Die Luftverteidigung und das neue Kampfflugzeug - Beitragsserie NKF - Cockpit ...
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Das Schweizer Luftfahrt-Magazin Nr. 1/Januar 2018 CHF 8.50 / € 8.00 Beitragsserie NKF Die Luftverteidigung und das neue Kampfflugzeug 0 1 Military Aviation Civil Aviation Report 770010 011006 Lenkwaffen Steilanflug auf Batteriebetrieben im Visier London City in die Lüfte 9
Pfaffnau Balzers Bern-Belp Wir sind Ihr kompetenter Partner für: Gruyères • Privatpilotenausbildung (PPL) • Berufspilotenausbildung (CPL) Gordola • Gebirgsausbildung (MOU) • Fluglehrerausbildung (FI) É 0CEJVàWICWUDKNFWPI 0+6 É 6[RG4CVKPI 64 H¯T%CDTK)*%QNKDTK Unsere Flugschulbasen Bern-Belp: 6 Pfaffnau: 6 Gordola: 6 *'EWTGWKN¿YGKVGTG6[RGPCWH#PHTCIG DGTPDGNR"UYKUUJGNKEQRVGTEJ RHCHHPCW"UYKUUJGNKEQRVGTEJ VKEKPQ"UYKUUJGNKEQRVGTEJ É -QPXGTVKGTWPIXQPHTGOFGP.K\GP\GP (## Gruyères: 6 Balzers: 6 É #62. * #WUDKNFWPIOKV+44CVKPI ITW[GTGU"UYKUUJGNKEQRVGTEJ DCN\GTU"UYKUUJGNKEQRVGTEJ swisshelicopter.ch Airbus A320 Flugsimulator zu verkaufen. Für zu Hause als Hobby oder als Business- Fachmagazine konzept für Flugsimulator-Erlebnisse mit nachweisbar realisierbarem Umsatzpotenzial geniessen Vertrauen. von über CHF 150 000 p.a. Preis VB CHF 85 000, bei Ihnen installiert. Ihr Inserat auch. Besichtigung möglich. Beratung: Email: a320@flyipilot.com Rolf René Veil +41 56 460 77 20 R.Veil@effingerhof.ch DIE FLUGSHOW-EVENTS 2018 DER SPITZENKLASSE! Wir bringen sie zu den grössten und spektakulärsten Flugshows, Flugzeugmuseen und Flugzeugwerk-Besichtigungen der Welt. 0.– Q Singapur Airshow, mit Fr. 396 Q Kombination Air Tattoo 70.– Kuala Lumpur und Bangkok und Flying Legends Fr. 16 6.–17. Februar 2018 England, 12./13.–16. Juli 2018 QMarrakech Airshow, mit .– Q Flying Legends Duxford 40.– Casablanca und Sahara Fr. 1660 England, 13.–16. Juli 2018 Fr. 13 Marokko, 23.–30. April 2018 Q Deblin und Radom Airshow 80.– Q Flugzeugwerke Hamburg Polen, 22.–27. August 2018 Fr. 15 20.– und Hafenfest Fr. 16 90.– Deutschland, 10.–14. Mai 2018 Q Nato Days Ostrava Fr. 14 Polen + Tschechien 12.–17. Sept. 2018 Q Kadex Astana 60.– Fr. 21 Q San Francisco Fleet Week Kasachstan, 22.–28. Mai 2018 80.– und Boeing Werke Fr. 43 Q Finnish Airshow, Jyväskyla Kalifornien USA, 4.–18. Oktober 2018 20.– Finnland, 12.–18. Juni 2018 Fr. 18 Q China Airshow und 60.– Q Royal Air Tattoo, Fairford Hongkong, Peking Fr. 39 60.– England, 12.–16. Juli 2018 Fr. 15 China, 6.–18. November 2018 mit Variante Quicky 13.–16. Juli 2018 TS VEN O W -E E ! GSH KLASS FLU N shows, t. D IE S P IT Z E sten Flug er Wel ulär dies auf spektak ungen en DER n und esichtig ant grösstegwerk-B inte ress den Sie zu Flug zeu en und isch Preise pro Person im Doppelzimmer. Inbegriffene Leistungen siehe Prospekt oder Webseite. gen und tast Wir brin seen m fan zeugmu mit eine Flug er . imm mm Und progra men Rah k , gko how und Ban r Airs apu Lumpur Q Sing Kuala 2018 mit Februar , 7. how ara 6.–1 ch Airs und Sah est rake nca 2018 Hafenf Q Mar Casabla30. April und mit kko, 23.– burg Verlangen Sie den ausführlichen Farbprospekt Ham Maro rke Mai 2018 zeugwe 10.– 14. Q Flugschland, Deut ana Mai 2018 ex Ast22.– 28. skyla Q Kad chstan, , Jyvä Kasa how 2018 ish Airs18. Juni ford Q Finnland, 12.– oo, Fair s Finn Tatt 2018 2018 Legend al Air 16. Juli 13.– 16. Juli Flying Roy 12.– oo und Q and, ky Engl nte Quic mit Varia Air Tatt oder informieren Sie sich auf unserer Webseite tion Juli 2018 bina 3.–16. Q Komand, 12./1 ford Engl s Dux end 2018 ng Leg 16. Juli Airs how Q Flyi and, 13.– om Engl Rad st 2018 lin und Augu er 2018 ke Q Debn, 22.– 27. rava 17. Septemb ing Wer Pole s Ost Boe o Day chien 12.– k und Q Nat n + Tsche t Wee 2018 Flee Oktober Peking Pole cisco 8. ng, Fran USA, 4.–1 Hon gko Q San ornien und Kalif how a Airsmber 2018 Q Chin Nove 8. 6.–1 Air Travel Assist · 5466 Kaiserstuhl · T 043 422 5682 · F 043 422 5685 airtra www. 422 5682 Tel. 043 vel.ch info@airtravel.ch · www.airtravel.ch
Cockpit 1 2018 Editorial 3 Foto: Roger Schneider Take your seats Liebe Leserinnen und Leser D er Schweizer Luftraum ist von strategischer Bedeutung dung eines Lenkwaffenproduzenten Einblick in dieses Geschäft ge- und wird auch künftig mit Kampfflugzeugen und Mitteln wonnen (Seiten 6 und 7). Selbstredend wird in England gespannt die der bodengestützten Luftverteidigung geschützt und Entwicklung der Kampfjet-Evaluation in der Schweiz beobachtet. verteidigt werden müssen. Eine Erneuerung und Ergänzung der Wie überaus wünschenswert ein dauerhafter, tragfähiger globaler Mittel der Luftwaffe ist nötig, denn diese erreichen das Ende ihrer Friede auch wäre: Die Geschichte zeigt leider immer wieder das Nutzungsdauer. Gegenteil. Wie wenig es zuweilen nur schon für eine politische «Cockpit» wird in regelmässigen Abständen mit systematisch auf und wirtschaftliche Destabilisierung eines Landes braucht, dazu den Beschaffungsablauf abgestimmten Artikeln über die aktuellen erteilt auch die Gegenwart denkwürdigen «Anschauungsunter- Themen informieren. Nachdem im Jahr 2017 mit drei Beiträgen auf richt». Es sind inzwischen nicht mehr nur die Schwellenländer, die Lehren aus der Gripen-Abstimmung und auf Grundlagedoku- die kräftig aufrüsten, sondern seit Kurzem auch wieder die USA mente eingegangen wurde, erfolgt nun in der vorliegenden Ausgabe und europäische Staaten. der Start unserer Berichterstattung zur NKF-Beschaffung. Den Auf- Ohne wirksame Luftverteidigung können auch in der Schweiz takt bilden die Ausführungen von Divisionär Claude Meier, Chef weder Zivilbevölkerung noch kritische Infrastrukturen vor Bedro- Armeestab und ehemaliger Berufsmilitärpilot (ab Seite 15). Er hat hungen geschützt werden. Nicht zu vergessen: Die Luftwaffe erfüllt die Expertengruppe geführt, die den Bericht «Luftverteidigung der auch in Friedenszeiten originäre Aufgaben, indem sie die Luftho- Zukunft» zur Sicherheit im Luftraum verfasst hat. An einem Vor- heit wahrt und die von der Schweiz festgelegten Regeln zur Benüt- trag in Bern erläuterte er die Hintergrün- zung ihres Luftraums mittels Luftpolizeidienst durchsetzt. Für die de zum Bericht. Erfüllung all dieser Aufgaben werden auch in absehbarer Zukunft Anderes Thema im selben Kontext: Das moderne Kampfflugzeuge benötigt. Waffengeschäft, eine der verschwie- Die Landesverteidigung ist ein Gesamtsystem – und wie eine Versi- gendsten und gleichzeitig florierends- cherung für Mensch und Infrastruktur: Man hofft zwar, sie nie bean- ten Branchen weltweit. 2016 wurden für spruchen zu müssen. Aber darauf zu verzichten wäre grobfahrlässig. 375 Milliarden Dollar Waffen verkauft. Nicht miteingerechnet sind die Einnah- Patricia Andrighetto, stv. Chefredaktorin men der chinesischen Rüstungsunterneh- men. Laut dem Stockholmer Friedensfor- 2 Die Redaktion «Cockpit» dankt allen Leserinnen und Lesern, den schungsinstitut Sipri ist die Datenlage zu Inserenten und Partnern für ihre Treue und wünscht frohe Festtage und dürftig. «Cockpit» hat in Bolton auf Einla- ein gutes, erfolgreiches und glückliches neues Jahr.
