Azubis und karriere zwischen couch

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Azubis und karriere zwischen couch
Die McDonald’s AUSBILDUNGSSTUDIE 2013

Pragmatisch glücklich:

Azubis
zwischen Couch
und Karriere
Eine Repräsentativbefragung junger Menschen im Alter von 15 bis unter 25 Jahren
Azubis und karriere zwischen couch
Inhalt
       04 – 1 1   EINLEITUNG: WELCHE BERUFSPERSPEKTIVEN HAT
                  DIE JUNGE GENERATION IN DEUTSCHLAND?

       12 – 21    POSITIVER BLICK IN DIE ZUKUNFT:
                  DIE MENTALE VERFASSUNG JUNGER MENSCHEN

       22 – 27    AUFSTIEGSWÜNSCHE UND AUFSTIEGSOPTIMISMUS

       28 – 43    PRAGMATISCHER REALISMUS:
                  ERWARTUNGEN AN DAS BERUFSLEBEN

       44 – 53    DIE ELTERN ALS RÜCKHALT UND RATGEBER: DAS
                  INFORMATIONSVERHALTEN DER JUNGEN GENERATION

       54 – 63    DER ENTSCHEIDUNGSPROZESS

       64 – 77    ERFÜLLTE HOFFNUNGEN: WIE AUSZUBILDENDE
                  DEN START IN DIE ARBEITSWELT ERLEBEN

       78 – 85    GROSSE ARBEITSZUFRIEDENHEIT

       86 – 89    AUSBLICK: WAS JUNGE MENSCHEN VON
                  IHRER BERUFLICHEN ZUKUNFT ERWARTEN

       90 – 96    SCHLUSSFOLGERUNGEN: WIE KANN DIE
                  BERUFLICHE AUSBILDUNG VERBESSERT WERDEN?

             97   Studiendesign im Überblick

       98 – 99    Über die Autoren/ Impressum

2                                                               3
Azubis und karriere zwischen couch
Einleitung                                                                                                                                       Einleitung

Welche Berufs-
perspektiven hat   Von Prof. Dr. Klaus Hurrelmann

                   Die McDonald’s Ausbildungsstudie 2013 erscheint zu einer Zeit,
                   in der in vielen Branchen und Regionen in Deutschland Vollbe-
                                                                                          Private und öffentliche Arbeitgeber konnten
                                                                                          es sich leisten, alle nicht vollständig geeigne-

die junge
                   schäftigung herrscht und sich in einigen Unternehmen ein Fach-
                   kräftemangel bemerkbar macht. Das kommt uns heute schon fast           ten Bewerberinnen und Bewerber zurückzu-
                   selbstverständlich vor. Aber noch vor Kurzem sah die Welt der          weisen.
                   jungen Leute anders aus.

                   Für einen großen Teil der Angehörigen der jungen Generation war     In Westdeutschland, in den alten Bundesländern, war die wirt-

Generation in
                   der Übergang von der Bildungs- in die Arbeitswelt in den beiden     schaftliche Konjunktur gestört und der Bedarf an Arbeitnehmern
                   zurückliegenden Jahrzehnten schwierig bis unmöglich. Seit Mitte     ging zurück. Gleichzeitig suchten wegen der zahlenmäßig sehr
                   der 1990er Jahre, bald nach der Vereinigung der beiden deutschen    starken Jahrgänge mehr junge Leute einen Arbeitsplatz als vor
                   Staaten, verdüsterten sich in Ost- und in Westdeutschland die Be-   der Vereinigung. Private und öffentliche Arbeitgeber konnten es
                   rufsperspektiven. Die Jahrgänge im vereinten Deutschland waren      sich leisten, alle nicht vollständig geeigneten Bewerberinnen und
                   zahlenmäßig sehr stark, und die vielen jungen Männer und Frauen     Bewerber zurückzuweisen und nur die am besten ausgebildeten

Deutschland?
                   stießen auf einen für sie viel zu kleinen Arbeitsmarkt. Im Osten,   von ihnen einzustellen.
                   in den neuen Bundesländern, wurden massenhaft Arbeitsplätze
                   abgebaut und Nachwuchskräfte kaum noch gesucht.

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Azubis und karriere zwischen couch
Einleitung                                                                                                                                                                                                                                                                        Einleitung

