Die Bedeutung der Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien für die europäische Wirtschaft 2016
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Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in der europäischen Wirtschaft 2016 Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung 4 1.0 Einführung 8 2.0 Wirtschaftsimmobilien, Finanzierung und die Bedeutung für die europäische Wirtschaft 10 2.1 Finanzierung der sozialen Infrastruktur durch die Wirtschaft 10 2.2 Produktionsfaktor für die Wirtschaft 11 2.3 Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien und die Kapitalversorgung von KMU 11 2.4 Motor der Beschäftigung in Europa 12 2.5 Stärkung von Sachinvestitionen und Ermöglichen von Investitionen 13 2.6 Wichtige Quelle öffentlicher Einnahmen 14 2.7 Spitzenstellung bei Fortschritten in Sachen Nachhaltigkeit 15 2.8 Generierung von Einkünften für Rentner und Sparer 15 3.0 Die Bedeutung der Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien für die Projektentwicklung, Bauwirtschaft und Investitionen 16 3.1 Die Bedeutung der Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien für die Bautätigkeit 17 3.2 Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien und die Bedeutung für das Risikomanagement 18 3.3 Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien und die Bedeutung für die zu erzielenden Renditen 18 4.0 Struktur des europäischen Marktes für die Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien 22 4.1 Quellen und Segmentierung des Fremdkapitalmarktes nach der Krise 26 4.1.1 Banken 26 4.1.2 Versicherungen 31 4.1.3 Nicht Börsennotierte Wirtschaftsimmobilien Kreditfonds 34 4.1.4 CMBS 37 4.1.5 Pfandbrief-Markt 38 5.0 Charakteristiken der Kreditbücher 39 5.1 Abweichungen bei Kreditverfügbarkeiten nach Regionen und Art der Kreditnehmer 39 5.2 Einzelkreditgrößen 42 5.3 Konditionsgestaltung 43 5.4 Risikominderung und Kreditprüfung/-gewährung 44 5.4.1 Stärke des Kreditnehmers/Trägers 45 5.4.2 Kreditprüfung auf Basis des Objekts 45 6.0 Die Auswirkungen von Regulierung und die Zukunft 49 7.0 Fazit 52 APL | CREFC Europe | INREV | ZIA 2
Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in der europäischen Wirtschaft 2016 Vorwort Dieses Papier legt den Schwerpunkt auf die Rolle der Wirtschaftsimmobilien in der europäischen Realwirtschaft. Dabei bestand die grundsätzliche Herausforderung im Fehlen eines klaren Konsens darüber, was genau in der Definition der Wirtschaftsimmobilien eingeschlossen ist. Zunächst einmal umfasst der Begriff jede Immobilie, die als Kapitalanlage zur Erzielung von Erträgen, üblicherweise in der Form einer Miete, gehalten wird. Wird die Immobilie von ihrem/ihren Nutzer(n) zu wirtschaftlichen Zwecken genutzt (augenfällige Beispiele hierfür sind Büro-, Einzelhandels- oder Industrieobjekte), dann fällt sie zweifelsohne unter die Definition. Große Mehrfamilienwohnobjekte teilen jedoch viele der Ertrag-generierenden Investmentkriterien, nach denen Investoren in Büro-, Handels- oder Industrieobjekten Ausschau halten. Viele institutionelle Anleger und Beobachter der Branche assimilieren daher derartige Mietwohnbestände zu „Wirtschaftsimmobilien“ ungeachtet der Tatsache, dass das Objekt zu Wohnzwecken und nicht zu wirtschaftlichen Zwecken genutzt wird. Für dieses Papier haben wir die engere Definition bevorzugt, also den Ausschluss von Immobilien zur Wohnnutzung. Es sollte jedoch angemerkt werden, dass es bestimmte unvermeidbare Inkonsistenzen gibt (auf die wo immer möglich hingewiesen wird), weil Daten zu Wirtschaftsimmobilien die Grenzen nicht immer gleichbleibend ziehen und teilweise zu Kapitalanlagezwecken gehaltene aber für Wohnzwecke genutzte Immobilien zusammen mit eher eindeutigen „wirtschaftlichen“ Immobilien beinhalten. APL | CREFC Europe | INREV | ZIA 3
Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in der europäischen Wirtschaft 2016 Zusammenfassung Die Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien und ihre zweckdienliche Regulierung ist für die europäische Wirtschaft von großer Bedeutung. Dieses Papier stellt den Beitrag der Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in Europa zur Realwirtschaft dar. Es betrachtet die sich verändernde Struktur des Marktes, die Eigenschaften von Kreditvergabestrategien, die Auswirkungen neuer Regulierungen und deren Konsequenzen für die Verteilung von Kapital. Während das finanzielle Risiko einer überschäumenden Kreditvergabe auf dem Höchstpunkt der Marktentwicklung offensichtlich wurde, wird das ökonomische Risiko einer Unterversorgung mit Wirtschaftsimmobilien-Fremdkapital bislang wenig verstanden. Die Studie beurteilt den Beitrag von der Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien zur Wirtschaft unter den Gesichtspunkten der Produktivität, des Konsums und der Investitionen und beschreibt ihre entscheidende Rolle als Wegbereiter kommerzieller Betätigung durch die Bereitstellung einer geschäftlichen und sozialen Infrastruktur. Die Struktur der Finanzierung des Wirtschaftsimmobilienmarktes hat sich im Nachgang zur weltweiten Finanzkrise verändert und die Auswahl an Finanzierungsquellen für Wirtschaftsimmobilien hat sich erweitert. Die Banken als die traditionelle Finanzierungsquelle für Wirtschaftsimmobilien in Europa haben die Verfügbarkeit von Kreditmitteln unter den Nachwirkungen der weltweiten Finanzkrise reduziert, indem sie sich auf die Neuordnung ihrer Kreditbücher, die Stärkung ihrer Bilanzen und die Erhöhung ihrer Kapitalreserven konzentriert haben, um die Anforderungen von Basel III zu erfüllen. Damit wurde eine Gelegenheit für eine Reihe alternativer Kreditgeber zum Eintritt in den Markt und zum Aufbau von Marktanteilen geschaffen. Diese Aktivitäten wurden zudem beeinflusst durch neue regulatorische Vorgaben, mit denen eine Reduzierung des möglichen Aufbaus von Systemrisiken im Finanzsystem erreicht werden soll. Die Studie analysiert die aktuelle und die sich entwickelnde Struktur des Marktes, insbesondere wie die Kreditvergabestrategien zwischen den Anbietern der Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in Bezug auf Krediteigenschaften und ihren Kundenstamm variieren, mit Auswirkungen des Marktes und des Finanzsystems. Sie untersucht ebenso eine Reihe unbeabsichtigter Konsequenzen neuer Regulierungen. Der Einsatz Marktwert-orientierter Beleihungssätze zu regulatorischen Zwecken neigt dazu, die Prozyklizität der Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien mit dem Immobilienzyklus zu fördern, da die Dynamik des Beleihungssatzes über den Zyklus hinweg bei der Risikogewichtung nicht berücksichtigt wird. Wenngleich Wirtschaftsimmobilien-Kreditgeber bei ihrer Kreditvergabe das Augenmerk auf Einkommensparameter und Maßnahmen zur langfristigen Schuldentragfähigkeit legen, haben Unterschiede