Baukulturelle Allgemeinbildung - Book of Abstracts - Perspektiven der Vermittlung - Archijeunes
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1 Baukulturelle Allgemeinbildung Perspektiven der Vermittlung Book of Abstracts
Inhaltsverzeichnis 3 Vorwort5 Thomas Schregenberger ReferentInnen Kathrin Siebert 6 Elemente einer baukulturellen Allgemeinbildung Noëlle von Wyl 8 Kinder erkunden die lokale Baukultur Cornelia Faisst 10 Pro Bono: Verantwortung gestalten Barbara Feller 12 Stärkung von baukultureller Bildung. Zur aktuellen Situation in Österreich Marion Starzacher 14 Verankerung von baukultureller Bildung in den (Hochschul-)Alltag Monika Abendstein 16 «bilding» – ein experimenteller Freiraum – entworfen und gebaut von jungen Menschen für junge Menschen Monika Abendstein, Barbara Feller, Marion Starzacher 18 «get involved» Baukulturelle Bildung für junge Menschen im Rahmen der Architekturbiennale in Venedig Angela Million 20 Bildungsorte und Lernwelten der Baukultur Päivi Kataikko-Grigoleit 22 Jugend Architektur Stadt. Handbuch der baukulturellen Bildung Turit Fröbe 24 Von Finnland lernen
Inhaltsverzeichnis 4 Vorwort 5 Das letzte internationale Netz- Nachhaltigkeit auch Architektur, Vermittelnde «Langer Tisch baukulturelle Bildung Schweiz» 27 werktreffen im Januar 2019 im Architekturgeschichte, Archi- österreichischen Dornbirn tekturtheorie, Denkmalpflege und Ballenberg – Freilichtmuseum der Schweiz 28 hat neben den Gemeinsamkeiten Städtebau prominent vertreten. Chantier Ouvert 28 auch Unterschiede im Umgang Während wir von Archijeunes uns CREACUMÜN 29 mit baukultureller Bildung gezeigt. über das «Was» in der baukul- drumrum Raumschule 29 Unterschiede, die mich seither turellen Bildung Gedanken mach- Heimatschutzzentrum Villa Patumbah 30 immer auch wieder beschäftigt ten, haben sich unsere Mitstreiten- i2a – istituto internazionale di architettura 30 haben. Ich sprach damals über den aus Österreich, Deutschland Kindermuseum Creaviva 31 eine bevorstehende Volksabstim- und der Schweiz vor allem mit dem Konferenz Bildschulen Schweiz 31 mung zur sogenannten «Zer- «Wie» beschäftigt, mit den Fragen K’Werk Bildschule bis 16 – Schule für Gestaltung Basel 32 siedlungsinitiative» der Grünen, der Vermittlung. Wie wir Baukultur K’werk Zug 32 die eine Begrenzung von Bauland an Kinder und Jugendliche ver- LABforKids 33 forderte. An Hand dieses – in mitteln, das wird auch in Zukunft S AM – Schweizerisches Architekturmuseum 33 der Schweiz durchaus üblichen – ein zentrales Thema bleiben, SCHARF – Schaffhauser Architektur Forum 34 politischen Vorgangs konnte sich darüber auch international Universität Liechtenstein 34 schlüssig gezeigt werden, weshalb auszutauschen ist deswegen von Ville en tête 35 baukulturelle Bildung gesellschaft- grosser Bedeutung. ZAZ Bellerive | Zentrum Architektur Zürich 35 lich so wichtig ist. Denn es ging Zeughaus Teufen – BÜRO FÜR BAUKULTUR 36 bei der Volksabstimmung ja nicht Wir freuen uns, Ihnen mit diesem Ziegelei Museum 36 nur um den Schutz der Landschaft, kleinen Büchlein eine Übersicht sondern auch um dessen Folgen, über die hier gehaltenen Referate Archijeunes37 die Verdichtung nach Innen und geben zu können, in der Hoffnung, den geplatzten Traum vom Ein- dass sie Ihnen nachhaltig in Impressum 38 familienhaus. Damals sah ich gera- Erinnerung bleiben. de deshalb baukulturelle Bildung vor allem als politische Bildung und Thomas Schregenberger als Bildung für eine nachhaltige Präsident Archijeunes Entwicklung. Die «allgemeinbilden- de» Diskussion über gute Archi- tektur oder räumliche Qualitäten dagegen fand ich schwierig, obwohl oder vielleicht auch des- wegen, weil ich als Architekt und Hochschullehrer gewohnt bin, genau über diese Qualitäten zu sprechen und nachzudenken. In den zwei Jahren seit unserem Treffen in Dornbirn hat Archijeunes versucht, mit dem Buch «Elemente einer baukulturellen Allgemeinbil- dung» eine Übersicht zu gewinnen über all die Elemente, welche zur baukulturellen Allgemeinbildung gehören. Und natürlich sind da ne- ben der Raumplanung, der Soziolo- gie, dem Verkehr und Fragen der
Schweiz 6 7 Initiativen zur Klärung der notwen- Kathrin Siebert digen fachlichen und pädagogi- schen Grundlagen (Studie «Bau- Elemente einer baukulturellen kulturelle Bildung an Schweizer Schulen»), Teilnahme am Diskurs Allgemeinbildung über bildungs- und kulturpolitische Ressourcen (Agenda, Newsletter, Netzwerk), Öffentlichkeitsarbeit für ein breites Verständnis des Begriffs Baukultur (Kolloquium, Publikation «Elemente einer baukulturellen Obwohl die gebaute Umwelt für die Mit unserem Buch «Elemente einer Allgemeinbildung», Podiumsdiskus- Gesellschaft anerkanntermassen baukulturellen Allgemeinbildung» sionen), Vernetzung der Ver- von grosser Relevanz ist, existiert geben wir einen Einblick in das weite mittelnden (Initiierung des «Langen im Bereich der baukulturellen Feld der Baukultur – für Lehr- Tisch baukulturelle Bildung Bildung oft noch ein «blinder Fleck»: personen, ExpertInnen oder Laien. Schweiz»). Es fehlt an ausreichenden Lern- Eine grundlegende Absicht des und Partizipationsgelegenheiten. Buches ist es, die abstrakten Kon- Unter diesen Umständen kann zepte der Baukultur zu veran- die gesellschaftliche Verantwor- schaulichen und zum Leben zu er- tung für Baukultur, welche zu- wecken. Dabei wird vor Augen ge- nehmend ausschlaggebend ist für führt, wie vielschichtig und span- die Qualität unserer Lebensräume, nend Baukultur ist. Erstmals kaum wahrgenommen werden. wird hier Grundwissen über die ein- Baukultur entsteht in einer komple- zelnen Disziplinen in einem Band xen Interaktion verschiedenster gesammelt und kompakt zur AkteurInnen und erfordert die kom- Verfügung gestellt. ExpertInnen er- petente Teilhabe aller Beteiligten, klären jeweils ihre Disziplin im seien es Kinder und Jugendliche Rahmen der Baukultur beispielhaft oder mündige BürgerInnen. und nahbar, ob dies nun die Raumplanung, die Gebäudetechnik Wer Baukultur aktiv mitgestalten oder die Soziologie ist. Der Zu- möchte, braucht dafür Grundlagen: sammenhang zwischen den einzel- Gemeinsames Wissen, eine nen Fachdisziplinen wird in der differenzierte Sprache und geklärte Gesamtlektüre sichtbar. So kann Begriffe. Um konkrete Qualitäten auch ein Diskurs zwischen den für den (eigenen) Lebensraum zu Disziplinen eröffnet werden. erkennen und einfordern zu können, sind umfassende Kenntnis- Ziel von Archijeunes ist die Veran- se über die Eigenheiten und kerung der baukulturellen Bildung Dr. Kathrin Siebert Dynamiken der Planungs- und Bau- im schweizerischen Bildungs- prozesse nötig. Ein systematischer curriculum. Dieses Ziel wird auf Kathrin Siebert ist seit 2018 Geschäftsführerin von Archijeunes. Nach ihrem Archi- Wissensaufbau über die gebaute verschiedenen Ebenen verfolgt: tekturstudium in Erfurt arbeitete sie als Architektin in Rotterdam und Delft. Anschlies- Umwelt, der schon in der Schulzeit qualitativ hochstehende, stufenge- send absolvierte sie das MAS in Architekturgeschichte und Architekturtheorie an beginnt – sei es in der formellen rechte baukulturelle Bildung fördern der ETH Zürich, studierte Kunstgeschichte und Sozialgeschichte an der Universität oder informellen Bildung – und sich (Unterrichtseinheiten), neue Tools Zürich und hat an der ETH Zürich promoviert. Sie arbeitete als wissenschaftliche dann idealerweise lebenslang entwickeln (Online-Bibliothek), Volontärin an der Graphischen Sammlung und als Forschungs- und Lehrassistentin so- wie Dozentin am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) an der fortsetzt, ist die Basis für eine fun- baukulturelle Bildung an Pädagogi- ETH Zürich. Sie leitete Lehrveranstaltungen und Forschungsprojekte, konnte Buch- und dierte Auseinandersetzung mit schen Hochschulen initiieren Ausstellungsprojekte verwirklichen und ist Autorin von verschiedenen Fachartikeln. der Baukultur. und unterstützen (Projekt «Brenn- Derzeit erarbeitet sie im Auftrag der ETH Zürich einen Vorschlag für ein CAS/DAS punkt baukulturelle Bildung PH»), Baukulturelle Bildung.
