15/18 Schwerpunkt: Waldleistungen abgelten? - zueriwald
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Inhalt ZÜRCHER WALD 5/2018 2 Wer setzt sich Waldleistungen 4 «Wald ist Natur und gehört allen …» Simon Ammann für Abgel- abgelten? 7 Abgeltung gemeinwirtschaftlicher Leistungen im Kanton tungen ein? Zürich Stefan Studhalter und Martin Kistler Akteure und 13 Wie entgegnen Privatwaldbesitzer der wachsenden Bean- ihre Rollen spruchung ihres Waldes durch die Bevölkerung? 7 Hubgenossenschaft Schwamendingen und Privatwald- korporation Elsau Werner Meier im Gespräch Waldverband Wangen-Brüttisellen Gody Leserf im Gespräch 18 Leistungsabgeltungen aus forstbetrieblicher Sicht – Beispiel Forstbetrieb Elgg Andreas Kron & Christian Schaerer im Gespräch Beispiel Forstrevier Stammertal Christian Bottlang Privatwald in 22 Leistungsabgeltung in der Stadt Adliswil Damian Wyrsch im urbanen Ge- Gespräch bieten 24 Waldleistungen und Abgeltungen im Staatswald des Kan- 13 tons Zürich: Leistungsauftrag bewährt sich Erwin Schmid 27 Betriebswirtschaft oder Gemeinwirtschaft Ruedi Weilenmann 29 Gemeinwirtschaftliche Leistungen in der Solothurner Waldgesetzgebung Jürg Fröhlicher & Manuel Schnellmann 31 Volksinitiative «JA! für euse Wald» im Kanton Aargau: Die Beweggründe und Argumente der Initianten – die Haltung von Regierungsrat und Parlament Lösungen und Bestrebungen Waldschutz 35 Die Waldverjüngung im Kanton Zürich 2018 Erich Good in anderen Kantonen Saison 39 aktuell im Wald: Holzschlag absperren 29 Holzmarkt 40 Preisentwicklung Rundholz Kanton Zürich 42 Rundholzmarkt nicht überschwemmen! 43 Holzmarkt-Information Beat Riget Waldpolitik 48 Forstkreise 51 Nachruf Kurt Gujer (1953 – 2018) Mitteilungen VZF 52 Aus dem Vorstand VZF WaldZürich 53 Aus dem Vorstand WaldZürich Kurzmitteilungen 55 Agenda/Vorschau 59 Titelbild (l.) Wasserfassung im Wald; Foto: ur (r. v. o.) Zeltlager, lichter Wald, Holzschlag-Blache, Wegweiser; Fotos: Archiv Forstkreis 3 / ur / ur / Ruedi Weilenmann
ZÜRCHER WALD 5/2018 Editorial Editorial 3 Mit der Entwicklung von der bäuerlichen Nutzungsrechte am Wald: Pilze sammeln, zu einer Dienstleistungsgesellschaft haben Würste bröötlen, quer durchs Unterholz sich die Ansprüche an den Wald massiv wandern; man muss nur schauen, keine verändert, nicht aber die Leistungen, die Schäden anzurichten. Trinkwasserfilte- der Wald für die Gesellschaft erbringt. rung und die frische Luft stellt der Wald Während der ganzen Zeit stellt uns der gratis zur Verfügung. Nur der Schutz vor Wald Holz als Rohstoff zur Verfügung, Naturgefahren und manche Biodiversi- schützt uns vor Naturgefahren, filtert tätsleistungen werden mit Steuergelder unser Trinkwasser, stellt uns Raum für abgegolten. Für alle ist dies von grossem die Erholung zur Verfügung und ist leider Wert und eine Stärke, die es zu erhalten häufig der letzte verbliebene naturnahe gilt. Aber wir müssen die betriebswirt- Lebensraum für die Biodiversität. Der schaftlichen Konzepte an die heutige Zeit wirtschaftliche Bedeutungsverlust des anpassen. Die weitergehende Abgeltung Rohstoffes Holz und die starke Zunahme von Waldleistungen ist dazu sicher ein der Erholungssuchenden im Wald sind si- gangbarer Weg. cher die offensichtlichsten Auswirkungen Um die Stärken zu erhalten, erscheint mir dieser veränderten Ansprüche. Es ist also der Weg über eine staatliche Abgeltung wenig erstaunlich, dass dieser Wandel sinnvoller, als Konzepte, die auf Eintritts- auch die wirtschaftliche Situation der gebühren oder ähnlichem basieren. Dies Forstbetriebe betrifft. Die Kielwasserthe- bedeutet aber auch, dass die Gesellschaft orie, wonach der Holzverkauf ausreicht, und Politik gemeinsam mit den Wald- damit alle anderen Leistungen abgegolten eigentümern besser klären muss, wo, sind, funktioniert nicht mehr. welche Leistung erbracht werden soll. Was nun? Der Wald in der Schweiz ist ein seltsames rechtliches Konstrukt. Thomas Wirth, Gut die Hälfte des Waldes ist im Besitz Vorsitzender der parlamentarischen von privaten Eigentümern, gleichzeitig Gruppe Wald des Zürcher Kantonsrates besitzt die Allgemeinheit weitgehende Impressum Zürcher Wald 5/18 (Oktober 2018) Redaktor 50. Jahrgang, erscheint jeden zweiten Monat Urs Rutishauser (ur), Forsting. ETH, IWA Stellvertretung: Felix Keller, Forsting. ETH, IWA Herausgeber / Verbandsorgan Herausgeber ist der Verband Zürcher Forstpersonal Gestaltung und Satz VZF. Die Zeitschrift ist zugleich Verbandsorgan von IWA – Wald und Landschaft AG WaldZürich Verband der Waldeigentümer Adressänderungen und Abonnemente Trägerschaft an die Redaktionsadresse oder VERBAND ZÜRCHER VZF und WaldZürich sowie Abteilung Wald, ALN, www.zueriwald.ch FORSTPERSONAL Baudirektion Kanton Zürich Inserate Redaktionskommission Fabio Gass, Hegnauerstrasse 10, 8604 Volketswil Fabio Gass, Präsident, Förster, Vertreter VZF Tel. 044 910 23 43, fabio.gass@volketswil.ch Alex Freihofer, Privatwaldeigent., Vertreter WaldZürich Papier Hanspeter Isler, Forstwartvorarbeiter, Vertreter VZF Cocoon FSC und Recycling Nathalie Barengo, Forsting., Vertreterin Abt. Wald Ruedi Weilenmann, Förster, Vertreter VZF Auflage Urs Rutishauser, Forsting., Redaktor 1‘250 Exemplare Redaktionsadresse Druck IWA – Wald und Landschaft AG Mattenbach AG, 8411 Winterthur Hintergasse 19, Postfach 159, 8353 Elgg Online Tel. 052 364 02 22 E-Mail: redaktion@zueriwald.ch www.zueriwald.ch/zeitschrift
Waldleistungen abgelten? ZÜRCHER WALD 5/2018 4 «Wald ist Natur und gehört allen … … und muss daher auch nicht rentieren». Etwa so lässt sich die gängige Einstellung vieler Leute zum Thema Wald zusammenfassen. Sie ignorieren damit, dass es Waldeigentüme- rinnen und Waldeigentümer gibt, die zudem auch noch eigene Interessen am Wald haben. Und trotzdem wird erwartet, dass der Wald Leistungen erbringt. von Simon Ammann, Leiter Waldentwicklung & Ressourcen, Abt. Wald Kanton Zürich In Anlehnung an Moser und Zimmermann bestimmten Waldleistung wenden soll. (2011), die den Begriff «Ökosystemlei- Abbildung 1 gibt dazu einen Überblick. stungen» ausführen, kann man Waldlei- stungen definieren als Güter und Dienst- Die Waldleistungen lassen sich in die drei leistungen, die dem Menschen durch Inan- folgenden Gruppen aufteilen: spruchnahme des Waldes Nutzen stiften. Sie sind meist das Ergebnis von natürlichen Waldleistungen mit gesetzlicher Im Waldgesetz Ökosystemprozessen und Bewirtschaf- Grundlage des Bundes tungseingriffen. Zwischen den Begriffen Gewisse Waldleistungen, welche einem wird der «Waldleistungen» und «Waldfunktionen» öffentlichen Interesse entsprechen, sind Schutzwald am höchsten wird in der Diskussion oft kein Unterschied in der Waldgesetzgebung verankert. Hier gewichtet und gemacht, weshalb hier auch nicht darauf haben Bund und Kanton die Möglichkeit, erhält auch am eingegangen wird. Beiträge auszurichten, wenn der Waldbe- meisten Geld. Es stellt sich die Frage: Welche Waldlei- sitzer bestimmte Massnahmen ergreift (z.B. stungen gibt es und wer soll sie erbringen Pflege des Schutzwaldes). Im Waldgesetz des resp. entschädigen? Bundes wird Schutz vor Naturereignissen Gehen wir zuerst der Frage nach: Welche (Schutzwald) am höchsten gewichtet und Akteure unterscheiden wir und welche erhält auch am meisten Geld. Die Förde- Interessen in Bezug auf Waldleistungen ver- rung der Biodiversität und der Holzversor- folgen sie typischerweise? Diese Überlegung gung (z.B. über Beiträge an Verbesserungen hilft festzustellen, an wen man sich bei einer der Strukturen und der Unterhalt der Waldeigentümer Einwohner, Waldbesucher Organisierte Anspruchsgruppen • Exklusivität • Möglichst weit gehende z.B. Naturschutz, Jagd • Freiheit im Umgang mit Rechte (Betretungsrecht) • Möglichst grosse Freiheit Waldeigentum • Gratis! bzgl. eigener Interessen • Wirtschaftlicher Gewinn • Schöne Bilder, wenig und gleichzeitig möglichst Bewirtschaftungsspuren grosse Einschränkung der • Wege anderen Interessen • Möglichst einfach und Standortgemeinden Behörden günstig zu Interessen kommen • Versorgungssicherheit z.B. Bund, Kanton, (Gemein- • Trinkwasser den) • Energie • Umsetzung öffentlicher • Standortattraktivität, • Interessen I Waldpolitik Lebensqualität • Nachhaltigkeit Abbildung 1: Welche Akteure haben in Bezug auf Waldleistungen welche Interessen?