Davos WEF 2018: RESTRICTED AREA ACTIVE! FL 195 ROUTE A BUCHS Buchs From Monday Jan 22 08: 00 LT ROUTE B FLUMS 1 Flums TEMPO LO-R V VORARLBERG SOUTH FL 195 GND Until Saturday Jan 27 17: 00 LT Landquart Landq Landqua LLandqu ndqua dquaart ddq art rt M Chhu Chu Chur C huurr hur FL 75 DAVOS D GND LSMV Bonaduz 130.700 DAVOS TWR VOS on REQ only DA R CT Zernez Thusis TEMPO Tiefencastel LS-R90 134.275 S FL 195 GND Splügenpass Julierpass 2 ROUTE D TEMPO SPLÜGENPASS LI-R DAVOS FL 195 Berninapass GND Don´t forget when preparing your flight! Flight Security and Safety More information: www.bazl.admin.ch/wef Schweizerische Eidgenossenschaft Swiss Armed Forces Confédération suisse Air Force – Air Force Staff Confederazione Svizzera Confederaziun svizra Federal Office of Civil Aviation FOCA Jederzeit abflugbereit – Dank Ihrer Unterstützung Medizinische Hilfe aus der Luft. Jetzt Gönnerin oder Gönner werden: 0844 834 844 oder www.rega.ch
Cockpit 1 2018 Inhalt 5 Military Aviation Helicopter Military Aviation 6 Besuch in der Lenk- waffenfabrik MBDA im britischen Bolton 29 Sikorsky CH-53K «King Stallion» 6 Zu Besuch in einer Lenkwaffenfabrik in England 8 Die spanischen Marine- History flieger feiern Geburts- 34 Airspeed Ambassador: tag Im Schatten der Vickers Viscount Cover Story 36 Landungen auf 12 Divisionär Claude Meier zugefrorenen Seen (1) zur Kampfjet- Beschaffung Regelmässige Rubriken Report 3 Take your seats Report 16 Batterieantriebe: 16 11 Inside Strom statt Kerosin: Alterna- Mit Strom in die Lüfte 22 Your Captain speaking… tive Antriebe für die Zukunft Civil Aviation 30 SHA inside 19 Aeropers beklagt sich 32 Heli-Focus über Arbeitsbedingun- 33 Vor 50 Jahren gen der Piloten 38 Gallery 20 Monatsinterview mit 42 News und Services Thomas Frick, 48 HB-Register Swiss-Captain 50 Letzte Seite: 23 Steep Approach auf Wettbewerb, Agenda London City Civil Aviation 20 Captain Thomas Frick zur Pilotensuche bei Swiss Mittelposter 26 Beechcraft 400A Beechjet (OK-BII) der tschechischen Queen Air beim Lande- anflug auf Sion. Foto: Joël Bessard Titelbild: F/A-18 der Schweizer Luftwaffe in Formation. Foto: Franz Wegmann Herausgeberin: Anzeigenverkauf: Abonnementspreise: Text- und Daniel Dubouloz, Hansjörg Druckvorstufe: SAMedia GmbH Effingerhof AG Inlandabo jährlich Fr. 87.– Bildredaktion: Egger, Markus Herzig, Felix Swiss Aviation Media Storchengasse 15 Verlag «Cockpit» Schnupperabo (für 3 Swiss Aviation Media Meier, Walter Hodel, Felix Zurzacherstrasse 64 Postfach Storchengasse 15 Monate): Fr. 20.– Zurzacherstrasse 64 Kälin, Ian Lienhard, Georg CH-5200 Brugg CH-5201 Brugg CH-5201 Brugg Einzelverkaufspreis: Fr. 8.50 5200 Brugg Mader, Rolf Müller, Hellmut Telefon: +41 56 442 92 46 Telefon: +41 56 442 92 44 inkl. Porto und MwSt. Telefon: +41 56 442 92 46 Penner, Markus Rindisbacher, verlag@swissaviation.ch Marketing Consultant: verlag@swissaviation.ch Auslandabo steuerfrei, Porto redaktion@cockpit.aero Jürgen Schelling, Reto Rolf René Veil Druck und Vertrieb: www.cockpit.aero nach Aufwand. Website: www.cockpit.aero Schneeberger, Samuel Telefon +41 56 460 77 20 Jordi AG – das Medienhaus Preisänderungen Sommer, Dr. Bruno Stanek, «Cockpit» erscheint Fax 056 460 77 70 Chefredaktor: Patrick Huber Aemmenmattstrasse 22 vorbehalten. Hans-Heiri Stapfer, Thomas monatlich am Ende r.veil@effingerhof.ch Co-Chefredaktorin: 3123 Belp Strässle, Dennis Thomsen, des Vormonats und ist Aboservice: Auflage: Patricia Andrighetto (gedruckt auf FSC- Simon Vogt, Franz Wegmann, Verbandsorgan der Swiss Jordi AG – das Medienhaus 10 000 Exemplare zertifiziertem Papier) Anton E. Wettstein, Marco Helicopter Association Shenja Graber Verbreitete Auflage: Redaktions- ISSN 0010-0110 Zatta, Rino Zigerlig, Sven (SHA) und Partner der AOPA Aemmenmattstrasse 22 7321 Exemplare Mitarbeitende: Zimmermann, Franz Zussner Switzerland. 3123 Belp (WEMF 2017) Jean-Luc Altherr, Daniel Artikel und Fotos nur nach Das «Cockpit» erscheint im Telefon +41 31 818 01 27 Flughafenauflage Zürich und Bader, Joël Bessard, Tim Boin, Absprache einsenden. 58. Jahrgang. abo@cockpit.aero Basel: 4000 Exemplare Andrea Bolliger,
6 Military Aviation Cockpit 1 2018 MBDA Lenkwaffensysteme The next generation Das 2001 ins Leben gerufene Rüstungsunternehmen MBDA ist ein führender Hersteller von Lenkwaffen in Europa. Auch die Schweiz gehört zu den Kunden. In England wartet man gespannt darauf, für welchen neuen Kampfjet sich die Schweiz entscheiden wird, und steht in den Startlöchern, die Jets später zu bewaffnen. M BDA ist gemäss Paul Savary, dem versteht sich als die einzige europäische Fir- MBDA weltweit 10 000 Personen in einem für den Export zuständigen Vize- ma, die in der Lage ist, alle nachgefragten sehr auf Diskretion bedachten Umfeld. präsidenten, nicht die grösste, Waffentypen für alle drei Streitkräfte (Luft, «aber eine der grössten Herstellerinnen von Wasser oder Boden) liefern zu können. 90 Kunden weltweit Missiles weltweit.» Bei einem Besuch in Der Jahresumsatz lag gemäss MBDA 2016 90 Streitkräfte weltweit, die aus 45 Produk- Bolton konnten sich Medienvertreter dar- bei 3 Milliarden Euro. In den Büchern sind ten wählen können, figurieren in den Auf- über informieren, wie sich der Hersteller Aufträge im Wert von 15,9 Milliarden Euro tragsbüchern von MBDA. Derzeit stehen von Lenkflugkörpern auf die Zukunft vor- festgehalten. MBDA gehört der Airbus weitere 15 Waffentypen – vor allem laser- bereitet. Group (37,5 %), BAE Systems (37,5 %) und getriebene Raketen – in Entwicklung. Der Name MBDA stammt ursprünglich dem italienischen Unternehmen Leonardo Seit 50 Jahren ist das Rüstungsunternehmen von Aérospatiale Matra Défense (Airbus (25 %). Partnerin der Schweiz und arbeitet in erster Group), BAe Dynamics und Alenia Marconi Linie mit der Ruag zusammen. Mit 70 indus- ab. Produziert werden die Waffen an ver- Hochqualifiziertes Personal triellen Partnern in der Schweiz bestehen schiedenen Standorten der Mitgliedstaaten In Bolton arbeiten 600 qualifizierte Perso- Zusammenarbeitsverträge. 1980 wurden Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, nen (Bild rechte Seite unten) und stellen in der Schweiz erstmals Rapier-Lenkwaffen Spanien und Italien. 2017 wurde in Bolton Raketen wie die Meteor oder die CAMM her: vom damaligen Eidgenössischen Flugzeug- unweit Manchester ein neues Fabrikations- hocheffektive Waffen, welche ein Ziel auch werk in Emmen (heute Ruag) produziert. gebäude erstellt; zuvor wurde im fünf Mei- auf 90 Kilometer Entfernung millimeterge- Da die Schweiz nicht nur neue Kampfjets len entfernten Lostock produziert. MBDA nau treffen können. Insgesamt beschäftigt braucht, sondern auch ein starkes Bodluv-
