Bachelorarbeiten 2018 Chemie - ZHAW Zürcher Hochschule für ...

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Bachelorarbeiten
    2018

    Chemie

Zürcher Fachhochschule
Bachelorarbeiten 2018 Chemie - ZHAW Zürcher Hochschule für ...
Sie haben Freude
am Verbinden von
Theorie und Praxis.
Wir vermitteln Ihnen
das Verständnis für
die Entwicklung
und Analyse von
Substanzen und
Verfahren.
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort                   5    Sauter Nicolas                                           34
Die Diplomandinnen und         Scheidt Marie-Desirée                                    35
Diplomanden
                               Scherer Raffael                                          36
Aeberhard Lukas            6
                               Scheurer Nicolas                                         37
Albrecht Josha             7
                               Spada Samuel                                             38
Arnold Remo                8
                               Stehrenberger Manuel                                     39
Baillod Tobias             9
                               Stiffler Nicole                                          40
Brühwiler Robin           10
                               Thalmann Oliver                                          41
Canonica Elia             11
                               Useini Flutra                                            42
Critelli Giulia           12
                               Wenger Andrina                                           43
Erni Oliver               13
                               Witschard Sandra                                         44
Faes Lola                 14
Fournier Jean             15
Gilsing Silija            16   IAESTE-Praktikum                                         45

Graf Dominik              17   Institut für Chemie und
                               Biotechnologie (ICBT)                                    47
Hauenstein Fabian         18
                               Perspektiven                                             48
Häner Raffaela            19
                               The Science and Art of
Hodel Selina              20   Coffee (CAS)                                             51
Hüppi Rolf                21   TEDD Competence Centre                                   52
Ismaili Dafina            22   Natural Products
                               Drug Discovery                                           53
Keller Thomas             23
                               ALUMNI ZHAW                                              54
Lüthi Mario               24
                               ZHAW LSFM                                                55
Mettler Patrick           25
Mistretta Alexander       26
Moeschlin Amélie Nicole   27
Mol Gioele                28
Nauer Angela              29
Papalo Salvatore          30
Pfister Claudio           31   Titelbild: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme
                               von mesoporösem Silica SBA-15 (Ø  = 3–4 μm), z. B. für
Rey Natascha              32   Anwendungen in der Sensortechnologie.
                               Aus der Forschung der Fachgruppe Polymerchemie:
Rupacher Joanna           33   zhaw.ch/icbt/polymer

                                                                                         3
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Die Absolventinnen und Absolventen des Bachelorjahrgangs CH 15

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Vorwort

Wädenswil, September 2018

Liebe Leserin, lieber Leser!

Dieses Booklet, in dem Sie gerade blättern, enthält die gesammelten Werke aller
Bachelorstudierenden des Abschlussjahrs 2018. Jede dieser Bachelorarbeiten steht
für eine selbstständig und individuell bearbeitete Aufgabenstellung mit praktischem
Bezug. In enger Kooperation mit der Industrie wurden dabei zahlreiche Lösungen zu
aktuellen Themen erarbeitet.

Die Studierenden haben dazu ihr über drei Jahre disziplinär erworbenes theoretisches
und praktisches Wissen interdisziplinär angewandt. Diese Interdisziplinarität und Breite
der Themen begeistert mich jedes Jahr aufs Neue. Doch machen Sie sich selbst ein
Bild beim Lesen und Blättern. Entdecken Sie Neues aus den verschiedenen Bereichen
der Chemie und sehen Sie, was es für uns bedeutet, eine moderne Auffassung der
Chemie zu leben. Sie finden Beiträge zu Themen wie Grüne Chemie, Digitalisierung /
Industrie 4.0, Nanotechnologie, Biokatalyse, neuartiges Wirkstoff-Design, Mikroreak­
tionstechnik und High-Tech-Analytik.

Liebe Diplomandinnen und Diplomanden, diese Bachelorarbeiten
sind die Krönung Ihres Chemiestudiums, worauf Sie sehr stolz sein können. Wir gra-
tulieren Ihnen herzlich zum erfolgreichen Abschluss Ihres Chemiestudiums und freuen
uns mit Ihnen!

Ihr Achim Ecker

Studiengangleiter Chemie
Institut für Chemie und Biotechnologie

                                                                                           5
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Neuer Syntheseweg zur Herstellung eines
Intermediates für ein H¹-Antihistaminika

                       Diplomand                     Lukas Aeberhard
                       Korrektor ZHAW                PD Dr. Christian Frech Nabold
                       Korrektor extern              Dr. Roman Gerber

In der vorliegenden Arbeit wurde in Zusam-                     Der Prozess wird im Folgenden anhand eines
menarbeit mit einem Industriepartner versucht,                 Beispiels erläutert, welches nicht Teil dieser
ein Intermediat für einen pharmazeutischen                     Arbeit war. Bei der Herstellung des Wirkstoffs
Wirkstoff (API) über einen neuen, patentier-                   Dapagliflozin, ein Antidiabetikum, wurde nach
baren Weg zu synthetisieren. Der gewerb-                       der Markteinführung vom Hersteller ein wei-
liche Vertrieb von APIs wird von ihren Erfin-                  terer Syntheseweg patentiert, durch welchen
dern durch Patente geschützt. Diese Patente                    das Zielmolekül effizienter produziert werden
haben jedoch eine zeitliche Beschränkung,                      konnte. Dabei wurden mehrere Schritte einge-
wodurch der Syntheseweg auch geschützt                         spart und die Verwendung teurer Reagenzien
wird, sodass andere Firmen den Wirkstoff                       konnte umgangen werden. Dieser Weg steht
nicht auf die gleiche Art herstellen können                    anderen Herstellern nun nicht mehr zur Ver-
und so eine Markteinführung erschwert wird.                    fügung, da auch dieser patentiert ist. Beide
Daher wurde insbesondere der grosstech­                        Möglichkeiten sind in der Abbildung 1 darge-
nischen Anwendung und der Möglichkeit zur                      stellt. Dapagliflozin ist ein gut erforschtes API,
Patentanmeldung in dieser Arbeit Aufmerk-                      weshalb viele verschiedene Syntheserouten
samkeit geschenkt.                                             publiziert und patentiert wurden.

Abb. 1: Zwei verschiedene patentierte Synthesewege eines Herstellers zur Darstellung des API Dapagliflozin

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Synthese von neuen antibiotischen Wirkstoffen

                  Diplomand              Josha Albrecht
                  Korrektoren ZHAW       Prof. Dr. Rainer Riedl, Dr. Stefan Höck
                  Korrektor extern       Dr. Samuel Derrer

Immer mehr Bakterien entwickeln Resistenzen      Durch kristallografische Analysen ist es gelun-
gegen Antibiotika. Die WHO geht aufgrund         gen, den Wirkmechanismus von Pseudo­
resistenter Bakterien bis 2050 von jährlich 10   uridimycin zu verstehen und dadurch Wirk-
Millionen Todesopfern aus und nennt es eine      stoffbibliotheken von an Pseudouridimycin
der drei grössten Gefahren der Welt. 2017        angelehnten Substanzen anzulegen.
haben nun Forscher aus Italien, Deutschland      Über mehrere Synthesestufen wurden nun
und der USA beim Screening einer Bibliothek      verschiedene potentielle RNA-Polymerase-In-
aus 3000 Extrakten ein neues Nukleosid-Ana-      hibitoren synthetisiert. In einem letzten Schritt
logon, das Pseudouridimycin, entdeckt. Pseu-     werden die Substanzen in biologischen Tests
douridimycin ist sowohl gegen gramnegative       auf ihre Aktivität getestet.
wie auch gegen grampositive Bakterien aktiv,
die bereits Resistenzen gegen andere Antibio-
tika aufweisen. Pseudouridimycin ahmt die
Struktur von Uridin-5’-triphosphat nach, wel-
ches die RNA-Polymerase benützt, um RNA
aus DNA-Doppelsträngen herzustellen. Da
sich die prokaryotische RNA-Polymerase von
eukaryotischen unterscheidet, ist es möglich,
bakterielle RNA-Polymerase selektiv zu inhi-
bieren.

