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Adlershof Journal Mai | Juni 2017 Äußerst bekömmlich: Unsere neuen Services à la carte Freies Surfen: Managed Hotspots Michael Müller im Interview: Wo setzt der Sicher im OP: im Technologiepark Berliner Senat zukünftig Akzente in Adlershof Neue chirurgische Handschuhe
Adlershof Journal MAI | JUNI 2017 ESSAY 14 21 Ich hatte auch mal richtige Arbeit. Das ist schon lange her. Damals studierte ich noch und wusste nicht, was ich werden soll. Schrift- stellerin war gar keine Option. Das wusste doch jeder, dass man mit Kunst kein Geld verdienen kann. Aber weil ich trotzdem Koh- le brauchte, um meine damaligen Hauptnahrungsmittel Kaffee, Zigaretten und Apfelsaftschorle zu bezahlen, ging ich in den Service und wurde Callcenteragent. Sprich: Koalssentaäitschent. 6 4 5 „Telefonfrollein“, sagte meine Großmutter. Drei Tage die Woche ließ ich mich vier Stunden am Stück von wütenden INHALT AUS DER REDAKTION Zeitungsabonnenten anbrüllen und versuchte, freundlich und kompetent zu antworten. „Sie Frollein! Die Zeitung war wieder nich im Kasten. 3 ESSAY Dienen auf Augenhöhe Ick kündige!“ Als ich mal Telefonfrollein war: Ein Job im Leserservice Dass wir in einer Dienstleistungsgesellschaft leben, ist keine „Oh je! Das klingt schlecht. Wie ist denn Ihre Kunden- 4 IM GESPRÄCH MIT neue Erkenntnis. Mehr als zwei Drittel der deutschen Erwerbs- nummer? Dann schaue ich mir das mal an.“ Bernd Haase: Gebäudestratege und Partner bei der tätigen verdienen heute ihr Geld mit Dienstleistungen. Den- Vollack Gruppe „Kundennummer. Weeß ick doch nich. Müller heiß ick.“ noch fallen mir bei diesem Stichwort zuerst der Friseur, die Das Problem war, dass man den Namen Müller in der Daten- 5 MENSCHEN Fast-Food-Kette, der Fahrradverleih oder der Fensterputzer ein. bank nicht suchen durfte, zumindest nicht, ohne noch weitere Die Datenliebhaberin: Christin Schäfer ist mit ihrer Firma Erst nach kurzem Nachdenken zähle ich auch Steuerberater, Informationen zum betreffenden Kunden einzugeben, Straße acs plus auf datenanalytische Dienstleistungen spezialisiert Rechtsanwalt, Versicherer und Finanzdienstleister auf, denke an und Hausnummer oder Postleitzahl und Vornamen, einfach aus das ganze Beratergeschäft, an Übersetzer, an Marketing- und dem Grund, weil es in der Datenbank Müllers wie Buchstaben in 6 TITELTHEMA Werbeexperten, und lande schließlich bei Forschungsdienstleis- der Zeitung gab. Sonst wäre sofort der Server abgestürzt. Serviceoase für Start-ups: Die neuen Angebote vom WISTA Business Support tern, Daten- und IT-Spezialisten. Meine Liste wird immer länger. „Herr Müller, sagen Sie mir, wo Sie wohnen? Dann finde ich Sie „Frau Schönlein“, sagte ich ruhig, „Sie haben doch sicher ein Serviceanbieter sind heute oft bestens ausgebildet und in der 8 Der Wachstumsbeschleuniger: Mit dem A2 Adlershof Accelerator leichter.“ Girokonto?“ Regel gut bezahlt. in die zweite Runde „Watt fürn Ding? Weiß ick nich“, sagte Frau Schönlein zerstreut. „Nee, wieso? Soweit kommt’s noch!“ 10 NETZWERKE Gleichzeitig geht der Trend in Richtung Do-it-yourself: Wir kön- Die meiste Zeit hat mir der Job im Callcenter Spaß gemacht. Im Ich versuchte es anders. Über den Tellerrand: Wie die Innovationswerkstatt Schöneweide nen uns ein Haus selbst bauen, unsere Finanzen selbst regeln, Gegensatz zu meinem Germanistikstudium, wo ich mir in über- „Frau Schönlein“, sagte ich, „Sie bekommen doch Rente?“ Industrie und Forschung regional vernetzt auch ohne Fitnessstudio durchtrainiert sein. Die Entscheidung füllten Proseminaren und kryptischen Vorlesungen vorkam wie „Ja“, sagte Frau Schönlein laut und deutlich, offenbar erfreut, zwischen „selber machen“ und „machen lassen“ fällt oft schwer ein Vollidiot, gab mir der Job im Leserservice das Gefühl, etwas endlich mal eine positive Antwort geben zu können. 12 NACHGEFRAGT Sinnvolles zu tun. Leuten zu helfen. Ganz der Wortbedeutung – es sei denn, Dienstleister schaffen es, sich in andere Menschen Interview mit dem Regierenden Bürgermeister Berlins entsprechend. „Wunderbar“, sagte ich erleichtert. „Und die Rente, wo geht Michael Müller: Wo setzt der Berliner Senat zukünftig Akzente und Unternehmen hineinzuversetzen, deren Wünsche und Ziele die hin?“ in Adlershof zu verstehen. Der Erfolg ihrer Kunden ist dann auch ihr Erfolg. Service ist das Abstraktum zum Verb servieren, „auftragen, be- „Tja“, sagte Frau Schönlein nachdenklich, „meistens kauf ich dienen“, das, entlehnt aus dem Französischen, seit dem 16. Jahr- 14 UNTERNEHMEN Gemäß dieser Maxime handelt auch die Betreibergesellschaft Sachen für meine Enkel. Und mittwochs spiel ick Lotto.“ Freies Surfen – überall: Managed Hotspot Services im hundert im Deutschen nachgewiesen werden kann. Es hat die- des Technologieparks Adlershof mit ihren neuen Business-Sup- selbe Wurzel wie das Lateinische servus, was Diener oder Sklave Kurz musste ich meine Stirn auf die kühlende Plastiktischplatte Technologiepark Adlershof port-Angeboten. Ob Fördermittelberatung oder Netzwerk-Event heißt. Die bayrische Grußformel kommt übrigens auch da her. meines Arbeitsplatzes legen. Dann ging es wieder. 16 CAMPUS in unseren Titelthemabeiträgen erfahren Sie, wie die WISTA- Übersetzt lautet sie so was wie: „Ich bin dein Diener!“ „Frau Schönlein, passen Sie mal auf“, sagte ich. „Sagen Sie mir mal, Fachliteratur in Bits und Bytes: Die Bibliothek der Berliner MANAGEMENT GMBH Start-ups und etablierte Unternehmen Ein anderes Mal hatte ich eine alte Dame am Telefon, nennen wir wo Sie wohnen.“ Ich wollte das Probeabo einfach manuell been- Humboldt-Universität ist gefragter denn je unterstützt. Außerdem stellen wir einen Gebäudestrategen, sie Frau Schönlein. Sie wollte wissen, an welche Adresse sie die den und die Rechnung rausnehmen. Das konnte hier alles nicht 18 MEDIEN eine Datenexpertin und zwei Medienprofis vor. Sinn der Sache sein. 17,50 Euro für ihr Probeabo schicken soll. Das Mutterschiff: Konzertfilme und Musikvideos Last but not least haben wir Berlins Regierenden Bürgermeister „Nicht schicken, Frau Schönlein“, sagte ich. „Überweisen müssen „Meine Adresse?“, rief Frau Schönlein. „Au, das ist fein! Kommen Sie das Geld.“ Sie mich besuchen? Ich werd gleich mal gucken, ob ich noch 20 PORTRAIT Michael Müller, der Mitte April den Technologiepark Adlershof Kekse im Schrank hab. Momentchen ...“ besucht hat, zum weiteren Engagement des Berliner Senats in Polyglott in Adlershof: viadrina sprachen GmbH jetzt mit Doch Frau Schönlein hatte andere Pläne. Dependance in Adlershof der Wissenschaftsstadt befragt. Die Verbindung wurde unterbrochen. Entweder hatte Frau Schön- „Ich hab jetzt den 20-Euro-Schein in den Briefumschlag ge- lein beim Kekse suchen das Telefonkabel aus der Wand gerissen 21 GRÜNDER steckt“, erklärte sie mir munter. „Ist auch schon zugeklebt. Soll ich Sicher im OP: Chirurgische Handschuhe von „Smarterials Technology“ Ich hoffe, Sie fühlen sich gut bedient mit einer neuen Ausgabe oder den Hörer auf der Gabel „abgelegt“. Wir werden es nie er- schützen vor Nadelstichen. vom Adlershof Journal. Ihren Namen raufschreiben? Das Restgeld dürfen Sie behalten. fahren. Auf jeden Fall wünsche ich ihr alles Gute. Und viel Glück Können Sie sich ein Blümchen von kaufen. Fürs Fensterbrett.