                                                                       Für Jugendliche mit einem Hauptschulabschluss, auf die das duale
Die Krise am Ausbildungsmarkt                                          System mit seiner strukturierten Kombination aus betrieblicher Tä-
                                                                                                                                               Verstärkter Trend zu höheren                                            Die Verschärfung der
seit den 1990er Jahren                                                 tigkeit und Teilzeitberufsschule ursprünglich einmal zugeschnitten      Schulabschlüssen                                                        Chancenungleichheit
                                                                       worden war, blieb nur ein Drittel der Ausbildungsstellen übrig.
Seit Mitte der 1990er Jahre hatte Deutschland ebenso wie fast                                                                                  Aus den Jugendstudien der letzten Jahre können wir ablesen, wie         Jugendliche aus den niedrigeren sozialen Schichten konnten eine
alle anderen europäischen Länder mit einer sehr ernsten Krise          Jugendliche ohne einen Hauptschulabschluss, die vor der Krise           die angespannte wirtschaftliche Situation die Einstellungen und         solche „Statusoptimierungsstrategie“ nicht umsetzen. Durch die Krise
am Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu kämpfen. In den Jahren von         fast immer noch relativ gute Chancen für Anlernberufe und einfa-        Verhaltensweisen der jungen Generation geprägt hat. Die wich-           am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt verschärften sich aus diesem
1995 bis 2005 lag die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen um bis         che Arbeitsplätze hatten, gingen während der Krise praktisch leer       tigste Schlussfolgerung, die eine große Mehrheit von ihnen aus          Grund die sozialen Unterschiede bei den Bildungschancen erheblich.
zu 100.000 über der Zahl der angebotenen Plätze (Konsortium            aus (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2012, S. 103).             der Krise am Arbeitsmarkt gezogen hat, war eine Intensivierung          Seit 2000 zeigten die internationalen Leistungsvergleichsstudien
Bildungsberichterstattung 2008, S. 85). Bis zu ein Fünftel eines       Auch das Schulberufssystem mit seinem Angebot von vollzeitlich          der Bemühungen um eine erfolgreiche Schullaufbahn (Hurrelmann           bei 15-Jährigen, die PISA-Studien der OECD, wie stark sich ge-
jeden Jahrgangs fand unter diesen Umständen keinen Ausbil-             qualifizierenden Programmen wurde im Laufe der Jahre immer              und Quenzel 2013, S. 123; Shell Deutschland 2010). Der ohnehin          rade in Deutschland die soziale Herkunft auf die Schulergebnisse
dungs- und Arbeitsplatz oder nur Gelegenheitsjobs. Besonders           stärker durch die Jugendlichen mit mittlerem Abschluss und Abitur       schon seit vielen Jahren bestehende Trend zum Besuch immer              auswirkte. Wer Eltern mit niedrigem Bildungsstand und geringem
häufig waren unter ihnen die jungen Leute vertreten, die keinen        in Anspruch genommen.                                                   anspruchsvollerer weiterführender Schulformen wurde erheblich           Einkommen hatte, blieb mit seinen Leistungen weit unter dem
oder nur einen sehr schlechten Hauptschulabschluss geschafft                                                                                   beschleunigt. Jahr für Jahr stieg der Anteil der Jugendlichen, die      Durchschnitt. Unter diesen Jugendlichen waren viele, deren Eltern
hatten. Sie wurden von der Krise besonders hart getroffen.                                                                                     hochwertige Bildungsgänge und Qualifikationszertifikate anstreb-        nach Deutschland eingewandert waren.
                                                                                                                                               ten. Der Bildungsgang der Hauptschule wurde immer unattraktiver.
Jahr für Jahr registrierte die Bundesagentur für Arbeit bis zu
                                                                       Die Etablierung                                                         Auch die Realschulen büßten an Anziehungskraft ein. Demgegen-
50.000 „unversorgte Bewerber“ um Berufsausbildungsstellen              des Übergangssystems                                                    über wuchs der Anteil der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten an
                                                                                                                                                                                                                            Bei den Jugendlichen aus den unteren so-
(Gericke, Krupp und Troltsch 2009). In Wirklichkeit lagen diese                                                                                der gesamten Schülerschaft kontinuierlich. Seit 1995, als die Krise          zialen Schichten reichten die schulischen
Zahlen noch weit höher, da viele junge Leute aus Unwissenheit,         Tausenden von Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss, aber             am Arbeitsmarkt begann, stieg die Quote der Schülerinnen und                 Leistungen und Abschlüsse oft nicht aus, um
Unsicherheit oder Scham auf eine offizielle Registrierung als          auch sehr vielen mit einem Hauptschulabschluss blieben die              Schüler, die das Fachabitur oder das Abitur erwerben, jedes Jahr             im Wettbewerb um die Plätze in der Berufs-
arbeitssuchend verzichteten. Zwar hatten auch hochqualifizierte        klassischen Pfade in die Berufsausbildung verschlossen. Für sie als     um fast einen ganzen Prozentpunkt, während der Anteil des mitt-
Absolventinnen und Absolventen Probleme, im Arbeitsmarkt Fuß           „Unversorgte“ wurde hastig ein „Übergangssystem“ etabliert. Dabei       leren und des Hauptschulabschlusses um diesen Wert zurückging.
                                                                                                                                                                                                                            ausbildung erfolgreich zu sein.
zu fassen, und mussten sich oft mit Zeitverträgen oder dürftig be-     handelte es sich um ein an Schulen und sonstigen Bildungsstätten        Heute erwerben schon über 50 Prozent aller Schulabsolventen die
zahlten Praktika zufrieden geben (vor diesem Hintergrund entstand      eingerichtetes Angebot der allgemeinbildenden und/oder auf              Hochschulzugangsberechtigung.                                           Bei diesen Jugendlichen aus den unteren sozialen Schichten reichten
die Metapher von der „Generation Praktikum“), aber im Vergleich        einen Beruf vorbereitenden Qualifizierung, das ihnen helfen sollte,                                                                             die schulischen Leistungen und Abschlüsse oft nicht aus, um im
hatten sie eine reale Beschäftigungsperspektive, auch wenn der         nachträglich die fachlichen und sozialen Fertigkeiten zu entwickeln,    Der Erwerb anspruchsvoller Bildungszertifikate war die Antwort          Wettbewerb um die Plätze in der Berufsausbildung erfolgreich
Eintritt in den Arbeitsmarkt sich verzögerte. Für die schulisch sehr   die sie benötigten, um mit Zeitverzögerung den Eintritt in die duale    der Jugendlichen in Deutschland auf die sich lang hinstreckende         zu sein. Viele von ihnen mussten mit der Sorge leben, keine oder
niedrig Qualifizierten hingegen waren der Ausbildungs- und der         Berufsbildung oder das Schulberufssystem zu schaffen.                   Krise am Arbeitsmarkt mit der hohen Jugendarbeitslosigkeit. Mit         zumindest keine aussichtsreiche berufliche Laufbahn einschlagen
Arbeitsmarkt lange Jahre nicht zugänglich. Das machte sie von                                                                                  verstärkten Investitionen in ihre Bildungsabschlüsse wollten sie sich   zu können. Bei ihnen und ihren Eltern baute sich in vielen Fällen
sozialen Transferleistungen, Familienunterstützung und/oder infor-     Das Übergangssystem mit seinem breiten Spektrum von Angebo-             gegen die schlechten Chancen wappnen, die sie und ihre Vorgän-          eine „Statusangst“ auf, die existenzielle Bedrohung, als Erwachse-
mellen Einkommensquellen abhängig.                                     ten außerschulischer und schulischer Träger nahm zum Höhepunkt          ger über einen langen Zeitraum hinweg zu ertragen hatten. Das ge-       ner später ohne Beruf und Einkommen zu sein. Diese Jugendlichen
                                                                       seines Ausbaus im Jahr 2003 fast 550.000 Schülerinnen und               lang vor allem den Jugendlichen aus gut situierten Elternhäusern.       fühlten sich, wie die Shell-Jugendstudien dokumentieren, als sozial
                                                                       Schüler auf. Es war damit größer als das duale Berufsausbildungs-       Sie intensivierten ihre Bildungsanstrengungen besonders stark,          Abgehängte (Shell Deutschland 2010, S. 346). Ihre Eltern waren
    Die Krise brachte die Anbieter am Ausbil-                          system mit 530.000 Jugendlichen. Weitere 210.000, so viele wie          um einem drohenden sozialen Abstieg ihrer Familie zu entgehen.          oft selbst schon längere Zeit von Arbeitslosigkeit betroffen, hatten
    dungsmarkt in eine starke Position.                                nie zuvor, besuchten Vollzeitschulen im beruflichen Ausbildungs-        Sie befürchteten eine Gefährdung des von ihren Eltern erreichten        ein nur geringes Einkommen oder waren auf Transferleistungen
                                                                       sektor (Konsortium Bildungsberichterstattung 2008, S. 80).              wirtschaftlichen und sozialen Status, wenn sie von Arbeitslosigkeit     angewiesen. Im Laufe der Jahre kam es auf diese Weise zu sich
                                                                                                                                               und anschließendem beruflichem Misserfolg getroffen würden.             verfestigenden Armutslagen, da weder Eltern noch Kinder einen
Die Krise brachte die Anbieter am Ausbildungsmarkt in eine starke                                                                                                                                                      Zugang zum Arbeitsmarkt fanden, sich der Berufswelt entfrem-
Position. Unternehmen, die Ausbildungsplätze anboten, konnten             Das Übergangssystem ermöglicht nur einem                                                                                                     deten und von Leistungen nach Hartz IV und anderen Sozialhilfen
immer stärker auf solche Schulabsolventinnen und -absolventen             Drittel der Betroffenen den Übergang in die                              Mit hervorragenden Abschlüssen hatten sie                           abhängig wurden.
zurückgreifen, die einen mittleren Schulabschluss nach zehn er-           Berufsausbildung.                                                        zwar nicht die Garantie, aber doch die re-
folgreichen Schuljahren oder ein (Fach-)Abitur nach zwölf oder 13
Jahren erfolgreicher Schulzeit erworben hatten. Auf diese Weise
                                                                                                                                                   alistische Chance, in einem angespannten
wurde das duale System der Berufsbildung, das seit den 1960er          Trotz seines Namens war das Übergangs- mehr ein Auffangsystem.              Arbeitsmarkt eine gute Berufslaufbahn zu
Jahren für die große Mehrheit der jungen Leute mit einem Haupt-        Es gelang ihm zwar, die Zahl der offiziell registrierten arbeitslosen       absolvieren.
schulabschluss der „Königsweg“ der Berufsausbildung war, eine          Jugendlichen zu reduzieren und damit soziale Unzufriedenheit und
Domäne der Absolventen mit gehobenen Abschlüssen. Realschul-           politische Unruhe zu vermeiden. Einen wirklichen Übergang in die
und Gymnasialabsolventen besetzten über zwei Drittel aller Plätze      Berufsausbildung konnte es aber nur für einen kleinen Teil seiner       Den Jugendlichen aus den oberen und mittleren sozialen Schichten
der traditionellen Berufsausbildung.                                   Klientel, nämlich für schätzungsweise ein Drittel, herstellen.          war der Ernst der Lage bewusst: Sie mussten möglichst höhere
                                                                       Die große Mehrheit blieb auch nach dem Durchlaufen der Zusatz-          und bessere Schulabschlüsse als ihre eigenen Eltern erwerben, um
                                                                       angebote von Berufsgrundbildungsjahr, Berufsvorbereitungsjahr,          deren sozialen Status wenigstens halten zu können. Mit hervorra-
    Zwei Drittel aller Plätze der traditionellen                       Berufseinstiegsjahr und vielen anderen mehr oder weniger hilfreichen    genden Abschlüssen hatten sie zwar nicht die Garantie, aber doch
                                                                       Förderprogrammen ohne Berufsausbildung und damit Opfer der              die realistische Chance, auch in einem angespannten Arbeitsmarkt
    Berufsausbildung werden von Realschul- und
                                                                       Krise am Arbeitsmarkt (Bertelsmann Stiftung 2009).                      eine gute Berufslaufbahn zu absolvieren.
    Gymnasialabsolventen besetzt.

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Azubis und karriere zwischen couch
Einleitung                                                                                                                                                                                                                                                                         Einleitung

