20 JAHRE STUTTGARTER BÜNDNIS FÜR INTEGRATION

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20 JAHRE STUTTGARTER BÜNDNIS FÜR INTEGRATION
20 JAHRE
STUTTGARTER BÜNDNIS
FÜR INTEGRATION
20 JAHRE STUTTGARTER BÜNDNIS FÜR INTEGRATION
Landeshauptstadt Stuttgart
Referat Soziales und gesellschaftliche Integration
Abteilung Integrationspolitik
Eberhardstraße 61
70173 Stuttgart
E-Mail: sip@stuttgart.de
stuttgart.de/integrationspolitik

Herausgeberin: Landeshauptstadt Stuttgart; Abteilung Integrationspolitik in Verbindung mit der Abteilung Kommunikation;
Text: Gari Pavković und Ayşe Özbabacan; Redaktion: Laura Schuster; Gestaltung: Uli Schellenberger; Fotos: Martin Lorenz
(Seite 8 oben, 9), Thomas Wagner (Seite 4, 7), Leif Piechowski (Seite 11, 15, 22, 23, 24, 33), Max Kovalenko (Seite 18, 26),
Verena Müller (Seite 25), Karin Fiedler (Seite 21), Benny Ulmer (Seite 12 unten), Volkshochschule Stuttgart (Seite 10 unten),
Forum der Kulturen (Seite 13), Landeshauptstadt Stuttgart (Seite 12 oben, 19, 34), gettyimages (Seite 16/starfotograf, 17/
PeopleImages, 20/alvarez)

November 2021
20 JAHRE STUTTGARTER BÜNDNIS FÜR INTEGRATION
20 JAHRE
STUTTGARTER BÜNDNIS
FÜR INTEGRATION
20 JAHRE STUTTGARTER BÜNDNIS FÜR INTEGRATION
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20 JAHRE STUTTGARTER BÜNDNIS FÜR INTEGRATION
Inhaltsverzeichnis

Einführung                                                          5

n    Leitlinien der Stuttgarter Integrationspolitik                 7

n    Konzeptionelle Weiterentwicklung                              15

n    Aktuelle Arbeitsschwerpunkte                                  17

n    Empfehlungen der Stuttgarter Bündnispartner für Integration   25

n    Rückblick: Schwerpunkte der Integrationsarbeit
     2001 bis 2012                                                 27
     2013 bis 2021                                                 29

n    Ausblick                                                      33

n    Anhang                                                        35

                                                                        3
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Fernsehturm: Wahrzeichen Stuttgarts

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20 JAHRE STUTTGARTER BÜNDNIS FÜR INTEGRATION
Einführung
Die Landeshauptstadt Stuttgart hat im Jahre 2001 mit dem          erweiterte gesellschaftliche Integrationspolitik eingebettet.
Bündnis für Integration ein Konzept zur kommunalen Integra-       Die Abteilung Integrationspolitik unter der 20-jährigen Lei-
tionspolitik im Sinne einer Gesamtstrategie entwickelt. Im        tung von Gari Pavković ist eine wichtige Impulsgeberin bei
Herbst 2001 verabschiedete der Stuttgarter Gemeinderat die-       der Weiterentwicklung von integrationspolitischen Strategien
ses Konzept und ermöglichte mit weiteren Beschlüssen in den       im Sozial- und Bildungsbereich. Das Team des Integrations-
Folgejahren die Umsetzung von notwendigen Maßnahmen               beauftragten steht für Kontinuität und zugleich für gelun-
und Projekten. Das Stuttgarter Bündnis für Integration gilt bis   gene Umsetzung von innovativen Integrationsprojekten in
heute als eine wichtige Grundlage bei der Entwicklung ver-        Zusammenarbeit mit vielen Mitwirkenden aus der Zivilgesell-
gleichbarer Integrationskonzepte in anderen Städten.              schaft.

Mit dieser Publikation wollen wir einen kurzen Rückblick auf      Das Stuttgarter Bündnis für Integration ist das Ergebnis vieler
die Schwerpunkte unserer Integrationsarbeit in den letzten        gemeinsamer Anstrengungen für gelingende soziale Integra-
20 Jahren geben. Im Vordergrund stehen jedoch gegenwär-           tion und für ein gutes Zusammenleben in kultureller Vielfalt.
tige und zukünftige Herausforderungen, die wir im Sinne ei-       Der frühere Oberbürgermeister Wolfgang Schuster hat im
ner nachhaltigen Stadtentwicklung gemeinsam meistern              Vorwort zur Broschüre „Zehn Jahre Stuttgarter Bündnis für
wollen.                                                           Integration“ geschrieben: „Der Gemeinderat der Landes-
                                                                  hauptstadt, die städtischen Ämter, freien Träger, Institutionen
Im Jahre 2016 wurden im neu geschaffenen Referat Soziales         des Landes und zahlreiche Akteure der Bürgergesellschaft ha-
und gesellschaftliche Integration verschiedene Integrations-      ben wesentlich dazu beigetragen, dass Stuttgart eine welt-
politiken organisatorisch gebündelt: soziale Integration ein-     offene und lebenswerte Stadt ist, in der zugewanderte Stutt-
schließlich der Integration in die gesundheitliche Versorgung     garter*innen aus aller Welt heimisch werden können und
und Schaffung von Lebensräumen für Senioren, Pflegebedürf-         heimisch geworden sind.“ Dies gilt auch nach 20 Jahren.
tige und Wohnungslose (Sozialamt, Gesundheitsamt, Eigen-
betrieb für Leben und Wohnen), berufliche Integration von          Das Zusammenleben der Menschen in unserer Stadt wird vom
Langzeitarbeitslosen (Jobcenter), Inklusion von Menschen mit      Umfeld geprägt, in dem sie leben, ebenso von großen gesell-
Behinderungen sowie Integration von Menschen auslän-              schaftlichen Entwicklungen. Die COVID-19-Pandemie und die
discher Herkunft.                                                 damit einhergehenden Einschränkungen, Digitalisierung, ver-
                                                                  änderte Anforderungen und ungleiche Teilhabechancen auf
Die ressortübergreifende strategische Planung von gesell-         dem Arbeitsmarkt verunsichern weite Teile der Bevölkerung,
schaftlichen Integrationsmaßnahmen ist eine Voraussetzung         ebenso wie die notwendige Umstrukturierung der Wirtschaft
für die sozial nachhaltige Stadtentwicklung. Mit der Lenkungs-    in Richtung klimafreundlichere Produkte, Fachkräftesicherung
gruppe gesellschaftliche Integration haben wir dafür ein Gre-     durch Zuzüge aus dem In- und Ausland bei gleichzeitigem
mium geschaffen, in dem referatsübergreifend auch Fachleute       Anstieg der Immobilien- und Mietpreise, die Folgen von Über-
aus der Jugendhilfe, der Stuttgarter Bildungspartnerschaft,       alterung auf soziale Sicherungssysteme sowie neue Protest-
dem Staatlichen Schulamt, der Ausländerbehörde, den Migra-        bewegungen.
tionsdiensten der freien Träger sowie Beauftragte aus verschie-
denen Stabsstellen mitwirken. Stuttgart als eine sozial inklu-    Die zunehmende Vielfalt an Lebensformen wird von einigen
sive und integrative Stadt hat sich auch zum Ziel gesetzt, eine   als eine Gefahr für das Gemeinwesen empfunden. Andere
kinderfreundliche, bildungsgerechte und vielfältige Stadt zu      sehen darin ein Innovationspotenzial. Es gibt unterschiedli-
sein. Somit ist das Stuttgarter Bündnis für Integration in eine   che und teilweise gegensätzliche Erwartungen der Men-

                                                                                                                                    5
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schen an die Stadtverwaltung und die Politik. Wir benöti-        Miteinanders in den Stadtquartieren sind Schritte zur positi-
    gen eine gemeinsame Verständigung darüber, wie wir in            ven Gestaltung unseres Gemeinwesens.
    unserer Stadt zusammenleben wollen. Eine zukunftswei-
    sende gesellschaftliche Integrationspolitik hat zum Ziel,        Bei der Stärkung des sozialen Zusammenhalts und bei der
    allen Bevölkerungsgruppen faire Teilhabechancen am               Meisterung der künftigen Herausforderungen werden wir
    öffentlichen Leben zu ermöglichen. Dies ist eine gemein-         unsere Bürger*innen mit Migrationsbiografie noch stärker
    same Aufgabe von Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft.      einbinden. Eine weltoffene und solidarische Stadtgesellschaft
    Verwaltungsintern gilt es, die strategische Sozial- und Inte-    ist unser gemeinsames Anliegen. Vielfalt steht für neue Ideen
    grationsplanung noch stärker ämter- und referatsübergrei-        und kreative Lösungen. Das Verbindende stärken bedeutet
    fend auszurichten.                                               auch, unterschiedlichen Sichtweisen und Lebensformen mit
                                                                     Respekt zu begegnen. Unterschiede sollen jedoch nicht zur
    Es geht um Chancengleichheit und sozialen Zusammenhalt           Benachteiligung von Teilgruppen führen. Die Entwicklung
    in einer vielfältigen Gesellschaft. Deshalb werden wir die       einer gemeinsamen Vision vom guten Zusammenleben ist ein
    notwendigen Handlungsprogramme partizipativ mit den              Aushandlungsprozess, der phasenweise mit Konflikten ein-
    verschiedenen sozialen Gruppen weiterentwickeln. Dabei           hergehen kann. Das verbindende Leitziel ist die lebenswerte
    geht es auch um den konstruktiven Umgang mit gesell-             Stadt für alle Menschen.
    schaftlicher Diversität. Jugendforen, Zukunftsdialoge mit
    verschiedenen Bevölkerungsgruppen, Programme zur                 Mein Dank gilt allen haupt- und ehrenamtlich Engagierten,
    Demokratiebildung sowie konkrete Initiativen zur Umset-          die bereits jetzt in vielfältiger Weise einen Beitrag leisten, da-
    zung der Nachhaltigkeitsziele und zur Verbesserung des           mit Stuttgart auch in Zukunft eine lebenswerte Stadt bleibt.