Schweiz 8 9 Noëlle von Wyl Kinder erkunden die lokale Baukultur Häuser, Plätze, Gärten, Wege und Phänomene wie etwa Farbe und Strassen: Die gebaute Umwelt Form, Material und Oberfläche, gehört zum alltäglichen Erfahrungs- Massstab und Dimension oder bereich von Kindern und Jugendli- Licht und Schatten aufgezeigt. Die chen. Die Schule fördert die Wahrnehmung und Erkundung kulturelle Teilhabe, indem sie Schü- der örtlichen Baukultur, das Sammeln lerInnen für Baukultur begeistert von Fundstücken und die Ver- und mit ihnen Grundlagen mittlung von Orientierungs- und zur Erfahrung von Architektur und Verfahrenswissen sowie die Raum erarbeitet. Verarbeitung der Eindrücke über Entwürfe und Modelle, führen Die Publikation «Kinder erkunden SchülerInnen zur Realisierung von die lokale Baukultur» dokumentiert, gestalterischen Kreationen, die in wie baukulturelle Bildung in den der Gruppe diskutiert werden öffentlichen Schulen der Schweiz und bei Kindern und Jugendlichen kompetenzorientiert vermittelt Anreize für weitergehende parti- werden kann. LehrerInnen wird ein zipative Prozesse in der eigenen Unterrichtskonzept mit erprobten Wohnumgebung bilden können. Praxisbeispielen für einen fächer- übergreifenden Unterricht zur An der Evaluation der Unterrichts- Verfügung gestellt. Mit dem Lehr- beispiele beteiligten sich zwanzig mittel für den 1. bis 3. Schulzyklus Lehrpersonen mit ihren SchülerIn- reagieren die Autorinnen Noëlle nen aus den Kantonen Schwyz, Uri, von Wyl, Lea Weniger und Barbara Zug und Zürich. Entstanden ist Windholz auf eine Bedarfsanalyse ein Lehrmittel zur Vermittlung von des Schweizerischen Bundesamts Baukultur für den Einsatz in den für Kultur BAK, das einen Mangel Fachbereichen des Technischen und an geeigneten «Lehrmitteln und Bildnerischen Gestaltens mit Unterrichtsmaterialien» festgestellt interdisziplinären Bezügen zur The- hat. LehrerInnen vermissten bis matik Raum und Umwelt des anhin ein Spektrum von Begriffs- Fachbereichs Natur-Mensch-Ge- und Inhaltsangaben zum Thema sellschaft. Das Projekt der Pädago- Dr. Noëlle von Wyl Baukultur sowie didaktische Unter- gischen Hochschule Schwyz richtstrukturen für die Vermittlung PHSZ wurde im Rahmen der Initia- Noëlle von Wyl ist Dozentin an der Pädagogischen Hochschule Schwyz. Sie lehrt im von baukulturellem Wissen und tive «Kulturerbe für alle» (2018) Fach Bildnerisches Gestalten und ist im Bereich Forschung & Entwicklung tätig. Sie ist Können. durchgeführt. Es erfolgt in diplomierte Lehrerin und Designerin und hat Praxiserfahrung in beiden Fachbereichen. Nach dem Master of Arts in Design an der Fachhochschule Nordwestschweiz war sie Kooperation mit der Bildschule dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig, leitete ein Forschungsprojekt und Entlang von acht Doppelthemen K’werk Zug und wurde unterstützt promovierte an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig HBK in Designwis- werden Methoden zur differenzier- vom Schweizerischen Bundesamt senschaft. Ihr Forschungsinteresse gilt der Umweltgestaltung und ästhetischen ten Wahrnehmung baukultureller für Kultur BAK. Bildung von Kindern und Jugendlichen.
Liechtenstein 10 11 regionales und internationales Cornelia Faisst unterstützendes Ökosystem basierend auf Vertrauen und ge- Pro Bono: Verantwortung gestalten genseitigem Verständnis auf- zubauen, um eine breitere Wirkung und Reichweite innovativer und nachhaltiger Projekte zu erzielen. Gleichzeitig ermöglichen diese Projekte einen Wissenstransfer raus aus der Universität in Richtung Praxis und umgekehrt von der In den Curricula europäischer Gemeinsam mit PartnerInnen aus Praxis in Richtung Universität. Die- Architekturschulen spielen Fragen der Praxis setzen sie diese um ser ermöglicht die Umsetzung der sozialen und ökologischen und tragen zur nachhaltigen sinnstiftender Projekte mit einem Verantwortung im regionalen, aber Entwicklung in regionalen und verstärkten «Social Impact». auch im internationalen Kontext internationalen Kontexten bei. Im eine zunehmend zentrale Rolle. Modul erwerben die Studierenden Seit Einführung des Moduls im Nicht zuletzt auch, um der nächs- Fähigkeiten, die weit über das Herbst 2019 wurden mehr als ten Generation Greta einen reine Architekturstudium hinausge- 45 Projektideen im Team aber auch Entfaltungs- und Umsetzungsraum hen: sie übernehmen Führungs- von einzelnen Studierenden initi- für ihre Ideen zu bieten. Das verantwortung und arbeiten in co- iert. Diese betreffen Liechtenstein Institut für Architektur und Raum- kreativen Settings mit PartnerInnen und die angrenzenden Ländern entwicklung versteht sich hier aus anderen Bereichen. Gleich- aber auch Südamerika, Afrika und als einen Raum zur persönlichen zeitig lernen sie das selbstständige Asien. Wie zum Bespiel die Entfaltung und Begegnung der Management und die Evaluation Projekte «Re:post», ein Upcycling- Studierenden, als einen Ort kriti- von Projekten und Strategien Workshop oder das Leerstandsfes- schen und kreativen Denkens der Kommunikation mit unterschied- tival «Instandsetzung!». und Werkens. Das Ziel ist es selbst- lichen StakeholderInnen. Sie ständige und teamfähige Archi- werden somit auf zukünftige (Koordinationsteam, MentorInnen tekt*innen auszubilden, welche aus Führungsaufgaben mit gesellschaft- im Modul Pro Bono: Cornelia Eigeninitiative eine zukunfts- lichem Mehrwert vorbereitet Faisst, Daniel Haselsberger MSc fähige Gesellschaft und Umwelt und in ihrer Persönlichkeitsbildung Arch und Dr. Clarissa Rhomberg, (mit) gestalten. Teil des Archi- gefördert. Institut für Architektur und tekturstudiums ist das Modul Pro Raumentwicklung, Universität Bono, in welchem die Aktivitäten In den Pro Bono-Projekten ver- Liechtenstein) des Instituts gebündelt werden, um suchen junge engagierte Studie- einen Beitrag zur Umsetzung rende gemeinsam mit anderen der UNO-Agenda 2030 für nach- Menschen, den Herausforderungen haltige Entwicklung mit ihren unserer Zeit lösungs- und team- 17 Nachhaltigkeitszielen – Sustai- orientiert zu begegnen, um die Welt nable Development Goals sozial und ökologisch nachhaltiger (SDGs) zu leisten. zu gestalten. Das Verständnis BM Mag. arch. Cornelia Faisst von sozialem und nachhaltigem Durch das Pro Bono-Projekt Mehrwert in der Gesellschaft soll Cornelia Faisst ist Dozentin am Institut für Architektur und Raumentwicklung an der bringen sich die Studierenden der Studierende befähigen Projekte Universität Liechtenstein und seit September 2021 Co-Studienleiterin Bachelor Archi- Architektur aktiv mit ihren Fähig- zu initiieren, zu tragen und zu tektur am Institut für Architektur und Raumentwicklung, wo sie zusammen mit Daniel keiten in der Gestaltung und leben. Die Förderung von kollabora- Haselsberger und Clarissa Rhomberg das Modul «Pro Bono» entwickelte und leitet. Sie ist Architektin, Baumeisterin, Kuratorin, Hochschuldozentin und leitet das von der EU Verbesserung von Umwelt und Ge- tivem Arbeiten und intersektoralen geförderte Erasmus+ Projekt «Social and Environmental Impact Academy 2020 bis sellschaft ein. Dabei initiieren Partnerschaften ist zentraler 2023» mit der Bergen School of Architektur, Norwegen, der Hasselt University, Belgien sie Projekte zum Wohle der Gesell- Bestandteil des Moduls. In diesem und der Royal Danish Academy of Fine Arts, Dänemark. Sie wurde mehrfach ausge- schaft mit sozialer Wirkung. Sinne ist es essenziell, ein zeichnet, unter anderem erhielt sie 2018 den Liechtensteiner Forschungspreis.
