LERN 2020 6. Wissenschaftliche Jahrestagung - Bildungsforschung interdisziplinär
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LERN 2020 6. Wissenschaftliche Jahrestagung 18./19. März 2020 in Frankfurt am Main Bildungsforschung interdisziplinär: Gebündelte Expertise im Leibniz-Forschungsverbund Bildungspotenziale Organisiert vom
Inhalt Grußwort der Sprechergruppe des Leibniz-Forschungsverbundes Bildungspotenziale 1 PROGRAMM 2 ABSTRACTS Abstracts der Beiträge am 18. März 2020 6 Abstracts der Poster 23 Abstracts der Beiträge am 19. März 2020 30
Grußwort 1 Grußwort Liebe Mitglieder im Leibniz-Forschungsverbund Bildungspotenziale, H erzlich willkommen am DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt am Main zur sechsten Wissen- schaftlichen Jahrestagung des Verbundes. Mit nun 25 Mitgliedsinstituten ist es uns in diesem Jahr ein besonderes Anliegen, die Vernetzung innerhalb des Verbundes einmal mehr verstärkt voranzutreiben, gemäß dem Motto „Bildungsforschung interdisziplinär: Gebündelte Expertise im Leibniz- Forschungsverbund Bildungspotenziale“. Seit der Gründung im Jahr 2013 überschreiten die Verbundaktivitäten gezielt die Grenzen der Wissenschaftsdisziplinen und bieten Raum für innovative Forschungsprojekte. Themen – nicht Disziplinen – stehen bei uns im Vordergrund. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht es, Bildungsvoraussetzungen, -prozesse und -folgen über den gesamten Lebens- lauf in formalen, non-formalen und informellen Lernumgebungen eingehend zu erforschen – jetzt und in Zukunft. Herzlichen Dank für Ihr Engagement im LERN-Verbund und an das Organisationsteam am DIPF für die Ausrichtung dieser Veranstaltung. Wir freuen uns auf einen regen Austausch und spannende Diskussionen! Ulrike Cress, Marcus Hasselhorn, Olaf Köller, Heike Solga und C. Katharina Spieß Sprechergruppe des Leibniz-Forschungsverbundes Bildungspotenziale LERN-Jahrestagung 2020
2 Programm Programm Mittwoch, 18. März 2020 11:00 - 12:00 Offen für alle: Treffen des Arbeitskreises Digitale Bildung Raum: Ulrike Cress (IWM) Erwin Stein 12:00 - 12:15 Begrüßung und Einführung in Ablauf und Ziele Raum: Marcus Hasselhorn (DIPF) Wolfgang Mitter II 12:15 - 13:00 Raum: Eröffnungsvortrag Ein kooperativer Ansatz zur Eingrenzung herkunftsbedingter Disparitäten in der Wolfgang Mitter II frühen Kindheit im Rahmen der Bremer Initiative zur Stärkung frühkindlicher Entwicklung (BRISE) Kerstin Schütte & Olaf Köller (IPN) 13:00 - 13:45 MITTAGSPAUSE 13:45 - 15:15 PARALLELE VORTRÄGE I Der Einfluss von Geschwistern bei der Erfassung von sozio-emotionalem Verhalten von Kindergartenkindern Carina Schönmoser (LIfBi) & Claudia Karwath (Universität Bamberg) Sozio- Kohortentrends in motivationalen Schülermerkmalen zwischen 2012 und 2018: emotionale Differenzielle Entwicklungen für Mädchen und Jungen? Fähigkeiten Malte Jansen, Rebecca Schneider, Stefan Schipolowski & Sofie Henschel (IQB) Raum: Instruction Intensity and Socio-Emotional Skills: Evidence from a High Wolfgang Mitter II School Reform Nora Grote (Statistisches Bundesamt), Lisa Leschnig (IAB) & Thomas Lampert (Robert Koch-Institut) Systematisches Review zur Wirkung von didaktisch-methodischen Ansätzen des sprachsensiblen Unterrichts Till Woerfel, Martha Höfler, Leonie Twente, Rebekka Wanke & Annika Witte (Mercator-Institut) „*Alle Kinder haben ein Skateboards.“ Unterschiede von nach quantitativen Lese- Sprachliche flüssigkeitsmaßnahmen paarweise zugeordneten monolingualen und bilingualen Bildung Grundschulkindern hinsichtlich der Grammatikalität von Lesefehlern Martin Schastak (DIPF), Anna Roth (Universität Frankfurt), Jasmin Decristan (Universität Raum: Wuppertal), Dominique Rauch (PH Ludwigsburg) & Valentina Reitenbach (Universität Erwin Stein Wuppertal) „Eine Förderung muttersprachlicher Kompetenzen für DaZ-Lerner ist nicht vorgesehen“ – Eine Analyse zu Bezeichnungspraktiken in studentischen Ausarbei- tungen im Kontext des DaZ-Moduls Ina-Maria Maahs, Christina Winter, Veit Maier & Marco Triulzi (Mercator-Institut) LERN-Jahrestagung 2020
Programm 3 15:15 - 15:45 KAFFEEPAUSE 15:45 - 17:15 KNOWLEDGE CAFÉ Räume: Der Nationale Bildungsbericht Luxemburgs – Konzept und Anschlussprojekte Wolfgang Mitter II Thomas Lenz & Susanne Backes (Universität Luxemburg) Erich Hylla I + II Aufbau eines Dokumentenportals zur Hochschulgovernance in Deutschland Axel Oberschelp, Eva-Maria Vögtle & Thorben Sembritzki (DZHW) IMPULSE - Intervention in Mathematik zur professionellen Unterstützung Erwin Stein leistungsschwacher Schülerinnen und Schüler Janina Roloff-Bruchmann & Karin Guill (IPN) Wolfgang Mitter I Die Bedeutung von Persönlichkeitseigenschaften für den Spracherwerb von geflüchteten Personen Yuliya Kosyakova & Marie-Christine Laible (IAB) 17:15 - 18:15 PARALLELE VORTRÄGE II Leveraging Big Data to Enhance Educational Effectiveness: Examples from Unterschiedliche Teacher Education and Higher Education Bildungsformate Christian Fischer (HIB, Universität Tübingen) Raum: Das WTimpact-Projekt: Ein interdisziplinärer Ansatz zur Erforschung Wolfgang Mitter II von Wissenstransfer am Beispiel von Bürgerwissenschaften Ulrike Cress, Hannah Greving & Joachim Kimmerle (IWM) Expectations The Impact of Minimum Wages on Teenagers‘ Educational Expectations and Silke Anger (IAB), Pascal Heß (Universität Maastricht) & Max Kunaschk (IAB) Achievements The Impact of Instruction Time on Student Achievement Raum: Katharina Wedel (ifo Institut) Erwin Stein LERN-Jahrestagung 2020
4 Programm 18:15 - 19:00 POSTER PITCH MIT ANSCHLIEẞENDER POSTERSESSION Erfassung der professionellen Kompetenzen von DaZ-Lehrkräften in Schule und Erwachsenenbildung - Vorstellung des Verbundprojekts COLD Hannes Schröter (DIE), Stefanie Bredthauer, Michael Becker-Mrotzek, Hans-Joachim Roth (Mercator-Institut) & Josef Schrader (DIE) TALIS-Videostudie Deutschland und Leibniz-Netzwerk Unterrichtsforschung Juilane Grünkorn, Eckhard Klieme, Patrick Schreyer, Julia Käfer & Benjamin Herbert (DIPF) Stellenwert und Typen der Wissensarbeit bei Hochschulabsolventinnen und Hochschulabsolventen Maximilian Trommer & Thorsten Euler (DZHW) Raum: Wann erreichen Individuen ihr höchstes Bildungsniveau? Implikationen für die Wolfgang Mitter II Analyse von herkunftsbedingten Bildungsungleichheiten Nils Lerch (LIfBi) Für die Weiterentwicklung von Kompetenzen ist es nie zu spät – Interindividuelle Unterschiede in der Lesekompetenzentwicklung im (jungen) Erwachsenenalter Kathrin Thums (LIfBi), Franziska Schwabe (IFS), Cordula Artelt (LIfBi), Ilka Wolter (LIfBi), Alexandra Wicht (GESIS), Tabea Durda (LIfBi), Luise Krejcik (Universität Hamburg), Anke Grotlüschen (Universität Hamburg), Beatrice Rammstedt (GESIS) & Clemens M. Lechner (GESIS) Der Einsatz von Text Mining-Verfahren zur Optimierung von Suchanweisungen in systematischen Reviews Leonie Twente & Till Woerfel (Mercator-Institut) GEMEINSAMER SPAZIERGANG ZUM RESTAURANT & ABENDESSEN 19:00 Hessekopp - Die Apfelweinwirtschaft | An der Welle 7 | 60322 Frankfurt am Main LERN-Jahrestagung 2020
