt ja W ie ist die Praxis bei und erläutere noch einmal, was mit nicht bei einem Gespräch, sondern einem Kirchenaustritt ihrer Mitgliedschaft bislang alles fi- es geht ja auch darum, Schlüsse dar- in Ihrer GdG? nanziert worden ist. Das stelle ich dar aus zu ziehen. Ich berichte im Team Mir ist ganz wichtig, dass und bedanke mich für die bisherige und in den Räten darüber. Gerade die Meldung über einen Aus- Unterstützung. Außerdem lade ich der Satz „Hätten wir mal früher ge- tritt nicht nur im Sekretariat verar- dazu ein, mir die Beweggründe für sprochen“ bringt mich zum Nach- beitet wird, sondern dass ich sie be- den Austritt mitzuteilen und darü- denken, wie wir unsere Arbeit vor komme und die Möglichkeit habe, ber ins Gespräch zu kommen. Telefo- Ort hier noch mal anders aufstellen mit diesen Menschen noch einmal nisch oder persönlich. müssen. Der Brief kommt vielleicht in Kontakt zu treten. Es gibt zwar Wie sind die Reaktionen auf den manchmal zu spät. Für mich als ein offizielles Austrittsschreiben Brief? Seelsorger ist es aber wichtig, zu der Deutschen Bischofskonferenz; Im Jahr 2021 sind in unserer GdG zeigen: Ich bin weiter für Sie da. Es hier in unserer GdG haben wir aber mit rund 13.500 Katholikinnen und kommen ja auch immer mehr An- auch einen eigenen Brief, den ich Katholiken mehr als 200 Menschen fragen von Eltern, die aus der Kirche persönlich unterschreibe. Das ist aus der Kirche ausgetreten. An alle ausgetreten sind und ihr Kind trotz- mir wichtig! wurde dieser Brief persönlich adres- dem taufen lassen wollen. Oder Was steht da genau drin? siert. Am Ende habe ich 30 Rückmel- dass es keinen katholischen Paten Als Wohnortpfarrer drücke ich mein dungen bekommen, wovon nur eine mehr gibt. Auch das sind Zeichen, Bedauern über diesen Schritt aus Reaktion negativ ausfiel. Die aller- die wir erkennen müssen. Pfarrer Andreas Möhlig sucht das Gespräch mit Ausgetretenen. FOTOS: PRIVAT (2), LUZ MÜLLER 12
& DARUM SOLL’S GEHEN: Der Synodalkreis Do’s Don’ts bekräftigt eine Grundhaltung des Dialogs und des Voneinander-Lernens in Demut, Offenheit, Wert- BEIM KIRCHENEINTRITT schätzung und der Achtung von Vielfalt. Zur Stär- kung dessen soll ein alle Ebenen erfassendes Kom- Do’s munikationskonzept erstellt und umgesetzt werden. ● Freundli e egr ung, ein erzli es illkommen “ auss re en, as kann ich f r Sie tun „Der Beschluss zur Will- ● enn ni t sel st verant ortli oder kommens- und Kommu- zust ndig: Vermittlung von Ans re nikationskultur vermittelt artnerinnen und Ans re artnern eine Grundhaltung der erne men Offenheit und eine Aner- ● Kurzfristig ein Ges r sange ot an ie kennung und Wertschät- ten und na alten, o ein Ges r s zung von Vielfalt in der kontakt zu Stande gekommen ist Gesellschaft, die ich sehr ● Erste Fragen sofort eant orten da ei begrüße. Besonders wich- „Der Synodalkreis hat die auf einfa e Formulierungen a ten tig finde ich außerdem die von uns erarbeiteten Emp- und den internen Kir en S re “ Partizipations- und die fehlungen als relevante ersetzen Fehlerkultur, die etabliert Grundlage für die weitere werden soll. Schon in der Arbeit im ‚Heute-bei-dir‘- Don’ts Umsetzungsphase muss Prozess angenommen. Viel ● Si ni t f r zust ndig erkl ren oder auf diesen Wertewandel wichtiger ist mir jedoch, dass egen Ü erlastung“ einfa an andere hingearbeitet werden.“ sie in ihrer späteren Um- Stellen eiterleiten setzung mehr Lebendigkeit Elodie Schol ten, Mitglied ● Zu lange mit einer Ant ort z einem des Synodalkreises und Wirkung entfalten, als Ges r sange ot arten es der Beschluss des Syno- ● ei der Kontaktaufna me si t ar er dalkreises derzeit vermuten dende m gli e Pro leme z kir en lässt. Letztlich lebt die Will- re tli er Art ni t glei a lo ken kommenskultur nicht durch ● Vage ei A s ra en zur Vor ereitung vorgeschriebene Standards, Kate umenat lei en sondern durch die gelebte Claus Szudra, Fachstelle „Katholische Umsetzung vor Ort.