Die ganze Welt in einem raum - Axel Springer SE
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Das Mitarbeitermagazin der Axel Springer SE – 4/2013 Eine Führung mit Chefredakteur Jan-Eric Peters Die ganze WELT in einem Raum Start-up UNsere „Homepage“ Digitale Stadt So startete FAKT Was wir sind und Zu Besuch bei vor zehn Jahren in Polen was wir wollen hamburg.de
WeihnachtsgruSS Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! I n wenigen Tagen ist Weihnachten und damit hoffentlich für alle die Zeit gekommen, einmal durchzuatmen und sich der Familie oder Freunden zu widmen. Ein intensives Jahr liegt hinter uns allen. Es war ein Jahr des Umbaus und dabei ganz besonders auch ein Jahr der Besinnung auf das, was wir können und was wir sind, und darauf, wie wir miteinander arbeiten wollen. Wir können Journalismus und werden ein journalistisches Haus bleiben. Mathias Döpfner Mit einem klaren Bekenntnis zum Journalismus als Kern unserer Vorstandsvorsitzender DNA will Axel Springer der führende digitale Verlag werden. Um das zu erreichen, haben wir in diesem Jahr große, zum Teil schmerzhafte Weichen gestellt, weiter in die digitale Transformation investiert und uns zu einem noch moderneren Arbeitsumfeld inspirieren lassen. Der geplante Verkauf unserer Regionalzeitungen und der Frauen- und Programmmagazine an die Funke Mediengruppe war und ist für uns alle eine Zäsur. Die Trennung von Titeln, die für die Entwicklung unseres Unternehmens von so zentraler Bedeutung waren, fällt auch heute noch nicht leicht. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass dieser Schritt der richtige ist, um Axel Springer konsequent in eine digitale Zukunft zu führen, aber auch, um die Zukunft der zu veräußernden Objekte im neuen Verbund zu stärken. Hinter uns liegt ein Jahr der Investitionen in den digitalen Journa lismus. Dass qualitativ hochwertiger Journalismus für viele Menschen auch im Netz sehr wertvoll ist, zeigt sich an der zunehmenden Zahlungs-Bereit- schaft unserer Kunden. Das Bezahlangebot der WELT, das vor etwa einem Jahr eingeführt wurde, ist erfolgreich gestartet. Auch bei BILD+, unserem zweiten Großprojekt der digitalen Premium-Offensive, sehen wir erste vielversprechende Zahlen und Rückmeldungen. Axel Springer ist ein Haus der Ideen, ein Zuhause für alle, die in ih- rem Bereich – egal ob Technologie-Experte, Vermarkter oder Journalist, egal ob bei gedruckten oder digitalen Angeboten – gemeinsam mit anderen etwas Neues schaffen wollen. Kreativität ist die Grundlage unseres Geschäfts, eine Eigenschaft, die zu Axel Springer gehört und uns alle verbindet. Erfolg durch Kreativität ist aber nur möglich, wenn wir unsere Arbeitsweise anpassen. Wir haben den Kulturwandel bei Axel Springer in diesem Jahr gemeinsam deutlich vorangebracht. 2014 wollen wir daran anknüpfen und weiter Hierarchien abbauen, um Entscheidungsprozesse zu beschleunigen, unsere Technologie-Kompetenz ausbauen, bereichsübergreifende Zusammenarbeit fördern und unsere Identität als digitaler Verlag weiter stärken. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung, Ihr Engagement, Ihre Leidenschaft. Für Ihren großen Einsatz danke ich vielmals und wünsche Ihnen und Ihren Liebsten Gesundheit, Fröhlichkeit und wunderschöne Festtage. Sehr herzlich Ihr Die inside.mag-Redaktion wünscht allen Leserinnen und Lesern ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr! Mathias Döpfner inside.mag@axelspringer.de Lesertelefon: (0 30) 25 91-7 76 40 4/2013 03
Übersicht 10 JAHRE 08 Unsere „Homepage“ Mathias Döpfner präsentiert Grundsatzpapier 16 Ein Start-up wird 10 Die Gründung von FAKT in Polen 06 Hingucker 22 Neue Folge „Beruf: Reporter“ 32 hamburg.de Bea Peters gibt Einblicke in ihre Die Stadt im Netz Arbeit für B.Z. und BILD Berlin 36 Die neue Welt der WELT 26 Wieder zu Hause Früher war mehr Lametta 08 „Homepage“ Was wir sind und was wir wollen 16 Interview Chefredakteur Jan-Eric Peters Über die Pionierarbeit bei FAKT So war der Umzug der B.Z. stellt den Newsroom vor vor zehn Jahren vom Ku’damm ins Berliner Axel-Springer-Haus 44 Menschen bei Axel Springer Christoph Simon über Zigaretten, 30 Sonntags-Sonder-Einsatz Cola und die Arbeit für BILD Viele Kollegen überzeugen direkt an der Haustür für Print 04 4/2013
Inhalt 22 Das Klatschmädchen Reporterin Bea Peters über ihre spannende Arbeit zwischen rotem Teppich und beleidigten Promis 52 Gemeinsame Nutzung Was Julia und Nina Meise und viele andere Kollegen gerne teilen 46 immoweb.be 56 Namen -Impressum Personalien bei Axel Springer Herausgeber: Stabsabteilung Information, Edda Fels (Leitung) 58 Unter uns Redaktion: Marc Baron* (Leitung), Jubiläen, Ehrentage und mehr Leonie von Vollard-Bockelberg Koordination: Bianca-Maria Brandt* 62 Jahresrückblick (Leitung Interne Kommunikation) Das war 2013 für Axel Springer wichtig Artdirektion: Eike Mitte Redaktionsassistenz: Marc-Philipp Grünwald 66 „Meine Woche“ Verlag: Axel Springer SE, Besuch bei den Kollegen in Brüssel Axel-Springer-Str. 65, 10888 Berlin Fotos: Matti Hillig, Christian Kielmann, Martin Lengemann Leserhotline: (030) 25 91-7 76 40 50 Was macht eigentlich … inside.mag@axelspringer.de … Gert Borsum? Lesen, Repro: Image-Pool, Berlin Tennis, reisen, genießen! Druck: Axel Springer SE, Druckhaus Spandau (Inhalt) 52 Teilen! Buch- und Offsetdruckerei H. Heenemann GmbH & Co (Umschlag) Welche Dinge Kollegen gerne gemeinsam nutzen Titelfoto: Martin Lengemann Unterwegs mit Axel Telzerow, Chefredakteur COMPUTER Aktuelle Auszeichnung: Gold-Award beim inkom. Grand Prix 2013 BILD-Gruppe * verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes für redaktionellen Inhalt 4/2013 05
„Früher war mehr Lametta“ Das Axel-Springer- Weihnachtsmärchen mal anders J edes Jahr, so ist es inzwischen Tradition, wird sie neu geschrieben: das Axel-Springer-Weihnachts märchen. Immer überraschend, manchmal etwas schräg, aber nie lang- weilig. In diesem Jahr haben Autoren ge- nerationenübergreifend den weihnacht- lichen Fortsetzungsroman verfasst und ihn – multimedial im Studio TV- und Videopro- duktionen von Axel Springer in Szene ge- setzt – auch vor der Kamera gesprochen. Den Startschuss gab, wie in den letzten Jahren, Mathias Döpfner. Auf ihn folgen BILD am SONNTAG-Chefredakteurin Mari- on Horn, der stellvertretende WELT-Chefre- dakteur Ulf Poschardt, Evelyn Weigert aus der Frank-Elstner-Masterclass sowie der Schauspieler Christian Ulmen. Herausge- kommen ist ein kreatives, leicht skurriles „Friends & Family“-Projekt – mit einem pointierten Ende. Lametta spielt dabei eine Rolle ebenso wie ein gewisser Bart … frohe Weihnachten! Mehr online im inside.net Schauen Sie sich das Axel-Springer-Weihnachts märchen an: insidenet/go/Weihnachtsmaerchen 06 4/2013
