1T Vielfalt in der Einheit - Klosterlandschaft Plasy Kulturlandschaftsinventarisation - Cisterscapes

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1T Vielfalt in der Einheit - Klosterlandschaft Plasy Kulturlandschaftsinventarisation - Cisterscapes
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               Vielfalt in der Einheit
Ausarbeitung

               Zisterziensische Klosterlandschaften in Mitteleuropa
Textliche

               Kulturlandschaftsinventarisation
               Klosterlandschaft Plasy
1T Vielfalt in der Einheit - Klosterlandschaft Plasy Kulturlandschaftsinventarisation - Cisterscapes
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1T Vielfalt in der Einheit - Klosterlandschaft Plasy Kulturlandschaftsinventarisation - Cisterscapes
Kulturlandschaftsinventarisation der Klosterlandschaft Plasy im Rahmen des ECHY-Projekts

„Vielfalt in der Einheit - Zisterziensische Klosterlandschaften in Mitteleuropa“

Auftraggeber:		 Landkreis Bamberg
			Ludwigstraße 23
			96052 Bamberg

Auftragnehmer: Elisabeth Seel
			MSc in Landschaftsarchitektur
               Planung + Gartendenkmalpflege
			            Hallandstraße 21, 13189 Berlin
               seel@krt-gartendenkmalpflege.de

Mitarbeit:             M.Sc.Katharina Matheja

Berlin, 06.03.2018

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Inhaltsverzeichnis
1.      Einleitung										7

2.      Naturraum										9
2.1.    Topographie                                                        9
2.2.    Geomorphologie & Böden                                             9
2.3.    Hydrologie                                                         11
2.4     Klima & Vegetation                                                 11

3.      Kulturlandschaftsgeschichte							15
3.1.    Vorgeschichte, Früh- und Hochmittelalter bis zur Klostergründung   15
3.2.    Klostergründung                                                    17
3.3.    Erste Blütezeit                                                    17
3.4.    Der Anfang vom Ende                                                19
3.5.    Niedergang des Klosters                                            19
3.6.    Wiederaufbau                                                       21
3.7.    Zweite Blütezeit                                                   21
3.8.    Auflösung im Zuge der Josephinischen Reform                        23
3.9.    Die Zeit danach                                                    23

4.      Prägende Einflussfaktoren und Elemente der zisterziensischen
        Klosterlandschaft									25
4.1.    Klosterkomplex                                                     27
4.2.    Hydraulisches System im Klosterbereich                             29
4.3.    Grangien                                                           29
4.4.    Ackerbau & Viehzucht                                               31
4.5.    Weinbau, Obstgarten, Hopfen, & weitere Sonderkulturen              33
4.6.    Teichwirtschaft                                                    33
4.7.    Waldwirtschaft                                                     37
4.8.    Gewerbe, Verkehr, Mühlen, Bergbau & Ziegeleien                     37
4.9.    Sakrallandschaft                                                   41
4.10.   Siedlungsstrukturen, Flurformen, Dorf & Stadt                      43
4.11.   Territoriale und rechtspolitische Elemente                         47
4.12.   Orientierung und Freizeit                                          49

5.      Zusammenfassung								51

6. 	 Quellenverzeichnisse           							55

                                                                                5
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Abb.1 Meierhof Hubenov mit Teich, Seel 2018, unveröffentlicht.

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1. E i n l e i t u n g

Im Rahmen des ECHY-Projektes „Vielfalt in         ensischen Klosterlandschaft sowie prägende
der Einheit – Zisterziensiche Klosterlandschaf-   Einflussfaktoren sind im folgenden Kapitel dar-
ten in Mitteleuropa“ und der damit verbunde-      gestellt. Dieser Teil der Untersuchung ist zum
nen Ausstellung im Sommer 2018, liefert die       besseren Verständnis noch einmal in einen
vorliegende Untersuchung einen Überblick          einleitenden Text und weitere zwölf Unterpunk-
über die Klosterlandschaft des Klosters Plasy     te aufgeteilt. Zu Beginn werden prägenden
in Tschechien.                                    Einflussfaktoren benannt, wichtige Begrifflich-
1144 wurde das Kloster in Plasy gegründet. In     keiten definiert und Zusammenhänge darge-
den folgenden Jahrhunderten hat die umge-         stellt. Es folgen die zwölf Themenbereiche, in
bende Landschaft nachhaltig geprägt.              denen die erfassten und untersuchten Elemen-
Die Einfluss der Zisterzienser in Plasy und die   te, angefangen mit dem Klosterkomplex selbst,
daraus hervorgegangenen Kulturlandschaft-         beschrieben werden.
selemente werden im Folgenden aufgezeigt          Die wichtigsten Erkenntnisse der Untersu-
und genauer erläutert. Zunächst werden die        chung der Klosterlandschaft werden mit Fokus
naturräumlichen Gegebenheiten wie Klima,          auf die „Vielfalt in der Einheit“ in einer ab-
Topographie und Geomorphologie beschrie-          schließenden Zusammenfassung benannt.
ben.
Um die Ursprünge der Entwicklung der Land-        Den zweiten Teil der Untersuchung bilden die
schaft zu verdeutlichen, wird im anschließen-     vor Ort erfassten Elemente, aufgeführt in einer
den Teil die Kulturlandschaftsgeschichte          Art Katalog. Informationen zu Standort, Ent-
dargelegt mit Schwerpunkt auf der Geschichte      stehungszeit und Zustand sowie eine Abbil-
des Klosters, da beide Historien untrennbar       dung und eine kurze textliche Beschreibung
miteinander verknüpft sind.                       erläutern jedes einzelne Element im Detail.
Die verschiedenen Komponenten der zisterzi-

                                                                                              7
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Rakovnická pahorkatina / Rakonitzer Hügelland

                                                                           Kralovice

                                               Plasy

                           Plaská pahorkatina / Plasser Hügelland

                                    Třemošná

                            Plzeň

Abb.2 Topogpraphie und Landschaftsraum, Seel 2018. Grundlagenkarte: GEOPORTAL.GOV.CZ. DGMR 4G [Stand 02.03.2018].

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2. N at ur r aum

2.1. 	Topographie                               2.2. 	Geomorphologie & Böden
Das ehemalige Kloster Plasy liegt in der        Geologisch betrachtet gehört der Großteil der
gleichnamigen Ortschaft in der Region Pilsen,   Republik Tschechien zur sogenannten Böhmi-
genauer im Verwaltungsbezirk Pilsen-Nord.       schen Masse. Diese bildet gemeinsam mit den
Damit befindet es sich im westlichen Teil der   Vogesen und dem Schwarzwald den zentralen
heutigen Republik Tschechien im ehemaligen      Bereich des mitteleuropäischen variszischen
Königreich Böhmen. Dieses Gebiet ist nahezu     Gebirges, einem Teil der sogenannten Zen-
durchgehend umrandet von verschiedenen          traleuropäischen Mittelgebirgsschwelle5. In
Mittelgebirgen: So wird die Begrenzung nach     der Umgebung von Plasy dominieren zwei
Nordwesten hin vom Erzgebirge, dem Elb-         Gesteinsarten (vgl. Abb. 3): Im Westen finden
sandsteingebirge sowie dem Lausitzer Ge-        sich vorzugsweise Sedimentgesteine wie Ton-
birge gebildet und setzt sich nach Nordosten    und Sandstein, teilweise in grobkörnigeren
in Form der Sudeten fort. Im Osten schließen    Konglomeraten mit Braunkohleeinlagerun-
die Mährischen Höhen an. Der Böhmerwald         gen. Im östlichen Bereich bilden Grauwacke,
formiert die südöstliche Begrenzung und         ebenfalls eine Sandsteinart, und Schiefer den
zieht sich weiter nach Westen, wo er mit dem    Bodengrund, wobei es sich bei letzterem um
Fichtelgebirge die topographische Grenze        einen Gefügetyp handelt. Vereinzelte Vorkom-
zu Deutschland bildet1.Das so umschlosse-       men von Diabas, Sanden, Kiesen und Tonen
ne Hochland wird auch als „Kessel“2 oder        sind im gesamten gebiet verstreut. Direkt beim
„Becken“3 bezeichnet.                           Kloster verläuft eine Zone granitoiden Gang-
                                                gesteins.
Der Ort Plasy liegt auf 350 m N.N. im Plas-     In den flacheren Bereichen sind fruchtbare
ser Hügelland (Plaská pahorkatina). Nördlich    Braunerden vorherrschend, die je nach pH-
schließt das Rakonitzer Hügelland (Rakov-       Wert als Ackerstandort (basenreich) oder
nická pahorkatina) an4 (siehe Abb. 2).          Weidefläche (basenarm) genutzt werden kön-
                                                nen. In Hanglagen und im Hügelland sind die
1 Bosl 1967, S. 22
                                                Böden dagegen nährstoffärmer. Ein höherer
2    ebd.                                       Steingehalt erschwert die Bewirtschaftung zu-
3 Hoensch 1997, S. 16
4 Geomorfologická mapa ČR 2018                  5   Hoensch 1997, S. 17

                                                                                           9
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Kralovice

                                                Plasy

                                   Třemošná

        Sande, Kiese, Tone mit Braunkohleflözen                                            Gabbro, Metagabbro
        Biotite                                                                            roter und grauer Tonstein,
        Schiefer und Grauwacke                                                             Sandstein, Konglomerate mit
        Schiefer und Grauwacke (Chlorite, Biotite)                                         Kohleeinlagerungen
        Amphibole, Biotite, Granodiorite                                                   Diabas
        Granitoides Ganggestein

Abb.3 Geologie im Bearbeitungsgebiet, SEEL 2018. Grundlagenkarte: GEOPORTAL.GOV.CZ. Geomorfologická mapa [Stand 02.03.2018].

