ABSTRACTS - Jahrestagung der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie e. V. 17.-20. Mai 2017 Ulm
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30. Jahrestagung der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie e. V. 17.–20. Mai 2017 • Ulm Auch mit Querschnittlähmung geht es weiter! Eine Standortbestimmung gestern, heute und morgen. © Wolfgang Pehlemann l wikimedia.org © Wolfgang Pehlemann l wikimedia.org Schirmherr: Manfred Lucha Minister für Soziales und Integration in Baden-Württemberg ABSTRACTS ISSN 2195-4712 www.dmgp-kongress.de
Inhaltsverzeichnis V1 – V9 Ursachen und Komplikationen......................................................................................................................................................... 1 IS1 – IS4 Internationale Sitzung ....................................................................................................................................................................... 9 V10 – V16 Osteoporose und Dekubitus .......................................................................................................................................................... 10 V17 – V21 Spina bifida und kindliche Querschnittslähmung ........................................................................................................................ 15 V22 – V28 Neurourologie und Sexualität ........................................................................................................................................................ 19 V29 – V38 Partizipation und Lebensqualität ................................................................................................................................................... 24 KN4, KN7, V39 – V44 Studien ............................................................................................................................................................................................. 30 KN5, V45 – V50 Exoskelett und Robotics ................................................................................................................................................................ 37 V51 – V56 Respiratorische, Infektions- und andere Problematiken ............................................................................................................. 43 V57 – V59 Handchirurgie .................................................................................................................................................................................. 47 V60 – V62 Zukünftiges ...................................................................................................................................................................................... 49 KV1 – KV10 Freie Themen ................................................................................................................................................................................... 51 A–Z Autorenverzeichnis ......................................................................................................................................................................... 58 Hinweis/Notice Keine Veröffentlichung gewünscht/No publication requested: KN1-3, KN6 IS2-4
Ursachen und Komplikationen V1 Rückenmarkverletzungen im Sport – Risikosportarten, epidemiologische Entwicklungen, Verletzungsverteilungen und Outcome M. Vogel1 1BG Klinikum Murnau, Zentrum für Rückenmarkverletzte, Murnau, Deutschland Einleitung: Die Zahl der Patienten, die im Rahmen eines Sportunfalles eine Rückenmarkverletzung erleiden, nimmt in den letzten Jahren tendenziell zu. Dabei werden die Patienten zunehmend älter und die Rückenmarkverletzungen scheinen häufiger im zervikalen Myelon lokalisiert. Methode: In einer retrospektiven Untersuchung werden alle in einem Rückenmarkverletztenzentrum vom 01.01.2004 bis zum 31.12.2016 behandelten Patienten, die ihre Querschnittlähmung bei einem Sportunfall erlitten haben, hinsichtlich folgender Fragestellungen evaluiert: Gibt es Risikosportarten? Wie verteilen sich die Parameter Patientenalter, Verletzungshöhe und – schwere? Wie entwickeln sich in Abhängigkeit dieser Parameter die SCIM-Scores. Ergebnisse: Von 2004 bis 2016 wurden 1613 Patienten mit einer akuten Querschnittlähmung behandelt, 259 Patienten haben ihre Rückenmarkverletzung bei einem Sportunfall erlitten. 81 Patienten verunfallten beim Winterbergsport (Ski, Snowboard, Rodel), 35 beim Sommerbergsport (Bergsteigen, Wandern, Klettern), 47 beim Radsport (Fahrrad, Mountainbike, Rennrad) – also in Sportarten, die primär nicht mit einem hohen Querschnittrisiko assoziiert werden. Dem gegenüber sind 60 Patienten bei klassischen Risikosportarten wie Flugsport, Motocross und Reiten verunfallt. Bei letzteren Sportarten überwiegen die jüngeren Patienten, die typische Verletzungshöhe ist der thorakolumbale Übergang, auch bei der im Vergleich häufiger verbleibenden kompletten Querschnittlähmung ist ein Erreichen einer vollständigen Selbständigkeit im Alltag die Regel. Die Altersverteilung und die Verteilung der Lähmungshöhen und –schweregrade bei den nicht in Risikosportarten verunfallten Patienten sind heterogener – auffallend sind aber der vergleichsweise hohe Anteil älterer Patienten mit einer zervikalen Myelonläsion und die bei diesen Patienten schlechteren Entwicklungen im SCIM-Score. Schlussfolgerung: In den bekannten Risikosportarten verunfallen v. a. die jüngeren Patienten. Der funktionelle Outcome dieser ist im Vergleich zu älteren Menschen, die bei primär nicht mit einem hohen Querschnittrisiko assoziierten Sportarten aufgrund von Stürzen oft zervikale Myelonläsionen mit häufig inkompletten Querschnittlähmungen erleiden, besser. V2 Die atraumatische Surfer´s myelopathie – Therapieoptionen und Outcome im Vergleich zur Literatur M. Kreutzträger1, J. Ohde1, M. A. Kopp2, T. Liebscher1 1Unfallkrankenhaus Berlin, Behandlungszentrum für Rückenmarkverletzte, Berlin, Deutschland 2Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik und Hochschulambulanz für Neurologie & Experimentelle Neurologie, Berlin, Deutschland Fragestellung: Seit Erstbeschreibung einer atraumatischen Surfers Myelopathie (aSM) 2004 sind bisher nur 64 Fälle weltweit publiziert. Die aSM tritt meistens bei jungen Männern ohne Surferfahrung während oder nach dem Surf Sport durch häufige Hyperextension des thorakolumbalen Übergangs auf. Die exakte Genese ist unklar, eine ischämische Ursache wahrscheinlich. Wir präsentieren den seltenen Fall einer aSM und diskutieren die