"Technikunterstütztes Wohnen - Selbstbestimmt leben zuhause" - Dokumentation des Wettbewerbs
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„Technikunterstütztes Wohnen – Selbstbestimmt leben zuhause“ Dokumentation des Wettbewerbs Gefördert vom im Rahmen des Programms
„Technikunterstütztes Wohnen – Selbstbestimmt leben zuhause“ Dokumentation des Wettbewerbs Karoline Dietel Eva Schulze Berliner Institut für Sozialforschung
BIS 2 Vorwort Wir verbringen viel Zeit zuhause, wo wir uns erholen, mit der Familie zusammen sind, Freunde einladen und auch mal einfach die Tür hinter uns zu machen kön- nen. Auch im Alter wünschen sich die meisten Menschen ein eigenes Zuhause. Sie brauchen, wie alle Menschen, eine an ihren Bedürfnissen und Erwartungen ausgerichtete Wohnung und ein gutes Wohnumfeld, um sich wohl zu fühlen. Wenn im hohen Alter die Kräfte nachlassen und Hilfe erforderlich wird, kann die technische Ausstattung mit gut handhabbaren Geräten helfen, in den eigenen vier Wänden selbstbestimmt zu leben. In den Wettbewerb „Technikunterstütztes Wohnen – Selbstbestimmt leben zuhau- se“ haben Wohnungsunternehmen, Projektentwickler und andere Träger ihre Ideen eingebracht, wie durch technische Innovationen und eine gute Wohnungs- ausstattung eine selbständige Lebensführung unterstützt und gefördert werden kann. Diese Ideen sollten nicht nur in Architektur- und Ingenieurbüros entwickelt werden, sondern gemeinsam mit den späteren Nutzern. Uns war wichtig, dass die Menschen in die Planungs- und Vorbereitungsprozesse einbezogen werden, etwa durch Befragungen und Bewohnerversammlungen. Dabei wurde deutlich, dass auch kleine Projekte oft große Wirkung entfalten: vom Pantoffellicht zur Sturz- vorbeugung über einen selbstentwickelten Hebeaufzug für das Badezimmer bis zum Solarkamin zum Energiesparen.
3 BIS Die Schwierigkeit im Wettbewerb bestand nicht darin, den Menschen ein Haus zu bauen, sondern darin, ihnen ein Zuhause zu geben. Der Wettbewerb hat gezeigt, wie und wo Technik dabei helfen kann. Ich danke allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Wettbewerbs für ihr Engagement, mit dem sie ihre Kreativität und ihr Fachwissen für die Entwicklung von Konzepten für selbständiges und selbstbestimmtes Wohnen eingesetzt haben. Dr. Kristina Schröder Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
BIS 4 Hinweis: Einzelne Unternehmen oder Firmen werden im Text nur dann genannt, wenn die- se zu der ausgezeichneten Wettbewerbsarbeit gehören, etwa durch eine konzepti- onelle Mitarbeit oder eine Entwicklungsleistung. Zweck ist, den Leserinnen und Lesern hierdurch ein vollständiges Bild der im Wettbewerb ausgewählten Projekte zu vermitteln. Aus Kapazitätsgründen können nicht alle anderen Firmen, die ggf. ähnliche Produkte anbieten, genannt werden.
5 BIS Inhalt Einleitung ................................................................................................................. 7 „Wohnen im Seniorengarten“ Güstrow ................................................................. 10 NIWO – Naturnah Wohnen in Würm .................................................................... 14 (Wohn)Fortschritt – Innovatives Wohnen in Wickede .......................................... 18 SOPHITAL Bamberg ............................................................................................ 22 Intelligentes Wohnen im Alter „Zukunft Wohnen“ ............................................... 26 Seniorenhaus Theley .............................................................................................. 29 Generationenübergreifendes Betreuungs- und Pflegezentrum Kriftel................... 34 Hausservice und Hausnotruf in Sachsen ................................................................ 37 Landgut Nedlitz – bewusst(er)leben ...................................................................... 41 Selbstständig wohnen – Mit (nicht nur) technischer Unterstützung ...................... 45 Die Friesennerze – Technikunterstützt Wohnen im Alter ..................................... 49 PAUL – Persönlicher Assistent für unterstütztes Leben ....................................... 53 Stiftungsdorf Arberger Mühle – Selbstbestimmt Wohnen mit Technik ................ 57 Belebung eines Dorfkerns – Gemeinschaftlich leben in Mannebach .................... 61 Barrierefreies Wohnen 2.0 Braunschweig ............................................................. 64 Wohnen im Klassenzimmer in Bützow ................................................................. 68 „WIN – Wohnen und Integration im Quartier“ Nürnberg ..................................... 71 Upper East CarLoft® – Wohnen im City Park Karlsruhe ..................................... 74 Die Jury .................................................................................................................. 77 Projektträger/Ansprechpartner ............................................................................... 78
7 BIS Einleitung Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat Ende 2010 im Rahmen seines Förderprogramms „Soziales Wohnen – Zuhause im Alter“ den Wettbewerb „Technikunterstütztes Wohnen – Selbstbestimmt leben zuhause“ ge- meinsam mit den Wohnungsverbänden BFW und GdW und dem Deutschen Mieterbund ausgeschrieben. Im Rahmen des Wettbewerbs wurden beispielgeben- de und übertragbare Konzepte für technikunterstütztes Wohnen im Alter gesucht, die die Wohn- und Lebenssituation älterer Menschen nachhaltig verbessern. Ziel des Förderprogramms „Soziales Wohnen – Zuhause im Alter“ ist es, älteren Menschen noch stärker als bisher die Möglichkeit zu geben, in der vertrauten Wohnumgebung zu leben und auch bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit nicht in ein Pflegeheim umziehen zu müssen. Neben dem technikunterstützten Wohnen geht es um die Förderung von Projekten zur Qualifizierung des Handwerks sowie zum Ausbau des Angebots sozialer Dienstleistungen und der Nachbarschaftshilfe. Zusätzlich zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen entlasten die Pro- jekte die Sozialhaushalte, da stationäre Pflege in der Regel teurer ist als der Ver- bleib und die Betreuung in der häuslichen Umgebung. Der Umgang mit dem demographischen Wandel ist eine zentrale Herausforderung der nächsten Jahre und Jahrzehnte: Aufgrund des sinkenden Anteils jüngerer und des steigenden Anteils älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung ist eine Schrumpfung und Alterung der Gesellschaft zu erwarten. 28,5 Millionen Men- schen über 60 Jahre werden im Jahr 2030 in Deutschland leben und rund ein Drit- tel der Gesamtbevölkerung ausmachen. Zum gleichen Zeitpunkt (2030) wird die Zahl der über 80-Jährigen gegenüber 2009 um etwa zwei Millionen auf 6,4 Milli- onen steigen (Statistisches Bundesamt 2010). Diese Verschiebungen in der Alters- struktur bedeuten einerseits mehr rüstige und aktive Ältere. Andererseits wird es auch mehr Hochbetagte, Pflegebedürftige und Demenzkranke geben.