“ Glaubensorientierung“, Aachen Christoph Tenberken, Mitglied der Basis-AG IN EINEN ECHTEN DIALOG TRETEN: FUNDRAISING IM BISTUM AACHEN enn Kir e et as e egen m te, lautet ier die ots aft aus Si t des Fundraisings: Ge t endli in einen e ten Dialog mit den Leuten rt zu, versu t sie zu verste en, und tut et as mit i nen, ni t f r sie, ni t er i re K fe in eg “ So formulierte es Fundraising Trainer olfgang Kr er eim letzten Fundraising Forum Si auf einen sol en e ten Dialog einzulassen, erfordert erst einmal Mut Denn es ist ni t klar, as daraus entste t Es ist ein Pers ektiv e sel gegen er einem Denken, das immer vom eigenen Interes se ausge t und ge o nt ist, Dinge zu verk nden in der Er artung, dass es ak ze tiert ird Fundraiserinnen und Fundraiser, die Unterst tzung in Form von Geld, Zeit, Ideen organisieren, sind unmittel ar darauf ange iesen, dass sie als e rli e Partner egriffen erden Mit dieser Haltung at astorales Handeln insgesamt die an e, als gesells aftli relevant a rgenommen zu erden BAG und irken zu k nnen Da ei au unterne meris zu denken kann elfen, enn ir vernetzt, irkungsvoll und na altig Ideen und Pro ekte ent i keln und daf r die n tigen Ressour en ein er en ollen Wolfgang Huber 13
G B G Sabine Bischof, Leiterin der Abteilung Kinder / Jugendliche / Erwachsene im B G über ihre Erfahrungen im Mentoring- Programm des Hildegardis-Vereins. KIRCHE IM ENT RING - FRAUEN STEIGEN AUF und wissenschaftlichen Inputs, z.B. von Generaloberin Sr. Dr. Katharina Ganz und Dr. Andrea Qualbrink, wir- ken nach. Neben den Seminaren, die im Übrigen von Projektleiterin Ste- W phanie Feder professionell und ziel- elche Erfahrungen werben, denn Netzwerke fehlten führend sowohl auf analoger und haben Sie persönlich mir bis dahin. Und gleich das erste digitaler Ebene geführt worden sind, mit dem Mentoring- Seminar im September 2020 im war ein „Speeddating“ zwischen Teil- Programm gemacht? Kloster Oberzell hat meine berufli- nehmerinnen und Mentorinnen Als das Programm seiner Zeit im chen Entwicklung deutlich voran- und Mentoren ein für mich wich- Bistum Aachen vorgestellt worden gebracht und positiv beeinflusst. tiger Teil des Programms. Durch ist, habe ich mich noch eher kri- Auf welche Kompetenzen, die solche Formate profitieren Frauen, tisch gefragt, ob das Projekt wohl Sie während des Mentoring-Pro- die sich entwickeln möchten, von überhaupt zum Erfolg führen kann. gramms gelernt haben, greifen den beruflichen und persönlichen Erst als ich gesehen habe, dass eine S A Erfahrungen bundesweiter Fach- 5 frühere Absolventin zur Abtei- Oft greife ich noch auf die im Mento- und Führungskräfte. Im Mentoring lungsleitung aufgestiegen ist, reifte ring erlernten Fähigkeiten und Skills erfahren Teilnehmerinnen Unter- bei mir der Entschluss, mich selbst zu moderner Führung zurück. Auch stützung, Beratung und Qualifizie- beim Mentoringprogramm zu be- die eindrucksvollen Erfahrungs- rung. Gerade in solchen Konstellati- Hildegardis-Verein BAG Der Hildegardis-Verein e.V. mit Sitz in Bonn unterstützt seit 1907 ra en a ihre e aka e ischer Bil n n er flicher ali ier n n er ti t sie rch ein r es ra en et erk „Bildung verleiht Flügel“ ist das Motto des von Katholikinnen ge- gründeten Vereins. „Kirche im Mentoring - Frauen steigen auf“, das Mentoring-Programm zur Steigerung des Anteils von Frauen in eit n s siti nen in er kath lischen irche ir v il e ar is Verein in Kooperation mit der Deutschen Bischofskonferenz und dem B ni ati s erk r ie e tschen Bist er rch e hrt s ielt seit 2015 darauf ab, zu einer geschlechtergerechten Personal- und r anisati nsent ickl n ei tra en r en r eits lat irche er en n eine nachhalti e ach chssicher n er ö lichen Bislang haben 124 Frauen das Mentoring erfolgreich abgeschlossen; sie sta en a s Bist ern il s erken n aritasver n- den. Aktuell nehmen 37 Frauen am Mentoring-Programm teil. 14