7 Grosses Bild: Eine Meteor-Rakete im Flug. Sie könnte in der Schweiz ein Thema werden, je nach Bewaffnung des neuen Kampfjets. Rechts: Ein CAMM-Geschoss, abgefeuert von der HMS Argyll. Unten: Neue Produktions- räume in Bolton. Fotos: MBDA Verteidigungssystem, wird ein Ersatz für das überzeugt. Auch der Stealth-Bomber F-35 gezahlt, sagt Paul Savary. Gemäss Insidern in die Jahre gekommene Rapiersystem ge- soll mit Meteor Beyond Visual Range Air- soll eine Meteor-Rakete über eine Million sucht. Mike Taylor, Marketing Executive, to-Air Missile (BVRAAM) ausgerüstet wer- Euro kosten. Produziert werden monatlich betont, dass das Rapiersystem am Ende des den. Entsprechende Verträge sind im April 40 Lenkwaffenkörper (alle Typen zusam- Lebenszyklus ist und «vielleicht noch drei unterzeichnet worden. Die britische F-35 mengerechnet). bis vier Jahre» eingesetzt werden könne. Ein Lightning II-Air Force soll bis 2020 damit be- Upgrade sei nicht möglich. stückt werden. Tests auf dem französischen Das Warten auf die Schweiz Rafale waren 2015 erfolgreich. Folgen sollen Gespannt wartet man in England, wie sich Meteor bald auf allen Typen auch der Typhoon (Eurofighter), aber auch die Kampfjet-Evaluation in der Schweiz ent- Als Erfolgsprodukt in der Palette gilt die der Gripen E/F (new generation). wickeln wird. In Bolton ist man bereit, zu Meteor-Rakete – ein «next generation»-Ge- einem späteren Zeitpunkt eine Filiale in der schoss. Sie soll den Piloten im Air-to-Air- Keine Kostenangaben Schweiz zu eröffnen. Zudem zeigen sich die Kampf bessere Überlebenschancen garan- Auf Fragen, was eine Meteor-Rakete kostet, MBDA-Verantwortlichen zuversichtlich, tieren, weil sie nach Abschuss im Gegensatz hüllen sich die Verantwortlichen in Schwei- jeden Flugzeugtyp mit den entsprechen- zu früheren Flugkörpern an Energie ge- gen. Der Preis hänge unter anderem von der den Lenkwaffen ausrüsten zu können. winnt und immer schneller wird. Die gros- Anzahl der bestellten Meteor-Raketen ab, se Herausforderung bei der Herstellung von aber auch von den eingesetzten Zuliefer- Lenkflugkörpern sei der «precision strike». betrieben. Es würden «market prices» Patrick Huber Der «bad guy» müsse eliminiert werden, ohne dass dabei ein Kollateralschaden verursacht werde, sagt Head of Military Advisers der MBDA, Martin Russ. An der Meteor-Produktion ist ausser den fünf eingangs erwähnten Nationen auch Schweden beteiligt. Die Meteor wird von Russ als «game changer» beschrieben. Sie soll die Streitkräfte gegen heutige Bedro- hungen, aber auch für zukünftige wapp- nen. Bestückt mit Meteor-Lenkwaffen, wird der Gripen C/D «viel stärker», ist Russ
8 Military Aviation Cockpit 1 2018 Rota Air Base Spanien feiert die Während zweier Tage fanden im spanischen Rota (Cádiz) die fliegerischen Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen der Marineflieger statt. Am 15. September wurde auf der Marinebasis der offizielle Teil der Feier abgehalten. Tags darauf folgte am Strand von Rota die Flugshow, der rund 20 000 Personen beiwohnten. Z wischen Februar und Oktober fanden zahlreiche Veranstal- Die Air Show am Strand tungen zum hundertjährigen Bestehen der Luftwaffe der spa- Am Samstag nahm die Bevölkerung am Strand von Rota anläss- nischen Kriegsmarine (Marineflieger) in Form von Ausstel- lich einer Flugshow an den Feierlichkeiten teil. Die Show hätte lungen, Vorträgen und Seminaren statt. Ebenso wurde ein Buch ursprünglich durch eine Airbus A400-Transportmaschine eröffnet über die Geschichte der Marineflieger veröffentlicht. Die Feier- werden sollen, deren Teilnahme jedoch kurzfristig abgesagt wurde. lichkeiten gipfelten am 15. September im offiziellen Teil auf der Ihre Rolle übernahm eine P-8A Poseidon der US Navy. Sie kam von Marinebasis in Rota im Beisein von König Felipe VI, der Verteidi- einem Einsatz im Mittelmeer und machte (leider nur) einen tiefen gungsministerin María Dolores de Cospedal, des Stabs-Admirals Überflug, bevor sie zu ihrer Basis in Sigonella (Sizilien) weiterflog. der Marine Teodoro López Calderón, der leitenden Offiziere der Die Guardia Civil präsentierte die Helikopter AS-365 Dauphin, drei spanischen Streitkräfte sowie rund 700 weiteren geladenen BK117 und EC-135 sowie einen Casa CN-235 MPA-Seeaufklärer. Der Gästen und Behördenvertretern. Maria Dolores de Cospedal wie Zollüberwachungsdienst (Servicio de Vigilancia Aduanero) zeigte auch Teodoro López Calderón würdigten in ihren Ansprachen die mit einer AS-365 Dauphin spektakuläre Überflüge und führte die Marineflieger. Neben vier AV-8B Harrier II Plus in Formation er- Wendigkeit des Helikopters vor. Die Fundación Infante de Orleans folgte zum Abschluss der offiziellen Feier ein weiterer Überflug (Historisches Flugzeugmuseum, Madrid) flog ein Display mit den mit von den Marinefliegern benutzten Fluggeräten (siehe Kasten Warbirds Beechcraft C-45, Bücker Bü 131 Jungmann und North auf Seite 10). Nach dem offiziellen Teil der Zeremonie konnten die American T-6 Texan. Anwesenden die ausgestellten Flugzeuge und Helikopter besich- Das Ejército del Aire (Luftwaffe) führte danach mit dem schub- tigen. Nebst den an der Flugshow vorgeführten Maschinen hatte starken Eurofighter ein dynamisches Display vor, gefolgt von zwei die Guardia Civil eine kürzlich eingeführte Indra Tecnam P2006T tiefen Überflügen einer in Morón de la Frontera stationierten Lock- MRI für die Seeaufklärung ausgestellt. Zudem war Indra mit ei- heed P-3 Orion. Das Ejército de Tierra (Heeresflieger) war mit einer ner Pelicano-Helikopterdrohne präsent, für die das Ministerium Eurocopter AS-532 Cougar, einer Boeing CH-47 Chinook und den Kaufgespräche führt. Den Weg nach Rota fanden auch eine AV-8B neu beschafften NHIndustries NH-90 Caiman vertreten. Harrier II sowie eine Boeing-Bell V-22 Osprey des US Marine Corps Rettungsaktionen mittels Seilwinde und das Absetzen von Marine- von der nahen Luftwaffenbasis Morón de la Frontera. tauchern führte die Armada (Kriegsmarine) mit ihren Sikorsky Fotos: Marco Zatta