BIS 8 Der Wettbewerb „Technikunterstütztes Wohnen – Selbstbestimmt leben zuhause“ zielte darauf, innovative Technologien zu fördern, die älteren Menschen helfen, selbständig und eigenverantwortlich zu leben, den Alltag ohne fremde Unterstüt- zung zu meistern und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Barrierefreiheit und technische Assistenzsysteme erleichtern den Alltag älterer Menschen, bieten Sicherheit und können die nachbarschaftliche Hilfe, den sozialen Austausch und generationsübergreifende Quartiersangebote (Hausaufgabenhilfe für Schulkinder, Einkaufshilfe für Ältere) unterstützen. Die soziale Teilhabe der älteren Menschen ist ein wichtiger Baustein für langfristiges selbstständiges Wohnen im Alter. Dies zeigen die 18 prämierten Projekte des Wettbewerbs „Technikunterstütztes Woh- nen – Selbstbestimmt leben zuhause“, die sich auch durch die Verbindung von Technik und sozialem, nachbarschaftlichem Engagement auszeichnen. Insgesamt gingen im Rahmen des Wettbewerbs 23 Bewerbungen ein. Die Fülle der qualifizierten Ideen zeigt, dass es ein tragfähiges Potenzial an Konzepten und Lösungen für ein eigenständiges und selbstbestimmtes Wohnen im Alter gibt. Entsprechend den Kriterien Innovationsgehalt, Niedrigschwelligkeit der Technik, Akzeptanz bei den Bewohnerinnen und Bewohnern, Übertragbarkeit und Finan- zierbarkeit hat eine unabhängige Jury 18 Projekte zur Auszeichnung vorgeschla- gen. Diese erhielten im Mai 2011 einen Preis oder eine lobende Anerkennung. Die Beratung und Umsetzung der Projekte fördert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit insgesamt rund 600.000 Euro. Die Realisierung der Projekte wird voraussichtlich bis zum Ende des Jahres 2012 abgeschlossen. Die ausgezeichneten Projekte weisen ein breites Spektrum technischer Innovatio- nen auf – von komfortablen Wohnungsfunktionen über hilfreiche Sicherheitstech- nologien bis hin zu internetbasierten Kommunikationsmöglichkeiten. Eine auto- matische Jalousie- und Lichtsteuerung, zentral regulierbare Heizungs- und Lüf- tungseinstellungen, die zugleich Energie sparen, sind Beispiele hierfür. Techni- sche Assistenzsysteme, welche die Sicherheit in der Wohnung erhöhen, z. B. Herd und Bügeleisen, die sich bei Verlassen des Hauses automatisch abschalten und Alarmmelder, die Brand, Überschwemmung und Einbruch anzeigen sowie Haus-
9 BIS notrufsysteme und Notruftelefone sichern eine schnelle Unterrichtung und Ver- sorgung im Notfall. Individuell zugeschnittene, internetbasierte Informations- und Kommunikations- plattformen mit eindeutigen, gut erkennbaren Symbolen, die z. B. über einen Fernseher aufgerufen werden können, ermöglichen älteren Menschen auch ohne PC-Kenntnisse Zugang zu digitalen Informationen über Einrichtungen und Dienstleister des Quartiers sowie den Austausch mit Nachbarn, Kindern oder En- keln per E-Mail oder Bildkommunikation. Darüber hinaus eröffnet sich damit die Möglichkeit einer telemedizinischen Betreuung zuhause, die insbesondere für die Überwachung entsprechender Parameter (z. B. Blutdruck) bei Herz-Kreislauf- Erkrankungen sinnvoll sein kann. Im Folgenden werden die 18 ausgezeichneten Projekte nach den jeweiligen Kate- gorien im Wettbewerb vorgestellt.
BIS 10 „Wohnen im Seniorengarten“ Güstrow Lage: Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern Träger/Partner: Deutsches Rotes Kreuz, Kreisverband Güstrow e.V., Hagemeisterstr. 5, 18273 Güstrow in Kooperation mit Projektentwicklung Arcus Zielgruppe: Ältere Bewohner/innen des Stadtteils Bautyp: Umbau eines ehemaligen Kindergartens Art der Auszeichnung: 1. Preis, Kategorie „Technische Gesamtlösung“ Konzept/Idee Das Projekt „Wohnen im Seniorengarten“ in Mecklenburg-Vorpommern verdankt seinen Titel dem Vorhaben, das Gebäude eines Kindergartens (Baujahr 1974) zum Betreuten Wohnen für Senioren umzubauen. Geplant sind 28 Wohneinheiten mit jeweils ungefähr 60 m² für maximal zwei Personen und eine Gemeinschaftseinrichtung in einem großen Garten auf einer Freifläche von 8000 m². Mit dem Betreuten Wohnen im Seniorengarten des Güstrower Kreisverban- des des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) wird dem Wunsch nachgekommen, selbst- ständig und individuell, aber nicht allein zu leben sowie im Notfall bestens ver- sorgt zu sein. Mit dem Projekt wird langjährigen Bewohner/innen der Südstadt Güstrows die Möglichkeit geboten, so lange wie möglich in gewohnter Wohnlage und -umgebung selbstständig wohnen zu können. Damit soll der häufigen Verein- samung in dieser Altersgruppe begegnet und ihre gleichzeitig länger währende Mobilität nicht eingeschränkt werden.
11 BIS Lage Durch die günstige Lage des Seniorengartens mitten im Quartier sind die älteren Menschen gut an- und ein- gebunden: Sie haben auf der einen Seite der Anlage einen unmittelbaren Zu- gang zu einer „marktähnli- chen Infrastruktur“ (Apo- theken, Geschäfte, Wo- chenmarkt, Friseur, Cafés, Gaststätten, Seniorentreff, Bushaltestellen usw.). Auf der anderen Seite befindet sich eine Grünanlage. Dadurch wird eine enge Verbindung von gesellschaftlicher Teilhabe und Erholung möglich. Zielgruppe Mit diesem Projekt werden vor allem langjährige Bewohner/innen des Quartiers angesprochen, die aufgrund zunehmender Schwierigkeiten z. B. mit dem Trep- pensteigen in den mehrgeschossigen Wohnblöcken nicht mehr lange in ihrer ver- trauten Umgebung wohnen könnten.
BIS 12 Ausstattung und Technik Das Konzept sieht die Grundbetreuung durch Mitarbeiter/innen, einen Hausnot- rufdienst und eine Gemeinschaftseinrichtung zur Förderung sozialer Kontakte vor. Bei Bedarf können zusätzliche Wahlleistungen, wie die Versorgung mit Essen oder eine Hauswirtschaftskraft, in Anspruch genommen werden. Technisch verfügen die Wohnungen über die Standards der Hausautomatisierung und Wohnraumsicherheit: Dazu zählen u.a. Induktionsherde, die die Verletzungs- gefahr verringern, automatische Abschaltfunktionen für Herd, Backröhre und Bü- geleisen sowie eine Dusche mit Verbrühungsschutz. Ein Schummerlicht in Flur und Schlafzimmer erleichtert den sicheren Toilettengang in der Nacht. Der Klin- gelton der Tür kann im Falle der Schwerhörigkeit durch einen optischen Signal- geber ergänzt werden. Sollte der/die Bewohner/in im Laufe der Jahre bettlägerig werden, kann die Ge- gensprechanlage mit Videofunktion und der Klingelton per Funk ins Schlafzim- mer gelegt werden. Die Wohnungstür kann per Fernbedienung geöffnet werden. Damit wird den Bewohner/innen im Bedarfsfall die Kommunikation und der Sichtkontakt zu den Besucher/innen vor der Wohnungstür und das Öffnen der Tür auch vom Bett aus ermöglicht. Den Bewohner/innen werden bei individuellem Bedarf weitere Wahlleistungen angeboten: So beispielsweise ein Wasserstandanzeiger für das Bad, ein Bewe- gungsmelder zur Alarmierung bei Einbruch bzw. zur Aktivitätskontrolle, ein Tür- und Fensteralarm (zum Schutz vor Einbrüchen oder als „Wegläuferschutz“ für demenzerkrankte Menschen) sowie Bett-, Sitz- und Bodensensoren, die ebenfalls der Aktivitätskontrolle bzw. der Überwachung von Risikopatienten dienen. Alle Zusatzgeräte sind über Funk mit dem stationären Hausnotrufgerät in der Wohnung verbunden, so dass die Mitarbeitenden der Hausnotrufzentrale bei einer Reaktion eines Gerätes informiert werden. Anhand der entsprechenden Meldung und der gespeicherten personenbezogenen Daten (Medikation, zuständiger Pfle- gedienst usw.) kann eine abgestimmte individuelle Hilfeleistung eingeleitet wer- den, auch wenn die Bewohner/innen nicht in der Lage sind zu sprechen.