Unternehmen Foto: Christian Kielmann Standortbestimmung: Mathias Döpfner präsentiert die „Homepage“ Am 9. Dezember 2013 stellte Mathias Döpfner rund 120 Führungskräften von Axel Springer im Berliner Verlagsgebäude ein aktuelles Grundsatzpapier vor. Eine Standortbestimmung, genannt die Axel Springer „Homepage“. Er erklärte „Was wir sind und was wir wollen“ und sprach über Selbstverständnis, Strategie und Werte. Seine Kern- aussage: „Sinn und Seele des Unternehmens Axel Sprin- ger ist Journalismus.“ Der gemeinsame Auftrag: „Die erfolg- reiche Etablierung von unabhängigem Journalismus in der digitalen Welt.“ Ziel: „Der führende digitale Verlag werden.“ Auf den folgenden Seiten dokumentiert inside.mag den vollständigen Text. Mehr Hintergrund und ein Interview mit Mathias Döpfner finden Sie ab Seite 12. 4/2013 09
Unsere „Homepage“ Was wir sind und was wir wollen Axel Springer verfolgt eine Strategie des 1 Wir sind und bleiben ein Verlag, also ein Haus des Journalismus profitablen Wachstums. Unsere Mehrheits- 2 Wir wollen unsere Leser unabhängig und besser als andere informieren, aktionärin sichert unsere Unabhängigkeit. beraten und unterhalten Wir sind ein börsennotiertes Unternehmen und als solches den Effizienz- und Transpa- 3 Wir sind und wir wollen wirtschaftlich erfolgreich sein renzanforderungen des Kapitalmarktes ver- pflichtet. Wir beschränken unser Selbstbild 4 Wir gestalten die Digitalisierung aktiv und sehen darin unsere aber nicht auf wirtschaftlichen Erfolg allein. große Chance Wir wissen: Gewinn ist nicht alles, aber 5 Wir tun das, was wir tun, mit Leidenschaft und versuchen ständig ohne Gewinn ist alles nichts. besser zu werden Wir wollen Wert schaffen. Materiellen 6 Wir ziehen Individualisten an und fördern sie wirklich und ideellen Wert. 7 Wir stärken Freiheit, Demokratie und Weltoffenheit Wir wollen den Unternehmenswert steigern. Neben dem operativen Ergebnis (EBITDA) ist das Ergebnis pro Aktie die entscheiden- Sinn und Seele des Unternehmens Axel Springer ist der Journalismus. Mit de Kennziffer, an der wir uns messen und unabhängiger und kritischer Information und Beratung sowie guter Unterhaltung messen lassen. Gleichzeitig wollen wir durch unsere journalistische Arbeit die Werte Frei- dienen wir unseren Lesern. Mit unseren publizistischen Angeboten leisten wir heit, Demokratie, Rechtsstaat, Wettbewerb, einen Beitrag zur Stärkung von Freiheit und Demokratie. Voraussetzung dafür ist Eigentum, Menschenrechte, Weltoffenheit unser wirtschaftlicher Erfolg. Wir arbeiten täglich an der Verbesserung unserer und Toleranz stärken. journalistischen, technologischen und kaufmännischen Kompetenz. Unser Verlag ist den Werten seines Gründers Axel Springer verpflichtet. Er stand zualler- Unsere Mission: erst für Freiheit. In diesem Sinne sind die fünf Präambeln des Unternehmens definiert: die Die erfolgreiche Etablierung von unabhängigem Journalismus Vertiefung der deutschen und europäischen in der digitalen Welt. Einheit, die Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes, die Solidarität in der freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Unser Ziel: Vereinigten Staaten von Amerika, die Wir wollen der führende digitale Verlag werden. Verteidigung der freien sozialen Marktwirt- schaft und die Ablehnung jeglicher Art von politischem Totalitarismus. Diese Werte schreiben keine Unterstützung irgendeiner Ideologie, Regierung oder politischen Partei vor, vielmehr ermöglichen und benötigen sie, wie jede echte Loyalität, auch ehrliche Kritik. 10 4/2013
Unternehmen Kritik und Selbstkritik gehören auch zur Axel Springer ist ein internationales Un- Wir wollen schnell und unbürokratisch arbei- Unternehmenskultur insgesamt. ternehmen. Unser Kernmarkt ist Europa. ten. Wer unternehmerische Risiken eingeht, Drei Werte sind dabei entscheidend: Auch in Wachstumsmärkten wie Indien, wird dafür belohnt, auch wenn er dabei Kreativität, Unternehmertum, Integrität. Brasilien, Asien und den Vereinigten Staaten Fehler macht. von Amerika wollen wir erfolgreich sein. Wir Die digitale Transformation der Gesellschaft betreiben grundsätzlich keine Geschäfte in Wir fördern Vielfalt der Geschlechter, der und unseres Geschäftes sehen wir als nicht demokratischen Ländern. Nationalitäten, der Religionen, der sexuellen Chance und gestalten sie aktiv: ohne Angst Orientierung, des Lebensalters und der vor Selbstkannibalisierung und ohne Teilung Wir wollen im Umgang untereinander das le- Persönlichkeiten. in analoge und digitale Silos. Alle Mitarbei- ben, was wir als gesellschaftspolitische Ziele ter sind für die erfolgreiche Digitalisierung insgesamt definiert haben. Freiheit erfordert Wir behandeln jeden Mitarbeiter so, wie verantwortlich. eine Kultur des Vertrauens, nicht der miss wir selbst behandelt werden wollen: trauischen Kontrolle. Wir messen den Erfolg respektvoll und warmherzig. Unser Unternehmen gliedert sich in drei unserer Mitarbeiter an den Ergebnissen, Segmente, die in unterschiedlicher nicht an der Präsenz. Wir fördern Unterneh- Axel Springer ist ein Wirtschaftsunterneh- Intensität auf Journalismus basieren mer im Unternehmen. Wir organisieren den men, in dem sich Individualisten wohlfühlen, oder vom Journalismus profitieren. Verlag als operative Holding – so zentral weil sie die Freiheit für eigene Entscheidun- wie nötig und so dezentral wie möglich. Alle gen und zum eigenständigen Gestalten ha- 1 Bezahlangebote Dies sind alle Marken, Geschäftsbereiche und Dienstleis- ben. Eine Art „United Artists“. Artists – egal Geschäftsmodelle, die überwiegend durch tungen werden zu eigenständigen Gesell- ob Reporter oder Softwareentwickler – sind zahlende Leser refinanziert werden. schaften, die bei aller Unterschiedlichkeit zu- eigenständig, unterschiedlich und manchmal sammenhalten wie Mitglieder einer Familie. kompliziert. Das dürfen und sollen sie, so- 2 Vermarktungsangebote Dies sind lange sie exzellent sind und, wenn es darauf alle Geschäftsmodelle, die überwiegend Technologiekompetenz wird in einem ankommt, zusammenhalten – United. durch zahlende Anzeigenkunden refinanziert digitalen Verlag immer wichtiger. Daher werden. fördern wir innovative Technologie, blei- Wir sind leidenschaftlich und haben Lust, ben im Kern aber ein Haus des Journa- Neues zu entdecken, uns zu verändern und 3 Rubrikenangebote Dies sind alle lismus. uns zu verbessern. Wir wollen Erfolg haben, Geschäftsmodelle, die überwiegend durch Gutes tun und Spaß haben. zahlende Stellen-, Immobilien- oder Autoan- Was wir tun, tun wir für unsere Leser und zeigenkunden refinanziert werden. Kunden. Aber Leser- und Kundenorientie- Und wir wissen, dass alles, was hier rung bedeutet nicht Gefälligkeitsjournalismus definiert ist, ein Ziel beschreibt, aber In dieser Struktur spiegeln sich die traditio- oder Anbiederung. leider noch nicht immer und überall die nellen Erlöse eines Verlages. So wie früher Wirklichkeit. Das wollen wir ändern. eine Zeitung von Abonnenten, Anzeigenkun- Wir verteidigen redaktionelle Unabhängig- den und Rubrikenanzeigenkunden finanziert keit als unser höchstes Gut. Unabhängiger, wurde. Der führende digitale Verlag sind wir kritischer, also glaubwürdiger Journalismus dann, wenn wir in unseren jeweiligen Markt- ist der beste Dienst an allen Lesern und Mehr online im inside.net segmenten und in den Ländern, in denen wir Kunden. Die „Homepage“ von Axel Springer steht zum Download aktiv sind, die Nummer eins sind. bereit unter: insidenet/go/homepage 4/2013 11