    Dr. Alexandra Sußmann
    Bürgermeisterin für Soziales und gesellschaftliche Integration

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Leitlinien der Stuttgarter Integrationspolitik

46 Prozent der Bevölkerung in Stuttgart haben einen Migrationshintergrund.

Ziele und Handlungsfelder der Stuttgarter Integrationspolitik      1. Ankommen erleichtern
sind in verschiedenen städtischen und externen Publikationen       Migration ist weltweit ein Dauerzustand. Dazu gehören die
dargestellt worden, ausführlich in der Fortschreibung des          Binnenmigration innerhalb des Landes sowie die transnatio-
Bündnisses für Integration 2009 und im Buch des früheren           nale Mobilität, also Zuwanderung aus dem Ausland und
Oberbürgermeisters Dr. Wolfgang Schuster „Willkommen im            Wegzüge ins Ausland. Im Gegensatz zu klassischen Einwan-
Einwanderungsland!“ im Jahr 2012. Eine ausgewählte Liste           derungsländern in Übersee ist Deutschland eine Migrations-
der Publikationen zur Stuttgarter Integrationspolitik ist im An-   gesellschaft. Die meisten Menschen aus dem Ausland kom-
hang beigefügt.                                                    men mit einer temporären Orientierung zu uns und nicht als
                                                                   klassische Eingewanderte wie beispielsweise Deutsche und
Im Kapitel zum Rückblick gehen wir insbesondere auf die Ent-       Menschen aus Südeuropa, die im 19. Jahrhundert in die
wicklungen der letzten zehn Jahre ein. Diese waren und sind        USA ausgewandert sind. Viele Zugewanderte haben enge
geprägt von der Zuwanderung junger Fachkräfte aus der Eu-          Bezüge zu mehreren nationalen Räumen.
ropäischen Union und aus Drittstaaten sowie von der starken
Zuwanderung der Geflüchteten seit dem Jahr 2015. Das                Das deutsche Aufenthaltsgesetz sieht folgende Aufenthalts-
Stuttgarter Integrationskonzept basiert auf drei Leitzielen und    zwecke vor:
den damit verbundenen Umsetzungsstrategien:                        – Ausbildung (Studium, betriebliche Ausbildung,
 Neuzugewanderten das Ankommen erleichtern                          Sprachkurs)
 Teilhabe und Zusammenhalt gemeinsam fördern                      – Erwerbstätigkeit
 Vielfalt in der Einwanderungsstadt produktiv nutzen und          – Familiennachzug
   gestalten                                                       – humanitäre und politische Gründe

                                                                                                                                7
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– besondere Aufenthaltsrechte (Saisonarbeitnehmer*innen,
      Dienstleister im Rahmen der grenzüberschreitenden Dienst-
      leistungserbringung u.a. )

    Nicht jeder Aufenthaltstitel beinhaltet die gleichen Rechte
    hinsichtlich Erwerbstätigkeit, Sozialleistungen und Aufent-
    haltsverfestigung. Zuwanderung wird durch gesetzliche Vor-
    gaben auf der Bundesebene gesteuert, und auch zentrale
    Integrationsmaßnahmen für Neuzugewanderte liegen in
                                                                                                                                                                                                                                                                    Stuttgart zieht Studierende aus aller Welt an.
    der Zuständigkeit des Bundes. Neuzugewanderte aus dem
    Ausland (kurz: Migrant*innen) sind somit eine sehr hetero-
    gene Gruppe. Die größte Teilgruppe unter ihnen sind Arbeits-                                                                                                                                                                                                    fen, verstärkt auch in Wissenschaft und Forschung. Aus inte-
    migrant*innen aus anderen EU-Ländern und aus Drittstaaten.                                                                                                                                                                                                      grationspolitischer Sicht und aus der Sicht der Wirtschaftsför-
    Stuttgart benötigt als ein starker Wirtschaftsstandort, der wie                                                                                                                                                                                                 derung wollen wir die Fachkräfte aus aller Welt gewinnen
    andere europäische Städte von Überalterung geprägt ist, qua-                                                                                                                                                                                                    und auch langfristig bei uns halten. Zu den Fachkräften gehö-
    lifizierte Fachkräfte aus dem Ausland, verstärkt in technischen                                                                                                                                                                                                  ren vielfach auch ihre Familien.
    Berufen und im Gesundheitssektor.
                                                                                                                                                                                                                                                                    Anreize zum Bleiben bieten
    Die Bevölkerung Stuttgarts ist seit 2011 deutlich gestiegen,                                                                                                                                                                                                    Der integrationspolitische Dreiklang „Ankommen – Bleiben –
    vor allem durch Zuzüge aus dem Ausland. Am 30. September                                                                                                                                                                                                        Mitgestalten“ gilt auch in Bezug auf internationale Studie-
    2021 lebten rund 602.400 Menschen in Stuttgart. Ein gutes                                                                                                                                                                                                       rende als potenzielle künftige Fachkräfte. Viele junge Men-
    Viertel von ihnen sind ausländische Staatsangehörige (26 Pro-                                                                                                                                                                                                   schen studieren einige Jahre im Ausland, um sich später an-
    zent), knapp die Hälfte hat einen Migrationshintergrund                                                                                                                                                                                                         derswo beruflich zu orientieren („study and go“). Nach dem
    (46 Prozent). Die Stadt und Region Stuttgart sind für Arbeit-                                                                                                                                                                                                   Ansatz von „study and stay“ ermöglichen wir internationalen
    suchende aus dem In- und Ausland attraktiv, weil die hiesige                                                                                                                                                                                                    Studierenden mit Informationsveranstaltungen und verschie-
    Wirtschaft ihnen vielfältige berufliche Perspektiven bietet – in                                                                                                                                                                                                 denen Initiativen gelingende Übergänge vom Studium in den
    Industrie und Handel, im Handwerk und in Gesundheitsberu-                                                                                                                                                                                                       Beruf, wenn die jungen Menschen sich im Laufe ihres Studi-
                                                                                                                                                                                                                                                                    ums für diese Option entscheiden. Stuttgart bietet den Neu-
                                                                                                                                                                                                                                                                    bürger*innen über den Beruf hinaus viele Anreize zum Blei-
     SAVE THE DATE                                                                     2021                                                                                                                                                                         ben: ein gutes Bildungs- und Kulturangebot, vielfältige Sport-
                                           gion                                                                                                                                                                                                                     und Freizeitmöglichkeiten, eine familienfreundliche Infrastruk-
                        ttgart und der Re
       Dein Start in Stu
                              Stut tgar t!                                                                                                                                                                                                                          tur, Sicherheit im öffentlichen Raum und nicht zuletzt eine
                        en in
              Willkomm
     Herzlich                                                                                                                                                                                                                                                       leistungsstarke öffentliche Verwaltung. Ein größeres Problem
       Informationsveranstaltung               Willkommen an Deinem neuen Studienort!
       für internationale Studierende
       im ersten Semester
       Donnerstag, 21. Oktober 2021
                                               Die Landeshauptstadt Stuttgart, das Welcome Center Stuttgart sowie
                                               die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart möchten alle internationa-
                                               len Studierenden willkommen heißen und gleichzeitig wertvolle Tipps
                                                                                                                                                           photo: Martin Lorenz

                                                                                                                                                                                                                                                                    ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in der Stadt.
                                               und Tricks für einen erfolgreichen Start mit auf den Weg geben.
       18 bis 20 Uhr (MESZ) ONLINE

                                                Wie kann ich einen Studentenjob finden?
                                                Wie suche ich eine Wohnung?                                            Dies ist eine gemeinsame Veranstaltung von:
        Kontakt                                 Was ist das Welcome Center Stuttgart und zu welchen Themen             This event is being hosted in cooperation with:
       Landeshauptstadt Stuttgart

                                                                                                                                                                                                                                                                    Aus langjähriger Erfahrung wissen wir, dass Integration trotz
                                                 wird dort beraten?
       Abteilung Integrationspolitik            Wann findet der Welcome Club statt?
       Marlis Wagner
       Telefon 0711 216-96434
                                               Unsere Informationsveranstaltung „Your start in Stuttgart and the
       E-Mail: marlis.wagner@stuttgart.de
                                               region – Dein Start in Stuttgart und der Region” findet dieses Jahr
       Koordination S21/Rosenstein
       und Zukunftsprojekte
                                               online statt. Dabei werden diese wichtigen Fragen beantwortet und
                                               weitere Beratungsmöglichkeiten für internationale Studierende vorge-
                                               stellt. Anschließend wird es eine Möglichkeit zum Kennenlernen und
                                                                                                                                                                                                                                                                    guter Rahmenbedingungen in Stuttgart kein Selbstläufer ist.
       Ines Schwarzbach
                                               Kontakteknüpfen geben.