                                                                      In allen handwerklichen Berufen ist zu spüren, wie stark das Inte-      Aber: Viele Unternehmen sind es nicht mehr gewohnt, auf den              Alle diese Kriterien sind für heute in den Beruf einsteigende junge
Die aktuelle Wende am                                                 resse der Absolventen mit mittlerem und hohem Schulabschluss            Schreibtischen ihrer Personalabteilungen ernsthaft die Unterla-          Leute nicht mehr selbstverständlich. Das fängt bei der fachlich
Ausbildungs- und Arbeitsmarkt                                         gesunken ist, eine berufliche Lehre zu beginnen. In manchen             gen auch derjenigen Jugendlichen zu sichten, die bis vor wenigen         qualifizierten Arbeit an, die heute in großem Umfang auch eine
                                                                      Gewerben des Handwerks stehen inzwischen hauptsächlich noch             Jahren im Vorfeld aussortiert werden konnten, weil ein Übermaß an        angelernte sein kann, geht bei der Stundenzahl weiter, die nur einen
Erst seit wenigen Jahren, etwa seit 2009, zeichnet sich eine          Bewerberinnen und Bewerber mit einem Hauptschulabschluss zur            Hochqualifizierten zur Verfügung stand. Über fast 20 Jahre hinweg        Teil des Tages umfassen kann, und endet bei den Regelungen zum
Trendwende am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt in Deutschland ab.        Wahl.                                                                   konnten sie auf Nachwuchs zurückgreifen, der nur wenige Lücken           Kündigungsschutz und zum Urlaub, die teilweise außer Kraft gesetzt
Die hier vorliegende McDonald’s Ausbildungsstudie erfasst einen                                                                               im Lesen, Schreiben und Rechnen hatte und zumeist ansehnliche            sind. Jedenfalls sind befristete, geringfügig oder Teilzeit-Beschäf-
Zeitpunkt, an dem diese Veränderung für die Jugendlichen und                                                                                  intellektuelle und soziale Fertigkeiten mitbrachte. Innerhalb von drei   tigte und Leiharbeiter heute weit mehr verbreitet als vor Beginn
jungen Erwachsenen zum ersten Mal selbst erfahrbar wird.                                                                                      Jahren hat sich das nun geändert. Zunächst unter den dunklen             der Krise in den 1990er Jahren. Etwa zwei Drittel der Arbeitsplätze
                                                                      Erste Anzeichen für einen von                                           Wolken der Finanzkrise nicht richtig wahrnehmbar, hat sich seit          entfallen heute noch auf die typischen „normalen“, schon ein Drittel
Für die veränderte Ausgangslage am Ausbildungs- und Arbeits-                                                                                  etwa 2009 in ersten Branchen und Regionen nicht nur der Arbeits-,        auf die atypischen nicht normalen Arbeitsverhältnisse.
markt sind ökonomische und demografische Entwicklungen
                                                                      Nachfragern beherrschten                                                sondern auch der Ausbildungsmarkt von einem durch Anbieter in
verantwortlich:                                                       Ausbildungsmarkt                                                        einen durch Nachfrager dominierten Markt verwandelt. Diese Ver-          Neben den Arbeitsformen haben sich aber auch die Arbeitsinhalte
                                                                                                                                              änderung kam in vielen Branchen und Regionen so überraschend,            geändert. Einfache und sich wiederholende Tätigkeiten sind selte-
• Der wirtschaftliche Abschwung, der – mit einer Zuspitzung vor       Viele Unternehmen berichten von unzureichenden Qualifikationen          dass viele Arbeitgeber, sowohl im privaten wie im öffentlichen           ner, komplexe und koordinierende weitaus häufiger geworden. Im
  allem zwischen 1995 und 2006 – den Berufseinstieg der Ange-         der Bewerberinnen und Bewerber, die sich bei ihnen für freie Aus-       Sektor, sie in ihrer Tragweite immer noch nicht richtig erkannt ha-      Arbeitsleben kommt es immer stärker auf Selbstständigkeit und die
  hörigen der jungen Generation schwierig bis unmöglich gemacht       bildungs- oder Arbeitsplätze vorstellen. Viele scheinen ihnen nicht     ben. Unter den veränderten Umständen stehen sie nun vor neuen            Fähigkeit zur eigenverantwortlichen Gestaltung der Tätigkeiten an.
  hat, ist zumindest vorerst beendet. Anders als in den meisten       „ausbildungsreif“ zu sein, weil sie nicht die Mindestvoraussetzungen    Herausforderungen. Es bleibt ihnen oft nichts anderes übrig, als         Es ist kaum noch möglich, sich durch Vorablernen auf alle Bedin-
  Ländern der Europäischen Union wirkt sich auch die seit 2007        für den Einstieg in die berufliche Ausbildung mitbringen. Es werden     sich auf alte unternehmerische Tugenden zu besinnen und gezielt          gungen des Arbeitens im Beruf vorzubereiten, weil viele Anforde-
  andauernde Finanz- und Wirtschaftskrise nicht negativ auf den       Lücken im Schreiben und Lesen, im Umgang mit Texten und Medien          die Entwicklung der Kompetenzen, Fähigkeiten und Verhaltenswei-          rungen sich erst direkt am Arbeitsplatz ergeben. Die Berufstätigen
  deutschen Arbeitsmarkt aus. Obwohl auch Deutschland hoch            beklagt, auch Schwächen bei mathematischen und wirtschaftlichen         sen der jungen Leute zu fördern, die sich bei ihnen einfinden, auch      müssen entsprechend flexibel und aufnahmefähig sein, schnell auf
  verschuldet ist, hat die starke Exportorientierung der Wirtschaft   Grundkenntnissen und nicht ausreichende Fähigkeiten in den              wenn diese zu Beginn unzureichend sind.                                  neue Anforderungen reagieren können und die sich wandelnden
  für eine gute ökonomische Konjunktur gesorgt.                       Bereichen logisches Denken, räumliches Vorstellungsvermögen,                                                                                     Qualifikationsanforderungen des Beschäftigungssystems mit ihren
                                                                      Merkfähigkeit, Bearbeitungsgeschwindigkeit und Aufmerksamkeit.                                                                                   jeweiligen privaten sowie sozialen Lebensansprüchen in Einklang
• Diese ökonomische Entwicklung fällt mit einer demografischen        Soziale Fertigkeiten wie Selbstorganisation, Selbstständigkeit,                                                                                  bringen.
  Komponente zusammen. Im Unterschied zu den 1990er und               Sorgfalt, Umgangsformen und Verantwortungsbewusstsein werden
  2000er Jahren wachsen die Altersjahrgänge nicht weiter an,          vermisst.
                                                                                                                                              Veränderungen von Arbeits-                                               Trotz dieser vielfältigen Veränderungen wird allerdings ein großer
  sondern sie schrumpfen beträchtlich. So bestehen diese heute                                                                                und Berufsanforderungen                                                  Teil der Arbeit nach wie vor berufsförmig ausgeübt. Dem Beruf als
  aus rund 600.000 Menschen pro Jahrgang, während es 20 Jahre                                                                                                                                                          einer Erwerbstätigkeit, bei der Eintritt und Ausübung institutionell
  vorher 850.000 waren.                                                    Soziale Fertigkeiten wie Selbstorganisation,                       Die McDonald’s Ausbildungsstudie startet also zu einem Zeitpunkt,        (zum Beispiel über Berufsordnungen) geregelt sind, kommt auch
                                                                           Selbstständigkeit, Sorgfalt, Umgangsformen und                     der für eine kontinuierliche Bestandsaufnahme der Entwicklung            heute eine sehr hohe soziale, ökonomische und biografische
                                                                                                                                              am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt nicht interessanter sein könnte.        Bedeutung zu (Famulla 2013, S. 14). Auch wenn ein bestimmter
     In vielen Branchen werden die schulisch                               Verantwortungsbewusstsein werden vermisst.
                                                                                                                                              Aus der Sicht der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wirft die          Beruf nicht mehr unbedingt lebenslang ausgeübt wird, haben
     hochqualifizierten Jugendlichen vermisst.                                                                                                Studie einen Blick auf die kompliziert gewordenen Beziehungen            Arbeitsinhalt und Arbeitsqualität ihren hohen Wert behalten.
                                                                      Die Klage über mangelnde Qualifikationen der Bewerberinnen und          zwischen dem Bildungs- und dem Beschäftigungssystem. Der
                                                                      Bewerber spiegelt in der Regel aber nicht ein allgemein schwäche-       Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung und
Innerhalb von nur wenigen Jahren hat sich durch das Zusammen-         res Leistungsniveau als früher wider, sondern die sich verändernde      anschließend in den Beruf ist nicht nur wegen der quantitativen
spiel dieser beiden Entwicklungen die Ausgangslage am Arbeits-        Ausgangslage am Ausbildungsmarkt. In immer mehr Branchen und            Fehlpassungen so schwierig geworden. Beide Systeme haben sich
markt und in der Folge auch am Ausbildungsmarkt verändert.            Regionen stehen wegen der schrumpfenden Jahrgänge generell              auch intern in ihren Strukturen stark gewandelt, was ihre Beziehun-
Konnten praktisch alle Unternehmen noch vor vier Jahren zwischen      weniger Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung. Außerdem              gen zueinander vielschichtig hat werden lassen. Die Strukturen
vielen Bewerberinnen und Bewerbern, darunter einer ausreichen-        steigt die Zahl der jungen Leute, die nach einem mittleren Ab-          und Formen von Arbeit und Beruf haben sich in den letzten 30
den Zahl von sehr gut qualifizierten, wählen und die mit den besten   schluss noch die Oberstufe besuchen, und auch die Zahl derer, die       Jahren erheblich umgestaltet, und hieraus ergeben sich völlig
Voraussetzungen einstellen, sieht das heute in vielen Branchen und    eine Hochschulzugangsberechtigung erwerben und dann direkt in           neue Anforderungen an das Bildungssystem. Umgekehrt hat auch
Regionen anders aus. Von immer mehr Unternehmen wird bekannt,         ein Studium einsteigen.                                                 Bildung ihren Charakter verändert und stellt damit ebenso das
dass sie Probleme damit haben, freie Arbeitsplätze zu besetzen.                                                                               Beschäftigungssystem vor neue Herausforderungen.
Sie befürchten einen Fachkräftemangel. Am Ausbildungsmarkt            Alles zusammen bewirkt im Vergleich zu der Zeit vor 2009, als die
sind ebenfalls erste sorgenvolle Stimmen zu vernehmen. In vielen      Wende am Arbeitsmarkt einsetzte, dass der Anteil an schulisch
Branchen werden die schulisch hochqualifizierten Jugendlichen         Hochqualifizierten in der beruflichen Ausbildung plötzlich schrumpft,       Aus den Veränderungen der letzten 30 Jahre
vermisst. Im Spektrum der dualen Ausbildungsberufe im Bereich         während über fast 20 Jahre hinweg mit einer Übernachfrage ge-               ergeben sich völlig neue Anforderungen an
Industrie und Handel, Banken und Finanzen sowie im öffentlichen       rechnet werden konnte.
                                                                                                                                                  das Bildungssystem.
Dienst sinkt der in den letzten Jahren überwiegende Anteil der
Bewerberinnen und Bewerber mit Abitur.                                Eigentlich sollten, vor allem im handwerklichen Bereich, die Chancen
                                                                      der bisher benachteiligten Jugendlichen mit einem Hauptschulab-         In der beruflichen Arbeitswelt haben sich die Arten und Formen
Auch in Bereichen wie Elektrotechnik, Elektronik, Betriebstechnik,    schluss damit sprungartig ansteigen. Diese Jugendlichen konnten         von Anstellungen verändert. Die jahrzehntelang anhaltende
Mechatronik und Industriemechanik bewerben sich immer weniger         bis vor Kurzem gar nicht bis in die Schlussrunde der Bewerbung          Vorherrschaft des sogenannten „Normal-Arbeitsverhältnisses“ ist
Bewerberinnen und Bewerber mit mittlerem Abschluss und Abitur.        vordringen, weil sie von den schulisch besser ausgewiesenen             gebrochen. Darunter wird verstanden, dass eine fachlich qualifizierte
Das gilt noch stärker für die Branchen Ernährung, Bau und Ausbau      Realschul- und Gymnasialabsolventen „verdrängt“ wurden.                 Arbeit mit voller Stundenzahl ausgeübt und mit einem tariflich
sowie für Dienstleistungsbereiche wie Verkauf und Körperpflege.                                                                               geregelten vollen Gehalt bezahlt wird. Weiterhin gehören zu diesem
                                                                                                                                              normalen Arbeitsverhältnis ein gesetzlicher Kündigungsschutz und
                                                                                                                                              der volle Urlaubs- und Rentenanspruch.

