LERN 2020 6. Wissenschaftliche Jahrestagung - Bildungsforschung interdisziplinär

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LERN 2020 6. Wissenschaftliche Jahrestagung - Bildungsforschung interdisziplinär
LERN 2020
6. Wissenschaftliche Jahrestagung
      18./19. März 2020 in Frankfurt am Main

    Bildungsforschung interdisziplinär:
                Gebündelte Expertise
   im Leibniz-Forschungsverbund Bildungspotenziale

                                                     Organisiert vom
Inhalt

Grußwort der Sprechergruppe
des Leibniz-Forschungsverbundes Bildungspotenziale			 1

PROGRAMM       						2

ABSTRACTS

Abstracts der Beiträge am 18. März 2020				6

Abstracts der Poster      					23

Abstracts der Beiträge am 19. März 2020				30
Grußwort 1

                                     Grußwort

Liebe Mitglieder im Leibniz-Forschungsverbund Bildungspotenziale,

H      erzlich willkommen am DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung
       und Bildungsinformation in Frankfurt am Main zur sechsten Wissen-
 schaftlichen Jahrestagung des Verbundes. Mit nun 25 Mitgliedsinstituten ist
 es uns in diesem Jahr ein besonderes Anliegen, die Vernetzung innerhalb
 des Verbundes einmal mehr verstärkt voranzutreiben, gemäß dem Motto
„Bildungsforschung interdisziplinär: Gebündelte Expertise im Leibniz-
 Forschungsverbund Bildungspotenziale“.
 Seit der Gründung im Jahr 2013 überschreiten die Verbundaktivitäten
 gezielt die Grenzen der Wissenschaftsdisziplinen und bieten Raum für
 innovative Forschungsprojekte. Themen – nicht Disziplinen – stehen bei
 uns im Vordergrund. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht es,
 Bildungsvoraussetzungen, -prozesse und -folgen über den gesamten Lebens-
 lauf in formalen, non-formalen und informellen Lernumgebungen eingehend
 zu erforschen – jetzt und in Zukunft.

Herzlichen Dank für Ihr Engagement im LERN-Verbund und an das
Organisationsteam am DIPF für die Ausrichtung dieser Veranstaltung.

Wir freuen uns auf einen regen Austausch und spannende Diskussionen!

Ulrike Cress, Marcus Hasselhorn, Olaf Köller, Heike Solga und C. Katharina Spieß
Sprechergruppe des Leibniz-Forschungsverbundes Bildungspotenziale

                                       LERN-Jahrestagung 2020
2   Programm

                                           Programm
                                  Mittwoch, 18. März 2020

     11:00 - 12:00       Offen für alle: Treffen des Arbeitskreises Digitale Bildung
         Raum:           Ulrike Cress (IWM)
      Erwin Stein

     12:00 - 12:15       Begrüßung und Einführung in Ablauf und Ziele
         Raum:           Marcus Hasselhorn (DIPF)
    Wolfgang Mitter II

     12:15 - 13:00
         Raum:
                         Eröffnungsvortrag
                         Ein kooperativer Ansatz zur Eingrenzung herkunftsbedingter Disparitäten in der
    Wolfgang Mitter II
                         frühen Kindheit im Rahmen der Bremer Initiative zur Stärkung frühkindlicher
                         Entwicklung (BRISE)
                         Kerstin Schütte & Olaf Köller (IPN)

     13:00 - 13:45       MITTAGSPAUSE

     13:45 - 15:15       PARALLELE VORTRÄGE I

                         Der Einfluss von Geschwistern bei der Erfassung von sozio-emotionalem
                         Verhalten von Kindergartenkindern
                         Carina Schönmoser (LIfBi) & Claudia Karwath (Universität Bamberg)

         Sozio-          Kohortentrends in motivationalen Schülermerkmalen zwischen 2012 und 2018:
      emotionale         Differenzielle Entwicklungen für Mädchen und Jungen?
      Fähigkeiten        Malte Jansen, Rebecca Schneider, Stefan Schipolowski & Sofie Henschel (IQB)

         Raum:           Instruction Intensity and Socio-Emotional Skills: Evidence from a High
    Wolfgang Mitter II   School Reform
                         Nora Grote (Statistisches Bundesamt), Lisa Leschnig (IAB) & Thomas Lampert
                         (Robert Koch-Institut)

                         Systematisches Review zur Wirkung von didaktisch-methodischen Ansätzen des
                         sprachsensiblen Unterrichts
                         Till Woerfel, Martha Höfler, Leonie Twente, Rebekka Wanke & Annika Witte
                         (Mercator-Institut)

                         „*Alle Kinder haben ein Skateboards.“ Unterschiede von nach quantitativen Lese-
      Sprachliche
                          flüssigkeitsmaßnahmen paarweise zugeordneten monolingualen und bilingualen
        Bildung
                          Grundschulkindern hinsichtlich der Grammatikalität von Lesefehlern
                         Martin Schastak (DIPF), Anna Roth (Universität Frankfurt), Jasmin Decristan (Universität
         Raum:
                         Wuppertal), Dominique Rauch (PH Ludwigsburg) & Valentina Reitenbach (Universität
       Erwin Stein
                         Wuppertal)

                         „Eine Förderung muttersprachlicher Kompetenzen für DaZ-Lerner ist nicht
                          vorgesehen“ – Eine Analyse zu Bezeichnungspraktiken in studentischen Ausarbei-
                          tungen im Kontext des DaZ-Moduls
                         Ina-Maria Maahs, Christina Winter, Veit Maier & Marco Triulzi (Mercator-Institut)

                                            LERN-Jahrestagung 2020
Programm 3

 15:15 - 15:45        KAFFEEPAUSE

 15:45 - 17:15        KNOWLEDGE CAFÉ

  Räume:
                   Der Nationale Bildungsbericht Luxemburgs – Konzept und Anschlussprojekte
Wolfgang Mitter II
                      Thomas Lenz & Susanne Backes (Universität Luxemburg)

 Erich Hylla I + II   Aufbau eines Dokumentenportals zur Hochschulgovernance in Deutschland
                      Axel Oberschelp, Eva-Maria Vögtle & Thorben Sembritzki (DZHW)

                      IMPULSE - Intervention in Mathematik zur professionellen Unterstützung
   Erwin Stein        leistungsschwacher Schülerinnen und Schüler
                      Janina Roloff-Bruchmann & Karin Guill (IPN)

Wolfgang Mitter I     Die Bedeutung von Persönlichkeitseigenschaften für den Spracherwerb von
                      geflüchteten Personen
                      Yuliya Kosyakova & Marie-Christine Laible (IAB)

 17:15 - 18:15        PARALLELE VORTRÄGE II

                 Leveraging Big Data to Enhance Educational Effectiveness: Examples from
Unterschiedliche Teacher Education and Higher Education
Bildungsformate Christian Fischer (HIB, Universität Tübingen)

     Raum:            Das WTimpact-Projekt: Ein interdisziplinärer Ansatz zur Erforschung
Wolfgang Mitter II    von Wissenstransfer am Beispiel von Bürgerwissenschaften
                      Ulrike Cress, Hannah Greving & Joachim Kimmerle (IWM)

 Expectations
                      The Impact of Minimum Wages on Teenagers‘ Educational Expectations
      and
                      Silke Anger (IAB), Pascal Heß (Universität Maastricht) & Max Kunaschk (IAB)
 Achievements
                      The Impact of Instruction Time on Student Achievement
     Raum:
                      Katharina Wedel (ifo Institut)
   Erwin Stein

                                           LERN-Jahrestagung 2020
4   Programm

      18:15 - 19:00      POSTER PITCH MIT ANSCHLIEẞENDER POSTERSESSION

                         Erfassung der professionellen Kompetenzen von DaZ-Lehrkräften in Schule und
                         Erwachsenenbildung - Vorstellung des Verbundprojekts COLD
                         Hannes Schröter (DIE), Stefanie Bredthauer, Michael Becker-Mrotzek, Hans-Joachim
                         Roth (Mercator-Institut) & Josef Schrader (DIE)

                         TALIS-Videostudie Deutschland und Leibniz-Netzwerk Unterrichtsforschung
                         Juilane Grünkorn, Eckhard Klieme, Patrick Schreyer, Julia Käfer & Benjamin Herbert
                         (DIPF)

