20 Jahre Computer-wissenschaften in Salzburg 1988 - 2008 - Uni Salzburg
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Dr. Johannes Hahn Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Computer und Internet als Kulturtechnik für die Herausforderungen der Zukunft? Als vor 20 Jahren im Wintersemester 1988/89 die und Bürgerbeteiligung ist. E-Voting kann vor allem ersten Studierenden an der Universität Salzburg das für junge Leute ein Anreiz sein, wählen zu gehen und Studium der Computerwissenschaften inskribierten, von ihrem demokratischen Recht Gebrauch zu neh- dachte wohl kaum jemand daran, wie schnell sich men. diese relativ neue Disziplin entwickeln und nachhalti- Diese neue Form der Stimmabgabe ist nur eine von gen Einfluss auf unsere Berufs- und Arbeitswelt, aber vielen Möglichkeiten, Innovationen im Computer- auch auf unser Privatleben nehmen würde. Mittler- und Internetbereich zu nützen. Dennoch bedarf es weile sind Computer und Internet beinahe untrenn- weiterhin kluger und wohlüberlegter Entwicklungen, bar mit allen Lebensbereichen verbunden - somit um trotz aller Vorteile der „virtuellen“ Welt, eine ein- eine Kulturtechnik! deutige Trennung zur „realen“ Welt zu gewährleisten Für die menschliche Zivilisation sind zwei symbolische Die hervorragende Arbeit im Fachbereich der Com- Ordnungen von fundamentaler Bedeutung: Das Wort puterwissenschaften an der Universität Salzburg hat und die Zahl. Die Weiterentwicklung und der Umgang seit nunmehr 20 Jahren eindrucksvoll bewiesen, dass mit diesen Symbolen führte zur Entstehung der vier diese neue Form der Wissenschaft und Kommunikati- Kulturtechniken: Sprechen, Rechnen, Schreiben und on zu Recht ein fester Bestandteil in der universitären Lesen. Umsetzung und Beherrschung dieser Techni- und wirtschaftlichen Umwelt ist. ken sind obligatorische Voraussetzungen für den er- Ich wünsche den verantwortlichen Damen und Her- folgreichen und zielstrebigen Umgang mit Computer ren einschließlich aller Studierenden alles Gute und und Internet. Sie können die klassischen Kulturtech- weiterhin viel Erfolg für die anstehenden Projekte niken zwar nicht ersetzen, bauen aber ganz zentral und geplanten Vorhaben! auf ihnen auf und sind synthetisierende Medien, die integrieren und neue Möglichkeiten der Verknüpfung und Kommunikation eröffnen. Eine neue „Kulturtech- nik der zweiten Stufe“. Die Möglichkeiten in den Bereichen Computer und Internet sind damit beinahe unerschöpflich und er- öffnen uns täglich neue Möglichkeiten. Die damit ver- Dr. Johannes Hahn bundenen Innovationen sind Schlüssel für zukunfts- Bundesminister für Wissenschaft und Forschung orientierte Anwendungen und qualitätsvolle Inhalte. So wie sich Verhaltensmuster und Lebensweisen än- dern, entwickelt sich auch der Computer- und Inter- netsektor weiter. Ziel muss es sein, Bürgerinnen und Bürgern mehr Service im Kommunikationsbereich zu ermöglichen. So setze ich mich daher für die Einfüh- rung des E-Votings ein, da diese Form der Stimm- abgabe veränderte Rahmenbedingungen berücksich- tigt, einen Beitrag zur Hebung der Wahlbeteiligung darstellt und eine große Chance für mehr Demokratie
Mag. Gabi Burgstaller Landeshauptfrau von Salzburg 20 Jahre Computerwissenschaften in Salzburg Die Anfänge der Computerwissenschaften in Salzburg Das 20-jährige Jubiläum der „COWI“ muss auch An- sind eng mit dem Namen Peter Zinterhof verbunden. lass sein, über einen weiteren Entwicklungsschub Prof. Zinterhof, ursprünglich Mathematiker an der nachzudenken. Aus Landessicht ist sie ein wichtiges Universität Salzburg, hatte bereits zwei Jahre zuvor Element des Wissenschafts- und Forschungsstandor- das Forschungsinstitut für Softwaretechnologie RIST tes Salzburg, aus Sicht der Wirtschaft stellt sie eine gegründet, als er 1988 das „Institut für Computer- der wenigen technisch orientierten Ausbildungen im wissenschaften und Systemanalyse“ an der Universi- Land dar. Dies gilt es mittel- und längerfristig abzu- tät etablierte. In den zwei Jahrzehnten ihres Beste- sichern und auszubauen. In diesem Sinne wünsche hens entwickelten sich die Computerwissenschaften ich allen MitarbeiterInnen des Fachbereichs eine gute zu einem im nationalen und internationalen Vergleich und erfolgreiche Weiterenwicklung! zwar kleinen, aber wissenschaftlich hoch anerkann- ten Bereich der naturwissenschaftlichen Fakultät. Im Zuge der Neuorganisation der Universität im Jah- re 2004 wurde das Institut für Scientific Computing erweitert und als Fachbereich etabliert. Zusammen mit dem Fachbereich Informatik entstand zwei Jahre später daraus der nunmehrige Fachbereich Compu- terwissenschaften. Die Computerwissenschaften in Salzburg sind somit in Summe wieder breiter auf- Mag. Gabi Burgstaller gestellt. Damit wird nicht nur ein breites Spektrum Landeshauptfrau von Salzburg an Lehre geboten, sondern auch Forschung in der gesamten Palette von rein wissenschaftlichen Frage- stellungen bis hin zu direkten Kooperationen mit der Industrie betrieben.
O.Univ.-Prof. Dr. Heinrich Schmidinger Rektor der Universität Salzburg Vor zwanzig Jahren war noch nicht absehbar, dass Absolventinnen und Absolventen aus technischen die Computertechnologie in der Gesellschaft und Ar- Disziplinen sind heute am Arbeitsmarkt besonders beitswelt eine so große Bedeutung haben wird. Um gefragt. Die Computerwissenschaften der Univer- etwas Neues zu wagen und auch umzusetzen sind sität Salzburg tragen durch neue, interdisziplinäre immer Mut und Durchsetzungsvermögen nötig. Ich Studienmöglichkeiten, die im Studienjahr 2008/09 möchte daher besonders Herrn Kollegen Peter Zin- erstmals angeboten werden, den Anforderungen der terhof für seinen Einsatz danken. Die Etablierung der Wirtschaft Rechnung. Auch in der Forschung sind die Computerwissenschaften an der Universität Salzburg Computerwissenschaften von der engen Kooperati- ist vor allem sein Verdienst. Im Wintersemester 1988 on mit der Wirtschaft geprägt: So arbeitet etwa das hat die Universität Salzburg – als vierte Universität in Christian Doppler Labor Embedded Software Systems Österreich - das Informatikstudium zum ersten Mal mit dem High Tech Unternehmen AVL List zusam- angeboten. men. Die Salzburger Computerwissenschaften nahmen in den folgenden zwanzig Jahren einen enormen Auf- schwung und sind heute auch international aner- kannt. Durch die Berufung der Professoren Kirsch, Pohlmann, Pree, Tscheligi und Vajtersic hat die Uni- O.Univ.-Prof. Dr. Heinrich Schmidinger versität Salzburg weitere hervorragende Experten Rektor der Universität Salzburg gewonnen, die Professoren Clausen, Efinger und Ko- enne emeritierten. Das gesamte Team der Computer- wissenschaften trägt zum Fortschritt auf dem Gebiet der Informationstechnologie bei. Dafür möchte ich mich heute anlässlich des 20jährigen Jubiläums be- danken und gratuliere sehr herzlich!