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Azubis und karriere zwischen couch
Einleitung                                                                                                                                                                                                                                                                       Einleitung

                                                                                                                                          Ausbildung und ein Viertel in der Hochschulausbildung. Heute sind       Die Ergebnisse der aktuellen McDonald’s Ausbildungsstudie
Veränderungen der                                                    Der steigende Bedarf                                                 die Proportionen umgekehrt: Nur noch ein Viertel macht die Be-          stützen sich auf 3.068 mündlich-persönliche Interviews (face
Bildungsanforderungen                                                an Hochqualifizierten                                                rufsausbildung nach Ende der Pflichtschulzeit, die Hälfte erwirbt sie   to face) mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter
                                                                                                                                          über den Hochschulweg. So gesehen hat das duale System seine            von 15 bis unter 25 Jahren. Die Interviews im Umfang von
Die Veränderungen im Beschäftigungssystem, aber nicht nur sie        Wenn man sich die gestiegenen Anforderungen an die beruflichen       vor der Krise noch führende Position gegenüber der gymnasialen          rund einer Stunde wurden zwischen dem 11. Mai und 5. Juni
allein, strahlen auf das Bildungssystem aus. In der Bildungsfor-     Kompetenzen vor Augen führt, stellt sich die unvermeidliche Frage,   Oberstufe bereits verloren und steht vor der Herausforderung,           2013 vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag von
schung wird heute als das oberste Ziel der Bildung nicht mehr wie    ob in den heutigen hoch entwickelten Produktions-, Dienstleis-       sich zu reformieren und neu aufzustellen, wenn es nicht weiter an       McDonald’s Deutschland durchgeführt. Die Ergebnisse dieser
früher das Training von Qualifikation, sondern von Kompetenzen       tungs- und Wissensökonomien die Schulabsolventinnen und              Boden verlieren will.                                                   Untersuchung sind repräsentativ für 9,04 Millionen deutsch-
angesehen. Es geht nicht in erster Linie darum, einen Jugendlichen   -absolventen mit schwachen schulischen Leistungen und geringen                                                                               sprachige 15- bis 24-Jährige in Deutschland.
systematisch so zu trainieren, dass er bestimmten Anforderungen      Qualifikationen überhaupt noch eine Chance auf einen Arbeitsplatz
in Leben und Beruf gerecht werden kann. Denn diese Anforderungen     haben. Die beruflichen Anforderungen haben sich in fast allen
sind heute typischerweise im Fluss, und deswegen können sie          Branchen in die erwähnte Richtung von höherer Komplexität der
nicht als feste Größe für die Bildung gelten.                        Sachanforderungen und stärkerer Verdichtung des Zeitmanage-
                                                                                                                                          Der Ansatz der McDonald’s
                                                                     ments verschoben. Kommunikative und soziale Qualifikationen in       Ausbildungsstudie
                                                                     Kombination mit informationstechnischen Fähigkeiten sind selbst-
     In der Bildungsforschung wird heute als                         verständlich geworden. Das erwähnte flexible und kompetente          Wie sehen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutsch-
     das oberste Ziel nicht mehr das Training                        Anpassen an veränderte Situationen gehört wie selbstverständlich     land diese Entwicklung und wie schätzen sie selbst ihre Situation       Literatur
     von Qualifikation, sondern von Kompeten-                        dazu. Schulabsolventinnen und -absolventen mit einem hochwerti-      ein? Diese Fragen soll die hier vorliegende erste McDonald’s
                                                                     gen Schulabschluss bringen deshalb eindeutig bessere Vorausset-      Ausbildungsstudie beantworten. Sie soll umfassende Erkenntnis-          Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2012).
     zen angesehen.                                                                                                                                                                                               Bildung in Deutschland 2012. Bielefeld: wbv.
                                                                     zungen für den Erwerb dieser Qualifikationen mit sich als solche     se liefern, sowohl über junge Menschen, die vor der beruflichen
                                                                     mit einem niedrigen oder gar keinem Abschluss.                       Auswahlphase stehen, als auch über solche, die sich derzeit in der
Das Gleiche lässt sich für die Berufsorientierung sagen. Auch hier                                                                        Ausbildung befinden. Sie berücksichtigt auch junge Erwachsene, die      Bundesagentur für Arbeit/Kultusministerkonferenz (2004).
steht die Kompetenz im Zentrum, verstanden als die Fähigkeit                                                                              bereits eine Ausbildung abgeschlossen haben und im Beruf stehen.        Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit von Schule und
des Jugendlichen, sich mit eigenen Möglichkeiten und Fähigkei-
                                                                         Die beruflichen Anforderungen haben sich                         Das Ziel der Untersuchung ist, aussagekräftige Informationen über       Berufsberatung zwischen der Kultusministerkonferenz und der
ten die Anforderungen der Berufswelt zu erschließen und sie auf          in fast allen Branchen in die erwähnte                           die Erwartungen, Wünsche und Wertvorstellungen junger Menschen          Bundesagentur für Arbeit v. 15.10.2004.
seine persönlichen Stärken und Schwächen zuzuschneiden. Da               Richtung von höherer Komplexität der                             vor, während und nach einer beruflichen Ausbildung in Deutschland
im Berufsleben ständig neue Anforderungen und Änderungen                                                                                  zu gewinnen.                                                            Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2011). Übergänge mit System.
                                                                         Sachanforderungen und stärkerer Verdich-
auftreten, ist eine flexible Anpassung an die veränderten Bedin-                                                                                                                                                  Rahmenkonzept für eine Neuordnung des Übergangs von der
gungen notwendig. Um diese Problemlösefähigkeiten und das
                                                                         tung des Zeitmanagements verschoben.                                                                                                     Schule in den Beruf. Gütersloh.
ständige Einstellen auf neue Situationen zu bewerkstelligen, sind
                                                                                                                                                Das Ziel der Untersuchung ist, aussagekräf-
eine autonome Handlungsführung, das Übertragen von Fertigkeiten      Die Angehörigen der jungen Generation haben auf diese Ent-                 tige Informationen über die Erwartungen,                          Bundesinstitut für Berufsbildung (2006). Berufsorientierung und
von einem in den anderen Bereich sowie Organisationsfähigkeit so     wicklungen intuitiv bereits mit dem erwähnten Schwenk zu immer             Wünsche und Wertvorstellungen junger Men-                         Berufsberatung. Empfehlungen des Hauptausschusses des Bun-
wichtig geworden.                                                    höheren Schulabschlüssen reagiert. Im internationalen Vergleich                                                                              desinstituts für Berufsbildung. In: Berufsbildung in Wissenschaft
                                                                                                                                                schen vor, während und nach einer berufli-
                                                                     ist der Anteil von 50 Prozent Hochschulberechtigten, den wir in                                                                              und Praxis. Heft 1/2006, Beilage.
                                                                     Deutschland erreicht haben, gleichwohl immer noch sehr niedrig.
                                                                                                                                                chen Ausbildung in Deutschland zu gewinnen.
     Jugendliche sollten ihre eigenen Stärken                        Organisationen wie die OECD mahnen die deutsche Regierung                                                                                    Famulla, G. E. (2013). Erfahrungen aus dem Programm Schule – Wirt-
     und Schwächen kennen und sich darauf                            regelmäßig, den Rückstand gegenüber vergleichbaren Ländern mit       Es geht also darum, die Vorstellungs- und Erfahrungswelten 15 bis       schaft – Arbeitsleben. In: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
     vorbereiten, mit ihnen eine berufliche                          im Durchschnitt 70 Prozent Abiturienten so schnell wie möglich       24 Jahre alter Menschen abzubilden, die sich vor und nach dem           (Hg.). Arbeitsweltorientierung und Schule. Bielefeld: wbv, S. 11 – 42.
                                                                     auszugleichen. Sie drängen zugleich, auch die Zahl der Studie-       Übergang von der Schule in den Beruf befinden. Ihre Pläne und
     Tätigkeit auszuüben.                                                                                                                                                                                         Gericke, N., Krupp, T., und Troltsch, K. (2009). Unbesetzte Ausbil-
                                                                     renden im Hochschulsystem und die der Hochschulabsolventen           konkreten Entscheidungen sollen dabei auch vor dem Hintergrund
                                                                     zu erhöhen. Nur durch solche wissenschaftlich angereicherten         ihrer Wertvorstellungen und Zukunftserwartungen analysiert werden.      dungsplätze – warum Betriebe erfolglos bleiben. BIBB-Report 10.
Wichtig ist heute, dass Jugendliche ihre eigenen Stärken und         Bildungsformen könne eine hoch entwickelte Wirtschaft den stei-      Es geht um ihre Sorgen und Ängste, ihre Wunschvorstellungen von         Bonn: BIBB.
Schwächen kennen und sich darauf vorbereiten, mit ihnen eine         genden Qualifikationsanforderungen nachkommen (OECD 2012).           einem Beruf sowie die Erwartungen an den Arbeitgeber. Auch wird
berufliche Tätigkeit auszuüben. Im schulischen Bereich kommt es      Nur so sei es möglich, die junge Generation auf die veränderten      in der Studie herausgearbeitet, wie der Entscheidungsprozess für        Hurrelmann, K., und Quenzel, G. (2013). Lebensphase Jugend.
darauf an, die Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler       Kompetenzanforderungen vorzubereiten.                                eine bestimmte Berufswahl abläuft und wie sicher oder unsicher          Weinheim: Beltz Juventa.
für ihre Bildungsbiografie und ihre Berufsbiografie aufzubauen                                                                            junge Leute sich dabei sind. Genauso interessiert, wer sie bei ihrer
und den Kompetenzerwerb möglichst frühzeitig einzuleiten. Die        Der wichtigste Grund für den nach internationalen Maßstäben          Berufsentscheidung berät und unterstützt, welche Informationsquel-      Konsortium Bildungsberichterstattung (2008).
Zeiten sind vorbei, als man einen Beruf erlernen konnte, den man     moderaten Anteil von Hochschulberechtigten und Studierenden          len sie nutzen, wieweit Entscheidungen für die Berufswahl eher rati-    Bildung in Deutschland 2008. Bielefeld: wbv.
anschließend dann ausgeübt hat, ohne weiterlernen zu müssen.         ist die Tatsache, dass es neben dem akademischen den berufsori-      onal oder emotional gefällt werden. Für alle, die schon in Ausbildung
Heute ist es typisch, sich am Arbeitsplatz neues Wissen oder neue    entierten Ausbildungsweg gibt, der in der Krisenzeit die erwähnte    oder Beruf sind, geht es darum, wie zufrieden sie mit ihrem Ausbil-     OECD (2012). Education at a Glance. Paris: OECD.
Fähigkeiten anzueignen und parallel zur Berufstätigkeit Fort- und    sehr wichtige Funktion der Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit    dungs- oder Arbeitsplatz sind, welche Enttäuschungen gegenüber
Weiterbildung zu betreiben.                                          übernahm. Nach dem Abflauen der Krise wird nun aber deutlich:        den ursprünglichen Erwartungen und Wünschen existieren und wie          Shell Deutschland (2010). Jugend 2010. Frankfurt: Fischer.
                                                                     Auch in Deutschland wird der Weg in die Berufsausbildung über        das Verhältnis zum Arbeitgeber ist. Es wird auch danach gefragt,
Alle diese Aspekte spielen in die Befragung der Jugendlichen         die Oberstufe des Sekundarschulbereichs und über Hochschulen         ob es Überlegungen gibt, die Ausbildung abzubrechen, und welche
und Erwachsenen hinein, die im Zentrum der McDonald’s Ausbil-        von immer mehr jungen Leuten beschritten, während der Weg über       Gründe hierfür ausschlaggebend sind.
dungsstudie stehen. Die jungen Leute erhalten die Gelegenheit,       eine berufliche Ausbildung direkt im Anschluss an die Pflicht-
ihre Einschätzungen und Bewertungen der modernen Berufswelt          schulzeit insgesamt seltener wird. In den 1980er Jahren, bevor die
kundzutun und über die Strategien zu sprechen, mit denen sie sich    Ausbildungs- und Arbeitsmarktkrise einsetzte, befand sich über
auf den Übergang von der Schule in den Beruf vorbereiten.            die Hälfte eines Altersjahrgangs im dualen System der beruflichen