Programm 5 Donnerstag, 19. März 2020 09:00 - 10:00 PARALLELE VORTRÄGE III Encouraging Parents to Invest: A Randomized Trial with two Simple Interventions in Early Childhood Frühe Bildung Cara Ebert (RWI), Esther Heesemann (Universität Mannheim) & Sebastian Vollmer (Universität Göttingen) Raum: Wolfgang Mitter II Die Bedeutung der Komposition von Peergruppen in Kindertageseinrichtungen für den Spracherwerb Daniel Schmerse (IPN) Die Bedeutung sozialer Netzwerke für akademische Karrieren: Sozialkapital als Hochschul- Prädiktor für eingeworbene Drittmittel und Publikationen? forschung Luisa Barthauer (TU Braunschweig) & Ulrike Schwabe (DZHW) Raum: DFG-Projekt MEPIC: Bestandsaufnahme eines Projekts zur Erforschung der Erwin Stein Mechanismen des epistemischen Wandels im Hochschulkontext Martin Kerwer & Tom Rosman (ZPID) 10:00 - 10:30 KAFFEEPAUSE 10:30 - 11:30 PARALLELE VORTRÄGE IV Das Museum als Lernort: Besucherforschung zu Wissensprozessen Unterschiedliche am Römisch-Germanischen Zentralmuseum Lernorte Alexandra Busch, Stephan Schwan, Sandra Hahn & Dominik Kimmel (RGZM) Raum: Freiwilliges Engagement als kultureller Erfahrungsraum – Wolfgang Mitter II Empirische Befunde zum kulturellen Engagement zukünftiger Lehrkräfte Jana Costa (LIfBi) Sibling Spillover Effects in Education Tests und Trends Maximilian Bach (ZEW) & Jan Marcus (Universität Hamburg, DIW Berlin) Raum: Trendschätzungen in PISA – alles andere als trivial Erwin Stein Olaf Köller (IPN, ZIB), Kristina Reiss (ZIB, TUM), Frank Goldhammer (DIPF, ZIB), Ulf Kröhne (DIPF, ZIB), Oliver Lüdtke (IPN, ZIB) & Alexander Robitzsch (IPN) 11:30 - 12:00 Abschlussvortrag Raum: Open Science und Open Data in der empirischen Bildungsforschung – Wolfgang Mitter II Der Verbund Forschungsdaten Bildung Sonja Bayer & Alexia Meyermann (DIPF) 12:00 - 12:15 Wrap-up Raum: Marcus Hasselhorn (DIPF) Erich Hylla I + II 12:15 - 13:00 MITTAGSPAUSE 13:00 - 15:30 Raum: 16. Mitgliederversammlung von LERN Helene von Bila (12. Stock) LERN-Jahrestagung 2020
6 Abstracts Mittwoch, 18. März 2020 12:15 - 13:00 Uhr | Eröffnungsvortrag Ein kooperativer Ansatz zur Eingrenzung herkunftsbedingter Disparitäten in der frühen Kindheit im Rahmen der Bremer Initiative zur Stärkung frühkindlicher Entwicklung (BRISE) Kerstin Schütte & Olaf Köller (IPN) Im Rahmen der Bremer Initiative zur Angebote der regionalen Infrastruktur Stärkung frühkindlicher Entwicklung wahrnehmen. Mit einem Methoden- (BRISE) setzen vier Institute des Leib- mix werden die kumulativen Effekte der niz-Forschungsverbunds Bildungspoten- Förderkette auf die kognitive, soziale ziale (IPN Kiel, DIPF, DIW Berlin und und emotionale Entwicklung der Kinder LIfBi) gemeinsam mit drei Universitäten umfassend untersucht und aus den ver- (Bremen, Bamberg und Heidelberg) eine schiedenen beteiligten disziplinären Per- quasi-experimentelle Interventionsstudie spektiven von Psychologie, Erziehungs- um, die Erkenntnisse darüber liefern wissenschaft, Soziologie, Ökonomie und wird, wie verfügbare Ressourcen ziel- Fachdidaktik bewertet. Neben der inter- gerichteter zum Nutzen benachteiligter disziplinären Zusammenarbeit innerhalb Kinder eingesetzt werden können. Die des Projektverbundes besteht eine un- Intervention richtet sich an sozial und abdingbare enge Kooperation mit Politik, kulturell benachteiligte Familien und Verwaltung und Fachpraxis in Bremen. ihre Kinder im Lebensabschnitt von der Der in Bremen erprobte Ansatz, die späten Schwangerschaft bis nach der Rahmenbedingungen für den Angebots- Einschulung, um der Entstehung her- markt frühkindlicher Programme und kunftsbedingter Disparitäten bereits in daran teilnehmender Institutionen so zu der Kindheit entgegen zu wirken. Die gestalten, dass eine durchgängige Förde- Wirkungen einer durchgängigen Förde- rung von Kindern aus sozial und kulturell rung im Sinne einer Förderkette unter benachteiligten Familien mit bewährten Rückgriff auf bewährte alltagsintegrierte alltagsintegrierten Programmen best- Programme, die regional bereits groß- möglich erreicht wird, sollte auf Städte flächig vorhanden sind – einerseits direkt mit vergleichbaren Problemlagen und an die Familien gerichtet, andererseits in vergleichbarer Infrastruktur übertragbar den Institutionen der Kindertagesbetreu- sein. Interdisziplinäre Bildungsforschung ung umgesetzt – werden im Vergleich liefert damit empirische Evidenz, politi- mit der Regelpraxis überprüft, innerhalb sche Maßnahmen zur Verbesserung von derer Familien nach eigenem Ermessen Bildungsgerechtigkeit zu legitimieren. LERN-Jahrestagung 2020
Abstracts 7 Parallele Vorträge I 13:45 - 15:15 Uhr Sozio-emotionale Fähigkeiten Der Einfluss von Geschwistern bei der Erfassung von sozio-emotionalem Verhalten von Kindergartenkindern Carina Schönmoser (LIfBi) & Claudia Karwath (Universität Bamberg) Das sozio-emotionale Verhalten von Kindes im frühen Kindesalter von großer Kindern und Jugendlichen wird bei groß Bedeutung ist (Kasten, 1998), nehmen angelegten Studien oft anhand von wir an, dass ebenso die Erwartungen der Ratingskalen erhoben. Dabei werden Eltern oder der Erziehungskräfte an die unterschiedliche Kontextpersonen wie Kinder je nach Familiengröße und die Eltern, Erziehungskräfte oder auch -zusammensetzung variieren. Damit Peers als Informanten herangezogen. können auch die Beurteilungen zum Die Einschätzungen dieser Personen Sozialverhalten je nach Geschwisterkon- unterscheiden sich bisweilen stark stellation unterschiedlich ausfallen. voneinander. Bisherige Studien zur Be- Wir untersuchen daher anhand einer urteilerübereinstimmung konzentrie- hierarchischen linearen Regression, ob ren sich auf die Korrelation zwischen unterschiedliche Geschwistereigenschaf- den Informanten und untersuchen die ten wie beispielsweise die Geschwister- psychometrischen Eigenschaften der Be- anzahl einen Einfluss auf die Beurteilung wertungsskalen (Dinnebeil et al., 2013; des sozio-emotionalen Verhaltens von Döpfner et al., 1993; Koskelainen, 2008). N = 330 Kindergartenkindern durch die Doch bei der Beurteilung des prosozia- Eltern und die Erziehungskräfte ha- len Verhaltens von Kindergartenkindern ben. Für unsere Analysen verwendeten zeigt sich, dass sich die Beurteilung von wir Daten aus dem interdisziplinären Erziehungskräften und Eltern je nach deutschen Längsschnittprojekt „BiKS-3- Alter, Geschlecht und Sprachkenntnissen 10-Studie“ (Bildungsprozesse, Kompe- der Kinder unterscheiden kann (Kuschel tenzentwicklung und Auswahlentschei- et al., 2007; Schönmoser et al., 2018). dungen im Vorschul- und Schulalter; Da der Umgang mit Kontextpersonen, Weinert et al., 2013) und betrachten wie möglichen Geschwisterkindern, für dabei drei Subdimensionen des sozio- die sozio-emotionale Entwicklung eines emotionalen Verhaltens: Kooperatives LERN-Jahrestagung 2020
