Y d Care Geschäftsbericht 2013 - Bundesverband Managed Care

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Geschäftsbericht 2013   d Care
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Geschäftsbericht 2013   d Care
Y d Care Geschäftsbericht 2013 - Bundesverband Managed Care
  4         Bundesverband Managed Care e. V.

Vorstand & Geschäftsführung 2013                                               (Neuwahlen im Rahmen der ord. Mitgliederversammlung 2014)

Prof. Dr. Volker Amelung                   Susanne Eble                               Ralf Sjuts
Vorstandsvorsitzender                      Stellv. Vorstandsvorsitzende               Stellv. Vorstandsvorsitzender
Professor an der MHH (Institut für         Leiterin Gesundheitsmanagement             Vorstandsvorsitzender
Epidemio­logie, Sozialmedizin und          Berlin-Chemie AG                           patiodoc AG
Gesundheits­systemforschung)

Dr. Peter Blees                            Helmut Hildebrandt                         Dr. Rolf-Ulrich Schlenker
Mitglied im Vorstand                       Mitglied im Vorstand                       Mitglied im Vorstand
Leiter Gesundheitspolitik                  Vorstand                                   Stellv. Vorstandsvorsitzender
Merck Serono GmbH                          OptiMedis AG                               BARMER GEK

Dr. Peter Wigge                                                                       Dr. Dominik Deimel
Mitglied im Vorstand                                                                  Kooptiertes Mitglied im Vorstand
Vorstandsvorsitzender                                                                 Geschäftsführender Gesellschafter
BMC Regional NRW e. V.                                                                com2health GmbH
Rechtsanwälte Wigge, Münster

Dr. Wolfgang Klitzsch                      Ralph Lägel, MBA                           Prof. Dr. Jürgen Wasem
Kooptiertes Mitglied im Vorstand           Kooptiertes Mitglied im Vorstand           Kooptiertes Mitglied im Vorstand
Geschäftsführer                            Director Key Account Business Integrated   Lehrstuhlinhaber für Medizinmanagement
Ärztekammer Nordrhein                      Health                                     Universität Duisburg-Essen
                                           Pfizer Pharma GmbH
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Geschäftsbericht 2013     5

Dr. Klaus Meyer-Lutterloh          Prof. Dr. Dr. Alexander P.  F.  Ehlers
Ehrenvorsitzender                  Ehrenmitglied
                                   Partner der Rechtsanwaltssocietät Ehlers
                                   Ehlers & Partner

Dr. Sascha Wolf                    Dr. Susanne Ozegowski                      Sabine Barz
Geschäftsführer (bis 28.02.2014)   Geschäftsführerin (ab 01.03.2014)          Referentin (ab 15.06.2013)

Barbara Turina                     Uta Heidenblut                             Julia Hartung
Referentin für Presse- und         Vorstandsreferentin (bis 30.04.2013)       BMC-Geschäftsstelle
­Öffentlichkeitsarbeit

Sabine Timmermann                  Christoffer Brandt                         Martina Krooß
Assistenz BMC-Geschäftsstelle      Studentischer Mitarbeiter                  Studentische Mitarbeiterin
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Beirat

                                                                                     Foto: Dietmar Gust
Birgit Fischer                            Prof. Dr. Gerd Gigerenzer                                       Prof. Dr. Daniel Grandt
Staatsministerin a. D.                    Direktor                                                        Chefarzt
Hauptgeschäftsführerin                    Max-Planck-Institut für Bildungsforschung                       Klinik für Innere ­Medizin I
Verband Forschender                       und Harding Zentrum für Risikokom­petenz                        Klinikum Saarbrücken gGmbH
­Pharma-Unternehmen e. V.

Prof. Dr. Erika Gromnica-Ihle             Prof. Dr. Dr. Martin Härter                                     Dr. Rainer Hess
Präsidentin                               Direktor                                                        Rechtsanwalt
Deutsche Rheuma-Liga                      Institut und Poli­klinik für Med. Psychologie                   Hohmann Hess – Kanzlei für
­Bundesverband e. V.                      Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf                          ­Gesundheitsrecht

Franz Knieps                              Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Lehr                                  Birgit Pätzmann-Sietas
Vorstand                                  Bundesministerin a. D.                                          Mitglied des Präsidiums
BKK Dachverband e. V.                     Vorsitzende                                                     Deutscher Pflegerat e. V.
                                          Bundesarbeitsgemeinschaft der
                                          Senioren-Organisationen e. V. (BAGSO)

Dr. Peter Schwoerer                       Roland Sing                                                     Prof. Dr. Volker Ulrich
Vorsitzender                              Vizepräsident                                                   Ordinarius für Volkswirtschaftslehre
Gemeinsamer Beschwerdeausschuss           Sozialverband VdK Deutschland e. V.                             Lehrstuhl Volkswirtschaftslehre III –
Baden-Württemberg                                                                                         ­Finanzwissenschaft, Universität Bayreuth
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Geschäftsbericht 2013     7

„Das kontinuierliche Wachstum und die ­zunehmende
Akzeptanz des BMC sind für mich ein großartiges
­Ergebnis“

Gründungsmitglied Dr. Peter Blees zieht sich nach 16 Jahren aus der Vorstandsarbeit
zurück. Im Interview gibt er Einblicke in die Ursprünge und die Entwicklung des BMC.

Herr Dr. Blees, Sie sind Gründungs­
mitglied des BMC. Wie kam es dazu,
dass sich 1997 Vertreter unterschied­
licher Bereiche des Gesundheits­
wesens an einen Tisch setzten
und den BMC ins Leben riefen?
In den 90er Jahren war das Gesund-
heitssystem in Deutschland auf dem
besten Wege, sich zu zersplittern.
Zusammenarbeit unter den Akteuren
im Sinne gemeinsamer Positionen war
nahezu unmöglich. Gleichzeitig verbrei-
tete sich der Managed Care-Gedanke
in Europa. Die BMC-Gründer – und hier
standen Professor ­Alexander Ehlers
und Dr. Klaus Meyer-Lutterloh an vor-
derster Front – wollten den Zersplit-
terungstendenzen mit der Gründung
eines übergeordneten, pluralistisch mit
den verschiedenen Akteuren des Ge-
sundheitssystems besetzten Verbands
entgegenwirken. Ziel war es, Wettbe-
werbselemente im Gesundheitssystem
zu etablieren, eine gemeinsame Dis-
kussions- und Aktionsplattform zu schaffen, Kooperationen     über die Jahre sehr positiv entwickelt. Alles in allem haben
der Mitglieder zu fördern und die Diskussion um Managed       wir nur wenige ernste Krisen und Rückschläge erlebt. Das ist
Care zu versachlichen.                                        sicherlich auch der sehr guten Arbeit des jetzigen geschäfts-
                                                              führenden Vorstandes mit Professor Amelung, Susanne Eble
Welches sind für Sie rückblickend die wichtigsten Ergeb­      und Ralf Sjuts zu verdanken.
nisse, die der BMC seit seinem Bestehen erreicht hat?
Das kontinuierliche Wachstum und die zunehmende Akzep-        Wo sehen Sie den BMC in 20 Jahren?
tanz aufgrund einer immer klareren Profilierung des BMC       Obwohl langfristige Prognosen im Gesundheitswesen fast
sind für mich ein großartiges Ergebnis. Dazu hat insbeson-    unmöglich sind, versuche ich dennoch mal einen Blick in
dere das hohe Engagement der Mitgliedsunternehmen, aber       die Glaskugel: Ich sehe den BMC in der Zukunft weniger
auch des Vorstandes beigetragen. An dieser Stelle möchte      als klassischen Managed Care Verband, sondern als den
ich allen danken, die dies ermöglicht haben.                  Verband, der die gemeinsamen Interessen der Akteure in
                                                              der Versorgung bündelt und koordiniert. Er wird hierbei von
Gab es auch Rückschläge?                                      den Partikularverbänden unterstützt. Seine Mitgliederstruk-
In einem derart gemischten Verband wie dem BMC wäre es        tur hat sich deutlich in Richtung stationärer Bereich, Pflege
nahezu ein Wunder, wenn alle immer einer Meinung wären        und Prävention erweitert. Der BMC genießt weiterhin hohe
und es keine Probleme gäbe. Wichtig ist, dass man diese       Akzeptanz, insbesondere auch bei der Politik.
offen anspricht und diskutiert. Nur so sind gemeinsame
Lösungen möglich und Rückschläge vermeidbar. Die Diskus-
sions- und Streitkultur im Verband und im Vorstand hat sich
Y d Care Geschäftsbericht 2013 - Bundesverband Managed Care
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      Bericht des Vorstandsvorsitzenden
      und des Geschäftsführers

