9 JOURNAL BILDENDE KUNST. GESTALTUNG.MUSIK. BÜHNE.WISSEN - OPUS 4 - KOBV
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ENTWERFEN Entwerfen ist nicht nur ein schönes Wort, aktiv, dynamisch. Es ist der Kern der Profession für Architekten, für Designerinnen wie auch für Komponisten oder Theatermacherinnen. Was ist ein guter Entwurf? Wie funktioniert der Prozess des Entwerfens? Wir sprachen darü- ber mit zwei Architekten – mit Enrique Sobejano über das symboli- sche Gedächtnis und das Nicht-Messbare und mit Florian Riegler über Raumfragmente und vieldeutige Schatzkammern. Der Dirigent Harry Curtis reflektiert über Partitur, Konsens und Klang. A lexandra Ranner, Bildende Künstlerin, schreibt über die Gestalt als Träger des Gedan- kens und Norbert Palz über Transition und Transfer. Wir zeigen Projekte und Arbeiten von Studierenden, Meisterschüle- rinnen und Meisterschülern und einige wenige Arbeiten aus den vie- len geplanten Ausstellungen, die nicht zu sehen sein werden, wie SEENBY #14 oder „100 Jahre Groß-Berlin“, und auch einen Plakat entwurf für den Rundgang, der diesen Sommer nicht stattfinden wird. Das Cover für diese Ausgabe stammt von Ivan Markovic, Meisterschü- ler in der Klasse Narrativer Film von Thomas Arslan. Es ist ein sehr symbolisches Bild geworden, nicht nur für das Thema, auch für diesen seltsamen Moment, den wir gerade erleben. Markovic schreibt: „Im- mer gleiche Hochhäuser, endlos. Die leeren Flächen dazwischen sind eingezäunt – Zäune mit Plakaten und Bildern von noch mehr immer gleichen Hochhäusern und lachenden Familien. Hinter den Zäunen liegen die Trümmer der alten Viertel, Ziegel alter Gebäude, verwit- terte persönliche Dinge. Diese Trümmer sind unter den Wellen grüner Plastikplanen vor den Blicken verborgen.“ Unser großer Dank gilt allen Künstlerinnen, Künstlern, Autorinnen und Autoren. Alle Veranstaltungen der UdK Berlin sind kurz vor dem Druck dieser Ausgabe abgesagt worden. Wir haben anstelle der Listings in größ- ter Eile die Formate, Reihen, Festivals, Wettbewerbe, Konzerte, Aus- stellungen und Aufführungen zusammengestellt, die sonst regulär an den Standorten der Hochschule zu sehen sind. 2 … Standortkarte auf der letzten Seite Wir alle werden in den nächsten Wochen – in dieser bizarren Zeit des globalen Stillstands – viel Zeit zum Lesen und zum Nachdenken ha- ben. Wir hoffen, das journal liegt auch neben Ihrer Couch. Die Redaktion
LIEBE LESERINNEN, Ausstellungen, Installationen, LIEBE LESER, Interventionen kurz vor Drucklegung dieser Journal-Ausgabe haben die Hochschu- len des Landes Berlin in enger Abstimmung mit der Senatskanzlei alle öffentlichen Veranstaltungen, Konferenzen und Tagungen bis auf Weiteres abgesagt. Die Universität der Künste Berlin ist noch einen Schritt weitergegangen und hat ihre Gebäude Mitte März für den Shows, Lectures Publikumsverkehr und auch für die Studierenden geschlossen. Wir tun aus Architektur, dies aus einem Verantwortungsbewusstsein unseren Lehrenden, Stu- Produkt- und Mode-Design, dierenden und Beschäftigten und der Gesellschaft gegenüber. Medien, Visuelle Kommunikation Uns ist jedoch bewusst, wie schmerzhaft diese Einschränkung für un- sere Studierenden und auch für das Publikum ist. Doch ist sie notwen- dig, denn die Schließung aller Gebäude für Studium, künstlerisches Arbeiten, Prüfungsvorbereitungen und Werkstatttätigkeiten leitet sich aus den Besonderheiten der künstlerischen Ausbildung ab, die – anders als in wissenschaftlichen Lehrformaten – materialgebunden, körperbezogen und in enger gemeinsamer Arbeit stattfindet, in der Konzerte, Wettbewerbe, Gruppe und kollektiv in den Ateliers, Werkstätten und Proberäumen. Meisterkurse, Festivals, All dies Eigenschaften, die einer Verbreitung des Virus förderlich sind. Vortragsabende Zeitgleich untersuchen wir mit einer Gruppe interessierter Hoch- schulmitglieder, wie künstlerische und gestalterische Lehre online vermittelt werden kann. Nicht als Imitation analoger Unterrichts praxis, sondern als hochschulweiter Versuch, sich an neuen künstle- rischen und gestalterischen Formen experimenteller Mediennutzung zu versuchen. Premieren, Szenenabende: Für uns alle ist das eine besonders herausfordernde Zeit. Es geht um Schauspiel, Oper, Solidarität, Gemeinschaft und darum, alles zu tun, um diese nie dage- Musical, Tanz wesene Situation gesamtgesellschaftlich zu meistern. Die Künste und die Gestaltung helfen uns dabei, neue Lösungen zu finden und erfin- dungsreich zu sein. In diesem Sinne: Helfen Sie einander und – bleiben Sie gesund! 3 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de Prof. Dr. Norbert Palz Präsident der Universität der Künste Berlin Fakultätsübergreifende Symposien, Vorträge, Workshops, Weiterbildung Kalendarium Seien Sie dabei! Adressen + Standortkarte
nd … 2019 u er O ktober Kalend durch die Eigenheiten der UdK-Grundordnung, bei der im Moment NORBERT PALZ des Abschieds eines Präsidenten auch seine Vizepräsidentin bzw. Vi- zepräsident aus dem Amt scheiden. Es wird inhaltlich und terminlich TRANSFER schlagartig sehr dicht. Die hier abstrahiert dargestellten Kalenderein- träge von Oktober 2019 und Februar 2020 beleuchten diese zeitlich klaustrophobische Situation in graphischer Form. Die folgenden Zeilen sollen einen Einblick in Inhalte und Stimmungen in einem institutionellen, aber auch persönlichen Transfermoment Auch ist es vielleicht nicht jedem präsent, dass der Präsident (oder geben. Mein momentaner Status lässt sich so definieren: Ich bin seit diejenige Person, welche gerade diese Funktion erfüllt) für seine Ver- dem 3. März 2020 der vom Senat bestellte Präsident der Universität säumnisse als Arbeitgeber umfänglich haftbar ist. Dieses Haftungs- der Künste und werde ab dem 1. April in dieser Rolle dann die Amts- verständnis als neuer Amtsinhaber wahrhaftig zu empfinden, ist mir geschäfte übernehmen. In der Zeit davor vertrete ich mich als Erster bislang noch nicht gelungen, es bleibt auf gefährliche Weise ein Ab- Vizepräsident selbst. Die Kanzlerin und ich bilden somit die aktuelle straktum. In der beruflichen Transferzeit ist man also mit einer Viel- Hochschulleitung. zahl von Themen, Fragestellungen und nicht zuletzt Gefühlen kon- frontiert, die einen lebendig halten – bis in die Nacht hinein. 4 … Standortkarte auf der letzten Seite Allem voran eines: Ich freue mich, die Universität in den nächsten fünf Jahren gemeinsam mit allen Hochschulmitgliedern zu gestalten und Dabei ist man jedoch zum Glück nicht allein, denn der Stab, d. h. Pres- Diskurse anzustoßen. Doch das Thema dieses Textes ist der „Entwurf“, sereferat, Marketing, International Office, die Referentinnen, das Se- der Übergang, diese eigentümliche Phase der „Transition“, die in der kretariat und auch die Kanzlerin unterstützen. Man spricht mitein- Form nie wieder stattfinden wird und die somit trotz der vielen, ich ander, plant, erläutert, wägt ab und entscheidet. Vorteilig ist, dass nenne sie mal freundlich „Herausforderungen“, eine eigene Schön- das bestehende Team gut abgestimmt ist und von meinem Vorgän- heit hat. ger Martin Rennert darin bestärkt wurde, eigene Ideen zu entwickeln, diese intellektuell auszubauen und ihre Realisierung zu ermöglichen. Mit dem Zeitpunkt der Amtsübernahme kommt es – ob neuer The- mengebiete mit hohem Entscheidungsdruck – zu einem sprunghaf- Bevor man jedoch beginnen kann, mit dem frisch gekürten Präsidium ten Aufwuchs an persönlicher Arbeitsbelastung. Dies wird verschärft eigene Spuren zu legen, sind noch einige Dinge zu tun:
