50 JAHRE ECOPOP HERZLICHE EINLADUNG ZUR JUBILÄUMSTAGUNG NACH FILZBACH
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Bulletin Nr. 89 ECOPOP Bulletin Nr. 89 / Juli 2021 / www.ecopop.ch / Nachdruck mit Quellenangabe erwünscht 50 JAHRE ECOPOP HERZLICHE EINLADUNG ZUR JUBILÄUMSTAGUNG NACH FILZBACH Die Gründer Die negativen Auswirkungen auf Fauna und hatten recht! Flora sind vielleicht nicht für alle offensichtlich. Ge- rade ältere Menschen mögen sich aber schon daran erinnern, dass früher oft gesehene Tiere heute nicht Es ist mir eine grosse Freude und auch eine Ehre, mehr da sind. ECOPOP zum 50-Jahr-Jubiläum präsidieren zu dür- Auch wenn ECOPOP in den letzten 50 Jahren fen. Auf Initiative von Professor Gottlieb Flückiger vielleicht nicht das erreicht hat, was die Vereinsgrün- und unter der Leitung von Prof. Pierre-André Tschu- dungsmitglieder an jenem 29. Juni 1971 beabsich- mi wurde am 29. Juni 1971 die Schweizerische Ar- tigten, so dürfen wir heute doch mit Fug und Recht beitsgemeinschaft für Bevölkerungsfragen (SAfB) – behaupten, dass sie Recht hatten. Die Situation ist heute ECOPOP – gegründet. Anlass war der Mangel heute angespannter denn je. Wir dürfen nicht aus an Einsicht, dass hohe Besiedlungsdichte und Bevöl- Gleichgültigkeit und Bequemlichkeit das kleine biss- kerungs-wachstum die Umwelt gefährden. chen Natur, das uns noch geblieben ist, kampflos Die Arbeitsgemeinschaft – ab 1987 unter dem hergeben. Namen ECOPOP – hat sich fortan darauf konzen- triert, die Bevölkerung der Schweiz auf diesen Zu- WEITERMACHEN... sammenhang aufmerksam zu machen. Doch, was ha- Deshalb, in Ehren und Dankbarkeit an all diejenigen, ben wir erreicht? die ECOPOP in den vergangenen 50 Jahren in ir- gendeiner Weise gefördert haben: Fahren wir weiter, BALD IST JEDER QUADRATMETER GENUTZT auch wenn es noch einmal 50 Jahre dauern sollte! 1971 zählte die Schweiz 6,2 Mio. Einwohner, 50 Jah- re später, 2021 sind es 8,7 Millionen, also pro Jahr Roland Schmutz, 50'000 Einwohner mehr. Die Siedlungsfläche ist im Präsident ECOPOP Schnitt über die letzten 50 Jahre um 0,8 Quadrat- meter pro Sekunde gewachsen. Heute beträgt sie 7,8 Prozent der Gesamtfläche der Schweiz. Wir nutzen bald jeden Quadratmeter des wert- vollen Bodens intensiv, durch die Landwirtschaft, durch unsere Mobilität, aber auch durch unser Frei- zeitverhalten. 1
Bulletin Nr. 89 / Juli 2021 / www.ecopop.ch SCHWEIZ SCHWEIZ Bulletin Nr. 89 / Juli 2021 / www.ecopop.ch JUBILÄUM – 50 JAHRE ECOPOP FESTAKT UND TAGUNG Der Vorstand von ECOPOP lädt alle Mitglieder, Sonntag, 22. August 2021 Ehemalige und Sympathisanten ganz herzlich ein! Neugründung der European Population Alliance Interner Anlass, nur für geladene Gäste Samstag, 21. August 2021 Programm Sonntag Vormittag Programm Samstag Vormittag Zeit Thema (Sprache Englisch) 9:00 Empfang Mitglieder und Gäste (bitte mit Anmeldung mit Karte oder per Mail) 9:30 Workshops EPA (2-3 Fokusthemen) 10:00 Begrüssung durch Präsident Roland Schmutz 1. Collaboration, Exchange, 2. Future Meetings 10:05 Offizieller Festakt 50 Jahre ECOPOP 3. Funding 1. Begrüssung der Ehren- und Gründungsmitglieder 4. Executive Committee 2. Grussbotschaften Patronatskomitee 5. Secretary 3. Buchvernissage «50 Jahre ECOPOP» 6. Constitutions 4. Rückblick auf bewegte Zeiten (Volksinitiative) 7. Logo EPA 5. Diaschau / Filmsequenzen 50 Jahre ECOPOP 11:30 Gründungsakt der European Population Alliance 11:00 Referat 12:00 ENDE Prof. Reiner Eichenberger, Uni Fribourg 10 Millionen-Schweiz 2035? Wie weiter mit der Personenfreizügigkeit? 12:15 Lunch 11:40 Diskussion mit dem Publikum / Leitung Benno Büeler Afternoon free program travel back home, hiking in the surroundings, bilateral sessions 12:15 Mittagessen / Jubiläumsfeier Programm Samstag Nachmittag Anreise Gute Verbindungen gibt es mit der S4 bis Mühlehorn, dort Umsteigen auf den Bus Richtung 13:30 Begrüssung Präsident Roland Schmutz Seminarhotel Lihn Filzbach-Näfels-Mollis. Auch auf dieser Linie bis zur Panoramastrasse 28 Bushaltestelle «Filzbach, Sportzentrum». 13:35 > Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Ehrenpräsident «Club of Rome» CH-8757 Filzbach, Glarus Nord Ab da 300 Meter zu Fuss bis zum Seminarhotel Zustand der Welt 50 Jahre nach den ersten Aufrufen des Club of Rome «Die Grenzen des Telefon Seminarhotel +41 (0)55 614 64 64 Lihn. www.sbb.ch/fahrplan Wachstums». Neue Initiativen des Club of Rome. info@lihn.ch | www.lihn.ch Der Kanton Glarus ist Mitglied beim Tarif- > Prof. Axel Meyer, Uni Konstanz verbund OSTWIND, lösen Sie eventuell eine Ost- Biodiversität aus evolutionsbiologischer Sicht SO EINFACH FINDEN SIE INS wind-Tageskarte. > Diskussionrunde SEMINARHOTEL LIHN Bei einem Aufenthalt ab zwei Nächten schen- Das Seminarhotel Lihn liegt in den Schweizer Voral- ken das Seminarhotel Ihnen die Reise mit den ÖV! 15:30 Kaffeepause pen, auf dem Kerenzerberg 700 Meter über Meer. 16:00 Videozuschaltung In ruhiger Lage über dem Walensee, eingebettet ANREISEN MIT DEM AUTO Dr. Mathis Wackernagel, Präsident Ecological Footprint Network, USA in einer idyllischen Berglandschaft, mit einzigarti- GPS Koordinaten: 47°07'22.8"N 9°07'38.0"E ger Aussicht auf den See, die Churfirsten und den Für Navigationssysteme: Kirchenackerstrasse 15, 16:45 Vorstellung European Population Aliance (Sprache Englisch oder Französisch) Mürtschenstock. 8757 Filzbach. Stand der Bevölkerungspolitik in den Europäischen Ländern Ansprachen von befreundeten Organisationen aus Europa ANREISEN MIT ÖFFENTLICHEN Wegbeschreibung VERKEHRSMITTELN A3, Zürich - Chur, Ausfahrt 44, Niederurnen/Glarner- 18:00 Apero land. In Näfels links abbiegen. Richtung Kerenzer- Ankunft mit ÖV: 09:06 / 09:51 Uhr berg bis Filzbach. 300 Meter nach der Tankstelle 19:00 Dinner Per Bahn via Ziegelbrücke oder mit der S25 direkt links abbiegen (Filzbach, Kirchenackerstrasse 15 – für 21:00 Film: A life on our planet (David Attenborough) ab Zürich HB nach Näfels-Mollis, ab da mit dem Bus Navigationssysteme), ab da den Lihn-Wegweisern bis «Filzbach, Sportzentrum». folgen. 2 3