9 Marine SH-60 Seahawk, Sikorsky S-61 Sea King und Agusta-Bell AB 212+ vor. Natürlich durften die kleinen und wendigen Hughes 500MD- Schulungshelikopter nicht fehlen. AV-8 Harrier II Plus als Attraktion Hauptattraktion waren ohne Zweifel die sechs spanischen AV-8B Harrier II Plus, die vom Strand aus mit blossem Auge beobachtet werden konnten, wie sie vom Schiffsdeck des knapp vor der Küste kreuzenden amphibischen Angriffsschiffs Juan Carlos I (L-61) aus starteten. Nach verschiedenen Überflügen in Formation stellten denn auch zwei Maschinen ihre Senkrecht-Start- und -Landeeigen- schaften (sowie ihre Lärm- und Rauchemissionen) unter Beweis. Den Schluss der Veranstaltung bildete die 40-minütige Darbietung der nationalen Kunstflugstaffel Patrulla Águila auf ihren Casa C-101 Aviojet-Trainingsflugzeugen. Der Centenario de la Aviación Naval Española war ein Erfolg. Die Anwesenheit des Königs verlieh der Zeremonie am Freitag eine Ganz oben: Nur bei wenigen europäischen Ländern ist die SeaKing ehrwürdige Note. Das schöne Wetter, der Strand, die lockere Art noch im Einsatz. Überflug am Freitag auf der Marinebasis in Rota. der Spanier trugen durchaus zum Gelingen der Festlichkeiten in Rota bei. Oben: Durch das günstige Schub-Gewichtsverhältnis ist die Demo des Eurofighter ein Augenschmaus. Hier beim Überflug nahe der Schallmauer. Grosses Bild: Tausende von Schaulustigen verfolgten die Show Marco Zatta vom Strand aus. Schöne Sechserformation von AV-8B Harrier II Plus beim ersten Überflug. Fotos: Marco Zatta
10 Military Aviation Cockpit 1 2018 Aviación Naval Española Simulierte Seerettung: Mittels Rauchpetarde macht der «Verunfallte» auf sich aufmerksam. Der Retter in dieser AB-212+ springt in den nächsten Augenblicken ins Meer, um den Verunfall- ten zu retten. Geschichte im Zeitraffer D ie «Geburt» der spanischen Mari- Marineflieger. Die geostrategische Lage von Beständen der US Navy, nachdem der Minis- nefliegerei erfolgte 1912, als eine Spanien führte dazu, dass die USA ihr In- terrat im November 2012 den Kauf geneh- Gruppe von Offizieren der Marine teresse an der Marinebasis Rota bekunde- migt hatte. Die erste Maschine wurde im als Piloten und Beobachter an der Militär- ten – diese war zu jenem Zeitpunkt noch August 2017 in Empfang genommen. flugschule am Madrilener Flughafen im Bau –, um die Strasse von Gibraltar zu Spanien wünscht ausserdem, die alternden «Cuatro Vientos» ausgebildet wurde. Die kontrollieren und so die Ausbreitung der Harrier durch die F-35 Lightning II zu erset- offizielle Gründung fand indes auf Erlass sowjetischen Flotte im Mittelmeer einzu- zen. Angesichts der prekären Staatsfinan- von König Don Alfonso XIII erst am 15. dämmen. Dies führte dazu, dass die Spanier zen bleibt dieses Vorhaben jedoch vorerst September 1917 statt. Zur Pilotenschulung sieben Sikorsky S-55 ASW erwarben und nur ein Wunsch. wurden drei Avro 504K und zwei Martins- diese 1957 an die «Helikopter-Gruppe» der yde F-6 Buzzard gekauft. Marinebasis in Rota übergaben. Sieben Jah- Marco Zatta re später kamen vier Agusta-Bell 204 dazu. Entschädigung für Kriegsverluste Im selben Jahr wurde zudem der Erwerb Die Mittel der spanischen Marineflieger Ende 1921 erhielt die spanische Regierung von sechs Einheiten des Sikorsky SH-3D einen deutschen Dampfer als Entschädi- SeaKing beschlossen. 3ª Escuadrilla de Aeronaves: sieben Agusta gung für die im Krieg erlittenen Verluste der Bell AB-212As für taktische Transport-Mis- Handelsmarine. Der Dampfer wurde in Dä- Zweiter Dädalus und neue Flugzeuge sionen. Sie befinden sich zurzeit in einem dalus umgetauft und durchlief eine tiefgrei- Als zusätzliche Folge des Kooperations- Modernisierungs- und Erweiterungsprozess. fende Modifikation zum Flugzeugträger. abkommens traten die USA Spanien den 4ª Escuadrilla de Aeronaves: drei Cessna Ci- Der erste spanische Flugzeugträger wurde leichten Flugzeugträger USS Cabot ab, wel- tation II und eine Cessna Citation VII für die im Mai 1922 in Dienst gestellt. Bereits im chen die Marine in den Helikopterträger maritime Überwachung und zur logistischen August 1922 wurde dieser in den Kämpfen Dädalus umbenannte. Dieser wurde am 20. Unterstützung. der Marokko-Kampagne eingesetzt. Dezember 1967 auf der Marinebasis Rota 5ª Escuadrilla de Aeronaves: zehn Sikorsky Mit dem Ausbruch des Bürgerkriegs 1936 stationiert. SH-3D Sea King, die unter anderem für SAR, wurden die Heeresflieger und die Marine- Nach dem Kauf von Helikoptern lag das MEDEVAC und AEW eingesetzt werden. flieger unter einem Kommando zusammen- Augenmerk der spanischen Marine auf 6ª Escuadrilla de Aeronaves: neun Hughes gefasst, das am Ende des Bürgerkriegs im dem Erwerb von Flugzeugen. So verfolgte 500MD-Hubschrauber für die Schulung un- Jahr 1939 zur Gründung der Luftwaffe und der Generalstab Mitte der 60er-Jahre mit ter anderem der Marinepiloten. zur Auflösung der Marineflieger führte. Interesse die Entwicklung des Hawker Sid- 9ª Escuadrilla de Aeronaves: zwölf AV-8 Har- Der Beschluss zur militärischen und wirt- deley Harrier-Senkrechtstarters, der