13 BIS Der Hausnotrufdienst, bestehend aus einem Hausnotrufgerät und einer Hausnot- rufzentrale, funktioniert auch festnetzunabhängig und gewährleistet 24h- Sicherheit in der Wohnung. Das Hausnotrufgerät verfügt über eine programmierbare Lebenszeichenkontrolle, einen tragbaren Funksender und einen zusätzlichen Funk-Zugtaster im Bad. Über den Funksender können die Bewohner/innen eine Verbindung zur Hausnotruf- zentrale herstellen und sich über Mikrofon und Lautsprecher mit den Mitarbeiten- den verständigen. Um die Sicherheit außer Haus zu gewährleisten, kann ein mobiles Hausnotrufge- rät zusätzlich in Anspruch genommen werden. Je nach Modell besteht die Mög- lichkeit dieses Gerät zu orten, falls der Besitzende nicht mehr sprechen und seinen Aufenthaltsort der Zentrale nicht mehr mitteilen kann. Der Hausnotrufdienst wird vom DRK-Kreisverband Güstrow betrieben. Darüber hinaus besteht eine Kooperationsvereinbarung und technische Kopplung mit der Hausnotrufzentrale in Herten, so dass diese sich gegenseitig vertreten können. Um die externe Kommunikation für die Älteren zu vereinfachen, können sie über eine Kurzwahltaste Leistungen des DRK-Beratungszentrums abrufen. Dies soll den Kontakt zu Ärzten, Apotheken, Pflege- und Fahrdiensten vereinfachen. Au- ßerdem können die Bewohner/innen über das Beratungszentrum Auskünfte einho- len, Aufträge erteilen, Nachrichten abrufen oder versenden und sich zurückrufen lassen.
BIS 14 NIWO – Naturnah Wohnen in Würm Lage: Pforzheim, Baden-Württemberg Träger/Partner: TICO GmbH & Co. KG, Goethestr. 35, 75173 Pforzheim Zielgruppe: Älter werdende und ältere Menschen, mit Bewegungs- einschränkungen, Pflegebedürftige Bautyp: Neubau Art der Auszeichnung: 2. Preis, Kategorie „Technische Gesamtlösung“ Konzept/Idee Mit dem Bau einer Wohnanlage für Betreutes Wohnen in Würm wird die strate- gisch günstige Nähe des dort 2009 entstandenen Altenpflegeheims genutzt. Ziel ist es, mit der neuen Anlage bedarfsgerechte, wohnortnahe, insbesondere nied- rigschwellige Versorgungsstrukturen zu schaffen und gleichzeitig ein Netz abge- stimmter und kombinierter pflegerischer, medizinischer und sozialer Hilfen für äl- tere Menschen anzubieten. Durch die Kombination aus technischer Unterstützung, wohnortnaher Dienstleistungen (Lieferungen der Apotheke, des Bäckers, Metz- gers in die Wohnung) und hausärztlicher Betreuung zuhause wird ein langer Ver- bleib in den eigenen vier Wänden gewährleistet. Bei dem dreigeschossigen Neubau handelt es sich um ein Mehrfamilienhaus mit elf Eigentumswohnungen, die jeweils über zwei bis drei Zimmer verfügen und mindestens 63 m² groß sind. Im Untergeschoss des Hauses steht ein Gemein- schaftsraum mit Küche zur Verfügung, der für sportliche, kulturelle und gemein- schaftliche Aktivitäten vorgesehen ist. Er kann auch als Gästezimmer dienen. Ebenfalls im Untergeschoss findet sich ein barrierefreier Medical-Wellness- Bereich, den alle Bewohner/innen für physiotherapeutische und kosmetische An- wendungen nutzen können.
15 BIS Lage Als eingemeindeter Ortsteil von Pforzheim ist Würm durch eine dörfliche Struktur und ländliche Idylle geprägt. Es liegt fünf Kilometer außerhalb Pforzheims. Zielgruppe Das Projekt richtet sich an älterwerdende und ältere Menschen, die im Stadtteil Würm oder Umgebung leben sowie sofort oder erst später Hilfe und Unterstüt- zung benötigen. Ausstattung und Technik Der Neubau wird vollständig barrierefrei umgesetzt. Alle Wohnungen lassen sich problemlos rollstuhlgerecht anpassen. Der Hauszugang ist videoüberwacht und das Öffnen der Haus- als auch Woh- nungstür erfolgt per Chip. Diese können auf Wunsch der Bewohner/innen an meh- rere Menschen mit unterschiedlich programmierten Zugangsberechtigungen aus- gegeben werden, so dass beispielsweise der Hausarzt, Familienangehörige und der Pflegedienst zu bestimmten Zeiten Zutritt zur Wohnung der Bewohner/innen ha- ben. Gleichzeitig bieten die Chips Sicherheit, da sie eine Zugangskontrolle durch Auslesen der Check-In-Daten ermöglichen. Mit einem Funktransponder kann die Wohnungstür auch aus zehn Metern Entfernung, z. B. vom Bett aus. geöffnet werden. Die mobile Türsprechstation der Firma bpt kann im Falle der Bettlägerig- keit in jedem Wohn- und Schlafzimmer installiert und bei Schwerhörigkeit zusätz- lich mit einem Lichtsignal versehen werden. Elektrische Rollläden sorgen für Komfort, eine automatische Herdabschaltung für Sicherheit. Das Hausnotrufsystem Vitaris S.A.M. 4 hat eine 24-stündige Notruf- anbindung und ist an das Pflegeheim gekoppelt, wo ein Wohnungschip der Be- wohner/innen zur schnellen Hilfe hinterlegt wird. An das System können Brand- und Bewegungsmelder angeschlossen werden, wobei letztere ebenso der Aktivi- tätskontrolle und dem Einbruchschutz dienen. Epilepsie-Sensormatten, die in oder vor das Bett gelegt werden und Falldetektoren können ebenfalls mit dem Hausnot- rufsystem verbunden werden. Bei dementiell erkrankten Menschen kann mit dem
