Wer versteht das und was? - das magazin vom m|c Problem: Sprache - Martinsclub
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Klick! Foto: Frank Pusch Ägypten oder Bremen? – Torwächter in der Justiz-Vollzugsanstalt Oslebshausen
m, guten Tag! Liebe Leserin, lieber Leser, war das ein toller Sommer hier im Norden?! Sonne satt, richtig warm – Eisdielen und Schwimmbäder knallvoll. So soll es sein. Das gute Wetter hat auch die m-Redaktion genutzt und sich reichlich draußen umge- schaut. Die durchblicker waren bei der Feuerwehr, Vater und Sohn haben für unsere Rubrik „Blickwinkel“ eine Wattwanderung gemacht, und wir haben das Gefängnis in Oslebshausen besichtigt. Sprache, Kommunikation, Medien – das ist für den Martinsclub natürlich ein ganz wichtiges Thema. Lange beschäftigen wir uns schon damit und andere Organisationen ebenfalls. Die Leichte Sprache wurde extra für Menschen mit Behinderung erfunden. Es gibt Bücher, die übersetzt werden, und auch im Internet sind bereits einige Angebote. Zeit für eine Bestands- aufnahme und Einschätzung, finden wir. Passend zum Thema Medien haben die durchblicker einen Tag bei Buten un binnen verbracht. Redak- tionskonferenz, rausfahren mit dem Team, um den Wetterbericht zu dre- hen und Schnitt im Studio. Aufregend und überraschend war es! Ganz besonders hat es den m|c gefreut, dass trotz geschätzten 35 Grad Innen- und Außentemperatur über 200 Menschen zur Auftaktveranstaltung der „Neuen Bremer Stadtmusikanten“ kamen. Da kommt richtig etwas in Bewegung. Wie es war und wie es weitergeht, lesen Sie ab Seite 30. Ein bisschen stolz sind wir auf unser Kunstwerk: Der Diplom-Clown Lars Mindt erzählt eine Geschichte – eine, die ganz ohne Sprache auskommt und so jede Barriere vorweg ausräumt. Wir laden Sie ein auf eine interessante Reise durch Bremen und umzu. Herzlichst Ihr m-Redaktionsteam 1
In dieser Ausgabe: 4 Problem: Sprache Etwa jeder vierte Einwohner bei uns kann nicht gut lesen und schreiben. Wer sind diese Leute? Was bietet eine Mediengesellschaft wie unsere diesen Menschen an? Wie können sie sich informieren, mitreden, mitbestimmen? 21 Millionen Menschan kann man ja nicht einfach unter den Teppich keh- ren, ignorieren. Die Leichte Sprache (erfunden für Menschen mit geistiger Behinderung) soll da Abhilfe schaffen. Ist das der Weg? m macht eine Bestands- aufnahme. 15 16 Kunst-Café-Inklusiv: „Jeder Mensch ist Gefängnis: Leben hinter Gittern ein Künstler…“ Mitten im belebten Stadtteil Oslebshausen Benjamin Brümmer ist m|c-Schulassistent steht das Bremer Gefängnis. Hier verbüßen am Schulzentrum Neustadt – und zwar einer, seit 1874 Menschen ihre Haftstrafe. Ein der sich weit über das normale Maß enga- großes Gelände mit hohem Zaun drumrum giert. Dass das Projekt Kunst-Café-Inklusiv und vielen Gebäuden. m hat sich hier um- heute eine Heimat hat und damit aus einer geschaut, neue und alte Zellen angesehen Idee eine tolle Sache wurde, ist zum großen und viele Informationen über das Leben im Teil ihm zu verdanken. „Knast“ bekommen. 2
Titelthema Problem: Sprache Leichte Sprache: Die Extrawurst für einige Doofe? 4 Die durchblicker bei Radio Bremen 10 Silbenrätsel 14 Rätsel-Auflösung 46 Menschen & Meinungen Kunst-Café-Inklusiv 15 Feuerwehr Bremen: Starke Leute im Einsatz 32 Blickwinkel: 2 Männer – ein Ziel 38 Ferienprogramm: Es könnte doch so einfach sein! 44 News und Tipps Rechtliche Betreuung: Hilfe bei der Lebens-Organisation 20 4. Bremer Integrationswoche: Mehr als singen, tanzen, essen 37 Machen Sie mit! 26 30 Englischkurse im m|c: Say it in English! m|colleg – Fortbildungen 28 Soziale Gesellschaft: Die neuen Bremer Stadtmusikanten Die neuen Bremer Stadtmusikanten 30 Die Auftaktveranstaltung mit Franz Müntefering und Prof. Annelie Keil war Rezept: Obstspieße mit Kokosjoghurt 42 ein voller Erfolg. Über 200 Menschen waren bei dem spannenden Abend da- Immer in m bei! Und weiter geht es mit vielfältigen Themen und Terminen. Alle unter dem Zu Besuch bei Motto: Mitreden, mitgestalten, miteinan- Arnold Ahlf in der Justiz-Vollzugsanstalt Bremen 16 der leben. Kunstwerk! Lars Mindt, Dipl.-Clown 23 Zum Schluss 47 Autoren dieser Ausgabe/Impressum 48 3
Titelthema Text: Uta Mertens | Fotos: Frank Scheffka s h oher B e wei i nge i n D s i st e g r ö ßten E die u n g , t e Art Bil d ach s i n f f d ie e au s a gen. - 1882 ) zu rson (180 3 e o Em Wald R alph 4
Leichte Sprache Die Extrawurst für einige Doofe? Nicht gut lesen und schreiben zu Funktionaler Analphabetismus können, ist ein Problem. Im täglichen Eine Person kann einzelne Sätze lesen oder Leben brauchen wir diese Fähigkei- schreiben. Sie kann aber nicht zusammen- ten fast ständig. Sei es um Arbeits- hängende – auch kürzere – Texte lesen. aufträge zu verstehen, in der Zeitung Wie viele: 14 % der erwerbsfähigen zu lesen, was in der Welt passiert Bevölkerung (18 – 64 Jahre) = oder auch, um mit Ämtern und Behör- 7,5 Millionen Menschen. den klarzukommen. Doch fast jeder vierte Einwohner bei uns kann dafür Fehlerhaftes Lesen und Schreiben nicht gut genug lesen und schreiben. Sätze und Texte können auch bei gebräuch- Die Leichte Sprache (erfunden für lichen Wörtern nur langsam und/oder fehler- Menschen mit geistiger Behinde- haft gelesen und geschrieben werden. Die rung) soll da Abhilfe schaffen. Ist das Rechtschreibung, wie sie bis zum Ende der der Weg? m macht eine Bestandsauf- Grundschule unterrichtet wird, wird nicht nahme. genügend beherrscht. Betroffene vermeiden das Lesen und Schreiben häufig. Doch was heißt Analphabetismus? Und wer Wie viele: 25 % der erwerbsfähigen kann nicht lesen und schreiben? Zum Einstieg Bevölkerung (18 - 64 Jahre) = ein paar Begriffs-Erklärungen und Zahlen. 13,3 Millionen Menschen. ¢ Funktionaler Analphabetismus 7,5 Millionen Menschen 14% 25% Fehlerhaftes Lesen und Schreiben 13,3 Millionen Menschen 100 % = 53,2 Millionen erwerbsfähige Einwohner gesamt: 80,8 Millionen Menschen (18-64 Jahre) 5