“ im Lotto. 22 KURZNACHRICHTEN Ich atmete leise ein und aus. Ich schätzte Frau Schönlein auf Ende Lea Streisand ist eine Berliner Kolumnistin, Moderatorin und Ihre achtzig. Welcher unseriöse Verkäufer drehte einer so alten Dame Schriftstellerin. Seit 2014 spricht sie die wöchentliche Kolumne Ausführliche Texte und Adlershofer Termine finden Sie unter: Sylvia Nitschke ein Probeabo an? Bestimmt hatte sie es noch nicht mal gekündigt. „War schön jewesen“ bei Radio Eins. www.adlershof.de/journal Leiterin Adlershof Print Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 3
Bernd Haase mag experimentelle Skulpturen wie das INTERVIEW Kryptografie-Kunstobjekt an der Rudower Chaussee MENSCHEN Ecke Brook-Taylor-Straße Die Datenliebhaberin auch mal etwas Neues wagen, so können wir jede neue Arbeitswelt für unseren Vorteil nutzen. Wann waren Sie das erste Mal in Adlershof? Das war Anfang der 1990er Jahre. Ich Firmengründerin Christin Schäfer lebt in Adlershof ihren Traum arbeitete in einem Ingenieurbüro und habe am Bürogebäude des Elektronen- speicherrings BESSY II mitgeplant. Da- nach war ich einige Jahre in Eisenach und Hannover tätig, wollte als Urberliner aber immer wieder zurück. 2012 gab es dann E s sind die vielen kleinen Dinge, aus denen große Wirkungen entstehen. Die unscheinbaren Details, die einzelnen Informa- tionen. In der Masse lassen sie Strukturen erkennen, geben Mus- die Gelegenheit, als ich für Vollack den ter preis, sogar Antworten auf intime Gewissensfragen. Etwa die Technologiepark Adlershof als Berliner De- Sorge eines skrupulösen Investors, sein Geld könnte in Projekte pendance empfohlen habe. fließen, die seinen privaten Moralvorstellungen widersprechen. Name: Bernd Haase Jahrgang: 1970 Ist eine eigene Vollack-Immobilie am Mit ihrer jungen Firma „acs plus – data with care“ hat Christin Wohnort: Berlin-Köpenick Standort geplant? Schäfer für einen Finanzdienstleister ein Programm entwickelt, Beruf: Architekt Für den Immobilienentwickler immexa das auf genau diese Frage die Antwort verheißt. Welterkennt- haben wir das Gebäude an der Rudower nis durch Datenanalyse ist die lebenslange Leidenschaft der an Chaussee 46 gebaut, welches mit dem der TU Dortmund ausgebildeten Diplomstatistikerin. Ins digitale Im Gespräch mit LEED-Zertifikat in Gold ausgezeichnet wurde. Dort sind wir derzeit auch Mieter. Zeitalter hineingeboren worden zu sein, empfindet sie als Privi- leg: „Ich habe das Glück, dass die Welt sich in die Richtung ent- 2020 endet unser Mietvertrag, daher sind BERND HAASE wickelt, dass wir Menschen brauchen, die mit Daten umgehen wir schon über den Erwerb eines eigenen können.“ Grundstücks in Adlershof im Gespräch. In ihrer Kindheit in Kassel, um 1980 herum, war das Telefonbuch Was ist für Sie das interessanteste Adlers- der einzige greifbare Massendatenbestand. Christin malte die Er ist Partner bei der Vollack Gruppe. Er nennt sich Gebäudestratege. Was das ist hofer Gebäude? Nummern mit Buntstiften aus. „Hässliche“ Ziffern, die 3 oder die und warum ein Iglu für ihn das schönste Gebäude der Welt ist, erklärt er im Inter- Da fallen mir gleich zwei ein: der Trudel- 7, mit Rot. „Schöne“ wie die 8 mit den freundlichen Farben Grün view. Der natur- und sportbegeisterte Familienvater liebt die Veränderung, experi- windkanal und die thermokonstanten oder Blau. Begeisterte sich an den Mustern, die so entstanden. mentiert mit Holzkunst, veredelt alte Apfelbaumsorten in seinem Garten in der Kugeln. Adlershof ist ein Standort mit Studierte die statistische Verteilung von Nachnamen. Erlebte Uckermark und zeigt sich auch der bei der internationalen Küche probierfreudig. Geschichte und viel Innovationskraft. Das als „großen Moment“ eine Hörfunkreportage über eine physika- lässt sich an den beiden luftfahrttechni- lische Anlage, die Neutrinos aufspüren sollte. Diese ließen sich schen Denkmalen gut ablesen. Was macht ein Gebäudestratege? Die Installation von Photovoltaik und eine nur durch die Analyse der Datenströme nachweisen, die von Wir haben einen ganzheitlichen Ansatz, spätere Gebäudeerweiterung sind bereits Und das schönste Gebäude weltweit? Sensoren aus der Anlage übermittelt wurden. „Die Entdeckung sind nicht nur Architektur- und Planungs- jetzt vorgesehen. Ein Iglu. Es ist mit einfachsten Mitteln ge- macht der Datenanalyst“ – das war das Aha-Erlebnis. büro, sondern auch Bauausführender. Das baut, vergänglich und dennoch dauerhaft. schließt die Grundstückssuche und das Welche Baumaterialien empfehlen Sie? Es hat der enthusiastischen Wissenssucherin, Hobbyfotografin Es schafft Raum, geschützt zu leben. Ein Ausloten von Fördermöglichkeiten ein. Unser Fokus liegt auf regionalen Produk- gutes Gebäude zwingt sich nicht auf, ist und Opernliebhaberin an solchen Erlebnissen nie gefehlt. Am ten, das heißt Produkte, die aus einem unaufgeregt, unauffällig, aber trotzdem Berliner Fraunhofer-Institut, wo sie von 2002 bis 2006 wirk- Wie viele Bauvorhaben betreut Vollack Umkreis von 250 km kommen. in der Lage, Heimstatt für Menschen zu te, damals schon in Adlershof, war sie an einem Projekt des derzeit in Adlershof? geben. Familienministeriums beteiligt. Unter welchen Bedingungen Drei Büro- und Produktionsgebäude – die Wie sieht die optimale Arbeitswelt entscheiden sich junge Paare für Kinder, war die Frage. In den Neubauten für Fortis Consulting mit dem heute aus? Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Datenmassen des sozioökonomischen Panels entdeckte Schä- Ankermieter Holoeye AG, DanTech Energy Es ist ein Mix von Arbeitswelten: Offene, Als Jugendlicher habe ich Leichtathletik fer eine damals überraschende Korrelation: Gut war die Aus- und das Firmengebäude für den Glasfa- kommunikative Orte zum Ideen entwi- und Zehnkampf trainiert sowie Volleyball sicht auf Nachwuchs dort, wo beide Partner sich die Hausarbeit serspezialisten Loptek haben wir zu Jah- ckeln und austauschen, Plätze, wo man gespielt. Letzteres spiele ich immer noch. teilten. resbeginn fertiggestellt. interaktiv tätig sein kann, wie etwa ein Im Winter fahre ich am liebsten im Tief- Videokonferenzraum, und Rückzugsor- schnee Ski, im Herbst wandere ich mit Die reine Wissenschaft stillte nicht den Wunsch nach Praxisbe- Welche Rolle spielt energieeffizientes te gehören dazu. Die Arbeitswelt ver- der Familie in Südtirol und genieße dort zug: „Ich bin glücklich, wenn jemand sagt: Cool, das kann ich ge- Bauen für Sie? ändert sich sehr schnell. Ich bin sicher, das Törggelen. Das ist ein alter Brauch, der brauchen.