20 Sekunden zum Nachdenken - Eine Präventionsbroschüre der Krebsliga

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20 Sekunden zum Nachdenken - Eine Präventionsbroschüre der Krebsliga
20 Sekunden zum
     Nachdenken

   Eine Präventionsbroschüre der Krebsliga
20 Sekunden zum Nachdenken - Eine Präventionsbroschüre der Krebsliga
Inhaltsverzeichnis

                                               Editorial                                                                5
 Impressum
                                               Die erste Zigarette und was darauf folgt                                 6
 _Herausgeberin
 Krebsliga Schweiz
 Effingerstrasse 40                            Von der Gewohnheit zur Abhängigkeit                                      9
 Postfach 8219
 3001 Bern
 Telefon 031 389 91 00
                                               Tabakwerbung: Die allgegenwärtige Zigarette                             11
 Fax 031 389 91 60
 info@krebsliga.ch                             Mehr als vier Milliarden Franken für 12,3 Milliarden Zigaretten         14
 www.krebsliga.ch

                                               Die Rauchgewohnheiten in der Schweiz                                    16

 _Fachliche Beratung                           Was ist Tabakrauch?                                                     19
 Prof. Dr. med. Theodor Abelin, Bern
 Dr. phil. Georges Bretscher, Ober-Ohringen
 Dr. med. François van der Linde, St. Gallen   Nichtrauchende leben länger                                             23

 _Autor
                                               Rund 300 Millionen Lungenbläschen                                       25
 Hans Krebs, Kommunikation und Publi-
 kumsforschung, Zürich
                                               Raucherhusten – chronische Bronchitis – Lungenemphysem                  26
 _Überarbeitung
 Dr. phil. Nicolas Broccard, Wissenschafts-
 journalist, Bern                              Lungenkrebs – eine Krankheit der Neuzeit                                28

 _Fotos                                        Herzinfarkt und Raucherbein                                             31
 Titel, S. 4: ImagePoint AG, Zürich
 S. 21: Lennart Nilsson, «Eine Reise in
 das Innere unseres Körpers», Rasch und        Die besondere Situation der Frau                                        34
 Röhring
 S. 28, 32: Boehringer Ingelheim
                                               Zum Mitrauchen gezwungen                                                37
 International GmbH

 _Design                                       Ist auch die Luftverschmutzung schuld?                                  39
 Wassmer Graphic Design, Zäziwil

 _Druck
                                               Leichtrauchen – eine Finte                                              41
 galledia ag, Berneck
                                               Aufhören lohnt sich!                                                    42
 Diese Broschüre ist auch in französischer
 und italienischer Sprache erhältlich.         Wie werde ich Nichtraucher/in?                                          44

                                               Gratulation zum Rauchstopp!                                             49
 © 2011, 2009, 2007
 Krebsliga Schweiz, Bern
 4., überarbeitete Auflage                     Adressen                                                                50

KLS / 1.2012 / 10 000 D / 1702                                                            20 Sekunden zum Nachdenken    3
20 Sekunden zum Nachdenken - Eine Präventionsbroschüre der Krebsliga
Liebe Leserin, lieber Leser

                                 Steht imText nur    Die meisten wissen heute, dass      Diese Publikation wendet sich an
                                   die männliche     Rauchen ungesund ist. Aber wie      alle: an Jugendliche, Eltern und
                                   oder weibliche
                                    Form, gilt sie
                                                     ungesund? Dem 50-jährigen Nach-     Unterrichtende, an Nichtrauche-
                                 jeweils für beide   barn, der Kettenraucher war und     rinnen und Nichtraucher, an «über-
                                    Geschlechter.    nun an Lungenkrebs gestorben        zeugte» und «aufhörwillige» Noch-
                                                     ist, stehen zahlreiche Rauchende    rauchende, an Gesunde und an
                                                     gegenüber, die eben nicht an Lun-   jene, denen eine Raucherkrank-
                                                     genkrebs sterben. Aus solchen       heit bereits mehr oder weniger zu
                                                     schwer erklärbaren Beobachtun-      schaffen macht.
                                                     gen entstehen Unsicherheiten und
                                                     häufig auch Vorurteile, die dann    Die Broschüre enthält sehr viele
                                                     fast nicht mehr aus der Welt zu     Informationen. Bewahren Sie sie
                                                     schaffen sind.                      auf, damit sie Ihnen auch in Zu-
                                                                                         kunft als «Nachschlagewerk» die-
                                                     Statt Vorurteile soll Ihnen diese   nen kann. Das Inhaltsverzeichnis,
                                                     Broschüre Informationen liefern:    die grafischen Darstellungen und
                                                     über die Rauchgewohnheiten und      die fortlaufend nummerierten Fra-
                                                     deren Hintergründe, über die ge-    gen erleichtern Ihnen frei wähl-
                                                     sundheitlichen Risiken des Rau-     bare Einstiege, wobei wir Ihnen
                                                     chens und schliesslich auch über    natürlich auch die Lektüre von A
                                                     die Möglichkeiten der Entwöh-       bis Z sehr empfehlen.
                                                     nung. Antworten auf oft gestellte
                                                     Fragen zum Thema Rauchen er-
                                                     gänzen die einzelnen Kapitel.                             Ihre Krebsliga

4   20 Sekunden zum Nachdenken                                                               20 Sekunden zum Nachdenken     5
Die erste Zigarette und was darauf folgt

Niemand kommt mit der Zigaret-                    heiten eines Menschen massgeb-                                       Gründe für das Rauchen bei 15-Jährigen im Jahr 2006
te im Mund auf die Welt. Das ge-                  lich mitbestimmen können, ist be-
wohnheitsmässige Rauchen muss                     kannt: Wissenschaftliche Unter-                                                                                           Häufigste Spontanantworten
«erlernt» werden. Dieser Lernpro-                 suchungen haben mehrfach be-                                                                                              (Mehrfachnennungen) in Prozent
zess setzt – unbewusst – bereits                  stätigt, dass Kinder, deren Eltern                                                                                                                                                 60,5
in der frühesten Kindheit ein und                 rauchen, häufiger zu Rauchenden                                            … um eine Party besser zu geniessen
                                                                                                                                                                                                                                   57,5
durchläuft während der Jugend                     werden als Kinder aus nichtrau-
eine entscheidende Phase. Wer bis                 chenden Familien.                                                             … weil es dir einfach Spass macht                                                           51,8
                                                                                                                                                                                                                        45,8
zum 21. Lebensjahr nicht raucht,
wird nur selten später häufig zur                 Drei von zehn 13-Jährigen haben                                             … um besondere Momente (besser)                                                      40,7
Zigarette greifen.                                mindestens einmal eine Zigarette                                                              zu geniessen                                                32,7
                                                  angezündet. Bis zum 15. Lebens-                                                      … weil es dir hilft, wenn du                                            36,6
Kein Kind wird als Raucherin oder                 jahr sind es fast sechs von zehn.                                             niedergeschlagen oder gereizt bist                                                                      63,4
Raucher geboren, wohl aber als                    Meistens machen Jugendliche ihre
Tochter oder als Sohn rauchen-                    ersten Raucherfahrungen gemein-                                              … um dich aufzumuntern, wenn du                                              32,8
                                                                                                                                    in schlechter Stimmung bist                                                    40,4
der Eltern. Und dass erwachsene                   sam mit Freundinnen und Kolle-
«Vorbilder» die späteren Gewohn-                  gen, öfters an Festen und Wochen-                                            … weil es dann lustiger wird, wenn                                          32,2
                                                                                                                                  du mit anderen zusammen bist                                      24,0
                                                                                                                              … weil du es nicht schaffst, mit dem                                      28,9
Regelmässig rauchende Jugendliche (mindestens wöchentlich) 1998–2010                                                                         Rauchen aufzuhören                                         28,8
                                                                                                                               … um kontaktfreudiger und offener                              18,8
         in Prozent
                                                                                                                                                         zu sein                            15,2
    35
              1998           2002        2006            2010                                                                      … um dich besser konzentrieren                         15,7
    30                                                                                                                                                 zu können                        11,9
    25                               24,2 23,1                                                23,7 23,2                        … um dich nicht schlecht zu fühlen                         12,7
                                                                                                                                                                                            16,5
    20                                                  19,4
                                                                                                                               … weil du gerne zu einer bestimm-                   6,1
    15
                                                 15,1                                                     14,5 15,2                 ten Clique gehören möchtest                     7,5
                                                                                                                                  … um dich nicht ausgeschlossen                  5,8
    10                                                                                                                                                  zu fühlen                 5,0
                                                                  7,7 6,5
           5,7 6,4          4,9
     5                3,2                                                    4,2 3,9                                                   … um von anderen gemocht                  3,3
                                                                                                                                                      zu werden                   4,1
     0
             13-Jährige                 15-Jährige                   13-Jährige             15-Jährige                                                                      0      10     20          30    40     50             60      70
                              Jungen                                                 Mädchen                                                                                      Schüler             Schülerinnen
Quelle: Windlin, B., Delgrande Jordan, M. & Kuntsche, E. N. (2011). Konsum psychoaktiver Substanzen Jugendlicher       Quelle: Schmid, H., Delgrande Jordan, M. & Kuntsche, E. N., Kuendig, H. & Annaheim, B. (2008). Der Konsum psycho-
in der Schweiz – Zeitliche Entwicklungen und aktueller Stand. Resultate der internationalen Studie «Health Behaviour   aktiver Substanzen von Schülerinnen und Schülern in der Schweiz (Forschungsbericht Nr. 42, revidierte und aktualisierte
in School-aged Children» (HBSC) (Forschungsbericht Nr. 58). Lausanne: Sucht Info Schweiz.                              Fassung). Lausanne: Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme.