                         Stellenwert und Typen der Wissensarbeit bei Hochschulabsolventinnen
                         und Hochschulabsolventen
                         Maximilian Trommer & Thorsten Euler (DZHW)

         Raum:           Wann erreichen Individuen ihr höchstes Bildungsniveau? Implikationen für die
    Wolfgang Mitter II   Analyse von herkunftsbedingten Bildungsungleichheiten
                         Nils Lerch (LIfBi)

                         Für die Weiterentwicklung von Kompetenzen ist es nie zu spät –
                         Interindividuelle Unterschiede in der Lesekompetenzentwicklung im
                         (jungen) Erwachsenenalter
                         Kathrin Thums (LIfBi), Franziska Schwabe (IFS), Cordula Artelt (LIfBi), Ilka Wolter
                         (LIfBi), Alexandra Wicht (GESIS), Tabea Durda (LIfBi), Luise Krejcik (Universität
                         Hamburg), Anke Grotlüschen (Universität Hamburg), Beatrice Rammstedt (GESIS) &
                         Clemens M. Lechner (GESIS)

                         Der Einsatz von Text Mining-Verfahren zur Optimierung von Suchanweisungen in
                         systematischen Reviews
                         Leonie Twente & Till Woerfel (Mercator-Institut)

                         GEMEINSAMER SPAZIERGANG ZUM RESTAURANT & ABENDESSEN
    19:00
                         Hessekopp - Die Apfelweinwirtschaft | An der Welle 7 | 60322 Frankfurt am Main

                                              LERN-Jahrestagung 2020
Programm 5

                           Donnerstag, 19. März 2020

  09:00 - 10:00       PARALLELE VORTRÄGE III
                      Encouraging Parents to Invest: A Randomized Trial with two Simple Interventions
                      in Early Childhood
 Frühe Bildung        Cara Ebert (RWI), Esther Heesemann (Universität Mannheim) & Sebastian Vollmer
                      (Universität Göttingen)
     Raum:
Wolfgang Mitter II    Die Bedeutung der Komposition von Peergruppen in Kindertageseinrichtungen
                      für den Spracherwerb
                      Daniel Schmerse (IPN)

                      Die Bedeutung sozialer Netzwerke für akademische Karrieren: Sozialkapital als
   Hochschul-         Prädiktor für eingeworbene Drittmittel und Publikationen?
   forschung          Luisa Barthauer (TU Braunschweig) & Ulrike Schwabe (DZHW)

     Raum:            DFG-Projekt MEPIC: Bestandsaufnahme eines Projekts zur Erforschung der
   Erwin Stein        Mechanismen des epistemischen Wandels im Hochschulkontext
                      Martin Kerwer & Tom Rosman (ZPID)

  10:00 - 10:30       KAFFEEPAUSE

  10:30 - 11:30       PARALLELE VORTRÄGE IV

                      Das Museum als Lernort: Besucherforschung zu Wissensprozessen
Unterschiedliche      am Römisch-Germanischen Zentralmuseum
   Lernorte           Alexandra Busch, Stephan Schwan, Sandra Hahn & Dominik Kimmel (RGZM)

     Raum:            Freiwilliges Engagement als kultureller Erfahrungsraum –
Wolfgang Mitter II    Empirische Befunde zum kulturellen Engagement zukünftiger Lehrkräfte
                      Jana Costa (LIfBi)

                      Sibling Spillover Effects in Education
Tests und Trends      Maximilian Bach (ZEW) & Jan Marcus (Universität Hamburg, DIW Berlin)

     Raum:            Trendschätzungen in PISA – alles andere als trivial
   Erwin Stein        Olaf Köller (IPN, ZIB), Kristina Reiss (ZIB, TUM), Frank Goldhammer (DIPF, ZIB),
                      Ulf Kröhne (DIPF, ZIB), Oliver Lüdtke (IPN, ZIB) & Alexander Robitzsch (IPN)

 11:30 - 12:00        Abschlussvortrag
     Raum:            Open Science und Open Data in der empirischen Bildungsforschung –
Wolfgang Mitter II    Der Verbund Forschungsdaten Bildung
                      Sonja Bayer & Alexia Meyermann (DIPF)

 12:00 - 12:15        Wrap-up
      Raum:           Marcus Hasselhorn (DIPF)
 Erich Hylla I + II

  12:15 - 13:00       MITTAGSPAUSE

 13:00 - 15:30
     Raum:
                      16. Mitgliederversammlung von LERN
 Helene von Bila
   (12. Stock)

                                           LERN-Jahrestagung 2020
6   Abstracts

                          Mittwoch, 18. März 2020

             12:15 - 13:00 Uhr | Eröffnungsvortrag
             Ein kooperativer Ansatz zur Eingrenzung herkunftsbedingter
             Disparitäten in der frühen Kindheit im Rahmen der Bremer
             Initiative zur Stärkung frühkindlicher Entwicklung (BRISE)

    Kerstin Schütte & Olaf Köller (IPN)

    Im Rahmen der Bremer Initiative zur              Angebote der regionalen Infrastruktur
    Stärkung frühkindlicher Entwicklung              wahrnehmen. Mit einem Methoden-
    (BRISE) setzen vier Institute des Leib-          mix werden die kumulativen Effekte der
    niz-Forschungsverbunds Bildungspoten-            Förderkette auf die kognitive, soziale
    ziale (IPN Kiel, DIPF, DIW Berlin und            und emotionale Entwicklung der Kinder
    LIfBi) gemeinsam mit drei Universitäten          umfassend untersucht und aus den ver-
    (Bremen, Bamberg und Heidelberg) eine            schiedenen beteiligten disziplinären Per-
    quasi-experimentelle Interventionsstudie         spektiven von Psychologie, Erziehungs-
    um, die Erkenntnisse darüber liefern             wissenschaft, Soziologie, Ökonomie und
    wird, wie verfügbare Ressourcen ziel-            Fachdidaktik bewertet. Neben der inter-
    gerichteter zum Nutzen benachteiligter           disziplinären Zusammenarbeit innerhalb
    Kinder eingesetzt werden können. Die             des Projektverbundes besteht eine un-
    Intervention richtet sich an sozial und          abdingbare enge Kooperation mit Politik,
    kulturell benachteiligte Familien und            Verwaltung und Fachpraxis in Bremen.
    ihre Kinder im Lebensabschnitt von der           Der in Bremen erprobte Ansatz, die
    späten Schwangerschaft bis nach der              Rahmenbedingungen für den Angebots-
    Einschulung, um der Entstehung her-              markt frühkindlicher Programme und
    kunftsbedingter Disparitäten bereits in          daran teilnehmender Institutionen so zu
    der Kindheit entgegen zu wirken. Die             gestalten, dass eine durchgängige Förde-
    Wirkungen einer durchgängigen Förde-             rung von Kindern aus sozial und kulturell
    rung im Sinne einer Förderkette unter            benachteiligten Familien mit bewährten
    Rückgriff auf bewährte alltagsintegrierte        alltagsintegrierten Programmen best-
    Programme, die regional bereits groß-            möglich erreicht wird, sollte auf Städte
    flächig vorhanden sind – einerseits direkt       mit vergleichbaren Problemlagen und
    an die Familien gerichtet, andererseits in       vergleichbarer Infrastruktur übertragbar
    den Institutionen der Kindertagesbetreu-         sein. Interdisziplinäre Bildungsforschung
    ung umgesetzt – werden im Vergleich              liefert damit empirische Evidenz, politi-
    mit der Regelpraxis überprüft, innerhalb         sche Maßnahmen zur Verbesserung von
    derer Familien nach eigenem Ermessen             Bildungsgerechtigkeit zu legitimieren.

