2021 Jahr des Heiligen Josef - März / April 2021 Pfarrnachrichten Katholische Pfarrei St. Josef | Treptow-Köpenick - Pfarrei St. Josef Treptow ...
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März / April 2021 Pfarrnachrichten Katholische Pfarrei St. Josef | Treptow-Köpenick 2021 Jahr des Heiligen Josef ST. JOSEF ST. ANTONIUS CHRISTUS KÖNIG 1
Liebe Mitglieder und In seinem apostolischen Schrei- selbst ins Zentrum zu stellen. In Freunde unserer Pfarrei ben hebt Papst Franziskus ein der Tat „war Josef in der Lage, St. Josef Treptow-Köpenick paar Charakterzüge des Hl. Josef in außerordentlicher Freiheit hervor, die besonders auch in zu lieben. Er hat sich nie selbst Papst Franziskus hat am 8.12. der momentanen Corona-Pan- in den Mittelpunkt gestellt. Er 2020 das „Jahr des Hl. Josef“ demie durchaus von Bedeutung verstand es, zur Seite zu treten ausgerufen. sind. und Maria und Jesus zur Mitte seines Lebens zu machen“, so Dazu veröffentlichte der Vati- Der Hl. Josef sei „Vater im An- Franziskus. kan das Apostolische Schreiben nehmen“, besonders in jener „Patris corde“: Vor genau 150 schwierigen Situation seiner Hier können Sie den gan- Jahren wurde Josef nämlich zum Familie. Zudem sei er Vorbild zen Text des apostolischen Schutzpatron der gesamten ka- darin, wie man Probleme in Schreibens lesen: https:// tholischen Kirche. Dazu erklärte Chancen verwandeln könne. www.vaticannews.va/de/ ihn der selige Papst Pius IX. mit Als ehrlicher Zimmermann leh- papst/news/2020-12/wort- dem Dekret „Quemadmodum re uns der Hl. Josef außerdem laut-papst-franziskus-schrei- Deus“ – unterzeichnet am „welch ein Wert, welch eine ben-patris-corde-deutsch.html 8. Dezember 1870. Würde und welch eine Freude Am Freitag, den 19.März, feiern es bedeutet, das Brot zu essen, wir um 18:00 Uhr aus Anlass Der Name unserer vor etwas das die Frucht eigener Arbeit des Patronatsfestes die Hl. Mes- mehr als einem Jahr neu ge- ist“. Die Arbeit sei zur dringen- se zum Hochfest des Hl. Josef in gründeten Pfarrei trägt den Na- den sozialen Frage der Mensch- der Pfarrkirche St. Josef. men des Hl. Josef. Darum wollen heit geworden. wir uns 2021 immer wieder mit Ihr dem Hl. Josef, unserem Schutz- Am Beispiel des Hl. Josef könnte Mathias Laminski patron, beschäftigen. man zudem lernen, sich nicht Leitender Pfarrer Inhalt 4-7 18 26/27 Interview mit Kinder, Kirche, Chaos Päckchenaktion Erzbischof Heiner Koch Teil 1: Zeit ist relativ Haus Strohhalm sagt DANKE 8-12 20/21 30/31 Kreuzweg Heiliger Josef Bistumsgeschichte zum zu Hause beten Gotthard Fuchs zum Josefsjahr Teil 2: Gewissensentscheidung 14 22 38/39 Licht in der Mitte des Tunnels Mitarbeiter vorgestellt Kunst und Kirche Hoffnungsvolle Gedanken von Buchhaltung Teil 2: Christus König Sr. Dr. Beate Glania MMS Caterina Pfafferott 16 25 32-52 Beten Buchvorstellung Infoseiten Die Weisheit der Bibel James Baldwin der drei Gemeinden aus psychologischer Sicht – Von dieser Welt 2
Fastenzeit – war da was? Na gut, ein Impuls zur Fastenzeit soll es also sein. Dann zunächst einmal ein paar Fakten. Wie be- kanntlich ja alle wissen, beginnt die Fastenzeit am Aschermitt- tun. Da ist vom Sakrament der woch, in diesem Jahr begann Buße und Versöhnung die Rede, sie also schon am 17. Februar. bei dem die Reue von entschei- Also kommt dieser Impuls doch dender Bedeutung ist. schon zu spät für diese PASTO- RALE – na ja, zu spät vielleicht Deshalb ist die österliche Buß- – aber besser jetzt als nie. Die zeit für uns Christen eine Ge- Fastenzeit dauert ja auch noch legenheit, wieder zur Quelle einige Zeit, denn, wie man ja perten, da geht es ums Heilfas- zurückzukehren. Jeder Christ weiß, sind es 40 Tage. Und nun ten, Intervallfasten, Fasten nach soll sich um die Gnade des wird’s schwierig – ein Blick auf Buchinger, da wird eingeladen Anfangs, um die Gnade der katholisch.de kann da helfen – zum Fastenwandern und ver- Taufe, mühen. Der Satz „Kehr denn die Fastenzeit geht immer sprochen wird eine neue Di- um und glaube an das Evan- bis Gründonnerstag. Wer sich mension des Fastens, da geht es gelium“, mit welchem wir am jetzt die Mühe macht und mal um eine Auszeit für Körper und Aschermittwoch in diese Zeit die Tage von Aschermittwoch Seele, da gibt es Anleitungen hinein geschickt wurden, drückt bis Gründonnerstag durchzählt, und Tipps und alle Methoden diesen Neuanfang aus. In der kommt auf 44 Tage – nanu? auf einen Blick. österlichen Bußzeit geht es Aha, da wir ja die 6 Sonntage weniger um das Besondere der Fastenzeit wieder abziehen Überlassen wir also gern den und Außerordentliche, sondern dürfen, da ja Sonntage keine Begriff „Fastenzeit“ der Welt darum, wieder den Anschluss Fastentage sind, kommen wir – und nennen die Vorbereitungs- an das Wesentliche des christ- hoppla – nur auf 38 Tage. Was zeit auf Ostern immer häufiger lichen Lebens zu finden. In den nun? Zum Glück gibt es ja noch und bewusster doch so, wie gottesdienstlichen Feiern aller Karfreitag und den Karsamstag. sie kirchenoffiziell seit dem II. Art steht der Christ unmittelbar Diese beiden Tage gehören Vatikanischen Konzil auch heißt, vor dem geheimnisvoll anwe- streng genommen schon zum nämlich „österliche Bußzeit“. senden Gott. Darum gehört zur Triduum Sacrum, also zu den Na ja, „Bußzeit“ ein doch sper- österlichen Vorbereitungszeit drei österlichen Tagen, da sie riger, sicher altmodischer und die Pflege der gemeinsamen aber Fastentage sind, dürfen verstaubt klingender Begriff, der Gottesdienste, der persönlichen wir sie auch zur Fastenzeit hin- uns aber, wenn wir wieder die Gebete und gerade auch des zurechnen und kommen dann weltbekannte Suchmaschine Bußsakramentes. Füllen wir also endlich auf unsere 40 Tage. nach dem Begriff „Buße“ befra- diese besondere Zeit, denn ein gen, doch auf die richtige Spur anderer Satz der beim Auflegen Wer sich also mit der Fastenzeit bringt. Da ist die Buße dann eine des Aschekreuzes gesprochen beschäftigt und mal den Begriff Umorientierung, eine Umkehr wird lautet: „Bedenke Mensch, „Fasten“ in die weltbekannteste des Menschen als ein ständiger dass du Staub bist, und zum Suchmaschine eingibt, kommt Vorgang im Leben eines Chris- Staub zurückkehrst“. ja aus dem Staunen nicht mehr ten. Buße ist Reue für etwas, heraus. Mir erging es jedenfalls das man getan hat, mit dem Ihr Diakon so. Da gibt es dann Fasten-Ex- Wunsch, die Dinge richtig zu Alfons Eising 3