Österreich 12 13 Barbara Feller Stärkung von baukultureller Bildung. Zur aktuellen Situation in Österreich In vielen Dokumenten und Diskus- «Architektur und Bildung: sionen wird baukulturelle Bildung Leben Lernen Raum» oder bemer- als ein ganz zentraler Baustein kenswerte lokale Initiativen auf dem Weg zu einer besseren von bink-PartnerInnen. Zudem wird Baukultur angesprochen. Die Reali- über eine im Frühjahr 2021 statt- tät in der Baukulturvermittlung gefundene Online-Umfrage berich- hinkt diesen schönen Worten leider tet, mit der unterschiedliche hinterher. Facetten des Themas erhoben wur- den: gefragt wurde dabei nach Der Beitrag startet mit einem den wesentlichen Zielgruppen eben- Einblick ins Thema und Blitzlich- so wie den drängendsten Inhalten tern auf aktuelle Herausforderun- und wichtigsten AkteurInnen gen, wie Bodenversiegelung, der baukulturellen Bildung. Neben die Verödung von Stadt- und Orts- Kindern und Jugendlichen sowie kernen, die Kommerzialisierung ihren PädagogInnen wurden dabei des öffentlichen Raums oder insbesondere MitarbeiterInnen den Umweltaspekten von Bauen von Politik und Verwaltung, die auf und Verkehr, aber auch dem unterschiedlichen Ebenen für Recht auf Kreativität und Schön- Baukultur zuständig sind, als wich- heit. tige MultiplikatorInnen genannt. Vertieft wurde das Thema bei einer Um sich an den Debatten zu diesen Veranstaltung im Sommer, bei Themen beteiligen zu können der sich führende PolitikerInnen und damit Baukultur besser wird, auf Ebene des Bundes sowie müssen sich möglichst viele in von Bundesländern dazu äusser- die Gestaltung ihrer Umwelt ein- ten. Es wird zu sehen sein, ob diese bringen. Dafür braucht es erstens Bemühungen Früchte tragen. grundlegende Kompetenzen bei jenen, die sich beteiligen wol- Der Beitrag versteht sich als Dr. Barbara Feller len, zweitens Möglichkeiten, Input, um im Kreis der ExpertInnen Barbara Feller ist Geschäftsführerin der Architekturstiftung Österreich und Obfrau von diese Kompetenzen zu erwerben, in den Dialog zu treten, und ge- bink Initiative Baukulturvermittlung für junge Menschen. Sie studierte Geschichte, und drittens Forschung, um meinsam Strategien zu entwickeln, Philosophie und Pädagogik an der Universität Wien und ist seit 1988 als Kulturwissen- entsprechendes neues Wissen wie baukulturelle Bildung in schaftlerin tätig. Seit 2001 betreut sie den Bereich Architektur beim Österreichischen aufzubauen. Zukunft bestmöglich weiter entwi- Austauschdienst OeAD (vormals KulturKontakt Austria). Von 2003 bis 2009 war ckelt werden kann. sie Sprecherin der Plattform für Architekturpolitik und Baukultur (zusammen mit Volker Der Beitrag gibt einen Einblick in Dienst und Roland Gruber). Von 2008 bis 2013 war sie Mitglied im Beirat für Architektur und Design des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur. Seit 2013 ist aktuelle Entwicklungen in sie Mitglied im Beirat für Baukultur des Bundeskanzleramtes. Ihre Arbeitsschwerpunkte Österreich: vorgestellt werden Pro- umfassen Architektur, Stadt und Leben im 20. und 21. Jahrhundert sowie Architektur- jekte, wie etwa die österreich- und Baukulturvermittlung für junge Menschen. Sie ist Autorin zahlreicher Publikationen weiten Architekturtage zum Thema und Beiträge.
Österreich 14 15 Infrastukturkonzepte, Lernumge- Wie und wo findet baukulturelle Marion Starzacher bungen der Zukunft, in denen digitale wie analoge Formate be- Bildung statt? Hier sei auf die Bildungseinrichtungen verwiesen, Verankerung von baukultureller rücksichtigt werden, sind wesen- tliche Fragen der Baukultur, sowie die in unterschiedlichen Formen nebeneinander koexistieren: Bildung in den (Hochschul-)Alltag die Frage nach der Partizipation Schulen, Hochschulen, Universitä- oder der Teilhabe bei der Gestal- ten, Museen und Galerien, freie tung. Bildungsräume und Ateliers, Verei- ne und Initiativen. Allen ist Die gebaute Umwelt bildet den gemeinsam, dass sie Baukultur ver- Handlungsraum, in dem die baukul- mitteln. Seit dem Jahr 2004 läuft in Öster- Dabei gilt es zum einen, sich mit turelle Bildung eingeschrieben reich ein Prozess zur Stärkung den Zukunftsfragen der Baukultur ist und sie bildet den Lebensraum, Für die Implementierung der der Architekturpolitik und Baukul- zu befassen. Zum anderen stellt der von unterschiedlichen baukulturellen Bildung in den tur. Im Zuge dessen wurde im sich die Frage, wie die Ziele, die in AkteurInnen gestaltet, bewohnt (Hochschul-)Alltag soll ein Rahmen Jahr 2005 eine Entschliessung im den Baukulturreporten, die alle und geprägt wird. Gesellschaftspo- entwickelt werden, innerhalb Nationalrat einstimmig verabschie- fünf Jahre neu aufgelegt werden, litische wie umweltkritische dessen die zentralen Ziele der bau- det und im Jahr 2017 die baukul- durch geeignete Massnahmen er- Inhalte sind Teile der baukulturellen kulturellen Bildung laut Ziel- turellen Leitlinien des Bundes vom reicht werden können. Die Bildung, bei der es unter anderem und Leistungsplan vermittelt und Ministerrat verabschiedet. österreichische Politik knüpft damit auch darum geht, Kindern und von den Lernenden gemeinsam Bemerkenswert an der Formulie- an Themen an, die in anderen Jugendlichen eine Stimme zu ge- erarbeitet werden. Die Umsetzung rung der Leitlinien sind die Ländern bereits auf Gesetzesebe- ben, damit sie ihre Wünsche, an der Hochschule ist einerseits Bandbreite und die Facetten, die ne gehoben worden sind. Ex- Bedürfnisse und Kritik selbst und in Aus-, Fort- und Weiterbildung darin berücksichtigt worden plizite Architekturgesetze gibt es in eigenständig kommunizieren und andererseits durch das sind: Es geht um die Ausführenden, Frankreich, in anderen europäi- und keine Übersetzung durch Er- Einsetzen eines Beirates für Nach- die Autoritäten, die Umwelt – schen Ländern wie Dänemark oder wachsene benötigen. haltigkeit an der Hochschule es werden ökologische, ökonomi- Finnland sind Leitbilder zur sowie durch verschiedene Projekte sche