10
sätzlich, weshalb die höher gelegenen Stand-
orte sich vor allem für forstwirtschaftliche Nut-   2.3. 	Hydrologie
zung eignen6. Im Norden Böhmens kommen
auch kalkreiche Kreide- und Mergelböden vor,        Das gesamte Gewässernetz – sowohl des
die mit einer fruchtbaren Lößschicht bedeckt        Hügellandes als auch des Flachlandes – ge-
sind. Aber auch besonders karge Sandbö-             hört zum Einzugsgebiet der oberen Elbe, die
den finden sich nahe dem Elbebogen, die             im Norden das Elbsandsteingebirge bei Dečin
zum Teil sogar Dünen formen. Dennoch kann           durchbricht. Bedeutende Nebenflüsse der Elbe
die nord-östliche Hälfte Böhmens insgesamt          sind die Moldau, die Eger und die Berounka
als ertragreiche Region bezeichnet werden7.         (deutsch Beraun)13.
Der Südwesten stellt sich dagegen als wenig
fruchtbares Berg- und Hügelland dar. Die Ge-        Die Střela (deutsch Schnella), ein Nebenfluss
gend ist stark bewaldet und weniger besiedelt,      der Berounka, fließt direkt durch die Stadt
Ausnahmen bilden die ebenen Bereiche um             Plasy, südlich am ehemaligen Kloster vorbei.
Pilsen, Pisek oder Budweis8.                        Natürliche Stillgewässer finden sich dagegen
                                                    kaum in der Umgebung. Seen und Teiche
Diese großmaßstäbliche Gliederung lässt sich        wurden künstlich angelegt. Vor allem in den
auch auf die Umgebung von Plasy übertragen:         feuchten Tallagen, welche ab dem 19. Jahr-
Die Stadt, deren Zentrum das Kloster bildet,        hundert meist melioriert wurden, finden sich
liegt in der Flussniederung der Střela (Schnel-     noch zahlreiche Relikte künstlich angelegter
la) auf etwa 350 Meter Höhe und ist von vier        Staugewässer wie Dämme oder Geländever-
Erhebungen umgeben: dem Táhly (457 m) im            tiefungen.
Norden, der Spálenáhora (514 m) im Westen,
dem Špitál (410 m) im Süden und Na Krásnici
(462 m) im Südwesten. Im Střelatal, wo das          2.4. Klima & Vegetation
Gelände eher flach ist, sind die Böden frucht-
barer als in größeren Höhen, wo das Erdreich        Die Republik Tschechien befindet sich in der
zunehmend karger und steiniger wird9.               Übergangszone zwischen atlantischem und
                                                    kontinentalem Klima14. Sie gehört zur Ökozone
Der Abbau von Buntmetallen wie Zinn, Magne-         der feuchten Mittelbreiten, die auch als feuchte
sit, Wolfram oder Antimon verhalf der Region        kühl-gemäßigte Zone bezeichnet wird.15.
vor allem im Mittelalter zu großem Reichtum10.
Natürliche Vorkommen an Kaolin und Toner-           Der Westen des Landes, die Region Böhmen,
den wurden später in der Porzellanherstellung       unterliegt eher dem maritimen Einfluss als der
genutzt11, Kalke und Quarzit lieferten Rohstof-     trockenere Südosten. Das Klima ist hier daher
fe für die Glasindustrie12. Im Gebiet um das        feucht-gemäßigt, die Sommer sind relativ
Kloster Plasy waren die Vorkommen an Erzen,         kühl und niederschlagsreich, während die
Edelmetallen und Mineralien jedoch relativ ge-      Winter überwiegend mild und trocken sind16.
ring, so dass sich die Abbautätigkeiten vermut-     Abgesehen von den Jahreszeiten sind Tem-
lich in Grenzen hielten.                            peraturdifferenzen in der Region auch durch
                                                    die abwechslungsreiche Topographie bedingt:
6    Zech 2014, S. 28
7    Hoensch 1997, S. 18                            In höheren Lagen kann es im Winter auch zu
8    Bosl 1967, S. 23
9    Schaller 1785, S. 149                          13   Hoensch 1997, S. 17
10   Hoensch 1997, S. 18                            14   Nemitz 2017
11   Maur 2001, S. 59f                              15   Zech 2014, S. 26
12   Hoensch 1997, S. 18.                           16   Nemitz 2017

                                                                                                 11
Klimatische Zonen

Klimatische Zonen

     Klimatische Zonen

     Klimatische Zonen

                                                     Plasy

                                             Plzeň

                                                                                  https://geoportal.gov.cz/php/print/#H4|Mapa
                                                                                                                      https://geoportal.gov.cz/php/print/

                                                                                                                     https://geoportal.gov.cz/php/print/#H4|M
                                                                                  https://geoportal.gov.cz/php/print/#H4|Mapa
                                                                                  https://geoportal.gov.cz/php/print/#H4|Mapa
                                                                                                                      https://geoportal.gov.cz/php/print/

              sehr warm
              warm
              warm mit wenig Niederschlag                                                                                  https://geoportal.gov.cz/php/print/
              gemäßigt warm
              kalt
              sehr kalt

      Abb.4 Klimaregionen im Bearbeitungsgebiet, SEEL 2018. Grundlagenkarte: GEOPORTAL.GOV.CZ. Klimatické oblasti [Stand 02.03.2018]

       12
längeren Frostperioden kommen17. Im Unter-
suchungsgebiet liegt die Jahresdurchschnitts-
temperatur bei etwa 8°C. Höchsttemperaturen
von ca. 17°C werden im Juli vor allem im
Südwesten erreicht (vgl. Abb. 4), während der
Januar mit durchschnittlich -2,4°C der kältes-
te Monat im Jahr ist18. Der durchschnittliche
Jahresgesamtniederschlag beträgt 591 mm.
Die Niederschlagsmengen variieren in Plasy je
nach Jahreszeit. Im Juli fallen durchschnittlich
79 mm Regen, im Februar nur 31 mm19.

Die vorherrschende natürliche Vegetation der
feuchten kühl-gemäßigten Zone besteht aus
sommergrünen Laubwäldern, dominierende
Baumgattungen sind Eichen, Buchen und
Ahorn. In höheren Berglagen wachsen zu-
nehmend Nadelhölzer wie Tanne, Pinie oder
Fichte20.

17 Nemitz 2017
18 climate-data.org 2018
19     ebd.
20 Zech 2014, S. 26

                                                   13
14
3. Kul t ur la ndschaf t sge schichte

3.1. 	Vorgeschichte, Früh- und 		              Machtbereich auszuweiten. Von ihrem Haupt-
      Hochmittelalter bis zur 			              sitz in Prag aus vereinten sie die verschiede-
                                               nen Fürstentümer zu einem Herrschaftsgebiet,
      Klostergründung                          namentlich dem Herzogtum Böhmen. Der
                                               wohl bekannteste böhmische Herrscher dieser
Im 9. Jahrhundert wurde Böhmen immer           Zeit war der Heilige Wenzel, der 921 nach
wieder Schauplatz von kriegerischen Aus-       dem Tode seines Vaters Vratislav I. zu dessen
einandersetzungen zwischen dem damaligen       Nachfolger gewählt wurde23. Über Wenzel I.
Mährischen Reich und dem Ostfrankenreich,      entstanden zahlreiche Legenden: Aufgrund
das sein Territorium in Richtung Osten er-     seines ausgeprägten Gerechtigkeitssinnes und
weitern wollte. Im Jahr 845 bekannten sich     seiner Mildtätigkeit war er beim Volk sehr an-
viele böhmische Adlige zum Frankenreich und    gesehen. So soll er angeblich dem Kouřimer
seinen karolingischen Herrschern. Als Böh-     Fürsten Radislav befohlen haben, alle Galgen
men unter Svatopluk I., Fürst von Mähren (ab   in seinem Fürstentum niederzureißen. Wenzel
880 König von Mähren) Teil von Großmähren      I. war zudem gläubiger Christ und führte der
wurde, sympathisierten die adligen Landes-     Legende nach ein sehr asketisches Leben24.
herren auch weiterhin mit den ostfränkischen   Diesen ihm zugeschriebenen Tugenden und
Karolingern21. Offensichtlich bewahrten sich   seinem tragischen Tod – er wurde von seinem
die böhmischen Fürstentümer stets eine         Bruder Boleslav I. ermordet25 – ist es wohl zu
gewisse Souveränität gegenüber dem Mähri-      verdanken, dass Herzog Wenzel post mortem
schen Reich. Ihre Eigenständigkeit wurde       heiliggesprochen wurde. Unmittelbar nach
noch gestärkt, als nach dem Tode Svatopluks    seinem Tod, wurde von Wundern an seiner
Ende des 9. Jahrhunderts das Großmährische     Ruhestätte berichtet und es entstand ein re-
Reich zerschlagen wurde22. Aber auch das       gelrechter Kult um den beliebten Herrscher26.
fränkische Karolingerreich verlor zu dieser    Noch heute ist sein Todestag ein staatlicher
Zeit an Einfluss, und so begannen Anfang des   Feiertag in Tschechien27.
10. Jahrhunderts die böhmischen Herzöge        Kirchen wurden in Böhmen bereits im
                                               23     ebd.
aus dem Geschlecht der Přemysliden, ihren      24 Hoensch 1997, S. 45
                                               25     ebd.
21 Hoensch 1997, S. 35-40                      26 Schäfer 2018
22     ebd., S. 44                             27 Schulferien.org 2018