O.Univ.-Prof. Dr. Georg Amthauer Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät Das Institut für Computerwissenschaften wurde 1988 Noch ein anderer Gesichtspunkt sollte an dieser Stel- eingerichtet und im Wintersemester 1988/1989 der le erwähnt werden. Die Computerwissenschaften ha- Lehrbetrieb aufgenommen. Um Einrichtung und Auf- ben erstmalig technische Studien an der Universität bau der Computerwissenschaften haben sich insbe- Salzburg eingeführt, deren Abschluss zurzeit mit der sondere Univ.-Prof. Dr. P. Zinterhof und Univ.-Prof. Dr. Verleihung des Bachelor of Engineering bzw Diplom H. Clausen verdient gemacht. Beiden Kollegen ist die Ingenieurin bzw. Diplom Ingenieur erfolgt. Bei dem Naturwissenschaftliche Fakultät aus diesem Grund zu existierenden Mangel an Absolventen und Absol- Dank verpflichtet. ventinnen technischer Studien ist dies eine für mich bemerkenswerte Innovation. Zum Teil werden auch Schon vor der Gründung des Institutes hatte sich in große Lehrleistungen für andere Studienrichtungen der Naturwissenschaftlichen Fakultät wie auch in der von Hochschullehrern der Computerwissenschaften ganzen Universität die Ansicht durchgesetzt, dass erbracht, z.B. 9 SSt für das gemeinsam mit der TU eine starke Computerwissenschaft in Salzburg für alle München durchgeführte Bachelorstudium Ingenieur- nur von Nutzen sein kann. Heutzutage haben Com- wissenschaften. puter inklusive entsprechender Software alle Wissen- schaftsbereiche erreicht und ein Arbeiten ohne diese Man sieht also, dass die Einrichtung des Institutes Tools kann man sich gar nicht mehr vorstellen. Aus für Computerwissenschaften 1988 einen positiven diesem Grund ist es für die ganze Fakultät und für die Einfluss auf Lehre und Forschung der gesamten Na- ganze Universität von unschätzbarem Vorteil, dass turwissenschaftlichen Fakultät und der Universität man in erreichbarer Nähe Kollegen hat, die als Exper- Salzburg hatte. Allen Angehörigen dieses Fachberei- ten ansprechbar sind und beraten können. Gemein- ches sei an dieser Stelle für ihren außergewöhnlichen same Forschungsprojekte sind möglich und haben in Einsatz und ihre innovative Arbeit gedankt. Man kann vielen Fällen zu großem Erfolg geführt. So hat z.B. deshalb dem Fachbereich Computerwissenschaften unsere eigene Forschungsgruppe „Kristallographie nur wünschen, dass es in den kommenden Jahren so und Materialwissenschaften“ in den vergangenen 8 erfolgreich weiter geht. Jahren 15 Originalarbeiten in international renom- mierten Zeitschriften publiziert, bei denen die quan- tenmechanischen Berechungen der Elektronenstruk- tur des Eisens in diversen Materialien mit dem Cluster Rechner des Fachbereiches Computerwissenschaften durchgeführt wurden. Solche Arbeiten wären ohne den erwähnten Cluster Computer nicht möglich. Die Einrichtung des universitären Schwerpunktes „Infor- O.Univ.-Prof. Dr. Georg Amthauer mation and Communication Technologies & Society Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät - ICT&S-Center“ wäre ohne eine starke Computer- wissenschaft in Salzburg wahrscheinlich auch nicht so erfolgreich verlaufen.
O.Univ.Prof. Dr. Peter Zinterhof Fachbereichsleiter Computerwissenschaften 20 Jahre Computerwissenschaften – eine Erfolgsgeschichte! Vom Beginn in einem Kammerl der naturwissen- ren unsere Studenten, die sich im Bakkalaureat, Mas- schaftlichen Fakultät kamen wir zum Gebäude und ter- und Doktoratsstudium die notwendige Breite und den Räumen am Techno-Z. Die Computerwissen- auch Tiefe aneignen können. Wesentlichen Anteil an schaften und das damalige Forschungsinstitut für den Leistungen des Fachbereichs haben nicht nur die Softwaretechnologie waren auch die Keimzelle des Universitätsprofessoren (deren wir leider noch immer Techno-Z und führten weiters zur Fachhochschule, zu wenige haben), sondern in hohem Maße auch die die heute in Urstein situiert ist. Unsere Alumni sind Dozenten, Assistenten und auch externe Forscher in wichtigen und bedeutenden Positionen in Wirt- und Lehrer. Undenkbar ist unser Fachbereich ohne schaft, Industrie und internationaler Forschung tätig. das ausgezeichnete Sekretariatsteam und das Tech- Die Attraktivität des Studien- und Forschungsstand- nikerteam. ortes Salzburg am Techno-Z und in der Science City Wir leben in einer Zeit des pervasiven und ubiquitären ist hoch, das Spektrum der Studenten und auch der Computing. Dies wirft eine Reihe technischer und ge- Wissenschafter in den Computerwissenschaften in- sellschaftlicher Probleme auf: etwa Datensicherheit ternational und repräsentativ. im Sinne von Safety und Security, Verschlüsselung Der Fachbereich Computerwissenschaften ist zwar und Entschlüsselung von Daten. Dazu kommen die nicht groß aber er ist gut! Die Forschungsaktivitäten Fragen der Mensch-Maschine-Schnittstelle und der sind breit und aktuell und können sich international Usability mit ihrer gesellschaftlichen Bedeutung. Das sehen lassen, wie die tägliche Forschungspraxis, die Computerzeitalter und die laufend auftauchenden zahllosen internationalen Einladungen und auch in- neuen Technologien werfen für die verschiedenen ternationale Gutachterteams bestätigen. Besonders Generationen verschiedene Probleme und Lösungen unsere Nachwuchsforscher heimsen laufend Wis- auf. High-Tech Handy und iPod der Kids stehen im senschaftspreise ein. Als universitäre Forschungsein- Kontrast zu den technischen Bedürfnissen unserer richtung sind wir der Grundlagenforschung und der Alten und unserer Kranken, nicht zu vergessen die Theorie verpflichtet. Nichts ist praktischer als eine Behinderten und ihre Integration. Mensch und Com- gute Theorie! Der Anwendungsbezüge gibt es viele: puter müssen in der richtigen Relation bleiben. Eine Hubschraubersteuerungen, computergestützte Zöli- Universität und auch eine naturwissenschaftliche akie- und Krebsdiagnose, Datamining, Optimierung Fakultät sind auf eine gut ausgebaute und laufend von automotiven Prüfständen, Satellitenkommuni- weiter entwickelte Informatik technisch-naturwissen- kation, Optimierungen im zivilen Flugwesen, Hoch- schaftlicher Ausrichtung angewiesen. Hier gibt es für leistungsrechnen in der Quantenphysik und in der den Fachbereich und auch für die Universität noch Finanzmathematik, Robotersteuerungen, Mathemati- viel zu tun. Packen wir‘s an! sche Informatik, Algorithmik und Geometrie sind un- sere Anwendungsfelder. Das Volumen unserer natio- nalen und internationalen Forschungsprojekte ist im Bereich von einigen Millionen Euro. Am Fachbereich sind bisher weit über tausend internationale Publika- tionen und auch Patente entstanden. Davon profitie-