Bulletin Nr. 89 / Juli 2021 / www.ecopop.ch SCHWEIZ SCHWEIZ Bulletin Nr. 89 / Juli 2021 / www.ecopop.ch A3, Chur - Zürich, Ausfahrt 47 Murg/Kerenzerberg. PROF. AXEL MEYER (Jg.1960) gehört zu den 30 DR. MATHIS WACKERNAGEL (*1962 in Basel) ist Immer Richtung Kerenzerberg/Filzbach. Von Obstal- meistzitierten Evolutionsbiologen weltweit. Er hat in ein Schweizer Vordenker im Bereich Nachhaltigkeit. den herkommend, durch Filzbach fahren und beim Marburg, Kiel, Miami, Berkeley und Harvard studiert Er ist Gründer und Präsident der Organisation Glo- Sportzentrum rechts abbiegen, über den Parkplatz und wurde im Alter von 28 Jahren zum Assistenzpro- bal Footprint Network, einer internationalen For- fahren und der Beschilderung «Lihn» folgen. fessor an der State University in New York berufen. schungsgruppe in Oakland (Kalifornien). Für seine wissenschaftliche Arbeit erhielt er Nach dem Ingenieurstudium an der ETH Zü- Parkplätze stehen gratis zur Verfügung. zahlreiche Auszeichnungen und ist Mitglied meh- rich erwarb Wackernagel 1994 einen Doktorgrad rerer Akademien – u.a. der American Academy of in Stadt- und Regionalplanung an der University of Corona-Massnahmen Arts and Sciences. Das Magazin Cicero führt ihn in British Columbia in Vancouver. Im Zuge seiner Ar- Es gelten die dann aktuellen Coronavorschriften. seiner Liste der 500 wichtigsten Intellektuellen im beit an der Dissertation entwickelte er gemeinsam Am besten sie haben ein gültiges Zertifikat dabei, deutschsprachigen Raum. mit William Rees das Konzept des Ökologischen dann dürfen sie ohne Maske dem Anlass beiwohnen. Meyer hat über 400 wissenschaftliche Artikel Fußabdrucks («Ecological Footprint»). Seither ist er in den Forschungsbereichen Zoologie, Phylogene- weltweit in Forschung und Lehre tätig, berät Regie- tik, evolutionäre Entwicklungsbiologie, molekulare rungen und Nichtregierungsorganisationen und ist Evolution und vergleichende Genomik publiziert, Verfasser zahlreicher Aufsätze und einiger Bücher. REFERENTEN AN DER TAGUNG darunter ein PCR-Protokoll aus dem Jahr 1989, das Vor allem geht es ihm um die Erarbeitung von Mög- inzwischen zu den Zitationsklassiker gehört. Mehr als lichkeiten, die Begrenztheit der ökologischen Roh- 20 seiner wissenschaftlichen Aufsätze wurden in stoffe handfester zu erfassen und Zielvorstellungen Nature veröffentlicht, der weltweit meistzitierten für nachhaltige Entwicklung zu entwerfen. Von der PROF. ERNST ULRICH VON WEIZSÄCKER (Jg. interdisziplinären Wissenschaftszeitschrift; neun er- Philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der 1939) ist seit 2012 Co-Präsident des Club of Rome schienen in Science. (Quelle: Wikipedia) Universität Bern erhielt er 2007 einen Ehrendoktor. und zählt zu den weltweit renommiertesten Um- weltforschern. Sein Name steht für eine aufgeklär- te Umwelt- und Naturpolitik. Er ist Hauptautor von drei Berichten an den Club of Rome: Faktor Vier (1995), Grenzen der Privatisierung (2005) und Fak- tor Fünf (2009). 2017 erschien der große Bericht zu 50 Jahre Club of Rome: Wir sind dran (engl. «Come On»). Der neue Bericht des Club of Rome, der seit fast 50 Jahren die Grenzen des Wachstums anmahnt, ist optimistischer als der erste, denn, so Ernst Ulrich von Weizsäcker, damals waren falsche Annahmen im Spiel. Damals hätten die Mitglieder des Club Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker. Bild: Heinrich Böll Stiftung of Rome nicht damit gerechnet, dass Menschen, ja, ganze Gesellschaften so viel lernen, sagt Ernst Ulrich von Weizsäcker. Daher lautet der Titel des Publikationen von Ernst Ulrich von Weizsäcker: Prof. Axel Meyer, Lehrstuhl für Zoologie und Evolutionsbio- Dr. Mathis Wackernagel. Bild: Global Footprint Network neuen Lageberichts des Club of Rome jetzt opti- (Auszug) logie. Bild: Uli Fricker mistischer «Wir sind dran». Das heiße «erstens, wir >> 1992: Ecological Tax Reform London: Zed Books. sind jetzt an der Reihe und zweitens, wenn wir nicht >> 1995: Faktor Vier. Doppelter Wohlstand, halbier- Publikationen: das Richtige tun, dann sind wir dran.» Ernst Ulrich ter Naturverbrauch. München: Droemer-Knaur. Publikationen: (Auszug) >> Mathis Wackernagel, Bert Beyers: Der Ecolo- von Weizsäcker fordert in diesem Buch ein Umden- >> 2000: Politik für die Erde. Freiburg: Herder >> Adams Apfel und Evas Erbe. Wie die Gene un- gical Footprint. Die Welt neu vermessen. Eu- ken ein und in diesem Prozess ist auch die Kultur >> 2005: Limits to Privatization, deutsch 2006 bei ser Leben bestimmen und warum Frauen an- ropäische Verlagsanstalt, Hamburg 2010. CEP gefragt. Die Zeit ist reif für neue Wege. Hirzel. ders sind als Männer. Mit einem Vorwort von Europäische Verlagsanstalt; Neuausgabe 2016 >> 2009: Factor Five. London: Earthscan Harald Martenstein. Bertelsmann, München mit aktuellen Zahlen. Werdegang >> 2017: Wir sind dran (mit Anders Wijkman), Club 2015. >> New Society Publishers; (englisch) Ecological Studium der Chemie, Physik und Biologie. Lehrstuhl of Rome: Der große Bericht: Was wir ändern >> Algenraspler, Schneckenknacker, Schuppen- Footprint: Managing our Biocapacity Budget für Biologie an der Universität-Gesamthochschule müssen, wenn wir bleiben wollen. Eine neue fresser. Axel Meyer über den evolutionären Er- ISBN 978-0-86571-911-8 Essen. Ab 1981 Direktor an das UNO-Zentrum für Aufklärung für eine volle Welt. Guters Loher folg der Buntbarsche. Audio-CD, 79 Minuten >> Andreas Sturm, Mathis Wackernagel, Kaspar Wissenschaft und Technologie in New York. 1984 Verlagshaus. und Booklet, 16 Seiten. Müller: Die Gewinner und die Verlierer im glo- bis 1991 war er Direktor des Instituts für Europä- >> Evolution ist überall. Gesammelte Kolumne balen Wettbewerb: Warum Öko-Effizienz die ische Umweltpolitik. 1991 bis 2000 Präsident des «Quantensprung» des Handelsblattes. Böhlau, Wettbewerbsfähigkeit stärkt – 44 Nationen im Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Wien 2008. Test. Rüegger, Chur/Zürich 1999, ISBN 3-7253- Heute ist von Weizsäcker freiberuflich tätig 0653-2. und seit 2012 Honorarprofessor an der Universität >> Mathis Wackernagel, William Rees: Unser öko- Freiburg. logischer Fussabdruck: Wie der Mensch Ein- fluss auf die Umwelt nimmt. Birkhäuser, Basel/ Boston/Berlin 1997. 4 5
Bulletin Nr. 89 / Juli 2021 / www.ecopop.ch SCHWEIZ SCHWEIZ Bulletin Nr. 89 / Juli 2021 / www.ecopop.ch REFERENT Was bedeutet es, dass die Schweiz Reiner Eichenberger über Personenfreizügigkeit: sehr schnell wächst? Wir müssen die Infrastruktur, Schulen und Spitäler «BEVÖLKERUNGSWACHSTUM schnell ausbauen. Dazu wollen wir uns zum Teil selbst versorgen, etwa mit Lebensmittel oder PROF. REINER MIT VIEL KOSTEN, WENIG NUTZEN» Strom: Der Bedarf wächst proportional zur Bevöl- kerung, aber die Kosten steigen zumeist überpro- EICHENBERGER portional, vor allem wenn der Ausbau schnell gehen muss. Übrigens betrifft das auch die Klimapolitik. Müssen wir Prof. Eichenberger noch vorstellen? Er Wirtschaftsprofessor Reiner Eichenberger rechnet einen kleinen Teil der Kosten. So analysiert die ist wohl den meisten Schweizerinnen und Schwei- mit der Personenfreizügigkeit ab. Er hat einen Vor- wichtige Studie von George Sheldon und Nathalie Wie das? zern bestens bekannt durch seine prägnanten Vo- schlag, wie die Zuwanderung zu steuern wäre. Ramel im Bundesauftrag die Fiskalbilanz der Zu- Bundesrat und Parlament wollen den totalen CO2- ten in zahlreichen «Arenen» und Diskussionssen- Herr Eichenberger, dänische Forscher belegen für wanderung, also was die Zuwanderung dem Staat Ausstoss gegenüber 1990 um bestimmte Prozent- dungen auf TV srf. ihr Heimatland: Wer Sozialhilfen senkt, verringert an Einnahmen und Ausgaben verursacht. Sie rech- sätze, also um eine bestimmte Zahl von Tonnen, Migration aus Drittstaaten. Ist das ein taugliches nen etwa die