                                                                                                                                                                                                                                                                    In der Phase der Erstintegration sind drei Faktoren besonders
       Telefon: 0711 216-60794
       E-Mail: ines.schwarzbach@stuttgart.de   Wir freuen uns auf Dich!

                                         ion
                       ttgart and the reg
     Your start in Stu                                                                                                                                                                                                                                              wichtig, damit Neuzugewanderte heimisch werden:
                    Stut tgart!
      Welcome
                 to                          SAVE                                                      THE DATE 2021                                                                                                                                                1. die neuen Stuttgarter*innen willkommen heißen;
                                                                                              Stuttgart
                                                                               Your future in
      Informational Event                         Welcome to your new place of study!
                                                                                                          t
                                                  The Capital City of Stuttgart, the Welcome Center Stuttgart and
                                                                                                  Stuttgar
      for First-Semester
                                                  the Stuttgart Region Economic Development Corporation want
                                                                                         kunft in
      International Students

                                                                                Deine Zu
                                                  to extend a warm welcome to all international students by
                                                                                                                                                                                                                                                  Photo: ccvision

      Thursday, 21st October 2021,
                                                                                                                       Gefördert durch

                                                                                                                                                                                                                                                                    2. Neuzugewanderte aus dem Ausland zeitnah durch pas-
      6 pm to 8 pm (CEST) ONLINE                  offering some valuable tips and tricks for your start here.
                                                                                                                       Founded by

                                                   How can I find a student job?
                                                                                      Online
                                                   Where can I look for accommodation?                                          From strengthening the economy to enriching the community
       Contact
                                                                                                                                 through cultural diversity, international students add immeasurable
      Capital City of Stuttgart                    What is the Welcome Center, and   Information      Event
                                                                                          how can it help me?
                                                                                                                                 value to the city. The City of Stuttgart – together with its universi-
      Office for Integration Policies
      Marlis Wagner
      Phone: 0711 216-96434
                                                   When does the Welcome Club for         International Students
                                                                                       meet?
                                                                                      Thursday, 28th October 2021
                                                                                      2 p.m. toand
                                                  Our annual event “Your start in Stuttgart     4 p.m.
                                                                                                   the region – Dein
                                                  Start in Stuttgart und der Region” will be held online this year
                                                                                                                                 ties, regional business and development partners, and the local
                                                                                                                                 Employment Agency – wants to ease your transition from interna-
                                                                                                                                 tional student to young professional in Stuttgart.
                                                                                                                                                                                                                                                                       sende Integrationsmaßnahmen unterstützen: Beratung,
      e-Mail: marlis.wagner@stuttgart.de
                                                  and provides answers to these questions, plus an overview of the

                                                                                                                                                                                                                                                                       gute Deutschförderung für Kinder, Jugendliche und Er-
                                                                                                                                 At our event “Your Future in Stuttgart – Deine Zukunft in                Contact | Kontakt:
      S21/Rosenstein and Future Projects          advising services available to international
                                                                                      Online-students. After the                 Stuttgart”, you have access to a variety of resources and
                                                  presentations the students will have   the chance to get to know                                                                                        Landeshauptstadt Stuttgart
      Coordination                                                                    Informationsveranstaltung                  experts to help you plan your future.                                    Abteilung Integrationspolitik
      Ines Schwarzbach                            each other.                         für internationale Studierende                                                                                      Marlis Wagner
      phone:0711 216-60794                                                    Donnerstag, 28. Oktober 2021                       From advice on how to prepare your job application, which agen-

                                                                                                                                                                                                                                                                       wachsene, weitere Bildungsangebote;
                                                                                                                                                                                                          phone: 0711 216-96434
      e-mail: ines.schwarzbach@stuttgart.de       We look forward to seeing you
                                                                              14there!
                                                                                 bis 16 Uhr                                      cies will help you to find a job, important contacts and potential
                                                                                                                                                                                                          e-mail: marlis.wagner@stuttgart.de
                                                                                                                                 employers in Stuttgart and its region, the information you need to
                                                                                                                                 succeed is right at your fingertips. Take advantage of this opportu-
                                                                                                                                                                                                          Koordination S21/Rosenstein
                                                                                                                                 nity and join us.
                                                                                                                                                                                                          und Zukunftsprojekte
     Bitte melde Dich bis Mittwoch, 20. Oktober 2021 an:
                                                                                                                                                                                                          Ines Schwarzbach
                                                                                                                                 Please register before 25th October 2021 at:
     Please register by Wednesday, 20th October 2021 at:                                                                                                                                                  phone:0711 216-60794
                                                                                                                                 Bitte melden Sie sich bis zum 25. Oktober 2021 an unter:                 e-mail: ines.schwarzbach@stuttgart.de
     https://zoom.us/webinar/register/WN_jJxQZYe9T9SdAkUTomz-Mg                                                     www.stuttgart.de/your-start-in-stuttgart
                                                                                                                                 www.stuttgart.de/your-future-in-stuttgart/registration

                                                                                                                                www.stuttgart.de/your-future-in-stuttgart                                                                                           3. positive Beziehungen zu Einheimischen (mit und ohne
                                                                                                                                                                                                                                                                       Migrationsgeschichte) aufbauen, bei Bedarf mit Unterstüt-
    Vielseitige Angebote, damit Neuzugewanderte heimisch werden                                                                                                                                                                                                        zung durch Willkommenspaten und andere Integrationslot-

8
sen, durch die verstärkte Ausrichtung der Stadtteilzentren      für andere Menschen zu tun. Wir alle sind Stuttgarter*innen,
  als „Willkommensräume“ bzw. „Ankunftsquartiere“ mit             und gute Stuttgarter*innen leisten einen Beitrag zum All-
  attraktiven Angeboten für die mehrheimischen Stuttgar-          gemeinwohl.
  ter*innen, also Menschen, die in mehreren Kulturen, Spra-
  chen und Lebenswelten beheimatet sind.                          Eine Willkommenskultur muss auch in kommunalen Ver-
                                                                  waltungsstrukturen verankert sein. Ein Meilenstein in die-
Stuttgart gilt als eine weltoffene Stadt. Eine von Politik,       ser Richtung war das Stuttgarter Welcome Center in der
Verwaltung, Wirtschaft und Bürgergesellschaft angestrebte         Amtszeit des Oberbürgermeisters Fritz Kuhn. Diese 2014
Willkommenskultur ist glaubwürdig, wenn sie alle Neubür-          geschaffene Beratungsstelle für Neuzugewanderte in ge-
ger*innen einschließt. Es ist legitim, im Kontext der Arbeits-    meinsamer Trägerschaft der Landeshauptstadt Stuttgart
migration und der Wirtschaftsförderung „die besten Köpfe“         und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart arbeitet
aus aller Welt gewinnen und halten zu wollen.                     eng mit vielen Fachstellen zusammen. Das mehrsprachige
                                                                  Team des Welcome Centers wird durch Einbindung von
Diese Haltung der Offenheit und Akzeptanz gilt auch gegen-        Berater*innen aus den Migrationsdiensten verstärkt.
über Menschen, die als Geflüchtete zu uns gekommen sind.
Auf Bundes- und Länderebene waren Asylsuchende lange Zeit         Kollegiale Fachberatung für städtische Ämter und freie Trä-
keine Zielgruppe der Integrationspolitik.                         ger zu den komplexen aufenthaltsrechtsrechtlichen Bestim-
                                                                  mungen bietet die Fachstelle Migration an.
Unterstützung für Neuzugewanderte
Stuttgart wurde überregional bekannt durch den inklusiven         Die Fachstelle Migration und das Welcome Center sind der
Leitsatz des früheren Oberbürgermeisters Dr. Wolfgang             Abteilung Integrationspolitik zugeordnet. Strategische Pla-
Schuster: „Stuttgart ist eine Einwanderungsstadt und jeder,       nung und der direkte Praxisbezug in der Migrationsarbeit
der hier lebt, ist Stuttgarter Bürger“ (Stuttgarter Bündnis für   ergänzen sich gegenseitig. Seit 2005 koordiniert die Abtei-
Integration. Fortschreibung 2009). Diese liberale Grundhal-       lung Integrationspolitik die Kooperationsnetzwerke für die
tung wurde bereits von seinem Vorgänger Manfred Rommel            Integrationskurse des Bundes und die ergänzenden kom-
geprägt. Laut Rommel besteht der Sinn des Lebens nicht nur        munalen Deutschkurse. Die wohnortsnahen städtischen
darin, sich selbst zu verwirklichen, sondern etwas Sinnvolles     „Mama lernt Deutsch“-Kurse werden seit 2002 an Schulen

Das Welcome Center Stuttgart berät und begleitet Neuzugewanderte.