6          20 Sekunden zum Nachdenken                                                                                                                                                               20 Sekunden zum Nachdenken              7
Von der Gewohnheit zur Abhängigkeit

                 endpartys. Viele lassen das Rau-     Die 15-jährigen rauchenden Ju-                      Hat jemand mit Rauchen begon-         Ist der Griff zur Zigarette einmal
                 chen gleich nach dem ersten Mal      gendlichen wurden 2006 auch                         nen, so gewöhnt sich der Körper       zur Gewohnheit geworden, so
                 oder nach einigen Wochen oder        nach den Gründen ihres Tabak-                       schon nach kurzer Zeit ans Nikotin,   wird der Tabakrauch tiefer inha-
                 Monaten wieder sein, (zu) viele      konsums befragt. An erster Stelle                   dessen Wirkung zunehmend als an-      liert, der tägliche Konsum steigt.
                 bleiben dabei.                       wird mit der Zigarette versucht,                    genehm empfunden wird, so dass        Ein Teil der Rauchenden gerät so
                                                      positive Gefühle zu verstärken.                     mit dem Rauchen nichts Nachtei-       langsam und fast unmerklich in
                 Tabakkonsum auf hohem Niveau         Häufig werden auch Bewältigungs-                    liges mehr verbunden wird. Zu-        eine eigentlich ungewollte Abhän-
                 Nach der alle vier Jahre stattfin-   motive genannt, d.h. rauchen, um                    mindest für den Augenblick. Denn      gigkeit und bekundet zunehmend
                 denden Befragung von Schülern        negative Gefühle zu lindern. So-                    die gesundheitlichen Schäden, die     Mühe, mit Rauchen aufzuhören.
                 und Schülerinnen in der Schweiz      ziale Motive sind seltener.                         durchs Rauchen langfristig entste-
                 stieg der Anteil der mindestens                                                          hen und zu Krankheit, Invalidität     Nur schon der Umstand, dass zwar
                 wöchentlich Rauchenden bis 1998      Jugendliche unterschätzen die Ni-                   oder gar zum vorzeitigen Tod füh-     fast die Hälfte der Rauchenden ih-
                 an, pendelte sich 2002 auf hohem     kotinabhängigkeit und die Schwie-                   ren, können zwanzig oder mehr         re Gewohnheit loswerden möchte,
                 Niveau ein, nahm 2006 wieder ab      rigkeiten eines Ausstiegs. Bei den                  Jahre auf sich warten lassen.         aber von denjenigen, die es in den
                 und blieb 2010 auf diesem Niveau     15-jährigen Rauchenden kommen                                                             letzten zwölf Monaten dann auch
                 (siehe Grafik «Regelmässig rau-      knapp 30% von der Zigarette nicht                                                         tatsächlich versucht haben, mehr
                 chende Jugendliche», S. 6). Bei      mehr los. Rauchen diese Jugend-                                                           als 80% erfolglos geblieben sind,
                 den 15-Jährigen stufen sich rund     lichen täglich, sind es bereits über                                                      zeigt, welch grosses Problem die
                 17% als mindestens wöchentliche      80%. Zudem rauchen 2010 vier                                                              körperliche und die psychische
                 Raucherinnen und Raucher ein         Fünftel der täglich Rauchenden                                                            Abhängigkeit darstellen.
                 und etwa 12% rauchen täglich.        bereits spätestens auf dem Weg
                 Diese Zahl ist zwar innerhalb der    zur Schule.
                 letzten 12 Jahre eher gesunken,
                 sie repräsentiert gleichwohl ca.                                            Frage 2
                 10 000 täglich rauchende 15-Jäh-
                 rige.
                                                                                             Ist Rauchen eine Sucht?
                                                                                             Nicht jeder Raucher und jede Raucherin ist von der Zigarette ab-
                                                                                             hängig. Aber ein Teil der Rauchenden gerät in eine derart starke
                                                                                             Abhängigkeit, dass man von einer eigentlichen Sucht sprechen
                                                                                             kann. Von den typischen Suchtzeichen (übermächtiges Verlangen,
    Frage 1                                                                                  psychische oder eventuell körperliche Abhängigkeit, Tendenz zur
                                                                                             Dosissteigerung) ist bei stark Rauchenden nur das letzte nicht sehr
    Ist die «rauchende Jugend» eine Mehrheit?                                                ausgeprägt. Die meisten Rauchenden sind zwar «nur» psychisch
    Nein. 76% der 14- bis 19-Jährigen rauchen nicht, wie die Schweize-                       von der Zigarette abhängig. Aber eine gewisse körperliche Nikotin-
    rische Umfrage zum Tabakkonsum 2010 ergeben hat. Und von                                 abhängigkeit macht sich bei ihnen doch insofern bemerkbar, als
    den Rauchenden möchten viele mit dem Tabakkonsum brechen;                                sie die – zwar nur wenige Minuten anhaltende – beruhigende oder
    53% denken nicht ans Aufhören.                                                           anregende Wirkung einer Zigarette immer wieder benötigen.

8        20 Sekunden zum Nachdenken                                                                                                                 20 Sekunden zum Nachdenken   9
Tabakwerbung:
                                                                            die allgegenwärtige Zigarette

Die körperliche Abhängigkeit         Die psychische Abhängigkeit            Die Zigarettenwerbung versteht es,    Eine Zunahme hingegen verzeich-
ist vor allem auf die Wirkung des    wird durch das Nikotin mitverur-       das Rauchen in raffinierter Weise     nen die Ausgaben für Promo-
Nikotins zurückzuführen (siehe       sacht. Rauchen wird zudem unbe-        mit Freiheit, Genuss und all den      tion (besonders Massnahmen zur
S. 19) und äussert sich zum Bei-     wusst mit bestimmten Gefühlsla-        Lebensfreuden in Verbindung zu        Verkaufsförderung) und indirekte
spiel darin, dass Rauchende reiz-    gen, Stimmungen und Situationen        bringen, nach denen sich Frauen       Tabakwerbung (Feuerzeuge, Klei-
barer und stressempfindlicher        verknüpft. Treten diese auf, so er-    und Männer im Stress und in der       dungsstücke etc. mit demsel-
werden, wenn ihr Nikotinspiegel      folgt fast automatisch der Griff zur   Monotonie des Alltags sehnen.         ben Logo wie auf der Zigaretten-
im Blut sinkt. Es ist indessen ein   Zigarette. Psychische Stimmun-         Die Werbung unterstützt dieses        packung).
Irrtum zu glauben, Rauchende         gen haben sehr viel mit Rauchen        Wunschdenken, indem sie erfolg-
seien «stressfester» als Nichtrau-   zu tun. Die Zigarettenwerbung          reiche und attraktive rauchende       Werbung ist wirksam
chende. Richtig ist vielmehr, dass   macht sich diese Verknüpfung zu-       Menschen zeigt: naturverbunde-        Nicht nur für die Einführung einer
Rauchende ihre erhöhte Reiz-         nutze, indem sie immer wieder          ne und Partygänger; Männer, die       neuen Marke wird deshalb viel
barkeit durch wiederholte Niko-      solche typischen Stimmungen mit        erobern, und Frauen, die verfüh-      Geld eingesetzt. Den einzelnen
tinzufuhr ständig wieder auf das     der Zigarette in Verbindung bringt     ren; vermeintlich unabhängige und     Zigarettenherstellern geht es im
Niveau von Nichtrauchenden ab-       (siehe auch S. 11).                    selbstbewusste Menschen, die          «Kampf um Marktanteile» zwar
bauen müssen.                                                               Abenteuer erleben und sportliche      angeblich darum, ihren Verkauf
                                                                            Leistungen erbringen und an deren     auf Kosten der Konkurrenz zu stei-
                                                                            Gesundheit niemand zweifelt …         gern, denn jedes Jahr wechselt
                                                                                                                  etwa ein Achtel der Zigaretten-
                                                                            Werbung verknüpft ganz be-            rauchenden die Marke, oftmals
                                                                            stimmte Stimmungen und Situa-         allerdings nur innerhalb des Sor-
                                                                            tionen – auch aus Sport und Na-       timents des gleichen Herstellers.
                                                                            tur – immer und immer wieder mit      Vor allem aber wollen die Tabak-
                                                                            dem Griff zur Zigarette. Die Werbe-   fabrikanten neue Konsumentinnen
                                                                            aufwendungen für Kinospots, Pla-      und Konsumenten – zusätzlich zu
                                                                            kate und Inserate sind in den letz-   den «Markenwechslern» – hinzu-
                                                                            ten Jahren stark zurückgegangen.      gewinnen.

                                                                                                                  Die Zigarettenwerbung zielt
                                                                                                                  in erster Linie auf junge Leute
                                                                                                                  Zwar ist Tabakwerbung, die sich
                                                                                                                  an Minderjährige richtet, gesetz-
                                                                                                                  lich verboten. Mit Lippenbekennt-
                                                                                                                  nissen halten sich die Tabakfir-
                                                                                                                  men an diese Einschränkungen.

