Azubis und karriere zwischen couch
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Die McDonald’s AUSBILDUNGSSTUDIE 2013 Pragmatisch glücklich: Azubis zwischen Couch und Karriere Eine Repräsentativbefragung junger Menschen im Alter von 15 bis unter 25 Jahren
Inhalt 04 – 1 1 EINLEITUNG: WELCHE BERUFSPERSPEKTIVEN HAT DIE JUNGE GENERATION IN DEUTSCHLAND? 12 – 21 POSITIVER BLICK IN DIE ZUKUNFT: DIE MENTALE VERFASSUNG JUNGER MENSCHEN 22 – 27 AUFSTIEGSWÜNSCHE UND AUFSTIEGSOPTIMISMUS 28 – 43 PRAGMATISCHER REALISMUS: ERWARTUNGEN AN DAS BERUFSLEBEN 44 – 53 DIE ELTERN ALS RÜCKHALT UND RATGEBER: DAS INFORMATIONSVERHALTEN DER JUNGEN GENERATION 54 – 63 DER ENTSCHEIDUNGSPROZESS 64 – 77 ERFÜLLTE HOFFNUNGEN: WIE AUSZUBILDENDE DEN START IN DIE ARBEITSWELT ERLEBEN 78 – 85 GROSSE ARBEITSZUFRIEDENHEIT 86 – 89 AUSBLICK: WAS JUNGE MENSCHEN VON IHRER BERUFLICHEN ZUKUNFT ERWARTEN 90 – 96 SCHLUSSFOLGERUNGEN: WIE KANN DIE BERUFLICHE AUSBILDUNG VERBESSERT WERDEN? 97 Studiendesign im Überblick 98 – 99 Über die Autoren/ Impressum 2 3
Einleitung Einleitung Welche Berufs- perspektiven hat Von Prof. Dr. Klaus Hurrelmann Die McDonald’s Ausbildungsstudie 2013 erscheint zu einer Zeit, in der in vielen Branchen und Regionen in Deutschland Vollbe- Private und öffentliche Arbeitgeber konnten es sich leisten, alle nicht vollständig geeigne- die junge schäftigung herrscht und sich in einigen Unternehmen ein Fach- kräftemangel bemerkbar macht. Das kommt uns heute schon fast ten Bewerberinnen und Bewerber zurückzu- selbstverständlich vor. Aber noch vor Kurzem sah die Welt der weisen. jungen Leute anders aus. Für einen großen Teil der Angehörigen der jungen Generation war In Westdeutschland, in den alten Bundesländern, war die wirt- Generation in der Übergang von der Bildungs- in die Arbeitswelt in den beiden schaftliche Konjunktur gestört und der Bedarf an Arbeitnehmern zurückliegenden Jahrzehnten schwierig bis unmöglich. Seit Mitte ging zurück. Gleichzeitig suchten wegen der zahlenmäßig sehr der 1990er Jahre, bald nach der Vereinigung der beiden deutschen starken Jahrgänge mehr junge Leute einen Arbeitsplatz als vor Staaten, verdüsterten sich in Ost- und in Westdeutschland die Be- der Vereinigung. Private und öffentliche Arbeitgeber konnten es rufsperspektiven. Die Jahrgänge im vereinten Deutschland waren sich leisten, alle nicht vollständig geeigneten Bewerberinnen und zahlenmäßig sehr stark, und die vielen jungen Männer und Frauen Bewerber zurückzuweisen und nur die am besten ausgebildeten Deutschland? stießen auf einen für sie viel zu kleinen Arbeitsmarkt. Im Osten, von ihnen einzustellen. in den neuen Bundesländern, wurden massenhaft Arbeitsplätze abgebaut und Nachwuchskräfte kaum noch gesucht. 4 5
Einleitung Einleitung Für Jugendliche mit einem Hauptschulabschluss, auf die das duale Die Krise am Ausbildungsmarkt System mit seiner strukturierten Kombination aus betrieblicher Tä- Verstärkter Trend zu höheren Die Verschärfung der seit den 1990er Jahren tigkeit und Teilzeitberufsschule ursprünglich einmal zugeschnitten Schulabschlüssen Chancenungleichheit worden war, blieb nur ein Drittel der Ausbildungsstellen übrig. Seit Mitte der 1990er Jahre hatte Deutschland ebenso wie fast Aus den Jugendstudien der letzten Jahre können wir ablesen, wie Jugendliche aus den niedrigeren sozialen Schichten konnten eine alle anderen europäischen Länder mit einer sehr ernsten Krise Jugendliche ohne einen Hauptschulabschluss, die vor der Krise die angespannte wirtschaftliche Situation die Einstellungen und solche „Statusoptimierungsstrategie“ nicht umsetzen. Durch die Krise am Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu kämpfen. In den Jahren von fast immer noch relativ gute Chancen für Anlernberufe und einfa- Verhaltensweisen der jungen Generation geprägt hat. Die wich- am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt verschärften sich aus diesem 1995 bis 2005 lag die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen um bis che Arbeitsplätze hatten, gingen während der Krise praktisch leer tigste Schlussfolgerung, die eine große Mehrheit von ihnen aus Grund die sozialen Unterschiede bei den Bildungschancen erheblich. zu 100.000 über der Zahl der angebotenen Plätze (Konsortium aus (Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2012, S. 103). der Krise am Arbeitsmarkt gezogen hat, war eine Intensivierung Seit 2000 zeigten die internationalen Leistungsvergleichsstudien Bildungsberichterstattung 2008, S. 85). Bis zu ein Fünftel eines Auch das Schulberufssystem mit seinem Angebot von vollzeitlich der Bemühungen um eine erfolgreiche Schullaufbahn (Hurrelmann bei 15-Jährigen, die PISA-Studien der OECD, wie stark sich ge- jeden Jahrgangs fand unter diesen Umständen keinen Ausbil- qualifizierenden Programmen wurde im Laufe der Jahre immer und Quenzel 2013, S. 123; Shell Deutschland 2010). Der ohnehin rade in Deutschland die soziale Herkunft auf die Schulergebnisse dungs- und Arbeitsplatz oder nur Gelegenheitsjobs. Besonders stärker durch die Jugendlichen mit mittlerem Abschluss und Abitur schon seit vielen Jahren bestehende Trend zum Besuch immer auswirkte. Wer Eltern mit niedrigem Bildungsstand und geringem häufig waren unter ihnen die jungen Leute vertreten, die keinen in Anspruch genommen. anspruchsvollerer weiterführender Schulformen wurde erheblich Einkommen hatte, blieb mit seinen Leistungen weit unter dem oder nur einen sehr schlechten Hauptschulabschluss geschafft beschleunigt. Jahr für Jahr stieg der Anteil der Jugendlichen, die Durchschnitt. Unter diesen Jugendlichen waren viele, deren Eltern hatten. Sie wurden von der Krise besonders hart getroffen. hochwertige Bildungsgänge und Qualifikationszertifikate anstreb- nach Deutschland eingewandert waren. ten. Der Bildungsgang der Hauptschule wurde immer unattraktiver. Jahr für Jahr registrierte die Bundesagentur für Arbeit bis zu Die Etablierung Auch die Realschulen büßten an Anziehungskraft ein. Demgegen- 50.000 „unversorgte Bewerber“ um Berufsausbildungsstellen des Übergangssystems über wuchs der Anteil der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten an Bei den Jugendlichen aus den unteren so- (Gericke, Krupp und Troltsch 2009). In Wirklichkeit lagen diese der gesamten Schülerschaft kontinuierlich. Seit 1995, als die Krise zialen Schichten reichten die schulischen Zahlen noch weit höher, da viele junge Leute aus Unwissenheit, Tausenden von Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss, aber am Arbeitsmarkt begann, stieg die Quote der Schülerinnen und Leistungen und Abschlüsse oft nicht aus, um Unsicherheit oder Scham auf eine offizielle Registrierung als auch sehr vielen mit einem Hauptschulabschluss blieben die Schüler, die das Fachabitur oder das Abitur erwerben, jedes Jahr im Wettbewerb um die Plätze in der Berufs- arbeitssuchend verzichteten. Zwar hatten auch hochqualifizierte klassischen Pfade in die Berufsausbildung verschlossen. Für sie als um fast einen ganzen