Titelthema Text: Uta Mertens | Foto: Fotolia Wer sind diese Menschen? ¢ Die verbreitete Meinung: Analphabetinnen nen zu Debatten, der Arbeit in den Aus- und Analphabeten sind überwiegend arbeits- schüssen etc. Wenn Sie Lust haben, können lose und sozial weitgehend isolierte Personen Sie genau diese Inhalte in gleicher Aufma- ohne Schulabschluss. Die aktuelle LEO-Studie chung auch auf Englisch und Französisch der Uni Hamburg zeigt ein anderes Bild: lesen. Gehen Sie aber auf „Leichte Mehrheitlich stehen die Betroffenen im Be- Sprache“, werden nur noch Basis-In- rufsleben, haben großteils einen Schulab- formationen gegeben: Was macht der schluss. Und es ist nicht zu erkennen, dass Bundestag, wie wird der Kanzler gewählt … sie stärker sozial isoliert sind als andere. Unterhaltsam mit kleinen Bildchen dabei und Doch wie kommen sie mit der Informations- im Kinder-Duktus. Kostprobe: „Das Bundes- flut und Medienfülle heute zurecht? Was bietet Tags-Gebäude ist ein großes Haus in Berlin. eine moderne Medien-Gesellschaft wie unse- Bundes-Tag ist der Name für eine Gruppe von re diesen Menschen an? Auf ein Viertel Menschen, die in diesem Haus arbeiten. (…).“ der Einwohner kann doch nicht ver- Aktuelle Informationen: leider Fehl- zichtet werden. Das sind Käufer, Wähler, anzeige. Die Menschen, die nur Englisch Mitbürger. Interessante Zielgruppen. Profitie- und Französisch lesen können, sind also ren sie jetzt von der Behinderten-Bewegung wichtiger als die 21 Millionen Einwohner? und der Leichten Sprache? Ähnlich sieht es auf anderen Seiten aus. Po- Politik litiker, die einen extra Bereich „Leichte Im September 2011 ist in Deutschland die Sprache“ auf ihrer Homepage haben, be- BITV 2.0 in Kraft getreten: die „Verordnung richten dort über ihre Person und ihre zur Schaffung barrierefreier Informations- grundsätzlichen Ziele. Nichts Aktuelles. technik nach dem Behinderten-Gleichstel- Motto: Eine Seite für immer. Es ist ja schon lungs-Gesetz“. Es geht darum, alle Internet- viel wert, dass die fast 21 Millionen Men- Seiten des Bundes über politische Abläufe schen nicht ganz unbeachtet bleiben. Doch und Entscheidungen verständlich darzustel- vom aktuellen politischen Leben blei- len. Guckt man heute auf www.bundestag.de, ben sie so trotzdem ausgeschlossen. gibt es in der Kopfzeile einen Button „Leichte Gerade wenn es zum Beispiel um Sprache“. Übrigens auch „Englisch“, Fran- eine Wahl geht. Auch hier legen sich ver- zösisch“ und „Gebärdensprache“. Auf der schiedene Organisationen ins Zeug. Zur Ursprungsseite stehen aktuelle Informatio- letzten Bundestagswahl gab der Landes- 6
Behindertenbeauftragte von Niedersachsen und auch mitreden können in der Früh- eine kleine Broschüre heraus: „Wie man stückspause. Die Nachrichten im TV und wählt. Die Bundestagswahl.“ Das erste Vor- Radio sind sehr komprimiert und oft gespickt wort von Karl Finke richtet sich an Men- mit Fremdwörtern. Tages- und Wochenzei- schen, die keine Schwierigkeiten mit dem tungen sind ähnlich. Man kann den Ein- Lesen haben dürften. Sätze mit 40 und mehr druck bekommen, wer kurze Sätze Wörtern sind dabei. Dann kommt ein zwei- macht und Fremdwörter vermeidet, tes Vorwort. Das ist dann in Leichter Spra- gilt als weniger schlau, als weniger che. Und damit wahrscheinlich extra für die kompetent. Die Bild-Zeitung macht da eine eigentliche Zielgruppe. Das darf uns schon Ausnahme. Man mag von dieser Zeitung nun verwundern, oder? inhaltlich halten, was man möchte. Doch in Sachen verständliche Sprache – klare For- Aktuelle Informationen mulierung und kurze Sätze – ist sie gut. Die meisten Menschen möchten – wenigs- Außerdem überall für wenig Geld zu be- tens grob – über das Tagesgeschehen infor- kommen. Das kommt allgemein an, sonst miert sein. Man möchte ja Dinge verstehen wäre diese Zeitung nicht die mit der höchs- ten Druckauflage. Gut gefällt uns die u Wochenzeitung „Klar & Deutlich“. Sie erscheint jeden Montag, außer in den Ferien. Hier wird über aktuelle politische und gesellschaftliche Themen berichtet – in einer gut verständlichen, aber nicht kindli- chen Art. In Klar-Deutsch eben. Leseprobe einer älteren Ausgabe: SPD-Mitglieder sagen „Ja“ Es ist entschieden: Die Parteien CDU, CSU und SPD werden zusammen regieren. SPD-Chef Sigmar Gabriel ist sehr stolz. Die SPD hatte ihre Mitglieder nach ihrer Meinung gefragt. Fast jedes dritte SPD-Mitglied stimm- te für die gemeinsame Regierung mit CDU und CSU. Aufgaben verteilt Die Politiker können nun endlich mit der gemeinsa- men Arbeit beginnen. Die Parteien haben vereinbart, wer welche Aufgaben übernehmen soll. (…) ¢ 7
Titelthema Text: Uta Mertens | Fotos: Frank Pusch Baut Leichte Sprache Barrieren ab? ¢ Leider gibt es diese Zeitung nur im Abo und Zusatzangebot und nicht justiziabel es wissen bisher wenige davon. Wäre doch (Wortart: Adjektiv, Gebrauch: bildungs- schön, wenn montags am Kiosk neben dem sprachlich, Bedeutung: geeignet, um von neuen Spiegel auch die „Klar & Deutlich“ einem Gericht entschieden zu werden). liegen würde. Bei größerer Auflage würde sie sicher auch billiger werden. Ein Jahres- Bravo, mal wieder eine Extrawurst Abo kostet zurzeit 250 Euro, also 6,25 Euro In der Presse kommen die Bemühungen von pro Ausgabe. Das ist für viele Menschen viel Politik und Verwaltung sehr gut an. Viel Lob zu teuer. wird verteilt. Irritierend, dass die Artikel und Überschriften immer auf Menschen mit Be- Ämter und Juristen hinderung abzielen. „Hilfen für Menschen Auch Ämter und Behörden machen sich auf mit Behinderung. Senator will Behörden den Weg, Info-Broschüren zusätzlich in ohne Behördendeutsch“, titelt der Tages- Leichte Sprache zu übersetzen. Das freut uns spiegel am 18.2.2014. „Ein großes Haus in alle sehr, denn die meisten Menschen ohne Berlin. Für Menschen mit Behinderungen juristische Vorbildung verstehen spätestens ist Politik häufig schwer zu verstehen. Des- da nur „Bahnhof“. Tenor: Man kann juristisch halb gibt es nun die Bundestags-Website in sauber nur in „schwerer Sprache“ arbeiten. Leichter Sprache“, schreibt die Taz Ende No- Hm. Echt? Rechtlich unterscheidet man zum vember 2012. Erstens stimmt das nicht, die Beispiel zwischen „Besitzer“ und „Eigentü- Seite ist nicht übersetzt, es gibt ein nur mi- mer“. In einer Broschüre wurden daraus nimales Zusatz-Angebot. Und scheinbar „der, der eine Zeit lang in dem Haus wohnt“ hat auch die Presse noch nicht er- und „der, dem das Haus gehört“. Es wird je- kannt, dass nicht nur Menschen mit doch extra darauf hingewiesen, dass der ver- Behinderung Schwierigkeiten mit bindliche Text nach wie vor der in „schwerer“ dem Lesen haben. Unisono gibt es eine Sprache ist. Die leichte Version ist ein Lobeswelle für diese (halbherzige) Extra- 8