                                                                                         15
Abb.5 Territorium Plassii, Vogt 1729

16
9. Jahrhundert von Mitgliedern des               terziensermönche aus dem oberfränkischen
Přemyslidengeschlechts auf deren Privat-         Kloster Langheim –  einem Tochterkloster
besitz errichtet. So wurde die erste christli-   des Kloster Ebrach – die zunächst aus Holz
che Kirche Böhmens 885 bei Prag auf der          gebauten, einfachen Stiftsgebäude. Zum
Přemyslidischen Burgstätte Levý Hradec           Herrschaftsgebiet des Klosters gehörten zu
gegründet. Im 10. Jahrhundert entstanden die     diesem Zeitpunkt die umliegenden Dörfer
frühesten böhmischen Klöster, die den Regeln     Kázňejov, Sechutice, Vrážné und Nebřeziny35.
des Benediktinerordens folgten. Diese Abteien    In den folgenden Jahren gingen durch Schen-
waren ebenfalls Stiftungen der Přemysliden28.    kungen Adliger weitere Dörfer in den Klos-
                                                 terbesitz über36. 1154 wurde mit dem Bau
                                                 der steinernen Stiftskirche begonnen, welche
3.2. 	Klostergründung                            jedoch erst 50 Jahre später fertiggestellt wur-
                                                 de37. Das 12. Jahrhundert bescherte dem Stift
Die ersten Zisterzienserklöster wurden in Böh-   einen enormen Zuwachs an Besitztümern. Die
men Mitte des 12. Jahrhunderts gegründet.        Christianisierung hatte dazu geführt, dass Mit-
Das Kloster Plasy wurde auf dem Areal eines      glieder des Adels zum Schutz ihres eigenen
ehemaligen Hofes errichtet, der zum Besitz       Seelenheils und dem ihrer Familie das Kloster
des damaligen Landesherrn Herzog Vladis-         mit großzügigen Schenkungen bedachten. So
lav II. aus dem Geschlecht der Přemysliden       stiftete Herzog Sobieslaw dem Kloster im Jahr
gehörte29. 1144 übergab dieser das Gut und       1175 die Siedlungen Břečow, Babina, Lomnitz,
die angrenzenden Ländereien an die Zisterzi-     Lutti und Lukow38. Leso von Železnice übergab
enser und legte damit den Grundstein für die     1180 die Ortschaften Bikow und Wilčekow an
Stiftsgründung30. Wie im Fall von Chorin und     das Stift, 1183 kamen die Dörfer Cželowitz,
Rein bestand also auch in Plasy an der Stelle,   Zechuritz und Kočin aus dem Besitz des Her-
auf der das Kloster gegründet wurde, zuvor       zogs Friedrich hinzu39. Weitere Schenkungen
schon eine Siedlung noch aus der Eisenzeit,      folgten und so erweiterte sich die Grundherr-
später dann ein fürstlicher Hof31. Dies brach-   schaft des Klosters Stück für Stück40.
te den Vorteil, dass sich die Mönche bereits
während der Bauzeit provisorisch einrichten
konnten. Zudem waren auch die dazugehöri-        3.3. 	Erste Blütezeit
gen Ländereien vermutlich zumindest teilweise
erschlossen und urbar gemacht32. Auch wenn       Das 13. Jahrhundert kann allgemein als die
dies nicht ganz den Ordensidealen von der        Blütezeit der Zisterzienser in Böhmen be-
abgeschiedenen Einöde entsprach, so traf das     zeichnet werden. Die Konvente gewannen an
doch auf die Lage in einer Niederung, an ei-     Grundherrschaft und politischem Einfluss. Ver-
nem Fließgewässer, umgeben von bewaldeten        antwortlich dafür war die große Beliebtheit des
Hügeln und abseits größerer Ortschaften zu33.    Ordens bei einigen Mitgliedern des damals
                                                 in Böhmen herrschenden Geschlechts der
Nachdem mit dem Bau der Klosteranlage            Přemysliden. Vor allem Vaclav II. bevorzugte
begonnen wurde, bezogen 114634 neun Zis-         die Zisterzienser vor allen anderen Orden, die
                                                 zu dieser Zeit in diesem Gebiet existierten,
28   Hoensch 1997, S. 60
29   Seibt 1974, S. 42, 66                       35     ebd.
30   VISIT PILSEN 2018 PILSEN TOURISMUS 2018     36     ebd.
31   Charvátová 1998, S. 158                     37     ebd.
32   Sydow 1989, S. 54                           38 Schaller 1785, S.150
33   Hertkorn 1989, S. 181                       39     ebd.
34   Schaller 1785, S. 149                       40     ebd.

                                                                                             17
Abb.6 Die Ereignisse des Deutschen Bauernkrieges 1523-1525, wikimedia.org [Stand 03.03.2018].

18
wie zum Beispiel die Praemonstratenser oder        Mit dem wachsenden Besitz sank jedoch
Benediktiner41. Die Verbindung von Askese          gleichzeitig das Ansehen der Mönchen in
und Fleiß, die den Lebensstil der Zisterzienser    der Bevölkerung. Die ursprünglich asketi-
prägte, beeindruckte Vaclav II., und so ernann-    sche Glaubensausrichtung verlor für viele an
te er Zisterzienseräbte zu seinen persönlichen     Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft, da
Ratgebern und lies seine Kinder von ihnen          die Ordensbrüder schlichtweg zu erfolgreich
taufen42. Im 13. Jahrhundert verbreitete sich      wirtschafteten. Zudem viel es den Mönchen
der Orden in ganz Böhmen und Mähren und            schwer, sich an die neu entstehenden Han-
dehnte seinen Einflussbereich bis nach Schle-      delsstrukturen anzupassen: Der Austausch
sien und in die Lausitz aus43.                     von Waren war nicht länger auf lokale oder
Die Grundherrschaft des Klosters Plasy ver-        regionale Beziehungen beschränkt, sondern
größerte sich durch weitere Schenkungen,44         fand zunehmend auch länderübergreifend
und auch die Klosteranlage selbst wurde            statt. Handelszentren waren in noch stärkerem
erweitert. 1202 wurde die romanische Basilika      Maße als zuvor die städtischen Märkte48. Das
fertiggestellt45 und zwei Jahre später einge-      Kloster Plasy war daher in der zweiten Hälfte
weiht. Um 1265 entstand die zweistöckige Ka-       des 14. Jahrhunderts dazu gezwungen, Teile
pelle als Teil der Königlichen Residenz. Heute     seiner Grundherrschafft zu verpachten oder zu
bildet sie das Zentrum des großen Speichers        verpfänden49.
und ist das älteste noch erhaltene Gebäude
der Klosteranlage.
                                                   3.5. 	Niedergang des Klosters
3.4. 	Der Anfang vom Ende                          1363 trat Wenzel IV. (1361-1419), Sohn von
                                                   Karl IV., die Thronfolge im Böhmischen Kö-
Nach dem Ende der Přemyslidenherrschaft            nigreich an. Der neue König, auch Wenzel
Anfang des 14. Jahrhunderts übernahmen die         der Faule genannt, kümmerte sich nur wenig
Luxemburger die Herrschaft über das König-         um die Belange der Bevölkerung Böhmens.
reich Böhmen. Johann von Luxemburg (1296-          Zudem geriet er immer wieder in Streit mit
1346) war ab 1311 König von Böhmen. Nach           den kirchlichen Institutionen. Diese Auseinan-
seinem Tod ging die Regentschaft an seinen         dersetzungen gipfelten auf grausame Weise
Sohn Karl IV. (1316-1378). Auch die Luxembur-      in der Ermordung des Prager Generalvikars
ger waren den Zisterziensern wohlgesonnen,         Johann Nepomuk im Jahr 1393. Mit dieser
so dass bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts         brutalen Tat brachte Wenzel IV. auch die Ad-
bereits 70 Dörfer Teil der klösterlichen Grund-    ligen in Böhmen gegen sich auf. Folge dieser
herrschaft von Plasy waren46. Die größte           innenpolitischen Zwistigkeiten waren die Hus-
Ausdehnung des Kerngebietes der Grundherr-         sitenkriege (1419-1434), benannt nach dem
schaft, wie sie der Mönch Mauritius Vogt 1729      Reformator Jan Hus (um 1370-1415)50, die sich
in seiner Karte Territorium Plassii als „Limites   mit Unterstützung des Adels sowohl gegen
antiqui“ festgehalten hat (Abb. 5), dürfte zu      den herrschenden König als auch gegen die
jener Zeit erreicht worden sein47.                 römisch-katholische Kirche richteten51. Kriege-
                                                   rische Auseinandersetzungen wüteten in ganz
41   Schaller 1785, S. 43, 149
42   Charvátová 2013, S. 63-74                     Böhmen, so auch um Plasy und Kralovice
43   Seibt 1974, S. 52
44   Schaller 1785, S. 149                         48   Seibt 1987, S. 325 f
45   Charvátová 1998, S. 169                       49   Charvátová 1998, S. 163
46   Schaller 1785, S. 52                          50   Bautz 1990
47   Territorium Plassii 1729                      51   Seibt 1987, S. 332-333