Ausbildungskosten für die Kinder der reduzieren. Mit jedem Zuwanderer steigt der Aus- Modell? Zuwanderer mit ein, oder dass Niedrigqualifizier- stoss in der Schweiz, und die Reduktion muss ent- te länger bleiben als gut ausgebildete Expats. So sprechend höher ausfallen. Heute liegt der Aus- nützt Zuwanderung aus vielen EU-Ländern angeb- stoss pro Einwohner beziehungsweise Zuwanderer lich kurzfristig, schadet aber langfristig. Die Auf- bei rund sechs Tonnen pro Jahr. Würden wir diesen traggeber, zumeist der Bund, will offensichtlich nur über den Kauf internationaler Kompensationszer- den Nutzen der Zuwanderung sehen. Die wahren tifikate reduzieren, kosteten diese etwa 10 bis 20 Kosten sollen verschwiegen werden. Franken pro Tonne. Wenn wir den Ausstoss infol- ge Zuwanderung aber in der Schweiz reduzieren, Aber es werden doch auch die Kosten angeschaut. wie es unsere Politik will, betragen die Kosten wohl Aber eben nur ein kleiner Teil. Die Studienauto- etwa 500 Franken oder mehr pro Tonne. So verur- ren gehen davon aus, dass die Kosten proportio- sacht jeder Zuwanderer zusätzliche CO2-Redukti- nal zur Bevölkerung steigen. Dabei wachsen sie oft onskosten von 3000 Franken pro Jahr, bezahlt von überproportional. Und für einen wichtigen Teil der der Allgemeinheit. Staatsausgaben wird angenommen, es seien Fix- kosten, die nicht mit der Bevölkerung wüchsen. So Und wenn er lange in der Schweiz bleibt? Eichenberger, Referent an der Tagung. Bild: Wikipedia etwa die Kosten für Justiz und Polizei, Kultur und Kostet er jedes Jahr weitere 3000 Franken. Entwicklungshilfe. Das klingt wie ein schlechter Witz. Der Fehler liegt jedoch nicht bei den Autoren, «EIN GROSSTEIL DER KOSTEN DER ZUWANDE- Eichenberger (*1961 in Zürich) ist ordentlicher Pro- sondern bei den Auftraggebern. RUNG ERSCHEINEN NICHT NEGATIV IM BIP, fessor für Theorie der Finanz- und Wirtschaftspolitik Bern ohne ECOPOP. Bildmontage Ruchti SONDERN BLÄHEN ES SOGAR NOCH AUF.» an der Universität Fribourg und Forschungsdirektor «JEDER ZUWANDERER VERURSACHT ZUSÄTZ- des CREMA (Center for Research in Economics, Ma- LICHE CO2-REDUKTIONSKOSTEN VON 3000 Für Sie ist klar: nagement, and the Arts). Der Zusammenhang ist offensichtlich: Je bes- FRANKEN PRO JAHR, BEZAHLT VON DER Die Personenfreizügigkeit taugt nichts… Seine Spezialgebiete sind Wirtschafts- und Fi- ser die Sozialleistungen, desto mehr kommen die- ALLGEMEINHEIT.» Ja, weil sie ein langfristig untragbares Bevölkerungs- nanzpolitik, ökonomische Analyse des politischen jenigen, die Sozialleistungen brauchen. Diese Men- wachstum bringt – mit riesigen Kosten und wenig Prozesses und politischer Institutionen, Deregulie- schen sind sehr vernünftig. Sie haben lieber Vor- als Beim Bund heisst es dann: Mehr Zuwanderung, Nutzen. Nur klug gelenkte Zuwanderung kann uns rung der Politik, Verbindung Ökonomie und Psy- Nachteile und gehen dahin, wo die Vorteile relativ mehr Arbeitsplätze, mehr Wohlstand. mehr Nutzen als Kosten bringen. Das Problem sind chologie. gross sind. Und sie kommen weniger, wenn die Leis- Und das ist einfach falsch. Natürlich wächst mit der die vielen knappen Faktoren. Beispiel Land: Solange Eichenberger nimmt an aktuellen politischen tungen sinken. Die dänische Studie ist akademisch Gesamtbevölkerung die Gesamtwirtschaft. Aber wir nicht grosszügig einzonen, haben wir ein Platz- Diskussionen der Schweiz teil. Das Wirtschaftsma- besonders elegant gemacht. Aber eigentlich ist die der Wohlstand pro Kopf sinkt. Dabei sind nicht die problem. Und wenn wir einzonen, haben wir ein Um- gazin Bilanz wählte ihn 2010 auf Platz 5 der einfluss- Erkenntnis trivial. Arbeitsplätze das Problem – solange der Arbeits- weltproblem. Die wahren Probleme illustriert der reichsten Schweizer Ökonomen. Die Neue Zürcher markt flexibel bleibt. Aber: Ein in der Schweiz of- Zuwanderungskanton Zug: Sein Problem ist doch Zeitung wählte ihn auf Platz 2 der einflussreichsten Wie sieht die Situation mit Drittstaat-Ausländern fensichtlich beschränkter Faktor ist das Land. Wenn nicht der Arbeitsmarkt, sondern die Platznot. We- Ökonomen in der Schweiz. bei uns in der Schweiz aus? mehr Menschen in die Schweiz kommen, muss gen dem starken Zuwanderungsdruck sind die Bo- Während der COVID-19-Pandemie sprach sich Zum Glück reagieren auch unsere Zuwanderer auf permanent verdichtet werden: Das kostet Milliar- denpreise so hoch, dass die normale Bevölkerung Eichenberger aus Kostengründen für eine Durch- Vor- und Nachteile. Die Schweiz ist ein Zuwande- den, bringt Bau-Dauerstress, weniger Wohnraum wegziehen muss. seuchung eines Grossteils der Bevölkerung im Sin- rungsmagnet für Markteinkommens- und Sozial- pro Kopf und senkt auch sonst die Lebensqualität. ne der umstrittenen Herdenimmunitätstheorie aus hilfebezüger. Das liegt am hohen Wohlstand mit Ein anderer knapper Faktor ist überraschend: Das Und wenn die Unionsbürgerrichtlinie käme? und wurde dafür von den Gesundheitsbehörden funktionierendem Arbeitsmarkt und guten Sozial- Staatsvermögen. Die Schweiz hat richtig und netto Dann wirds noch schlimmer. Der Zuwanderungs- heftig kritisiert. leistungen. Deshalb ist auch die Zuwanderung aus gerechnet gar keine Staatsschulden, sondern ein druck würde noch zunehmen und die Rückwande- Er ist Mitglied des Kuratoriums des Vereins der EU in die Schweiz sehr hoch. riesiges Staatsvermögen. Zuwanderer tragen also rung sinken. «Mehr Demokratie» und Mitglied des Stiftungsra- nicht unsere Schulden mit, sondern erhalten gratis tes der «Max Schmidheiny-Stiftung». Wie wirkt sich das auf die Schweiz aus? einen Teil des Vermögensertrags. Reiner Eichenberger ist verheiratet und hat Die Kosten sind klar grösser als der Nutzen. Aber zwei Töchter. Die Familie lebt am Zürichsee. Vorsicht: Alle bisherigen Studien betrachten nur (Quelle: Wikipedia, Text A. T.) 6 7
Bulletin Nr. 89 / Juli 2021 / www.ecopop.ch SCHWEIZ SCHWEIZ Bulletin Nr. 89 / Juli 2021 / www.ecopop.ch Die Regierung gibt aber Entwarnung: mehr Regulierungsbedarf, mehr Mitgliederbeiträ- Insider-Schutzes kaum richtige neue Jobs gibt. Die Interview von Sebastian Briellmann, publiziert am Das BIP steigt… ge, mehr Umsatz und mehr Bonus. EU opfert ihre eigene Jugend für die hohle Ideolo- 14.04.2021 im Nebelspalter online-Magazin www. Für die Normalbürger ist das gesamte BIP völlig un- gie der Personenfreizügigkeit. Die Schweiz ist auf nebelspalter.ch. Mit freundlicher Genehmigung wichtig. Wichtig ist der Wohlstand pro Kopf. Aber Was ist die Alternative? demselben Weg. Ich hoffe immer noch, dass unsere des Autors. ein Grossteil der Kosten der Zuwanderung erschei- Dass Einwanderung etwas kostet. Politiker das bald einsehen. Aber vielleicht braucht nen nicht negativ im BIP, sondern blähen es sogar es die Hilfe der EU. noch auf. Beispiel Zug: Wenn die Normalbürger wegziehen müssen und so längere Pendelwege ha- Das wird doch nie passieren. Wie bitte: Hilfe von der EU? ben, wächst das BIP – aber