                                         LERN-Jahrestagung 2020
Abstracts    7

                        Parallele Vorträge I
                                     13:45 - 15:15 Uhr

                           Sozio-emotionale Fähigkeiten

         Der Einfluss von Geschwistern bei der Erfassung von
         sozio-emotionalem Verhalten von Kindergartenkindern

Carina Schönmoser (LIfBi) & Claudia Karwath (Universität Bamberg)

Das sozio-emotionale Verhalten von         Kindes im frühen Kindesalter von großer
Kindern und Jugendlichen wird bei groß     Bedeutung ist (Kasten, 1998), nehmen
angelegten Studien oft anhand von          wir an, dass ebenso die Erwartungen der
Ratingskalen erhoben. Dabei werden         Eltern oder der Erziehungskräfte an die
unterschiedliche Kontextpersonen wie       Kinder je nach Familiengröße und
die Eltern, Erziehungskräfte oder auch    -zusammensetzung variieren. Damit
Peers als Informanten herangezogen.        können auch die Beurteilungen zum
Die Einschätzungen dieser Personen         Sozialverhalten je nach Geschwisterkon-
unterscheiden sich bisweilen stark         stellation unterschiedlich ausfallen.
voneinander. Bisherige Studien zur Be-     Wir untersuchen daher anhand einer
urteilerübereinstimmung konzentrie-        hierarchischen linearen Regression, ob
ren sich auf die Korrelation zwischen      unterschiedliche Geschwistereigenschaf-
den Informanten und untersuchen die        ten wie beispielsweise die Geschwister-
psychometrischen Eigenschaften der Be- anzahl einen Einfluss auf die Beurteilung
wertungsskalen (Dinnebeil et al., 2013;    des sozio-emotionalen Verhaltens von
Döpfner et al., 1993; Koskelainen, 2008). N = 330 Kindergartenkindern durch die
Doch bei der Beurteilung des prosozia-     Eltern und die Erziehungskräfte ha-
len Verhaltens von Kindergartenkindern     ben. Für unsere Analysen verwendeten
zeigt sich, dass sich die Beurteilung von  wir Daten aus dem interdisziplinären
Erziehungskräften und Eltern je nach       deutschen Längsschnittprojekt „BiKS-3-
Alter, Geschlecht und Sprachkenntnissen 10-Studie“ (Bildungsprozesse, Kompe-
der Kinder unterscheiden kann (Kuschel tenzentwicklung und Auswahlentschei-
et al., 2007; Schönmoser et al., 2018).    dungen im Vorschul- und Schulalter;
Da der Umgang mit Kontextpersonen,         Weinert et al., 2013) und betrachten
wie möglichen Geschwisterkindern, für      dabei drei Subdimensionen des sozio-
die sozio-emotionale Entwicklung eines     emotionalen Verhaltens: Kooperatives

                                  LERN-Jahrestagung 2020
8   Abstracts

    Verhalten, aggressives Verhalten und                          Einzelkinder grundsätzlich positiver von
    emotionale Selbstregulation.                                  Eltern und Erziehungskräften einge-
    Es hat sich gezeigt, dass Geschwister                         schätzt als Kinder mit Geschwistern.
    einen Einfluss auf das sozio-emotiona-                        Ebenso korrelieren die Einschätzungen
    le Verhalten der Kinder haben. Dieser                         der beiden Informanten zu Einzelkindern
    Einfluss variiert jedoch je nach Sub-                         stärker miteinander als bei Kindern mit
    dimension. Darüber hinaus werden                              Geschwistern.

    Dinnebeil, L. A., Sawyer, B. E., Logan, J., Dynia, J. M., Cancio, E., & Justice, L. M. (2013). Influences on the
          congruence between parents’ and teachers’ ratings of young children‘s social skills and problem behaviors.
          Early Childhood Research Quarterly, 28(1), 144–152. doi:10.1016/j.ecresq.2012.03.001
    Döpfner, M., Berner, W., Fleischmann, T., & Schmidt, M. H. (1993). Verhaltensbeurteilungsbogen für Vorschulkinder
          (VBV 3–6). Weinheim: Beltz.
    Kasten, H. (1998). Geschwister: Vorbilder, Rivalen, Vertraute. München: Reinhardt Ernst.
    Koskelainen, M. (2008). The strengths and difficulties questionnaire among Finnish school-aged children and adole-
          scents. Turku: University of Turku.
    Kuschel, A., Heinrichs, N., Bertram, H., Naumann, S., & Hahlweg, K. (2007). Wie gut stimmen Eltern und Er-
          zieherinnen in der Beurteilung von Verhaltensproblemen bei Kindergartenkindern überein? Zeitschrift für
          Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 35(1), 51–58. doi:10.1024/1422-4917.35.1.51
    Schönmoser, C., Schmitt, M., Lorenz, C., & Relikowski, I. (2018). Prosoziales Verhalten von Kindergartenkindern –
          Ein Vergleich der Eltern- und Erzieherperspektive. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 21(2), 317–337.
    Weinert, S., Roßbach, H.-G., Faust, G., Blossfeld, H.-P., & Artelt, C. (2013). Bildungsprozesse, Kompetenzentwick-
          lung und Selektionsentscheidungen im Vorschul- und Schulalter (BiKS-3-10) (Version 6) [Datensatz]. Berlin:
          IQB – Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen. doi:10.5159/IQB_BIKS_3_10_v6

                                                  LERN-Jahrestagung 2020
Abstracts     9

         Kohortentrends in motivationalen Schülermerkmalen
         zwischen 2012 und 2018: Differenzielle Entwicklungen für
         Mädchen und Jungen?

Malte Jansen, Rebecca Schneider, Stefan Schipolowski & Sofie Henschel (IQB)

Der Erwerb schulbezogener Kompeten-           und Interessen: Während Jungen in den
zen ist eng mit motivationalen Merkmalen      Fächern Mathematik, Chemie und Phy-
verknüpft. Insbesondere für fachbezogene      sik ihre eigenen Kompetenzen im Mittel
Selbstkonzepte und Interessen finden sich     höher einschätzen als Mädchen und auch
typischerweise stereotype Geschlechter-       ein größeres Interesse in diesen Fächern
unterschiede: Jungen weisen im Mittel         berichten, schätzen sich Mädchen im Fach
ein höheres Selbstkonzept und Interes-        Biologie im Durchschnitt als fähiger und
se in Mathematik, Chemie und Physik           interessierter ein als die Jungen. Im Trend
auf, wohingegen für das Fach Biologie in      zeigte sich für Mathematik, Chemie und
bisherigen Studien keine Unterschiede         Physik fast durchgängig eine Verringerung
festgestellt werden konnten. Nur wenige       der Geschlechtsunterschiede im Selbst-
empirische Studien befassten sich bisher      konzept und Interesse, für Biologie eine
mit der zeitlichen Entwicklung motivatio-     Vergrößerung der Unterschiede jeweils
naler Schülermerkmale über Kohorten           zugunsten der Mädchen. Die Verände-
hinweg. Der vorliegende Beitrag unter-        rungen in den Geschlechtsunterschieden
sucht daher, ob sich (1) Kohortentrends       scheinen überwiegend auf eine Verringe-
im fachbezogenen Selbstkonzept und            rung der Selbstkonzept- und Interessens-
Interesse in Mathematik und den Natur-        werte der Jungen in den betrachteten
wissenschaften zwischen 2012 und 2018         Fächern zurückzuführen zu sein, die
zeigen und (2) ob sich die Geschlechter-      insbesondere in Mathematik substanziell
unterschiede in Bezug auf diese Konstruk-     ist (d = -0.31). Für die Mädchen fanden
te über die Zeit verändert haben.             sich nur wenige und nur sehr geringe Ver-
Auf Basis der IQB-Bildungstrendstudien        änderungen zwischen den Erhebungszeit-
wurden Daten von etwa 45.000 Neunt-           punkten. Diese Befunde sind konsistent
klässlerinnen und Neuntklässlern in           mit der Hypothese, dass die Vorteile im
den Jahren 2012 und 2018 ausgewertet.         schulischen Erfolg von Mädchen fachun-
Sowohl 2012 als auch 2018 zeigten sich        abhängig weiter zunehmen (Hannover &
für die Gesamtpopulation geschlechts-         Kessels, 2011) und sich auch für motiva-
stereotype Mittelwertunterschiede in          tionale Merkmale zeigen.
den fachspezifischen Selbstkonzepten

                                   LERN-Jahrestagung 2020
10   Abstracts

               Instruction Intensity and Socio-Emotional Skills:
               Evidence from a High School Reform

     Nora Grote (Statistisches Bundesamt), Lisa Leschnig (IAB) & Thomas Lampert
     (Robert Koch-Institut)