                                                                                               19
http://digitool.is.cuni.cz:1801/view/action/nmets.do?metsid=808062&op=showView&divid=DTL2

Abb.7 Die Burg Krašov in der Karte des Grenzstriches der Klosterherrschaft aus dem J. 1674, Zilynská; Zilynskyj 1674.

20
südöstlich von Prag (vgl. Abb. 6).                  zur Mitte des 18. Jh. weitgehend unverändert.
Die mit den Hussitenkriegen einhergehenden          Die Ausdehnung der Grundherrschaft auf dem
Reformationsbewegungen beendeten schließ-           Höhepunkt dieser zweiten Blütezeit Anfang
lich die erste Blütephase nahezu aller Zister-      des 18. Jahrhunderts wird in der Karte von
zienserklöster, die traditionell an der Seite der   Vogt (Abb. 5) mit der Umgrenzung „Limites
katholischen Landesherrscher standen52.             hodierni“ dargestellt. Diese Markierung ent-
Plasy wurde 142153 zu großen Teilen niederge-       spricht in etwa auch den Grenzen der heutigen
brannt, die meisten noch zur Grundherrschaft        Klosterlandschaft und somit auch denen des
gehörigen Dörfer wurden verpfändet54.               gewählten Untersuchungsgebiets.
                                                    In dieser zweiten Hochphase konnten auf-
                                                    grund des wiedererlangten Wohlstandes viele
3.6. 	Wiederaufbau                                  niedergebrannte und verfallene Gebäude der
                                                    Klosteranlage wieder hergestellt werden, neue
Auf Initiative der deutschen Mutterklöster wur-     Bauten wie der große Speicher und die Prä-
de im 16. Jahrhundert mit dem Wiederaufbau          latur wurden errichtet. Ebenso wie die Abtei
einiger weniger Konvente begonnen.                  selbst wurden auch die zurückgegebenen
Mit Unterstützung aus Langheim konnte auch          Grangien im Barockstil saniert. Nachhaltigen
Plasy wieder zum Ordenssitz aufgebaut we-           Einfluss hatten zu dieser Zeit der französische
den55.                                              Maler und Architekt Jean-Baptiste Mathey
                                                    (1630-1695) sowie Johann Blasius Santini-
                                                    Aichel (1677-1723), ebenfalls Maler und Archi-
3.7. 	Zweite Blütezeit                              tekt. Mathey veranlasste unter Abt Andre Tro-
                                                    jer (1648-1699) den Bau der Prälatur und den
Doch erst mit dem Dreißigjährigen Krieg             barocken Umbau der St.-Wenzels-Kirche57.
(1618-1648) wurde dem Niedergang der Zis-           Unter Abt Eugen Tyttl (1666-1738) leitete
terzienserklöster wirklich Einhalt geboten56.       Santini-Aichl am Kloster weitere umfangreiche
In der Schlacht am Weißen Berg 1620 gelang          Umbaumaßnahmen im barocken Stil ein. Des
den kaiserlichen Truppen mit Unterstützung          Weiteren baute er die Wallfahrtskirche Ma-
der Katholischen Liga unter Kurfürst Maxi-          riä Verkündigung bei der Propstei Mariánská
milian von Bayern (1573-1651) der Sieg über         Týnice, unterstützte Abt Tyttl beim Bau seiner
die böhmischen Heere und damit auch die             Privatkapelle in Mladotice und war federfüh-
Rekatholisierung der protestantischen Gebie-        rend beim Wiederaufbau der Grangie Hube-
te. Kaiser Ferdinand II., der sich während der      nov.
Unruhen stets der Unterstützung durch das           Bis heute prägen barocke Gebäude die histo-
Kloster Plasy sicher sein konnte, gab dem Stift     rische Kulturlandschaft, die Spuren aus dem
große Teile des verloren gegangenen Besitzes        Mittelalter wurden nahezu vollständig über-
zurück. Bis ins 17. Jh. konnten noch weitere        formt.
ehemalige Besitztümer zurückerworben wer-
den. Die Burg Krašov mit den dazugehörigen
Ländereinen (Abb. 7) wurde 1678 als eines
der letzten Güter vom Kloster zurückgekauft.
Danach blieb der Grundbesitz des Klosters bis
52   Seibt 1974, S. 43
53   Charvátová 1998, S. 163
54   Seibt 1974, S. 43
55   Seibt 1974, S. 43
56   Hojda 2005, S. 105, 106                        57   Bukačová 2015, S. 168

                                                                                                21
Abb.8 Prospekt des gewesten Klosters Plaß, Cistercienser Ordens im Böheim, PRusIK 1809.

22
Gebäude zu Lagerräumen und Wohnungen für
3.8. 	Auflösung im Zuge der                       Bedienstete umgewandelt. Metternich erwählte
      Josephinischen Reform                       die dem Konventsgebäude gegenüberliegende
                                                  Kapelle zur letzten Ruhestätte für seine Fami-
                                                  lie und ließ sie im Empire-Stil umgestalten. Die
Die Machtübernahme durch die Habsburger           Brauerei, in der heute das Technikmuseum
Kaiserin Maria Theresia (1717-1780) im Jahr       untergebracht ist, baute er im Klassizistischen
1740 brachte auch für Böhmen politische           Stil um.
Unruhen mit sich. Die langwierigen Auseinan-      Während die historische Substanz des Klos-
dersetzungen waren sehr kostenintensiv und        ters also in vielen Bereichen verloren ging,
ließen die Wirtschaft stagnieren. Selbst die      profitierte die Ortschaft Plasy von der Habs-
bis dahin von Abgaben verschont gebliebenen       burger Herrschaft. Neu geschaffene Betrie-
Klöster wurden nun zu Kontributionszahlungen      be zogen Arbeitskräfte aus der Umgebung
an die Regierung gezwungen58. Mit der Katho-      an, und so dehnte sich die Siedlung im 19.
lischen Aufklärung kam es im 18. Jahrhundert      Jahrhundert auf das Gebiet östlich der Střela
unter Maria Theresias Sohn Kaiser Joseph II.      aus. 1873 wurde Plasy an die Eisenbahnlinie
zur Auflösung fast aller Zisterzienserkonvente    zwischen Pilsen und Saaz angeschlossen.
im heutigen Tschechien59. Einzig die Konvente     In den folgenden Jahrzehnten förderten die
Ossegg und Hohenfurth überdauerten und            Metternichs vor allem den Waldbau um Plasy.
wurden bis zur Enteignung durch den tsche-        Nach der Enteignung des Fürstenhauses mit
choslowakischen Staat 1950 als klösterliche       dem Ende des Zweiten Weltkriegs verfiel das
Institutionen geführt60.                          Kloster zusehends. Zur Zeit des Sozialismus
1785 ging der Ordenssitz in Plasy sowie der       wurden die Gebäude teilweise umgenutzt und
gesamte Klosterbesitz, der zu diesem Zeit-        die einzelnen Parzellen zu großen Landwirt-
punkt noch 55 Dörfer umfasste, in einen staat-    schaftsbetrieben zusammengelegt. Mit der
lichen Religionsfond über61.                      Restauration und Sanierung der Anlage wurde
                                                  aber erst 1993 begonnen, nachdem archäolo-
                                                  gische Ausgrabungen den Standort der ehe-
3.9. 	Die Zeit danach                             maligen Königlichen Residenz beim späteren
                                                  Kornspeicher freilegten63.
1826 kaufte der damalige österreichische
Außenminister Klemens Wenzel Lothar von
Metternich (1773-1859) die gesamte Grund-
herrschaft Plasy. Er ließ Teile des Klosters zu
einem Schloss im Empirestil umbauen und
legte einen englischen Landschaftsgarten
sowie zahlreiche Alleen an62. Der ehemalige
Klostergarten sowie das eindrucksvolle Was-
sersystem wurden weitestgehend zerstört bei
der Verlegung der Hauptstraße entlang dem
Ostflügel des Konventsgebäudes. Mit bauli-
chen Ergänzungen wurden die historischen
58 Bĕlina, Kaše, Kučera 2001, S. 41-45
59 Seibt 1974, S. 43
60 Seibt 1974, S. 43
61    ebd.
62 Kuča 2015, S. 323f                             63   Charvátová 1998, S. 195