bei den Risikogewichtungen und somit bei den Kapitalkosten hingegen Auswirkung auf Kreditvergabestrategien und den Portfolioaufbau und erhöhen letztlich das Risiko für einige Kreditgeber. Unterschiedliche Sektoren des Finanzmarktes unterliegen eigenständigen Regulierungswerken, wobei ihre Interaktionen über den Markt für die Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien hinweg nur wenig regulatorischer Aufsicht unterliegen. Darin mag sich die hohe Konzentration der Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien innerhalb des Bankensektors zum Zeitpunkt der Erstellung der Verordnungen widerspiegeln, die dazu neigte, die Notwendigkeit einer integrierten aufsichtsrechtlichen Perspektive zu negieren. In der Folge hat sich ein facettenreicherer Markt entwickelt und die uneinheitliche Behandlung der Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien durch die für bestimmte Sektoren geltenden Regulierungen, hier insbesondere für den Banken- und den Versicherungssektor, hat zu einem regulatorischen Gefälle geführt. Dies gilt auch für die unterschiedliche Behandlung von Finanzierungsprodukten innerhalb der Sektoren, insbesondere Direktfinanzierungen und verbriefte Produkte. In ähnlicher Weise variiert die Auslegung, Anwendung und/oder Umsetzung von Verordnungen in den einzelnen Rechtsgebieten und unter verschiedenen Arten von Organisationen. Infolgedessen ist Regulierung zu einem Impuls für Kreditvergabestrategien geworden, anstatt dass sie zu sicheren Kreditvergabepraktiken aus der Perspektive systemischer Risiken anleitet. Angesichts der Bedeutung des Wirtschaftsimmobiliensektors für die EU-Wirtschaft und ihrer strukturellen Abhängigkeit von Fremdkapital wie auch von Eigenkapital ist ein ausreichender Zugang zu tragfähigen Finanzierungen zu angemessenen Konditionen über den gesamten Zyklus von entscheidender Bedeutung. Wenngleich ein diversifizierterer Finanzierungsmarkt für APL | CREFC Europe | INREV | ZIA 4
Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in der europäischen Wirtschaft 2016 Wirtschaftsimmobilien für die Branche sowie für die Reduzierung systemischer Risiken förderlich sein konnte, kann dies bedeutende Konsequenzen für die Verteilung von Kapital an die Regionen und an KMUs haben. Die Notwendigkeit einer geeigneten und wirksamen Regulierung zur Eindämmung des durch den unbegrenzten Aufbau von Krediten für Wirtschaftsimmobilien aufgeworfenen systemischen Risikos in der Wirtschaft wird nicht bestritten. Finanzregulierung muss jedoch darauf ausgelegt sein, die positiven Beiträge der Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien abzusichern und zu fördern und gleichzeitig sicherzustellen, dass die wirtschaftliche Stabilität nicht durch unbegrenzte Kreditvergabe in Gefahr gerät. Hierfür benötigen die politischen Entscheidungsträger ein ganzheitlicheres Herangehen an die Ordnungspolitik, die sich auf den Finanzierungsmarkt von Wirtschaftsimmobilien auswirkt, sowie die Daten und die Expertise zum Verständnis der Struktur der Branche und der Parameter, mit denen Risiken am effektivsten gemessen werden. APL | CREFC Europe | INREV | ZIA 5
Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in der europäischen Wirtschaft 2016 Zentrale Ergebnisse der Studie sind: Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien und die Realwirtschaft • Die Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien ermöglichen Investitionen in Wirtschaftsimmobilien und dem Baumarkt die Ablieferung und Steuerung eines wesentlichen Produktionsfaktors, des Gebäudebestands. Überdies ist die Flexibilität und Mobilität in der Anmietung von Geschäftsräumen ist insbesondere für das Wachstum von KMU entscheidend. Mietflächen können bedeutende Alternativkosten der Bindung knappen und teuren Geschäftskapitals in Wirtschaftsimmobilien zur Befriedigung des Raumbedarfs beseitigen. Damit können sich die Unternehmen auf ihre Kerntätigkeit konzentrieren und in diese investieren und so auch besser auf Wachstumschancen reagieren. Generell werden Effizienz und Produktivität in der Wirtschaft gefördert. • Im Schnitt betragen die Investitionen für Neubau und Sanierung neuer und bestehender Wirtschaftsimmobilien 250 Milliarden € pro Jahr und stellen damit 10 % der gesamten Investitionen in Europa dar. Diese Regeneration des Gebäudebestands schafft den Rahmen für nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Es regt Unternehmen zur Umsiedelung an und verjüngt Stadtzentren. Derartige Investitionen verbessern oft die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung und werden begleitet durch eine reale Zunahme von Wohnimmobilien und Grundstückswerten und schaffen so Anreiz zu wirtschaftlicher Aktivität und Konsum. • Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien sind insbesondere für KMU auch ein wichtiger Faktor für den Zugang zu erschwinglichen Krediten, weil Banken Wirtschaftsimmobilien als Sicherheit für Unternehmensfinanzierungen schätzen. • Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien sind durch Portfolio-Diversifikation vorteilhaft für das Risikomanagement von kreditnehmenden Eigentümern und für jene, die Kredite anbieten oder darin investieren. • Der Wirtschaftsimmobiliensektor sorgt unmittelbar für geschätzte 3,8 Millionen Arbeitsplätze in Europa. Mehr als ein Viertel dieser Jobs finden sich in den Bereichen Geschäftsabwicklung und Verwaltung von Immobilien, der Bausektor stellt über 2/3 der Arbeitsplätze. Die Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien ist insbesondere für die Freisetzung von Bautätigkeit, Beschäftigung und Wirtschaftswachstum in schwächeren lokalen Wirtschaftsbereichen von Bedeutung. Daneben sind wirtschaftliche Immobilienfinanzierungen ein wesentlicher Bestandteil der Kapitaleffizienzdes Investmentmarktes von Wirtschaftsimmobilien und spielen eine entscheidende Rolle bei der Bereitstellung und Verwaltung der wirtschaftlichen und sozialen Infrastruktur Europas, indem sie wirtschaftliche Produktivität und gesellschaftliches Wohlergehen fördern. Zum Schutz wichtiger wirtschaftlicher Vorteile ist es entscheidend, dass das Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital angemessen strukturiert ist und dass Risiken korrekt bestimmt und entsprechend eingepreist werden. Manche Investitionen in Wirtschaftsimmobilien erfolgen ohne bzw. mit nur sehr geringem Fremdkapitaleinsatz und andere mit sehr hohen Fremdkapitalquoten; eine vernünftige Balance zwischen Eigen- und Fremdkapital kann jedoch auf risikobereinigter Basis nutzbringend sein und ist häufig notwendig. Veränderte Marktstruktur • Vor der Krise stellten Bankfinanzierungen rund 90 bis 95 % des europäischen Kreditvolumens für Wirtschaftsimmobilienn und standen damit in scharfem Kontrast zu den USA, wo Bankkredite lediglich etwas mehr als die Hälfte der Finanzierungen darstellen. Die hohe Konzentration auf eine Quelle für die Bereitstellung von Krediten in Europa erhöhte die Fragilität des Bankensystems in weiten Teilen Europas. Der nachfolgende dramatische Abschwung der Wirtschaftsimmobilienmärkte erzeugte eine Kreditknappheit, die ihren Beitrag zur weltweiten Finanzkrise leistete und Chancen für alternative Geldgeber schuf. Nach der Krise bleiben die Banken eine Hauptquelle für Immobilienfinanzierungen, ihr Anteil an der Kreditneuvergabe ist jedoch zugunsten von Versicherungen und anderen institutionellen APL | CREFC Europe | INREV | ZIA 6