BIS 16 Einverständnis der Angehörigen eine Funk-Demenzmatte vor der Wohnungstür platziert werden, die via Hausnotrufsystem das Pflegeheim informiert, wenn die Wohnung verlassen wird. Eine weitere Möglichkeit der Aktivitätskontrolle ist ein passiver Aktivitätscheck über die morgendliche WC-Spülung der Bewoh- ner/innen. Erfolgt in einem mit den Bewohner/innen vereinbarten Zeitraum keine Wasserentnahme, wird ein Notruf abgesetzt. Alle Zimmer jeder Wohnung werden mit Triple-Play- und Netzwerkanschlüssen ausgestattet, so dass in jedem Raum die Nutzung von Internet, Fernsehen und Te- lefonie standardmäßig möglich ist. Damit die Bewohner/innen Zugang zu lokalen Informationen erhalten, Dienstleistungen ordern, aber auch kommunizieren und telemedizinisch betreut werden können, wird im Betreuten Wohnen in Würm der „Smart Living Manager“ (Spin-Off des Fraunhofer Instituts für Software- und Systemtechnik (ISST) eingesetzt. Im Mittelpunkt steht dabei das gewohnte Fern- sehgerät, das um die „Smart Living“-Tech- nologie erweitert wird. Diese technische Er- weiterung ist auch bei älteren Fernsehern möglich und kann nachträglich installiert werden. Durch einfaches Umschalten vom Fernsehprogramm ins Service-Portal erhalten die Bewohner/innen Zugang zu verschiedensten Services: Die Navigation durch das Menü erfolgt über die Programm- und Lautstärketasten der gewohnten Fernbedienung. Dass der Fernseher hierbei als Endgerät verwendet wird, macht den Technikeinsatz umgänglicher und senkt die Hemmschwelle der Älteren diese Technologie zu nutzen. Die bestehenden Funktionen „Informationen rund um den Kirchturm“, „Angebot und Buchung wohnungsnaher Dienstleistungen“ werden in Würm durch vier Weiterentwicklungen ergänzt: Die „Für Sie da Taste“ ist eine Ergänzung des Hausnotrufsystems. Die Bewohner/innen können über einen Tas- tendruck auf der Fernbedienung das Pflegeheim über einen kritischen Zustand,
17 BIS allgemeines Unwohlsein oder Beeinträchtigungen durch Medikamenteneinnahme informieren. Das Personal des Pflegeheims kümmert sich anschließend darum und sieht im Zweifelsfall nach. Die zweite Funktion „Passiver Aktivitätscheck“ ist ei- ne Variante der Aktivitätskontrolle über den Fernseher. Es wird davon ausgegan- gen, dass er täglich genutzt wird. Das Verfolgen des Fernsehprogramms wird da- bei vom Smart Living System auch als Nutzung erkannt. Wird in einem bestimm- ten Zeitfenster der Fernseher nicht genutzt, wird das Pflegeheim informiert und nimmt per Telefon oder persönlich Kontakt mit den Bewohner/innen auf. Für das „Telemonitoring“ werden in der Wohnung Vitalwerte wie Blutdruck, Blutzucker oder das Gewicht erfasst, via Bluetooth auf den Fernseher übertragen und weiter- geleitet. Die Daten werden in einer Gesundheitsakte gespeichert, auf die medizini- sche Versorger zugreifen können. Die vierte Funktion „E-Mail 2 Oma“ ermög- licht den älteren Menschen Nachrichten per Mail zu empfangen und darauf zu antworten ohne über PC-Kenntnisse verfügen zu müssen. Jeder und jede Bewoh- ner/in bekommt eine E-Mail-Adresse. Wenn eine Nachricht an diese Adresse ge- schrieben wird, erscheint auf dem Fernseher eine Meldung, dass eine Nachricht erhalten wurde. Antworten sind über vorgefertigte Meldungen oder über eine Funk-Tastatur möglich. Zurzeit wird daran gearbeitet auch andere Endgeräte, wie Smartphones, PCs und digitale Bilderrahmen, mit einem Smart Living Zugang auszustatten. Außerdem ist eine Videobild-Übertragung, eine Smart-Metering-Funktion und eine erweiter- te soziale Vernetzung/Community für die Weiterentwicklung des Smart Living Systems angedacht.
BIS 18 (Wohn)Fortschritt – Innovatives Wohnen in Wickede Lage: Dortmund, Nordrhein-Westfalen Träger/Partner: DOGEWO 21, Landgrafenstr. 77, 44139 Dortmund Zielgruppe: Ältere Menschen Bautyp: Altersgerechte Ausstattung von Bestandswohnungen Art der Auszeichnung: 2. Preis, Kategorie „Technische Gesamtlösung“ Konzept/Idee Die DOGEWO 21 reagiert auf den demografischen Wandel und hat als kommu- nales Wohnungsunternehmen Dortmunds bereits mehr als 1000 Wohnungen im Dortmunder Stadtgebiet seniorengerecht umgebaut. Ziel des Pilotprojektes in Dortmund-Wickede ist es, einen barrierefreien Standard mit intelligenter Haus- technik, Maßnahmen für mehr Sicherheit, Kommunikations-möglichkeiten und Angeboten für haushaltsnahe Dienste zu verbinden. Schließlich soll dieser Stan- dard auch für untere Einkommensgruppen erschwinglich sein und eine Technik vorhalten, die vom Nutzer einfach und intuitiv bedient werden kann. Dafür werden in drei bereits bestehenden und vermieteten Wohnhäusern 10 Woh- nungen entsprechend umgebaut und ausgerüstet. Durch einen Mehrgenerationenansatz im Quartier und die Zusammenarbeit mit lokalen Dienstleistern in den Bereichen Pflege, Gesundheit und haushaltsnahe Dienstleistungen wird das Konzept abgerundet. Über diesen Kooperationspartner können die Bewohner/innen kostenpflichtig ein Notrufsystem, einen Mahlzeiten- service, hauswirtschaftliche Hilfe wie Reinigungs- oder Einkaufsdienste, Pflege oder eine therapeutische Versorgung, in Anspruch nehmen. Diese Angebote ermöglichen den Mieterinnen und Mietern auch bei steigender Hilfe- oder Pflegebedürftigkeit möglichst lange in den eigenen vier Wänden selbstständig leben zu können.
19 BIS Da die Wohnungen in Wickede vermietet sind, bietet es sich an, Mieter und Nutzer bei der Im- plementierung der Technik ein- zubeziehen. Auf diese Weise können ihre Wünsche integriert, andererseits können sie in dieser Zeit für technische Lösungen sensibilisiert werden. Bei diversen Testläufen soll im Austausch zwischen Mietern und Technikern eine möglichst intuitive, seniorenfreundliche Menüführung der multimedialen Geräte erzielt werden, die schließlich eine einfache, zielorientierte Benutzung erlauben. Lage Das Häuser liegt in direkter Nähe zum Ortskern des Stadtteils Wickede und ist gut an die örtlichen Infrastrukturen und Verkehrsmöglichkeiten angebunden. Zielgruppe Die Mehrheit der Menschen in diesen Häusern ist über 70 Jahre alt. Sollte sich die Technik in dem Pilotprojekt durchsetzen, will DOGEWO21 dies in die Standards der seniorengerechten Ausstattung von Wohnungen integrieren. Der Mietpreis der Wohnungen wird sich auch nach der Modernisierung am örtli- chen Mietspiegel orientieren, womit technikunterstütztes Wohnen auch für eine einkommensschwächere Benutzergruppe zugänglich gemacht wird.