Interview mit Erzbischof Dr. Heiner Koch muss man das dann genauer reflektieren und immer wieder argumentieren, aber das ist erst das Zweite. Wichtig ist: Die Er- fahrung - da gibt es jemanden, der mich nicht alleine lässt. Und was sagen die Leute dann dazu? Sie sind immer sehr erstaunt. In Berlin wird mir allerdings diese Frage selten gestellt. Die Menschen hier sind nicht gegen den Glauben – natürlich gibt es auch wirkliche Atheisten – die meisten haben sich aber einfach die Frage nicht gestellt. Es ist für sie selbstverständlich, dass es keinen Gott und kein Leben nach dem Tode gibt und sie sind erstmal erstaunt, dass man sie plötzlich danach fragt. Ich ma- In jeder Ausgabe unserer Pfarrnachrichten versuchen „Freut euch allezeit, che dann aber durchgängig die Erfahrung, dass die Menschen wir, ein Interview abzudrucken. der Herr ist nahe“ sagen: „Also das wäre ja schön, Wir freuen uns ganz besonders, …“ So ganz vorsichtig, oft unsi- dass Sie sich die Zeit genom- (Phil 4,4) cher. Aber das ist für mich schon men haben und uns heute Ein Stück Grundmelodie Glauben: diese Sehnsucht! dafür zur Verfügung stehen. meines Lebens Eine kleine Begebenheit: Als Wenn Sie mit wenig oder nicht einmal in der Adventszeit die religiösen Menschen ins Ge- Wir unterscheiden uns nicht Türen der St. Hedwigskathedra- spräch über Gott kommen, darin, dass wir gläubig oder le weit geöffnet waren, gab es wie beschreiben Sie ihnen die ungläubig sind, wir glauben ein offenes Angebot mit leiser Kernbotschaft des katholischen alle. Wir unterscheiden uns nur Musik, Kerzen – gerade auch Glaubens? Wie erklären Sie den darin WAS, oder besser gesagt, für ‚Fernstehende‘. Ich bekam Menschen, wie man Gott im WEM wir glauben. Über diesen ein Gespräch von zwei ganz Zeitalter der Naturwissenschaf- Einstieg komme ich fast immer offensichtlichen Berlinern mit: ten erfahren kann? in ein gutes Gespräch. Das Ein Mann sagte: „Ich wusste gar Wesentliche des christlichen nicht, dass das eine Kirche ist.“ Dr. H. Koch: Ich versuche Glaubens verdeutliche ich dann, Der andere: „Und noch dazu zunächst erst einmal, mein ist für mich, dass ich nicht allein eine katholische! Ich dachte im- Gegenüber zu „verunsichern“. bin! Dass es einen Gott gibt, mer, das hier gehört zur Oper.“ Ich spreche sie/ihn als Glauben- der mit mir geht, mit uns geht! (alle müssen sehr lachen) den an, sage so etwas wie „… Hier und auch in Zukunft. Der Sie in ihrem Glauben…“ und fast christliche Glaube ist für mich Am Ende ist Glauben aber immer kommt die Antwort: „Ich in erster Linie also nicht eine immer eine Gnade und ein bin nicht gläubig.“ Ich entgegne Lehre, sondern eine Beziehung, Geschenk. Sehr bewusst spre- dann: „Doch, Sie glauben! Sie eine Gemeinschaft. Damit che ich stets diese Worte beim glauben, dass mit dem Tod alles wird die ganze Attraktivität des Hochgebet nach der Wandlung: aus ist und dass es keinen Gott christlichen Glaubens jedem „Wir danken dir, dass du Gott gibt.“ Insofern auch ein Glaube. sehr schnell sichtbar. Natürlich uns berufen hast, vor dir zu ste- 4
hen und dir zu dienen.“ Ich glau- te und Freunde, die sagen, „geh (noch) nicht bekannt sind. Wo be nicht, dass man den Glauben raus aus der Kirche“. Oder: „da immer Menschen allein stehen: letztlich ‚machen‘ kann. Wir gehe ich doch nicht rein“. auf sie zugehen! Dass wir nicht können uns aber bemühen, ihn immer nur so ein Klüngel sind. nicht zu verhindern und wir kön- Also zuerst einmal bin ich den Auch Konzerte können solch ein nen Wege ebenen. Menschen dafür dankbar und Angebot sein, bei freiem Eintritt, werte das als eine bewusste denn Spenden sind meist ergie- Viele Menschen zahlen Kir- Entscheidung. Ich persönlich biger. Überall bekannt gemacht, chensteuern, ohne dass sie sich bemühe mich, diese Menschen wird dann sichtbar: „Ach – die überhaupt noch richtig zu ihrer anzusprechen. Ich tue es sehr machen ja was, die sind kein Gemeinde oder der Kirche zuge- bewusst über die Medien, zum ‚cloused club‘. hörig fühlen. Was haben Sie für Beispiel im rbb in der Berliner Ideen, was kann man tun, um Abendschau. Ich habe begon- Das Dritte, die direktesten Be- diese Menschen einzubinden, nen, regelmäßig Briefe an alle ziehungen sind die durch Katho- um ihnen wenigstens das Ge- Katholiken zu schreiben. Weil liken, die andere ansprechen, fühl zu geben, dass sie persön- ich den Kontakt aufrechterhal- einfach ins Gespräch kommen, lich wichtig sind? ten möchte. Mit einem Brief, nicht vereinnahmend. Nicht der nicht um etwas bittet oder gleich missionarisch, aber zum Dr. H. Koch: So nötig, wie Kir- für etwas wirbt, sondern der Beispiel: „Ich habe dir was mit- chensteuern für unsere Aufga- den Wunsch ausdrückt, eine gebracht.“ Oder: „Ich kann dir ben sind – so sind wir hierfür Beziehung aufzubauen. Und helfen.“ Das sind diese kleinen auch jedem Kirchensteuerzah- ich bin erstaunt und dankbar: Gesten der Menschen. Hunderte Briefe bekomme ich zurück, mit positiven Reakti- Ein schönes Fest, ein Konzert - onen, gerade von ‚Kirchen- das erscheint einfach und damit fernen‘. Wichtig kann für die gewinnt man sicher Menschen. Menschen auch ein guter Die Schwelle wäre dann dort, Pfarrbrief sein. Gestalte ich ihn wo man sie „mitnehmen“, sie als ‚Vereinsnachrichten‘ für die zu einer Überzeugung bringen Mitglieder, die ohnehin wissen möchte. was läuft? Oder frage ich, was interessiert die Leute, die nicht Dr. H. Koch: Aber das ist im- kommen? Das ist jeweils eine mer für mich der letzte Schritt. andere Perspektive, andere Der erste Schritt ist Gemein- Artikel – ja, auch eine andere schaft aufzubauen, absichtslos! Sprache wahrscheinlich. „Schön, dass wir zusammen wohnen, Nachbarn sind, zusam- men arbeiten.“ Erst einmal ab- „Die Menschen sichtslos…! Wir durchbrechen ansprechen“ damit Einsamkeit und Anony- mität, denn Berlin ist auch eine Stadt der Einsamkeit. Und sei es ler sehr dankbar. Denn es ist Das Zweite ist, ich halte sehr die kleinste Hilfe, wie einkaufen, Ausdruck einer Verbundenheit! viel davon, unsere Angebote auf das Kind aufpassen, die klei- Gerade hier in Berlin ist es nicht breit zu streuen, zu plakatieren. nen Dinge, die oft ganz gravie- selbstverständlich, dass ich in Auch wenn manchmal keiner rend sind. Hilfe braucht jeder, der Kirche bin. Es ist eine ganz kommt. Es muss offene, niedrig- das geht mir auch nicht anders. bewusste Entscheidung. Denn schwellige Angebote geben. Ein Ich glaube, Kontakte, dieser es ist leichter, gerade auch in Pfarrfest kann das sein, wo ich Art sind ganz wichtig. Hilfreich den Schwierigkeiten, die wir als einen katholischen Nachbarn kann auch sein, Menschen Kirche haben, der misslichen oder Kollegen frage: „Hast du eine Aufgabe zu geben, ihnen Situation, die wir hier und da nicht Lust mitzukommen?“ Wo zeigen, dass wir sie brauchen, haben, die Kirche zu verlassen. ich breit einlade und bewusst dass sie uns mit ihren Fähig- Für jeden finden sich Argumen- auf Menschen zugehe, die mir keiten wichtig sind. Bei einem 5