ert Palz s: Norb r 202 0, Foto nder Februa … Kale So ist es wohl natürlich, dass eine neue Hochschulleitung ganz zu Be- Herbst sein. Es wäre schön, wenn man schneller handlungsfähig wäre, ginn ihrer Amtszeit mit einer Menge von älteren Konflikten konfron- doch dies sind die gesetzlichen Verfahrensschritte, die es einzuhalten tiert wird, die sich nun erheben und neu diskutiert werden wollen. gilt. Ich plane, das neue Präsidium und sein Programm in einer öffent- Es waren in den wenigen Wochen seit der Amtsübernahme schon ein lichen Veranstaltung im Herbst ausführlich vorzustellen. paar echte Herausforderungen dabei, die nicht en detail erläutert werden müssen, doch bin ich positiv darüber gestimmt, dass diese – Abschließend sei noch Folgendes gesagt: Nach einem Jahr, in dem wenn sie nicht schon gelöst sind – sich nun doch allesamt auf einem über alle Statusgruppen hinweg die Präsidentschaftswahl ein wichti- guten Weg zu befinden scheinen. Dies liegt aber auch daran, dass die ges Thema war, gibt es nun ein großes Bedürfnis nach sichtbaren Ver- Parteien oftmals bereit waren, gemeinsam an der Beilegung zu arbei- änderungen durch die neue Leitung. Dies ist mir bewusst. Doch ist zu ten. Die Hochschulleitung hat dafür einen Rahmen geboten, ihr un- bedenken, dass der Zeitstrahl einer Amtszeit sich über fünf Jahre er- bedingtes Interesse an der Lösung formuliert und bei Bedarf moderie- streckt. Als Hochschulleitung möchte ich also nicht dem Bedürfnis er- rend eingegriffen. liegen, dem Plakativen den Vorzug vor dem Nachhaltigen zu geben, 5 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de sondern gemeinsam kluge Gedanken entwickeln, die unsere Schule Ein weiterer wichtiger Bestandteil zukünftiger Präsidiumsarbeit liegt dauerhaft zu einem der weltweit interessantesten und qualitätvolls- in der Ermöglichung eines interessanten und schöpferischen Aus- ten Orte moderner künstlerischer, gestalterischer und wissenschaftli- tauschs zwischen den Vizepräsidentinnen und dem Präsidenten. Hier cher Ausbildung machen können. soll in Zukunft ein vernetztes intellektuelles Territorium entstehen, in dem thematische Fokussierungen etabliert werden, aber auch eine Ich lade Sie ein mit mir und meinem Team an diesem Projekt über die verbindende Diskurskultur entstehen kann, die lebendig, offen und nächsten Jahre gemeinsam zu arbeiten. experimentell sein darf. In den nächsten Wochen gilt es nun, perso- Ich freue mich darauf. nelle Vorschläge für die Besetzung dieser beiden Positionen zu ma- chen, die dann dem akademischen Senat vorgelegt werden sollen. Prof. Dr. Norbert Palz ist Präsident der UdK Berlin. Danach geht es mit den Wahlvorschlägen zum Erweiterten Akademi- Dieser Text ist unmittelbar vor den hochschulrelevanten schen Senat, der sich für zwei Personen entscheiden wird, die schlus- Prozessen der Coronakrise entstanden. sendlich durch den Berliner Senat bestellt werden. Bis das Präsidium also komplett aufgestellt ist, wird es Spätsommer oder sogar schon
Lisa Marie Steude, Membran ran“, 2020 „Ausgangspunkt der Arbeit war, Assoziationen zur Haut an- Memb ude, „ zuregen, nicht zuletzt durch den Titel ,Membran‘. Es entstand arie Ste Lisa M ein Objekt, das auf mehreren Ebenen sensuell wahrgenommen werden kann – visuell, akustisch, haptisch und schlussendlich so- matisch erfahrbar. Es bildet sich ein körperliches Gegenüber zu den Rezipienten. Diese Körperlichkeit wird lebendig und ver- stärkt sich, indem die Stoffmembran in Schwingung versetzt wird und damit hörbare Klänge entstehen. Im Aufbau der Arbeit wird eine zweite Bedeutungsebene des Titels gezeigt: die schwingungsfähige Membran eines Laut- sprechers. Formal ist das ein Kreis von zweieinhalb Metern im Durchmesser, der mittig im Raum von Drahtseilen gespannt wird. Spannung war während der Konstruktion das zentrale und immer wiederkehrende Thema: das Biegen des Metalls, die Bespannung des Metallrings, das Zusammenziehen des Nessel- stoffs durch den Hautleim, die Verankerung zwischen den Wän- den beim Aufbau – bis hin zum Spannungsaufbau des Soundlo- ops. Diese Spannung findet sich in Form, Material und im Aufbau wieder. Ein mittig an die Membran gestellter Körperschallwand- ler setzt sie in Schwingungen und bringt sie zum Klingen. Zu Hören sind körpereigene Sounds wie der Herzschlag, Verdau- ungsgeräusche, das Knacken eines Gelenks, das Atmen. Auch das Schlagen auf die Membran wurde aufgenommen und in den Loop eingearbeitet, um eine Dopplung zu schaffen. Der Körperschallwandler gibt nur niedrige Bassfrequenzen von 18 bis 90 Hertz wieder, die für das menschliche Ohr teilweise nicht hörbar sind. Diese werden in Bewegungsenergie über- setzt, die auf die Membran trifft und in spürbare Schwingung versetzt wird, wobei am Ende ein Klang erzeugt wird. Die ur- sprünglichen Geräusche werden verzerrt spür- und hörbar. Op- tisch verweist die Struktur der Membran auf den Mittelpunkt des Kreises, von wo aus sich der Schall gleichmäßig in alle Rich- tungen ausbreitet.“ Mischtechnik, Stahl, Nessel, Hautleim, Verstärker, Körperschallwandler, Sound Maße variabel, 2,50 x 2,50 x 1,75 m (Objekt) Sound/Komposition: Daniel Schau, Arne Selig, 6 … Standortkarte auf der letzten Seite Lisa Steude (+ Samples) Lisa Marie Steude ist Sonderpädagogin und Meisterschülerin von Professor Karsten Konrad. Das Projekt wurde von ihm und Michael Roggon betreut.
ren e Husa ver. S chwarz hütz, „Manö ar Ansc 3 Ottom p f“, 188 eikam im Zw Vorbilder / Nachbilder 7 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de In den Kunstakademien und Kunstgewerbeschulen des 19. und frü- Historiendarstellungen. Die Vorlagenstudien – in Frankreich als „Étu- hen 20. Jh. dienten Fotografien als „Vorlagen” oder „Vorbilder” und des d‘après nature” verbreitet – stammen von bekannten Fotografen fungierten als ein eigener didaktischer Bildtypus. Sie waren wichtige wie Fratelli Alinari, Ottomar Anschütz, Karl Blossfeldt, Albert R enger Hilfsmittel in der künstlerischen Praxis. Im Archiv der UdK Berlin hat Patzsch, Gustave le Gray, James Robertson, Henry Peach Robinson, sich eine umfangreiche und wertvolle fotografische Lehrsammlung F. Albert Schwartz, Giorgio Sommer, Carleton Watkins. erhalten, die bis in die 1850er Jahre zurückreicht und an den Vor- Die Ausstellung mit ca. 280 Exponaten sollte in diesem Frühjahr im gängereinrichtungen, der Berliner Kunstakademie und der führen- Münchner Stadtmuseum gezeigt werden. den Kunstgewerbeschule, entstanden ist. Mit ihren ungefähr 25.000 fotografischen Einzelblättern, Konvoluten und Alben ist sie einzigartig Vorbilder / Nachbilder. Die fotografischen Lehrsammlungen der UdK innerhalb Deutschlands. Lange wenig beachtet, konnte sie in den zu- Berlin 1850-1930, geplant vom 28. August bis 10. Januar 2021, Museum rückliegenden Jahren archivarisch und wissenschaftlich aufgearbeitet für Fotografie, Jebensstraße 2, 10623 Berlin; www.smb.museum werden. Zu den gebräuchlichsten Bildmotiven der Sammlung gehören Dazu ist ein gleichnamiger Katalog erschienen, hg. von Ulrich Kunstreproduktionen, Landschaften, Naturstudien, Architektur, Still- Pohlmann, Dietmar Schenk und Anastasia Dittmann, München 2020. leben, Porträts, Genreszenen, Akte und Tierstudien sowie Orient- und 416 S. mit 450 Abb., gebunden.