8 Abstracts Verhalten, aggressives Verhalten und Einzelkinder grundsätzlich positiver von emotionale Selbstregulation. Eltern und Erziehungskräften einge- Es hat sich gezeigt, dass Geschwister schätzt als Kinder mit Geschwistern. einen Einfluss auf das sozio-emotiona- Ebenso korrelieren die Einschätzungen le Verhalten der Kinder haben. Dieser der beiden Informanten zu Einzelkindern Einfluss variiert jedoch je nach Sub- stärker miteinander als bei Kindern mit dimension. Darüber hinaus werden Geschwistern. Dinnebeil, L. A., Sawyer, B. E., Logan, J., Dynia, J. M., Cancio, E., & Justice, L. M. (2013). Influences on the congruence between parents’ and teachers’ ratings of young children‘s social skills and problem behaviors. Early Childhood Research Quarterly, 28(1), 144–152. doi:10.1016/j.ecresq.2012.03.001 Döpfner, M., Berner, W., Fleischmann, T., & Schmidt, M. H. (1993). Verhaltensbeurteilungsbogen für Vorschulkinder (VBV 3–6). Weinheim: Beltz. Kasten, H. (1998). Geschwister: Vorbilder, Rivalen, Vertraute. München: Reinhardt Ernst. Koskelainen, M. (2008). The strengths and difficulties questionnaire among Finnish school-aged children and adole- scents. Turku: University of Turku. Kuschel, A., Heinrichs, N., Bertram, H., Naumann, S., & Hahlweg, K. (2007). Wie gut stimmen Eltern und Er- zieherinnen in der Beurteilung von Verhaltensproblemen bei Kindergartenkindern überein? Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 35(1), 51–58. doi:10.1024/1422-4917.35.1.51 Schönmoser, C., Schmitt, M., Lorenz, C., & Relikowski, I. (2018). Prosoziales Verhalten von Kindergartenkindern – Ein Vergleich der Eltern- und Erzieherperspektive. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 21(2), 317–337. Weinert, S., Roßbach, H.-G., Faust, G., Blossfeld, H.-P., & Artelt, C. (2013). Bildungsprozesse, Kompetenzentwick- lung und Selektionsentscheidungen im Vorschul- und Schulalter (BiKS-3-10) (Version 6) [Datensatz]. Berlin: IQB – Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen. doi:10.5159/IQB_BIKS_3_10_v6 LERN-Jahrestagung 2020
Abstracts 9 Kohortentrends in motivationalen Schülermerkmalen zwischen 2012 und 2018: Differenzielle Entwicklungen für Mädchen und Jungen? Malte Jansen, Rebecca Schneider, Stefan Schipolowski & Sofie Henschel (IQB) Der Erwerb schulbezogener Kompeten- und Interessen: Während Jungen in den zen ist eng mit motivationalen Merkmalen Fächern Mathematik, Chemie und Phy- verknüpft. Insbesondere für fachbezogene sik ihre eigenen Kompetenzen im Mittel Selbstkonzepte und Interessen finden sich höher einschätzen als Mädchen und auch typischerweise stereotype Geschlechter- ein größeres Interesse in diesen Fächern unterschiede: Jungen weisen im Mittel berichten, schätzen sich Mädchen im Fach ein höheres Selbstkonzept und Interes- Biologie im Durchschnitt als fähiger und se in Mathematik, Chemie und Physik interessierter ein als die Jungen. Im Trend auf, wohingegen für das Fach Biologie in zeigte sich für Mathematik, Chemie und bisherigen Studien keine Unterschiede Physik fast durchgängig eine Verringerung festgestellt werden konnten. Nur wenige der Geschlechtsunterschiede im Selbst- empirische Studien befassten sich bisher konzept und Interesse, für Biologie eine mit der zeitlichen Entwicklung motivatio- Vergrößerung der Unterschiede jeweils naler Schülermerkmale über Kohorten zugunsten der Mädchen. Die Verände- hinweg. Der vorliegende Beitrag unter- rungen in den Geschlechtsunterschieden sucht daher, ob sich (1) Kohortentrends scheinen überwiegend auf eine Verringe- im fachbezogenen Selbstkonzept und rung der Selbstkonzept- und Interessens- Interesse in Mathematik und den Natur- werte der Jungen in den betrachteten wissenschaften zwischen 2012 und 2018 Fächern zurückzuführen zu sein, die zeigen und (2) ob sich die Geschlechter- insbesondere in Mathematik substanziell unterschiede in Bezug auf diese Konstruk- ist (d = -0.31). Für die Mädchen fanden te über die Zeit verändert haben. sich nur wenige und nur sehr geringe Ver- Auf Basis der IQB-Bildungstrendstudien änderungen zwischen den Erhebungszeit- wurden Daten von etwa 45.000 Neunt- punkten. Diese Befunde sind konsistent klässlerinnen und Neuntklässlern in mit der Hypothese, dass die Vorteile im den Jahren 2012 und 2018 ausgewertet. schulischen Erfolg von Mädchen fachun- Sowohl 2012 als auch 2018 zeigten sich abhängig weiter zunehmen (Hannover & für die Gesamtpopulation geschlechts- Kessels, 2011) und sich auch für motiva- stereotype Mittelwertunterschiede in tionale Merkmale zeigen. den fachspezifischen Selbstkonzepten LERN-Jahrestagung 2020
10 Abstracts Instruction Intensity and Socio-Emotional Skills: Evidence from a High School Reform Nora Grote (Statistisches Bundesamt), Lisa Leschnig (IAB) & Thomas Lampert (Robert Koch-Institut) During the last decades, most German position of socio-emotional skills due to states reduced secondary school dura- the reform. Our results suggest that, on tion while maintaining the pre-reform average, the increase in instruction inten- requirements for obtaining a high school sity had only minor effects on students' degree. This reallocation caused an socio-emotional skills. Our baseline increase in instruction intensity because estimates, using both the conventional affected students had to achieve gradua- and the Lagged-Dependent-Variable-DiD tion requirements in shorter time. We model, are close to zero and remain exploit the sequential reform implemen- statistically insignificant. These similar tation and data of the German Health results using both regression models Interview and Examination Survey for suggest that potential differences in the Children and Adolescents (KiGGS) to composition of students are not con- examine whether increased instruction founding the reform effect. Sub-sample intensity has adverse effects on students' analyses, that investigate potential hete- socio-emotional skills. Since the KiGGS rogeneities in the effect of the reform, data includes pre- and post-reform provide evidence for gender specific information of students' socio-emotional patterns. For female students, we find skills, we use this key feature to include a some evidence for increased problems lagged-dependent variable to extend the with their emotional life but we do not conventional Difference-in-Differences find that the effect varies with students' approach. This extension allows control- socio-economic backgrounds or age. ling for a potential change in the com- LERN-Jahrestagung 2020