Prozentpunkt, während der Anteil des mitt- Absolventinnen und Absolventen Probleme, im Arbeitsmarkt Fuß „Unversorgte“ wurde hastig ein „Übergangssystem“ etabliert. Dabei leren und des Hauptschulabschlusses um diesen Wert zurückging. ausbildung erfolgreich zu sein. zu fassen, und mussten sich oft mit Zeitverträgen oder dürftig be- handelte es sich um ein an Schulen und sonstigen Bildungsstätten Heute erwerben schon über 50 Prozent aller Schulabsolventen die zahlten Praktika zufrieden geben (vor diesem Hintergrund entstand eingerichtetes Angebot der allgemeinbildenden und/oder auf Hochschulzugangsberechtigung. Bei diesen Jugendlichen aus den unteren sozialen Schichten reichten die Metapher von der „Generation Praktikum“), aber im Vergleich einen Beruf vorbereitenden Qualifizierung, das ihnen helfen sollte, die schulischen Leistungen und Abschlüsse oft nicht aus, um im hatten sie eine reale Beschäftigungsperspektive, auch wenn der nachträglich die fachlichen und sozialen Fertigkeiten zu entwickeln, Der Erwerb anspruchsvoller Bildungszertifikate war die Antwort Wettbewerb um die Plätze in der Berufsausbildung erfolgreich Eintritt in den Arbeitsmarkt sich verzögerte. Für die schulisch sehr die sie benötigten, um mit Zeitverzögerung den Eintritt in die duale der Jugendlichen in Deutschland auf die sich lang hinstreckende zu sein. Viele von ihnen mussten mit der Sorge leben, keine oder niedrig Qualifizierten hingegen waren der Ausbildungs- und der Berufsbildung oder das Schulberufssystem zu schaffen. Krise am Arbeitsmarkt mit der hohen Jugendarbeitslosigkeit. Mit zumindest keine aussichtsreiche berufliche Laufbahn einschlagen Arbeitsmarkt lange Jahre nicht zugänglich. Das machte sie von verstärkten Investitionen in ihre Bildungsabschlüsse wollten sie sich zu können. Bei ihnen und ihren Eltern baute sich in vielen Fällen sozialen Transferleistungen, Familienunterstützung und/oder infor- Das Übergangssystem mit seinem breiten Spektrum von Angebo- gegen die schlechten Chancen wappnen, die sie und ihre Vorgän- eine „Statusangst“ auf, die existenzielle Bedrohung, als Erwachse- mellen Einkommensquellen abhängig. ten außerschulischer und schulischer Träger nahm zum Höhepunkt ger über einen langen Zeitraum hinweg zu ertragen hatten. Das ge- ner später ohne Beruf und Einkommen zu sein. Diese Jugendlichen seines Ausbaus im Jahr 2003 fast 550.000 Schülerinnen und lang vor allem den Jugendlichen aus gut situierten Elternhäusern. fühlten sich, wie die Shell-Jugendstudien dokumentieren, als sozial Schüler auf. Es war damit größer als das duale Berufsausbildungs- Sie intensivierten ihre Bildungsanstrengungen besonders stark, Abgehängte (Shell Deutschland 2010, S. 346). Ihre Eltern waren Die Krise brachte die Anbieter am Ausbil- system mit 530.000 Jugendlichen. Weitere 210.000, so viele wie um einem drohenden sozialen Abstieg ihrer Familie zu entgehen. oft selbst schon längere Zeit von Arbeitslosigkeit betroffen, hatten dungsmarkt in eine starke Position. nie zuvor, besuchten Vollzeitschulen im beruflichen Ausbildungs- Sie befürchteten eine Gefährdung des von ihren Eltern erreichten ein nur geringes Einkommen oder waren auf Transferleistungen sektor (Konsortium Bildungsberichterstattung 2008, S. 80). wirtschaftlichen und sozialen Status, wenn sie von Arbeitslosigkeit angewiesen. Im Laufe der Jahre kam es auf diese Weise zu sich und anschließendem beruflichem Misserfolg getroffen würden. verfestigenden Armutslagen, da weder Eltern noch Kinder einen Die Krise brachte die Anbieter am Ausbildungsmarkt in eine starke Zugang zum Arbeitsmarkt fanden, sich der Berufswelt entfrem- Position. Unternehmen, die Ausbildungsplätze anboten, konnten Das Übergangssystem ermöglicht nur einem deten und von Leistungen nach Hartz IV und anderen Sozialhilfen immer stärker auf solche Schulabsolventinnen und -absolventen Drittel der Betroffenen den Übergang in die Mit hervorragenden Abschlüssen hatten sie abhängig wurden. zurückgreifen, die einen mittleren Schulabschluss nach zehn er- Berufsausbildung. zwar nicht die Garantie, aber doch die re- folgreichen Schuljahren oder ein (Fach-)Abitur nach zwölf oder 13 Jahren erfolgreicher Schulzeit erworben hatten. Auf diese Weise alistische Chance, in einem angespannten wurde das duale System der Berufsbildung, das seit den 1960er Trotz seines Namens war das Übergangs- mehr ein Auffangsystem. Arbeitsmarkt eine gute Berufslaufbahn zu Jahren für die große Mehrheit der jungen Leute mit einem Haupt- Es gelang ihm zwar, die Zahl der offiziell registrierten arbeitslosen absolvieren. schulabschluss der „Königsweg“ der Berufsausbildung war, eine Jugendlichen zu reduzieren und damit soziale Unzufriedenheit und Domäne der Absolventen mit gehobenen Abschlüssen. Realschul- politische Unruhe zu vermeiden. Einen wirklichen Übergang in die und Gymnasialabsolventen besetzten über zwei Drittel aller Plätze Berufsausbildung konnte es aber nur für einen kleinen Teil seiner Den Jugendlichen aus den oberen und mittleren sozialen Schichten der traditionellen Berufsausbildung. Klientel, nämlich für schätzungsweise ein Drittel, herstellen. war der Ernst der Lage bewusst: Sie mussten möglichst höhere Die große Mehrheit blieb auch nach dem Durchlaufen der Zusatz- und bessere Schulabschlüsse als ihre eigenen Eltern erwerben, um angebote von Berufsgrundbildungsjahr, Berufsvorbereitungsjahr, deren sozialen Status wenigstens halten zu können. Mit hervorra- Zwei Drittel aller Plätze der traditionellen Berufseinstiegsjahr und vielen anderen mehr oder weniger hilfreichen genden Abschlüssen hatten sie zwar nicht die Garantie, aber doch Förderprogrammen ohne Berufsausbildung und damit Opfer der die realistische Chance, auch in einem angespannten Arbeitsmarkt Berufsausbildung werden von Realschul- und Krise am Arbeitsmarkt (Bertelsmann Stiftung 2009). eine gute Berufslaufbahn zu absolvieren. Gymnasialabsolventen besetzt. 6 7
Einleitung Einleitung In allen handwerklichen Berufen ist zu spüren, wie stark das Inte- Aber: Viele Unternehmen sind es nicht mehr gewohnt, auf den Alle diese Kriterien sind für heute in den Beruf einsteigende junge Die aktuelle Wende am resse der Absolventen mit mittlerem und hohem Schulabschluss Schreibtischen ihrer Personalabteilungen ernsthaft die Unterla- Leute nicht mehr selbstverständlich. Das fängt bei der fachlich Ausbildungs- und Arbeitsmarkt gesunken ist, eine berufliche Lehre zu beginnen. In manchen gen auch derjenigen Jugendlichen zu sichten, die bis vor wenigen qualifizierten Arbeit an, die heute in großem Umfang auch eine Gewerben des Handwerks stehen inzwischen hauptsächlich noch Jahren im Vorfeld aussortiert werden konnten, weil ein Übermaß an angelernte sein kann, geht bei der Stundenzahl weiter, die nur einen Erst seit wenigen Jahren, etwa seit 2009, zeichnet sich eine Bewerberinnen und Bewerber mit einem Hauptschulabschluss zur Hochqualifizierten zur Verfügung stand. Über fast 20 Jahre hinweg Teil des Tages umfassen kann, und endet