ZÜRCHER WALD 5/2018 Waldleistungen abgelten? 5 Erschliessungen) werden ebenfalls namhaft Waldexkursionen). Angebote, die nur der unterstützt. Für kulturelle Leistungen wie Waldeigentümer resp. Forstbetrieb in sei- die Erholung besteht keine Gesetzesgrund- nem Wald anbieten kann, liegen in einem lage, weshalb dafür keine Bundes- und engen Bereich (z.B. Kurse für Waldpflege). Kantonsbeiträge anfallen (vgl. Moser und Zimmermann 2011, S. 409). Waldleistungen auf der Basis von Verfügungsrechten, die vom Eigen- Innovationen: Waldleistungen als tum getrennt sind Produkte Neben dem freien Betretungsrecht gibt es Innovative Waldeigentümer und Forst- weitere Verfügungsrechte, die vom Waldei- betriebe versuchen immer wieder, Nicht- gentum getrennt sind, so z.B. die Grundwas- Holz-Produkte und Dienstleistungen zu sernutzung oder das Jagdregal. Das heisst, entwickeln, die sie verkaufen können. Drei hier kann der Waldeigentümer keine eige- Grundvoraussetzungen sind dazu wichtig: nen Produkte entwickeln und verkaufen, Angebote, die 1. Exklusivität muss hergestellt werden sondern ist verpflichtet, Einschränkungen nur der Waldei- gentümer resp. können; 2. es muss gesetzlich zulässig sein; in der Waldbewirtschaftung zu dulden Forstbetrieb in 3. es müssen zahlungswillige Nachfrager oder – im Beispiel der Trinkwassernut- seinem Wald vorhanden sein. zung – bei allfälligen Beeinträchtigungen anbieten kann, Punkt 1 wird durch das freie Betretungs- sogar grundsätzlich schadenersatzpflichtig liegen in einem engen Bereich. recht und die Aneignung von Waldpro- (Zimmermann 2010). In diesen Bereichen dukten im ortsüblichen Umfang (Art. 699 schlägt Wagner (2012) vor, dass win-win- ZGB) stark eingeschränkt. Dieses Recht der Situationen gesucht werden, indem über das Öffentlichkeit wird je länger je exzessiver gesetzliche Minimum hinausgehende Leis- ausgelegt und eingefordert, was letztlich tungen konzipiert oder Prozesse vereinfacht zum eingangs aufgeführten Verständnis, und vertraglich mit den entsprechenden «der Wald gehört allen», führt. So ist es Akteuren (Gemeinde, Jagdgesellschaft) ver- z.B. nicht möglich, geeignete Baumarten einbart werden. In vielen Fällen (z.B. Trink- mit Trüffelpilzen zu impfen in der Absicht, wasserschutz) ist dieser Weg allerdings sehr später Trüffel zu ernten und zu verkaufen, aufwändig. Einfacher ist es, wenn offen- da jedermann das Recht hat, diese Trüffel sichtliche Mehrleistungen erbracht werden, im ortsüblichen Umfang gratis zu sam- wie zum Beispiel Wegunterhalt mit einem meln. Die Aufhebung oder eine massive gewissen Standard. «Vertragspartner» ist Einschränkung des Betretungsrechtes sind hier die Standortgemeinde, die im Sinne illusorisch, da dies auf demokratischem der Standortattraktivität daran interessiert Weg bestimmt werden müsste und die Be- ist, ihren Bürgerinnen und Bürgern einen völkerung kaum auf dieses Recht verzichten hochwertigen Erholungsraum zu bieten. wird (Deegen 2012). Erholungsdienstleistungen, die mit Infra- Stossrichtungen und Folgerungen strukturbauten verbunden sind, sind i.d.R. Beim Thema «Waldleistungen», verbun- gesetzlich nicht zulässig. Ebenso sind Anla- den mit der Entschädigungsfrage, kommt gen wie Weihnachtsbaumkulturen im Wald man nicht um die Diskussion des Betre- nicht gestattet. Am Schluss läuft es darauf tungsrechtes nach Art. 699 ZGB herum. hinaus, auf planerischem Weg exklusive Hier sind die Waldeigentümerverbände Ausnahmen (z.B. Biketrail, Seilpark, o.ä.) gefordert, im Sinne ihrer Mitglieder dafür zu erlangen und darauf aufbauend Pro- zu sorgen, dass die Interpretation des «orts- dukte zu entwickeln. Alternativ können üblichen Umfangs» nicht ausufert und in Angebote entwickelt werden, die jeder einem respektvollen Verhältnis zu den Ei- andere ebenfalls anbieten kann (geführte gentumsrechten steht (vgl. Deegen 2012, S.