                                                                    Abb. 1: Bindungsmodus von
                                                                    Pseudouridimycin (PUM)

                                                                                                7
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Suzuki-Miyaura-Kupplungsreaktionen mit
Arylborsäure-Derivaten

                        Diplomand                      Remo Arnold
                        Korrektor ZHAW                 PD Dr. Christian Frech Nabold
                        Korrektor extern               Dr. Roman Gerber

Für die Herstellung asymmetrischer Biaryle                       Aryl-MIDA-Boronate und Pinakolborsäure­
wird meist auf die Suzuki-Miyaura-Kupplungs-                     ester gelegt. Für die Versuche wurde der Kata-
reaktion zurückgegriffen. Bei dieser Reaktion                    lysator Dichlorbis(1-(dicyclohexylphosphanyl)
werden in Anwesenheit einer Base und ge­­                        pyperidin)palladium verwendet. Dieses Kata-
ringer Mengen eines Palladium-Katalysators,                      lysatorsystem zeichnet sich durch mehrere
Arylborsäuren (oder Derivate) und Arylhalogene                   gute Eigenschaften aus: Es ist hoch aktiv,
zu Biarylen umgesetzt. Anwendung findet die-                     luftbeständig, selektiv und hat vor allem eine
se Reaktion in den verschiedensten Industrie-                    sehr gute Toleranz bezüglich vieler funktionel-
feldern wie der Polymerchemie, auch bei der                      ler Gruppen. So können Aryl-Bromide für die
Produktion von Flüssigkristallen und bei der                     Suzuki-Miyaura-Kupplungsreaktion verwendet
Herstellung von Naturstoffen. Ebenfalls sehr                     werden, die aktivierende, deaktivierende und
interessant ist diese Kupplungsreaktion für                      nicht aktivierte funktionelle Gruppen enthal-
die Herstellung von pharmazeutischen Sub­                        ten, aber auch solche, die sterisch gehindert
stanzen, wie dies beispielsweise bei Losartan,                   sind. Ausserdem weist der Katalysator einen
einem Nonpeptid Angiotensin II Rezeptor An­­                     Chamäleon-Charakter auf, d. h. er kann die
tagonist, der Fall ist.                                          Reaktion nach dem homogenen Mechanis-
                                                                 mus katalysieren, aber auch über in situ her-
In dieser Bachelorarbeit wurden verschiede-                      gestellte Palladium Nanopartikel, welche über
ne Arylborsäure-Derivate in Suzuki-Miyaura-                      das Aminophosphin-basierende Ligandensys-
Kupplungsreaktionen eingesetzt und unter-                        tem gesteuert werden.
sucht, welche davon sich für die Kupplungs-
reaktion eignen und ob Limitationen vorhan-
den sind. Der Fokus wurde hauptsächlich auf

              Br                         N
                                                   O
                                                         0.05 mol% [(P{(NC5H10)(C6H11)2})2Pd(Cl2)]
                                     B        O   O                       in THF
                   +                         O
                                                                         K2CO3
         R                                                                                                R             R
                                R

Abb. 1: Generelle Reaktionsbedingungen bei den Suzuki-Miyaura-Kupplungsreaktionen: 1 mmol Arylbromid, 1.1 mmol
Arylbor­säure-Derivat (hier dargestellt der MIDA Ester), 5 mmol Kaliumcarbonat, 2.5 ml Lösungsmittel (n-Butanol / Wasser 9:1),
0.1 ml Katalysatorlösung (0.05 M in THF), Reaktionstemperatur: 100 °C.

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Optimierung eines SpinChem-Prozesses für eine
immobilisierte Ene-Reduktase

                       Diplomand                     Tobias Baillod
                       Korrektor/-in ZHAW            Prof. Dr. Rebecca Buller, Prof. Dr. Achim Ecker

Durch ihre hohe Chemo-, Regio- und Enan-                    genutzt. Zur Regenerierung des verwendeten
tioselektivität sind Biokatalysatoren für den               NADPHs wurde das Enzym Glucose Dehy-
Einsatz in der nachhaltigen Produktion von                  drogenase (GDH) verwendet. Dieses oxidiert
chiralen und hochfunktionellen chemischen                   D-Glucose zu D-Glucono-1,5-lacton und
Verbindungen prädestiniert. Vorteile der Bio-               reduziert dabei NADP+ zu NADPH.
katalyse können die Vermeidung von Schutz-                  Um die CrS besser industriell nutzen zu kön-
gruppenchemien, der Verzicht auf giftige oder               nen und eine Rezyklierung des Katalysators
teure anorganische Katalysatoren und der Ein-               zu ermöglichen, wurde die Immobilisierung
satz von milden Reaktionsbedingungen sein.                  von CrS überexprimierenden Zellen durch
Ene-Reduktasen der Old Yellow Enzyme                        Alginat und Chitosan optimiert und ein Scale-
(OYE) Familie sind NAD(P)H-abhängige Flavin­                Up in einem SpinChem Reaktor durch-
mononucleotid (FMN)-enthaltende Oxidoreduk-                 geführt. Der SpinChem ist ein rotierender
tasen, welche die stereo- und enantio-                      Bett-Reaktor, der häufig im Kontext mit immo-
selektive Reduktion von α, β-ungesättig-                    bilisierten Biokatalysen verwendet wird. Die
ten Ketonen, Aldehyden, Nitroalkanen und                    Wiederverwendbarkeit der immobilisierten
Carbonsäuren katalysieren können. Die                       Zellen wurde für bis zu drei biokatalytische
asymmetrische Hydrierung in der klassi-                     Zyklen untersucht. Im ersten Zyklus wurden
schen organischen Chemie basiert meist                      nach 6 h 85 % des 5 mM Substrats umge-
auf Edelmetall-Katalysatoren wie Ruthenium                  setzt. Durch die optimierte Alginat-Chitosan
in Kombination mit Wasserstoff.                             Immobilisierung konnte im 3. Zyklus sogar
Die Chromat Reduktase (CrS), welche zur Old                 noch ein Umsatz von 74 % erreicht werden.
Yellow Enzyme (OYE) Familie gehört, wurde
in E. coli exprimiert und für die biokatalyti-
sche Umsetzung von 2E-Hexenal zu Hexanal

Abb. 1: 3D-Modell der Kristallstruktur der Ene-Reduktase    Abb. 2: Der immobilisierte Biokatalysator befindet sich
CrS (PDB-code: 3HF3) aus Thermus scotoductus.               während des Betriebs im Rührer des SpinChem Systems
                                                            (Quelle: SpinChem).

                                                                                                                      9
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Modellprädiktive Regelung der Temperatur eines
automatisierten Reaktors

                      Diplomand          Robin Brühwiler
                      Korrektor ZHAW     Dr. Elias August
                      Korrektor extern   Dr. sc. tech. ETH Zürich Benedikt Schenker

Die Regelungstechnik ist in vielen Bereichen In dieser Arbeit wurde eine MPC am EasyMax
der Industrie entscheidend für die Prozess­ 102 von Mettler Toledo (Abbildung 1) erfolg-
überwachung und -führung. Dabei sind reich implementiert, um die Reaktortempera-
PID-Regler die am weitest verbreiteten Regler, tur dieser Kalorimetrie-Arbeitsstation zu regeln,
und zwar seit rund 100 Jahren. Mit der zuneh- und zwar mit dem Ziel, gängige PID-Regler zu
menden Rechenleistung von Mikroprozesso- übertreffen und ausserdem dafür zu sorgen,
ren ist es heute jedoch möglich, modernere dass sich der Regler selbstständig parametri-
Regelungen einzusetzen. Bei der modellprä- siert, d. h., ohne dass sich die Kunden da­rum
diktiven Regelung (MPC) wird anhand eines kümmern müssen. Abbildung 2 zeigt, wie
Prozessmodells der zukünftige Zustand des vortrefflich die implementierte MPC die Reak-
Systems betrachtet und über mathematische tortemperatur (blaue Linie) regelt. In den ers-
Optimierungsverfahren der optimale System­ ten 10 Betriebsminuten wird die MPC para-
input berechnet, um einen gewünschten Soll- metrisiert und folgt danach beinahe lückenlos
zustand zu erreichen.                          der vorgegebenen Temperatur (rote gestri-
                                               chelte Linie).

Abb. 1: Aufbau eines EasyMax-Reaktors.           Abb. 2: MPC für die Regelung der Reaktortemperatur.