BIS 20 Betrieb Das Gebäude und die Wohnungen, insbesondere die Bäder, sind barrierefrei aus- gestattet. Im Zuge der energetischen Sanierung des Hauses wird ein Smart- Metering-System installiert. Dieser intelligente Energieverbrauchszähler macht den Verbrauch für Mieter/innen und Vermieter/innen bzw. Energieanbieter trans- parent. Die Wohnungen sind mit einem KNX-System versehen, über das sowohl Sensoren als auch Akto- ren eingebunden werden können. Bisher ist noch nicht entschie- den, welches Ambient-Assisted- Living-System in Dortmund ein- gesetzt wird: Zur Wahl stehen der Homebutler und das System PAUL. Rauchmelder in allen Räumen sorgen dafür, dass bei Rauchentwicklung ein Sig- nal in der Wohnung ausgelöst und automatisch der Herd abgeschaltet wird. Wenn gewünscht, wird eine externe Stelle alarmiert. Abhängig davon, welches AAL- System zum Einsatz kommt, gibt es ein portables Bedienelement für die Steue- rung der Wohnungsfunktionen (Steuerung der Heizung, Rollläden etc.) das auch als Hausgegensprechanlage fungiert. Darüber hinaus werden mehrere Anwendungen aus dem Bereich Telehealth und Telecare angeboten: Dazu zählt ein Vitalmonitoring mit Inaktivitätsüberwachung, das E-Health at home, bei dem sich der Nutzer mit Ärzten, Pflegediensten und Apotheken vernetzen kann, internetgestützte, intuitiv geführte Telerehabilitations- anwendungen und ein Trainingssystem zur häuslichen Sturzprophylaxe. Für das Vitalmonitoring wird ein auch beim Projekt SOPHITAL eingesetztes System fa- vorisiert. Dabei handelt es sich um eine intelligente Armbanduhr, die die Hauto- berflächentemperatur im Handgelenkbereich überwacht und die Veränderung der Vitalwerte bzw. die (In-) Aktivität drahtlos über eine Basisstation an eine Notruf- zentrale weiterleitet, die ggf. die notwendigen Schritte veranlasst.
21 BIS Mit E-Health at home können Ärzte, Pflegedienste oder Apotheken Vitaldaten von chronisch erkrankten Personen abfragen und via Internet an diese übermitteln. In Vorbereitung darauf werden Verhandlungen mit Ärzten, Pflegediensten, Apo- theken und einer Krankenkasse geführt. E-Health at home wird zu einem späteren Zeitpunkt der Pilotphase implementiert. Patienten, die zu Hause die technische Möglichkeit für Telerehabilitationsanwendungen haben, können früher aus einer stationären Reha-Maßnahme entlassen werden. Die Kommunikation findet über Internet statt und die Bedienung ist für die Nutzer verständlich und einfach. Das Trainingssystem zur häuslichen Sturzprophylaxe hat nicht nur eine technische Komponente. Die Mieter/innen werden in einem ersten Schritt zuhause durch ausgebildetes Personal besucht, das sie trainiert, um die Physis des Patienten zu stärken. Im zweiten Schritt wird das Trainingsprogramm technisch unterstützt. Nutzerinnen und Nutzern bieten sich dabei Anreize und die Möglichkeit der Selbstkontrolle für ein regelmäßiges Training. Die Ergebnisse werden zentral ge- speichert einschließlich einer eventuellen persönlichen Erinnerung an die Erfül- lung einer Trainingseinheit.
BIS 22 SOPHITAL Bamberg „Soziale Personenbetreuung – Hilfe mittels Technologie für altenge- rechtes Leben“ Lage: Bamberg, Bayern Träger/Partner: Joseph-Stiftung, Kirchliches Wohnungsunternehmen, Hans-Birkmayr-Straße 65, 96050 Bamberg Zielgruppe: Ältere Menschen Bautyp: Ausstattung von Bestandswohnungen Art der Auszeichnung: 3. Preis, Kategorie „Technische Gesamtlösung“ Konzept/Idee SOPHITAL ist eine weiterentwickelte Variante von SOPHIA, dem bereits ver- breiteten Unterstützungssystem. Es wurde um ein Monitoringkonzept zur indivi- duellen Gesundheitskontrolle und Angebote zur Wohnungssicherheit erweitert. Dieses Konzept soll in acht Wohnungen des Wohnmodells der Joseph-Stiftung „In der Heimat wohnen – ein Leben lang“ in Bamberg erprobt werden. (Das Wohnmodell „In der Heimat wohnen – ein Leben lang“ umfasst Ende November 2011 14 Standorte mit jeweils sechs bis 37 Wohnungen. Weitere Standorte sind im Bau bzw. in Planung.) Bewährt sich das Monitoring-Konzept von SOPHITAL, lässt es sich in das bestehende SOPHIA-Netz integrieren und könnte damit rund 5000 Menschen zugänglich gemacht werden. SOPHIA Service-Zentralen gibt es derzeit in Berlin, NRW, Bamberg, Darmstadt und Ilmenau. SOPHIA basiert auf 3 Säulen: dem intelligenten Hausnotruf mit au- tomatischen Alarmen bei Bewegungslosigkeit und integriertem Aktivitätsmonito- ring, der zugehenden Betreuung durch ehrenamtliche Paten und einer qualifizier- ten Nachsorge, Beratung und Dienstleistungsvermittlung. Die Servicezentrale ruft alle Haushalte regelmäßig an (mindestens einmal pro Woche, im Krankheitsfalle häufiger), um alltagsbezogene oder gesundheitliche Fragen zu klären, Bedürfnisse
23 BIS der Teilnehmenden abzufragen oder einfach nur zu plaudern. Die teilnehmenden Haushalte können die Service-Zentrale jederzeit selbst kontaktieren, wenn weite- rer Gesprächsbedarf besteht oder sie z. B. eine Einkaufshilfe, einen Handwerker oder einen ambulanten Pflegedienst vermittelt haben wollen. Hinzu kommt die Möglichkeit, die Teilnehmenden bei gesundheitlichen Fragen zu unterstützen, wie z. B. der Erinnerung an Medikamenteneinnahme und Arztbesuche etc. Lage Der Raum Bamberg ist eher strukturschwach und ländlich geprägt, weshalb unter Beteiligung der Joseph-Stiftung das Wohnmodell „In der Heimat wohnen – ein Leben lang“ entstand, um nicht nur großstädtischen, sondern auch den ländlich lebenden Menschen einen Wohnungswechsel im Alter ersparen zu können. Zielgruppe Mit dem Wohnkonzept „In der Heimat wohnen – ein Leben lang“ sollen ältere Menschen angesprochen werden, die sich relativ frühzeitig nach altersgerechten Wohnalternativen für ein langes selbstständiges Leben umschauen. Ausstattung und Technik Neben verschiedenen Wohnungssicherheitsfunktionen sind das Gesundheitsmoni- toring sowie das Hausnotrufsystem die besonderen Bestandteile bei SOPHITAL. SOPHITAL ist ein soziales, internetbasiertes Unter- stützungssystem, das über einen internetfähigen Fern- seher zugänglich gemacht und je nach Wunsch über Fernbedienung, ein Touchpanel oder ein Tablet ge- steuert werden kann. Die technische Standard- Ausrüstung der Wohnungen enthält Alarmmelder bei Brand und Überschwemmung, eine Wohnungstür- überwachung gegen Einbruch sowie eine Überwa- chung des Raumklimas in schimmelgefährdeten Bereichen der Wohnungen (Nassbereiche). Die Alarmmelder sind über Funk vernetzt. Alarme werden auto-
BIS 24 matisch an vorher festgelegte Adressen versandt. Zusätzlich gibt es Energiesparfunktionen für die größten Energiever- braucher im Haus, die entwe- der Hinweise an die Nutzerin- nen und Nutzer geben oder die Geräte automatisch abschalten. Für Komfort, aber vor allem auch für die Sicher- heit sorgt eine Nachtlichtfunktion beim Gang zur Toilette, die über Bewegungs- melder gesteuert ist. Für das Gesundheitsmonitoring können eine Körperwaage, ein Blutdruckmessgerät, ein Blutzuckermessge- rät sowie Zubehör zur Analyse des Schlafver- haltens je nach Wunsch und Bedarf eingesetzt werden. Diese technischen Komponenten kommunizieren drahtlos mit dem TV-Gerät, die Daten werden extern auf einem Server gespei- chert und ggf. weiterverarbeitet, wodurch bspw. eine wöchentliche Auswertung des Schlafver- haltens oder des Blutzuckerspiegels vom Arzt ermöglicht wird. Sowohl die Nutzerinnen und Nutzer als auch autorisierte Dritte, wie Ärzte, Pflegedienste oder Familienangehörige, können von außen auf die Daten zugreifen und mit dem System kommu- nizieren. Das Hausnotrufsystem hat sich bereits bei SOPHIA bewährt: Hierbei kann das in- telligente Notrufarmband Vivago in Anspruch genommen werden. Es erinnert die Menschen daran, es zu tragen, wenn es sich nicht am Körper befindet, und zeich- net die Aktivitätskurven auf. Bei längerer Regungslosigkeit sendet es automatisch
25 BIS einen Alarm an festgelegte Adressen. Da es wasserdicht ist, bietet es auch unter der Dusche und in der Badewanne Sicherheit. Mit Vivago ist außerdem eine „Weglaufkontrolle“ für dementiell erkrankte Men- schen möglich: Wird die beschränkte Funkreichweite von 70 bis 80 Metern der Armbanduhr überschritten, kann ein Alarm ausgelöst werden. Verlässt eine Per- son das Haus, kann, sobald der Kontakt der Armbanduhr zur Basisstation fehlt, eine SMS an Bezugspersonen oder Pflegedienste versendet werden. Die Bewoh- nerinnen und Bewohner können zusätzlich manuell über ein Mobiltelefon (Vor- teil: außer Haus verwendbar), ein Festnetztelefon oder die Basisstation einen Alarm absetzen.