      Prof. Dr. Volker Amelung / Dr. Sascha Wolf

      Wahljahre sind Zeiten des politischen Säbels, nicht des           einem späteren Zeitpunkt aufgegriffen werden müssen.
      Floretts. Von daher war es gut, dass das Gesundheitswesen         Nichtsdestoweniger zieht sich die Weiterentwicklung und
      keine exponierte Rolle im Wahlkampf gespielt hat. Statt für       Verbesserung der Versorgungsstrukturen wie ein roter Faden
      einen gewohnt plakativen und wenig fruchtbaren Schlag­            durch das gesundheitspolitische Koalitionsprogramm. Ob wir
      abtausch zu Bürgerversicherung und Prämienmodell haben            entsprechend große Fortschritte für unser Gesundheitswe-
      die Gesundheitspolitiker die vergangenen Monate dazu              sen in den kommenden Jahren erzielen werden, wird sich in
      genutzt, inhaltlich in die Tiefe zu gehen und d
                                                    ­ ifferenziertere   der konkreten Umsetzung zeigen.
      Diskussionen anzustoßen. Die Koalitionsverhandlungen
      haben hiervon profitiert. Denn es trafen nicht zwei ­Parteien     Der Innovationsfonds: ­
      aufeinander, deren zuvor geführte Grabenkämpfe und Wahl­          richtig, notwendig, riskant!
      versprechungen den Handlungsspielraum von vorn­herein
      auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert haben.             Bereits seit mehr als fünf Jahren setzt der BMC sich in Form
      Auf diese Weise ist es gelungen, eine ambitionierte und in        eines Innovationsfonds für die Förderung neuer Versor-
      weiten Teilen vielversprechende Agenda aufzustellen, ohne         gungsformen ein. Richtig ausgestaltet kann er wirkungsvolle
      dass eine Seite über ihren Schatten springen musste. Die          Impulse für die Ausbreitung neuer Versorgungsformen
      gute Finanzlage der Gesetzlichen Krankenversicherung hat          geben. Es wäre ein wichtiger und notwendiger Schritt zur
      zugegebenermaßen einen nicht unerheblichen Beitrag zur            rechten Zeit. Bei falscher Ausgestaltung hingegen wer-
      friedfertigen Stimmungslage geleistet.                            den Fehlanreize gesetzt und die Mitnahmeeffekte hätten
                                                                        Mittelverschwendung zur Folge. Schlimmstenfalls könnten
      Selbst in dem verminten Gelände der Finanzierung konnte           bei zu hohen bürokratischen Anforderungen Innovationen
      ein für alle Beteiligten tragfähiger und durchaus eleganter       sogar gehemmt werden. Der Regelungsrahmen muss daher
      Kompromiss gefunden werden. Die Erhebung des kassen­              sorgfältig bedacht, klare Kriterien müssen definiert und die
      individuellen Zusatzbeitrags in lohnabhängiger Form hat den       Mittelvergabe gleichsam praktikabel wie gezielt ausgestaltet
      entscheidenden Vorteil, dass von diesem nicht mehr die            werden.
      Wirkung eines Damokles-Schwertes ausgeht. Dadurch wird
      Preiswettbewerb ermöglicht, ohne dass die Krankenkassen           Der BMC hat bereits 2009 einen umfassenden Empfehlungs-
      befürchten müssen, bei Erhebung eines Zusatzbeitrags so-          katalog zur konkreten Umsetzung eines Innovationsfonds
      gleich eine Austrittslawine loszutreten. De facto erhalten sie    aufgestellt. Die Kernelemente:
      somit wieder mehr Beitragssouveränität zurück.
                                                                        rr Größtmögliche Transparenz bei der Entscheidung über
      Die eigentlichen großen Themen liegen jedoch auf der Leis-           die Mittelvergabe. Die Strukturen des Gremiums, das
      tungsseite. Über Details lässt sich immer streiten. Insgesamt        über förderungswürdige Projekte entscheidet, sollten sich
      gesehen bleibt jedoch festzuhalten, dass die Große Koalition         an denen einer Stiftung orientieren.
      z. B. mit der Sicherstellung der flächendeckenden Versor-         rr Förderungsmöglichkeiten für alle Akteure schaffen.
      gung, der Beseitigung von Hemmnissen bei der Umsetzung               Die Förderung sollte sich nicht allein auf Krankenkassen
      der Integrierten Versorgung oder dem Qualitätswett­                  beschränken, sondern alle Akteure, die in der Lage sind,
      bewerb im Krankenhaussektor richtige Schwerpunkte setzt.             Versorgungsprozesse zu entwickeln oder zu verbessern,
      Sicherlich ist es bedauerlich, dass der anfangs diskutierte          sollten das Antragsrecht erhalten.
      Struktur­fonds keinen Eingang in die finale Koalitionsverein-     rr Förderung als Teilfinanzierung gestalten und zeitlich
      barung gefunden hat. Die Förderung der Umwandlung von                befristen. Nur so können Gießkanneneffekte vermieden
      Kliniken in Medizinische Versorgungszentren, Altenheime              und die Langfristperspektive gefördert werden.
      oder Pflege­zentren hätte Potenzial für einen spürbaren           rr Entwicklung eines standardisierten Kriterienkatalogs
      Strukturwandel im Krankenhaussektor gehabt. Doch damit               für Evaluationen. Auf diese Weise wird die Vergleichbar-
      ist das Thema schon einmal platziert und wird fraglos zu             keit der Ergebnisse sichergestellt.
Y d Care Geschäftsbericht 2013 - Bundesverband Managed Care
Geschäftsbericht 2013           9

                                                               Dr. Susanne Ozegowski ­übernimmt
                                                               ­Geschäftsführung des BMC

                                                                 Dr. Susanne Ozegowski wird neue Geschäftsführerin des BMC.
                                                                 Sie tritt ab dem 1. März 2014 die Nachfolge von Dr. Sascha Wolf an,
                                                                 der zum Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Pforz-
                                                                 heim berufen worden ist. Der Vorstand des BMC dankt Herrn Dr. Wolf
                                                                 für seinen erfolgreichen und unermüdlichen Einsatz für den Verband. In
                                                                 den vergangenen zweieinhalb Jahren ist der BMC dynamisch gewachsen,
                                                                 hat seine Angebotspalette deutlich erweitert und seine Präsenz in der
   Öffentlichkeit spürbar ausgebaut. „So sehr wir uns über seine Berufung zum Professor freuen, so sehr bedauern wir, unseren überaus
   erfolgreichen Geschäftsführer zu verlieren. Wir hoffen, dass er dem BMC weiter verbunden bleiben wird“, erklärt der Vorstandsvorsit-
   zende Prof. Dr. Volker Amelung. Frau Dr. Ozegowski ist seit 2008 als Beraterin bei der Boston Consulting Group GmbH tätig, überwie-
   gend mit den Schwerpunkten strategische Ausrichtung und Reorganisation von Finanzdienstleistern und Krankenkassen. Neben einem
   Master of Science in Communication and Economics verfügt sie über einen Master of Public Health. 2013 promovierte sie zum Thema
   „Regionale Unterschiede in der ambulanten Versorgung: Ausmaß, Ursachen und Reformbedarf e       ­ iner fehlenden Bedarfsgerechtigkeit
   der Ärzteverteilung“. Der Vorstand ist davon überzeugt, dass der BMC mit ihr seinen erfolg­reichen Weg der vergangenen Jahre weiter
   fortsetzen wird.