                                                                                              23
24
4. P r ä g e n d e E i n f l u s s f a k t o r e n u n d
 Elemente der zisterziensischen
 Klosterlandschaft

Prägende Einflussfaktoren                         der Forstwirtschaft, dem Getreideanbau und
Klostergründungen trugen in ganz Mitteleuro-      der Schafzucht, hatten Mühlen als verarbeiten-
pa einen nicht unbedeutenden Teil zur Neu-        des Gewerbe eine besondere Bedeutung. Da
besiedlung bei, vor allem im Zusammenhang         die Ordensregeln den Mönchen den Verzicht
mit der Ostkolonisation. Gemäß ihrer Glau-        auf Fleisch vorschrieben, den Verzehr von
bensgrundsätze bevorzugten die Zisterzienser      Fisch aber gestatteten, legten sie zudem in der
bewaldete Standorte fernab der Zivilisation64.    Umgebung des Klosters oft großzügige Teich-
Der Wald war ein wichtiger Rohstofflieferant      anlagen für die Fischzucht an. Diese Form der
für Bau- und Brennholz und diente zudem als       landschaftlichen Nutzung zeichnet sich in den
Waldweide. Ebenso wichtig wie die isolierte       meisten Fällen auch heute noch deutlich in der
Lage war der Zugang zu Fließgewässern und         Landschaft ab und ist, neben der Grangien-
der damit zur Verfügung stehenden Wasser-         struktur, wohl auch am spezifischsten für den
kraft.65 Die Zisterzienser waren Meister darin,   Orden der Zisterzienser. Die Grangien, die nur
sich diese zunutze zu machen. So wurden in        in den Anfängen des Ordens von den Mön-
Ihrem Zutun ausgeklügelte Be- und Entwäs-         chen bzw. Konversen in Eigenbewirtschaftung
serungssysteme entwickelt, die das Kloster        unterhalten wurden, lagen in der Regel ma-
mit fließendem Wasser versorgten und das          ximal eine Tagesreise vom Kloster entfernt
Abwasser direkt wieder vom Kloster ablei-         und waren in manchen Fällen auf einen Wirt-
teten. Zum anderen wurden Fließgewässer           schaftszweig spezialisiert, was die optimale
genutzt, um die für die Eigenwirtschaft wich-     Ausnutzung der Kapazitäten ermöglichte.
tigen Mühlen zu betreiben, potentielle Acker-     Im Falle von Plasy gibt es auf diese Form
flächen zu entwässern oder trockene Wiesen        der Arbeitsteilung allerdings keine konkreten
zu bewässern. Das Kloster Plasy bildete hier      Hinweise. Forswirtschaft, Getreideanbau und
keine Ausnahme: Wasserkraft war im Über-          Schafzucht wurden in allen Wirtschaftshö-
maß vorhanden, denn das ehemalige Stifts-         fen betrieben. Die Grangienwirtschaft war im
gebiet ist durchzogen von diversen kleineren      hohen Maße abhängig von den Laienbrüdern,
und größeren Fließgewässern. Aufgrund der         auch Konversen genannt66. Denn für die Mön-
wirtschaftlichen Schwerpunkte des Klosters in     che, die fest an den liturgischen Ablauf inner-
                                                  halb des Klosters gebunden waren, war das
64   Küster 2013, S. 233-235
65   Tremp 1997, S.21                             66   Küster 2013, S. 233-235

                                                                                              25
Abb.9 Modell des Klosterkomplexes, Seel 2018 unveröffentlicht.

26
Bewirtschaften der weit auseinanderliegenden      Wirtshäuser oder Herbergen für die Reisen-
Höfe aus Zeitmangel gar nicht möglich. Für        den errichtet, Zölle erhoben und Siedlungen
die Konversen hingegen, die unabhängig von        entlang der Verkehrswege gegründet.
ihrem bisherigen gesellschaftlichen Stand
in den Orden aufgenommen wurden und               Wo Klima und Topographie es erlaubten,
streng getrennt von den Chormönchen auch          legten die Mönche auch Weingärten an. Da es
innerhalb des Klosters lebten, galten weniger     um Plasy jedoch nur wenige warme und ganz-
strenge Regeln. So mussten Sie nicht an allen     jährig frostfreie Hänge gibt, konzentrierten sich
Gebeten teilnehmen. Zudem war es ihnen auf-       die Mönche zunehmend auf den Anbau von
grund der harten körperlichen Arbeit gestattet,   Hopfen für die Bierproduktion.
Fleisch in Maßen zu essen67. Ohne die Einfüh-
rung des Konversentums hätten die anfallen-
den Arbeiten auch schon im Mittelalter kaum       4.1. 	Klosterkomplex
bewältigt werden können. Viele Laienbrüder
kamen aus eher ärmlichen Verhältnissen und        Die imposante, in der Flussniederung der
nutzten die Gelegenheit, ihren bis dahin oft      Střela gelegene Klosteranlage im barocken
präkeren sozialen Verhältnissen zu entkom-        Stil, bildet das historische Zentrum der Stadt
men68. Diese Organisationsstruktur begrün-        Plasy. 1144 auf einer Schenkung von Vladislav
dete den anfänglichen Erfolg des Ordens, ist      II. gegründet, entwickelte sich das Kloster in
jedoch gleichzeitig der Grund, weshalb Gran-      den letzten Jahrhunderten zu einem Gebäude-
gien in den meisten Fällen, so auch in Plasy,     ensemble, dessen Strahlkraft auch heute noch
früher oder später von Lohnarbeitern betrieben    zu spüren ist70. Unter der Leitung des Abts
werden mussten. Denn mit dem Erstarken der        Konrad aus dem Mutterkloster Langheim71
Städte und der damit einhergehenden Ent-          konnte der erste steinerne Bau, die romani-
wicklung des Bürgertums ab dem 14. Jahrhun-       schen Basilika, 1202 fertiggestellt werden72.
dert geriet das Konversentum in eine Krise,       In den folgenden Jahren wurde ein Konvents-
die großen Höfe konnten aus eigener Kraft         gebäude errichtet, in dem zur ersten Blüte-
schlicht nicht mehr betrieben werden.             zeit des Klosters 60 Mönche Platz fanden73.
                                                  Während der Hussitenkriege (1419-1434)
Das einträgliche Wirtschaften der Zisterzien-     wurde das Kloster fast vollständig zerstört.
ser brachte auch einen nicht unerheblichen        Die Ländereien der Grundherrschaft wurden
Machtgewinn mit sich. Zunehmend wurden            an verschiedene Adlige verteilt. Erst nach der
bereits kultivierte Ländereien vom Kloster        Schlacht am Weißen Berg 1621 und der damit
eingekauft, bestehende Dörfer wurden umge-        einhergehenden Rekatholisierung ging es mit
siedelt oder zu Grangien umgewandelt69. Der       den Zisterziensern in Plasy wieder bergauf.
wirtschaftliche Einfluss des Ordens wuchs.        Sie erhielten einen Großteil ihres Besitzes
Wichtige Handelsrouten, wie im Falle von          zurück und wurden vom damaligen Kaiser
Plasy die Strecke von Pilsen nach Norden          Ferdinand II. unterstützt. So war das Stift auch
Richtung Eger, führten nicht selten in der Nähe   finanziell in der Lage, mit dem Wiederaufbau
des Klosters vorbei. Dies wiedersprach zwar       des Klosters zu beginnen. Unter Abt Trojer
der eigentlichen Ordensidee der Abgeschie-        (1681-1699) und seinem Nachfolger Abt Tyttl
denheit, wurde aber dennoch intensiv von          wurden, in Zusammenarbeit mit bedeutenden
den Klöstern genutzt. Beispielsweise wurden       70 Charvátová 1998, S. 155-158
                                                  71    ebd., S. 176
67 Sydow 1989, S. 56
68 Tremp 1997, S. 29-33                           72   ebd., S. 169
69    ebd., S. 26-27                              73 Pokorný 1995, S. 143-150