Waldleistungen abgelten? ZÜRCHER WALD 5/2018 6 14). Dazu gehört auch, dass bei Eingriffen erbracht werden soll, da ja offensichtlich oder Veranstaltungen im Wald der Waldei- eine Nachfrage besteht. gentümer frühzeitig einbezogen und nicht Oftmals ist der Wald in der heutigen Zeit einfach übergangen wird (Brunner 2014). der einzige Raum, der überhaupt in der Sind die Interessen an einem bestimmten Lage ist, gewisse Leistungen in nennens- Wald seitens der Öffentlichkeit sehr gross, wertem Ausmass bereitzustellen. Erholung so müsste sich ein Waldeigentümer zumin- für die Menschen, Lebensraum für bedrohte dest einmal überlegen, ob es sich lohnt, an Arten oder eine gesicherte Trinkwasser- diesem Eigentum festzuhalten oder ob z.B. versorgung sind ohne Wald gar nicht zu die Gemeinde oder der Staat diese Fläche erbringen. Dies sollte öfters kommuniziert gegen Entschädigung oder Realersatz über- werden, um ins Bewusstsein jedes Waldbe- nehmen soll. Damit wird dann klar, dass die suchenden einzudringen. Wald ist viel wert entsprechenden Kosten auch beim Interes- und erbringt Leistungen sehr effizient. Es senten anfallen, da dann Verfügungsrechte lohnt sich, hier Mittel zu investieren, da Erholung für und Eigentum zusammenfallen. eine grosse Wirkung erzielt wird. die Menschen, Brunner (2012) stellt fest, dass dem Wald Lebensraum für bedrohte droht, zunehmend als Kompensationsstelle Literatur Arten oder für Schutz- und Wohlfahrtsdefizite ausser- Moser, T., Zimmermann W. (2011): Ökosy- eine gesicherte halb des Waldes missbraucht zu werden. stemleistungen des Waldes im politischen Trinkwasser- Das sei zu verhindern. Auf der anderen Seite Kontext: Bedeutung und Argumenttypen. versorgung sind ohne Wald liest man z.B. im Richtplan des Kantons Schweiz Z Forstwes 162: 405-411. gar nicht zu Aargau (S. L4.1-1), dass der Wald «als Hostettler, M. (2012): Mutwillig den Wald erbringen. unverzichtbare Ausgleichsfläche zu den einzäunen. Schweiz Z Forstwes 163: 2-7. übrigen intensiv genutzten Flächen viel- Brunner, M. (2014): Situation und Anliegen fältige Schutz- und Wohlfahrtsleistungen der Waldeigentümer – einige Gedanken. erbringt und wesentlich zur Standort- und Schweiz Z Forstwes 165: 224-227. Wohnqualität im Aargau beiträgt». Aus Deegen P. (2012): Die Allokation der Wald- volkswirtschaftlicher Sicht macht die Be- betretung, ein Beispiel für das Problem trachtung des Kantons Aargau durchaus gesellschaftlicher Kosten. Schweiz Z Sinn. Waldeigentümerverbände dürften Forstwes 163: 8-16. gut beraten sein, diese «Kompensations- Zimmermann (2010): Rechtliche Aspekte funktion» auch als Chance zu begreifen, bei der Vermarktung von Nichtholz- zu thematisieren, Produkte zu entwickeln Waldleistungen. . Schweiz Z Forstwes und vertraglich zu sichern, bevor der Ge- 161: 362.367. setzgeber dies als «öffentliches Interesse» Wagner S. (2012): Verfügungsrechte vertrag- definiert und planungsrechtlich verankert. lich regeln: ein Modell zur Vermeidung Ein Beispiel dazu: Es ist davon auszugehen, von Umweltkonflikten. Schweiz Z Forst- dass seltene Arten, die in Obstgärten und wes 163: 29-35. extensiv genutzten Landwirtschaftsflächen Kanton Aargau (2011): Richtplan. Departe- vorkamen und zunehmend verschwinden, ment Bau, Verkehr und Umwelt, Abtei- mit kleinerem Aufwand in lichten Wald- lung Raumentwicklung. 285 S. Formationen als im Landwirtschaftsgebiet erhalten werden können, da landwirtschaft- liche Flächen nach intensiver Düngung oft nur unter grösstem Aufwand wieder ausgemagert werden können. Hier sei zu- Kontakt: mindest die Frage erlaubt, ob nicht gegen Simon Ammann, Abteilung Wald Kanton Zürich, Entschädigung diese Leistung im Wald simon.ammann@bd.zh.ch
ZÜRCHER WALD 5/2018 Waldleistungen abgelten? 7 Abgeltung gemeinwirtschaftlicher Leistungen im Kanton Zürich Für die Abgeltung gemeinwirtschaftlicher Leistungen existieren zwar keine Patentrezepte, viele Praxisbeispiele aus den Regionen zeigen aber, dass es gute Lösungen gibt. Dabei waren es bisher meist die direktbetroffenen Waldeigentümer, welche die Initiative ergriffen. von Stefan Studhalter, Kreisforstmeister, Forstkreis 7, Kanton Zürich, und Martin Kistler, Praktikant Forstkreiszentrum Zürich Die Abgeltung gemeinwirtschafticher Leis- menwirken der zahlreichen, sehr unter- tungen wird im Kanton Zürich seit rund schiedlichen Akteure hat hierbei einen 30 Jahren diskutiert. Anfangs 2018 wurde wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis. von den Kantonsräten Ruedi Lais, Thomas Insbesondere die Waldeigentümer nehmen Wirth und Daniel Sommer eine Motion zu eine zentrale Rolle beim Einfordern von diesem Thema eingereicht, welches damit Abgeltungen für erbrachte Leistungen ein. politisch aktuell ist. In den letzten Jahren Es müssen je wurde das Thema auch wieder vermehrt Gemeinwirtschaftliche Leistungen nach Eigen- tumsstruktur, von der Forschung aufgegriffen. Verschie- Der Begriff «gemeinwirtschaftliche Leis- rechtlichem dene Beispiele im Kanton Zürich und den tungen» ist nicht einheitlich definiert und und organisa- umliegenden Kantonen zeigen, dass es gute wird unterschiedlich angewendet. Sowohl torischem Um- und sehr unterschiedliche Lösungen gibt. innerhalb des Kantons, als auch darüber feld individu- elle Lösungen Patentrezepte gibt es nicht: Es müssen je hinaus. Die Beispiele in Tabelle 1 zeigen gefunden nach Eigentumsstruktur, rechtlichem und den Interpretationsbereich. werden. organisatorischem Umfeld individuelle Wer Abgeltungen für gemeinwirtschaftliche Lösungen gefunden werden. Das Zusam- Leistungen einfordern möchte, sollte daher Kanton Zürich Als gemeinwirtschaftlich werden jene Leistungen eines Leistungserbrin- gers (i.d.R. der Waldeigentümer) betrachtet, bei denen nicht das Gewinn- streben, sondern das Gemeinwohl im Vordergrund steht. Mit gemein- wirtschaftlichen Leistungen sind Mehraufwendungen bzw. Mindererträge verbunden, da sie über die übliche Waldbewirtschaftung hinausgehen. Leistungen, von denen die Allgemeinheit profitiert, die der Wald aber nur dank der Bewirtschaftung oder bewusstem Verzicht erbringt. Die dem Waldeigentümer anfallenden Kosten werden dabei der Holzproduktion belastet und sind für die Öffentlichkeit damit unentgeltlich. Kanton Thurgau Abgeltung gemeinwirtschaftlicher Leistungen gemäss § 32 WaG Kt. TG: Keine genaue Definition des Begriffs. Finanzielle Unterstützung der Forst- revierkörperschaften durch Finanzierung hoheitlicher und betrieblicher Beförsterungsaufgaben. Dahinter steckt die Annahme, dass eine funktio- nierende und gesetzeskonforme Waldbewirtschaftung die Bereitstellung der (nachgefragten gemeinwirtschaftlichen) Leistungen gewährleistet. WaldBeiderBasel Alle Leistungen die der Wald, neben der Produktion von Holz, erbringt (WbB) und der Allgemeinheit zugänglich sind. Diese können (a) auf Bestellung oder (b) als Folgenutzen forstlicher Arbeiten geschaffen werden. Im en- geren Sinn: Leistungen aus dem Folgenutzen forstlicher Arbeiten. Tabelle 1: Verschiedene Interpretationen des Begriffes «gemeinwirtschaftliche Leistungen»