Therapieoptionen. Methode: Fallbericht eines 24-jährigen gesunden Studenten aus Deutschland, der erstmalig an einem Surf Kurs in Florida teilnahm. Nach langer Bauchlage mit Armpaddelübungen trat innerhalb von 30 Minuten eine Paraplegie sub L2, AIS B, auf. Literaturvergleich der Therapieoptionen und des klinischen Outcomes. Ergebnisse: Erweiterte Primärdiagnostik (CT / MRT, Liquorpunktion und EMG) und medikamentöse Therapie (Blutdrucksteigerung, Blutverdünnung) in zwei Kliniken in den USA. Nach 9 Tagen Übernahme in unser Krankenhaus mit unverändertem neurologischen Status. Es erfolgte eine Verlaufsbildgebung, und neurologische sowie psychologische Beurteilung zum Ausschluss einer dissoziativen Störung. Es zeigte sich eine vollständige Rückbildung der Signalalterationen des unteren Thorakalmarks im MRT (Abb. 1), jedoch eine schwere Schädigung des 1. Motoneurons in der Elektrophysiologie, sodass eine spinale Ischämie als Ursache in Frage kam. Es erfolgten Therapien mit Vojta- und Lokomotionstraining und eine Heparin- und NSAR-Gabe. Im Verlauf nach 60 Tagen bestand eine inkomplette spastische Paraparese sub L1 (AIS D) mit neurogener Harnblasenlähmung (willentliche Entleerung mit selbstständigen Nachkathetern). Nach 12 Monaten war der Patient an Unterarmgehstützen mobil und nutzte für Strecken >2 km den Rollstuhl. Der klinische Verlauf ähnelte dem der Literaturangaben in Abhängigkeit vom maximalen Schweregrad (AIS). Schlussfolgerung: Die atraumatische Surfers myelopathie ist eine Ausschlussdiagnose bei entsprechender Anamnese, nach erweiterter Diagnostik (CT, MRT, Liquorpunktion, Neurophysiologie) und psychotraumatologischer Begutachtung. Es gibt keine evidenzbasierte Therapie einer aSM. Eine symptomorientierte und multimodale Behandlung in einem Querschnittgelähmtenzentrum stellt die Therapie der Wahl dar. 1
Ursachen und Komplikationen Abb. 1 V3 Fallbericht einer akuten Tetraplegie nach einer versehentlichen epiduralen Kaliumchloridinfusion – Therapieoptionen und Outcome im Vergleich zur Literatur M. Kreutzträger1, J. Ohde1, M. A. Kopp2, T. Liebscher1 1Unfallkrankenhaus Berlin, Behandlungszentrum für Rückenmarkverletzte, Berlin, Deutschland 2Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik und Hochschulambulanz für Neurologie & Experimentelle Neurologie, Berlin, Deutschland Fragestellung: Die intraspinale, epidurale Katheteranalgesie als Regionalverfahren zur Schmerztherapie im Bereich der gesamten Wirbelsäule gewinnt zunehmend an Bedeutung. Komplikationen können jedoch zu schwerwiegenden neurologischen Folgen führen. Trotz Schutzmaßnahmen und ausgebildetes Fachpersonal sind fehlerhafte epidurale Infusionen in der Literatur beschrieben. Wir präsentieren einen seltenen Fall einer akuten Tetraplegie nach intraspinaler Kurzinfusion von Kaliumchloridlösung aufgrund einer Verwechselung eines epiduralen Katheters und eines zentralen Venenkatheters (ZVK). Methode: Retrospektiver Fallbericht aus dem COaT-SCI Register. Eine 74-jährige Patientin, ohne Querschnittlähmung mit akutem Ileus und Hypokaliämie, erhielt im Rahmen der konservativen Therapie eine thorakale epidurale Katheteranalgesie in einem anderen Krankenhaus. Es erfolgte eine versehentliche Infusion von 900 mg KCl (7,45%) über eine Stunde in den Epiduralraum durch eine Verwechselung des epiduralen Schmerzkatheters mit einem ZVK. Literaturvergleich der Therapieoptionen und des klinischen Outcomes. Ergebnisse: Innerhalb von 90 Minuten während der Fehlinfusion entwickelte sich eine komplette Tetraplegie mit Atemdepression, sodass intubiert wurde. Notfallbehandlung war die intravenöse Gabe von 40mg Dexamethason sowie eine NaCl-Spülung über den Epiduralkatheter. Die Diagnostik Bestand aus Kontrastmittel-CT, Total-Spine-MRT und Echokardiographie. Eine 24h MRT- Verlaufskontrolle zeigte weiterhin keine pathologischen intraspinalen Befunde. Jedoch wurde ein Nicht-ST-Hebungs- Myokardinfarkt ohne Interventionsbedarf festgestellt. Die neurologischen Symptome der Patientin waren innerhalb von 5 Tagen vollständig regredient. Die Entlassung erfolgte am 21. Tag. Im Literaturvergleich weisen fast alle derartigen Fälle ein sehr ähnliches Symptommuster auf (Abb. 1). Das Outcome reicht von kompletter Erholung bis hin zum Tod. Schlussfolgerung: Es gibt keine evidenzbasierte Therapie einer akuten Querschnittlähmung nach intraspinaler Kaliuminfusion. Es sollte immer ein Total-Spine MRT zum Ausschluss einer Myelopathie und eine Echokardiographie bei kardialen Symptomen erfolgen. Der Umgang mit Epiduralkathetern sollte strengen Schutzmaßnahmen unterliegen. 2
Ursachen und Komplikationen Abb. 1 V4 Evaluation der Lungenarterienembolie bei neu aufgetretener Querschnittlähmung S. Kurz1, O. Marcus1 1BG Unfallklinik Frankfurt, Rückenmarkverletzte, Frankfurt am Main, Deutschland Einleitung: Die Lungenarterienembolie (LAE) stellt eine relevante Komplikation bei neu aufgetretener Querschnittlähmung (QSL) dar. Fragestellung: Häufigkeit einer LAE bei frischer QSL? Phase des größten Risikos für das Auftreten einer LAE und Thrombose- Nachweis (TVT) sowie Einfluss auf die Behandlungsdauer? Methode: Retrospektive, deskriptive Analyse. Einschlusskriterien: Das Kollektiv umfasst 207 Patienten mit frischer QSL und vollständigen Datensätzen zwischen 2011 bis 2016. Untersuchungsvariablen: Evaluation epidemiologischer und Lähmungsspezifischer Faktoren (Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen, Antikoagulation, QS-Ursache, Läsionshöhe, AIS Score, AMS). Ergebnisse: In 8.7% (18/207) der Fälle konnte eine frische LAE nachgewiesen werden (Untersuchungsgruppe [Gr.1]). Dabei gelang in 44.5% ein TVT Nachweis. Keine embolischen Todesfälle. Die LAE trat im Median 28 Tage nach Eintritt der Lähmung auf wobei 17 Patienten zuvor Enoxaparin in prophylaktischer und eine Patientin in therapeutischer Dosierung erhielten. Die Behandlungsdauer des Primäraufenthaltes in der Kontrollgruppe ohne LAE [Gr.2] betrug im Median 139 und 239 Tage mit LAE. 3