10
Massenspektrometrische Analyse von
Chlorparaffinen in Kunststoff-Produkten

                 Diplomand              Elia Canonica
                 Korrektor ZHAW         Dr. Peter Lienemann
                 Korrektor extern       Dr. Markus Läubli

                 Betreuer extern        Dr. Norbert Heeb, Empa

Vorwiegend in China werden jährlich über         der Gehalt an SCCPs in vier Kunststoff-
eine Million Tonnen Chlorparaffine (CPs) pro-    Produkten bestimmt. Die Materialien wurden
duziert. CPs sind daher von grosser indus-       extrahiert und chromatographisch aufgerei-
trieller Bedeutung. Sie dienen als Additive      nigt. Anschliessend wurden die vier Extrakte
in Schneidölen und Farben oder werden als        mit einem GC-Orbitrap-Massenspektrometer
Flammschutzmittel und Weichmacher in Poly-       analysiert. In allen vier Kunststoffen konnten
meren eingesetzt. So erstaunt es nicht, dass     SCCPs und MCCPs nachgewiesen werden.
CPs heute an den entlegensten Orten der Welt     Der Grenzwert an SCCPs in Schweizer Kon-
wiedergefunden werden. CPs sind bioakku-         sumgütern von 0.15 % wurde in allen Proben
mulierend und wirken auf viele Wasserorganis-    überschritten. In Abbildung 1 ist die CP-Ho-
men toxisch. Aufgrund dieser Eigenschaften       mologenverteilung in einem Kunststoff-Extrakt
wurden die kurzkettigen Chlorparaffine (short-   dargestellt. Bei technischen CP-Mischungen
chain chlorinated paraffins, SCCPs: C¹0–C¹³)     handelt es sich um mehrfach chlorierte
im Mai 2017 in die Stockholm-Konvention          n-Alkane, welche einen Chlorierungsgrad von
aufgenommen, als persistente organische          40–70 % aufweisen. Es wird angenommen,
Schadstoffe eingestuft und deren Verwendung      dass jedes Kohlenstoffatom maximal ein Chlo-
somit verboten. Die mittel- und langkettigen     ratom gebunden hat. Insgesamt gibt es über
Chlorparaffine (medium- und long-chain chlo-     7000 Konstitutionsisomere der SCCPs. Jedes
rinated paraffins, MCCPs: C¹4–C¹7, LCCPs:        Konstitutionsisomer kann wiederum in mehre-
C¹8–C³ 0) fallen nicht unter die Stockholm-      ren stereoisomeren Formen vorkommen. Die
Konvention.                                      CP-Analytik gestaltete sich aufgrund dieser
In dieser Bachelorarbeit wurden verschiedene     grossen Anzahl von Konstitutions- und Ste-
massenspektrometrische Methoden zur CP-­         reoisomeren als äusserst anspruchsvoll, was
Analytik von Kunststoffen und technischen        sich auch in den Massenspektren der CPs
SCCP-Mischungen entwickelt. Dazu wurde           zeigte.

                                                                Abb. 1: CP-Homologenverteilung im
                                                                Kunststoff-Extrakt P25

                                                                                                    11
Bioanalytische Charakterisierung von
Exosomen aus HEK-Zellen

                     Diplomandin                Giulia Critelli
                     Korrektorin ZHAW           Dr. Sabina Gerber
                     Korrektor extern           Joël de Beer

Exosomen sind Membranvesikel, welche aus                 Folge mit unterschiedlichen Methoden auf-
dem Endozytoseweg entstehen und einen                    konzentriert und durch CaptoCore® Chroma­
Durchmesser von 30 –100 nm aufweisen                     tographie aufgereinigt. Die Aufreinigung und
(Abb. 1). Sie werden aus fast jedem Zelltyp              die Anreicherung der Exosomen wurden
gebildet und es konnte gezeigt werden, dass              mittels Protein- und Phospholipidgehalt über
sie z. B. dem Austausch von Proteinen, RNA               einen ELISA für Exosomenmarker und über
oder Lipiden zwischen benachbarten und                   die Partikelgrösse und Partikelgrössenvertei-
distalen Zellen dienen. Das Interesse für the-           lung charakterisiert (Abb. 2).
rapeutische Anwendungen von Exosomen ist
gross und die bioanalytische Charakterisie-
rung der Proteine, RNA und Lipide der Exo-
somen ist für eine therapeutische Nutzung
unerlässlich.

In dieser Bachelorarbeit wurden Exosomen
aus Zellkulturüberständen einer HEK 293T-
Zellkultur geerntet und mittels differentieller
Zentrifugation und Filtration von Zellen und
Zellresten abgetrennt. Die Vesikel wurden in
                                                         Abb. 2: Histogramm der Partikelgrössenverteilung der
                                                         Exosomen.

                                                         Weiter wurde das Proteom der Exosomen
                                                         elektrophoretisch mittels SDS-PAGE, Coo-
                                                         massie- und Silberfärbung sowie chromato-
                                                         graphisch mit Anionenaustauschchromato-
                                                         graphie analysiert. Die Exosomen konnten
                                                         erfolgreich aufgereinigt und angereichert wer-
                                                         den und prävalente membranständige Exoso-
                                                         menmarker wurden identifiziert.

                                                         [1] T. Skotland, K. Sandvig, and A. Llorente, «Lipids in exo-
                                                         somes: Current knowledge and the way forward,» Prog.
Abb. 1: Ausbildung der Exosomen aus dem Endozytose-
                                                         Lipid Res., vol. 66, pp. 30–41, 2017
weg [1].

12
Synthese von silbermodifizierten Titandioxid-
Partikeln im Mikroreaktionssystem

                       Diplomand                     Oliver Erni
                       Korrektor ZHAW                Dr. Peter Riedlberger
                       Korrektorin extern            Dipl. Chem. Ing. Franziska Morganti

Fossile Rohstoffe werden in Zukunft in gerin-                phologie der Titandioxid-Partikel zu untersu-
gerem Umfang verfügbar sein, daher ist die                   chen. Im Anschluss wurden die hergestellten
Suche nach alternativen Energiequellen und                   Partikel mit verschiedenen Analysetechniken
neuen Rohstoffen für die chemische Industrie                 charakterisiert.
essentiell. Durch die Politik wurde die Herstel-
lung von Biodiesel gefördert, u. a. da dieses                Eine der wichtigsten Eigenschaften eines
CO²-neutral ist. Bei der Biodieselproduktion                 Katalysators ist seine spezifische Oberfläche.
entsteht als Koprodukt Glycerin. Durch den                   Die im kontinuierlichen Prozessbetrieb herge-
stetigen Anstieg der Biodieselproduktion sinkt               stellten silbermodifizierten Titandioxid-Partikel
der Preis von Glycerin markant, daher wird Gly-              hatten eine relativ kleine spezifische Oberflä-
cerin als Plattformchemikalie diskutiert. Dabei              che, weshalb hier weitere Optimierungen not-
stehen modifizierte Titandioxid-Partikel (TiO²) als          wendig sind. Des Weiteren sollte die Vertei-
heterogener Katalysator für die Reaktion von                 lung des Silbers auf Titandioxid noch genauer
Glycerin zu Milchsäure zur Diskussion.                       untersucht werden.

Ziel dieser Bachelorarbeit war es, silbermo-
difizierte Titandioxid-Partikel mit definierten
Eigenschaften in einem kontinuierlichen Mik-
roreaktionssystem herzustellen sowie den
Einfluss von Syntheseparametern auf die Mor-

Abb. 1: REM-Aufnahme eines synthetisierten, silbermodifi-   Abb. 2: Silbermodifizierte TiO²-Partikel. Das Silber ist nicht
zierten TiO²-Partikels.                                     homogen auf dem Titandioxid verteilt.

                                                                                                                         13
Vereinfachung der Methode zur Herstellung eines
3D-kutisäquivalenten Modells mittels Alvetex®

                       Diplomandin                   Lola Faes
                       Korrektoren ZHAW              Prof. Dr. Michael Raghunath, Dr. Markus Rimann

Seit 2013 ist in der Europäischen Union (EU)               In der vorliegenden Arbeit wurde die Herstel-
die Durchführung von Tierversuchen für kos-                lung eines Kutismodells mit Alvetex® Scaffolds
metische Produkte und deren Inhaltsstoffe                  erprobt. Ein Kollagengel mit eingemischten
gesetzlich verboten. Die Schweiz ist von die-              Fibroblasten wurde in das hochporöse Poly­
sem Gesetz ebenfalls betroffen, da sie in Mit-             styrolgerüst eingebracht und bildete damit
gliedstaaten der EU exportiert. Neue Gesetz-               die Dermis. Für die Konstruktion der Epider-
gebungen wie diese verlangen nach Modellen,                mis wurden Keratinozyten und Melanozyten
welche Tierversuche ersetzen.                              ausgesät und durch Luftexposition zur Ver-
Etablierte Methoden zur Herstellung eines                  hornung gebracht. Die Modelle wurden mit
Kutismodells existieren bereits. Dabei wird für            Hämatoxylin-Eosin-, Kollagen I-, III-, IV- und
die Bereitstellung einer 3D-Umgebung auf ein               VII-, Elastin-, Fibrillin-1- und Filaggrin-Färbun-
Kollagengel zurückgegriffen, in das Fibroblas-             gen untersucht. Die Antikörper wurden vorher
ten eingemischt werden. Später werden dann                 an einer Hautbiopsie validiert (Abb. 2, Bsp.
Oberhautzellen (Keratinozyten) darauf ausge-               Filaggrin).
sät. Diese Methode ist zeitintensiv, weil man
darauf warten muss, dass die Fibroblasten
innert einer Woche die Kollagenfasern zusam-
menziehen, wodurch das Gel unkontrollierbar
schrumpft (Abb. 1). Diese Kontraktion könnte
durch Alvetex® Scaffolds, einem Gerüst aus
Zellkulturpolystyrol, verhindert werden.
                                                           Abb. 2: Validierung des Antikörpers gegen Filaggrin an einer
                                                           Hautbiopsie eines Oberschenkels