Problem mit dem Computer, Ich denke, es wird lange dauern, zunehmen, die oft ganz anders dem Lesen oder Verfassen eines diese Gemeinschaft wieder auf- sind – sie mit einzubeziehen. Textes oder ähnlichem. Auch zubauen. Sehr gezielt auch mit Zu einer Vielfalt an Vitalität zu Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig, Eltern und ihren Kindern, neu kommen. die mit einem gut gestalteten Getauften, dem nächsten Kom- Schaukasten beginnen kann und munionjahrgang und den neuen Sie sind als Erzbischof eben eine Atmosphäre der Offenheit Firmbewerbern. Wir werden auch, exakt seit Ihrem 26. schafft. Oder dass man ‚Promi- wieder beginnen müssen mit Geburtstag, Priester. Eine Fra- nente‘ aus dem gesellschaftli- allem, was Gemeinschaft fördert ge, die Ihnen sicher schon oft chen Umfeld des Bezirks einlädt. und mit allen, die daran mittun. gestellt wurde: Warum sind Sie Damit die katholische Kirche Priester geworden und welche auch im Bewusstsein dieser Wir denken, in unserer Pfarrei Rolle spielt dabei Ihr Wahl- Meinungsträger präsent ist. Ihr ein gutes Miteinander unter den spruch aus dem Philipperbrief: Bürgermeister weiß z.B. um einzelnen 3 Gemeinden und in „Freut euch alle Zeit, der Herr die katholische Kirche, da hier den Gremien zu haben. Ge- ist nah.“ bereits eine Beziehung besteht. meinsame Gottesdienste, Feste Wir sollten mit Personen aus und Reisen haben uns näher- Politik, Gesellschaft oder Sport gebracht. Wie könnten wir, aus Berührungspunkte schaffen Ihrer Sicht diese Zusammenar- – sie sind wichtig, sie bauen beit noch weiter vertiefen? Kontakte auf. Dr. H. Koch: Ich weiß aus Ge- Viele sorgen sich, wie unsere sprächen und auch aus Ihren Kirche nach der Corona-Pande- Pfarrnachrichten, dass Ihr Weg mie aussieht. Wie bekommen gut und richtig ist. Man muss wir unsere Kirchen wieder aber auch mal innehalten, gefüllt, wie sammeln wir wieder Zusammenarbeit muss auch Menschen für Gottesdienste, wachsen. Gute Gemeinschaften Gemeindeleben und unser En- brauchen Zeit, aus der Erfah- gagement über den Kirchturm rung im Miteinander. Man muss hinaus? auch die Geduld haben, etwas wachsen zu lassen. Man sollte Dr. H. Koch: Ja – dieses letzte natürlich Akzente setzen, ganz Jahr, das hat die Menschen und bewusst und transparent sagen: die Kirche verändert. Ich erlebe Was machen wir gemeinsam? es zum Beispiel bei Firmungen, Beispielsweise Ehevorbereitung Dr. H. Koch: Es gibt viele sie waren in letzter Zeit doch oder Öffentlichkeitsarbeit. Dabei Gründe, warum ich Priester anders. Den Jugendlichen fehlen muss erkennbar werden, dass geworden bin. Die reflektierte, die Gemeinschaftserfahrungen, es für die Menschen sinnvoll bewusste Entscheidung, das war sie erlebten keine Fahrt, auf und ein Gewinn ist. Dass die die Letzte. Ich bin aufgewach- viele andere gemeinsame Er- gemeinsamen Dinge in der sen in einer Gemeinde, wo ich lebnisse mussten sie verzichten. Pfarrei zu positiven Erfahrungen wirklich zuhause war, schon als Das kann man nicht nach- oder werden. Dass aber gleichzeitig kleines Kind. Wir haben Fußball wiederholen. auch deutlich wird: Uns wird gespielt, wir waren auf Fahrten Das Hauptproblem von Corona kein ‚Zuhause‘ genommen, unterwegs, ich war Messdiener. ist die zerbrochene, jedenfalls nichts wird ‚abgerissen‘. Letzt- Das war schön. Meine Eltern ha- stark reduzierte Gemeinschaft. lich wollen auch nicht alle die ben mich in diese Kirche mit hi- Auch die Erfahrung, dass ich gleiche Intensität von Gemein- neingenommen, haben aber nie vielleicht ganz gut ohne diese schaft - und das meine ich gar mich auf diesem Weg ‚gescho- Gemeinschaft leben kann. Die nicht negativ. ben‘, gar nicht. Ich habe Geist- Gottesdienste, die wir online, Für ganz wichtig halte ich auch liche erlebt, die mich bewegt im Fernsehen oder Rundfunk die Zusammenarbeit mit den haben, die mich heute noch übertragen – das ist sehr gut so, Orten kirchlichen Lebens. Deren prägen, auch wenn sie schon aber es fehlt die Gemeinschaft. Gemeinschaftsformen wahr- lange tot sind. Unser Pfarrhaus 6
war ein Haus der offenen Tür. Und mein Wahlspruch – er ist, Fakten - was wollen Sie in Wenn ich an den Pfarrer denke Gott sei Dank, eine Grundfreude diesen 4 Tagen für sich per- und an die Haushälterin - da als Naturell, als Geschenk ein- sönlich wahrnehmen, erfah- waren wir als Jugendliche am fach mitgegeben. Diese Freude ren, vielleicht erspüren? Was Abend noch willkommen. Ich kommt letztlich aus der Gewiss- verbinden Sie im Vorfeld der war in einer staatlichen Schule, heit, dass wir nicht allein sind. Visitation schon mit der Pfarrei es gab Christen und Atheisten. Dass Gott an unserer Seite ist, in Köpenick? Wir haben uns „tot“ diskutiert der uns immer führt. Ich spüre, über Grundsatzfragen des Le- dass diese Freude wächst, je Dr. H. Koch: Ich komme ja nicht bens. Im Französischunterricht, mehr ich sie teile. Und dass ich zum ersten Mal nach Köpenick mit J.P. Sartre, im Deutschun- von den Menschen lebe, die (lacht). In Vorgesprächen ha- terricht - immer ging es bei wiederum ihre Freude mit mir ben wir die Visitation geplant, uns heiß her. So hatte ich von teilen. Das ist ein Stück Grund- besonders wichtig sind mir Anfang an eine Liebe zur Theo- melodie meines Lebens. die persönlichen Gespräche, logie, zum Nachdenken. Es hat ich wünsche mir wirklich tiefe „Wo Glauben Raum gewinnt“… Begegnungen. Auch mit denen, aus den 35 Pastoralen Räumen die keinem Gremium angehören im Erzbistum haben sich bisher und mit Menschen außerhalb 14 Pfarreien zusammenge- der Kirche. Ich hoffe sehr auf schlossen. Wie schätzen Sie eine Begegnung mit kleinen ganz persönlich den Weg bis Kindern, das ist für mich immer hierher ein, sind Sie mit dem besonders schön. Prozess „zufrieden“? Jetzt noch eine sehr weltliche Dr. H. Koch: Ja, das bin ich. Mir Frage. Stehen Sie als Erzbischof ist bewusst, dass es an einem von Berlin eher Hertha BSC nah Ort sehr gut läuft, man sich da- oder Union Berlin? Und wie gegen anderswo schwertut. Wir steht es eigentlich um Ihren alle müssen noch viel lernen. In Lieblingsclub Fortuna Düssel- der Organisation, bei finanziel- dorf? len und rechtlichen Strukturen oder beim Datenschutz. Für Dr. H. Koch: Böse Fragen! (lacht) vieles werden wir noch Zeit Fangen wir mit dem letzten an. brauchen. Aber ganz realistisch Düsseldorf hat gerade gegen mich immer mehr gepackt, ich und unaufgeregt, ja – ich bin den Tabellenletzten, gegen den habe unglaublich viel gelesen, zufrieden. alle gewonnen haben, verloren! mich mehr und mehr für theolo- Mehr brauche ich dazu nicht zu gische Fragen interessiert. Mit Haben Sie noch etwas, was Sie sagen! (Herzhaftes Lachen!!!!). 29 Jahren starb damals der den Leuten in den Gemeinden Ich bekomme hin und wieder Mann meiner Schwester, ließ sie oder in der Kirche ganz per- Einladungen beider Berliner mit 2 kleinen Kindern zurück. sönlich mit auf den Weg geben Clubs und nehme sie beide an. Unsere Familie hatte ihn 2 Jahre wollen? Ein Herzensanliegen, Was mich bei Union begeistert lang in der Krankheit begleitet, was Ihnen auf der Seele liegt, - man hat den Eindruck, in ein mitgelitten. In dieser Zeit ist für für die Zukunft? Haus für die Leute zu gehen. mich die Frage ganz existenziell Beeindruckend die Sponsoren, geworden: Was machst du mit Dr. H. Koch: Ich hoffe, dass der auch kleinste sind darunter, deinem Leben? Mit meinem Glauben im Herzen immer tiefer nicht nur Millionengeber. So Schwager sprach ich damals wird. Das wäre mein großes viele, denen der Verein ein darüber sehr viel. Es hat mich Anliegen. Er ist so schön! Er ist Zuhause ist. Davon können wir sehr bewegt, wie bewusst und einfach zu schön! auch als Pfarrei durchaus etwas wie sehr gläubig er starb. Natür- lernen. lich ist es ein langer Weg bis zur Sie kommen Anfang März in Entscheidung, aber dies waren unsere Pfarrei zur Visitation. Wir danken sehr für das für mich wesentliche Gründe. Neben den vielen Zahlen und Gespräch, es war eine Freude. 7