“ Schäfer begann eine zweite Karriere im Finanzsektor Was im Wohnungsbau längst Pflicht ein Büroarbeitsplatz wird zukünftig vor bedeutet, dass nach dem Weinpressen als Risikoanalytikerin für die Deutsche Bank in Frankfurt, später ist, daran kommt heute auch im Indus- allem Konzentrationsarbeitsplatz sein, ordentlich geschmaust wird. In den Berg- für ein Geldinstitut in Wien. Behielt als prägende Erinnerung, trie- und Gewerbebau kaum noch einer der Raum lässt für unsere menschlichen hütten, Schänken und Restaurants kann dass sie die Digitalisierung des Geldverkehrs aus nächster Nähe vorbei. Deshalb steht der Anspruch an Stärken wie Empathie, Werte und die Ent- man dann den neuen Wein verkosten und miterleben durfte. nachhaltiges Bauen im Einklang mit den faltung unserer emotionalen Intelligenz. lecker essen. Mit meiner Familie zusam- Kundenwünschen auf unserer Agenda Extrem leistungsfähige Maschinen und men koche ich gern. Neue Energie tanke Und doch: „Ich wollte zurück zu meinen Daten.“ Wieder sel- ganz oben. Bestes Beispiel ist der Neubau Computer werden uns zunehmend All- ich in unserem Garten in der Uckermark, ber programmieren. Auch zurück nach Berlin, der „grünsten“ von DanTech Energy. Dieses Gebäude wird tagsaufgaben abnehmen. Das wird span- der eine große Obstwiese ist. Es gibt nichts Stadt auf ihrer „emotionalen Landkarte“. Als Gründerin ei- mit der Fertigstellung das größte Produk- nend, weil Technik und Maschinen schon Schöneres für mich als ein Frühstück un- ner Firma für datenanalytische Dienstleistungen in Adlershof tions- und Bürogebäude in Berlin im Pas- heute große ergonomische Entlastungen ter blühenden Apfelbäumen. Im Garten begann Schäfer „Karriere Nummer drei“. Bezog im Februar einen sivhausstandard sein. Besonderheit ist die in der Produktionsarbeit ermöglichen. sammle ich Altholz und Äste und arran- Raum mit Fernblick im vierten Geschoss des Internationalen Ausstattung des Gebäudes mit einer inno- Wir sollten uns auf den permanenten giere daraus in Kombination mit anderen Gründerzentrums OWZ: „Ich gehe beschwingt in dieses Zimmer, vativen Lüftung durch Induktionsgeräte. Wandel einstellen, aktiv gestalten und Materialien experimentelle Skulpturen. voller Freude auf den Tag in meinem Büro.“ wid Christin Schäfer versteht die Sprache der Daten 4 Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 5
TITELTHEMA Jan-Juan Hiemer verantwortet den Bereich Business Support der WISTA SERVICEOASE FÜR START-UPS ECOGLOBE-Chef Tariq Kaddoura Damit die Ideen von Start-ups möglichst schnell fliegen, bietet die WISTA-MANAGEMENT GMBH etliche Services, vor allem um Start-ups mit Grown-ups, also etablierten Unternehmen zusammenzubringen. Nicht jedem ist das bekannt. Dabei profitieren Gründer direkt vom Business Support, wie zwei Auf den wechselseitigen Benefit setzen viele Services des Angeboten wird auch eine Beratung zu Finanzierungsmöglich- neuen Bereichs „Business Support“ der WISTA. Dazu zählt auch keiten und Fördermitteln. „Damit die Ideen fliegen können, ist Beispiele zeigen. der „A2 Adlershof Accelerator“. Bei diesem Programm kooperie- ein persönlicher Betreuer bei der Kapital- und Fördermittelak- ren bis zu sechs Industriepartner mit Start-ups. „Über gemeinsa- quise behilflich“, erklärt Hiemer. „Das Angebot wird sehr stark M athias Bohge ist ein vorsichtiger Mensch mit ambitio- nierten Zielen. Er ist Mitgründer der Firma R3 – Reliable Realtime Radio Communications, die sichere und schnelle Funk- me Pilotprojekte mit erfahrenen Industrieunternehmen können diese ihre Geschäftsideen umsetzen, während etablierte Unter- nehmen Zugang zu neuen, innovativen Ideen, Produkten und nachgefragt und soll erweitert werden, insbesondere bei der weiteren Analyse der Finanzpläne.“ Auf Wunsch könnte dann sogar eine Finanzierungsstrategie gemeinsam ausgearbeitet kommunikationslösungen für die Industrie anbietet. Mit der Lösungen erhalten“, erklärt Bereichsleiter Jan-Juan Hiemer. Die und validiert werden. Dazu zählt ein qualifiziertes Feedback zu Idee für hochzuverlässiges WiFi zur Verständigung von Maschi- Start-ups müssen dabei übrigens keine Geschäftsanteile abge- den Finanzierungsunterlagen, wie der Analyse und Optimierung nen untereinander und von vernetzten Objekten im Internet der ben. Das Format ist mit positiven Feedbacks beider Seiten der- von Fördermittelanträgen, Businessplänen und Pitching-Präsen- Dinge wagten es Bohge und drei Kollegen von verschiedenen art erfolgreich, dass Ende des Jahres ein dritter Accelerator zum tationen. Universitäten vor knapp zwei Jahren, ihr Start-up aufzuziehen. Thema „Smart City“ aufgelegt werden soll, berichtet Hiemer. „Wir wollten klein anfangen und flexibel bleiben. Man weiß ja „Das erspart jungen Unternehmen aufwendige Marketing- Ein Service, den die ECOGLOBE GmbH zu schätzen gelernt hat: „Es nicht, wie es läuft“, berichtet Bohge. Also fiel die Wahl auf das und Sales-Aktivitäten, um an große Unternehmen heranzu- ist gut, sich von Experten beraten lassen zu können, allein schon Charlottenburger Innovationszentrum, kurz: CHIC. kommen.“ um überhaupt einen Durchblick im Fördermitteldschungel zu er- halten“, sagt Geschäftsführer Tariq Kaddoura. Von Büroräumen Die WISTA-MANAGEMENT GMBH (WISTA) bietet dort flexible Handfeste Hilfe leistet die WISTA auch gleich zu Beginn einer im CHIC aus entwickelt und vertreibt das Start-up eine neue Mietpakete an: R3 bezog zunächst nur einen Raum, die Firma Gründung, etwa mit „Business Welcome Packages“ für Start-ups, Web-Applikation für die Immobilienbranche, die Gebäudepla- erweiterte bald auf drei und plant nun auf fünf aufzustocken. die darüber nachdenken, sich in Berlin anzusiedeln. Für sie gibt nungen automatisch technisch-wirtschaftlich optimiert. Mehre- Mit einmonatiger Frist könnte auch wieder zurückgeschraubt es eine preisgünstige und individuelle Unterstützung für eine re Kunden setzen das neue Tool bereits für ihre Bauprojekte ein. werden, sollte das erforderlich sein. „Dieses Maß an Flexibili- „Testphase“ von ein bis drei Monaten. Zu den hierbei flexibel Was Kaddoura aber besonders freut: „Die WISTA ist einer unserer tät hat uns sehr geholfen“, sagt Bohge. Wie auch der eigene wählbaren Modulen zählt unter anderem ein moderner kosten- ersten Kunden.“ Sie verwendet den ECOGLOBE Building Optimi- Server im IT-Keller des CHIC. Als sehr fruchtbar erwiesen sich freier Arbeitsplatz in den Gründerzentren der WISTA, die Vermitt- zer aktuell bei der Planung des neuen Technologie- und Grün- die Pitching Events, auf denen Unternehmenskooperationen lung eines Apartments für die Dauer des Aufenthalts und die dungszentrums FUBIC in Berlin-Dahlem, wo ein ehemaliges angestoßen werden können. So kam R3 mit Rolls Royce und Teilnahme an Networking-Veranstaltungen. Wertvoll ist zudem Krankenhaus der US-Armee kernsaniert und erweitert wird. Mathias Bohge, Mitgründer von R3 Volkswagen ins Gespräch. „Diese Veranstaltungen sind eine das Onboarding-Gespräch, in dem unter anderem abgeschätzt gute Möglichkeit, mit größeren Unternehmen in Kontakt zu wird, wie die Marktchancen auf den fünf Technologiefeldern an Auch daran wird deutlich, was Hiemer meint, wenn er sagt: kommen“, lobt Bohge. Und umgekehrt für Konzerne, Einblick den WISTA-Standorten aussehen. Hiemer: „Die Identifizierung „Wir sind nicht nur Standortbetreiber und Immobilienmanager, in die Berliner Technologieszene zu erhalten – Kooperationen und Vermittlung von potenziellen Kooperationspartnern gehört sondern engagierter Netzwerker und Wirtschaftsförderer.“ cl nicht ausgeschlossen. ebenfalls dazu.“ 6 Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 7