Georg Schatz, Alma mater – Die Kunst des Machers 2020 r Tre ppe“, Basierend auf der Idee von Rupprecht Geiger (1908- a mate , „Alm 2009), Architekt, abstrakter Maler und Bildhauer, Schatz Georg dass Farben und Formen etwas Irrationales anhaftet und nicht durch den Verstand erfassbar sind, entwi- ckelte Georg Schatz ein Raumkonzept von sich er- gänzenden Kunstwerken. Durch äußere und innere Einwirkungen und unter sich verändernden Bedin- gungen können sie sich wandeln und ihren Charak- ter verändern. Die Farbkonzepte der Kunstwerke strahlen geradezu Licht in den Raum aus und geben Licht wieder. Es ist ein Widerschein des Lichtes, dass aus dem Dunklen kommt und durch das Medium der Farbe und Formen in gesteigerter Funktion auftritt. Gezeichnet und fotografiert; analoger Großformat abzug, 160 x 210 cm, vom 20.02.2020. Die Farb gebung der Treppe zum Fotolabor ist inspiriert von den Outfits von Kommilitonin Paula Kletschke. Georg Schatz ist Student in der Klasse von Heike Gallmeier, Professorin für Malerei, diese Arbeit wurde betreut von Pauline Kraneis und Frank Bartsch. Die Ausstellung war geplant ab 1. April im Bikini Berlin, Budapester Straße 46, 10787 Berlin 8 … Standortkarte auf der letzten Seite
An dieser Stelle kündigen wir Ausstellungen von Studierenden und Lehrenden der Bildenden Kunst an, die an der Hochschule, KOLLISIONEN in Berlin und auch europaweit zu sehen sind, sowie Lectures Die Kollisionen finden während einer interdisziplinären oder Ringvorlesungen der Fakultät. Hier ist nun eine Auwahl Projektwoche an verschiedenen Standorten wiederkehrender Veranstaltungen. der UdK Berlin statt. Zu Beginn des Jahres treffen www.udk-berlin.de/universitaet/fakultaet-bildende-kunst Studierende aller Fakultäten aufeinander und bearbeiten gemeinsam ein Thema. Die Ergebnisse werden am letzten Tag öffentlich präsentiert. www.campus-kollision.de AUSSTELLUNGEN KLASSEN- UND ABSCHLUSSAUSSTELLUNGEN der Fachklassen ZUM RUNDGANG AUSWAHL- UND PREISTRÄGERAUSSTELLUNGEN Offene Ateliers und Werkstätten; zum Preis des Präsidenten der UdK Berlin für Meisterschülerinnen Abschlussausstellung der Fakultät Bildende Kunst und Meisterschüler der Bildenden Kunst in Kooperation mit der Galerie Nord „KunstKaufen!“ Der Freundeskreis der UdK Berlin – Karl Hofer Gesellschaft präsentiert Arbeiten von IBB-PREIS FÜR PHOTOGRAPHIE + AUSSTELLUNG Lehrenden und Studierenden. Der Preis wird jährlich von der Investitionsbank Berlin (IBB) in Kooperation mit dem Freundeskreis der UdK Berlin – Karl Hofer Gesellschaft e. V. an eine UdK-Studentin oder einen Studenten bzw. an Absolventen der letzten fünf Jahre vergeben. karl-hofer-gesellschaft.de KARL HOFER STIPENDIEN + AUSSTELLUNG Der Freundeskreis der UdK Berlin – Karl Hofer Gesellschaft e. V. vergibt jährlich fünf Stipendien an Absolventinnen und Absolventen der Fakultät Bildende Kunst. karl-hofer-gesellschaft.de SEEN BY Ausstellungsreihe im Museum für Fotografie in Berlin www.smb.museum SCHULZ-STÜBNER-PREIS + AUSSTELLUNG Die Schulz-Stübner-Stiftung vergibt jährlich den Preis an Malerei- Studierende der Fakultät Bildende Kunst. schulzstuebnerstiftung.de 9 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de INSTITUT FÜR KUNST IM KONTEXT Das Programm: www.kunstimkontext.udk-berlin.de REIHEN INSTITUT FÜR KUNSTWISSENSCHAFT UND ÄSTHETIK Vortragsreihen und Symposien zu kunsthistorischen, philosophischen und kuratorischen Themen. Das Programm: www.udk-berlin.de
ALEXANDRA RANNER BILDSPRACHE Die Gestalt als Träger des Gedankens: Sowohl in unserer kreativen Praxis wie auch im begleitenden Diskurs nimmt die Entwicklung einer bildhaften Vorstellung und Wahrnehmung einen bedeutenden Rang ein. Im Bild verdichten sich die visuelle und die gedankliche Aneignung von Wirklichkeit. Die Intensität des Ausdrucks von Gedanken und Empfindungen wie auch die Stärke der Wiedergabe von Gesehenem vermittelt sich über die Kraft des Bildes. Durch Auswahl und Gewichtung, Reduktion und Überzeichnung gewinnt das Bild ein Eigengewicht und ebnet einen neuen Zugang zur Wirklichkeit. Über die Ambivalenz in der Form und die Vielschichtigkeit in der Materialsprache eröffnen sich verschiedene Blickwinkel für die Reflexion. Alexandra Ranner ist Künstlerin und Professorin für Plastische und räumliche Darstellung für Architekten. Dieser Text ist ein Auszug aus den Themen und Schwerpunkten des Lehrstuhls. prada-archiv.udk-berlin.de Flur Zu sehen ist ein langer Flur in hellem Licht. Links reihen sich Fenster- öffnungen, rechts Türen. Entlang der Fenster und Türen und in der Mitte lagern Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Alters und so- zialer Herkunft. In ihren Gesichtern zeigt sich unfassbare Traurigkeit, stille Verzweiflung, innere Unruhe und Apathie. Sie tragen unauffäl- lige, zeitlose Alltagsbekleidung. Die Farbigkeit der Kleider ist einheit- lich gefasst und variiert in verschiedenen Grau- oder Beigetönen. Es wirkt, als hätte man ihnen die Farbe weitgehend entzogen. Ihr Ver- halten wird von einem rhythmisch an- und abschwellenden Klagen 11 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de und Weinen begleitet. Der Flur und das Geschehen darin sind in jeder Hinsicht ambivalent konstruiert. Weder lässt das Filmgeschehen erkennen, was den Men- schen zugestoßen ist und warum sie sich in dieser Situation befinden, noch lässt sich der Raum, in dem sie sich aufhalten, in irgendeiner Weise verorten oder benennen. Über formales Gegensteuern mit Ele- menten, die eindeutige Assoziationen ins Leere laufen lassen, soll jeg- liche Narration sowohl aus dem Raum als auch aus der Situation der Menschen in ihm entfernt werden. „Flur“, 4K-Film, 24 min, Loop Die Arbeit von Alexandra Ranner ist bis Oktober in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen.