Die Umsetzung des Innovationsfonds hat für den BMC hohe        tung von Krankenhäusern und die Einführung von Zweit-
Priorität. In den kommenden Wochen werden wir unsere           meinungen zur Vermeidung unnötiger Operationen fanden
Empfehlungen zur konkreten Ausgestaltung intensiv in den       überwiegend Zustimmung. Dass die Gesamtnote für den Ko-
politischen Prozess einbringen.                                alitionsvertrags mit einer 3- trotzdem eher mäßig ausfiel, ist
                                                               insbesondere der Tatsache geschuldet, dass die Wirkung der
Wer traut sich an die Sektorengrenzen?                         beschlossenen Instrumente maßgeblich von deren Ausge-
Gesundheitspolitische ­Impulse                                 staltung abhängt und erhebliche Zweifel an der notwendigen
auf dem 4. BMC-Kongress                                        Veränderungsfähigkeit des Gesundheitssystems bestehen.
                                                               Dieses Fazit zogen zumindest in der anschließenden Podi-
Der Abbau von Investitionshemmnissen und die Verbesse-         umsdiskussion Uwe Deh, AOK-Bundesverband, Dr. Andreas
rung der Rahmenbedingungen für integrierte Versorgungs-        Reimann, ACHSE e. V., Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, BARMER
formen standen auch im Mittelpunkt des 4. BMC-Kongresses       GEK, und Prof. Dr. Volker Ulrich von der Universität Bayreuth.
am 21. und 22. Januar 2014. Die Resonanz war über-
wältigend. Aufgrund der auf 500 Personen beschränkten          Die Ursachen für die mangelnde Veränderungsdynamik lägen
Kapazität des Langenbeck-Virchow-Hauses sahen wir uns          weniger im fehlenden Willen der Akteure als vielmehr in den
gezwungen, einen Anmeldestopp zu verhängen. Fast 100           institutionellen Rahmenbedingungen des Gesundheits­wesens
nationale und internationale Referenten diskutierten mit       begründet, erklärte Prof. Dr. Jörg Sydow von der Freien
unseren Gästen in den Plenumsveranstaltungen, in zwölf         Universität Berlin. In seinem Vortrag beleuchtete er das auf
thematischen Foren sowie in drei Satellitensymposien über      Pfad­abhängigkeiten zurückzuführende Beharrungsvermögen
notwendige politische Weichenstellungen und innovative         von Organisationen. In einem über Jahrzehnte gewachsenen
Versorgungskonzepte. Zum Auftakt stellte die parlamentari-     und so komplexen System wie das deutsche Gesundheits-
sche Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit,      wesen stellten grundlegende Weiterentwicklungen eine
Annette Widmann-Mauz, MdB, die gesundheitspolitische           immense methodische, theoretische wie auch management-
Agenda der neuen Bundesregierung vor. Neben dem In-            praktische Herausforderung dar. Wie patientenorientierte
novationsfonds unterstrich sie insbesondere die geplante       Versorgung funktionieren kann zeigte Prof. Dr. Stephen
„Qualitätsoffensive“ im stationären Sektor. Ziel der Großen    Swensen von der Mayo Clinic. Serviceorientierung und
Koalition sei es, das Sektorendenken im Gesundheitswesen       Spitzeninnovation seien jedoch nur zu erreichen, wenn die
endlich zu überwinden und die Versorgung der Patienten         gesamte Unternehmenskultur auf das Wohl des Patienten
weniger an den vorhandenen Strukturen als vielmehr am          ausgerichtet sei und zur obersten Prämisse des Handelns bei
medizinischen Bedarf auszurichten. Der Koalitionsvertrag       allen beteiligten Personen erhoben werde.
lege hierzu wichtige Grundlagen.
                                                               Die hohe Leistungsfähigkeit der Mayo Clinic stehe keines-
In zahlreichen Detailfragen teilten die Kongressbesucher       wegs exemplarisch für das US-amerikanische Gesundheits-
durchaus den Optimismus der Staatssekretärin. So sprach        wesen, stellte Prof. Dr. Uwe Reinhardt von der Princeton
sich im Rahmen der durchgeführten TED-Umfrage eine             University klar. Vielmehr unterstreiche es die große Spann-
deutliche Mehrheit für den Innovationsfonds als Instrument     breite der medizinischen Versorgungsqualität. Zudem domi-
zur Verbesserung des Investitionsklimas im Gesundheits-        nierten in den USA noch immer Ressourcenverschwendung
wesen aus. Auch die beschlossenen Maßnahmen für eine           und untragbar hohe Kosten. Daran ändere auch ObamaCare
zumindest im Ansatz vermehrt qualitätsorientierte Vergü-       nichts. Zwar werde hierdurch das System ein wenig in
Y d Care Geschäftsbericht 2013 - Bundesverband Managed Care
  10     Bundesverband Managed Care e. V.

         Bericht des Vorstandsvorsitzenden und des Geschäftsführers

BMC-Kongress 2014

         Richtung größere Solidarität geschoben. Letztlich bleibe es      verändert“. Während Dr. Matthias von Schwanenflügel die
         jedoch „ein ekliges Pflaster auf einem ekligen Gesundheits­      Perspektive des Bundesgesundheitsministeriums ­darstellte,
         finanzierungssystem“.                                            wurden in drei thematischen Foren die Potenziale von Tele-
                                                                          matik, Telemedizin und Ambient Assisted Living ausgelotet
         Herzlichen Dank an alle ­Arbeits-                                (S. 38). Großen Zuspruch fanden auch unsere Expertenfo-
         und Projektgruppen!                                              ren. Am 19. März lud die AG Neue Versorgungsformen zum
                                                                          Titel „Selektivverträge und Qualitätsindikatoren: Chance für
         Kern des BMC-Kongresses bildeten sodann die zwölf                ein neues Honorarsystem in der Psychotherapie?“ ein. Am
         thematischen Foren am zweiten Veranstaltungstag, die             7. November stellte die PG Patientencoaching ihre Arbeits-
         erneut durch unsere Arbeits- und Projektgruppen organi-          ergebnisse der breiten Öffentlichkeit vor.
         siert und durchgeführt worden sind. Diese sind und bleiben
         das Herzstück des BMC (Berichte ab S. 15). Umso mehr             … in den Regionen verankert …
         gilt unser Dank allen Gremienleitern und Aktiven! Produktiv
         und engagiert haben unsere Experten das Wahljahr 2013            Höhepunkt unserer regionalen Veranstaltungen 2013 bildete
         für die Entwicklung gesundheitspolitischer Empfehlungen          die Fachtagung „Versorgungskonzepte für Volkskrankheiten“
         und intensive Diskussionen genutzt, sei es zum Thema             am 22. Oktober in der Handwerkskammer Hamburg. Viel
         Betriebliches Gesundheitsmanagement, ­Patientencoaching,         Zustimmung von den über 100 Gästen erfuhr die hambur-
         Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung oder Ambulante         gische Senatorin für Gesundheit und Verbraucherschutz,
         Versorgungsunternehmen. Auch haben unsere Arbeits- und           ­Cornelia Prüfer-Storcks, für ihr eindringliches Plädoyer
         Projektgruppen die Grundlagen für das interne, unseren            für mehr Integrierte Versorgung. Ihre Einschätzung wurde
         Mitgliedern vorbehaltene Veranstaltungsprogramm des BMC           u. a. von Dr. Rolf Koschorrek, Thomas Ballast, stellv. Vor-
         gelegt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Zahlreiche           standsvorsitzender der Techniker Krankenkasse, und Mark
         Hintergrundgespräche mit hochrangigen Vertretern aus              Barjenbruch, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung
         Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, exklusive Dinner-Talks      Niedersachsen, geteilt (S. 40). Mit großem Erfolg haben
         sowie anspruchsvolle Seminare prägten das BMC-Programm            wir auch unsere 2012 neu gestartete Veranstaltungsreihe
         im vergangenen Jahr.                                              „BMC Best Practice hautnah“ fortgeführt. Am 18. September
                                                                           besuchte eine Delegation von über 30 BMC-Mitgliedern das
         Der BMC: In Berlin etabliert …                                    Unternehmen almeda in München (S. 35). In Kooperation mit
                                                                           FPZ lud die AG Neue Versorgungsformen außerdem im Mai
         Mit jeweils zwei Fachtagungen und Expertenforen hat der           nach Frankfurt am Main ein. Und natürlich haben wir auch
         BMC im Jahr 2013 in Berlin mehr öffentliche Veranstaltun-         unsere Veranstaltungsreihe mit der Hochschule Fresenius in
         gen denn je angeboten. Unter dem Titel „Fortschritt durch         Hamburg fortgesetzt. In Nordrhein-Westfalen sorgt der BMC
         Innovation – Das Beispiel der Personalisierten Medizin“ hatte     Regional NRW e. V. mit immer größer werdender Reso-
         der BMC gemeinsam mit dem Bundesverband der Pharma-               nanz für die Verbreitung und Weiterentwicklung innovati-
         zeutischen Industrie (BPI) und dem Verband Forschender            ver Versorgungs­ansätze (S. 30). Höhepunkte bildeten die
         Arzneimittelhersteller (vfa) am 8. Mai ins Haus der Deut-         5. Fachtagung zum Thema „Versorgungslandschaft 2020
         schen Wirtschaft geladen. Über 100 Experten diskutierten          – Handlungserfordernisse für die Zukunft“ im Juli sowie das
         u. a. mit Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin vfa, und Hen-    Praktikerseminar zum Thema „Zukunft der ärztlichen Ver-
         ning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer BPI, die Chancen            tragsstrukturen – Innovativ im Kollektiv?“ im April 2013.
         und Risiken der Personalisierten Medizin für den einzelnen
         Patienten und den Innovationsstandort Deutschland (S. 36).       … und international vernetzt
         Ebenso viele Gäste folgten der Einladung des BMC am
         19. Juni in die Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung            Gleich zweimal lud der BMC – wie gewohnt gemeinsam mit
         zum Thema „eHealth – Wie Innovation die Versorgung               unserer Schweizer Schwesterorganisation Forum Managed
Geschäftsbericht 2013     11