TITELTHEMA A2 steht für den Adlershof Accelerator. Das Programm, bei dem junge und etablierte Unternehmen gezielt zusammengeführt werden, geht in die zweite Runde. Energie ist auch diesmal das Thema. Gründer auf der Überholspur Bringen Gründer und etablierte Unternehmen zusammen: das A²-Team der WISTA S tefan Thon hat einen Traum: Er wünscht sich eine Solaranla- ge auf jedem Dach in Deutschland. Thon ist Mitgründer der Sunride GmbH, einem 2014 aus dem Interaction Design Lab der Um nach der Entwicklung erster Prototypen konkrete Projekte mit Praxispartnern umzusetzen, hat sich Sunride im vergange- nen Jahr für den „A2 Adlershof Accelerator“ zum Thema Ener- viele wie im ersten Durchlauf“, berichtet Plaschnick. „Wieder- holungstäter“, weil schon im ersten A2 dabei, sind die BTB, die GASAG Berliner Gaswerke AG und die Stromnetz Berlin GmbH. Fachschule Potsdam entstandenen Spin-off. Die Gründer haben gie beworben und es zusammen mit acht weiteren Start-ups Mit der Alliander AG, Enovos International S.A. und der MVV eine Softwarelösung zur Steuerung der operativen Prozesse bei ins Programm geschafft. Ziel des Accelerator ist es, etablierte Energie AG stehen weitere namhafte Energiefirmen als poten- dezentralen Versorgungsmodellen entwickelt. „Wir ermöglichen Unternehmen mit jungen Start-ups zu vernetzen, die dann zielle Partner für die Jungen zur Verprobung ihrer Produkte an es, dass Endverbraucher bei Mieterstromprojekten ihre Rechnun- innerhalb von fünf Monaten gemeinsam ein Pilotprojekt ent- der Startlinie. Daneben unterstützt der Bundesverband Neue gen korrekt erhalten und die Anlagenbesitzer ihr Geld“, so Thon. wickeln. Das hat bei Sunride geklappt. „Wir haben ein solches Energiewirtschaft (bne) den Adlershofer Accelerator mit seinem Vorhaben mit der BTB Blockheizkraftwerks-Träger- und Betrei- energiewirtschaftlichen Know-how und seinem Netzwerk aus bergesellschaft mbH begonnen, das sich jetzt kurz vor dem Ab- rund 50 innovativen Unternehmen. schluss befindet“, freut sich Thon. Inhaltlich geht es dabei um die Umsetzung einer anspruchsvollen Mieterstromlösung für Momentan sei man in der „heißen Phase“ für die zweite Auf- ein Berliner Wohnungsunternehmen. lage des „A2 Smart Energy”. Mitte März fand ein sogenannter Pitching Day statt, zu dem 17 Start-ups eingeladen waren. Ihre „Neben einem Coaching sind es vor allem die Kontakte zu Ideen reichten von einer Lehmheizung an der Decke über grüne den Industriepartnern, die einen echten Mehrwert für die Rechenzentren, eine neue Generation des Energiemanagements Start-ups bieten“, resümiert A2-Projektmanagerin Yvonne Pla- bis zu Micro Grids. Fünf Minuten hatten die Kandidaten Zeit, schnick von der WISTA-MANAGEMENT GMBH. Zusammen mit sich zu präsentieren, danach gab es eine Frage-Antwort-Runde. A2-Pitching-Teilnehmerin Urte Claudia Zahn, Geschäftsführerin von der smartB Energy Management GmbH dem A2-Team hat sie das durchweg positive Feedback auf das Ob und mit welchem Start-up ein Pilotprojekt für sie sinnvoll Adlershofer Accelerator-Programm sowohl von den Start-ups erscheint, konnten die Industriepartner im Anschluss in Einzel- als auch von den Industriepartnern erfasst. Für die WISTA als gesprächen mit den Jungunternehmern herausfinden. „Zehn Erfinderin des A2-Programms und Sparringspartnerin der Pilot- Start-ups sind nach diesem ersten Filter noch im Rennen“, projekte war das auch eine Premiere. erzählt Plaschnick. Jetzt gilt es festzulegen, welche Projekt- ideen umgesetzt werden sollen. In der ersten Programmrunde Das Interesse am A2 ist beachtlich. Immer mehr große Un- hat sich gezeigt, wie zeitintensiv diese Pilotprojekte sind. ternehmen kaufen sich in das Programm ein. „Wir haben Plaschnick und das Acceleratorteam empfehlen, die Kapazitäten diesmal sechs Industriepartner eingeworben – doppelt so im Unternehmen vorher genau zu prüfen und besser ein oder Stefan Thon, Mitgründer Sunride GmbH zwei Projekte intensiv anzugehen, als mehrere unvollendet auf den Weg zu bringen. ANZEIGE Wie geht es weiter? Am 3. Mai 2017 startet das fünfmonatige Nachfolge Betriebswirtschaft A2-Programm. Es werden alle wichtigen produkt-, unterneh- Bilanz Existenzgründerberatung ZYMA Steuerberatungsgesellschaft mbH mens- und branchenspezifischen Fragestellungen in Themen- Rechnungswesen blöcken bearbeitet. Parallel werden die Pilotprojekte umgesetzt, Controlling Umsatzsteuer Beratung Ihr Partner in Adlershof damit zum Demoday im September Ergebnisse präsentiert Europa Steuern Finanzamt werden und die Teilnehmer genauso wie Stefan Thon resümie- ren können: „Unsere Erwartungen haben sich erfüllt.“ sn Fachberater für internationales Steuerrecht 12489 Berlin Volmerstr.7 Tel. 030/ 63 92 32 00 www.zyma-steuerberatung.de 8 Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 9
NETZWERKE Digitale Zwillinge: 3D-gedruckte Figuren made by Botspot ÜBER DEN TELLERRAND M, S, XS – lieber drei Größen bestellen, damit hoffentlich eine passt. So läuft es häufig beim Onlinekleiderkauf über Zalando & Co. Viel zu umständlich und eine Vergeudung von Ressour- cen – an Zeit, Transportkapazitäten und Arbeitskraft. Das findet Manfred Ostermeier, Geschäftsführer der 2013 gegründeten Thomas Strenger (l) und Manfred Ostermeier mit der 3d-Figur von Paralympicstar Firma Botspot. Wenn es nach ihm geht, sollen Kunden künftig Heinrich Popow, Sprintweltmeister und Paralympicsieger im Weitsprung mit ihrem Avatar online shoppen gehen, einem genau vermes- senen virtuellen 3D-Abbild ihrer selbst. Nach einem Unternehmensbesuch werden die Studierenden in der Workshopphase von Experten aus dem Design Thinking gecoacht, beim Brainstorming, thematischen Konzentrieren und Erweitern, D ie Scanner- und Softwaretechnologie dafür entwickelt Botspot. Menschen ebenso wie Turnschuhe, Maschinenteile oder sogar ganze Autos werden in einer 