onen lassen sich Kompetenzen und DARUM SOLL’S GEHEN: Gemäß der biblischen Aus- Erfahrungen optimal abgleichen. „D “ der Dieses gewachsene Netzwerk möch- S R te ich nicht mehr missen. Wie fällt ihr Fazit aus? haben, sich frei und offen zum eigenen Geschlecht, „Kirche im Mentoring – Frauen stei- der eigenen sexuellen Identität, Orientierung und gen auf“ war für mich eine der bisher L K besten und nachhaltig wirksamsten Weiterbildungen inklusive des Erle- D D bens bekannter Frauen, die bereits sich auch das Bistum engagieren, Geschlechter- in höheren Führungspositionen an- A gekommen sind. Aus diesem Grund kann ich nur an alle Frauen appel- lieren: Lassen Sie sich nicht entmu- tigen, wenn es mit der gewünschten „Wir als Gesellschaft verändern „Gendergerech- Stelle zunächst nicht klappt, versu- uns und deshalb bin ich der tigkeit ist ein chen Sie es weiter und bauen Sie in tiefsten Überzeugung, dass sich gesamtge- der Zwischenzeit ein Netzwerk aus. auch Kirche nachhaltig verän- sellschaft- Darüber hinaus freut es mich sehr, dern muss, damit geschlechter- liches dass unsere Personalabteilung in- bzw. gendergerechtes Handeln Thema. zwischen eine für Alle offene Poten- in allen Bereichen Die Hal- zialförderung angestoßen hat. Sicherlich ist es gerade gesellschaft- kirchlichen tung, die die lich schwierig, für die katholische Lebens selbst- Kirche dazu Kirche zu arbeiten. Aber: Kirche verständlich einnimmt, wird verändert sich und wir gestalten sie wird.“ langfristig für ihre Glaubwür- gemeinsam und zukunftsweisend A digkeit entscheidend sein.“ mit einer immer noch aktuellen Mitglied der A D Kernbotschaft. Freiheit, Begegnung Basis-AG S und Ermöglichung sind eine gute Zusammenfassung. Pro & Contra WARUM EIGENTLICH „GENDERN“? „Ich denke, die Frage sollte eher heißen: Warum eigentlich „Man sollte den Leuten das Gendern freistellen: so, wie nicht Gendern? Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass da- es in der Sprache am besten funktioniert. Natürlich passt mit positive Effekte vor allem auf Kinder und Jugendliche sich die Sprache an die Gesellschaft an. Aber am Ende verbunden sind. Warum kann man sich diese Mühe dann sollte es jeder so anwenden, wie er oder sie es für richtig nicht machen? Sprache wandelt sich und man lernt im- em ndet Und er es ni t f r ri tig em ndet, soll mer neue Wörter hinzu. Es ist ein Prozess, der uns nicht viel es sein lassen. Ich habe das Gefühl, dass wir durch einen kostet und hinter dem kein großer Aufwand steckt. Zudem Zwang, wie er im medialen Bereich oder in der Behör- erwartet niemand, dass je- densprache entsteht, der das direkt perfekt um- eher Ablehnung IES HMANN (2) setzt. Allein durch dieses produzieren. Wenn wir einfache Mittel kann jeder es den Menschen frei einzelne so viele Men- überlassen würden, schen einschließen und wäre eine größere Ak- FOTOS: LUZ MÜLLER ( ), ARI so viele neue Perspektiven zeptanz gegeben, die vor allem für Mädchen nach und nach in den und Jungs schaffen, was alltäglichen Sprach- ich für eine Bereicherung ge rau ein ie en D Studentin, Aachen der Gesellschaft halte.“ würde.“ Student, Aachen 15