Still r“, Film „Centa Centar Das Sava Centar ist ein 1978 errichtetes Kongresszentrum in Belgrad. Ausstellung „Strange Things“ der Klassen Experimenteller Film und Gebaut als sozialistische Vision eines Begegnungsortes für Tausende Medienkunst, Narrativer Film, Generative Kunst / Computational von Menschen, ist es seit den politischen Umbrüchen und dem Zerfall Art, Bewegtbild und New Media im silent green Kulturquartier in Jugoslawiens nach und nach verwaist. Berlin-Wedding gezeigt. „‚Centar’ ist ein experimenteller Dokumentarfilm über physische und soziale Räume und über die Art und Weise, wie sie – ähnlich wie Archi- „Centar“, experimenteller Dokumentarfilm tektur und Arbeit – miteinander verschmelzen. Der Film analysiert vi- 48 min, Farbe, 5.1 Ton suell die Beziehung zwischen den monumentalen Formen des Gebäu- Serbien/Deutschland 12 … Standortkarte auf der letzten Seite des und den Oberflächen, die Spuren von Witterung, Verlassenheit Uraufführung: Doclisboa 2018 und Zerfall aufweisen. Der Aufwand der Putzkräfte und Wartungs- Regie und Kamera: Ivan Markovic arbeiter, die ihre täglichen Reinigungs- und Reparaturarbeiten sorg- fältig durchführen, scheint vergeblich. Und trotzdem überlebt durch ihre Arbeit dieses Gebäude als vergangene Idee der Zukunft. Der Film zeigt nur den Innenraum des Sava Center, und so entsteht ein Gefühl von einem von Zeit und Raum abgeschnittenen Bereich, für den die Außenwelt eine Bedrohung darstellt.“ Ivan Markovic ist Meisterschüler der Klasse Narrativer Film von Pro- fessor Thomas Arslan. Sein Film wurde zuletzt im Januar 2020 in der
Die Studiengänge und Institute der Fakultät Gestaltung präsentieren an dieser Stelle ihre Ausstellungen, Screenings GERMAN DESIGN und Vorträge. Hier ist eine Auswahl der wiederkehrenden Veranstaltungen. GRADUATES www.udk-berlin.de/universitaet/fakultaet-gestaltung Plattform, die die vielfältigen Formen von Gestaltung an deutschen Hochschulen zeigt. Jährlich eine Ausstellung, Preise und Förderungen an herausragende Designabsolventinnen und -absolventen. germandesigngraduates.com MEDIENHAUS LECTURES Die Vortragsreihe wird organisiert vom Studiengang Visuelle Kommunikation und vermittelt gestalterische Grundlagen. Das Programm: www.medienhaus-lectures.udk-berlin.de SCHAU Modenschau: Studierende und Absolventen des Instituts für experimentelles Bekleidungs- und Textildesign zeigen Projektergebnisse und ihre Abschlussarbeiten. UDK TUESDAY Vortragsreihe des Instituts für Architektur und Städtebau Jeden Dienstag, jeweils 19 h. Das Programm: www.udk-berlin.de/studium/architektur/udk-tuesday KOLLISIONEN Die Kollisionen finden während einer interdisziplinären Projektwoche an verschiedenen Standorten der UdK Berlin statt. DESIGN RESEARCH Zu Beginn des Jahres treffen Studierende aller Fakultäten aufeinander und bearbeiten gemeinsam ein Thema. COLLOQUIUM Die Ergebnisse werden am letzten Tag öffentlich präsentiert. Doktorandinnen und Doktoranden laden Persönlichkeiten der www.campus-kollision.de internationalen Designforschungslandschaft ein, um über ein Projekt, einen wissenschaftlichen Aufsatz, ein Buchkapitel oder einen Begriff zu diskutieren. Jeden Donnerstag, jeweils 9.30 h Das Programm: www.drlab.org ZUM RUNDGANG Offene Ateliers und Werkstätten; Abschlussausstellung der Fakultät Gestaltung DESIGN TRANSFER Ausstellungen, Kooperationen, Veranstaltungen und Lectures mit internationalen Designerinnen und Designern. Das Programm: www.designtransfer.udk-berlin.de 13 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de PROJEKT- PRÄSENTATIONEN Einmal im Jahr zeigen die Studierenden der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation ihre Abschlusspräsentationen von Projekten zu selbst gewählten Problemstellungen für Auftraggeber aus Wirtschaft und Gesellschaft, für eigens gegründete Start-ups oder künstlerische Projekte. gwk.udk-berlin.de
Bedingungen. Diese sind natürlich sehr komplex, ich versuche sie, sa- ENRIQUE SOBEJANO gen wir mal, auf drei zu reduzieren: Wir beginnen mit einer Übung, die heißt: Falten, Zusammensetzen, DAS FENSTER UND Herausschneiden (folding, assembling, carving). Das sind drei unter- schiedliche Wege, Räume zu schaffen. Falten schafft sofort einen DER SPIEGEL Raum. Das Zusammensetzen von geraden Elementen tut es auch, aber auf eine komplett andere Weise. So auch das Herausschneiden eines Raumes aus einem Steinblock. Es ist nicht das, was ein Bildhauer tut. Der spanische Architekt und sein Studio NietoSobejano ist beispielge- Der Raum wird aus einem massiven Element, Stein oder Beton oder bend für eine Architektur, die historische und topographische Kon- Ziegelstein, herausgenommen. Dreidimensional. Ganz anders ist das texte mit einer eleganten und ästhetisch kraftvollen zeitgenössischen Falten, es ist zweidimensional. Das Material hier ist dünn, Stahl etwa, Formensprache imaginativ wie mühelos zu kombinieren weiß. mit dem man Strukturen und damit den Raum erschafft. Und Zusam- mensetzen schließlich ist eindimensional, da ist eine Säule und ein Bal- Was ist ein Architektur-Entwurf? Entwerfen ist ein schönes deutsches ken, man verbindet sie miteinander, und so hat man auch einen Raum. Wort. Es ist sehr dynamisch. Wir versuchen also, dass die Studenten über diese drei Themen und Entwurf ist ein perfektes Wort. Das hat zu tun mit werfen. Das eng- natürlich über viele Übungen die Verbindung von Material, Raum und lische design ist tatsächlich eher statisch. Oder auch Projektion – da Händen verstehen. Also mit den Händen zu denken lernen. Und ich geht man nur bis zu einem bestimmten Punkt. Wenn wir hier Ent- möchte sehr, dass sie, wenn sie an irgendeiner Stelle nicht weiterkom- werfen unterrichten, versuchen wir, den Prozess zu öffnen. Zu zeigen, men, eben zwischen ihren Modellen, zwischen Zeichnen und Nach- dass man, wenn man die erste Linie zieht, man nicht unbedingt weiß, denken zu diesen simplen Materialübungen zurückgehen. was am Ende herauskommen wird. Das wäre eine sehr große Ein- schränkung. In Ihrem „journal“ haben Sie ein sehr schönes Thema ge- Immer wieder experimentell also, der Prozess ist nicht linear. habt, Rahmen. Es gibt eine Metapher von Georg Steiner, dem österrei- Ja, man braucht das Feedback des Materials, es ist wie ein Antrieb, chischen Philosophen und Kulturkritiker, die ich oft verwende, wenn ein Motor, den uns die Möglichkeiten eines Materials geben. Es geht ich mit meinen Studierenden über Entwerfen spreche: das Fenster und um das Machen. der Spiegel. Beide sind Rahmen. Übersetzt in Architektur heißt das, wenn man ein Projekt beginnt, bestimmt man seinen Rahmen als ein Was ist ein guter Entwurf? Gibt es das überhaupt, oder liegt der gute Fenster. Das bedeutet, man kann nicht alles fokussieren, was möglich Entwurf im Auge des Adressaten? ist. Man muss sich auf einen Teil konzentrieren, eine Landschaft oder Für mich ist ein guter Entwurf ein Kunstwerk. Es stellt Fragen auf vie- eine Stadt zum