„Wir müssen alle selber brennen“ Am Rande des Führungskräftetreffens das erreichen? Und natürlich stand vor allem die Frage im Mittelpunkt: Wel- am 9. Dezember führte inside.tv ein che Rolle spielt bei uns Journalismus? Ich glaube, das waren Fragen, die auch im Un- Interview mit dem Vorstandsvor- ternehmen viel diskutiert wurden und die sitzenden. In dem Gespräch ordnet geklärt werden mussten. Mathias Döpfner ein, warum die Warum ist es wichtig, den strategischen „Homepage“ gerade jetzt wichtig ist „Standort“ für Axel Springer gerade jetzt zu bestimmen? und über welche Veränderungen er Ich glaube, dass in den vergangenen Mona- ten einige Ereignisse dieses Unternehmen mit den Führungskräften gesprochen erschüttert haben, positiv und negativ. Ich hat. Lesen Sie hier Auszüge: glaube, dass insbesondere der geplante Ver- kauf der Regionalzeitungen, der Programm- und Frauenzeitschriften einen Schock aus- Sie haben den Führungskräften ein gelöst hat und dass damit die Frage aufkam: Grundsatzpapier für Axel Springer Welche Rolle spielt Journalismus überhaupt vorgestellt. Worum geht es darin? noch? Welche Werte gelten bei uns noch? Im Mathias Döpfner: Wir haben – und ich Zusammenhang mit unserer Prüfung einer glaube, dass man das von Zeit zu Zeit tun Beteiligung an der Scout-Gruppe wurde die- sollte – uns gefragt: Was sind wir und was se Frage noch deutlicher: Ist das die Zukunft wollen wir? Wo stehen wir heute? Wo wollen und nicht mehr der Journalismus? wir hin? Mit welchen strategischen Zielen wollen wir das erreichen? Mit welchen un- Der Satz: „Sinn und Seele des Unterneh- ternehmenskulturellen Werten wollen wir mens ist Journalismus“ ist ein besonders 12 4/2013
Unternehmen Foto: Christian Kielmann Im Gespräch am Rande des Management-Meetings 2013: Mathias Döpfner und Bianca-Maria Brandt bemerkenswerter Satz in dem Grundsatz- zahlenden Leser, der ein Abo bestellt hat papier. Gilt er denn nur für Journalisten? oder an den Kiosk gegangen ist, durch den Oder was sagen Sie zu den digitalen zahlenden Anzeigenkunden, der eine Anzei- Beteiligungen – beziehungsweise den ge geschaltet hat, und durch die vielen Tau- Mitarbeitern dort? send Kleinanzeigenkunden für Wohnungen, Jobs, Autos! […] Damals wie heute arbeitet eine deutliche Mehrheit in diesem Unter- nehmen nicht direkt mit journalistischen Mitteln. Zwei Drittel der Mitarbeiter waren Ohne jour- auch früher schon entweder in der Anzeigen- vermarktung, bei der Kleinanzeigenabtei- nalismus hat lung, im Controlling, im Vertrieb, in der IT oder in der Druckerei beschäftigt. Obwohl dieses unter- sie keine Journalisten waren, haben diese Mitarbeiter für Journalismus und die weltan- nehmen keinen schaulichen Werte, die dieser vermittelt hat, gebrannt. Sie waren motiviert und haben sinn. dadurch dazu beigetragen, dass das Modell erfolgreich ist. Und so wünsche ich mir das auch heute. Das heißt, eigentlich ist diese Verortung In der Struktur eines klassischen Verlages gar nicht so neu, sondern geht es vielmehr in der analogen Welt hat Journalismus um eine Besinnung – ist das richtig? den Wesenskern ausgemacht, der auf drei Sie können sagen, diese Standortbestim- Wegen monetarisiert wurde: durch den mung manifestiert einen alten Standpunkt. 4/2013 13
Es ist einerseits etwas, was sehr viel mit Un- natszeitschrift sein wird und die sich vor dass die im Grundsatzpapier, in der ternehmenstradition zu tun hat, und auf allen Dingen mit investigativer Recherche „Homepage“, gesetzten Ziele auch erreicht der anderen Seite glaube ich, dass es ein fast profilieren möchte. Wir haben heute au- werden, und was erwarten Sie von den avantgardistischer Ansatz ist, der im Moment ßerdem die hundertprozentige Übernahme Kollegen im Haus? in vielen digitalen Zeitgeist-Zirkeln noch des Fernsehsenders N24 und die enge Ko- […] Wenn wir gemeinsam Spaß an der nicht à la mode ist. Ich würde aber heute operation dieses Senders mit der WELT- Arbeit haben und motiviert sind, dann wer- davon ausgehen, dass wir recht haben mit Gruppe angekündigt und die beiden neuen den wir – wie in einem Schneeballsystem – der Behauptung, dass unabhängiger, mar- Mitglieder des Unternehmens, den Ge- auch andere Mitarbeiter und Kollegen, die kengebundener Journalismus auch in der schäftsführer Torsten Rossmann und den mit uns zusammenarbeiten, motivieren und digitalen Welt wichtig ist und etwas wert ist, Chefredakteur Stefan Aust willkommen ge- anzünden. Man kann auch sagen: Wer nicht und dass wir von der Verwirklichung dieser heißen. Ich glaube, es hat viele gefreut, dass selber brennt, kann auch keine anderen Men- These überproportional profitieren werden. wir mit diesen beiden Transaktionen auch ein schen anzünden. Aber wir müssen alle selber Ich muss Ihnen aber auch ganz ehrlich sa- brennen, damit wir andere anzünden, damit gen: Wir gehen dieses Risiko gerne ein, denn wir diese Fackel weitertragen und sagen: eine echte Alternative haben wir nicht. Wenn Wir haben hier wirklich eine wichtige Auf- ich sage: „Sinn und Seele des Unternehmens gabe. Wir wollen dafür sorgen, dass Jour- ist der Journalismus“, dann kann ich Ihnen nalismus nicht an das Zeitungspapier ge- auch andersherum formuliert sagen: „Ohne bunden bleibt – damit werden wir übrigens Journalismus hat dieses Unternehmen kei- nen Sinn.“ Wir brauchen Axel Springer Wir müssen noch lange Jahre Freude haben –, sondern dass Journalismus auch in der digitalen Welt nicht, wenn er nicht vor allem für Journalis- mus steht. Wenn Axel Springer nämlich eine noch besser eine Zukunft hat und funktioniert. Darauf freue ich mich. Ich werde alles dafür tun Internet-Unternehmens-Beteiligungs-Firma wird, dann kann ich nur sagen: Davon gibt es erklären. und möglichst tolle Leute ans Unternehmen binden, die Menschen mit Klarheit in der Hunderte und Tausende auf der Welt, davon Strategie und in den Vorgaben motivieren, gibt es größere als wir, und vor allen Dingen gute Transaktionen finden und verhandeln, viele, die viel besser sind als wir. wirtschaftlich diszipliniert bleiben und mög- lichst viel erklären, damit das auch verstan- Über welche konkreten Veränderungen den wird. Manchmal habe ich das Gefühl: haben Sie heute mit den Führungskräften klares Bekenntnis zum Journalismus gemacht Für uns ist das alles schon so selbstver- gesprochen? haben, und zwar in einem sehr ursprüng- ständlich, warum weiß es noch nicht jeder? Wir haben vor allen Dingen über ein paar lichen Sinn hin zum Nachrichtenjournalis- Vielleicht, weil wir es noch besser erklären neue Transaktionen, ein paar neue Mitglie- mus, zum investigativen Journalismus. In- müssen. der der Unternehmensfamilie Axel Springer sofern arbeiten wir an der Einlösung meiner gesprochen, zum Beispiel über die deut- Wette, dass der Journalismus bei Axel Sprin- Das Gespräch führte Bianca-Maria sche Ausgabe von BILANZ, die der „ma- ger in fünf Jahren eine größere Rolle spielen Brandt. nager magazin“-Redakteur Klaus Boldt als wird als heute. Chefredakteur leiten wird, die der WELT Mehr online im inside.net beiliegen wird und damit eigentlich vom Sie sagen, „Wir wollen alle besser werden.