DIAKONISCHES HANDELN Die Lebensmittelaus- steht allein der Gast, der ohne Vorbe- halt angenommen wird und der will- S kommen ist. Und diese Gäste sind K Juden und Muslime, Christen un- terschiedlicher Konfession, Hindus, Buddhisten oder Andersgläubige. Neben den einheimischen Gästen, erhalten aktuell Menschen aus Sy- rien, der Türkei, Iran, Irak, Russland, Ukraine, Griechenland, Südostasien, Russland, Armenien, Bulgarien, Ma- rokko, England, Afghanistan, Lett- land, Kasachstan, Polen, Kenia und Aserbaidschan unsere Hilfe. LEBENSMITTEL BIS ZU 1.500 EURO PRO MONAT Jeden Samstag werden gegen 10.30 Uhr die Zelte vor der Stadtpfarrkir- che St. Dionysius aufgebaut und das Obst und Gemüse aussortiert, bevor sie auf den Tischen für die Gäste vor- bereitet werden. Neben Obst und Gemüse gibt es auch Joghurt, Fein- DAS kost, Backwaren, Tee und Getränke zur Auswahl. Die Auswahl variiert der Dionysiuskirche als Werbung von Woche zu Woche und hängt von TÄGLICHE startete die Lebensmittelausgabe am der Lebensmittelspende ab. Auch die ehemaligen Pfarrhaus. Die Zahl der Menge der Spenden ist jede Woche Gäste stieg von 30 auf etwa 200 Be- unterschiedlich. „das tägliche brot“ BROT dürftige im ersten Jahr, die regelmä- kauft bei Bedarf Lebensmittel im ßig samstags Lebensmittel erhielten. Wert von bis zu 1.500 Euro im Monat Nach Abriss der Pfarrhäuser hielt dazu. Freitags dauern die Annahme „das tägliche brot“ im Januar 2012 und Sortierung rund drei Stunden. Einzug in die Stadtpfarrkirche St. Angeliefert werden die Lebensmit- Dionysius. Der Kapellenraum wurde tel von der Krefelder Tafel-Zentrale, zum Lager für Tische und Nahrungs- als auch von einem eigenen Fahr- M ehr Menschen leben in der mittel umfunktioniert. Während der zeug. Der Zeitraum für die Vorberei- Krefelder Innenstadt in Umbauphase in der Stadtpfarrkirche tung und die Aufräumarbeiten am Armut, als viele vermu- von November 2014 bis Januar 2015 Samstag betragen im Schnitt sechs ten. Oftmals fehlt ihnen zog die Lebensmittelausgabe erneut Stunden. Ab 12.45 Uhr beginnt die zum Monatsende sogar aus und fand in einem angemiete- Ausgabe für die Gäste mit einem das Geld für Nahrungsmittel. Die- ten Geschäftslokal statt. Seit Beginn Schwerbehindertenausweis, danach sen Menschen helfen die Kirchenge- der Corona-Pandemie findet die Le- folgen die anderen Gruppen. Jeder meinde Papst Johannes XXIII. und bensmittelausgabe aufgrund der Erwachsene zahlt pro Karte 1 Euro die Cityseelsorge. Seit mehr als zehn geltenden AHA-Regeln vor der Stadt- Kostenbeitrag für den Fuhrpark und Jahren unterstützt „das tägliche brot“ pfarrkirche statt. Als 2012 Karl-Heinz- die Verwaltung des Tafel-Vereins. durchschnittlich etwa 300 bedürftige Herrmanns seinen Dienst beendete, Menschen in der Woche. Hier erfah- übernahm Gemeindereferent Bernd EHRENAMTLICHE ren „Menschen auf der Schattenseite Kaesmacher von 2013 bis 2020 die Lei- MITARBEIT des Lebens“ jene Wertschätzung und tung der Kirchentafel. Seit März 2021 Achtsamkeit, die ihnen ansonsten oft- ist Mary Dominic seine Nachfolgerin Die Lebensmittelausgabe ist nur mals vorenthalten werden. und Leiterin von „das tägliche Brot“. mithilfe unserer 35 Ehrenamtlichen FOTO: DASTÄGLICHEBROT und 2 Mini-Jobbern möglich. Nai- WIE ALLES BEGANN… NUR DER GAST ZÄHLT ma Khalil Hamo holt mit einem Kleinbus die Lebensmittel von den 2007 gründete Initiator Karl-Heinz Nationalität oder Religionszuge- Discountern und vom Zentrallager Hermanns (Cityseelsorger) „das täg- hörigkeit haben bei diesem Projekt des Tafel e.V. ab. Manfred Socke ist liche brot“. Mit nur einem Plakat an keinerlei Bedeutung. Im Mittelpunkt für das Lager zuständig. Hinter dem 16