BIS 26 Das Nürnberger Modell – Intelligentes Wohnen im Alter Lage: Nürnberg, Bayern Träger/Partner: wbg Nürnberg GmbH Immobilienunternehmen, Glogauerstr. 70, 90473 Nürnberg Zielgruppe: Ältere Menschen und Menschen mit Einschränkungen Bautyp: Altersgerechte Anpassung von Bestandswohnungen Art der Auszeichnung: 3. Preis, Kategorie „Technische Gesamtlösung Konzept/Idee Die Wohnungsbaugesellschaft wbg Nürnberg entwickelt mit dem Modell „Zu- kunft Wohnen“ eine bezahlbare Lösung für ein altersgerechtes und selbstbe- stimmtes Wohnen. Die Idee hinter „Zukunft Wohnen“ sind verschiedene Teilbe- reiche: Zum einen werden im Rahmen eines Modernisierungsprogramms im Be- stand der wbg Nürnberg zunächst fünf Pilotwohnungen altersgerecht mit intelli- genter Technik ausgestattet. Die vorhandenen Systeme und Endgeräte der alters- gerechten Assistenztechnologien werden in Form eines bedarfsorientierten Bau- kastensystems im Alltag mit den Mieterinnen und Mietern getestet. Die Technik- angebote sind von diesen gemäß ihrer Bedürfnisse, ihres gesundheitsbedingten Bedarfs und ihrer finanziellen Möglichkeiten zu wählen. Zum anderen wird mit dem Projekt „Sigena“ (sicher – gewohnt – nachbarschaftlich) eine Kombination aus einem Quartierskonzept und der Nutzung vorhandener Angebote (innovative Mobilitäts-, Gesundheits-und Freizeitservices) entwickelt, um die Deckung des täglichen Bedarfs zu erleichtern. „Sigena“ zeichnet sich durch eine Versorgungs- sicherheit ohne Betreuungspauschale aus. Für die Umsetzung ist ein Stützpunkt eines ambulanten Pflegedienstes in dem Stadtteil wichtig. Der Schwerpunkt wird auf dem Aspekt der Nachbarschaftshilfe liegen. Im Bereich „Zukunft Wohnen“ wird mittelfristig ein Umbau von ca. 15–20 Pro- zent der Wohnungen im Bestand angestrebt.
27 BIS Lage Die fünf Wohnungen werden im Rahmen der Pilotphase am Nürnberger Nordost- bahnhof in der Dresdener Straße, zwei am Kaspar-Hauser-Platz in der Innenstadt und die letzte Wohnung in der Parkwohnanlage West in der Kollwitzstraße umge- setzt. Zielgruppe Da der Anteil der über 70-jährigen wbg-Mieterinnen und Mieter überdurchschnitt- lich hoch ist, ist zukünftig mit einer hochbetagten Mieterschaft, deren Hilfe- und Pflegebedürftigkeit zunimmt, zu rechnen. Deshalb richtet sich der Bereich „Zu- kunft Wohnen“ an ältere Menschen oder Menschen mit Fähigkeitseinschränkung, die zwar auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind, aber durchaus noch alleine in ihren eigenen vier Wänden zurechtkommen. Ausstattung und Technik Neben baulichen Maßnahmen im Sinne der Barrierefreiheit werden Systeme des modernen Gebäudemanagements in den Wohnungen installiert: Damit sollen bei- spielsweise die Raumtemperatur, Elektrogeräte und Schließsysteme persönlich
BIS 28 und individuell gesteuert werden, Smart-Metering-Systeme sollen Mieterinnen und Mietern eine bewusste Energienutzung ermöglichen. Die Vermieterseite pro- fitiert ebenfalls von diesen Komponenten, wie z. B. der Sensorik zur Feuchtig- keitsmessung, die helfen kann, Schimmelbildung zu vermeiden oder von der stän- digen Ablesemöglichkeit der Energieverbrauchsdaten und damit von der Bewusst- seinsbildung bei den Mieterinnen und Mietern. Zur zentralen Steuerung der Wohnungstechnik innerhalb der Wohnung werden in- ternetfähige TV-Geräte und/oder speziell gestaltete Displays bzw. Tablet-PCs zur Verfügung gestellt, die mit einer bedienungsfreundlichen Menüführung ausgestat- tet sind. Darüber können Gebäudefunktionen wie Heizung, Licht, Türöffnung und Fenster zentral gesteuert werden. Außerhalb der Wohnung soll über Mobilfunkge- räte die Möglichkeit zur Fernsteuerung dieser Gebäudefunktionen geschaffen werden. Die Kommunikation der Mieter/innen mit verschiedenen Dienstleistungen ermög- licht ein internetbasiertes Serviceportal. Zu den Services zählen Bestell- und Bringdienste, ein Ärztenetz, Angebote der Krankenpflege, Physiotherapie und Krankengymnastik. Dienstleistungsangebote von Friseuren, Haus- und Putzdienst oder Taxizentralen sowie Kommunikationsmöglichkeiten mit Angehörigen und Freunden gehören ebenfalls dazu. Das Portal greift auf 260 elektronische Services aus den unterschiedlichsten Bereichen des täglichen Lebens zurück, die Nürnberg bereits anbietet. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit auf den Nürnberger Web- Katalog für ältere und behinderte Menschen „Mobil in Nürnberg“ zuzugreifen, der viele wichtige Orte, von der Behörde, über kulturelle und gastronomische An- gebote, bis zum Einkauf und den öffentlichen Verkehrsmitteln jeweils in Bezug auf ihre Barrierefreiheit und Erreichbarkeit aufführt. Ein Bürgerdienst der Stadt Nürnberg soll älteren Menschen den Behördengang zukünftig ersparen. Das Hausnotrufsystem wird noch ausgewählt.