Ursachen und Komplikationen Patienten mit LAE waren in 72.2% traumatisch (vs. 64.6% in Gr. 2) sowie in 61.1% (vs. 34.4%) komplett gelähmt. Verteilung der Läsionshöhe: Gr. 1 vs. Gr. 2: cervikal 27.8% / 40.2%; thorakal 50% / 44.4%; lumbal 22.2% / 15.4%. Die Geschlechterverteilung war ausgeglichen: Gr.1 vs. Gr.2: M 77.7% / 73% und W 33.3% / 27%. Durchschnittsalter im Median: Gr.1 mit 46 Jahren vs. 59 Jahren in Gr. 2. Diskussion: In unserem Kollektiv lag das höchste Risiko des Auftretens einer LAE um den 28. Tag nach Lähmungseintritt. Die durchschnittliche Behandlungsdauer verlängerte sich um ca. 100 Tage trotz des 13 Jahre jüngeren Durchschnittsalters. Ein "proaktives" Screening erscheint nur gering erfolgversprechend bei einer TVT-Detektion bei nachgewiesener Embolie von unter 50%. Ob eine risikostratifizierte therapeutische Antikoagulation in der Frühphase gerechtfertigt ist, erscheint überlegenswert. V5 NSAR-Gabe nach akuter traumatischer Querschnittlähmung zur Prophylaxe heterotoper Ossifikationen – Eine Nutzen- Risiko-Analyse C. Blex1, M. Kreutzträger2, T. Lübstorf1, T. Liebscher2, M. A. Kopp1 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Neurologie und Abteilung für Experimentelle Neurologie, Berlin, Deutschland 2Unfallkrankenhaus Berlin, Behandlungszentrum für Rückenmarkverletzte, Berlin, Deutschland Fragestellung: Neurogene Heterotope Ossifikationen (NHO) treten in etwa 5-15 % der Fälle nach akuter traumatischer Querschnittlähmung auf, bevorzugt bei motorisch kompletter Lähmung. Die Empfehlungen zur Prophylaxe von NHO beschränken sich auf Früherkennung durch regelmäßiges sonografisches Screening und eine Therapie bei Auftreten einer NHO durch Bestrahlung und/oder Indometacin Gabe. In dieser Studie untersuchen wir den Nutzen und die Risiken von NSAR mit Hinblick auf die Entstehung von NHO. Methode: Kohortenstudie mit n=252 Patienten, die nach akuter traumatischer Querschnittlähmung während der Akutversorgung und Frührehabilitation in Gruppen mit NSAR-Therapie (Ibuprofen oder Indometacin) und ohne NSAR-Therapie aufgeteilt wurden. Zur Baseline wurden Alter, Geschlecht, ASIA impairment scale (AIS), neurologisches Niveau, Vorerkrankungen, Begleitverletzungen und Wirbelsäulenoperation betrachtet. Das Outcome wurde anhand des Auftretens von NHO und Komplikationen einer NSAR-Therapie evaluiert. Zum Gruppenvergleich wurden je nach Skalierung der Daten der Mann-Whitney- Test oder der Chi-Quadrat Test verwendet. Ergebnisse: Eine NSAR Therapie erhielten 185 Patienten, während 67 Patienten aufgrund von Kontraindikationen keine NSAR erhielten. Patienten ohne NSAR-Therapie waren signifikant älter und hatten einen signifikant höheren Charlson Index sowie einen geringeren Anteil von AIS A und B-Verletzungen (Abb.1). Heterotope Ossifikationen traten signifikant seltener in der Gruppe mit NSAR-Therapie auf (3% vs. 10%, p=0,019). Die Komplikationsrate war signifikant höher in der Gruppe ohne NSAR (Abb. 2). Relevante Komplikation in der NSAR-Gruppe waren 2 Fälle von transientem Nierenversagen in Zusammenhang mit Infektionen, Exsikkose und Co-Medikation. Schlussfolgerung: Eine medikamentöse Prophylaxe von NHO mit NSAR führte in unserer Studienpopulation zu einer signifikanten Reduktion von NHO. Die NSAR-Gabe war mit einem vertretbaren Risikoprofil assoziiert. Die Multimorbidität und das höhere Alter sind vermutlich der Grund für die erhöhte Komplikationsrate in der Gruppe ohne NSAR. Die Anwendung von NSAR sollte unter sorgfältiger Beachtung von im Verlauf hinzutretenden Kontraindikationen erfolgen und gegebenenfalls pausiert werden. Abb. 1 4
Ursachen und Komplikationen Abb. 2 Outcome V6 Botulinumtoxin in der Spastiktherapie – 3-Jahresübersicht im Querschnittzentrum R. Engelke1, S. C. Hobrecker1 1BG Klinikum Duisburg, Rückenmarkverletzte, Duisburg, Deutschland Ziel war die Erfassung der Spastikgrade, der subjektiven und objektiven Funktionsverbesserungen, der Änderung der antispastischen Medikation vor und nach Botulinumtoxin-Therapie. Vom 1.1.2014 bis zum 31.12.2016 wurden alle stationären Pat. mit Botulinumtoxin-Therapie fortlaufend prospektiv vor und nach der Behandlung mittels modifizierter Ashworth-Skala eingeschätzt, klinisch untersucht und zu den subjektiven Funktionsstörungen befragt. Die Nachuntersuchungen erfolgten stationär und ambulant. An 35 Patienten, m/f 26/9, Durchschnittsalter 47 Jahre (23-76), wurden 66 Behandlungen vorgenommen. 17 Tetraplegiker, 13 Paraplegiker, 4 Schädelhirnverletzte und eine Pat. mit Enzephalomyelitis disseminata wurden behandelt. Bei 59 von 66 Behandlungen war eine Verbesserung des Ashworth-Grads nachweisbar. Die Funktionsstörung war nach 60 von 66 Behandlungen gebessert. Objektiv wurde nach 58 von 66 Behandlungen eine Verbesserung empfunden. 5 Pat. gaben subjektiv unveränderte Beschwerden bei objektiv verbessertem Ashworth-Grad an. Die Funktionsstörungen betrafen zu gleichen Anteilen die Hüft-Oberschenkel-Region (27/66) und Arm-Hand-Region (26/66). Die Fußregion war seltener betroffen (15/66). Ein Pat. konnte auf eine systemische Medikation verzichten. Die Wirkdauer betrug im Mittel 13 Wochen (8-52 Wochen). In der Mehrheit der Behandlungsfälle ließ sich eine deutliche und objektivierbare Besserung der Spastik und Funktionsstörung erreichen. Eine Änderung der systemischen Medikation war nur in einem Fall zu beobachten und ist daher nur im Ausnahmefall zu erwarten. Botulinumtoxin stellt einen wichtigen Baustein in der Spastiktherapie dar. Auch bei funktionell fokalen oder segmentalen Störungen innerhalb einer generalisierten Spastik sind deutliche Funktionsverbesserungen zu erzielen. V7 Spinal Cord Injury Pain Instrument (SCIPI) – linguistische Validierung und Konstruktvalidität in deutschsprachigen Individuen mit Querschnittlähmung S. Franz1, C. Schuld1, E. Wilder-Smith2, L. Heutehaus1, S. Lang1, S. Schuh-Hofer3, R. D. Treede3, T. Bryce4, H. Wang1, N. Weidner1 1Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Paraplegiologie, Heidelberg, Deutschland 2National University Singapore, Neurology, Yong Loo Lin School of Medicine, Singapore, Singapur 3Universität Heidelberg, Chair of Neurophysiology, Centre of Biomedicine and Medical Technology Mannheim, Mannheim, Deutschland 4Icahn School of Medicine at Mount Sinai, Department of Rehabilitation Medicine, New York, USA Hintergrund: Neuropathischer Schmerz ist eine relevante Komplikation nach erlittener Querschnittlähmung (QSL). Das "Spinal Cord Injury Pain Instrument (SCIPI)" wurde mit 7 Items als erstes Screening-Instrument überhaupt speziell für neuropathischen Schmerz bei QSL entwickelt und bedarf keiner klinischen Untersuchung. Eine erste Validierungsstudie erbrachte vielversprechende psychometrische Resultate, allerdings in einer wenig repräsentativen Probandengruppe, so dass weitere Untersuchungen empfohlen wurden. Die vorliegende Studie hatte zum Ziel SCIPI (1) in Deutsch linguistisch zu validieren, (2) 5