Abstracts 11 Sprachliche Bildung Systematisches Review zur Wirkung von didaktisch- methodischen Ansätzen des sprachsensiblen Unterrichts Till Woerfel, Martha Höfler, Leonie Twente, Rebekka Wanka & Annika Witte (Mercator-Institut) Die internationalen Vergleichsstudien systematischen Reviews wird in diesem der 2000er-Jahre haben offengelegt, dass Projekt untersucht, ob und unter welchen sprachliche Bildung und schulischer Erfolg Bedingungen sprachsensible Unterrichts- in Deutschland in einem direkten Verhält- ansätze nachweislich Wirkung zeigen. nis stehen. Seither wird zunehmend das Auf der Grundlage von strukturierten Ziel verfolgt, mittels sprachsensibler An- Abfragen in neun internationalen Daten- sätze Schülerinnen und Schüler im Fach- banken sowie unter Berücksichtigung von unterricht dabei zu unterstützen, die dort grauer Literatur und Handsuchen wurden vermittelten Inhalte sprachlich zu durch- 4.264 (vor Deduplizierung) Dokumente dringen und somit, neben bildungssprach- ermittelt, die in Hinblick auf folgende lichen Kompetenzen, fachliches Lernen zu Inklusionskriterien gescreent werden: fördern. Inzwischen sind sprachsensible (1) die Untersuchungspopulation ist Maßnahmen bereits in Lehrplänen, Curri- zwischen 5 und 20 Jahre alt, (2) die Inter- cula sowie in der Aus- und Weiterbildung vention forciert die Förderung fachlichen von Lehrkräften verankert. Lernens durch Sprachlernen, (3) es wer- Aus Forschungsperspektive lässt sich den Outcome-Indikatoren berichtet, die jedoch „ein Missverhältnis zwischen der sich auf sprachliches und/oder wachsenden Anzahl dieser Maßnahmen fachliches Lernen beziehen, (4) ein Ver- und gesicherten Erkenntnissen bezüglich gleich mit einer Kontrollgruppe wird ihrer Wirksamkeit feststellen” (Busse, durchgeführt, und (5) die Prüfung der 2019, S.14). Daher bedarf es im Sinne Interventionswirkung erfolgt in einem einer evidenzinformierten Bildungspoli- inferenzstatistischen Verfahren. tik und -praxis der forschungsbasierten Der Vortrag präsentiert einen ersten Klärung dieses Sachverhalts. Zwischenstand und greift die Frage auf, Im Rahmen des Vortrags wird ein lau- welche Chancen und Herausforderungen fendes Projekt des Mercator-Instituts systematische Reviews für eine evidenzin- für Sprachförderung und Deutsch als formierte Bildungspolitik und -praxis mit Zweitsprache vorgestellt. Mittels eines sich bringen. Busse, V. (2019). Umgang mit Mehrsprachigkeit und sprachsensibler Unterricht aus pädagogischer Sicht: Ein einfüh- render Überblick. In M. Butler & J. Goschler (Hrsg.), Sprachsensibler Fachunterricht: Chancen und Herausforderun- gen aus interdisziplinärer Perspektive (S. 1–34). Wiesbaden: Springer Fachmedien. doi:10.1007/978-3-658-27168-8 LERN-Jahrestagung 2020
12 Abstracts „*Alle Kinder haben ein Skateboards.“ Unterschiede von nach quantitativen Leseflüssigkeitsmaßen paarweise zugeordneten monolingualen und bilingualen Grund- schulkindern hinsichtlich der Grammatikalität von Lesefehlern Martin Schastak (DIPF), Anna Roth (Universität Frankfurt), Jasmin Decristan (Universität Wuppertal), Dominique Rauch (PH Ludwigsburg) & Valentina Reitenbach (Universität Wuppertal) Durch das Komplementaritätsprinzip Grammatikalität von Vorlesefehlern zwi- (Grosjean, 2010, S. 29) können bilin- schen monolingual Deutsch und bilingual gual verglichen mit monolingual auf- Türkisch-Deutsch aufwachsenden Schü- wachsenden Schülerinnen und Schülern lerinnen und Schülern der dritten und über weniger Lerngelegenheiten in der vierten Klasse (N = 90), die nach quanti- Verkehrssprache verfügen. Bestimmte tativen Leseflüssigkeitsmaßen paarweise sprachliche Phänomene wie z. B. No- zugeordnet wurden (1:2 Ratio). Die Lese- minalflexion erfolgen nicht stets voll- fehler wurden mithilfe einer Adaptation kommen regelgeleitet, sondern enthalten der Reading Miscue Analysis (Goodman, idiosynkratrische Elemente, deren Er- 1973) hinsichtlich wahrnehmbarer gram- werb Begegnung(en) mit diesen voraus- matischer Verletzungen beim Vorlesen setzt. Dementsprechend stellen solche kategorisiert. Die Ergebnisse zeigen unter Strukturen eine besondere Lernaufgabe anderem, dass bilingual im Gegensatz zu für bilingual aufwachsende Kinder dar, monolingual aufwachsenden Schülerinnen was sich z. B. in signifikant schlechteren und Schüler signifikant mehr Auslassun- Leistungen bei der Produktion von Kasus gen machen, die die Grammatikalität des in der Verkehrssprache verglichen mit Satzes verletzen. Zudem weisen mono- monolingualen Kindern (Grimm & Schulz, lingual aufwachsende Schülerinnen und 2016) zeigt. Es stellt sich die Frage, ob Schüler häufig Adaptionsprozesse bei sich ähnliche Unterschiede zwischen Lesefehlern auf, die im weiteren Lesever- monolingualen und bilingualen Schüle- lauf die Grammatikalität des Satzes wie- rinnen und Schülern zu einem späteren derherstellen. Die Bedeutsamkeit dieser Entwicklungszeitpunkt in schulischen Unterschiede sowie praktische Implikati- Fähigkeiten wie dem Lesen identifizieren onen hinsichtlich der Leseförderung von lassen. Die zu präsentierende Studie monolingualen und bilingualen Schülerin- untersucht Unterschiede hinsichtlich der nen und Schülern werden diskutiert. Goodman, K. S (1973). Miscues: Windows on the Reading Process. In K. Goodman (Ed.), ERIC clearinghouse on reading and communication skills (pp. 3–14). Urbana (IL): NCTE. Grosjean, F. (2010). Bilingual: Life and reality. Cambridge, Mass.: Harvard University Press. LERN-Jahrestagung 2020
Abstracts 13 „Eine Förderung muttersprachlicher Kompetenzen für DaZ-Lerner ist nicht vorgesehen“ – Eine Analyse zu Bezeichnungspraktiken in studentischen Ausarbeitungen im Kontext des DaZ-Moduls Ina-Maria Maahs, Christina Winter, Veit Maier & Marco Triulzi (Mercator-Institut) Seit zehn Jahren existiert in NRW ein Vor diesem Hintergrund lautet die Beschluss (LABG §11(8)), der die recht- Forschungsfrage der hier vorgestellten liche Grundlage für das in der Lehrkräfte- Studie: Wie gehen Lehramtsstudierende ausbildung aller Fächer und Schulformen mit diesen Herausforderungen im Span- verankerte Modul „Deutsch für Schüle- nungsverhältnis zwischen der konkreten rinnen und Schüler mit Zuwanderungs- Bezeichnung und der Vermeidung von geschichte“ (DaZ-Modul) darstellt. Ziel Stigmatisierung im Kontext sprachlicher dieser gesetzlichen Verordnung ist es, Bildung um? u. a. die Bildungschancen aller Lernenden Der Vortrag stellt vor, welche Begriffe in heterogenen Gruppen zu erhöhen. In und Konzepte Studierende nutzen, um den Lehrveranstaltungen zu sprachlicher