bei den Regelungen zum Trendwende am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt in Deutschland ab. Wahl. konnten sie auf Nachwuchs zurückgreifen, der nur wenige Lücken Kündigungsschutz und zum Urlaub, die teilweise außer Kraft gesetzt Die hier vorliegende McDonald’s Ausbildungsstudie erfasst einen im Lesen, Schreiben und Rechnen hatte und zumeist ansehnliche sind. Jedenfalls sind befristete, geringfügig oder Teilzeit-Beschäf- Zeitpunkt, an dem diese Veränderung für die Jugendlichen und intellektuelle und soziale Fertigkeiten mitbrachte. Innerhalb von drei tigte und Leiharbeiter heute weit mehr verbreitet als vor Beginn jungen Erwachsenen zum ersten Mal selbst erfahrbar wird. Jahren hat sich das nun geändert. Zunächst unter den dunklen der Krise in den 1990er Jahren. Etwa zwei Drittel der Arbeitsplätze Erste Anzeichen für einen von Wolken der Finanzkrise nicht richtig wahrnehmbar, hat sich seit entfallen heute noch auf die typischen „normalen“, schon ein Drittel Für die veränderte Ausgangslage am Ausbildungs- und Arbeits- etwa 2009 in ersten Branchen und Regionen nicht nur der Arbeits-, auf die atypischen nicht normalen Arbeitsverhältnisse. markt sind ökonomische und demografische Entwicklungen Nachfragern beherrschten sondern auch der Ausbildungsmarkt von einem durch Anbieter in verantwortlich: Ausbildungsmarkt einen durch Nachfrager dominierten Markt verwandelt. Diese Ver- Neben den Arbeitsformen haben sich aber auch die Arbeitsinhalte änderung kam in vielen Branchen und Regionen so überraschend, geändert. Einfache und sich wiederholende Tätigkeiten sind selte- • Der wirtschaftliche Abschwung, der – mit einer Zuspitzung vor Viele Unternehmen berichten von unzureichenden Qualifikationen dass viele Arbeitgeber, sowohl im privaten wie im öffentlichen ner, komplexe und koordinierende weitaus häufiger geworden. Im allem zwischen 1995 und 2006 – den Berufseinstieg der Ange- der Bewerberinnen und Bewerber, die sich bei ihnen für freie Aus- Sektor, sie in ihrer Tragweite immer noch nicht richtig erkannt ha- Arbeitsleben kommt es immer stärker auf Selbstständigkeit und die hörigen der jungen Generation schwierig bis unmöglich gemacht bildungs- oder Arbeitsplätze vorstellen. Viele scheinen ihnen nicht ben. Unter den veränderten Umständen stehen sie nun vor neuen Fähigkeit zur eigenverantwortlichen Gestaltung der Tätigkeiten an. hat, ist zumindest vorerst beendet. Anders als in den meisten „ausbildungsreif“ zu sein, weil sie nicht die Mindestvoraussetzungen Herausforderungen. Es bleibt ihnen oft nichts anderes übrig, als Es ist kaum noch möglich, sich durch Vorablernen auf alle Bedin- Ländern der Europäischen Union wirkt sich auch die seit 2007 für den Einstieg in die berufliche Ausbildung mitbringen. Es werden sich auf alte unternehmerische Tugenden zu besinnen und gezielt gungen des Arbeitens im Beruf vorzubereiten, weil viele Anforde- andauernde Finanz- und Wirtschaftskrise nicht negativ auf den Lücken im Schreiben und Lesen, im Umgang mit Texten und Medien die Entwicklung der Kompetenzen, Fähigkeiten und Verhaltenswei- rungen sich erst direkt am Arbeitsplatz ergeben. Die Berufstätigen deutschen Arbeitsmarkt aus. Obwohl auch Deutschland hoch beklagt, auch Schwächen bei mathematischen und wirtschaftlichen sen der jungen Leute zu fördern, die sich bei ihnen einfinden, auch müssen entsprechend flexibel und aufnahmefähig sein, schnell auf verschuldet ist, hat die starke Exportorientierung der Wirtschaft Grundkenntnissen und nicht ausreichende Fähigkeiten in den wenn diese zu Beginn unzureichend sind. neue Anforderungen reagieren können und die sich wandelnden für eine gute ökonomische Konjunktur gesorgt. Bereichen logisches Denken, räumliches Vorstellungsvermögen, Qualifikationsanforderungen des Beschäftigungssystems mit ihren Merkfähigkeit, Bearbeitungsgeschwindigkeit und Aufmerksamkeit. jeweiligen privaten sowie sozialen Lebensansprüchen in Einklang • Diese ökonomische Entwicklung fällt mit einer demografischen Soziale Fertigkeiten wie Selbstorganisation, Selbstständigkeit, bringen. Komponente zusammen. Im Unterschied zu den 1990er und Sorgfalt, Umgangsformen und Verantwortungsbewusstsein werden 2000er Jahren wachsen die Altersjahrgänge nicht weiter an, vermisst. Veränderungen von Arbeits- Trotz dieser vielfältigen Veränderungen wird allerdings ein großer sondern sie schrumpfen beträchtlich. So bestehen diese heute und Berufsanforderungen Teil der Arbeit nach wie vor berufsförmig ausgeübt. Dem Beruf als aus rund 600.000 Menschen pro Jahrgang, während es 20 Jahre einer Erwerbstätigkeit, bei der Eintritt und Ausübung institutionell vorher 850.000 waren. Soziale Fertigkeiten wie Selbstorganisation, Die McDonald’s Ausbildungsstudie startet also zu einem Zeitpunkt, (zum Beispiel über Berufsordnungen) geregelt sind, kommt auch Selbstständigkeit, Sorgfalt, Umgangsformen und der für eine kontinuierliche Bestandsaufnahme der Entwicklung heute eine sehr hohe soziale, ökonomische und biografische am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt nicht interessanter sein könnte. Bedeutung zu (Famulla 2013, S. 14). Auch wenn ein bestimmter In vielen Branchen werden die schulisch Verantwortungsbewusstsein werden vermisst. Aus der Sicht der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wirft die Beruf nicht mehr unbedingt lebenslang ausgeübt wird, haben hochqualifizierten Jugendlichen vermisst. Studie einen Blick auf die kompliziert gewordenen Beziehungen Arbeitsinhalt und Arbeitsqualität ihren hohen Wert behalten. Die Klage über mangelnde Qualifikationen der Bewerberinnen und zwischen dem Bildungs- und dem Beschäftigungssystem. Der Bewerber spiegelt in der Regel aber nicht ein allgemein schwäche- Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung und Innerhalb von nur wenigen Jahren hat sich durch das Zusammen- res Leistungsniveau als früher wider, sondern die sich verändernde anschließend in den Beruf ist nicht nur wegen der quantitativen spiel dieser beiden Entwicklungen die Ausgangslage am Arbeits- Ausgangslage am Ausbildungsmarkt. In immer mehr Branchen und Fehlpassungen so schwierig geworden. Beide Systeme haben sich markt und in der Folge auch am Ausbildungsmarkt verändert. Regionen stehen wegen der schrumpfenden Jahrgänge generell auch intern in ihren Strukturen stark gewandelt, was ihre Beziehun- Konnten praktisch alle Unternehmen noch vor vier Jahren zwischen weniger Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung. Außerdem gen zueinander vielschichtig hat werden lassen. Die Strukturen vielen Bewerberinnen und Bewerbern, darunter einer ausreichen- steigt die Zahl der jungen Leute, die nach einem mittleren Ab- und Formen von Arbeit und Beruf haben sich in den letzten 30 den Zahl von sehr gut qualifizierten, wählen und die mit den besten schluss noch die Oberstufe besuchen, und auch die Zahl derer, die Jahren erheblich umgestaltet, und hieraus ergeben sich völlig Voraussetzungen einstellen, sieht das heute