Den Kreuzweg gemeinsam gehen… Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt nicht, ob dies möglich sein wird. Deshalb haben wir aus den sieben Kirchenräumen der Pfarrei Kreuzwegbilder ausgesucht und sie mit Impulsen von Mitgliedern unsere Kirchengemeinden zu einem Kreuzweg zusammengestellt. So können wir uns einzeln vor Ort, oder von zu Hause aus, einfühlen, in die Menge, die lautstark den Tod eines Unschuldigen fordert. In die brennende Hilflosigkeit, einem geliebten Menschen in seinem Schmerz zusehen zu müssen, ohne ihm helfen zu können. In einen geschundenen, entwürdigten Körper. In den verzweifelten Aufschrei der Seele, wenn alles, was bisher getragen hat, in tiefschwarze Hoffnungslosigkeit zerfällt. „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen.“ Vielleicht können wir uns wirklich berühren lassen von Jesu Leid. Von der Einsamkeit, Entwürdigung, Angst und tiefer Hoffnungslosigkeit so vieler Menschen. 1. Station: Verurteilen Jesus wird zum Tode verurteilt Egal, wo man steht in seinem Lebensweg, der Tod kann sehr nahe sein. Wie viele sind es, denen im Namen des Gesetzes nicht das gleiche Recht zu leben zugestanden wird. Ungeborene Kinder – zum Tode verurteilt, alte Menschen – dazu gedrängt, sich wertlos zu fühlen, Gefängnisinsas- sen – auf die Todesstrafen wartend. Wie gut tut es, zu wissen, dass Jesus darum weiß und dem Tod nicht das letzte Wort gegeben hat. „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich Kreuzweg Christus König, Adlershof habe die Welt überwunden.“ (Joh 16,33) (Simone Müller) 2. Station: Tragen Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schulter Jesus nimmt sein Kreuz auf sich. Er lässt es sich nicht geben, er ist nicht passiv, sondern fasst selber mit den eigenen Händen zu. Im Grunde unglaublich, denn es gibt ja nach menschlichem Ermessen keinen Grund, der das rechtfertigt. Wie oft bin ich passiv, schiebe die Schuld, die Verant- wortung für irgendwelche Dinge auf andere und sehe zu, außen vor zu bleiben. Und da ist einer, der nicht fragt, nicht lamentiert, nicht klagt, sondern grenzenlos liebt und deswegen ohne zu zögern ins Handeln kommt. Lieber Gott, schenke mir die Kraft, mich auch auf den Weg zu machen und Verantwortung in meinem kleinen Kosmos zu übernehmen. (Christoph Molter) Kreuzweg St. Antonius, Oberschöneweide 8
3. Station: Erdrückt werden Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz Das Gewicht des Balkens liegt schwer auf seinen Schultern, die Schritte fallen schwer. Die Kraft lässt nach – Jesus stürzt. Er will den Weg bis zum Ende gehen. Auch ich spüre immer wieder, wie mich etwas belastet, mir die Kraft raubt, mich niederdrückt und straucheln lässt. Das Wei- tergehen, das Weitermachen fällt schwer und Kreuzweg St. Laurentius, erscheint manchmal unmöglich. Jesus gibt nicht Hedwigshöhe auf, er stemmt sich dem Balken entgegen. Er hat noch einen Weg vor sich und schleppt sich mit seiner Last weiter. Herr, schenke mir den Mut, 4. Station: weiterzugehen auf meinem Weg. (Christoph Dähnrich) Mitleiden Jesus begegnet seiner Mutter Maria sieht ihren Sohn mit seinem schweren Kreuz, fühlt seine Qualen. Sie sehen sich an, im Wissen darum, was passieren wird. Wie schreck- lich für eine Mutter, ihr Kind derart leiden zu sehen. Sie würde ihm diesen Weg gern abneh- men, aber sie weiß auch, dass das nicht geht. Das grenzenlose Vertrauen in das Wirken ihres Sohnes gibt ihr die Kraft zu verstehen. Zu verste- hen, welch größeren Sinn alles hat. Maria, Mutter, Friedenshort! Wir kommen in bedrängten Tagen Kreuzweg St. Josef, Köpenick und bitten dich, ein Mutterwort für uns bei deinem Sohn zu sagen. 5. Station: (bb) Mittragen Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen Welches Gewicht mag ein Kreuz haben? Sicher ist es unfassbar schwer. Simon von Cyrene nimmt das Kreuz Jesu für eine kurze Wegstrecke auf sich. Und verschafft Jesus dadurch eine große Er- leichterung seiner Qualen. Wo helfe ich anderen, ihr Kreuz zu tragen? Wo schaue ich weg, und wo bin ich zu beschäftigt? Wir können das Leid nicht aus der Welt schaffen. Aber da, wo wir einander helfen und beistehen, werden wir zum Segen. „Hilf Herr, meiner Seele, dass ich dort nicht fehle, dass ich dort nicht fehle, wo ich nötig bin.“ GL 440 Text: Gutav Lohmann, 1962) Melodie: Hans Puls, 1962) (Dorothea Kesberger) Kreuzweg St. Johannes Evangelist, Johannisthal 9
6. Station: Zuwenden Veronika reicht Jesus das Schweißtuch Veronika tritt aus der Menge hervor, während andere nur zuschauen. Sie möchte helfen, aber wie? Ihr Mitleid und ihr nur verhältnismäßig klei- ner Akt der Liebe zu Jesus prägen sich in unser Gedächtnis ein. Auch heute gibt es viele Men- schen, die nicht wegsehen, wenn Not, Krankheit, Elend ihnen begegnen. Besonders eindrucks- voll sehen wir das gerade in dieser Zeit auf der ganzen Welt. Gib, Herr, dass auch wir die Augen aufhalten und unsere Hilfe, wo immer möglich, anbieten. Denn nur mit dem Herzen können wir Kreuzweg Jesus auch wirklich sehen. St. Laurentius, (Brigitta Hensel) Hedwigshöhe 7. Station: Fallen Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz Einmal schon hatte er sich wieder gezwungen auf- zustehen. Hatte all seine Kraft zusammengenom- men, um es noch einmal zu versuchen. Es hat nicht gereicht. Er bricht erneut zusammen unter der erdrückenden Last auf seinen Schultern. Wenn ich selbst erdrückt werde von der Alltags- last oder von einer Krise gebeutelt zu Boden gehe, darf ich mich erinnern: Der mitgehende Gott weiß genau, wie sich das anfühlt. Er weiß um mich, er Kreuzweg: St. Franziskus, Friedrichshagen leidet mit, er lässt mich nicht alleine liegen. Der Herr stützt alle, die fallen, und richtet die Ge- beugten auf. (Ps 145, 14) 8. Station: (Magdalena Kiess) Begegnen Jesus begegnet den weinenden Frauen Blicke können sprechen, Tränen sind wortloser Ausdruck des Menschen - des Mitleidens, des Angerührtwerdens, der eigenen Verletzlichkeit, manchmal auch des hilflosen Zorns. Sie zeigen, dass wir Menschen ein lebendiges Herz haben, nicht gefühllos und abgestumpft sind. Tränen können wortlos sagen: “Mir ist dein Elend nicht Kreuzweg gleichgültig, ich möchte es dir abnehmen, aber St. Johannes ich kann es nicht.” Gott wird alle Tränen von ihren Evangelist, Augen abwischen… (Offb 21,4) Johannisthal (el) 10