Zum Schmökern: u Klar & Deutlich: www.einfachezeitung.de www.nachrichtenleicht.de Wahlbroschüre: www.sovd-nds.de – Downloads wurst. Haben Extrawürste eigentlich was schen, die Texte in Leichte Sprache mit Inklusion zu tun? Oder war das „Speziell fassen können. für …“ und Separieren nicht gerade Auslauf- modell? Klar-Deutsch Alle stöhnen über diesen Aufwand der Zurück zur Faktenlage Übersetzung. Verständlich. Warum nicht Wir sprechen über ein Viertel unserer er- gleich in Klar-Deutsch formulieren? wachsenen Einwohner. Da kann man nicht Jeder von uns wird irgendwann auf Texte sto- einfach sagen: „Diese rund 21 Millionen Men- ßen, wo er dankbar dafür sein wird. Und zwar schen sind halt doof.“ Sie haben Kompeten- wirklich Klar-Deutsch, nicht Leichte Sprache, zen, stehen im Arbeitsleben, sind im Sport- denn die hat immer Kinder-Duktus. Damit ist verein aktiv … – Teile unserer Gesellschaft. sie nicht auf Augenhöhe, findet heute keine Bei vielen von ihnen wird der Nachbar, der breite Akzeptanz und wird sie auch in Zukunft Kollege nicht um ihr Defizit wissen. Wie es nicht finden. Eine verständliche Sprache dazu kommt, dass so viele Menschen nicht muss her. Das hilft allen. Und da müssen ausreichend lesen und schreiben können, wir alle dran arbeiten, drauf achten und uns ist ein anderes, spannendes Thema. Eins auch selbst umstellen. Und das Klar-Deutsch steht fest: Das bisher Gebotene wird muss dann nicht zusätzlich über einen extra den Menschen nicht gerecht. Weder Button angeboten werden. Nein, das ist ein- im Umfang noch im Stil. fach da: für alle. Herrliche Zeiten! Aber das ist jetzt nicht gender-konform. Hinzu kommt, dass es ein enormer Aufwand ist, alles doppelt zu schreiben. Sprachwis- Übrigens: Keiner aus der m-Redaktion hat senschaftler und Medienübersetzer beschäf- etwas dagegen, wenn Sie die Glocke von tigen sich mit Leichter Sprache, … Aktuell Schiller weiter als sprachliches Werk ein- herrscht absoluter Mangel an Men- fach genießen. 쐍 9
Titelthema Text: die durchblicker | Fotos: Frank Scheffka Wie im Raumschiff Enterprise Die durchblicker bei Radio Bremen Jeden Abend ab 19:30 Uhr können die Bremer Buten un binnen, die Regional-Nachrichten von Radio Bremen sehen. Die Sendung greift Themen auf, die rund um Bremen wichtig oder unterhaltsam sind. Aber wie geht Fernsehen? Wie entstehen die kleinen Filme, die „Reporta- gen“ genannt werden? Die durchblicker durften einen Tag dabei sein und ihren Redakteurs- Kollegen von Radio Bremen und dem Wetter- Team über die Schulter schauen. 1 1 Von links: Inouss Bourai-Touré, Michael Peuser und Matthias Meyer vor dem Sendehaus von Radio Bremen 2 Lars Rosentreter, stellvertretender Redaktionsleiter, zeigt den durch- blickern alles Sehenswerte | 3 Der Re- gieraum – von hier aus wird alles ge- steuert | 4 Im Fernsehstudio von Buten un binnen 5 Redaktionskonferenz mit über 30 Beteiligten | 6 Andree Pfitzner, Moderator und „Wettermann“ 10
Lars Rosentreter, Chef vom Dienst und mit seinem Team-Kollegen Michael Peuser stellvertretender Redaktionsleiter, hat uns und ihrem Begleiter Inouss Bourai-Touré in Empfang genommen und die Maske, das nahm er um 10 Uhr an der Redaktionskon- Studio und den Regieraum gezeigt. Vor ferenz teil. „Dort saßen etwa 30 Personen allem der Regieraum war beeindruckend. zusammen. Sie haben über Berichte vom Dort sah es aus wie in einem Flugzeug- Vortag gesprochen und über die Beiträge, Cockpit oder bei Raumschiff Enterprise auf die am Abend laufen sollten. Ein bisschen der Kommando-Brücke. Überall Knöpfe und wurde auch schon für den nächsten Tag ge- Regler und Bildschirme … Auch das Studio plant. Michaela Herold leitete die Redakti- von Buten un binnen war toll, unter der onskonferenz. Sie war selber mal Modera- Decke hingen bestimmt 200 Lampen mit torin bei Buten un binnen.“ Nummern drauf. Da braucht der Beleuchter einfach nur einzugeben, dass die Nummer Das Wetter morgen 53 angehen soll – dann brennt die! So kann Danach lernten die durchblicker den „Wet- er steuern, dass dann später im Fernsehen termann“ Andree Pfitzner kennen. Der Re- keine Schatten im Studio zu sehen sind und dakteur und Moderator plante an diesem alles gut ausgeleuchtet ist. Tag, mit einem Dreh-Team nach Rabling- hausen zu fahren. Dort sollte der aktuelle Tägliche Redaktionskonferenz Wetter-Beitrag für die nächsten Tage ge- Matthias Meyer zeigte sich sehr beeindruckt dreht werden. vom Besuch bei Radio Bremen. Zusammen ¢ 2 3 4 5 6 11
Titelthema Text: die durchblicker | Fotos: Frank Scheffka Die durchblicker bei Radio Bremen Fortsetzung ¢ Neben einer Kamerafrau war ein Mann dabei, Sekunde genau stimmte, hatte der Tontechni- der für die Tonaufnahmen zuständig war. Die ker eine Stoppuhr dabei. Für den Text, den beiden schleppten ganz schön viel mit sich Herr Pfitzner zum Wetter sprechen sollte – von herum: Stativ, Kamera, Mikrofon, Lampen, Sonnenschein bis zu Gewittermöglichkeit mit Tonmischpult, Lichtfilter und einen roten Re- Unwettergefahr – sollte es ja die passenden genschirm für den Wetterbericht. Maximal 60 Kamerabilder geben. Kilo Ausrüstung sollten das insgesamt sein. Zusätzlich kam noch eine Frau mit, die sich um Pfitzner gab alles, um den Bericht unterhalt- das Aussehen von Herrn Pfitzner gekümmert sam zu machen – er kauerte sich sogar auf hat. Ihren Aufgabenbereich nennt man dem Boden zusammen, um zu zeigen, wie „Maske“: Sie puderte zum Beispiel man sich am besten bei einem Gewit- sein Gesicht ab, damit es für die Auf- ter verhält. Er erklärte: „Der Blitz nahmen nicht so sehr glänzt. schlägt immer in die höchste Stelle ein. Der Regenschirm macht uns grö- Am Drehort – einem Bereich gegen- ßer. Daher steigt die Gefahr, getroffen über der Überseestadt - wurde viel gebaut, zu werden, leicht an. Etwas mehr Schutz und einige Kräne waren zu sehen. Auch viele bieten Ihnen Regenschirme ohne Metall.“ Vögel zwitscherten rings um die grüne Wiese. Passanten, die gerade vorbeigingen, wurden Der Bericht wurde mit einigen Wiederholun- kurzerhand auch noch in den Wetterbericht gen gedreht, bis alles passend zur vorgesehe- eingebunden und waren auch gleich bereit, nen Zeit im Kasten war. Damit alles auf die mitzumachen. 1 2 3 1 Andree Pfitzner zeigt den durchblickern sein Drehbuch für den Wetterbericht | 2 Der Tontechniker mit Mikrofon 3 „ … und Action“: Die Kamerafrau filmt die Szene 4 Michael Peuser übernimmt den Monitor, in dem die auf- genommenen Bilder betrachtet werden können | 5 Inouss Bourai-Touré macht sich nützlich; er hält einen weißen Reflektor-Schirm, mit dem die Szene ausgeleuchtet wird 6 Im Schnittraum: Hier wird der fertige Film gebastelt 12
Nach dem Dreh ab in die Technik zuvor beim Drehen so gemacht, dass es später Der „Wettermann“ ist selbst übrigens kein aussah, als hätte er die Wolke mit der Hand studierter Wetterkundler (Meteorologe). Er weggeschoben.“ bekommt die Wetterdaten von zwei verschie- denen Wetterstationen geliefert. Daraus tex- Wie viel Arbeit in so einem kurzen Wetterfilm tet er dann am Schreibtisch einen Bericht. Da steckt, hätten sich die durchblicker vor ihrem viel draußen gedreht wird, muss er seine Kol- Besuch bei Radio Bremen nicht erträumen legen auch immer vorwarnen, ob sie dicke können: über drei Stunden Dreharbeiten für Jacken oder Regenausrüstung mitnehmen einen Film, der am Ende nur für anderthalb müssen. Minuten in der ganzen Sendung lief! Das Fazit: „Wir waren ganz schön erschöpft Zurück bei Radio Bremen ging es für von dem aufregenden Tag, aber wir die durchblicker in den Schnittraum. hatten sehr viel Spaß! Man konnte Auch da war Andree Pfitzner noch gar nicht alle Eindrücke richtig verar- dabei und bastelte mit der Cutterin (die beiten, weil es so viel war. Es war toll, Frau, die die Videobilder auf die richtige den Regenschirm von Buten un binnen Länge schneidet) am Feinschliff des Wetter- halten zu dürfen. Am Schluss waren wir so ka- films. Matthias Meyer erklärt: „Da wurde zum putt, dass sich einer von uns auf das berühmte Beispiel noch per Computer eine nette Gewit- Sofa von Loriot fallen ließ, das bei Radio Bre- terwolke mit Regen und Blitzen und einem men als Ausstellungsstück steht und eigent- Donnergrollen hinzugefügt. Andree hatte das lich nicht zum Sitzen da ist …“ 쐍 4 5 6 13