Geschichte Die Gründerjahre Die Geschichte der Com- puterwissenschaften an der Paris-Lodron-Univer- sität Salzburg beginnt im Jahr 1986, als unter der Leitung von Prof. Peter Zinterhof am Institut für Mathematik das Research zweite Studienabschnitt eingerichtet, gleichzeitig Institute for Software Technologies (RIST) gegründet zieht das Institut ins neu errichtete Techno-Z in Itz- wird. Im Rahmen dieses Institutes wurde auch der ling. erste Studienplan für den Studienversuch „Compu- terwissenschaften und Systemanalyse“ vorbereitet, der im Wintersemester 1988 zum ersten Mal angebo- Regelstudium und Y2K ten wurde. Damit war Salzburg der vierte Standort in Österreich, an dem ein Informatikstudium angeboten In den 90er Jahren etabliert sich die Informatik zu- wurde. sehends als Zukunftstechnologie schlechthin auch im Im Jahr 1988 erfolgte auch die Gründung des „Insti- Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit. In diese Zeit tutes für Computerwissenschaften und Systemanaly- fällt auch die Umwandlung des Studienversuchs in das se“. In den zwei Abteilungen „Technomathematik und Regelstudium „Computerwissenschaften“. Großen Systemanalyse“ unter der Leitung von Prof. Zinterhof Anteil an der erfolgreichen Umsetzung hatte dabei und „Informatik und Computerwissenschafen“ unter Prof. Werner Koenne, dessen Engagement zahlreiche der Leitung von Prof. Horst-Dieter Clausen wurde an bürokratische Hürden zu meistern half. Das Institut Themen wie Verteilten Rechnersystemen, Objektori- übersiedelt ins Techno-Z, zuerst in den ersten Bauab- entierter Programmierung, Computergeometrie und schnitt, wo vom Bundesministerium für Wissenschaft Computergraphik, Signalverarbeitung und System- Platz für vier Professuren angemietet wird. modellierung, Hochdimensionale Numerik und Par- Die Zahl der Studierenden sinkt leicht in den ersten allelismus, Computertomographie, sowie zur Fuzzy- Jahren, beginnt ab Mitte der Neunziger jedoch im Logic in Steuerung und Regelung geforscht. Zuge der gesteigerten öffentlichen Wahrnehmung Am 26. August wird die Studienordnung für den Stu- der Computertechnologien zu steigen. Gleichzeitig dienversuch „Systemanalyse und Informatik“ verlaut- schließen im Jahr 1993 die ersten Studierenden des bart, am 14. September der erste Studienplan veröf- Studienversuchs ihre Ausbildung ab – entgegen der fentlicht. allgemeinen Geschlechterverteilung unter den In- Mit Wintersemester 1988/89 inskribierten 201 Stu- formatikstudenten ist dies Frau Mag. rer. nat. Lydia dentinnen und Studenten den Studienversuch. Im Würfl. Ebenfalls 1993 erfolgte der Umzug in den neu Studienplan standen Diskrete Mathematik, Analysis, errichteten Bauabschnitt II des Techno-Z, wo das In- Programmieren und Digitale Rechenanlagen. Der stitut bis heute angesiedelt ist. Studienversuch sieht zwei Abschnitte vor (4 und 6 Die Berufung der Professoren Efinger, Heilbrunner, Semester), sowie – damals einzigartig für technische Koenne und Pfalzgraf ermöglichten einen weiteren Studien in Österreich – ein Praxissemester in Koope- Ausbau von Forschung und Lehre während der 90er ration mit Industrie und Wirtschaft. Jahre. Die Vorlesungen wurden von Professoren am Institut für Mathematik, von Lehrbeauftragten aus Industrie Der ursprüngliche Studienplan wurde aufgrund ver- und Forschung, sowie mehreren Gastprofessoren ge- schiedener Gesetzesänderungen, und vor allem um halten. Mit dem Wintersemester 1990/91 wird der mit der wissenschaftlichen und technischen Entwick- 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000
bereich Computerwissenschaften“ und „Fachbereich Scientific Computing“ um- benannt. Auch das universitäre Schwer- punktzentrum „ICT&S“ (Information and Communication Technologies & Society) wurde im Jahr 2002 ins Leben gerufen. 2006 werden die beiden Fachberei- che unter dem gemeinsamen Dach des „Fachbereichs Computerwissenschaf- ten“ wieder vereint. 2007 wird mit dem Christian-Doppler-Labor für Embedded Software Systems unter der Leitung von Prof. Wolfgang Pree das dritte salzburger Christian-Doppler-Labor gegründet. lung Schritt zu halten mehrmals geändert, so in den Im neuen Jahrtausend wurden die Professoren Jahren 1989, 1990, 1992 und 1996. Im Jahr 1998 Kirsch, Pohlmann, Pree, Tscheligi und Vajteršic wurde das Studienangebot um das technische Dokto- berufen, die Professoren Clausen, Efinger und rat erweitert. Das Institut teilte sich auf, es entstan- Koenne emeritierten. den das Institut für Computerwissenschaften und das Institut für Scientific Computing. Zu Ende des Jahres 1999 hielt die Welt den Atem Gegenwart und Zukunft an und sah gebannt auf Computeruhren, die sich anschickten, die (Computer-)Zeit um 100 Jahre zu- Mit dem Wintersemester 2008/09 traten neue rückzudrehen und so die Welt ins Chaos zu stürzen. Bachelor- und Diplomstudienpläne in Kraft. Die Jedoch – nur wenig passierte. bisher schon vorhandenen Ausbildungsschwer- punkte wurden weiter gestärkt, und erstmals besteht die Möglichkeit, einen so genannten Bologna und Lehramt „Major“ in Graphik und Bildverarbeitung, ICT&S (Information and Communication Technologies & Mit der Änderung des Studienplans im Jahr 2000 wur- Society), IT-Sicherheit, IT und Recht, Multimedia de der bildungspolitischen Entwicklung hin zu Bache- oder Wirtschaftswissenschaften zu erwerben. lor- und Masterstudiengängen Rechnung getragen, Der Fachbereich engagiert sich in zahlreichen im Jahr 2001 wurde im Rahmen des europaweiten universitären Angeboten, wie zum Beispiel sogenannten „Bologna-Prozesses“ das bisherige, in „uni:hautnah“, einer öffentlichen Präsentation zwei Abschnitte aufgeteilte Studium auf ein Bache- der Forschungsarbeit an der Universität im Euro- lor- und ein Masterstudium umgestellt. Im Jahr 2000 park, „dITact“, einer technischen Sommerschule wurde das kombinationspflichtige Lehramtsstudium für Mädchen und Frauen, sowie „FIT - Frauen „Informatik und Informatikmanagement“ eingeführt. in die Technik“, einer Initiative, die Schülerinnen Neben vielen mit den Bachelor- und Diplomstudenten technische Berufe und Studien nahe bringen geteilten Lehrveranstaltungen ergänzten einige lehr- will. amtsspezifische Veranstaltungen sowie die für alle Mit der nahenden Besetzung der Professur für Lehramtsstudien vorgesehenen Praktika an Schulen Datenbanken wird der Fachbereich weiter wach- den Studienplan der angehenden Pädagogen. sen, und sieht den Herausforderungen der Zu- kunft entgegen – auf dass die nächsten 20 Jahre Im Rahmen der Neuorganisation der Universitäten mit ebenso erfolgreich verlaufen mögen wie die ver- dem UG 2002 wurden die beiden Institute in „Fach- gangenen. ■ 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2002 2004 2006 2008 2010 2012