10     20 Sekunden zum Nachdenken                                                                                                    20 Sekunden zum Nachdenken   11
Aber Jugendliche, die ja meist älter   Am 26. Mai 2003 verabschiedete                     Im Werbefernsehen ist zwar keine     viele Zeitungen und Zeitschriften
             scheinen möchten, als sie sind,        die Europäische Union die Richt-                   Tabakwerbung zugelassen, aber        sind die Einnahmen aus der Ziga-
             orientieren sich ganz gern am          linie über Werbung und Spon-                       die Zigarette ist dennoch auf dem    rettenwerbung sogar so wichtig,
             «Vorbild» junger Erwachsener. In       soring von Tabakerzeugnissen.                      Bildschirm präsent, zum Beispiel     dass sie ihre redaktionellen Spal-
             Tat und Wahrheit zielt die Tabak-      Ab 1. August 2005 gilt in der EU                   in Spielfilmen. Intensiv tritt die   ten nur sehr ungern für wirksame
             werbung denn auch auf Jugend-          ein Verbot der Werbung und des                     Werbung im Kino und auf Plakat-      Kampagnen zur Förderung des
             liche. Dafür gibt es zahlreiche Bei-   Sponsorings für Tabakwaren. Ver-                   wänden in Erscheinung. Und für       Nichtrauchens öffnen.
             spiele.                                schiedene Mitgliedstaaten kennen
                                                    heute noch strengere Regelungen
             Indirekt hilft die Werbung für die     und untersagen mit ganz wenigen
             Marke «X» zudem allen Konkur-          Ausnahmen alle Formen von Ta-
             renten: Das Bewusstsein in der         bakwerbung. Am Fernsehen darf
             Öffentlichkeit, dass es Zigaretten     in der EU seit 1989 nicht mehr für
             gibt und Rauchen «gesellschafts-       Tabak Reklame gemacht werden.
             fähig» ist, wird so wach gehalten.
                                                    In der Schweiz untersagt die Tabak-
             Internationales Abkommen               verordnung von 2004 Werbung           Frage 3
             fordert umfassendes                    für Tabakerzeugnisse und für Rau-     Würde ein Reklameverbot den Tabakkonsum
             Werbeverbot                            cherwaren mit Tabakersatzstoffen,
             Am 21. Mai 2003 stimmten die           die sich speziell an Jugendliche
                                                                                          senken?
             192 Mitgliedstaaten an der 56. Ver-    unter 18 Jahren richtet. Ausdrück-    Alle Länder, die bisher ein Werbeverbot einführten, taten dies im
             sammlung der Weltgesundheits-          lich verboten ist unter anderem die   Rahmen eines grösseren Massnahmenpakets. Wie stark ein Verbot
             organisation in Genf einstimmig        Werbung an Orten, wo sich haupt-      der Tabakwerbung als isolierte Einzelmassnahme den Konsum
             der internationalen Rahmenkon-         sächlich Jugendliche aufhalten,       zu senken vermag, ist umstritten. Erwiesen ist hingegen, dass die
             vention über die Tabakkontrolle        oder an Veranstaltungen wie Kul-      Kombination von Information und Aufklärung mit gesetzgebe-
             zu. Das Abkommen bezweckt, die         tur- und Sportanlässen, die mehr-     rischen Massnahmen (Werbeverbot, Warnaufschriften auf den
             weltweite Ausbreitung tabakbe-         heitlich von Jugendlichen besucht     Packungen, Erhöhung der Tabaksteuern, gesetzliche Einführung
             dingter Krankheiten und Todes-         werden, und die unentgeltliche        rauchfreier öffentlicher Räume und Verkehrsmittel) in mehreren
             fälle einzudämmen. Eine zentrale       Abgabe von Werbegegenständen          Ländern eine Senkung des Tabakkonsums bewirkt hat.
             Massnahme zur Tabakkontrolle ist       an Jugendliche wie T-Shirts, Müt-
             ein «umfassendes Verbot der Wer-       zen, Fähnchen oder Badebällen.
             bung, der Verkaufsförderung und        Das Werbeverbot für Tabakpro-
             des Sponsorings».                      dukte in Radio und Fernsehen gilt
                                                    bereits seit 1964.

12   20 Sekunden zum Nachdenken                                                                                                                 20 Sekunden zum Nachdenken   13
Mehr als vier Milliarden Franken
für 12,3 Milliarden Zigaretten

2009 wurden in der Schweiz            Der Staat erhält ab 1. Januar 2011     Kosten von zehn Milliarden            Die im Auftrag des Bundesamtes für
12,3 Milliarden Zigaretten – das      bei einem Päcklipreis von 7.40 Fran-   Franken                               Gesundheit durchgeführte Studie*
sind 615 Millionen Päckli – ver-      ken 64,2% des Zigarettenverkaufs-      Doch den mehr als 2 Steuermilliar-    zeigt u. a., dass die Rauchenden
kauft, wobei ein Teil auf den Rei-    preises in Form von Tabaksteuern       den auf der Einnahmenseite steht      nur rund 40% der direkten tabak-
severkehr entfällt (ausländische      (56,1%) und Mehrwertsteuern            ein Mehrfaches auf der Ausgaben-      bedingten Kosten selbst tragen.
Touristen, Grenzgänger). Zudem        (7,4%). Zusätzlich werden für die      seite gegenüber. Nach neuen Be-       Den Rest bezahlen Nichtrauchen-
exportierten die schweizerischen      Finanzierung des Tabakpräven-          rechnungen betragen die direkten      de und Unternehmen (z. B. durch
Zigarettenhersteller 2009 46,6 Mil-   tionsfonds sowie für den inlän-        und indirekten sozialen Kosten des    Krankheitsabsenzen).
liarden Zigaretten ins Ausland.       dischen Tabakanbau (SOTA-Fonds)        Rauchens rund 5 Milliarden Fran-
                                      je 2,6 Rappen (je 0,35%) pro Ziga-     ken jährlich. Die direkten tabak-
Zigaretten sind frei erhältlich,      rettenpäckli erhoben.                  bedingten Kosten für die medizi-
in beliebiger Zahl, jederzeit und                                            nische Behandlung werden auf
praktisch überall – trotz ihrer ge-   Die Tabaksteuer ist zweckgebunden      1,2 Milliarden Franken geschätzt,
sundheitsschädigenden Wirkung.        und dient zur Mitfinanzierung des      die indirekten Kosten (Produktions-
Die Tabakbranche kann sich in der     Bundesbeitrages an die Alters-,        verlust) durch Tod, Invalidität und
Schweiz auf ein breites Verteiler-    Hinterlassenen- und Invalidenver-      verlorene Arbeitskraft auf 3,8 Mil-
netz stützen: Etwa 30 000 Verkaufs-   sicherung (Artikel 112 der Bundes-     liarden Franken. Dazu kommen
stellen (mehr als die Hälfte Auto-    verfassung). Sie betrug 2009 auf       noch die Kosten für das mensch-
maten) stehen zur Verfügung.          den verschiedenen Tabakwaren           liche Leid durch Erkrankungen
                                      1987 Millionen Franken. Die Tabak-     und vorzeitigen Tod in der Höhe
                                                                                                                   * Sarino Vitale, France Priez, Claude Jean-
Für Zigaretten wurden im Jahr         steuer beläuft sich auf knapp 20%      von 5 Milliarden. Nicht berücksich-     renaud (1998): Le coût social de la consom-
2009 in der Schweiz rund 4,6 Mil-     des jährlichen Bundesbeitrages an      tigt in diesen Zahlen sind die Aus-     mation de tabac en Suisse. Université de
liarden Franken ausgegeben. Ein       die beiden Sozialwerke, was rund       wirkungen des Passivrauchens.           Neuchâtel.
Päckli-pro-Tag-Raucher lässt sich     4% der gesamten AHV/IV-Einnah-
seine 7300 Zigaretten im Jahr         men entspricht.
rund 2700 Franken kosten (Preis-
basis 2011).

14     20 Sekunden zum Nachdenken                                                                                                            20 Sekunden zum Nachdenken   15
Die Rauchgewohnheiten
             in der Schweiz

             In der Schweiz rauchen rund 27%       Längerfristige Trends                    Raucheranteile nach Alter und Geschlecht 2001 und 2010
             der 14- bis 65-jährigen Wohnbe-       In den 1970er- und 1980er-Jahren
             völkerung (24% der Frauen und         sanken die Anteile der Raucher,                                     Männer                                               Frauen
             30% der Männer), wie die Schwei-      diejenigen der Raucherinnen stie-
             zerische Umfrage zum Tabakkon-        gen an. In den 1990er-Jahren ha-                 14–19 Jahre                                          14–19 Jahre
             sum 2010 ergab. 19% sind täg-         ben sich bei beiden Geschlechtern         2001     18   15 3                   64                      14 14 4                    68
             liche, 8% nichttägliche Rauchende.    die Anteile auf einem immer noch          2010    14 12 4                     70                       11 9 3                    77
                                                   hohen Niveau stabilisiert. Bei den
                                                                                                    15–19 Jahre                                          15–19 Jahre
             > Bei den täglich Rauchenden          14- bis 19-Jährigen scheinen, nach                  21    17 3                   59                     17   16 4                   63
                                                                                             2001
               betrug 2010 der durchschnitt-       einer starken Zunahme, in den
                                                                                             2010     17 14 4                      65                     13 10 4                    73
               liche Tageskonsum rund              letzten Jahren die Anteile wieder
               14,2 Zigaretten (13,1 bei           rückläufig zu sein (siehe Grafik).               20–24 Jahre                                          20–24 Jahre
               den Frauen und 15,7 bei den                                                   2001       31      17 5                   47                   24    13 8                   55
               Männern).                           Insgesamt rauchen noch mehr               2010      28     14 10                    48                  22     14 8                   56
             > Bei den nichttäglich Rauchen-       Männer als Frauen. Doch in der
               den waren es durchschnittlich       jungen Generation haben sich die                 25–34 Jahre                                          25–34 Jahre
               rund 8 Zigaretten pro Woche,        Rauchgewohnheiten von Män-                2001         38          9 14              39                  21   10 12                   57
               wobei 64% weniger als eine          nern und Frauen im Laufe der Zeit         2010      26    8        19               47                  16 9 17                       58
               Zigarette pro Tag rauchten.         weitgehend angeglichen.                          35–44 Jahre                                          35–44 Jahre
                                                                                             2001       29     9    20                  42                  24    8  22                       46
             Am meisten Personen rauchen           Der Tabakkonsum pro Kopf der Be-          2010     18 10      22                    50                 16 6 18                        60
             mit 39% in der Altersklasse der 20-   völkerung ist in den letzten 25 Jah-
             bis 24-Jährigen (Frauen 36% und       ren stetig gesunken. Während län-                45–54 Jahre                                          45–54 Jahre
             Männer 42%). Nach dem 25. Al-         gerer Zeit war der Trend zu be-           2001     21    10          30               39                22    7    24                   47
             tersjahr gehen die Anteile deutlich   obachten, dass weniger Leute              2010      23    8         27                42                20 5      24                   51
             zurück. Bei den 55- bis 65-Jährigen   mehr rauchen (Anstieg des Anteils
                                                                                                    55–65 Jahre                                          55–65 Jahre
             rauchen noch 18% der Frauen und       starker Raucherinnen und Rau-
                                                                                             2001     18 8             39                 35               17 5 21                       57
             24% der Männer.                       cher). Neuerdings zeichnet sich der
                                                                                             2010     17 7            37                 39               15 3    26                     56
                                                   Trend ab, dass weniger Personen
                                                   täglich rauchen, der Anteil der nicht-           0       20       40       60         80      100    0        20       40        60        80     100
                                                   täglich Rauchenden aber mehr
                                                   oder weniger unverändert bleibt.                      Täglich Rauchende                    Nicht-täglich Rauchende
                                                                                                         Ex-Rauchende                         Niemals-Rauchende