                                                                                                                                 9
angeboten. Hinzu kamen seit 2015 die vom Land kofinan-
                                                                              Stuttgart ist
                                                                             Gemeinschaft
     zierten Deutschkurse für Migrant*innen nach der Verwal-
     tungsvorschrift (VwV) Deutsch. Zum Gesamtprogramm
     Sprache gehören seit 2016 auch die auf den Integrations-
     kursen aufbauenden Kurse der berufsbezogenen Deutsch-
     förderung.

     Im Stuttgarter Kooperationsnetzwerk zum Gesamtprogramm
     Sprache sind neben den Sprachkursträgern weitere relevante
     Einrichtungen vertreten: Regionalkoordinator*innen des Bun-
     desamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Ausländer-
     behörde, Clearingstelle sprachliche Integration und Bürgerser-
     vice Soziale Leistungen für Flüchtlinge (Sozialamt), Agentur für
     Arbeit und das städtische Jobcenter, Welcome Center, die Mi-
     grationsdienste der freien Träger sowie der Stuttgarter Ausbil-
                                                                               – dank Dir.
     dungscampus.
                                                                        Plakatkampagne in Kooperation der Johann-Friedrich-Cotta
                                                                        Schule und Ströer Deutsche Medien GmbH
     Bürgerengagement als wichtiger Erfolgsgarant
     Deutschkurse sowie andere staatliche und kommunale Einglie-
     derungshilfen sind wichtige Voraussetzungen für die berufli-
     che und gesellschaftliche Integration. Ein wesentlicher Faktor     das Ankommen. Dazu gehören auch freiwillig Engagierte in
     für die Beheimatung der Neubürger*innen ist auch der Auf-          Migrantenorganisationen, in Flüchtlingsfreundeskreisen sowie
     bau von sozialen Kontakten und Freundschaften mit Nachbarn         weitere Brückenbauer in die deutsche Gesellschaft, wie Bil-
     und mit anderen Personen – in der Schule, am Arbeitsplatz, im      dungspaten. Die Arbeit des Welcome Centers wird bei Bedarf
     Sport- oder Kulturverein. Diese Vertrauenspersonen erleichtern     durch ehrenamtliche Willkommenspaten für Neuzugewan-
                                                                        derte unterstützt.

                                                                        Laut einem afrikanischen Sprichwort braucht es ein ganzes
                                                                        Dorf, um ein Kind zu erziehen. Das Stuttgarter Bündnis für
                                                                        Integration ist dank des vielfältigen Bürgerengagements eine
                                                                        Erfolgsgeschichte. Es braucht die gesamte Stadtgesellschaft,
                                                                        um den neuen Stuttgarter*innen gleichberechtigte Teilhabe-
                                                                        chancen zu ermöglichen und ihnen die Erfahrung zu vermit-
                                                                        teln, dass sie dazugehören.

                                                                        Leitprinzipien der Integrationspolitik
                                                                        Kommunale und staatliche Stellen sowie zivilgesellschaftliche
                                                                        Initiativen unterstützen die Integration und Partizipation der
                                                                        Neuzugewanderten (Prinzip des Förderns). Der Erfolg hängt
                                                                        maßgeblich von der Integrationsbereitschaft der Migrant*in-
                                                                        nen selbst ab (Prinzip der Eigenverantwortung). Personen, die
                                                                        soziale Leistungen in Anspruch nehmen, werden zur Teil-
                                                                        nahme an Deutsch- und Integrationskursen verpflichtet (Prin-
                                                                        zip des Forderns).

                                                                        Den gemeinsamen Werterahmen für die Integration bildet un-
                                                                        sere freiheitlich-demokratische Grundordnung (u.a. mit dem
                                                                        Prinzip der Gleichbehandlung). Individuelle Rechte und Grup-
     Deutschkurse                                                       peninteressen dürfen die Interessen und das Wohl der All-

10
gemeinheit nicht beeinträchtigen (Gemeinwohlorientierung).        kenntnis über die Zuständigkeiten und Strukturen von Institu-
Eigenverantwortung und damit verbunden die eigene Leis-           tionen sowie Diskriminierungserfahrungen.
tungsbereitschaft, Gleichbehandlung und Gemeinwohlori-
entierung sowie die aktivierende Steuerung des Sozialstaates      Es liegt in der Verantwortung der kommunalen Einrichtun-
nach dem Prinzip des Förderns und Forderns sind Leitprinzi-       gen, die Zugänglichkeit zu ihren Dienstleistungen für alle Be-
pien der gesellschaftlichen Integrationspolitik in Deutschland.   völkerungsgruppen sicherzustellen. Durch Maßnahmen der
                                                                  Personal- und Organisationsentwicklung sollen gleichwertige
2. Teilhabe und Zusammenhalt fördern                              Teilhabechancen für Migrant*innen ermöglicht und gewähr-
Gesellschaftliche Integration ist eine Querschnittsaufgabe der    leistet werden, die im Fachjargon als interkulturelle Öffnung
Stadtverwaltung und ihrer Kooperationspartner*innen. Die          der Verwaltung bezeichnet werden. Diese Maßnahmen bein-
Stadt als Dienstleisterin hat den Auftrag, allen Bevölkerungs-    halten interkulturelle Fortbildungen des Personals (Kom-
gruppen den gleichberechtigten Zugang zur kommunalen              petenzerweiterung im Umgang mit migrationsbedingter
Daseinsvorsorge zu ermöglichen. Öffentliche Dienstleistungen      Vielfalt), bei Bedarf den Einsatz von qualifizierten Dolmet-
können in Wohlfahrtsstaaten wie Deutschland von allen Ein-        scher*innen und die Einstellung von mehrsprachigen Fach-
wohner*innen in Anspruch genommen werden. Zivile und so-          kräften mit Migrationshintergrund, die mit den verschiedenen
ziale Rechte, die früher Privileg von Staatsbürger*innen waren,   Lebenswelten der Zugewanderten vertraut sind.
gelten auch für ausländische Staatsbürger*innen mit einem
festen Aufenthaltsstatus.                                         Mehr Vielfalt bei der Stadt und in Unternehmen
                                                                  Teilhabe beschränkt sich nicht auf die Inanspruchnahme
Trotz weitgehender Gleichstellung bestehen bei bestimmten         von kommunalen und staatlichen Dienstleistungen, die eine
Bevölkerungsgruppen erhöhte Zugangsbarrieren zur Regel-           selbstständige Lebensführung fördern sollen. Es geht auch
versorgung. Dazu gehören Personen, die von Armut und              um den gleichberechtigten Zugang zu Positionen in zentralen
verschiedenen Beeinträchtigungen betroffen sind (chronische       Institutionen des öffentlichen Lebens. Die Stadt als Arbeit-
Erkrankungen, Behinderung usw.). Zu den migrationsbeding-         geberin will unter anderem auch den Anteil von Personen mit
ten Barrieren zählen unzureichende Deutschkenntnisse, Un-         Migrationshintergrund als Auszubildende und Beschäftigte er-

Begrüßung der Auszubildenden in der Liederhalle

                                                                                                                                   11
PASS Auf,
                                                                                        lass Dich einbürgern!

     höhen. Die Zusammensetzung der Mitarbeiter*innen soll die
     gesellschaftliche Vielfalt repräsentieren. Das Vertrauen in
     staatliche Institutionen wird gestärkt, wenn deren Personal
     alle Bevölkerungsgruppen widerspiegelt. Das demokratische
     Versprechen lautet: Jede*r kann unabhängig von Geschlecht,
     Herkunft und anderen Merkmalen höhere Positionen im öf-
     fentlichen Dienst erreichen, wenn er/sie entsprechende Qualifi-
     kationen und Leistungsbereitschaft mitbringt.

     Auch hier liegt es in der Verantwortung der öffentlichen Ver-
     waltung, bewusste oder unbewusste Ausgrenzungsmechanis-
     men zu erkennen und abzubauen. Dasselbe gilt für die Privat-
     wirtschaft, für Politik und Medien. Die öffentliche Verwaltung
     soll bei der interkulturellen Ausrichtung eine Vorbildrolle über-   PASS Auf, Lass Dich einbürgern
     nehmen.