Ursachen und Komplikationen dessen Konstruktvalidität in einer repräsentativeren Probandengruppe zu überprüfen und, basierend auf der Überprüfung psychometrischer Parameter, (3) die optimale Anzahl und Kombination von Items herauszuarbeiten. Methode: Prospektive monozentrische Studie. Die Probanden erhielten eine neurologische Untersuchung gemäß der "International Standards for Neurological Classification of Spinal Cord Injury (ISNCSCI)". Im Anschluss an die linguistische Validierung wurde das IASP-Bewertungssystem für neuropathische Schmerzen als Referenzstandard verwendet, um neuropathischen Schmerz zu diagnostizieren. Die statistische Auswertung erfolgte mittels ROC-Analyse, mit der "Area Under the ROC Curve (AUROC)" als Optimalitätskriterium. Die weitere Optimierung von SCIPI bzgl. Item-Anzahl und -Kombination erfolgte durch systematische Vertauschung und psychometrische Auswertung der Items. Ergebnisse: Achtundachtzig Personen wurden mit der linguistisch validierten deutschen Version des aus 7 Items bestehenden SCIPI untersucht. Von 127 möglichen Item-Kombinationen konnte ein 4-Item-SCIPI (cut-off score=1.5/Sensitivität=0.864/ Spezifitiät=0.839; Abb. 1), bestehend aus den Items 1-3 und 7 (Abb. 2) als beste Variante des SCIPI identifiziert werden. Die ROC- Analyse von SCIPI/IASP erbrachte gute Ergebnisse (AUROC=0.916). Schlussfolgerung: Der oben identifizierte 4-Item-SCIPI (Items 1-3 und 7) ist in deutscher Sprache ein schnell auszuführendes valides Instrument zum Screening von neuropathischen Schmerzen bei QSL, ohne dass dabei der Patient zwingend anwesend sein müsste, bzw. eine "hands-on" klinische Untersuchung vonnöten wäre. Abb. 1 Abb. 2 6
Ursachen und Komplikationen V8 No response to heparin – Erstbeschreibung eines Therapieversagens zur Thromboembolieprophylaxe in der Akutbehandlung Querschnittgelähmter. J. Ohde1, M. A. Kopp2, E. Prilipp1,3, M. Kreutzträger1, T. Liebscher1 1Unfallkrankenhaus Berlin, Behandlungszentrum für Rückenmarkverletzte, Berlin, Deutschland 2Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik und Hochschulambulanz für Neurologie & Experimentelle Neurologie, Berlin, Deutschland 3Achenbach-Krankenhaus, Unfallchirurgie und Orthopädie, Königs Wusterhausen, Deutschland Fragestellung: Die Prävalenz einer tiefen Venenthrombose (TVT) liegt nach einer akuten traumatischen Querschnittlähmung bei bis zu 80%. Seitens der DMGP wird die therapeutische niedermolekulare Heparingabe (NMHg) in der Akutphase empfohlen. Die Risiken einer postoperativen Blutung und der temporären Alopezie sind bekannt. Um die medikamentöse Behandlung besser beurteilen zu können, erfolgt eine Analyse in einem Register. Wir präsentieren einen seltenen Fall einer Heparin Resistenz (HR), dessen Folgen und diskutieren mögliche Diagnostik- und Therapiealternativen. Methode: Retro- und prospektive Datenanalyse aus einem monozentrischen Register. Darstellung des Nutzen-Risiko- Verhältnisses einer therapeutischen NMHg mit Fraxiparin® aus der Gesamtpopulation. Vergleich mit unserem HR-Fall. Als "non responder to heparin" werden Patienten definiert, welche trotz steigender Heparindosis nicht den Zielwert der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit (aPTT) erreichen. Die diagnostischen Kriterien sind bisher nicht standardisiert. Ergebnisse: In einem Zeitraum von 01/2011 - 12/2016 wurden 278 Patienten analysiert. Charakteristika der Behandlungsgruppen sind in Abb. 1 dargestellt. Die Patienten mit einer therapeutischen NMHg zeigen ein signifikant geringeres Risiko für eine Thromboembolie bei ähnlicher behandlungsassoziierter Komplikationsrate (siehe Abb. 2). In einem Fall wurde trotz Dosissteigerung der therapeutischen NMHg eine TVT im Bereich der Vena femoralis communis bis zur Vena poplitea beidseits festgestellt. In der laborchemischen Untersuchung zeigte sich eine geringe Anti-Xa-Aktivität für NMH (Referenzbereich 3h nach Gabe: 0,8 - 1,5 U/ml, Kosten: 3,50€). Die Anti-Xa-Aktivität für Apixaban (Referenzbereich 4h nach Gabe: 60 - 320 ng/ml, Kosten: 49,-€) war ebenfalls gering. Erst eine Phenprocoumontherapie führte zur vollständigen Rückbildung der Thrombose. Schlussfolgerung: Eine therapeutische NMHg führt bei strenger Indikationsstellung und unter regelmäßigen Laborkontrollen zu einen signifikant geringeren Auftreten von TVT. Bei einer fehlenden Einstellung der aPTT-Zielwerte sollte eine kostengünstige Messung der Anti-Xa-Aktivität für NMH durchgeführt werden. Therapiealternativen sind Direkte Orale Antikoagulanzien oder Phenprocoumon. Abb. 1 7
Ursachen und Komplikationen Abb. 2 V9 Die Charcot Arthropathie der Wirbelsäule – eine Entität des "alten" querschnittgelähmten Patienten? D. Grasmücke1, C. Horch2, T. A. Schildhauer2, R. C. Meindl2, M. Aach2 1BG Universitätsklinik Bergmannsheil Bochum, Abteilung für Gastroenterologie, Bochum, Deutschland 2BG Universitätsklinik Bergmannsheil Bochum, Chirurgische Klinik - Abteilung für Querschnittgelähmte, Bochum, Deutschland Fragestellung: Gelenkinstabilitäten mit teils massiver Gelenkdestruktion, Subluxation oder Luxation sind als Koinzidenz bei neurologischen Erkrankungen seit dem 19. Jh. bekannt. J.-M. Charcot beschrieb 1868 dieses Krankheitsbild bei an Syphilis erkrankten Patienten mit Tabes dorsalis. Eine spinale Charcot Arthropathie (SCA) bei einem Querschnittgelähmten wurde erstmals 1978 durch Slabaugh beschrieben. Die SCA tritt häufiger bei langjährigen Querschnittgelähmten auf und stellt eine zusätzliche Behinderung in der Mobilität dar. Welche Symptome und bildgebende Verfahren sind in der Diagnostik zielführend? Ist eine operative Versorgung immer indiziert? Tritt die SCA tatsächlich nur bei langjähriger Querschnittlähmung auf? Methode: In einer retrospektiven Studie wurden alle Patienten, die bei bestehender Querschnittlähmung eine SCA von 2008-2016 entwickelten, eingeschlossen (n=10). Demographische Daten, Diagnostikmethoden, Behandlung und Komplikationen wurden anhand der Aktenlage und der radiologischen Befunde erhoben. Ergebnisse: Neun von zehn eingeschlossenen Patienten litten an einer Paraplegie und ein Patient an einer Tetraplegie. In 7 Fällen lag eine traumatische und in 3 Fällen eine nicht-traumatische Querschnittlähmung vor. Alle Patienten wiesen eine senso- motorisch komplette Querschnittlähmung AIS A nach ISNCSCI auf. Zwischen Eintritt der Querschnittlähmung und Diagnose der SCA lagen durchschnittlich 19,1 Jahre (4-46 Jahre). Die häufigsten Symptome waren Schmerzen (n=8) und Instabilität (n=4). Seltener traten Krepitationen (n=2), Spastikzunahme (n=1), Singultus (n=1) und Harnstauung (n=1) auf. Vier Patienten wurden konservativ und 6 Patienten operativ behandelt. Alle Patienten wiesen eine Ausheilung mit biologischer Stabilität auf. Eine Revision war aufgrund von Komplikationen bei 4 von 6 operierten Patienten nötig (Wundheilungsstörung n=2, Implantatversagen n=2). Fazit: Die SCA stellt eine Ausschlussdiagnose dar. Ein Auftreten ist nach langjährigem Verlauf der Querschnittlähmung typisch, kann jedoch in Einzelfällen auch bereits nach wenigen Jahren beobachtet werden. Bei behindernder Instabilität ist eine operative Stabilisierung indiziert. Hierbei muss jedoch mit hohen Komplikationsraten und postoperativer Schonung der Patienten mit Verzicht auf selbstständige Transfers für 3-6 Monate gerechnet werden. 8