                                                                                            Quelle: Der Tabakkonsum der Schweizerischen Wohnbevölkerung in den Jahren 2001 bis 2010, Tabakmonitoring –
                                                                                            Schweizerische Umfrage zum Tabakkonsum 2011.

16   20 Sekunden zum Nachdenken                                                                                                                                    20 Sekunden zum Nachdenken            17
Was ist Tabakrauch?

In der Schweiz werden pro Kopf                  Aufhörbereitschaft                          Der Rauch, der bei der Verbren-         Nikotin
der Bevölkerung durchschnittlich                48% der Rauchenden möchten gern             nung von Tabakprodukten ent-            Nikotin ist die eigentliche Ursache
mehr Zigaretten konsumiert als                  mit dem Rauchen Schluss machen              steht, enthält über 4000 verschie-      für die Abhängigkeit von der Ziga-
in den meisten andern europäi-                  (Schweizerische Umfrage zum                 dene Substanzen, teils in Gasform,      rette. Nach seiner Aufnahme in
schen Ländern. Dies dürfte u. a.                Tabakkonsum 2010). Innerhalb der            teils als feste Bestandteile, die man   die Lunge erreicht es innert weni-
auch mit dem relativ tiefen Ziga-               nächsten sechs Monate wollen                als «Teer» bezeichnet. Nur ein Teil     ger Sekunden das Zentralnerven-
rettenpreis (gemessen am hohen                  26% der Rauchenden aufhören.                dieser Substanzen ist bis heute         system. Es gehört zu den stärksten
Lebensstandard) zusammenhän-                    Höher ist der Anteil bei den täg-           bekannt, und nur von wenigen            Giften. 30 bis 50 Milligramm genü-
gen. Vergleicht man nämlich die                 lich Rauchenden (28%) als bei den           kennt man die Wirkung auf die Ge-       gen, um einen Menschen zu töten.
für den Kauf eines Zigaretten-                  nichttäglich Rauchenden (17%).              sundheit des Menschen. Wer pro          In kleinen Mengen dagegen zeigt
päcklis aufgewendete Arbeitszeit,               Hinsichtlich Alter fassen bei den           Tag ein Päckli Zigaretten raucht,       es eine grosse Anzahl komplexer
so gehört die Schweiz wegen des                 25- bis 34-Jährigen mit 30% am              nimmt in zwanzig Jahren 6 Kilo-         Wirkungen. Rauchende suchen ei-
hohen Lohnniveaus zu den Län-                   meisten Personen einen Rauch-               gramm Rauchstaub (= 10 Briketts)        nerseits die anregende, anderseits
dern mit dem geringsten Auf-                    stopp ins Auge. Weitgehend unab-            und jährlich eine Tasse Teer zu         die beruhigende Wirkung, was
wand für den Zigarettenkauf. Neu-               hängig ist die Aufhörbereitschaft           sich. Dieser «Dreck» zieht eine gif-    markante Abhängigkeit auslöst
ere Forschungen zeigen, dass mit                vom Geschlecht.                             tige Spur durch den ganzen Kör-         und als Hauptgrund für den Kon-
Preiserhöhungen die konsumsen-                                                              per, bevor er wieder ausgeschie-        sum von Tabakprodukten gilt. Das
kenden Auswirkungen der Präven-                 Wie eine Studie zur Raucherent-             den wird. Ein Teil davon lagert sich    psychische und physische Abhän-
tion verstärkt werden können.                   wöhnung* zeigt, möchten starke              in verschiedenen Organen ab und         gigkeitspotenzial von Nikotin ist
Denn die Nachfrage nach Zigaret-                Raucher überdurchschnittlich oft            führt dort zu nachhaltigen Schädi-      mit jenem der sogenannten «har-
ten ist über den Preis beeinfluss-              aufhören, wobei es aber meist               gungen.                                 ten» Drogen vergleichbar. Dies
bar. In den vergangenen Jahren                  bei einem allgemeinen Wunsch                                                        ist der Hauptgrund, warum heute
ist die Tabaksteuer in der Schweiz              bleibt und kein Termin ins Auge             Von den Verbindungen im Ziga-           Tabakabhängigkeit als Krankheit
mehrmals in kleinen Schritten er-               gefasst wird. Die Triebfeder für ei-        rettenrauch, deren gesundheits-         klassifiziert wird.
höht worden.                                    nen Rauchstopp kann eine posi-              schädigende Wirkung bewiesen
                                                tive Gesundheitseinstellung sein.           ist oder vermutet wird, sind heu-       Andere Wirkungen, die man dem
                                                Gesundheitliche Störungen füh-              te am besten bekannt: das Niko-         Nikotin nachweisen kann, sind zum
                                                ren öfters zur Konkretisierung des          tin, die Teerprodukte, das Kohlen-      Beispiel die Beschleunigung des
                                                Wunsches, mit dem Rauchen auf-              monoxid sowie gewisse Reizgase          Herzschlags und als Folge der
                                                zuhören. Rauchende sollten er-              (Stickoxide u. a.).                     gefässverengenden Wirkung die
                                                muntert werden, aufzuhören, bevor                                                   Abnahme der Hauttemperatur (sie-
                                                sich gesundheitliche Schäden be-                                                    he Infrarot-Aufnahmen auf S. 21).
                                                merkbar machen.

* Christoph Junker, Gian Töny, Theodor Abelin (1999): Wunsch, Versuch und Erfolg, mit dem
  Rauchen aufzuhören. Institut für Sozial- und Präventivmedizin Bern.

18       20 Sekunden zum Nachdenken                                                                                                                    20 Sekunden zum Nachdenken   19
Über hormongesteuerte Mechanis-          Teerprodukte                           Kohlenmonoxid
              men wird auch die Entstehung von         Im Teer finden sich über 40 Sub-       Kohlenmonoxid ist ein gefährli-
              Thrombosen (Verstopfung eines            stanzen, deren krebserzeugende         ches Atemgift. Es verdrängt den
              Blutgefässes durch ein Blutgerinn-       Wirkung heute ohne Zweifel be-         lebenswichtigen Sauerstoff aus
              sel) in den Adern erleichtert. Lang-     wiesen ist. Dazu kommen noch ei-       seiner Bindung an den roten Blut-
              fristig tragen diese Wirkungen des       nige andere Stoffe, die nur in klei-   farbstoff. Der maschinell bestimm-
              Nikotins zur Schädigung des Herz-        nen Mengen auftreten und deren         te Gehalt darf sich pro Zigarette
              Kreislauf-Systems bei (siehe auch        Bedeutung für die Krebsentste-         höchstens auf 10 Milligramm be-
              S. 31).                                  hung noch unsicher ist.                laufen.