Ende rier II Plus zum Luftschutz, zur Unterstützung schaftlichen Zusammenarbeit mit den USA der 60er-Jahre nach erfolgreichen Tests von Bodentruppen und Aufklärung. am 26. September 1953 löste Spanien aus von der britischen Royal Air Force einge- 10ª Escuadrilla de Aeronaves: zwölf Sikorsky der Isolation. Dies führte dazu, dass das Mi- führt wurde. Aufgrund der schwierigen SH-60B Seahawk für die Oberflächen- und nisterium das von Bell Helicopter Corpora- diplomatischen Beziehungen zu Grossbri- Anti-U-Boot-Kriegsführung. SAR, MEDEVAC tion unterbreitete Angebot über den leich- tannien wurden 1973 die ersten acht Harrier und Transport als Sekundärmissionen. ten Bell-47-Helikopter annahm und den schliesslich aus dem Bestand der US-Marine 11ª Escuadrilla de Aeronaves: vier UAV-Scan Kauf von anfänglich drei Helikoptern be- erworben. Die spanische Marine kaufte zu- Eagle zur Aufklärung. schloss. Dies war der Beginn der aktuellen dem sechs Seahawk-Hubschrauber aus den
Cockpit 1 2018 Military Aviation 11 Inside Unterwegs mit dem Kommandanten (Teil 3) Wangen-Lachen, 25. September 2017: Sicherheit wird bei der Patrouille Suisse gross geschrieben. Spektakel kommt an zweiter Stelle. Diese richtige Einstellung lässt aber manchmal enttäuschte Zuschauer zurück. Fotos: Walter Hodel Gaël Lachat (unten) und Michael Duft (oben) fliegen «ungespiegelt» Durch die Entscheidung von Nils Hämmerli, höher zu fliegen, kommen am Publikum vorbei. die zwei Vögel dem Team beim «Tunnel» nicht in die Quere. W ie in der letzten Ausgabe be- danten befohlene Flughöhe gestiegen sind, verzögert. Sie sind länger in der Luft und richtet, beobachtet Oberstleut- hätte Lachat sein Manöver später als geplant verbrauchen damit auch mehr Treibstoff. nant Nils «Jamie» Hämmerli beginnen müssen. Um das Flugmanöver Der Hin- und Rückflug von Emmen nach den Luftraum, und speziell die Vögel, wäh- nicht überhastet durchzuführen, entschied Wangen-Lachen und das 20 Minuten dau- rend der Vorführung der Patrouille Suisse Lachat, sein Flugzeug nicht auf den Rücken ernde Training haben den Treibstoffvorrat mit Adleraugen. An diesem sonnigen und zu drehen. So zeigen Lachat und Duft einen der Tiger schon stark verringert. Nach dem warmen Montagmorgen sind in Wangen- unspektakulären Vorbeiflug in Zweierfor- «Grande», bei welchem sich die sechs Flug- Lachen viele Vögel unterwegs. Obwohl sie mation. Diesen richtigen Entscheid seines zeuge in alle Richtungen voneinander ent- tief fliegen und bisher keine Gefahr darstel- Solopiloten nimmt Hämmerli wohlwol- fernen, braucht es einige Zeit und Treibstoff, len, geht Hämmerli auf Nummer sicher. Er lend zur Kenntnis. Dass Sicherheit in der um sich wieder zu formieren. Um genügend gibt über Funk die Anweisung, sofort 100 Patrouille Suisse höher gewichtet wird als Reserven für einen Anflug in Emmen un- Fuss (rund 30 Meter) zu steigen. Die Haupt- Spektakel, hat sein Pilot mit dieser in Sekun- ter schlechten Sichtbedingungen zu haben, formation hat soeben die Figur «Diamant» den getroffenen Entscheidung bewiesen. verzichtete die Patrouille Suisse an diesem beendet und die zwei Solopiloten Haupt- Trainingstag auf das Finale. mann Gaël «Gali» Lachat und Hauptmann Kein Finale Michael «Püpi» Duft befinden sich für die Normalerweise verabschiedet sich die Eine Beschwerde Figur «Mirror» im Anflug. Alle sechs Piloten Jetformation mit einem eindrucksvollen Der Abbruch der Flugvorführung vor dem befolgen die Anweisung sofort. Für das rest- «Grande» vom Publikum. Doch nicht an Schlussbouquet liess an diesem sonnigen liche Flugprogramm gilt nun als Mindest- diesem Tag. Nach dem «Tunnel» bildete das Tag am Zürichsee verwunderte Fans zurück. flughöhe 400 Fuss über Grund (rund 120 Team sofort drei Zweierpatrouillen. Jede Ein älterer Zuschauer spricht Nils Hämmer- Meter). flog direkt von Wangen-Lachen nach Em- li später im Flugplatzrestaurant darauf an. men zurück. Sie liessen ratlose Zuschauer Er will sich «Im Namen der Hunderten, Richtige Entscheidung zurück, die sich über das abrupte Ende teilweise von weit her angereisten Fans» Während sich die vier F-5E Tiger II der wunderten. Was war geschehen? Emmen beim Kommandanten beschweren. Er be- Hauptformation unter der Leitung des Lea- lag in der Zwischenzeit wieder im Nebel klagt, dass sich die Patrouille Suisse nicht ders Hauptmann Gunnar «Gandalf» Jansen und liess keine Landung nach Sichtflugre- ordnungsgemäss mit dem «Grande» verab- entfernen, nahen die zwei Solopiloten aus geln zu. So konnten sie nicht als Sechser- schiedet hat. Nils Hämmerli erklärt ihm den der Gegenrichtung. Für die nächste Figur formation in Emmen anfliegen. Sie muss- Grund dafür und betont, dass es sich heute «Mirror» müsste der erste Solopilot Gaël ten, zeitlich gestaffelt, in Zweierpatrouillen um ein Training und keine Flugvorführung Lachat seinen Tiger auf den Rücken drehen nach Instrumentenflugregeln (IFR) nach gehandelt habe. und über Michael Duft im «Spiegelflug» am Emmen zurückkehren. Diese Staffelung (Fortsetzung folgt) Publikum vorbeifliegen. Weil Lachat und hat zur Folge, dass sich die Landung für die Duft ebenfalls sofort auf die vom Komman- Piloten der zweiten und dritten Patrouille Walter Hodel
12 Cover Story Cockpit 1 2018 Beitragsserie NKF Die Luftverteidigung und das neue Kampfflugzeug Der Luftraum ist von strategischer Bedeutung. Er wird auch künftig mit Kampfflugzeugen und Mitteln der bodengestützten Luftverteidigung geschützt und verteidigt werden müssen. Eine Erneuerung und Ergän- zung der Mittel der Luftwaffe ist nötig, denn diese erreichen das Ende ihrer Nutzungsdauer. Divisionär Claude Meier, Chef Armeestab und ehemaliger Berufsmilitärpilot, hat die Expertengruppe geführt, die den Bericht «Luftverteidigung der Zukunft» zur Sicherheit im Luftraum zum Schutz der Schweiz und ihrer Bevölkerung verfasst hat. An einem Vortrag in Bern erläuterte er die Hintergründe zum Bericht.