                                                           Das Scaffold verhinderte die Kontraktion der
                                                           Kollagengele, jedoch stellte die ungenügende
                                                           Haftung von Paraffinschnitten der Alvetex®-
                                                           Kutismodelle eine unerwartet grosse Hürde
                                                           dar. Sie konnte mit der Verwendung von
                                                           mit POMA (Poly(octadecen-alt-maleinsäure­
                                                           anhydrid) gecoateten Objektträgern über-
                                                           wunden werden. Zukünftig sollte einer repro-
                                                           duzierbaren Analysemethode für Alvetex®
Abb. 1: Kollagengel mit Fibroblasten als Dermismodell am
                                                           Scaffold-basierte Kutismodelle nichts mehr im
Tag 31; 17 Tage nach der Besiedlung mit Keratinozyten      Wege stehen.
14
Eine Evaluation der DCC-Methode zum Screenen
von niedermolekularen Inhibitoren

                       Diplomand                    Jean Fournier
                       Korrektor ZHAW               Prof. Dr. Rainer Riedl
                       Korrektor extern             Dr. Samuel Derrer

Die dynamisch kombinatorische Chemie                         der Methodik und Analyse, damit abgeschätzt
(dynamic combinatorial chemistry, DCC) ist                   werden konnte, wie gut sich diese Methode
ein Verfahren, bei dem Substanzbibliotheken                  für Screenings eignet. Als Reaktion wurde die
mithilfe einer reversiblen Reaktion erstellt                 Acylhydrazon-Bildung gewählt. Die grösste
werden. Durch einen externen Stimulus wird                   untersuchte Bibliothek bestand aus 11 ver-
versucht, eine Amplifikation zu erzeugen,                    schiedenen Komponenten. Die Analytik wur-
um durch einen Vergleich die Substanz mit                    de mit einem UHPLC-TQ-MS durchgeführt.
der besten Affinität zum Stimulus zu finden.                 Es wurde eine starke Amplifikation nachge-
Dieses Prinzip weckt grosse Neugier für die                  wiesen, ausserdem konnte gezeigt werden,
Entdeckung und Weiterentwicklung von nie-                    dass MS-gekoppelte Untersuchungen mehr
dermolekularen Inhibitoren.                                  Potenzial besitzen als klassische HPLC Unter-
Um dieses Prinzip auszutesten, wurde in                      suchungen.
dieser Arbeit eine DCL (dynamic combinato-
rial library) erstellt, um einen Inhibitor für das
Enzym Carboanhydrase II (bCA II) zu finden.
Schwerpunkt der Arbeit war die Optimierung

Abb. 1: Aufbau eines typischen DCC-Experiments: Es werden zwei Bibliotheken – eine mit und eine ohne Stimulus – mitein-
ander verglichen.
                                                                                                                     15
Oxidation von 5-Hydroxymethylfurfural zu
Furan-2,5-dicarbonsäure

                  Diplomandin             Silija Gilsing
                  Korrektoren ZHAW        Prof. Dr. Peter Riedlberger, Dr. Elias August

Die Entwicklung biobasierter Kunststoffe hat      angelegtem O²-Druck über mehrere Zwischen-
in den letzten zehn Jahren zunehmend an           produkte zu FDCA oxidiert (Abb. 1). Das Pro-
Bedeutung gewonnen. Diese besitzen nicht          dukt wurde mittels HPLC auf Konzentration
nur das Potenzial, anthropogene Treibhaus­        und Reinheit von FDCA analysiert. Der Pt / C
gasemissionen zu reduzieren, sondern              Katalysator zeigte mit einer Ausbeute von
gewährleisten auch den erforderlichen Über-       60 % die beste Leistung und ist leicht wieder-
gang von fossilen zu erneuerbaren biobasier-      verwendbar. Bei den beiden anderen Kataly-
ten Rohstoffen. Polyethylenterephthalat (PET)     satoren konnte zwar die Bildung von FDCA
ist das meist verwendete Polymer für Geträn-      detektiert werden, allerdings aufgrund einiger
keverpackungen. Ein aussichtsreicher Ansatz,      Nebenprodukte zu wenig, um dieses auszu-
PET zumindest teilweise durch einen bioba-        fällen. Die Sauerstoffversorgung hatte dabei
sierten Kunststoff zu ersetzen, ist die Verwen-   einen grossen Einfluss auf die Art und Menge
dung von Polyethylendicarboxyfuranoat (PEF).      der Nebenprodukte und muss bei weiteren
Dieses Polymer kann nicht nur zu 100 % aus        Versuchen zur Reaktionsoptimierung stärker
erneuerbaren Rohstoffquellen gewonnen wer-        mit einbezogen werden.
den und ist recyclebar, sondern besitzt als
direktes Furan-Analogon zu PET auch sehr
ähnliche Eigenschaften. Als Ausgangsstoff für
die PEF Herstellung dient 2,5-Furandicarbon-
säure (FDCA).
In dieser Arbeit wurde nach einem selektiven
und kostengünstigen Prozess gesucht, der
sich auch dazu eignet, FDCA im industriellen
Massstab herzustellen. Die Wahl ist dabei
auf die heterogene Katalyse gefallen, da sich
diese aufgrund des einfachen Recyclings des
Katalysators und der Möglichkeit der kontinu-     Abb. 1: Katalysierte aerobe Oxidation von HMF zu FDCA
                                                  über mehrere Zwischenprodukte
ierlichen Reaktionsführung bewährt hat. Es
wurden drei Katalysatorsysteme untersucht:
Zwei kommerziell erhältliche Katalysatoren,
Platin (Pt) und Palladium auf Kohlebasis und
ein selbst hergestellter MnOx-CeO² Kataly-        Bildquelle: Yi, G., Teong, S.P. and Zhang, Y. (2016) Base-
                                                  free conversion of 5-hydroxymethylfurfural to 2,5-furandi-
sator. Dabei wurde 5-Hydroxymethylfurfural        carboxylic acid over a Ru/C catalyst. Green Chem., 18, 4,
(HMF) in einer basischen Umgebung unter           979–983.
16
Untersuchungen zur Stabilität eines Biozids

                       Diplomand                    Dominik Graf
                       Korrektor ZHAW               Prof. Dr. Jürgen Stohner
                       Korrektor extern             Prof. Dr. Robert Berger

In dieser Arbeit wurde ein Biozid untersucht,              zu finden, wurden Proben der Produktions-
das in Wasserkreisläufen eingesetzt, Biofouling            anlage mittels REM und EDX untersucht. Da
verhindert. Das Produkt enthält vier Wirkstoffe,           die färbende Substanz dennoch nicht ein-
die in Ethylenglykol gelöst vorliegen. Bei den             deutig identifiziert werden konnte, wurde eine
Wirkstoffen handelt es sich um kleine orga-                Methode entwickelt, bei der durch regelmäs-
nische Moleküle, die vor allem Thiolgruppen                siges photographisches Ablichten einer Probe
in Enzymen angreifen und so das Wachstum                   deren Farbverlauf quantitativ untersucht wer-
von unerwünschten Mikroorganismen ver-                     den konnte. Dadurch konnten Einflüsse diver-
hindern. Das Problem ist, dass das Biozid                  ser Faktoren, die aufgrund der Untersuchun-
während der Lagerung nicht stabil bleibt und               gen als mögliche Auslöser für die Färbung
nach einiger Zeit eine Braunfärbung aufweist.              identifiziert wurden, getestet werden.
Um diese Färbung in Zukunft zu verhindern,

Abb. 1: Proben für die Bestimmung des Farbverlaufs bei     Abb. 2: Proben am Ende des Versuchs
Versuchsbeginn

 wurde versucht, die Zerfallsprodukte, welche
 die Färbung verursachen, zu identifizieren. Es
 sollte ein Weg gefunden werden, um die Zer-
 fallsreaktionen zu inhibieren. In UPLC-MS und
¹H-NMR Spektren wurden Signale erkannt,
 die nur im verfärbten Produkt auftreten. Die-
 se wurden mit Zerfallsprodukten nach schon
 bekannten Zerfallsmechanismen der Wirkstof-
 fe verglichen. Um die Ursache für die Färbung             Abb. 3: Berechneter Farbverlauf der untersuchten Proben
                                                                                                                     17
Schwermetallrückgewinnung in Kehricht­
verbrennungsanlagen