Internationale Sitzung IS1 Rehab – an African perspective Francois De Villiers Theron1 1Muelmed Rehab Centre, Pretoria, Südafrika The aim of the talk would be to challenge the perspectives of the African continent and to discuss what is happening in spinal cord injury (SCI). Four questions that we will address are: African facts and challenges in general. What do we know about SCI in Africa? What initiatives are there underway? What successes have been achieved? 9
Osteoporose und Dekubitus V10 Osteoporose und Frakturen bei Personen mit einer Querschnittlähmung: eine retrospektive Kohortenstudie A. Frotzler1, S. Tesini1, A. K. Brust1, J. Krebs1, M. Baumberger2, M. Berger3, I. Eriks-Hoogland4 1Schweizer Paraplegiker Zentrum, Clinical Trial Unit, Nottwil, Schweiz 2Schweizer Paraplegiker Zentrum, Paraplegiologie & Rehabilitationsmedizin, Nottwil, Schweiz 3Schweizer Paraplegiker Zentrum, Radiologie, Nottwil, Schweiz 4Schweizer Paraplegiker Zentrum, Ambulatorium, Nottwil, Schweiz Einleitung: Osteoporose ist eine schwerwiegende Komplikation nach Eintreten einer Querschnittlähmung (QL), da die reduzierte Knochenfestigkeit in den gelähmten Extremitäten zu einem erhöhten Risiko für das Auftreten von Frakturen führt. Das Ziel der Studie war es, die Güte von prognostische Faktoren für das Auftreten von Frakturen der Extremität bei Personen mit einer QL zu evaluieren. Methode: Für die retrospektive Datenanalyse wurden die Ergebnisse von Patienten verwendet, bei welchen im klinischen Alltag die Knochenparameter mittels Dual X-ray Absorptiometry (DXA) und/oder periphere quantitative Computer Tomographie (pQCT) der unteren Extremität erfasst wurden. Zusätzlich wurde die Anzahl der Extremitäten-Frakturen im Zeitraum zwischen Eintreten der QL und dem Erhebungszeitpunkt erhoben. Ergebnisse: Insgesamt wurden Daten von 269 Patienten (68.8% Männer, 61.7% Paraplegiker, 55% AIS A, 15% AIS B, 9% AIS C, 21% AIS D) im Alter von 54.0±15.5 Jahren und mit einer Lähmungsdauer von 12.8±13.6 Jahren in die Analyse aufgenommen. Gemäß den Kriterien der WHO wiesen 16.0% der Patienten eine normale Knochenmineraldichte auf. Demgegenüber erfüllten 37.2% die Kriterien einer Osteopenie und 41.3% diejenigen einer Osteoporose. Seit Eintreten der QL erlitten 31.6% der Patienten mindestens eine Extremitäten-Fraktur, wovon 70.1% der Patienten eine Osteoporose hatten. Die totale Knochenmineraldichte gemessen an der distalen Tibia differenzierte dabei am besten zwischen Patienten mit und ohne Extremitäten-Frakturen (AUC: 0.830, p
Osteoporose und Dekubitus V12 Klinisches Outcome nach operativer Versorgung von Frakturen der unteren Extremität bei querschnittgelähmten Patienten M. Ohlmeier1, L. Ung1, M. Aach1, D. Grasmücke1, R. Meindl1, T. Schildhauer1, M. Citak1 1BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik, Bochum, Deutschland Studiendesign: Retrospektive Kohortenstudie Fragestellung: Analyse des klinischen Outcomes nach osteosynthetischer Versorgung von Frakturen der unteren Extremität bei Querschnittpatienten. Material und Methode: In die Studie wurden 102 chronisch querschnittgelähmte Patienten mit Frakturen der unteren Extremität eingeschlossen, die eine operative Frakturversorgung in unserer Klinik erhalten haben. Ergebnisse: In der Studie wurden 101 (99.0%) geschlossene und eine (1.0%) offene Fraktur untersucht. Bei 66 (64.7%) handelte es sich um einfache, bei 36 (35.3%) um mehrfragmentäre Frakturen. Die Frakturlokalisationen verteilten sich auf 62 (60.8%) Femurfrakturen, 34 (33.3%) Tibiafrakturen und 6 (5.9%) sonstige Extremitätenfrakturen. Sämtliche dieser Frakturen wurden mit einer operativen Therapie versorgt. Dabei erhielten 22 (21.6%) eine externe, 75 (73.5%) eine interne und 5 (4.9%) Patienten eine externe und interne Osteosynthese. Eine detaillierte Aufstellung ist in Tabelle 2 dargestellt. Die mittlere Anzahl an Operationen betrug 1.35 (1-6; SD=0.83). Das Intervall vom Zeitpunkt der Fraktur bis zur Knochenkonsolidierung betrug 293.4 Tage (45-3360; SD=537.2). In 8 Fällen kam es zu keiner Konsolidierung. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass die operative Versorgung von Frakturen der unteren Extremität bei Querschnittgelähmten ein besseres Outcome hat im Vergleich zu in der Literatur angegebenen Daten bezüglich Frakturen von Querschnittgelähmten mit nichtoperativer Therapie. Insbesondere wenn die Knochenqualität bei querschnittgelähmten Patienten offensichtlich schlechter im Vergleich zu nicht-querschnittgelähmten Patienten ist, ist eine operative Versorgung absolut indiziert und zeigt gute Ergebnisse. Schlüsselwörter: Rückenmarkverletzung, heterotope Ossifikation, Femurfraktur, Tibiafraktur, ORIF Abb. 1 11
Osteoporose und Dekubitus Abb. 2 V13 Klinisches Outcome nach subtrochanterer Femurresektion als Therapie von Hüftgelenksinfektionen durch Dekubitalulzerationen bei querschnittgelähmten Patienten. M. Ohlmeier1, A. Bode1, D. Grasmücke1, M. Aach1, R. Meindl1, T. Schildhauer1, M. Citak1 1BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik, Bochum, Deutschland Studiendesign: Retrospektive Kohortenstudie. Fragestellung: Analyse des klinischen Outcomes nach nach subtrochanterer Femurresektion als Therapie von Hüftgelenksinfektionen durch Dekubitalulzerationen bei querschnittgelähmten Patienten. Material und Methode: In die Studie wurden 56 chronisch querschnittgelähmte Patienten mit 4. gradigen Dekubitalulzerationen eingeschlossen, die eine subtrochantere Femurresektion des infizierten Hüftgelenks erhielten. Primäre Zielkriterien waren zum einen, die Revisionsrate zu ermitteln und zum Anderen das Auftreten von heterotopen Ossifikationen darzustellen. Ergebnisse: Unter den Patienten mit Dekubitalulzeration zeigte sich das Os Ischium als am häufigsten betroffene Region (25 Patienten, 44.6%). Die subtrochantere Femurresektion wurde entweder mit einem direkten Wundverschluss (29 Fälle, 51,8%) oder mit einer Lappenplastik (27 Fälle, 48.2%) kombiniet. 21 Patienten (37.5%) wurden erfolgreich mit einer Operation behandelt, wogegen die durchschnittliche Operationsanzahl bei 2.6 (1-2; SD=1.6) lag. 28 Patienten (50%) hatten eine Wundheilungsstörung und bedurften einer operativen Revision. 24 Patienten (42.9%) entwickelten eine heterotope Ossifikation im weiteren Verlauf. Schlussfolgerung: Eine subtrochantere Femurresektion ist eine Therapieoption für Hüftgelenksinfektionen durch Dekubitalulzerationen. Dennoch stellt dieses Krankheitsbild eine große Herausforderung mit hoher Komplikationsrate dar. Schlüsselwörter: Rückenmarkverletzung, Heterotope Ossifikation, Girdlestone, Proximale Femurresektion, MRSA. Abb. 1 12