     Empowerment-Programme fördern Partizipation                         beraten den Gemeinderat und die Verwaltung zu verschiede-
     Die Kommunalverwaltung ist nicht zuletzt eine wichtige Ge-          nen Fragen von Migration und Integration. Die Stadt fördert
     stalterin des gesellschaftlichen Wandels. Bei vielen Planungs-      durch die Einbürgerungskampagne und verschiedene Empo-
     prozessen werden Bürger*innen beteiligt. Zivilgesellschaftliche     werment-Programme die gesellschaftliche und politische Par-
     Initiativen werden unterstützt, die mit ihrem Engagement wie-       tizipation der Migrant*innen. Das Motto Stuttgarts im Kon-
     derum die Verwaltung entlasten, wie zuletzt in der Flüchtlings-     text von Teilhabe ist: Gesellschaft gemeinsam gestalten und
     hilfe. Migrantenorganisationen sind aktive Bündnispartner*in-       dabei die Potenziale aller Beteiligten nutzen (Empowerment).
     nen für Integration in Stuttgart. Sie engagieren sich               Integration ermöglicht Partizipation. Aktive Partizipation
     zunehmend in der lokalen Partnerschaft für Demokratie und in        stärkt wiederum die eigene Verbundenheit mit der Stadt, in
     anderen Projekten zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusam-        der man lebt. Die Erfahrung des Dazugehörens lenkt die Auf-
     menhalts.                                                           merksamkeit auf das, was uns trotz Verschiedenheit verbin-
                                                                         det. Etwa zwei Drittel der Stuttgarter Bevölkerung wohnen in
     Politische Bildung ist eine Voraussetzung für politische Partizi-   den äußeren Stadtbezirken. Bei der Gestaltung der Quartiere
     pation. Sachkundige Mitglieder im Internationalen Ausschuss         in Stadtteilinitiativen, Bürgerforen und anderen Gremien vor
                                                                         Ort sind Migrant*innen noch unterrepräsentiert.

                                                                         3. Vielfalt nutzen und gestalten
                                                                         Die Landeshauptstadt Stuttgart fördert im Sinne des euro-
                                                                         päischen Leitbilds zur Integration kulturelle Vielfalt und ge-
                                                                         sellschaftlichen Zusammenhalt. Beides steht in einer Wech-
                                                                         selwirkung zueinander. Die Akzeptanz von Vielfalt stärkt den
                                                                         sozialen Zusammenhalt. Im Stuttgarter Bündnis für Integra-
                                                                         tion werden drei Leitziele formuliert:
                                                                         1. Förderung der Partizipation und der Chancengleichheit
                                                                            von Menschen unterschiedlicher Herkunft sowie

                                                                         2. Förderung des friedlichen Zusammenlebens der verschie-
                                                                            denen Bevölkerungsgruppen sowie

                                                                         3. Nutzung der kulturellen Vielfalt für die Erweiterung der
                                                                            persönlichen und beruflichen Kompetenzen aller in der in-
     Basis des Zusammenlebens: das Grundgesetz                              ternationalen Stadtgesellschaft

12
In der Publikation zu Grundlagen der Integrationspolitik in
der Landeshauptstadt Stuttgart von 2006 schreiben wir: „In
einer offenen Gesellschaft bedeutet kulturelle Vielfalt Berei-
cherung und damit zugleich eine Verbesserung der Lebens-
qualität, aber auch ein Erfordernis für persönliche und ge-
sellschaftliche Entwicklung. Durch den Dialog mit anderen
Kulturen erweitern alle Bevölkerungsgruppen ihr Repertoire
an Handlungsmöglichkeiten und Fähigkeiten.“

Mit dem bisher benutzten Begriff kultureller Vielfalt ist
die durch Zuwanderung geprägte Pluralität gemeint, also
migrationsbedingte Vielfalt. Eine andere Bezeichnung für          Kulturelle Vielfalt in Stuttgart
Vielfalt ist Diversität (über englisch diversity von lateinisch
diversitas). Dieser Begriff bedeutet auch Verschiedenheit.
Diversitätsmanagement in gesellschaftspolitischen Kontex-
ten und in Organisationen ist somit auch der konstruktive         „Vielfalt ist unsere Stärke.“ Dieses Motto der kanadischen
Umgang mit Verschiedenartigkeit von Personen und sozia-           Stadt Toronto gilt auch für Stuttgart. Kreative Städte und
len Gruppen mit ihren vielfältigen Sichtweisen, Erfahrungen       Regionen weltweit zeichnen sich dadurch aus, dass sie in der
und Kompetenzen. Heterogenität wird in homogen aus-               Entwicklung innovativer Technologien, in der Kulturarbeit und
gerichteten Lernkontexten eher als ein Problem wahr-              in anderen Handlungsfeldern die vielfältigen Talente und Po-
genommen.                                                         tenziale der Eingewanderten nutzen.

Stuttgart: eine vielfältige Stadtgesellschaft                     Migrant*innen wirken bei Integrationsarbeit mit
In Stuttgart leben Zugewanderte, Eingewanderte und ihre           Die Landeshauptstadt Stuttgart nutzt die vielfältigen Kom-
Nachkommen aus über 180 Herkunftsländern aus allen                petenzen der internationalen Bevölkerung auch gezielt in der
Kontinenten dieser Welt. Von den knapp 156.000 auslän-            Integrationsarbeit. Dazu gehören Projekte und Maßnahmen
dischen Staatsangehörigen bilden Personen aus Europa ein-         nach dem Ansatz „Mit Migrant*innen für Migrant*innen“:
schließlich der Türkei die größte Migrantengruppe (rund           – Mitwirkung von Migrant*innen in verschiedenen städti-
116.000, Daten zum Stichtag 31. Dezember 2020). Rund                 schen Lotsenprojekten wie zum Beispiel interkulturelle Brü-
277.500 Einwohner*innen haben einen Migrationshinter-                ckenbauer, Gesundheitslotsen, Gewaltprävention in Flücht-
grund. Zu diesen zählen neben den ausländischen Staats-              lingsunterkünften,
angehörigen deutsche Staatsbürger*innen, die im Ausland
geboren sind sowie deren minderjährige Kinder. Migrations-        – Förderung von vergleichbaren Mentorenprogrammen bei
bedingte Vielfalt beinhaltet unter anderem:                         freien Trägern und in Migrantenorganisationen wie zum
– Vielfalt der in Stuttgart gesprochenen Sprachen (Mehr-            Beispiel das Stipendien- und Mentorenprogramm „Agabey-
   sprachigkeit),                                                   Abla“ (großer Bruder – große Schwester) des Deutsch-
                                                                    Türkischen Forums sowie
– der Kulturen in ihren traditionellen und zeitgenössischen
  Ausprägungen aus aller Welt (Multikulturalität) sowie           – verschiedene Integrationsprojekte von Migrantenorganisatio-
  neue kulturelle Ausdrucksformen aus wechselseitiger Be-           nen und Flüchtlingsinitiativen.
  einflussung und Verbindung der Kulturen (Interkulturali-
  tät, Transkulturalität) und                                     Der erweiterte Ansatz „Mit Migrant*innen (und Nicht-Mi-
                                                                  grant*innen) für alle“ fördert die Kulturarbeit von Migranten-
– der Religionen sowie neue spirituelle Entwicklungen             organisationen und anderen interkulturellen Akteur*innen
                                                                  projektbezogen und institutionell. Auch neuere Projekte in der
Zusammengefasst bedeutet das: Vielfalt von Sichtweisen,           politischen Bildung (Projekt „Hallo Demokratie“) und in der
Erfahrungen und Kompetenzen in Bezug auf verschiedene             Schnittstelle Integration/Kriminalprävention („Respektlotsen“,
Lebensbereiche und Wissensgebiete („Weltwissen“ der Ein-          Peer-Mentoring bei der Deutschen Jugend aus Russland u.a.)
wanderungsgesellschaft).                                          werden unterstützt.