                  Diplomand              Fabian Hauenstein
                  Korrektor ZHAW         Dr. Jürgen Ebert
                  Korrektor extern       Dr. Christoph Jansen

In Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) laufen      ternen Reinigung des Abschlämmwassers
sehr komplexe technische Prozesse ab, die        durch Fällungsreaktionen entstehen gerei-
aus vielen Teilprozessen bzw. Verfahren zu­      nigtes Abwasser sowie ein schadstoffbelas-
sammengesetzt sind. Damit ist man auch in        teter fester Rückstand (Hydroxidschlamm).
der Lage, ein breites Spektrum von Abfallarten   Zur Abscheidung der Schwermetalle stehen
zu behandeln.                                    verschiedene Methoden zur Verfügung, u. a.
Die Mehrheit der zurzeit in der Schweiz in       Ionentauscher und / oder Fällungsreaktionen
Betrieb stehenden KVAs sind nach dem             mit anschliessender Filtration über einen Ker-
Abhitzekessel mit einem Elektrofilter zum        zenfilter.
Abscheiden der Flugaschen sowie mit einer        Um die bestehende Quecksilberabscheidung
nachgeschalteten nassen Rauchgasreinigung        in der KVA Linth in Niederurnen zu optimie-
ausgestattet. Als Rückstände aus der Rauch-      ren, wurden verschiedene Ionentauscher-
gasreinigung fallen somit die Flugaschen und     harze getestet. In einer selbst konstruierten
das saure Abschlämmwasser der nassen             Versuchsanlage konnten vier Ionentauscher
Rauchgasreinigung an. Aus der betriebsin-        zugleich auf ihre Effektivität getestet wer-
                                                             den (siehe Abbildung 1). Zudem
                                                             konnten die Versuchsparameter,
                                                             wie unterschiedliche Durchfluss-
                                                             geschwindigkeiten des sauren
                                                             Abwassers und Einsatzvolumen
                                                             des Harzes, variiert werden. Des
                                                             Weiteren wurde die Effektivität
                                                             von verschiedenen sulfidischen
                                                             Quecksilberfällungsmitteln über-
                                                             prüft.

                                                             Abb. 1: Schema der Versuchsanlage zur
                                                             Austestung unterschiedlicher Ionentauscher

18
Expression, Aufreinigung und Charakterisierung
eines IgG und eines bispezifischen scFv-IgG aus
zwei verschiedenen Säugerzelllinien
                  Diplomandin             Raffaela Häner
                  Korrektorin ZHAW        Prof. Dr. Christiane Zaborosch
                  Korrektor extern        Dr. Roger Beerli

Monoklonale Antikörper (mAb) haben in             eine maximale Expression des scFv-IgG von
den letzten Jahren vielfach Anwendung in          420 mg/l und damit eine Steigerung um den
der Medizin gefunden und sind ein stetiger        Faktor 40 im Vergleich zu der Expression in
Wachstumsmarkt im Pharmabereich. NBE-             den HEK-Zellen erzielt werden. Nach der Auf-
Therapeutics AG ist an der Evaluation von neu-    reinigung mittels einer Protein A Affinitätschro-
artigen bispezifischen ADC (antibody drug con-    matographie erfolgte eine Charakterisierung
jugates) interessiert. Diese Moleküle weisen –    hinsichtlich Reinheit mittels SDS-PAGE, Ag­­
im Gegensatz zu monospezifischen klassi-          gregat-Anteil mittels Size Exclusion Chromato-
schen IgG – bispezifische Eigenschaften auf.      graphie (SEC) und Affinität zum Antigen mittels
Dies bedeutet, dass ein IgG-Molekül an zwei       Surface Plasmon Resonance (SPR) Spektro-
verschiedenen Epitopen eines Antigens oder        skopie. Die Charakterisierung bezüglich der
an zwei verschiedene Antigene binden kann.        Glykosylierung der IgG-Formate erfolgte mit-
Zur Herstellung von mAb werden im Produk-         tels Massenspektrometrie.
tionsmassstab am häufigsten stabile CHO-
Zelllinien verwendet. In der frühen Entwicklung
im Forschungsbereich werden die Moleküle
im Milligramm-Bereich benötigt. Dabei erfolgt
die Expression der mAb häufig unter Verwen-
dung von HEK-Zelllinien.
Im Rahmen dieser Bachelorarbeit wurde die
Expression eines bispezifischen scFv-IgG-
Formats in zwei verschiedenen Säugerzell-
linien (HEK 293T, ExpiCHO-S) im Vergleich
zur Expression eines monospezifischen IgG         Abb. 1: Schematische Darstellung eines IgG und eines
                                                  bispezifischen scFv-IgG
untersucht. Die Expression der IgG-Formate
erfolgte in HEK 293T-Zellen mittels episoma-
ler Expression und in den ExpiCHO-S-Zellen
mittels transienter Expression unter Verwen-
dung zwei verschiedener Vektoren und unter-
schiedlicher Protokolle bei der Expression. Die
Bestimmung der Expressionshöhen erfolgte
mit einem Enzyme-linked Immunoabsorbent
Assay (ELISA). Mit den CHO-Zellen konnte

                                                                                                         19
Optimierung der Expression einer rSAM
abhängigen Epimerase

                   Diplomandin             Selina Hodel
                   Korrektor/-in ZHAW      Prof. Dr. Rebecca Buller, Dr. Lukas Neutsch

Die Resistenzbildung von Mikroorganismen           Ziel dieser Arbeit war es, die Expression des
gegen Antibiotika stellt ein immer grösser wer-    Fusionsproteins Strep-YydG in E. coli BL21
dendes Problem dar (WHO Bericht 2014). Als         (DE3) zu optimieren. Dazu wurden verschie-
Konsequenz sind neue Klassen von Antibiotika       dene Parameter wie zum Beispiel der Einfluss
gefragt, die eine schnelle Resistenzbildung        der Temperatur, die Expressionszeit und der
verhindern können. Ein vielversprechender          Zellaufschluss sowie der Zusatz von Chapero-
Ansatz sind dabei antimikrobielle Peptide          nen untersucht. Dabei stellte sich die Expres-
(AMPs). Ein Problem der AMPs und allgemein         sion bei 16 °C in TB-Medium als die beste
aller Peptide, die als Wirkstoff eingesetzt wer-   Option heraus. Es wurden Biokatalysen mit
den sollen, ist ihre Anfälligkeit gegenüber Pro-   dem Enzym Strep-YydG durchgeführt. Der
teasen bei in vivo Anwendungen. Es konnte          Nachweis der Epimerisierung an einer gekürz-
bereits gezeigt werden, dass ein Austausch         ten Variante des natürlichen Substrates (YydF-
einiger L-Aminosäuren durch D-Aminosäu-            Core) konnte nicht erbracht werden. Nach
ren in der Peptidsequenz von Indolicidin (ein      dem tryptischen Verdau des Reaktionsge-
AMP) eine höhere Stabilität bei Versuchen mit      misches waren zwar neue Peaks neben den
Trypsin und α-Chymotrypsin bewirken kann           zu erwartenden Fragmenten des Substrates
(Abb. 1, Chang et al., 2013).                      vorhanden, jedoch muss noch bestimmt wer-
Radikale S-Adenosylmethionin (rSAM) Epi-           den, ob diese neuen Peaks von Epimerisie-
merasen sind eine Klasse von Enzymen, die          rungen stammen oder Verunreinigungen aus
in der Lage sind einzelne Aminosäuren eines        dem Reaktionsgemisch sind. Die Katalyse mit
Peptides in die D-Konfiguration umzuwandeln        Strep-YydG und OspAcore (natürliches Sub­
(Freeman et al. 2012). Eine rSAM Epimerase         strat der Epimerase OspD) zeigte einen neuen
ist YydG, das ursprünglich aus Bacillus subtilis   Peak, der auf eine einfache Epimerisierung
isoliert wurde (Benjdia et al. 2017).              hindeuten könnte. Die Aktivität von Strep-
                                                                        YydG konnte durch den
                                                                         Nachweis der Bildung
                                                                        von 5-Desoxyadenosin
                                                                        (Nebenprodukt des kata-
                                                                         lytischen Zyklus) aus
                                                                         SAM während der Bio-
                                                                         katalyse gezeigt werden.