360-Grad-Kabine vermessen. Sie ist mit Erarbeiten von Lösungsansätzen und Prototyping. Und schließlich bei der Präsentation der Ergebnisse und der Projektdokumentation. So gewinnen die Studierenden Praxiserfahrung – und werden dafür mit sechzig bis achtzig Kameras ausgestattet. Aus deren unterschied- Credit-Punkten belohnt. lichen Blickwinkeln lässt sich ein sehr genaues räumliches Abbild berechnen. Auch für Botspot stand der Austausch mit den jungen Leuten im Vordergrund: „Für uns war es wichtig, die Kontakte zur HTW Berlin Wie die Nutzung von Avataren in die bisherigen Geschäftsabläufe der zu vertiefen, uns auch in der Ausbildung zukünftiger Fachkräfte zu Kleidungsanbieter integriert werden kann und welche Vorteile sich engagieren und Studierende kennenzulernen, vielleicht sogar als aus einer solchen Geschäftsidee für die Anbieter von 3D-Scannern potenzielle neue Mitarbeiter“, sagt Ostermeier. Denn das wachsende ergeben können, das hat Botspot von sechs Studierenden unterschied- Unternehmen hat es – wie zurzeit viele andere auch – nicht leicht, licher Disziplinen im Rahmen der Innovationswerkstatt Schöneweide gut qualifizierten Nachwuchs zu finden. untersuchen lassen. „Außerdem profitieren wir sehr von dem interdisziplinären Charak- Dieses Format wurde gemeinsam von der WISTA-MANAGEMENT ter der Innovationswerkstatt“, betont Ostermeier. Die 3D-Vermes- GMBH (WISTA) und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW sung wird in vielen Branchen gebraucht, zur bloßen Visualisierung in Berlin) entwickelt, um Industrie und Forschung regional besser mit- Computerspielen ebenso wie bei der Präsentation neuer Sneaker einander zu vernetzen. „Unternehmen brauchen Innovationen, und eines Sportartikelherstellers, aber auch bei der Entwicklung von dafür fehlt es gelegentlich an zeitlichen und personellen Ressourcen, Autoteilen oder in der Medizin, zum Beispiel zur Hautkrebsfrüher- frischen Ideen und Kontakten zu externer Expertise“, weiß Daniela kennung. „Durch den intensiven Austausch etwa mit Studierenden Lange von der WISTA aus vielen Gesprächen mit Unternehmen vor der Textiltechnik haben wir die besonderen Anforderungen dieser Ort. Die Innovationswerkstatt Schöneweide bietet hierfür einen kre- Branche noch besser kennengelernt und können unsere Technologie ativen Raum mit der HTW Berlin als Pool für anwendungsorientierte so noch passgenauer entwickeln.“ forschungsnahe Expertise auf professoraler wie studentischer Ebene und der WISTA als zentraler Schnittstelle: „Wir entwickeln mit den Un- Weiterentwickeln will sich auch das Format Innovationswerkstatt ternehmen die Fragestellung, die später bearbeitet werden soll, über- Schöneweide. „Durch die Bildungsprojektförderung der Berliner nehmen das passgenaue Matching zu den HTW-Fachbereichen und Wirtschaft ist die Finanzierung für die nächsten zwei Jahre gesichert, diese stellen die interdisziplinären Studierendenteams zusammen“, jetzt sind wir dabei, Konzepte für die Verstetigung zu entwickeln“, erläutert Lange. In dem auf einige Wochen beschränkten Projekt berichtet Lange. Bereits jetzt sei man – dem Namen zum Trotz – arbeiten sie als Gruppe an der Hochschule, stehen aber in engem offen für Unternehmen aus ganz Berlin, die thematisch zum Ange- Austausch mit dem Unternehmen und den Professoren. bot der HTW Berlin passen. Künftig wolle man das erweitern und die Expertise weiterer Berliner Hochschulen ins Boot holen. ud ANZEIGE ANZEIGE Technische Gebäudeausrüstung Gesamtplanung HLSKE mit DDS-CAD BIM [Building Information Modeling] Gebäudeautomation Elektroanlagen engineering www.rusz.de info@rusz.de 12489 Berlin Am Studio 20 A +49 30 44 37 70 30 10 Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 11
NACHGEFRAGT Die bundesweit wachsenden Bezirke Berlins. Wir begegnen den daraus erwach- Wir beobachten, dass bereits jetzt eine zunehmende Vernetzung senden Bedarfen mit gezielten Maßnahmen in Verkehr und der verschiedenen Initiativen stattfindet. Die Berliner Hochschu- Infrastruktur. Dazu gehören Investitionen in Straßen und Brü- len etwa pflegen bereits einen engen Dialog im Kontext ihrer cken, aber vor allem auch die Stärkung der ÖPNV-Angebote. So Programme für Geflüchtete. Und mit einem geplanten Gesamt- modernsten Laserlabore werden bereits zum nächsten Fahrplanwechsel Angebotsver- besserungen bei der S-Bahn-Linie S85 umgesetzt. Perspektivisch sollen auch die Zuglängen der S-Bahn-Linien S45 und S9 sowie S85 und S8 erhöht werden. Bei den Busangeboten werden Aus- konzept für die Integration und Partizipation will auch der Senat die Vernetzung und den Erfahrungsaustausch weiter stärken. Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Sie sind ausgebildeter Drucker. Beobachten Sie den Bereich 3D-Druck, der von Medizin Der Regierende Bürgermeister Michael Müller über Akzente, die der Berliner weitungen in Abstimmung mit der BVG geprüft. Die Weiterfüh- bis neue Materialien ungeahnte Möglichkeiten gestattet, mit Senat für Adlershof setzt, in punkto Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr rung der Straßenbahn durch das Wohngebiet am Campus nach besonderem Interesse? Norden bis zum S-Bahnhof Schöneweide ist in Vorbereitung. Die Linie M17 soll dann ganztägig nach Adlershof verlängert werden, Selbstverständlich beobachte ich solche Prozesse mit viel Inte- den bundesweit modernsten Laboren in den Zukunftsfeldern tagsüber wird zudem auch die Linie 63 nach Schöneweide fah- resse. Die Entwicklungen im Druckbereich sind ein besonders Lasertechnik und Leistungselektronik. Impulse kommen eben- ren. Die zuständige Senatsverwaltung verfolgt das Ziel einer sehr gutes Beispiel für den rasanten technologischen Fortschritt. so vom Helmholtz-Zentrum Berlin oder dem IRIS-Forschungs- dichten und qualitativ hochwertigen Erschließung für Adlershof. Die zuletzt für ihre innovativen Bio-3D-Druck-Anwendungen in bau. Die HU-Standorte profitieren insgesamt von den neuen Sie ist auch bei der Frage der Vernetzungen mit Brandenburg und einem bundesweiten Wettbewerb ausgezeichneten TU-Aus- Hochschulverträgen. Wir haben eine Erhöhung der investiven künftigen Anforderungen aktiv. gründungen CellCore3D und Bloodline sind zwei Beispiele, die Mittel vereinbart und werden den Berliner Hochschulen dazu das Potenzial von Digitalisierung auf beindruckende Weise ver- 100 Millionen Euro pro Jahr für Sanierungs- und Baumaßnah- Die Integration von Geflüchteten ist eine wichtige Aufgabe der anschaulichen. Ob nun Erstellung von Leichtbaukomponenten, men zur Verfügung stellen. Stadtgesellschaft. In Adlershof gibt es die Initiative des „Inter- die sich an Vorbildern aus der Natur orientieren, oder der Druck nationalen Abends“ zur Eingliederung Geflüchteter in den Ar- von kleinen Organen und Geweben, die etwa für Medikamenten- Die Hochschulen und wissenschaftlichen