Titelthema Text: Uta Mertens | Foto: Frank Scheffka Silbenrätsel Gesucht sind die passenden Wörter. Jedes Lösungswort hat etwas mit einem Artikel aus dem m zu tun. Die Bilder sind eine kleine Hilfestellung. Und so geht’s: Bilden Sie die erfragten Wörter aus den einzelnen Silben. Noch ein Tipp: Die benutzten Silben gleich aus der Liste streichen, dann wird’s leichter. as - be - der - don - ein - gen - kan - kus - le - lon - mel - mu - nord - rauch - richt - see - si - sis - stadt - tenz - ten - ter - wa - wet - zel - zel - zir An diesem Meer liegt Bremerhaven Feuerwarngerät Wahrzeichen von Bremen Ein Fachbereich im m|c Kommt meist am Ende der Nachrichten Hier wohnt ein Gefangener Artisten wohnen in einem Haus auf Rädern Hauptstadt von England Auf Seite 46 finden Sie die Auflösung 14
Text: Benjamin Brümmer (m|c Schulassistent) | Foto: Frank Scheffka Menschen & Meinungen Kunst-Café-Inklusiv „Jeder Mensch ist ein Künstler …“ Immer wieder taucht dieser Satz in der Werkstufe am Neue Heimat: Zirkuswagen Schulzentrum Neustadt auf. Er ist ein Zitat von Joseph Im März 2013 wurden die Planungen mit der Spende Beuys, einem Künstler, der Ende der 1970er-Jahre eines renovierungsbedürftigen Zirkuswagens konkret. ein kreatives Mitgestalten an Gesellschaft und der Ich hatte lange nach so einem Wagen geguckt. Dann Politik forderte. Dieser Satz verpflichtet auch. sah ich eine Verkaufsanzeige. Der Verkäufer fand das Projekt so gut, dass er uns den Wagen schenken wollte. Schulzentrum Neustadt. Hier bin ich, Benjamin Also: Konzept für die Schulleitung schreiben, einrei- Brümmer, vom m|c als Schulassistent eingesetzt. Für chen – Papierkram. Es klappte. Die Sanierungsarbeiten die 24 Schüler und Schülerinnen mit Förderbedarf ist sowie der Ausbau zu einem Atelier begannen. Die die Malerei einer der Schwerpunkte im Schulalltag. Werkstufe kümmerte sich um den Innenausbau und Durch mehrere Ausstellungen (Bildungssenatorin, Ge- die Renovierung der Fassade. Das verwilderte Garten- sundheitsamt oder in der Aula des Schulzentrums) gelände des ehemaligen Hausmeisterhauses wurde wurde ihre Kunst für viele sichtbar. Wir produzieren auch flottgemacht; andere Klassen halfen mit. einen Kunstkalender, der mittlerweile sehr beliebt ist. Eröffnung Doch in welchem schulischen Umfeld kann Kunst statt- Am 27. Juni 2014 wurde das Kunst-Café-Inklusiv mit finden, wie kann sie für andere zugänglich gemacht einer Feier eröffnet. Jetzt steht der Zirkuswagen werden? Wie kann künstlerische Arbeit mit Inklusion allen Schülern und Lehrern zur Verfügung – eine verbunden werden? Schnell reifte im Kollegium die Möglichkeit, gemeinsam Erfahrungen zu sammeln. Idee: Die Arbeit muss präsent und im Zentrum der Gelebte Inklusion in einem Raum, der äußeres Sym- Begegnung sein. So planten wir das Projekt Kunst- bol für unsere inneren Standpunkte werden kann. Café-Inklusiv, in dem alle eine Möglichkeit finden, sich zu begegnen. Raum zur Gestaltung und künstlerischen Arbeit sollte auch sein. Doch wo? Der Platz war knapp. Weitere Informationen: Meine Idee: Ein Zirkuswagen. www.kunstwerkdelme.jimdo.com 15
Zu Besuch bei Text: Uta Mertens, Ellen Stolte, Thomas Hoier | Fotos: Frank Pusch Führung durch die JVA Leben hinter Gittern 1 2 3 1 Ein hoher Zaun mit Stachel- draht umschließt die JVA 2 Flur mit Zellen im neuen Trakt | 3 Arnold Ahlf, Leiter des allgemeinen Vollzugsdienstes der Justiz-Vollzugsanstalt (JVA) in Bremen | 4 Als Besucher in das Gefängnis hineinzukommen, ist gar nicht so einfach. Strenge Sicherheitsvorkehrungen! 5 Es gibt auch eine Kirche in der JVA und 2 Pastoren. Die musli- mischen Gefangenen werden seit Juli von der Schura Bremen im Gefängnis betreut. Arnold Ahlf u „Ich mag meinen Beruf, kein Tag ist wie der andere. Zum Ausgleich fahre ich gerne Rad und kümmere mich um meinen Garten.“ 16
4 5 Ein Dienstag, 9 Uhr: Wir sind mit Arnold Ahlf verab- stohlen oder geraubt haben, um Geld für Drogen zu be- redet. Er ist Leiter des allgemeinen Vollzugsdiens- kommen. Etwa 100 der Insassen sind drogenabhängig tes der Justiz-Vollzugsanstalt (JVA, besser bekannt und im Methadon-Programm. Unter anderem dafür als Gefängnis, oder auch Knast) in Bremen – Mitten beschäftigt das Gefängnis 2 Ärzte im Schichtdienst. im belebten Stadtteil Oslebshausen. Hier verbüßen seit 1874 straffällig gewordene Menschen ihre Haft- Herr Ahlf, was macht ein Gefangener den ganzen Tag? strafe. Ein großes Gelände mit hohem Zaun drumrum Los geht’s um 6:10 Uhr. Da wird geguckt, ob alle mun- und vielen Gebäuden: 2 alte, große Backsteinbauten ter sind und leben. Das heißt „Lebendkontrolle“ und aus der Anfangszeit und viele neue, die nach und nach wird in jedem Gefängnis gemacht. Die Zellen werden für Werkstätten, Sporthallen etc. gebaut wurden. aufgeschlossen und die Männer können frühstücken, entweder in der Zelle oder an einem großen Tisch in Wer denkt, nur das Rauskommen aus dem Gefängnis ihrer Einheit. Kurz nach 7 Uhr geht es los zur Arbeit. sei schwierig, der irrt. Hineinzukommen – jedenfalls Wir haben eine Schlosserei, eine Näherei, Tischlerei, als Besucher –, ist auch gar nicht einfach. Man muss Stücklohn-Fertigung, Bäckerei und Küche. Manche an der Pforte klingeln. Da wir einen Termin haben, arbeiten auch im Gartendienst oder reinigen die Flure geht‘s schon mal eine Tür weiter. Als nächstes müssen und Gemeinschaftsräume. Dafür bekommen sie 150 wir unsere Personalausweise abgeben. Die nächste bis 200 Euro im Monat. Einen Teil zahlen wir aus, den Tür öffnet sich und wir sind in einem weiteren Vor- anderen Teil legen wir für den Insassen zurück – als raum. Hier stehen die gleichen Scan-Geräte wie am Startkapital nach der Entlassung. Jüngere Gefangene Flughafen. Taschen werden kontrolliert und wir müs- können hier, statt zu arbeiten, auch ihren Hauptschul- sen durch die Metall-Schleuse. Alles okay, ab in den abschluss nachholen. Um 15:30 Uhr ist Feierabend. Warteraum für Besucher. Wir gucken durch das erste Alle gehen zurück in ihre Einheit. Um 19 Uhr werden vergitterte Fenster. die Männer in Zellen eingeschlossen. Herr Ahlf holt uns ab zur Führung. Er arbeitet seit 1988 Was meint „Einheit“? im Gefängnis. Heute ist er Chef der 200 Mitarbeiter des 30 bis 40 Personen bilden eine Einheit oder „Vollzugs- Vollzugsdienstes. 350 Menschen arbeiten insgesamt gruppe“. Sie haben ihre Zellen in einem geschlossenen hier. Noch ein paar Zahlen: In Oslebshausen ist Platz Trakt. In diesem Bereich können sie sich morgens und für 724 Gefangene. Aufgrund der laufenden Sanierung nach Feierabend frei bewegen. Und in diesen Vollzugs- sind aber nicht alle Hafträume nutzbar. Aktuell sind gruppen ist auch das Freizeitprogramm organisiert: 535 Plätze belegt. Auch 20 Frauen verbüßen in der JVA eine Stunde Aufenthalt im Freien (sogenannte Frei- ihre Haftstrafe. Das Durchschnittsalter der Insassen stunde) pro Tag, und bis zu dreimal die Woche können liegt bei Mitte 40. Die meisten sind hier, weil sie ge- sie die Turnhalle mit Fitnessräumen nutzen. ¢ 17