                                           Neue Referentin im BMC: Sabine Barz
                                             Mit einem herzlichen Dank für die gute Zusammenarbeit verabschiedete der BMC
                                             die Vorstandsreferentin Uta Heidenblut, die den Verband zum 30.04.2013 verließ.
                                             Als Nachfolgerin verstärkte Sabine Barz zum 15.06.2013 das BMC-Team. Neben der
                                             Veranstaltungsorganisation übernimmt sie die inhaltliche und ­organisatorische Be-
                                             treuung der Arbeits- und Projektgruppen. Sabine Barz studierte Kulturwissenschaft
                                             und Germanistik an der Universität ­Bremen. Anschließend arbeitete sie als Texterin
   und Projektleiterin in einer großen Bremer Werbe- und Multimedia­agentur. 2005 kam sie nach Berlin, wo sie seitdem
   selbstständig als Texterin, Lektorin und Projektleiterin tätig war. In diesem Rahmen betreute sie mehrere große Publika­
   tionen zum Thema Integrierte Versorgung und war auch am ­neuesten Band der BMC-Schriftenreihe beteiligt. Der BMC
   freut sich, mit Sabine Barz eine vielseitige und erfahrene Expertin aus dem interdisziplinären Umfeld gewonnen zu haben.

Care (FMC) – zu Studienreisen ein. Am 31. Mai und 1. Juni        vertritt, sondern Experten und Aktive aus unterschiedlichen
lautete das Ziel Amsterdam. 21 Teilnehmer informierten           Bereichen vereint, die sich durch den Willen zur gemeinsa-
sich über neue Versorgungsmodelle in unserem Nachbarland         men Weiterentwicklung des Gesundheitswesens zum Wohle
und überzeugten sich von den großen Fortschritten, die die       der Patienten auszeichnen (S. 6).
Niederlande z. B. im Bereich der hausarztzentrierten Versor-
gung gemacht haben (S. 44). Nicht konkrete Versorgungs-          BMC weiter auf Erfolgskurs!
modelle, sondern große Politik stand auf der Agenda unserer
Studienreise nach Brüssel am 10. und 11. Dezember. Neben         2013 war für den BMC ein außerordentlich erfolgreiches
Gesprächen mit europäischen Vertretern der relevanten            Jahr. Mit 30 neuen Mitgliedern setzt der BMC seinen Wachs-
Versorgungsbereiche und der EU-Kommission stand auch             tumskurs der vergangenen Jahre mit noch größerer Dynamik
ein Besuch des Europäischen Parlaments auf dem Pro-              fort. Wir heißen unsere Neumitglieder herzlich willkommen
gramm (S. 47). Am 11. und 12. April beteiligte sich der BMC      und freuen uns auf die gemeinsame Zusammenarbeit!
zusammen mit dem AOK-Bundesverband als Kooperations-
partner an der 13th International Conference on Integrated       Mehr Mitglieder bedeuten noch mehr Know-how, noch
Care in Berlin. Ob aus den USA, Spanien, Singapur oder           mehr Ideen und noch mehr Durchschlagskraft. Gut gerüs-
Deutschland – 220 Gäste aus aller Welt zeigten eindrücklich,     tet startet der BMC somit in das spannende erste Jahr der
dass die Idee der Integrierten Versorgung auch international     neuen Legislaturperiode. Die Agenda unserer Arbeits- und
längst zum Dauerbrenner geworden ist (S. 50). Nicht ganz         Projektgruppen steht, von der Attraktivität unseres Pro-
so weit in die Ferne mussten unsere Gäste aus Österreich         gramms für das Jahr 2014 können Sie sich durch diesen Ge-
reisen, die uns am 29. August in Berlin besuchten, um sich       schäftsbericht überzeugen – und sollte aus Ihrer Sicht doch
über die Fortschritte und Erfahrungen von Arztnetzen und         noch etwas fehlen, dann machen Sie uns darauf aufmerk-
anderen kooperativen Versorgungsformen in Deutschland zu         sam. Wir richten uns ganz nach Ihnen: Schlagen Sie Themen
informieren. Darüber hinaus gestaltete der BMC traditionell      und Referenten vor, moderieren Sie Veranstaltungen oder
einen Workshop auf dem Jahreskongress des FMC in Zürich          beteiligen Sie sich an der Entwicklung unserer Positionen!
am 27. Juni. Ganz besonders freuen wir uns darüber, dass
der BMC erstmals Partner bei einem EU-Projekt ist. Gemein-       Ohne die tatkräftige Unterstützung unserer Mitglieder
sam mit 38 Partnern aus 18 Ländern haben wir uns das Ziel        stünde der BMC nicht da, wo er heute ist. Lassen Sie uns
gesetzt, ein Chronic-Care-Modell für ältere Patienten mit        auch weiterhin gemeinsam für eine patientenorientierte und
Typ-2-­Diabetes zu entwickeln. Die Auftaktsitzung erfolgte       leistungsstarke Gesundheitsversorgung eintreten. Wir zählen
vom 10. bis 12. September in Luxemburg (S. 51).                  auf Sie.

BMC-Beirat gegründet                                             Herzlichen Dank!

Auf Wunsch unserer Mitglieder hat der BMC einen Beirat
ins Leben gerufen, der sich am 20. Januar 2014 konstitu-
iert hat. Zentrale Aufgabe des Gremiums soll es sein, den
Vorstand des BMC in inhaltlichen Fragen zu beraten und
bei der strategischen Weiterentwicklung des Verbands zu
unterstützen. Wir freuen uns außerordentlich, dass es uns
gelungen ist, herausragende gesellschaftliche Persönlich-
keiten als Mitglieder zu gewinnen, die durch ihre wertvollen
Impulse die Arbeit des BMC zusätzlich bereichern werden.
Die heterogene Zusammensetzung unseres Beirats be-
weist einmal mehr, dass der BMC keine Partikularinteressen
  12       Bundesverband Managed Care e. V.