in vielen Branchen und eine Hochschulzugangsberechtigung erwerben und dann direkt in neue Anforderungen an das Bildungssystem. Umgekehrt hat auch Regionen anders aus. Von immer mehr Unternehmen wird bekannt, ein Studium einsteigen. Bildung ihren Charakter verändert und stellt damit ebenso das dass sie Probleme damit haben, freie Arbeitsplätze zu besetzen. Beschäftigungssystem vor neue Herausforderungen. Sie befürchten einen Fachkräftemangel. Am Ausbildungsmarkt Alles zusammen bewirkt im Vergleich zu der Zeit vor 2009, als die sind ebenfalls erste sorgenvolle Stimmen zu vernehmen. In vielen Wende am Arbeitsmarkt einsetzte, dass der Anteil an schulisch Branchen werden die schulisch hochqualifizierten Jugendlichen Hochqualifizierten in der beruflichen Ausbildung plötzlich schrumpft, Aus den Veränderungen der letzten 30 Jahre vermisst. Im Spektrum der dualen Ausbildungsberufe im Bereich während über fast 20 Jahre hinweg mit einer Übernachfrage ge- ergeben sich völlig neue Anforderungen an Industrie und Handel, Banken und Finanzen sowie im öffentlichen rechnet werden konnte. das Bildungssystem. Dienst sinkt der in den letzten Jahren überwiegende Anteil der Bewerberinnen und Bewerber mit Abitur. Eigentlich sollten, vor allem im handwerklichen Bereich, die Chancen der bisher benachteiligten Jugendlichen mit einem Hauptschulab- In der beruflichen Arbeitswelt haben sich die Arten und Formen Auch in Bereichen wie Elektrotechnik, Elektronik, Betriebstechnik, schluss damit sprungartig ansteigen. Diese Jugendlichen konnten von Anstellungen verändert. Die jahrzehntelang anhaltende Mechatronik und Industriemechanik bewerben sich immer weniger bis vor Kurzem gar nicht bis in die Schlussrunde der Bewerbung Vorherrschaft des sogenannten „Normal-Arbeitsverhältnisses“ ist Bewerberinnen und Bewerber mit mittlerem Abschluss und Abitur. vordringen, weil sie von den schulisch besser ausgewiesenen gebrochen. Darunter wird verstanden, dass eine fachlich qualifizierte Das gilt noch stärker für die Branchen Ernährung, Bau und Ausbau Realschul- und Gymnasialabsolventen „verdrängt“ wurden. Arbeit mit voller Stundenzahl ausgeübt und mit einem tariflich sowie für Dienstleistungsbereiche wie Verkauf und Körperpflege. geregelten vollen Gehalt bezahlt wird. Weiterhin gehören zu diesem normalen Arbeitsverhältnis ein gesetzlicher Kündigungsschutz und der volle Urlaubs- und Rentenanspruch. 8 9
Einleitung Einleitung Ausbildung und ein Viertel in der Hochschulausbildung. Heute sind Die Ergebnisse der aktuellen McDonald’s Ausbildungsstudie Veränderungen der Der steigende Bedarf die Proportionen umgekehrt: Nur noch ein Viertel macht die Be- stützen sich auf 3.068 mündlich-persönliche Interviews (face Bildungsanforderungen an Hochqualifizierten rufsausbildung nach Ende der Pflichtschulzeit, die Hälfte erwirbt sie to face) mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter über den Hochschulweg. So gesehen hat das duale System seine von 15 bis unter 25 Jahren. Die Interviews im Umfang von Die Veränderungen im Beschäftigungssystem, aber nicht nur sie Wenn man sich die gestiegenen Anforderungen an die beruflichen vor der Krise noch führende Position gegenüber der gymnasialen rund einer Stunde wurden zwischen dem 11. Mai und 5. Juni allein, strahlen auf das Bildungssystem aus. In der Bildungsfor- Kompetenzen vor Augen führt, stellt sich die unvermeidliche Frage, Oberstufe bereits verloren und steht vor der Herausforderung, 2013 vom Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag von schung wird heute als das oberste Ziel der Bildung nicht mehr wie ob in den heutigen hoch entwickelten Produktions-, Dienstleis- sich zu reformieren und neu aufzustellen, wenn es nicht weiter an McDonald’s Deutschland durchgeführt. Die Ergebnisse dieser früher das Training von Qualifikation, sondern von Kompetenzen tungs- und Wissensökonomien die Schulabsolventinnen und Boden verlieren will. Untersuchung sind repräsentativ für 9,04 Millionen deutsch- angesehen. Es geht nicht in erster Linie darum, einen Jugendlichen -absolventen mit schwachen schulischen Leistungen und geringen sprachige 15- bis 24-Jährige in Deutschland. systematisch so zu trainieren, dass er bestimmten Anforderungen Qualifikationen überhaupt noch eine Chance auf einen Arbeitsplatz in Leben und Beruf gerecht werden kann. Denn diese Anforderungen haben. Die beruflichen Anforderungen haben sich in fast allen sind heute typischerweise im Fluss, und deswegen können sie Branchen in die erwähnte Richtung von höherer Komplexität der nicht als feste Größe für die Bildung gelten. Sachanforderungen und stärkerer Verdichtung des Zeitmanage- Der Ansatz der McDonald’s ments verschoben. Kommunikative und soziale Qualifikationen in Ausbildungsstudie Kombination mit informationstechnischen Fähigkeiten sind selbst- In der Bildungsforschung wird heute als verständlich geworden. Das erwähnte flexible und kompetente Wie sehen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutsch- das oberste Ziel nicht mehr das Training Anpassen an veränderte Situationen gehört wie selbstverständlich land diese Entwicklung und wie schätzen sie selbst ihre Situation Literatur von Qualifikation, sondern von Kompeten- dazu. Schulabsolventinnen und -absolventen mit einem hochwerti- ein? Diese Fragen soll die hier vorliegende erste McDonald’s gen Schulabschluss bringen deshalb eindeutig bessere Vorausset- Ausbildungsstudie beantworten. Sie soll umfassende Erkenntnis- Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2012). zen angesehen. Bildung in Deutschland 2012. Bielefeld: wbv. zungen für den Erwerb dieser Qualifikationen mit sich als solche se liefern, sowohl über junge Menschen, die vor der beruflichen mit einem niedrigen oder gar keinem Abschluss. Auswahlphase stehen, als auch über solche, die sich derzeit in der Das Gleiche lässt sich für die Berufsorientierung sagen. Auch hier Ausbildung befinden. Sie berücksichtigt auch junge Erwachsene, die Bundesagentur für Arbeit/Kultusministerkonferenz (2004). steht die Kompetenz im Zentrum, verstanden als die Fähigkeit bereits eine Ausbildung abgeschlossen haben und im Beruf stehen. Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit von Schule und des Jugendlichen, sich mit eigenen Möglichkeiten und Fähigkei- Die beruflichen Anforderungen haben sich Das Ziel der Untersuchung ist, aussagekräftige Informationen über Berufsberatung zwischen der Kultusministerkonferenz und der ten die Anforderungen der Berufswelt zu erschließen und sie auf in fast allen Branchen in die erwähnte die Erwartungen, Wünsche und Wertvorstellungen junger Menschen Bundesagentur für Arbeit v. 15.10.2004. seine persönlichen Stärken und Schwächen zuzuschneiden. Da Richtung von höherer Komplexität der vor, während und nach einer beruflichen Ausbildung in Deutschland im Berufsleben ständig neue Anforderungen und Änderungen zu gewinnen. Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2011). Übergänge mit System. Sachanforderungen und stärkerer Verdich- auftreten, ist eine flexible Anpassung an die veränderten Bedin- Rahmenkonzept für eine Neuordnung des Übergangs von der gungen notwendig. Um diese Problemlösefähigkeiten und das tung des Zeitmanagements verschoben. Schule in den Beruf. Gütersloh. ständige Einstellen auf neue Situationen zu bewerkstelligen, sind Das Ziel der Untersuchung ist, aussagekräf- eine autonome Handlungsführung, das Übertragen von Fertigkeiten Die Angehörigen der jungen Generation haben auf diese Ent- tige Informationen über die Erwartungen, Bundesinstitut für Berufsbildung (2006). Berufsorientierung und von einem in den anderen Bereich sowie Organisationsfähigkeit so wicklungen intuitiv bereits mit dem erwähnten Schwenk zu immer Wünsche und Wertvorstellungen junger Men- Berufsberatung. Empfehlungen des Hauptausschusses des Bun- wichtig geworden. höheren Schulabschlüssen reagiert. Im internationalen Vergleich desinstituts für Berufsbildung. In: Berufsbildung in Wissenschaft schen vor, während und nach einer berufli- ist der Anteil von 50 Prozent Hochschulberechtigten, den wir in und Praxis. Heft 1/2006, Beilage. Deutschland erreicht haben, gleichwohl immer noch sehr niedrig. chen Ausbildung in Deutschland zu gewinnen. Jugendliche sollten ihre eigenen Stärken Organisationen wie die OECD mahnen die deutsche Regierung Famulla, G. E. (2013). Erfahrungen aus dem Programm Schule – Wirt- und Schwächen kennen und sich darauf regelmäßig, den Rückstand gegenüber vergleichbaren Ländern mit Es geht also darum, die Vorstellungs- und Erfahrungswelten 15 bis schaft – Arbeitsleben. In: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft vorbereiten, mit ihnen eine berufliche im Durchschnitt 70 Prozent Abiturienten so schnell wie möglich 24 Jahre alter Menschen abzubilden, die sich vor und nach dem (Hg.). Arbeitsweltorientierung und Schule. Bielefeld: wbv, S. 11 – 42. auszugleichen. Sie drängen zugleich, auch die Zahl der Studie- Übergang von der Schule in den Beruf befinden. Ihre Pläne und Tätigkeit auszuüben. Gericke, N., Krupp, T., und Troltsch, K. (2009). Unbesetzte Ausbil- renden im Hochschulsystem und die der Hochschulabsolventen konkreten Entscheidungen sollen dabei auch vor dem Hintergrund zu erhöhen. Nur durch solche wissenschaftlich angereicherten ihrer Wertvorstellungen und Zukunftserwartungen analysiert werden. dungsplätze – warum Betriebe erfolglos bleiben. BIBB-Report 10. Wichtig ist heute, dass Jugendliche ihre eigenen Stärken und Bildungsformen könne eine hoch entwickelte Wirtschaft den stei- Es geht um ihre Sorgen und Ängste, ihre Wunschvorstellungen von Bonn: BIBB. Schwächen kennen und sich darauf vorbereiten, mit ihnen eine genden Qualifikationsanforderungen nachkommen (OECD 2012). einem Beruf sowie die Erwartungen an den Arbeitgeber. Auch wird berufliche Tätigkeit auszuüben. Im schulischen Bereich kommt es Nur so sei es möglich, die junge Generation auf die veränderten in der Studie herausgearbeitet, wie der Entscheidungsprozess für Hurrelmann, K., und Quenzel, G. (2013). Lebensphase Jugend. darauf an, die Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler Kompetenzanforderungen vorzubereiten. eine bestimmte Berufswahl abläuft und wie sicher oder unsicher Weinheim: Beltz Juventa. für ihre Bildungsbiografie und ihre Berufsbiografie aufzubauen junge Leute sich dabei sind. Genauso interessiert, wer sie bei ihrer und den Kompetenzerwerb möglichst frühzeitig einzuleiten. Die Der wichtigste Grund für den nach internationalen Maßstäben Berufsentscheidung berät und unterstützt, welche Informationsquel- Konsortium Bildungsberichterstattung (2008). Zeiten sind vorbei, als man einen Beruf erlernen konnte, den man moderaten Anteil von Hochschulberechtigten und Studierenden len sie nutzen, wieweit Entscheidungen für die Berufswahl eher rati- Bildung in Deutschland 2008. Bielefeld: wbv. anschließend dann ausgeübt hat, ohne weiterlernen zu müssen. ist die Tatsache, dass es neben dem akademischen den berufsori- onal oder emotional gefällt werden. Für alle, die schon in Ausbildung Heute ist es typisch, sich am Arbeitsplatz neues Wissen oder neue entierten Ausbildungsweg gibt, der in der Krisenzeit die erwähnte oder Beruf sind, geht es darum, wie zufrieden sie mit ihrem Ausbil- OECD (2012). Education at a Glance. Paris: OECD. Fähigkeiten anzueignen und parallel zur Berufstätigkeit Fort- und sehr wichtige Funktion der Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit dungs- oder Arbeitsplatz sind, welche Enttäuschungen gegenüber Weiterbildung zu betreiben. übernahm. Nach dem Abflauen der Krise wird nun aber deutlich: den ursprünglichen Erwartungen und Wünschen existieren und wie Shell Deutschland (2010). Jugend 2010. Frankfurt: Fischer. Auch in Deutschland wird der Weg in die Berufsausbildung über das Verhältnis zum Arbeitgeber ist. Es wird auch danach gefragt, Alle diese Aspekte spielen in die Befragung der Jugendlichen die Oberstufe des Sekundarschulbereichs und über Hochschulen ob es Überlegungen gibt, die Ausbildung abzubrechen, und welche und Erwachsenen hinein, die im Zentrum der McDonald’s Ausbil- von immer mehr jungen Leuten beschritten, während der Weg über Gründe hierfür ausschlaggebend sind. dungsstudie stehen. Die jungen Leute erhalten die Gelegenheit, eine berufliche Ausbildung direkt im Anschluss an die Pflicht- ihre Einschätzungen und Bewertungen der modernen Berufswelt schulzeit insgesamt seltener wird. In den 1980er Jahren, bevor die kundzutun und über die Strategien zu sprechen, mit denen sie sich Ausbildungs- und Arbeitsmarktkrise einsetzte, befand sich über auf den Übergang von der Schule in den Beruf vorbereiten. die Hälfte eines Altersjahrgangs im dualen System der beruflichen 10 11
Die mentale Verfassung der jungen Generation Die mentale Verfassung der jungen Generation POSITIVER BLICK Junge Menschen planen ihre Zukunft optimistisch, prag- matisch und mit groSSem Vertrauen in die eigene Leistung IN DIE ZUKUNFT: Die junge Generation blickt mit großem Optimismus in die eigene Zukunft. Fest verankert in ihrem sozialen Umfeld betonen die 15- bis 24-Jährigen die Bedeutung von Familie, Freunden und einer klaren beruflichen Perspektive. In ihren Aussagen lassen sie erkennen, dass der Beruf als wichtiger Bestandteil des eigenen Zukunftsoptimismus „Wenn Sie einmal an Ihre berufliche Zukunft denken: DIE MENTALE VERFASSUNG Lebens fest eingeplant ist. Sehen Sie Ihrer beruflichen Zukunft mit Hoffnungen Die junge Generation ist optimistisch, ihre Zukunft durch eigene oder Befürchtungen entgegen?“ DER JUNGEN GENERATION Leistung positiv beeinflussen zu können. Dennoch überwiegt bei ihnen keineswegs der Hang zum Träumen. Im Gegenteil: Die beruf- lichen Zukunftsvorstellungen der Jüngeren folgen einem ausge- prägten Pragmatismus, der sich an den eigenen Fähigkeiten sowie 15 % dem Wunsch orientiert, die eigene Zukunft sicher planen zu kön- Unentschieden, keine Angabe nen. Ihre beruflichen Zukunftschancen bewertet die große Mehrheit der jungen Menschen positiv. 71 Prozent der 15- bis 24-Jährigen sehen der eigenen beruflichen Zukunft mit Hoffnungen entgegen, 14 % lediglich 14 Prozent mit Befürchtungen. Mit Befürchtungen 71 % mit Hoffnungen Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688 12 13