9. Station: Zusammenbrechen Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz Die Last des Kreuzes drückt Jesus zu Boden. Er, der übers Wasser laufen kann und dem Wind und Wellen gehorchen, zeigt sich nun zutiefst menschlich. Der Kelch geht nicht an ihm vorüber, er muss sein Lebens- werk vollenden, hat eine Mission zu erfüllen. Obwohl er mit seiner Kraft am Ende ist, steht er deshalb wieder auf. Auch wir sind belastet, können straucheln und fallen. Jesus macht es uns vor: nicht aufgeben, wieder aufstehen, weitermachen. Am Ende steht die Kreuzweg St. Josef, Köpenick Erlösung, die Auferstehung - hoffentlich. Gott lässt sich aus der Welt heraus drängen ans Kreuz, Gott ist ohnmächtig und schwach in der Welt und gerade und nur so ist er bei uns und hilft uns. 10. Station: Dietrich Bonhoeffer Entwürdigung (Martin Sabel) Jesus wird seiner Kleider beraubt Wie entwürdigend ist es, einem Menschen in der Öffentlichkeit seine Kleider wegzu- nehmen? Jesus wird bloßgestellt, seine Ehre wird zutiefst verletzt. Er ist den sensations- lüsternen Blicken ausgeliefert. Auch heute werden Menschen entwürdigt, abgewertet und entehrt. Trete ich da, wo es wichtig und machbar ist, gegen Unrecht ein, oder stehe ich manchmal auch nur tatenlos daneben? Herr, erneuere deine Kirche und fange bei mir an. (bb) Kreuzweg: St. Franziskus, Friedrichshagen Kreuzweg Christus König, Adlershof 11. Station: Festnageln Jesus wird an das Kreuz genagelt Wie schnell bin ich in meinen Urteilen aus meinem beschränkten Verständnis heraus, wie oft bestimmen Vorurteile mein Denken und Handeln, wie unwillig bin ich, die einmal gefasste Meinung aufzugeben, wie oft sperre ich mich gegen alles, was meinen Blick weiten könnte. Herr, lass nicht zu, dass ich andere Menschen oder DICH auf meine Vorstellungen festnagele. Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. (Lk 23,34) (el) 11
12. Station: Hin-geben Jesus stirbt am Kreuz Das Kreuz - Ort absoluter Hoffnungslosigkeit und tödlicher Schmerzen. Das Gefühl von allen Men- schen und von Gott verlassen worden zu sein – unstillbare Einsamkeit. Und dennoch darauf vertrauen, das der EINE, der Unendliche, alles Umschließende, bei Dir ist - IMMER. Und Jesus rief laut: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Nach diesen Worten hauchte er den Geist aus. (Lk 23,46) (el) Kreuzweg: Maria Hilf, Altglienicke 13. Station: Hoffen Jesus wird vom Kreuz abgenommen Maria, die Mutter, nimmt ihren Sohn mit offenen Armen auf. Ihr Schmerz ist groß, aber sie hat die Kraft, ihn zu tragen. Er wird ihr in den Schoß gelegt Maria verkörpert die Mutter, die Eltern, die Fami- lie. Gerade in Zeiten von Angst und Trauer ist die Familie das, was uns hält und trägt. Segne Du Maria, segne mich Dein Kind Kreuzweg: St. Antonius Oberschöneweide Daß ich hier den Frieden, dort den Himmel find Segne all mein Denken, segne all mein Tun 14. Station: Laß in Deinem Segen Tag und Nacht mich ruhn Begraben (Verena Gundlach) Jesus wird in das Grab gelegt Die letzte Station des Kreuzweges Jesu ist die letzte eines jeden Menschen. Und ihre Erfah- rung machen wir schon im Leben selbst: jeder Abschied ein kleiner Tod, jede Enttäuschung ein Sterben auf Raten, jedes Scheitern eine Ahnung vom Grab. Leere, Dunkelheit, Verzweiflung und Gottverlassenheit können sich im Leben eines Menschen von innen her so ausbreiten, dass sie ihn schließlich verschlingen. Wo haben wir selbst die Erfahrung des Todes und des Grabes gemacht? Nicht im wörtlichen Sinn, sondern im übertragenen: Die Erfahrung der Verlassenheit, der Ausweglosigkeit --- Umgekehrt fragen wir uns auch, wo wir die Erfahrung der Auferstehung gemacht haben… (Mathias Laminski, Pfr.) Kreuzweg: Christus König, Adlershof 12
„In dieser Woche habe ich dreimal die Matthäuspassion gehört. Jedes mal mit dem- selben Gefühl der unermesslichen Bewunderung. Wer das Christentum völlig verlernt hat, der hört es hier wirklich wie ein Evangelium“ Friedrich Nietzsche Das Kunststück Gottes Liebe Schwestern, Hauptdarsteller, die Handlung liebe Brüder, und die Botschaft, all das aus ei- nem einzigen Grund – der Liebe jede und jeder von uns kennt zum Menschen. das: ein Theaterstück, ein Musi- cal, aber auch ein Film im Kino Wenn Er die Eucharistie am oder gar einer im Fernsehen - Gründonnerstag feiert und sei- es war wie ein Blitz, es hat mich nen Jüngern die Füße wäscht, gepackt: die Handlung, das sind es Gesten der unglaubli- Schicksal der Personen, die Bot- chen Zärtlichkeit und Hingabe. schaft ... Es ist genau das, was Wenn Er am Karfreitag die abso- mich anspricht, woran ich Tage lute Verlassenheit des Kreuzes oder sogar Wochen später noch auf sich nimmt, gibt Er alles, denke – denke, weil es irgend- damit der Mensch selbst in der wie mein Leben widergespiegelt letzten Einsamkeit nicht allein hat. bleibt. Wenn Er in der Oster- nacht den Tod bricht, öffnet Er Eine solche Darstellung, wenn das Tor zum Leben für jeden die Bühne oder der Bildschirm in von uns. mir lebendig, real wird, ist ein wahres Kunststück für mich selbst. Nun liegt es an uns. Bleibt es nur eine Geschichte, eine Er- Anfang April feiern wir die „ös- zählung oder ist es mein reales terlichen drei Tage“, aus dem Leben, was wir in diesen drei lateinischen „Triduum Sacrum“ Tagen feiern…. Christus ist auf- oder auch „Triduum Paschale“. erstanden! Gott hat gesprochen, Er tat es in der schönsten der möglichsten Ihr Leszek Bartuzi Formen, Er war es selbst; der Pfarrvikar 13
Licht in der Mitte des Tunnels Hoffnungsvolle Gedanken von Sr. Dr. Beate Glania MMS, Krankenhausseelsorgerin in Hedwigshöhe Wo kann ich mich verankern, Auch im Krankenhaus verwi- che Fragen und Ängste wenig. wenn alles ungewiss ist? Was schen sich vertraute Grenzen Ich merke, Unsicherheit will hilft, wenn ich nicht mehr zwischen Krankenhauspersonal, ausgehalten werden. Wir müs- weiter weiß? Was bleibt in Patientinnen und Patienten: Po- sen lernen, auf Sicht zu fahren existenzieller Ungewissheit und tenziell kann jeder Mensch je- und geduldig nach den kleinen Einsamkeit? den anstecken und dies erzeugt Zeichen der Hoffnung und des eine neue, grundlegende Unsi- Trostes zu suchen. Diesen und ähnlichen Fragen cherheit. Sie bewirkt Vorsicht begegne ich immer wieder im und Angst, denn die Grenzen Ein solches kleines und in seiner Krankenhaus auf den psychia- zwischen denen, die helfen und Wirkung erstaunlich tröstendes trischen Stationen, wo ich als denen, die krank sind, ver- und uraltes Zeichen habe ich Seelsorgerin tätig bin. Diese schwimmen. Jeder Kontakt mit zusammen mit vielen Patienten Fragen bewegen mich, denn die anderen selbst, in der Pflege, und Patientinnen neu entde- Untiefen und Unsicherheiten, muss wohl überlegt werden, cken dürfen: ein Kerzenlicht aus denen sie sich speisen, gibt denn jede Unachtsamkeit kann entzünden. es auch in mir. tödliche Gefahr mit sich brin- In unserer Krankenhauskapelle gen. Es liegt eine permanente in Hedwigshöhe im Südosten Bedingt durch die gemeinsame Anspannung in der Luft, die uns Berlins steht vorne links ein Erfahrung der Pandemie tau- gemeinsam herausfordert und schlichter Kerzenständer, wo chen ähnliche Fragen bei uns zum Miteinander lernen nötigt. stets ein paar Teelichter bereit- allen auf, angefangen bei der liegen. Immer wieder staune Frage nach Dauer und Umfang Ich spüre in solchen Situati- ich, wie gut vielen Menschen belastender Kontaktbeschrän- onen: Am liebsten hätte ich die einfache Geste tut, ein eige- kungen bis hin zu den großen Fakten und Klarheit, denn diese nes Anliegen mit dem Anzün- Fragen der Existenz: Wo und würden helfen, mich einzustel- den und Aufstellen einer Kerze wie finden wir Halt im Absolu- len. Doch klare Antworten gibt zu verbinden: ten? Wer oder was hilft uns in es angesichts der Pandemie unserer Angst? und auch im Blick auf persönli- 14