              Die anfänglich unangenehmen Ne-          Man kann die Teermenge durch           Die Gewebe und Organe des Kör-
              benwirkungen des Nikotins (Übel-         Kondensierung des Rauches be-          pers erhalten damit eine bei
              keit, Schweissausbrüche, Erbre-          stimmen. Deshalb wird sie auf den      schweren Rauchenden bis zu
              chen) verschwinden durch Gewöh-          Zigarettenpackungen manchmal           15% verminderte Sauerstoffzu-
              nung des Körpers relativ bald.           auch als «Kondensat» bezeichnet.       fuhr. Wenn auch der gesunde
                                                       Der Teergehalt darf höchstens          Mensch in Ruhe davon nicht viel
              Gemäss Tabakverordnung darf der          10 Milligramm pro Zigarette betra-     merkt, so spüren zum Beispiel
              Nikotingehalt einer Zigarette 1,0 Mil-   gen; auch dieser Höchstgehalt be-      Sporttreibende oder Leute mit be-
              ligramm nicht überschreiten; die-        ruht auf maschinellen Messungen.       reits geschädigtem Herzen, die
              ser Höchstgehalt wird mittels ma-        Die Menge, die beim Rauchen auf-       beide auf gewisse Sauerstoffreser-
              schineller Messungen ermittelt           genommen wird, hängt von der           ven angewiesen sind, diesen Aus-
              und entspricht nicht der tatsäch-        Art des Rauchens ab, in erster Li-     fall deutlich.
              lich aufgenommenen Menge. Ein            nie von der Tiefe der Inhalation.
              Raucher absorbiert pro Zigarette                                                Nichtrauchende haben einen län-
              1 bis 3 Milligramm. Das ergibt           Im Gegensatz zum Nikotin hat Teer      geren Atem – vor allem bei Aus-
              20 bis 40 Milligramm pro Tag.            keine sofort bemerkbaren Wir-          dauersportarten. Ein Test bei 19-
                                                       kungen. Er lagert sich vor allem in    jährigen Rekruten zeigt, dass        © Lennart Nilsson, «Eine Reise in das Innere
                                                       den Atemwegen und in der Lunge         bereits ein paar «Raucherjahre»      unseres Körpers», Rasch und Röhring
                                                       ab und führt dort langfristig zu       zu entsprechenden Leistungsein-
 Verschluckter Tabak kann lebens-                      Schäden (siehe auch S. 26 und          bussen führen: In einem 12-Mi-       Nikotin beeinträchtigt die Durchblutung.
 gefährlich sein                                       S. 28). Doch die «Teerspur» zieht      nuten-Lauf legten Nichtraucher       Aufnahmen mit einer Infrarotkamera machen
                                                                                                                                   die Temperaturverteilung in der Hand einer
 Lebensgefährlich kann aber verschluckter              sich bis zu den Ausscheidungs-         durchschnittlich 2600 Meter zu-      Versuchsperson sichtbar. Nach wenigen Lun-
 Tabak sein. Das Nikotin einer einzigen ver-           organen, wo Blasen- und Nieren-        rück. Raucher hingegen, die seit     genzügen weicht das Blut aus den Fingern. Die
 schluckten Zigarette ist für ein Kleinkind            krebs die Folge sein können.           vier Jahren ein Päckli Zigaretten    Gefässe einer normal durchbluteten Hand zie-
                                                                                                                                   hen sich unter der Nikotineinwirkung vorüber-
 tödlich. Allerdings verursacht verschluckter                                                 pro Tag konsumiert hatten, kamen     gehend zusammen, die Hauttemperatur sinkt.
 Tabak einen starken Brechreiz, so dass meis-                                                 300 bis 400 Meter weniger weit.      Deshalb verschwinden die Finger allmählich
 tens nicht die ganze Menge vom Magen                                                         Je länger und je mehr Zigaretten     auf dem Infrarot-Bild. Diese Kurzzeitwirkungen
                                                                                                                                   wiederholen sich bei jeder Zigarette von neu-
 aufgenommen wird.                                                                            die Läufer geraucht hatten, des-
                                                                                                                                   em – bei einem Päckli-pro-Tag-Raucher 7300-
                                                                                              to grösser war die Leistungsein-     mal im Jahr, was zu nachhaltigen Durchblu-
                                                                                              busse.                               tungsstörungen führen kann.

20    20 Sekunden zum Nachdenken                                                                                                         20 Sekunden zum Nachdenken               21
Nichtrauchende leben länger

                                                                       Der Genuss des Tabakrauchens          kranzgefässe (17%) und chronisch
 Frage 4                                                               fordert einen gesundheitlichen        obstruktive Lungenerkrankungen
 Was nützen Warnaufschrift und Schadstoff-                             Preis. Jede Raucherin und jeder       COPD (15%). Erwachsene Rau-
                                                                       Raucher spürt am eigenen Leib         cher und Raucherinnen verlieren
 angaben auf der Zigarettenpackung?                                    die Einschränkungen der körper-       durchschnittlich 13 bis 14 Jahre
 Seit 1. Mai 2007 müssen in der Schweiz alle Tabak- und Rauchwaren     lichen Leistungsfähigkeit. Sie neh-   ihres Lebens.
 mit grossen schriftlichen Warnhinweisen versehen sein. Ab 1. Januar   men zwar meistens diese Tatsache
 2010 sind kombinierte Warnhinweise von Text und Bild vorgeschrie-     in Kauf, vergessen aber, dass die     Die Wahrscheinlichkeit, an Bron-
 ben; die schriftlichen Warnhinweise sind mit einer Abbildung und      «Schlussabrechnung» noch bevor-       chitis, an einem Lungenemphysem
 einem Hinweis auf die Rauchstopplinie 0848 000 181 zu ergänzen.       steht.                                oder an Lungenkrebs zu erkran-
 Warnhinweise mit Illustrationen sprechen auch Menschen an, die                                              ken, ist für Raucherinnen und Rau-
 kaum lesen können.                                                    Zahlreiche wissenschaftliche Stu-     cher um ein Mehrfaches grösser
 Zudem sind die Hersteller verpflichtet, den Teer-, Nikotin- und       dien der letzten 50 Jahre kommen      als für Nichtrauchende gleichen
 Kohlenmonoxidgehalt auf der Zigarettenpackung aufzudrucken.           zum selben Schluss: Raucherin-        Alters. Aber auch die Gefahr, dass
                                                                       nen und Raucher altern schneller      Rauchende zum Beispiel an Mund-
 Die Schadstoffgehalte werden maschinell gemessen. Ihre Aufnahme       und haben eine stark verminder-       höhlen-, Kehlkopf-, Speiseröhren-
 durch die Rauchenden ist jedoch sehr individuell. Im Auftrag der      te Lebenserwartung. Das Risiko,       oder Blasenkrebs erkranken, ist
 Weltgesundheitsorganisation durchgeführte Tests haben gezeigt,        an einer für Rauchende typischen      signifikant höher als das Risiko
 dass Rauchende vor allem beim Konsum «leichter» Zigaretten ein        Erkrankung zu sterben, steigt, je     der Nichtrauchenden. Kommt zum
 Mehrfaches der auf der Packung deklarierten Schadstoffmengen          mehr man raucht, je jünger man        Tabak noch ein übermässiger Al-
 aufnehmen können. Die wenigsten Rauchenden wissen, wie Teer,          damit anfängt, je länger man          koholkonsum hinzu, so wird das
 Nikotin und Kohlenmonoxid in einer bestimmten Dosis wirken.           raucht und je tiefer man inhaliert.   Risiko einer Erkrankung an Kehl-
                                                                                                             kopf- oder Speiseröhrenkrebs
 Frage 5                                                               Rauchende sterben durchschnitt-       markant grösser.
 Hält der Zigarettenfilter denn nicht einen grossen                    lich 13 bis 14 Jahre früher
                                                                       Das Erkrankungs- und Sterberisiko     Bei den Erkrankungen von Herz
 Teil der Schadstoffe zurück?                                          der Rauchenden ist für eine ganze     und Kreislauf ist das Risiko der
 Technisch ist es durchaus möglich, einen hochwirksamen Filter         Anzahl von Krankheiten deutlich       Rauchenden ebenfalls signifikant
 herzustellen – nur wird dann mit den Schadstoffen auch gleich         erhöht. In der Schweiz werden         grösser als dasjenige der Nicht-
 das gewünschte Aroma zurückgehalten. Die heute gebräuchlichen         jährlich mehr als 9000 Sterbefälle    rauchenden (siehe auch S. 24).
 Filter sind deshalb Kompromisslösungen. Sie entziehen dem             dem Rauchen zugeschrieben. Das
 Rauch eine mehr oder minder begrenzte Menge Teer, Nikotin und         sind jeden Tag 25 vorzeitige Todes-   Die tabakbedingten Gesundheits-
 Kohlenmonoxid.                                                        fälle. Je 41% dieser tabakbeding-     risiken sind dosisabhängig und
                                                                       ten Todesfälle werden verursacht      steigen bei Frauen in ähnlichem
 Frage 6                                                               durch Krebs und Herz-Kreislauf-       Ausmass wie bei Männern, wenn
                                                                       Erkrankungen, 18% durch Atem-         sie zur Zigarette greifen. Sie sind
 Sind Mentholzigaretten «gesünder»?                                    wegskrankheiten. Die wichtigsten      auch für Zigarren- und Pfeifenrau-
 Sicher nicht. Menthol ist ein Aromazusatz, der nur den Rauch-         Einzeltodesursachen sind Lungen-      cher erhöht.
 geschmack verändert.                                                  krebs (27%), Krankheiten der Herz-

22    20 Sekunden zum Nachdenken                                                                                                20 Sekunden zum Nachdenken   23
Rund 300 Millionen Lungenbläschen

                   Wo auch immer die Tabakgifte im            bleme mitverursachen können,           Über die Atemwege – Nase, Ra-         In den mit feinen Härchen und
                   Körper hinkommen, richten sie              zieht sich ihre Spur bis zu den Aus-   chen, Luftröhre und Bronchien –       Schleimhaut ausgekleideten Na-
                   Schäden an: Von ihrem Eintritt in          scheidungsorganen (Niere, Blase).      gelangt die Luft in die Lunge, das    sengängen (Nasenfilter) bleiben
                   die Mundhöhle, wo sie den Ge-              Die Folge ist fast immer eine redu-    für den Gasaustausch zuständige       grössere eingeatmete Fremdteil-
                   schmacks- und Geruchssinn be-              zierte Anzahl gesunder Lebens-         Organ des Körpers. In etwa 300 Mil-   chen hängen. Die anderen Atem-
                   einträchtigen oder Zahnfleischpro-         jahre.                                 lionen Lungenbläschen findet hier     wege bis hin zu den feinsten
                                                                                                     die für den Körper notwendige         Verzweigungen sind mit einer
                                                                                                     Sauerstoffaufnahme statt. Die         Schleimhaut ausgekleidet, die
Rauchende gehen höhere Erkrankungs- und Sterberisiken ein als Nichtrauchende                         Oberfläche aller Lungenbläschen       ständig Schleim produziert. Auf
                                                                                                     zusammen beträgt 55 bis 100 Qua-      der Oberfläche dieses Schleim-
                                                                                                     dratmeter. Das ist die Grösse von     teppichs sitzen sogenannte Flim-
                                            Das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, ist unge-       13 bis 24 Pingpong-Tischen. Die-      merhärchen, die ständig in Be-
                                            fähr 20-mal höher.                                       ses lebenswichtige System muss        wegung sind und wie auf einem
                                            Das Risiko, an einer Krankheit der Herzkranzgefässe      vor Luftverunreinigungen ge-          Fliessband die eingedrungenen
                                            zu sterben, ist bis zu 4-mal höher.                      schützt werden.                       Fremdpartikel (z. B. Staub, Russ)
                       Herz/Kreislauf:                                                                                                     mit einer Geschwindigkeit von et-
                                                 1- bis 4-mal höher (stark erhöht bei Raucherin-                                           wa 1 bis 2 Zentimeter in der Minute
                   Herzkranzgefässe                                                                                                        mundwärts transportieren.
                                                 nen, welche die «Pille» nehmen)