“ Das vollständige Videointerview mit Mathias Döpfner Start weg Europas größte Wirtschafts-Mo- Was werden Sie denn dazu beitragen, finden Sie hier: insidenet/go/homepage 14 4/2013
Unternehmen Führender digitaler Verlag Unte r ne hme nsstra te gie Bezahl- Vermarktungs- Rubriken- angebote angebote angebote Journalismus Kreativität Unternehmertum Integrität Unte r ne hme nsw e rte Pro f itab ilität Aus der Standortbestimmung ergibt sich eine neue Bereichssegmentierung, die sich an der traditionellen Erlösstruktur eines Verlags orientiert 4/2013 15
10 Jahre Eine Start-up- Geschichte 16 4/2013
INTERVIEW Vor zehn Jahren brachte Axel Springer sein BILD-Konzept nach Polen. Das Ergebnis: FAKT. Nach zwei Wochen Marktführer. Nach drei Wochen die auflagenstärkste Tageszeitung im Land – was sie bis heute geblieben ist. Anlässlich des Jubiläums sprach Journalistenschülerin Karina Mößbauer für inside.mag mit dem Chefredakteur Grzegorz Jankowski und dem Geburtshelfer Kai Diekmann über die Erfolgsstory von FAKT. 4/2013 17
Welche Erinnerungen haben Sie beide an zum nächsten Tag. Als ich die Ausgabe sah, den 22. Oktober 2003, den Tag, an dem dachte ich mir: Kai hatte recht. Es war die ab- FAKT auf den Markt kam? solut falscheste erste Seite überhaupt. Noch Kai Diekmann: Am Vorabend gab es eine heute schäme ich mich für diese Ausgabe so große Launch-Party. Daran durfte unser sehr, dass ich sie aus meinem Büro aus der BILD-Team, das seit mehreren Tagen vor Ort Sammlung verbannt habe. war, allerdings nicht teilnehmen. In der pol- nischen Öffentlichkeit sollte auf keinen Fall der Eindruck entstehen, bei FAKT handle es sich um eine deutsche Zeitung. Als ich dann am nächsten Morgen im Hotel den Fernse- her einschaltete, berichtete ein Reporter aus Warschau im Zusammenhang mit FAKT über den angeblich peinlichsten Moment für Ich habe den Springer-Verlag. Es hieß, in der ganzen Stadt sei keine einzige Zeitung erhältlich. alles von Ich war total geschockt. Zum Glück stellte sich später heraus, dass das Blatt schlichtweg ausverkauft war. Wegen der großen Nach- kai gelernt. Grzegorz Jankowski frage haben wir FAKT dann sogar in Berlin- Spandau drucken und nach Polen einfliegen lassen. Zwei Fotos, zwischen denen zehn Grzegorz Jankowski: Ich erinnere mich an Jahre liegen: Kai Diekmann (r.) eine wirkliche Katastrophe. Am Tag zuvor und Grzegorz Jankowski bei einer philosophierten wir über die passende Auf- Redaktionssitzung für FAKT (oben) macher-Geschichte. Mein Favorit: eine alte Die ersten Prototypen von FAKT kamen in und bei der Geburtstagsfeier im November 2013 Dame, die an Krebs litt. Mit der Zeile: ‚Muss Tests beim Leser nicht so gut an. Was hat ich sterben, weil ich arm bin?‘ Kai riet mir Kai Diekmann Ihnen in dieser Situation davon ab: ‚Hör mal, ich glaube, das ist nicht geraten? unbedingt die beste Aufmacher-Story für die Grzegorz Jankowski: Ich habe alles von Kai allererste Ausgabe. Vielleicht solltest du bes- gelernt! Einfach alles ... ser etwas Leichteres nehmen.‘ Ich lehnte ab. Kai Diekmann: Das stimmt doch gar nicht. Ich war überzeugt von der Geschichte. Bis Grzegorz ist der Mann, der FAKT geschaf- 18 4/2013
INTERVIEW en Erste Ausgabe: 22.10.2003 Auflage: 689.685 Exemplare Mit einer großen Gala, die auch im polnischen Fernse- hen zu sehen war, wurde im Novem- ber in Warschau gefeiert. Auch unter den Gästen: Präsident Bronislaw Komorowski 22.10.2003 bis 31.08.2013 1.916.185.468 Exemplare (Zahl der Gesamtauflage) 2 4 fen hat. Er war genau der Richtige für diese Aufgabe. Durchschnittliche Anzahl der Seiten Grzegorz hatte in der Entwicklungsphase von FAKT einfach nur schlechte Berater an seiner Seite. Ich besuchte ihn zu dieser Zeit mal in Warschau und wir gingen bei McDonald’s einen Kaffee trinken. Außerhalb der Redak- tion berichtete mir Grzegorz, wie viele Din- ge schiefliefen. Zum Beispiel die Sache mit Start der Regionalausgaben den Druckverträgen. Die ersten FAKT-Sei- ten sollten schon um elf Uhr morgens gelie- fert werden. Poznań (Posen) Trójmiasto 20.12.2004 (Danzig) 03.10.2005 Wie muss man sich das vorstellen? Kai Diekmann: Sie machen eine Ta- Warszawa geszeitung und kurz nach der Themen- (Warschau) konferenz müssen die ersten Seiten raus. Nach unserem Gespräch rief ich sofort Wroclaw (Breslau) Mathias Döpfner an. Wir beschlossen, 01.09.2005 die bisherigen Berater rauszuschmeißen und stattdessen ein BILD-Team nach Katowice (Kattowitz) Lód ź (Lodz) Warschau zu schicken. Die Idee war, dass 01.06.2005 01.12.2005 für jede Schlüsselposition bei FAKT ein deutsches Redaktionsmitglied nach Polen reist. Ungefähr 14 Leute zogen kurz danach in die Warschauer Redaktion ein und knüpf- ten sich das Blatt vor der Markteinführung noch mal richtig vor. ‚Die One-Week-Re- volution‘, wie unsere polnischen Kollegen es nannten. Grzegorz wusste genau, was FAKT von BILD übernehmen und was dem Markt angepasst werden musste. Und für uns war es einfach total spannend, in einer Vor dem Start der ersten Regionalausgabe in 2004 rund 120 Mitarbeiter – heute sind es rund 160 Kollegen 4/2013 19