              Arbeits- und Projektgruppen –
              Think Tanks und Ideengeber

                                                          PG Ambulante
                                                          Spezialfachärztliche
                                                          Versorgung

                                                          Roger Jaeckel                               AG Prävention und
                                                                                                      Betriebliches Gesund-
                                                                                                      heitsmanagement

                                                                                                      Dr. Tanja Hantke
                                                                                                      Dr. Karsten Neumann

AG Neue
­Versorgungs­formen
                                                 PG Pflege
Ralph Lägel, MBA                                 und Integrierte ­Versorgung
Prof. Dr. Volker Möws
                                                 Ralph Lägel, MBA

                                                                                 AG Plattform
                                                                                 ­Versorgungssteuerung

                                                                                 Dr. Dominik Deimel

                                                        PG Patientencoaching

                                                        Dr. Thorsten Pilgrim
Geschäftsbericht 2013     13

                                                                   AG Arzneimittel-
                                                                   versorgung

                                                                   Dr. Peter Blees
                                                                   Susanne Eble

                         PG Ambulante ­
                         Versorgungsunternehmen

                         Dr. Ursula Hahn
                         Dr. Albrecht Kloepfer

  PG ­BMC vor Ort Nord

  Rolf Kästner
                                                                                     AG Nutzen­bewertung
                                                                                     und Präferenz­messung

                                                                                     Prof. Dr. Axel Mühlbacher

PG Entlass­management

Dr. Dominik Deimel

                                                 Themen­bezogene
                                                 Projektgruppen

                                                 Dr. Sascha Wolf
                                                 Sabine Barz
  14   Bundesverband Managed Care e. V.

       Berichte aus den Arbeits- und Projektgruppen
Geschäftsbericht 2013     15

Sitzung der Arbeitsgruppe am 10. September 2013 zum Thema „Neue Versorgungsformen im Wettbewerb“

Arbeitsgruppe Neue Versorgungsformen                          Krankenkassen zeigten sich offen für Ideen und wünschten
                                                              sich eine weitere vertiefte Diskussion zur Thematik.

                                                              Deutlich wurde in der Diskussion aber auch, dass die ein-
                                                              fache Ausweitung von Angeboten oder pauschale Vergü-
                                                              tungsanpassungen allein nicht zielführend sind. Anhand
                                                              verschiedener Beispiele in Deutschland und in anderen
                                                              Ländern zeigten die Vertreterin der KBV und der Dienstleis-
Leitung:                                                      ter Cibait AG auf, dass psychotherapeutischer Outcome und
Ralph Lägel, MBA, Director Key Account Business Integrated    Qualitätsmessung sehr wohl schon heute erfolgreich Hand
Health, Pfizer Pharma GmbH                                    in Hand gehen können, wenn diese Ansätze verbindlich und
Prof. Dr. Volker Möws, Leiter der Landesvertretung            nachweisbar sind. Dies könnte der Schlüssel für ein adäqua-
Mecklenburg-Vorpommern, Techniker Krankenkasse                tes Honorarsystem sein.

Die Arbeitsgruppe Neue Versorgungsformen (AG NVF) hat         „Best Practice: Moderne Rückenschmerz­therapie
im Jahr 2013 ein Expertenforum und drei AG-Sitzungen          im Jahr 2013: Anforderungskriterien, Modell,
durchgeführt. Themen der Veranstaltungen waren das neue       wissenschaftliche Ergebnisse, Wirtschaftlichkeit“
Honorarsystem in der Psychotherapie, moderne Rücken-
schmerztherapie, neue Versorgungsformen als Innovations­      Rückenschmerztherapie stellt in Deutschland für Patienten
treiber sowie Selektivverträge in Geriatrie und Pflege.       ebenso wie für Krankenkassen und Leistungserbringer eine
                                                              Herausforderung dar. Über acht Milliarden Euro Behand-
„Selektivverträge und ­Qualitätsindikatoren:                  lungskosten, nahezu ein Fünftel chronisch erkrankter Pati-
Chancen für ein neues H­ onorarsystem                         enten und die höchste Quote an Arbeitsunfähigkeitstagen
in der Psychotherapie?“                                       sprechen eine deutliche Sprache. Im Rahmen der Integrier-
                                                              ten Versorgung wurden bereits viele Ansätze erprobt, jedoch
Mit der Ausbudgetierung der psychotherapeutischen             konnten sich nur die wenigsten davon breiter durchsetzen.
Leistungen aus dem KV-Topf ergeben sich für alle Betei-
ligten neue Herausforderungen, aber auch Chancen für          Ein erfolgreiches Modell wurde in der AG-Sitzung im Mai
eine zukunftsorientierte Gestaltung psychotherapeutischer     2013 in Frankfurt vorgestellt: Die FPZ GmbH hat in den letz-
Angebote. Vertreter von Krankenkassen, Bundespsycho-          ten Jahren ein wissenschaftlich fundiertes und ökonomisch
therapeutenkammer, kassenärztlicher Bundesvereinigung         erfolgreiches Versorgungsmodell aufgebaut. Unter dem Titel
und Dienstleistern diskutierten das Spannungsfeld zwischen    „FPZ – Deutschland den Rücken stärken“ bietet FPZ das
psychotherapeutischen Angeboten, Qualität und Vergütung       Konzept an 160 Standorten in Kooperation mit ca. 40 Kran-
im März 2013.                                                 kenkassen und 1600 ärztlichen Leistungserbringern an.

In der Diskussion zeichnete sich ab, dass es zwar schon       Das Besondere des Konzeptes liegt in der Verknüpfung einer
viele Angebote gibt, die den Patientenwünschen entspre-       umsetzbaren Variante der Nationalen VersorgungsLeitlinie
chen. Gleichwohl bestehen in verschiedenen Bereichen          Kreuzschmerz (NVL) mit einer strukturierten medizinischen
Lücken bzw. Raum zur Optimierung. Dies gilt sowohl für das    Trainingstherapie. Kernstück ist ein Internetportal, auf das die
Angebot in unterversorgten ländlichen Regionen als auch für   beteiligten Hausärzte, Orthopäden und Schmerzthera­peuten
die Problematik der Überleitung von der stationären in die    sowie die Rückenschmerzzentren Zugriff haben und in dem
ambulante Therapie im gesamten Bundesgebiet. Die Vertre-      sie die Therapie für den Patienten strukturiert planen, um-
terinnen und Vertreter der Bundespsychotherapeutenkam-        setzen und dokumentieren. Dies fördert die Zusammenarbeit
mer stellten konkrete Lösungsansätze vor. Die Vertreter der   der ärztlichen Leistungserbringer und ermöglicht darüber hi-
  16   Bundesverband Managed Care e. V.