10                                                                                                                                                                                                                                                                                         11
Azubis und karriere zwischen couch
Die mentale Verfassung der jungen Generation                                                                                                           Die mentale Verfassung der jungen Generation

POSITIVER BLICK
                                               Junge Menschen planen ihre Zukunft optimistisch, prag-
                                               matisch und mit groSSem Vertrauen in die eigene Leistung

IN DIE ZUKUNFT:                                Die junge Generation blickt mit großem Optimismus in die eigene
                                               Zukunft. Fest verankert in ihrem sozialen Umfeld betonen die
                                               15- bis 24-Jährigen die Bedeutung von Familie, Freunden und
                                               einer klaren beruflichen Perspektive. In ihren Aussagen lassen sie
                                               erkennen, dass der Beruf als wichtiger Bestandteil des eigenen
                                                                                                                     Zukunftsoptimismus
                                                                                                                        „Wenn Sie einmal an Ihre berufliche Zukunft denken:

DIE MENTALE VERFASSUNG
                                               Lebens fest eingeplant ist.
                                                                                                                        Sehen Sie Ihrer beruflichen Zukunft mit Hoffnungen
                                               Die junge Generation ist optimistisch, ihre Zukunft durch eigene         oder Befürchtungen entgegen?“

DER JUNGEN GENERATION
                                               Leistung positiv beeinflussen zu können. Dennoch überwiegt bei
                                               ihnen keineswegs der Hang zum Träumen. Im Gegenteil: Die beruf-
                                               lichen Zukunftsvorstellungen der Jüngeren folgen einem ausge-
                                               prägten Pragmatismus, der sich an den eigenen Fähigkeiten sowie                                        15 %
                                               dem Wunsch orientiert, die eigene Zukunft sicher planen zu kön-                            Unentschieden,
                                                                                                                                            keine Angabe
                                               nen. Ihre beruflichen Zukunftschancen bewertet die große Mehrheit
                                               der jungen Menschen positiv. 71 Prozent der 15- bis 24-Jährigen
                                               sehen der eigenen beruflichen Zukunft mit Hoffnungen entgegen,                    14 %
                                               lediglich 14 Prozent mit Befürchtungen.                                           Mit
                                                                                                                                 Befürchtungen

                                                                                                                                                                 71 %
                                                                                                                                                       mit Hoffnungen

                                                                                                                    Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung
                                                                                                                    Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688

12                                                                                                                                                                                                13
Azubis und karriere zwischen couch
Die mentale Verfassung der jungen Generation                                                                                                                                                                                                                                                Die mentale Verfassung der jungen Generation