Redaktionssitzung in Warschau. Mit seinem Team macht Grzegorz Jankowski (2. v. r.) die gedruckte Ausgabe von FAKT – aber auch das Onlineportal fakt. pl mit mehr als 2,5 Millionen Unique Usern im Monat fremden Sprache Zeitung zu machen. Worte ganze Strukturierung des Arbeitstages. In Po- Sie sind mit FAKT zu einer schwierigen Zeit sind für Journalisten ja das wichtigste Werk- len haben wir dadurch eine Revolution ange- auf den Markt gekommen. Tageszeitungen zeug. stoßen. Mittlerweile arbeiten alle polnischen verloren Leser und Anzeigenkunden. Warum Blätter nach diesem Prinzip. Man kann hat es dennoch funktioniert? Wie eignet sich die polnische Sprache für das sagen, wir haben das moderne Zeitungma- Kai Diekmann: Das Erfolgsrezept waren Zeilen-Machen? chen aus Deutschland importiert. Grzegorz’ gute Nerven. Kai Diekmann: Auf Polnisch knackige Zei- Kai Diekmann: Ihr habt euch aber nicht Grzegorz Jankowski: Keiner in Polen len zu texten ist verdammt schwer. Die besten nur für unsere Konferenzstrukturen, sondern glaubte an das, was wir taten. Zeilen macht man auf Englisch. Zum Bei- Kai Diekmann: Nur du! Grzegorz glaubte spiel: ‚Two jets crashed‘. Auf Deutsch muss an das Konzept. Er hatte außerdem eine man schon sagen: ‚Zwei Düsenflugzeuge bahnbrechende Idee. Er widmete die Mittel- zusammengestoßen‘. Wenn du den gleichen seiten einem einzigen großen Essay. Schlug Sachverhalt auf Polnisch beschreiben willst, man die Zeitung auf, fand man in der Mitte brauchst du ein paar Seiten. Grzegorz Jankowski: Das stimmt! Grzegorz ein 800 Zeilen langes Stück. Kai Diekmann: Wir haben uns damals auch andere polnische Blätter ganz intensiv glaubte an FAKT wurde gerade in der Anfangsphase oft als polnische BILD, also deutsche Zeitung, angeschaut. Dafür mussten wir sie vorher abgestempelt. natürlich übersetzen lassen. Aber die Mühe das konzept. Grzegorz Jankowski: Das stimmt – und hat sich gelohnt: Wir fanden heraus, dass auch wieder nicht. Wir haben zwar von den Kai Diekmann in den meisten Beiträgen ganz viel Meinung Deutschen gelernt, wie man Zeitung macht, des Autors steckte, die eigentliche Nach- aber es gab niemals einen direkten Einfluss richt aber immer erst zum Schluss kam. Das auf das Blatt. Dazu muss man wissen, dass galt auch für die ersten FAKT-Artikel. Also allen Polen während des Kommunismus führten wir die polnischen Kollegen an die in den Schulen eingehämmert wurde, dass nachrichtliche Schreibweise heran. auch für unser Seite-1-Mädchen interessiert. BILD eine Zeitung ist, die unser Land wie Grzegorz Jankowski: Es war auch vollkom- 2003 hatte diese Rubrik noch einen festen Posen und Breslau zurückhaben will. Die men neu für mich, als ich dich das erste Mal Platz auf der BILD-Titelseite. Polen ist je- weitverbreitete Meinung war also, BILD ist dabei beobachtete, wie du Blatt machst und doch ein sehr katholisches Land. Ihr wusstet eine böse Zeitung. an den Zeilen feilst. Wir haben dann die genau, dass ihr so was nicht auf der ersten Kai Diekmann: Viele Leute befürchteten, Arbeitsweise der BILD übernommen: The- Seite drucken könnt. Also habt ihr euch für dass FAKT nur ein verlängerter Arm der men-, Foto-, Schlagzeilenkonferenzen – die die letzte Seite entschieden. deutschen Außenpolitik sein würde. Um die- 20 4/2013
INTERVIEW Zwei besondere FAKT- Titelseiten aus den vergangenen zehn Jahren se Skepsis zu zerstreuen und Respekt zu er- Ist Polen bereit für die Digitalisierung? aber die Leute waren hungrig danach. Das langen, wollten wir schnellstmöglich den an- Grzegorz Jankowski: Ich glaube schon. Die BILD-Konzept – in seiner an den Markt gesehensten Politiker Polens als Kolumnisten Leute hier sind hungrig nach Modernität. Als angepassten Form – war genau das richtige. gewinnen. Das war zu dieser Zeit Władysław FAKT vor zehn Jahren kreiert wurde, ging Außerdem hatten wir einfach ein großartiges Bartoszewski, der ehemalige Außenminister. es darum, das Blatt aufzubauen. Print first. Team in Polen. Unsere Mitarbeiter haben Also fragten wir Helmut Kohl, einen engen Aber jetzt konzentrieren wir alle Kräfte auf sehr schnell dazugelernt. Und nicht zu ver- Freund Bartoszewskis, ob er für ein gemein- die Digitalisierung. Vor etwa zwei Monaten gessen die tolle Unterstützung aus Deutsch- sames Abendessen nach Warschau kommen haben wir unsere Website relauncht. Die land. Das Know-how des deutschen Teams könnte. Kohl sagte sofort zu, und so gelang es Klickzahlen sind seitdem rasant gestiegen. war unerlässlich für die erfolgreiche Umset- uns, Bartoszewski von unserer Idee zu über- zung. zeugen. Kai Diekmann: Um auf den Start-up- Grzegorz Jankowski: Ich erinnere mich Charakter zurückzukommen: Am Anfang auch daran, wie Jaroslaw Kaczynski an die eines Start-ups stehen immer eine brillante Macht kam und Kriegsentschädigungen Idee und überschaubare finanzielle Ressour- wieder Thema wurden. FAKT hat in einer Schlagzeile Wiedergutmachungen von den Die leute cen. Unter diesen Bedingungen ist auch FAKT gegründet worden. Erschwerend kam Deutschen für den Zweiten Weltkrieg gefor- dert. Alle wunderten sich, wie eine Zeitung, waren hungrig hinzu, dass Polen vor zehn Jahren in einer Zeitungskrise steckte und kaum jemand danach. die zu einem deutschen Verlag gehört, so eine an den erfolgreichen Start eines Boulevard- Aufmacher-Geschichte machen kann. blatts glaubte. Begrenztes Startkapital, ein Kai Diekmann: Und wir antworteten: „Jetzt Grzegorz Jankowski komplizierter Markt, nicht die allerbesten drehen die Polen durch!“ externen Berater: Die Ausgangsbedingungen Grzegorz Jankowski: Wir Polen beneiden waren eher suboptimal. Mit jeder Menge euch Deutsche wirklich um euren Humor! Mut, Kreativität und Innovationsgeist – und Wir haben sogar einen Beamer in der Re- der temporären Unterstützung aus Deutsch- daktion, auf dem wir täglich verfolgen, was land – ist aus FAKT dennoch in kürzester Bild macht. Was macht FAKT zu einer Start-up- Zeit die größte Zeitung Polens geworden. Kai Diekmann: BILD kann aber auch viel Erfolgsstory? In der Start-up-Branche würde man sagen, von FAKT lernen. FAKT macht großartige Grzegorz Jankowski: Mehrere Faktoren Gregorz und sein Team haben damals „the Illustrationen und Grafiken. Außerdem liebe haben perfekt zusammengespielt. Entschei- next big thing“ entwickelt. ich die Titelseiten von Grzegorz. Die zum dend war natürlich die gute Idee, die ge- Irakkrieg oder zu Johannes Paul II. haben nau zum richtigen Zeitpunkt kam. Es gab Das Gespräch führte Karina Mößbauer. mich besonders beeindruckt. bis dahin keinen Boulevardjournalismus, 4/2013 21
Bea Peters an ihrem Arbeits- platz im Berliner Axel-Springer- Foto: Matti Hillig Haus. Sie ist viel unterwegs, Schreibtischarbeit bleibt aber auch nicht aus 22 4/2013