                                                                                                                                   13
Mehrsprachige Integrationslots*innen verfügen über gute           Begegnungsräume in der Stadt schaffen
     Zugänge zu den Lebenswelten der verschiedenen Migranten-          Kreative Potenziale in der internationalen Stadt (oben zusam-
     communities. Die Stadt nutzt die Potenziale der mehrsprachi-      mengefasst als „Weltwissen“) zu fördern und zu nutzen,
     gen Bevölkerung unter anderem durch Einsatz von qualifizier-       konzentriert sich vor allem auf den Kulturbereich. Die institutio-
     ten Dolmetscher*innen in verschiedenen Ämtern.                    nelle Förderung des Forums der Kulturen, des Deutsch-Türki-
                                                                       schen Forums und einiger weiterer interkultureller Organisatio-
     Migrant*innen bringen ihr Sach- und Erfahrungswissen in           nen hat das Stuttgarter Kulturleben stark bereichert. Das
     verschiedene Beratungsgremien ein. Dazu gehören städtische        Wissen und die Akteure sind da, um vergleichbare interkul-
     Arbeitskreise und thematische Arbeitsgruppen beim Forum           turelle und transkulturelle Ansätze in anderen Handlungsfel-
     der Kulturen und bei anderen Organisationen. Politische Bera-     dern auszubauen: Erziehung und Bildung, Gesundheitsför-
     tung zu Migration und Integration durch sachkundige Ein-          derung, neue gemeinwohlorientierte Wohnformen, sozial
     wohner*innen findet in den Bezirksbeiräten statt, für den          inklusive Quartiersentwicklung und Weiterentwicklung einer
     Gemeinderat im Internationalen Ausschuss.                         gesamtstädtischen Nachhaltigkeitsstrategie. Dafür braucht es
                                                                       angemessene Räume in der Stadt, in denen innovative Ent-
     Abbau von Diskriminierung                                         wicklungen konkret erprobt werden können (Reallabore für
     Mit zunehmender gesellschaftlicher Anerkennung und mit            transkulturelles Lernen in Kooperation von Zivilgesellschaft
     wachsendem Selbstbewusstsein der früher eher marginalisier-       und Wissenschaft).
     ten Bevölkerungsgruppen steigt auch die Erwartung dieser
     Teilgruppen auf gleichberechtigte Repräsentanz in gesell-         Mit einem Haus der Kulturen soll ein Ort geschaffen werden,
     schaftlichen Institutionen. Dies gilt neben Migrant*innen und     von dem aus zukunftsweisende Impulse in diese Richtung aus-
     Schwarzen Menschen/People of Color auch für Mitglieder            gehen, eine gemeinsame Gestaltung des gesellschaftlichen
     nichtchristlicher Religionsgemeinschaften, für Menschen mit       Wandels mit Beiträgen aus der internationalen Stuttgarter Be-
     Behinderungen und für Mitglieder der LSBTTIQ-Community.           völkerung und von Fachleuten aus aller Welt. Wir wollen die
     Es geht um rechtliche und strukturelle Gleichstellung. Vorläu-    vorhandenen Vielfaltskompetenzen nutzen, um eine gemein-
     fer dafür ist die Frauenbewegung. Mit dem Anspruch auf            same Vision für unsere Stadt von morgen und Wege dorthin
     gleichberechtigte Repräsentanz und Mitbestimmung sind             zu entwickeln. Das Haus der Kulturen soll darüber hinaus ein
     neue Aushandlungsprozesse und Verteilungskonflikte ver-            Labor für zeitgenössische transkulturelle Kunst sein. Partizipa-
     bunden. Verbesserte Teilhabechancen führen dazu, dass viel        tive Projekte stellen ein zentrales Element der Programmgestal-
     mehr über Diskriminierung aufbegehrt und diskutiert wird als      tung dar. Das Schaffen von Begegnungsräumen ist ein wesent-
     vorher (Integrationsparadox nach Aladin El-Mafaalani).            licher Bestandteil jeglicher Programmkonzeption.

     Bei vielen Programmen unter der Überschrift „Diversität gestal-
     ten“ geht es darum, die Teilhabe durch Abbau von Diskriminie-
     rung zu verbessern. Fast alle Städte mit dem Anspruch, eine
     weltoffene Kommune zu sein, haben mit Bundesförderung
     lokale Partnerschaften für Demokratie aufgebaut, viele haben
     auch Antidiskriminierungsbüros eingerichtet. Die Stuttgarter
     Partnerschaft für Demokratie besteht seit 2017 und wird seit
     2020 im größeren Umfang aus städtischen Mitteln kofinan-
     ziert. Die neue Polarisierung durch Rechtspopulismus und an-
     dere antidemokratische Bewegungen sowie soziale Ungleich-
     heit gefährden das friedliche Zusammenleben in der pluralen
     Demokratie stärker als andere negative Entwicklungen. Des-
     halb sind Demokratiebildung und Maßnahmen gegen Diskrimi-
     nierung wichtige Bausteine der gesellschaftlichen Integrations-
     politik in Stuttgart.

14
Konzeptionelle Weiterentwicklung

Das Referat für Soziales und gesellschaftliche Integration (kurz:   len Zusammenhalts können wir jedoch nur durch ressortüber-
Referat SI) wurde 2016 eingerichtet, um die verschiedenen           greifende integrierte Handlungsansätze meistern.
Strategien und Maßnahmen gegen Ungleichheit und für
gleichberechtigte Teilhabe „unter einem Dach“ zusammen-             2. Intersektionale Kooperationsstrukturen
zuführen.                                                           Im Referat SI erfolgt die Abstimmung zwischen den Ämtern
                                                                    und den Referatsabteilungen in gemeinsamen Besprechungen
1. Ein erweitertes Integrationsverständnis                          mit der Bürgermeisterin, die in regelmäßigen Abständen statt-
Das Referat SI geht von einem erweiterten Integrationsver-          finden. Die referatsübergreifende Zusammenarbeit erfolgt in
ständnis aus. Sozialpolitik und gesellschaftliche Integrations-     der Lenkungsgruppe gesellschaftliche Integration unter dem
politik haben immer alle Bevölkerungsgruppen im Blick. Es be-       Vorsitz der Bürgermeisterin für Soziales und gesellschaftliche
darf weiterhin spezifischer Programme für Migrant*innen. Bei         Integration. In diesem Gremium sind verschiedene Fachämter
diesen sind wiederum passgenaue Maßnahmen für Geflüch-               und Stabsstellen auf Leitungsebene vertreten.
tete, für neuzugewanderte Fachkräfte, für Kinder und Jugend-
liche aus eingewanderten Familien, für Frauen sowie für ältere      3. Begriffe für erweitertes Integrationsverständnis
Menschen erforderlich. Und es bedarf weiterhin spezifischer          Eine Anregung aus den Hearings zu „20 Jahre Bündnis für
Maßnahmen für Menschen mit Behinderung sowie für Men-               Integration” (Mai bis September 2021) war, die konzeptionelle
schen, die von Armut, von gesundheitlichen Beeinträchtigun-         Weiterentwicklung des Stuttgarter Integrationskonzeptes auch
gen und von anderen Belastungen betroffen sind.                     mit neuen Begriffen zu verdeutlichen. Empfohlen wurde eine
                                                                    Umbenennung des Grundlagenpapiers als „Stuttgarter Bünd-
Zugleich gilt es, bei strategischen Planungen die jeweiligen        nis für Inklusion“, erweitert: „Stuttgarter Bündnis für Inklusion
Überschneidungen und Wechselwirkungen der verschiedenen             und Zusammenleben in Vielfalt“. Der Begriff Integration sugge-
Einflussfaktoren zu beachten, die zu gesellschaftlichen Un-          riere einen einseitigen Anpassungsprozess der Neuzugewan-
gleichheitsverhältnissen führen (intersektionaler Ansatz). Die      derten an eine scheinbar homogene Aufnahmegesellschaft.
Differenzierung der Geschäftsbereiche nach den verschiedenen
Aufgabengebieten mit gesetzlichem Auftrag (Pflichtaufgaben)          Soziale Inklusion beschreibt die Gleichwertigkeit aller Men-
und als freiwillige Leistungen sind für gute Arbeitsabläufe in      schen, die in ihrer Verschiedenheit von der Gesellschaft
großen Kommunalverwaltungen erforderlich. Die großen ge-            akzeptiert werden. Die gesellschaftliche Normalität ist die
sellschaftlichen Herausforderungen wie die Stärkung des sozia-      Vielfalt, das Vorhandensein von Unterschieden. Alle Men-

Das Gremium Internationaler Ausschuss unter Leitung von Dr. Alexandra Sußmann und Gari Pavkovic (Mitte vorne)

                                                                                                                                        15
schen haben das Recht, im vollen Umfang an sämtlichen
     Lebensbereichen gleichberechtigt teilzuhaben und teilzuneh-
     men. Es liegt in der Verantwortung von Politik und Verwal-
     tung, die verschiedenen Lebensbereiche barrierefrei zu gestal-
     ten. In den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige
     Entwicklung wird der Begriff Inklusion verwendet, beispiels-
     weise beim Ziel 16: „Förderung gerechter, friedlicher und
     inklusiver Gesellschaften“.                                       Gemeinsam gestalten