       Berichte aus den Arbeits- und Projektgruppen

       naus die Überweisung in eine medizinische Trainingstherapie      „Herausforderungen in Geriatrie und ­Pflege
       an spezialisierten Geräten bei Patienten, für die diese Thera-   mit Selektivverträgen meistern?“
       pieformen indiziert ist. Auf diese Weise erfahren Patienten,
       Ärzte und Physiotherapeuten einen zügigen Behandlungser-         Prognosen besagen, dass die Anzahl der Pflegebedürftigen
       folg, der gesamtsystemisch betrachtet sogar kostengünstiger      bis 2013 um rund eine Million zunehmen wird. Dem stehen
       und nachhaltiger erbracht werden kann.                           drohende Engpässe in der Hausarztversorgung und beim
                                                                        Pflegepersonal gegenüber. Bereits heute sind rund 30.000
       „Neue Versorgungsformen im Wettbewerb –                          Arbeitsplätze in der Pflege unbesetzt. Umso wichtiger ist
       Innovationstreiber oder Marketinginstrument?“                    es, Effizienzpotenziale in Geriatrie und Pflege zu heben und
                                                                        neue Versorgungsmodelle in diesen Bereichen zu erproben
       Die gesundheitspolitischen Reformen der letzten Jahre ziel-      und zu etablieren. Darüber diskutierten die AG-Teilnehmer
       ten u. a. darauf ab, den Wettbewerb innerhalb der GKV zu         im November 2013.
       stärken. Ob damit einhergehend auch ein Innovationswett-
       bewerb initiiert werden konnte, diskutierten die Teilneh-        Aus Sicht der Politik können Selektivverträge einen wichti-
       mer der AG-Sitzung im September 2013. Eine spontane              gen Beitrag leisten, um eine bessere Koordination zwischen
       Umfrage unter den Teilnehmern ergab dabei zunächst, dass         Leistungserbringern und Pflegeberatung der Kassen sowie
       das Innovationsverständnis im Gesundheitswesen sehr breit        zwischen häuslicher Krankenpflege und Langzeitpflege zu
       gefächert ist. Gleichwohl wurde deutlich, welche Impulse         erzielen. Ein wichtiger Ansatzpunkt liegt darüber hinaus im
       Innovationen nicht nur für das Gesundheitssystem selbst,         Bereich des Entlassmanagements.
       sondern auch für den Arbeitsmarkt und die Wertschöpfung
       der Gesamtwirtschaft hervorbringen können.                       Vertreter der Leistungserbringer sehen Effizienzpotenziale in
                                                                        der frühen Risikoerkennung und der Prävention. Je früher ein
       Aus Sicht der Kostenträger führt mehr Wettbewerb zu              Unterstützungsbedarf erkennbar ist, desto besser gelingt es,
       Qualitäts-, Prozess- und Effizienzverbesserungen sowie zur       die Selbstständigkeit des Patienten aufrechtzuerhalten und
       Teilhabe des Patienten am medizinisch-technologischen            das soziale Umfeld einzubeziehen. Dazu ist jedoch ein hohes
       Fortschritt. Jedoch hat sich auch gezeigt, dass Zusatzbei-       Maß an Koordination zwischen Leistungserbringern, anderen
       träge als Wettbewerbsinstrument zu massiven Mitglieder-          Gesundheitsberufen und sozialen Diensten notwendig.
       verlusten bei den Krankenkassen geführt haben, sodass hier       Neue Vertragsmodelle sind hier ebenso interessant wie die
       andere Ansätze gefunden werden müssen. Ein wichtiges             stärkere Fokussierung auf arztentlastende Strukturen, wie
       Hemmnis für die Ausgestaltung des Wettbewerbs und somit          sie beispielsweise im Rahmen von AGnES bzw. agneszwei
       auch für Innovationsimpulse sehen die Kostenträger nach          entwickelt wurden.
       wie vor im formal-rechtlichen Bereich, beispielsweise in
       Bezug auf die Verwendung von Routinedaten im Rahmen der          Ein weiterer Lösungsansatz besteht in der Ausweitung von
       Versorgungsforschung.                                            Telemedizin. Geräte zur Messung der Gesundheitswerte
                                                                        helfen, dass Menschen länger in ihrem gewohnten Umfeld
       Auch die Krankenhäuser bemängeln formal-rechtliche               verbleiben können. Gerade im ländlichen Raum könnte die-
       Blocka­den zur Etablierung innovativer Versorgungsstruk-         ser Ansatz zukünftig erheblich an Bedeutung gewinnen.
       turen, einerseits in Bezug auf die unterschiedlichen Vergü-
       tungsmodelle, andererseits hinsichtlich der nach wie vor         Ausblick
       schwer zu durchbrechenden Sektorengrenzen. Auch müss-
       ten finanzielle Anreizmodelle sinnvoller gestaltet werden.       Die Arbeit der AG Neue Versorgungsformen wird 2014
                                                                        fortgeführt. Auf der Agenda stehen die nunmehr vertiefende
       Aus Sicht der Leistungserbringer liegt großes Innovations­       Betrachtung der ambulanten Versorgungsstrukturen in der
       potenzial in der Regionalisierung von medizinischen Ange-        Psychotherapie, der Innovationsfonds, Misserfolgsfaktoren
       boten, da erhebliche Unterschiede zwischen Regionen und          für Selektivverträge sowie der Reformbedarf im stationären
       (regional abbildbaren) sozialen Milieus bestehen.                Sektor.
Geschäftsbericht 2013     17

Projektgruppe ­Ambulante                                       Gleichwohl verhindern rechtliche Schranken und faktische
­Versorgungsunternehmen                                        Benachteiligungen, dass ambulante Versorgungsunterneh-
                                                               men ihr innovatives Potenzial voll ausschöpfen können. Zwar
                                                               begrüßte die Projektgruppe die Lockerungen bei der MVZ-
                                                               Gründung und -Betreibung sowie die geplanten Entbüro­
                                                               kratisierungen bei den Selektivverträgen. Eine Gleichstellung
                                                               ambulanter Versorgungsunternehmen ist damit jedoch bei
                                                               Weitem nicht erreicht.

Leitung:                                                       Die Projektgruppe fordert Politik und Selbstverwaltung
Dr. Ursula Hahn, Geschäftsführerin, OcuNet GmbH & Co. KG       deshalb auf, sich noch stärker vom Fokus auf selbstständig
Dr. Albrecht Kloepfer, Büro für gesundheitspolitische          geführte Praxen zu lösen. Zudem darf nicht nur in Kranken-
Kommunikation                                                  häusern die Fähigkeit / Möglichkeit gesehen werden, den He-
                                                               rausforderungen der ambulanten Versorgung zu begegnen.
Die Projektgruppe Ambulante Versorgungsunternehmen hat
2013 die Präzisierung der unterschiedlichen Organisations-     Konkret regt die BMC-Projektgruppe die Umsetzung folgen-
formen und rechtlichen Rahmenbedingungen ambulanter            der politischer Maßnahmen an:
Versorgungsunternehmen (AVU) weiter fortgesetzt und
daraus einen politischen Forderungskatalog entwickelt.         rr Anerkennung der ambulanten Versorgungsunternehmen
                                                                  als gleichberechtigte und eigenständige Leistungserbrin-
In intensiven Diskussionen, an denen Vertreter aus verschie-      ger
denen AVU beteiligt waren, erörterte die Projektgruppe Kri-    rr Rechtliche Gleichstellung ambulanter Versorgungsunter-
terien, von denen ein ambulantes Versorgungsunternehmen           nehmen mit ambulanten Einrichtungen von Krankenhäu-
gekennzeichnet ist. Neben einer Tätigkeit in der unmittel-        sern
baren Patientenversorgung zählen dazu u. a. die Bündelung      rr Rechtliche Gleichstellung der verschiedenen Formen
von Managementfunktionen und disziplinarischer Kompetenz          ambulanter Versorgungsunternehmen
beim Träger sowie die digitale Vernetzung und die Nutzung      rr Keine Benachteiligung von AVU in der Vergütung gegen-
einer elektronischen Patientenakte.                               über anderen ambulanten Organisationsformen
                                                               rr Klarstellung der Gleichbehandlung, z. B bei der Vergabe
Durch ihre Größe und die damit verbundene medizinische,           von Arztsitzen und zwischen angestellten und selbststän-
wirtschaftliche und organisatorische Leistungsfähigkeit sind      digen Ärzten
AVU in der Lage:                                               rr Gleichstellung ambulanter Versorgungsunternehmen in
                                                                  der Forschungsförderung und in der Weiterbildung
rr Schnittstellen der Versorgung zu reduzieren
rr komplexe Versorgungsprogramme zu entwickeln                 Als Ergebnis ihrer konzentrierten Arbeit hat die Projektgrup-
rr einen Beitrag zum Abbau von Über- und Unterversorgung       pe ein Ergebnispapier vorgelegt, das als Lang- und Kurzfas-
   zu leisten                                                  sung auf der BMC-Website zum Download zur Verfügung
rr aufgrund der hohen Fallzahlen sehr gute medizinische        steht. Die Projektgruppe wird ihre Arbeit im Jahr 2014
   Qualität zu erbringen                                       fortsetzen und ihre Erkenntnisse und Empfehlungen aktiv an
rr Delegation und Arbeitsteilung zu realisieren                die Politik und die Fachöffentlichkeit herantragen. Einzelne
rr Fort- und Weiterbildung für Ärzte und andere Gesund-        Abgeordnete aus beiden Koalitionsfraktionen haben bereits
   heitsberufe anzubieten                                      Interesse am Ergebnispapier bekundet und in Aussicht ge-
rr an Versorgungsforschung und Zulassungsstudien mitzu-        stellt, die darin formulierten Anregungen in ihren Arbeits-
   wirken                                                      gruppen zu diskutieren.
  18        Bundesverband Managed Care e. V.