und ästhetische Gesichts- Architektur formuliert worden. geplant. punkte kurz und prägnant zusam- Österreich befindet sich nun nach mengefasst und ein Bekenntnis zur langen Jahren des Nachdenkens Baukultur samt Regularien und in der Phase, wie und wo Baukultur Massnahmen formuliert. verankert werden kann. Eine dieser Möglichkeiten ist die baukul- Im Jahr 2017 ist der «Dritte Öster- turelle Bildung, die idealerweise reichische Baukulturreport» in der Ausbildung ab der Elemen- erschienen, der in fünf Leitgedan- tarstufe bis hin zur tertiären ken wesentliche Ziele der Bau- Aus-, Fort- und Weiterbildung ver- kulturpolitik formuliert: Der erste ankert werden soll. Leitgedanke «Bewusstsein für Baukultur entwickeln und geeigne- Baukulturelle Bildung wirkt als te Strukturen finden» zielt auf Querschnittsmaterie, die neben der Prof. Dr. Marion Starzacher die Stärkung des Bewusstseins für Nachhaltigkeit, der Umwelt, die Bedeutung zeitgenössischer dem Klima oder der digitalen wie Marion Starzacher ist Architektin und Professorin für Technik und Design an der Pädagogischen Hochschule Steiermark, Dozentin der Technischen Universität Graz und Architektur und Baukultur. An auch wirtschaftlichen Bildung der Karl Franzens Universität Graz. Ausserdem engagiert sie sich im ausserschulischen diesen will die Pädagogische in sämtlichen Lehrplänen verankert Vermittlungsfeld, in der KinderUni, in unterschiedlichen Gremien und Netzwerken. Hochschule Steiermark, im profil- werden muss. Sie ist ein wesentli- Ihre Forschungs- und Lehrschwerpunkte liegen in den Bereichen Architektur und Bau- gebenden Schwerpunkt Bildung cher Teil der Bewusstseinsbildung, kultur, ästhetische und technische Bildung und in der Verbindung von Kunst und für Nachhaltige Entwicklung, wie es im strategischen Leitge- Technik (STEAM). In Kooperationen mit PartnerInnen aus Industrie, Wirtschaft und formuliert im Ziel- und Leistungs- danken 1 beschrieben ist. Nachhal- Kunst entwickelt sie gemeinsame Projekte mit Schulen, Kindern und Jugendlichen wie u.a. Let`s do Technik, und das Projekt «Praxishandbuch Technik. Design. Werken plan der Hochschule, andocken. tige Siedlungsentwicklung, wachsen». Sie gründete 2013 die Architekturinitiative ARCHelmoma und ist seit 2015 öffentlicher Raum, Mobilitäts- und Mitglied in der Initiative bink Baukulturvermittlung für junge Menschen.
Österreich 16 17 Monika Abendstein «bilding» – ein experimenteller Freiraum – entworfen und gebaut von jungen Menschen für junge Menschen «bilding» ist als Kunst- und prinzip – learning by practicing – Architekturschule für Kinder und im Beobachten, sich Austauschen Jugendliche österreichweit wie und experimentellen Gestalten. international ein Prototyp. Junge Ort, Zeit, Material, KünstlerInnen Menschen von 4 bis 19 Jahren und ArchitektInnen, das Experi- können hier in kostenlosen Pro- ment und partnerschaftliches, pro- grammen, begleitet von KünstlerIn- zessorientiertes Schaffen bilden nen, ihre kreativen Fähigkeiten die wesentlichen Eckpfeiler entdecken und weiterentwickeln. von bilding. Das «bild» zum «ding» Das Spektrum reicht von den oder umgekehrt, beschreibt Sparten Malerei, Bildhauerei über den Weg zur Bildung. «be»greifen, Architektur bis Design, Grafik- um zu verstehen und gestalten, design, Fotografie, Film und Neue um verstanden zu werden – bestim- Medien. men das gemeinsame Arbeiten in den Werkstätten. «bild» und «ding», das eine nicht ohne das andere – «bilding» «bilding» war und ist zuallererst ein versteht sich als Freiraum zur Statement für die Unverzichtbar- Erforschung von visuellen, bilden- keit der freien kreativen Entfaltung den und angewandten Künsten von Kindern und Jugendlichen. mit und für Kinder und Jugendliche. Dies zeigt sich auch in seiner Archi- Der Name «bilding» steht für ein tektur. Als experimentelles Werk- offenes Bild oder Kunstwerk, das stättengebäude von Studierenden Architektur, Kunst, Bildung der Architektur an der Universität und im-Prozess-sein miteinander Innsbruck entworfen und gebaut, verbindet. Erstmals wird mit stellt es einen Ort der Veränderung diesem Konzept auch die viel- dar, welcher Bildung als im-Pro- schichtige Verbindung von Kunst zess-sein versteht, zur Mitgestal- und Architektur thematisiert tung einlädt und dem kreativen Mag. arch. Monika Abendstein und damit ein wichtiger Beitrag zur Potenzial der Jugend mit einem Monika Abendstein leitet die Kunst- und Architekturschule «bilding» in Innsbruck, die kreativen Gestaltung unseres Freiraum adäquat antwortet. sie im Jahr 2013 gegründet hat. Nach ihrem Studium der Architektur an der TU Lebensraums geleistet. Ziel von Innsbruck, der Akademie der Bildenden Künste Wien und der Polytechnic University «bilding» ist es, Fantasie und Der Beitrag gibt einen Einblick in José Antonio Echeverría Havanna, Kuba ist Monika Abendstein seit 1996 freischaffend Ausdrucksmöglichkeiten von jun- die bauliche und inhaltliche Genese in Architektur und Kunst tätig. Von 2006 bis 2013 war sie engagiert in der Architektur- gen Menschen zu fördern und von «bilding», einer temporär vermittlung im aut Architektur und Tirol. Im Jahr 2009 gründete sie die KUNSCHTschu- ihre Gestaltungskompetenzen zu erdachten und nunmehr dauerhaf- le für Kinder und Jugendliche, deren Leitung sie bis 2015 innehatte. Sie ist ein Gründungsmitglied von bink Initiative Baukulturvermittlung für junge Menschen. Aus- stärken sowie für Kunst und ten, aber nicht weniger visionären, serdem ist sie Mitglied bei ArchiPäd Netzwerk Architektur und Pädagogik. Sie ist Architektur zu sensibilisieren. baukulturellen Einrichtung Autorin zahlreicher Publikationen, sowie von Architektur- und Baukulturvermittlungs- Das Vermittlungskonzept von «bil- innerhalb der ausserschulischen programmen im schulischen und ausserschulischen Kontext. Ebenso begleitet sie ding» basiert auf dem Werkstätten- Bildungslandschaft in Österreich. Partizipationsprojekte als Teil von Stadtteilentwicklungsprozessen.