sprachliche Heterogenität im Schulalltag Bildung wird dabei ein Spannungsverhält- darzustellen. Dazu wurde eine quantita- nis zwischen der Berücksichtigung be- tive und qualitative Inhaltsanalyse anhand stehender Bedarfe mehrsprachiger Indivi- deduktiv-induktiver Kategorienbildung duen sowie der Gefahr der Besonderung von prüfungsrelevanten schriftlichen entlang des Unterscheidungsmerkmals Reflexionen Kölner Lehramtsstudieren- Migrationshintergrund oder Deutsch als der aller Fächer und Schulformen in einer Zweitsprache deutlich. Das erfordert quasi-randomisierten Stichprobe (N = immer wieder neue Aushandlungs- und 120) zu sprachlicher Bildung während ih- Abwägungsprozesse von Lehrenden und res Praxissemester durchgeführt (Schrei- Studierenden (Kuhn, 2014). Zentrale er, 2014). Untersucht wurde u. a. der Aspekte sind dabei: Gebrauch von Begriffen, die auf sprach- lich-kulturelle Heterogenität verweisen • das Kontinuum zwischen der wie Migrationshintergrund, Deutsch als bildungssprachlichen Norm des Zweitsprache, DaZ, Herkunftssprache. Deutschen und der sprachlichen Durch die Analyse der Nutzung und Vielfalt der Lernenden Kontextualisierung der Begrifflichkeiten wird deutlich, dass einzelnen Lernenden- • das Dilemma einer individuellen gruppen ad personam ein genereller För- Bedarfsorientierung bei gleichzeitigem derbedarf unterstellt wird. Konkret zeigt Anspruch der Vermeidung von sich in der Auswertung einerseits, dass es Stigmatisierung Studierenden schwerfällt, die sprachliche LERN-Jahrestagung 2020
14 Abstracts Heterogenität in den von ihnen unterrich- migrationsbedingter Mehrsprachigkeit be- teten Klassen differenziert darzustellen, steht. Es soll diskutiert werden, wie sich ohne auf bestimmte Generalisierungen Hochschullehre mit Blick auf ressourcen- zurückzugreifen, andererseits, dass eine orientierte sprachliche Bildung weiterent- generelle Defizitorientierung gegenüber wickeln kann. Kuhn, M. (2014). Vom Allgemeinen und Besonderen. Wissens- und differenzkritische Überlegungen zur Professionali- sierung von kindheitspädagogischen Fachkräften in Migrationsgesellschaften. In T. Betz & P. Cloos (Hrsg.), Kind- heit und Profession. Konturen und Befunde eines Forschungsfeldes (S. 130–144). Weinheim et al.: Beltz Juventa. Lehrerausbildungsgesetz (LABG) (2009). Gesetz über die Ausbildung für Lehrämter an öffentlichen Schulen. Verfügbar unter https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_bes_text?anw_nr=2&gld_nr=2&ugl_nr=223&bes_id=12764&menu=1 Schreier, M. (2014). Varianten qualitativer Inhaltsanalyse: Ein Wegweiser im Dickicht der Begrifflichkeiten. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 15(1), 1438–5627. Verfügbar unter http://nbn- resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1401185 Knowledge Café 15:45 - 17:15 Uhr Der Nationale Bildungsbericht Luxemburgs – Konzept und Anschlussprojekte Thomas Lenz & Susanne Backes (Universität Luxemburg) Seit 2015 erscheint in Herausgeber- „Bereit für die Zukunft?“ widmet sich der schaft der Universität Luxemburg und Bildungsbericht 2021 den Schwerpunkt- des Bildungsministeriums Luxemburg alle themen „Digitale Bildung“ und „Bildung drei Jahre der Nationale Bildungsbericht für Nachhaltige Entwicklung“. Als Auto- Luxemburg, der sich an die interessierte renbericht wird der Band Beiträge von Öffentlichkeit richtet. Im Rahmen eines Forschenden der Universität Luxemburg Knowledge Cafés sollen ein Rückblick sowie weiterer internationaler Exper- auf die vergangenen Berichte sowie ein tinnen und Experten umfassen. Neben Ausblick auf das neue Konzept präsen- Studien aus den Bereichen Pädagogik, tiert werden. Unter dem Arbeitstitel Soziologie, Psychologie und Linguistik LERN-Jahrestagung 2020
Abstracts 15 werden fortlaufende Bildungsindikatoren und Ausblicke bereithält. Als wissen- erstellt, um Veränderungen in den Bedin- schaftliches Nachschlagewerk könnte sich gungen und Outcomes im Bildungssystem ein luxemburgisches Analog an Studie- darzustellen. Jährlich wird in Luxemburg rende, Bildungspraxis, -verwaltung und ein Bildungsmonitoring durchgeführt, das -politik sowie an internationale Forschen- in Vollerhebung alle Schülerinnen und de komparativer Studien richten. Da Schüler der Klassenstufen 1, 3, 5, (7) und „Das Bildungswesen in Deutschland“ im 9 testet und eine breite Datenbasis für Rahmen des Leibniz-Forschungsverbundes (longitudinale) Analysen und Bildungsindi- Bildungspotenziale entstanden ist, möch- katoren bietet. ten die Referierenden sich mit Expertin- Da die noch junge Universität nen und Experten des LERN-Netzwerkes Luxemburg (gegründet 2003) die über diese ersten Ideen austauschen. Bildungsforschung als frühe Forschungs- Dabei können potentielle Ko-Autoren- priorität etabliert hat, fanden bereits eine schaften sowie darüber hinausgehende Vielzahl von bildungswissenschaftlichen Kooperationen diskutiert werden. Studien Eingang in den wissenschaftlichen Das luxemburgische Bildungssystem teilt Diskurs. So ist die Idee entstanden, auf einige Charakteristiken mit deutsch- Basis des Bildungsberichts und des Auto- sprachigen Ländern (z. B. stratifiziertes rinnen- und Autoren-Netzwerkes einen Sekundarschulwesen, welches anfällig für Sammelband über das Bildungswesen in Bildungsungleichheiten ist; duales Ausbil- Luxemburg zu entwickeln, der – in An- dungssystem), weist aber ebenso lehnung an das rezent erschienene Werk Besonderheiten auf (z. B. trilinguales „Das Bildungswesen in Deutschland - Be- Schulsystem; hoher Anteil an Migrantin- stand und Potenziale“ – neben histori- nen und Migranten mit 65-prozentiger schen Analysen, aktuellen Strukturen und Grundschülerschaft, die zuhause nicht Herausforderungen auch Implikationen primär Luxemburgisch sprechen). LERN-Jahrestagung 2020