13 Foto: Jürg Wyss D er Saal im altehrwürdigen Zunft- kunft nicht mehr geschützt. Deshalb gilt restaurant Schmiedstube in Bern, es, dieses Mal noch systematischer vor- nahe dem historischen Zytglogge- zugehen.» Er zitierte Sir Sydney Camm, Turm und in der Mitte zwischen der Oberen den britischen Luftfahrtingenieur, dessen und Unteren Altstadt von Bern gelegen, war bekanntesten Entwicklungen die Hawker am 10. Oktober 2017 zum Bersten voll. Die Hurricane, der Hawker Siddeley Harrier Gäste im Saal waren gekommen, um Divi- oder der Hawker Hunter waren: «All mo- sionär Claude Meiers Ausführungen zu lau- dern aircraft have four dimensions: span, schen. Das Thema: «Die Zukunft der Luft- length, height and politics». Meier stellte verteidigung und das neue Kampfflugzeug fest: «Wir müssen uns bewusst sein: Die der Schweizer Armee.» Eingeladen hatte die Politik spielt mit.» Dies sei insbesondere Offiziersgesellschaft der Stadt Bern. in der Schweiz der Fall, wie die Geschichte Angesichts des Themas vermag der Auf- von vergangenen Kampfflugzeugbeschaf- marsch nicht zu überraschen. Es geht um fungen zeige. viel für die Schweiz. Und Informationen aus berufenem Munde tun einer Versachli- Die Hoheit über den Luftraum wahren chung der bisweilen emotional geführten «Ein Staat hat grundsätzlich die Hoheit Diskussion nur gut. Claude Meier weiss aus über seinen Luftraum», führte Meier aus. eigener Erfahrung, wovon er spricht. Er war «Diese Hoheit muss der Staat wahren und Foto: VBS UeG-Pilot und F/A-18-Staffelkommandant wenn nötig auch intervenieren.» Denn der und unter anderem auch Chef Fachdienst Luftraum sei wirtschaftlich, völkerrecht- Luftkampf (siehe Infobox nächste Seite). lich und militärisch von strategischer Be- Oben: Die F/A-18 der Schweizer Luft- Heute leitet der Divisionär den Armeestab deutung. Staaten müssten für die Sicher- waffe können nach der Nutzungsdauer- (A Stab), unterstützt den Chef der Armee in heit im Luftraum über ihrem Territorium verlängerung bis ins Jahr 2030 operieren. der Führung der Gruppe Verteidigung und sorgen: im Alltag, im Falle von Spannun- Eine Anzahl Tiger soll weiter im Einsatz bleiben, um die F/A-18 zu entlasten. ist Mitglied der Armeeführung. gen und in bewaffneten Konflikten. Der Luftraum der Schweiz liege im Zentrum Oben rechts: Divisionär Claude Meier, «Es muss gut kommen» Europas und spiele deshalb für zivile, aber Chef Armeestab, referierte in Bern über «Wir sind gezwungen, das Thema Luftver- auch militärische Überflüge ohne Umwege die Luftverteidigung und das neue teidigung der Zukunft konkret anzugehen», eine zentrale Rolle. «Wir müssen die mitt- Kampfflugzeug. machte Claude Meier gleich zu Beginn klar. leren Höhen beherrschen», betonte Meier «Nach dem Scheitern der Gripen-Vorlage und erinnerte an den Golfkrieg 1991 oder haben wir keine Option mehr. Werden die an den Syrien-Konflikt. Die Lufthoheit zu heutigen Kampfjets nicht ersetzt, ist die Be- wahren, stehe im Militärgesetz als Aufgabe völkerung vor Angriffen aus der Luft in Zu- der Armee zugeschrieben. «Als neutraler
14 Cover Story Cockpit 1 2018 Beitragsserie NKF Fünf Typen in der Evaluation Foto: Ian Lienhard Airbus Eurofighter Foto: Simon Vogt Dassault Rafale Foto: Lockheed Martin Foto: Boeing Lockheed F-35 (links) und Boeing F/A-18 Super Hornet Foto: Sven Zimmermann Saab Gripen E
15 Staat will die Schweiz ihren Schutz selber wort: «Die Mittel, die wir heute haben, er- sicherstellen können. Dafür braucht es eine reichen alle etwa gleichzeitig das Ende ihrer funktionierende Luftwaffe mit genügender Nutzungsdauer.» Nach der Nutzungsdauer- Anzahl Flugzeuge und Mittel der bodenge- verlängerung können die F/A-18 bis 2030 stützten Luftabwehr.» operieren. «Die bereits heute veralteten und beschränkt einsetzbaren F-5E Tiger fliegen Zeithorizont mehr als 30 Jahre weiterhin, um die F/A-18 zu schonen. Auch Die Aufgaben der Luftwaffe seien breit, die Mittel der bodengestützten Luftverteidi- stellte Claude Meier fest. «Wir dürfen nicht gung laufen Mitte der Zwanzigerjahre aus. nur an die heutige Zeit mit einer normalen Die Sensoren Taflir und Florako werden Lage denken, sondern müssen auch Zeiten kontinuierlich Werterhaltungsprogram- erhöhter Spannungen oder mit Konflikten men unterzogen, damit die Führung wei- gewärtigen.» Es gehe darum, auch die für terhin sichergestellt werden kann.» diesen Fall notwendigen Fähigkeiten einset- Die Frage nach der Anzahl neuer Kampf- zen zu können. «Einige Staaten in Europa flugzeuge werde häufig gestellt. «Wir müs- nehmen heute eine andere Position in Be- sen immer das Gesamtsystem Luftverteidi- zug auf die Machtpolitik ein als noch vor gung betrachten», hielt Meier fest. Denn Divisionär Claude Meier einigen Jahren», erläuterte Meier. «Und sie Kampfflugzeuge und bodengestützte Luft- Divisionär Claude Meier ist seit 2016 Chef haben heute die Fähigkeiten, über längere abwehr würden komplementär zusammen- des Armeestabs (A Stab). Der A Stab unter- Distanzen Waffen präzis einzusetzen.» arbeiten. «Beide haben Vor- und Nachteile. stützt den Chef der Armee in der Führung «Was uns in der Zukunft erwarten wird, Gemeinsam eingesetzt, generieren sie indes der Gruppe Verteidigung. Er ist für die Um- wissen wir heute nicht», so Meier. «Wenn Mehrwert für eine effiziente und effektive setzung der politischen Vorgaben und Hand- wir aber die Einsatzdauer eines nächsten Luftverteidigung.» Ebenso wichtig sei die lungsanweisungen auf militärstrategischer Kampfflugzeugs betrachten, geht es um die Durchhaltefähigkeit: Wie viele Mittel kann Stufe verantwortlich. Des Weiteren stellt er nächsten 30 Jahre. Für die kommende Be- ich wie lange zum Einsatz bringen? «Um die Entwicklung, Planung, Ressourcenzu- schaffung sprechen wir also von einer Ein- nur zwei Flugzeuge permanent 24 Stun- teilung sowie Steuerung der Armee sicher satzdauer bis etwa 2064.» Um die zeitliche den in der Luft zu halten, braucht es 16 bis und verantwortet die unternehmerische Dimension zu veranschaulichen, nannte 18 Flugzeuge», betonte Meier. Von einem Führung und Steuerung des Departements- Meier ein Beispiel: «2064 wird der Schwei- Bedarf von lediglich 8 bis 12 Flugzeugen bereichs Verteidigung. Als Chef des Armee- zerischen Landesausstellung mit ‹100 Jahre zu sprechen, sei deshalb operationell nicht stabs der Schweizer Armee führt Divisionär Expo Lausanne› gedacht. Ich war selber da- haltbar. «Vier Flugzeugen über 24 Stunden Meier im Departementsbereich Verteidigung mals noch nicht wirklich dabei – und werde während 15 Tagen im Einsatz zu halten, die wichtigsten unternehmerischen Belan- auch 2064 kaum mehr dabei sein» benötigt 30 Flugzeuge. Mit 40 Flugzeugen ge und ist dem Chef der Armee direkt un- kann diese Leistung bereits während 30 Ta- terstellt. Er verantwortet die operationelle Bedeutung der Durchhaltefähigkeit gen erbracht werden.» Es stelle sich die Fra- Umsetzung der politischen und militärstrate- Warum braucht die Schweiz ein neues ge, ob dies genüge oder nicht und welches gischen Vorgaben und Handlungsanweisun- Kampfflugzeug? Meier lieferte die Ant- Risiko die Schweiz auf sich nehmen wolle. gen. An der Nahtstelle der politisch-strategi- schen und operativ-taktischen Stufe ist er für Bundesrat gibt Richtung vor die Entwicklung, Planung, Ressourcenalloka- Beitragsserie zum NKF «In den Arbeiten, die zum Bericht der Ex- tion und Steuerung der Armee zuständig. Er Am 8. November 2017 hat der Bundesrat pertengruppe geführt haben, haben wir vier ist Mitglied der Armeeführung. den Richtungsentscheid zur Erneuerung der Optionen entwickelt und versucht, damit Der 53-jährige Claude Meier ist ein erfahre- Mittel zum Schutz des Luftraums gefällt. Mit aufzuzeigen, welche Risiken und finanziel- ner Militärpilot. 1992 trat er in das Überwa- einem Rahmenkredit von 8 Mia. Franken sol- len Konsequenzen damit verbunden sind.» chungsgeschwader ein. Im Jahr 2000 wurde len Kampfflugzeuge und BODLUV-Systeme Meier zeigte auf, welche Grundlagen für er als Major im Generalstab Kommandant beschafft werden. In diesem bisher grössten diese vier Optionen erarbeitet wurden und einer Fliegerstaffel F/A-18. 