                                  Krebs:
                                                                                                     Rachen
                         Lungenkrebs                                    ungefähr 20-mal höher
                                                                                                     Lippen
                       Kehlkopfkrebs                             7- bis 15-mal höher
                                                                                                     Zunge
                  Mundhöhlenkrebs                                7- bis 15-mal höher
                                                          bis 11-mal höher (stark erhöht bei         Kehlkopf
                 Speiseröhrenkrebs                        gleichzeitigem Alkoholkonsum)
                          Blasenkrebs              5-mal höher                                       Luftröhre

       Bauchspeicheldrüsenkrebs                2-mal höher

                           Atemwege:
     Chron. Bronchitis/Emphysem                          10- bis 40-mal höher
                                                                                                     Bronchien

                                   0          10x          20x         30x
     Je mehr Zigaretten eine Person raucht, desto höher sind die Erkrankungs- und
     Sterberisiken.

Quelle: US Surgeon General’s Report 2004.

24       20 Sekunden zum Nachdenken                                                                                                            20 Sekunden zum Nachdenken   25
Raucherhusten – chronische
Bronchitis – Lungenemphysem

Das Fliessbandsystem, das die             Nährboden für Bakterien               Die chronische Bronchitis ist nicht    Schliesslich entsteht das Krank-
Atemwege sauber hält, wird durch          Die Blockade des Fliessband-          zuletzt auch ein volkswirtschaftli-    heitsbild des sogenannten Lun-
den Tabakrauch zunächst einmal            systems durch den Tabakrauch          ches Problem: Viele chronische         genemphysems, das durch die
gelähmt und dann sogar zu einem           hat noch weitere Folgen: Der in       Bronchitiker werden noch vor Er-       zunehmende Atemnot charakte-
grossen Teil zerstört. Wenn der           den Atemwegen liegen gebliebene       reichen der Altersgrenze arbeits-      risiert ist. Insbesondere das Aus-
Transportmechanismus der Flim-            Schleim ist ein idealer Nährbo-       unfähig oder müssen umgeschult         atmen ist nur noch mit Anstren-
merhärchen gelähmt wird, kön-             den für Bakterien. Es kommt des-      werden.                                gung möglich: Ein brennendes
nen die Rauchteilchen nicht mehr          halb oft zu einer Entzündung der                                             Streichholz kann selbst aus einer
normal hinaustransportiert wer-           grösseren und kleineren Atem-         Atemnot                                Entfernung von 15 Zentimetern
den. Die in der Schleimhaut be-           wege mit schleimig-eitrigem Aus-      Durch die ständige Überdehnung         nicht mehr ausgeblasen werden.
findlichen Drüsen produzieren             wurf. Später tritt die Entzündung     der noch funktionsfähigen Lungen-
aber weiter Schleim, und zwar             durch die Wand dieser Atemwege        bläschen verlieren diese ihre Ela-     Natürlich braucht es viele Jahre,
erst recht, wenn sie ständig gereizt      in das angrenzende Lungengewe-        stizität. Später verschmelzen sie zu   bis dieses Endstadium des Lun-
werden. Der mit Rauchteilchen ver-        be über, Blutgefässe und Gewebe       grösseren Luftsäcken, so dass die      genemphysems erreicht ist. Aber
mengte Schleim verengt und ver-           werden zerstört.                      für den Sauerstoffaustausch zur        schon bei jungen Rauchenden, die
stopft schliesslich die kleineren                                               Verfügung stehende Lungenober-         sich noch völlig gesund fühlen,
Atemwege. Durch Husten versucht           Bestehen die bronchitischen Symp-     fläche immer kleiner und kleiner       lassen sich mit Hilfe von Lungen-
der Körper diesen Ballast loszu-          tome (Husten, Auswurf) über drei      wird. In regelmässigen Abstän-         funktionstests bereits frühzeitig
werden (Reizhusten).                      Monate im Jahr und wiederholen        den auftretende Entzündungen           Veränderungen der feinsten Luft-
                                          sie sich während mehrerer Jahre,      schränken die Elastizität des Ge-      wege und der Lungendehnbarkeit
Erstaunlich ist, wie selten Husten        so sprechen wir von einer chro-       webes weiter ein.                      nachweisen.
und Auswurf als Warnsymptome              nischen Bronchitis. Es stellt sich
ernst genommen werden. Dabei              Kurzatmigkeit ein, die zunächst nur
                                                                                                Frage 7
sind sie, wenn sie über längere           bei körperlicher Anstrengung (z. B.
Zeit bestehen, sichere Zeichen für        Treppensteigen), später aber auch                     Wenn diese Schädigungen der Atemwege einmal
schon fortgeschrittene Schädigun-         im Ruhezustand spürbar wird.                          vorhanden sind, nützt es dann überhaupt noch,
gen der Luftwege und der Lunge.
                                                                                                mit Rauchen aufzuhören?
     Lungenbläschen           chronische Bronchitis        Lungenemphysem                       Ja, sicher. Schäden in fortgeschrittenen Stadien (Emphysem) blei-
                                                                                                ben zwar bestehen, doch der Krankheitsprozess kann aufgehalten
                                                                                                werden. Die «angeschlagene» Lunge beginnt sich zu erholen,
                                                                                                sobald die Rauchzufuhr aufhört. Noch nicht zerstörtes oder von
                                                                                                eigentlichem Krebs befallenes Lungengewebe kann sich selbst
                                                                                                «reparieren». Ebenso verschwinden Husten, Kurzatmigkeit und
                                                                                                Müdigkeitsgefühle in den meisten Fällen relativ rasch. Das Risiko,
                                                                                                von Lungenkrebs oder von einer andern mit dem Rauchen in
                                                                                                Zusammenhang stehenden Krankheit (Herzinfarkt) befallen zu
    gesunde                       durch Schleim           durch Überdehnung
                                                                                                werden, nimmt immer mehr ab, je länger man nicht mehr raucht
 Lungenbläschen                  und Vernarbung             verschmolzene                       (siehe auch S. 31).
		                           verengte Lungenbläschen       Lungenbläschen

26      20 Sekunden zum Nachdenken                                                                                                        20 Sekunden zum Nachdenken   27
Lungenkrebs –
             eine Krankheit der Neuzeit