Beruf: Reporter Sparleuchten im Scheinwerfer- Schein SERIE In der Serie „Beruf: Reporter“ schreiben Journalisten von Axel Springer regelmäßig über spannende Recherchen, die sie nie vergessen werden. In dieser Ausgabe berichtet Bea Peters, Ressortleiterin Gesellschaft/ Unterhaltung bei B.Z. und BILD Berlin, warum ihr Job so außergewöhnlich ist. W as macht das Klatschmäd- ins Gespräch zu kommen. Er steigt drauf ein chen hier?? An diesem und wenige Minuten später zeigt er mir sein Platz sollten honorige Hinterzimmer. Und seine Abgründe. Hier, Reporter ihre Scoops er- im Labor, habe er Iman (17) übernachten las- Beatrice-Viviana Peters, geboren in zählen. Solche, die etwas bewegen, Journa- sen. Eine dunkelhaarige Schönheit, die seine Temeschwar/Rumänien und aufgewachsen in listenpreise abräumen, oder zumindest eine blonde Sprechstundenhilfe für einen flotten der Walachei, kam 1997 nach Deutschland. Ehrennadel vom örtlichen Kleingärtnerver- Dreier aus einem Bordell kommen ließ. 130 2005 machte sie ein Praktikum bei BILD und ein … berechtigter Gedanke! Aber bohrende Euro. Kurz drauf zog „das Mädchen“, dem wechselte dann in die BILD-Außenredaktion Fragen beantworte ich später. er, wie er sagt „nur helfen wollte“, in der nach Köln. Zeitgleich bewarb sie sich an der Erst mal zu Bohrern, Saugern und Be- Dentalwerkstatt ein. Wenige Wochen später Axel-Springer-Journalistenschule und startete handlungsliegen als Kulisse für wilde Sex- klingelte die Polizei an – Hausdurchsuchung! dort 2006 mit Stammredaktion BILD Unter partys. Mein Ex-Zahnarzt, vermutlich in der „Das Mädchen“ hatte ihn angezeigt, unter haltung. 2008 wurde sie Chefreporterin bei Midlife-Crisis, Praxis in bester Kölner City- anderem, weil er während der Sprechstunde „Frau im Spiegel“ in München, kam wenig spä- Lage. Hübsche Arzthelferin, Mitte 20. Ko- Kokain schnupfte. ter aber nach Berlin zurück. Einige Monate freie misch kam mir schon vor, dass in seinem War- Warum er mir das alles erzählt hat, Mitarbeit, unter anderem bei der B.Z., führten tezimmer, anstatt Karius und Baktus, eine rote habe ich erst viel später verstanden. Früher sie zurück zu Axel Springer. 2009 wurde Bea Ducati-Maschine stand. Als es in der Nachbar- galt: Je naiver ich mich gab, desto mehr be- Peters erneut Chefreporterin. Seit Mitte 2012 schaft von einer Razzia gerüchtet, überrenne kam ich raus. Dirty Doc hat noch für mich ist sie Ressortleiterin Gesellschaft bei der B.Z. ich als Notfall den gut aussehenden Doktor. posiert mit seinem Blondie. Der Aufma- und jetzt auch bei BILD Berlin. Während er mit der Sonde bei mir cher „Sex, Koks und Karies – Deutschlands rumstochert, versuche ich die Lage zu sondie- versauteste Zahnarztpraxis“ ist legendär in ren. „Ploblem mi dem Motalad“ oder so ähn- meinem persönlichen Poesiealbum. Später lich, presse ich raus, um möglichst beiläufig erfuhr ich, dass man bei ihm das Koka- 4/2013 23
Zwei von vielen B.Z.- Schlagzeilen, die Bea Peters recherchiert hat Bea Peters bei der Arbeit: Hier trifft sie Michail Gorbatschow bei einer Veranstaltung in entdeckt hat, es endete mit Berufsverbot. Veranstalter schillernder Dinnerpartys, Mann vor allem als David noch sagte: „Zum Glück Zahnprobleme habe ich übrigens bis heute. der großen Gesten. Er kam, sah und zahlte. haben die Diebe unsere Champagnervorräte Bleiben wir bei Halbseide. Nicht Und mixte dabei seinen eigenen Cocktail aus nicht entdeckt.“ Zahnseide, sondern teilweise halbseidenes Fei- Macht mit Glamour. Der Spaß hörte auf, als am übernäch- ervolk, dazu die feinen Seidengerüschten und Hausbesuch in St-Tropez. David hatte sten Tag, ich zurück in Berlin, mein Tele- eine Überdosis Doppel-D- bis Z-Prominenz – im Juli/August 2009 ein Luxus-Anwesen mit fon klingelte. Einer der Oscar-Jungs. Bernd willkommen in der Berliner Gesellschaft. Pool (im fünfstelligen Euro-Bereich Wochen- Eichinger habe ihn in St-Tropez angerufen Klaus Wowereit ist auch ein wich- miete) für seine Freunde angemietet. Darun- und zwei Minuten ohne etwas zu sagen tiger Teil – hätte er nicht derart ausdauernd ter die beiden Berliner Oscar-Produzenten laut-hämisch in den Hörer gelacht. „Bea, erzählt, was für eine sexy Metropole Berlin mit ihren jeweiligen Sommermädchen, Ber- was hast du uns angetan?“ – ein Satz, der bis ist, würde es der Rest der Welt nicht so glau- lins coolste blonde Brille sowie ein Telenove- heute sirrt. Mit der Schlagzeile hätte ich sie ben. Udo Walz gehört dazu, der Friseur, der alle zur Lachnummer gemacht, diskreditiert, dem einen oder anderen Star vor einem Auf- verarscht sowieso, es sei nie die Rede gewe- tritt die Haare föhnen darf und damit ein sen von einem Bericht, auch noch so einem Star-Friseur ist. Und Modemacher Micha- großen, Eichinger würde die Zusammenar- el Michalsky, der als international gefragter beit aufkündigen … Blablablubb. Die natür- Designer gilt – zumindest im Grill Royal. Minu Barati, wunderschöne Ministergattin Bea, was lichen Reflexe, so nenne ich es mittlerweile. An diesem Tag beschloss ich, frei nach a. D. und Ein-Film-Produzentin, spielt eine tragende Rolle. hast du uns Oscar Wilde, lieber einen guten Freund zu verlieren als eine gute Geschichte. Sieben wa- Früher war noch David Groenewold dabei (heute hat er als ziemlich bester Freund angetan. ren es da, auf einen Streich. Und viele kamen später dazu. Auf Partys treffen mich Blicke von Christian Wulff ein Dauer-Abo auf wie hochprozentiges Zyankali. Oft bin ich Anonymer Promi schlimme Schlagzeilen und wird nur noch überrascht, dass ein Prominenter mich nicht am Katzentisch platziert). Mehr noch, der grüßt, und muss eine Weile in meinem Kopf- Filmfinancier war mittendrin. Archiv wühlen, womit ich den wohl ange pikst haben könnte. Rückblende in die Je besser ich mich mit jemandem ver- Lehrjahre 2007 bis 2010 la-Träumchen, das David aktuell bespaßte. stehe, desto tiefer der Fall. Die Leute gehen „Eine Runde für alle“, rief der große, Die Clique erzählte von einem Über- wohl davon aus, dass sie aus Sympathie eine gegelte Groenewold durchs Borchardt, Grilli fall in der Nacht zuvor. Einbrecher stahlen Art Hofberichterstattung bekommen. Aber oder die Sylter Sansibar, verteilte Handküsse ihnen Rolex-Uhren, Laptops und Bargeld im hey, dafür bin ich nicht da! Prominente sind und Schulterklopfer, saß in der größten, vierstelligen Bereich. Mein Lieblingsfotograf Produktionsmasse und Kontakte sind Arbeit, VIPsten Tafelrunde. Liebling der Society, war dabei, irgendwie fanden es alle lustig, egal ob ich jemanden mag. 24 4/2013
Beruf: Reporter Kurzes Interview beim Echo: Bea Peters und Robbie Williams „Hello, is it me you´re looking for?“ Sänger Lionel Richie zu Besuch in Berlin – und neben Bea Peters. Oben: Eine weitere Schlagzeile von der Klatschre- porterin Klingt das abgebrüht? Nee, die Socie- bekomme. Im Nachthemd, mit zerzaustem es auch!!), über Kompaktstress in Instant- ty darf halt kein Streichelzoo sein für Alpha- Haar, kommt Kurras zur Tür. Er gibt zu, dass konzentration klagen, über Aua-Füße wegen tiere, wo Reporter/Kolumnisten rumsitzen er Mitarbeiter der Stasi war, und zeigt sich Party-Marathon in Shit-High-Heels. Oder wie in der Muppet Show und die Prominenz reu- und furchtlos: „Ich habe kein schlechtes Magenknurren wegen ewiger Häppchen- Phrasen drischt, so abgestanden wie das Gewissen. Das kann man sich auf den Hin- knappheit, oder dass fast nur noch Kopfweh- Buffet backstage bei der Fashion Week … tern klatschen.“ Am nächsten Tag, Kurras Prosecco ausgeschenkt wird, seit der Finanz- Gute Geschichten erfährt man auf macht Mittagsschlaf, schaffe ich es, dass seine krise. Und erst recht nicht jammern, dass ich, dem roten Teppich selten, das Auflagen erigie- Frau über das verpfuschte Leben auspackt: wegen nächtlichem Dauer-Registrierblick wie rende „Ich habe mich getrennt/bin schwanger/ „Er tut nur so groß. In Wirklichkeit ist er ge- an der Scannerkasse, mittlerweile Brille zum neu verliebt/gehe fremd, aber das weiß noch brochen.