Osteoporose und Dekubitus V14 Vacuumversiegelung und offene Wundbehandlung in der Therapie der Wunddehiszenz nach Lappenplastik eines Dekubitalgeschwürs: Indikation und Ergebnisse V. Mall1 1BG Kliniken Bergmannstrost, Rückenmarkzentrum, Halle an der Saale, Deutschland Fragestellung: Im Rahmen einer retrospektiven Untersuchung soll die Frage geklärt werden, ob sich Vacusealversiegelung und offene Wundbehandlung unterscheiden. Methode: 23 Fälle wurden nachuntersucht. (15 Männer, 8 Frauen im Alter von 30 bis 67 Jahren, Durchschnitt 52,2 Jahre mit Para- und Tetraplegie). Bei 4 Patienten mit doppelseitige Lappenplastik trat die Wunddehiszenz stets nur auf einer Seite auf. Bei 10 Patienten wurde eine offene Wundbehandlung und bei 13 Patienten eine Vacusealversiegelung durchgeführt. Bei beiden Gruppen wurde das Zeitintervall vom Auftreten der Wunddehiszenz bis zum sekundären Wundverschluss verglichen. Zum Zweiten wurde in beiden Gruppen ermittelt, ob nach dem Sekundärverschluss der Wunde erneut eine Wunddehiszenz auftrat. Das Auftreten von Fieber und der Anstieg der Leukozyten im Serum über 12 Gpt/L wurden ausgewertet. Ergebnisse: Ausgewertet wurden 23 post operative Verläufe mit Wunddehiszenz. Dies entspricht 15% von 153 Operationen (33 Musculus-Biceps-Femoris-Lappen, 40 V-Y-Lappen, 80 Muskulus-Gluteus-Insellappenplastik) in 8 Jahren. Der Lokalbefund der Wundehiszenz entsprach immer Grad I der Wundheilung (Exsudationsphase). Fieber über 38,5° wurde bei der Gruppe mit Vacuseal-Verschluss bei 5 Patienten und bei der offenen Wundbehandlung bei 1 Patienten gesehen. Ein Anstieg der Leucozyten im Serum über 12 Gpt/L wurde in beiden Gruppen bei 3 Patienten am Anfang der Behandlung gesehen. Bei der Vacusealversieglung dauerte es im Mittel 30 Tage und bei der offenen Wundbehandlung 32 Tage bis der sekundäre Wundverschluss vorgenommen wurde. Bei jeweils 2 Patienten aus beiden Gruppen trat erneut eine Wunddehiszenz auf. Die Keimbesiedlung war mit dem Nachweis von E. coli, Staph. aureus und Proteus mirabilis bei beiden Gruppen in etwa gleich. Schlussfolgerung: Zwar kam es unter Vacusealversiegelung häufiger zu Fieber. Aber bezogen auf die Dauer der Wundheilung und den Erfolg des sekundären Wundverschlusses konnte kein Vorteil der jeweils einen gegenüber der anderen Methode festgestellt werden. Da die Vacusealanlage oft in Narkose durchgeführt wird, kann eine offene Wundbehandlung bei Patienten mit einem erhöhten Narkoserisiko durchgeführt werden, ohne dass sich ein Nachteil in der Wundheilung ergibt. Vorteil der Vacusealversiegelung ist jedoch, das täglich mehrfachen Verbandwechsel, wie diese bei der offenen Behandlung in der Exsudationsphase oft nötig sind, entfallen. V15 Prozessbasiertes Rehabilitationsmanagement in der Behandlung von Menschen mit Querschnittlähmung und tiefem Dekubitus – Entwicklung und Implementierung eines "clinical decision support systems" als Qualitätssicherung A. Scheel-Sailer1, K. Koligi1, C. Meier1,2, A. Gemperli3,2, R. Wettstein4, K. Schmitt1 1Schweizer Paraplegiker Zentrum, Akutmedizin und Rehabilitation, Nottwil, Schweiz 2Universität, Health Science, Luzern, Schweiz 3Schweizer Paraplegiker Zentrum, Forschung, Nottwil, Schweiz 4Universitätsspital Basel, Department of Plastic, Reconstructive, Aesthetic and Hand Surgery, Basel, Schweiz Hintergrund: Tiefe Dekubitus bei Menschen mit einer Querschnittlähmung erfordern komplexe Behandlungskonzepte in der Akut- und Rehabilitationsphase. Das klinische Management folgt standardisierten, wenn möglich evidenzbasierten Prozessen ("modifiziertes Basler Dekubituskonzept") und respektiert die individuelle Situation des Patienten, um Komplikationsraten zu reduzieren und Qualität zu steigern. Das Ziel der Studie ist die Beschreibung der Entwicklung und Implementierung eines "clinical decision support system" (CDSS) in einem interdisziplinären Behandlungskonzept bei Menschen mit einer Querschnittlähmung und einem tiefen Dekubitus. Methode: Klinische und wissenschaftliche Beobachtung der Entwicklung und Implementierung eines CDSS in einer Akut- und Rehabilitationsklinik mittels Tagebuchdokumentation. Resultate: Seit August 2015 trifft sich das Kernteam mehrheitlich wöchentlich für eine Stunde Koordination zur Entwicklung und Implementierung des CDSS. Spezialisten wurden in vier 4 Konsensuskonferenzen ergänzend für die Entwicklung des "use-case" und die Beschreibung der Meilensteine, Abhängigkeiten im Behandlungsprozess, Diagnose, Assessments, Konsilien und der spezifischen Subteilprozesse wie z.B. der Lappenplastik involviert. Nach der Umwandlung des Workflows in die "Business Process Modeling Notation" (BPMN), wurde in 3 Behandlungsfällen die Pilotversion getestet. Ein interdisziplinäres Training wurde mit einem spezifisch entwickelten Manual durchgeführt. Laufende Anpassungen des CDSS waren notwendig (Feedback- Verbindungen und Zeitstrukturen der Subteilprozesse). Die Prozessanalyse zeigte, dass einige Assessments nicht konsequent umgesetzt wurden (Assessments, Konsilien). Insofern wurde der Standardprozess im Verlauf angepasst. Schlussfolgerung: In dieser Studie wurden die Prinzipien eines Implementierungsprozesses bestätigt, die den Aufwand eines Veränderungsprozesses im Alltag und die notwendigen medizinischen und digitalen Anpassungen beinhalten. Mittels CDSS 13