multikulturellen Team verbergen sich Menschen aus Irak, Syrien, Tür- Spenden Kontakt kei, Iran, Russland und Deutschland. In der Dionysiuskirche steht ein Opfer- Mary Dominic (das tägliche Brot) Die aktuellen Mitarbeiterinnen und stock beim Heiligen Antonius. Geld- Dionysiusplatz 22, 3. Etage Mitarbeiter sind Ehrenamtliche, die spenden werden ausschließlich und c/o Cityseelsorge Krefeld / Pfarrbüro der in Erwerbsarbeit stehen, Rentnerin- unmittelbar zum Kauf von Lebensmit- kath. Kirchengemeinde Papst Johan- nen und Rentner sowie Jobber. Jeden teln für Bedürftige verwendet. nes XXIII. Samstag kümmern sich zirka 20 Eh- Spendenkonto 47798 Krefeld renamtliche um die Vorbereitung, Katholische Kirchengemeinde Telefon: 02151 - 60 21 79 die Verteilung und das anschließen- Papst Johannes XXIII. in Krefeld Fax: 02151 - 60 21 92 de Aufräumen. Die Mitarbeit bei „das tägliche Brot“ E-Mail: das-taegliche-brot@web.de „das tägliche brot“ hilft den Ehren- Volksbank Krefeld eG Web: www.das-taegliche-brot.de amtlichen neue Kontakte zu knüp- IBAN: DE95 3206 0362 1015 4940 14 Instagram: @dastaeglichebrot_krefeld fen, die deutsche Sprache zu verbes- BIC: GENODED1HTK Facebook: @dastaeglichebrot sern und sich in die Gesellschaft zu integrieren. pandemischen Lage findet die feierli- des Postleitzahlengebiets 47798 sind AUSZEICHNUNG che Preisverleihung erst am 29. März aktuell 287 Gästekarten im Umlauf, 2022 statt. die bei der Ausgabe vorgezeigt wer- 2020 würdigte die Stadt Krefeld das den. Dahinter verbergen sich 425 Er- ehrenamtliche Engagement der In- „DAS TÄGLICHE BROT“ wachsene und 300 Kinder. itiative mit dem Heimatpreis und IN ZAHLEN Davon sind 29% Besitzer eines „das tägliche brot“ freute sich über Schwerbehindertenausweises und eine Auszeichnung in Höhe von Die Kirchengemeinde Papst Johan- 3% alleinerziehend. Mehr als die 5.000 Euro. Ausgezeichnet wurde nes XXIII. und die Cityseelsorge Hälfte der Gäste erhalten Leistung das soziale Projekt für die Fortfüh- unterstützen wöchentlich durch- vom Staat. 31% sind Rentner. rung der Lebensmittelausgabe auch schnittlich etwa 300 bedürftige (Stand: Februar 2022. Die Zahlen über in der Corona-Pandemie sowie für Menschen im Herzen der Stadt Kre- den Leistungsbezug und die Altersstruk- die aktive Unterstützung der Integra- feld. Pro Haushalt wird eine Gäste- tur ergeben sich aus einer stichproben- tion von Flüchtlingen. Aufgrund der karte ausgestellt. Allein innerhalb artigen Umfrage.) Mary Dominic EIN ORT ZUM LEBEN ODER DIE SUCHE NACH SCHUTZ UND EINER SICHEREN ZUKUNFT 6 Papst Franziskus sagte 2016: „Die Flüchtlinge sind keine Zahlen, sie sind Gesichter, Namen, Geschichten – und als solche wollen wir sie behandeln.“ Somit ist das Enga- gement der Pfarrgemeinden im istum Aa en an der Seite ge o ener und s utz- bedürftiger Menschen ein lebendiges Glaubenszeugnis. Eines ist ihnen allen gemein- sam: Sie suchen Schutz und eine sichere Zukunft. Mit Beginn der Corona-Pandemie waren die Themen Flucht und Vertreibung in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund gerückt. Doch trotz der Kontaktbeschränkungen und anderer Widrig- BAG keiten sind viele ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin in der egleitung der Ge o enen vor Ort engagiert Ein eis iel unter vielen ist das af International Monschau e.V., über dessen Netzwerk mehr als hundert Erwachsene und ca. 80 Kinder erreicht werden. Rückblick: Nach den Ausschreitungen in Hoyers- werda im September 1991 wurde auch in Monschau-Imgenbroich ein Anschlag auf ein Einfamilienhaus verübt, indem mit einem Luftgewehr auf Fenster und Mauern geschossen wurde. In dem Gebäude hielten sich zu der Zeit 28 junge Afrikaner aus Nigeria, Togo und Ghana auf. Um den räumlich und sozial isoliert lebenden Männern zu helfen, lud man sie - unter dem Motto „Nicht ohne Dich und Mich“ zum Pfarrfest ein. Danach entstand neben einem regelmäßigen Treffpunkt im Pfarrheim auch der Mons auer Ar eitskreis f r As l e er er“ Aus diesem ging s ter das af Inter- national hervor. Das Besondere daran: es entstand ein Treffpunkt auf Augenhöhe. „Die Menschen schätzen es, dass sie bei uns ein offenes Angebot für Geselligkeit und Austaus untereinander nden, ei dem sie auf Landsleute und au auf Ge - tete anderer Länder und Regionen, ja Kontinente treffen können“, so Andreas Funke. Andreas Funke, Referent für Seelsorge mit Geflüchteten im Bistum Aachen 17