     During the last decades, most German           position of socio-emotional skills due to
     states reduced secondary school dura-          the reform. Our results suggest that, on
     tion while maintaining the pre-reform          average, the increase in instruction inten-
     requirements for obtaining a high school       sity had only minor effects on students'
     degree. This reallocation caused an            socio-emotional skills. Our baseline
     increase in instruction intensity because      estimates, using both the conventional
     affected students had to achieve gradua-       and the Lagged-Dependent-Variable-DiD
     tion requirements in shorter time. We          model, are close to zero and remain
     exploit the sequential reform implemen-        statistically insignificant. These similar
     tation and data of the German Health           results using both regression models
     Interview and Examination Survey for           suggest that potential differences in the
     Children and Adolescents (KiGGS) to            composition of students are not con-
     examine whether increased instruction          founding the reform effect. Sub-sample
     intensity has adverse effects on students'     analyses, that investigate potential hete-
     socio-emotional skills. Since the KiGGS        rogeneities in the effect of the reform,
     data includes pre- and post-reform             provide evidence for gender specific
     information of students' socio-emotional       patterns. For female students, we find
     skills, we use this key feature to include a   some evidence for increased problems
     lagged-dependent variable to extend the        with their emotional life but we do not
     conventional Difference-in-Differences         find that the effect varies with students'
     approach. This extension allows control-       socio-economic backgrounds or age.
     ling for a potential change in the com-

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Abstracts           11

                                          Sprachliche Bildung

             Systematisches Review zur Wirkung von didaktisch-
             methodischen Ansätzen des sprachsensiblen Unterrichts

Till Woerfel, Martha Höfler, Leonie Twente, Rebekka Wanka & Annika Witte
(Mercator-Institut)

Die internationalen Vergleichsstudien                      systematischen Reviews wird in diesem
der 2000er-Jahre haben offengelegt, dass                   Projekt untersucht, ob und unter welchen
sprachliche Bildung und schulischer Erfolg                 Bedingungen sprachsensible Unterrichts-
in Deutschland in einem direkten Verhält-                  ansätze nachweislich Wirkung zeigen.
nis stehen. Seither wird zunehmend das                     Auf der Grundlage von strukturierten
Ziel verfolgt, mittels sprachsensibler An-                 Abfragen in neun internationalen Daten-
sätze Schülerinnen und Schüler im Fach-                    banken sowie unter Berücksichtigung von
unterricht dabei zu unterstützen, die dort                 grauer Literatur und Handsuchen wurden
vermittelten Inhalte sprachlich zu durch-                  4.264 (vor Deduplizierung) Dokumente
dringen und somit, neben bildungssprach-                   ermittelt, die in Hinblick auf folgende
lichen Kompetenzen, fachliches Lernen zu                   Inklusionskriterien gescreent werden:
fördern. Inzwischen sind sprachsensible                    (1) die Untersuchungspopulation ist
Maßnahmen bereits in Lehrplänen, Curri-                    zwischen 5 und 20 Jahre alt, (2) die Inter-
cula sowie in der Aus- und Weiterbildung                   vention forciert die Förderung fachlichen
von Lehrkräften verankert.                                 Lernens durch Sprachlernen, (3) es wer-
Aus Forschungsperspektive lässt sich                       den Outcome-Indikatoren berichtet, die
jedoch „ein Missverhältnis zwischen der                    sich auf sprachliches und/oder
wachsenden Anzahl dieser Maßnahmen                         fachliches Lernen beziehen, (4) ein Ver-
und gesicherten Erkenntnissen bezüglich                    gleich mit einer Kontrollgruppe wird
ihrer Wirksamkeit feststellen” (Busse,                     durchgeführt, und (5) die Prüfung der
2019, S.14). Daher bedarf es im Sinne                      Interventionswirkung erfolgt in einem
einer evidenzinformierten Bildungspoli-                    inferenzstatistischen Verfahren.
tik und -praxis der forschungsbasierten                    Der Vortrag präsentiert einen ersten
Klärung dieses Sachverhalts.                               Zwischenstand und greift die Frage auf,
Im Rahmen des Vortrags wird ein lau-                       welche Chancen und Herausforderungen
fendes Projekt des Mercator-Instituts                      systematische Reviews für eine evidenzin-
für Sprachförderung und Deutsch als                        formierte Bildungspolitik und -praxis mit
Zweitsprache vorgestellt. Mittels eines                    sich bringen.

Busse, V. (2019). Umgang mit Mehrsprachigkeit und sprachsensibler Unterricht aus pädagogischer Sicht: Ein einfüh-
     render Überblick. In M. Butler & J. Goschler (Hrsg.), Sprachsensibler Fachunterricht: Chancen und Herausforderun-
     gen aus interdisziplinärer Perspektive (S. 1–34). Wiesbaden: Springer Fachmedien. doi:10.1007/978-3-658-27168-8

                                             LERN-Jahrestagung 2020
12   Abstracts

                 „*Alle Kinder haben ein Skateboards.“
                 Unterschiede von nach quantitativen Leseflüssigkeitsmaßen
                 paarweise zugeordneten monolingualen und bilingualen Grund-
                 schulkindern hinsichtlich der Grammatikalität von Lesefehlern

     Martin Schastak (DIPF), Anna Roth (Universität Frankfurt), Jasmin Decristan (Universität
     Wuppertal), Dominique Rauch (PH Ludwigsburg) & Valentina Reitenbach (Universität
     Wuppertal)

     Durch das Komplementaritätsprinzip                            Grammatikalität von Vorlesefehlern zwi-
     (Grosjean, 2010, S. 29) können bilin-                         schen monolingual Deutsch und bilingual
     gual verglichen mit monolingual auf-                          Türkisch-Deutsch aufwachsenden Schü-
     wachsenden Schülerinnen und Schülern                          lerinnen und Schülern der dritten und
     über weniger Lerngelegenheiten in der                         vierten Klasse (N = 90), die nach quanti-
     Verkehrssprache verfügen. Bestimmte                           tativen Leseflüssigkeitsmaßen paarweise
     sprachliche Phänomene wie z. B. No-                           zugeordnet wurden (1:2 Ratio). Die Lese-
     minalflexion erfolgen nicht stets voll-                       fehler wurden mithilfe einer Adaptation
     kommen regelgeleitet, sondern enthalten                       der Reading Miscue Analysis (Goodman,
     idiosynkratrische Elemente, deren Er-                         1973) hinsichtlich wahrnehmbarer gram-
     werb Begegnung(en) mit diesen voraus-                         matischer Verletzungen beim Vorlesen
     setzt. Dementsprechend stellen solche                         kategorisiert. Die Ergebnisse zeigen unter
     Strukturen eine besondere Lernaufgabe                         anderem, dass bilingual im Gegensatz zu
     für bilingual aufwachsende Kinder dar,                        monolingual aufwachsenden Schülerinnen
     was sich z. B. in signifikant schlechteren                    und Schüler signifikant mehr Auslassun-
     Leistungen bei der Produktion von Kasus                       gen machen, die die Grammatikalität des
     in der Verkehrssprache verglichen mit                         Satzes verletzen. Zudem weisen mono-
     monolingualen Kindern (Grimm & Schulz,                        lingual aufwachsende Schülerinnen und
     2016) zeigt. Es stellt sich die Frage, ob                     Schüler häufig Adaptionsprozesse bei
     sich ähnliche Unterschiede zwischen                           Lesefehlern auf, die im weiteren Lesever-
     monolingualen und bilingualen Schüle-                         lauf die Grammatikalität des Satzes wie-
     rinnen und Schülern zu einem späteren                         derherstellen. Die Bedeutsamkeit dieser
     Entwicklungszeitpunkt in schulischen                          Unterschiede sowie praktische Implikati-
     Fähigkeiten wie dem Lesen identifizieren                      onen hinsichtlich der Leseförderung von
     lassen. Die zu präsentierende Studie                          monolingualen und bilingualen Schülerin-
     untersucht Unterschiede hinsichtlich der                      nen und Schülern werden diskutiert.