             Auf dem Boden des ständigen Ge-       Niveau – hat die Zahl der Lungen-                         Die schlechten Heilungschancen         oft sehr stark, was die Früherfas-
             webereizes, vor allem durch die       krebserkrankungen immer weiter                            rühren nicht zuletzt daher, dass die   sung der Krankheit wesentlich er-
             Teerprodukte im Tabakrauch, kann      ansteigen lassen. Bei den Män-                            Krankheit meist erst dann entdeckt     schwert.
             sich mit der Zeit der Lungen- oder    nern setzt sich der Rückgang, der                         wird, wenn es bereits zu spät ist.
             Bronchialkrebs entwickeln.            sich zeitweise angekündigt hat,                           Die ersten Anzeichen für Lungen-       Lungenkrebs kann in den meisten
                                                   seit 1995 nicht mehr fort, bei den                        krebs geben noch keine eindeu-         Fällen nur durch die operative Ent-
             Früher hörte man nicht viel von       Frauen nimmt die Lungenkrebs-                             tigen Hinweise: hartnäckiger Hus-      fernung befallener Lungenteile be-
             dieser Krebsart. Anfang 20. Jahr-     sterblichkeit weiterhin zu.                               ten, Bronchitis, Schmerzen auf der     handelt werden – immer voraus-
             hundert starben in der Schweiz                                                                  Brust, Atemnot, eventuell Auswurf      gesetzt, dass der Krebs noch lokal
             pro Jahr etwa 30 Menschen an          Heilungschancen sind gering                               mit Blut vermischt. Diese Symp-        begrenzt ist. Bestrahlung und Me-
             Lungenkrebs. Der ständig zuneh-       Wegen seines bösartigen Wachs-                            tome ähneln den «üblichen» Be-         dikamente gewinnen allerdings
             menden Verbreitung der Zigarette      tums und der schwierigen Früh-                            gleiterscheinungen des Rauchens        zunehmend an Bedeutung.
             folgte dann aber mit einiger Ver-     erkennung sind die Heilungschan-
             spätung der gewaltige Anstieg         cen bei Lungenkrebs nach wie vor
             dieser Krebsart: 1950 erlagen ihr     schlecht: Von 100 Lungenkrebspa-             Frage 8
             661 Menschen, 1965 bereits 1302,      tienten leben ein Jahr nach der Erst-        Ab wie vielen Zigaretten ist das Lungenkrebs-
             im Jahr 1980 waren es schon           diagnose nur noch 30, nach fünf
             2372. Inzwischen sterben daran        Jahren sind es weniger als 10.
                                                                                                risiko erhöht?
             jährlich etwa 3000 Menschen, wo-                                                   Es gibt keine gefahrlose Anzahl Zigaretten. Wer jeden Tag auch nur
             von knapp ein Drittel noch keine                                                   eine einzige Zigarette raucht, erhöht schon sein Lungenkrebsrisiko.
             65 Jahre alt sind. Der Lungen-                                                     Durchschnittlich gehen Rauchende etwa das zwanzigfache Risiko
             krebs fordert in der Schweiz je-                                                   der Nichtrauchenden ein. Grundsätzlich gilt: Je mehr Teer in die
             des Jahr mehr als achtmal so viele                                                 Lunge gelangt, desto wahrscheinlicher wird eine Erkrankung.
             Menschenleben wie der Stras-
             senverkehr und ist im Alter zwi-                                                   Frage 9
             schen 45 und 64 Jahren bei jedem
             achten Mann und jeder neun-
                                                                                                Sind Pfeifen und Zigarren harmloser?
             ten Frau, die sterben, die Todes-                                                  Weil er das Nikotin aus dem (alkalischen) Pfeifen- und Zigarren-
             ursache.                                                                           rauch über die Mundschleimhaut aufnehmen kann, inhaliert der
                                                                                                «richtige» Pfeifen- und Zigarrenraucher nicht oder nur wenig.
             Weil die Lunge meistens eine ge-                                                   Sein Lungenkrebsrisiko ist deshalb im Vergleich zum Zigaretten-
             wisse Zeit braucht, bis sie auf das                                                raucher geringer.
             Rauchen mit Krebsbildung rea-
             giert, entspricht die heutige Zahl    © Boehringer Ingelheim International GmbH    Starke Pfeifen- und Zigarrenraucher gehen allerdings ein erhöhtes
             der Lungenkrebserkrankungen den                                                    Risiko ein, an einem Krebs der Mundhöhle, des Rachens oder des
             Rauchgewohnheiten vor etwa 20         Teer in der Lunge                            Kehlkopfes zu erkranken. Gefährlich kann das «Umsteigen» von der
             bis 30 Jahren. Der rasche Vor-        Der teergeschwärzte rechte Lungenflügel      Zigarette auf Pfeife oder Zigarre sein, wenn jemand – aus Gewohn-
                                                   gehörte einem langjährigen Vielraucher.
             marsch der Zigarette bis Anfang                                                    heit und ohne es zu merken – weiter inhaliert. Denn Pfeifen- und
                                                   Die Lunge einer erwachsenen Person misst
             der Siebzigerjahre – seither sta-     ca. 10 bis 14 Zentimeter in der Breite und   Zigarrenrauch ist noch stärker als Zigarettenrauch.
             gniert der Konsum auf hohem           ca. 22 bis 30 Zentimeter in der Höhe.

28   20 Sekunden zum Nachdenken                                                                                                                         20 Sekunden zum Nachdenken   29
Herzinfarkt und Raucherbein

                                                                      Für die krebserzeugende Wirkung      Herzinfarkt
 Frage 10                                                             des Tabakrauches sind – wie wir      Das in die Blutbahn übertretende
 Warum bekommen nicht alle Rauchenden                                 bereits gesehen haben – in ers-      Nikotin treibt das Herz zu vermehr-
                                                                      ter Linie die Teerprodukte ver-      ter Arbeit an, verengt die Blut-
 Lungenkrebs?                                                         antwortlich. Die Schädigung des      gefässe und fördert die Bildung
 Bei fast allen langjährigen Raucherinnen und Rauchern entwickeln     Herz-Kreislauf-Systems dagegen       von Thrombosen (Verstopfung
 sich in den Bronchien Vorstufen von Krebs. Aber oft sterben sie an   erfolgt gemeinsam durch das Koh-     eines Blutgefässes durch ein Blut-
 anderen – zum Teil ebenfalls durch das Rauchen mitverursachten –     lenmonoxid und das Nikotin wäh-      gerinnsel).
 Krankheiten, bevor es zum Lungenkrebs kommt. Wahrscheinlich          rend des Rauchens.
 spielen auch erbliche Faktoren, die zusammen mit bestimmten                                               Wird ein bereits verhärtetes Herz-
 Rauchgewohnheiten gewisse Rauchende für Lungenkrebs anfälliger       Das beim Rauchen eingeatmete         kranzgefäss durch ein Blutgerinn-
 machen, eine Rolle.                                                  Kohlenmonoxid vermindert die         sel oder eine Gefässverkramp-
                                                                      Sauerstoffaufnahmefähigkeit des      fung weiter verengt, so kommt es
 Frage 11                                                             Blutes. Als Folge davon erhalten     zu Schmerzen in der Herzgegend
                                                                      alle Organe des Körpers weniger      (Angina pectoris) oder – im Falle
 Können auch Nichtrauchende an Lungenkrebs                            Sauerstoff. Auch die Innenwän-       eines vollständigen Verschlusses –
 erkranken?                                                           de der Arterien werden mit weni-     zum Herzinfarkt, bei dem ein Teil
 Ja, gelegentlich. Möglicherweise weil sie sich als Passivrauchende   ger Sauerstoff versorgt, so dass     des Herzmuskels abstirbt.
 oft und lange – unfreiwillig – in verqualmten Räumen aufhalten       es dort zu Ablagerungen kommt,
 (siehe auch S. 37). Aber über 80% aller Lungenkrebskranken haben     die zu einer Verengung und Ver-      Es ist heute einwandfrei erwiesen,
 selbst jahrelang geraucht.                                           härtung der Gefässe führen (Arte-    dass Tabakrauch neben erhöhtem
                                                                      riosklerose, auch «Arterienverkal-   Blutfettspiegel und erhöhtem Blut-
 Frage 12                                                             kung» genannt).                      druck zu den wichtigsten Risiko-
                                                                                                           faktoren für koronare Herzerkran-
 Gibt es noch andere Ursachen für Lungenkrebs?                                                             kungen gehört. Das Todesfallrisiko
 Auch Radioaktivität (z. B. das Edelgas Radon und seine Folge-                                             ist bei Rauchenden bis zu vier-
 produkte), Teerdämpfe oder der Umgang mit Asbest und gewis-                                               mal höher als bei Nichtrauchen-
 sen Chemikalien können Lungenkrebs verursachen oder fördern.                                              den – und zwar bei Männern und
 Die Forschung bemüht sich laufend um die Entdeckung krebserre-                                            Frauen. (Mehr über das zusätzliche
 gender Substanzen.                                                                                        Infarktrisiko von Raucherinnen,
                                                                                                           die zur Empfängnisverhütung die
 Eines steht aber heute schon fest: Rauchen ist mit Sicherheit                                             «Pille» nehmen, steht auf S. 34.)
 Lungenkrebsrisiko Nummer eins. Und allfällige berufsbedingte
 Lungenkrebsrisiken können durch das Rauchen ganz wesentlich                                               Jedes Jahr sterben in der Schweiz
 erhöht werden.                                                                                            rund 1600 Menschen an den Fol-
                                                                                                           gen einer tabakbedingten Krank-
                                                                                                           heit der Herzkranzgefässe.

30    20 Sekunden zum Nachdenken                                                                                              20 Sekunden zum Nachdenken   31
Vor allem jüngere Infarktopfer                    Im Ruhezustand funktioniert die       Die Krankheit tritt bei Nichtrau-
                                                         sind fast immer Rauchende. Der                    Sauerstoffversorgung der Beine        chenden kaum auf. Sie betrifft fast
                                                         Herzinfarkt nimmt bei Rauchenden                  vielleicht noch einigermassen,        ausschliesslich Rauchende über
                                                         häufiger einen tödlichen Verlauf                  und man spürt nichts. Beim Ge-        40 und nimmt vom 45. Lebensjahr
                                                         als bei Nichtrauchenden – wahr-                   hen aber benötigt die Beinmus-        an rasch zu. Nicht selten muss das
                                                         scheinlich wegen der direkten                     kulatur mehr Sauerstoff. Die ver-     Raucherbein ganz oder teilweise
                                                         Gifteinwirkung des Nikotins auf                   engten Arterien können ihn nicht      amputiert werden.
                                                         den Herzmuskel. Wie schon beim                    herbeischaffen, die Muskeln wer-
                                                         Lungenkrebs wächst auch beim                      den überbeansprucht und reagie-       Spürt ein Raucher erste Anzeichen,
                                                         Herzinfarkt das Risiko mit der An-                ren mit plötzlichen Schmerzen.        die auf ein Raucherbein hinweisen
                                                         zahl täglich gerauchter Zigaretten.               Der Betroffene bleibt unweiger-       könnten, gilt es, das Rauchen so-
                                                         Achtung: Das Rauchen «leichter»                   lich stehen, die Beine müssen sich    fort aufzugeben. Nur so lässt sich
                                                         Zigaretten bewirkt keine Vermin-                  erholen. Nach einigen Minuten         die Krankheit einigermassen zum
                                                         derung des Infarktrisikos.                        Pause setzt er seinen Weg fort, bis   Stillstand bringen.
                                                                                                           sich das Ganze wiederholt. Wegen
                                                         Raucherbein                                       dieser Fortbewegungsart spricht
                                                         Unter dem Begriff «Raucherbein»                   man gelegentlich von der «Schau-
                                                         versteht man Gefässverengungen                    fensterkrankheit».
                                                         und -verschlüsse der Beinarte-
                                                         rien, die beim Gehen zu heftigen
                                                         Schmerzen führen. Die Ursache
                                                         liegt – wie beim Herzinfarkt – in
                                                         einer Verkalkung und Verfettung
                                                         der zuführenden Blutgefässe.