2004 übernahm Rüstungsprojekt wird die Beschaffung des welche Vor- und Nachteile damit verbun- er das Kommando eines Fliegergeschwaders neuen Kampflugzeugs eine zentrale Rolle den sind (siehe auch «Cockpit» Nr. 8/2017). und 2010 wurde er zum Chef Einsatz Luft- einnehmen. «Cockpit» wird in regelmässigen Wie geht es nun weiter? Der Bundesrat verteidigung ernannt. Er gehörte der Gruppe Abständen mit Artikeln zum Beschaffungs- hat am 8. November 2017 den Richtungs- Einführung F/A-18 an und absolvierte die ablauf über die aktuellen Themen kompe- entscheid zur Erneuerung der Mittel zum Umschulung bei der US Navy in Cecil Field tent informieren. Nachdem wir 2017 mit Schutz des Luftraums gefällt. Mit einem (Florida). 1998 wurde er Leader des PC-7 drei Beiträgen auf die Lehren aus der Gripen- Rahmenkredit von acht Milliarden Franken TEAM, 2004 Chef Fachdienst Luftkampf und Abstimmung und auf Grundlagedokumente sollen Kampfflugzeuge und BODLUV-Syste- 2006 Chef Führungs-/Stabsausbildung Luft- eingegangen sind, erfolgt in dieser Ausgabe me beschafft werden. Die Typenwahl aus waffe (A7). 2009 übernahm er die Leitung der Start unserer Berichterstattung zur NKF- den in die Evaluation einbezogenen fünf des Bereichs Doktrinforschung und -entwick- Beschaffung. Die Redaktion freut sich, Ihnen, Kampfjets soll 2020 erfolgen und der Ver- lung im Armeestab und wurde 2012 Chef liebe Leserinnen und Leser, interessante Ein- pflichtungskredit mit der Armeebotschaft A3/5, Unterstabschef Operationen und Pla- blicke in das komplexe NKF-Geschäft vermit- 2022 beantragt werden. nung. teln zu können. Jürg Wyss
16 Report Cockpit 1 2018 Batteriebetrieben in die Lüfte Ein von Boeing unterstütztes Projekt will Zunum, angefangen mit dem 12-Sitzer (Maschine unten), schon bald echte Flügel verleihen. Alles unter Strom Geht das: Ohne einen Tropfen Kerosin zu verbrauchen über den Atlantik fliegen? Ja, das geht, wie Bertrand Piccard mit Solar Impulse 2 bewiesen hat. Er beziehungsweise André Borschberg sassen jeweils alleine in einem Flugzeug, das die Spannweite eines Jumbos hatte. Mittlerweile sorgen Projekte für die Verkehrsluftfahrt für Aufmerksamkeit. Neue Flugzeuge, rein elektrisch angetrieben, sollen dereinst Passagiere transportieren. Hersteller wollen die Entwicklungen nicht verpassen und investieren kräftig. D ie Zukunft der Passagierluftfahrt wird nicht mehr so un- Meilen (540 Kilometer) betragen. Damit konkurriert sie indirekt kompliziert und kostengünstig wie heute sein, denn auf mit Typen wie der kleinen Boeing 737-Version oder dem A320, fossile, endliche Energieträger, die wir heute schier mass- Startleistung 18 Megawatt! Carolyn McCall, noch bis Ende Jahr los auf unterschiedlichste Arten verbrennen, werden zukünftige Geschäftsführerin von Easy Jet, meint, dass die Luftfahrt schon Generationen verzichten müssen. Im Sommer 2016 kündigte bald dem Trend der elektrischen Kraftfahrzeuge folgen werde. Easy Easy Jet an, bereits 2026 elektrisch über den Ärmelkanal fliegen Jet treibt mit der Zusammenarbeit auch die Ziele voran, weniger zu können. Die batteriebetriebene Maschine von Wright Electric Kohlenstoffdioxid zu produzieren sowie die Lärmemissionen zu sieht Platz für 220 Passagiere vor. Ihre Reichweite soll zunächst 335 reduzieren. Liefern soll das Flugzeug das amerikanische Start-up
17 gewichte bei 5 kW/kg liegen. Vergleichbare Industriemotoren lie- gen bei unter einem Kilowatt pro Kilo. Noch kann nicht die Aussage gemacht werden, dass Motoren in höheren Leistungsklassen von 2 MW bis 10 MW frei skalierbar sind. Ein Ausweg ist die Kopplung mehrerer Baueinheiten auf eine Welle. Neueren Erkenntnissen zu- folge, besonders auch durch die NASA erforscht, bietet es sich auch an, mehrere Motoren nebeneinander in den Flügelnasenbereich zu verlegen, um den Schub für das Flugzeug besser zu verteilen. Dadurch umgeht man die Verwendung grosser Triebwerksgondeln, Foto: Wright Electric welche die Aerodynamik stören. Doch auch dies ist mit Einschrän- kungen verbunden, da man ja heute in den modernen Triebwerken besonders darauf bedacht ist, sehr hohe Nebenstromverhältnisse zu erzielen. Dabei schneidet allerdings die Strahlturbine dank ihrer langen Bauform wesentlich günstiger ab. Für hohen Luftdurchsatz sind bei sehr grossen Maschinen die hohen Nebenstromverhält- nisse eine Grundforderung. Eine weitere Variante zur effektiven Verkleinerung der Propellerdurchmesser sind bei reinen Propeller- flugzeugen gegenläufige Propeller, was aber nicht unmittelbar mit der Baugrösse eines Motors zu tun hat. Kernproblem der Elektroflugzeuge ist und bleibt die Verfügbarkeit von hochenergetischen Batterien mit schneller Wiederaufladbar- keit. Hier sind Lithium-Ionen-Zellen, kurz Li-ion genannt, deren beste Leistungen heute bei maximal 250 Wh/kg (Wh = Wattstun- Foto: Airbus den) liegen, der Stand der Technik. Durch Verbesserung der Anoden kann man zusätzliche Kohlestoffmoleküle einlagern oder sie aus Silizium-Oxyd fertigen. Beides garantiert auch kürzere Auflade- zeiten. Lithium-Silizium-Batterien, die schon in Kürze in Serie ge- fertigt werden könnten, sollen sogar bis zu 480 Wh/kg speichern können. Lithium-Luft- oder Lithium-Schwefel-Batterien sind eher Fotomontage: Zunum Aero noch in weiter Ferne. Foto: Eviation Aircraft Ganz entscheidend werden auch die Elektrolyten sein. Hoffnungs- träger sind die Feststoff-Elektrolyte. Normalerweise bewegen sich zwischen den beiden Elektroden einer Batterie die Lithium-Ionen durch die flüssigen Elektrolyte: beim Aufladen in die eine Rich- Ganz oben: Bereits in den Farben von Easy Jet: Wright Electric's Vor- tung, beim Entladen in die entgegengesetzte Richtung. Bei einer schlag für ein Kurzstreckenflugzeug. Mitte: «Jumbolino» als Versuchs- Feststoffbatterie werden diese Elektrolyte durch keramisches Ma- träger für ein erstes Elektro-Triebwerk von Siemens. Unten: Mock-up terial ersetzt. Das macht sie unempfindlich für Temperaturschwan- des israelischen Projekts «Alice». kungen. Nichts kann brennen oder auslaufen. Die Automobilindu- strie erwartet Feststoffbatterien für Fahrzeuge frühestens ab 2025. Doch der Nachteil: Feste Elektrolyte sind fünf Mal so teuer wie flüssige. Der Herstellungsprozess ist aufwändig; diesen günstiger zu machen, liegt im Moment noch in den Händen der Forscher. Batterieexperten gehen davon aus, dass sich heutige Lithium-Ionen- Zellen bis 2020 aber noch um etwa 50 Prozent verbessern lassen, Wright Electric. Wright Electric hat nach Angaben von Easy Jet wenn auch nur in kleinen Schritten. Das wären immerhin schon bereits mit einem zweisitzigen Prototyp nachgewiesen, wie die 375 Wh/kg, allerdings bei ähnlichen Preisen. Technologie in kleinerem Massstab funktioniert. Dabei werden Neue «Nahrung» für steigende Batteriekapazitäten kommt auch im Flügelwurzelbereich mehrere Elektroantriebe nebeneinander aus Südkorea. LG und SK Innovationen haben die NCM 811-Zelle angeordnet. Bei der Versuchsmaschine soll die Batterie rund 270 entwickelt: eine Zelle, deren Kathodenmaterial aus 80 % Nickel, Kilogramm wiegen. Zu Gesicht bekam sie allerdings noch keiner. 10 % Kobalt und 10 % Mangan besteht. Die Anode ist meist Gra- Für ein grösseres Flugzeug will Wright Electric auf neue, leichte- phit mit etwas Silizium gemischt, um die Energiedichte zu verbes- re Batterie-Packs setzen, die nach der Landung ausgetauscht wer- sern. Diese neuen Batteriezellen haben nicht nur eine bessere Ener- den, vergleichbar mit den heutigen Plug-ins für Elektrofahrzeuge. giedichte; sie sind auch billiger in der Herstellung, zumal sie viel Wright Electric kann zwar mit einer Beteiligung von Easy Jet rech- weniger Kobalt benötigen als zuvor. Dieses Jahr soll eine 7,8-GW- nen, kann aber bis heute noch keine Fertigungsanlagen aufweisen Produktionsanlage in Ungarn erstellt und 2020 sollen erste Zellen und muss erst einmal die Bereitstellung von Milliarden Dollar und Batterieblöcke geliefert werden. Über Leistungsgewichte und sicherstellen. Energiedichten schwanken die Angaben noch. Es sind bis zu 480 Wh/kg im Gespräch. Der aktuelle Stand: 250 Wh/kg. Motoren, Batterien, Brennstoffzellen Stand der Technik sind heute Elektromotoren und Generatoren bis Hybridlösungen mit Range Extender zu einer Leitungsklasse von 250 kW Realität, wobei die Leistungs- In weiter Ferne befindet sich die Entwicklung der Natrium-Zellen.