                                                                                                                                                                  Was ist
Die Zukunftschancen werden jedoch nicht von allen Jugendlichen
gleichermaßen positiv eingestuft. Vielmehr zeigt sich ein enger
Zusammenhang zwischen dem eigenen wirtschaftlichen Erfolg
                                                                                             In der Priorisierung der Lebensziele wird
und dem Vertrauen in eine gute berufliche Zukunft. 81 Prozent der                            ein hohes Maß an Ernsthaftigkeit sichtbar.
jungen Menschen, die ihre derzeitige wirtschaftliche Lage positiv
einstufen, blicken auch optimistisch in ihre berufliche Zukunft; hin-
gegen nur 42 Prozent von denen, die ihre eigene finanzielle Situati-
on derzeit als eher ungünstig bezeichnen. Doch nicht nur finanzielle
Sicherheit gibt den jungen Erwachsenen Zuversicht, sondern auch
                                                                                         Damit rangieren Beruf, soziale Kontakte und Gesundheit weit über
                                                                                         einer Spaß- und Freizeitorientierung, die oft einseitig mit der jungen
                                                                                         Generation in Verbindung gebracht wird. Lebensgenuss und Spaß
                                                                                         zählen für 44 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen
                                                                                                                                                                  wichtig
                                                                                                                                                                  im Leben?
die Gewissheit, den richtigen Berufsweg eingeschlagen zu haben.                          zum Wichtigsten im Leben, Selbstverwirklichung wie auch Zeit für
Während 81 Prozent der jungen Menschen mit einem gefestigten                             die eigenen Interessen und Hobbys für jeweils 36 Prozent, Zeit
Berufswunsch optimistisch in ihre berufliche Zukunft sehen, sind                         für sich selbst zu haben für 34 Prozent. In der Priorisierung der
dies bei denjenigen, die von ihrer Berufswahl nicht überzeugt sind,                      Lebensziele wird ein hohes Maß an Ernsthaftigkeit sichtbar: Eigene
gerade einmal 41 Prozent. 36 Prozent von ihnen blicken eher skep-                        Interessen, Spaß haben und sich selbst verwirklichen können
tisch auf die eigene berufliche Zukunft.                                                 spielen durchaus eine wichtige Rolle im Leben der Jüngeren, aber
                                                                                         Aspekte wie Beruf, Familie und Gesundheit sind die eigentlich
                                                                                                                                                                  Gute Freunde haben                                                                                                 69 %
                                                                                         tragenden Säulen ihres Wertegerüsts.
Dabei kann die Mehrheit der jungen Generation auf ebendiese
                                                                                                                                                                  Gesundheit                                                                                                         64 %
Sicherheiten zählen: Fast jeder Zweite bezeichnet die eigene
wirtschaftliche Lage als (sehr) gut, 61 Prozent sind sich sicher, die                        Lediglich 14 Prozent finden es besonders
                                                                                                                                                                  Einen Beruf haben, der mich erfüllt, der mir Spaß macht                                                            62 %
richtige berufliche Entscheidung getroffen zu haben. Zudem ist die                           wichtig im Leben, sich sozial zu engagieren.
große Mehrheit der jungen Menschen fest verankert in einem sozi-                                                                                                  Familie                                                                                                            60 %
alen Beziehungsgeflecht aus Eltern, Freunden und Familie. Gerade                         Bemerkenswert niedrig rangiert der Wunsch nach einem individu-
auf dieses soziale Beziehungsgeflecht legen die jungen Erwachse-                         ellen Lebensstil. Nur 16 Prozent der unter 25-Jährigen halten dies       Einen sicheren Arbeitsplatz haben                                                                                  58 %
nen auch besonderen Wert. 69 Prozent zählen den Freundeskreis                            im Leben für besonders wichtig und erstrebenswert, nahezu jeder
zum Wichtigsten im Leben, 60 Prozent die Familie, 56 Prozent eine                                                                                                 Eine glückliche Partnerschaft                                                                                      56 %
                                                                                         Zweite hält diesen Wert für weniger oder gar nicht wichtig. Nur ein
glückliche Partnerschaft. Neben einem intakten sozialen Umfeld                           Aspekt rangiert noch niedriger: soziales Engagement. Lediglich           Finanzielle Unabhängigkeit                                                                                         52 %
gehören vor allem sichere berufliche Perspektiven und Gesundheit                         14 Prozent finden es besonders wichtig im Leben, sich sozial zu
zum Wertekanon der Jüngeren. 64 Prozent halten Gesundheit für                            engagieren; 43 Prozent halten dies für weniger oder gar nicht wichtig.   Sich selber treu sein, immer man selbst sein                                                                       47 %
ganz besonders wichtig im Leben, 62 Prozent einen Beruf, der ei-
nen erfüllt und Spaß macht, 58 Prozent einen sicheren Arbeitsplatz                                                                                                Das Leben genießen, Spaß haben                                                                                     44 %
und immerhin 43 Prozent Erfolg im Beruf.
                                                                                                                                                                  Erfolg im Beruf                                                                                                    43 %

                                                                                                                                                                  Eine gute, vielseitige Bildung                                                                                     40 %
     Deutlich gröSSerer Optimismus                                                               „Wenn Sie einmal an Ihre berufliche Zukunft
                                                                                                                                                                  Meine Ideen und Vorstellungen vom Leben verwirklichen können                                                       36 %
     bei jungen Menschen mit festen                                                              denken: Sehen Sie Ihrer beruflichen Zukunft mit
                                                                                                 Hoffnungen oder Befürchtungen entgegen?“
     beruflichen Plänen                                                                                                                                           Meine Hobbys, meine Interessen                                                                                     36 %

                                                                                                                                                                  Zeit für mich selbst haben                                                                                         34 %
                      Mit Befürchtungen                                                 Mit Hoffnungen
                                                                                                                                                                  Körperlich fit sein, viel Sport treiben                                                                            33 %
                                      14 %               15- bis 24-Jährige insgesamt    71 %
                                                                                                                                                                  Eine eigene Wohnung, ein eigenes Haus haben                                                                        30 %
                                           Es bezeichnen die eigene wirtschaftliche Lage als –
                                                                                                                                                                  Gutes Aussehen                                                                                                     25 %
                                        8%                          (sehr) gut           81 %
                                                                                                                                                                  Viel reisen, etwas von der Welt sehen                                                                              22 %
                                      15 %                               es geht         68 %                                                                     Kinder haben                                                                                                       21 %
                                     38 %                        (eher) schlecht         42 %                                                                     Frei sein, nicht zu viele Rücksichten nehmen zu müssen                                                             20 %
                                                        Richtigkeit der Berufswahl                                                                                Sich viel leisten können                                                                                           19 %
                                        8%                         (sehr) sicher         81 %                                                                     Sozialer Aufstieg                                                                                                  17 %

                                      18 %                      halbwegs sicher          64 %                                                                     Sich von anderen unterscheiden, seinen ganz individuellen Stil haben                                               16 %

                                                                                                                                                                  Soziales Engagement                                                                                                14 %
                                     36 %                          nicht sicher          41 %

     Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung
     Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688                                                                                                                Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung; Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688

14                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     15
Azubis und karriere zwischen couch
Die mentale Verfassung der jungen Generation                                                                                                                                                                                                                           Die mentale Verfassung der jungen Generation

Mithilfe einer Faktorenanalyse kristallisieren sich aus den 24         Die Berufsorientierung ist in allen Gruppen nahezu gleich stark
verschiedenen Facetten sechs verschiedene Wertedimensionen             ausgeprägt, mit kleinen Unterschieden. So ist den beruflich Etab-      In der beruflichen Orientierungsphase                                                   Die Familienorientierung
heraus. Diese sind keine Typologie, sondern strukturieren die vielen   lierten der Aspekt der Sicherheit wichtiger, jungen Menschen, die
                                                                                                                                              wünschen sich junge Menschen einen Be-                                                  ist bei jungen Frauen
Einzelaspekte in sechs Schwerpunkte, die für die junge Generation      vor oder am Anfang ihres Berufslebens stehen, hingegen ein Beruf,
                                                                                                                                              ruf, der SpaSS macht – die beruflich Etab-
von Bedeutung sind. Diese sind:                                        der Spaß macht. 68 Prozent der Auszubildenden und 66 Prozent
                                                                       der Berufstätigen halten einen sicheren Arbeitsplatz für ganz          lierten achten mehr auf Sicherheit                                                      deutlich ausgeprägter
                                                                       besonders wichtig im Leben, von den Schülern und Studenten sieht
                                                                                                                                              Es halten für sehr wichtig im Leben –                                                  Es halten für sehr wichtig im Leben –
                                                                       das nur jeder Zweite so. Finanzielle Unabhängigkeit genießt für
     1. Statusorientierung und                                         60 Prozent der Berufstätigen und 58 Prozent der Auszubildenden
        individueller Lebensstil:                                      höchste Priorität; 49 Prozent der Studenten und vergleichsweise                                                                                                Familie
                                                                                                                                              Einen Beruf haben, der mich erfüllt, der mir Spaß macht
                                                                       geringe 44 Prozent der Schüler sehen das genauso.
     • sich viel leisten können,
     • gutes Aussehen,                                                                                                                                                                                                                                                                           52 %
                                                                            Beruflich Etablierten ist der Aspekt der                             59 % 66 % 67 % 69 %
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 69 %
     • sich von anderen unterscheiden,
       seinen ganz individuellen Stil haben,                                Sicherheit wichtiger, jungen Menschen, die
     • frei sein, nicht zu viele Rücksichten nehmen zu müssen,
                                                                            vor oder am Anfang ihres Berufslebens                             Einen sicheren Arbeitsplatz haben
     • eine eigene Wohnung, ein eigenes Haus haben,
     • viel reisen, etwas von der Welt sehen.                               stehen, hingegen ein Beruf, der Spaß macht.
                                                                                                                                                                                                                                     Eine glückliche Partnerschaft
                                                                                                                                                 51 % 51 % 66 % 68 %
     2. Berufsorientierung:
                                                                       Umgekehrt sagen jeweils rund zwei Drittel der Schüler, Studenten
                                                                       und Auszubildenden, ihnen sei ein Beruf, der sie erfüllt und Spaß
                                                                                                                                              Finanzielle Unabhängigkeit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 48 %
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 64 %
                                                                       macht, besonders wichtig, von den Berufstätigen nur 59 Prozent.
     • Erfolg im Beruf,
     • einen sicheren Arbeitsplatz haben,
     • finanzielle Unabhängigkeit,
     • einen Beruf haben, der mich erfüllt, der mir Spaß macht,
     • sozialer Aufstieg.
                                                                                                                                                 44 % 49 % 58 % 60 %
                                                                                                                                                                                                                                     Kinder haben

                                                                                                                                                                                                                                                                                                 14 %
                                                                                                                                              Erfolg im Beruf

     3. Familienorientierung:
     • Kinder haben,
     • eine glückliche Partnerschaft,
     • Familie.
                                                                                                                                                  42 % 44 % 45 % 48 %                                                                                                                            29 %
                                                                                                                                              Sozialer Aufstieg

                                                                                                                                                                                                                                            Männer                Frauen
     4. Freizeit- und SpaSSorientierung:
     • meine Hobbys, meine Interessen,
                                                                                                                                                 15 % 16 % 17 % 20 %                                                               Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung
                                                                                                                                                                                                                                   Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688