16 Abstracts Aufbau eines Dokumentenportals zur Hochschulgovernance in Deutschland Axel Oberschelp, Eva-Maria Vögtle & Thorben Sembritzki (DZHW) Das Deutsche Zentrum für Hochschul- tionen (z. B. Hochschultyp oder -größe) und Wissenschaftsforschung (DZHW) zum Leistungsprofil gehören. Da derarti- prüft derzeit im Rahmen einer Machbar- ge, auf Texten basierende, Datenbanken keitsstudie den Aufbau eines Dokumen- für die Hochschul- und Wissenschafts- tenportals zur Hochschulgovernance der forschung bislang nicht existieren, kommt Bundesländer. Das Portal wird als Daten- dieser Studie in mehrfacher Hinsicht bank konzipiert und zielt hauptsächlich Pilotcharakter zu. darauf ab, die Bearbeitung spezieller Im Rahmen der Machbarkeitsstudie Forschungsfragen zu Hochschulgover- sollen zum einen die Informationsbedarfe nance zu unterstützen. potentieller Nutzerinnen und Nutzer der Die Datenbank wird vorrangig in Text- Datenbank identifiziert werden. Hier- form vorliegende Datenbestände syste- zu wurden bereits im Herbst 2019 ein matisch aufbereiten und der Forschung erster Workshop und im Januar 2020 u. a. für vergleichende Studien zur Ver- eine Befragung von Wissenschaftlerinnen fügung stellen. Es handelt sich bspw. um und Wissenschaftlern, die in dem For- Landeshochschulgesetze, Zielvereinbarun- schungsfeld tätig sind, durchgeführt. In gen, Dokumente zur formelbasierten Mit- diesem Zusammenhang ist auch die Frage telvergabe, Grundordnungen, Berufungs- zu klären, welche Typen von Forschungs- ordnungen, Einträge im Bundesanzeiger, fragen auf Grundlage welcher Daten und Amtsblätter oder Prüfungsordnungen, die Methoden beantwortet werden können. auf Ebene der Hochschulen, der Bundes- Zum anderen soll geprüft werden, mit länder oder auch des Bundes als weiterer welchem Aufwand der Aufbau und der Akteur der Hochschulpolitik zu verorten Dauerbetrieb einer solchen Infrastruktur sind. Die Datenbank soll dabei Nutzungs- für die Hochschul- und Wissenschaftsfor- möglichkeiten bieten, die über einfache schung verbunden ist. Such- und Downloadfunktionen hinaus- Die Vorstellung und Diskussion des gehen und eine inhaltliche Erschließung Vorhabens im Rahmen der Jahrestagung von Dokumenten unterstützen, z. B. zur LERN 2020 hat zum Ziel, Einschätzungen quantitativen und semantischen Text- und Perspektiven möglicher Nutzerin- analyse mittels Text Mining-Verfahren. nen und Nutzer zu eruieren und in eine Daneben sollen auch Möglichkeiten zur Bewertung zur Machbarkeit beziehungs- Verknüpfung inhaltlich zusammengehöri- weise zur Konzeption der konkreten ger Dokumente zu Gruppen sowie der Ausgestaltung eines solchen Dokumen- Zugriff auf ausgewählte Kontextinforma- tenportals einfließen zu lassen. LERN-Jahrestagung 2020
Abstracts 17 IMPULSE - Intervention in Mathematik zur professionellen Unterstützung leistungsschwacher Schülerinnen und Schüler Janina Roloff-Bruchmann & Karin Guill (IPN) Nationale und internationale Vergleichs- Die geplante Interventionsstudie soll die studien (z. B. TIMSS, IQB-Bildungstrend) folgenden Fragen untersuchen: zeigen, dass am Ende der Grundschulzeit viele Schülerinnen und Schüler (SuS) nur 1. Wie wirkt der Einsatz eines adaptiven die unteren Kompetenzstufen in Mathe- Lern-Programms auf SuS-Ergebnisse? matik erreichen und so nicht über die Kompetenzen verfügen, die ein erfolg- 2. Wie wirkt die Kombination aus dem reiches Lernen in der Sekundarstufe I und Einsatz eines adaptiven Lern-Pro- damit letztlich einen glatten Übergang gramms mit einem Förderunterricht ins Berufsleben erwarten lassen (Kohrt, in Kleingruppen auf SuS-Ergebnisse? Haag, & Stanat, 2017; Selter, Walter, Walther, & Wendt, 2016). Hauptanliegen 3. Wie wirken das Training und die des geplanten Projekts ist, das Potential Durchführung des Förderunterrichts eines adaptiven Lern-Programms allein auf die professionelle Kompetenz von und in Kombination mit weiteren För- Lehramtsstudierenden? dermaßnahmen zu überprüfen, um die Anschlussfähigkeit leistungsschwacher SuS Ca. 70 Schulen (vor allem nicht-gymna- zu Beginn der Sekundarstufe I im Fach siale Schulformen) an sechs Standorten Mathematik herzustellen. In drei Expe- in Deutschland mit 130 Klassen à 25 SuS rimentalbedingungen werden relativ zu werden um Teilnahme an der Studie ge- einer Warte-Kontrollgruppe Effekte auf beten. Über Erhebungen der Leistung im SuS-Ergebnisse des (1) reinen Einsatzes Fach Mathematik zu Beginn der fünften des adaptiven Lern-Programms, (2) der Jahrgangsstufe werden leistungsschwache Kombination von Lern-Programm und SuS identifiziert. Der Förderunterricht für Förderung mathematischen Basiswissens ca. 400 leistungsschwache SuS wird von in Kleingruppen und (3) der Kombination ca. 150 trainierten Lehramtsstudierenden von Lern-Programm, fachlicher Förde- der Mathematik durchgeführt und findet rung und Förderung von Motivation und im Schuljahr 2021 in Kleingruppen von Selbstregulation in Kleingruppen über- bis zu fünf leistungsschwachen SuS ab den prüft. Trainierte Lehramtsstudierende Herbstferien über zwölf Wochen statt. des Fachs Mathematik führen den Förder- unterricht durch. LERN-Jahrestagung 2020
18 Abstracts Kohrt, P., Haag, N., & Stanat, P. (2017). Kompetenzstufenbesetzungen im Fach Mathematik. In P. Stanat, S. Schipolowski, C. Rjosk, & N. Haag (Hrsg.), IQB-Bildungstrend 2016. Kompetenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik am Ende der 4. Jahrgangsstufe im zweiten Ländervergleich (S. 140–152). Münster: Waxmann. Selter, C., Walter, D., Walther, G., & Wendt, H. (2016). Mathematische Kompetenzen im internationalen Vergleich: Testkonzeption und Ergebnisse. In H. Wendt, W. Bos, C. Selter, O. Köller, K. Schwippert, & D. Kasper (Hrsg.), TIMSS 2015. Mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen von Grundschulkindern in Deutschland (S. 79–136). Münster: Waxmann. Die Bedeutung von Persönlichkeitseigenschaften für den Spracherwerb geflüchteter Personen Yuliya Kosyakova & Marie-Christine Laible (IAB) Kenntnisse der deutschen Sprache sind wirtschaftliche Anreize, beeinflussen und ein Kernelement der nachhaltigen und damit dazu beitragen wie schnell und erfolgreichen Integration in den Arbeits- effizient die Sprache erlernt wird. Wir markt und die Gesellschaft der rund untersuchen diese Annahme anhand der 1,5 Millionen in Deutschland lebenden Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung geflüchteten Personen. Während die bis- von Geflüchteten, einer repräsentativen herige empirische Evidenz vor allem Fak- Längsschnittbefragung von Personen, die toren wie Alter, Aufenthaltsdauer, Bildung als Schutzsuchende von Januar 2013 bis sowie Zugang zu Deutschsprachkursen Ende 2016 nach Deutschland gekommen und interethnische Netzwerke hervor- sind. Aus den Erkenntnissen dieser Studie hebt, ziehen wir einen neuen Erklärungs- könnten wichtige Implikationen für die ansatz, nämlich die Persönlichkeit, hinzu. Integrationspolitik abgeleitet werden, zum Die Bedeutung der Persönlichkeitsmerk- Beispiel welche Anreize für den Spracher- male auf unterschiedliche Etappen im werb unter Berücksichtigung der Persön- persönlichen Lebensverlauf vom Bildungs- lichkeit eingesetzt werden sollten. Letzt- erfolg hin zum Arbeitsmarkterfolg wurde endlich könnte die Persönlichkeit damit in mehreren Studien belegt. ein Mechanismus sein, der die erfolgrei- Persönlichkeitsmerkmale können das Er- che Integration in Deutschland über den lernen einer neuen Sprache über unter- Spracherwerb hinaus erklärt und somit schiedliche Kanäle, wie beispielsweise unser Verständnis über den Integrations- Kontakt mit der Sprache, Effizienz und prozess verbessert. LERN-Jahrestagung 2020