die Lebensqualität sinkt. Die Kosten der Zuwanderung werden immer sicht- Ja. In der EU gärts. Der Brexit war hauptsächlich Fol- barer werden, deshalb wird irgendwann eine Po- ge der massiven Migration aus den EU-Ländern – Was müsste die Schweiz tun? litikwende kommen. Immerhin wurde die Masse- obwohl sie viel kleiner als die Zuwanderung in die Verstehen, wann Personenfreizügigkeit gut ist – und neinwanderungsinitiative angenommen und mit ihr Schweiz war. Wenn diese EU-Zuwanderer, zum Bei- wann schlecht. Innerhalb der Schweiz oder den USA Kontingente. Aber Regierung und Parlament haben spiel Polen oder Rumänen, nun nicht mehr nach ist sie gut. In Europa ist sie schlecht. die Umsetzung sabotiert und übertreiben beim Grossbritannien gehen, sondern in die wenigen Nutzen der Bilateralen I. Sobald überlegt wird, wie noch offenen Länder, insbesondere Deutschland, Wieso? Zuwanderung gesteuert werden kann, wird klar: die Niederlande und Österreich: Dann gibt das Pro- Personenfreizügigkeit ist nur dann gut, wenn die Eine Aufenthaltsabgabe für Zuwanderer, analog ei- bleme, die die EU zu einer realistischeren Beurtei- verschiedenen Staaten ähnliche Wohlstandsaus- ner Kurtaxe, ist viel besser als Kontingente, reine lung der Personenfreizügigkeit zwingt. Und dann sichten haben. Dafür braucht es ähnlich leistungsfä- Punktesysteme oder krude einmalige Eintrittsprei- wird auch die Schweizer Regierung freier denken. hige Institutionen. Solche haben die Kantone oder se. Wir wollen ja eine «Zirkulationsmigration», also die US-Bundesstaaten. Da ist die Wanderung nicht dass Menschen ohne bürokratische Hürden kom- einseitig. Appenzeller gehen nach Zürich – und Zür- men und gehen können: Darum muss die Abgabe ZUM GEDENKEN AN PROF. HANS POPP cher nach Appenzell. In Europa jedoch ist die Wan- von der Aufenthaltsdauer abhängen und quasi au- derung völlig einseitig. Wohlstand und Entwicklung tomatisch mit den normalen Steuern erhoben wer- sind zu unterschiedlich. Da hat die EU völlig versagt. den. Und es gibt noch einen Aspekt. Viele Länder haben grösste institutionelle Defizite. Deshalb wird die Wanderung noch lange so einsei- Welchen? 04.03.1930-04.10.2020 Als Agronome war Hans Popp klar, dass man tig bleiben. Grossbritannien hat gerade ein Punktesystem ein- die Nahrungsproduktion für eine wachsende Welt- geführt, das in Wahrheit auch ein Preissystem ist, Hans Popp wurde als Bauernsohn bevölkerung nicht unendlich steigern kann. Er hat «MANCHE LINKE FINDEN ES GRANDIOS, DASS sehr ähnlich unserer «Kurtaxe»: Umgerechnet auf in Steinach am Bodensee gebo- sich immer mit grossem Engagement für unsere Sa- DIE SCHWEIZ SO SCHNELL WÄCHST – SIE HOF- Schweizer Verhältnisse 3100 Franken pro Jahr wäh- ren. Er erlernte zunächst den Be- che eingesetzt, Leserbriefe und Texte geschrieben, FEN AUF ENTEIGNUNGEN WIE IM SOZIALIS- rend 5 Jahren! ruf seines Vaters. Mit 21 holte er Eingaben an den Vorstand gemacht. In der Volksini- MUS: DER RAUM GEHÖRT ALLEN.» jedoch die Matur nach und stu- tiative stand er für manches Interview zur Verfügung. «DIE EU OPFERT IHRE EIGENE JUGEND FÜR DIE dierte Agronomie an der ETH Zü- Mit Prof. Hans Popp haben wir einen sehr en- Haben wir in der Schweiz nicht auch zunehmend HOHLE IDEOLOGIE DER PERSONENFREIZÜGIG- rich. Dann legte er noch nach und studierte 1957-61 gagiertes und versiertes Patronatsmitglied verlo- eine einseitige Wanderung? Viele drängen in die KEIT. DIE SCHWEIZ IST AUF DEMSELBEN WEG.» an der Hochschule St. Gallen und der University of ren. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken be- Städte. Chicago Volkswirtschaft. Ab 1979 arbeitet er beim wahren. Nein! Bisher wuchsen viele Landgemeinden schnel- Glauben Sie ernsthaft, dass die Schweiz die Zuwan- Bundesamt für Landwirtschaft: zunächst Chef der ler. Aber die Politik will, dass das zuwanderungsbe- derung mit einschneidenden Reformen verringert? Abt. Landwirtschaftspolitik und internationale Ag- Der Vorstand von ECOPOP dingte Bevölkerungswachstum in die schon dicht Die Regierung hat sich völlig verfahren und sie hat rarfragen, ab 1987 als stellvertretender Direktor. bebauten Gebiete gelenkt wird. Deshalb wird ja Angst, die Fehler einzugestehen. Aber der Brexit Popp lehrte an den Universitäten St. Gallen gerade die 10-Millionen Schweiz für 2040 geplant zeigt, dass auch andere die Personenfreizügigkeit und Zürich. An der ETH Zürich hielt er von 1975-95 – und plant die Stadt Zürich bis 2040 ein Wachstum nicht mehr wollen und handeln. Und: Auch Europa Vorlesungen über die Grundlagen der Agrarpoli- von rund 430'000 auf 520'000 Einwohner. Spätes- leidet extrem unter der Personenfreizügigkeit. In tik, wo ich ihn als Student kennenlernte. Zusammen tens dann ist voll. Aber was dann? Gar keine Zuwan- den meisten EU-Länder ist die Personenfreizügig- mit unserem vor zwei Jahren verstorbenen Pat- derung mehr? Wie soll das gehen? keit real längst tot. ronatsmitglied, Wirtschaftsprofessor Hans Chris- toph Binswanger, prägte Popp den Wandel in der Erklären Sie... Können Sie das erklären? schweizerischen Agrarpolitik, u.a. als Präsident Es geht nicht. Die Planung läuft so, wie wenn die Die EU-Personenfreizügigkeit verbietet den Schutz der Arbeitsgruppe zur Einführung von Direktzah- Welt dann fertig gebaut wäre. Das ist absurd. Aber der Inländer durch Diskriminierung von Zuwande- lungen. Für uns Studierende war es natürlich inte- die Regierung ist gefangen in ihrem Denken. Und rern. Als Ersatz schützen viele EU-Länder die «In- ressant, nicht nur einen Theoretiker als Dozent zu manche Linke finden das grandios – sie hoffen auf sider», die schon eine Stelle und Wohnung haben, haben, sondern jemanden, welcher als Vizedirektor Enteignungen wie im Sozialismus: Der Raum gehört gegenüber den «Outsidern», die eine Stelle und des BLW auch selbst in der Verantwortung stand. allen. Wohnung suchen. Der Katholik Hans Popp war ein Jahrzehnt lang Prä- sident der CVP des Kantons Bern. In seiner Wahl- Jetzt malen Sie arg schwarz. Und wer sind die «Outsider»? heimat Köniz war er auch bekannt als Präsident der Nein, nein. Dem Volk schadet das Bevölkerungs- Zuwanderer und die eigene Jugend. Das ist schon «Gartenstadt Liebefeld», seinem grünen Wohn- wachstum. Aber viele Politiker, Verbandskader und heute ein katastrophaler Zustand. Und leicht sicht- quartier, für dessen Wohl sich Hans Popp jahrzehn- Manager lieben es. Für sie gilt: mehr Einwohner bar: Sehr viele gutausgebildete Italiener müssen bis telang einsetzte. heisst mehr Steuereinnahmen, höhere Budgets, 35, 40 bei den Eltern wohnen – weil es wegen des 8 9