Beispiel, auf einen bestimmten Ausschnitt der objek- len verschiedenen Ebenen. Natürlich muss Architektur, im Unterschied tiven Welt. Dazu kommt die subjektive Welt – das ist der Spiegel. Das zu den anderen Künsten funktional sein. Aber das ist nur eine Ebene. ist der andere Rahmen. Da schaut man hinein, um Fragen zu finden, Gehen wir wieder zurück zur Metapher des Spiegels und des Fensters. die wiederum das Projekt füttern. Das Fenster ist objektiv, die Realität, Wetter, Klima, Kosten. Der Spie- gel, also der Rahmen des eigenen Selbst, stellt symbolische Fragen. Das ist ein sehr schönes Bild. Zum Beispiel Gedächtnis. Das Gedächtnis eines Ortes. Wie vermittelt Ein Ingenieur, der entwirft, muss sich buchstäblich auf genau das kon- man das? Wichtig ist, dass die Studierenden verstehen, dass das eine zentrieren, was er erreichen will. Der Architekt tut es zwar auch, aber sehr wesentliche Frage ist. Und das geschieht im Prozess. Erfahrung er lernt im Prozess. kann man nicht unterrichten, weil sie immer anders ist. Wenn ich mich frage, was gut ist – falls wir dieses Wort verwenden Was sind die wichtigsten Dinge, die Sie Ihren Studierenden über das wollen –, ich glaube, ich möchte zeigen, dass was gut ist im Leben, Entwerfen weitergeben? Wie beginnen Sie? immer sehr einfach zu sein scheint. Ein Projekt, das nicht das vermit- 14 … Standortkarte auf der letzten Seite Nun, mein Lehrstuhl heißt Grundlagen des Entwerfens, das heißt, er ist telt, sondern das Leiden und die Schwierigkeiten, ist meiner Meinung für die Studenten im ersten Studienjahr. Und das ist auch für mich das nach nicht gut. Interessanteste, wie beginne ich? Man kann sehr methodisch beginnen, aufbauend. Das ist ein traditionelles und theoretisches Herangehen ans Als Architekt hat man eine enorme Verantwortung dafür, wie Men- Lehren, linear. Hier versuchen wir, ihnen etwas anderes zu zeigen. schen leben, wie sie denken, wie sie z. B. Kunst sehen. Und das für Ich ziele auf zwei Dinge: Denken und Handeln, learning by doing. Ich eine sehr lange Zeit. Wie kann man so etwas vermitteln? glaube nicht an Architekturprojekte, in denen man zuerst viel analy- Ja, Architektur beeinflusst das Leben der Menschen sehr viel mehr als siert, nachdenkt und diskutiert und schließlich etwas konstruiert. Ich man glaubt. Das ist sehr schwer zu vermitteln. Ich kann das nur zei- glaube, dass das alles gleichzeitig passieren muss. Der Architekt muss gen, Beispiele zeigen, über Architektur sprechen. Das gehört nicht also mit seinen Händen agieren und lernen. Weil bestimmtes Handeln zu den sehr konkret lehrbaren Elementen von Architektur, wie Maße oder Bewegen der Hände auch sehr verbunden ist mit räumlichen zum Beispiel. In einer meiner Klassen habe ich eine Vorlesung, die
8 2014-1 aa, Estland Laulasm trum, ärt Zen lbe Arvo P Ha oland Foto: R heißt: Dimension, Proportion, Maßstab (scale). Dimension ist absolut Kultur, in das Gedächtnis der Menschen. Das alles sind Qualitäten lernbar, Proportion kann man auch lernen, aber man muss sie immer der Wahrnehmung und Sensibilität und sie gehen oft verloren. Der im kulturellem Kontext sehen und verstehen. Maßstab ist eine sehr ar- Grund, warum ich so gern mit dem ersten Studienjahr arbeite, ist, dass chitektonische Frage. Was passiert, wenn das schönste Projekt jenseits die Studenten noch sehr offen sind. Wenn ich sie dann für den Master von jedem Kontext steht – also keine Verbindung zur Landschaft oder wieder treffe, ist die Freiheit manchmal verschwunden, sie sehen zu zum urbanen Raum hat? Um ein Gefühl dafür bekommen zu können, viele Hemmnisse, Obstruktionen. arbeiten wir sehr viel mit Modellen. Die Universität ist der Ort, an dem man lernt zu denken. Selbstständig 15 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de zu denken. Hier kann man die Limits brechen. In der Arbeitswelt ist es Hat denn die Trias von Vitruv – firmitas, utilitas, venustas –, also Festig- schwieriger, aber auch notwendig. Das gefällt mir hier sehr. Meine Kol- keit, Nützlichkeit und Schönheit heute noch immer Gültigkeit? legen und ich haben professionelle Karrieren und eigene Studios. Wir Das alles ist sicher wahr. Was mich interessiert, ist die Frage nach versuchen zu zeigen, dass das, was wir in unseren Studios tun, sehr ver- dem symbolischen Gedächtnis. Ein Gebäude kann funktionieren, sta- bunden ist mit dem, was wir unterrichten. In den USA oder in Italien bil, nützlich und schön, aber kalt sein und keine Verbindung zum zum Beispiel sind die Schulen rein akademisch, wie ich finde, zu iso- Ort haben, an dem es steht oder zu den Menschen, die es benutzen. liert von der Realität. Eine Schule soll auch utopisch und frei sein. Wir Louis Kahn, der amerikanische Architekt, hat – in seiner lakonischen entwerfen Ideen, die nicht unbedingt immer am Ende gebaut werden Art – über das Messbare und das Nicht-Messbare in der Architek- können. Vielleicht ja, vielleicht nein. Es geht darum, Türen zu öffnen. tur gesprochen. Wir können das Messbare lehren, aber wir können die Studenten nur dazu drängen, ihren Ausdruck zu finden, also das Enrique Sobejano ist Professor für Grundlagen des Entwerfens. Nicht-Messbare. Nur so können sie überleben. Alles andere ist Kon www.nietosobejano.com struktion. Zu verstehen, was ein Projekt repräsentiert, was es bedeu- Das Gespräch führten Marina Dafova (Übersetzung aus dem Englischen tet und wie es sich fügt in den Ort, an dem es gebaut wird, in die und Bearbeitung) und Claudia Assmann.
Metropole über Nacht g“, 2 019 Plakatausstellung zum 100-jährigen Beste- In Be wegun Hoff, „ hen des Groß-Berlin-Gesetzes – neu erzählt Larissa Klasse Illustration, Henning Wagenbreth Am 1. Oktober 1920 trat das Groß-Berlin-Ge- setz in Kraft, das Berlin nicht nur im Flächen- maß, sondern auch auf struktureller Ebene entscheidend veränderte und die Haupt- stadt bis in die Gegenwart prägt. (Alt)-Ber- lin fusionierte damals mit sieben umlie- genden Städten sowie 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken zur Einheitsgemeinde Groß-Berlin. Die Preußische Landesver- sammlung verabschiedete das „Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde“, kurz Groß-Berlin-Gesetz, im April desselben Jahres und ebnete damit den Weg für die Genese des modernen Berlin. Die Initiative zu dem Projekt sowie der in- terne Wettbewerb um ein Gewinnerplakat und eine Gewinner-Wort-Bildmarke ent- stand in Zusammenarbeit mit der Senats- kanzlei Berlin. Die Studierenden vertief- ten sich durch intensive Recherchen in die Stadtthemen, auf die sich das Gesetz damals auswirkte und lenkten ihren Blick zugleich nach vorn, um heute eine frische und ide- enreiche Auseinandersetzung mit den viel- seitigen Themen anzuregen. Wie kann sich unsere Stadt zukünftig in einer nachhalti- gen und sozial gerechten Weise weiterent- wickeln und immer wieder neu erfinden? Die Ausstellung ist in Themenfelder einge- teilt: Zusammenleben, Schule neu gestalten, Lernen mit gleichen Chancen, Stadt entwer- fen, Berliner Wasser, Zusammenschluss, Mo- bilität, Innovation. Das Projekt der Klasse Il- lustration wurde betreut von Prof. Henning 16 … Standortkarte auf der letzten Seite Wagenbreth und C onstanze Hein. Geplant vom 28. April bis zum 31. Juli in der Universitätsbibliothek, Fasanenstraße 88