Zu Besuch bei Text: Uta Mertens, Ellen Stolte, Thomas Hoier | Fotos: Frank Pusch 1 2 3 4 5 s Bekommen die Gefangenen oft Besuch? Drittel der Zeit herauszukommen. Das schaffen viele. Wir Sie dürfen alle 14 Tage für 90 Minuten Besuch be- geben eine Empfehlung, das Gericht entscheidet dann. kommen, von maximal 3 Personen auf einmal. Natür- lich muss vorher ein Termin vereinbart werden. Haben Sie manchmal Angst, dass Ihnen hier etwas passieren könnte? Gibt es Drogen im Gefängnis? Nein. In den allermeisten Fällen kommen wir gut und Wir machen einmal die Wochen Zellenbesichtigung. friedlich mit den Insassen zurecht. Es ist natürlich Und da finden wir alles Mögliche, was eigentlich nicht klar, dass die Vollzugsbeamten die ersten Blitzablei- sein darf. Auch die beste Kontrolle kann das nicht ter sind. Wenn wir Ärger haben, gehen wir einmal um verhindern. Wir sind hier mitten in der Stadt. Hinter den Block, um uns abzukühlen. Das können die Leute dem Zaun ist teilweise ein öffentlicher Fußweg. In hier nicht. Für den richtig großen Notfall haben alle dem Bereich haben wir in den letzten Jahren sehr Mitarbeiter dieses Notrufgerät dabei. Da müsste ich viele Handys eingesammelt, die die Leute rüber- jetzt nur den Stöpsel ziehen und in wenigen Augen- geworfen hatten. Einmal im Monat kommt der Zoll mit blicken sind 25 Kollegen hier. seinen Drogenhunden, um Hafträume „abzuschnüf- feln“. Nie laufen mehr Klo-Spülungen als ab dem Kommen die Leute besser raus als rein? Moment, wenn die Insassen die Autos und die Hunde Das hoffen wir. Sie sollen hier ja eine Strafe verbüßen hören. Aber das ist okay – weg ist weg. und damit auch zum Nachdenken kommen. Wir ma- chen mit jedem Häftling einen Halbjahresplan. Da Was muss man tun, um „gute Führung“ bescheinigt steht dann drin, was sich die Person vorgenommen zu bekommen? hat. Also zum Beispiel regelmäßig Sport zu machen. Jeder ist seines Glückes Schmied, auch hier. Wer kei- Oder dass derjenige an seinem Arbeitsplatz etwas nen Streit mit den Mit-Insassen anfängt, sich ordentlich Neues lernen möchte. Nach den 6 Monaten gucken wir benimmt, seine Zelle nicht vermüllt, die Arbeitsan- gemeinsam, wie es geklappt hat und wo es vielleicht gebote wahrnimmt – der hat beste Chancen nach zwei noch Probleme gibt. Wir geben einige Hilfestellungen. 쐍 18
6 1 Ein Besucherraum – jeder Gefangene darf nur alle 14 Tage für 90 Minuten Besuch bekommen | 2 Eine Einheit im alten Gebäude | 3 In der Arbeitsthera- pie gestalten die Häftlinge auch kleine Kunstwerke | 4 Blick in eine Zelle 5 Einschluss um 19 Uhr: Der Abend kann auf etwa 9 qm schon ganz schön lang werden. Gut, wenn man einen Fernseher hat | 6 Besonders gesicher- ter Haftraum: Rastet ein Häftling total aus, wird er hier fixiert und beruhigt. Der Raum ist aber maximal fünfmal im Jahr belegt | 7 Ellen Stolte im Fitness- raum: Kletterwand, Trimmräder, Lauf- band, Muskelaufbau: Wer will, kann sich fit halten | 8 Arnold Ahlf und Thomas Hoier, der viele Fragen hatte 7 u Ellen Stolte „Gut fand ich, dass es einen Fitnessraum und eine Turnhalle gibt. Und dass man in der Zelle einen Fernseher haben kann. Richtig doof ist, dass die Leute ab 19 Uhr in ihrer Zelle einge- schlossen werden. Wie langweilig. Und: Die Beamten können alles wegnehmen als Strafe, auch den Fernseher.“ 8 u Thomas Hoier „Ich fand den Gefängnisbesuch toll! Der Ge- fängnismann hat alles gut erklärt und unsere Fragen gut beantwortet. Mir war mulmig, weil alles abgeschlossen war und überall waren Kameras. Alles ist abgeschlossen, man kann nicht raus – das macht ein komisches Gefühl. Zuerst sah es so aus, als würden die JVA-Be- amten weggehen und uns mit den Häftlingen allein lassen – aber zum Glück sind die ge- blieben.“ 쐍 19
News &Tipps Text: Uta Mertens Rechtliche Betreuung Hilfe bei der Lebens- Organisation Rechtliche Betreuer unterstützen Menschen, Mensch kann jederzeit in diese Situation die ihre Angelegenheiten nicht alleine regeln kommen. Möchte man eine Betreuung anre- können. Das kann sein, wenn jemand plötz- gen, spricht man das Betreuungsgericht an. lich schwer krank ist. Oder alte Menschen, Ein Mitarbeiter schaut sich den Fall genau die geistig nicht mehr fit sind, Menschen an und ein fachärztliches Gutachten wird er- mit psychischen Erkrankungen oder auch stellt. Dann sprechen die zuständigen Rich- Menschen mit Behinderung. ter mit dem betroffenen Menschen selbst. Dafür gehen sie zu ihm nach Hause. So be- Für diese Menschen wird meist ein rechtli- kommen sie einen Eindruck von der Person cher Betreuer eingesetzt. Betreuer kümmern und dem Lebensumfeld. Sie fragen auch: Ist sich dann um die Interessen dieser Person. er mit einer Betreuung einverstanden? Das heißt, sie sprechen mit Gerichten, Behör- Nach gründlicher Prüfung entscheidet das den, Banken, Vermietern, Heimen und Pflege- Gericht dann, ob eine Betreuung eingerich- versicherungen … organisieren Dinge, ebnen tet wird und wer den Fall übernimmt. Wege – immer im Sinne des Klienten, wenn irgend möglich, in Absprache ihm. Eine Betreuung ist keine Entmündigung! Auch wenn eine Betreuung eingerichtet Wie bekommt man eine rechtliche wurde, kann die betroffene Person weiterhin Betreuung? eigenverantwortlich handeln. Der Betreuer Jeder Bürger kann eine Betreuung anregen. soll partnerschaftlich mit dem Klienten zu- Also zum Beispiel für den alten Nachbarn, sammenarbeiten, ihn unterstützen. Die Zei- wenn man den Eindruck hat, dass er seine ten von Entmündigung und Vormundschaft Angelegenheiten nicht mehr alleine gere- sind vorbei. Eine Ausnahme ist der Einwilli- gelt bekommt. Oder Ärzte regen eine Be- gungsvorbehalt. Dazu kommt es aber nicht treuung an, wenn sie Patienten haben, die so einfach. Das muss der Betreuer extra bei zum Beispiel nicht ansprechbar sind. Jeder Gericht beantragen. 20