Abstracts 19 Parallele Vorträge II 17:15 - 18:15 Uhr Unterschiedliche Bildungsformate Leveraging Big Data to Enhance Educational Effectiveness: Examples from Teacher Education and Higher Education Christian Fischer (HIB, Universität Tübingen) The increasing availability of big data in this talk describes studies that mined a education has led to new approaches to large institutional data set (4,500,000+ collect, monitor, and understand learning course enrollments, 100,000+ students, processes in educational settings. This 10 years) to examine undergraduate talk highlights the potential of big data to success in online courses. Similar to prior improve learning, instruction, and edu- research, this study finds that students in cational decision-making by presenting online courses perform worse compared exemplary studies on how digital tech- to face-to-face counterparts. nologies may enhance teacher educa- However, the actual grade penalty, about tion and higher education. In teacher 0.1 grade points, is quite small, and stu- education contexts, this talk describes dents who are typically at risk in college studies that mined Twitter discourses environments did not exhibit additional (9,653 tweets, 369 users) to examine online courses grade penalties. Also, participation, engagement, and conver- online course taking is associated with sational structures. These collaborative slightly accelerated time-to-degree com- microblogging communities are described pletion and higher likelihood of successful in relation to traditional face-to-face college graduation. Thus, colleges should professional learning. In particular, these be encouraged to look into expanding studies find that teachers’ participation their online course portfolio. Overall, on social media platforms may adhere to these exemplary studies do not only characteristics of high-quality professional indicate the potential benefits of digital development. Thus, teachers and admi- technologies to facilitate learning pro- nistrators should be encouraged to view cesses but also highlight affordances of teachers’ social media participation as a levering big data to inform educational meaningful extension to their professio- decision-making to enhance educational nal learning. In higher education contexts, effectiveness. LERN-Jahrestagung 2020
20 Abstracts Das WTimpact-Projekt: Ein interdisziplinärer Ansatz zur Erforschung von Wissenstransfer am Beispiel von Bürgerwissenschaften Ulrike Cress, Hannah Greving & Joachim Kimmerle Bürgerwissenschaftsprojekte, d. h. die teilweise von der anfänglichen Motivation Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft- der Teilnehmenden abhängt. Auch die lerinnen und Wissenschaftlern einerseits Einstellung der Teilnehmenden zu Bürger- und engagierten Bürgerinnen und Bür- wissenschaften verbessert sich. Ebenso gern andererseits, erfreuen sich großer wird die Einstellung der Teilnehmenden Beliebtheit und befassen sich häufig mit zu Naturwissenschaften besser und zwar einem konkreten Thema (z. B. Wildtiere). in Abhängigkeit von der anfänglichen Ein- Während in der Vergangenheit Bürgerin- stellung zu Wildtieren und den konkreten nen und Bürger vor allem Daten gesam- Aktivitäten auf der Internetplattform. melt haben, ist bisher wenig über das Begleitende Laborstudien mit Studieren- Forschungserlebnis der teilnehmenden den belegen außerdem, dass eine hohe In- Bürgerinnen und Bürger bekannt. Daher volviertheit in die typischen Abläufe eines erforscht das interdisziplinäre Verbund- Bürgerwissenschaftsprojektes entschei- projekt WTimpact, was Teilnehmende aus dend ist für ein Gefühl von „Ownership“ der Beteiligung an Bürgerwissenschafts- (d. h. das Gefühl, das Projekt persönlich projekten mitnehmen und dabei lernen. zu besitzen). Sie belegen auch, dass Re- Im WTimpact-Projekt kooperieren vier präsentationen von verletzten und toten Leibniz-Institute und haben zusammen (im Gegensatz zu niedlichen) Wildtieren mit einer Onlineagentur eine Internet- Mitgefühl auslösen. Wie sich gezeigt plattform entwickelt und aufgebaut. Auf hat, verbessert beides die Einstellung zu dieser Plattform werden Bürgerwissen- Bürgerwissenschaftsprojekten und fördert schaftsprojekte zu Wildtieren, Fleder- die Intention, sich daran zu beteiligen. mäusen und Luftqualität durchgeführt. Der Beitrag verdeutlicht, dass im Bereich Gleichzeitig wird das Forschungserlebnis informeller Bildung Interdisziplinari- der Teilnehmenden mit Hilfe von Frage- tät Forschungsprojekte wie WTimpact bögen erforscht. überhaupt erst möglich macht und den Die Ergebnisse dieser Befragungen zeigen, Erkenntnisgewinn für die Forschung sowie dass das Fachwissen während der Bür- die Praxis in hohem Maße bereichern und gerwissenschaftsprojekte zunimmt, was fördern kann. LERN-Jahrestagung 2020
Abstracts 21 Expectations and Achievements The Impact of Minimum Wages on Teenagers’ Educational Expectations Silke Anger (IAB), Pascal Heß (Universität Maastricht) & Max Kunaschk (IAB) We study the effect of the introduction crucially depend on local labor market of the German statutory minimum wage conditions. To shed light on the theoreti- law in 2015 on teenagers’ educational cally ambiguous relationship between mi- expectations exploiting variation in the nimum wages and teenagers’ educational impact of the minimum wage between expectations, we explore the effects in a different regions. We focus on low-skil- Difference-in-Difference (-in-Difference) led students, the group most likely to be framework using rich individual level data affected by the reform after entering the on teenage students. We find ambigu- labor market. Theoretical predictions of ous overall effects of the minimum wage the effect of minimum wages on educa- introduction on teenagers’ educational tional investments are ambiguous. On the expectations. However, we find robust one hand, to qualify for minimum wage evidence that, for low-skilled teenagers jobs, teenagers might try to raise their in highly affected regions, educational productivity through higher educational expectations increased significantly after achievement. On the other hand, they the minimum wage introduction. These face higher opportunity costs of schoo- results have important implications for ling, when being exposed to the minimum policymakers and give important insights wage, and therefore might decrease edu- into adjustment mechanisms of highly cational goals. Consequently, the effects affected teenagers beyond the labor of minimum wages on educational plans market. LERN-Jahrestagung 2020