Es steht kritisch um einen Men- dass ich gehalten bin. Nicht Wir haben das Leben nicht im schen – ein Licht ist wie ein Fle- immer ist da dabei ausdrücklich Griff. Über vieles können wir hen ohne Worte; da ist jemand von Gott die Rede. Viele Men- nicht verfügen. Und daneben gestorben im nahen Umfeld schen im Berliner Südosten sind legen dürfen wir eine weitere – ein Licht schafft tröstlich kaum oder gar nicht kirchlich Wahrheit: Es gibt Lichtmomen- Verbindung; da steht eine Ent- geprägt. Aber im Entzünden der te, die uns ahnen lassen, dass scheidung an – ein Licht möge Kerze leben und erleben sie das wir angebunden und verbunden uns aufgehen; da ist es innerlich Fundament jeder Theologie und sind, dass wir gehalten sind dunkel – ein Licht kann erhellen; den Wurzelgrund jeder Seelsor- und sogar leise geführt werden, da ist alles unsicher – ein Licht- ge: Gott ist da. auch durch die Pandemie. In schein schenkt Hoffnung. solchen Augenblicken ist es uns Die Gründerin meiner Gemein- zuweilen gegeben zu spüren, Das Entzünden eines Kerzen- schaft, der Missionsärztlichen dass sich um unsere Anspan- lichts in guter Atmosphäre Schwestern, sagte oft: „Nie- nung ein warmer Mantel von erhellt mehr als nur die äußere mand ist auf der Welt sicher, Trost legt, der unser Herz leich- Dunkelheit. Das Licht sucht sich wir sind nur in Gott sicher. Das ter werden lässt. Und manchmal einen Weg in unser Gefühl, in Größte ist immer, auf Gottes sehen wir dann ein Licht – in der unser Innerstes. Es kann zum Hilfe zu vertrauen.“ (Anna Den- Mitte des Tunnels. Gebet mit oder ohne Worte gel) – Die Pandemie mit all ihren werden. So kann ein wenig Unwägbarkeiten lässt mich die- Sr. Dr. Beate Glania MMS Anspannung weichen. Und das se vertrauensvolle Haltung neu Krankenhausseelsorgerin Licht lädt ein, mich womöglich und intensiver ersehnen, diesen in Hedwigshöhe einer höheren Macht zu über- Sprung über mich hinaus zu wa- lassen. Seine Ausstrahlung kann gen. Denn was wir ja eigentlich die Ahnung entstehen lassen, wissen, wird wieder erfahrbar: Vergebung Geschenkt Was habt ihr mit unseren Verschenke ein Lächeln Kindern gemacht, Du schenkst mir ein Lächeln, ihr Würdenträger, ich lächle zurück, ihr geistlichen Herrn? da wird mir so warm ums Herz. Sie können nie wieder Ihr könnt euch nicht sehen, den Menschen vertrauen. Leserpost Und ihr, ihr Männer, weil ihr Masken tragt. Doch unsere Augen strahlen wem könnt ihr noch in sich an in dieser tristen Zeit. die Augen schaun? Wie schön wird unser Wer soll euch vergeben, Lächeln sein, wenn unser wer tritt für euch ein? Gesicht von der Maske befreit. Ich kann es nicht, du kannst es nicht, es kann nur Christus selber sein. Annelore Birkefeld 15
Die Weisheit der Bibel aus psychologischer Sicht Beten Sie kam jung und voller Hoff- soziale und emotionale Interak- betet, fühlt sich, als wenn er nung nach Deutschland und tionen mit anderen Menschen mit jemand lebendigem im war lange gefangen, dort, wo wichtig sind. Bei nichtgläubigen Austausch ist. Und wer kennt man es sich in seinen Albträu- Menschen, die während der sie nicht, die den ganzen Men- men vorstellt. Die ganze Zeit Untersuchung einen inneren schen beeinflussende Kraft, betete sie zu ihrem Schöpfer Dialog mit einer ausgedachten die ein tiefgehendes Gespräch und sie tut es noch immer. Person halten sollten, waren hinterlässt. Wer kennt nicht das Sie sagte: „Wer mich verletzt, diese Areale nicht aktiv. Auch Gefühl von Glück und Gebor- wer SEINE Geschöpfe verletzt, wenn sie beteten, änderte sich genheit, das dabei entsteht. verletzt IHN, denn er hat uns daran nichts. Wer glaubend Wer kennt nicht die Sehnsucht, geschaffen.“ jemanden zu treffen, mit dem man sich so innig austauschen Weltumspannend beten Men- kann. schen in Verzweiflung, Angst und Einsamkeit, in Freude, Obwohl Jesus von vielen Men- Dankbarkeit, Vertrauen und schen umgeben war, zog er Hoffnung zu Gott. Beten heißt, sich immer wieder zurück, um mit Gott sprechen und darauf zu beten. Um innerlich nahe vertrauen, dass es ein Ge- bei IHM, bei Gott zu sein. Jesus genüber gibt, das mich sieht lehrte, suchend auf Gott zuzu- und hört, wenn dies niemand gehen und er lehrte beten, er mehr tut. Jemanden, der mich lebte betend. Bittet und es wird wahrnimmt, mich mit meinen euch gegeben; sucht und ihr Tränen nicht allein lässt, der werdet finden; klopft an und es mir Kraft gibt und Mut und mir wird euch geöffnet! Gottes Ant- in meiner letzten Stunde liebe- wort ist ein leises Säuseln, eine voll entgegenkommt. Der mich hauchdünne Stille. Buddhisten ganz am Ende auch verstehen haben eine Ahnung davon, sie lässt, warum die Dinge so sind lehren, dass alle Antworten aus wie sie sind, so dass jedes „Wa- der inneren Stille im Menschen rum“ eine Antwort findet. aufsteigen. Betende Menschen nehmen Kaum jemand hat für dieses Gott wie einen wirklichen innige und innerste Beten - Menschen war, wie ein reales dieses Nähe suchende Gebet Gegenüber. Das Erstaunliche - so schöne Worte gefunden daran ist, dass dies auch bei wie Mahatma Ghandi: „Beten wissenschaftlichen Unter- ist nicht Bitten. Beten ist ein suchungen gezeigt werden Sehnen der Seele.“ konnte. Obwohl gläubige Menschen davon ausgehen, In aller Frühe, als es noch dun- dass Gott alles umspannend, kel war, stand er auf und ging ewig gegenwärtig, allmächtig an einen einsamen Ort, um zu und allwissend ist, werden beten. Markus 1,35 während des Betens kaum Hir- Du aber, wenn du betest, geh nareale angeregt, die sonst für in deine Kammer, schließ die abstraktes Denken zuständig Tür zu; dann bete zu deinem sind. Stattdessen sind bei ihnen Vater, der im Verborgenen ist! während des Betens verstärkt Matthäus 6,6 Hirnareale aktiv, die auch für -el 16