     Gleichberechtige Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen
     Die Diskussion über die passenden Begriffe in der Integrati-      rer Herkunft. Der Migrationshintergrund ist hierbei einer von
     onsarbeit wird in den Fachkreisen schon länger und ohne ei-       mehreren Merkmalen. Bei der Planung von Maßnahmen ist
     nen klaren Konsens geführt. Der Kommunale Qualitätszirkel         er nur dann relevant, wenn Benachteiligungen tatsächlich
     zur Integrationspolitik hat 2017 eine Handreichung zur reflek-     migrationsbedingt sind. Mit diesem ganzheitlichen und
     tierten Begriffsverwendung für öffentliche Verwaltungen und       kooperativen Ansatz der gesellschaftlichen Integrationspolitik
     ihre Kooperationspartner*innen publiziert. Die Fachkommis-        können wir den sozialen Zusammenhalt in unserer Stadt-
     sion der Bundesregierung plädiert in ihrem Bericht zu den         gesellschaft besser stärken als mit Denken und Handeln in
     Rahmenbedingungen der Integrationsfähigkeit von 2020 da-          getrennten Ressortzuständigkeiten.
     für, das Integrationsverständnis von Migration zu entkoppeln
     und auf die Gesellschaft als Ganzes zu beziehen. Die Integra-     Diskussion um Begriffsdefinitionen
     tionsproblematik soll in den Kontext des gesellschaftlichen       Der unpräzise Begriff „mit Migrationshintergrund“ oder alter-
     Zusammenhalts eingebettet werden.                                 nativ „mit Migrationsbiografie“ wird verwaltungsintern als
                                                                       Unterscheidungsmerkmal verwendet, um eine Ungleichheit
     Die zunehmenden Tendenzen von gesellschaftlicher Spaltung,        der Lebensverhältnisse und Teilhabechancen statistisch zu er-
     politischer Polarisierung und kulturellen Identitätskämpfen er-   fassen. Das grundlegende Dilemma der Antidiskriminierungs-
     fordern eine neue Verständigung darüber, was gesellschaftli-      politik besteht darin, dass man die Diskriminierungsmerkmale
     che Integration und Zugehörigkeit ausmacht und welche For-        benennen muss, um sie statistisch zu erfassen, aber diese Be-
     men des zivilen Umgangs miteinander wir haben wollen. Die         nennung zur weiteren Diskriminierung beiträgt. Eine Arbeits-
     Empfehlungen der Fachkommission decken sich mit dem er-           gruppe der Integrationsministerkonferenz entwickelt Empfeh-
     weiterten Integrationsverständnis des Stuttgarter Referates       lungen zu tauglicheren Konzepten und Begriffsdefinitionen,
     Soziales und gesellschaftliche Integration. Es geht um die        die 2022 vorliegen werden. Stuttgart bringt kommunale
     gleichberechtigte Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen, unab-       Sichtweisen und Vorschläge in diesen Diskussionsprozess ein.
     hängig von ihrer Herkunft.
                                                                       Die Potenziale der migrationsbedingten Vielfalt werden in öf-
     Diskutiert wird auch die Frage, ob der Begriff „Migrationshin-    fentlichen Verwaltungen weiterhin weniger genutzt als in der
     tergrund“ in einem sozial inklusiven Verständnis von Zugehö-      Privatwirtschaft. In bisherigen Berichten zur Beobachtung, Be-
     rigkeit noch sinnvoll ist. Nach deutschem Recht gehören alle      schreibung und Analyse von Integrationsprozessen mit Hilfe
     Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit, egal ob Nachkom-      von Indikatoren (Integrationsmonitoring) werden nur be-
     men von Zugewanderten oder nicht, zur deutschen Nation.           stimmte Differenzen zwischen Bevölkerungsgruppen mit und
                                                                       ohne Migrationshintergrund erfasst. Ausgehend vom Ver-
     Im vorliegenden Konzept geht es vorrangig um die Integra-         ständnis, dass Integration gleichberechtigte Teilhabe in allen
     tion von Menschen mit Migrationsbiografie. In diesem Kon-          gesellschaftlichen Bereichen bedeutet, gilt die Angleichung
     text verwenden wir weiterhin den Integrationsbegriff, weil        der Lebensbedingungen von Personen mit und ohne Migrati-
     sich der Begriff Inklusion auf die Teilhabe von Menschen mit      onshintergrund als ein Fortschritt der Integration. Aufgrund
     Behinderungen bezieht. Zugleich entwickeln wir sozialpoliti-      fehlender Daten beispielsweise zum Anteil der Migrant*innen
     sche Strategien der gesellschaftlichen Integration nach Auf-      als Arbeitgeber*innen oder als Fachleute in der Forschung
     gabengebieten (Soziales, Gesundheit, Arbeitsförderung, Ju-        von innovativen Technologien können die Potenziale der Ein-
     gendhilfe, Bildung usw.) mit bedarfsgerechten Maßnahmen           gewanderten nur über wissenschaftliche Studien genauer er-
     für chancenärmere Bevölkerungsgruppen unabhängig von ih-          fasst werden.

16
Aktuelle Arbeitsschwerpunkte

Die Jahre 2020 und 2021 standen ganz im Zeichen der Covid-        Maßnahmen zum Infektionsschutz etwas entgegensetzen.
19-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen             Hier ist politische Aufklärung angesagt. Konflikte können den
des öffentlichen Lebens. Die Markenzeichen Stuttgarts als         gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken, wenn deren Ursa-
Stadt der (Auto-)Mobilität, Kulturstadt und Modellstadt für       chen verstanden werden, wenn bei der Lösungssuche der
eine gute Integrationspolitik wurden 2020 unfreiwillig ergänzt    Wettstreit der besseren Argumente zählt und wenn die offene
durch die mediale Darstellung der Landeshauptstadt als Pro-       Gesellschaft und die Grundwerte der liberalen Demokratie
testhochburg. Nach den Protesten gegen den Bahnhofsneu-           nicht zur Disposition gestellt werden. Irrationale Verschwö-
bau (Stuttgart 21) seit 2010 bekam Stuttgart erneut über-         rungserzählungen und einseitige Schuldzuschreibungen ver-
regionale Aufmerksamkeit durch die Bewegung „Querdenken           stärken die Spaltungstendenzen. Unsere Haltung in Dialogen
711“ mit ihren Demonstrationen gegen die Corona-Maßnah-           zur politischen Bildung ist: Respekt gegenüber jeder Person
men und durch die gewalttätigen Ausschreitungen junger            auf der Beziehungsebene, demokratisch geführter Streit auf
Menschen im Juni 2020 in der Innenstadt („Jugendkrawalle“).       der Sachebene und klare Positionierung gegen Diskriminie-
                                                                  rung und Rassismus. Stuttgart kann auch Modellstadt für die
Da an den Gewaltexzessen gegen Polizei und Geschäfte viele        konstruktive Bewältigung der aktuellen Herausforderungen an
Heranwachsende mit Migrationshintergrund beteiligt waren,         die Demokratie werden.
kam seitens der Medien schnell die Frage auf, ob die Integra-
tion gescheitert sei. Jugendspezifisches Fehlverhalten wurde       Die hier skizzierten gesellschaftlichen Entwicklungen bestim-
auch von Teilen der Politik hauptsächlich am Merkmal Migra-       men die derzeitigen Arbeitsschwerpunkte der Integrations-
tion festgemacht. Auf der anderen Seite beklagten sich junge      arbeit in Stuttgart. Im Folgenden gehen wir auf die konkreten
Männer mit sichtbarem Migrationshintergrund über diskrimi-        Maßnahmen ein. Dabei verzichten wir auf eine vollständige
nierendes Verhalten der Polizei durch häufige Personenkon-         Auflistung aller Programme.
trollen im öffentlichen Raum. Diese Konfliktlagen erforderten
eine schnelle Intervention der Abteilung Integrationspolitik in   1. Migrantenspezifische Schutzmaßnahmen
enger Zusammenarbeit mit den Fachleuten aus der Jugend-           Die Corona-Pandemie hat auch für die Integrationsarbeit neue
hilfe und mit der kommunalen Kriminalprävention.                  Herausforderungen gebracht. Zugleich hinterfragt sie die bis-
                                                                  herigen erfolgreichen Strategien auf verschiedenen Ebenen.
Im Sinne der gesellschaftlichen Integration mussten wir auch      Insbesondere durch die Kontaktbeschränkungen wurden Maß-
der wachsenden Polarisierung durch die Proteste gegen die         nahmen und Programme in den Bereichen Sprachförderung,

Die Pandemie stellte auch die Integrationsarbeit vor neue Herausforderungen.

                                                                                                                                  17
aufgerufen. Nach dem Motto „Mit den Jugendlichen reden
                                                                        und nicht über sie“ wurde im Rahmen des „Runden Tisches
                                                                        Internationale Stadt“ mit der Bürgermeisterin ein Jugend-
                                                                        forum eingerichtet, um mit jungen Menschen über ihre Erfah-
                                                                        rungen und Bedürfnisse während der Pandemiezeit ins Ge-
                                                                        spräch zu kommen. In diesem Dialog geht es auch um die
                                                                        gemeinsame Entwicklung von Maßnahmen für eine jugend-
                                                                        gerechte Innenstadt. Dieses Ziel verfolgt auch die interdiszipli-
                                                                        näre Arbeitsgruppe „Strategierat integrierte Jugendarbeit In-
                                                                        nenstadt“ mit Fachleuten aus der Mobilen Jugendarbeit, der
     Junge Erwachsene engagieren sich freiwillig im Projekt             Kriminalprävention, der Integrationsarbeit und aus weiteren
     „Respektlotsen”.                                                   Handlungsfeldern.