Multimedia Communications Group Die Arbeitsgruppe “Multime- dia Communications” wurde von O.Univ.-Prof. H.D. Clausen Anfang der 90er Jahre, nur wenige Jahre nach Gründung des Instituts für Computerwissenschaften ins Le- ben gerufen und forscht seit mehr als 15 Jahren im Themenbereich Internet über Satellit und Multi- media Netze. Die momentanen Schwerpunkte der Forschung liegen in den Be- reichen IP/DVB, MHP Middleware, intelligente Proxy und Caching, IP-multicast Protokolle und An- die Nutzung von Rundfunk für mehr als Radio und wendungen. Im SAT-Labor wurde über viele Jahre Fernsehen lag den Salzburger immer sehr am Her- eine komplette Testumgebung zur Untersuchung und zen. Messung von interaktiven Fernseh- und Multimedia- Rundfunk-Anwendungen aufgebaut. Dort werden Zum Beispiel wurde die Idee eines Postwurf-Inter- laufend neue Protokolle und Anwendungen unter- nets, welches Neuigkeiten über Rundfunk an alle Teil- sucht. Mehrere Enkapsulatoren und Modulatoren für nehmer verteilt und die Empfangsstationen die für die drei Basis-Übertragungsmedien von DVB (Satel- die Benutzerin interessanten und relevanten Web- lit, Kabel, und Terrestrik) sind hier mit Set-top Boxen Seiten herausfiltert und zwischenspeichert, sodass und PC-basierten Empfangsgeräten verbunden und die Ansicht dieser Seiten im Idealfall keine zusätzli- erlauben mit Hilfe von parallel geschalteten profes- che Übertragung der Seiten mehr benötigt, bereits sionellen Messgeräten genaueste Überwachung und Ende der 90er Jahre entwickelt und seither in meh- Verifikation von Übertragungen. reren Szenarien mit österreichischen Schulen im Pro- jekt AVD und irischen Schulen im Projekt SchoolCast getestet und optimiert. Gerade für Videokonferenz ähnlichen Anwendungen, bei der viele Interessierte an verschiedenen Orten teilnehmen, wurde ein Suite von Anwendungen ent- wickelt, um die Übertragungskosten über Satellit zu minimieren und die Bandbreite effizient zu nutzen. Seit 2006 ist die Gruppe auch im Europäischen Excel- lenz-Netzwerk SatNEx (Satellite Communication Net- work of Excellence), einer von der EU geförderten Exzellenzinitiative eingebunden und hat neben er- folgreichen Forschungsvorhaben eine Sommerschule und eine internationale Konferenz ausgerichtet. ■ In mehreren ESA- und EU-geförderten Forschungs- projekten wurde erfolgreich sowohl Grundlagen- forschung als auch angewandte Forschung durch geführt, wobei der Fokus der Salzburger Forschungs- gruppe in der Kombination von rundfunktauglichen Anwendungen mit übertragungstechniknahen Proto- kollen und die Integration in anschauliche Demonst- rationen lag und liegt. Insbesondere die Versorgung von ländlichen Gegenden mit Breitband-Internet und
Ausgewählte Publikationen: Roboter spielen „FIRST: Future Internet - A Role for Satellite Technology“, Go G. Fairhurst, L. Caviglione, B. Collini-Nocker, International Workshop on Satellite and Space Communication, Tou- Das Robolab ist ein Ex- louse, France, Sep 2008 perimentallabor, in dem Studenten eigene Erfah- „Analysis of IPv6 Encapsulation over ULE and MPE using rung in verschiedenen a Regenerative Satellite Payload“, B. de la Cuesta, A. Yun, Spezialgebieten der Ro- G. Fairhurst, B. Collini-Nocker, C.Prähauser, International Workshop on Satellite and Space Communication, Tou- botik sammeln können. louse, France, Sep 2008 Diese umfassen mobi- le autonome Roboter, „A Second Generation Architecture for Linux DVB Networ- evolutionäre Robotik, king“, C. Prähauser, B. Collini-Nocker, Advanced Satellite Neurocontroller und das Mobile Systems Conference, Bologna Italy, Aug. 2008 Programmieren einge- „Experimental Evaluation of PDU Concatenation in ULE betteter Systeme. with IP Telephony“ C. Prähauser, B. Collini-Nocker, Inter- Die meisten Studenten arbeiten im Robolab im Rah- national Workshop on Satellite and Space Communications men ihrer Diplom- oder Praxisarbeit. Im Robolab ent- (IWSSC) 2007, Salzburg, Austria, Sep. 2007 stand EMMA1, ein kleiner, autonomer Roboter, der mit einer Schwarzweiss-Kamera und einem „fuzzy lo- „Analytical and Experimental IP Encapsulation Efficiency gic controller“ ausgerüstet ist. Die Weiterentwicklung Comparison of GSE, MPE, and ULE over DVB-S2“, A. May- er, F. Vieira, B. Collini-Nocker, M. Vazquez Castro, L. Jiang, von EMMA1 erfolgt anhand ihrer Fähigkeiten bei einer International Workshop on Satellite and Space Commu- sehr menschlichen Tätigkeit – beim Fussballspielen. nications (IWSSC) 2007, Salzburg, Austria, (Best Paper Die gemachten Erfahrungen kamen auch dem Nach- Award), Sep. 2007 folgemodell EMMA2 (siehe Bild) zugute. Das „Gehirn“ von EMMA2 bildet ein handelsüblicher Handheld, der „A lightweight security extension for ULE“, M. Noisternig, über eine Farbkamera sowie eine Bluetooth-Verbin- B. Collini-Nocker, International Workshop on Satellite and Space Communications (IWSSC) 2007, Salzburg, Austria, dung den Kontakt zur Aussenwelt herstellt. Sep. 2007 In gewissem Sinne muss ein Roboter vorausdenken „DiffServ-based Service-specific VCM in DVB-S2“, P. Mau- und planen, eine Fähigkeit, die auch bei komplexen rutschek, A. Maier, 16th IST Mobile & Wireless Communi- Brettspielen von großer Bedeutung ist. In einem an- cations Summit, Budapest, Hungary, July 2007 deren Projekt werden daher „Robotergehirne“ darauf „GeoBroadcast - A new Approach for the Distribution of trainiert, Go zu spielen. Go ist ein fernöstliches Brett- Geoinformation via Broadcasting Technologies“, B.Collini- spiel, das zwar sehr einfache Regeln, aber sehr viele Nocker, H. Suitner, P.Schreilechner, 3rd ESA Workshop on mögliche Züge für jede Spielfeldsituation aufweist. Satellite Navigation User Equipment Technologies - NAVI- Dies macht das Spiel für den Computer (aber auch TEC 2006, Noordwijk, The Netherlands, Dec. 2006 für den Menschen) schwieriger als Schach. Der Ansatz ist nun, den „A Hardware ULE Decapsulator for the Unidirectional Lightweight Encapsulation“, C.Prähauser, J.Schmidbauer, Computer (konkret Künst- B.Collini-Nocker, SecondInternational Workshop on Satel- liche Neuronale Netze) ge- lite and Space Communications 2006, Madrid, Spain, Sep. gen sich selbst spielen zu 2006 lassen, wobei der Rechner nur die Information über „Unidirectional Lightweight Encapsulation (ULE) for trans- den Spielausgang erhält. mission of IP datagrams over MPEG-2/DVB networks“, G. Fairhurst, B. Collini-Nocker, RFC 4326, Dec. 2005 Gewinn oder Verlust kön- nen im Sinne des verwen- „A Framework for Transmission of IP Datagrams over deten Reinforcement Lear- MPEG-2 Networks“, J-M. Montpetit, G. Fairhurst, H. Clau- ning als Belohnung oder sen, B. Collini-Nocker, H. Linder, RFC 4259, June 2005 Bestrafung interpretiert werden, was dazu führt, dass der Computer sein Weitere Informationen: Spielniveau fortlaufend steigert, ohne jemals ex- http://www.network-research.org plizit Prinzipien des Spiels „erklärt“ zu bekommen. ■
Simulation Simulation gehört zu den ältesten Compu- teranwendungen: Ein in Software realisier- tes Modell bietet eine Kosten sparende und oft sogar alternativlose Möglichkeit, das Verhalten eines existierenden oder auch erst geplanten Systems durch Experimen- te und Messungen zu untersuchen. Die Anwendungen in Technik und Wirtschaft sind überaus zahlreich und vielgestaltig; breite öffentliche Aufmerksamkeit finden Weltmodelle wie die „Grenzen-des-Wachs- tums“ Studie des Club of Rome 1972 oder aktuelle Rechnungen zur Entwicklung des globalen Klimas. In solchen Anwendungen ist Simulation das Mittel quasi-empirischer Forschung; es sollen Daten als Grundlage für Einsichten und Entscheidungen gewon- nen werden. zuführendes Ereignis mitteilen. Das algorithmische Problem ist nun, zeitliche Inkonsistenzen in der Mo- Es gibt verschiedene Modellierungs- und Simulations- dellausführung zu vermeiden: ein Modellteil darf nur techniken; weit verbreitet sind Differentialgleichun- dann zur simulierten Zeit t voranschreiten, wenn er gen und der „discrete-event“ Ansatz, und beide sind alle ihn