Waldleistungen abgelten? ZÜRCHER WALD 5/2018 8 in einem ersten Schritt definieren, was alles setzt die rechtlichen Rahmenbedingungen. unter den Begriff fällt. Damit lassen sich Bezogen werden bisher vor allem Leistun- Missverständnisse bei Verhandlungen von gen, die räumlich klar abgrenzbar sind. Anfang an vermeiden. WaldBeiderBasel hat Anfangs 2018 wurde von Ruedi Lais und auf Grundlage der eigenen Definition einen zwei weiteren Kantonsräten eine Motion umfangreichen Leistungskatalog definiert, auf kantonaler Ebene eingereicht: «Dem welcher hierzu einen Anhaltspunkt geben Kantonsrat werden die notwendigen Ge- kann (WaldBeiderBasel, 2015). setzesänderungen vorgelegt, damit Leistun- Zentral ist der Begriff der Leistung. Wald- gen, welche die Forstwirtschaft zugunsten wirkungen erbringt der Wald auch ohne von Öffentlichkeit und Umwelt erbringt, Bewirtschaftung durch seine natürliche abgegolten und finanzielle Anreize zu deren Dynamik. Vom Waldzugang darf wegen Förderung ermöglicht werden können.» des im ZGB gesetzlich verankerten, freien Der Regierungsrat lehnt die Motion ab, Betretungsrechts des Waldes, niemand findet aber die zu Grunde liegende Idee prü- ausgeschlossen werden. Verkauft werden fenswert und hat beantragt die Motion als sollten gemäss Haltung der Abteilung Wald, Postulat entgegenzunehmen. Der Vorstoss Kanton Zürich, nur Leistungen, welche ist aktuell hängig und wird noch diskutiert dank der Bewirtschaftung oder bewusstem werden. Wird der Antrag angenommen, so Verzicht sichergestellt werden (sogenannter muss der Regierungsrat die Notwendigkeit Folgenutzen). einer Gesetzesänderung prüfen. Bsp: Waldbestand und –boden haben Rolle der Waldeigentümer eine natürliche Filterfunktion, welche Die Waldeigentümer bewirtschaften ihren Wird die Moti- für sauberes Trinkwasser sorgt, auch Wald und stellen automatisch gemeinwirt- on als Postulat ohne Bewirtschaftung. In der natür- schaftliche Leistungen bereit. Sie bleiben ins- angenommen, lichen Zerfallsphase des Waldes und besondere auf Mehrkosten bei der Holzerei so muss der Regierungsrat nach Sturmereignissen ist der Schutz und Mindererträgen in der Holzproduktion die Notwen- vor Bodenerosion und die Filterwir- sitzen. Grundsätzlich sind sie selbst in der digkeit einer kung jedoch messbar kleiner. Die Verantwortung, Abgeltungen für gemein- Gesetzesände- rung prüfen. Bewirtschaftung sorgt dafür, dass die wirtschaftliche Leistungen einzufordern. Trinkwasserqualität durch eine dauer- hafte Bestockung (> Folgenutzen) und Eigentümer mit Steuerhoheit und eige- (je nach dem) bessere Baumartenmi- nem Forstbetrieb (35% der kantonalen schung (> Folgenutzen und/oder auf Waldfläche, vgl. Tabelle 2) können solche Bestellung) stets in einem Optimum ist. Kosten mit Steuergeldern relativ unkom- Die erbrachte Leistung ist demnach die pliziert (als Deckung vom Betriebsdefizit) Sicherstellung sauberen Trinkwassers. decken. Die Vorteile dabei sind: Weitgehend Für entsprechende Flächen sollte daher faire Abwälzung der Mehrkosten auf die ein Teil der Bewirtschaftungskosten Leistungsbezüger, sehr kleiner admini- durch den Eigentümer des Wassers strativer Aufwand, gelebte Bescheidenheit übernommen werden, der im Minimum des Waldes (Einfordern von Geldern nur, die Mehraufwände bei der Holzerei in wenn nicht anders möglich). Der Ansatz Grundwasserschutzzonen deckt. ist jedoch nicht unumstritten und kann dazu führen, dass erbrachte Leistungen Rolle des Kantons unsichtbar für die (Gemeinde)Bevölke- Der Kanton Zürich ist ein bedeutender Ein- rung werden. Für den Steuerzahler bleibt käufer von gemeinwirtschaftlichen Leistun- unklar, welche konkreten Leistungen (des gen (vgl. Artikel von S. Ammann S.4f) und Waldes) er mitfinanziert. Wirtschaftlich
ZÜRCHER WALD 5/2018 Waldleistungen abgelten? 9 Waldeigentümer nach [ha] [%] Eigentums- [ha] [%] ihrer Position kategorie FK1 FK2 FK3 FK4 FK5 FK6 FK7 Tot. mit Steuerhoheit und Bund 67 67 0% mit eigenem Betrieb 17665 35% Kanton 622 175 1019 797 424 286 239 3562 7% oder Anschluss an Kopf- betrieb Polit. Gde. 479 1761 237 3478 3190 3004 1887 14036 28% Bund 59 59 0% mit Steuerhoheit, ohne 1161 2% Kanton 53 53 0% Betrieb Polit. Gde. 148 42 149 138 197 375 1049 2% ohne Steuerhoheit, mit Korporationen 527 534 623 80 507 2271 5% eigenem Betrieb oder 3375 7% Anschluss an Kopfbe- Privatwald- 1069 35 1104 2% trieb verbände Korporationen 940 1156 465 208 33 147 643 3592 7% ohne Steuerhoheit und Privatwald- 28007 56% 2115 86 26 2227 4% ohne Betrieb verbände Privatwald 1815 2935 5858 5332 2019 1941 2288 22188 44% Tabelle 2: Unterscheidung der Waldeigentümer mit und ohne Steuerhoheit und nach dem Vorhandensein eines Forstbetriebes. Weitere Aufgliederung nach Eigentumskategorie und nach Forstkreis (FK). Quelle: Forststatistik 2017 und Zusatzerhebung der Redaktion ZW September 2018. ineffiziente, defizitäre Betriebsstrukturen Leistungen aufzunehmen. Weitere Käufer können bei diesem System, auf Kosten der von Leistungen können z.B. auch Vereine Allgemeinheit, überdurchschnittlich lange sein. Für eine gute Verhandlungsposition erhalten werden. Diese Nachteile lassen kommen sie aber grundsätzlich nicht darum sich umgehen, indem erbrachte Leistungen herum, die Kosten für erbrachte Leistungen erfasst und (in der Betriebsabrechnung) detailliert auszuweisen und in einem zwei- transparent ausgewiesen werden. ten Schritt (im Rahmen der Verhandlungen) mit einem Preis zu versehen. In der Praxis Bsp. Forstbetrieb Oberes Wehntal: Die zeigt sich: Gemeinden bezahlen das Defizit des • Mehrere Jahre und viel Informations- Betriebs. Für die Zusammenarbeits- bedarf sind notwendig, bis Verständnis vereinbarung wurde ein Leistungska- und Zahlungsbereitschaft auf politischer talog erstellt. An mehreren defizitären Ebene erreicht wird. Die Bevölkerung Leistungen wollten die Gemeinden und Politik sind sich zu grossen Teilen festhalten. Diese werden nun über die nicht bewusst, dass unser natürlich Defizitdeckung finanziert, wenn die wirkender Wald ein Kunstprodukt ist. Betriebserlöse nicht ausreichen. Visualisierungen wie Naturwald aussieht (z.B. Fotos aus Totalwaldreservaten) sind Eigentümer ohne Steuerhoheit mit eigenem hilfreich. Gute Videos zur Bedeutung der Forstbetrieb (7% der kantonalen Wald- Waldbewirtschaftung gibt es z.B. auch fläche) sollten im Allgemeinen genügend von WaldSchweiz. Waldfläche und Ressourcen haben, um Ver- • Investition von Zeit (und Geld) lohnt handlungen mit der politischen Gemeinde sich, da einmal geschaffene Budget-Posten als Käuferin von gemeinwirtschaftlichen in der Gemeinde selten ganz gestrichen