                                                                        Zu konkreten Maßnahmen im zweiten Halbjahr 2020 zählt
     Erwachsenenbildung, Arbeitsförderung, Jugendarbeit, Kultur-        unter anderem das Projekt „Respekt geben! Respekt teilen!“
     und Sport unterbrochen und mussten neu gedacht werden. In          der Abteilung Integrationspolitik und der Stabsstelle Kom-
     Krisen muss vor allem schnell gehandelt werden. Bei Maßnah-        munale Kriminalprävention. Das Restlotsen-Projekt mit freiwil-
     men zur Eindämmung der Pandemie stellte sich die Frage:            lig engagierten jungen Erwachsenen wird 2021 weitergeführt
     „Wie erreichen wir die Migrant*innen?“. Ein wichtiges Instru-      und soll darüber hinaus fortgesetzt werden. Großen Anklang
     ment waren und sind mehrsprachige Kampagnen zum Infekti-           fand auch die Aktionswoche #RESPEKT0711 zum Thema Res-
     onsschutz – vom Befolgen der AHA-Hygieneregeln über das            pekt im täglichen Miteinander mit Kurzfilmen:
     Testen bis hin zum Impfen.                                         stuttgart.de/leben/soziales/aktionswoche-respekt-0711.php

     Im Sinne des Stuttgarter Bündnisses für Integration hat die Ver-
     waltung Hand in Hand mit den Migrantenorganisationen und
     weiteren zivilgesellschaftlichen Institutionen Informations- und
     Aufklärungsarbeit in einfacher Sprache oder direkter Anspra-
     che geleistet, um alle Bürger*innen zu erreichen. Schnell war
     auch klar, dass die Informationen zu Hygiene- und Verhaltens-
     regeln in den Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete mit
     Aushängen am schwarzen Brett nicht ausreichen, um die Men-
     schen zu sensibilisieren. So kam innerhalb einiger Tagen eine
     Gruppe von Geflüchteten zusammen, die in Eigenregie von zu-
     hause aus über Smartphones mehrsprachige Erklärvideos auf-
     nahmen, die auf der städtischen Webseite und auf YouTube
     tausendfach angeklickt wurden.
     youtube.com/watch?v=fEephl4EM3s                                    3. Vielfaltskompetenz der Verwaltung erweitern
                                                                        Die Landeshauptstadt Stuttgart verfolgt zunehmend einen
     Dieses Engagement hat angehalten und sobald genug Impf-            partizipativen Ansatz. Wir entwickeln nicht nur Maßnahmen
     stoff bereit war, haben Migrantenvereine und Moscheegemein-        für Migrant*innen (Jugendliche, Langzeitarbeitslose, Men-
     den ihre Räumlichkeiten für mobile Impfteams zur Verfügung         schen mit Behinderungen usw.), sondern mit ihnen. Dieser
     gestellt und über Social Media zur Impfung aufgerufen. Zudem       Ansatz wurde bei der Stuttgarter Armutskonferenz 2019 er-
     wurden in den Flüchtlingsunterkünften vor Ort für die Bewoh-       folgreich umgesetzt. Betroffene gilt es zu Beteiligten zu ma-
     ner*innen im Mai und Juni 2021 durch das Sozialamt in Ko-          chen und sie bereits bei der Planung von neuen Programmen
     operation mit den mobilen Impfteams Impfangebote realisiert.       mit einzubeziehen. Im Kontext von Migration beinhaltet der
                                                                        partizipative Ansatz unter anderem eine engere Zusammen-
     2. Nach den Jugendkrawallen: Konflikte überwinden                   arbeit der Fachämter mit Migrantenorganisationen und mit
     Auch die sogenannte Jugendkrawallnacht hat die städtischen         weiteren sachkundigen Personen zu Integrationsthemen (In-
     Einrichtungen und weitere Verantwortliche zum Umdenken             ternationaler Ausschuss, Refugee Support Group u.a.). Bei

18
den aktuellen Krisen wurde wieder deutlich, dass innerhalb          meisters zusammen mit der monatlichen Gehaltsabrechnung
der Verwaltung hauptsächlich die Abteilung Integrationspoli-        an 15.000 Beschäftigte verschickt. Auf Grundlage der Ergeb-
tik über vielfältige Zugänge zu den verschiedenen Migranten-        nisse wird die Verwaltung weitere Maßnahmen zur Personal-
gruppen verfügt.                                                    gewinnung und -entwicklung erarbeiten.

Da Integration eine Querschnittsaufgabe der Verwaltung ist,         5. Städtische Antidiskriminierungserklärung
werden in einigen Aufgabenbereichen partizipative Aktions-          Die Stadtverwaltung hat eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die
pläne mit Migrant*innen ansatzweise entwickelt, beispiels-          seit 2020 innerbetriebliche Handlungskonzepte entwickelt.
weise in der Altenhilfeplanung und bei der aufsuchenden             Basis dafür sind die Grundsätze der städtischen Antidiskrimi-
Befragung älterer Menschen in Stuttgart-Wangen. Der Be-             nierungserklärung vom 17. Oktober 2019. Die Konzepte sol-
zirksvorsteher von Stuttgart-Zuffenhausen hat ein Migrations-       len dazu beitragen, dass die Landeshauptstadt Stuttgart Vor-
forum für seinen Stadtbezirk ins Leben gerufen.                     bild für eine lebendige, vielfältige und offene Gesellschaft ist,
                                                                    die sich durch einen gegenseitigen wertschätzenden Umgang
Die Abteilung Stadtentwicklung im Amt für Stadtplanung              auszeichnet. Die Geschäftsordnung der Arbeitsgruppe Anti-
und Wohnen möchte zusammen mit der Abteilung Integrati-             diskriminierung wurde im August 2020 von Oberbürgermeis-
onspolitik ein partizipatives Handlungsprogramm für die             ter Dr. Frank Nopper und von der Vorsitzenden des Gesamt-
Stadtbezirke als Orte der Internationalität und Interkulturalität   personalrats unterzeichnet. Die Geschäftsführung für die
entwickeln. Für diese und weitere innovative Ansätze der be-        Arbeitsgruppe liegt beim Haupt- und Personalamt.
teiligungsorientierten Planung und Umsetzung bedarf es zu-
sätzlicher Personalressourcen. Notwendig ist eine gesamtstäd-       6. Städtischer Dolmetscherdienst
tische Strategie des Verwaltungshandelns mit dem Fokus auf          Die Koordination des städtischen Dolmetscherdienstes liegt
Migration/Integration und Vielfalt, damit interkulturelle Öff-      seit 2018 in der Zuständigkeit der Abteilung Integrationspoli-
nungs- und Beteiligungsprozesse nicht wie bisher auf ein-           tik. Fünf Ämter nehmen die Dolmetscherleistung regelmäßig
zelne Handlungsfelder beschränkt bleiben. Dies soll ein inte-       in Anspruch: Jugendamt, Schulverwaltungsamt, Gesundheits-
grationspolitischer Schwerpunkt der nächsten Jahre werden           amt, Sozialamt und Jobcenter. Ab 2022 werden die Honorar-
(siehe Kapitel Ausblick). Die Abteilung Integrationspolitik ent-    sätze für die sogenannten haupt- und nebenberuflichen Dol-
wickelt einzelne Bausteine dazu mit weiteren Mitgliedern der        metscher*innen vereinheitlicht.
Lenkungsgruppe gesellschaftliche Integration.

4. Vielfalt durch interkulturelle Personalpolitik
Die Personalgewinnung bleibt nach wie vor eine große He-
rausforderung für die Stadt Stuttgart als Arbeitgeberin. Des-
halb wirbt sie seit 2018 in ihrer Personalmarketingkampagne
„Stuttgart von Beruf“ auch mit Gesichtern von Mitarbei-
ter*innen mit sichtbarer Migrationsbiografie, um mehr Fach-
kräfte aus allen Bevölkerungsgruppen zu gewinnen.

In einem zweiten Schritt hat die Landeshauptstadt im Okto-
ber 2019 eine anonyme freiwillige Befragung zum Migrati-
onshintergrund der städtischen Mitarbeiter*innen durch-
geführt. Diese war von der Abteilung Integrationspolitik seit
vielen Jahren geplant, konnte aber aufgrund verschiedener
Bedenken nicht realisiert werden. Unter Berücksichtigung der
datenschutzrechtlichen Vorgaben konnte in Abstimmung mit
allen relevanten Stellen ein einseitiger Fragebogen mit sieben
Fragen entwickelt werden. Neben dem Datenschutz waren                                               www.stuttgart.de/stellenangebote
beteiligt: der Gesamtpersonalrat und der Örtliche Personalrat,
das Haupt- und Personalamt und das Statistische Amt. Der
Fragebogen wurde mit einem Anschreiben des Oberbürger-              Personalmarketing „Stuttgart von Beruf”

                                                                                                                                        19
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