22 Abstracts The Impact of Instruction Time on Student Achievement Katharina Wedel (ifo Institut) There is mounting evidence that cogni- the subject. The impact of instruction tive skills such as numeracy and literacy time strongly differs between developed are causal drivers of economic growth. and developing countries: the effect of Improving such skills is therefore an instruction time on students’ test scores essential concern for policymakers. In this is only statistically significant and larger paper, I examine whether more instruc- in developed countries (0.074 standard tion time can raise students’ cognitive deviations) than in developing countries skills. By using cross-sectional data on (-0.004 standard deviations). While in several countries participating in the both, developed and developing countries, Trends in International Mathematics and boys seem to benefit more from increa- Science Study (TIMSS), I apply a student sed time spent in classrooms than girls, fixed effects model to assess the effect of the effect is positive for both genders increased instruction time on students’ only in developed countries. It is also test scores in mathematics and science. I slightly positive for boys but negative for find that a one hour increase in instruc- girls in developing countries. In line with tion time leads to a 0.04 standard devia- this result, I find that the impact of an ad- tion increase in test scores. Additionally, ditional hour of instruction seems to be more instruction time does not seem to lower, the higher the gender inequality in lead to a more negative attitude towards the respective country. LERN-Jahrestagung 2020
Abstracts 23 Poster 18:15 - 19:00 Uhr Erfassung der professionellen Kompetenzen von DaZ- Lehrkräften in Schule und Erwachsenenbildung – Vorstellung des Verbundprojekts COLD Hannes Schröter (DIE), Stefanie Bredthauer, Michael Becker-Mrotzek, Hans-Joachim Roth (Mercator-Institut) & Josef Schrader (DIE) Die deutsche Sprache gilt als Schlüssel für Institutionen sind als Kooperationspartner die Integration von Menschen mit Migra- in das Projekt eingebunden, das Exper- tionshintergrund. So sind Deutschkennt- tise aus Erwachsenenbildungs-/Weiter- nisse eine der zentralen Voraussetzungen bildungsforschung, Fachdidaktik Deutsch/ für gesellschaftliche Teilhabe, für Bildungs- DaZ, Empirischer Bildungsforschung, erfolg und gute berufliche Perspektiven. (Computer-) Linguistik und Psychologie Deutsch als Zweitsprache (DaZ) wird in bündelt. Die Hauptdatenerhebung an Deutschland in der Regel in Schulen und Schulen und Volkshochschulen, die unter in der Erwachsenenbildung vermittelt. anderem Videoaufnahmen von Unter- Die zunehmende sprachliche und kultu- richtseinheiten umfasst, sind ab Sommer relle Diversität der Lernenden stellt hier- 2020, die komplexen Analysen der Daten bei bildungsbereichsübergreifend zusätzli- für das Jahr 2021 geplant. Hierbei sollen che Anforderungen an die professionellen die Ergebnisse von standardisierten Tests Kompetenzen der Lehrkräfte. und halbstandardisierten Interviews zur Das im Wettbewerbsverfahren der Erfassung des professionellen Wissens Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen der und der beruflichen Einstellungen mit Förderlinie „Kooperative Exzellenz“ ein- Befunden zur Kompetenz bei der Beurtei- geworbene Projekt „Competencies of lung authentischer Lehr-Lernsituationen school teachers and adult educators in sowie den Ergebnissen zum tatsächlichen teaching German as a second language in Unterrichtshandeln kombiniert werden. linguistically diverse classrooms“ (COLD) Die Analyse des Unterrichtshandelns untersucht seit April 2019 bildungs- fokussiert auf die Anpassung des münd- bereichsübergreifend die allgemeinen lichen Sprachgebrauchs der Lehrkräfte pädagogischen, fachlichen und fachdidak- an die unterschiedlichen sprachlichen tischen Kompetenzen von Lehrkräften im Kompetenzniveaus der Lernenden. Hier- Unterrichten von DaZ in Vorbereitungs- für werden innovative computerlinguisti- klassen und Integrationskursen. Das inter- sche Verfahren entwickelt und eingesetzt. disziplinäre Verbundprojekt unter Leitung Im Beitrag sollen die geplanten Unter- des DIE wurde gemeinsam mit dem suchungsmethoden und eingesetzten Mercator-Institut für Sprachförderung Erhebungsinstrumente vorgestellt und und Deutsch als Zweitsprache der Uni- diskutiert werden. versität zu Köln initiiert. Sechs weitere LERN-Jahrestagung 2020
24 Abstracts TALIS-Videostudie Deutschland und Leibniz-Netzwerk Unterrichtsforschung Juliane Grünkorn, Eckhard Klieme, Patrick Schreyer, Julia Käfer & Benjamin Herbert (DIPF) Die „TALIS-Videostudie Deutschland“ ist der Schülerinnen und Schüler, Befragun- ein Projekt der Leibniz-Gemeinschaft, das gen der Schülerinnen und Schüler sowie an die internationale „Teaching and Le- Befragungen der Lehrkräfte im Pre-Post- arning International Survey-Video Study“ Follow-up-Design verknüpft. Zusätzlich der OECD anschließt und vom DIPF | wurde von 44 Lehrkräften eine weitere Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Unterrichtsstunde zu einem beliebigen Bildungsinformation im Rahmen eines mathematischen Thema für einen his- Forschungsnetzwerks (Leibniz-Netzwerk torischen Vergleich mit den Videos der für Unterrichtsforschung) bearbeitet wird. TIMSS-Videostudie 1995 videografiert. Übergeordnetes Ziel der Studie ist es, Die Auswertung der Videoaufzeich- vertiefte Einblicke in Unterrichtsprozesse nungen und der Unterrichtsmaterialien des Mathematikunterrichts zu gewinnen erfolgte durch geschulte Ratende und herauszufinden, wie diese mit dem (N = 27) anhand eines international ent- Lernerfolg von Schülerinnen und Schü- wickelten und festgelegten Kodiersystems lern in Verbindung stehen. Dafür hat das zur Unterrichtsqualität. Darauf aufbauen- Forschungsteam in 50 Mathematikklassen de Analysen zur Qualität und Effektivität (N Schulen = 39, NLehrkräfte = 50, N Schülerinnen und des Mathematikunterrichts in Deutsch- Schüler = 1143) aus sieben Bundesländern land werden derzeit durchgeführt. Die die mathematische Unterrichtseinheit umfänglichen und international anschluss- zum Thema „quadratische Gleichungen“ fähigen Daten aus dieser Studie werden begleitet. Um ein ganzheitliches Bild zeitnah weiteren Forschenden über das des Mathematikunterrichts zu gewin- Forschungsdatenzentrum Bildung am nen, wurden zwei Videoaufzeichnungen DIPF zur Verfügung gestellt. Am Pos- während der Unterrichtseinheit zum ter sollen neben der TALIS-Videostudie Thema „quadratische Gleichungen“ sowie Deutschland auch das Leibniz-Netzwerk Unterrichtsmaterialien zu den gefilm- für Unterrichtsforschung vorgestellt und ten Unterrichtsstunden und der jeweils erste deskriptive Erkenntnisse diskutiert nachfolgenden Stunde mit Leistungstests werden. LERN-Jahrestagung 2020
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