“ Danach haben sie nie wieder mit Abendkleid trage, oder – noch schlimmer – keiner“ entlocken lässt sich kaum noch einer, jemandem darüber gesprochen. dieser Job so gar nicht Freund-freundlich ist in Zeiten von Deals mit Illustrierten. Aber und überhaupt, dass alles hyperunterschätzte die Gnade der Nachricht ereilt mich meistens Schwerstarbeit ist, die ich leiste. Nee, passt auch nicht im Bett oder Büro. Deswegen gilt: schon! In jeder Suppe findet sich ein Haar, Wer bleibt, schreibt. Ich erinnere mich da ger- wenn man nur lange genug sucht. Und sucht ne an unsere Enttarnung von Katja Riemann man noch länger, auch eine ganze Perücke. und ihrem Lover mit der bewegten Film- Vergangenheit (um es unjustiziabel auszudrü- Viel Wo wir gerade bei Weisheiten im Stil von Professor Dr. Binse sind, meine wich- cken), morgens 4.30 Uhr beim Filmpreis. Halt!!! Stopp!!!! Bevor ich alle Klatsch- hilft tigste: Viel hilft viel! Ich bin überzeugt, dass meine guten Geschichten meist so easy funk- kolumnisten-Klischees totreite, vom Gicksi- Gacksi-Glucksi-Glück, wenn einem beim viel! tionieren, weil ich mich für jedes Ding auf- schrabbele bis zum Anschlag. Wäre nur lang- Feiern eine News entgegentorkelt, ein kurzer Bea Peters weilig, darüber zu referieren – mein Job ist Kulissenwechsel – zur Selbstbeweihräuche- aber Unterhaltung! Dafür muss ich nicht mit rung. gezücktem Stift schnappatmend übers Party- Ein Mehrfamilienhaus in Span- Parkett stöckeln. Der Trick ist, so zu tun, als dau. Ich, in meiner kurzen Zeit als B.Z.- würde ich wie alle anderen feiern. Sinnent- Allzweckreporterin, klingele bei Karl-Heinz leert werden das viele finden. Aber Hand aufs Kurras, damals 81, der 1967 den Studenten Bei Licht betrachtet, eine Sache, die Herz, lesen Sie nicht auch, und schmunzeln, Benno Ohnesorg erschossen hat und jetzt, mir in den Schoß fiel, nicht wirklich Mühe was im schönen Scheinwerfer-Schein so für 42 Jahre später, als Stasi-Agent enttarnt wur- gekostet hat. Aber ich will halt nicht mit Sparleuchten irrlichtern? de. Die erste Geschichte, für die ich außer- endlos-quälenden Fällen oder komplexen, Ohne Show-Reporter, wäre alles nur halb meines Mikrokosmos Anerkennung kräftezehrenden Recherchen angeben (ja, gab Show … Und Glam wäre nur noch Gääähn! 4/2013 25
Drei Monate wurde vorbereitet. Hier arbeitet Kollegin Louise Müller- Schönau am Raumplan Gleich geht’s los: Redakteur Oliver Ohmann sitzt auf gepackten Kisten In der Nacht von Freitag auf Samstag ging es vom Ku‘damm ins Axel- Springer- Haus Tina Przeslawska bei der Arbeit. Die Umzugskartons stehen noch im Hintergrund 26 4/2013
UNTERNEHMEN Es war ein anspruchsvolles Projekt. Innerhalb von nur drei Monaten wurde der Umzug der B.Z. vom Ku’damm ins Axel-Springer-Haus und die Planung der gemeinsamen Redaktion mit BILD Berlin organisiert. inside.mag war live dabei. T ausende Kisten, Hunderte redakteurs BILD: „Es macht Spaß – und es Computer, ganz viele Mö- macht beide Marken besser. Wir schöpfen bel – wenn eine Medien- einfach aus einem größeren Angebot, alle Re- marke umzieht, muss eine porter haben ihre Kontakte, ihre Ansprech- ganze Menge mit. Und es partner und vor allem ihre Kreativität mitge- darf natürlich nicht lange bracht. B.Z. wie BILD Berlin-Brandenburg dauern. So wurde die B.Z. am Freitagabend, haben dabei ihre unterschiedliche Tonalität 1. November 2013, noch am Kurfürsten- behalten, alle, die eine Einheitssoße aus dem damm produziert und am Sonntagmorgen Axel-Springer-Haus erwartet haben, dürften arbeiteten die Kollegen dann schon im 9. bitter enttäuscht sein. Wenn man sieht, wie Stock des Berliner Axel-Springer-Hauses. die Konkurrenzmedien täglich Geschichten Dort befindet sich der neue Newsroom von von uns nachdrucken, ist das schon eine B.Z. und BILD Berlin, der Nukleus der ge- Freude. Eigentlich seltsam, dass wir nicht meinsamen Redaktion. Das Herzstück ist der schon viel früher auf die Idee des Schulter- neue Balken – wegen der runden Form und schlusses gekommen sind.“ der zentralen Position im Großraumbüro auch „das Auge“ genannt. Die beiden Mar- Von Anfang an mitdenken ken arbeiten jetzt eng miteinander zusam- Miriam Krekel, Stellvertretende men und bündeln auf dem hart umkämpften Chefredakteurin B.Z. und Redaktionsleiterin Berliner Zeitungsmarkt ihre Kräfte. Vorallem BILD Berlin-Brandenburg, ergänzt: „Bemer- digital sollen B.Z. und BILD voneinander kenswert ist, dass die Kollegen in allen Be- profitieren und gemeinsam weiter wachsen. reichen sowohl für die digitalen Plattformen Das erste Fazit von Peter Huth, Chef- BZ.de und BILD.de als auch für die Print- redakteur B.Z. und Stellvertreter des Chef- Ausgaben von BILD Berlin-Brandenburg 4/2013 27
Stimmen der Kollegen Hildburg Bruns, Leiterin Kommunales: „Positiv ist, dass ich mich neu erfinden muss und kann. Negativ ist, dass wir weniger Zeitungsseiten zwischen den Fin- gern haben. Der Vorteil der Zusammenarbeit: Jetzt hat wirklich immer jemand irgendeinen Draht. Es hilft aber sehr, die Claims abzustecken. Dadurch bleibt dann auch mehr Zeit für tiefere Recherchen. Denn man muss seine Geschichte mindestens dreimal denken: für BILD, für B.Z. – und online noch einmal länger.“ Lars Petersen, Redaktion Lokales: „Aus Konkurrenten werden Freunde. Ein Prozess, der nicht immer leicht ist, aber Miriam Krekel, ihr Stellvertreter Matthias in dem alle auf ein gemeinsames Ziel Bieder und Peter Huth (r.) hinarbeiten: unsere Stadt jeden Tag mit den interessantesten Geschichten zu versorgen.“ Katharina Metag, stellvertretende Ressortleiterin und B.Z. von Anfang an mitdenken. Es ist Polizei: wirklich beeindruckend, wie schnell sich „Am schönsten finde ich, dass es im zwei Redaktionen innerhalb kürzester Zeit Polizeiressort keine Eitelkeiten zwischen in einem so nie da gewesenen Modell zusam- den BILD- und B.Z.-Kollegen gibt, auch wenn es sicher noch mengefunden haben. Viele Kollegen haben einige Zeit dauern wird, bis nicht mehr von ‚euch‘ und ‚uns‘ sich schon in der Vorbereitungszeit quasi gesprochen wird. Wo uns vorher die gegenseitige Konkurrenz selbst überholt.“ angespornt hat, ist es jetzt das Anliegen, gemeinsam besser und schneller zu sein als alle anderen. Das funktioniert bisher Alle haben geholfen richtig gut und macht nebenbei auch noch Spaß.“ Nach sechs Jahren im Kranzler-Eck am Ku’damm ist die B.Z. also zu den Wurzeln des Ullstein-Verlages im Berliner Zeitungs- viertel zurückgekehrt. Innerhalb von nur drei Monaten wurde der Umzug vorbereitet und umgesetzt. Die Kollegen der Technik aus dem Bereich Axel Springer Media Sys- tems arbeiteten auf Hochtouren und sorgten dafür, dass die Infrastruktur funktioniert. Raumpläne wurden erstellt, es fanden Schu- lungen für das Redaktionssystem InterRed statt, die Konferenzstruktur wurde verändert. 28 4/2013