     • Zeit für mich selbst haben,
     • das Leben genießen, Spaß haben,                                                                                                           Schüler          Studenten            Auszubildende              Berufstätige
     • gute Freunde haben,                                                                                                                                                                                                       Die Familie sowie ein enges Netz aus sozialen Beziehungen
     • frei sein, nicht zu viele Rücksichten nehmen müssen.                                                                                   Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung                  sind der Rückhalt für die junge Generation. Daher haben soziale
                                                                                                                                              Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688
                                                                                                                                                                                                                                 Bindungen bei beiden Geschlechtern – wenn auch bei den jungen
                                                                                                                                                                                                                                 Frauen ausgeprägter – eine außerordentlich große Bedeutung. Das
     5. Bildung und Idealismus:                                                                                                                                                                                                  zeigt sich nicht nur bei den Lebenszielen junger Menschen, son-
                                                                                                                                           Während sich mit zunehmender beruflicher Etablierung die
                                                                                                                                                                                                                                 dern auch in ihren Sorgen und Ängsten. Am meisten sorgt sich die
                                                                                                                                           Wertigkeiten verschieben, gibt es zwischen Männern und Frauen
     • gute, vielseitige Bildung,                                                                                                                                                                                                junge Generation um die Gesundheit ihrer engsten Angehörigen.
                                                                                                                                           hinsichtlich ihrer Berufsorientierung nur wenige Unterschiede.
     • soziales Engagement,                                                                                                                                                                                                      Zwei Drittel machen sich Sorgen, dass ihren Eltern, ihrem Partner
                                                                                                                                           Jungen Männern ist zwar Erfolg im Beruf und auch finanzielle
     • meine Ideen und Vorstellungen vom Leben                                                                                                                                                                                   oder anderen engen Familienangehörigen etwas zustoßen könnte;
                                                                                                                                           Unabhängigkeit etwas wichtiger als jungen Frauen, insgesamt sind
       verwirklichen können,                                                                                                                                                                                                     54 Prozent auch, dass sie selber schwer erkranken. Diese Sorgen
                                                                                                                                           die Unterschiede in diesem Bereich jedoch bemerkenswert gering.
     • sich selbst treu sein, immer man selbst sein.                                                                                                                                                                             sind in der jungen Generation deutlich stärker verbreitet als andere
                                                                                                                                           Anders hingegen in der Familienorientierung. Hier gibt es in den
                                                                                                                                                                                                                                 Sorgen, wie zum Beispiel finanzielle oder berufliche Sorgen. Die
                                                                                                                                           Wertvorstellungen junger Männer und Frauen zum Teil gravierende
                                                                                                                                                                                                                                 Befürchtung, finanziell nicht über die Runden zu kommen, teilen
                                                                                                                                           Unterschiede. Unter 25-jährige Frauen legen überdurchschnittlich
     6. Gesundheitsorientierung:                                                                                                           viel Wert auf familiären Zusammenhalt und eine glückliche Part-
                                                                                                                                                                                                                                 38 Prozent der unter 25-Jährigen, 36 Prozent, dass sie im Alter
                                                                                                                                                                                                                                 nicht genügend Geld zur Verfügung haben werden, 35 Prozent,
     • körperlich fit sein, viel Sport treiben,                                                                                            nerschaft. 69 Prozent der jungen Frauen zählen die Familie zum
                                                                                                                                                                                                                                 dass sie arbeitslos werden könnten, und rund jeder Vierte, dass er
     • Gesundheit.                                                                                                                         Wichtigsten in ihrem Leben, bei den Männern ist es gerade einmal
                                                                                                                                                                                                                                 sich verschulden könnte.
                                                                                                                                           jeder Zweite. Eine glückliche Partnerschaft ist für 64 Prozent der
                                                                                                                                           Frauen, aber nur für 48 Prozent der Männer sehr wichtig im Leben.
                                                                                                                                           Und für doppelt so viele junge Frauen wie Männer gehört es zu den
                                                                                                                                           wichtigsten Zielen im Leben, Kinder zu haben.

16                                                                                                                                                                                                                                                                                                                17
Azubis und karriere zwischen couch
Die mentale Verfassung der jungen Generation                                                                                                                                                                                                                                           Die mentale Verfassung der jungen Generation

Berufliche Sorgen sind in der jungen Generation insgesamt weniger
verbreitet. Sie sind sehr viel stärker lebensphasenabhängig und
treten somit verstärkt in bestimmten Phasen der beruflichen Ausbil-      Der Sorgenkatalog                                                          Ungleiche Verteilung von Lasten und Ansprüchen
dung auf. So sorgt sich insgesamt nur jeder vierte unter 25-Jährige,     der jungen Generation*
dass er die falsche Berufswahl getroffen hat bzw. treffen könnte,
von den Schülern jedoch mehr als jeder Dritte. Dass man den
Anforderungen in Schule und Ausbildung nicht gewachsen sein              Ich mache mir manchmal Sorgen, dass –
                                                                                                                                                         „Man hört ja manchmal die Meinung, dass in Deutschland
könnte, beschäftigt 24 Prozent aller Jüngeren, von den Schülern
                                                                                                                                                           die Lasten und Ansprüche, z. B. bei der Rente oder im
41 Prozent.
                                                                        1. Sorgen um Gesundheit und                                                       Gesundheitswesen, nicht gerecht auf die verschiedenen
                                                                                                                                                          Generationen verteilt sind, dass also manche Generati-
                                                                           Unversehrtheit:
                                                                                                                                                                                                                                                                          34 %
                                                                                                                                                           onen mehr einzahlen müssen als andere und trotzdem
     Berufliche Sorgen sind in der jungen                                                                                                                  weniger Leistungen erhalten. Sehen Sie das auch so,
                                                                        •m einem Partner, meinen Eltern oder anderen
     Generation insgesamt weniger verbreitet.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 56 %
                                                                          engen Familienangehörigen etwas zustößt		                          68 %                      oder sehen Sie das nicht so?“                                                                      Unentschieden,
                                                                                                                                                                                                                                                                          keine Angabe
                                                                        • ich schwer erkranke				                                            54 %
Bei der Sorge um den Verlust sozialer Bindungen rangiert vor allem      • die Gesellschaft immer kälter und egoistischer wird                37 %
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Sehe das auch so
die Befürchtung, der Freundeskreis könnte auseinanderbrechen,           • ich Opfer eines Verbrechens werde			                               22 %
sehr weit oben: Gut jeder Dritte aus der jungen Generation teilt                                                                                      „Welche Generation wird besonders
diese Sorge. Dass man für einen Ausbildungs-, Studien- oder Ar-                                                                                       stark belastet?“
beitsplatz weit wegziehen muss, beschäftigt die Jüngeren hingegen       2. Finanzielle Sorgen:                                                                                                                                                                                  10 %
                                                                                                                                                                                                                             45 %
                                                                                                                                                                                                                                                                               Sehe das
weit weniger. Lediglich 16 Prozent bereitet dies Kopfzerbrechen.                                                                                       Eigene Generation                                                                                                       nicht so
                                                                        • ich finanziell nicht über die Runden komme		        38 %
                                                                        • ich im Alter nicht genügend Geld zur Verfügung habe
                                                                        • ich arbeitslos werde
                                                                                                                              36 %
                                                                                                                              35 %
                                                                                                                                                       Elterngeneration                                                       8%
                                                                        • ich mich verschulde und die Schulden nicht
                                                                           zurückzahlen kann				26 %
                                                                                                                                                       Großelterngeneration                                                   3%
                                                                        • jemand aus meiner Familie arbeitslos wird		         21 %
                                                                                                                                                    Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung; Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688

                                                                        3. Berufliche Sorgen:
                                                                        • ich mich für den falschen Beruf entscheide bzw.
                                                                           entschieden habe					25 %
                                                                        • ich den Anforderungen der heutigen Berufswelt                            Auch wenn in der jungen Generation die Sorge dominiert, dass ei-                                              Die junge Generation verlangt weder von
                                                                           nicht gewachsen bin				                         25 %                     nem selbst oder aber jemandem aus dem unmittelbaren familiären
                                                                        • ich den Anforderungen in der Schule oder
                                                                                                                                                                                                                                                                  der Elterngeneration noch von der Groß-
                                                                                                                                                    Umfeld etwas zustoßen könnte, bedeutet dies nicht, dass man sich
                                                                           Ausbildung nicht gewachsen bin			               24 %                     keine Gedanken über den Zustand der Gesellschaft machen würde.
                                                                                                                                                                                                                                                                  elterngeneration große Opfer, um die eigenen
                                                                        • ich schlechte Noten, schlechte Zeugnisse bekomme 21 %                     Immerhin 37 Prozent sorgen sich hin und wieder, dass die Gesell-                                              Interessen besser zu wahren.
                                                                        • ich keinen Ausbildungs- oder Studienplatz finde  20 %                     schaft immer kälter und egoistischer wird, unter den Studenten sind
                                                                                                                                                    es sogar 43 Prozent. Zudem ist die Mehrheit der jungen Generation                                      Dennoch geben weder die Ergebnisse dieser Untersuchung noch
                                                                                                                                                    überzeugt davon, dass in Deutschland die Lasten und Ansprüche                                          anderer vergleichbarer Studien des Allensbacher Instituts Hinweise
                                                                        4. Verlust sozialer Bindungen:                                              der verschiedenen Generationen nicht gerecht verteilt sind und                                         auf den oft beschworenen Generationenkrieg. Die junge Genera-
                                                                                                                                                    dass sie selbst diejenigen sind, die besonders stark beansprucht                                       tion verlangt weder von der Elterngeneration noch von der Groß-
                                                                        •m  ein Freundeskreis zerbricht, ich wichtige
                                                                                                                                                    werden. 56 Prozent der unter 25-Jährigen kritisieren die ungleiche                                     elterngeneration große Opfer, um die eigenen Interessen besser
                                                                           Freunde verliere					23 %
                                                                                                                                                    Verteilung von Belastungen und Ansprüchen der verschiedenen                                            zu wahren. Vielmehr betonen die Jüngeren den Rückhalt, den
                                                                        • ich keinen Partner/keine Partnerin finde bzw. meine
                                                                                                                                                    Generationen, fast jeder Zweite, dass vor allem die eigene Genera-                                     ihnen die Elterngeneration in finanzieller wie emotionaler Hinsicht
                                                                           Partnerschaft zerbricht				16 %
                                                                                                                                                    tion die Lasten zu tragen habe.                                                                        gewährt.
                                                                        • ich für die Ausbildung, das Studium oder einen
                                                                           Arbeitsplatz weit wegziehen muss			                 34 %

                                                                         Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung
                                                                         Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688

                                                                       *Ergebnisse einer Faktorenanalyse, Faktorladung ≥ 40.