Investoren als Grundlage für nicht börsennotierte Kreditfonds zurückgegangen. • Unterschiedliche zugrundeliegende Geschäftsziele, interne Prozesse, regulatorische Überlegungen, Risiko-/Renditeneigungen und Kreditvergabekriterien haben Einfluss auf die Kreditvergabestrategien. Diese können durch beabsichtigte und unbeabsichtigte Konsequenzen neuer regulatorischer Bestimmungen stark beeinflusst werden. In der Folge können unterschiedliche Arten von Kreditgebern ihren Schwerpunkt auch auf bestimmte Risikotranchen von Finanzierungen legen. Die Beziehungen zwischen ihnen entwickeln sich weiter und sind sowohl von Wettbewerb als auch von Zusammenarbeit geprägt. APL | CREFC Europe | INREV | ZIA 7
Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in der europäischen Wirtschaft 2016 Trends in der Vergabe von Krediten für Wirtschaftsimmobilien • Verfügbarkeit, Bedingungen und Kosten von Finanzierungen variieren je nach Land, quer durch regionale Märkte und nach Arten von Kreditnehmern (oder Trägern)1. In gewissem Maß spiegeln diese Abweichungen die Risiken wider, die mit Kreditvergaben in unterschiedliche Märkte und über eine Reihe von Trägern hinweg verbunden sind, allerdings können auch Marktversagen und regulatorische Verzerrungen eine Rolle spielen. • Es gibt Wechselbeziehungen zwischen Marktgröße und Art der Träger. Große Institutionen und Unternehmen sind am aktivsten in Hauptstädten und KMU-Aktivität findet am stärksten in den großen regionalen Städten statt und ist dominant in den kleineren Städten und Ortschaften Europas. Dies hat bedeutende Folgen für das Kapital- und Investitionsangebot über die großen europäischen Städte hinaus und für KMU. • Es ist schwierig, mit Gewissheit zu sagen, ob die Diversifikation der zurückliegenden Jahre eine Reaktion auf eine kurzfristige konjunkturelle Gelegenheit ist oder ob sie einen eher strukturellen Wandel in der Segmentierung des Marktes darstellt. Die Aktivitäten von Versicherern, die sich an der Direktvergabe von Krediten beteiligen, ist vorrangig begrenzt auf Hauptstädte und/oder Großobjekte und auf große Unternehmen wegen der zur Schaffung von Verwaltungseffektivität notwendigen großen Kreditgrößen. • Im Gegensatz zu anderen Kreditgebern von Wirtschaftsimmobilien waren Geschäftsbanken und Sparkassen schon immer stark in regionalen Märkten und in allen Ländern bei KMU engagiert. Die Verfügbarkeit von Fremdkapital verbessert die Qualität der geschäftlichen und sozialen Infrastruktur, bietet Anreize für Investitionen und unterstützt die Markterholung und die Wirtschaft im weiteren Sinne. • Von institutionellen und unternehmerischen Trägern aufgenommene Kredite in den Portfolios der Banken sind wertmäßig hoch aber zahlenmäßig gering. Umgekehrt deuten Gespräche mit Banken an, dass Kredite an KMU mit ungefähr 20 % einen geringeren wertmäßigen Teil des Kreditbuches ausmachen, zahlenmäßig jedoch mehr als 70 % der Kreditnehmer stellen. • Alternative Anbieter erstrangiger Kredite begrenzen ihren Kundenstamm an Kreditnehmern auf der Basis des mit kleineren Portfolios verbundenen erhöhten Risikos und dem damit verbundenen Kostenmanagement. Dies schränkt für gewöhnlich Kreditvergaben an KMU ein. Zudem erfordern die zugrundeliegenden Geschäftsmodelle sowohl von Versicherern als auch von nicht börsennotierten Kreditfonds den Einsatz von Darlehenskapital im Bereich von 20 bis 100 Millionen €, wobei dann die Qualität des Trägers mindestens so wichtig ist wie die Qualität des unterlegten Objekts. Regulatorische Auswirkungen • In der Folge der weltweiten Finanzkrise wurden neue regulatorische Vorschriften mit dem Ziel eingeführt, das systemische Risiko zu mindern und die Wirtschaft gegen Zeiten knapper Liquidität im Markt abzusichern. Alle Kreditgeber unterstützen eine bessere Regulierung, ein vielschichtigeres Sortiment an Anbietern für die Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien und die Differenzierung von Krediten und Finanzierungsprodukten nach deren Risikoprofil. • Die Regulierung strebt eine Abflachung des Zyklus von Wirtschaftsimmobilien an, jedoch brachten die Kreditgeber ihre Sorge zum Ausdruck, dass die fehlende Präzision der Risikogewichtung zwischen Objekten und über den Zyklus hinweg ein zyklisches Verhalten verstärkt. Sie gaben an, dass auf Marktwerten beruhende Beleihungssätze zur Untermauerung regulatorischer Risikomodelle dazu tendierten, antizyklische Aktivität zu behindern. 1 Technisch bezieht sich „Kreditnehmer“ auf das Unternehmen, dem ein Darlehen gewährt wird, während sich „Träger“ auf die Firmengruppe oder Institution bezieht, der dieses Unternehmen gehört oder die es beherrscht. In manchen Fällen mag es keinen Unterschied machen, jedoch ist es (insbesondere in nordeuropäischen Märkten) weit verbreitet, dass eine hochwertige Wirtschaftsimmobilie mittels einer Zweckgesellschaft gehalten wird, die über keine sonstigen Vermögenswerte oder Tätigkeiten verfügt. Der Träger kann hinter den Verbindlichkeiten des kreditnehmenden Unternehmens stehen, muss dies aber nicht. APL | CREFC Europe | INREV | ZIA 8
Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in der europäischen Wirtschaft 2016 • Der Beleihungsauslauf ist zwar für Kreditgeber eine wichtige Messgröße angesichts seines Einflusses auf regulatorische Risikogewichtungen und die Kapitalkosten, im Hinblick auf die Gewährung eines Kredites ist er jedoch einer Reihe anderer stresserprobter Messgrößen wie unter anderem Zinsdeckungsquoten, Schuldendeckungsquoten und Schulden-/Ertrag- Verhältnis untergeordnet. • Kreditgeber von Wirtschaftsimmobilien sind zudem besorgt über Unterschiede in der Behandlung der Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien innerhalb der regulatorischen Regelwerke für den Finanzsektor. Gegensätze in den Regelwerken, insbesondere bei Solvency II und Basel II/III, haben zu einem regulatorischen Gefälle geführt. Ersteres schafft Anreize für direkte Finanzierungen und schreckt Investments in verbriefte Kredite ab, wohingegen Letzteres Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien allgemein weniger freundlich gegenüber steht als solchen anderer Vermögenswerte. • Viele Banken merkten an, dass die Regulierung entgegen den Absichten dazu führt, dass Banken zur Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit risikoreichere Positionen eingehen. Dies hatte ebenso Auswirkungen auf den Aufbau der Bestände und auf eine effektive Diversifikation. Die Kreditgeber sind aufgrund der strafenden Kapitalbelastung im Verhältnis zu anderen Kreditvergabemöglichkeiten und im Verhältnis zu den Kapitalbelastungen anderer Kreditgeber nicht mehr vollumfänglich in der Lage, Finanzierungen mit sehr geringen Risiken anzubieten. • Die Regulierung treibt heute den Markt mehr an als dass sie ihn moderiert. Der Finanzierungsmarkt für Wirtschaftsimmobilien benötigt heute eine ganzheitlichere regulatorische Aufsicht über den weitergefassten Finanzsektor. APL | CREFC Europe | INREV | ZIA 9
Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in der europäischen Wirtschaft 2016 1.0 Einführung Die Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien und ihre zweckdienliche Regulierung ist für die europäische Wirtschaft von großer Bedeutung. Eine wesentliche Komponente des Investitionsmarktes der Wirtschaftsimmobilien, der ein Hauptmotor des unmittelbaren wie auch mittelbaren Wirtschaftswachstums ist, ist die Verantwortung für die Bereitstellung eines wesentlichen Produktionsfaktors in Form des Gebäudebestands. Während das finanzielle Risiko einer überschäumenden Kreditvergabe auf dem Höchstpunkt der Marktentwicklung erkannt wird, insbesondere im Rahmen der Nachwirkungen einer großen Finanzkrise, wird das ökonomische Risiko einer Unterversorgung mit Fremdkapital von Wirtschaftsimmobilien nicht immer so gut verstanden. Die Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien sind eine entscheidende Komponente der Bautätigkeit und ausschlaggebend für die regionale Wirtschaftsentwicklung, indem sie kurz- und langfristiges Beschäftigungswachstum fördern. Die professionellen und hochentwickelten Investoren der Wirtschaftsimmobilien erbringen der Wirtschaft gegenüber eine entscheidende quasi-finanzielle Dienstleistung, indem sie Unternehmen die Anmietung von Geschäftsräumen ermöglicht. Damit bleibt nicht nur nicht im Wirtschaftsimmobiliensektor tätigen Unternehmen die Investition von Kapital in Gebäude erspart, das sie besser auf ihre Haupttätigkeit verwenden können, es ermöglicht ihnen auch die Vergrößerung bzw. Verkleinerung sowie die Änderung ihrer geografischen Abdeckung auf weitaus flexiblere Weise als wenn sie Eigentümer ihrer Geschäftsräume wären. Diese Vorzüge sind insbesondere für neue und wachsende Unternehmen und für die dynamischsten Teile der Wirtschaft von Bedeutung. Das Angebot dieser Unternehmensinfrastruktur wird von Dritteigentümern finanziert, und ihre wirtschaftliche Nachhaltigkeit erfordert sowohl Eigenkapital als auch Zugang zu Fremdmitteln. Traditionell sind Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien auch eine wichtige Betriebsmittelquelle für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), die Eigentümer ihrer Geschäftsräume sind, da sie über die Besicherung von Krediten mit ihrem Immobilienbesitz in der Lage gewesen sind, Kapital freizusetzen. Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien bieten zudem wichtige Vorteile für das Risikomanagement durch eine Portfolio-Diversifikation. Diese Diversifikationsvorteile stehen sowohl Eigentümern von Wirtschaftsimmobilien als auch Fremdmittel-Investoren zur Verfügung. Die aufkommende Anlagekategorie der Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien bietet Investoren eine risikoarme Gelegenheit mit festen Erträgen, und der Einsatz eines moderaten Ausmaßes an Finanzierungen für Investments in Wirtschaftsimmobilien reduziert spezifische Risiken und erweitert damit sowohl direkt als auch indirekt die Chancen für langfristige Investoren, die von dem mit Wirtschaftsimmobilien verbundenen Illiquiditätsaufschlag profitieren wollen. Daneben sind Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien ein wesentlicher Bestandteil der Renditegenerierung des Wirtschaftsimmobilien Investmentmarktes und spielen eine entscheidende Rolle bei der Bereitstellung und Verwaltung der wirtschaftlichen und sozialen Infrastruktur Europas, indem sie wirtschaftliche Produktivität und gesellschaftliches Wohlergehen fördern. Zum Schutz dieser wichtigen wirtschaftlichen Vorteile ist es entscheidend, dass das Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital angemessen strukturiert ist und dass Risiken korrekt bestimmt und entsprechend eingepreist werden. Manche Investitionen in Wirtschaftsimmobilien erfolgen ohne bzw. mit nur sehr geringem Fremdkapitaleinsatz und andere mit sehr hohen Fremdkapitalquoten; eine angemessene Balance zwischen Eigen- und Fremdkapital kann jedoch auf risikobereinigter Basis nutzbringend sein und ist häufig notwendig. Dieses Papier stellt den Beitrag der Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien in Europa zur Realwirtschaft dar. Zunächst wird der direkte und indirekte Beitrag von Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien zur europäischen Wirtschaft untersucht. Als zweites wird die Art und Weise erläutert, in der Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien die Errichtung von und Investitionen in Wirtschaftsimmobilien ermöglichen, und die Charakteristiken unterschiedlicher Arten von Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien werden illustriert. Drittens beurteilt das Papier den Umfang und die Struktur des europäischen Marktes für Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien. Viertens betrachtet die Analyse die Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise auf die Bereitstellung von Fremdmitteln über verschiedene Kapitalquellen und Produktarten hinweg. Insbesondere untersucht das Papier die Strategien der Kreditgeber zur Risikominderung und ermittelt das Sortiment an Messgrößen, die diese zur Messung und Steuerung von Risiken einsetzen. Abschließend wird auch der Einfluss neuer regulatorischer Vorschriften auf die Bereitstellung und Konditionsgestaltung von APL | CREFC Europe | INREV | ZIA 10
Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in der europäischen Wirtschaft 2016 Fremdmitteln über unterschiedliche Quellen der Kreditvergabe betrachtet. Ebenso wie die Beurteilung, wo neue Regulierungen sich positiv auf die Verringerung systemischen Risikos ausgewirkt haben, werden auch eine Reihe unbeabsichtigter Konsequenzen neuer regulatorischer Vorschriften aufgezeigt und mögliche Abhilfen vorgeschlagen. Die Ergebnisse der Studie beruhen auf einer Analyse vorhandener Literatur und Daten sowie auf strukturierten Interviews mit Kreditgebern von Wirtschaftsimmobilien. Gegenwärtig leidet die Finanzierungsbranche der Wirtschaftsimmobilien an einem Mangel an Transparenz. Die Daten in Bezug auf den Umfang, die Struktur, die Zusammensetzung und die Risikobestandteile des europäischen Marktes für Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien basieren weitgehend auf modellierten Schätzungen, qualitativen und zusammengefassten Umfragedaten, die von Immobilienberatungsunternehmen und wissenschaftlichen Institutionen mit Spezialisierung auf die Branche erstellt werden, und stehen in ihrer Tendenz zeitlich verzögert zur Verfügung. Daten aus Großbritannien sind besser – teilweise wegen dem allgemein höheren Maß an Transparenz und Liquidität in diesem relativ großen und hochentwickelten Markt der Wirtschaftsimmobilien und teilweise aufgrund der Tiefe und Langzeitreihen, welche die qualitative, auf Umfragen gestützte Forschung der Universität De Montfort bietet. In jüngerer Zeit hat die IREBS Immobilienakademie der Universität Regensburg eine Umfrage-gestützte Analyse des deutschen Marktes erarbeitet, welche die Wissensbasis ergänzt. Deren Zeitreihen sind jedoch immer noch relativ kurz. Aus diesen Gründen stützt sich dieser Bericht trotz seiner europäischen Perspektive häufig auf Daten aus Großbritannien. Über Großbritannien und Deutschland hinaus besteht ein Mangel an selbst dieser Wissensquelle. Daher war es notwendig, eingehende strukturierte Gespräche mit Kreditgebern der Wirtschaftsimmobilien zu führen. Innerhalb einer Auswahl von Kreditgebern und Nationalstaaten wurden fünfzehn Interviews geführt, darunter mit britischen Geschäftsbanken, Investmentbanken, Landesbanken, Versicherungsgesellschaften und nicht börsennotierten Kreditfonds von Wirtschaftsimmobilien. Diese Interviews erwiesen sich als hilfreich bei der Erklärung, wie sich die Geschäftsmodelle der einzelnen Kreditgeber unterscheiden, wie diese Kreditgeber Risiken mindern, hinsichtlich der Bedeutung und auch der unbeabsichtigten Konsequenzen neuer regulatorischer Vorschriften sowie der Betrachtung von Maßnahmen, die bei der Minimierung von Finanzmarktrisiken behilflich sind. APL | CREFC Europe | INREV | ZIA 11
Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in der europäischen Wirtschaft 2016 2.0 Kreditfonds von Wirtschaftsimmobilien, Fremdmittel und die europäische Wirtschaft Die Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien sind eine Grundlage des Wachstums und der Nachhaltigkeit der Wirtschaft und Gesellschaft in der EU mit derzeit geschätzten 47 % Anteil am gesamten Kapital der Wirtschaftsimmobilien in Europa2. Als wesentlicher Bestandteil des Kapitals der Wirtschaftsimmobilien bilden Finanzierungen die Grundlage des bedeutenden Beitrags, den der Wirtschaftsimmobiliensektor zur europäischen Wirtschaft leistet. Mit 2,5 % des gesamten europäischen BIP befähigen die Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien eine Industrie, die annähernd doppelt so groß ist wie die Automobil- und Telekommunikationsindustrien3. Die Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien sind eine Voraussetzung für die meisten Bau- und Renovierungstätigkeiten und infolgedessen ist die Wirtschaftsleistung von deren angemessener Bereitstellung abhängig – selbst während des Abschwungs entfielen rund 2,8 Millionen Arbeitsplätze auf die Bauindustrie. Die Bereitstellung von Fremdmitteln für Wirtschaftsimmobilien unterstützt Investitionen in die Bereitstellung, Verwaltung und fortwährende Verjüngung des Gebäudebestands und sorgt damit für die Infrastruktur, die Unternehmen und Gesellschaft brauchen, um gedeihen zu können. Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien sind unentbehrlich für die Vermehrung und den Erfolg von KMU sowohl innerhalb der Branche als auch in der weitergefassten Wirtschaft4. Sie sind ebenso zentral für die Verteilung von Kapital an regionale Märkte. Die durch sie unterstützte Bereitstellung der geschäftlichen und sozialen Infrastruktur ist von grundlegender Bedeutung für die lokale wirtschaftliche Entwicklung und für Investitionen. Der Nutzen für die Wirtschaft ist mindestens der Rendite und dem erweiterten Risikomanagement gleichwertig, den sie für Kreditnehmer erzeugen. 2.1 Finanzgeschäfte und soziale Infrastruktur für die Wirtschaft Die Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien ist gleichsam mit der Bereitstellung einer effizienten Infrastruktur für Unternehmen und Gesellschaft in der Form passender Büros, Einzelhandelsgeschäfte, Industrieanlagen, Freizeiteinrichtungen und Studentenunterkünfte ebenso wie Hotels, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen in geeigneter Lage. Diese befähigende Eigenschaft von Finanzierungen bedeutet, dass sie für die Gewährleistung einer produktiven und effizienten Wirtschaft und eines zu den sich verändernden Bedürfnissen von Unternehmen und der Gesellschaft passenden Gebäudebestands grundlegend wichtig sind. Der Bestand an Wirtschaftsimmobilien entspricht dem Wert von Anlagen und Maschinen in Europa und spielt eine gleichbedeutende Rolle als wesentlicher Produktionsfaktor. Wie Anlagen und Maschinen müssen Wirtschaftsimmobilien erneuert werden, damit sie auf strukturelle Veränderungen reagieren und diese antizipieren können. Im Schnitt betragen die Investitionen für Neubau und Sanierung neuer und bestehender Wirtschaftsimmobilien 250 Milliarden € pro Jahr und stellen damit 10 % der gesamten Investitionen in Europa dar. Als eine Voraussetzung für die Errichtung und Renovierung/Modernisierung von Wirtschaftsimmobilien sowie die Erneuerung des weiteren Gebäudebestands ist die Immobilienfinanzierung von entscheidender Bedeutung für Unternehmen zur Erzielung von Produktivitätszuwächsen und zur Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit. Die großen strukturellen makroökonomischen Trends sind wohlbekannt und beinhalten eine älter werdende Gesellschaft, die Erschöpfung natürlicher Energiereserven sowie Klimaveränderung, Verstädterung, Vermögenspolarisierung, technologische Revolution und den Wandel von einer serviceorientierten zu einer wissensorientierten Wirtschaft. Die Branche unterstützt diesen Wandel in entscheidender Weise, indem sie Lösungen schafft, welche die wirtschaftliche Produktivität und die Lebensqualität verbessern. Dies wiederum ermöglicht es den politischen Entscheidungsträgern, den Veränderungsprozess zu steuern bei gleichzeitiger Minimierung einer wirtschaftlichen Dislokation. Schließlich würde die Unfähigkeit zur Aufrechterhaltung eines geeigneten Niveaus an Investitionen über den Konjunkturzyklus hinweg – einschließlich der Ersetzung, Verbesserung, des Umbaus und der Umwidmung bestehender Gebäude – ein entscheidendes Risiko für die Fähigkeit Europas darstellen, diese Entwicklungen zu bewältigen und 2 CBRE, European Commercial Real Estate Debt, Januar 2015. 3 INREV/EPRA (2015), Real Estate in the Real Economy. 4 INREV, Real Estate as Long-Term Investment, April 2013. APL | CREFC Europe | INREV | ZIA 12
Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in der europäischen Wirtschaft 2016 von ihnen zu profitieren. Der Wirtschaftsimmobiliensektor hat beispielsweise auf die digitale Revolution und auf Fortschritte bei Nachhaltigkeitspraktiken reagiert. Im Ergebnis verschaffen moderne, auf effiziente Weise digital ausgestattete Büroräume ihren Nutzern die Möglichkeit, die Gesamtraumkosten je Arbeitnehmer zu reduzieren, während sie den Eigentümern eine Prämie auf die Miete pro Flächeneinheit bieten. Grundlage hierfür ist eine durch Designinnovation geschaffene Flächeneffizienz, die moderne wissensgestützte Arbeitsmethoden besser ermöglicht, und eingebettete Nachhaltigkeitspraktiken, die Energiekosten und CO²-Ausstoß senken. In gleicher Weise werden Einkaufszentren in Reaktion auf die CSR-Strategie und einen stärker digital orientierten Verbraucher in Freizeit- und soziale Orte umgewandelt, die das gesellschaftliche Zusammenleben fördern und besser auf die sich ändernde Nachfrage sowohl der auf allen Vertriebswegen aktiven Verbraucher als auch der Einzelhändler eingehen. Dieses Refurbishment des Gebäudebestands schafft den Rahmen für nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Sie liefert die Produktionsfaktoren, die Unternehmen zur Verlagerung benötigen (Erreichbarkeit, geeignete Betriebsflächen, Dienstleistungen), und verjüngt städtische Zentren (durch das Angebot von Handels-, Freizeit-, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen). Sie bringen ferner Investitionen in Bereiche und führen häufig zu einer verbesserten Lebensqualität der lokalen Bevölkerung und zu einer realen Zunahme von Wohnimmobilien und Grundstückswerten.5 Zu diesen Investitionen gehören Verbesserungen der Infrastruktur, insbesondere von Transportsystemen und soziale infrastuktur wie Einrichtungen im öffentlichen Bereich. Es besteht eine beachtliche Überschneidung und gegenseitige Abhängigkeit zwischen Investitionen in Wirtschaftsimmobilien und der Infrastruktur im öffentlichen Bereich. Entwickler sind in der Regel verantwortlich für die unmittelbar mit ihren Projekten verbundene städtische Infrastruktur, darunter Verkehrsanbindungen, die Bereitstellung öffentlicher Flächen und damit verbundener Annehmlichkeiten sowie erschwinglichen Wohnraums innerhalb von Baugebieten und Quartieren mit Misch- und Wohnnutzung. Tatsächlich gibt es verschwommene Grenzen hinsichtlich dessen, was als Wirtschaftsimmobilie oder als Infrastruktur definiert werden kann. Wirtschaftsimmobilien an sich sind Unternehmensinfrastruktur, wenngleich es sich beim starken Wachstum vieler alternativer Wirtschaftsimmobilien Bereiche wie Gesundheitswesen und Bildungseinrichtungen effektiv um soziale Infrastruktur handelt, wobei der Druck auf die öffentlichen Finanzen teilweise die Aktivität in diesen Nischensegmenten des Privatsektors antreibt. Im weitergefassten Sinne basiert das effiziente Management des Gebäudebestands auf der gegenseitigen Abhängigkeit von Wirtschaftsimmobilien und Infrastruktur. Infrastruktur und die Entwicklung von Wirtschaftsimmobilien teilen sich zudem dasselbe Profil der Kapitalflüsse für die Errichtung – sie benötigen Fremdkapital, um den kapitalintensiven Grundstückserwerb und die Bauphasen finanzieren zu können, und Renditen werden nicht vor Abschluss des Projekts erzielt. Darüber hinaus widmen sie sich der Projektentwicklung in dem Wissen, dass im Anschluss an die Errichtung die dauerhaften Investitionen institutionellen Anlegern langfristige und sichere Einkommen bieten. 2.2 Ein Produktionsfaktor für die Wirtschaft Unter Ausschluss von Wohnobjekten werden rund 40 % der Wirtschaftsimmobilien als Kapitalanlage in dem Sinne gehalten, dass sie in professionellem Besitz sind und entsprechend verwaltet werden, um Einkünfte und Kapitalzuwachs zu erzielen. Der Rest ist selbstgenutztes Eigentum an Wirtschaftsimmobilien 6. Die Bereitstellung geeigneter Räumlichkeiten steht Anlagen und Maschinen im Wert – und in der Bedeutung – gleich. Die selbst aus einem geringen Maß an Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien für Kreditnehmer generierte Kapitaleffizienz untermauert die attraktiven risikobereinigten Renditen, auf denen Investments in Wirtschaftsimmobilien aufbauen. Diese Aktivitäten schaffen Mietflächen und zugehörige Dienstleistungen für die Wirtschaft und ermöglichen so europäischen Unternehmen mehr Flexibilität und Agilität. Für neue und wachsende Unternehmen ist es ganz besonders wichtig, ihren Standort, ihren Raumbedarf und die damit verbundenen Kosten leichter an ihre geschäftlichen Notwendigkeiten anpassen zu können, wenn sie expandieren und wachsen oder sich neuen Märkten zuwenden. Außerdem gibt die Möglichkeit, 5 ICSC, The Contribution of Shopping Centres to the EU Economy, Juli 2015. 6 INREV/EPRA (2015), Real Estate in the Real Economy. APL | CREFC Europe | INREV | ZIA 13
Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in der europäischen Wirtschaft 2016 Immobilien anzumieten statt zu erwerben, vielen Unternehmen die Fähigkeit zur Freisetzung von Kapital für Investitionen in Expansion, Produktivitätszuwächse sowie Forschung und Entwicklung. Diese Vorteile gelten für alle Firmen, jedoch ist die Größe ein bedeutender Faktor. Große solide Firmen mögen es vorziehen, zumindest einen Teil ihrer zentralen Räumlichkeiten als Eigentum zu halten. Bei neuen, wachsenden und innovativen Unternehmen ist die Lage ganz anders. Derart dynamische KMU brauchen weitaus wahrscheinlicher die mit der Anmietung von Räumen verbundene Flexibilität und Agilität, und ebenso wahrscheinlich bietet diese eine effizientere Kapitalnutzung als das selbstgenutzte Eigentum. Für das Unternehmen können bedeutende Alternativkosten durch die Bindung knappen und teuren Geschäftskapitals in Wirtschaftsimmobilien zur Befriedigung des Raumbedarfs entstehen. Eine gut finanzierte professionelle Branche von vermietenden Bestandshaltern von Wirtschaftsimmobilien ermöglicht Unternehmen die Konzentration auf das, was sie am besten können, indem Wirtschaftsimmobilien von einem einschränkenden in einen unterstützenden Faktor für die Geschäftsplanung von KMU gewandelt werden. Finanzierungen von Wirtschaftsimmobilien sind ein Motor des Erfolgs für die europäischen Unternehmen und Industrie, indem sie einen entscheidenden Produktionsfaktor liefern. 2.3 Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien und die Kapitalversorgung von KMU Neben der Quasi-Finanzdienstleistung, welche die Verfügbarkeit von Mietflächen für KMU bietet, Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien auch in anderer Weise die Kapitalbasis von KMU. Der Wirtschaftsimmobiliensektor selbst besteht weitgehend aus KMU. Daten von Eurostat7 vom April 2013 zufolge wurde der Sektor „Immobilientätigkeit“ 2010 von Kleinstunternehmen (solche, die weniger als zehn Personen beschäftigen) dominiert, die 96,4 % der gesamten Anzahl der Unternehmen ausmachen, 58 % der Arbeitskräfte im Bereich „Immobilientätigkeit“ beschäftigen und 56,7 % der Wertschöpfung des Sektors erwirtschaften. Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien unterstützt das gesamte Spektrum der Bauträger, von überregionalen Bauunternehmen bis hin zu kleinen und mittelständischen Baufirmen und Großunternehmen. Für diese Studie geführte Interviews mit Kreditgebern lassen erkennen, dass in Großbritannien 20 bis 30 % der von den großen Geschäftsbanken gehaltenen Kreditbestände aus Darlehen an KMU bestehen, die zahlenmäßig 70 bis 85 % ihrer Kunden ausmachen. Neben der Kreditvergabe an KMU, die in der Branche tätig sind, wird eine solche in der weitergefassten Wirtschaft in der Regel von kleinen und mittelständischen Unternehmen, die Eigentümer von Wirtschaftsimmobilien sind, als Sicherheit für ihre Kreditaufnahmen eingesetzt, da Banken häufig ungern Risiken übernehmen, die mit den betrieblichen Zahlungsfluss der Unternehmen verbunden sind. Traditionell hat dies den KMU Zugang zu Krediten zu angemessenen Konditionen verschafft, da die unterlegten Sicherheiten mehr Gewissheit für die Kreditvergabe bieten als historische oder prognostizierte geschäftliche Finanzströme. Tatsächlich ergab eine kürzliche Betrachtung von Bankkrediten an KMU in Großbritannien, dass 75 % der Firmen, die Kredite bei Banken aufnehmen, Wirtschaftsimmobilien als Sicherheit für ihre Kreditaufnahmen einsetzen8. 2.4 Motor der Beschäftigung in Europa Der Wirtschaftsimmobiliensektor sorgt unmittelbar für geschätzte 3,8 Millionen Arbeitsplätze in Europa. Beschäftigungsverhältnisse im Kapitalanlage- und Vermögensverwaltungsbereich machen zahlenmäßig einen kleinen Anteil aus, jedoch werden hier außergewöhnlich hohe Wertschöpfungstätigkeiten ausgeführt, deren Ergebnisse gut sechsmal größer sind als die eines durchschnittlichen wertschöpfenden Arbeitnehmers in Europa9. Knapp eine Million Arbeitnehmer sind in den Bereichen der Geschäftsabwicklung und Immobilienverwaltung beschäftigt, und deren Fachkompetenz stellt sicher, dass Gebäude und Räumlichkeiten unterhalten werden und weiterhin die Funktionalität bereitstellen, die von den darin tätigen Unternehmen benötigt wird. Daneben ist die Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien ein bedeutender Arbeitgeber und die mit der Verwaltung von Kreditportfolios, der Kreditvergabe und der Konsortialbildung Befassten erzielen eine hohe Wertschöpfung. Das größte Volumen an Arbeitsplätzen entsteht in den Bereichen Kreditbearbeitung 7 Siehe http://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/Real_estate_activity_statistics_-_NACE_Rev._2. Es sollte erwähnt werden, dass Eurostat in seinen Daten wohnwirtschaftlich und wirtschaftlich genutzte Immobilien zusammengruppiert und dabei Bautätigkeit und Facility-Management ausschließt – für die Zwecke dieser Studie sind diese Zahlen also in hohem Maße nur indikativ und stellen nicht präzise auf Wirtschaftsimmobilien ab. 8 Bank of England (2015), Financial Stability Report, Ausgabe 38. 9 INREV/EPRA (2015), Real Estate in the Real Economy. APL | CREFC Europe | INREV | ZIA 14
Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in der europäischen Wirtschaft 2016 und -betreuung, darin enthalten auch Arbeitsplätze im Rahmen der IT-Infrastruktur, die das Geschäft unterstützt. Die wirtschaftliche Instabilität im Nachgang seit der weltweiten Finanzkrise hat deutliche Auswirkungen auf den Wirtschaftsimmobiliensektor gehabt. Sowohl das Volumen an Projektentwicklungen als auch der Beschäftigungsstand gingen im Zuge der unmittelbaren Nachwirkungen der Krise drastischer zurück als die EU-Wirtschaft, und dieser Rückgang dehnte sich in Randbereiche der europäischen Wirtschaft aus. Teilweise wurde dies durch die geringe Verfügbarkeit und die hohen Kosten von Fremdmitteln für Investitionen und Bautätigkeit bis 2014 getrieben, wobei die prozyklische Natur des Finanzierungsmarktes nicht nur durch Altlasten in den Kreditbeständen sondern ebenso durch die regulatorischen Reaktionen verstärkt wurde. Vor der Krise waren Kredite für Wirtschaftsimmobilien in hohem Maße bei den europäischen Banken konzentriert, und der erforderliche Zeitraum um Altlasten- Portfolios zunächst zu ermitteln, zu kategorisieren und anschließend abzuwickeln führte zu einer Periode der Trägheit in der Kreditvergabe, bis die Bilanzen neu strukturiert waren. Hiervon war die Bautätigkeit am meisten betroffen. Die Mehrzahl der unmittelbaren Beschäftigungsverhältnisse wird durch Baumaßnahmen im Zusammenhang mit der Erschließung, Sanierung und Instandsetzung von Gebäuden geschaffen. Dies umfasst Bauarbeiter, zugehörige Fachkräfte und die Planung. Von Bedeutung hierbei ist, dass ein hoher Prozentsatz der Arbeitskräfte am Bau aus geringqualifizierten Arbeitern mit begrenzten übertragbaren Qualifikationen besteht, die häufig keine alternativen Beschäftigungen finden können. Studien innerhalb des britischen Marktes besagen, dass geringer qualifizierte Arbeitnehmer 62 % der Beschäftigten im Bausektor ausmachen. Und dieser Anteil ist in Regionen mit überdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit noch erheblich höher. Die Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien muss bei der Freisetzung von Bautätigkeit und damit für das Beschäftigungswachstum in diesen schwächeren lokalen Wirtschaftsbereichen eine besonders bedeutende Rolle spielen. Darüber hinaus liefert Bautätigkeit Anreize für die Nachfrage über die Herstellung und die Materiallieferkette und bei den verwandten unternehmerischen Dienstleistungen. Zusammen erzeugen die direkten und indirekten Vorteile eine Wertschöpfung von 2,09 Einheiten zu jeder investierten Einheit10. Die induzierte Auswirkung des höheren Beschäftigungsgrades geringer qualifizierter Arbeitnehmer auf den privaten Konsum macht 0,75 des Mehrwertes von 2,84 für jede in die Bauwirtschaft investierte Einheit aus (Abbildung 1). Außerdem gibt es eine erhebliche Verbesserung bei den Indikatoren für Lebensstandard und Lebensqualität einschließlich Gesundheit, Umwelt und Bildungsniveau neben anderen Messgrößen für den Wohlstand. 10 L.E.K. Consulting im Auftrag der UK Construction Group, Construction in the UK Economy, Oktober 2010. APL | CREFC Europe | INREV | ZIA 15
Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in der europäischen Wirtschaft 2016 Figure 1 CRE Investment is a Growth Accelerator 1 Unit 1 Unit 1.09 Units 0.75 Units 2.84 Units Investment Direct Impact Indirect Impact Induced Impact in construction Direct Impact Indirect Impact Induced Impact Wage income Supply chain impacts of Increase in and corporate construction and their household income profit generated knock-on effects, i.e., as a result of in the increase in output and increased construction income up and down the employment/ sector, plus supply chain. income in spend on non- construction and labour inputs. Sectors that benefit from other sectors increased construction leads to increase output include in spending and manufacturing (especially demand/output of building products and in the overall equipment), real estate, economy. business services (including architecture, planning and surveying), mining and quarrying, and transportation. • The type I output multiplier is a measure of the direct and indirect effects associated with an additional 1 unit spent on a particular sector. The type I multiplier for construction in the UK was estimated by the ONS to be 2.09. • The type II multipliers include the induced impacts associated with the increased economic activity and income in the economy. This has been estimated by L.E.K. based on income tax and National Insurance rates, indirect taxes, savings ratios and import share of disposable income. Source: UK Contractors Group, Construction Tin The UK Economy, Update 2010: LEK (2010) Im Anschluss an die Bautätigkeit sorgen die durch die Bereitstellung einer geeigneten geschäftlichen und wirtschaftlichen Infrastruktur stimulierten Investitionen und das Wirtschaftswachstum für langfristige Beschäftigung und nützen insbesondere der regionalen Wirtschaft. Kleinere Städte und Ortschaften können beispielsweise durch die Ansiedlung von Backoffice-Funktionen und Supportdienstleistungen profitieren (wie z. B. kürzlich im britischen Rechtssektor und davor im Bankensektor zu beobachten war) oder über die Sanierung oder den Umbau von Einzelhandels- und Freizeiteinrichtungen im Stadtzentrum. Die Errichtung von Einkaufszentren in Europa schafft langfristige Beschäftigung mit von der europäischen Industrie beschäftigten geschätzten 4,2 Millionen Arbeitnehmern im Einzelhandel11. Der Einzelhandel bietet einen hohen Anteil an flexiblen und Teilzeitarbeitsplätzen sowie Chancen für jüngere Arbeitnehmer und solche mit geringeren Qualifikationen oder Bildungsabschlüssen. Über 16 % aller beschäftigten 15-24-Jährigen arbeiten im Einzelhandel12. Erschließungs- und Projektentwicklungen sind von Natur aus riskanter als das Eigentum an Ertrag generierenden Vermögenswerten und neigen zu mehr struktureller Abhängigkeit von einem gewissen Maß an Fremdfinanzierung. Eine erhöhte Risikoscheu und Kreditknappheit für den Wirtschaftsimmobiliensektor sind für den Bausektor in hohem Maße abträglich, und dies ist angesichts seines hohen sozioökonomischen Mehrwerts äußerst negativ für die Wirtschaft. 2.5 Stärkung von Sachinvestitionen und Hereinholung von Investitionen Gebäude haben einen Nutzungszyklus und verlieren generell sowohl an Funktionalität als auch an 11 ICSC, The Contribution of Shopping Centres to the EU Economy, Juli 2015. 12 Eurostat (2015). APL | CREFC Europe | INREV | ZIA 16
Finanzierung von Wirtschaftsimmobilien in der europäischen Wirtschaft 2016 Wert, es sei denn, es wird regelmäßig Geld für ihre Unterhaltung, Renovierung und in manchen Fällen für ihren Umbau aufgewendet. Die Investition in und die Entwicklung und Renovierung von bestehenden Gebäuden erfordert beträchtliche jährliche Investitionen in die europäischen Wirtschaftsimmobilien und hat in den zurückliegenden Jahren etwa 10 % der gesamten Sachinvestitionen in Europa ausgemacht. Weitere 45 % betragen Investitionen in die zugehörigen Sektoren Wohnen und Infrastruktur mit einem Gesamtbetrag von mehr als 1,7 Billionen €. Fremdmittel und -Eigenmittel von Wirtschaftsimmobilien sind zudem ein wichtiges Vehikel für ausländische Direktinvestitionen aus anderen Regionen, die inzwischen bereits 5 % aller Investitionen in Wirtschaftsimmobilien ausmachen und weiter ansteigen. Neben der Steigerung der wirtschaftlichen Produktivität schützt diese Wirtschaftsimmobilien ermöglichte Aktivität zudem den Wert der Investitionen. Als einziges Finanzanlagevermögen, das sein Risikoprofil über seinen Nutzungszyklus hinweg in beide Richtungen wandeln kann, nehmen Immobilien eine Sonderstellung ein (Abbildung 2)13. Dasselbe Objekt kann sich verhalten wie eine Anleihe oder wie eine Aktie, je nach seinen Eigentumsverhältnissen und/oder seinem Risikoprofil. Das Vermietungsprofil eines Objekts einschließlich Mietdauer, Mietbedingungen und der Bonität des Mieters sind entscheidende Bestimmungsgrößen für den Wert und werden sich im Verlauf der Zeit verändern. Seiner Art nach ist ein Mietverhältnis ein Wirtschaftsgut mit beschränkter Nutzungsdauer und sein Wert nimmt von Mietvertragsbeginn bis Mietvertragsablauf ab. Auch die empfundene Qualität eines Gebäudes verändert sich über die Zeit, wobei neue Vorschriften, Innovation und sich verändernde Geschäftsgepflogenheiten allesamt über die Nutzungsdauer hinweg Einfluss haben auf die Gebäudeperformance und -funktionalität. Die antizyklische Ausnutzung von Immobilien- Lebenszyklen stellt eine Chance dar für Investoren und für die Geschäftswelt und die Gesellschaft im weiteren Sinne. Dies gründet sich auf einer Kombination aus Fremd- und Eigenkapital, deren Verhältnis entsprechend den Eigenschaften des Eigentümers der Wirtschaftsimmobilie, dem der Strategie innewohnenden Risikoprofil und der Verfügbarkeit sowie der Kosten der Kapitalbestandteile variiert. Üblicherweise braucht es ein gewisses Maß an Fremdfinanzierung, um die erforderlichen Renditen zu erzielen, die Eigentümer in die Lage versetzen, diese für die Wirtschaft wichtige Tätigkeit durchzuführen. Figure 2 Dynamic Lifecycle of Real Estate High Focus on short-term growth "Equity" Characteristics creation through exploitation of Purchase of residual value and temporal & cyclical market opportunity for value creation of dislocations at sacrifice of new income secure asset. existing income. Creation of institutionally attractive investment. Wasting Asset Purchase of shorter term income OPPORTUNITY stream of depreciating asset, Medium opportunity to extend and Risk Focus on rebuilding and increasing enhance dividend through income streams of mis-priced asset tenant engineering, using counter-cyclical strategies to re-configuration or refurbishment, enhance income and thereby generate thereby restoring asset value. value growth in re-creation of institutional investment. "Bond"-like Characteristics Purchase of long-term income VALUE ADDED Focus on purchase of long-term stream of depreciating asset. income stream with asset value Residual value in land. depreciation. Low CORE Return Low Medium High Source: Adapted from Genesta, Property Nordic, 2012 13 Genesta Property Nordic, The Duality of Mispricing, Nordic Insight, Januar 2013. APL | CREFC Europe | INREV | ZIA 17
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