Institute werben im- beitsmarkt. Wie können die Erfahrungen einzelner städtischer tests eingesetzt werden können: Diese Innovationen kommen mer mehr Drittmittel ein. Sehen Sie in dieser Entwicklung auch Initiativen noch besser vernetzt werden? aus Berlin und das wird international stark wahrgenommen. Es Risiken? Das anhaltende Engagement für geflüchtete Menschen in unse- ist genau dieser Berliner Geist, der aus dem Zusammenwirken Wir sind stolz darauf, dass Berlin sich zu dem leistungsstärks- rer Stadt ist beispielhaft und beeindruckend. Unsere Hochschu- von Wissenschaft und Wirtschaft entsteht und der maßgeblich ten und dynamischsten Wissenschaftsstandort in Deutschland len, Forschungseinrichtungen und Unternehmen sowie viele ist für die zukünftige Entwicklung unserer Stadt. Adlershof spielt entwickelt hat und man zunehmend von der „Brain City“ spricht. Freiwillige spielen dabei eine wichtige Rolle für die Integration. dabei weiterhin eine zentrale Rolle. Das spiegelt sich auch in der Einwerbung von kompetitiven Dritt- mitteln. Dies gilt sowohl für Forschungs- wie auch Bauvorhaben, wo es uns in den letzten Jahren immer wieder gelang, auch in Kooperation mit dem Bund wichtige Infrastrukturen umzuset- ANZEIGE zen. Wir sind uns bewusst, dass eine gute Balance zwischen so- lider Grundfinanzierung und zusätzlichen Drittmitteln wichtig ist. Deshalb sichern wir mit den neuen Hochschulverträgen jähr- Adlershof Journal: Als Berliner kennen Sie Adlershof sicherlich liche Budgetsteigerungen von 3,5 Prozent zu. Der Unterschied vor Ihrer Zeit als Regierender Bürgermeister. Wann waren Sie zwischen dem Jahr 2017 und dem Jahr 2022 liegt bei 221 Mio. das erste Mal in der Wissenschaftsstadt und was ist aus Ihrer Euro zusätzlich. Ein klares Bekenntnis zu der herausragenden Sicht die größte Überraschung der letzten Jahre in der Entwick- Rolle von Wissenschaft und Forschung für die Zukunft Berlins. lung des Standorts? Manche Berliner sagen, Adlershof gebe es zweimal: einmal den Michael Müller: Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als historischen Stadtteil und zum anderen den Technologiepark. ich Mitte der 1990er Jahre zum ersten Mal nach Adlershof kam, Wo sehen Sie die größten Schwierigkeiten und Chancen beim als frisch gewählter Abgeordneter. Zusammenwachsen? Mich fasziniert die anhaltende Dynamik von Adlershof. Viele ha- Wichtig ist, dass wir dieses Zusammenwachsen als Prozess ver- ben ja damals nicht an so eine großartige Entwicklung geglaubt. stehen. Ich bin davon überzeugt, dass beide Teile jeweils Syner- Heute gilt Adlershof zu Recht als Synonym für den erfolgreichen gien füreinander bieten und wir diese durch gezielte Maß- Berliner Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort schlechthin. nahmen künftig noch besser nutzen können. Daran arbeitet die Manche mag daher überraschen, dass diese Entwicklung bei zuständige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Woh- weitem noch nicht abgeschlossen ist, dass Adlershof weiter- nen zusammen mit der Adlershof Projekt GmbH, der WISTA- Wenn Ihr Business an Platzmangel laboriert: Jetzt anrufen wächst. Die Konstanz in der Ansiedlung von Unternehmen, die MANAGEMENT GMBH und der Bezirksverwaltung. Ein Bei- In Adlershof finden Sie Laborflächen jeder Größe 030 6392 2250 neuen Bauprojekte für das Wohnen am Campus, und nicht zu- spiel ist die Umgestaltung der Dörpfeldstraße als Zentrum Alt- mit der Ausstattung, die Sie brauchen. letzt das Wachstum im wissenschaftlichen Bereich setzen wei- Adlershofs im Rahmen des Förderprogramms „Aktive Zentren“. terhin Standards, im Übrigen nicht nur in Berlin. Auch Infrastrukturvorhaben wie die geplante Fußgänger- und Radwegebrücke sind wichtige Bausteine. Nicht zuletzt wird der Welche Akzente möchten Sie für den Technologiepark Adlershof Bewohnerzuwachs in Neu-Adlershof auch positive Auswirkun- in den nächsten Jahren setzen? gen auf den älteren Stadtteil haben. Die Landesregierung will bewusst die Stärkung von Zukunfts- orten und die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft Adlershof wächst und wer zur Rushhour mit Auto, Bus oder vorantreiben. Auch Adlershof wollen wir in den nächsten Jah- Bahn aus der City oder dem Umland nach Adlershof pendelt, ren gemeinsam konsequent weiterentwickeln. Neue Chancen steht oft im Stau oder in vollen Bahnwagen. Gibt es weitrei- www.adlershof.de bieten sich etwa am Ferdinand-Braun-Institut und durch den chende Zukunftspläne zur besseren Anbindung? Ausbau des Zentrums für Mikrosysteme und Materialien mit Treptow-Köpenick gehört zu einem der am dynamischsten 12 Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 13
UNTERNEHMEN WLAN-HOTSPOTS IN ADLERSHOF Forum Adlershof Rudower Chaussee 24 WISTA-MANAGEMENT GMBH Zentrum für Photovoltaik und Veranstaltungsbereiche EG Erneuerbare Energien (ZPV) und UG, 1. OG Eingangsbereich Rudower Chaussee 17 Johann-Hittorf-Straße 8 Noch stehen die frisch bezogenen Adlershofer Geschäftsräume der abl social federation GmbH zu einem größten- teils leer. Doch das wird sich bald ändern. Das 2013 gegründete Start-up ist als Generalunternehmer des Projekts des Berliner Senats „Freies WLAN für Berlin“ dafür verantwortlich, Stadtgebäude, Schulen und viele andere öffent- Zentrum für Biotechnologie und Umwelt (ZBU 1) liche Einrichtungen mit WLAN auszustatten. Für das Gründerteam ist es nicht der einzige Großauftrag. Foyer Volmerstraße 5-9 K abelkanäle liegen im Flur. In leeren Büros stehen Kartons. Der Umzug ins Adlershofer Zentrum für Informationstechnologien und Medien läuft auf Hoch- touren. Dennoch nimmt sich Benjamin Akinci Zeit für ein Gespräch. Der Gründer und Geschäftsführer der abl social federation GmbH bittet in eine spartanisch ein- gerichtete Küche, atmet kurz durch – und ist sofort bei der Sache. Erst seit 2013 gibt es das Unternehmen. 43 Mitar- beiter sind dort tätig, haben über 6.000 freie WLAN- IGZ Hotspots, temporäre WLAN-Netzwerke beim G7-Gipfel Eingangsbereich in München, dem Chistkindlesmarkt in Nürnberg und Rudower Chaussee 29 beim Formal-1-Rennen in Abu Dhabi eingerichtet. Und Zentrum für IT und es ist Generalunternehmen für den Ausbau öffent- Medien (ZIM 1) Zentrum für Biotechnologie und Umwelt (ZBU 2) licher WLAN-Netze in Baden-Württemberg und in Eingangsbereich Foyer Berlin. Das sind nur die Highlights der ereignisrei- Max-Planck-Straße 3 Magnusstr. 11 chen ersten Jahre. Töchter in Dubai, Singapur, Vietnam und in der Schweiz haben die Arbeit aufgenom- men. Partnerschaften mit Global Playern wie eBay, Cisco, IBM Analytics oder Amazon-Tochter audible Die Analysesysteme im Hintergrund lernen. Sie erlauben mit die für ihn sinnvoll sind. Die Kunden stehen Schlange. „Wir sind sind geschlossen. der Zeit immer genauere Prognosen zur Zahl, Altersstruktur, den 2013 mit dem klaren Ziel angetreten, Deutschland flächende- Bedürfnissen und Interessen von Passanten und Besuchern, die ckend mit WLAN zu vernetzen“, so Akinci, „denn noch sind wir da Woher kommt der Erfolg? Akinci muss nicht überle- den Hotspot nutzen. Digitale Besucherführung in Gebäuden aufgestellt wie ein Entwicklungsland.