Österreich 18 19 widmen, welche Voraussetzungen Monika Abendstein, Barbara Feller, für eine erfolgreiche baukulturelle Bildung notwendig sind. In Vor- Marion Starzacher trägen und Diskussionen, sowie beim gemeinsamen praktischen «get involved» Baukulturelle Bildung Tun, soll bewusst werden, dass für junge Menschen im Rahmen Baukultur eines vielfältigen Zusam- menspiels von Nutzenden, der Architekturbiennale in Venedig Planenden sowie politisch und ad- ministrativ Verantwortlichen bedarf – um eine zukunftsfähige Als Plattform für den internationa- von Zeitungspapier und erprobten Lebenswelt für alle zu schaffen. len Austausch startete die dessen technische und räumliche österreichische Initiative bink Bau- Qualitäten, untersuchten sein www.bink.at/get-involved kulturvermittlung für junge Potenzial vom Kommunikationsmit- Menschen im Jahr 2012 mit dem tel hin zum Konstruktionsmittel Anspruch, die baukulturelle und entdeckten dabei Fundamen- Bildung zum wichtigen Bestandteil tales in der Architektur. innerhalb der aktuellen, weltweiten Architekturdiskussion zu machen. Im Jahr 2016 lag der Fokus auf Im Austausch von Erfahrungen, dem öffentlichen Raum als Methoden, Entwicklungen Bildungsraum. Das Motto der da- und praktischen Beispielen wurde maligen Biennale «reporting gezeigt, welche spannenden from the front» genauso wie der Modelle es in der Baukulturvermitt- österreichische Biennale-Beitrag lung mit jungen Menschen gibt. «Places For People» rückten den gesellschaftspolitischen In einem gemeinsamen Beitrag Aspekt von Architektur und Bau- wird über die bisherigen vier kultur in den Mittelpunkt der Symposien «get involved» auf der Diskussion. Im diskursiven Aus- Architekturbiennale in Venedig tausch bot das Motto «bridge berichtet. the gap» Möglichkeiten, das Bewusstsein zu schärfen und die Mit «get involved I» entwickelte Potenziale für ein gutes Zu- bink 2012 ein internationales sammenleben und gegenseitige Programm, welches das Thema der Inspiration auszuloten. Architektur- und Baukulturver- mittlung für junge Menschen zum Auch 2018 wurde dieser Schwer- Bestandteil innerhalb der aktuellen, punkt beibehalten und durch weltweiten Architekturdiskussion praktische Workshops in Venedig machen sollte. Das erste Sym- vertieft. Diese zeigten mögliche posium gliederte sich in theoreti- Wege auf, den öffentlichen Raum sche Vorträge und praktische bewusst zu machen und Menschen Workshops der Teilnehmenden. für seine Gestaltung zu interessie- ren und zu involvieren. Bei der zweiten Durchführung 2014 wurden auch Jugendliche – In diesem Jahr soll Venedig – am aus Österreich, Deutschland 22. und 23. Oktober – wieder und Slowenien – aktiv einbezogen die Bühne für den internationalen und erforschten vor Ort in Venedig Austausch bieten. Dieser wird gemeinsam die Eigenschaften sich speziell der Fragestellung
Deutschland 20 21 wie beispielsweise dem grossen über die kulturelle Bildung und auch Angela Million Spektrum der kulturellen Bildung oder der Bildung für nachhaltige die Bildung für nachhaltige Entwicklung mehr als bisher in Bildungsorte und Lernwelten Entwicklung ist gross. Zugleich ist auch die Vielfalt individuell erlebter Schulen zu thematisieren. Kurz- fristig sollten baukulturelle Bildungs- der Baukultur baukultureller Bildungsmomente angebote, welche variabel sind reichhaltig. Hieraus ergeben sowie an vielen Orten und in vielen Baukultur ist eine Gemeinschaftsauf- und Jugendliche Momente der bau- sich Chancen, aber auch Herausfor- Angeboten stattfinden, in der gabe des Bauens und Planens kulturellen Bildung in vielen derungen für die Weiterentwicklung vorhandenen Breite gefördert und und zunehmend auch Gegenstand Situationen und Angeboten: in den der baukulturellen Bildungspraxis: kultiviert werden. Geografische vielfältiger Bildungsangebote familiären Bildungswelten, bei • das vielfältige Settings der und inhaltlichen Lücken sowie Leer- für Kinder und Jugendliche. In einem Kreativtätigkeiten und in der Nut- baukulturellen Bildung kultivieren stellen könnten identifiziert, Forschungsprojekt wurde erstmalig zung digitaler Medien. Diese • die baukulturelle Bildung in den Zusammenarbeit mit anderen sich untersucht, wie Heranwachsende Momente stellen wertvolle, zum Teil Schulen verankern überschneidenden Bereichen diese Angebote erleben und in ihre noch nicht hinreichend wahrgenom- • den gesamten (Stadt-)Raum als der Bildung bewusster und gemein- alltägliche Lebenswelt einbetten, mene Anknüpfungspunkte für Bildungsraum nutzen sam bespielt werden. Hierzu ge- was sie lernen und wie sie das PädagogInnen und PraktikerInnen • das familiäre Lernen berück- hören auch gezielte Kooperationen erworbene Wissen und die Fertig- im Bereich der baukulturellen sichtigen von formalen Angeboten (Schule, keiten im Alltag nutzen. Damit Bildung und Beteiligung aber auch in • Zugänge zu Materialien und Kita) mit den eher non-formalen An- wird das wachsende Feld der der konkreten Planung und Gestal- Werkzeuge öffnen geboten der baukulturellen Bildung. baukulturellen Bildung in seiner Dif- tung der Umwelt dar. Zudem wurden • die digitalen Lernwelten Wichtig ist, dass es neben privaten ferenziertheit im deutschsprachigen in den Gesprächen mit den Kindern erschliessen und engagierten Anbietern ein Raum näher beleuchtet und insbe- und Jugendlichen die positiven • die baukulturelle Bildung mit staatliches Angebot an baukulturel- sondere aus subjektorientierter Charakteristika der baukulturellen Beteiligung verbinden ler Bildung geben muss. Wenn Perspektive die Stimmen von Kin- Bildung und ihrer AkteurInnen • AnleiterInnen weiterqualifizieren das gelingt, dann kann baukulturelle dern und Jugendlichen als Teil- deutlich. Vergleichend und quer zu • baukulturelle Bildungsangebote Bildung als lokale oder auch regio- nehmende dieser Angebote einge- allen untersuchten sechs Ange- politisch fördern nale Bildungslandschaft von Ange- fangen. Dazu sind Kinder und boten der baukulturellen Bildung im boten und Orten wirksam werden. Jugendliche zwischen acht und 18 deutschsprachigen Raum (Beteili- Basierend auf den Erkenntnissen Jahren aus unterschiedlichen gungsprojekt in der Nachbarschaft, dieser Studie bieten sich ver- Das Abstract basiert und nutzt Herkunftsmilieus befragt worden. Vertiefung im Schulfach Kunst, schiedene Strategien der Weiterent- Textbausteine aus der Ergebnispub- Die Forschungen wurden ge- Schülerinnen- Studierenden-Work- wicklung an: Angesichts der likation. Das Buch kann in deutscher meinsam von Erziehungswissen- shop, Kurs in der Kunst- und grossen Hürden, weitere Inhalte in und englischer Sprache kosten- schaftlerInnen der Universität Architekturschule, SchülerInnen- Schulcurricula zu implementieren, frei bei der Wüstenrot-Stiftung be- Siegen und von Raum- und Wettbewerb, Ferienangebot im könnte es stattdessen vielspre- stellt werden. PlanungswissenschaftlerInnen der Museum) wurde in den Aussagen chend sein, baukulturelle Bildung Technischen Universität Berlin in der befragten Heranwachsenden Kooperation mit der Wüstenrot immer wieder betont: In baukulturel- Stiftung durchgeführt. len Angeboten schätzen sie das «selber machen» und «selbst gestal- Prof. Dr. Angela Million Im Ergebnis wird deutlich, dass ten» in einem sozialen Setting Kinder und Jugendliche wichtige mit AnleiterInnen sowie BetreuerIn- Angela Million ist Professorin für Städtebau und Siedlungswesen an der TU Berlin und biografische Erfahrungen und nen, welche sie als unterstützend Direktorin des Global Centers on Spatial Methods for Urban Sustainability (SMUS). In ihrer Forschung, Praxis und Lehre verbindet sie ihre Interessen an Bau- und Pla- Entscheidungen miteinbeziehen: und fachlich kompetent wahr- nungskultur, Städtebau und Partizipation. Seit 2005 engagiert sie sich als Mitbegründe- Nicht nur in Bezug auf das Um- nehmen. rin von JAS – Jugend Architektur Stadt e.V. in Projekten der baukulturellen Bildung gestalten der eigenen vier Wände, und Beteiligung für Kinder und Jugendliche. Seit 2011 wurden an ihrem Lehrstuhl zahl- auch auf Reisen und im Internet be- Das Engagement im Bereich der reiche Forschungsprojekte realisiert zur Stadt als Bildungsraum, baukulturellen schreiben sie ihr Verständnis baukulturellen Bildung ist wachsend, Bildung von Kindern und Jugendlichen, multifunktionalen Infrastrukturen, sowie Metho- von Raum und baukulturellem Ler- die Überschneidung und Überlage- den der visuellen Kommunikation von Planung. Ihre jüngste Forschung beschäftigt sich mit gebauten Bildungslandschaften und dem Wandel des Raumwissens von Kindern nen. Im Ergebnis erleben Kinder rung mit anderen Bildungsbereichen und Jugendlichen im Rahmen des SFB 1265 «Re-Figuration von Räumen».