betreffenden Nachrichten bis t empfangen sehr gut durch Softwarepakete unterstützt. In unse- und berücksichtigt hat, die die anderen Modellteile rer Arbeitsgruppe dominiert der zweite Ansatz. Bei ihm schicken, d.h. wenn seine Vergangenheit, also dieser Modellierung mit diskreten Ereignissen sieht die Zeit vor t, abgeschlossen ist. Diese Konsistenz man das Systemverhalten als eine Folge von sprung- muss sichergestellt werden, ohne die mögliche Pa- haften, momentanen Veränderungen des Zustands rallelarbeit, auf die man es ja abgesehen hat, durch (das sind die Ereignisse) und dazwischen liegen- Maßnahmen zur globalen Synchronisation unnötig den Zeitintervallen, in denen nichts geschieht. Das einzuschränken. Eine mögliche Vorgehensweise, die heisst, man repräsentiert etwa bei der Modellierung sog. „optimistische“ Strategie der verteilten Simula- einer Fertigungsanlage einen einfachen Arbeitsschritt tion, ist von einer klassischen Fehlertoleranztechnik durch Anfangs- und Ende-Ereignisse und zeichnet inspiriert: Modellteile schreiten auf Basis möglicher- nicht die allmähliche Veränderung des Werkstücks weise unvollständiger Information voran und setzen während dieses Schritts nach. Zeitverbrauch des zurück in einen früheren Zustand, sobald sie eine Computers und simulierte (dargestellte) Zeit werden Nachricht empfangen, die in ihre Vergangenheit ge- dadurch grundsätzlich entkoppelt: Der Computer ar- hört, also vor dem inzwischen angenommenen Zu- beitet und verbraucht Rechenzeit, um die Ereignisse stand hätte berücksichtigt werden sollen. Die kor- nachzubilden, aber kann die Zeitstrecken dazwischen rigierenden Rücksetzmanöver, die „rollbacks“ sind einfach überspringen. Je nach Komplexität und Zahl unerwünscht, weil sie insbesondere auch an anderer der nachzubildenden Ereignisse kann eine Computer- Stelle rollbacks auslösen können. In unserer Arbeits- simulation deshalb um Größenordnungen schneller gruppe haben wir eine Variante dieser Strategie ent- oder langsamer sein als der reale Vorgang. Ein typi- wickelt, implementiert und untersucht, die in man- sches Beispiel für den zweiten Fall stellen Simulatio- chen Situationen die Anzahl der rollbacks und daraus nen bei der Entwicklung neuer Rechner dar: das Soft- folgende Effizienzverluste zu verringern kann: „Split waremodell kann die Geschwindigkeit der simulierten Queue Time Warp“ ordnet Nachrichten anhand einer Hardware nicht erreichen. Typkennung verschiedenen Eingangswarteschlangen zu, die selektiv entsprechend ihrer aktuellen Relevanz Seit einigen Jahren bemüht man sich darum, Simu- vom Empfänger abgearbeitet und so auch nur einge- lationsrechnungen auf mehrere Computer zu vertei- schränkt zum Auslöser für einen rollback werden. len, z.B. um durch Parallelarbeit früher zum Resultat zu kommen oder um größere Modelle rechnen zu Neben Fragen der Simulationsverfahren und -techni- können. Die Modellteile kommunizieren dabei durch ken interessieren uns auch konkrete Anwendungen, Nachrichten, die dem Empfänger ein von ihm aus- die informatisch reizvoll sind. Ein jüngeres Beispiel
ist ein Simulator für Echtzeitsoftware, die in Real- Logik und Theoretische Informatik Time Java (RTSJ) geschrieben ist. „Simulation“ be- deutet hier, dass ein vorhandenes Echtzeitprogramm Die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Ao. Univ. in simulierter Zeit ausgeführt wird. Es findet keine Prof. Dr. Elmar Eder beschäftigt sich mich mit der eigentliche Modellierung statt, kein Ersatz der Sache Komposition von Regeln in Schnittkalkülen, insbeson- selbst durch ein Softwaremodell. Das Softwaremodell dere in Frege-Hilbert-Kalkülen für die klassische Prä- ist in unserem Fall vielmehr im wesentlichen das vor- dikatenlogik erster Stufe. Schnittkalküle erlauben in gegebene Java Programm, und Simulation bedeutet, vielen Fällen extrem viel kürzere Beweise als schnitt- dass dessen Semantik, also die Ausführung, geän- freie Kalküle. Ein Nachteil bei Schnittkalkülen ist al- dert wird. lerdings, dass es sehr viel schwerer ist, einen Beweis automatisch zu finden als dies - etwa durch Rück- Unser Simulator verwendet klassische „discrete- wärtsschließen - in schnittfreien Kalkülen möglich ist. event“ Technik und erfordert, dass elementare An- Herkömmliche Verfahren versagen dabei, da sich der weisungen im gegebenen Programm mit geschätz- Suchbaum an jedem Knoten des Suchbaumes unend- ten Zeitverbrauchen beschrieben werden, um alles lich verzweigt. Eine Lösung für diese Problem ist aber, Geschehen auf die simulierte Zeitachse abbilden zu nicht nach Formeln, sondern nach Regeln zu suchen. können. Damit nebenläufiges Verhalten mit seinen Anstatt also eine Formel aus mehreren Formeln her- Effekten wie z.B. Warten korrekt in die simulierte Zeit zuleiten, leitet man eine Regel durch Komposition aus übersetzt wird, beinhaltet der Simulator eine entspre- mehreren Regeln her. Der resultierende Suchbaum chende Neuimplementierung von Javas Sprachmit- ist dann wieder endlich verzweigt. Da aber die Kom- teln für Nebenläufigkeit (threading). – Der Simulator position von Regeln wesentlich komplizierter ist als soll als Werkzeug z.B. für Tests bei der Entwicklung die Herleitung von Formeln, sind hierbei völlig neue von RTSJ Software dienen. Er arbeitet auf einer Stan- Fragestellungen zu beantworten. dard Java Implementierung (JVM), ist für vollstän- Es werden dabei mathematisch-algebraische Eigen- dige Programme oder auch Vorformen (ausreichend schaften von Mengen von Regeln unter der Operation annotierte Skelette) einsetzbar und beinhaltet Funk- der Komposition und unter verwandten Operationen tionen, die die integrierte Simulation des technischen untersucht, des weiteren Verfahren zur Berechnung Anwendungskontexts der zu testenden Echtzeitsoft- von Kompositionen von Regeln sowie die Frage, ob ware unterstützen. man feststellen kann, wann zwei Regeln extensi- Einen wichtigen Anwendungsbereich verschiedener onal gleich sind. Diese Fragen sind von Bedeutung Techniken der Modellierung und Simulation stellen für die automatisch Konstruktion von Beweisen in Verkehrssimulationen dar. Geht es um die Planung Schnittkalkülen, insbesondere, wenn man sich nicht neuer Straßen, soll der Verkehrsfluss in einem Bezirk auf reines Vorwärts- oder reines Rückwärtsschließen oder einer ganzen Stadt verbessert werden oder kann beschränken will. Im Gegensatz zu herkömmlichem durch verschiedene Maßnahmen wie z.B. Ampeln, logischem Schließen wird beim logischen Schließen neue Vorrangsregelungen oder Einbahnen eine all- mit Regelkomposition eine Unifikation von Formel- gemeine Verbesserung erzielt werden? Entsprechend schemata nötig. eingesetzte Simulationen können für solche Fragen Entscheidungshilfen liefern, bevor eine Umsetzung in Diese Forschungen sind auch Themen von Diplomar- der Realität erfolgt. In Masterarbeiten wurden Tools beiten. Hier wird ein System implementiert, das die geschaffen, die mit Hilfe des „mikroskopischen“ An- Komposition von Regeln von Frege-Hilbert-Kalkülen satzes (d.h. es wird jeder Verkehrsteilnehmer als In- berechnet und darauf aufbauend einen auf Regel- dividuum in der Simulation behandelt) die Erstellung komposition basierenden Theorembeweiser, der sich von Straßennetzen und den Ablauf der Simulation er- wahlweise interaktiv bedienen lässt oder automatisch möglichen. So können z.B.. Fragen nach „intelligen- selbständig einen Beweis sucht. ten“ Ampelsteuerungen oder Optimierungen beste- In einer weiteren Arbeit wird ein Beweissystem für hender Straßensysteme untersucht werden. ■ den Konsolutionskalkül implementiert. Der Konsoluti- onskalkül ist sowohl eine Verallgemeinerung des Re- Applied Algorithmics solutionskalküls als auch der Konnektionsmethode. http://www.cosy.sbg.ac.at/~pohlmann Im Gegensatz zur Konnektionsmethode wird nicht http://www.cosy.sbg.ac.at/~eder nur eine Pfadmenge immer weiter vereinfacht, son- http://www.cosy.sbg.ac.at/~hagenau dern direkt mit mehreren Pfadmengen gerechnet. http://www.cosy.sbg.ac.at/~helmut Neben der Bedeutung für die Grundlagen haben die Arbeiten praktisches Anwendungspotenzial für die automatische Veifikation von Computersoftware. ■