                                                                                               27
Abb.10 Hydraulisches System im Klosterbereich, Unbekannt 1882.

28
Künstlern und Baumeistern wie Jan Baptis-          wurde ein ebenfalls aus Eichenholz bestehen-
ta Mathey und Johann Blasius Santini-Aichl         des Gitter konstruiert. Darüber folgten mehre-
(1677-1723), viele Gebäude wieder aufgebaut        re steinerne Schichten, die den Aufstieg des
und zahlreiche Neubauten errichtet: 1666           Wassers im Fundament verhindern sollten. Zur
wurde die romanische Basilika im Barockstil        Versorgung der Klosteranlage mit Frischwas-
hergerichtet. Ihr ursprünglicher Grundriss blieb   ser wurden Kanäle angelegt, die aus höher
dabei unverändert. Der dreistöckige Speicher       gelegenen Quellen in der Umgebung gespeist
wurde 1686 fertiggestellt. Zentral integriert      wurden. Zwei Bassins innerhalb des Gebäu-
in das immer noch prächtige Wirtschaftsge-         des ermöglichten das Ablesen des Wasser-
bäude ist die Königliche Kapelle aus dem 13.       standes, was grundlegend für die Stabilität
Jahrhundert. Sie ist der letzte, noch sichtbare    war. Eine historische Inschrift an einem der
romanische Teil des Klosterkomplexes.  Die         Bassins bezeugt diese Bedeutung. Sie lautet:
Prälatur aus dem Jahr 1699 diente den Äbten        „Aedificium hoc sine aquis rust“ = „Ohne Was-
als repräsentative Residenz, beispielsweise        ser wird dieser Bau einstürzen“. Außerdem
für den Empfang von Gästen. 1739 wurde             konnten die Mönchen hier die Qualität des
schließlich das neue Konventsgebäude fer-          Frischwassers überprüfen. Ein System aus
tiggestellt. Es ist nach Süden ausgerichtet        mehreren Kanälen sammelte Wasser, das bei
und umfasst neben dem Sommer- und Win-             Starkregen oder Überschwemmungen anfiel
terrefektorium, die Kapelle St. Benedikt, eine     und führte es zusammen mit dem Abwasser
Bibliothek sowie ein Spitalflügel mit eigener      in den sogenannten „Königlichen Stollen“.
Kapelle und einer Apotheke74. Im Westen            Dabei handelte es sich um einen künstlich
schließen die ehemalige Klostermühle und           angelegten Abzweig aus der Střela, der das
die Brauerei an, die im 19. Jahrhundert unter      überschüssige Wasser über die Klostermühle
Metternich im klassizistischen Stil umgebaut       zurück in den Fluss leitete75. Auch der Teich
wurde und in der sich heute das Technikmu-         südlich des Klosters76, aus dem sich die Mön-
seum befindet. Zwischen dem Konvent und            che mit Fisch versorgten, wurde aus der Střela
der Prälatur liegt die zentrale Kirche. Der        und einem kleineren Zufluss in östlicher Rich-
Getreidespeicher mit der romanischen Kapelle       tung gespeist. Diese Art der Wassernutzung
schließt das Ensemble nach Osten hin ab.           hatte nicht nur hygienische Gründe, sondern
                                                   auch einen symbolischen Wert für die Mön-
                                                   che, wonach der Fluss, ebenso wie das Leben
4.2. 	Hydraulisches System			                      im Kloster einen dienenden und reinigenden
      im Klosterbereich                            Charakter hat77.

Das Wassersystem des Klosters ist ein be-
eindruckendes Beispiel für die fortschrittliche    4.3. 	Grangien / Meierhöfe
Bauweise der Zisterzienser und hängt eng
mit der Gebäudekonstruktion zusammen. Der          Bei den Grangien oder Meierhöfen, wie sie
feuchte Untergrund im Střelatal zwang den          später bezeichnet wurden, handelt es sich um
Architekten Santini bei der Planung des neuen      eindrucksvolle, teils architektonisch einzig-
Konventbaus zu besonderen Maßnahmen: Um            artige Wirtschaftshöfe. Im Zuge der zweiten
die Stabilität des mächtigen Gebäudes zu ge-       Blütephase des Klosters im 17. Und 18. Jahr-
währleisten, wurden 5100 Pfähle aus Eichen-        hundert wurden die Meierhöfe aufwendig im
holz senkrecht im Boden versenkt. Auf ihnen        75     Řehák et al. 2015, S. 89f
                                                   76 Territorium Plassii 1729
74   vgl. hierzu Charvátová 1998                   77 Hertkorn 1989, S. 182

                                                                                              29
Grangien, Ackerbau und Viehzucht

		                   Meierhof / Grangie

		Schäferei

                                   Kalec

                                                                     Olšany             Hubenov

                                                                                Kralovice
                                                                       Sechutice

                             Lomany                Plasy                                      Lednice
                                                                                                        Rohy

                                                      Býkov

                                      Třemošná

                              Plzeň       Plzeň

Abb.11 Grangien und historische Schäferei im Gebiet der ehemaligen Grundherrschaft, Seel (2018).

30
Barockstil saniert, was die große ökonomische    gen (1419-1436) nahezu völlig zerstört wurde.
Bedeutung für das Kloster unterstreicht78 Die    Florian Griespek von Griespach (1504-1588)
klösterlichen Wirtschaftshöfe wurden höchs-      erwarb die Überreste des Dorfes und veran-
tenfalls bis ins 14. Jahrhundert von Konver-     lasste den Wiederaufbau mit eigener Braue-
sen betrieben, weshalb diese maximal einen       rei und Schenke, einer Schäferei und sogar
Tagesmarsch vom Kloster entfernt sein soll-      einem kleinen Schlösschen. Auch dieser
ten79. So konnten die Laienbrüder zumindest      Besitz ging 1632 an das Kloster zurück. In den
an Sonn- und Feiertagen den Gottesdienst         Jahren 1699 -1707 wurde der Meierhof saniert
besuchen. Noch heute ist diese Verteilung in     und ausgebaut. Mit den neuen Getreidehäu-
der Landschaft nachvollziehbar (siehe Abb.11).   sern, einer großen Scheune, der Schäferei
Zentraler Bestandteil der Vierseitenhöfe ist     und einem Brunnen wurde Sechutice zur größ-
der Kornspeicher, der sich meist diametral       ten Grangie der Klosterherrschaft80.
gegenüber des Wohntraktes befindet. In den       Klösterliche Wirtschaftshöfe konnten aber
Seitenflügeln sind Stallungen und weitere        auch maßgebend für die Siedlungsentwick-
Wirtschaftsräume untergebracht. Im Innenhof      lung sein. Beispiele hierfür sind die Dörfer
befindet sich in der Regel ein kleiner Teich,    Kaznějov, Hodyně, Nynice und Mladotice die
der auch als Viehtränke diente. Im Falle des     sich aus ehemaligen Grangien des Stiftes
Hofes Hubenov steht zusätzlich ein kleines       aus dem 12. Jahrhundert entwickelten. Aller-
Kühlhaus für die Milchprodukte im Zentrum        dings ist zu erwähnen, dass diese Orte schon
der Anlage. Hubenov, nördlich von Kralovice,     zuvor besiedelt waren, also nicht von den
zählt zu den imposantesten Meierhöfen, die       Zisterziensern kolonisiert wurden81. Die heu-
bis heute die Kulturlandschaft um das Klos-      te noch erhaltenen Meierhöfe sind nicht nur
ter prägen. Ursprünglich existierte an diesem    beispielhaft für die Architektur der Grangien.
Standort ein gleichnamiges Dorf, das in der      Sie verdeutlichen auch die Siedlungspolitik
Zeit von 1250 und 1420 in Klosterbesitz war.     des Stiftes in besonderer Weise: Die Errich-
Die Siedlung wurde jedoch im 15. Jahrhun-        tung klösterlicher Wirtschaftshöfe auf bereits
dert zerstört, die Wüstung ging in den Besitz    bestehenden Siedlungsplätzen, wurden von
der adligen Familie Griespek von Griesbach       den Zisterziensern in allen Phasen des Auf-
über. Im Zuge der Rekatholisierung erhielt       schwungs systematisch vorangetrieben82 83.
das Kloster das Grundstück 1623 zurück.          Als besondere Schmuckstücke und prägen-
Ein neues Dorf wurde gegründet, das jedoch       de Landschaftselemente sind vor allem die
1726 vom damaligen Abt Tyttl wieder aufge-       Meierhöfe Kalec, Hubenov, Lednice, Býkov,
löst wurde. Die Bewohner wurden in anderen       Sechutice, Lomany und Rohy hervorzuheben.
Dörfern untergebracht und an gleicher Stelle     Sie können als das hervorstechende Merkmal
entstand 1730 der Meierhof nach den Plänen       der historischen Klosterlandschaft von Plasy
des Architekten Santini-Aichl. Ein weiterer      bezeichnet werden.
auf einer Wüstung errichteter Meierhof ist der
Hof Sechutice nordöstlich von Plasy. Bereits
vor 1250 wurde das dem Kloster geschenkte        4.4. 	Ackerbau & Viehzucht
Dorf in eine Grangie umgewandelt. Vermutlich
wegen Unwirtschaftlichkeit entstand Anfang       Im 9. Jahrhundert besiedelten Bauern aus-
des 14. Jahrhunderts an gleicher Stelle wieder   schließlich die flachen Ebenen, vorwiegend im
eine Siedlung, die jedoch in den Hussitenkrie-   80 Charvátová 2013, S.162
                                                 81    ebd.
78   Charvátová 2013, S.184f                     82 Charvátová 2013, S.184f
79   Sydow 1989, S. 62                           83 Sydow 1989, S. 56.