Osteoporose und Dekubitus wurden Qualitätskontrolle und Unterstützung der alltäglichen Abläufe möglich. Aufgrund des Zeitaufwandes zur Entwicklung und Implementierung sollte die Auswahl der CDSS-Prozesse sorgsam getroffen werden. V16 Intelligentes Sitzkissen zur Dekubitusprävention – ein Konzept mit Potential U. Schonhardt1, B. Schürch1, K. Hug1, R. de Roche1, M. Hund1 1REHAB Basel, Basel, Schweiz Hintergrund: Die technologische Entwicklung hat in den letzten 20 Jahren auch in der Hilfsmittelversorgung große Fortschritte gemacht. Allerdings sitzen RollstuhlfahrerInnen immer noch auf passiven Sitzkissen, deren Konzepte sich im gleichen Zeitraum kaum verändert haben. Prävention und Behandlung von sitzbedingten Dekubitus schränken die Teilhabe immer wieder beträchtlich ein und stellen daneben einen bedeutenden Kostenfaktor dar. Fragestellung: Was muss ein innovatives Sitzkissen-Konzept leisten, um das Auftreten des sitzbedingten Dekubitus unter Einsatz moderner Technologien so weit wie möglich zu verhindern? Vorgehen: Literatursuche zu biomechanischen Effekten beim Sitzen und deren Wirkung auf das Bindegewebe bei Menschen mit Querschnittlähmung Literatursuche zu geltenden Empfehlungen für die Dekubitusprävention im Sitzen Beschreibung der gewebeschädigenden äußeren Einflüsse als technisch modifizierbare Parameter Markt- und Patentrecherche zu bestehenden Produkten und Konzepten Entwicklung eines innovativen Sitzkissen-Konzeptes unter Anwendung der oben genannten Erkenntnisse Ergebnisse: Entscheidende physikalische Faktoren für die Beanspruchung des Bindegewebes im Bereich der Sitzfläche sind Druck, Scherkraft, Reibung, Temperatur, Feuchtigkeit und Zeit. Je nach Kombination und Intensität bewirken diese eine Verminderung oder ein vollständiges Erliegen der Durchblutung mit den bekannten Folgen. Mit dem innovativen Sitzkissen-Konzept sollen diese äußeren Faktoren durch technische Prinzipien und intelligente Regelungsverfahren variiert werden. Dadurch können die schädigenden Effekte im Bindegewebe teilweise oder ganz vermieden werden. Erfahrungen mit einfachen Wechseldruck-Sitzkissen sowie zur Wirkung des Entlastens sind in der Literatur beschrieben. Schlussfolgerung: Moderne technologische Möglichkeiten werden bisher kaum genutzt, um die Prävention sitzbedingter Schädigungen aktiv und alltagstauglich zu managen. Um Menschen mit Querschnittlähmung so weit wie möglich vor dem Auftreten eines Dekubitus zu schützen und die aktive Teilhabe zu verbessern, müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden. 14
Spina bifida und kindliche Querschnittslähmung V17 Spina bifida occulta mit tethered cord und Wirbelkörperdeformität C. Krieter1, H. P. Scharf1 1Universitätsklinik Mannheim, Orthopädisch-Unfallchirurgisches Zentrum, Mannheim, Deutschland Männlicher Säugling 09/2015 nach unauffälliger Schwangerschaft und Folsäuresubstitution termingerecht entbunden (Apgar 8/10/10). Der Säugling bewegt seine Beine nicht, liegt in Froschhaltung und weist klinisch eine Wirbelsäulendeformität ("Springschanze") auf. Die Sonographie und die Bildgebung im Force-CT bestätigen den Verdacht einer Spina bifida occulta mit tethered cord bei lumbaler Wirbelkörperdeformität. Die orthopädische Fragestellung betrifft zunächst die beidseits bestehenden Klumpfüße und nach neurochirurgischer Konsultation gemeinsam die lumbale Wirbelsäulendeformität. Unter der Entbindung kam es außerdem zu einer distalen Oberschenkelfraktur links, die erst durch die Therapie der Klumpfüße offenbar wurde und behandelt werden konnte. Orthopädisch führten wir eine modifizierte Gipsredression nach Ponseti mit Wattepolsterung und frühzeitigen Gipswechseln durch. Hierunter konnte der weichere der beiden Füße vollständig redressiert werden, der steifere der beiden dagegen nur mäßig. Bei auffälliger Hüftgelenks- sonographie erhielt das Kind zusätzlich eine Tübinger Hüftbeugeschiene. Die Toleranz des Säuglings war durch die zusätzliche Hüftbeugung und dem damit verbundenen Lymphstau nur mäßig, so dass nach einer MRT der Wirbelsäule und des Beckens bei ausreichender Pfannenüberdachung diese Therapie im Einvernehmen mit den Eltern wieder verlassen wurde. Nach ausreichender Redression beider Füße wird die perkutane Achillotendotomie beidseits durchgeführt und wattierte Gipse angelegt. Eine nach Gipsabdruck gefertigte Kopenhagener Schiene wurde drei Wochen postoperativ als Rezidivprophylaxe gewählt. Nach anfänglichem Lymphstau konnte diese im Wechsel mit einer nach Abdruck passgenau gefertigten Lagerungsschiene mit Zehenbänkchen angelegt werden. Im Verlauf eines Jahres zeigte sich eine eindeutige Verbesserung der motorischen Entwicklung und insbesondere der Funktion der unteren Extremitäten, sodass aktuell eine neurochirurgische Lösung des Tethered cord geplant ist. Abb. 1 15
Spina bifida und kindliche Querschnittslähmung V18 Retrospektive Analyse der Wirksamkeit von Oxybutynin 0,1% Lokaltherapie nach oraler anticholinerger Medikation bei Kindern und Jugendlichen mit neurogener Blasenfunktionsstörung durch neurogene Detrusorhyperaktivität (NDO) A. Hirsch1, R. Busche2, T. Leis1, R. Trollmann1 1Kinder- und Jugendklinik am Universitätsklinikum, Abteilung Neuropädiatrie, Erlangen, Deutschland 2Deister-Diagnostics, Barsinghausen, Deutschland Zur Behandlung einer neurogenen Blasenfunktionsstörung mit neurogener Detrusorhyperaktivität (NDO) steht die lokale Instillation mit Oxybutynin bei erfolgloser oraler anticholinerger Medikation zur Verfügung. Gemäß der Richtlinie der EAU 1 ist die Instillation vor operativen Eingriffen zu erwägen. Ziel vorliegender retrospektiver Analyse war es, die Wirksamkeit der anticholinergen Therapie mittels Instillation mit Oxybutynin 0,1% nach unzureichendem Erfolg bzw. unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) einer oralen anticholinergen Behandlung bei Kindern und Jugendlichen mit NDO anhand urodynamischer Parameter zu bewerten. Die retrospektive Studie umfasst Daten von 30 Kindern und Jugendlichen (12m, 18w; mittleres Alter 12.7 ± 8,3 Jahre) mit NDO (Meningomyelocele, n=27). Die mittlere Beobachtungsdauer betrug 5,5 ± 4,1 Jahre. Es wurde 2- bis 4-mal täglich 10 ml Oxybutynin 0,1% instilliert. Das Blasenvolumen wurde entsprechend des Alters der Patienten normiert2. Statistik: Paired t-test, Wilcoxon signed rank-test. Das mittlere normierte Blasenvolumen stieg unter Instillationstherapie von 0,77 ± 0,28 auf 1,00 ± 0,33 (p 40 cm H2O lag, waren es während der Instillationstherapie 3/28 Pt. Der Anteil der Patienten mit vesicoureteralem Reflux (Diagnosesicherung durch Miktionszystoureterographie) zeigte einen Rückgang von 8/26 auf 3/20 Pt. Die Häufigkeit von Harnwegsinfektionen war im Verlauf der Studie konstant (3/27 vs. 3/25 Pt.). Über anticholinerge UAW berichteten 6/30 Pt. Unsere retrospektiven Daten stehen in Einklang mit Studienergebnissen in der Literatur3,4. Bei unzureichendem Erfolg bzw. UAW einer oralen anticholinergen Behandlung bei Kindern und Jugendlichen mit NDO stellt die Instillation von Oxybutynin 0,1% eine effektive Option zur Verbesserung der Blasenkapazität dar, um somit indirekt zum Schutz des oberen Harntraktes und der Nierenfunktion beizutragen. Literatur: Blok, B. et al., Guidelines on Neuro-Urology (2015). Wahl et al., BJU 2004, 6:895. Humblet et al., Neurourol. Urodynam. 