DIAKONISCHES HANDELN DARUM SOLL’S GEHEN: D S A B D E B K D L B „Katholische Kirche wird bei den Men- „Jeder kirchliche Vollzug schen hier bei uns nur noch durch über- muss diakonisch sein. zeugendes diakonisches Handeln neues Diesem Anspruch sol- Vertrauen gewinnen können. Umso len sich die Engagier- mehr braucht es eine bewusste Entschei- ten im Bistum Aachen dung für die Ausrichtung, sich im stellen. Hierzu sollen Ganzen als diakonisches Bistum an die die Engagierten im Seite der Menschen zu stel- Bistum Aachen befähigt len und entsprechende und durch diakonische Investitionen, um dies Kompetenzzentren unterstützt zu gewährleisten!“ werden. Damit kann das Evangelium, die R L Frohe Botschaft Jesu Christi, in der heu- B AG tigen Zeit tatkräftige Hände und Füße bekommen.“ S S „In der Not wird Kirche gesucht.“ 6 I B G S BAG FOTOS: 0FRANK KIND, PROFOTO, ANDREAS STEINDL 18
FÜR FÜR FÜR JECKE. PIONIERE. ENT- DECKER. FÜR FÜR FÜR SINN- NATUR- AMAZONEN. SUCHER. MENSCHEN. FÜR FÜR GRÜNDER- MÜTTER INNEN. GEMEINSAM. DER VERNETZT. KOMPANIE. FÜR MORGEN. FÜR FÜR FÜR ERMÖG- LEBENS- HELD- LICHER. LUSTIGE. INNEN. FÜR FÜR FÜR TEAM- TRADITIO- NEW PLAYER. NELLE. WORKER. FÜR SINN- FÜR FÜR SUCHER- FREI- FARBEN- INNEN. GEISTER. FROHE.
LEBEN UND GLAUBEN VON JUGENDLICHEN UND JUNGEN ERWACHSENEN „UNSERE Alexander Peters und Simon Hessel- mann bilden das Team der Hochschul- ARBEIT IST seelsorge Jülich BEGLEITEND, BERATEND UND ER G- LICHEND“ D er Synodalkreis hat in und worin liegt der Unterschied einer dieser Abende habe ich eine seiner Richtungsent- zur Arbeit mit Jugendlichen? ganze Stunde lang mit Studentin- scheidung mit den jun- Weil viele der Studierenden einfach nen und Studenten über die ver- gen Erwachsenen eine nicht mehr bei den Eltern wohnen, schiedensten Glaubensthemen ge- neue Zielgruppe für die Pas- liegt der Unterschied in der Lebenssi- sprochen. Hätte ich eine toral in den Blick genommen. Die tuation und den damit einhergehen- Vortragsveranstaltung organisiert, Hochschulseelsorge ist ein Bereich, den neuen Themen begründet. Diese wäre wahrscheinlich niemand ge- der mit den Studierenden zumindest Phase ist von Ablösung und Selbstän- kommen. einen Teil dieser Gruppe schon län- digkeit geprägt. Genau hier setzen die Welche weiteren Angebote für gere Zeit anspricht. Aus der Arbeit Angebote der Hochschulseelsorge junge Erwachsen würden Sie mit jungen Erwachsenen berichtet an. Wir wollen die Möglichkeit bieten, sich wünschen? als Leiter der Katholischen Studieren- andere zu treffen, kennenzulernen, in Ich würde mir wünschen, dass jun- dengemeinde Jülich (KSG), Alexan- Kontakt zu treten, damit der Start in ge Erwachsene auf eine kreativ- der Peters. ein Studium und ein selbstverant- mutige Weise in den Blick genom- 7 Welche Erfahrungen haben Sie wortliches Leben besser gelingen men und Experimente gewagt wer- mit jungen Erwachsenen gemacht kann. Unsere Arbeit ist begleitend, be- den, die über den normalen Kon- ratend und ermöglichend. text einer Gemeinde hinausgehen. Was ist Ihnen wichtig an ihrer Das wäre super. Eigentlich müssten Arbeit? wir uns immer die Frage stellen: Was Es gefällt mir in meiner Arbeit, dass interessiert diesen Menschen und die Lebensphase der Studierenden wie könnte diese Person von Kirche von einer Aufbruchstimmung und begeistert sein? Denn trotz des aller- BAG etwas Neuem geprägt ist. Für uns besten Angebots haben wir oftmals. heißt das: Wir als Kirche können mit dem Vorurteil zu kämpfen, dass nicht mit Themen kommen, die Kirche langweilig ist und mir nichts keinerlei Bezug zum Leben der jun- zu sagen hat. Das sehe ich immer gen Menschen aufweisen. Inner- wieder. Wer