            Berichte aus den Arbeits- und Projektgruppen

                     Aus dem Ergebnispapier der Projektgruppe
                     Download unter www.bmcev.de

       *         PG Ambulante Versorgungsunternehmen

       Was sind ambulante Versorgungsunternehmen?                     Potenziale ambulanter Versorgungsunternehmen

       In der ambulanten Versorgung etablieren sich seit einigen      Aus Sicht der Projektgruppe „Ambulante Versorgungsun-
       Jahren neue Versorgungsformen bzw. Versorger wie Pra-          ternehmen“ im Bundesverband Managed Care e. V. (BMC)
       xisnetze, Berufsausübungsgemeinschaften und MVZ. Aus           bieten AVUs für zahlreiche aktuelle Probleme des bundes-
       diesen Formen heraus haben sich weitgehend unbemerkt           deutschen Gesundheitswesens auf nahezu allen Ebenen
       innovative größere Betriebs- und Wirtschaftsformen entwi-      Lösungsansätze.
       ckelt: Deutlich über die traditionelle Praxis hinausweisende
       Versorgungseinheiten übernehmen unmittelbare ambulante         I. Integrierte, qualitativ hochwertige
       medizinische Versorgung von Patienten. Mit solchen ambu-          Patientenversorgung
       lanten Versorgungsunternehmen positioniert sich eine neue      AVUs reduzieren die Zahl qualitativer wie organisatori-
       Kategorie von Akteuren im deutschen Gesundheitswesen,          scher Schnittstellen in der Versorgung. Sie bieten unter
       die bislang kaum politische Wahrnehmung und die entspre-       einer unternehmerischen Führung Leistungen, die traditio-
       chende Abbildung erfährt.                                      nell in getrennten Einrichtungen, Verantwortungsbereichen
                                                                      und Sektoren bzw. an verschiedenen Standorten vorgehal-
       Ein ambulantes Versorgungsunternehmen (AVU) ist eine           ten werden. Ärzte verschiedener Fachdisziplinen oder Sub-
       professionelle Verbindung von Medizin und Management.          spezialisierungen arbeiten in AVUs mit anderen Heilberufen
       Es ist durch eine Organisationsstruktur gekennzeichnet, die    zusammen. Geregelte Kooperationen in den AVUs helfen,
       insbesondere folgende Kriterien aufweist:                      medizinische, pflegerische und pharmakologische Unter-,
                                                                      Über- oder Fehlversorgung zu vermeiden und eine struk-
       ))Tätigkeit in unmittelbarer Patientenversorgung im            turierte Patientenführung entlang von Behandlungspfaden
         ambulanten Sektor                                            zu sichern. AVUs in ambulanter Trägerschaft sind im am-
       ))Verbindlich geregelte Zusammenarbeit aller Leistungs-        bulanten Sektor verwurzelt und beherrschen die Koopera-
         erbringer innerhalb des AVU                                  tion mit anderen Versorgern und den Kassenärztlichen Ver-
       ))Gemeinsame Versorgungsziele und Qualitätsstandards           einigungen.
       ))Betriebs- und Wirtschaftsformen mit moder-
         ner Organisation (angestellte Ärzte, Ärztehaus,              Voraussetzung für diese übergreifende Koordination der
         Arbeitsteilung etc.)                                         medizinischen Versorgung ist eine zeitgemäße IT-Unter-
       ))Trägerschaft durch Leistungserbringer und/oder               stützung. AVUs bedienen sich in der Regel über alle Stand-
         Trägergesellschaft bzw. Managementgesellschaft               orte und alle beteiligten Leistungserbringer hinweg einer
       ))Bündelung von Managementfunktionen, wirtschaft-              gemeinsamen IT-Plattform, neue Standorte werden auf
         licher Verantwortung und disziplinarischer Kompetenz         diese Weise rasch in das System integriert, schon um die
         beim Träger                                                  innerbetriebliche Effizienz in der Kommunikation zu sichern.
       ))Kooperation (z. B. verschiedene Leistungsstandorte,          Die gemeinsame IT-Plattform stellt die Basis für eine Pa-
         interdisziplinär, sektorübergreifend, Ärzte und andere       tientenbehandlung aus einer Hand dar und hilft, Patien-
         Gesundheitsberufe)                                           tenführung und Behandlungspfade im Versorgungsalltag
       ))Nutzung elektronischer Patientenakte, digitale               sicherzustellen.
         Vernetzung aller beteiligten Gesundheitsberufe
                                                                      II. Sicherung der ambulanten (und stationären)
                                                                          Versorgung
                                                                      AVUs bieten Lösungsansätze zur Sicherung der ambulan-
                                                                      ten Versorgung in der Fläche. Sie ermöglichen Medizine-
                                                                      rinnen und Medizinern eine Tätigkeit im ambulanten Sektor
Geschäftsbericht 2013     19

sowie Arbeit im Team ohne die unternehmerischen Risi-
ken einer Selbstständigkeit. Sie erschließen damit medi-
zinisches Arbeitspotenzial für die ambulante Versorgung
– sowohl bei älteren Ärzten mit Interesse an einem all-
mählichen Ausstieg aus dem Beruf wie auch beim medi-
zinischen Nachwuchs. AVUs übernehmen Praxissitze als
selbstständige und unselbstständige Filialen, die ansons-
ten vakant blieben.

III. Evolution der ambulanten Angebotsstrukturen
AVUs übernehmen traditionell eher im stationären Sektor
angesiedelte Funktionen wie zum Beispiel:

))Weiterbildung von der Approbation bis zur Facharzt-
  prüfung
))Fortbildung und kontinuierlicher Austausch mit Fach-
  ärzten, medizinischem Fachpersonal und Gesund-
  heitsberufen
))Mitwirkung bei Zulassungsstudien, Versorgungs-
  forschung und Qualitätsstudien
))Sicherung von Versorgungs- und Real-Life-
  Forschung im ambulanten Setting

Ambulante Versorgungsunternehmen realisieren allein
oder in Kooperation mit Kostenträgern indikationsspezi-
fische oder regionale Versorgungsprogramme, auch zur
Erprobung vor Einführung in die Regelversorgung. Sie
fördern Markenbildung in der ambulanten Versorgung
und helfen so, Suchaufwand von Patienten zu reduzieren.
Zudem realisieren AVUs Delegation und Arbeitsteilung:
Neue ambulante ärztliche und nicht-ärztliche Berufsbilder
entstehen (ärztliche Leitungsfunktion, Unternehmensfüh-
rung, Case Management, Praxis- und Netzmanagement,
Teamleitung, Netzassistenz u. v. m.) und bereits beste-
hende werden aufgewertet.

IV. Effektivitäts- und Effizienzsteigerung
Ambulante Versorgungsunternehmen tragen zur Vermei-
dung von Überversorgung und zur Reduktion von Schnitt-
stellen bei, u. a. durch Verlagerung aus dem stationären
in den ambulanten Sektor. Sie leisten somit einen Bei-
trag zu Effektivitäts- und Effizienzsteigerungen im Ge-
sundheitssystem und damit zum effizienten Mitteleinsatz.
  20   Bundesverband Managed Care e. V.

       Berichte aus den Arbeits- und Projektgruppen

       Projektgruppe Ambulante                                         trag, der im März 2014 in der Zeitschrift „Gesundheits- und
       ­Spezialfachärztliche Versorgung                                Sozialpolitik“ erschienen ist, weist die Projektgruppe auf
                                                                       Klärungsbedarfe hin und gibt Empfehlungen für eine praxis­
                                                                       nahe, bürokratiearme ASV-Umsetzung. Die wichtigsten
                                                                       Punkte werden im Folgenden zusammengefasst.