Waldleistungen abgelten? ZÜRCHER WALD 5/2018 10 werden. Von PR-Arbeit profitiert die sungsansätze, welche grösstenteils darauf gesamte Waldbranche, inkl. kleinerer abzielen Kosten zu übernehmen, die bei der Waldeigentümer. Bewirtschaftung in jedem Fall entstehen. • Die Festlegung des Preises ist letztlich Ver- handlungssache. Ein Vorschlag kann z.B. Bsp. Forstrevier Katzensee-Buchs-Diels- mit einem detaillierten Leistungskatalog dorf & Limmattal-Nord: Die Gemein- oder einer Pauschalen (z.B. 20% gemäss den bezahlen Beiträge an die Unter- Betriebsabrechnung) hergeleitet werden. haltsgenossenschaften und übernehmen • Geht es dem Waldeigentümer gut, sinkt zusätzlich zu den hoheitlichen Beförste- die Bereitschaft zur Bezahlung des ver- rungskosten die Kosten für Schlagpla- einbarten Preises. In solchen Fällen muss nung, -organisation und Holzverkauf. der Eigentümer beharrlich bleiben, um für schlechte Jahre ausreichend Reserven Rolle der Forstbetriebe bilden zu können. Eine vertragliche Ver- Der Forstbetrieb setzt die vom Waldeigen- einbarung über eine längere Zeit würde tümer geplanten Massnahmen um und ist diesbezüglich helfen, kann aber in den damit der Ersteller gemeinwirtschaftlicher meisten Fällen nicht ausgehandelt wer- Leistungen. Für ihn sollte die Abgeltung Eigentümer den. gemeinwirtschaftlicher Leistungen grund- ohne Steu- sätzlich irrelevant sein, da die Herkunft erhoheit und Bsp. Bürgergemeinde Liestal BL: des Geldes für seine Aufträge nicht ent- ohne eigenen Betrieb weisen Die Einwohnergemeinde bezahlt der scheidend ist. mehrheitlich zu Bürgergemeinde einen Pauschalbetrag In der Praxis zeigt sich jedoch oft, dass (a) wenig Wald- an den Strassenunterhalt. Die gemein- viele Waldeigentümer mit Steuerhoheit auch fläche auf, um als Verkäufer wirtschaftlichen Leistungen sind auf der einen eigenen Forstbetrieb besitzen und (b) von Leistungen Basis der Betriebsabrechnung (BAR) zahlreiche Strategie- und Massnahmen-Ent- aufzutreten. pauschal festgelegt und werden jährlich scheide vom Eigentümer an den Betriebslei- ausbezahlt. ter delegiert werden. Die Unterscheidung von Betrieb und Waldeigentümer ist daher Eigentümer ohne Steuerhoheit und ohne entscheidend. Auch den Gemeinden mit eigenen Betrieb (56% der kantonalen eigenem Forstbetrieb kann die klare Un- Waldfläche) weisen mehrheitlich zu wenig terscheidung helfen, sich der Doppelrolle Waldfläche auf, um gegenüber der politi- stärker bewusst zu werden. schen Gemeinde oder Dritten als Verkäufer Als Verkäufer gemeinwirtschaftlicher Leis- von Leistungen aufzutreten. Bei genügend tungen sollte der Waldeigentümer und Waldfläche ist dies jedoch möglich. nicht der Forstbetrieb auftreten. Gehört der Forstbetrieb dem Waldeigentümer Bsp. Bürgergemeinde Hölstein BL, 120 und repräsentiert er diesen gegen aussen, ha Wald, nur Waldeigentum / keine kann davon abgewichen werden. Werden sonstigen Einkünfte: Ein nachvollzieh- strategische und operative Entscheide vom barer Leistungskatalog wurde erstellt, Waldeigentümer an den Forstbetriebsleiter als Grundlage für Verhandlungen mit delegiert, lohnt es sich besonders die er- der Einwohnergemeinde. Ein pau- brachten Leistungen auszuweisen und vom schaler Jahresbetrag für gemeinwirt- Eigentümer von Zeit zu Zeit bestätigen zu schaftliche Leistungen wurde damit mit lassen. der Einwohnergemeinde ausgehandelt. Rolle des Försters Für die Mehrheit der kleinen Privatwald- Der Förster ist die wichtigste Ansprechper- eigentümer gibt es unterschiedliche Lö- son vor Ort, insbesondere für die Waldei-
ZÜRCHER WALD 5/2018 Waldleistungen abgelten? 11 Waldeigentümer / • Sind gefordert auf Gemeinden und weitere Nutzniesser gemeinwirtschaftlicher Leistungen Waldeigentümer- (z.B. Vereine) aktiv zuzugehen. Der Waldeigentümer sollte eine Strategie haben und wissen, verbände was er für wen produzieren möchte. Waldbewirtschaftung sollte kein Selbstzweck sein. Wer keinen Käufer findet sollte bereit sein, auf die Herstellung gewisser Leistungen, oder die Bewirtschaftung an sich, zu verzichten. • Eine Auflistung von erbrachten Leistungen und vorhandenen Einschränkungen und Mehr- aufwendungen (Bsp. Grundwasserschutzzonen) ist eine wichtige Basis für Verhandlungen. Wer nicht weiss, was für Leistungen er erbringt, kann diese auch nicht verkaufen. Kanton / Abtei- • Ist gefordert die Anzahl der Vorschriften in einem angemessenen Rahmen zu halten. Es ist lung Wald zu prüfen, ob die Waldeigentümer für Mehrkosten, die aus neuen Vorschriften entstehen, entschädigt werden können. • Soll prüfen, ob die Bereitstellung von Waldflächen für Naturschutzmassnahmen entschädigt werden kann. • Die Wiedereinführung der kantonalen Revierbeiträge und der «S4-Beiträge» für die Sicher- heitsholzerei entlang von Kantonsstrassen ist prüfenswert. • Die Wertschätzung des Waldes und seiner Leistungen muss erhöht werden. Eine PR- Kampagne könnte diesbezüglich helfen. Auch bei diversen kantonalen Amtsstellen besteht diesbezüglich noch Aufklärungsbedarf. Gemeinden • Reduktion der Vorschriften bzgl. Zugänglichkeit der Strassen und Schlagräumung, oder angemessene Entschädigung / Kostenbeteiligung. • Beiträge für Sicherheitsholzerei, z.B. infolge Eschentriebsterben. Förster • Sind gefordert auf die Waldeigentümer und Gemeinden zuzugehen, um auf das Problem aufmerksam zu machen und, je nachdem, Verhandlungen anzustossen (insbesondere auch hinsichtlich der Problematik Sicherheitsholzerei). Tabelle 3: Akteure und ihre Rollen, um eine faire Abgeltung gemeinwirtschaftlicher Leistungen zu erreichen. gentümer, aber auch für die Nutzniesser sich im Erholungswald deutlich erhöht. Die gemeinwirtschaftlicher Leistungen. Von Eigentümer müssen diese vergleichsweise den Waldeigentümern geht häufig, oft kostenintensiven Eingriffe auf eigene Rech- mangels Wissen über die Möglichkeiten, nung ausführen. keine Initiative aus. Der Förster hat in Der Kanton leistet Beiträge für gewisse diesen Fällen die Rolle eines Initiators und Naturschutz-Massnahmen. Der Waldei- Beraters. Entscheidend ist seine Rolle auch gentümer erhält für die Bereitschaft, seine bei der Wissensvermittlung im Kontakt mit Waldfläche mittel- bis langfristig nach der Bevölkerung und den Gemeinden. Wer Naturschutzzielen zu bewirtschaften oder eine Leistung nicht sieht kann sie auch nicht bewirtschaften zu lassen, zurzeit jedoch wertschätzen. Die Bedeutung der Bewirt- keine Entschädigung. Dies ist aus Sicht der schaftung für die Erzeugung des bekannten Waldeigentümer störend. Es ist zu prüfen, und geschätzten Waldbildes muss vermittelt wie die Waldeigentümer dafür zukünftig werden. entschädigt werden können. Auch bei der Abgeltung des Mehraufwands Handlungsbedarf in verschiedenen und der Einschränkungen bei der Waldbe- Bereichen wirtschaftung in Grundwasserschutzzonen Der grösste Handlungsbedarf im Kanton besteht weiterhin Handlungsbedarf. Zürich besteht zurzeit wohl im Bereich der Erholungsleistungen. Die Eigentümer Handlungsbedarf auf mehreren bleiben grösstenteils auf dem Mehrauf- Ebenen wand beim Holzen im Erholungswald (z.B. Zahlreiche Akteure können zu einer bes- Reinigung von Strassen nach und während seren und faireren Abgeltung gemeinwirt- der Holzerei, Schlagräumung) sitzen. Die schaftlicher Leistungen beitragen (vgl. Anzahl notwendiger Sicherheitsschläge hat Tabelle 3).