Wissensbasierte und - Automated Deduction Lernende Systeme - Knowledge Management - Knowledge Discovery Mathematische Informatik - Information Retrieval - Decision Support Systems (DSS) O.Univ.-Prof. Dipl.-Math. Dr. habil. Jochen Pfalzgraf wurde im Wintersemester 1996 als Ordinarius nach Gegenstand bisheriger Kooperation mit der For- Salzburg berufen. Die Arbeitsgruppe von Professor schungsabteilung der European Aeronautic Defence Pfalzgraf beschäftigt sich mit der Entwicklung und and Space Company (EADS CRC, München) und der Anwendung mathematischer Methoden und Resulta- Elektronik System und Logistik GmbH (ESG, Mün- ten im Bereich der Künstlichen Intelligenz und der chen) war unter anderem ein gemeinsames EU Pro- Computer Wissenschaften. Unter anderem werden posal zum „European Security Research Programme“, Computer Simulationen einschließlich industrieller PASR-2, 2005, mit EADS und ESG unter Beteiligung Anwendungen durchgeführt. anderer Universitätsgruppen aus Deutschland (Uni Neben Prof. Pfalzgraf bilden Dipl.-Ing. Dr. Thomas Karlsruhe), Frankreich und England. Soboll, Dipl.-Ing. Marietta Stutz und Susanne Stadler Die Arbeitsgruppe ist weiters Mitglied in der Gruppe den Kern der Arbeitsgruppe. Doktoranden und Dip- Euro Working Group on DSS (EWG-DSS). lomanden arbeiten aktiv in der Arbeitsgruppe mit. Motivierte Studenten werden im Rahmen von Semi- Prof. Pfalzgraf organisiert seit 2004 den Workshop nar- und Praxisarbeiten in die Forschungsarbeit inte- „Applied and Computational Category Theory (AC- griert. CAT)“ der jährlich im Rahmen der Konferenz “Euro- pean Joint Conferences on Theory and Practice of Wesentliche Forschungsgebiete und Aspekte, folgend Software“ (ETAPS) stattfindet. Seit 2005 organisiert dem Grundprinzip Wechselspiel und Zusammenwir- er das Symposium „Multiagent Systems (MAS), Ro- ken von Theorie und Praxis sind: botics and Cybernetics: Theory and Practice“ das - Wissensbasierte und Lernende Systeme 2005 und 2007 im Rahmen der Konferenz „Interna- - Mathematische Methoden und Resultate in Anwen- tional Conference on Systems Research, Informatics dung auf folgende Bereiche: and Cybernetics“ (InterSymp) stattfand; ein Sympo- - Informatik sium 2009 ist in Vorbereitung. ■ - Künstlichen Intelligenz - Ingenieurdisziplinen - Industrieprobleme - Entwicklung und Anwendung von Computer Simula- tionen inkl. industrielle Anwendungen Industrielle Kontakte - Multiagenten Systeme (MAS) und Robotik Lufthansa AG, Frankfurt/M : Arbeiten zum Problem „Op- - Logik Modellierungen (“Logische Faserungen”) für timale Positionierung von Flugzeugen auf dem Flughafen MAS Frankfurt/M.“ - Artificial Neural Networks (ANN, Künstliche Neuro- DaimlerChrysler Research, München, Ottobrunn: Compu- ter unterstützte Auswertung von Experimenten mit Stub- nale Netze), Entwicklung eines eigenen ANN Simula- Tuner Einsatz mittels Neuronale Netz und Fuzzy Techni- tors FlexSimTool ken. - Strukturmodellierung von ANN mit CAT und Geo- Winkhaus, Grödig: Entwurf und Implementierung eines metrie wissensbasierten Computeruntersystems für die Aus- - Soft Computing Methoden: legung von Schließplänen Schloetter GmbH, Salzburg: - ANN Bericht zum Stand der firmeneigenen Automatisierungs- software mit Empfehlungen zur Weiterarbeit. - Fuzzy Techniken InfoMiner AG, Weilheim: Umfangreiche wissenschaftliche - Heuristische Optimierung mit Genetischen und Industrieprojekt bezogene Kooperationen im Bereich Algorithmen (GA) mathematischer Verfahren und Neuronale Netztechni- - Hybride Problemlösungsansätze ken. - Mathematische Modellierung mit Category Theory HAITEC AG, München: Einsatz Neuronaler Netze beim (CAT, Kategorientheorie) Geometrievergleich von CAD Modellen. Technodat, Techno Z Salzburg: Projektpraktikum im Be- - Applied and Computational Category Theory (AC- reich Software Entwicklung. CAT) ISM, Salzburg, Telemedizin: Umfangreiche Vorarbeiten - CAT Semantik in der Informatik zu einem großen Antrag auf ein K+ Zentrum „Telemedi- - Nichtkommutative Geometrie und Computer Algeb- zin“ im Land Salzburg. ra Anwendungen
Visualisierung einer Fuzzy Logic 3D Roboter Simulator implemen- Implementierung einer kategori- Einheit zur Richtungskontrolle von tiert in java3D. Dient als Demons- ellen Toolbox zur Analyse, Model- mobilen Robotern. Aufgabe ist es trator für Forschungsergebnisse lierung und Steuerung von Multi- Hindernisse zu umfahren und die im Bereich Categorical Modeling of agenten Systemen. (Screenshot Geschwindigkeit der Roboter zu Multiagent Systems und ACCAT. eines Double Pushouts) regeln. Simuliert wurden die Robo- ter in Gazebo. Weitere Informationen: http://www.cosy.sbg.ac.at/~jpfalz/publications.html http://www.cosy.sbg.ac.at/~jpfalz http://www.cosy.sbg.ac.at/~jpfalz/conferences.html http://www.cosy.sbg.ac.at/~jpfalz/Group.html www.cosy.sbg.ac.at/~jpfalz/coop-contacts.html Auszeichnungen und ausgewählte Publikationen DISTINGUISHED LEADERSHIP IN SCIENCE & EDUCATION AWARD Received by: The International Institute for Advanced Studies in Systems Research and Cybernetics (IIAS); Baden-Baden, Ger- many, 2 August, 2007 OUTSTANDING SCHOLARLY CONTRIBUTION AWARD and MEDAL Received by: IIAS; Baden-Baden, Germany, 10 August, 2006 BEST PAPER AWARD Received at: 6th International Conference on Computing Anticipatory Systems CASYS-2003. Liège, Belgium, August 11-16, 2003 On a General Notion of Transformation for Multiagent Systems. Jochen Pfalzgraf, Thomas Soboll. Proceedings of the Conference: Integrated Design and Process Technology, IDPT-2007, June 3-8, 2007, Antalya, Turkey. Society for Design and Process Science, ISSN 1090 - 9389. Applied and Computational Category Theory (ACCAT): Its Origins and Perspectives. Jochen Pfalzgraf, Publication of a presentation (Keynote Address) given at 18th International Conference on Systems Research, Informatics and Cybernetics (InterSymp-2006). August 7-12, 2006, Baden-Baden, Germany. In: Advances in COMPUTER CYBERNETICS, Vol. XIII Edited by: George E. LASKER (President of The IIAS) Published by: The INTERNATIONAL INSTITUTE for ADVANCED STUDIES