Weltgebetstag der Katholischen Gemeinde St. Josef, der Evangelischen Stadtkirchengemeinde, der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Hofkirche, der Siebenten-Tags-Adventisten, der Evangelisch-reformierten Schlosskirchengemeinde und der Vineyard-Gemeinde, das den Gottesdienst vorbereitet und gestaltet. Damit möglichst viele Besu- cher*innen am Gottesdienst teilnehmen können, wird er zu- sätzlich über den Youtube-Kanal der Gemeinde gestreamt. Das Köpenicker Vorbereitungs- team bietet für alle, die den Gottesdienst streamen oder den Fernsehgottesdienst auf Bibel TV am 5. März um 18 Uhr mitverfolgen wollen, sog. „Welt- gebetstags-Desaster-Food-Pake- te“, die u.a. die Gottesdienstord- nung, Landinformationen, eine Postkarte mit dem Titelbild, ein Rezept enthalten. Herzliche Einladung zum Gottesdienst am 5. März 2021, 18:00 Uhr in St. Josef. Auch oder besonders weil im Folgen des Klimawandels, von Die „Pakete“ können im Rah- Moment vieles anders ist als dem der Inselstaat aufgrund des men der offenen Kirche ab sonst, möchten wir umso herzli- ansteigenden Meeresspiegels Donnerstag, 4. März, abgeholt cher einladen zum Gottesdienst und immer häufigeren starken werden. Besucher*innen des am Weltgebetstag 2021. Wirbelstürmen besonders be- Gottesdienstes erhalten die troffen ist. Pakete selbstverständlich beim In diesem Jahr haben Frau- Gottesdienst. en des Inselstaates Vanuatu Das Motto „Worauf bauen wir?“ den Gottesdienst vorbereitet. ist für die Frauen Vanuatus Auch wenn alles anders ist – wir Vanuatu ist ein Inselstaat im sowohl existentielle als auch freuen uns auf Ihr Kommen, pazifischen Ozean zwischen spirituelle Frage. Angesichts der Mitfeiern und Mitbeten beim Australien und Fidschi. Die ungewissen Zeiten in der Pande- Gottesdienst – natürlich unter 83 Inseln sind ein Paradies: mie ist diese Frage auch für uns Einhaltung der geltenden Rege- türkis-blaues Meer, vielfältige aktueller denn je. lungen. Herzlich willkommen! Tier- und Pflanzenwelt, Vulkane und Regenwald. Doch Vanuatu Wie in jedem Jahr sind wir ein Für das Vorbereitungsteam leidet leider stark unter den ökumenisches Team aus Frauen Petra Wiederhöft 17
Kinder, Kirche, Chaos – Wie der Sonntagvormittag mit Familie zum Erlebnis wird Teil 1: Zeit ist relativ Ich erinnere mich noch sehr das Frühstück wegfallen ließ, dazwischen kommen. Sonntags genau an die typischen Sonn- Duschen nicht überbewertete schon gar nicht, abgesehen von tage in meiner Studentenzeit. und Zuspätkommen zum guten den Domglocken um 12 Uhr. Das Tolle an „meiner“ Stadt war, studentischen Ton gehörte. Aber Kinder kennen ja keinen dass das Angebot an Messen ge- Sonntag, zumindest unsere nau in meinen nicht vorhande- Sonntag, 12 Uhr – eine Tages- nicht. Auch wenn sie jeden nen Tagesrhythmus passte. Qua- zeit, die jetzt, gute 10 Jahre Samstagabend mit den Worten si stündlich konnte man dort später, mit einem Ehemann und „Und morgen dürft ihr aus- auftauchen, und die Chance war drei Kindern gesegnet (geseg- schlafen“ in den Schlaf begleitet werden. Überflüssig, ich weiß, aber man soll die Hoffnung ja nie aufgeben. Ein guter Sonntag beginnt also (für mich) nur mit einem em- pathischen und opferbereiten Ehemann, der unsere kleinen Frühaufsteher in Empfang nimmt, zu einer Zeit, in der frau damals erst nach Hause kam. Entspanntes Frühstück ist nur möglich, wenn man nicht den Anspruch hat, dass alle Lebens- mittel auch zielsicher im Mund landen. Der Tisch, der Fußbo- den – alles Erweiterungsformen eines normalen Tellers, auch sonntags. Ich versuche in Sonntagsstim- mung zu kommen, indem ich das sonntägliche „In-Scha- groß, eine Messe zu erhaschen. net? … na ja, lassen wir´s mal so le-Schmeißen“ verschiebe und Konnte dann schon mal eine stehen) in vollkommen andere im Bademantel frühstücke. Hat lateinische, tschechische oder Sphären gerückt ist. Um 12 man allerdings nicht genau chaldäische Messe sein, aber Uhr hat man schon den Peak kalkuliert, wie lange man später egal, so anspruchsvoll waren wir erreicht, den Berg erklommen, selbst brauchen wird, um sich ja damals nicht. So war die erste gewagt gesagt „das Schlimmste ansehnlich für den Kirchgang Hürde an einem Sonntag, die hinter sich“. herzurichten, wurde jetzt schon letzte Vormittagsmesse, die 12 ein Kapitalfehler begangen, Uhr-Messe im Dom zu schaffen, Doch fangen wir von vorne an. der bitter bereut wird. Man von dem ich fünf Fahrradmi- Wann der Tag anfangen soll, bezahlt nämlich solche unent- nuten entfernt wohnte. 12 Uhr da hat ja jeder seine eigene schuldbaren Nachlässigkeiten - Ein schwieriges Unterfangen! Schmerzgrenze. Schlafen ge- in der Zeitplanung entweder In heutiger Sprache gesagt: ! hörte schon immer zu meiner mit einem unansehnlichen Nur zu schaffen, wenn man Königsdisziplin. Nichts konnte Selbst in der Kirche oder halb 18
angezogenen Kindern oder dem Zuspätkommen, das mittlerwei- le das Hauptmerkmal unserer Familie ist („Die, die immer zu spät kommt!“ – ein Attribut, das mir schon als Single anhaftete und das ich anscheinend nie los wurde). Ich denke also kaffeeschlürfend an meine Sonntagsgarderobe, da sagt der Blick auf die Uhr, dass wir gut in der Zeit liegen. Zeit für eine zweite Tasse, denn jetzt erst kommt kurz Ruhe an den Fußbodentellertisch, die Kinder haben sich ins Zimmer verzogen. Und da passiert es. Die Uhr macht den berühmten Sonn- tagsweitsprung und steht plötz- lich nur noch eine Stunde vor Messbeginn. Und da sind noch nicht die Kartoffeln geschält („Nach der Messe ist vor dem Mittagessen“), die Kinder ange- zogen, die Zähne geputzt, das Chaos zumindest in den Ecken der Käse zum Marmeladen- der Beichtstuhl schon mein versteckt und das Baby ruhig- brot): Sohnemanns geliebte favourite place – das gelobte gestillt. Und jetzt geht er los, Strauß-Arbeitsklamotten gegen Land aller Mamis, die stillend der Marathon, die Tour d´église, ein weißes Hemd tauschen, und der Predigt lauschend an das Vorhaben, das uns für die Ballettkleid mit Tütü gegen der Messe beteiligt sein kön- olympischen Spiele qualifiziert. kirchentaugliches Winterkleid nen. Mein Mann übernimmt Ziel: Pünktlicher Einfall in der bei der Tochter und Strampler das Zähneputzen, er hat noch Messe. „Kindeeeeer, aaaaanzie- mit Milchdekor oder ohne beim ordentlich Geduld in der Tasche. hen!“, höre ich mich zum ersten Baby. Letzteres ist schon bereit Allerdings wagt er danach, Mal rufen. Ich weiß, dass das für´s erste Schläfchen und tut mich nach einem Tipp für SEIN wohl nur unsere armen Nach- seinen Unmut über den langsa- Sonntagsoutfit zu fragen! Drei barn unter uns gehört haben, men Übergang in das erlösende Kinder, mich selbst UND Ehe- die dankbar für unsere Kirch- Kinderwagenschaukeln lautstark mann einkleiden – das ist zu gänge sind, weil sie ihnen zwei kund. viel! Es kommt zu einem kurzen, Stunden Sonntagsruhe gönnen unchristlichen Schlagabtausch. (Ist das vielleicht auch schon Die Kinder sind irgendwann Zum Glück sitze ich nachher ja Mission?). angezogen (ja, wirklich!). Es ging noch im Beichtstuhl. nicht ohne Widerstand ihrer- Unsere Kinder jedenfalls ha- seits und Schweißausbrüche Ob wir es überhaupt noch zur ben das Überhören optimiert. meinerseits, und das Haarekäm- Messe schaffen und wie sich Jeden Tag gelingt es ihnen noch men kommt erst noch! Doch ich dann das Abenteuer „Sonntags- besser, schon nahezu olympisch. unterbreche die Prozedur und gottesdienst“ gestaltet, ist in der Irgendwann beginnt er dann, stille das Baby. An glücklichen nächsten Ausgabe zu lesen. der Kampf um die „Sonntags- Sonntagen schläft es dabei ein kleidung“ (Ein Relikt meiner und wacht erst nach der Messe Simone Müller Kindheit, das zu mir gehört wie wieder auf. Allzu oft aber war 19