Deutschland 22 23 JAS hat seinen Vereinssitz in Päivi Kataikko-Grigoleit Essen in Nordrhein-Westfalen, ist aber nicht nur bundesweit, sondern Jugend Architektur Stadt. auch über die Bundesgrenzen hinaus im Bereich der baukulturel- Handbuch der baukulturellen Bildung len Bildung, Beteiligung und Fortbildung tätig. Die Vereinsmit- glieder kommen aus unterschiedli- chen Planungsfächern (Stadt- und Regionalplanung, Architektur, Landschaftsarchitektur), sowie Wer die Stadt von Morgen gestal- iert, konzipiert und realisiert den pädagogischen und kulturwis- ten will, muss über Stadt und JAS Workshops und Kommunikati- senschaftlichen Disziplinen. Zu- Architektur lernen! onskonzepte, die Kinder und dem lehren viele von ihnen in diver- Jugendliche anregen Stadt, Land- sen Hochschulen und Universitäten. Das Kernziel der baukulturellen schaft und Architektur zu Bildung ist, Kinder und Jugendliche entdecken und dafür eigene Ideen www.jugend-architektur-stadt.de (und auch Erwachsene) mit zu entwickeln. Ziel ist es, Kindern Methoden und Prozessen der Pro- und Jugendlichen Verantwortung duktion und Gestaltung von und Kreativität im Umgang mit (Stadt-)Raum vertraut zu machen. ihrer gebauten Umwelt zu vermit- Im Buch «Jugend Architektur Stadt teln und sie in die Lage zu ver- – Handbuch der baukulturellen setzen, sich heute und in Zukunft Bildung» wurden Methoden zusam- aktiv an deren Gestaltung zu mengetragen, mit denen Kindern beteiligen. und Jugendlichen Wissen und Handwerkzeug über gebaute Neben der Vermittlung der Allge- Umwelt im schulischen und ausser- meinbildung von Baukultur, schulischen Kontext vermittelt stellt die Konzeption und die Mode- werden kann, gespeist aus knapp ration der Beteiligung von zwanzig Jahre interdisziplinärer Kindern und Jugendlichen in Praxiserfahrung. In den Ver- Planungsprozessen einen wichti- anstaltungen von JAS – Jugend Ar- gen Baustein der Arbeit des chitektur Stadt e.V. wird die Vereins dar. JAS betrachtet die Stadt neu gelesen, es werden Zu- baukulturelle Bildung als Teil sammenhänge aufgedeckt, der allgemeinen «Bürgerbildung» eigene Ideen räumlich, bildlich und und setzt daher ausnahmslos auch textlich dargestellt sowie für die konkreten Beteiligungsauf- die interessierte Öffentlichkeit prä- gaben als Bildungsprojekte um. Der sentiert. Damit wird auch die gemeinnützige Verein hat in Frage beantwortet, wie Beteiligung zahlreichen städtebaulichen von Kindern und Jugendlichen Planungs- und Stadtgestaltungs- im Planungsprozess konzipiert prozessen, bei der Entwicklung Dipl. Ing. Päivi Kataikko-Grigoleit werden kann, und wie bereichernd vom Kinder- und Jugendmasterplan und anregend es für die beteiligten sowie beim Bau öffentlicher und Päivi Kataikko-Grigoleit ist Dozentin am Fachgebiet Städtebau und Bauleitplanung der PlanerInnen sein kann. privater Bauvorhaben (Schulbau, Fakultät Raumplanung an der TU Dortmund und Partnerin des Büros REFLEX Kinder- und Jugendhäuser, Kinder- Architektur_Stadtplanung in Essen. Die finnische Architektin lebt seit 1992 in Deutsch- land. Im Jahr 2004 hat sie das internationale Netzwerk PLAYCE und 2005 den Seit 2005 fördert JAS die baukul- krankenhaus, Wohnungsbau) gemeinnützigen Verein JAS – Jugend Architektur Stadt e.V. mitbegründet. Ihre Tätig- turelle Bildung und Beteiligung von massgeblich mitgewirkt. keitsschwerpunkte sind unter anderem Baukultur, (Pädagogische) Architektur, Kindern und Jugendlichen. Als Schulbauberatung, Partizipation in Planungsprozessen sowie Städtebau und Stadtge- gemeinnützige Organisation initi- staltung.
Deutschland 24 25 gelungen ist, die Architecture nen haben die Bildungsanbieter Turit Fröbe Education systematischer im Schulsystem zu verankern, jedoch und Schulen gelernt, die Möglich- keiten des Cultural Education Von Finnland lernen ganz anders als erwartet. Früh schon waren Erfolgsmeldungen Plans zu nutzen, um die Architectu- re Education zu stärken. Dieser aus Finnland publik geworden, wird von den Schulen in Kooperati- die verlauten liessen, dass es im on mit lokalen Kunst- und Kultur- Zuge der Lehrplanreform im institutionen aufgestellt, um für Jahr 2003 gelungen sei, die Archi- eine Vernetzung mit ausserschuli- tecture Education offiziell in schen Lernorten und Experten den Lehrplan der zehnjährigen Ge- zu sorgen. Ausserdem wurden im Finnland gilt seit mehr als zwei aufgefasst wird, der nicht mit meinschaftsschule zu verankern. Zuge der Lehrplanreform die Jahrzehnten als unangefochtener der Veröffentlichung des Doku- Umso überraschender war die Transversal Competencies Vorreiter für baukulturelle ments endet, sondern erst danach Erkenntnis vor Ort, dass das Mo- gestärkt, so dass es über Quer- Bildung. 1998 entwickelte es als richtig beginnt. dul im Rahmen der Lehrplanreform schnittaufgaben wie «Participation, eines der ersten Länder Europas 2018 wieder gestrichen worden involvement and building a eine offizielle Architekturpolitik, Das Beispiel Finnland zeigt, dass war, was jedoch kaum negativ sustainable future» und neu ge- in der der Architecture Education es keiner personalstarken Instituti- bewertet wurde. Da die baukultu- schaffene multidiszipliäre Lern- eine prominente Stellung ein- onen bedarf, um Baukultur sys- relle Bildung in den vergangenen module, in denen das fächerüber- geräumt wurde. Erklärtes Ziel war tematisch im gesellschaftlichen zwanzig Jahren zu einem greifende, phänomenorientierte es unter anderem, die baukulturelle Bewusstsein zu verankern, sondern selbstverständlichen Bestandteil Lernen gestärkt werden soll, Bildung systematischer in den dass es mit wenig Personal und des Schulalltags geworden auf unterschiedlichsten Ebenen Schulen und in der Lehrkräftebil- mit klugen Strategien, die darauf war, wurde eine explizite Veranke- möglich ist, die Architecture dung zu verankern. Im Rahmen ausgelegt sind, bestehende rung im Lehrplan als nicht Education in den Unterricht zu inte- einer Feldstudie wurde der Frage Ressourcen zu nutzen und zu stär- mehr notwendig erachtet. Zum ei- grieren. nachgegangen, ob und wie es ken, möglich ist, viel zu erreichen. gelungen ist, die architekturpoliti-Was es braucht sind zentrale schen Massnahmen in den ver- Anlauf- und Beratungsstellen, wie gangenen zwanzig Jahren umzu- beispielsweise Archinfo Finland, setzen, welche Voraussetzungen dessen Gründung im Jahr 2013 als dafür notwendig waren, welche einer der bedeutendsten Strukturen dafür geschaffen Erfolge der Architekturpolitik von werden mussten und inwiefern sich 1998 gewertet werden kann. diese Erfahrungen auch auf Entstanden ist eine Plattform, die andere Länder übertragen lassen. sich der Architekturkommunikation widmet und zentrale Anlauf- Die Gespräche mit ExpertInnen aus und Beratungsstelle zur Förderung Politik, Verwaltung, Kunst, Kultur, lokaler Baukulturpolitiken und Schule und Universität offenbarten, baukultureller Bildung geworden Dr. Turit Fröbe dass sich trotz unterschiedlicher ist. Mit der Einrichtung des Turit Fröbe ist freiberuflich als Sachbuchautorin tätig. Sie ist Architekturhistorikerin struktureller und historischer jüngsten von insgesamt acht Art In- und Urbanistin und hat Kunstgeschichte und Klassische Archäologie in Marburg Grundvoraussetzungen Vieles von formation Centres wurde die studiert, ein Masterstudium Europäische Urbanistik an der Bauhaus-Universität Weimar Finnland lernen liesse und die Architektur offiziell, wie es 1998 absolviert und an der Universität Hamburg promoviert. Von 2005 bis 2017 war sie Ausgangsbedingungen für baukul- gefordert worden war, mit den an der Universität der Künste Berlin zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin im turelle Bildung sich nur unwe- anderen Kunst- und Kulturformen Lehrgebiet Geschichte und Theorie der Architektur im Studiengang Architektur sentlich unterscheiden. Zu den gleichgestellt. und später als Gastprofessorin für «Ästhetische Bildung» in der künstlerischen Lehr- wichtigsten Voraussetzungen für kräftebildung tätig. Mit ihrem Büro, DIE STADTDENKEREI entwickelt sie seit 2014 unkonventionelle, spielerische Strategien zur Baukulturvermittlung und stiftet zu einem eine erfolgreiche Implementierung Zu den grössten Überraschungen liebevollen Blick auf die gebaute Umwelt an. Gegenwärtig führt sie im Auftrag des gehört jedoch, dass sie politisch im Kontext der Studie gehörte, Bundesinstituts für Stadt-, Bau- und Raumforschung BBSR die Studie «Baukulturelle gewünscht, forciert und mit- dass es in Finnland in den vergan- Bildung: Bestand, Bedarf, Wirksamkeit» durch, in der sie die Situation der baukulturellen getragen wird und als Lernprozess genen zwanzig Jahren zwar Bildung im deutschen Schulsystem untersucht.