“ Knapp vier Jahre später gen: „Wir haben uns nie als Start-up gesehen. Das sieht oder auch im öffentlichen Raum ist möglich. Das Einbinden so- sind 6.000 freie Hotspots eingerichtet. Das Team hat eine hohe man auch daran, dass wir mit einem Rechtsanwalt und genannter Beacon-Module ermöglicht es, Nutzern Gutscheine siebenstellige Venture-Capital-Finanzierung von einem Global mit einem Steuerberater im Management gestartet oder Sonderangebote aufs Smartphone zu senden. „Das er- Player, der nicht genannt werden will, eingeworben. Die anony- sind, um uns und unseren Kunden maximale Rechts- öffnet Shops und Restaurants in Verbindung mit anderen Da- misiert gesammelten Nutzerdaten bleiben in hoch gesicherten sicherheit zu verschaffen“, erklärt er. Dieses Beispiel ten – etwa aus ihren Lagern – die Option, ihr Bestellwesen zu deutschen Rechenzentren. drücke die Philosophie des Teams aus: Immer einige optimieren und gezielt Rabattaktionen zu starten, wenn sie auf Schritte vorausdenken, agil und beweglich sein. Und verderblichen Waren sitzenzubleiben drohen“, so der Gründer. Die Struktur steht. Alle Zeichen stehen auf Wachstum. „Wir vor allem, das Geschäft vom Kunden her denken. Zusätzliche Module zur Gesichtserkennung erlaubten es, diese suchen auch hier in Berlin engagierte Programmierer und Angebote geschlechts- und altersspezifisch zu optimieren. Wo- Administratoren“, sagt Akinci. Damit die Vernetzung von Das gilt erst recht für den Kern seines Geschäfts. bei Gesichtsdaten nie gespeichert werden, sondern die Systeme Fußgängerzonen, öffentlichen Gebäuden, Events und künftig Die abl social federation belässt es nicht beim Einrich- nur Basisinformationen aus ihnen ableiten. All diese Mehrwert- auch Fabrik- und Geschäftsräumen schneller vorangeht, sollen ten von Hotspots. Vielmehr versteht sie freies WLAN dienste für die Anbieter hat das Team in einem Marketingportal sich die verwaisten Büros in der neuen Adlershofer Dependance als zentralen Baustein für smarte Städte der Zukunft gebündelt. Daraus kann jeder Kunde exakt die Dienste abrufen, möglichst bald mit Leben füllen. pt und hinterlegt es mit entsprechenden Funktionen. Big- Data-Technologien werten Nutzerzahlen und Nutzer- verhalten aus. Mit den Informationen können Anbieter ANZEIGE der Hotspots gezieltes Marketing auf den individuel- len Begrüßungsseiten betreiben, über die Endnutzer sich ins kostenlose Internet einloggen. Bringen Sie Ihr Lächeln in Form Felix German Kieferorthopädie kfo-german.de - Zahnkorrekturen mit unsichtbaren Schienen - nur 15 Minuten Zeitaufwand im Monat Gesundheitszentrum Albert-Einstein-Str. 4 Immer einen Schritt voraus: - Termine in der Mittagspause möglich Tel: 030 62 90 70-80, info@kfo-german.de Benjamin Akinci sorgt für freies WLAN 14 Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 15
CAMPUS Fachliteratur in Bits und Bytes Bibliothekare bemühen sich heute, vor allem den Arbeitspro- zess der Wissenschaftler zu unterstützen, sagt Degkwitz. Sie Sonderkonditionen der HU-Bibliothek für Adlershofer Unterneh- würden zum Beispiel helfen, Forschungsdaten zu publizieren men SONDERKONDITIONEN DER HU-BIBLIOTHEK und zu speichern. Wie erfasse ich Metadaten, also Daten, die • FÜRBibliothek ADLERSHOFER UNTERNEHMEN (kostenlos): Nutzung und Ausleihe // Zugriff meine Daten beschreiben? Wie gelange ich an einen „Digital auf die von der HU erworbenen Informationsmittel (CD-ROM-Da- Auch im Zeitalter der Digitalisierung werden Biblio- Object Identifier“ (DOI) für meinen Datensatz? Um solche Fragen tenbanken, elektronische Bibliothek Zeitschriften, In-house-Datenbanken, (kostenlos) thekare keineswegs arbeitslos. An der Humboldt- geht es. „Angereicherte Publikationen“ können heute Kommen- über das Internet Nutzung undangebotene Datenbanken Ausleihe · Zugriff etc.) auf die von der//HU Bereitstel- Universität zu Berlin geben sie Tipps zur effizienten tare, aber auch Ton- und Videodateien enthalten. Beispielsweise lung der computergestützten erworbenen Konferenz- Informationsmittel und Arbeitsplätze (CD-ROM-Datenbanken, Onlinerecherche, scannen alte Bücher ein und un- kann ein Ornithologe einem Artikel über eine Vogelart entspre- • elektronische Bis zu 30 %Zeitschriften, Inhouse-Datenbanken, Nachlass: Kopierdienst über das und Dokumentenlie- chende Aufnahmen beifügen. Bibliothekare werden zu Beratern ferungInternet angebotene Datenbanken aus Bibliotheksbeständen etc.) · Bereitstellung // Online-Recherchen der als Auf- terstützen zunehmend Forscher dabei, Studien und und Unterstützern bei der Veröffentlichung von Forschungser- computergestützten tragsdienst Konferenz- und Arbeitsplätze // EDV- und Multimediaschulungen // Rechnerinfra- Daten zu veröffentlichen – manchmal sogar Ton- gebnissen. Sie müssten heute mehr über den speziellen Bedarf strukturbasisdienste und Dokumentenlieferdienste und Bilddokumente. einzelner Fachdisziplinen wissen als früher, sagt Degkwitz. Die Bis zu 30 % Nachlass Kontakt: Zweigbibliothek im Erwin Schrödinger-Zentrum betreut die Kopierdienst und Dokumentenlieferung aus Bibliotheksbe- D Fächer Chemie, Physik, Geographie, Mathematik, Informatik und Ida-Maria Mäder (Leiterin) er Direktor einer Universitätsbibliothek muss viel lesen. ständen · Onlinerecherchen als Auftragsdienst · EDV- und Psychologie. Zweigbibliothek Naturwissenschaften im Erwin Schrödin- Wie hält es so jemand im Zeitalter der Digitalisierung mit Multimediaschulungen · Rechnerinfrastrukturbasisdienste ger-Zentrum der Frage „online oder Papier“? „Längere Texte lese ich am liebs- In Adlershof befindet sich auch das Magazin. Darin sind ein und Dokumentenlieferdienste ten auf Papier“, sagt Prof. Andreas Degkwitz, der die Bibliothek Humboldt-Universität zu Berlin Teil der sechs Millionen Bände der HU-Bibliothek und das Uni- der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) leitet. Auch Kommen- versitätsarchiv untergebracht. Die Archivierung des digitalen Rudower Chaussee 26, 12489 Berlin Kontakt tare fügt der Altphilologe nur ungern digital in einen Text ein. Bestands will ebenfalls garantiert sein. Laut Degkwitz handelt Tel.: +49 30 2093-99700 Zweigbibliothek Naturwissenschaften im Den Bildschirm nutzt Degkwitz vor allem, wenn er schnell etwas es sich dabei sogar um eine der größten Herausforderungen. Die Erwin Schrödinger-Zentrum ida-maria.maeder@ub.hu-berlin.de lesen will. Speicherung und Formatierung der Dateien muss eine dauer- Humboldt-Universität zu Berlin hafte und flexible Nutzung erlauben; Werkzeuge zur weiteren