in SYSTEMS RESEARCH and CY- BERNETICS (IIAS) (Tecumseh, Canada), 2007. ISBN 978-1-897233-49-8 The Base Diagram of a Multiagent System: A Categorical Model of the General Communication Structure. Jochen Pfalzgraf, with T.Soboll as invited co-author. ADVANCES in MULTIAGENT SYSTEMS, ROBOTICS and CYBERNETICS: Theory and Practice. (Volume II) Edited by: George E.LASKER and Jochen PFALZGRAF Published by: The INTERNATIONAL INSTITUTE for ADVANCED STUDIES in SYSTEMS RESEARCH and CYBERNETICS (IIAS) (Tecumseh, Canada), 2008. ISBN 978-1-897233-61-0 A new Approach on Effectively Constructing Transformation Steps for Base Diagram Manipulations in Multiagent Systems. Soboll Thomas. In: Proceedings of the Conference InterSymp08, August 2008, Baden-Baden Germany. On Logical Fiberings and Automated Deduction in Many-valued Logics Using Gröbner Bases. Invited Article. Jochen Pfalzgraf. Revista Real Academia de Ciencias, Serie A de Matemáticas, RACSAM, Vol. 98(1), 2004 . (Royal Academy of Sciences of Spain). Special issue on „Symbolic Computation in Logic and Artificial Intelligence“. Editors: Luis M. Laita, Jose Antonio Alonso, Eugenio Roanes-Lozano. On a Hybrid Symbolic-Connectionist Approach for Modeling the Kinematic Robot Map - and Benchmarks for Computer Algebra, Jo- chen Pfalzgraf. Invited Contribution with the same title of an Invited Talk . In: Proceedings of the Conference Artificial Intelligence and Symbolic Computation (AISC-2008), July 31-August 2, 2008, Birmingham, England. S.Autexier, et al. (eds.): AISC/Calculemus/ MKM 2008. Springer Lecture Notes in Artificial Intelligence LNAI 5144, 2008. On the Construction of Transformation Steps in the Category of Multiagent Systems. Soboll Thomas. In: Proceedings of the Con- ference Artificial Intelligence and Symbolic Computation (AISC-2008), July 31-August 1, 2008, Birmingham, UK. S. Autexier, et al. (eds.): AISC/Calculemus/MKM 2008. Springer Lecture Notes in Artificial Intelligence LNAI 5144, 2008. Eine komplette Liste sowie eine Aufstellung akademischer Kontakte befindet sich online unter den links angegebenen Adressen.
– Scientific Computing Technische und wissenschaftliche Problemstellungen Im folgenden wollen wir auf einige Forschungsschwer- verlangen nach immer schnelleren und exakteren nu- punkte der Arbeitsgruppe näher eingehen. Der Fokus merischen Lösungen. Zusätzlich müssen dabei im- liegt dabei zum einen auf der Verbesserung existie- mer mehr Daten verarbeitet werden. Die steigende render oder Entwicklung neuer Algorithmen und zum Integrationsdichte von Computerchips und die damit anderen auf deren Parallelisierung auf einzelnen oder erreichte Geschwindigkeitserhöhung, Vermehrung verteilten Hochleistungsrechnersystemen. der Bandbreite in der Datenübertragung und grö- ßere Speicherkapazität kann diese Anforderungen Data Retrieval ist eine Disziplin, in der es um die nur bedingt abfangen. Die Entwicklung effizienter Verwaltung großer Datenmengen geht. Konkret ver- Algorithmen für die wichtigen Aufgabenstellungen sucht man, aufgrund von Suchanfragen alle relevan- unserer Zeit und deren Anpassung an moderne ten Dokumente in einer großen Auswahl zu finden, Hochleistungsrechner-Architekturen sind daher eine ähnlich wie z.B. Google. Dabei gilt es aber, zum ei- Notwendigkeit. nen die Mehrdeutigkeit von Suchwörtern (Polysemie) zu überwinden, d.h. es soll etwa zwischen Maus, dem Diesem Thema widmet sich daher die Forschungs- Tier, und Maus, dem Eingabegerät, unterschieden richtung Scientific Computing im allgemeinen und werden können. Zum anderen soll die Bedeutungs- unsere gleichnamige Arbeitsgruppe im speziellen. gleichheit von Wörtern (Synonymie) erkannt werden, Dabei ist sowohl Know-How auf dem Gebiet der In- wie etwa bei Fahrzeug und Automobil. Eine gute formatik und Computertechnik gefragt als auch so- Lösung für dieses Problem ist das Latent Semantic lide Kenntnisse der Mathematik. Die Mitglieder der Indexing (LSI), das als Grundbestandteil die Singu- Arbeitsgruppe Scientific Computing haben dafür den lärwertzerlegung großer Matrizen beinhaltet. Diese richtigen Hintergrund. Beiträge aus der Funktional- Matrixoperation verursacht relativ hohe Anforderun- analysis, Matrixalgebra, numerischer Mathematik, gen an die Rechenkapazität. Unsere Arbeitsgruppe Multimediatechnik, Natural Computation und Paral- arbeitet erfolgreich daran, diese Operation durch lelverarbeitung wurden und werden erfolgreich zu effiziente Parallelisierung für Anwendungen nutzbar neuen Ansätzen vereint. zu machen. In Kooperation mit Forschern aus der Slowakischen Akademie der Wissenschaften in Bra- Doch nicht nur die Mitarbeiter tragen hier zum Er- tislava wurden schnelle parallele Verfahren für die folg bei. Für das effiziente Abarbeiten numerischer SVD-Zerlegung entwickelt, die auf der doppelseitigen Algorithmen und Software-Experimente sind Hoch- Jacobi-Methode basieren. Dabei wurden neue Ortho- leistungsrechenanlagen auf dem Stand der Technik gonalisierungsstrategien gefunden, die zu einer be- unabdingbar. Der Fachbereich und die Arbeitsgruppe treachtlichen Beschleunigung der Berechnungen füh- haben eine langjährige Erfahrung mit der Betreuung ren. Das neueste Ergebnis zu diesem Thema ist die von Großcomputern zu wissenschaftlichen Zwecken. parallele Version von einseitigen Verfahren mit einer Den Anfang machte im Jahre 1988 ein Vektor-Rech- gezielten Auswahl der zu eliminierenden Datenblöcke ner der Firma CONVEX, gefolgt von einem SGI-Rech- aufgrund ihrer originellen Gewichtsberechnung. ner mit 20 MIPS-R10000 Prozessoren, der eine Zeit- lang in den Top 500 der weltweit leistungsfähigsten Außerdem wurde die parallele SVD-Methode auf ver- Computersysteme zu finden war. Danach brach die teilte Datenbanken erweitert, und zwar im Zuge unse- Zeit der Cluster an, die aufgrund der Verwendung rer Kooperation in der Austrian-Grid-Community, eine von Standardkomponenten ein unschlagbares Preis- österreichweite ministeriell geförderte Forschungs- Leistungsverhältnis boten. Der von Prof. Vajtersic vereinigung zur Urbarmachung und Zusammenschlie- beschaffte Großrechner mit dem Namen „Gaisberg“ ßung österreichischer Großrechner-Ressourcen nach ist diesem Typ zuzuordnen. Er besitzt 36 Knoten zu dem Prinzip des Grid-Computing. Zurzeit wird daran je zwei Athlon MP2800+ Prozessoren und leistet dem gearbeitet, LSI auf Low-Level-Features von Multime- Fachbereich wertvolle Dienste. Eine Erweiterung um dia-Daten anzuwenden. vier Zweifach-Quadcore-Xeon-Knoten sowie die An- In der gemeinsamen Forschungszusammenarbeit mit schaffung einer Shared-Memory-Maschine mit 16 64- dem Jozef Stefan Institute aus Slowenien wird eine Bit Itanium Prozessoren komplettieren unseren Ma- Cluster-Parallelisierung des heuristischen Stigmergy- schinenpark. Außerdem nutzen wir auch die enorme Optimierungsverfahrens ausgearbeitet. Hier zeigt sich Rechenleistung von Cell-Prozessoren in einem Clus- die Parallelisierung als einzige machbare Möglichkeit, ter von acht Playstation-3-Konsolen für das wissen- nutzbare Ergebnisse fuer praxisrelevante Dateien zu schaftliche Rechnen. bekommen.