z nA lkewit rf: Tizia Entwu 17 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de GAIA. The human, the habitat and the environment „Das Semesterprojekt am Fachgebiet Digitales und Experimentel- les Entwerfen hinterfragte herkömmliche Grenzziehungen zwischen Stadt, Architektur und natürlichen Systemen. Seit mehr als 30 Jah- ren arbeitet der Berliner Künstler Ben Wagin, der in diesem Jahr sei- nen 90. Geburtstag feiert, in einem Areal in der Nähe des Anhalter Bahnhofs. Die Beschäftigung mit dem Gelände war Ausgangspunkt von Projektideen der Architekturstudierenden, in denen Themen der Technikgeschichte, Erinnerung, Geologie und Natur, Globalisierung und Identität Raum fanden. Sie formulierten dabei auch erste Ent- wurfskonzepte für eine zukünftige Nutzung des Gebietes, die die his- torische Bedeutung des Ortes und des künstlerischen Werkes von Ben Wagin gleichermaßen würdigt.“ Sven Pfeiffer, Gastprofessor für Digi- tales und Experimentelles Entwerfen
Situationen darstellen. Um von einem räumlichen Fragment zum an- FLORIAN RIEGLER deren zu kommen, braucht es Verbindungen, das sind die Türen. Und um diese Raumfragmente auch übereinander schalten zu können, ÜBER EINFACHHEIT, braucht es Treppen. Klingt alles sehr banal, aber genau das ist unser Werkzeug. Die Studierenden sind meistens sehr überrascht, dass sie ENTHUSIASMUS UND nicht mehr in der Hand haben. Aber das macht ja unsere Welt so reich, dass wir das alles miteinander kombinieren können. Dann muss man BE-GREIFEN sie extrem herausfordern und man geht weiter. Wenn es um Verbin- dungen von Räumen geht, gibt es diagonale Raumbezüge – sowohl in der Ebene als auch in der Schräge: Es gibt Situationen, Zwischenbe- Florian Riegler ist ein Architekt, der das Mehrdeutige liebt. Entwer- reiche, die überleiten, von außen nach innen. Dazu kommt das Thema fen beschreibt er als einen komplexen Prozess, der von „den konzep- Licht. Licht wird über Übergangsräume nach innen langsam abgemin- tionellen Möglichkeiten des Raums und den letztlich nie eindeutig dert. Wir arbeiten mit den Fragmenten, die die Studierenden bringen. fixierten Spielarten seines Gebrauchs“ ausgeht, und der auf das We- Es wird ein Modell gebaut. Wir denken nicht darüber nach, wie wir sentliche reduzierte Konzepte hin arbeitet. Seine Architektur schafft ihre Beispiele funktional besser machen könnten, das klammere ich „Strukturen, offen und präzise zugleich: Rahmen für den komplexen vollkommen aus – im ersten Semester kommen alle diesbezüglich mit Fluss der Bilder des Gebrauchs“. unglaublichen Vorurteilen daher. Wir reden nur über das Räumliche, wie man eine Situation dazwischenschaltet, die mit Licht eine Stim- Wie lehren Sie Entwerfen? mung schafft. Oder wie man etwas verdoppelt und eine gute Situa- Das ist das zentrale Thema. Ich arbeite mit dem ersten Studienjahr tion über die Verbindungsmöglichkeiten gestaltet. und dann wieder im fünften Jahr später mit den Masterstudenten. Am Anfang ist es wichtig, dass man viel fordert von den Studieren- Lernen beim Machen. den, ihnen aber auch viel Zeit lässt – zu lernen, zu entdecken und vor Die Arbeit am Modell ist sehr wichtig. Sie müssen begreifen. Begrei- allem zu begreifen. Diese Langsamkeit ist wichtig, um sich selbst viele fen kommt ja von greifen, man merkt sich etwas, was man be-griffen Fragen stellen zu können. Da gehört auch die Unsicherheit dazu. Im hat. Das ist der Schlüssel zum Arbeiten, dass man etwas wiederver- Beruf, im Prozess des Entwerfens passiert das immer wieder. Man hat wenden kann. Die Studierenden arbeiten in der Gruppe und lernen nicht immer die Gewissheit, dass man zu einer relevanten Frage vor- auch voneinander. Wir diskutieren, machen Vorschläge. Und sie ver- dringt. Und auch das müssen die Studenten lernen. Das andere ist ja wenden das alles, was in der Klasse aufgearbeitet wurde. Wir führen die Architektur selbst, das Räumliche. Auch geht es darum, eine Liebe es weiter zu kleinen Entwürfen, es sind immer sehr lebensnahe The- zu dem zu entwickeln, was man macht. Zu schätzen, was da ist, keine men – Wohnsituationen, Arbeitsbereiche. Unterschiede zu machen auf Grundlage der äußeren Erscheinung. Erst einmal ist alles gleich viel wert. Deshalb muss man ihnen das Sehen Das heißt, sie gehen stark von der individuellen Wahrnehmung einer beibringen, um überhaupt Fragen stellen zu können. jeden Person aus? Von den Empfindungen. Empfindungen sind der erste Einstieg, den man als Person hat, um Wie machen Sie das? sich zu äußern, auszudrücken. Dessen muss man sich auch immer be- Oft schicke ich die Studierenden am Anfang raus in die Stadt. Sie sol- wusst bleiben. len uns zwei-drei Situationen bringen, die ihnen in Erinnerung ge- blieben sind, weil sie entweder sehr hässlich oder sehr schön waren, Der Architekt hat eine enorme Verantwortung. Er schafft Räume, in sie irgendwie beeindruckt haben. Sie bereiten dann ihr Thema auf, denen Menschen leben. Er bestimmt durch die Räume, wie Menschen zeichnen viel, stellen es dar. Und kommen ins Studio und wir disku- sind und werden, wie sie arbeiten, sich bewegen. Wie sensibilisieren tieren über jeden Vorschlag, den sie machen, und wählen aus, woran Sie die Studierenden für eine solche Verantwortung? 18 … Standortkarte auf der letzten Seite sie weiterarbeiten. Das ist ein Teil in der Ausbildung, der immer angesprochen wird. Was aber gar nicht so einfach abzuschätzen ist, wie viel man als Architekt Was ist das Werkzeug des Architekten? vorgibt und wie viel man offen lässt in seiner Arbeit, damit es ein gu- Im Endeffekt sind es sehr wenige und sehr einfache Dinge, mit de- tes Angebot für die Menschen wird. Wenn man zu viel vorgibt, wird nen wir als Architekten arbeiten. Eine ebene Fläche herzustellen, war es häufig abgelehnt. Die Menschen vertragen es nicht, so gegängelt ein großes Ereignis für unsere Zivilisation. Und das ist die Vorausset- zu werden von einem Design. Es muss so unscheinbar sein, dass man zung für unsere ganze Tätigkeit. So etwas mache ich den Studieren- es gar nicht merkt. Da gibt es ein einfaches Beispiel: Im Wohnungsbau den bewusst. Die ebene Fläche in der Horizontale ist sehr wichtig, der habe ich die Erfahrung gemacht, dass, wenn ich als Architekt inner- Mensch kann sich am besten darauf bewegen. Dazu kommt die auf- halb einer Wohnung einen Raum inkludiere, der quasi keine Funktion gestellte Ebene – die Wände. Wände kann man durchsichtig machen hat – also zu klein ist für ein Schlafzimmer, aber zu groß für eine Kam- – dann hat man Fenster usw. Mit diesen Flächen kann ich räumliche mer – die Leute nicht wissen, was sie mit dem Raum anfangen sollen.