                                                                        Abb. 1: Verdau von Indolicidin (Δ)
                                                                        und LD-Indolicidin (Δ) mit α-Chy-
                                                                        motrypsin (Chang et al. 2013).
20
Entwicklung von BfR-konformen Konzentrat-
Entschäumern

                        Diplomand                      Rolf Hüppi
                        Korrektor ZHAW                 Dr. Marc Bornand
                        Korrektor extern               Dr. Dominique Huber

                        Betreuer extern                Dr. Karsten Holtin, Kolb Distribution AG

Entschäumer werden als Prozesshilfsstoffe
überall dort eingesetzt, wo Schaumbildung
den Prozess stören würde und wo bereits
gebildeter Schaum möglichst schnell zerstört
werden muss. Besonders in der Papierin-
dustrie werden sie in sehr vielen Prozessen
eingesetzt, da der Schaum die Prozess­
effektivität häufig beeinträchtigt. Um Papier                 Abb. 2: Entlüftungsverlauf einer Faserstoffsuspension mit
                                                              dem Produkt BA 7 als Wirkstoff bei 43 °C.
oder Kartonagen als Verpackungsmaterial in
der Lebensmittelindustrie auf dem deutschen
Markt verwenden zu können, muss der bei                       Veresterung wurde optimiert, indem unter-
der Herstellung verwendete Entschäumer                        schiedliche stöchiometrische Verhältnisse
die Anforderungen des deutschen Bundes­                       der Edukte unter Zusatz eines ebenfalls
instituts für Risikobewertung (BfR) für Lebens­               unbedenklichen Katalysator- und Antioxidati-
mittelverpackungen erfüllen. Diese sollen                     onssystems umgesetzt wurden. Von den syn-
sicherstellen, dass keine gesundheitlichen                    thetisierten Produkten wurden jeweils die klas-
Risiken durch die verbliebenen Zusatzstoffe                   sischen Fettkennzahlen (Säure-, Hydroxyl-,
im Papier hervorgerufen werden können.                        Verseifungs- und Esterzahl), der Wassergehalt
In dieser Arbeit wurden solche Entschäumer                    und die Wirkung als Entschäumer in einem
durch Veresterung von verschiedenen natürli-                  Labortest bestimmt. Später wurde bei der
chen Fettsäuregemischen mit ebenfalls lebens-                 Partnerfirma Kolb Distribution AG die Ent-
mittelverträglichen Polyethylenglykol / Polypro-              schäumerwirkung in einem praxisnahen Zir-
pylenglykol Blockcopolymeren hergestellt. Die                 kulationstest überprüft. Die Entschäumerwir-
                                                              kung eines der hergestellten Produkte, BA7,
                                                              erreichte in diesem Test sogar einen ähnli-
                                                              chen Entschäumungsverlauf wie die nicht-
                                                              BfR-konforme Vergleichsverbindung (s. Abb. 1).
                                                              Die mit einem Luftgehalttester (LGT) an einer
                                                              Faserstoffsuspension überprüfte Entlüftungs-
                                                              wirkung konnte jedoch noch nicht mit einem
                                                              anderen BfR-konformen Vergleichsprodukt
                                                              mithalten. Hier liegt noch Optimierungspo-
Abb. 1: Entschäumer-Zirkulationstest aller hergestellten
                                                              tential, um einen voll konkurrenzfähigen Ent-
Produkte bei 42 °C.                                           schäumer zu erhalten.
                                                                                                                          21
Heterotypische multizelluläre Tumorsphäroide
und deren Anwendung zur Evaluierung von
Kombinationstherapien
                    Diplomandin               Dafina Ismaili
                    Korrektor ZHAW            Dr. Markus Rimann
                    Korrektor extern          Dr. Jens Kelm

Das hier beschriebene Projekt wurde in durchgeführt werden müssen, erlaubt dies
Zusammenarbeit mit dem Industriepartner keinen hohen Durchsatz beim Medikamenten-
PreComb Therapeutics AG durchgeführt.         screening. Die Nachfrage nach zellbasierten
Heutzutage besteht immer noch ein drin- Testverfahren, an denen kombinatorische
gender Bedarf an effektiven Krebstherapien. Wirkstofftests durchgeführt werden können
Obwohl viele Wirkstoffe in vitro vielverspre- und der Tumor genauer untersucht werden
chende Ergebnisse zeigen, eignen sich die kann, wächst demzufolge stark an.
meisten davon aufgrund der geringen Anti- In dieser Arbeit wurden zwei verschiedene
tumoraktivität sowie der toxischen Neben- heterotypische 3D-Mikrogewebe aus PANC-1/
wirkungen nicht für die in vivo-Anwendung. NIH3T3 und A549/WI38 Ko-Kulturen (s. Abb. 1)
Primärtumore bestehen grundsätzlich aus nach einem etablierten Herstellungsverfahren
Krebszellen, Stroma und der extrazellulären in GravityTRAPTM Platten gezüchtet, welche
Matrix (ECM). Die Nachbildung der Kom- einen nicht-vaskularisierten Pankreas- sowie
plexität und Heterogenität eines Tumors ist Lungentumor nachahmen sollen. Daran wur-
demnach eine wesentliche Herausforderung. den Wirkstofftests mit verschieden kombinier-
Dieser biologische, genomische und physiolo- ten Wirkstoffen durchgeführt. Der Nachweis
gische Hintergrund wird von heterotypischen des erzielten Wirkstoffeffektes an den 3D-Mik-
dreidimensionalen (3D) Mikrogeweben besser rogeweben erfolgte über eine mikroskopische
abgebildet als von Standard 2D-Monolayer- Grössenanalyse zu verschiedenen Zeitpunkten.
Kulturen. Deshalb werden sie zunehmend in Anhand der generierten Wachstumskurven soll-
der Wirkstoffentwicklung verwendet.           ten signifikante Kombinationseffekte sowie
Durch die Anwendung von vielzähligen Kom- potenzielle Tumorrezidive ermittelt werden.
binationstherapien wird versucht, die Überle-
benschancen der betroffenen Krebspatienten
zu verbessern sowie die potenzielle Gefahr
von Tumorrezidiven zu minimieren, indem bei-
spielsweise Strahlungstherapien mit verschie-
denen Zytostatika oder die Zytostatika unter-
einander kombiniert werden, um dadurch
mögliche Kombinationseffekte zu erzeugen.
Die bisher erfolgten Kombinationstherapien                                                           200 μm

für die Krebsbehandlung stützen sich mehr- Abb. 1: 3D-Mikrogewebe aus einer PANC-1/NIH3T3 Ko-Kultur
heitlich auf Resultate klinischer Studien. Da (links) resp. aus einer A549/WI38 Ko-KulturTM(rechts) jeweils
                                              nach viertägiger Inkubation in GravityTRAP Platten vor der
klinische Therapien jedoch an Patienten Wirkstoffbehandlung.
22
Chemometrische Quantifizierung von Mischungen
chiraler Substanzen mittels Schwingungs­
zirkulardichroismus
                  Diplomand               Thomas Keller
                  Korrektor ZHAW          Prof. Dr. Jürgen Stohner
                  Korrektor extern        Prof. Dr. Robert Berger

Chiralität ist in der Natur omnipräsent. Zur
Aufklärung der absoluten Konfiguration von
kleinen chiralen Molekülen stehen verschie-
dene Methoden wie Röntgenkristallographie
oder Massenspektrometrie zur Verfügung.
Die Quantifizierung von Mischungen chiraler
Substanzen kann mittels Chromatographie
oder Schwingungszirkulardichroismus (VCD)
durchgeführt werden. Die VCD-Spektrosko-
pie ermöglicht eine effiziente Messung der
Substanzen in Lösung. Durch die Anwen-
                                                  Abb. 1: Messung einer Mischung aus zwei Substanzen bei
dung chemometrischer Methoden können              konstanter Konzentration und abweichender enantiomeren
ganze Spektren unter Berücksichtigung von         Zusammensetzung.