aber keinen Mut hat, ge- halb dieses Lebensabschnitts ist für gen Vorurteile anzugehen, der kann die Studierenden vor allem wichtig: auch keine Pastoral mit jungen Er- die Freude am Leben. Wenn Kirche wachsenen machen. Für einen Jung- FOTOS: PRIVAT ( ), ANDREAS STEINDL in dieser Situation auch für jene da akademiker, der irgendwo seinen ist, die das Leben feiern wollen und Job anfängt, durchstartet und keine einen kleinen Beitrag dazu leistet, Familie hat, gibt es in der Kirche fast dann erleben die Studierenden eine nichts, wo er andocken kann. Kreati- andere Relevanz von Kirche und ves, Niederschwelliges, mit dem ge- Glauben. Ein Karaoke-Event macht nau solche Menschen erreicht wer- uns auf eine niederschwellige Art den könnten, ist noch extrem gering. präsent und ansprechbar. Während Hier gilt es anzusetzen! 20
Meinun HUCH, JUGENDLICHE UND JUNGE ERWACHSENE g SIND JETZT TEIL VON KIRCHE Mit der Beschlussfassung des Synodal- damit jedoch seit vielen Jahrzehnten dung war Kirche bisher kein Anker- kreises über „Leben und Glauben von gute Erfahrungen gemacht. Kirche punkt für Heranwachsende. Junge- Jugendlichen und jungen Erwachse- muss partizipativer werden, sich Erwachsene-Pastoral darf sich jedoch nen“ werden innerhalb des "Heute bei schneller verändern, an den Lebenswel- nicht in Diskussionen um Strukturen, dir"-Prozesses Richtungsentscheidun- ten der jungen Menschen orientieren, Leitlinien und Systemen verlieren, wie gen vorgelegt, die innerhalb der Kirche wenn sie diese behalten möchte. Junge es im Beschluss des Synodalkreises den schon längst zum Status quo gehören Menschen wollen Kirche mitgestalten Anschein macht. Lebendige Kirche sollten. Zumindest Menschen, die sich – man muss sich jedoch daran gewöh- muss sich in Orten, Angeboten und in Jugendverbänden engagieren, nen, dass sich diese Kirche anders Menschen widerspiegeln, die eine werden sich verwundert die Augen anfühlt, anhört und auch anders Begleitung und Beteiligung junger reiben, so sind nämlich einige geforder- aussieht als im Sonntagsgottesdienst. Menschen möglich macht. te Rahmenbedingungen schon längst Dass nun auch junge Erwachsene in der DNA der Verbände verankert. explizit in den Blick genommen Kirche kann ein Entwicklungsraum für werden, ist zeitgemäß. Oft sind die Jugendliche sein, wenn diese ohne kirchlichen Angebote mit der Schulzeit Bedingungen an ihre Person eine abgeschlossen, höchstens während eigene Spiritualität entwickeln können, des Studiums gibt es Hochschulge- eigene Themen bearbeiten oder selber meinden oder (Quell-) Punkte für sozial aktiv werden können. Beteiligung Studierende. In der wichtigen Phase in kirchlicher Struktur – das ist ein er lös n Ber s n n ta ili- großer Schritt für Kirche und Bistum, sierung von Partnerschaft und die katholischen Verbände haben Erwerbsleben bis hin zu Familiengrün- Paul Arns, KjG-Bildungsreferent DARUM SOLL’S GEHEN: Die Kirche soll zu einem Entwicklungsraum junger Menschen um ihrer selbst willen werden. Dafür braucht es vielfältige Räume, Ressourcen und Angebote, welche partizipativ mit den jungen Menschen gestaltet werden und für diese bereit stehen. Beteiligungs- und dezidierte pas- torale Strukturen sollen auch in den Ebenen des Bistums verwirklicht werden. „Dass die Zielgruppe der jungen „Im Beschluss zum Bericht Erwachsenen neben den Jugendlichen nun der Basis-AG 7 steckt viel erstmals ganzheitlich als eigenständige Potenzial, beispielsweise Zielgruppe in den Blick genommen wird, die flächendeckende ist überaus positiv. Ebenso der angestrebte Erschließung der jungen Mentalitätswandel, durch den Jugendliche Erwachsenen als eigen- in einer ganzheitlichen Persönlichkeits- ständige Zielgruppe. In entwicklung unterstützt werden sollen. der Umsetzung wird es Schade ist, dass die konkreten darum gehen, dieses inhaltlichen Vorschläge und Potenzial auch zu nutzen und Schwerpunktthemen aus insbesondere die wirkliche Beteiligung Oberziel 2 der Basis AG junger Menschen auf allen Ebenen unserer nicht explizit mit in den Kirche sicherzustellen. In der Umsetzungs- Beschluss aufgenommen phase sollte diese Beteiligung von wurden.“ Jugendlichen und junge Erwachsenen Karina Siegers, bereits beginnen.“ Mitglied der Basis-AG Simon Hinz, Mitglied des Synodalkreises 21