Bulletin Nr. 89 / Juli 2021 / www.ecopop.ch SCHWEIZ SCHWEIZ Bulletin Nr. 89 / Juli 2021 / www.ecopop.ch ZUM GEDENKEN AN DR. BERNHARD GELZER Warum betrachten Sie Wachstum als schlecht? Al- derten Entwicklungsarbeit, insbesondere auch der les in der Natur expandiert, will wachsen und sich katholischen Kirche, fehlt der Wille, die Familienpla- vermehren. nung mit dem Mittel der Verhütungsmethoden zu Gelzer: Ich betrachte das Wachstum nicht grund- beschränken. Am 6. Mai 2021 ist Dr. Bernhard Zurzach den Ausdruck als «nicht ehrverletzend» sätzlich als schlecht. Wir haben die Aufgabe eines Gelzer im Alter von 92 Jahren bezeichnet hat, darf man Sie wohl so anreden. Wie Gärtners, übermässiges Wachstum zu begrenzen, überraschend verstorben. Bern- reagieren Sie darauf? um gesundes, qualitativ wertvolles Wachstum zu Gerade die Vermischung des Verhütungsthemas hard Gelzer war langjähriges Bernhard Gelzer: Reine Polemik. Der Wahrheits- fördern. mit der Einwanderungsbegrenzung hat Ihnen viel Mitglied im ECOPOP-Patronats- gehalt und der Inhalt der Initiative scheint derzeit Spott eingebracht. Ihre Gegner wie Wirtschafts- komitee. Er kam regelmässig an niemand wirklich zu interessieren. So aggressiv re- Die Herstellung eines Gleichgewichts ist auch in kammerdirektor Christoph Buser frotzeln zum Bei- unsere Mitgliederversammlungen agiert wird wohl deshalb, weil im besonderen Mas- der Natur immer ein Drama. Nun, wovor fürchten spiel, Sie müssten Kondome über Afrika abwerfen und ist dort mit seinen präg- se die materiellen Interessen der Wirtschaft betrof- Sie sich konkret? lassen. nanten Voten aufgefallen. Bernhard Gelzer war fen sind. Einer gewissen Schicht scheint jedes Mittel Gelzer: Wir leben im Zeitalter neuer Völkerwande- Gelzer: Niemand will vernünftige Familienpolitik ein waschechter Balser, Nachfahre des bekannten recht zu sein, die Eigeninteressen zu verteidigen. rung, ohne deren Charakter zu durchschauen. Das betreiben durch das Abwerfen von Kondomen aus Schweizer Historikers und Diplomaten Heinrich Gel- Sie generieren Wirtschaftswachstum, das bloss auf überbordende Bevölkerungswachstum führt zu frie- der Luft. Die bestehende Familienberatung muss zer-Sarasin, dessen «Gelzer-Stiftung» er präsidierte. ein überbordendes Bevölkerungswachstum zurück- denszerstörenden Verteilungskämpfen unter den aber verstärkt werden. Bernhard Gelzer war Advokat und Notar mit eigener zuführen ist. Solche Leute schaden der Schweiz. Völkern und zu unbeherrschbaren Aggressionsver- Anwaltsagentur in Basel. Von 1986 bis 1997 war er hältnissen. Im Hintergrund der kriegerischen Ausei- «Die Vermehrung der Afrikaner stoppen» – genau für die FDP im Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt. Mir ist aufgefallen, dass sich kaum mehr einer ge- nandersetzungen auf dem afrikanischen Kontinent das trägt Ihnen den Vorwurf des Rassismus ein. Bis ins hohe Alter ist Bernhard Gelzer immer noch traut, sich als ECOPOP-Befürworter zu outen. War- stehen Verteilungskämpfe unter Völkern, die in den Gelzer: Der Einsatz der ECOPOP-Initiative auf Be- regelmässig auf seinem Pferd ausgeritten oder ser- um engagieren Sie sich dennoch in der Öffentlich- nächsten 35 Jahren ihre Menschenzahl verdoppeln grenzung des Bevölkerungswachstums hat nichts zu vierte wöchentlich in der Diakonischen Stadtarbeit keit? werden. Der einzelne Mensch kann die Verantwor- tun mit Rassismus. Die Initiative will einen Beitrag Elim Drogenabhängigen das Abendessen. Gelzer: Das Siedlungsgebiet der Schweiz ist be- tung für sein eigenes Leben und seine Familie nicht leisten, übermässiges Bevölkerungswachstum auf Gelzer hinterliess drei Söhne und sechs Enkel. grenzt auf 41 000 Quadratkilometer, wovon ein mehr tragen und geht davon aus, dass die Verant- ein Mass zu reduzieren, welches die betroffenen In der Todesanzeige der Familie hiess es: «wir ver- wesentlicher Teil aus Gebirgszügen und geschütz- wortung für sein Leben auf die Regierung seines Menschen selber wollen. lieren in ihm einen Menschen mit viel Sinn für Hu- tem Waldgebiet besteht. Wir möchten unser land- Staates übergegangen sei. Die Industriestaaten be- mor, einer bewundernswerten Energie und einem schaftlich besonders attraktives Land der nächsten treiben Entwicklungspolitik, indem sie höher aus- Was ist Ihre Erklärung dafür, dass keine einzige unermüdlichen Tatendrang». Dieser Würdigung Generation in seiner Attraktivität übergeben, wie gebildete Personen aus den Entwicklungsländern Partei für die ECOPOP-Initiative ist – nicht einmal können wir uns nur anschliessen! wir es übernommen haben. Wir sind in Gefahr, das abwerben, anstatt genau dort zu investieren. die Grünen? Wir werden Dr. Bernhard Gelzer stets in bester Landschaftsbild durch übermässigen Siedlungsbau Gelzer: Die Gegner der Initiative täuschen vor, de- Erinnerung behalten! zu verschandeln. Die meisten Leute können nachvollziehen, dass ein ren Ziele würden zur Verarmung in der Schweiz füh- ungebremstes Wachstum ungesund ist. Warum ren und ein qualitatives Wachstum unangemessen Der Vorstand von ECOPOP Leiden Sie persönlich unter der Zuwanderung? aber wollen Sie das Wachstum mit einer solch star- verhindern, ohne selber irgendwelche Überlegun- Gelzer: Das nicht. Ich kämpfe gegen ein übertrie- ren Regelung von 0,4 Prozent in der Verfassung be- gen anzustellen zur Verhinderung eines übermässi- benes Bevölkerungswachstum in der Schweiz für schränken? gen Wachstums. «Der Wahrheitsgehalt die nächsten Generationen inklusive meiner Kinder Gelzer: Die 0,4 Prozent begrenzen die Zuwande- und den sechs Enkeln. rung bloss um einen Drittel gegenüber dem Ist-Zu- Wie stehen die Chancen, den Abstimmungskampf und der Inhalt stand. Wenn wir aber keine Grenzen setzen, strö- zu gewinnen? Die ECOPOP-Kampagne zeigt eine Manhattan- men jedes Jahr mehr als 100 000 Menschen in die Gelzer: Für die Verbreitung der Anliegen fehlen Schweiz. Bei Annahme der Initiative reduziert sich uns Initianten die nötigen finanziellen Mittel zur der Initiative scheint Skyline hinter der Kappellbrücke in Luzern. Störten Sie sich nie an solch drastischen Bildern? dies auf 60 000 bis 70 000 Menschen unter Berück- Erklärung der Anliegen und zur Widerlegung vor- Gelzer: Das gegenwärtige Bevölkerungswachs- sichtigung der jährlich aus dem Gebiet ausreisen- getäuschter Befürchtungen vor einer Verarmung derzeit niemand tum in der Schweiz erfordert jedes Jahr 40 000 neue Wohnungen, bringt 50’000 zusätzliche Autos den Ausländer. Die Initiative begrenzt das Wachs- tum nicht auf ein Jahr, sondern jeweils über drei unserer Bevölkerung. ECOPOP nimmt für sich in Anspruch, auf verdrängte Probleme hingewiesen zu wirklich zu auf die Strasse und rund 410 Quadratmeter neue Siedlungsfläche für jede zugewanderte Person. Die Jahres-Phasen verteilt, sodass eine genügende Fle- xibilität gewahrt bleibt. haben, auch wenn die Initiative im gegenwärtigen Moment noch nicht auf Zustimmung stossen sollte. interessieren» Siedlungsstruktur der Schweiz ermöglicht gar nicht derart viele Strassen, um den überbordenden Ver- Mit der ECOPOP-Initiative dämpfen Sie die Zuwan- Inwiefern spielt Ihnen die Tatsache in die Hände, kehr aufzunehmen, Strassenverhältnisse, wie ich sie derung, wollen aber im Grunde genommen das dass der Bundesrat die