Außerdem kann die betreute Person jederzeit Rechtliche Betreuer – was sind das für den Antrag stellen, die Betreuung aufzulösen. Menschen? Nach Ablauf der ursprünglich festgelegten Es gibt Berufsbetreuer, das heißt, diese Leute Betreuungszeit findet eine erneute Anhörung betreuen andere Menschen hauptberuflich. statt. Eine Betreuung wird immer für einzelne Sie sind oft Sozialpädagogen oder Rechts- Bereiche (Aufgabenkreise genannt) festge- anwälte. Dann gibt es ehrenamtliche recht- legt. Nur hierfür ist der Betreuer zuständig. liche Betreuer. Sie betreuen meist enge An- Oft wird eine Betreuung für mehrere Bereiche gehörige. Also zum Beispiel ist die Mutter eingerichtet. die rechtliche Betreuerin ihres Sohnes mit Behinderung. Oder die Tochter übernimmt - Gesundheitssorge die rechtliche Betreuung für ihren dementen - Vermögensregelung Vater. Das klingt auf den ersten Blick sehr - Heimangelegenheiten naheliegend, hat aber auch Nachteile und - Wohnungsangelegenheiten Tücken. - Behördenangelegenheiten 21
News &Tipps Text: Uta Mertens Hilfe bei der Lebens-Organisation Fortsetzung s Der Berufsbetreuer kennt sich zum Beispiel mit den Sozialgesetzen, den Ansprüchen und Möglichkeiten bestens aus. Welche Pri- vatperson kann das schon von sich behaup- Weitere Informationen bekommen Sie hier: ten? Außerdem kann für Eltern diese Dop- pelrolle schwierig sein. Sie müssten zum Betreuungsbehörde Bremen Beispiel die Wünsche ihres Kindes mit Be- Rembertiring 39, 28203 Bremen hinderung unterstützen, auch wenn sie Tel.: (0421) 361 19532 selbst anderer Meinung sind. Zum Beispiel Sprechzeiten: Montag bis Donnerstag bei der Wahl der Wohnform. 8 bis 16 Uhr und Freitag 8 bis 14 Uhr Wer zahlt das? Betreuungsgericht Bremen Bei Menschen, die wenig Geld haben, be- (im Amtsgerichtsgebäude) zahlt der Staat die Kosten für die Betreuung. Ostertorstraße 25–31, 28195 Bremen Wer mehr hat, muss diese Leistung selbst Sprechzeiten: Montag 9 bis 15 Uhr, Dienstag, bezahlen. Der rechtliche Berufsbetreuer Donnerstag und Freitag 9 bis 13 Uhr bekommt für jeden Klienten eine monatli- che Stunden-Pauschale. Am Anfang ist Betreuungsverein der Inneren Mission diese Pauschale höher, bis zu 8,5 Stunden in Bremen e. V. pro Monat. Im Laufe der Zeit wird sie immer Blumenthalstraße 10, 28209 Bremen kleiner. Die Behörde geht davon aus, dass im Kerstin Tuhy-Warschewski, Laufe der Zeit viele Dinge geklärt sind und Tel.: (0421) 168 99753 daher weniger Arbeit ansteht. Silvia Dillhöfer Tel.: (0421) 168 99754 쐍 22
Text: Uta Mertens | Fotos: Frank Scheffka Kunstwerk! Dipl.-Clown Lars Mindt u „Die Clown-Nase ist die kleinste Maske der Welt“ Ich bin gespannt auf mein Treffen mit Lars Mindt. Ein Schule für Tanz, Clown und Theater. In 1,5 Jahren professioneller Clown … Ist so einer immer lustig lernte er von Stimmbildung über Tanz, Improvisation und gut drauf? Empfängt er mich mit roter Nase? Die und Dramaturgie sein Handwerkszeug. „Gerade die Tür öffnet ein großer Mann von Mitte 40, durchtrai- Dramaturgie ist wichtig. Man muss ja auf die Bühne niert und sympathisch sieht er aus – und ganz normal. rauf, dann gibt es das kleine Stück und dann muss Lars Mindt ist ausgebildeter Diplom-Clown, Narr, man ja auch irgendwie schlüssig wieder runter.“ Für Filmemacher und Regisseur. Er arbeitet seit 2000 seine Stücke ist es dem 45-Jährigen wichtig, Dinge, als freier Mitarbeiter im Blaumeier-Atelier und leitet die jeder kennt, ins Zentrum zu stellen. „Die Ge- dort zusammen mit Andrea Herbst „Die Meiers – schichte des Clowns ist, dass er an etwas scheitert. Clownstheater“. 2002 gründete er die „Clowns Con- Beispiel: Der Clown ist verliebt. Er hat für seine An- nection Bremen“. Auch Film-Dokumentationen macht gebetete eine Schachtel Pralinen gekauft und möch- er, zum Beispiel über den „24-h-Tanz- und Theater- te einen Brief dazu schreiben. Er schreibt und marathon“ von Tanzbar_bremen. Co-Regie führt er ge- schreibt und schreibt. Währenddessen futtert er die rade bei „Flansch“, einem Stück der Blaumeier, das Pralinen auf. Ups! Was tun? Er wird eine Lösung finden, im November wieder zu sehen ist. aber die ist garantiert ganz anders als die Lösung der Menschen im Publikum.“ Doch wie kommt man darauf, Clown zu werden? Im Leben von Lars Mindt fügen sich viele kleine Puzzle- Nach Bremen kam Lars Mindt übrigens der Liebe steine zusammen: Er ist in der Jugendgruppe schon wegen. Tournee 1999, Station Schnürschuh-Theater: als Clown aufgetreten, hat im Schultheater gespielt, Seine Frau Corinna saß im Publikum. Am zweiten eine Tanzschule besucht, als Sprecher beim NDR Abend auch. „Ich bin dann ziemlich schnell nach gejobbt … Und doch hat er nach dem Abitur erst ein- Bremen gezogen“, sagt er lächelnd. Abschlussfrage: mal was „Richtiges“ angefangen. Der gebürtige Muss man als Clown besonders lustig sein? „Man Hamburger ging nach Berlin und startete eine Aus- sollte Humor haben und die Bereitschaft, Dinge an- bildung zum Ergotherapeuten. „Doch nach 2 Jahren ders zu sehen und über sich selbst zu lachen.“ war mir klar: Ich will eigentlich Künstler sein. Mann, hatte ich ein Herzklopfen die Nacht, als mir das so Titelthema dieser Ausgabe ist einfache Sprache. ganz klar war. Hat sich aber gut und richtig ange- Lars Mindt ist für m ins Fotostudio gegangen und hat fühlt.“ Weiter ging es mit Straßentheater und Klein- eine kleine Geschichte gespielt: „Flora, mein Herz- kunst. Und dann nach Hannover an das „TUT“, eine blatt“. Gute Unterhaltung! ¢ 23
Kunstwerk! Flora, mein Herzblatt! 24
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Machen Sie mit! Text: Petra Freiberg und die Englischkurse | Foto: Petra Freiberg Englischkurse im m|c Say it in English! Monday afternoon, 17 o’clock p.m. m|c becomes in- Martina is our queen of pantomime, Marco initiated ternational. The first English class arrives. “How are the „finishing bell“ … and so on. things going?”, “Sorry, I’m a bit late, I missed the bus…” It takes some time until all are settled and All participants can introduce themselves and others, then the course starts. We have two classes, each they can ask and answer questions about one round about 8 students, between 20 and personal details such as where 65 years and we practice English for seve- they live, people they know ral years – I have been the coach for 3 and their hobbies. We do years now. a lot of activities to stay motivated. Once a We don’t put the focus on grammati- month, we translate cal finesse but on using concrete songs and watch music everyday language. We work on adult videos. Those are the topics such as moving to a new house, days when it becomes working, going to a party, visiting a res- loud – we also sing the taurant. The materials are specifically de- songs! Our interpretation of veloped for the English