                                                                                            31
Spuren von Sonderkulturen

                    Ackerterassen

                    Weinbergrelikt

                                                                              Kralovice

                                                 Plasy

                                     Třemošná

                             Plzeň

Abb.12 Spuren von Sonderkulturen im Gebiet der ehemaligen Grundherrschaft, Seel (2018).

32
Norden und Osten Böhmens. Die fruchtbaren        Wein nur für eine kurze Periode während der
Böden sowie das gemäßigte Klima boten gute       Amtszeit des Abts Trojer (1681-1699) ange-
Voraussetzungen für ertragreichen Ackerbau       baut. Da die Weinernte nicht ergiebig war, wur-
und die Nutztierhaltung. Angesiedelt in offe-    den auf den Terrassen stattdessen Apfelbäu-
nen Dorfgemeinschaften, bauten die Bauern        me gepflanzt. Weingärten existierten also nur
Getreide an und hielten kleinere Herden von      temporär in direkter Klosterumgebung und bei
Schafen. Handwerkliche Berufe wurden zu          Kralovice sowie in der Nähe von Prag88. Ver-
dieser Zeit ausschließlich in den Burganla-      mutlich konnte so gerade der Eigenbedarf der
gen ausgeübt84. In der zweiten Hälfte des        Mönche an Messwein gedeckt werden. Hop-
10. Jahrhunderts wurde die Landwirtschaft        fen wurde dagegen in vielen Gärten in kleine-
in Böhmen intensiviert: Die Verwendung von       rem Stil angebaut und in privaten Brauereien
Düngemitteln, der Einsatz spezieller Geräte      verarbeitet. Mit der Einrichtung der großen
und die Einführung der Dreifelderwirtschaft      Brauerei 1558 auf dem Stiftsgelände prospe-
führten zu höheren Erträgen. Neben Getreide      rierte die Bierherstellung in Plasy. Zur Stiftsan-
und Feldfrüchten wurden nun auch Sonderkul-      lage gehörte in der Regel ein Klostergarten, in
turen wie Obst, Flachs oder Wein angebaut.       dem Obst- und Gemüse sowie die wichtigsten
Die Viehzucht etablierte sich zunehmend,         Medizinalkräuter angepflanzt wurden. Solche
weshalb Jagd und Fischfang blad nur noch         Nutzgärten innerhalb der Klostermauern gab
zum Zeitvertreib des Adels betrieben wurde85.    es auch in Plasy89. Jedoch sind von diesen
Unter dem Einfluss des Klosters wurde die        Sonderkulturen nur noch wenige Spuren in der
Schafzucht weiter ausgebaut. Jeder Meierhof      Landschaft zu finden (siehe Abb.12). So kann
verfügte über mindestens eine Schäferei, in      man besispielsweise am Südhang, nördlich
erster Linie für die Wollgewinnung, zunächst     des Klosterkomplexes noch eine deutliche
für die Herstellung der traditionellen Mönchs-   Terrassierung erkennen.
kutten, später dann auch für den Handel. Zur
Blütezeit des Klosters besaß jedes Dorf im
Einflussbereich des Klosters mindestens 500      4.6. 	Teichwirtschaft
Tiere86.
Die ehemalige Schäferei nördlich des Meier-      Neben Ackerbau und Viehzucht war die
hofes Býkov wird in der I. Militärischen Auf-    Fischzucht für die Mönche von großer Bedeu-
nahme von 1764-68 noch als „Schåfferey“87        tung, denn die Ordensregeln schrieben den
bezeichnet. Trotz der vermutlich intensiven      Verzicht auf Fleisch vor. Da keine natürlichen
baulichen Veränderungen, stellt sie eines        Seen oder Teiche in der Umgebung von Plasy
der letzten Zeugnis dieses wirtschaftlichen      existierten, aber zahlreiche Fließgewässer das
Schwerpunkts der klösterlichen Wirtschaft dar.   Stiftsland durchziehen, war es nur logisch,
                                                 dass die Mönche durch die Errichtung von
                                                 Stauwerken und die gezielte Umleitung des
4.5. 	Weinbau, Obstgarten, Hopfen,               Wassers ihre eigenen Fischteiche anlegten.
      & weitere Sonderkulturen                   Diese künstlichen Gewässer waren zum Teil
                                                 von erstaunlichen Ausmaßen und prägen die
Aufgrund der klimatischen Verhältnisse mit       Landschaft, in Form von Teichen und Teich-
relativ kühlen Sommertemperaturen, wurde         relikten, bis heute (siehe Abb.13). So wurde
84 Hoensch 1997, S. 56
                                                 1373 bei Mladotice, etwa sieben Kilometer
85    ebd., S. 43
86 Bukačová mdl. 2018                            88 Charvátová 1998, S. 183, 186
87 I. Militärische Aufnahme 1764 - 68            89    vgl. hierzu: Prusik 1809, Abb. 8

                                                                                               33
Teichwirtschaft

		Teich

                     Teichrelikt

                                                                                Kralovice

                                                   Plasy

                                      Třemošná

                              Plzeň

Abb.13 Teiche und Teichrelikte im Gebiet der ehemaligen Grundherrschaft, Seel (2018).

34
nördlich von Plasy, ein rund 100 ha großer                              starker Regenfälle oder der Schneeschmelze
Stausee gebaut. Nach einem verheerenden                                 abgefangen werden, was in der Vergangenheit
Dammbruch im Jahr 1830 ist von dem künst-                               auch für den Mühlenbetrieb von Bedeutung
lichen Gewässer nur eine weitläufige Ebene                              war.
geblieben sowie Fragmente der ursprüngli-                               Häufig sind mehrere Teiche als Ketten mitein-
chen Dammanlage. In unmittelbarer Nähe zum                              ander verbunden, wie zum Beispiel in Bykov90
Kloster war ebenfalls ein Teich angestaut, der                          oder bei Kralovice91, wo jeweils vier Teiche in
aus der Střela gespeist wurde. Dieser ist heute                         unterschiedlichen Abständen zueinander, hin-
nur noch zu einem kleinen Teil erhalten. Weite-                         tereinander geschaltet sind. Einige der künstli-
re Teiche für die Fischzucht finden sich verteilt                       chen Gewässer sind inzwischen trockengefal-
im gesamten Untersuchungsgebiet, vor allem                              len92, andere werden heute als Badegewässer
im Zusammenhang mit den Siedlungen. Ne-                                 genutzt. Diese Teichketten bilden in der
ben ihrer Funktion als Zuchtteiche dienen die                           heutigen Landschaft ein markantes Element,
Wasserbecken bis heute auch der Regulierung                             das für die Gegend charakteristisch ist.
des Wasserstandes. Durch die Retentions-                                90    I. Militärische Aufnahme 1764 – 68
                                                                        91    I. Militärische Aufnahme 1764 – 68
funktion können Hochwasserspitzen in Folge                              92    Territorium Plassii 1729

                                                                                http://digitool.is.cuni.cz:1801/view/action/nmets.do?metsid=808062&op=showView&

Abb.14 Teiche in der Karte des Grenzstriches der Klosterherrschaft aus dem J. 1674, Zilynská; Zilynskyj 1674

                                                                                                                                        35
Waldwirtschaft

		Klosterwald

		Forsthaus

                                                                               Kralovice

                                                  Plasy

                                      Třemošná

                              Plzeň

Abb.15 Klosterwald und historische Forsthäuser im Gebiet der ehemaligen Grundherrschaft, Seel (2018).