Masseinwanderungs-Initia- im Siedlungsgebiet von Los Angeles festgestellt Bevölkerungswachstum stoppen. Am besten mit tive nicht richtig umsetzen will? Bernhard Gelzer hat sich stets sehr engagiert für habe, die in unserem Gebiet gar nicht verwirklicht Verhütungsmitteln? Gelzer: Aus meiner Sicht war es unzweckmässig, die unsere Anliegen eingesetzt. Anbei Auszüge ei- werden können. Auch das Schweizer Eisenbahnnetz Gelzer: Gemäss den Abklärungen in den Welt- ECOPOP-Initiative dem Volk vorzulegen, bevor er- nes Interviews von Gelzer, welches er, zusammen steht am Rande seiner Ausbaumöglichkeiten. bevölkerungskonferenzen der UNO fehlen in der klärt worden ist, wie die Masseneinwanderungs-In- mit Patronat Dr. Roland Matter, im Vorfeld der freiwilligen Familienplanung insbesondere die fi- itiative konkret verwirklicht wird. Die ECOPOP-Ini- Volksabstimmung zur ECOPOP-Initiative «Stopp nanziellen Mittel, um allen Menschen Zugang zur tiative qualifiziert sich in einem gewissen Sinne als der Überbevölkerung» 2014 gegeben hat. Aufklärung und Verhütung von Schwangerschaften Ergänzung der Masseneinwanderungs-Initiative be- zu vermitteln. Zu viele Frauen können immer noch ziehungsweise Konkretisierung dort offengelasse- Journalist: Guten Tag, meine Herren Birkenstock- nicht wählen, ob sie schwanger werden wollen, ner Fragen. Rassisten. Sie verzeihen diese unhöfliche Anre- und gefährden ihre Gesundheit durch gefährliche de. Aber nachdem die Staatsanwaltschaft Brugg- Abtreibungsversuche. In der konfessionell geför- 10 11
Bulletin Nr. 89 / Juli 2021 / www.ecopop.ch SCHWEIZ SCHWEIZ Bulletin Nr. 89 / Juli 2021 / www.ecopop.ch Leserbrief ZUM UNERWARTETEN TOD DES KLIMAPOLITIK, FAKTEN STATT FIKTION JOURNALISTEN HANSPETER GUGGENBÜHL Bei ECOPOP war Wir machen einiges in litiker sind beteiligt an Firmen für erneuerbare Ener- Guggenbühl immer ein gie? Bei Geburtenreduktionen lässt sich eben kaum gern gesehener Gast. der Klimapolitik, aber Geld verdienen, das kostet sehr wenig. Es wird also Zum ersten Mal referierte nur dort etwas gemacht wo sich Geld verdienen Hanspeter Guggenbühl lässt, nicht dort wo es die Natur benötigt. Das ist 1997 bei unserem Podium machen wir auch das wenig glaubwürdig. Geburtenreduktionen haben einen unschlag- «Wirtschaft ohne Wachs- tum – Zusammenbruch Richtige? baren Vorteil. Sie sind auch in Entwicklungsländern umsetzbar und produzieren keinen Abfall. oder Gesundschrump- fung? Weitere Engage- Kein Land darf da aussen vor bleiben, wenn ments folgten! Später in Vor mehr als 10 Jahren hat «Die Welt» eine UNO dieses Problem gelöst werden muss. Wenn viele der heissen Phase der Studie veröffentlicht mit dem Titel: Bevölkerungs- Länder hier nicht in die Pflicht genommen werden, ECOPOP-Initiative, war wachstum zerstört das Weltklima: ist auch ein Grossteil der Bevölkerung nicht bereit Guggenbühl einer der < h t t p s : // w w w.w e l t . d e /p o l i t i k /a u s l a n d /a r- Opfer zu erbringen. Es braucht einen Pakt, der alle wenigen Journalisten, t i c l e52 5 4 0 01/ B evo e l ke r u n g s w a c h s t u m -ze r- Länder bindend verpflichtet ihren Beitrag zu leisten, welcher sachlich und un- stoert-das-Weltklima.html> sei es mit erneuerbarer Energie oder Geburtenre- aufgeregt über uns be- duktionen. Paris ist kein solcher Pakt, dort fehlt der richtete. Was hat die UNO und was hat die Politik dazu bindende Beitrag von über 80% aller Länder. Ein unternommen: Nichts! solcher Pakt würde auch der Schweiz ermöglichen MITGRÜNDER VON alternativ auf Geburtenreduktionen und restriktive- INFOSPERBER 2019 hat das Schweizer Radio SRF in einem Bei- re Einwanderungspolitik zu setzen anstatt nur auf Hanspeter Guggenbühl auf seinem bevorzugten Transportmittel, dem Velo. Bild pd Hanspeter Guggenbühl trag des «Echo der Zeit» erläutert warum das so erneuerbare Energie. engagierte sich seit des- ist. Titel: Bevölkerungswachstum ist ein heisses sen Gründung mit viel Eisen: Mit freundlichen Grüssen Der Zürcher Journalist und Autor Hanspeter Gug- Leidenschaft für das Newsportal Infosperber – er < h t t p s : // w w w . s r f . c h / n e w s / i n t e r n a t i n a l / Bruno Nufer (El. Ing. i.R.), Illnau, im März 2021 genbühl (†72) ist am 26. Mai bei einem Verkehrsun- schrieb mehr als 600 Artikel und prägte die On- u n o - t u t- s i c h - s c h w e r- b e v o e l ke r u n g s w a c h s - fall in der Waadt tödlich verunglückt. Der Velo-Fan line-Zeitung ganz wesentlich mit. Für nachhal- tum-ist-ein-heisses-eisen> wurde auf seinem Rennvelo von einem Motorrad tige Energie und eine saubere Umwelt konnte erfasst. er sich ins Feuer reden, war aber nie verbissen Politiker tun sich offenbar schwer, sie sind taub oder besserwisserisch. Seine wortgewandte Argu- auf diesem Ohr. Die heutige Diskussion über erneu- «Es ist ein Schock und tut mir sehr leid. Hanspeter mentation war auch immer mit viel Witz gespickt. erbare Energie blendet systematisch aus, das bei Guggenbühl war für mich ein herausragender Jour- Sein unerwarteter Tod ist ein grosser Verlust für wachsender Weltbevölkerung der Klimawandel nicht nalist, weil er im ursprünglichen Sinn wahrhaftig den Journalismus, für Infosperber und für alle, die gestoppt werden kann. So lange wie die Weltbe- war, und auf dieser Basis auch immer offen für gute ihm nahestanden. Einen sehr persönlichen Nachruf völkerung noch ansteigt – im Worst-Case-Szenario Argumente. Zusammen mit seiner Bescheidenheit seines Wegbegleiters Urs P. Gasche und eine inte- der UNO auf 15.6 Milliarden bis im Jahr 2100 - kann war er für mich der Goldstandard für guten Journa- ressante Artikelserie mit dem Titel «In Memoriam das Klima nicht stabilisiert werden. Dass dabei nicht lismus», so Vorstandsmitglied Benno Büeler. HPG» finden Sie auf www.infosperber.ch. nur das Klima aus den Fugen gerät ist allen klar, die sich mit Artenschutz beschäftigen. Eine wachsende MAHNER GEGEN DAS WACHSTUM KONSEQUENT UMWELTBEWUSST Weltbevölkerung muss auch ernährt werden. Das Mit Hanspeter Guggenbühl verliert die Schweiz ei- Hanspeter Guggenbühl war ein äusserst konse- wird zu weiteren Urwaldrodungen und Zersiedelung nen wichtigen Mahner gegen den Wachstumswahn. quenter Mensch. Wenn immer möglich, transpor- führen, ob es uns nun gefällt oder nicht. Bekannt wurde der in Männedorf ZH geborene tierte er auch schwere Sachen mit dem Fahrrad. In Erneuerbare Energie können sich nur kapital- Guggenbühl in den 1970er-Jahren als freier Journa- seiner Freizeit machte er ausgedehnte Radtouren. kräftige Länder leisten. Selbst da gibt es aber noch list für Schweizer Tages- und Wochenzeitungen. Er Seine Liebe zum Fahrrad ist ihm schliesslich zum viele technologische Hürden, die nicht gelöst sind. gehörte zu den Profiliertesten seines Faches für die Verhängnis geworden. Gegen das schwere Motor- Batterien für Autos mögen eine Übergangslösung Themen Energie, Umwelt, Klima und Verkehr. Zu- rad, welches auf seine Fahrbahn geriet, hatte er kei- sein, mittelfristig werden sie einen neuen Abfall- sammen mit Urs P. Gasche publizierte er die Bücher ne Chance. berg produzieren, der nicht bewältigt ist. Ganz ana- «Das Märchen von der sauberen Schweiz» (1982), Unser herzliches Beileid geht an seine Le- log zu den Kernkraftwerken. Auch Solarpanels und «Das Geschwätz vom Wachstum» (2004), «Schluss benspartnerin, an den langjährigen Weggefährten Windturbinen, die alle 25 Jahre erneuert werden mit dem Wachstumswahn» (2010) und danach, Urs P. Gasche und alle übrigen Freunde und Ver- müssen, gehören dazu. 2013, als Alleinautor «Die Energiewende und wie wandten! Wir werden Hanspeter Guggenbühl im- Das einseitige Fokussieren auf erneuerbare sie gelingen kann». mer in ehrendem Andenken bewahren. Energie weckt den Verdacht, dass es gar nicht um das Klima geht, sondern um viel Geld. Wie viele Po- Andreas Thommen 12 13