     Goodman, K. S (1973). Miscues: Windows on the Reading Process. In K. Goodman (Ed.), ERIC clearinghouse on
           reading and communication skills (pp. 3–14). Urbana (IL): NCTE.
     Grosjean, F. (2010). Bilingual: Life and reality. Cambridge, Mass.: Harvard University Press.

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Abstracts   13

         „Eine Förderung muttersprachlicher Kompetenzen für DaZ-Lerner
         ist nicht vorgesehen“ – Eine Analyse zu Bezeichnungspraktiken in
         studentischen Ausarbeitungen im Kontext des DaZ-Moduls

Ina-Maria Maahs, Christina Winter, Veit Maier & Marco Triulzi (Mercator-Institut)

Seit zehn Jahren existiert in NRW ein          Vor diesem Hintergrund lautet die
Beschluss (LABG §11(8)), der die recht-        Forschungsfrage der hier vorgestellten
liche Grundlage für das in der Lehrkräfte-     Studie: Wie gehen Lehramtsstudierende
ausbildung aller Fächer und Schulformen        mit diesen Herausforderungen im Span-
verankerte Modul „Deutsch für Schüle-          nungsverhältnis zwischen der konkreten
rinnen und Schüler mit Zuwanderungs-           Bezeichnung und der Vermeidung von
geschichte“ (DaZ-Modul) darstellt. Ziel        Stigmatisierung im Kontext sprachlicher
dieser gesetzlichen Verordnung ist es,         Bildung um?
u. a. die Bildungschancen aller Lernenden      Der Vortrag stellt vor, welche Begriffe
in heterogenen Gruppen zu erhöhen. In          und Konzepte Studierende nutzen, um
den Lehrveranstaltungen zu sprachlicher        sprachliche Heterogenität im Schulalltag
Bildung wird dabei ein Spannungsverhält-       darzustellen. Dazu wurde eine quantita-
nis zwischen der Berücksichtigung be-          tive und qualitative Inhaltsanalyse anhand
stehender Bedarfe mehrsprachiger Indivi-       deduktiv-induktiver Kategorienbildung
duen sowie der Gefahr der Besonderung          von prüfungsrelevanten schriftlichen
entlang des Unterscheidungsmerkmals            Reflexionen Kölner Lehramtsstudieren-
Migrationshintergrund oder Deutsch als         der aller Fächer und Schulformen in einer
Zweitsprache deutlich. Das erfordert           quasi-randomisierten Stichprobe (N =
immer wieder neue Aushandlungs- und            120) zu sprachlicher Bildung während ih-
Abwägungsprozesse von Lehrenden und            res Praxissemester durchgeführt (Schrei-
Studierenden (Kuhn, 2014). Zentrale            er, 2014). Untersucht wurde u. a. der
Aspekte sind dabei:                            Gebrauch von Begriffen, die auf sprach-
                                               lich-kulturelle Heterogenität verweisen
 • das Kontinuum zwischen der                  wie Migrationshintergrund, Deutsch als
   bildungssprachlichen Norm des               Zweitsprache, DaZ, Herkunftssprache.
   Deutschen und der sprachlichen              Durch die Analyse der Nutzung und
   Vielfalt der Lernenden                      Kontextualisierung der Begrifflichkeiten
                                               wird deutlich, dass einzelnen Lernenden-
 • das Dilemma einer individuellen             gruppen ad personam ein genereller För-
   Bedarfsorientierung bei gleichzeitigem      derbedarf unterstellt wird. Konkret zeigt
   Anspruch der Vermeidung von                 sich in der Auswertung einerseits, dass es
   Stigmatisierung                             Studierenden schwerfällt, die sprachliche

                                    LERN-Jahrestagung 2020
14   Abstracts

     Heterogenität in den von ihnen unterrich-                    migrationsbedingter Mehrsprachigkeit be-
     teten Klassen differenziert darzustellen,                    steht. Es soll diskutiert werden, wie sich
     ohne auf bestimmte Generalisierungen                         Hochschullehre mit Blick auf ressourcen-
     zurückzugreifen, andererseits, dass eine                     orientierte sprachliche Bildung weiterent-
     generelle Defizitorientierung gegenüber                      wickeln kann.

     Kuhn, M. (2014). Vom Allgemeinen und Besonderen. Wissens- und differenzkritische Überlegungen zur Professionali-
           sierung von kindheitspädagogischen Fachkräften in Migrationsgesellschaften. In T. Betz & P. Cloos (Hrsg.), Kind-
           heit und Profession. Konturen und Befunde eines Forschungsfeldes (S. 130–144). Weinheim et al.: Beltz Juventa.
     Lehrerausbildungsgesetz (LABG) (2009). Gesetz über die Ausbildung für Lehrämter an öffentlichen Schulen. Verfügbar
           unter https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_bes_text?anw_nr=2&gld_nr=2&ugl_nr=223&bes_id=12764&menu=1
     Schreier, M. (2014). Varianten qualitativer Inhaltsanalyse: Ein Wegweiser im Dickicht der Begrifflichkeiten. Forum
           Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 15(1), 1438–5627. Verfügbar unter http://nbn-
           resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1401185

                                          Knowledge Café
                                                      15:45 - 17:15 Uhr

                 Der Nationale Bildungsbericht Luxemburgs –
                 Konzept und Anschlussprojekte

     Thomas Lenz & Susanne Backes (Universität Luxemburg)

     Seit 2015 erscheint in Herausgeber-                         „Bereit für die Zukunft?“ widmet sich der
     schaft der Universität Luxemburg und                         Bildungsbericht 2021 den Schwerpunkt-
     des Bildungsministeriums Luxemburg alle                      themen „Digitale Bildung“ und „Bildung
     drei Jahre der Nationale Bildungsbericht                     für Nachhaltige Entwicklung“. Als Auto-
     Luxemburg, der sich an die interessierte                     renbericht wird der Band Beiträge von
     Öffentlichkeit richtet. Im Rahmen eines                      Forschenden der Universität Luxemburg
     Knowledge Cafés sollen ein Rückblick                         sowie weiterer internationaler Exper-
     auf die vergangenen Berichte sowie ein                       tinnen und Experten umfassen. Neben
     Ausblick auf das neue Konzept präsen-                        Studien aus den Bereichen Pädagogik,
     tiert werden. Unter dem Arbeitstitel                         Soziologie, Psychologie und Linguistik

                                                 LERN-Jahrestagung 2020
Abstracts      15

 werden fortlaufende Bildungsindikatoren         und Ausblicke bereithält. Als wissen-
 erstellt, um Veränderungen in den Bedin-        schaftliches Nachschlagewerk könnte sich
 gungen und Outcomes im Bildungssystem           ein luxemburgisches Analog an Studie-
 darzustellen. Jährlich wird in Luxemburg        rende, Bildungspraxis, -verwaltung und
 ein Bildungsmonitoring durchgeführt, das       -politik sowie an internationale Forschen-
 in Vollerhebung alle Schülerinnen und           de komparativer Studien richten. Da
 Schüler der Klassenstufen 1, 3, 5, (7) und     „Das Bildungswesen in Deutschland“ im
 9 testet und eine breite Datenbasis für         Rahmen des Leibniz-Forschungsverbundes
 (longitudinale) Analysen und Bildungsindi-      Bildungspotenziale entstanden ist, möch-
 katoren bietet.                                 ten die Referierenden sich mit Expertin-
 Da die noch junge Universität                   nen und Experten des LERN-Netzwerkes
 Luxemburg (gegründet 2003) die                  über diese ersten Ideen austauschen.
 Bildungsforschung als frühe Forschungs-         Dabei können potentielle Ko-Autoren-
 priorität etabliert hat, fanden bereits eine    schaften sowie darüber hinausgehende
 Vielzahl von bildungswissenschaftlichen         Kooperationen diskutiert werden.
 Studien Eingang in den wissenschaftlichen       Das luxemburgische Bildungssystem teilt
 Diskurs. So ist die Idee entstanden, auf        einige Charakteristiken mit deutsch-
 Basis des Bildungsberichts und des Auto-        sprachigen Ländern (z. B. stratifiziertes
 rinnen- und Autoren-Netzwerkes einen            Sekundarschulwesen, welches anfällig für
 Sammelband über das Bildungswesen in            Bildungsungleichheiten ist; duales Ausbil-
 Luxemburg zu entwickeln, der – in An-           dungssystem), weist aber ebenso
 lehnung an das rezent erschienene Werk          Besonderheiten auf (z. B. trilinguales
„Das Bildungswesen in Deutschland - Be-          Schulsystem; hoher Anteil an Migrantin-
 stand und Potenziale“ – neben histori-          nen und Migranten mit 65-prozentiger
 schen Analysen, aktuellen Strukturen und        Grundschülerschaft, die zuhause nicht
 Herausforderungen auch Implikationen            primär Luxemburgisch sprechen).