26 Vermittelnde 27 «Langer Tisch baukulturelle Bildung Schweiz» Archijeunes hat 2019 die Initiative «Langer Tisch baukulturelle Bildung Schweiz» ins Leben gerufen. Ziel des Langen Tisches ist es, den Austausch und die Zusammenarbeit im Netzwerk der baukulturellen Bildung zu stärken sowie eine gemeinsame Vision für die baukulturelle Bildung in der Schweiz zu entwickeln. Nachfolgend vorgestellte Schweizer Institutionen treffen sich regelmässig im Rahmen dieser Interessengemeinschaft. Auf unserer Online-Plattform vernetzen wir ausserdem zahlreiche weitere AkteurInnen. Unser Netzwerk steht allen offen, die sich im Bereich der baukulturellen Bildung engagieren. Melden Sie sich bei uns, wenn Sie dabei sein wollen!
Hofstetten bei Brienz Genève 28 Scuol Basel 29 Ballenberg – Freilichtmuseum Chantier Ouvert CREACUMÜN drumrum Raumschule – der Schweiz Baukultur sehen und gestalten mit Kindern und Jugendlichen Das Freilichtmuseum Ballenberg ist eine Chantier Ouvert est une association à but Der Verein CREACUMÜN bezweckt, der Der gemeinnützige Verein drumrum private Stiftung mit dem Ziel, traditionelle non lucratif fondée en 2015 à Genève Gemeinschaft die besondere Bedeutung Raumschule sensibilisiert seit 2010 mit ländliche Bauten samt ihren typischen par des architectes EPFL. von öffentlichen Räumen – wie Plätze öffentlichen und privaten Workshops, Einrichtungen zum Wohnen und Arbeiten und Strassen – und des Baukulturerbes partizipativen Schulprojekten und grenz- zu sammeln, zu erforschen, zu erhalten Au travers d‘un regard singulier sur les näherzubringen. Mit Veranstaltungen, überschreitender Zusammenarbeit und zu vermitteln. Es beherbergt über 100 enjeux de l’architecture d’aujourd’hui Workshops und Publikationen werden die Kinder, Jugendliche und Interessierte für historische Wohn- und Wirtschaftsbauten et de demain, Chantier Ouvert propose de Planung, Ausgestaltung und Pflege insbe- die baukulturellen Herausforderungen aus allen Landesteilen der Schweiz. sensibiliser à l‘architecture par l‘expéri- sondere der gebauten Umwelt themati- unserer Zeit. Mit ihrem Angebot ermög- Jedes Haus erzählt seine eigene Ge- mentation, projeter collectivement par la siert und Schnittstellen zwischen Fach- licht es die drumrum Raumschule jungen schichte und die seiner Bewohner, zeigt concertation et construire par des personen und einer breiten Öffentlichkeit Menschen, ihre gebaute Umwelt mit aber darüber hinaus auch auf geo- choix durables, écologiques et responsa- geschaffen. Dabei liegt ein spezieller allen Sinnen wahrzunehmen, neu zu ent- grafische, wirtschaftliche, herrschaftliche bles. L‘objectif de l‘association Chantier Fokus darauf, diese Thematik an Kinder decken und sich in den baukulturellen oder politische Verhältnisse im Wandel Ouvert est de donner à l’architecture und Jugendliche, unabhängig von deren Diskurs einzubringen. Die Vermittlungsar- der Zeit. Zur Einrichtung der Gebäude be- sa dimension collective, sociale et Bildungshintergrund, zu vermitteln. beit der drumrum Raumschule ermöglicht sitzt das Freilichtmuseum Ballenberg humaine pour que sa construction soit le es den Teilnehmenden, die komplexe Ma- eine Sammlung von Objekten der länd- résultat de désirs communs. 2018 traf sich erstmals in der Fundaziun terie des gestalteten Raumes und dessen lich-bäuerlichen Kultur aus der Zeit Nairs in Scuol eine Gruppe lokaler Wechselbeziehung zum Menschen vor der Motorisierung der Landwirtschaft. L‘association est ponctuellement subven- Architekturschaffende mit dem Wunsch, aufzuschlüsseln sowie einen kreativen Derzeit umfasst die Sammlung mehr als tionnée selon chaque projet par des sich mit der Baukultur des Unterengadins und verantwortungsvollen Umgang mit 45’000 Objekte. dons privés, des fondations, la ville de auseinanderzusetzen und sie an ein unterschiedlichen Räumen zu erlernen. Genève ainsi que la FAI (Fédération des interessiertes Laienpublikum zu vermit- Wie wir heute und in Zukunft unseren Le- Die Mitarbeitenden des Freilichtmuseums associations d‘architectes et d‘ingénieurs teln. Zwei Jahre später wurde der Verein bensraum verantwortungsvoll gestalten, fertigen traditionelle Handwerksprodukte, de Genève). Les activités de l‘association CREACUMÜN gegründet. Im August ist nicht nur ein Thema, das Fachleute pflegen die Felder, Gärten und Tiere sont portées et réalisées par deux 2020 wurde als Auftakt der Vereinstätig- etwas angeht, sondern es ist auch eine im Museum und erhalten die Gebäude architectes, Alice Dunoyer et Florine keit ein «Bügl public» in Ftan durchge- Frage der gemeinsamen Verantwortung samt Einrichtungen. Traditionelle Wescher. führt, bei dem der Dorfbrunnen temporär und der Möglichkeit, Ideen Gestalt Handwerkstechniken, die dem Bau oder zum Thermalbad umgenutzt wurde. zu geben und kreativ auszuarbeiten. Dies der Bewirtschaftung der Gebäude dienen, www.chantierouvert.ch Im Oktober konnte eine erste Projektwo- muss möglichst früh erlernt werden. werden auf dem Gelände gezeigt und che zum Thema «Öffentlicher Raum» Kinder und Jugendliche sollen die Mög- weitergegeben, sodass Wissen und Kön- mit der Schule Ardez/Guarda durchge- lichkeit haben, sich ein Wissen über nen für die Nachwelt auf lebendige führt werden. Von Juni bis Oktober räumliche Zusammenhänge, über die Ge- Weise erhalten bleibt. Der Blick auf frühe- 2021 wandert die Baumstamm-Installation schichte und die raumatmosphärischen re Lebensformen ist voller Anregungen «piglia plazza!» (Nimm Platz!) durch Aspekte der gestalteten Lebensumwelt für die Gegenwart und Zukunft. die Dörfer der Gemeinde Scuol, und für zu erwerben. Die drumrum Raumschule Oktober 2021 ist eine weitere Projekt- unterhält ein interdisziplinäres Netz- Das Freilichtmuseum ist ein lebendiges woche in Zusammenarbeit mit dem Hoch- werk aktiver Mitglieder, die in unter- kulturelles Zentrum mit Mitmachaktivitä- alpinen Institut in Ftan geplant. schiedlichen Kooperationen in die Pro- ten, Führungen, Veranstaltungen, jektumsetzung involviert werden. Der Kursen, Ausstellungen und Publikationen. CREACUMÜN baut auf dem freiwilligen Verein lebt vom grossen Engagement sei- Für Schulklassen bietet es stufengerech- Engagement seiner Mitglieder auf. ner Mitglieder und erhält bis anhin keine te Schulprogramme, die einen Über- Finanziert werden die Projekte durch kan- öffentlichen Betriebsbeiträge. Die jeweili- blick geben, einzelne Themen vertiefen tonale und kommunale Gelder und durch gen Projektkosten werden von den und den Vergleich zu heutigen Lebens- Stiftungen. Die Projektwoche wurde Teilnehmenden, den Auftraggebern sowie und Arbeitsbedingungen ermöglichen. vom Briefmarkenfonds der Post unter- von Stiftungen und Sponsoren mitgetra- stützt und 2021 wurde CREACUMÜN als gen. Die drumrum Raumschule erweitert www.ballenberg.ch eines von 21 Projekten in der Ausschrei- kontinuierlich ihr Angebot an experimen- bung «Architecture Matters» von Pro tellen und partizipativen Baukulturprojek- Helvetia gefördert. ten mit Kindern und Jugendlichen von heute für ihre Lebensumwelt von morgen! www.creacumuen.ch www.drumrum-raumschule.ch