Waldleistungen abgelten? ZÜRCHER WALD 5/2018 12 Schlussfolgerungen Literatur Es lässt sich festhalten, dass es bereits Amt für Landschaft und Natur, Abteilung viele erfolgreiche Beispiele zur Abgeltung Wald, 2006: Bericht Vorstudie gemeinwirt- gemeinwirtschaftlicher Leistungen gibt. schaftliche Leistungen des Zürcher Waldes Besonders im Bereich der Erholungslei- Schwager G., 1999. Gemeinwirtschaftliche stungen, dem Trinkwasserschutz und be- Leistungen - von der Idee zur Umsetzung stimmten Biodiversitätsleistungen besteht | Performance of Public Management - jedoch nach wie vor Handlungsbedarf. from the Initial Idea to the Realisation. Die Stellungnahme des Regierungsrates zur Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen: Es ist wichtig, eingereichten Motion zeigte, dass dies auch 1999/7, Vol. 150, No. 7, pp. 267-269. dass die Wal- auf politischer Ebene anerkannt wird. Ob WaldBeiderBasel, 2015. Leistungskatalog deigentümer eine gesetzlich verankerte, gesamtkantonale – gemeinwirtschaftliche Leistungen des aktiv werden und die Abgel- Lösung zustande kommt ist zurzeit noch Waldes. http://www.waldbeiderbasel.ch/ tung gemein- offen. Es ist unabhängig davon wichtig, page.asp?DH=33 (29.08.2018). wirtschaftlicher dass die Waldeigentümer aktiv werden Leistungen konsequent und die gemeinwirtschaftlichen Leistungen und transpa- konsequent und transparent ausweisen und rent einfordern. einfordern. Ein transparentes Ausweisen der erbrachten Leistungen gegenüber Politik und Öffentlichkeit ist auf jeden Fall sinn- voll. Denn Waldeigentümer und Forstbe- triebe dürfen stolz auf die für den Wald und Kontakt: die Gesellschaft erbrachten Leistungen sein! Stefan Studhalter, stefan.studhalter@bd.zh.ch Silvanas spitze Feder Silvana Wölfle
ZÜRCHER WALD 5/2018 Waldleistungen abgelten? 13 Wie entgegnen Privatwaldbesitzer der wachsenden Beanspruchung ihres Waldes durch die Bevölkerung? Foto: ur Der Schwamendinger Korporationswald im Hintergrund – Naherholungsgebiet für über 30‘000 Einwohner. Hubgenossenschaft Schwamendingen und Privatwaldkor- poration Elsau: Bevölkerungsdruck wird zur Kostenfrage Werner Meier, Präsident Hubgenossenschaft Schwamendingen und Gründungspräsident Pri- vatwaldkorporation Elsau und Umgebung, im Gespräch mit Ruedi Weilenmann Privatwaldkorporationen mit unter- Forstunternehmer und führt die angezeich- schiedlichen Rahmenbedingungen neten Holzschläge in beiden Körperschaften Viele Korporationen führen keinen eigenen zusammen mit seiner Equipe aus. Forstbetrieb (mehr), unterhalten daher Beide Korporationen, die von der Lage wenig Infrastruktur und schon gar kein her unterschiedlicher nicht sein könnten, festangestelltes Personal. Das macht sie mit schreiben Jahr für Jahr schwarze Zahlen. wenig Fixkosten sehr flexibel. Doch sind die sinkenden Holzpreise und Werner Meier wohnt in Tolhusen, Ge- die steigenden Ansprüche der Öffentlichkeit meinde Elsau. Er hat den Landwirtschafts- an die Waldungen der Wohnumgebung eine betrieb seinem Sohn weitergegeben, der nebst Landwirt auch gelernter Forstwart ist. Als Präsident amtet er seit 1995 in der Was sind Privatwaldkorporationen? Hubgenossenschaft Schwamendingen, einer Privatwaldbesitzer haben sich zu einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft, mit Einheit mit aufgelösten Eigengrenzen zu- etwa 110 ha. Zudem ist er Gründungsprä- sammengeschlossen. Das Eigentum wird sident der Privatwaldkorporation Elsau über Anteilsscheine ausgedrückt und die und Umgebung, die seit 1987 auf 43 ha Geschäfte werden durch einen gewählten gewachsen ist. Werner Meier ist aber auch Vorstand besorgt.
Waldleistungen abgelten? ZÜRCHER WALD 5/2018 14 Herausforderung. Zunehmend sind diese Gefahren denkt niemand und das Verständ- «Selbstverständlichkeiten» eine Bedrohung nis für die Waldbewirtschaftung ist völlig der Farbe Schwarz im Finanzergebnis und abhandengekommen. Das bedeutet, dass darum die Abgeltung gemeinwirtschaft- Fäll- und oft auch Rückearbeiten nur mit licher Leistungen bald einmal Teil der zusätzlichem Personal auf der Strasse, das Überlebensstrategie. Verkehrsdienst leistet, ausgeführt werden können. In der Mittagszeit – die dauert an Elsau: Druck noch nicht so gross schönen Tagen mit der nahen Uni von 11.30 Elsau ist eine Stadtrandgemeinde von Win- bis 14.00 Uhr – ist das Bäume-Fällen nicht terthur. Die einstige Landgemeinde wurde mehr verantwortbar geworden. Wenn dann Fäll- und oft durch Zuzüger urbanisiert. Der Druck auf noch ganze Spielgruppen mit ihren Leite- auch Rückear- den Wald ist (noch) nicht so gross, Tendenz rinnen unter der Absperrblache hindurch beiten können steigend. Der Waldbesitz der Korporation kriechen, oder wie letzten Winter zwei nur mit zusätz- lichem Personal ist nicht zusammenhängend, die Fläche uniformierte Stadtpolizisten, dann stellen auf der Strasse, eines Holzschlages daher überschaubar. sich die Nackenhaare der Holzereiequipe. das Verkehrs- Die Absperrungen der Strassen während Die Summe der Waldnutzung durch Wald- dienst leistet, ausgeführt Holzschlägen werden meist respektiert. Im besucher aller Interessensgruppen hat hier werden. November und Dezember, wenn die Leute das Mass des für den Waldbesitzer und Tannenäste suchen, sei die Gefahr von Waldbewirtschafter Zumutbaren schon Waldbesuchern im Holzschlag am grössten, deutlich überschritten. «Alle profitieren so der Präsident. Die Einschränkungen vom Wald, nur darf es nichts kosten!» lautet durch Waldbesucher, welche zusätzlichen die Zusammenfassung von Werner Meier. Aufwand verursachen, sind nicht so gross. Das Verständnis für die Notwendigkeit der Das Problem «Haftpflichtrisiken» Waldarbeiten ist (noch) vorhanden. bleibt ungelöst Im Juni 2013 hat Nationalrat von Siebenthal Schwamendingen: das zumutbare (Mitunterzeichner u.a. NR Max Binder, da- Mass ist überschritten mals auch Präsident WVS) in einem Postulat Ruedi Weilenmann Ganz anders in Zürich! Der Schwamendin- den Bundesrat angefragt, «…wie Artikel ger Wald ist Naherholungsgebiet für die 699 ZGB angepasst werden kann, damit die über 30‘000 Einwohner des Zürcher Stadt- Haftpflichtrisiken der Waldeigentümer dem kreises. Dazu stossen vor allem über Mittag heutigen Benutzungsverhalten der Bevölke- viele Studenten der Universität Zürich und rung angepasst werden können. Vor allem Werner Meier, Werktätige aus den Dienstleistungsbetrie- ist eine Ergänzung von Artikel 699 Absatz Präsident ben. Zudem führen verschiedene Wald- 1 ZGB zu prüfen, damit das Betreten des Privatwald- strassen durch den Korporationswald auch Waldes auf eigene Verantwortung erfolgt korporation zum Zoo. Die Waldfläche ist fast zu einer und eine Haftung des Waldeigentümers für Parzelle arrondiert, langgezogen, mit etwa waldtypische Gefahren ausgeschlossen ist.» drei Kilometer Waldrand, der auch als Hun- Der Bundesrat wollte sich der Sache nicht deklo dient. Die Dauerwaldbewirtschaftung annehmen, weil «…Aus Sicht des Bundes- bedingt hier eine Holzschlagfläche von rates stehen daher Lösungen ausserhalb der rund 20 Hektaren. Die Buche gehört zu Rechtsetzung im Vordergrund, z.B. durch den Hauptbaumarten und verjüngt sich die Erarbeitung und Verbreitung von In- auch dem entsprechend. Was vom Wald- formationen und Empfehlungen zuhanden bild her prächtig anzusehen ist, bewirkt der Waldbesuchenden und Waldeigentümer, eine schlechte Übersicht bei Waldarbeiten. damit es im Wald gar nicht erst zu Schaden- Signalisationen sind für viel blosse Ein- fällen kommt.» Und hat die Ablehnung des schränkung der persönlichen Freiheit. An Postulates empfohlen.