29 BIS Seniorenhaus Theley Lage: Theley, Saarland Träger/Partner: Stiftung Hospital St. Wendel, Alter Woog 1, 66606 St. Wendel Zielgruppe: Hilfe-und pflegebedürftige Menschen Bautyp: Neubau Art der Auszeichnung: 3. Preis Kategorie „Technische Gesamtlösung“ Konzept/Idee Das Konzept des Seniorenhauses Theley richtet sich an ältere Menschen mit un- terschiedlichem Pflegebedarf und ergänzt das bestehende Angebot stationärer und ambulanter Versorgung der umliegenden Gemeinden. Mit dem Neubau werden Wohnalternativen für Menschen mit Pflegebedarf geschaffen und neue Wohnfor- men aufgezeigt. Es entstehen vier Wohngemeinschaften, die sich in zwei Pflegewohngemein- schaften und zwei Wohngemeinschaften für Senioren aufteilen. Alle 33 Bewohner/ innen verfügen über einen eigenen Wohn-/Schlafbereich mit Dusche und WC. Ein Gemeinschaftsraum mit daran angebundener Küche bildet den Mittelpunkt des täglichen Lebens – beim Kochen, der Haushaltsbewältigung und den Gemein- schaftsaktivitäten werden die Bewohnerinnen und Bewohner durch qualifizierte Betreuungskräfte, die sogenannten Hausdamen, und ehrenamtliche Kräfte aus dem Ort unterstützt.
BIS 30 Gemeinschaftsveranstaltungen im Seniorenhaus, wie z. B. ein Tanz- tee, Computerkurse, eine Gymnas- tikgruppe, Vorträge oder ein Lie- dernachmittag werden von Frei- willigen der Dienstleistungsagen- tur „Menschen für Menschen“ or- ganisiert. Einzelleistungen, die für die Senioren koordiniert werden, sind ein Besuchs- und Einkaufsdienst sowie Spaziergänge mit Menschen, die nicht mehr alleine gehen können. Ein Hausmeis- terdienst für Kleinstreparaturen ist in Planung. Als ergänzende Hilfe zur häuslich familiären Pflege stellt das Seniorenhaus acht Tagespflegeplätze bereit, die älteren Menschen mit Hilfebedarf eine Betreuungs- möglichkeit bieten und den länge- ren Verbleib in der eigenen Woh- nung fördern. Zwei weitere Nachtpflegeplätze ermöglichen ebenfalls einen längeren Verbleib in den eigenen vier Wänden, weil die nächtliche, außerhäusliche Versorgung für sie ausreichend Sicherheit bietet. Die Pflege erfolgt im Seniorenhaus Theley über den ambulanten Anbieter „Hospital Daheim“ der Stiftung Hospital St. Wendel. Durch die Nacht- bereitschaft im Seniorenhaus und die ständige Rufbereitschaft des Pflegedienstes „Hospital daheim“ ist eine Versorgungssicherheit rund um die Uhr gewährleistet. Für die Nachtbereitschaft gibt es ausschließlich dafür zuständige Mitarbei- ter/innen; der Pflegedienst hat einen Stützpunkt im Haus. Ein Gesundheitszentrum mit ärztlicher Versorgung, Physiotherapie, Podologie (Fußpflege) und einem Fri- seursalon, aber auch das Café mit Bäckerei wird an das Seniorenhaus an- und zu- gleich in die örtliche, soziale Infrastruktur eingebunden.
31 BIS Bürger/innen, Vereine und Initiativen des Ortes sollen gezielt in die Betreuung der älteren Menschen einbezogen werden. In diesem Sinne entsteht eine intergenera- tive Begegnungsstätte, in der ein offener Mittagstisch für Senior/innen und Ju- gendliche des Ortes angeboten wird. Intergenerative Projekte sowie Kurse für Äl- tere und pflegende Angehörige finden dort ebenfalls statt. Diese Projekte werden in Kooperation mit der Dienstleistungsagentur, der Pfarrgemeinde Theley und dem nahe gelegenen Jugendwerkhaus realisiert: Die Aktivitäten reichen dabei von der Alltagshilfe für die Älteren durch Jugendliche beim Spazieren, Einkauf, Arzt- besuch o.ä., über Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe seitens der Älteren für die Jugendlichen, Computerkurse von Jugendlichen für Ältere und eine Kinderbe- treuung der Älteren für junge Eltern. Durch Pflegekurse, Gesprächskreise oder Schulungen für Angehörige von dementiell erkrankten Menschen erfahren insbe- sondere pflegende Angehörige Unterstützung. Die Pflegekurse werden von „Hos- pital Daheim“ zum Teil in Zusammenarbeit mit der Bundesknappschaft angebo- ten. Lage Theley ist ein Ort mit 3300 Einwohner/innen, der in der Umgebung von St. Wen- del im Saarland liegt. Theley gehört zur Gemeinde Tholey, die nach jahrelangem Bemühen nun die Möglichkeit zur wohnortnahen Versorgung geschaffen hat und auch im Falle der Langzeitpflege nicht mehr auf andere Gemeinden ausweichen muss. Zielgruppe Das Seniorenhaus richtet sich sowohl an Menschen mit eingeschränkter Alltags- kompetenz und Hilfebedarf als auch an pflegebedürftige Menschen. Des Weiteren bieten die Tages- und Nachtpflegeplätze eine Entlastungsmöglichkeit für helfende Angehörige.
BIS 32 Ausstattung und Technik Das barrierefreie Gebäude wird in einem Phasenmodell mit Gebäude- sowie intel- ligenter Internet- und Kommunikationstechnik (IKT) ausgestattet. Über eine KNX-gesteuerte Systemtechnik wird die Wohnung gegen Brand und Wasserüberschwemmungen geschützt. Weitere Sicherheit im Gebäude bieten die Überwachung und automatische Abschaltung für Herd, Backröhre und Bügelei- sen. Ein Nachtlicht vom Bett zum Bad verringert die Sturzgefahr beim nächtli- chen Toilettengang. Rauchmelder, Wasserstandsanzeiger und andere (Bewe- gungs-, Druck-) Sensoren sind über Funk und KNX an einen Homeserver ange- bunden und steuerbar. Über den Homeserver werden entsprechende Meldungen auf die Dect-Telefone (schnurlose Telefone) der Mitarbeiter/innen geleitet. Die Klingelanlage verfügt über eine Türkamera und ist W-LAN-gebunden; das Kamerabild wird auf das iPad übertragen und die Tür darüber gesteuert. Das iPad ist darüber hinaus als Bedien- und Kommunikationsele- ment für weitere internetbasierte Funktionen vorgese- hen. Die Kommunikation soll über eine internetbasier- te Serviceplattform erfolgen, die die Kommunikation mit dem Gesundheitszentrum, dem ambulanten Pfle- gedienst, den lokalen Dienstleistern, der Dienstleis- tungsagentur Theley und zu Verwandten, Freunden und Bekannten ermöglicht. Jede Wohnung ist mit einem Hausnotrufgerät ausgestattet, welches über die her- kömmliche Telefonleitung angeschlossen wird. Über den dazugehörigen Funk- sender abgesetzte Notrufe werden an die Dect-Telefone der Mitarbeiter/innen ge- leitet. Eine intelligente Armbanduhr (siehe bereits SOPHITAL) übernimmt die Vitaldatenüberwachung. Bei längerer Regungslosigkeit wird automatisch ein Not- ruf abgesetzt. Eine Verbindung der Funksender über Schnittstellen mit dem Homeserver wird geprüft. Schulungen der nutzenden Menschen, aber auch des Pflege- und Präsenzpersonals sowie der Handwerker sorgen für eine sinnhafte und stabile Implementierung und
33 BIS kompetente Nutzung der Technik. Bei der Implementierung wird mit dem Institut für Gesundheitsforschung und -technologie (igft) der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Saarbrücken kooperiert, das die technische Beratung und sozi- alwissenschaftliche Begleitforschung übernimmt und deren Umsetzung sowie die Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen koordiniert.