Bulletin Nr. 89 / Juli 2021 / www.ecopop.ch SCHWEIZ SCHWEIZ Bulletin Nr. 89 / Juli 2021 / www.ecopop.ch BUCHVERNISSAGE die «Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Be- ECOPOP präsentiert stolz: Das Buch zum Jubiläum An unserer Jubiläumsveranstaltung am Samstag, völkerungsfragen», wie sie früher hiess) ist die An- 21. August, werden wir das Buch feierlich aus der zahl der Menschen tragendes Argument und nicht CHRONIK: 50 JAHRE ECOPOP Taufe heben. Selbstverständlich können Sie dort deren Herkunft oder Nationalität. auch Exemplare zum Vorzugspreis erstehen. ECOPOP setzt sich für die konsequente Durch- setzung des UNO-Menschenrechtes auf freiwillige Bestellen mit Frühbucher-Rabatt Familienplanung ein. In Togo betreibt der Verein Der Text des Buches basiert auf der «Geschich- Die Jubiläums-Chronik wird an Mitglieder und Früh- ein kleines Hilfswerk, welches Jugendlichen Auf- te von ECOPOP», welche unsere erste Sekretärin, bucher bis Ende August zum Sonderpreis von Fr. klärungsunterricht anbietet und Verhütungsmittel Anne-Marie Rey 2014 verfasst hat. Dazu kommen 12.- abgegeben, zzgl. Versandkosten. Softcover, 80 verfügbar macht. noch viele Anekdoten, Briefwechsel, Fussnoten der Seiten. Regulärer Preis im Buchhandel: Fr. 18.- Und ECOPOP lanciert in der Schweiz politi- Geschichte, welche das Bild von ECOPOP abrun- sche Vorstösse. Schlagartig ins Scheinwerferlicht den. Unser Verein wurde in den vergangenen 50 Bitte senden Sie uns eine Mail (sekretariat@ECO- der Öffentlichkeit rückte der kleine Verein mit der Jahren oft angegriffen. Die Auswahl aus dem In- POP.ch) oder benutzen sie dazu die beigelegte, Volksinitiative «Stopp der Überbevölkerung – zur Si- haltsverzeichnis zeigt, dass wir uns der Geschichte vorfrankierte Bestellkarte des Jubiläumsanlasses. cherung der natürlichen Lebensgrundlagen» 2014. stellen. Jenes Jahr geht gleichzeitig als Höhe- und Tief- Auschnitt aus dem Inhaltsverzeichnis der Chronik: KLAPPENTEXT VON punkt in die Vereinsgeschichte ein. Fast alleine trat >> Eine neue Bewegung – Anne-Marie Rey erin- JOURNALIST ROGER HÄNI: ECOPOP gegen eine politische und wirtschaftliche nert sich Manchmal erscheint der Kampf fast aussichtslos. Elite an und erlebte mitunter üble Diffamierungen. >> Umstrittener Valentin Oehen: auch ein «Grüner» Dennoch tritt die Schweizer Umweltorganisation Davon und von vielen weiteren Ereignissen aus 50 >> Bevölkerungsproblematik wird zum Tabuthema ECOPOP seit einem halben Jahrhundert der schein- Jahren ECOPOP erzählt diese Jubiläums-Chronik. >> Mit Volksinitiative das Tabu brechen bar grenzenlosen Zunahme der Weltbevölkerung >> Zwei Idealisten geben den Anstoss entgegen. Für das Gleichgewicht der Natur. Denn: Andreas Thommen >> Dramatischer Verlauf der Unterschriftensamm- Unser ökologischer Fussabdruck ist viel zu gross! lung Wir Menschen nehmen mehr Platz ein auf der Erde, >> Brief an Bundesrätin Sommaruga als uns zusteht – und stehen uns dabei selbst auf den >> Abstimmungskampf: ECOPOP allein auf wei- Füssen herum. ter Flur Das langfristige Ziel von ECOPOP: Die Popu- >> Thomas Zollinger: «Ich würde es nicht mehr lation der Welt und insbesondere der Schweiz soll machen» sich auf einem umwelt- und sozialverträglichen Ni- >> Benno Büeler: «Voll auf den Mann gespielt» veau einpendeln. Für ECOPOP (beziehungsweise >> ECOPOP in der Geschichtsschreibung >> Offener Brief an Balthasar Glättli und Co. >> Dieter Steiners Bruch mit den «Grünen»… etc. MITGLIEDERVERSAMMLUNG 2021 Um die Erinnerung an 50 Jahre bewegter ECO- Weltbevölkerung im Jahr 2008: 6,789 Milliarden Menschen POP-Geschichte wach zu halten, hat sich der Vor- 101 Podiumsdiskussionen und prominente TV-Auftritte Werbung für die Initiative machte ECOPOP mit Flyern, Plakaten und einer Abstim- Wegen der Coronasituation im Frühling wurde Ort: Migros-Clubschule Aarau, 13.30 bis ca. 16.30 die Mitgliederversammlung von ECOPOP und Uhr, GV mit anschliessendem Vortrag. Bitte notie- mungszeitung in deutscher Sprache, deren Auflage aus finanziellen Gründen jedoch auf stand vorgenommen, ein Buch herauszugeben. Die letzten Wochen vor der Volksab- stimmung forderten die ECOPOP-Expo- 1,47 Millionen begrenzt wurde, sodass zwar viele, aber längst nicht alle Deutschschwei- ECOAID verschoben auf den ren Sie sich doch diesen neuen Termin danke! nenten ganz besonders. Derweil riefen zer Haushalte bedient werden konnten. die Gegner der Initiative zur Demo auf. Herausgekommen ist ein kurzweiliger und span- Mehrere Mitglieder des Initiativkomitees, Sekretariat am Anschlag Nicht-Mitglieder sind herzlich willkommen, haben des Unterstützungskomitees, des Vereins- Derweil kam in den Monaten Oktober und nender Rückblick. vorstandes sowie weitere ECOPOP-Mitglie- November auch das ECOPOP-Sekretariat der stellten sich für nicht weniger als 101 an den Anschlag – oder darüber hinaus. Philippe Roch, das Gesicht der Romandie öffentliche Podiumsdiskussionen zur Ver- «Die Telefonanfragen waren unzählbar», SAMSTAG, 18.SEPTEMBER 2021 aber kein Stimmrecht. fügung. Fernsehauftritte führten sie unter sagt Geschäftsführer Andreas Thommen. Der langjährige Direktor des Bundesamts anderem in die Politiksendung «Arena» Benno Büeler in der «Arena» des Schweizer für Umwelt, Philippe Roch, bildete eine oder in den Talk von Roger Schawinski. Be- Fernsehens im Gespräch mit Bundesrätin Simo- Die ECOPOP-Gegner gingen sogar auf die willkommene Unterstützung im Patronats- sonders präsent in den Medien war Benno netta Sommaruga und anderen Gästen. Links Strasse: Am 1. November 2014 trafen sich in komitee und war vor allem in der Schluss- Zusammen mit Roger Häni der Agentur «NICHZ – Büeler, der Präsident des Initiativkomitees. von ihm im Hintergrund: Anne-Marie Rey. Bern mehre- phase vor der Abstimmung bei Fernsehen re Tausend und Radio präsent. Roch wurde unter- Menschen, stützt vom ECOPOP-Büro in der Romandie, um gegen die welches die Medienkontakte betreute Zeit für Kommunikation» haben wir uns daran ge- Initiative zu und die Podiumsgespräche koordinierte. demonstrie- Im