36
auch alle anderen Arbeiten selbst durchführen.
4.7. 	Waldwirtschaft                                 Das angestrebte Ziel, die Klosterwirtschaft
                                                     gänzlich ohne fremde Hilfe zu bewältigen,
Waldflächen finden sich, bedingt durch die           überdauerte jedoch nur kurze Zeit, da die Ver-
Topographie, vor allem im Südwesten des              richtung der geistlichen Aufgaben schon einen
Untersuchungsgebietes (siehe Abb.15). Hier           großen Teil des Tages in Anspruch nahm. Aus
ist das Gelände steiler, die Landschaft insge-       diesem Grund wurden Laienbrüder in den
samt bewegter. In den höheren Lagen sind die         Orden aufgenommen. Neben der Bestellung
Böden nährstoffärmer als in den tieferliegen-        der Felder und der Versorgung der Haustiere,
den Ebenen und das Klima ist deutlich rauer.         gehörte auch die Handarbeit in den kloster-
Ackerbau wäre hier kaum möglich gewesen              eigenen Werkstätten zu ihren Aufgaben98.
und so wurden die bestehenden Wälder für             Jedes Zisterzienserkloster verfügte üblicher-
die Waldweide, vor allem aber zur Gewinnung          weise über eine Mühle und ein Backhaus, eine
von Brenn- und Bauholz genutzt. In den Fun-          Brauerei und einen Weinkeller. Manufakturen
damenten des Stiftsgebäudes wurden allein            zur Herstellung von Kleidung und Werkstätten
schon 5100 Eichenpfähle verbaut93. In der            wie eine Schreinerei oder eine Schmiede, um
historischen Karte Territorium Plassii von 1729      einfache Werkzeuge anzufertigen, waren in
ist bereits der „Silva magna“ verzeichnet, was       vielen Klöstern ebenfalls Teil der Abtei99. Bis
soviel bedeutet wie „der große Wald“94.              auf die Mühle und die Brauerei waren in Plasy
Aufgrund der landschaftlichen Situation ist die      solche handwerklichen Betriebe jedoch in die
Waldfläche aus der Klosterzeit bis heute weit-       umliegenden Dörfer ausgelagert. Von ihnen
gehend konstant geblieben und entspricht der         bezog das Kloster die weiterverarbeiteten
Ausdehnung auf der I. Militärische Aufnahme          Produkte100.
von 1764 – 6895.
Für die Mönche war die Waldwirtschaft ein be-        H an d e l un d Ve r ke h r
deutender Teil ihrer autarken Eigenwirtschaft.       Die im Stift hergestellten Waren dienten
Auch heute wird der Forst intensiv bewirt-           zunächst ausschließlich der Eigenversorgung
schaftet. Für die Holzgewinnung werden inzwi-        der Mönche. Als Resultat der erfolgreichen
schen vorwiegend Nadelhölzer angepflanzt.            Wirtschaftsführung entstand jedoch eine Über-
An den klösterlichen Waldbau erinnern zwei           produktion. Überschüssige Waren wurden
historische Forsthäuser nördlich von Plasy und       zunächst gegen andere Güter und Naturalien
im Tiergarten bei Sechutice96.                       getauscht, später aber auch verkauft. Pro-
                                                     dukte aus Plasy fanden guten Absatz, und so
                                                     entwickelte sich, vor allem auf den Märkten in
4.8. 	Gewerbe, Verkehr, Mühlen,                      Pilsen101, ein reger Handel mit den weltlichen
      Bergbau & Ziegeleien                           Bürgern, der den Ordensidealen eigentlich
                                                     entgegenstand.
                                                     Im 16. Jahrhundert wurde mit dem Bau der
Werkstätten                                          klostereigenen Brauerei 1558 die Bierprodukti-
Für die Mönche war ihre Autarkie eines der           on als weiterer wichtiger Wirtschaftszweig aus-
wichtigsten Ordensideale97. Daher mussten sie        gebaut. Weinherstellung spielte dagegen eine
neben den täglichen Chorgebeten eigentlich           untergeordnete Rolle. Das Klosterbier wurde
93    Řehák et al. 2015, S. 90-91
94    vgl. hierzu: Territorium Plassii 1729          98    ebd., S. 54, 67
95 vgl. hierzu: I. Militärische Aufnahme 1764 – 68   99    ebd., S.67
96     I. Militärische Aufnahme 1764 – 68            100 Ranochová ohne Datum
97 Sydow 1989, S. 54                                 101 Charvátová 1998, S. 188-190

                                                                                                 37
Gewerbe und Verkehr

		Mühlen
		historischer Mühlenstandort
		Mühlengraben
		Alaunabbau
		Steinbruch
		Klosterbrauerei
		Herberge / Wirtshaus
		historischer Handelsweg
  historischer Brückenstandort

                                                                                     Kralovice

                                                  Plasy       Plasy

                                          Třemošná

                                         Plzeň

Abb.16 historische Kulturlandschaftselemente aus dem Bereich Gewerbe und Verkehr im Gebiet der ehemaligen Grundherrschaft, Seel (2018).

38
im Klostergasthof in Kralovice ausgeschenkt.      sich im breiten Tal der Berounka meist als vom
Aber auch andere vom Stift produzierte Waren      Hauptstrom abgezweigter künstlicher Gra-
wurden hier zum Verkauf angeboten102. Eine        ben der an der Mühle vorbeiführt und danach
weitere Gaststätte in Klosterbesitz war das       wieder zum Fluß geleitet wird. In den schma-
Gasthaus Na Dyškánce in Hadačka. Die Her-         leren Seitentälern liegen die Mühlen meist
berge war eine wichtige Raststation auf der       direkt am Rand des bestehenden Fließgewäs-
Strecken von Pilsen in Richtung Norden nach       sers, welches immer oberhalb der Mühle zu
Prag oder Eger103. Diese historische Handels-     einem Teich angestaut wurde. Wie im Falle
route führte östlich von Plasy über die Brücke    der Podměstský Mühle bei Kralovice, wurden
von Nebřeziny. Diese Brücke war neben der         die Mühlen meist vom Kloster an den Müller
Brücke in Plasy der einzig ganzjährig pas-        verpachtet und später verkauft106.
sierbare Übergang über die Střela104 und war
somit ein wichtiger Verkehrsknoten- und Kont-     Steinabbau
rollpunkt innerhalb des Klostergebietes105. Die   Steinabbau spielte vor allem in der Bauzeit
heutige Verkehrsführung der Hauptstraße von       des Klosters eine Rolle. Nahe Potvorov, etwa
Pilsen über Plasy wurde erst unter Metternich     10 Kilometer nördlich von Plasy, gibt es einen
im 19. Jahrhundert ausgebaut und hatte bis zu     ehemaligen Steinbruch, der noch bis ins 19.
dieser Zeit nur lokale Bedeutung.                 Jahrhundert in Betrieb war. Vermutlich wurden
                                                  von hier die rötlichen Sandsteine entnommen,
Mühlen                                            die bei den Baumaßnahmen im Rahmen der
Entlang der Fließgewässer errichteten die Zis-    Neugestaltung der Klosteranlage im 17. Jahr-
terzienser zahlreiche Mühlen. Sie finden sich     hundert verwendet wurden. Die gleiche Sand-
noch überall entlang der Fließgewässer und        steinart findet sich auch in etlichen Bauwerke
sind großenteils noch in sehr gutem Zustand,      und Heiligenstatuen auf dem Klostergebiet
wenn sie auch nicht mehr als Mühle in Betrieb     und ist prägend für die Klosterlandschaft von
sind. Meist wurden sie zu Wohngebäuden            Plasy.
umgenutzt. Die Mühlen trugen meist die Fa-
miliennamen der darin wirtschaftenden Müller,     Ziegeleien
weshalb sie auch des öfteren den Namen            Aufgrund der reichen Vorkommen an Tonen
wechselten. Bei den meisten Mühlen handelte       war auch die Ziegelherstellung während der
es sich um Kornmühlen, da der Schwerpunkt         Bauphasen immer ein wichtiger Produktions-
der Klosterwirtschaft auf dem Getreideanbau       schritt. Ziegeleinen existierten jedoch meist
lag. Aber auch Walkmühlen und Sägemüh-            temporär, v.a. im Sommer, und wurden nach
len für die Weiterverarbeitung von Wolle und      den Baumaßnahmen wieder abgebaut107.
Holz gehörten zum Klosterbesitz. Nicht selten     An einigen Orten weisen noch Flurnamen
waren die Mühlen auch mehrgängig, erfüllten       auf die ehemaligen Standorte der Ziegeleien
also mehrere Funktionen gleichzeitig. Die         hin108.  Um den wertvollen Naturstein nicht zu
Mühlenkomplexe sind heute noch fast aus-          verschwenden, wurde dieser beim Bau von
nahmslos in ihrer ursprünglichen Situation        Gebäuden mit dem leichter zu beschaffen-
erhalten, in den meisten Fällen ist also auch     den Ziegel ergänzt. So entstanden die typi-
noch der Mühlgraben erhalten. Dieser zeigt        schen Mischmauerwerke, die auch unter der
102 Bukačová mdl. 2018                            bröckelnden Fassade des Klosters sichtbar
103 Vereinigung der Städte mit hussitischer
          Geschichte und Tradition,
                                                  werden.
          zuletzt geprüft am 04.03.2018.          106    Sklenář 1997, S.113-115
104    vgl. Müllersche Landkarte Böhmens 1720     107 Bukačová mdl. 2018
105    vgl. Schaller 1788, S. 218                 108 Bukačová mdl. 2018

                                                                                              39
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