                                     LERN-Jahrestagung 2020
16   Abstracts

              Aufbau eines Dokumentenportals zur Hochschulgovernance
              in Deutschland

     Axel Oberschelp, Eva-Maria Vögtle & Thorben Sembritzki (DZHW)

     Das Deutsche Zentrum für Hochschul-         tionen (z. B. Hochschultyp oder -größe)
     und Wissenschaftsforschung (DZHW)           zum Leistungsprofil gehören. Da derarti-
     prüft derzeit im Rahmen einer Machbar-      ge, auf Texten basierende, Datenbanken
     keitsstudie den Aufbau eines Dokumen-       für die Hochschul- und Wissenschafts-
     tenportals zur Hochschulgovernance der      forschung bislang nicht existieren, kommt
     Bundesländer. Das Portal wird als Daten-    dieser Studie in mehrfacher Hinsicht
     bank konzipiert und zielt hauptsächlich     Pilotcharakter zu.
     darauf ab, die Bearbeitung spezieller       Im Rahmen der Machbarkeitsstudie
     Forschungsfragen zu Hochschulgover-         sollen zum einen die Informationsbedarfe
     nance zu unterstützen.                      potentieller Nutzerinnen und Nutzer der
     Die Datenbank wird vorrangig in Text-       Datenbank identifiziert werden. Hier-
     form vorliegende Datenbestände syste-       zu wurden bereits im Herbst 2019 ein
     matisch aufbereiten und der Forschung       erster Workshop und im Januar 2020
     u. a. für vergleichende Studien zur Ver-    eine Befragung von Wissenschaftlerinnen
     fügung stellen. Es handelt sich bspw. um    und Wissenschaftlern, die in dem For-
     Landeshochschulgesetze, Zielvereinbarun-    schungsfeld tätig sind, durchgeführt. In
     gen, Dokumente zur formelbasierten Mit-     diesem Zusammenhang ist auch die Frage
     telvergabe, Grundordnungen, Berufungs-      zu klären, welche Typen von Forschungs-
     ordnungen, Einträge im Bundesanzeiger,      fragen auf Grundlage welcher Daten und
     Amtsblätter oder Prüfungsordnungen, die     Methoden beantwortet werden können.
     auf Ebene der Hochschulen, der Bundes-      Zum anderen soll geprüft werden, mit
     länder oder auch des Bundes als weiterer    welchem Aufwand der Aufbau und der
     Akteur der Hochschulpolitik zu verorten     Dauerbetrieb einer solchen Infrastruktur
     sind. Die Datenbank soll dabei Nutzungs-    für die Hochschul- und Wissenschaftsfor-
     möglichkeiten bieten, die über einfache     schung verbunden ist.
     Such- und Downloadfunktionen hinaus-        Die Vorstellung und Diskussion des
     gehen und eine inhaltliche Erschließung     Vorhabens im Rahmen der Jahrestagung
     von Dokumenten unterstützen, z. B. zur      LERN 2020 hat zum Ziel, Einschätzungen
     quantitativen und semantischen Text-        und Perspektiven möglicher Nutzerin-
     analyse mittels Text Mining-Verfahren.      nen und Nutzer zu eruieren und in eine
     Daneben sollen auch Möglichkeiten zur       Bewertung zur Machbarkeit beziehungs-
     Verknüpfung inhaltlich zusammengehöri-      weise zur Konzeption der konkreten
     ger Dokumente zu Gruppen sowie der          Ausgestaltung eines solchen Dokumen-
     Zugriff auf ausgewählte Kontextinforma-     tenportals einfließen zu lassen.

                                    LERN-Jahrestagung 2020
Abstracts       17

          IMPULSE - Intervention in Mathematik zur professionellen
          Unterstützung leistungsschwacher Schülerinnen und Schüler

Janina Roloff-Bruchmann & Karin Guill (IPN)

Nationale und internationale Vergleichs-      Die geplante Interventionsstudie soll die
studien (z. B. TIMSS, IQB-Bildungstrend)      folgenden Fragen untersuchen:
zeigen, dass am Ende der Grundschulzeit
viele Schülerinnen und Schüler (SuS) nur       1. Wie wirkt der Einsatz eines adaptiven
die unteren Kompetenzstufen in Mathe-             Lern-Programms auf SuS-Ergebnisse?
matik erreichen und so nicht über die
Kompetenzen verfügen, die ein erfolg-          2. Wie wirkt die Kombination aus dem
reiches Lernen in der Sekundarstufe I und         Einsatz eines adaptiven Lern-Pro-
damit letztlich einen glatten Übergang            gramms mit einem Förderunterricht
ins Berufsleben erwarten lassen (Kohrt,           in Kleingruppen auf SuS-Ergebnisse?
Haag, & Stanat, 2017; Selter, Walter,
Walther, & Wendt, 2016). Hauptanliegen         3. Wie wirken das Training und die
des geplanten Projekts ist, das Potential         Durchführung des Förderunterrichts
eines adaptiven Lern-Programms allein             auf die professionelle Kompetenz von
und in Kombination mit weiteren För-              Lehramtsstudierenden?
dermaßnahmen zu überprüfen, um die
Anschlussfähigkeit leistungsschwacher SuS     Ca. 70 Schulen (vor allem nicht-gymna-
zu Beginn der Sekundarstufe I im Fach         siale Schulformen) an sechs Standorten
Mathematik herzustellen. In drei Expe-        in Deutschland mit 130 Klassen à 25 SuS
rimentalbedingungen werden relativ zu         werden um Teilnahme an der Studie ge-
einer Warte-Kontrollgruppe Effekte auf        beten. Über Erhebungen der Leistung im
SuS-Ergebnisse des (1) reinen Einsatzes       Fach Mathematik zu Beginn der fünften
des adaptiven Lern-Programms, (2) der         Jahrgangsstufe werden leistungsschwache
Kombination von Lern-Programm und             SuS identifiziert. Der Förderunterricht für
Förderung mathematischen Basiswissens         ca. 400 leistungsschwache SuS wird von
in Kleingruppen und (3) der Kombination       ca. 150 trainierten Lehramtsstudierenden
von Lern-Programm, fachlicher Förde-          der Mathematik durchgeführt und findet
rung und Förderung von Motivation und         im Schuljahr 2021 in Kleingruppen von
Selbstregulation in Kleingruppen über-        bis zu fünf leistungsschwachen SuS ab den
prüft. Trainierte Lehramtsstudierende         Herbstferien über zwölf Wochen statt.
des Fachs Mathematik führen den Förder-
unterricht durch.

                                   LERN-Jahrestagung 2020
18    Abstracts

     Kohrt, P., Haag, N., & Stanat, P. (2017). Kompetenzstufenbesetzungen im Fach Mathematik. In P.
          Stanat, S. Schipolowski, C. Rjosk, & N. Haag (Hrsg.), IQB-Bildungstrend 2016. Kompetenzen in den Fächern
          Deutsch und Mathematik am Ende der 4. Jahrgangsstufe im zweiten Ländervergleich (S. 140–152). Münster:
          Waxmann.
     Selter, C., Walter, D., Walther, G., & Wendt, H. (2016). Mathematische Kompetenzen im internationalen Vergleich:
          Testkonzeption und Ergebnisse. In H. Wendt, W. Bos, C. Selter, O. Köller, K. Schwippert, & D. Kasper (Hrsg.),
          TIMSS 2015. Mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen von Grundschulkindern in Deutschland (S.
          79–136). Münster: Waxmann.