ZÜRCHER WALD 5/2018 Waldleistungen abgelten? 15 Dieses wurde in der Folge am 19. Juni 2015 deutsamkeit des Problems für die im Wald abgeschrieben (unerledigt beerdigt), weil es Tätigen nicht begriffen. Ein offensichtliches nicht innert zwei Jahren abschliessend im Problem wird wenig ernst genommen, ja es Rat behandelt worden ist. wird nicht einmal im Nationalrat behandelt Aus Sicht der Waldbesitzer und Waldbewirt- und unerledigt beerdigt! schafter hat unsere Landesregierung die Be- Wangen-Brüttisellen: Wichtig ist es zu steuern, dann braucht es weniger Verbote Gody Leserf, Privatwaldbesitzer und Präsident des Waldverbandes Wangen-Brüttisellen, im Gespräch mit Nathalie Barengo Du bist Privatwaldbesitzer und Prä- denn es versickert ziemlich schnell. Die sident des Waldverbandes Wangen- Auswirkungen zeigen sich mit den Bor- Brüttisellen. Kannst du etwas über kenkäfern, mit denen wir momentan zu deinen Wald erzählen? kämpfen haben. Auf Gebiet der Gemeinde Wangen-Brütti- Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass sich sellen gibt es rund 180 ha Wald. Von den bei uns der geografische Mittelpunkt vom 120 Waldeigentümern sind etwa 30 aktiv Kanton Zürich befindet! und bewirtschaften den Wald. Der grösste Teil gehört Einzelpersonen, z.T. aber auch Welche Waldfunktionen stehen im Fabio Gass Erbengemeinschaften. Etwa 38 ha besitzt Vordergrund? die Holzkorporation, 6 ha hat die Gemeinde Gemäss Waldentwicklungsplan ist die und wenige Hektaren gehören dem Kanton. Vorrangfunktion Holznutzung. Die Holz- Ich selber bin Waldeigentümer von rund nutzung erfolgt unkompliziert. Diese un- Gody Leserf, 10 ha Wald. Alle Waldeigentümer gehören komplizierte Arbeitsweise kommt nicht Präsident des zum Waldverband Wangen-Brüttisellen. von ungefähr. Ich würde sagen, dass wir ein Waldverbandes Auch die Gemeinde und Holzkorporation erfolgreicher Waldverband mit engagierten sind Mitglieder. Da eine frühere Zusam- Leuten sind. Wir sind ein «beweglicher menlegung misslang, zeigt sich unser Wald Verband» und können rasch handeln. Der mit den vielen Hosenträgerparzellen un- Vorstand organisiert Weiterbildungsreisen verändert. Die kleinste Parzelle ist rund 1 und Exkursionen, damit die Eigentümer gut m2 gross und baumlos. Die grösste Parzelle informiert sind und andere Waldbilder se- beträgt etwa 2.5 ha. Da sich eine grosse hen. So bleiben wir stets auf einem aktuellen Problematik wegen dem Strassennetz ab- Stand, was den Waldbau und die Holzerei zeichnete, wurde der Waldverband Wangen- betrifft. Zudem stärken solche Aktivitäten Brüttisellen gegründet. auch der Zusammenhalt des Verbandes. Hauptbaumarten sind Buche und Fichte, Für die Holznutzung braucht es auch Stras- wobei letztere mehrheitlich angepflanzt sen. Die Waldstrassen gehört zur Hälfte wurde. Eingesprengt wachsen wenige der Gemeinde und zur anderen Hälfte den Eschen, Eichen und Bergahorne. Unser Privatwaldeigentümern. Dank dem kleinen Wald stockt zum grössten Teil auf Kies- Wegnetz ist der Unterhalt gut finanzierbar. boden, was in diesem trockenen Sommer Von der Gemeinde erhalten wir einen Bei- deutlich zu sehen war. Das Wasser ist das trag für den Unterhalt der Waldstrassen: So Hauptproblem auf unseren Standorten, machen wir den laufenden Unterhalt selber.
Waldleistungen abgelten? ZÜRCHER WALD 5/2018 16 Holzbringung mit Doppellaufwagen ideal f Gerin ür n holze e- rei Abächerli Forstunternehmen AG Telefon +41 41 675 17 92 Hofstrasse 7, CH-6074 Giswil www.abaecherli-forst.ch info@abaecherli-forst.ch
ZÜRCHER WALD 5/2018 Waldleistungen abgelten? 17 Zusätzlich zahlen die Verbandsmitglieder Wald ausserhalb des üblichen Masses einen Mitgliederbeitrag ein. Mit diesem Teil nutzen möchte und kein Konzept vorlegt. geht ein Teil für den Unterhalt weg und mit Das «ich will – ihr müsst» ist für mich kein dem anderen Teil bezahlen wir den Kies für Argument, jeden Anlass dulden zu müssen. die Wege. Es kommt immer auf die Art und Weise an, Zurück zu den Vorrangfunktionen. Be- wie man auf die Waldeigentümer zugeht. sondere Naturschutzfunktionen haben wir Wichtig scheint mir, dass die Zusammen- keine im Wald. Aber die Erholung spielt arbeit mit allen Akteuren in der Gemeinde eine grosse Rolle. gut läuft. Sie muss offen und transparent sein. Jährlich erfolgt durch die Landwirt- Welche Nutzergruppen besuchen schaftskommission eine Sitzung. Vertreten deinen Wald? ist dabei je ein Gemeinderat, der Förster, Wie erwähnt, suchen viele Erholungsu- die Präsidenten des Waldverbandes sowie chende unseren Wald auf, wahrscheinlich der Holzkorporation, der Naturschutzbe- unterscheiden sie sich nicht von jenen auftragte, ein Vertreter der Pferde-Umwelt, anderer Naherholungsgebiete. Im grossen ein Jagdvertreter und der Chef Gemeinde- Ganzen haben wir keine Probleme mit den Unterhalt. Lösungen werden gemeinsam Waldbesuchern, Diskussionen gibt es aber gesucht und getragen. immer wieder. Die grösste Gruppe sind Fussgänger und Habt ihr auch eine Lösung für den Wichtig scheint «Hündeler». Organisierte Hündeler tummel- Umgang mit Grossanlässen? mir, dass die Zusammenar- ten sich kreuz und quer durch die Bestände. In der Regel haben wir keine grossen An- beit mit allen Dies führte zu Problemen und Diskussionen. lässe. Wir versuchen es so zu regeln, dass Akteuren in Darum suchten wir zusammen eine Lö- Sportanlässe im Wald nur sporadisch zu der Gemeinde sung. Ein Verbot schien uns unpassend, wir bewilligen sind. Ein Grund sind auch die gut läuft. wollten lieber etwas anbieten. So haben wir Wildruhezonen. Ein grösserer Anlass ist eine «Hundeparzelle» für spezielle Anlässe demnächst ein Bike-Event. Der Veranstal- mit Hunden ausgeschieden. Damit stellen ter erhielt von der Gemeinde die Auflage, wir Gruppen, die mit Hunden trainieren, sämtliche betroffenen Waldbesitzer selber eine Waldparzelle (rund 8000 m2) zur Ver- anzufragen. Das zeigt meiner Meinung nach fügung. Die Parzelle hat eine Feuerstelle die transparente Zusammenarbeit mit der und liegt direkt neben einem Parkplatz. Via Gemeinde. Treten Fragen auf, dann stellen Förster kann die Parzelle von Ortsansässigen wir sie dem Förster. Er ist unsere erste reserviert und benützt werden. Ansprechperson. Auch da funktioniert die Eine weitere Nutzergruppe, die uns regelmä- Zusammenarbeit einwandfrei. ssig besucht, ist die Waldspielgruppe. Auf einer privaten Waldparzelle durften sie sich Was sollte in Zukunft anders oder einrichten. Neben einem Waldsofa spannen besser laufen? die Lehrerinnen bei Schlechtwetter eine Für die Zukunft würde ich mir wünschen, Blache auf. Sowohl bei der Hundeparzelle dass man den Wert der Natur und des als auch bei der Waldspielgruppe wurde der Holzes mehr zu schätzen weiss und die Förster informiert und hat der Sache zuge- Preise entsprechend angepasst werden. stimmt. Auch viele Reiter und Biker treffen Wir sollten immer daran denken: Wir wir im Wald an. brauchen den Wald, aber der Wald braucht uns nicht… Habt ihr noch weitere Probleme zu lösen? Ich ärgere mich, wenn jemand unseren