Die Verfügbarkeit von SIMD-Erweiterungen wie MMX und ANN Game Playing. Hauptmotivation hierbei ist und SSE in Standardprozessoren führt zur Notwen- generell die Erforschung von Methoden zum (mög- digkeit, diese Möglichkeiten auch im Hochleistungs- lichst) selbstständigen Lernen künstlicher Systeme. rechnen zu nutzen, da dort Standardprozessoren So lernen Roboter Aufgaben über Evolution ihres oder Varianten davon zum Einsatz kommen. Dabei Neurocontrollers („Gehirns“) zu lösen. Mit einem sol- können mittels einzelner Instruktionen Vektoren von chen Zugang lassen sich aber auch Fragestellungen zwei, vier oder mehr Zahlen in einem Streich addiert, in der theoretischen Biologie bearbeiten, wie z.B. das multipliziert, usw. werden. FIR- und IIR-Filter sind Verhalten von Zugvögeln (die Roboter werden dann neben der Fourier-Transformation die wichtigsten In- zu Vögeln). Evolution von Netzen wird aber auch gredienzien in der Signalverarbeitung. Diese konnten dazu verwendet, um komplexe Spiele möglichst gut erfolgreich mit SIMD-Techniken parallelisiert werden. zu spielen. Aktuelles Forschungsthema ist hier das Anwendungen davon finden sich auch im Multimedia- asiatische Brettspiel Go, dessen Komplexität auch Bereich, wo die darauf aufbauende Wavelet-Transfor- fuer heutige Rechner eine sehr hohe Herausforde- mation große Bedeutung hat. rung darstellt. Weiters beschäftigen wir uns auch mit der Simulation von Blutströmungen mit Finite- Im Gegensatz dazu steht die grobkörnige Parallelisie- Element-Methoden. All diese Forschungen erfordern rung auf Multiprozessor- und Cluster-Systemen. Die sehr hohe Computerleistung, und auch mit dieser Wavelet-Transformation und deren Verwandte spie- laufen manche Experimente viele Wochen bis ein Er- len in der Arbeitsgruppe eine große Rolle und wur- gebnis feststeht. Daher sind wir stark auf Computer den daher extensiv parallelisiert und optimiert. Die sehr hoher Leistungsfähigkeit angewiesen. ■ gefundenen Algorithmen finden unter anderem in der Offline-Multimedia-Kompression oder in Multicore-Vi- Weitere Informationen zum High Performance deoprocessing-Systemen Anwendung. Computing Salzburg: Aus der urspruenglichen Beschäftigung mit der Evolu- tion Künstlicher Neuronaler Netze (ANN) entstanden http://hpc.sbg.ac.at/ Forschungsaktivitäten in verwandten Gebieten wie Evolutionary Robotics, Computational Neuroethology Der PS3-Cluster besteht aus 8 PS3-Konsolen,welche unter YellowDog-Linux betrieben werden. Die Maschinen sind mit- tels Gigabit-Ethernet vernetzt und können von einem eigenen Portalrechner weitere Ressourcen (disk space) anfordern. Applikationen können damit mit bis zu 48 Synergistic Processing Units (SPUs) operieren, denen 2 GB schnelles RamBus- RAM und weitere 8 GB DDR2-RAM zur Verfügung stehen. Der Cell-Chip der PS3 verbindet MIMD- und SIMD-Technik, in- dem er bis zu 6 parallele Ablaufstränge erlaubt, die jeweils in der Lage sind, zwischen 2 und 16 gleichartige Operationen (SIMD) pro Zeittakt auszuführen. In Verbindung mit dem gut 200 GB/s schnellen Element Interconnect Bus erreicht der Cell-Chip der PS3 eine Spitzenleistung von ca. 150 Gflops, was eine Größenordnung über herkömmlichen CPUs liegt. Das Gesamtsystem durchbricht damit als erstes HPC-System der Universität Salzburg die Schallmauer von einem TeraFlop/s, leistet also über 1000 Milliarden Gleitkommaoperationen pro Sekunde.
Computational Systems Die Arbeitsgruppe Computational Systems unter der Leitung von O. Univ.-Prof. Dr. Christoph Kirsch be- schäftigt sich mit Methoden zur Entwicklung von Soft- ware für eingebettete Systeme. Unter eingebetteten Systemen versteht man Computer, die in etwas ande- rem als einem Computer eingebettet sind, also zum Beispiel so unterschiedliche Dinge wie Mobiltelefone und Waschmaschinen, aber auch Autos und Flug- zeuge. So unterschiedlich diese Systeme auch sind haben sie doch alle gemeinsam in einem mehr oder weniger engen Zusammenspiel mit ihrer Umgebung zu stehen. Mobiltelefone müssen Sprache mit einer ändert bleibt. Das JAviator Projekt wurde im Jahr bestimmten Frequenz übertragen, Flugzeuge können 2007 mit einem IBM Faculty Award ausgezeichnet nur ab einer bestimmten Geschwindigkeit abheben, und heuer bei einer der wichtigsten internationalen und so weiter. Anders als herkömmliche Computer Konferenzen fuer Aeronautik vorgestellt (AIAA GNC kann ein eingebettetes System seine Umgebung kei- 2008 in Honolulu, Hawaii). nesfalls warten lassen. Die Software für solche Sys- teme muss deshalb besonderen Anforderungen an Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeitsgruppe ist das ihr Zeitverhalten genügen. Ihre Entwicklung ist aus Tiptoe Projekt: die Entwicklung eines Betriebssystems diesem Grund oft ausgesprochen anspruchsvoll und für eingebettete Systeme. Tiptoe soll eine bisher nicht erfordert neue, meist unkonventionelle Methoden. erreichte Präzision im Zeitverhalten von Software er- Zu Test- und Demonstrationszwecken wurde in der möglichen. Ein erstes wissenschaftliches Resultat Arbeitsgruppe der JAviator entwickelt: ein vierroto- des Projekts im Bereich Speicherverwaltung wurde riger Modellhubschrauber mit circa 1.3 Meter Durch- neben einem Resultat aus der Schweiz als einziger messer, der als eine Art fliegendes Softwarelabor Beitrag aus Kontinentaleuropa bei einer der wichtigs- dient. Der JAviator ist äusserst agil und kann deshalb ten internationalen Konferenzen für Betriebssysteme nur mit Computerunterstützung geflogen werden. zur Veröffentlichung akzeptiert (USENIX 2008 in Bos- Die dazu benötigte Software wurde mit den in der ton, Massachusetts). Arbeitsgruppe entwickelten Methoden konstruiert. Zur Zeit umfasst die Arbeitsgruppe eine promovierte Bei einem Hubschrauber steht wie bei vielen ande- Mitarbeiterin, vier Dissertanten, und eine Reihe von ren eingebetteten Systemen die Reaktionsfähigkeit Studenten im Magisterstudium. der Steuerungssoftware im Vordergrund. Sie beträgt Ausserdem werden noch zwei externe Dissertanten beim JAviator circa 20 Millisekunden. Im Vergleich dazu kann ein Mensch nur innerhalb mehrerer 100 Informationen zu den Projekten der Millisekunden reagieren. Ein zentrales Problem auf Computational System Group: dem Gebiet der eingebetteten Systeme ist ausserdem die Robustheit der Software. Die in der Arbeitsgrup- http://cs.uni-salzburg.at/~ck/group/ pe entwickelten Methoden erlauben es Software zu http://javiator.cs.uni-salzburg.at/ konstruieren, deren Zeitverhalten auf verschiedenen http://tiptoe.cs.uni-salzburg.at/ Computern und unter wechselnder Belastung unver-
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