                                                         Verengung der Blutgefässe
                                                         Wenn die Gefässwände Blutfett einlagern und
                                                         «verkalken», wird eine gesunde Ader (Durch-
                                                         messer 5 bis 6 Millimeter, oben) allmählich zur
                                                         starren Röhre (Mitte). Blutgerinnsel können
                                                         solche Gefässe vollständig verstopfen (unten).
             © Boehringer Ingelheim International GmbH

32   20 Sekunden zum Nachdenken                                                                                                                      20 Sekunden zum Nachdenken   33
Die besondere Situation der Frau

Lange Zeit wurden die meisten         Frauen sind gegen die schädlichen      Sie wiegen bei der Geburt oft we-     Werdende Mütter und Väter sollten
Untersuchungen über die gesund-       Auswirkungen des Rauchens kei-         niger als 2,5 Kilogramm. Zudem        unbedingt mit dem Rauchen auf-
heitsschädigenden Auswirkungen        neswegs weniger anfällig als Män-      kommen sie oft zu früh auf die        hören und auch nach der Geburt
des Tabakkonsums an Männern           ner. Der Tabakkonsum bewirkt bei       Welt. Je älter die werdende Mut-      Nichtraucherinnen und Nichtrau-
durchgeführt, und zwar aus dem        ihnen etwa die gleichen Risikostei-    ter und je höher ihr Zigaretten-      cher bleiben. Denn Babys leben
einfachen Grund, weil früher das      gerungen wie bei den Männern.          konsum während der Schwanger-         gesünder, wenn die Muttermilch
gewohnheitsmässige Rauchen in         Aber sie gehen noch zusätzliche        schaft ist, desto häufiger kommt      ohne Tabakschadstoffe und die
erster Linie «Männersache» war.       Risiken ein.                           es zu solchen «Mangelgeburten».       Umgebung rauchfrei ist. Kinder
Weiterhin rauchen Männer häufi-                                              Noch während mehrerer Jahre           von rauchenden Eltern leiden häu-
ger als Frauen. Trotzdem haben        Die Pille                              können die Kinder durch Wachs-        figer an Mittelohrentzündungen
sich die Rauchgewohnheiten der        Raucherinnen, die zur Empfäng-         tumsrückstand sowie durch eine        und Bronchitis, ihre Lungen wach-
Frauen immer mehr denjenigen          nisverhütung die Pille nehmen,         verminderte Widerstandskraft be-      sen langsamer.
der Männer angeglichen, wozu          lassen ein deutlich erhöhtes Ri-       nachteiligt sein. Dazu kommt, dass
eine gezielte, auf Frauen abge-       siko für Herzinfarkt und Thrombo-      sie ein signifikant erhöhtes Risiko
stimmte Werbung wesentlich bei-       sen erkennen. «Pille» und Ziga-        für den plötzlichen Kindstod tra-
getragen hat. Frauen bevorzugen       rette haben sich als eine gefährli-    gen.
zwar sogenannt leichtere Marken       che Kombination erwiesen. Das
und rauchen im Durchschnitt we-       Risiko hängt von der Anzahl Ziga-
niger Zigaretten pro Tag als Män-     retten und der Pillenart ab: Je mehr
ner. Aber der Anteil starker Rau-     Zigaretten und je höher der Östro-
cherinnen ist in den letzten Jahren   gengehalt, desto risikoreicher.
relativ konstant geblieben.                                                                  Frage 13
                                      Schwangerschaft                                        Was muss eine Frau sonst noch über das Rauchen
Immer mehr Frauen leiden heute        Eine schwangere Frau trägt zu-
denn auch unter tabakbedingten        sätzlich Verantwortung. Raucht
                                                                                             und die sie speziell betreffenden Folgen wissen?
Krankheiten. Seit etwa 1970 hat in    sie, so gefährdet sie nicht nur ihre                   Die Zigarette birgt nicht nur erhebliche Risiken während der
der Schweiz die Zahl der von Lun-     eigene Gesundheit. Rauchen kann                        Schwangerschaft und in Kombination mit der «Pille». Rauchen ist
genkrebs befallenen Frauen deut-      auch das ungeborene Kind schä-                         auch eine Ursache für Gebärmutterhalskrebs.
lich zugenommen, und es ist mit       digen: Im Blutkreislauf der Mutter
einem weiteren Anstieg zu rech-       zirkulierendes Nikotin und Koh-                        Der Tabakkonsum scheint überdies den Alterungsprozess zu be-
nen.                                  lenmonoxid wirken auch im Kör-                         schleunigen: Bei Raucherinnen tritt die Menopause (Wechseljahre)
                                      per des Ungeborenen. Wegen                             im Durchschnitt zwei Jahre früher ein als bei Nichtraucherinnen,
                                      der schlechteren Blutversorgung                        und ihre Haut bekommt – wegen der schlechteren Durchblutung –
                                      wächst das Kind langsamer, so                          früher Falten. Raucherinnen haben zudem ein erhöhtes Risiko, nach
                                      dass Kinder rauchender Mütter ein                      der Menopause an Osteoporose (Knochenschwund) zu erkranken.
                                      tieferes Geburtsgewicht haben.

34     20 Sekunden zum Nachdenken                                                                                                    20 Sekunden zum Nachdenken   35
Zum Mitrauchen gezwungen

                                                                                     Wenn in geschlossenen Räumen          melt, wie die Auswirkungen des
               Frage 14                                                              geraucht wird, sind auch die Nicht-   Passivrauchens ausgeschaltet wer-
               Warum sind Raucherkrankheiten bei Frauen                              rauchenden den Schadstoffen aus-      den können, unter anderem mit
                                                                                     gesetzt. So entspricht etwa der       Nichtraucherzonen, Entlüftungs-
               seltener als bei Männern?                                             Kohlenmonoxidgehalt eines ver-        und Luftfilteranlagen sowie rauch-
               Vorerst noch. Und nur deshalb, weil viele Frauen im vorgerückten      qualmten Büroraumes demjenigen        freien Innenräumen.
               Alter, in dem diese Raucherkrankheiten gehäuft auftreten, noch        einer stark befahrenen Strasse.
               nicht ein Leben lang im gleichen Ausmass geraucht haben wie die       Nichtrauchende, die jahrelang an      Nichtraucherzonen bieten einen
               Männer gleichen Alters. Junge Frauen, die heute am Anfang einer       einem verrauchten Arbeitsplatz        höchst ungenügenden Schutz.
               «Raucherkarriere» stehen und diese nicht baldmöglichst abbrechen,     arbeiten mussten, haben mess-         Selbst modernste Lüftungsanlagen
               werden dereinst die ähnlichen Risiken für tabakbedingte Erkran-       bar schlechtere Lungenfunktions-      sind keine Lösung. Trotz der Luft-
               kungen der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems eingehen           werte und leiden häufiger unter       filter bleiben die winzig kleinen,
               wie Raucher.                                                          Atemwegsbeschwerden als Nicht-        hochgiftigen Gase des Tabakrauchs
                                                                                     rauchende an rauchfreien Arbeits-     in den Innenräumen zurück. Die
               Frage 15                                                              plätzen.                              Entlüftung von Innenräumen an-
                                                                                                                           dererseits müsste die Stärke eines
               Warum erkranken Kinder rauchender Mütter                              Zwar ist die vom Nichtraucher un-     Sturms erreichen, um einen deut-
               (und Väter) häufiger an Atemweginfektionen?                           gewollt aufgenommene Schad-           lichen Schutz vor diesen Gasen zu
               Die Tatsache, dass Kinder aus Raucherhaushalten überdurchschnitt-     stoffmenge wegen der starken          gewährleisten.
               lich oft ärztlicher Behandlung bedürfen, kann verschiedene Gründe     Verdünnung in der Luft relativ
               haben: erstens das häufige Einatmen von Tabakrauch in schlecht        klein im Vergleich zu derjenigen,     Die einzige Massnahme für einen
               gelüfteten Räumen, zweitens die direkte Ansteckung aufgrund einer     die direkt aus der Zigarette inha-    wirksamen Schutz vor den Ge-
               chronischen Bronchitis der Eltern (Raucherhusten), und drittens ist   liert wird. Aber gewisse krebserre-   sundheitsschäden durch Passiv-
               an eine Spätfolge einer bereits während der Schwangerschaft ein-      gende Bestandteile kommen im          rauchen ist die gesetzliche Einfüh-
               getretenen Schwächung zu denken.                                      Nebenstromrauch, der von der          rung rauchfreier Innenräume.
                                                                                     glimmenden Zigarette abgeht, in
                                                                                     bis zu 100-mal höherer Konzen-        Das Problem des Passivrauchens
                                                                                     tration vor als im Hauptstrom-        hat im Bewusstsein der Bevöl-
                                                                                     rauch. Im Urin von Passivrauchen-     kerung in letzter Zeit an Bedeu-
                                                                                     den kann sowohl eine Erhöhung         tung gewonnen und zu entspre-
                                                                                     krebsfördernder Substanzen als        chenden Massnahmen geführt:
                                                                                     auch des Kotinins, eines Nikotin-     Heute sind rauchfreie Arbeitsplät-
                                                                                     abbauprodukts, nachgewiesen           ze und rauchfreie öffentliche In-
                                                                                     werden.                               nenräume zur Regel geworden.
                                                                                                                           «Raucherkonflikte» im Büro, im
                                                                                     Wirksamer Schutz vor Passiv-          Betrieb oder in der Schule kön-
                                                                                     rauchen                               nen durch das Einhalten entspre-
                                                                                     Seit mehreren Jahrzehnten wer-        chender Abmachungen weitge-
                                                                                     den weltweit Erfahrungen gesam-       hend gelöst werden.

36   20 Sekunden zum Nachdenken                                                                                                20 Sekunden zum Nachdenken   37
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