Die mentale Verfassung der jungen Generation Die mentale Verfassung der jungen Generation Was ist Die Zukunftschancen werden jedoch nicht von allen Jugendlichen gleichermaßen positiv eingestuft. Vielmehr zeigt sich ein enger Zusammenhang zwischen dem eigenen wirtschaftlichen Erfolg In der Priorisierung der Lebensziele wird und dem Vertrauen in eine gute berufliche Zukunft. 81 Prozent der ein hohes Maß an Ernsthaftigkeit sichtbar. jungen Menschen, die ihre derzeitige wirtschaftliche Lage positiv einstufen, blicken auch optimistisch in ihre berufliche Zukunft; hin- gegen nur 42 Prozent von denen, die ihre eigene finanzielle Situati- on derzeit als eher ungünstig bezeichnen. Doch nicht nur finanzielle Sicherheit gibt den jungen Erwachsenen Zuversicht, sondern auch Damit rangieren Beruf, soziale Kontakte und Gesundheit weit über einer Spaß- und Freizeitorientierung, die oft einseitig mit der jungen Generation in Verbindung gebracht wird. Lebensgenuss und Spaß zählen für 44 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wichtig im Leben? die Gewissheit, den richtigen Berufsweg eingeschlagen zu haben. zum Wichtigsten im Leben, Selbstverwirklichung wie auch Zeit für Während 81 Prozent der jungen Menschen mit einem gefestigten die eigenen Interessen und Hobbys für jeweils 36 Prozent, Zeit Berufswunsch optimistisch in ihre berufliche Zukunft sehen, sind für sich selbst zu haben für 34 Prozent. In der Priorisierung der dies bei denjenigen, die von ihrer Berufswahl nicht überzeugt sind, Lebensziele wird ein hohes Maß an Ernsthaftigkeit sichtbar: Eigene gerade einmal 41 Prozent. 36 Prozent von ihnen blicken eher skep- Interessen, Spaß haben und sich selbst verwirklichen können tisch auf die eigene berufliche Zukunft. spielen durchaus eine wichtige Rolle im Leben der Jüngeren, aber Aspekte wie Beruf, Familie und Gesundheit sind die eigentlich Gute Freunde haben 69 % tragenden Säulen ihres Wertegerüsts. Dabei kann die Mehrheit der jungen Generation auf ebendiese Gesundheit 64 % Sicherheiten zählen: Fast jeder Zweite bezeichnet die eigene wirtschaftliche Lage als (sehr) gut, 61 Prozent sind sich sicher, die Lediglich 14 Prozent finden es besonders Einen Beruf haben, der mich erfüllt, der mir Spaß macht 62 % richtige berufliche Entscheidung getroffen zu haben. Zudem ist die wichtig im Leben, sich sozial zu engagieren. große Mehrheit der jungen Menschen fest verankert in einem sozi- Familie 60 % alen Beziehungsgeflecht aus Eltern, Freunden und Familie. Gerade Bemerkenswert niedrig rangiert der Wunsch nach einem individu- auf dieses soziale Beziehungsgeflecht legen die jungen Erwachse- ellen Lebensstil. Nur 16 Prozent der unter 25-Jährigen halten dies Einen sicheren Arbeitsplatz haben 58 % nen auch besonderen Wert. 69 Prozent zählen den Freundeskreis im Leben für besonders wichtig und erstrebenswert, nahezu jeder zum Wichtigsten im Leben, 60 Prozent die Familie, 56 Prozent eine Eine glückliche Partnerschaft 56 % Zweite hält diesen Wert für weniger oder gar nicht wichtig. Nur ein glückliche Partnerschaft. Neben einem intakten sozialen Umfeld Aspekt rangiert noch niedriger: soziales Engagement. Lediglich Finanzielle Unabhängigkeit 52 % gehören vor allem sichere berufliche Perspektiven und Gesundheit 14 Prozent finden es besonders wichtig im Leben, sich sozial zu zum Wertekanon der Jüngeren. 64 Prozent halten Gesundheit für engagieren; 43 Prozent halten dies für weniger oder gar nicht wichtig. Sich selber treu sein, immer man selbst sein 47 % ganz besonders wichtig im Leben, 62 Prozent einen Beruf, der ei- nen erfüllt und Spaß macht, 58 Prozent einen sicheren Arbeitsplatz Das Leben genießen, Spaß haben 44 % und immerhin 43 Prozent Erfolg im Beruf. Erfolg im Beruf 43 % Eine gute, vielseitige Bildung 40 % Deutlich gröSSerer Optimismus „Wenn Sie einmal an Ihre berufliche Zukunft Meine Ideen und Vorstellungen vom Leben verwirklichen können 36 % bei jungen Menschen mit festen denken: Sehen Sie Ihrer beruflichen Zukunft mit Hoffnungen oder Befürchtungen entgegen?“ beruflichen Plänen Meine Hobbys, meine Interessen 36 % Zeit für mich selbst haben 34 % Mit Befürchtungen Mit Hoffnungen Körperlich fit sein, viel Sport treiben 33 % 14 % 15- bis 24-Jährige insgesamt 71 % Eine eigene Wohnung, ein eigenes Haus haben 30 % Es bezeichnen die eigene wirtschaftliche Lage als – Gutes Aussehen 25 % 8% (sehr) gut 81 % Viel reisen, etwas von der Welt sehen 22 % 15 % es geht 68 % Kinder haben 21 % 38 % (eher) schlecht 42 % Frei sein, nicht zu viele Rücksichten nehmen zu müssen 20 % Richtigkeit der Berufswahl Sich viel leisten können 19 % 8% (sehr) sicher 81 % Sozialer Aufstieg 17 % 18 % halbwegs sicher 64 % Sich von anderen unterscheiden, seinen ganz individuellen Stil haben 16 % Soziales Engagement 14 % 36 % nicht sicher 41 % Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688 Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung; Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688 14 15
Die mentale Verfassung der jungen Generation Die mentale Verfassung der jungen Generation Mithilfe einer Faktorenanalyse kristallisieren sich aus den 24 Die Berufsorientierung ist in allen Gruppen nahezu gleich stark verschiedenen Facetten sechs verschiedene Wertedimensionen ausgeprägt, mit kleinen Unterschieden. So ist den beruflich Etab- In der beruflichen Orientierungsphase Die Familienorientierung heraus. Diese sind keine Typologie, sondern strukturieren die vielen lierten der Aspekt der Sicherheit wichtiger, jungen Menschen, die wünschen sich junge Menschen einen Be- ist bei jungen Frauen Einzelaspekte in sechs Schwerpunkte, die für die junge Generation vor oder am Anfang ihres Berufslebens stehen, hingegen ein Beruf, ruf, der SpaSS macht – die beruflich Etab- von Bedeutung sind. Diese sind: der Spaß macht. 68 Prozent der Auszubildenden und 66 Prozent der Berufstätigen halten einen sicheren Arbeitsplatz für ganz lierten achten mehr auf Sicherheit deutlich ausgeprägter besonders wichtig im Leben, von den Schülern und Studenten sieht Es halten für sehr wichtig im Leben – Es halten für sehr wichtig im Leben – das nur jeder Zweite so. Finanzielle Unabhängigkeit genießt für 1. Statusorientierung und 60 Prozent der Berufstätigen und 58 Prozent der Auszubildenden individueller Lebensstil: höchste Priorität; 49 Prozent der Studenten und vergleichsweise Familie Einen Beruf haben, der mich erfüllt, der mir Spaß macht geringe 44 Prozent der Schüler sehen das genauso. • sich viel leisten können, • gutes Aussehen, 52 % Beruflich Etablierten ist der Aspekt der 59 % 66 % 67 % 69 % 69 % • sich von anderen unterscheiden, seinen ganz individuellen Stil haben, Sicherheit wichtiger, jungen Menschen, die • frei sein, nicht zu viele Rücksichten nehmen zu müssen, vor oder am Anfang ihres Berufslebens Einen sicheren Arbeitsplatz haben • eine eigene Wohnung, ein eigenes Haus haben, • viel reisen, etwas von der Welt sehen. stehen, hingegen ein Beruf, der Spaß macht. Eine glückliche Partnerschaft 51 % 51 % 66 % 68 % 2. Berufsorientierung: Umgekehrt sagen jeweils rund zwei Drittel der Schüler, Studenten und Auszubildenden, ihnen sei ein Beruf, der sie erfüllt und Spaß Finanzielle Unabhängigkeit 48 % 64 % macht, besonders wichtig, von den Berufstätigen nur 59 Prozent. • Erfolg im Beruf, • einen sicheren Arbeitsplatz haben, • finanzielle Unabhängigkeit, • einen Beruf haben, der mich erfüllt, der mir Spaß macht, • sozialer Aufstieg. 