Tessin verfügte ECOPOP über keine ren. Dabei Kontaktperson, die über die ganze Periode wurde – ein- regelmässig für die Initiative aktiv war. macht, die wichtigsten Ereignisse seit der Grün- mal mehr – auch die Rassismus-Keule geschwungen. «Der Einsatz von Philippe Roch war äus- Das untere Bild zeigt Alec Gagneux vom serst wertvoll. Es war aber die ganze Zeit Initiativkomi- auch klar, dass wir in der Romandie und dung 1971 herauszuschälen. Wir haben stundenlang tee, der sich vor allem auch im Tessin zu wenig prä- nicht scheut, sent waren», so die Bilanz von ECOPOP. in Bern den Trotzdem fand die Initiative mit rund 37 im Archiv gewühlt, dabei kamen viele vergessene I M P R E S S U M Medien Ant- Prozent in keinem anderen Kanton soviel Sabine Wirth (l.), treibende Kraft bei der Lancierung der Initiative, hat die ECOPOP-Argumente in diver- wort zu ste- Zuspruch wie im Tessin... sen Podien vertreten. Hier in der «Rundschau» als Kontrahentin von SVP-Nationalrätin Nathalie Rickli. hen. (AT/RH) Perlen zum Vorschein. Resultat ist eine lückenlose Übersicht, was der Verein in den letzten 50 Jahren Präsident: Roland Schmutz, Epsach, BE 2008 2009 Referat «Familienplanung lopment Programm der in der Höhe von 20 000 Öffentliche Anlässe: Dr. Hans Christoph Eichenberger (Uni Fri- Redaktion: Andreas Thommen in der Sahelzone: Erfah- Deutschen Stiftung Welt- Franken. Tagung an der ETH «Die Binswanger (Universität bourg) und dem Publizis- bewegt und geleistet hat. Eindrücklich die Listen rungen aus der Feldar- bevölkerung). ECOPOP Wachstumsspirale in der St. Gallen). / «Mit Wachs- ten Urs P. Gasche. beit in Burkina Faso» überreicht der DSW für Krise – Ansätze zu einer tum gegen die Krise: Ein Adresse: ECOPOP Sekretariat, Postfach 14, 5078 Effingen von Sabine Weber (Pro- dieses Projekt einen nachhaltigen Entwick- Irrweg?» – Streitgespräch gramme Officer – Deve- Unterstützungsbeitrag lung» mit Professor zwischen Professor Reiner 44 45 der Aktiven, der Vorstands- und Patronatskomitee- Telefon: 056 511 51 66, Mobile: 079 534 17 62 mitglieder. Bild: Buchausschnitt aus dem Kapitel zur Volksinitiative E-Mail: sekretariat@ECOPOP.ch, Gebührenden Platz erhält natürlich auch die Spenden: Postkonto 30-35461-7 stürmische Zeit der Volksinitiative «Stopp der Über- Das Buch ist allen Mitgliedern und Ehemali- bevölkerung». Dazu hat Häni, ursprünglich Journa- gen von ECOPOP empfohlen, welche sich das Ge- Patronatskomitee: Margrit ANNEN-RUF, Sigriswil | Prof. list, zwei spannende Interviews mit den treibenden schehen nochmals in Erinnerung rufen wollen. Die Jürg A. HAUSER, Weggis | Dr. med. Roland MATTER, Kräften Benno Büeler und Thomas Zollinger beige- Chronik gibt aber auch einen guten Überblick über Basel | Walter PALMERS, Sursee | Prof. Manfred REH- steuert. 50 Jahre aktive Bevölkerungspolitik und ist darum BINDER, Zürich | Dr. Philippe ROCH, Russin | Prof. Peter SCHIESS, Basel | Prof. Dieter STEINER, Zürich | Prof. Axel allen ans Herz gelegt, welche sich für Bevölkerungs- MEYER, Konstanz | Prof. Paul EHRLICH, Stanford, USA. politik und die Arbeit von ECOPOP interessieren. 14 15
Bulletin Nr. 89 / Juli 2021 / www.ecopop.ch SCHWEIZ FUNDSTÜCK AUS DEM ARCHIV, 1981 Das Stöbern im Archiv für unsere 50 Jahr Chronik hat einmal mehr gezeigt, dass ECOPOP (früher SAfB) schon immer mit viel Weitsicht agiert hat. Das Vorwort von Prof. Theo Ginsburg, Präsident von ECOPOP von 1972 bis 1984, stammt aus dem Jahr 1981 und ist leider auch heute noch brandak- tuell. Traurig ist, wie wenig die Forderungen von ECOPOP bei den politischen Entscheidungsträ- gern Gehör fand. Bevölkerungspolitik oder auch nur schon demografische Forschung fristet in der Schweiz nach wie vor ein Mauerblümchendasein. Für ein Land, welches stolz ist auf seine langfristige Planung und seine Altersvorsorge, ein Skandal! EINE EIGENTLICHE BEVÖLKERUNGSPOLITIK GIBT ES BIS HEUTE IN DER SCHWEIZ NICHT Eine eigentliche Bevölkerungspolitik gibt es bis heute in der Schweiz nicht. Die Bevölkerungsent- wicklung wird in der Öffentlichkeit zumeist auf- grund der augenblicklich feststellbaren Tendenzen gewürdigt: Zur Zeit der Wachstumseuphorie, um 1960, malte man das Zukunftsbild einer Schweiz von 10 Millionen Einwohnern. In Anbetracht des 1965 einsetzenden Geburtenrückgangs wird hingegen heute oft bereits von einem «sterbenden Volk» ge- sprochen. – Entscheide von grosser bevölkerungs- politischer Tragweite (Wanderungsbewegungen) werden aufgrund der momentanen wirtschaftli- chen Situation und nicht auf der Basis umfassender, langfristiger Überlegungen getroffen. Langfristige Überlegungen anzustellen, und zwar nicht nur über ist die weltweite Problematik als Summe von ent- die Bevölkerungsentwicklung, sondern auch über sprechenden Problemen innerhalb der einzelnen deren Folgen, dies jedoch wäre richtig verstandene Staaten zu verstehen. Aus dieser Überlegung ergibt Bevölkerungspolitik. – Dass zur Erhaltung einer ge- sich die Verantwortung unseres Landes in Bezug sunden Umwelt und befriedigender Lebensbedin- auf den eigenen Raum. gungen unsere Lebensweise angepasst und unsere Die SAfB ist sich auch bewusst, dass die Ansprüche gedrosselt werden sollten, gilt bereits Schweiz keine Insel im europäischen Raum dar- als anerkannt. Die Tatsache, dass auch die Bevöl- stellt, und dass viele Aufgaben nur bei internationa- kerungszahl einen wesentlichen Einfluss auf die Be- ler Zusammenarbeit lösbar sind. Das wirtschaftliche anspruchung des Lebensraumes hat, wurde bisher Gefälle von Land zu Land darf nicht zu Migrations- in der Umweltschutzdiskussion vernachlässigt. Die bewegungen grossen Ausmasses mit all ihren ne- vorliegende Schrift möchte zur Schliessung dieser gativen Konsequenzen sowohl für die Immigrations- Lücke beitragen. wie für die Emigrationsländer führen. Jenes Gefälle Die SAfB erhebt allerdings nicht den Anspruch, abzubauen, wird ein Ziel zwischenstaatlicher Bemü- sämtliche – übrigens wissenschaftlich noch zu we- hungen sein müssen. nig ergründeten – Zusammenhänge abschliessend Bevölkerungspolitik soll sich nicht auf das rein darstellen zu können. Es werden bloss Tendenzen Quantitative beschränken. Die Bevölkerung ist aufgezeigt, Wertungen vorgenommen und Ansatz- nicht allein eine mit Zahlen messbare Grösse. Sie punkte zum Handeln zur Diskussion gestellt. Die gruppiert sich aus Menschen mit ihren vielfältigen SAfB hofft, auf diese Weise Impulse zu geben, da- Bedürfnissen und Eigenarten. Die SAfB setzt des mit das Gespräch über eine umweltbewusst schwei- halb klar voraus, dass bei allen Massnahmen ethi- zerische Bevölkerungspolitik in Gang komme. sche und humanitäre Grundsätze wegleitend sein Die SAfB ist sich im Klaren, dass eine aktive müssen. Bevölkerungs-Politik in der Schweiz keinen ent- scheidenden Einfluss, auf die weltweiten Bevölke- September 1981, Theo Ginsburg rungs- und Umweltprobleme haben kann. Indessen 16
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