                  Die Bedeutung von Persönlichkeitseigenschaften für den
                  Spracherwerb geflüchteter Personen

     Yuliya Kosyakova & Marie-Christine Laible (IAB)

     Kenntnisse der deutschen Sprache sind                      wirtschaftliche Anreize, beeinflussen und
     ein Kernelement der nachhaltigen und                       damit dazu beitragen wie schnell und
     erfolgreichen Integration in den Arbeits-                  effizient die Sprache erlernt wird. Wir
     markt und die Gesellschaft der rund                        untersuchen diese Annahme anhand der
     1,5 Millionen in Deutschland lebenden                      Daten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung
     geflüchteten Personen. Während die bis-                    von Geflüchteten, einer repräsentativen
     herige empirische Evidenz vor allem Fak-                   Längsschnittbefragung von Personen, die
     toren wie Alter, Aufenthaltsdauer, Bildung                 als Schutzsuchende von Januar 2013 bis
     sowie Zugang zu Deutschsprachkursen                        Ende 2016 nach Deutschland gekommen
     und interethnische Netzwerke hervor-                       sind. Aus den Erkenntnissen dieser Studie
     hebt, ziehen wir einen neuen Erklärungs-                   könnten wichtige Implikationen für die
     ansatz, nämlich die Persönlichkeit, hinzu.                 Integrationspolitik abgeleitet werden, zum
     Die Bedeutung der Persönlichkeitsmerk-                     Beispiel welche Anreize für den Spracher-
     male auf unterschiedliche Etappen im                       werb unter Berücksichtigung der Persön-
     persönlichen Lebensverlauf vom Bildungs-                   lichkeit eingesetzt werden sollten. Letzt-
     erfolg hin zum Arbeitsmarkterfolg wurde                    endlich könnte die Persönlichkeit damit
     in mehreren Studien belegt.                                ein Mechanismus sein, der die erfolgrei-
     Persönlichkeitsmerkmale können das Er-                     che Integration in Deutschland über den
     lernen einer neuen Sprache über unter-                     Spracherwerb hinaus erklärt und somit
     schiedliche Kanäle, wie beispielsweise                     unser Verständnis über den Integrations-
     Kontakt mit der Sprache, Effizienz und                     prozess verbessert.

                                               LERN-Jahrestagung 2020
Abstracts       19

                          Parallele Vorträge II
                                         17:15 - 18:15 Uhr

                          Unterschiedliche Bildungsformate

           Leveraging Big Data to Enhance Educational Effectiveness:
           Examples from Teacher Education and Higher Education

Christian Fischer (HIB, Universität Tübingen)

The increasing availability of big data in       this talk describes studies that mined a
education has led to new approaches to           large institutional data set (4,500,000+
collect, monitor, and understand learning        course enrollments, 100,000+ students,
processes in educational settings. This          10 years) to examine undergraduate
talk highlights the potential of big data to     success in online courses. Similar to prior
improve learning, instruction, and edu-          research, this study finds that students in
cational decision-making by presenting           online courses perform worse compared
exemplary studies on how digital tech-           to face-to-face counterparts.
nologies may enhance teacher educa-              However, the actual grade penalty, about
tion and higher education. In teacher            0.1 grade points, is quite small, and stu-
education contexts, this talk describes          dents who are typically at risk in college
studies that mined Twitter discourses            environments did not exhibit additional
(9,653 tweets, 369 users) to examine             online courses grade penalties. Also,
participation, engagement, and conver-           online course taking is associated with
sational structures. These collaborative         slightly accelerated time-to-degree com-
microblogging communities are described          pletion and higher likelihood of successful
in relation to traditional face-to-face          college graduation. Thus, colleges should
professional learning. In particular, these      be encouraged to look into expanding
studies find that teachers’ participation        their online course portfolio. Overall,
on social media platforms may adhere to          these exemplary studies do not only
characteristics of high-quality professional     indicate the potential benefits of digital
development. Thus, teachers and admi-            technologies to facilitate learning pro-
nistrators should be encouraged to view          cesses but also highlight affordances of
teachers’ social media participation as a        levering big data to inform educational
meaningful extension to their professio-         decision-making to enhance educational
nal learning. In higher education contexts,      effectiveness.

                                     LERN-Jahrestagung 2020
20   Abstracts

               Das WTimpact-Projekt:
               Ein interdisziplinärer Ansatz zur Erforschung von
               Wissenstransfer am Beispiel von Bürgerwissenschaften

     Ulrike Cress, Hannah Greving & Joachim Kimmerle

     Bürgerwissenschaftsprojekte, d. h. die      teilweise von der anfänglichen Motivation
     Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft-       der Teilnehmenden abhängt. Auch die
     lerinnen und Wissenschaftlern einerseits    Einstellung der Teilnehmenden zu Bürger-
     und engagierten Bürgerinnen und Bür-        wissenschaften verbessert sich. Ebenso
     gern andererseits, erfreuen sich großer     wird die Einstellung der Teilnehmenden
     Beliebtheit und befassen sich häufig mit    zu Naturwissenschaften besser und zwar
     einem konkreten Thema (z. B. Wildtiere).    in Abhängigkeit von der anfänglichen Ein-
     Während in der Vergangenheit Bürgerin-      stellung zu Wildtieren und den konkreten
     nen und Bürger vor allem Daten gesam-       Aktivitäten auf der Internetplattform.
     melt haben, ist bisher wenig über das       Begleitende Laborstudien mit Studieren-
     Forschungserlebnis der teilnehmenden        den belegen außerdem, dass eine hohe In-
     Bürgerinnen und Bürger bekannt. Daher       volviertheit in die typischen Abläufe eines
     erforscht das interdisziplinäre Verbund-    Bürgerwissenschaftsprojektes entschei-
     projekt WTimpact, was Teilnehmende aus      dend ist für ein Gefühl von „Ownership“
     der Beteiligung an Bürgerwissenschafts-     (d. h. das Gefühl, das Projekt persönlich
     projekten mitnehmen und dabei lernen.       zu besitzen). Sie belegen auch, dass Re-
     Im WTimpact-Projekt kooperieren vier        präsentationen von verletzten und toten
     Leibniz-Institute und haben zusammen        (im Gegensatz zu niedlichen) Wildtieren
     mit einer Onlineagentur eine Internet-      Mitgefühl auslösen. Wie sich gezeigt
     plattform entwickelt und aufgebaut. Auf     hat, verbessert beides die Einstellung zu
     dieser Plattform werden Bürgerwissen-       Bürgerwissenschaftsprojekten und fördert
     schaftsprojekte zu Wildtieren, Fleder-      die Intention, sich daran zu beteiligen.
     mäusen und Luftqualität durchgeführt.       Der Beitrag verdeutlicht, dass im Bereich
     Gleichzeitig wird das Forschungserlebnis    informeller Bildung Interdisziplinari-
     der Teilnehmenden mit Hilfe von Frage-      tät Forschungsprojekte wie WTimpact
     bögen erforscht.                            überhaupt erst möglich macht und den
     Die Ergebnisse dieser Befragungen zeigen,   Erkenntnisgewinn für die Forschung sowie
     dass das Fachwissen während der Bür-        die Praxis in hohem Maße bereichern und
     gerwissenschaftsprojekte zunimmt, was       fördern kann.

                                    LERN-Jahrestagung 2020
Abstracts     21

                           Expectations and Achievements

          The Impact of Minimum Wages on Teenagers’
          Educational Expectations

Silke Anger (IAB), Pascal Heß (Universität Maastricht) & Max Kunaschk (IAB)

We study the effect of the introduction        crucially depend on local labor market
of the German statutory minimum wage           conditions. To shed light on the theoreti-
law in 2015 on teenagers’ educational          cally ambiguous relationship between mi-
expectations exploiting variation in the       nimum wages and teenagers’ educational
impact of the minimum wage between             expectations, we explore the effects in a
different regions. We focus on low-skil-       Difference-in-Difference (-in-Difference)
led students, the group most likely to be      framework using rich individual level data
affected by the reform after entering the      on teenage students. We find ambigu-
labor market. Theoretical predictions of       ous overall effects of the minimum wage
the effect of minimum wages on educa-          introduction on teenagers’ educational
tional investments are ambiguous. On the       expectations. However, we find robust
one hand, to qualify for minimum wage          evidence that, for low-skilled teenagers
jobs, teenagers might try to raise their       in highly affected regions, educational
productivity through higher educational        expectations increased significantly after
achievement. On the other hand, they           the minimum wage introduction. These
face higher opportunity costs of schoo-        results have important implications for
ling, when being exposed to the minimum        policymakers and give important insights
wage, and therefore might decrease edu-        into adjustment mechanisms of highly
cational goals. Consequently, the effects      affected teenagers beyond the labor
of minimum wages on educational plans          market.