courses. From time to „Staying alive“ stays an unfor- time we collect subjects of interest and then we high- gettable impression! light this subject. For example: we treat information about foreign countries and cities before someone Success is the best motivation! The city tour was a goes there on vacation - so you have your own guide- smash hit. For some weeks we worked on historic book. We do role playing like “visiting a restaurant” or sites of Bremen. We met at the Roland statue and “asking the way” and we practice small talk. visited important sites such as the medieval City Hall, the Cathedral, the Böttcherstaße – where we danced The essential is: have fun and say it in English! All a little waltz to the background music of a musician are challenged and motivated when we start conver- playing the violin – just in honour of our Strauß fan sation. André and Benjamin for example can’t stop Oliver. talking about sports. Oliver and Britta like classical music and tell us a lot about it. Matthias tells us about Passing the Bremen Town Musicians we met a group his trips to the US, Thomas is a fan of detective sto- of Japanese tourists who joined our sightseeing tour. ries, Tommy knows a lot about rock music, Silvia tells They were impressed and asked for the address of our us about her Scandinavia trips, Iris likes reading, tourist guides. 26
„I asked the students why they learn English. These are their answers:“ for my holiday just for fun to get in contact with other people – with English you get along And they all wish to make a class trip to London. You don’t need special language skills to start with us – just rejoice in speaking English! – This article was discussed and written by the English classes – 27
Machen Sie mit! Für Fachkräfte: Beratung und Begleitung von Menschen mit FASD – neue Annäherung an ein altes Problem Menschen, die vom fetalen Alkoholsyndrom betroffen sind, erleben unterschiedliche Einschränkungen in Beziehungs- und Alltagskompetenzen. Fast immer sind sie le- benslang auf flexible, bedarfsgerechte Unterstützung angewiesen. Als „Grenzgänger“ stellen sie Unterstützerkreise vor vielfältige Herausforderungen. Dieser Zertifikats- lehrgang bietet eine intensive interdisziplinäre Beschäftigung mit dem Themen- feld FASD und den Handlungs- und Beratungsmöglichkeiten. Zusätzlich werden interessante Ansätze aus der Praxis thematisiert. Für fokussierte Themen gibt es Fachforen, die für ein größeres Publikum geöffnet sind. So wird ein enger Praxis- bezug zwischen Fachkräften, Angehörigen/Pflegeeltern und Betroffenen hergestellt. Wann? 10.11.–14.11.2014 und 26.01.– 30.01.2015 (Gesamt 90 U.-Std.) Wer? Die umfangreiche Dozentenliste finden Sie auf www.mcolleg.de Wie viel? 1.350 € Organisatoren Martinsclub Bremen e. V. und PiB – Pflegekinder in Bremen gemeinnützige GmbH Fachliche Beratung und Begleitung: faspektiven e. V. Fachforen: Themenfeld FASD Die Fachforen stehen allen Interessierten (gerade auch Pflege- und Adoptiveltern) offen. Es erwarten Sie spannende Impulse und Diskussionen! Beitrag pro Termin: 20 Euro 1. Diagnostik, Medikation und Therapieangebote Das Fachforum beleuchtet theoretisch und praxisorientiert die Abläufe von diagnostischen Prozessen sowie die Behandlungsmöglichkeiten der Krankheit. Wann? Dienstag, 11.11.2014, 9 – 12:15 Uhr | Anmeldung erforderlich Wer? Dr. med. Heike Hoff-Emden | KMG Rehabilitationszentrum Sülzhayn, Dr. med. Susanne Lindner | Klinikum Bremen-Ost, Dr. med. Stefanie Spranger | Praxis für Humangenetik, Bremen 2. Beratungs- und Vernetzungsangebote für betroffene Menschen, ihre Angehörigen und Helfer Wie kann eine hilfreiche Beratung und Unterstützung für Menschen mit FASD und ihre Angehörigen aussehen? Fachliche Aspekte für eine gute Vernetzungsarbeit stehen im Vordergrund. Wann? Donnerstag, 13.11.2014, 9 – 12:15 Uhr | Anmeldung erforderlich Wer? Gela Becker | Evangelischer Verein Sonnenhof Berlin, Gisela Michalowski | FASD Deutschland 3. Wohnmöglichkeiten und Betreuungsformen Träger der Jugend- und Behindertenhilfe stellen sich vor und berichten von ihren Erfahrungen mit ambulanten und stationären Angeboten für speziell diese Personengruppe. Wann? Freitag, 14.11.2014, 9 – 12:15 Uhr | Anmeldung erforderlich Wer? Gela Becker | Evangelischer Verein Sonnenhof Berlin, Simon Brukner | Martinsclub e. V. Bremen, André Taubert | Faspektiven e. V. Bremen 28
Moderation für Führungskräfte – gezielt und erfolgreich moderieren – Sitzungen steuern, Diskussionen leiten, Meetings moderieren Hier geht es nicht nur um den klassischen Ablauf einer moderierten Sitzung von der An- bis zur Abmoderation mit all den erforderlichen Techniken. Sie beschäfti- gen sich auch mit psychologischen und rhetorischen Schlüsselqualifikationen, die beim Umgang mit unterschiedlichen Menschen wichtig sind. Sie lernen bewährte Methoden und Techniken der Visualisierung und Präsentation für eine verständliche Vermittlung von Informationen. Erkennen Sie, wie Sie praxisorientierte Hilfsmittel für die Problembewältigung in Teams und Arbeitsgruppen einsetzen können. Praktische Übungen und (Video-) Feedback gehören in dieser Fortbildung dazu. Wann? Freitag, 28.11.2014, 15 – 20 Uhr und Samstag, 29.11.2014, 10 –17 Uhr Wer? Putti von Rhaden | Autorin, Coach, Mediatorin Wie viel? 185 € Sucht und Co-Abhängigkeit bei Menschen mit Beeinträchtigung Innovatives Konzept: Ex-In Alkohol, Nikotin, Essen, Fernsehen, Cola: Symptome der Überforderung oder traumatische Erfahrungen der Betroffenen können sich vielgestaltig äußern und erfordern adäquate Betreuung und Begleitung im Alltag, insbesondere im Zuge der Ambulantisierungsprozesse. Co-Dozentin ist eine ehemals Betroffene und Ex-In-Absolventin (Ex-In: „Experienced Involvement“, ein Projekt, welches psychatrie- erfahrene Menschen basierend auf ihrem Erfahrungswissen z. B. zu Genesungsbe- gleitern ausbildet). Sie lernen Risiko- und Schutzfaktoren kennen, Bezüge zwischen Trauma, Sucht und Behinderung, und Sie thematisieren Haltungsentwicklung sowie Veränderungsmotivation gegenüber den Klienten. Sie lernen Möglichkeiten der Prävention kennen, erfahren etwas über den Prozess der stationären Alkohol- entwöhnung und die Bedeutung von vernetzten Unterstützerkreisen. Wann? Freitag, 28.11.14, 9 – 16:30 Uhr Wer? Karima Stadlinger | Dipl.-Pädagogin, systemische Familientherapeutin, Ex-In-Trainerin, Susanne Sveda | Ex-In-Absolventin Wie viel? 160 € Alle Veranstaltungen finden im m|Centrum, Buntentorsteinweg 24/26, 28201 Bremen statt. Information und Anmeldung zu den Fortbildungen: Nina Marquardt und Ulrike Peter Telefon (0421) 53 747-69, mcolleg@martinsclub.de, www.mcolleg.de 29