                                                                       Verpflichtung zur ­Kooperation
                                                                       ist richtungsweisend

       Leitung:                                                        Das Herzstück der neuen ASV stellt die Verpflichtung zur
       Roger Jaeckel, Leiter Gesundheitspolitik,                       interdisziplinären Kooperation der Leistungserbringer dar.
       GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG                                   Zusätzlich zu den allgemeinen interdisziplinären Koopera­
                                                                       tionserfordernissen besteht die Verpflichtung zur sektoren­
       Mit der Neufassung des § 116 b SGB V im Rahmen des GKV-         übergreifenden Kooperation (sog. ASV-Kooperation) für
       Versorgungsstrukturgesetzes unternimmt der Gesetzgeber          onkologische Erkrankungen. Damit wird dem Umstand Rech-
       nunmehr den dritten Anlauf, die Sektorengrenzen im Bereich      nung getragen, dass die ASV sich auf besonders komplexe
       der fachärztlichen Versorgung nachhaltig zu durchbrechen.       Indikationen und Krankheitsverläufe bezieht.
       Das Leistungsspektrum der ambulanten Spezialfachärztlichen
       Versorgung (ASV) umfasst die ambulante Diagnostik und           Die Vorgaben zur ASV-Kooperation orientieren sich stark an
       Behandlung von schweren Verlaufsformen von Erkrankungen         bereits etablierten Tumorkonferenzen. Das ist sinnvoll, weil
       mit besonderen Krankheitsverläufen, seltenen Erkrankun-         so auf vorhandenen Strukturen aufgebaut werden kann. Um
       gen und Erkrankungszuständen mit entsprechend geringen          Pseudokooperationen zu vermeiden, fehlten zunächst jedoch
       Fallzahlen.                                                     noch weitere Vorgaben für diese ASV-Kooperationen. So
                                                                       ging aus der ASV-Richtlinie u. a. nicht hervor, welche Vor-
       Der G-BA, der vom Gesetzgeber mit der Ausgestaltung der         aussetzungen die Kooperationspartner erfüllen müssen (z. B.
       Details beauftragt wurde, legte im März 2013 eine erste         Nachweis einer bestimmten Fachgruppenzugehörigkeit).
       Richtlinie zu allgemeinen Anforderungen und Zugangskrite-       Dies erschien vor allem vor dem Hintergrund der Ausnah-
       rien vor. Die Projektgruppe „Ambulante Spezialfachärztliche     meregelung relevant, nach der eine ASV-Teilnahme in der
       Versorgung“ hat die Arbeit des G-BA zur ASV intensiv be-        Onkologie auch ohne ASV-Kooperation möglich ist, sofern
       gleitet. Im Mai 2013 begrüßte die Projektgruppe Dr. Regina      kein Kooperationspartner gefunden werden konnte.
       Klakow-Franck zu einem Hintergrundgespräch im BMC. Die
       Vorsitzende des Unterausschusses ASV im G-BA erläuterte         Ein weiterer Aspekt betrifft das Verhältnis der interdiszipli-
       in der Veranstaltung den aktuellen Umsetzungsstand der          nären und sektorenübergreifenden Kooperations­ebene zuei-
       ASV und skizzierte den Zeitplan für die Ausarbeitung der        nander. So ist nicht eindeutig beschrieben, ob die Vertrags-
       Richtlinien zu den einzelnen Krankheitsbildern. Als weitere     partner der sektorenübergreifenden Kooperation gleichzeitig
       Expertin stellte Erika Behnsen, Vorsitzende der Erweiterten     Mitglieder des interdisziplinären Teams sein können. Eine
       Landesausschüsse (ELA) Berlin und Thüringen, im Oktober         Klärung dieser Punkte ist entscheidend für die regionale
       2013 den Umsetzungsstand der ASV auf Ebene der ELA dar.         Umsetzung, da sie letztlich das Angebot an potenziellen
                                                                       Kooperationspartnern bestimmen. Hier sollte der G-BA im
       Im Rahmen der fortlaufenden Arbeit unternahm die Projekt-       Konkretisierungsteil weitere Details regeln.
       gruppe darüber hinaus eine Bewertung der G-BA-Richtlinie
       im Hinblick auf ihre Umsetzbarkeit in der Praxis. Die Analyse
       ergab, dass zahlreiche Richtlinien-Aspekte bisher nicht
       erschöpfend geklärt werden konnten. In einem Fachbei-
Geschäftsbericht 2013     21

Weniger Bürokratie für Vertretungs-                             Schnittstellen zu anderen Versorgungsbereichen
und Nachbesetzungsregelungen
                                                                Verschiedene Krankheitsbilder der ASV weisen unmittelbare
Klärungsbedarf besteht zudem hinsichtlich der Kontinuität       Schnittstellen zu anderen Versorgungsbereichen auf, so z. B.
der Leistungserbringung. Da es sich bei den Mitgliedern des     im Bereich der Spezialisierten Ambulanten Palliativversor-
Kernteams stets um namentlich benannte Ärzte handelt,           gung (SAPV), der Allgemeinen Ambulanten Palliativversor-
müssen auch Vertretung und Nachbesetzung personenbe-            gung (AAPV) sowie bei indikations- oder populationsbezoge-
zogen geregelt sein. Der G-BA hat in seiner Richtlinie hierzu   nen Versorgungsverträgen (§§ 73 a, b, c, §§ 140 ff. SGB V etc.).
umfassende Regelungen formuliert. Im Ergebnis führen
die Vertretungs- und Nachbesetzungsregelungen sowohl            Offen ist, wie die Zusammenarbeit der Leistungserbringer an
bei den Leistungserbringern als auch bei den Erweiterten        den Schnittstellen erfolgt und wie Leistungsüberschneidun-
Landesausschüssen zu einem erheblichen bürokratischen           gen in der Praxis vermieden bzw. gelebt werden. Die Fest-
Aufwand. Aus Sicht des BMC dürfen die Vorgaben nicht zu         legung der ASV-Leistungen muss unter Berücksichtigung
einer Verkomplizierung der Patientenversorgung führen,          der Versorgungsschnittstellen erfolgen. Zudem muss die
sondern müssen praxistauglich und möglichst bürokratiearm       Zusammenarbeit der Leistungserbringer unterschiedlicher
gestaltet werden. Insofern empfiehlt der BMC dem G-BA,          Versorgungsbereiche (z. B. ASV und SAPV) geregelt werden.
diesen Regelungsabschnitt nochmals zu überprüfen.               In keinem Fall dürfen vorhandene Schnittstellen zu Nachtei-
                                                                len für die Patienten führen.
Qualitätssicherung in der ASV
                                                                Wie praxistauglich ist das Verfahren zur
Angesichts der Krankheitsbilder in der ASV sollte die           ­Einführung neuer Versorgungsformen?
Qualitätssicherung höchsten Standards genügen. Die in der
§ 116 b-Richtlinie a. F. bereits bestehenden Vorgaben zur       Die zahlreichen klärungsbedürftigen Punkte zeigen auch,
Qualitätssicherung – soweit für die ASV-Leistungen relevant     wie schnell die Grenzen der politischen Steuerungs­fähigkeit
– finden auch im neuen Versorgungsbereich Anwendung.            in einem komplexen Umfeld wie dem Gesundheitswe-
Parallel hierzu wird der Geltungsbereich der Qualitätssi-       sen erreicht sind. Wenn ein Gesetz erst einer jahrelangen
cherungsvereinbarungen nach § 135 Abs. 2 SGB V für die          Verwaltungsprozedur beim G-BA unterzogen werden muss,
vertragsärztliche Versorgung im Rahmen der ASV nunmehr          bevor es überhaupt zur Anwendung kommen kann, wird
auch auf den stationären Bereich übertragen. Die Überprü-       die Anfälligkeit dieses Implementierungsansatzes deutlich.
fung der Qualität obliegt dabei den Krankenkassen.              Zudem wurde die Ausgestaltung mit dem G-BA einem Gre-
                                                                mium übertragen, dessen Mitglieder in der Sache durchaus
Offen ist jedoch die Frage, wie die Durchführung der Qua-       Eigeninteressen verfolgen. Dies verzögert unter Umständen
litätsprüfungen organisiert werden soll, denn diese sind mit    nicht nur die Beschlussfassung, sondern kann leicht dazu
signifikantem Aufwand verbunden. So sehen beispielsweise        führen, dass der Patientennutzen in den Hintergrund gerät.
viele Qualitätssicherungsvereinbarungen laufende Stich-
probenprüfungen vor, die dann auch bei Krankenhäusern           Die Handlungsmaxime lautet deshalb: Anreizsysteme
durchgeführt werden müssten. Im Interesse einheitlicher         schaffen anstatt überbordende Bürokratie. Im Vordergrund
Standards und zur Vermeidung von Wettbewerbsnachteilen          muss die spürbare Verbesserung der Versorgungsqualität
einzelner Leistungserbringer sollte eine kassen- und ggf.       und -kontinuität für die Patienten stehen, die sich letzt-
auch länderübergreifende Lösung angestrebt werden.              lich auch in einer zeitnahen Umsetzung neuer Konzepte
                                                                ausdrückt. In diesem Sinne wird die Projektgruppe „Ambu-
                                                                lante Spezial­fachärztliche Versorgung“ im BMC die weiteren
                                                                Umsetzungs­schritte in der ASV auch zukünftig begleiten.
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