Rudower Chaussee 26, 12489 Berlin Verarbeitung sollten verfügbar sein. „Wir müssen die Tradi- Telefon +49 30 2093-99700 tion der langfristigen Nutzung von Materialien, die stark auf ida-maria.maeder@ub.hu-berlin.de gedruckten Veröffentlichungen beruht, bei den digitalen Publi- kationen fortsetzen“, sagt Degkwitz. st Der Computer hat für Bibliotheken viel verändert. Wichtig ist ANZEIGE heute, die digital vorliegende Fachliteratur effizient zu verwal- ten und den Zugang sowie die Recherche zu erleichtern. Die Nut- zer der HU-Bibliothek starten mit der Suchmaschine „Primus” ins digitale Reich. „Mit ‚Primus‘ kann man sogar auf der Ebene einzelner Zeitschriftenartikel recherchieren“, sagt Degkwitz. Diese Möglichkeit werde sehr geschätzt. Auf dem „edoc-Server“ der HU-Bibliothek sind Doktorarbeiten und andere Veröffent- lichungen abrufbar, zum Beispiel Konferenzberichte. Alte Bücher werden nach und nach digitalisiert, vor allem Bände aus dem 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert. Das ist zum Beispiel für die Privatbibliothek der Gebrüder Grimm mit ihren fast 6.000 Bänden oder Nachlässe von Koryphäen wie Robert Koch vorge- sehen. „Für historisch ausgerichtete Forschungsvorhaben ist das höchst relevant“, sagt Degkwitz. Bisher ist allerdings erst ein Bruchteil der papiernen Bände digitalisiert worden. Für Naturwissenschaftler sind historische Schriften oft weniger bedeutsam. Ihr Interesse gilt der neuesten Fachliteratur, und die steht online. Trotzdem besuchen Forscher und manche Unter- nehmensmitarbeiter gerne die HU-Zweigbibliothek für Natur- wissenschaften im Erwin Schrödinger-Zentrum auf dem Cam- Aus Wissenschaft wird Wirtschaft. pus Adlershof, wo es 430 Arbeitsplätze gibt. Pro Tag kommen IBB für Unternehmen: Die Innovationsförderer in Berlin. zwischen 500 und 1.500 Besucher in die Bibliothek, von denen Ihr Unternehmen soll weiter wachsen – wir haben das Förderprogramm. Mit einem die meisten aber Studierende sind. „Viele gehen dorthin, um in maßgeschneiderten Finanzierungsangebot unterstützen wir Sie dabei, Innovationen Ruhe zu arbeiten oder um sich zu treffen“, meint der Direktor. In umzusetzen und Ihre Wachstumsziele zu erreichen. Sprechen Sie mit uns! den Instituten seien solche Orte eher selten geworden. Wichtig Telefon: 030 / 2125-4747 ist für die Studierenden auch der freie Zugang zu den mehr als E-Mail: wachsen@ibb.de 300.000 E-Books – ein Format, das zunehmend akzeptiert wird. www.ibb.de/wachsen Andreas Degkwitz treibt die Digitalisierung des HU-Bibliotheksbestandes voran DU170403_IBB_AZ_185x121_Adlershof Journal_ET170502_wachsen_2_2_RZ.indd 1 27.03.17 14:39 16 Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 17
MEDIEN Als die Geschäfte schlechter gingen, starteten Frank Machel und Markus Mörtz ihr „Mutterschiff“ in Eigenregie. „Von der Ausbil- dung in die Selbstständigkeit“, schmunzelt Mörtz. Ganz einfach ist die Arbeit nicht immer. Jeder Musiker ist anders. Einer vertraut auf das Können und die Ideen des Duos, lässt Spielraum und Freiheiten, andere haben eigene Vorstellun- gen bis ins kleinste Detail. Je mehr Leute an einem Projekt betei- ligt sind, desto schwieriger werde es. Da sei Fingerspitzengefühl gefragt. „Viele Köche ...“, sagt Machel, „aber wir verstehen uns als Dienstleister.“ Der Spagat ist bislang gut gelungen. Im Sommer geht es auf die nächste Silbermond-Tournee, Heavy-Metal-Fan Machel freut sich auf das „With Full Force”-Festival, dessen Konzertfilme seit langem im Mutterschiff entstehen. „Wir kommen ja aus dem Metal-Sumpf“, witzelt Machel, „aber in letzter Zeit sind wir etwas ins Poppige abgedriftet.“ Der „dunkle Tenor“ ist da wohl die ideale Mischung. Rock und Pop meets Klassik – ein amerikanischer Tenor, der in „Game of Thrones“- und „Assassins Creed“-Optik auftritt und populäre Melodien aus Opern und Sinfoniekonzerten mit Popmusik ver- bindet. „Da hatten wir totale Narrenfreiheit, waren von Anfang an dabei“, erzählt Markus Mörtz, „haben uns Filme, Trailer und Webisoden ausgedacht und in der Berliner Malzfabrik gedreht.“ Und dann gebe es da noch die Familienband, die ein Comeback plant. „Das wäre mal etwas ganz anderes“, sagt Machel. Mehr darf er noch nicht preisgeben. rb Die zwei Videoprofis Frank Machel (l.) und Markus Mörtz in ihrem Studio in Adlershof ANZEIGE DAS MUTTERSCHIFF Schon in der in seiner Schulzeit hat Markus Mörtz Vorträge, die er halten sollte, als Film abgeliefert. Die Leiden- schaft für Fotografie und das bewegte Bild hat er von seinem Vater geerbt. Auch Frank Machel ist in seiner Familie mit dem „Filmvirus“ infiziert worden – von einem Onkel, der Konzertfilme drehte. Heute sind Mörtz und Machel das „Mutterschiff“ für eine große Musiker- und Künstlerfamilie, deren Konzertfilme oder Musikvideos sie produzieren. Sie touren mit Gruppen wie „Silbermond“, haben Rapper Bushido, das Pop-Avantgarde-Duo „Ich & Ich” oder die britische Gesangsnaturgewalt „Florence + the Machine” ins Bild gesetzt. E s sind ehrwürdige Räume, aus denen früher der DDR- Rundfunk sendete und in denen nach der Wende die Berliner Popband „Bell, Book & Candle” ihren Hit „Rescue me“ einspiel- Kennengelernt haben sich beide bei der Berliner Firma PH-Wert, die Livemusik und Sportevents aufzeichnete. Gern erinnern sie sich an diese Zeit. Viel gelernt hätten sie dort. Unter anderem te. Hier in den alten Tonstudios in der Adlershofer Medienstadt vom vielfach preisgekrönten Regisseur Russell Thomas, der mit haben Markus Mörtz und Frank Machel ihr Studio „Mutterschiff Künstlern wie Beyonce, Robbie Williams oder Katy Perry arbei- Film“, in dem Konzertvideos, Live-Musikaufzeichnungen, Fern- tet. Ein Projekt führte sie damals sogar bis nach Dubai, wo ein sehbeiträge oder Webisoden entstehen – von der Dramaturgie schwerreicher Bauunternehmer seinen Frauen ein Rockfestival bis zum Endschnitt. Nicht ohne Grund trägt ihre Firma den zum Geburtstag geschenkt hatte. Das „Dubai Dessert Rock Festi- Namen „Mutterschiff“. Mit vielen ihrer Künstler und Partner, val“, sollte filmisch festgehalten werden. Eine Freude für Machel, seit Jahren treu, verbindet sie inzwischen ein freundschaftli- früher selbst Musiker in diversen Bands und Heavy-Metal-Fan, ches Verhältnis. „Wir sind ein altes Raumschiff, ein Mutterschiff, denn „hier gab es nur das Beste“: von Muse bis Iron Maiden. in dem die Leute gern zusammenkommen, wie zum Familien- „Klein anfangen“, erinnert sich Mörtz, „wollten die nicht.“ Die treffen. Es muss menschlich stimmen“, sagt Mörtz, „manchmal DVD zum Festival ist dennoch nie erschienen. Die Auftragge- hängt man gerade auf Tourneen tagelang aufeinander.“ ber hatten sich nicht um die Urheberrechtsfragen gekümmert. 18 Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 Adlershof Journal | Mai_Juni 2017 19
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