Zürich Lugano 30 Bern Schweizweit 31 Heimatschutzzentrum Villa i2a – istituto internazionale Kindermuseum Creaviva im Konferenz Bildschulen Schweiz Patumbah di architettura Zentrum Paul Klee «Baukultur umfasst das Gebaute, wie i2a istituto internazionale di architettura Das Kindermuseum Creaviva ist ein Ort Die Konferenz Bildschulen Schweiz KBS Häuser, Städte und Dörfer, aber auch è, in Svizzera, l’unico forum di architettura lebendiger Kreativität. In der Begegnung ist die nationale Vernetzungsstruktur die Räume dazwischen, wie Plätze, Gär- e cultura urbana a sud delle Alpi e si mit den originalen Werken von Paul Klee der Bildschulen in der Schweiz. 2021 um- ten und Kulturlandschaften. Sie bezieht dedica allo studio di tematiche legate al und der Architektur von Renzo Piano wird fasst sie 15 Bildschulen an 16 Standorten sich auf Vergangenes, Gegenwärtiges und territorio, all’ambiente e alla realtà die Neugier geweckt für den eigenen, in der Schweiz und Liechtenstein, Zukünftiges. Damit sich möglichst viele contemporanea. Consapevole del ruolo unverwechselbaren gestalterischen Aus- davon sind 14 Standorte in der Deutsch- Menschen an der Gestaltung unseres dell’architettura quale strumento di lettura druck. schweiz und Liechtenstein, einer im Lebensraumes beteiligen, dafür Sorge e comprensione dei fenomeni odierni, bilingualen Bereich zwischen der tragen und diesen nachhaltig weiterentwi- l’istituto si pone come luogo di apertura e Unter dem Motto «saper vedere – sehen Deutsch- und der Westschweiz sowie ei- ckeln, braucht es baukulturelle Bildung.» di dialogo interdisciplinare. Il futuro del lernen» bieten die Workshops im Creaviva ner im Tessin. Weitere Bildschulen sind im territorio in cui viviamo riguarda tutti i die Chance, über die haptische Auseinan- Aufbau. Rund 4‘000 Kinder und Mit dem Heimatschutzzentrum in der cittadini: per dare ad ognuno la possibilità dersetzung mit Materialien das Auge Jugendliche besuchen jährlich die Ange- Villa Patumbah hat die baukulturelle di essere partecipe della formulazione zu schulen, die Wahrnehmung für Gestal- bote der Bildschulen. Bildung und Vermittlung einen festen di una visione progettuale, i2a getta un tungsprinzipien zu schärfen sowie über Platz innerhalb der Aktivitäten des ponte tra gli addetti ai lavori e la società das konkrete Handeln, Selbstwirksamkeit Bildschulen sind Kunst- und Gestaltungs- Schweizer Heimatschutzes. Ziel ist es, civile, promuovendo conferenze, zu erfahren. Manchmal fordern lokale schulen für Kinder und Jugendliche gemeinsam hinzuschauen und wahrzu- esposizioni e laboratori – anche per bam- Kunstschaffende die Kinder auf, Modelle im ausserschulischen Bereich. Die nehmen, einzutauchen, zu diskutieren bini e bambine. i2a è membro affiliato für das Haus oder die Stadt der Zukunft Unterrichtenden sind KünstlerInnen, De- und zu verhandeln. Es werden Ausstellun- di Konferenz Bildschulen Schweiz e zu bauen oder die Workshopleitung signerInnen, ArchitektInnen oder Kunst- gen gezeigt und Führungen sowie dall’autunno 2021 offre corsi regolari per nutzt in Anlehnung an Paul Klees Tätigkeit handwerkerInnen, welche zusätzlich erlebnisorientierte Theatertouren und i più piccoli e le più piccole sotto il am Bauhaus seine «Bildnerische Formen- eine pädagogische Ausbildung oder Er- Workshops für Kinder und Erwachsene nome LAB // Laboratori di cultura urbana. lehre» als Grundlage für Aktivitäten. fahrung im Vermitteln mitbringen. Das An- rund um das Thema Baukultur angeboten. gebot an den Bildschulen deckt die Ein besonderer Anziehungspunkt ist Nato nel 1983 a Vico Morcote come Neben der Arbeit in den Ateliers bildet gestalterischen Fächer breit und struktu- die Villa Patumbah selbst als ausserge- sede europea di SCI-Arc – Southern das Gebäude mit den beeindruckenden riert in Klassen über mehrere Altersstufen wöhnliches Baudenkmal. California Institute of Architecture di Los drei Wellen und die als Landschafts- ab. Qualität wird mittels Lehrplänen, Angeles, i2a risiede oggi in Villa Saroli, skulptur konzipierte Anlage des italieni- Weiterbildungen und Werkschauen Die Idee eines Bildungszentrums des nel centro di Lugano. schen Architekten Renzo Piano viel gefördert. Schweizer Heimatschutzes geht zurück Potenzial für Vermittlungsaktivitäten. So auf das Jahr 1999. Der Erlös der Schoggi- www.i2a.ch können Familien im Aussenraum aus Die Konferenz Bildschulen Schweiz ver- taleraktion 2005 zum 100-Jahr-Jubiläum drei Rundgängen auswählen: Ist «Rad- folgt das Ziel einer gesetzlichen des Schweizer Heimatschutzes verhalf Wahn» ein angeleiteter Erlebnisparcours Grundlage zur Verankerung des Bildschul- dem Projekt zum Durchbruch. Nach einer mit viel Bewegung, steht beim «Spiral- angebots in allen Kantonen. So erhalten landesweiten Suche nach einem geeigne- weg» die Auseinandersetzung mit Kunst alle interessierten Kinder und Jugendli- ten Baudenkmal konnte der Mietvertrag und Natur im Vordergrund, beim Architek- chen die Möglichkeit eine Bildschule mit der Stiftung Patumbah eingegangen turspaziergang «3hoch3» werden zu besuchen – unabhängig von Wohnort, und das Zentrum 2013 eröffnet werden. architektonische Prinzipien anhand eines sozialer Herkunft oder finanziellen Rätsels veranschaulicht und Jugendliche Möglichkeiten. Der Betrieb des Heimatschutzzentrums können alljährlich an einem Modell- wird vom Schweizer Heimatschutz getra- bauwettbewerb teilnehmen. Die Konferenz Bildschulen Schweiz ist ein gen. Das Bundesamt für Kultur BAK gemeinnütziger Verein. Der Vorstand sowie Kanton und Stadt Zürich leisten Das Kindermuseum Creaviva wird durch und die Arbeitsgruppen arbeiten ehren- Beiträge an den Betrieb. Ein zusätzliches die Stiftung «Fondation du Musée des amtlich. Finanzielle Unterstützung erhält Finanzierungsstandbein bildet der Club Enfants auprès du Centre Paul Klee» ge- die KBS durch die Beisheim Stiftung «Freunde der Villa Patumbah». Für die tragen. und den Bund im Rahmen des Kinder- und Sonderausstellungen sowie für projektbe- Jugendfördergesetzes KJFG. zogene Bildungs- und Vermittlungstätig- www.creaviva-zpk.org keiten sind wir auf Mittel von Dritten www.bildschulen.ch angewiesen. www.heimatschutzzentrum.ch
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