LEBEN UND GLAUBEN VON JUGENDLICHEN UND JUNGEN ERWACHSENEN AUF NE PIZZA MIT GOTT: jeder und Gemeinschaft mag auch jeder. Dabei ist die Flughöhe aber JUGENDGOTTESDIENST nicht der Gottesdienst, sondern das gemeinsame Tun, aus dem neue Themen entstehen." ZUM GENIESSEN! Jeder, egal ob schlecht, mittelgut oder bestens gelaunt, sei in der Ju- gendkirche willkommen. Manche würden vielleicht nur die Pizza mit- nehmen, weil sie gut schmecke und U mit einem netten Abend verbun- nser Vorbild ist Jesus: „Er dem Jugendliche in ihrer Sprache den sei. „Aber manche merken viel- hat mit den Leuten ge- gehört werden und hören können, leicht auch durch diese Kontakte, lebt, gefeiert und geges- ist für unsere Arbeit elementar.“ dass da noch viel mehr hinter sen. In diesen Möglich- Denise Burbach, Referentin Kirchli- steckt“, so Felix Eicke. Und auch keiten der Begegnung das che Jugendarbeit im Bischöflichen wenn die Factory Church momen- Leben zu deuten, ist unser Auftrag“, Generalvikariat, ergänzt: „Was ich tan einen festen Kirchenraum für sagt Ingrid Beschorner, Referentin an der Veranstaltung unglaublich seine Treffen nutzt, kann sich der für kirchliche Jugendarbeit, und charmant finde, ist die leichte Zu- Jugendbeauftragte für die Zukunft fasst damit den Kern der Factory gänglichkeit. Essen muss irgendwie auch ein mobiles Format vorstellen. Church in Hückelhoven zusam- men. In diesem Sinne ist es auch nur konsequent, dass sich Felix Ei- cke, Jugendbeauftragter im Bereich Heinsberg, unter dem Titel „Auf ´ne Pizza mit Gott“ ein neues – monat- liches – Format für die seit zehn Jah- ren existierende Jugendkirche überlegt hat. „Essen ist immer ein wichtiges Thema, die Pizza ist rund und so soll auch der Gottesdienst werden. Das gemeinsame Mahl hal- ten, miteinander in Kontakt kom- men und aktuelle Themen an ei- nem Ort besprechen zu können, an 7 WO DIE REISE HINGEGEN SOLL Als wäre die Corona-Pandemie für die offene Jugendarbeit nicht schon s ierig genug, kam im Sommer 2021 in Es eiler au no eine Flutkatastro e inzu Viele ugendli e kennen uns kaum, da in den letzten a ren nur enig m gli ar“, eri tet Tan a Pelinski, Sozial - BAG dagogin im Kinder und ugendzentrum St Peter und Paul Ki uZe , er die Herausforderungen der Vergangen eit Trotzdem a e eine verlässliche Beratung und Begleitung von Jugendlichen während der Pandemie immer im Mittel unkt gestanden Dar er inaus urde die Zeit genutzt, um zu erlegen, o die Reise na orona inge en soll und ie unsere Ar eit neu aufgestellt erden kann,“ so Pelinski Da ei sind neue R ume und egegnungsm gli keiten f r alternative Ange- FOTOS: FELI EI KE, ANDREAS STEINDL ote ereits ges affen orden Egal el e Aktivit t im Vordergrund ste t Tan a Pelinski setzt auf eteiligung: Mit Kindern und ugendli- en, von Kinder und ugendli en, f r Kinder und ugendli e“ lautet das Motto des Hauses ugendli e sind E erten in eigener Sa e Sie a en viele Ideen, o es lang ge t, as gema t ird und ie“ so Pelin- ski M gli ma en, as Zu ause viellei t ni t m gli ist, einen Ort a en, an dem man ni t alleine ist, sondern mit anderen die eigenen Talente ver irkli en kann, frei von Zugangs edingungen oder Voraus- setzungen: Das m te das Ki uZe ugendli en erm gli en 22
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