BIS 34 Generationenübergreifendes Betreuungs- und Pflegezentrum Kriftel Lage: Kriftel, Hessen Träger/Partner: DRK Main-Taunus Dienstleistungs-GmbH, Schmelzweg 5, 65719 Hofheim DRK Main-Taunus Kreisverband, Schmelzweg 5, 65719 Hofheim KonzeptBau GmbH, Nürnberger Str. 11, 95448 Bayreuth Zielgruppe: Menschen mit Hilfebedarf Bautyp: Neubau Art der Auszeichnung: Preis, Kategorie „Hausnotruf“ Konzept/Idee Das Generationenübergreifende Betreuungs- und Pflegezentrum in Kriftel umfasst ein Ärztehaus, eine Kindertagesstätte, eine Service-Wohnanlage mit 28 Wohnein- heiten, eine Betreute Wohnanlage mit 35 Wohneinheiten und eine stationäre Be- treuungs- und Pflegeeinrichtung in Hausgemeinschaften.
35 BIS Die 35 Wohneinheiten der Betreuten Wohnanlage werden mit dem Hausnot- rufsystem mit integriertem Rauchmelder des DRK ausgestattet. Die HNR- Zentrale ist täglich 24 Stunden mit Fachpersonal besetzt. Durch das benachbarte Ärztehaus und die stationäre Pflegeeinrichtung sowie den vom DRK geführten Verein Notarztdienst Main-Taunus-Kreis e.V., die DRK Ret- tungsdienst Rhein-Main-Taunus GmbH und die enge Zusammenarbeit mit den Kliniken des Main-Taunus-Kreises ist im Bedarfsfall eine umfassende gesundheit- liche Versorgung gewährleistet. Auch die Angebote des DRK wie „Essen auf Rä- dern“, Gesundheitskurse, ambulante Pflege, die Tagespflege Kelkheim, das Psy- chosoziale Zentrum und weitere Dienste stehen den Bewohner/innen der Betreu- ten Wohnanlage zur Verfügung. Dadurch wird das selbstständige Wohnen älterer Menschen langfristig unterstützt. Lage Kriftel verfügt im Main-Taunus-Kreis über eine zentrale Lage, auch das Grund- stück des Betreuungs- und Pflegezentrums liegt zentral im Ort, so dass es für die Menschen des Main-Taunus-Kreises gut erreichbar ist. Dadurch stellt es ein An- gebot für viele Menschen der Region dar und trägt zur Vernetzung und Kommu- nikation, aber auch zur sozialen Teilhabe bei. Zielgruppe Das Angebot des Betreuten Wohnens und die sonstigen Dienste richten sich an Menschen, die altersbedingt oder aufgrund gesundheitlicher Probleme ambulante Hilfe benötigen. Ausstattung und Technik Die Wohnanlage wird barrierefrei und behindertengerecht gebaut. Zur Ausstat- tung der Wohnungen im Betreuten Wohnen gehört das Hausnotrufsystem, an das Rauchmelder gekoppelt sind, sowie elektrische Rollläden in den Wohnungen und Türöffner in den Verkehrswegen. Beim Verlassen der Wohnung werden festge-
BIS 36 legte Stromanschlüsse mit einem besonderen Schalter abgeschaltet. Der Elektro- herd kann dauerhaft oder vorübergehend zentral ausgeschaltet werden. Das Hausnotrufgerät besteht aus einer Basisstation mit Lautsprecher, Mikrofon, roter Notruftaste und einem Funksender, der entweder um das Handgelenk (ver- gleichbar einer Armbanduhr) oder auch als Anhänger um den Hals gehängt wer- den kann. Der Funksender ist innerhalb der ganzen Wohnung verwendbar. Die Basisstation wird an den herkömmlichen Telefonanschluss in der Wohnung mit angeschlossen. Durch Drücken des roten Knopfes an der Basisstation oder dem Funksender wird ein Signal übermittelt, das einen direkten Kontakt mit der Not- ruf-Zentrale herstellt. Dort sind alle persönlichen Daten des Bewohners sofort sichtbar. Die Mitarbeiter/innen der Notruf-Zentrale sind rund um die Uhr erreich- bar. Bei Bedarf gibt es die Möglichkeit der Aktivitätskontrolle: Melden sich die Bewohner/innen nicht in einem vereinbarten Zeitraum, dann werden sie von der Notruf-Zentrale angerufen. Werden sie nicht erreicht, sieht jemand nach, um si- cherzustellen, dass die Bewohner/innen sich nicht hilflos, z. B. nach einem Sturz, in der Wohnung befinden. Außerdem kann das Hausnotrufsystem im Bedarfsfall um einen Videokontakt zur Hausnotrufzentrale ergänzt werden. Dafür muss die Basisstation um ein entspre- chendes Gerät erweitert werden. Gleiches gilt für Sturzmatten und Lichtwarnlam- pen für schwerhörige oder taube Bewohner. Zum benachbarten Ärztehaus oder den Kliniken des Main-Taunus- Kreises können zusätzlich digitale und telemedi- zinische Kontakte hergestellt werden, um beispielsweise eine Herzrhythmus- und Kreislaufüberwachung zu realisieren.
37 BIS Hausservice und Hausnotruf in Sachsen Zentrale Kommunikation zur Stärkung der häuslichen Alltagskompe- tenz Lage: Borna und Riesa, Sachsen Träger/Partner: Bornaer Wohnungsgenossenschaft eG, Heinrich-Böll-Straße 30b, 04552 Borna Wohnungsgesellschaft Riesa mbH, Klötzerstraße 24, 01587 Riesa Johanniter Unfall-Hilfe e.V., Regionalverband Meißen/Mittelsachsen Marktgasse 15 01662 Meißen Zielgruppe: Ältere Menschen, Angehörige Bautyp: Altersgerechte Anpassung von Bestandswohnungen Art der Auszeichnung: Preis, Kategorie „Hausnotruf“ Konzept/Idee Das erweiterte Hausnotrufsystem der Johanniter Unfall-Hilfe e.V. macht ver- schiedene Hilfen, die Menschen zur Bewältigung des Alltags im Alter brauchen, in den eigenen vier Wänden zugänglich. Häufig werden Hilfen bei vielen kleinen Alltagsproblemen gebraucht, für die weder der Pflegedienst noch der Hausmeister zuständig ist. Durch das erweiterte Hausnotrufsystem kann über die Notruf- und die gesonderte Servicezentrale für zahlreiche Bedürfnisse zeitnah Hilfe vermittelt werden. Die Bornaer Wohnungsgenossenschaft und die Riesaer Wohnungsgesellschaft werden dieses System in ihren Bestandswohnungen, in denen ältere, hilfebedürf- tige Menschen leben, implementieren. Insgesamt sollen im Rahmen des Projektes zunächst 90 Wohnungen mit dem Hausnotrufsystem ausgestattet werden.
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