18 Report Cockpit 1 2018 Batteriebetrieben in die Lüfte Forscher der Empa und der Universität Genf haben den Prototypen hybridgetriebenes Konzept, basierend auf einer Gasturbine. Wie einer neuartigen Natrium-Festkörperbatterie entwickelt, der in «Alice» mit einem V-Leitwerk ausgestattet, treiben jedoch zwei Tur- Zukunft Energie noch sicherer speichern soll. Dazu Dr. Arndt Rem- bofans, in denen sich die Elektromotoren befinden, das 12-sitzige hof Gruppenleiter bei der Empa, Swiss Federal Laboratories for Ma- Flugzeug an. Man zielt da ganz speziell auf den in den USA starken terials Science and Technology: «Bei den Li-Ionen-Batterien dauerte Regionalverkehr. Die Antriebsleistung soll bei einem Megawatt es von der Entdeckung bis zur Markteinführung rund 25 Jahre. Ich liegen. Interessant, was nach ersten Berechnungen prognostiziert würde in ähnlichen Dimensionen rechnen.» Passagiere rein elekt- wird: Der Lärmwert soll gerade mal 65 db betragen. Das entspricht risch zu transportieren, wird wohl noch auf lange Sicht eine Utopie jenem heutiger Ecolights. Selbstverständlich denkt man schon jetzt bleiben. Das lässt sich aber durch Range Extender ändern. Das sind auch an grössere Maschinen mit bis zu 100 Sitzen. Kraftstrom-Maschinen wie Kolbenmotoren oder Gasturbinen oder aber auch Brennstoffzellen. Bei Letzteren steckt die Entwicklung «Entschlossen, die Möglichkeiten zu erforschen» noch in den Kinderschuhen. Einzig das Deutsche Zentrum für Mit weniger hochgesteckten Zielen beschäftigt man sich am Institut Luft- und Raumfahrt (DLR) betreibt zwei Brennstoffzellenflug- für Flugzeugbau (ifb) der Uni Stuttgart, wo Studenten im Rahmen zeuge (Antares DLR-H2 und HY4) als reine Forschungsflugzeuge, ihrer Semesterarbeiten rein studienhalber Skizzen für 19-sitzige doch zur komprimierten Problematik bezahlbarer Brennstoffzel- Commuter-Flugzeuge entwarfen. Sie gehen davon aus, dass man len kommt die sichere Unterbringung der Wasserstofftanks hinzu, ähnlich wie bei Automobilen mit Plug-in-Batterie-Modulen arbei- die immerhin Betriebsdrücke von bis zu 300 bar aufweisen müssen. ten muss. Bekanntestes und erfolgreichstes Projekt der Stuttgarter Ob nun reine Range Extender oder permanent standby ist eher eine ist der e-Genius, der auch von Airbus gefördert wurde. Sprachdefinition. Fakt ist, dass solche Hybridlösungen konventio- Airbus selbst weckte jüngst grosses Aufsehen in der Branche mit nelle Treibstofftanks oder Wasserstoffdruckbehälter benötigen. Bei der Bekanntgabe des Gemeinschaftsprojekts des E-Fan X zusammen den Verbrennungskraftmaschinen muss die mechanische Energie mit Siemens und Rolls-Royce, das auf Basis des BAe-146 «Jumboli- über einen Generator in elektrische Energie umgewandelt werden; no» einen Antriebsstrang im 2-MW-Bereich als Versuchsträger un- diesen nachgeschaltet sind Stromrichter, um die Batterien zu laden. tersuchen soll. Dabei wird in der ersten Entwicklungsphase einer Schlussendlich muss die Stromführung wie bei allen Systemen zum der vier Turbofans ausgetauscht. Das soll bereits 2020 soweit sein. Motor über ein Power-Control-System gesteuert werden. Der Hybridstrang wird seine Energie aus einer Batterie beziehen, die von einem Gasgenerator gespeist wird. «Der E-Fan X ist ein wichti- Die grossen Projekte ger Schritt in Richtung unseres Ziels, das elektrische Fliegen in na- Emissionen will die israelische Firma Eviation Aircraft mit dem her Zukunft Wirklichkeit werden zu lassen», sagte Paul Eremenko, Projekt «Alice» zu 100 Prozent umgehen. Ihr Pusher, gänzlich in Chief Technology Officer von Airbus. «In unseren Augen ist der CFK gefertigt, soll neben den beiden Piloten neun Passagiere auf- hybrid-elektrische Antrieb eine überzeugende Technologie für die nehmen, Strecken bis 1000 km bewältigen können und 240 kts Zukunft der Luftfahrt.» Fernziel, so erklärte Joe Käser, Vorstands- schnell sein. Möglich werden soll das durch drei Elektromotoren vorsitzender der Siemens AG, schon 2016 bei der Unterzeichnung mit insgesamt nur 280 kW, die direkt durch ein Li-Ion-Batteriepa- eines Partnerschaftsvertrags, sei die Entwicklung von elektrischen ket mit 980 kW/h gespiesen werden. Die Dienstgipfelhöhe wird Antriebssträngen für einen 100-Sitzer. Tom Enders, Vorstandsvor- mit 32 000 Fuss angegeben, obwohl der Rumpf keine Druckkabine sitzender der Airbus Group, dazu: «Wir sind überzeugt, dass bis besitzt. Das Projekt wurde erstmals 2017 auf dem Pariser Aerosalon zum Jahr 2030 Verkehrsflugzeuge mit einer Kapazität von unter vorgestellt. Schon in diesem Jahr soll der Erstflug erfolgen. Es wird 100 Passagieren mit hybriden Antriebssystemen fliegen könnten, allerdings Jahre dauern, bis die Maschine am Markt mitmischen und wir sind entschlossen, diese Möglichkeiten gemeinsam mit kann. Das Projekt stützt sich auf weiterentwickelte Li-Ion-Zellen Weltklassepartnern wie Siemens zu erforschen.» mit 400 Wh/kg. Schon 2021 möchte Eviation erste Maschinen aus- Die optimistischen, teils euphorischen Prognosen von Easy Jet, ab liefern. Das von Boeing unterstützte Unternehmen Zunum Aero 2020 mit Maschinen von Wright Electric mit 220 Passagieren über möchte bereits 2019 mit ersten Testflügen beginnen. Das Flug- den Ärmelkanal zu fliegen, bekommen also genügend Nahrung. zeug soll Platz für zwölf Passagiere haben und eine Geschwindig- keit von knapp 550 km/h erreichen. Damit will Zunum Aero vor allem in das Kurzstreckensegment vorstossen. Zunum setzt auf ein Hellmut Penner Links: Deck, Qint, Schwenk, Zillessen, IFB, Uni Stuttgart. Rechts: Airbus Projektstudie für einen 19-Sitzer mit Plug-In-Batteriesatz. Aufgabenverteilung der drei Firmen am Projekt E-FanX.
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