44 % 49 % 58 % 60 % Kinder haben 14 % Erfolg im Beruf 3. Familienorientierung: • Kinder haben, • eine glückliche Partnerschaft, • Familie. 42 % 44 % 45 % 48 % 29 % Sozialer Aufstieg Männer Frauen 4. Freizeit- und SpaSSorientierung: • meine Hobbys, meine Interessen, 15 % 16 % 17 % 20 % Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688 • Zeit für mich selbst haben, • das Leben genießen, Spaß haben, Schüler Studenten Auszubildende Berufstätige • gute Freunde haben, Die Familie sowie ein enges Netz aus sozialen Beziehungen • frei sein, nicht zu viele Rücksichten nehmen müssen. Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung sind der Rückhalt für die junge Generation. Daher haben soziale Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688 Bindungen bei beiden Geschlechtern – wenn auch bei den jungen Frauen ausgeprägter – eine außerordentlich große Bedeutung. Das 5. Bildung und Idealismus: zeigt sich nicht nur bei den Lebenszielen junger Menschen, son- Während sich mit zunehmender beruflicher Etablierung die dern auch in ihren Sorgen und Ängsten. Am meisten sorgt sich die Wertigkeiten verschieben, gibt es zwischen Männern und Frauen • gute, vielseitige Bildung, junge Generation um die Gesundheit ihrer engsten Angehörigen. hinsichtlich ihrer Berufsorientierung nur wenige Unterschiede. • soziales Engagement, Zwei Drittel machen sich Sorgen, dass ihren Eltern, ihrem Partner Jungen Männern ist zwar Erfolg im Beruf und auch finanzielle • meine Ideen und Vorstellungen vom Leben oder anderen engen Familienangehörigen etwas zustoßen könnte; Unabhängigkeit etwas wichtiger als jungen Frauen, insgesamt sind verwirklichen können, 54 Prozent auch, dass sie selber schwer erkranken. Diese Sorgen die Unterschiede in diesem Bereich jedoch bemerkenswert gering. • sich selbst treu sein, immer man selbst sein. sind in der jungen Generation deutlich stärker verbreitet als andere Anders hingegen in der Familienorientierung. Hier gibt es in den Sorgen, wie zum Beispiel finanzielle oder berufliche Sorgen. Die Wertvorstellungen junger Männer und Frauen zum Teil gravierende Befürchtung, finanziell nicht über die Runden zu kommen, teilen Unterschiede. Unter 25-jährige Frauen legen überdurchschnittlich 6. Gesundheitsorientierung: viel Wert auf familiären Zusammenhalt und eine glückliche Part- 38 Prozent der unter 25-Jährigen, 36 Prozent, dass sie im Alter nicht genügend Geld zur Verfügung haben werden, 35 Prozent, • körperlich fit sein, viel Sport treiben, nerschaft. 69 Prozent der jungen Frauen zählen die Familie zum dass sie arbeitslos werden könnten, und rund jeder Vierte, dass er • Gesundheit. Wichtigsten in ihrem Leben, bei den Männern ist es gerade einmal sich verschulden könnte. jeder Zweite. Eine glückliche Partnerschaft ist für 64 Prozent der Frauen, aber nur für 48 Prozent der Männer sehr wichtig im Leben. Und für doppelt so viele junge Frauen wie Männer gehört es zu den wichtigsten Zielen im Leben, Kinder zu haben. 16 17
Die mentale Verfassung der jungen Generation Die mentale Verfassung der jungen Generation Berufliche Sorgen sind in der jungen Generation insgesamt weniger verbreitet. Sie sind sehr viel stärker lebensphasenabhängig und treten somit verstärkt in bestimmten Phasen der beruflichen Ausbil- Der Sorgenkatalog Ungleiche Verteilung von Lasten und Ansprüchen dung auf. So sorgt sich insgesamt nur jeder vierte unter 25-Jährige, der jungen Generation* dass er die falsche Berufswahl getroffen hat bzw. treffen könnte, von den Schülern jedoch mehr als jeder Dritte. Dass man den Anforderungen in Schule und Ausbildung nicht gewachsen sein Ich mache mir manchmal Sorgen, dass – „Man hört ja manchmal die Meinung, dass in Deutschland könnte, beschäftigt 24 Prozent aller Jüngeren, von den Schülern die Lasten und Ansprüche, z. B. bei der Rente oder im 41 Prozent. 1. Sorgen um Gesundheit und Gesundheitswesen, nicht gerecht auf die verschiedenen Generationen verteilt sind, dass also manche Generati- Unversehrtheit: 34 % onen mehr einzahlen müssen als andere und trotzdem Berufliche Sorgen sind in der jungen weniger Leistungen erhalten. Sehen Sie das auch so, •m einem Partner, meinen Eltern oder anderen Generation insgesamt weniger verbreitet. 56 % engen Familienangehörigen etwas zustößt 68 % oder sehen Sie das nicht so?“ Unentschieden, keine Angabe • ich schwer erkranke 54 % Bei der Sorge um den Verlust sozialer Bindungen rangiert vor allem • die Gesellschaft immer kälter und egoistischer wird 37 % Sehe das auch so die Befürchtung, der Freundeskreis könnte auseinanderbrechen, • ich Opfer eines Verbrechens werde 22 % sehr weit oben: Gut jeder Dritte aus der jungen Generation teilt „Welche Generation wird besonders diese Sorge. Dass man für einen Ausbildungs-, Studien- oder Ar- stark belastet?“ beitsplatz weit wegziehen muss, beschäftigt die Jüngeren hingegen 2. Finanzielle Sorgen: 10 % 45 % Sehe das weit weniger. Lediglich 16 Prozent bereitet dies Kopfzerbrechen. Eigene Generation nicht so • ich finanziell nicht über die Runden komme 38 % • ich im Alter nicht genügend Geld zur Verfügung habe • ich arbeitslos werde 36 % 35 % Elterngeneration 8% • ich mich verschulde und die Schulden nicht zurückzahlen kann 26 % Großelterngeneration 3% • jemand aus meiner Familie arbeitslos wird 21 % Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung; Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688 3. Berufliche Sorgen: • ich mich für den falschen Beruf entscheide bzw. entschieden habe 25 % • ich den Anforderungen der heutigen Berufswelt Auch wenn in der jungen Generation die Sorge dominiert, dass ei- Die junge Generation verlangt weder von nicht gewachsen bin 25 % nem selbst oder aber jemandem aus dem unmittelbaren familiären • ich den Anforderungen in der Schule oder der Elterngeneration noch von der Groß- Umfeld etwas zustoßen könnte, bedeutet dies nicht, dass man sich Ausbildung nicht gewachsen bin 24 % keine Gedanken über den Zustand der Gesellschaft machen würde. elterngeneration große Opfer, um die eigenen • ich schlechte Noten, schlechte Zeugnisse bekomme 21 % Immerhin 37 Prozent sorgen sich hin und wieder, dass die Gesell- Interessen besser zu wahren. • ich keinen Ausbildungs- oder Studienplatz finde 20 % schaft immer kälter und egoistischer wird, unter den Studenten sind es sogar 43 Prozent. Zudem ist die Mehrheit der jungen Generation Dennoch geben weder die Ergebnisse dieser Untersuchung noch überzeugt davon, dass in Deutschland die Lasten und Ansprüche anderer vergleichbarer Studien des Allensbacher Instituts Hinweise 4. Verlust sozialer Bindungen: der verschiedenen Generationen nicht gerecht verteilt sind und auf den oft beschworenen Generationenkrieg. Die junge Genera- dass sie selbst diejenigen sind, die besonders stark beansprucht tion verlangt weder von der Elterngeneration noch von der Groß- •m ein Freundeskreis zerbricht, ich wichtige werden. 