Störsubstanzen quantifiziert werden. Der ent-
scheidende Vorteil ist, dass keine weitere che-   Signal ist nur innerhalb eines schmalen Kon-
mische Aufbereitung nötig ist.                    zentrationsintervalls messbar. Die Stabilität der
In dieser Bachelorarbeit wurden verschiede-       Methoden muss in weiteren Versuchen durch
ne Mischungen chiraler Substanzen mittels         komplexere Mischungen verifiziert werden.
VCD-Spektroskopie gemessen (s. Abb. 1),
womit der Gehalt einer unbekannten Probe
bestimmt wurde. Mittels MATLAB wurde ein
Auswerteprogramm für die Spektren ent-
wickelt. Die chemometrischen Methoden:
Hauptkomponenten Regression (PCA), Partial
Least Squares (PLS) Regression und multiple
lineare Regression (MLR) wurden implemen-
tiert. Die implementierten Methoden führten zu
unterschiedlichen Resultaten, woraus metho-
denspezifische Voraussetzungen für erfolgrei-
che Messungen abgeleitet werden konnten.
Es gilt zu beachten, dass die VCD Signal­
intensität stark durch die absolute Analytkon-
zentration beeinflusst wird. Ein auswertbares

                                                                                                      23
Synthese und Charakterisierung von
Polyglycerinestern

                         Diplomand                        Mario Lüthi
                         Korrektor ZHAW                   Prof. Dr. Achim Ecker
                         Korrektor extern                 Dr. Denis Planchenault

Tenside sind aufgrund ihrer einzigartigen Eigen-                 zu charakterisieren. Die als Ausgangsmaterial
schaften ein wichtiger Teil unseres Alltags und                  zur Verfügung gestellten, mit einer speziellen
finden in vielen Bereichen Anwendung. So                         Synthesemethode hergestellten, hochlinearen
können sie beispielsweise als Emulgatoren                        Polyglycerinether wurden in dieser Arbeit mit
eingesetzt werden. Der Trend von fossilen                        unterschiedlichen Fettsäuren verestert. Die
Rohstoffen unabhängig zu werden und dafür                        Syntheseprodukte wurden mit bereits am
auf natürliche Ressourcen zurückzugreifen,                       Markt etablierten Typen von Polyglycerines-
ist für eine nachhaltige Gestaltung unserer                      tern sowie untereinander mit verschiedenen
Zukunft wichtig. Die Entwicklung neuer Ten-                      nasschemischen Analysemethoden und mas-
side, welche ohne Petrochemikalien auskom-                       senspektrometrisch (MALDI-TOF-MS) vergli-
men, ist daher von grosser Bedeutung. Poly-                      chen. Ausserdem wurden bereits erste Unter-
glycerinester gehören zu den nichtionischen                      suchungen im Hinblick auf die Applikation der
Tensiden und basieren auf nachwachsenden                         Produkte als Emulgatoren mittels dynamischer
Rohstoffen. Im Gegensatz zu anderen Ten-                         Lichtstreuung und Fluoreszenzmikroskopie
sidsorten sind sie weniger empfindlich gegen                     durchgeführt.
Elektrolyte oder pH-Änderungen. Aufgrund
ihres Aufbaus aus polymerisiertem bzw. oli-
gomerisiertem Glycerin und Fettsäuren gelten
sie als ungiftig und biokompatibel. Dadurch
eignen sie sich besonders für den Lebens-
mittel- oder Kosmetikbereich. Darüber hinaus
können sie aufgrund ihrer molekularen Struk-
tur sehr spezifisch und anwendungsorientiert
hergestellt werden. Ziel der Bachelorarbeit war                  Abb. 2: Synthetisierte Polyglycerinester
es, eine Reihe von unterschiedlichen Polygly-
cerinester reproduzierbar zu synthetisieren
und anhand ausgewählter Analysemethoden

                                                                                                                   100 μm

                                                                 Abb. 3: Emulsion aus Mandelöl, Wasser und Polyglycerinester
Abb. 1: Einfach veresterter, linearer Polyglycerinester          als Emulgator
24
Extraktion von Farbstoffen aus Rotkohl-, Avocado-
und Zwiebelabfällen für das nachhaltige Färben
von Textilien
                        Diplomand                       Patrick Mettler
                        Korrektor ZHAW                  Prof. Dr. Achim Ecker
                        Korrektor extern                Dr. Denis Planchenault

Heutige Textilien werden mit synthetischen,                    vollständig ausgelaugt werden (siehe Abb. 2).
erdölbasierten Farbstoffen gefärbt. Dieses                     Alternativ wurde diskontinuierlich in einem
Verfahren ist jedoch nicht sehr nachhaltig.                    gerührten Reaktor extrahiert und die Extrak-
Die Idee des Projektes Local Colours (siehe                    tionsbedingungen wurden so optimiert, dass
Abb. 1) ist es daher, Farbstoffe aus Pflanzen­                 die Ausbeute an Extraktstoff der Referenzme-
abfällen zu gewinnen, um das Färben von                        thode möglichst entsprach. Um den Extrakti-
Textilien nachhaltiger zu gestalten. Als Pflanzen­             onsverlauf in Echtzeit zu verfolgen, wurde eine
abfälle werden initial Avocado-, Zwiebelscha-                  UV/VIS-Messsonde verwendet. Der Endpunkt
len und die äusseren Rotkohlblätter verwendet,                 der Extraktion konnte so zuverlässig bestimmt
wie sie in der Schweiz anfallen. Im Gegensatz                  werden und die Menge an Extraktstoff konn-
zu Färberpflanzen wird so die Konkurrenz zum                   te mittels Kalibrationen jeweils abgeschätzt
Anbau von Nahrungsmitteln vermieden.                           werden. Eine quantitative Inline-Bestimmung
In dieser Arbeit wurden im Rahmen des Pro-                     gelang jedoch aufgrund störender Pflanzen-
jektes Local Colours verschiedene Ex­        trakti-           partikel bei der Extraktion noch nicht.
onsmethoden getestet, um mit Wasser die                        Das Extraktionsverfahren konnte im Rahmen
Farbstoffe aus den Pflanzenabfällen zu gewin-                  dieser Arbeit mit den optimierten Parametern
nen. Die Soxhlet-Extraktion wurde als Refe-                    auch auf den 10 L Massstab skaliert werden.
renzmethode verwendet, da die Pflanzen­                        Mit dem so erhaltenen Rotkohlextrakt wurden
abfälle bei dieser Extraktionsart annähernd                    schliesslich verschiedene textile Gewebe wie
                                                               Baumwolle, Seide und Leinen exemplarisch
                                                               gefärbt.

Abb. 1: Verfahrensfliessbild des Local Colours Färbe­          Abb. 2: Extraktion von Rotkohlblättern in der Soxhlet-
prozesses                                                      Apparatur

                                                                                                                        25
Evaluierung und Aufbau eines unbemannten
Luftfahrzeugs zur Vermessung von Luft

                  Diplomand              Alexander Mistretta
                  Korrektor ZHAW         Prof. Dr. Christian Hinderling
                  Korrektor extern       Dr. Markus Läubli

Drohnen haben in den letzten 15 Jahren           S1000+ von DJI ein System zur Messung von
einen enormen Boom erlebt. Mit militäri-         Feinstaub (PM1, PM2.5, PM10), Kohlendioxid
schen Einsätzen hat die Geschichte der           (CO²), Ozon (O³) und Stickoxiden (NO² und
Drohnen begonnen und schon bald hat die          NO) entwickelt. Das Ziel war es, eine fliegende
Wissenschaft das grosse Potential der UAVs       Plattform zu entwickeln, welche in der Lage
(Unmanned Aerial Vehicles), wie Drohnen          ist, lokal ausgeprägte Konzentrationen zu
in der wissenschaftlichen Literatur genannt      messen und diese in annähernder Echtzeit
werden, entdeckt. Neben den bekannten            an eine Bodenstation zu übermitteln. Mit
Methoden zur Vermessung der Luftqualität         dem Computer, der die Bodenstation bildete,
wie Satelliten oder Bodenstationen stellen die   erfolgte anschliessend eine grafische Echtzeit-
UAVs eine Möglichkeit dar, diese noch lokaler    datendarstellung.
zu erfassen. Ausser der Verwendung für die       In dieser Bachelorarbeit konnte erfolgreich
dreidimensionale Vermessung des Luftraums        eine elektronisch eigenständige Sensorbox
können auch Gaslecks, Emissionen oder geo-       entwickelt werden, welche mit elektrochemi-
logische Phänomene wie ausbruchsbereite          schen Sensoren O³, NO² und NO, einem nicht-
Vulkane untersucht werden. Vor allem in gebir-   dispersiven Infrarotsensor CO² und einem auf
gigen und nicht immer einfach zu modellieren-    Laserstreulicht basierenden Partikelzähler
den Gebieten wie in der Schweiz sind Daten       Feinstaub misst. Durch einen Einplatinencom-
von UAVs ein guter Ansatz zur Erweiterung der    puter (Raspberry Pi) konnten die Sensoren
Datenvielfalt.                                   ausgelesen und die Daten mit einem 868 MHz
Unter anderem deshalb wurde in dieser            Funkmodul an die Bodenstation übertragen
Bachelorarbeit mit dem UAV Spreading Wings       werden.