UNTERNEHMEN Foto: Matti Hillig Der neue Newsroom im 9. Stock des Berliner Axel-Springer-Hauses. Am so genannten „Auge“ arbeiten Kollegen aus den verschiedensten Bereichen zusammen Die gemeinsame Redaktion soll sich nun zu Zur Begrüßung gab es für die Kolle- einer 24-Stunden-Redaktion entwickeln. gen der B.Z. verschiedene Aktionen im Ber- B.Z. und BILD Berlin-Brandenburg arbeiten liner Axel-Springer-Haus. An den Eingängen eng zusammen und produzieren gemeinsam wurden Getränke verteilt, aufgeklebte Fuß- – bleiben aber zwei komplett unabhängige abdrücke zeigten den Weg in die neuen Bü- Produkte. Florian Klages, Geschäftsführer ros. In der Axel-Springer-Passage konnte sich B.Z. Ullstein GmbH und General Manager jeder Mitarbeiter seinen eigenen Smoothie BILD OST, ist mehr als zufrieden: „Danke – mixen. ich glaube, das ist das Wort der Stunde. Die Axel Lier, Ressortleiter Polizeiredak- Art und Weise, wie wir von den Kolleginnen tion BILD Berlin/B.Z., fasst die Stimmung und Kollegen hier im Haus empfangen wur- in der Redaktion zusammen: „Wir sind jetzt den, hat uns beeindruckt. Unserem Ziel, die ‚Berlins härteste Polizei-Redaktion‘. So steht B.Z. erfolgreich, das bedeutet unter Realisie- es auch auf unserem Logo, das Grafiker Jim rung aller sinnvollen wirtschaftlichen Effekte, Dick für uns entworfen hat. Und: So ist es aber vor allem eben auch unter Wahrung von auch! Wir sind hart in der Recherche, hart Profil und Marktposition zu integrieren, sind im Umgang mit der Konkurrenz und hart zu wir entscheidend näher gekommen. Die Reise uns selbst. Aber das Wichtigste ist, dass wir geht weiter – aber die Punktlandung bei Um- Spaß dabei haben. Weil wir ein noch größe- zug und Redaktionssystem waren nur durch res Reporter-Team sind und weil wir schon eine unglaubliche Teamleistung möglich – ich Monate vor dem offiziellen Start eng zusam- freue mich auf die kommenden Etappen!“ mengearbeitet haben.“ 4/2013 29
Sonderkommission Rote Jacke an, Ausweis raus und los: Am 22. September trafen sich viele Kollegen in Berlin – aber auch in Hamburg wurde an zahlreichen Türen geklingelt Viele Sonntagshändler, Vertriebspartner, Mitarbeiter und Vorstandsmitglieder haben am 22. September 2013 an zahlreichen Türen geklingelt und für die Sonntagszeitungen von Axel Springer geworben. Carolin Hulshof Pol, Verlagsleiterin BILD am SONNTAG, schreibt im inside.mag über ihre persönlichen Erfahrungen vom Bundeswerbesonntag. J eden Sonntag sind rund 22.000 Sonn- sind die Reaktionen wirklich? Während der türen wohl freundlicher empfangen werden tagshändler für den Verkauf von BILD Schulzeit habe ich zum Aufbessern des Ta- würde, wenn man mit einem Hundewelpen am SONNTAG in ganz Deutschland schengelds Handzettel verteilt. Vielleicht auf dem Arm dort aufschlägt?! im Einsatz. Sie bringen ihren Stamm- wird es hier ähnlich? Während ich darüber Genug gequatscht, ab an die Haus- kunden die Zeitung direkt an die nachdenke, fahre ich gerade zum Treffpunkt türen. Rote Händlerjacke an, Zeitungen in Haustür. Wenn es nach meinen Wün- nach Potsdam mit Schmackes in eine Radar- die Taschen sortieren, im Kopf den Text zu- schen ginge, klingeln sie darüber hinaus noch falle. Das fängt ja gut an. rechtlegen: „Guten Tag, ich möchte Ihnen an vielen weiteren Haustüren, um neue Le- heute gern eine Sonntagszeitung schenken. ser für BILD am SONNTAG zu begeistern. Wie ein Klassenausflug Kennen Sie eigentlich auch den Nach-Hau- Immer wieder frage ich daher die Kollegen Am Treffpunkt angekommen ist die se-Service von BILD am SONNTAG? Sind aus dem Vertrieb, was wir machen können, Stimmung fröhlich, trotz freiwilligem Son- Sie sicher? Das ist nämlich kein Abo, Sie damit Neukunden noch aktiver geworben dereinsatz der teilnehmenden Kollegen am haben keine Vertragsbindung, sondern der werden. Da muss doch noch was gehen! Sonntagmorgen. Ich fühle mich ein wenig Kiosk kommt einfach zu Ihnen nach Hause. Jetzt kommt der Realitätscheck am an frühere Klassenausflüge erinnert. Alle sind Das sollten Sie wirklich einmal ausprobieren eigenen Leib. Wie ist es, an einem Sonntag ein wenig aufgeregt und so beginnen wilde …“. Dennoch, das erste Klingeln ist speziell an einer fremden Haustür zu klingeln? Wie Spekulationen, ob man an fremden Haus- und deutlich weniger entspannt, als man sich 30 4/2013
VERTRIEB Neuleser Auch unterwegs (v. l.): Andreas Wiele, Vorstand BILD-Gruppe und Zeitschriften, Carolin Hulshof Pol, Verlagsleiterin BILD am SONNTAG, und Jan Bayer, Vorstand WELT-Gruppe und Technik Sandra Balcke, Leitung Verkauf Sonntags- Sonntagshändler markt Region Ost, im Einsatz Steven Grüner (l.) im Gespräch mit einem potentiellen Abon- nenten seinen Sonntag um 10 Uhr im Allgemeinen lich. Aber jemanden an der Haustür dafür Haustür geliefert bekommen, natürlich so vorstellt. Ich befürchte, mein Gegenüber zu begeistern, dass am nächsten Sonntag gebe ich Ihnen dafür meine Daten“, das ist an der Haustür empfindet ähnlich. direkt wieder ein Händler mit der Zeitung WIRKLICH sehr schwer zu bekommen. Zu meiner Überraschung sind die vor der Tür steht, das ist schon deutlich Zum Glück war ich ja vorgewarnt und wuss- meisten potenziellen BamS-Festleser wirklich schwieriger. Immerhin die Visitenkarte von te, dass man an 30 bis 40 Türen gesprochen freundlich. Ich hatte mich dafür gewappnet, unserem Vertriebsstellenleiter kann ich fast haben muss, um einen neuen Festleser an der dass ich meinen Text gar nicht erst aufsagen immer mit übergeben. Ob dort wirklich an- Angel zu haben. Dass es wirklich so schwierig darf und mir jemand durchaus auch die Tür gerufen wird, ist fraglich. Um ehrlich zu sein: ist, und dass unsere Händler eine anspruchs- vor der Nase zuschlägt. Ja, ich werde auch Vermutlich sind die angesprochenen Pots- volle Aufgabe haben, das hat sich an diesem abgewimmelt, aber das in der Regel sehr damer einfach nur froh, wenn ich endlich Tag sicherlich bestätigt. Unser Argument, freundlich. Etwas geschenkt bekommen, ist aufhöre zu reden. dass man sich nicht auf Monate verpflichtet, ja per se erst einmal positiv und sicher noch sondern jederzeit abbestellen kann, hilft sehr. nicht die hohe Verkaufskunst. Aber vielleicht Eine anspruchsvolle Aufgabe Die Leute haben ganz offensichtlich Angst können wir genau mit diesem Schnupperan- Mein persönliches Fazit: Wie be- vor Vertragsbindungen. Die Reaktion auf die gebot begeistern. Und auch die entstehenden fürchtet, ein echtes: „Ja, ich möchte jeden Marke BILD am SONNTAG war in Summe Dialoge sind zum Großteil positiv und freund- Sonntag die BILD am SONNTAG an die erfreulich positiv. 4/2013 31
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