Machen Sie mit! Text: Thomas Bretschneider | Fotos: Frank Scheffka Soziale Gesellschaft Die neuen Bremer Stadtmusikanten all die Erfahrungen der 60- bis 75-Jährigen mit in den Ruhestand schicken?“, war eine der Leitfragen für diesen Abend. Über 200 Menschen kamen im Juni in den Bamberger-Saal der VHS, bei geschätzten 35 Grad Innen- und Außentemperatur. Das war schon ein toller Erfolg – und ein interessanter Abend! Wortgewaltig haben Frau Keil und Herr Müntefering das Thema aufbereitet. „Das Rentenalter entlastet niemanden von „Raus aus der Jammerfalle – den Reichtum der seiner Verantwortung und seinen Pflichten. Demo- geschenkten Jahre nutzen“, hieß die Auftaktveran- kratie hat keinen Schaukelstuhl“, sagte Müntefering staltung für den neuen Stadtdialog. Lange haben wir zum Beispiel und Keil legte nach: „Wir suchen nach die Veranstaltung vorbereitet – wir, das sind die Gebrauchsanweisungen, und da es die nicht gibt, su- Bremer Heimstiftung, die Bremer Volkshochschule chen wir einen Schuldigen, wenn es nicht gut läuft.“ und der Martinsclub Bremen e. V. –, und dann kommt Wir haben viel gelernt von diesen beiden erfahrenen er einfach so durch die Tür geschlendert. Franz Menschen und haben das bereits weiter in die Stadt- Müntefering, Vizekanzler a. D., ist ein netter Typ, teile getragen. überhaupt nicht arrogant, eher jemand wie du und ich. Franz Müntefering und Prof. Annelie Keil waren Veranstaltung in Huckelriede die Hauptreferenten der Auftaktveranstaltung der Im Juli gab es in Huckelriede die erste Veranstaltung „neuen Bremer Stadtmusikanten“. im Stadtteil. Joachim Barloschky sprach mit fast 40 Gästen über das Thema „Gemeinschaftliches Leben Es ging um den sogenannten „demographischen im Stadtteil“. Dass der m|c bei der neuen Quartier- Wandel“, um den immer größer werdenden Anteil älte- zentrale „Cambrai-Dreick“ dabei sein wird, berichtete rer Menschen in unserer Gesellschaft, und es ging die m|c-Stadtteilkoordinatorin Kerstin Tietze. „Das darum, wie 60-Jährige ihr Wissen und ihre Kompetenz wird ein Ort, an dem die Menschen sich begegnen und wieder zurückgeben können in diese Gesellschaft. der ganz unterschiedliche Menschen zusammenbrin- „Können wir es uns zukünftig noch leisten, dass wir gen wird.“ „Wir wollen mitgestalten und gefragt wer- 30
Veranstaltungen Kunst im Quartier Montag, 13.10.2014, 18 – 20 Uhr Nahbei, Findorffstraße 108, 28215 Bremen Fortbildung „Bürger im Quartier“ 2 Tage monatlich über 6 Monate plus 1 Abschlusstag Von links: Alexander Künzel, Franz Müntefering, Start: Dienstag, 14.10.2014, 9 Uhr Prof. Annelie Keil, Dr. Sabina Schoefer und Thomas Stadtteilhaus Kattenturm, Bretschneider Theodor-Billroth-Straße 48, 28277 Bremen den“, war die Kernaussage der Huckelriederin Anke Gründung einer Bürger-Plattform Moormann, die den Abend gemeinsam mit den ande- Donnerstag, 30.10.2014, 15 Uhr ren beiden Referenten vorbereitet und gestaltet hat. Stadtteilhaus Kattenturm, Theodor-Billroth-Straße 48, 28277 Bremen Und so geht es weiter Am 25.9.2014 wandert die Karawane nach Katten- Visionen von gemeinschaftlichem Wohnen turm – Motto: „Schatzsuche in Kattenturm – was ist Donnerstag, 6.11.2014, 18 Uhr das Besondere im Stadtteil?“ Eine ganze Reihe von Bildungszentrum der Bremer Heimstiftung, Veranstaltungen wird es im Herbst im Zeichen der Fedelhören 78, 28203 Bremen „neuen Bremer Stadtmusikanten“ geben. Und zwischendurch auf eine Insel der Warum mischt der m|c da eigentlich mit? Ruhe und Nachdenklichkeit „Soziale Stadtteilentwicklung, gesellschaftliches Mit- Freitag, 28.11.2014, 18 – 20 Uhr einander sind die Gelingensmerkmale von Inklusion. Bremer VHS, Faulenstraße 69, Wir engagieren uns mit den ,neuen Bremer Stadtmusi- 28195 Bremen, Julius-Bamberger-Saal kanten‘ in den Stadtteilen, um hier mehr Gestaltung, Beteiligung und Miteinander in den Wohngebieten zu Aktuelle und ausführliche Informationen initiieren“, beschreibt Marco Bianchi, m|c Stadteilko- zu allen Veranstaltungen finden Sie unter ordinator die Grundidee. www.martinsclub.de 31
Menschen & Meinungen Text: die durchblicker | Fotos: Frank Scheffka, die durchblicker 1 Feuerwehr Bremen Von starken Leuten, 24-Stunden-Diensten und Hochzeits- kleidern 32
2 3 1 Ellen Stolte an der alten Alarmglocke | 2 Matthias Meyer wusste noch nicht, dass die Feuerwehr auch Rettungs- Sanitäts-Einsätze macht | 3 Michael Richartz erklärt den Unterschied zwischen Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr Michael Richartz ist seit 1988 bei der Feu- malen Arbeit nach und in ihrer Freizeit erwehr. Er fuhr dort Rettungs- und Lösch- haben sie Feuerwehreinsätze. einsätze und war Taucher. Dann hat er die Laufbahn gewechselt. Seit 2007 ist er Leiter Dürfen die denn auch in brennende Häuser der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle – rein? dort, wo die ganzen Notrufe von 110 und Ja, die sind dafür ausgebildet, dass sie auch 112 eingehen. Daneben ist er auch noch löschen können. Sie haben auch die gleichen Pressesprecher der Feuerwehr und des- Feuerwehrfahrzeuge. Was sie zum Beispiel halb hat er sich Zeit genommen, um den nicht machen: Wir haben hier einen ganz durchblickern die Feuerwache Am Wand- großen Kran stehen. Es wäre zu aufwendig, rahm zu zeigen. Sie ist übrigens die älteste die Freiwillige Feuerwehr auch für so ein Spe- in Bremen! 2020 wird groß ihr 150-jähriges zialgerät zu schulen. Das Rettungstauchen Jubiläum gefeiert. übernimmt auch die Berufsfeuerwehr. Herr Richartz, wie viele Leute arbeiten hier? Wie viele Einsätze haben Sie? Wir unterscheiden zwischen Berufsfeuer- Wir machen etwa 6000 Feuerwehreinsätze wehr und Freiwilliger Feuerwehr. Wir sind im Jahr – also wenn rote Fahrzeuge ausrü- derzeit etwas über 500 Berufsfeuerwehr- cken. Es gibt natürlich spezielle Zeiten, zu Leute. Das sind alles Beamte, die auf 6 Wa- denen mehr los ist. Wenn zum Beispiel eine chen arbeiten. Dann haben wir noch 19 Frei- Unwetterwarnung kommt. Dann sind wir willige Feuerwehren. Das sind nochmal 680 immer in „Hab-Acht-Stellung“. Wir hatten Kameradinnen und Kameraden. Mit der Be- an einem Tag auch schon mal 700 Einsätze! rufsfeuerwehr machen wir das „Alltags- Aber eine ganz wichtige Aufgabe ist auch das Geschäft“ – wenn mal ein Mülleimer brennt Fahren von Rettungswagen als Rettungs- oder irgendwo Öl ausläuft. Alles, was größer sanitäter. Fast 50.000 Einsätze sind das im ist, machen wir mit Hilfe der Freiwilligen Jahr für uns. Feuerwehr. Gemeinsam sind wir die „Feuer- wehr Bremen“. Rutschen Sie eine Stange runter? Ja, das machen wir noch. Die Feuerwehr- Also ist der Unterschied der, dass die leute wohnen hier 24 Stunden auf der einen Beamte sind und die anderen nicht? Wache, wenn sie Dienst haben. Nachts ruhen Ja, die anderen gehen tagsüber ihrer nor- sie auch mal. ¢ 33
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