56 Prozent der unter 25-Jährigen kritisieren die ungleiche elterngeneration große Opfer, um die eigenen Interessen besser Freunde verliere 23 % Verteilung von Belastungen und Ansprüchen der verschiedenen zu wahren. Vielmehr betonen die Jüngeren den Rückhalt, den • ich keinen Partner/keine Partnerin finde bzw. meine Generationen, fast jeder Zweite, dass vor allem die eigene Genera- ihnen die Elterngeneration in finanzieller wie emotionaler Hinsicht Partnerschaft zerbricht 16 % tion die Lasten zu tragen habe. gewährt. • ich für die Ausbildung, das Studium oder einen Arbeitsplatz weit wegziehen muss 34 % Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688 *Ergebnisse einer Faktorenanalyse, Faktorladung ≥ 40. 18 19
Die mentale Verfassung der jungen Generation Die mentale Verfassung der jungen Generation Bundestagswahl ohne gra- Leistung lohnt sich Positive Bilanz der eigenen wirtschaftlichen Lage vierende Auswirkungen auf „Würden Sie sagen, dass sich in unserem Wirtschaftssystem das Leben junger Menschen Leistung im Allgemeinen lohnt, dass man in der Regel für gute Leistungen auch belohnt wird, oder lohnt sich Leistung 3% 7% 6% 8% 7% bei uns nicht?“ „Wie beurteilen Sie 15 % Ihre eigene wirtschaft- 22 % „Glauben Sie, dass der Ausgang der Bundestagswahl im liche Lage?“ Herbst Auswirkungen für Sie persönlich haben wird, oder hat Leistung lohnt sich nicht Leistung lohnt sich die Bundestagswahl da keine Auswirkungen?“ 34 % 40 % 43 % 41 % 13 % 15- bis 24-Jährige insgesamt 63 % 52 % Hat Auswirkungen Hat keine Auswirkungen Beruflicher Status 43 % 10 % Schüler 68 % 15 % 15- bis 24-Jährige insgesamt 64 % sehr gut 37 % 7% Studenten 70 % gut 37 % 38 % 40 % Beruflicher Status es geht 13 % Auszubildende 61 % eher schlecht 25 % 21 % 15 % Schüler 59 % 16 % Berufstätige 59 % schlecht 13 % 10 % 9% weiß nicht, keine Angabe 8% 25 % Studenten 58 % Eigene wirtschaftliche Lage 3% 3% 1% 1% 9% 5% 2% 3% 4% 2% 2% 3% 3% 10 % Auszubildende 69 % 8% (sehr) gut 74 % 15- bis 24- Gesellschaftlich-wirtschaftlicher Status Migrationshintergrund Jährige insgesamt 12 % Berufstätige 69 % 15 % es geht 57 % hoch mittel niedrig vorhanden ohne 31 % (eher) schlecht 36 % Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung Basis: Bundesrepublik Deutschland, 15- bis 24-jährige Bevölkerung; Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688 Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688 Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 9688 Das private Umfeld hat für die junge Generation eine weit höhere Der geringe Einfluss, den die Jungen der Politik zuschreiben, lässt Die Analyse der Ergebnisse zeigt, dass die Mehrheit der jungen Viele Untersuchungen der letzten Jahre haben den gravierenden Bedeutung als die gesellschaftlichen oder politischen Rahmenbe- sich zum Teil auch dadurch erklären, dass die junge Generation Generation mit ihrer derzeitigen materiellen Situation zufrieden Einfluss der sozialen Schicht auf den Bildungserfolg und damit dingungen. Auch wenn diese mitunter als wenig vorteilhaft für die weit überwiegend davon überzeugt ist, dass nicht die Strukturen ist. Fast jeder zweite junge Erwachsene bewertet seine eigene auch auf die beruflichen Chancen junger Menschen deutlich eigenen Interessen eingestuft werden, heißt dies umgekehrt nicht, über ihr Leben entscheiden, sondern ihr eigenes Handeln und wirtschaftliche Lage zurzeit positiv, weitere 37 Prozent zumindest gemacht.* Dies prägt in aller Regel auch die Vorstellungen von der dass man ihnen einen nennenswerten Einfluss auf das eigene Engagement. Dies zeigt sich unter anderem in dem Zutrauen in die als akzeptabel; lediglich 13 Prozent ziehen eine dezidiert negative Durchlässigkeit einer Gesellschaft. Als wie durchlässig eine Gesell- Leben unterstellt. eigene Leistungsfähigkeit. Die große Mehrheit von 63 Prozent ist Bilanz. Interessanterweise bewerten junge Menschen mit Migrati- schaft empfunden wird, definiert jedoch jede Generation aufs Neue. davon überzeugt, dass Leistung sich in unserem Wirtschaftssystem onshintergrund ihre eigene wirtschaftliche Lage nur unwesentlich Vor dem Hintergrund der vorliegenden Untersuchung stellt sich lohnt, lediglich 13 Prozent widersprechen. Es zeigt sich jedoch ein kritischer als Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund. Auch bei somit die Frage, ob die junge Generation ihre eigenen Aufstiegs- Lediglich 15 Prozent der 15- bis 24-Jähri- enger Zusammenhang zwischen dem eigenen wirtschaftlichen ihnen fällt die Bilanz mehrheitlich positiv aus. Sehr unterschiedlich und Zukunftschancen positiv bewertet, oder ob sie die Gesellschaft gen sind der Auffassung, dass die Bundes- Erfolg und dem Zutrauen, dass Leistung in unserem Wirtschafts- fällt allerdings die Zufriedenheit mit der eigenen materiellen Lage als statisch und wenig durchlässig wahrnimmt. tagswahl im Herbst Auswirkungen auf ihre system honoriert wird. in den sozialen Schichten aus. So sind zwei Drittel der jungen Menschen aus der oberen sozialen Schicht mit ihrer materiellen persönliche Situation haben wird. Situation zufrieden, in der Mittelschicht ist es knapp die Hälfte, in Die Mehrheit von 63 Prozent ist davon über- der Unterschicht dagegen nur jeder Vierte. Das heißt aber nicht, So sind lediglich 15 Prozent der 15- bis 24-Jährigen der Auf- zeugt, dass Leistung sich in unserem Wirt- dass die große Mehrheit der jungen Erwachsenen aus den unteren fassung, dass die Bundestagswahl im Herbst Auswirkungen auf schaftssystem lohnt. sozialen Schichten eine eindeutig negative Bilanz zieht: 43 Prozent ihre persönliche Situation haben wird; zwei Drittel sind hingegen der unter 25-Jährigen aus den unteren sozialen Schichten stufen überzeugt, dass die Bundestagswahl keine Auswirkungen haben ihre wirtschaftliche Lage zwar als nicht positiv, aber erträglich ein, wird. Lediglich bei den Studenten ist der Anteil derer, die von einem Davon sind vor allem junge Menschen überzeugt, die ihre eigene 30 Prozent eindeutig als schlecht. Einfluss der Politik auf die eigene Situation ausgehen, mit wirtschaftliche Lage als (sehr) gut einstufen, während das Mei- 25 Prozent etwas höher. nungsbild bei denen, die ihre eigene finanzielle Situation als kritisch * Vgl. auch Einleitungskapitel, S. 7. einstufen, gespalten ist. 20 21
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