Am Ende wird es eine Schatzkammer innerhalb der Wohnung, weil muss gleichzeitig an die Konstruktion denken und an alle diese sich jeder einbringen kann und muss, und irgendwie schaffen es auch Schichten, die notwendig sind, man muss bauphysikalisch und tech- alle. Daraus wird die Schaltzentrale des Familienoberhaupts oder das nisch alles abdecken und dabei räumlich immer noch gut bleiben. Und Kind hat sie sich erobert. Keine dieser Kammern ist jemals gleich. Das da ist ja noch das Raumprogramm, also die funktionalen Beziehungen ist ein simples Angebot. Solche Sachen faszinieren mich, und das ver- herstellen. Wenn das Raumprogramm besagt, es muss eine bestmög- suche ich zu vermitteln. Dass man mit diesen einfachen Dingen, die liche Beziehung zwischen dem Seminarraum und dem neu geschaffe- man zum Arbeiten zur Verfügung hat – und mit ein bisschen Denken nen Raum bestehen, dann ist das für manche ein unlösbares Problem, –, Situationen schaffen kann, Angebote. Es geht immer ums Angebot. manche strampeln sich allein daran ein ganzes Semester lang ab. Das hat mich dazu gebracht, das wegzulassen. Wie wichtig ist Geschichte? Ich orientiere mich an Raumfragmenten oder versuche zu begreifen, Hier ist die Fantasie gefragt ... warum etwas wie gebaut ist. An der UdK haben wir sehr viele Studie- Es geht immer noch um das Räumliche, das nehme ich sehr wörtlich. rende aus dem Ausland. Es interessiert mich immer, in was für Häu- Aber da geht‘s nicht mehr so sehr darum, dass etwas aus der eige- sern sie gelebt haben. So kann man in Geschichte einsteigen. Sehr le- nen Erinnerung kommt, sondern dass man sich etwas vorstellen kann, bensnah und total spannend. Da ist jemand aus Kirgistan und erzählt, eine gute Raumsituation – das kann wirklich jeder. Das ist natürlich dass das ganze Leben der Familie sich wie auf einer Bühne im Hof ab- verknüpft mit Empfindung, mit Erinnerung, mit Wahrnehmung – wir gespielt hat, auf einer erhobenen Fläche mit drei, vier Stufen, damit sprachen darüber, aber es ist schon etwas, was aus dem Kopf kommt. sie nicht von den Hühnern gestört werden – war ihre Erklärung dafür. Das unterstützen wir häufig mit Training, dass die Studierenden z. B. Das Haus war eher zum Schlafen da, gelebt haben sie den ganzen Tag in Filmen räumliche Situationen, die da meistens nur angedeutet sind, draußen, auf dieser erhobenen Bühne. Da ist auch das Essen heraus- benennbar machen. Dass sie über die Lichtsituation in einem Filmstill gebracht worden usw. Oder Mexiko, wo ein Mehrfamilienhaus die Kü- feststellen, wie der Raum ausschauen könnte. Sie gehen von einem che immer an der Treppe hat, die durch das Haus führt. Die Küche ist Fragment aus und fantasieren weiter, Fragmente kommen dazu. Ein offen zur Treppe hin, sodass jemand, der nach Hause kommt, an sämt- Gebilde soll eine Tiefe bekommen, mehrere Räume. Ein Raum ganz lichen Küchen vorbeikommt. Und, weil er ein angesehener Mensch allein kann selten wirklich gut sein. Es kommt auch immer auf das an, ist, bekommt er überall etwas zu essen und bekommt auch alles er- was daneben ist. Und wenn nichts daneben ist, dann ist es der Außen zählt, und wenn er‘s in seine Wohnung schafft, ist er schon satt und raum und die Landschaft, die dann eine große Rolle spielen. Außen- weiß alles vom ganzen Tag. Ist doch Wahnsinn! Ich versuche, solche raum und Landschaft sind auch strukturiert, haben Enge, Weite, ir- Geschichten, soweit es geht, zu integrieren, in das, was wir machen, gendeine Besonderheit, auf die man reagiert. Und so beginnen sie, was wir leben. etwas zu machen, Dinge, die ihre ersten Vorstellungen von dieser ei- nen Besonderheit intensivieren, unterstützen, anreichern – sinnvoll Sehen lernen und verstehen lernen – die Freiheit des Denkens begrei- machen. Am Ende haben wir dann etwas und sagen oft: „Was könnte fen … das jetzt sein?“ Und Sie werden staunen, die Antworten kommen wie … die Freiheit zu begreifen, mit dem, was sie in der Hand haben, ge- aus der Pistole geschossen. Das find‘ ich toll. Dann testen sie ihren Ent- stalten zu können. Auch wenn es wenige Elemente sind, habe ich sehr wurf, bauen ihn ein bisschen um, dass er auch wirklich funktioniert viel in der Hand, um eine bessere Welt zu gestalten oder ein gutes An- und Sinn macht und wir haben ein gutes Projekt. Im Arbeitsleben, in gebot zu machen. Das müssen sie lernen und damit verantwortungs- der Wirklichkeit kann ich das alles nicht machen. Aber an einer Archi- voll und zielorientiert umgehen. tekturschule sollte das machbar sein. Und die Studierenden müssen ja auch leidenschaftlich werden. Sie müssen Enthusiasten werden, sie 19 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de Wie arbeiten Sie mit den Masterstudenten, drei Jahre später? müssen immer Neues sehen wollen. Die ganze Misere, die dann nach- Ich habe begonnen, diese benennbaren räumlichen Fragmente als her mit dem Beruf zu tun hat, kommt früh genug. Thema vorzugeben, „Übergangsraum“ oder „diagonale Raumbezie- hung“ beispielsweise. Die Studierenden werden so direkter konfron- Florian Riegler ist Professor für Entwerfen und Baukonstruktion. tiert mit diesen räumlichen Qualitäten, und wir lassen sie explizit da- rieglerriewe.co.at nach suchen. Mit diesen Fragmenten beginnen sie dann zu arbeiten. Das Gespräch führten Claudia Assmann und Marina Dafova. Sie bauen ein Konstrukt, wo die Räume zum Beispiel eine diagonale Beziehung haben. Hinzu kommt alles das, was wir als Architekten zur Verfügung haben, darüber haben wir vorhin gesprochen … und so ar- beiten wir dann konkreter weiter an diesen Figuren. Ich bin etwas davon abgekommen, große Projekte in Angriff zu neh- men – ein fixes Raumprogramm also, wie ein Wettbewerb. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Studierende völlig überfordert wa- ren. Denke ich an meine eigene Jugendzeit – ich war es auch. Man
SEEN BY #14 Imprinted Matters Die Ausstellung baut einen temporären, utopi- e schen Leseraum und eine Bibliothek von Druck- anko Y Foto: H sachen, einen Safer Space zum Lernen, sich umei- nander Kümmern, zum Bilden von Gemeinschaft und zur Reflektion. Print, Fotografie und Perfor- mance haben gemeinsam, dass sie Methoden der Dokumentation sind, sie formulieren Narrative und sind Gesten der Repräsentation. Kuratiert von Nina Prader. Mit Arbeiten des Projekts „Intersectional Matter“ von Mathilde ter Heijne, Christoph Balzar, Karina Griffith, Kristina Leko, Sandra Noeth, Nik Haffner und „Arts of the Working Class“: Anastasia Putsy- kina, Arianna Cecchetto, Aria Star & Phoenix Ka- spian, Aylin Hatice, Charlotte Seebeck, Clay Dres- ser, damn* zine/ deutsche asiat*innen, make noise!, Hannah Lansburgh, Jane Hwang, Jinran Ha & Johanna Michel (N*A*I*L*S), Klara Kirsch, Marina Bertucelli, Mania Godarzani-Bakhtiari, Mika Ebbing, Minh Duc Pham, Miriam Wierz- chowslawska, Power Makes Us Sick, Riot Pant Project: Elena Buscaino, Mina Bonakdar, Josef Roth, Sugano Matsusaki, Tania Elstermeyer, Terhi Nieminen und Vincent Hulme. www.wasistIntersektionalitaet.de www.instagram.com/riotpantproject/?hl=de Die Ausstellung war geplant vom 23. April bis zum 24. Mai im Museum für Fotografie, Jebensstraße 2, 10623 Berlin. 20 … Standortkarte auf der letzten Seite