                                    LERN-Jahrestagung 2020
22    Abstracts

              The Impact of Instruction Time on Student Achievement

     Katharina Wedel (ifo Institut)

     There is mounting evidence that cogni-        the subject. The impact of instruction
     tive skills such as numeracy and literacy     time strongly differs between developed
     are causal drivers of economic growth.        and developing countries: the effect of
     Improving such skills is therefore an         instruction time on students’ test scores
     essential concern for policymakers. In this   is only statistically significant and larger
     paper, I examine whether more instruc-        in developed countries (0.074 standard
     tion time can raise students’ cognitive       deviations) than in developing countries
     skills. By using cross-sectional data on      (-0.004 standard deviations). While in
     several countries participating in the        both, developed and developing countries,
     Trends in International Mathematics and       boys seem to benefit more from increa-
     Science Study (TIMSS), I apply a student      sed time spent in classrooms than girls,
     fixed effects model to assess the effect of   the effect is positive for both genders
     increased instruction time on students’       only in developed countries. It is also
     test scores in mathematics and science. I     slightly positive for boys but negative for
     find that a one hour increase in instruc-     girls in developing countries. In line with
     tion time leads to a 0.04 standard devia-     this result, I find that the impact of an ad-
     tion increase in test scores. Additionally,   ditional hour of instruction seems to be
     more instruction time does not seem to        lower, the higher the gender inequality in
     lead to a more negative attitude towards      the respective country.

                                      LERN-Jahrestagung 2020
Abstracts       23

                                         Poster
                                        18:15 - 19:00 Uhr

          Erfassung der professionellen Kompetenzen von DaZ-
          Lehrkräften in Schule und Erwachsenenbildung –
          Vorstellung des Verbundprojekts COLD

Hannes Schröter (DIE), Stefanie Bredthauer, Michael Becker-Mrotzek, Hans-Joachim Roth
(Mercator-Institut) & Josef Schrader (DIE)

Die deutsche Sprache gilt als Schlüssel für     Institutionen sind als Kooperationspartner
die Integration von Menschen mit Migra-         in das Projekt eingebunden, das Exper-
tionshintergrund. So sind Deutschkennt-         tise aus Erwachsenenbildungs-/Weiter-
nisse eine der zentralen Voraussetzungen        bildungsforschung, Fachdidaktik Deutsch/
für gesellschaftliche Teilhabe, für Bildungs-   DaZ, Empirischer Bildungsforschung,
erfolg und gute berufliche Perspektiven.        (Computer-) Linguistik und Psychologie
Deutsch als Zweitsprache (DaZ) wird in          bündelt. Die Hauptdatenerhebung an
Deutschland in der Regel in Schulen und         Schulen und Volkshochschulen, die unter
in der Erwachsenenbildung vermittelt.           anderem Videoaufnahmen von Unter-
Die zunehmende sprachliche und kultu-           richtseinheiten umfasst, sind ab Sommer
relle Diversität der Lernenden stellt hier-     2020, die komplexen Analysen der Daten
bei bildungsbereichsübergreifend zusätzli-      für das Jahr 2021 geplant. Hierbei sollen
che Anforderungen an die professionellen        die Ergebnisse von standardisierten Tests
Kompetenzen der Lehrkräfte.                     und halbstandardisierten Interviews zur
Das im Wettbewerbsverfahren der                 Erfassung des professionellen Wissens
Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen der              und der beruflichen Einstellungen mit
Förderlinie „Kooperative Exzellenz“ ein-        Befunden zur Kompetenz bei der Beurtei-
geworbene Projekt „Competencies of              lung authentischer Lehr-Lernsituationen
school teachers and adult educators in          sowie den Ergebnissen zum tatsächlichen
teaching German as a second language in         Unterrichtshandeln kombiniert werden.
linguistically diverse classrooms“ (COLD)       Die Analyse des Unterrichtshandelns
untersucht seit April 2019 bildungs-            fokussiert auf die Anpassung des münd-
bereichsübergreifend die allgemeinen            lichen Sprachgebrauchs der Lehrkräfte
pädagogischen, fachlichen und fachdidak-        an die unterschiedlichen sprachlichen
tischen Kompetenzen von Lehrkräften im          Kompetenzniveaus der Lernenden. Hier-
Unterrichten von DaZ in Vorbereitungs-          für werden innovative computerlinguisti-
klassen und Integrationskursen. Das inter-      sche Verfahren entwickelt und eingesetzt.
disziplinäre Verbundprojekt unter Leitung       Im Beitrag sollen die geplanten Unter-
des DIE wurde gemeinsam mit dem                 suchungsmethoden und eingesetzten
Mercator-Institut für Sprachförderung           Erhebungsinstrumente vorgestellt und
und Deutsch als Zweitsprache der Uni-           diskutiert werden.
versität zu Köln initiiert. Sechs weitere

                                    LERN-Jahrestagung 2020
24    Abstracts

              TALIS-Videostudie Deutschland und Leibniz-Netzwerk
              Unterrichtsforschung

     Juliane Grünkorn, Eckhard Klieme, Patrick Schreyer, Julia Käfer & Benjamin Herbert (DIPF)

     Die „TALIS-Videostudie Deutschland“ ist               der Schülerinnen und Schüler, Befragun-
     ein Projekt der Leibniz-Gemeinschaft, das gen der Schülerinnen und Schüler sowie
     an die internationale „Teaching and Le-               Befragungen der Lehrkräfte im Pre-Post-
     arning International Survey-Video Study“              Follow-up-Design verknüpft. Zusätzlich
     der OECD anschließt und vom DIPF |                    wurde von 44 Lehrkräften eine weitere
     Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Unterrichtsstunde zu einem beliebigen
     Bildungsinformation im Rahmen eines                   mathematischen Thema für einen his-
     Forschungsnetzwerks (Leibniz-Netzwerk                 torischen Vergleich mit den Videos der
     für Unterrichtsforschung) bearbeitet wird. TIMSS-Videostudie 1995 videografiert.
     Übergeordnetes Ziel der Studie ist es,                Die Auswertung der Videoaufzeich-
     vertiefte Einblicke in Unterrichtsprozesse            nungen und der Unterrichtsmaterialien
     des Mathematikunterrichts zu gewinnen                 erfolgte durch geschulte Ratende
     und herauszufinden, wie diese mit dem                 (N = 27) anhand eines international ent-
     Lernerfolg von Schülerinnen und Schü-                 wickelten und festgelegten Kodiersystems
     lern in Verbindung stehen. Dafür hat das              zur Unterrichtsqualität. Darauf aufbauen-
     Forschungsteam in 50 Mathematikklassen de Analysen zur Qualität und Effektivität
     (N Schulen = 39, NLehrkräfte = 50, N Schülerinnen und des Mathematikunterrichts in Deutsch-
     Schüler
             = 1143)  aus sieben    Bundesländern          land werden derzeit durchgeführt. Die
     die mathematische Unterrichtseinheit                  umfänglichen und international anschluss-
     zum Thema „quadratische Gleichungen“                  fähigen Daten aus dieser Studie werden
     begleitet. Um ein ganzheitliches Bild                 zeitnah weiteren Forschenden über das
     des Mathematikunterrichts zu gewin-                   Forschungsdatenzentrum Bildung am
     nen, wurden zwei Videoaufzeichnungen                  DIPF zur Verfügung gestellt. Am Pos-
     während der Unterrichtseinheit zum                    ter sollen neben der TALIS-Videostudie
     Thema „quadratische Gleichungen“ sowie                Deutschland auch das Leibniz-Netzwerk
     Unterrichtsmaterialien zu den gefilm-                 für Unterrichtsforschung vorgestellt und
     ten Unterrichtsstunden und der jeweils                erste deskriptive Erkenntnisse diskutiert
     nachfolgenden Stunde mit Leistungstests               werden.

                                        LERN-Jahrestagung 2020
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