2015, 34:336. Schröder, A. et al., Neurourol. Urodynam. 2016, 35:582. V19 ECMO-Therapie eines Spina-bifida-Patienten bei H1N1-Pneumonie induziertem ARDS O. Jansen1, O. Kamp1, M. Aach2, R. Meindl2, C. Waydhas1, V. Rausch1, T. Schildhauer1, U. Hamsen1 1BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik, Bochum, Deutschland 2BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Abteilung für Rückenmarkverletzte, Bochum, Deutschland Das acute respiratory distress syndrome (ARDS) ist charakterisiert als ein rasch einsetzendes hypoxisch/hyperkapnisches Lungenversagen kritisch kranker Patienten. Trotz verbesserter Therapieoptionen verbleibt die Mortalitätsrate dieser Patienten auf einem hohen Niveau. Wir berichten über einen 45-jährigen Spina bifida Patienten der aufgrund einer H1N1 assoziierten Pneumonie ein ARDS entwickelt. Aufgrund der Spina bifida spezifischen körperlichen Konstitution/Deformitäten erwies sich sowohl die ECMO Kanülen Positionierung, als auch die lungenprotektive Beatmung als eine schwierige Herausforderung. Trotz dessen, konnte der Patient schlussendlich nach einer 42 tägigen ECMO Therapie vollständig vom Respirator entwöhnt und in sein ursprüngliches privates und berufliches Leben reintegriert werden. Abb. 1 CT Thorax zum Zeitpunkt der Aufnahme 16
Spina bifida und kindliche Querschnittslähmung V20 Wachsen ist nicht gleich Erwachsen – Transition von Jugendlichen mit Spina bifida. I. Eriks-Hoogland1, P. Jungen2, J. Meunzel3, S. Staubli4, A. Violka5, J. Wöllner6, A. Scheel-Sailer7 1Schweizer Paraplegiker Zentrum, Ambulatorium, Nottwil, Schweiz 2Schweizer Paraplegiker Zentrum, Sportmedizin, Nottwil, Schweiz 3Schweizer Paraplegiker Zentrum, Orthopädie, Nottwil, Schweiz 4Schweizer Paraplegiker Zentrum, Integration & Partizipation, Nottwil, Schweiz 5ParaHelp, Nottwil, Schweiz 6Schweizer Paraplegiker Zentrum, Neuro-Urologie, Nottwil, Schweiz 7Schweizer Paraplegiker Zentrum, Akutmedizin und Rehabilitation, Nottwil, Schweiz Hintergrund: Vielen Jugendlichen mit Spina Bifida (SB) gelingt der Übertritt aus der Kindermedizin in die Erwachsenenmedizin nicht. Sie verlieren den Kontakt zur notwendigen Spezialbetreuung und stellen sich oft erst wieder mit Komplikationen in einem qualifizierten Zentrum vor. Das Ziel der Studie ist eine Beschreibung der Komplikationen (SCI-SCS), der Funktionsfähigkeit (SCIM III) und der Partizipation der Jugendlichen mit SB im Rahmen der Transition. Methode: Beobachtungsstudie im Rahmen der Transition von Jugendlichen mit SB 2016. Ergebnisse: Insgesamt wurden 19 Jugendliche mit SB (13 >L2 (Th 4-L2), bei 5 zwischen L3-L5 und in einem Fall < S1, 13 Mädchen) mit einem Durchschnittsalter von 18 Jahren (Range 14-25) für eine Transition angemeldet. 13 Jugendliche wurden aus einem Kinderspital überwiesen, 4 durch die Eltern selber und 2 durch den Hausarzt. Bei 16 Jugendlichen wurde eine Arnold Chiari Malformation diagnostiziert und 13 Jugendliche waren mit Ventrikulo-Peritonealem-Shunt versorgt. Alle zeigten eine Störung der Blasen- & Darmfunktion sowie der Sexualfunktion. Die Urinableitung erfolgte bei 13 Jugendlichen durch ISK, bei dreien durch ein Mitrofanoff Stoma, zwei mittels suprapubischem Katheter und einer spontan. 11 Jugendliche berichteten von rezidivierenden Harnwegsinfekten. 7 Mädchen berichteten von einer Dysmenorrhoe. 11 Jugendliche hatten Kontrakturen oder eine Skoliose, in 10 Fällen war die Sitzposition im Rollstuhl inadäquat. Der SCIM Score war im Durchschnitt 40 Punkten (Range 30-70). 16 Jugendliche wohnten zuhause, 3 in einem betreuten Wohnen. Die Kognition wurde durch 15 Eltern als eingeschränkt beurteilt (1 getestet). 8 Jugendliche besuchten den normale Unterricht (in allen Fälle als problematisch empfunden), 5 den Spezialunterricht, 1 machte eine Lehre, und 4 Jugendliche hatten keine Tagesstruktur. Nur 2 Jugendliche betrieben regelmäßig Sport. Schlussfolgerung: Bei Jugendlichen mit einer SB lagen zum Zeitpunkt der Transition nebst verschiedenen medizinischen Problemen, vor allem Probleme der Funktionsfähigkeit und Partizipation vor. Da die Kognition eine der wichtigste Variablen für die berufliche Zukunft ist, sollte spätestens im Hinblick auf die Berufswahl eine neuro-psychologische Testung durchgeführt werden. V21 Erarbeitung eines Versorgungskonzeptes für Kinder und Jugendliche mit einer Querschnittlähmung an einer Akut- und Rehabilitationsklinik A. Scheel-Sailer1, R. Thalmann1, A. Violka2, D. Sigrist-Nix1, I. Eriks- Hoogland1 1Schweizer Paraplegiker Zentrum, Nottwil, Schweiz 2ParaHelp, Nottwil, Schweiz Hintergrund: Kinder und Jugendliche mit einer Querschnittlähmung (QSL) gehören mit einer Inzidenz von 2/10Mio zu den seltenen Erkrankungen. Folglich existieren unzureichende Versorgungsstrukturen. Grundsätzlich stellen Kinder und Jugendliche mit einer QSL besondere und spezifische Herausforderungen an die medizinisch-rehabilitative Versorgung, da sowohl pädiatrische als auch paraplegiologische Aspekte berücksichtigt werden müssen. Besonders die Übergangsphase vom Kind zum Erwachsenen (Transition) hat eine zusätzliche Dynamik. Ziel der Studie ist die Beschreibung der Versorgungsstrukturen im Sinne eines Gesamtkonzeptes für Kinder und Jugendliche mit einer QSL. Methode: Systematische Erfassung der Angebote und Konsensus basierte Konzeptentwicklung für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen in einem Querschnittzentrum mit Akut- und Rehabilitationsklinik. Resultate: Ambulant werden Kinder ab dem Alter von 6 Jahren in Spezialabteilungen (Neuro-Urologie, Neuro-Orthopädie) betreut und durch spezialisierte Pflege zuhause beraten. Seit 2006 werden jährlich dreiwöchige Jugendrehabilitationswochen durchgeführt. Seit 2010 werden Jugendliche auf dem Weg zum Erwachsenenalter aus der Pädiatrie im Rahmen einer Transition intensiv begleitet. Im Konzept Kinder mit QLS zur Erstrehabilitation wurden ergänzend in Absprache mit allen Abteilungen die Voraussetzungen für eine Kinderrehabilitation in Abgrenzung zur Versorgung akutmedizinischer pädiatrischer Probleme definiert. Hierzu zählen sowohl spezialisierte Fachkräfte in den Kerndisziplinen (Medizin, Pflege, Physio- und Ergotherapie, Sozialberatung, Psychologie) als auch ergänzende Angebote wie Lehrangebote, Heil- und Sozialpädagogik. Zusätzlich müssen im Konzept besondere pädiatrische Versorgungsstrukturen verankert und die Erziehungsberechtigten in den Behandlungsprozess integriert 17
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