18                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                19
Die mentale Verfassung der jungen Generation                                                                                                                                                                                                                                                                    Die mentale Verfassung der jungen Generation

      Bundestagswahl ohne gra-                                                     Leistung lohnt sich                                                               Positive Bilanz der eigenen wirtschaftlichen Lage
      vierende Auswirkungen auf                                                         „Würden Sie sagen, dass sich in unserem Wirtschaftssystem
      das Leben junger Menschen                                                          Leistung im Allgemeinen lohnt, dass man in der Regel für
                                                                                        gute Leistungen auch belohnt wird, oder lohnt sich Leistung                                                                                                                                               3%
                                                                                                                                                                                                                              7%                                               6%                                            8%              7%
                                                                                                             bei uns nicht?“                                            „Wie beurteilen Sie                                                               15 %
                                                                                                                                                                        Ihre eigene wirtschaft-                                                                                                  22 %
           „Glauben Sie, dass der Ausgang der Bundestagswahl im                                                                                                         liche Lage?“
          Herbst Auswirkungen für Sie persönlich haben wird, oder hat              Leistung lohnt sich nicht                                 Leistung lohnt sich
                 die Bundestagswahl da keine Auswirkungen?“                                                                                                                                                                                                                                                                 34 %
                                                                                                                                                                                                                             40 %                                             43 %
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            41 %
                                                                                    13 %                     15- bis 24-Jährige insgesamt                63 %
                                                                                                                                                                                                                                                          52 %
      Hat Auswirkungen                               Hat keine Auswirkungen                                    Beruflicher Status                                                                                                                                                                43 %

                                                                                   10 %                                   Schüler                       68 %
      15 %                    15- bis 24-Jährige insgesamt               64 %                                                                                                sehr gut                                                                                                                                       37 %
                                                                                   7%                                   Studenten                        70 %                gut                                             37 %
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            38 %
                                                                                                                                                                                                                                                                              40 %
                                 Beruflicher Status                                                                                                                          es geht
                                                                                   13 %                              Auszubildende                       61 %                eher schlecht
                                                                                                                                                                                                                                                          25 %                                   21 %
      15 %                                 Schüler                       59 %
                                                                                   16 %                                Berufstätige                      59 %                schlecht                                                                                                                                       13 %
                                                                                                                                                                                                                              10 %                                                                                                          9%
                                                                                                                                                                             weiß nicht, keine Angabe                                                                          8%
      25 %                               Studenten                       58 %                          Eigene wirtschaftliche Lage                                                                                            3%
                                                                                                                                                                                                                                                           3%
                                                                                                                                                                                                                                                           1%                  1%
                                                                                                                                                                                                                                                                                                  9%
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             5%             2%
                                                                                                                                                                                                                              3%                           4%                  2%                 2%                         3%             3%

      10 %                            Auszubildende                      69 %      8%                                    (sehr) gut                      74 %                                                             15- bis 24-                    Gesellschaftlich-wirtschaftlicher Status                          Migrationshintergrund
                                                                                                                                                                                                                            Jährige
                                                                                                                                                                                                                          insgesamt
      12 %                              Berufstätige                     69 %      15 %                                   es geht                        57 %                                                                                            hoch                mittel            niedrig                   vorhanden          ohne

                                                                                   31 %                              (eher) schlecht                     36 %
     Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung             Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung                   Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung; Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688
     Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688                                 Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688

Das private Umfeld hat für die junge Generation eine weit höhere                Der geringe Einfluss, den die Jungen der Politik zuschreiben, lässt                Die Analyse der Ergebnisse zeigt, dass die Mehrheit der jungen                                       Viele Untersuchungen der letzten Jahre haben den gravierenden
Bedeutung als die gesellschaftlichen oder politischen Rahmenbe-                 sich zum Teil auch dadurch erklären, dass die junge Generation                     Generation mit ihrer derzeitigen materiellen Situation zufrieden                                     Einfluss der sozialen Schicht auf den Bildungserfolg und damit
dingungen. Auch wenn diese mitunter als wenig vorteilhaft für die               weit überwiegend davon überzeugt ist, dass nicht die Strukturen                    ist. Fast jeder zweite junge Erwachsene bewertet seine eigene                                        auch auf die beruflichen Chancen junger Menschen deutlich
eigenen Interessen eingestuft werden, heißt dies umgekehrt nicht,               über ihr Leben entscheiden, sondern ihr eigenes Handeln und                        wirtschaftliche Lage zurzeit positiv, weitere 37 Prozent zumindest                                   gemacht.* Dies prägt in aller Regel auch die Vorstellungen von der
dass man ihnen einen nennenswerten Einfluss auf das eigene                      Engagement. Dies zeigt sich unter anderem in dem Zutrauen in die                   als akzeptabel; lediglich 13 Prozent ziehen eine dezidiert negative                                  Durchlässigkeit einer Gesellschaft. Als wie durchlässig eine Gesell-
Leben unterstellt.                                                              eigene Leistungsfähigkeit. Die große Mehrheit von 63 Prozent ist                   Bilanz. Interessanterweise bewerten junge Menschen mit Migrati-                                      schaft empfunden wird, definiert jedoch jede Generation aufs Neue.
                                                                                davon überzeugt, dass Leistung sich in unserem Wirtschaftssystem                   onshintergrund ihre eigene wirtschaftliche Lage nur unwesentlich                                     Vor dem Hintergrund der vorliegenden Untersuchung stellt sich
                                                                                lohnt, lediglich 13 Prozent widersprechen. Es zeigt sich jedoch ein                kritischer als Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund. Auch bei                                    somit die Frage, ob die junge Generation ihre eigenen Aufstiegs-
       Lediglich 15 Prozent der 15- bis 24-Jähri-                               enger Zusammenhang zwischen dem eigenen wirtschaftlichen                           ihnen fällt die Bilanz mehrheitlich positiv aus. Sehr unterschiedlich                                und Zukunftschancen positiv bewertet, oder ob sie die Gesellschaft
       gen sind der Auffassung, dass die Bundes-                                Erfolg und dem Zutrauen, dass Leistung in unserem Wirtschafts-                     fällt allerdings die Zufriedenheit mit der eigenen materiellen Lage                                  als statisch und wenig durchlässig wahrnimmt.
       tagswahl im Herbst Auswirkungen auf ihre                                 system honoriert wird.                                                             in den sozialen Schichten aus. So sind zwei Drittel der jungen
                                                                                                                                                                   Menschen aus der oberen sozialen Schicht mit ihrer materiellen
       persönliche Situation haben wird.                                                                                                                           Situation zufrieden, in der Mittelschicht ist es knapp die Hälfte, in
                                                                                    Die Mehrheit von 63 Prozent ist davon über-                                    der Unterschicht dagegen nur jeder Vierte. Das heißt aber nicht,
So sind lediglich 15 Prozent der 15- bis 24-Jährigen der Auf-                       zeugt, dass Leistung sich in unserem Wirt-                                     dass die große Mehrheit der jungen Erwachsenen aus den unteren
fassung, dass die Bundestagswahl im Herbst Auswirkungen auf                         schaftssystem lohnt.                                                           sozialen Schichten eine eindeutig negative Bilanz zieht: 43 Prozent
ihre persönliche Situation haben wird; zwei Drittel sind hingegen                                                                                                  der unter 25-Jährigen aus den unteren sozialen Schichten stufen
überzeugt, dass die Bundestagswahl keine Auswirkungen haben                                                                                                        ihre wirtschaftliche Lage zwar als nicht positiv, aber erträglich ein,
wird. Lediglich bei den Studenten ist der Anteil derer, die von einem           Davon sind vor allem junge Menschen überzeugt, die ihre eigene                     30 Prozent eindeutig als schlecht.
Einfluss der Politik auf die eigene Situation ausgehen, mit                     wirtschaftliche Lage als (sehr) gut einstufen, während das Mei-
25 Prozent etwas höher.                                                         nungsbild bei denen, die ihre eigene finanzielle Situation als kritisch
                                                                                                                                                                                                                                                                        * Vgl. auch Einleitungskapitel, S. 7.
                                                                                einstufen, gespalten ist.

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