Waldleistungen abgelten? ZÜRCHER WALD 5/2018 18 Leistungsabgeltungen aus forstbetrieblicher Sicht – Beispiel Forstbetrieb Elgg Andreas Kron, Forstvorstand Gemeinde Elgg, und Christian Schaerer, Revierförster Elgg-Hagenbuch, im Gespräch mit Urs Rutishauser Welche Bedeutung haben Leistungsauf- der Kläranlage. Die Arbeiten werden gemäss träge für den Forstbetrieb? den effektiv geleisteten Aufwendungen den Klar formulierte Leistungsaufträge haben zuständigen Gemeinderessorts verrechnet. für uns grosse Vorteile. Der Arbeitsaufwand Die Pflichtenhefte sind so ausgehandelt, dass ist besser abschätzbar, die Pflichtenhefte für die zuständigen Mitarbeiter dahinterstehen Mitarbeiter werden konkreter, und wir erhal- können. ten eine Bestätigung, dass unsere Leistungen Eine zweite Kategorie bilden die vielen etwas Wenn der gewünscht sind. Auch Nachfolgeregelungen kleineren wiederkehrenden Leistungen, die Forstbetrieb in seitens Behörde oder Personal werden mit ebenfalls den zuständigen Gemeinderessorts seinem Kernge- klaren Aufträgen einfacher. verrechnet werden und im oder ausserhalb schäft ein gutes Betriebsergeb- Mit den Leistungsaufträgen können wir un- des Waldes stattfinden. Der Stundenaufwand nis ausweisen sere Tätigkeiten konsequent jenen Ressorts kann von Jahr zu Jahr erheblich schwanken. kann, haben zuweisen, welche von uns eine Dienstleistung Der Gewässerunterhalt, die Pflege kommu- wir eine starke Position. erwarten. Damit schälen wir gleichzeitig aus naler Naturschutzgebiete, der Unterhalt von allen Tätigkeiten heraus, was zu unserem Erholungseinrichtungen, die Bekämpfung Kerngeschäft, der Waldbewirtschaftung, von Neophyten und des Feuerbrands oder gehört. Wenn der Forstbetrieb in seinem der Häckseldienst sind etwa solche Aufträge. Kerngeschäft ein gutes Betriebsergebnis aus- Sie müssen im Rahmen der Jahresbudgetie- weisen kann, wird dies von der Behörde und rung bestimmt werden. der interessierten Bevölkerung estimiert und Eine dritte Kategorie von Leistungen, die wir haben eine starke Position. Dies spielt im Wald stattfinden aber nicht direkt mit uns wiederum bessere Karten in die Hand, der Waldbewirtschaftung zusammenhän- wenn wir Ziele und Wünsche zu Personal gen, muss der Forstbetrieb auf seine eigene und Investitionen durchbringen wollen. Rechnung nehmen. So fallen z.B. Sicherheits- kontrollen von Bächen und von Bäumen an Welche Leistungen erbringt der Forst- frequentierten Stellen, Strassenräumungen betrieb ausserhalb des Kerngeschäfts nach Schadenereignissen, der Waldhütten- «Waldbewirtschaftung» und in welcher betrieb, Waldumgänge und andere Öffent- Form sind sie geregelt? lichkeitsarbeit darunter. Die Aufwendungen Unser Team mit fünf Mitarbeitern – alle werden unter den separaten Kostenstellen mit forstlicher Ausbildung – und zwei Ler- verbucht und können so in der Betriebsab- nenden arbeiten in verschiedenen Bereichen rechnung mindestens als Leistungen für die Christian der Gemeinde, die auf unterschiedlichen Allgemeinheit nachgewiesen werden. Schaerer, Vereinbarungen beruhen. Daneben treten wir auch als Anbieter von Revierförster Die umfangreichsten Aufgaben in anderen Dienstleistungen für Dritte auf. Dies ist Werken und Ressorts sind in Pflichtenheften ein weiteres wichtiges Standbein für den geregelt. Dazu gehören die Betriebsleitung, Forstbetrieb. Wir erwirtschaften dabei einen -wartung und Schnitzelbelieferung des Gewinn, der für das positive Betriebsergebnis Wärmeverbundes, die Unterstützung des relevant ist. Dazu gehören Gartenholzerei, Winterdienstes, die Unterhaltsarbeiten am Holzernte im Privatwald, Naturschutzauf- Sportplatz und die Wochenendaushilfe in träge für den Kanton, u.a.
ZÜRCHER WALD 5/2018 Waldleistungen abgelten? 19 Sind damit heute alle Leistungen für Jetzt wird vom selben Ansatz ausgegangen, die Allgemeinheit transparenten ausge- den wir bei Arbeiten für Dritte verrechnen wiesen? (Staatswald-Ansätze Kanton Zürich), aller- Nein, der Forstbetrieb Elgg erbringt noch dings mit einem Rabatt von 10%, sowohl für verschiedene gemeinwirtschaftliche Leistun- Personal wie für Maschinenstunden. gen «im Stillen». Der Waldstrassenunterhalt ist ein Beispiel dafür. Heute wird der laufende Welches sind die wichtigen Führungs- und periodische Unterhalt vollumfänglich aufgaben für die Zukunft? dem Forstbetrieb angelastet. Dabei betreiben Eine Herausforderung besteht bei der Pri- wir auf vielen Wegen klar einen Mehrauf- vatwaldbetreuung. Da haben wir in Elgg wand, um die Erwartungen der Waldbesu- die Situation, dass der Forstbetrieb aus dem cher zu erfüllen. Ressort Landwirtschaft einen Pauschal- Auch der Mehraufwand, der bei der Wald- betrag erhält. Dieser liegt heute unter der bewirtschaftung in Gewässerschutzzonen Empfehlung des Kantons – dort wird von 1.1 entsteht, ist heute nirgends ausgewiesen. Std. pro ha Privatwald ausgegangen – und Wichtig ist uns weiterhin eine korrekte der effektive Aufwand übersteigt zunehmend Kostenzuweisung. Beispielsweise strebt diese Pauschale. Die Öffentlichkeit sollte der Forstbetrieb beim Unterhalt und der in diesen Bereich künftig mehr investieren, Andreas Kron, Erneuerung von Erholungseinrichtungen denn nur mit Beratung und Überzeugungs- Forstvorstand eine klarere Trennung der Kostenträger an; arbeit kann künftig sichergestellt werden, Kosten für die Kneippanlage, Waldbrunnen, dass sich Privatwaldeigentümer für Wald- Feuerstellen und Bänke sollten nicht dem baumassnahmen entscheiden – Eingriffe die Forstbetrieb sondern dem Ressort «Freizeit für die langfristige Erfüllung der Waldfunk- und Kultur» verbucht werden. tionen nötig sind. Und es gehört zur Kern- aufgabe des Försters dafür zu sorgen, dass Die Öffent- Wie entwickelt sich der «Leistungskata- der Qualitätsstandard bei der Ausführung lichkeit sollte künftig mehr log» weiter? erreicht wird. in die Privat- Entscheidend ist, dass die konkreten Fragen Neben allen Bemühungen, die gewünschten waldberatung laufend geklärt und passende Lösungen Leistungen möglichst gut zu erbringen, investieren. gefunden werden. Hierbei erfüllt die NFLK müssen wir die Bevölkerung darüber auch – Naturschutz, Forst- und Landwirtschafts- noch verstärkt informieren: Zeitungsartikel, Kommission – eine zentrale Rolle. Das Führungen, Präsenz an Veranstaltungen. fünfköpfige Gremium mit ortsansässigen Wichtig ist auch, das gesunde Augenmass zu Fachleuten schafft mit fünf Sitzungen pro behalten. Wenn wir z.B. an die Förderung Jahr die Grundlage für politisch akzeptierte der Biodiversität denken, kann wohl nicht Lösungen und entsprechende Gemeinderats- jede letzte Massnahme im Wald betrieblich beschlüsse. Ein solches Gremium gewährlei- kostendeckend sein, trotz der Möglichkeit stet Kontinuität und Ausgewogenheit und kantonaler Beiträge, z.B. gewisse Waldrand- arbeitet günstig. aufwertungen, Baumpflanzungen oder die Mit der Forst-BAR haben wir zudem ein Erhaltung von Biotopbäumen. Es gehört geeignetes Controlling-Instrument. Wir nut- auch zur betrieblichen Freiheit, unkompli- zen es für eine geordnete und konsequente ziert etwas Sinnvolles zu machen. Stundenerfassung. Es zeigt uns so, was ko- Bei allen betrieblichen Optimierungen ist es stendeckend ist und was nicht. wichtig, dass der Wald nicht in den Hinter- grund gerät, um einen höheren Betriebsge- Welche Ansätze werden innerhalb der winn zu erwirtschaften. Gemeinde verrechnet? Früher galt ein gemeindeinterner Ansatz.
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