                                                                    Abb. 1: Schema zum Aufbau des
                                                                    Messsystems zur Luft-Vermessung
                                                                    mittels UAV. Abgebildet sind: das
                                                                    UAV, die Sensoren-Box, die UAV-
                                                                    Steuerung, das Echtzeit-Bildsystem
                                                                    und die Darstellung der Echtzeit­
                                                                    daten mit dem PC.
26
Graphen / Carbon-Nanofaser Aerogele (GK-NFA)
zur kombinierten Gas- und Partikeladsorption

                  Diplomandin              Nicole Amélie Moeschlin
                  Korrektor ZHAW           Prof. Dr. Christian Adlhart
                  Korrektor extern         Dr. Markus Läubli

Wird die Qualität der Atemluft beeinträchtigt,     die Nanofaser Aerogele kalziniert, wodurch
sei es durch Abgase, Brände, chemische             die enthaltenen Polyacrylnitril-Nanofasern zu
Waffen, Naturkatastrophen, Blütenstaub, Pollen,    Carbon-Nanofasern und das Graphenoxid zu
Milben, Pilzsporen, Viren oder Bakterien, kann     Graphen reduziert wurde. Es wurden GK-NFA
die Gesundheit der Betroffenen gefährdet wer-      mit Dichten von 3,52 mg/cm³ – 5,00 mg/cm³
den. Dadurch wird die Forschung für bessere        hergestellt und charakterisiert (Abb. 1). Durch
Gas- sowie Partikelfilter angetrieben. In frühe-   eine Porosität bis zu 99,98 %, eine Permea-
ren Arbeiten konnte bereits gezeigt werden,        bilität von 4,29 · 10-4 mm², eine spezifische
dass sich nanofaserbasierte Aerogele als Par-      Oberfläche von 61,28 m²/g und ein E-Modul
tikelfilter eignen. Nanofaser Aerogele stellen     von 17,19 ± 2,49 kPa (n = 3,68 %) weisen die
eine neue Klasse von Materialien dar, die aus      GK-NFA gute Eigenschaften zur Gas- und
vorgeformten Nanofasern hergestellt werden         Partikeladsorption auf. Es konnte gezeigt wer-
können. Sie sind sehr porös, ultra-leicht und      den, dass die GK-NFA bei einer Temperatur
haben eine moderate spezifische Oberfläche.        von 25 °C eine CO²-Adsorptionskapazität bis
                                                   zu 36,36 mg/g aufwiesen. Dank vollständiger
Im Rahmen dieser Bachelorarbeit wurde              thermischer CO²-Desorption liessen sich die
untersucht, ob sich Nanofaser Aerogele auch        GK-NFA über viele Zyklen zur CO²-Adsorption
für die Gasadsorption eignen. Zur Vergrösse-       verwenden.
rung der spezifischen Oberfläche wurde Gra-
phen als Additiv dazugegeben.
Zur Herstellung der Graphen / Carbon Nano­
faser Aerogele (GK-NFA) wurden in einem
ersten Schritt Polyacrylnitril-Nanofasern in
Form von Nanofasermatten mit primären
Poren mittels Elektrospinning produziert. Die
Nanofasermatten wurden getrocknet, mecha-
nisch geschnitten und in Wasser suspen-
diert. Die Nanofaser Suspension wurde mit
einer Graphenoxid Suspension vermengt und
anschliessend kryogen verfestigt, wodurch
Wasserkristalle wuchsen. Durch die nachfol-        Abb. 1: Demonstration des geringen Gewichts eines Graphen /
                                                   Carbon Nanofaser Aerogels
gende Gefriertrocknung sublimierten diese,
und es entstanden sekundäre Poren im Nano-
faser Aerogel. In einem letzten Schritt wurden
                                                                                                         27
Synthese von Janus-Nanopartikeln als Säulen­
material für die Chromatographie

                       Diplomand                    Gioele Mol
                       Korrektor ZHAW               Prof. Dr. Andrei Honciuc
                       Korrektor extern             Dipl. Chem. (FH) Wolfgang Schöb

Die Ionenchromatographie ist eine sehr be­                   Brom-ATRP-Initiator, erfolgte durch Quellung
kannte und etablierte Technik. In den letzten                und kontrollierte Phasentrennung. Anschlies-
Jahren wurden mehrere neue Anionen-Trenn-                    send wurde durch atom transfer radical poly-
materialien entwickelt, die auf bekannten und                merization (ATRP) ein Amin-Monomer, das mit
seit langem verwendeten Techniken basieren.                  Anionen interagieren kann, selektiv auf einen
In dieser Arbeit wurde eine neue Klasse von                  Lappen gepfropft. Die Reaktionskontrolle
Materialien für die Trennung von Anionen vor-                erfolgte mittels Rasterelektronenmikroskopie,
geschlagen und dazu – in Zusammenarbeit                      FT-IR-Spektroskopie und energiedispersiver
mit der Metrohm AG – eine einfache Methode                   Röntgenspektroskopie.
zur Herstellung von Janus-Nanopartikeln mit                  Mit den vielversprechenden Teilchen aus die-
einer Länge von 1.7 μm entwickelt.                           ser Arbeit (siehe Abb. 2) wurden von der Met-
Janus-Partikel sind eine der neuen Entde-                    rohm AG Chromatographiesäulen gepackt.
ckungen in der Polymerchemie. Mit ihren                      Die Säulenkapazität wurde anhand der Auf-
besonderen Eigenschaften wie Amphiphilie                     trennung von sieben gewöhnlichen anorgani-
und einzigartiger Morphologie werden sie die                 schen Anionen gemessen.
neue Spitze des Eisbergs in einer Vielzahl von
Anwendungen sein. Die Partikel weisen auf
der Oberfläche eines Lappens eine perma-
nente positive Ladung auf (quaternäres Amin)
und wurden über drei Syntheseschritte herge-
stellt. Die Janus-Partikel wurden aus Polysty-
rol-Teilchen (siehe Abb. 1) mittels tensidfreier
Emulsionspolymerisation synthetisiert. Das
Wachstum des zweiten Lappens, bestehend                      Abb. 2: REM-Aufnahme eines synthetisierten Januspartikels
                                                             mit einer Länge von 1.7 μm. Der leichtere Lappen interagiert
aus einem Silica-basierten Monomer und dem
                                                             mit den Anionen.

Abb. 1: Synthese von Janus-Nanopartikeln zur Trennung von Anionen. Auf der Oberfläche des Partikels wirkt Brom als
Initiator für ATRP, wobei es durch ein Ammonium-Monomer ersetzt wird.
28
Charakterisierung der OmpT Protease für
massenspektrometrische Anwendungen

                       Diplomandin                   Angela Nauer
                       Korrektorin ZHAW              Dr. Sabina Gerber
                       Korrektorin extern            Dr. Paula Carranza

Eine Vielzahl von Krankheiten wird mit Bio-                 Anwendungen evaluiert (Abb. 1). Zusätzlich
therapeutika behandelt. Deren Herstellung                   zum Wildtyp wurden zwei Mutanten der Pro-
und Qualitätskontrolle unterliegen strengen                 tease mit unterschiedlichen Spezifitäten mit-
Regulationen. Akkurate Molekülmassen, Ami-                  tels ortsspezifischer Mutagenese hergestellt.
nosäuresequenzen und post-translationale                    Die Expression der Enzyme erfolgte in E. coli
Modifikationen werden dabei mittels Massen­                 mit folgender Isolierung und Anreicherung der
spektrometrie untersucht. Für die Sequenz­                  äusseren bakteriellen Membran. Die Proteine
analyse wird das Zielprotein mit Proteasen                  wurden mit Detergenzien solubilisiert, mittels
verdaut und die Peptide werden in Folge                     Affinitätschromatographie aufgereinigt und
mittels MS/MS sequenziert. Das kommerzielle                 auf deren Aktivität hin untersucht. Für die
Angebot von Proteasen, welche an spezifi-                   Charakterisierung wurden Proteolysen eines
schen Stellen schneiden, ist jedoch gering.                 Zielproteins unter variierenden Bedingungen
Die membranständige Protease OmpT aus                       durchgeführt und mittels SDS-PAGE und
E. coli schneidet Proteine spezifisch zwischen              RPLC-ESI-MS/MS untersucht (Abb. 2). Es
den Aminosäuren Lysin und Arginin und wur-                  konnte nachgewiesen werden, dass die OmpT
de in dieser Bachelorarbeit für bioanalytische              Protease unter stark denaturierenden Bedin-
                                                            gungen und über einen breiten Temperatur-
                                                            und pH-Bereich eine hohe proteolytische Akti-
                                                            vität aufweist.

                                                            Abb. 2: Total Compound Chromatogramm (TCC). Peptide
                                                            eines Zielproteins nach Verdau mit OmpT.

Abb. 1: 3D-Modell der Kristallstruktur der OmpT Protease.
PDB ID 1i78.
                                                                                                              29
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