Wir haben Gotthard Fuchs gefragt, ob wir den Text seiner swr-Radioansprache aus Anlass des Josefsjahres in unseren Pfarrnachrichten zum Gedenk- tag des Hl. Josef abdrucken dürfen. Seine Antwort: „Ja, sehr gern können Sie den Text abdrucken. Herzliche Grüße, Ihr Gotthard Fuchs“ Gotthard Fuchs * 8. Mai 1938 in Halle; ist deut- scher katholischer Theologe, Fachmann für Theologie der Spiritualität und Mystik, Erwach- senenbildner und Publizist Gotthard Fuchs „Wort zum Tag“ 19. März 2007 Heiliger Josef Fast immer steht er im Schatten, gibt. Ich sehe ihn nicht als Typ Delp, der Widerstandsdenker abseits des Geschehens. Kein des femininen Mannes, bloß aus Glauben, deutet seinen typisches Männerschicksal! Im einfühlsam, softig und ohne eigenen Weg in der Gestalt des Mittelpunkt die Mutter mit dem aggressive Widerstandskraft. Josef, „als wärs ein Stück von Kind, selten steht auch er so im Ganz im Gegenteil: diesen Josef, mir“: ein gestandener Mann, Zentrum. Meist müssen wir ihn den Arbeiter, sehe ich mitten im der deshalb sich Gott zur Verfü- suchen auf den Bildern und in Alltag, handfest, verlässlich und gung stellt. den Geschichten. Ich spreche führungsstark, gerecht nennen vom heiligen Josef, der heute ihn Bibel und Liturgie. Einen Nehmen wir Abschied vom gefeiert wird. Schon in der Bibel Vaterschaftstest hatte er nicht „schlappen“ Nährvater Jesu, bleibt er eher am Rande – als nötig. Alfred Delp meditiert vom christlichen Weichei treuer Diener, als sorgender seine Größe und schreibt im namens Josef. Entdecken wir Gefährte, aber doch irgendwie Gefängnis: Josef „ist der Mann in ihm, was es heißt, ein Got- blass und ganz im Dienst von der schweigenden Hilfestellung tes-Mann zu sein, ein gestan- anderen. Spätere Zeiten haben und Hilfeleistung. Der Mann, in dener Christenmensch, mitten ihm eine weiße Lilie in die Hand dessen Leben Gott dauernd ein- im Alltag. Nochmals Delp: „Der gedrückt, ein verklärendes greift mit neuen Weisungen und Mensch des geraden Maßes, Phallus-Symbol. Immer wieder Sendungen. (...) Er ist der Mann, des absoluten Standpunktes, wurde und wird die Frage nach der sich eine bergende Häus- der in die Welt Gottes geraten seiner Vaterschaft gestellt. lichkeit im stillen Glanze des und gerufen ist und der weiß: angebeteten Herrgotts bereiten was in diesem ewigen Auge Wer er wirklich war, wissen wir wollte, und der geschickt wurde nicht standhält, gilt nicht! Der nicht, historisch tappen wir in die Ungeborgenheit des richtige Mann, der gerechte ziemlich im Dunkeln. Aber als Zweifels, des belasteten Gemü- Mann, der fähig ist, wirklich als Gestalt des Glaubens ist er eine tes, des gequälten Gewissens, Fels hineingestellt zu werden…“ markante Figur, zentral gehört der zugigen und windoffenen (Alfred Delp, 19.3.1943, ge- er doch zum Auftreten Jesu, Straßen, des unhäuslichen Stal- sammelte Schriften, 199f). Kein zur Verbindung mit dem Hause les, des unwirklichen fremden schlechtes Vorbild für unser- David; nach Matthäus ist er es, Lebens.“ (Gesammelte Schrif- einen. Und: herzlichen Glück- der dem Kind den Namen Jesus ten, IV, 199f). wunsch allen Josephas und Josephs zum Namenstag. 20
rbb Radioansprache von Pfarrer M. Laminski zum Gedenktag des Hl.Georg am 23. April 2018 Georg, der Drachentöter In vielen Geschichten und Legenden gibt es Drachentöter – Heldengestalten, denen es gelingt, einen mythischen Drachen Die wichtigsten zu besiegen. Sie stehen für übermenschlichen Mut und dafür, Feste und Heilige dass das Böse überwunden werden kann. Der prominenteste Drachentöter in der christlichen Tradition ist der Heilige Georg. im März Im Berliner Nikolaiviertel ist er in einer beeindruckenden Skulp- tur zu bewundern, hoch zu Ross über dem am Boden liegenden 4.3. Hl. Kasimir Drachen. Heute ist sein Gedenktag. 6.3. Hl. Fridolin von Säckingen 8.3. Hl. Johannes von Gott Der Legende zufolge mussten die Ein- Ordensgründer wohner von Silena im heutigen Libyen 9.3. Hl. Bruno von Querfurt dem Drachen täglich Lämmer opfern, und Hl. Franziska von Rom um seinen Grimm zu stillen. Als keine 15.3. Hl. Klemens Maria Tiere mehr aufzutreiben waren, wurden Hofbauer die Söhne und Töchter geopfert. Eines Tages trifft das Los die Königstochter, die 17.3. Hl. Gertrud und Hl. Patrick nach herzzerreißendem Abschied von Glaubensbote in Irland den Eltern zur Drachenhöhle geht. Da erscheint Georg auf der Bildfläche und 18.3. Hl. Cyrill von Jerusalem als der Drache auftaucht, schwingt Georg 19.3. Hl. Josef, Bräutigam der mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze Gottesmutter Maria und durchbohrt das Untier, das zu Boden PATRONATSFEST stürzt. Georgs Heldentat wird seit jeher auch als entschiedener UNSERER PFARREI Einsatz für seinen christlichen Glauben gedeutet – sie will dem 22.3. Sel. Clemens August Volk zeigen, dass der Glaube an Christus große Kräfte freisetzen Graf von Galen, Bischof kann – Kräfte, mit denen man das Böse überwinden kann. 25.3. Verkündigung des Herrn 26.3. Hl. Luidger In weiteren Legenden wird erzählt, wie Georg während der Bischof von Münster Christenverfolgung durch römische Kaiser für sein vehemen- tes Glaubenszeugnis verfolgt und gefoltert wird, ihm aber die schlimmsten Qualen nichts anhaben konnten. Seine unerschüt- terliche Überzeugung bewegte viele Menschen zum Umdenken im April und zu einer Neuausrichtung. 13.4. Hl. Martin I., Papst Nach dem Hl. Georg sind viele Kirchen und auch Krankenhäuser 19.4. Hl. Leo IX., Papst benannt, das Land Georgien hat seinen Namen von ihm, Öster- 21.4. Hl. Konrad von Parzham reich und die Region Calabrien haben Georg zu ihrem Patron und Hl. Anselm auserwählt. Ebenso die Stadt Barcelona, wo sein heutiger Ge- 23.4. Hl. Adalbert von Prag und denktag zugleich der traditionelle Tag der Liebenden ist, die sich Hl. Georg, Martyrer in eine Rose schenken – welch ein schöner Brauch! Kappadozien Wie viel geschichtliche Realität auch immer den Legenden um 24.4. Hl. Fidelis von Sigmaringen den Hl. Georg zu entnehmen ist – deutlich wird, dass er in sei- 27.4. Hl. Petrus Kanisius nem Glauben sozusagen ein Rezept sah, die Menschen vor Un- heil zu bewahren und die Welt zum Guten zu verändern. Unter 28.4. Hl. Peter Chanel und diesem Gesichtspunkt lohnt sich vielleicht mal das Georgsdenk- Hl. Ludwig Maria Grignion mal im Berliner Nikolaiviertel zu besuchen. de Monfort Ja und allen, die Georg heißen – oder Jürgen oder Jörg -, sage 29.4. Hl. Katharina von Siena ich bei dieser Gelegenheit zugleich: Herzlichen Glückwunsch 30.4. Hl. Pius, Papst zum heutigen Namenstag! 21
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