Vortragsabende, Wettbewerbe und Konzerte sind fester Bestand teil der Lehre in der Fakultät Musik und im Jazz-Institut. Hier ist WETTBEWERBE eine Auswahl der regelmäßig wiederkehrenden Veranstaltungen. FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY HOCHSCHULWETTBEWERB www.udk-berlin.de/universitaet/fakultaet-musik Einer der bedeutendsten Nachwuchs-Wettbewerbe Deutschlands jib-berlin.de für Studierende deutscher Musikhochschulen DOMENICO-GABRIELLI-VIOLONCELLO-WETTBEWERB VORTRAGSABENDE Für Studierende der UdK Berlin und der HfM Hanns Eisler Berlin Vortragsnachmittage und -matineen präsentieren aktuelle Ergebnisse der musikalischen Fachklassen. EMANUEL-FEUERMANN-WETTBEWERB FÜR VIOLONCELLO Der Grand Prix Emanuel Feuermann wird alle vier Jahre von der Domenico-Gabrielli-Stiftung der UdK Berlin und von der Kronberg KONZERTE Academy veranstaltet. SYMPHONIEORCHESTER DER UDK BERLIN Sommerkonzert zum Rundgang, Konzert für die Nationen Winterkonzert. KAMMERMUSIKWETTBEWERB der Alice-Samter-Stiftung Das Abschlusskonzert des Musikfestivals crescendo G. Mahler, Symphonie Nr. 3 d-Moll sollte am 17. Mai in der ARTUR-SCHNABEL-WETTBEWERB FÜR KLAVIER Philharmonie Berlin stattfinden. PAULA-SALOMON-LINDBERG-WETTBEWERB „DAS LIED“ KONZERTE KAMMERMUSIK Alle Instrumente der Fachklassen Gesangswettbewerb für Studierende an Musikhoch schulen und vergleichbaren Instituten in Europa ABSCHLUSSKONZERTE Dirigieren, Orgel, alle Instrumente und Israel der Fachklassen VIOLINWETTBEWERB der Ibolyka-Gyarfas-Stiftung JAZZ-INSTITUT BERLIN Alle Fachklassen für Studierende der UdK Berlin und der HfM Hanns Eisler Berlin PREISTRÄGERKONZERT und Preisverleihung der Karl Hofer Gesellschaft e. V., gestiftet von Toni und Albrecht Kumm REIHEN PREISTRÄGER STEINWAY FÖRDERPREIS Jährlich vergeben an Klavier CORPORATE CONCERTS studierende der UdK Berlin und HfM Hanns Eisler Berlin verliehen. Moderierte Konzertreihe junger Kammermusikensembles Jury sind Lehrende beider Hochschulen. der UdK Berlin. Das Programm wird kurzfristig bekannt gegeben: www.udk-berlin.de KONZERTE KLANGZEITORT Institut für Neue Musik, eine gemeinsame Einrichtung der UdK Berlin und der HfM Hanns Eisler Berlin BECHSTEIN YOUNG PROFESSIONALS Konzertreihe des Instituts für Künstlerische Ausbildung an der JULIUS-STERN-INSTITUT Konzerte mit Jungstudierenden UdK Berlin in Kooperation mit C. Bechstein 21 … mehr + aktuelle Termine: www.udk-berlin.de STAATS- UND DOMCHOR Mit vielfältigem Programm und u. a. DIE REIHE Konzerte, Lectures, Performances zu auditiver Kunst regelmäßig bei Gottesdiensten im Berliner Dom und Kultur. Studiengang Sound Studies and Sonic Arts in Zusammen arbeit mit dem Fachgebiet Audiokommunikation der TU Berlin ERASMUS lädt ein. Konzerte mit Austauschstudierenden EM4 Eine Kooperation AdK Berlin, der TU Berlin, des Studios für Elektroakustische Musik der HfM Hanns Eisler Berlin und des FESTIVALS UNI.K | Studio für Klangkunst und Klangforschung sowie des CRESCENDO. DAS MUSIKFESTIVAL In diesem Jahr sollten die Masterprogramms Sound Studies and Sonic Arts, beide UdK Berlin. Musikfestwochen vom 3. bis zum 17. Mai stattfinden. MADE IN BERLIN Herausragende Studierende präsentieren ORGELIMPROVISATIONSFESTIVAL Jährlich durchgeführtes ein eigenes Konzertprogramm internationales Festival an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche ORGEL.PUNKT.ZWÖLF. 30 Minuten Orgelmusik und Lesung MEHRLICHTMUSIK Biennales Festival von Klangzeitort in der Pauluskirche Zehlendorf
Eine Aufführung in New York war anders dimensioniert als vielleicht HARRY CURTIS eine in einer kleineren Stadt Deutschlands, wo man nicht über so große Säle verfügte. Zur Aufgabe eines Dirigenten gehört es, dass ein DER DIRIGENT ALS Werk gut klingt. GESTALTER „Hören“ Sie eigentlich die Musik, wenn Sie einen ersten Blick auf die Noten werfen? EIN GESPRÄCH MIT Wenn es sich um eine übersichtliche Partitur handelt, etwa um eine Sinfonie von Mozart oder Haydn: Ja, da genügt manchmal ein Blick, HARTMUT REGITZ um die Melodie und die Harmonien zu hören. Aber um die Feinhei- ten einer Musik, ihre Details, ihre Besonderheiten zu erfassen, und um die geht es, muss man tiefer lesen. Je mehr man sich der Gegen- wart nähert, desto schwieriger wird das Einlesen. Der Abstand zum Harry Curtis begann seine musikalische Laufbahn als Chorknabe in Notenmaterial ist größer als bei einem Pianisten, für den eine Klavier- der St. George‘s Chapel, Windsor. Dirigieren studierte er u. a. bei Sir sonate von Beethoven weniger ein Entwurf ist als für einen Dirigen- Colin Davis an der Royal Academy of Music in London. Über Orchester, ten. Für den gibt es viele Zwischenschritte; er muss ganz pragmatisch Kompositionen und Entwurf sprach er mit dem Musikkritiker Hartmut zwischen einer Vielzahl von Entwürfen wählen, damit die Kunst am Regitz. Ende auch wirkt. Die Komposition ist das vollendete Kunstwerk. So die gängige An- Wie kann man sich diese Arbeit vorstellen? sicht. Aber das Paradoxe daran ist: Wenn sie zu einem Klangerlebnis Ich beschäftige mich erst mal mit der Struktur eines Werkes. Handelt werden soll, an dem auch andere teilhaben können, hat sie wieder et- es sich beispielsweise um einen Sonatensatz? Wie löst er sich auf? Man was von einem Entwurf, der erst umgesetzt werden muss. geht immer mehr in die Details, singt die Stimmen, versucht heraus- Ich sehe das ebenso. Aber es kommt natürlich auf die Blickrichtung zufinden, wie das Stück eigentlich klingen sollte. Es gibt bestimmte an. Händel wird die Partitur „Soli Deo Gloria“ als ein eigenständiges, Parameter zu beachten: Rhythmus, Phrasierung, Balance, Dynamik, vollendetes Werk verstanden haben. Ein dirigierender Komponist, Instrumentation, Artikulation. Letztlich aber geht es darum, die Aus- eine dirigierende Komponistin wird hingegen eher dazu tendieren, sage zu erfassen, die einem Werk zugrunde liegt, seine Rhetorik, kurz: das eigene Werk als Entwurf zu betrachten als jemand, der ausschließ- seinen philosophischen, höheren Sinn. lich komponiert. Das machen Sie erst mal für sich aus? Hat denn der Komponist beim Komponieren tatsächlich ein ganz be- Ja, ich lese immer wieder die Partitur und spiele am Klavier so viel, stimmtes Klangbild im Ohr, sozusagen eine Idealvorstellung seiner wie ich kann. Ich versuche, alle Töne wahrzunehmen und sie so zu ver- Musik? innerlichen, dass ich auf Anhieb sagen kann, wie etwas klingen soll. Zu der Zeit von Bach, Haydn oder Mozart gab es einen Konsens darü- ber, wie eine Musik zu klingen hatte, eine ganz bestimmte Praxis, so- Sie kommen in die Probe mit einer Klangvorstellung, man könnte zusagen einen Stil, der sich allerdings von Land zu Land unterscheiden auch sagen: mit einem Entwurf, den Sie sich genau überlegt haben. konnte. Insofern deckte sich ein Entwurf mit dem Ergebnis. Anders zu Nun ist ein Konzert am Ende nicht das Werk eines Einzelnen, viel- einer Zeit wie der von Gustav Mahler. Er war Komponist und zugleich mehr stehen Sie vor einem Kollektiv unterschiedlicher Musikerinnen der dirigierende Interpret seiner Werke, als der er oft sehr viel in den und Musiker, das seine eigene Dynamik entwickeln kann. Die Inst- Proben nachbereitet hat, obwohl seine Partituren bereits extrem aus- rumente unterscheiden sich, die Räume, das Publikum. Es gibt viele gearbeitet waren. Bei seiner 6. Sinfonie hat er die inneren Sätze so oft Unwägbarkeiten. 22 … Standortkarte auf der letzten Seite ausgetauscht, dass wir heute nicht mehr mit absoluter Sicherheit wis- Als Dirigent fühlt man sich manchmal wie ein Butler: Man empfängt sen, ob das Scherzo zuerst kommt und dann das Andante moderato die Gäste, öffnet ihnen die Tür, lädt sie ein. Das heißt, man packt sie oder umgekehrt. nicht am Kragen und zwingt sie in irgendeine Richtung, sondern weist ihnen den Weg. Nicht anders die Musiker und Musikerinnen. Sie spie- Er war Komponist. Als Dirigent seiner eigenen Werke war er sozusa- len mit eigener Kraft und Energie. Aber man muss ihnen die richtigen gen legitimiert, etwas zu ändern; vielleicht befand sich seine Sechste Impulse zum richtigen Zeitpunkt geben. Und man muss vor allem eins: seinerzeit noch im Zustand eines work in progress. Einem ande- sie inspirieren. ren D irigenten würde man vermutlich solche Eigenmächtigkeiten ankreiden. Wie laufen denn die Proben ab? Vielleicht. Aber Mahler war Dirigent genug zu wissen, dass er auf die Das kommt darauf an, wie gut man sich kennt. Manchmal genügt es, räumlichen Gegebenheiten auf irgendeine Weise reagieren musste. gleich an die Arbeit zu gehen.
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