Digital denken - Fax vom Computer aus senden| - Wirtschaftsjunioren Deutschland
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Das Magazin der Wirtschaftsjunioren Deutschland Ausgabe 2/2019 3,10€ B59654 Fax vom Computer aus senden| digital denken
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E di t o r i a l Digitale Liebe Wirtschaftsjuniorinnen, liebe Wirtschaftsjunioren, Denk I n times of change the greatest „Wenn die danger is to act with yesterday’s Gesetzgebung schule logic.“ Dieser Satz des amerika- nischen Management-Vordenkers der Wirklichkeit „ Peter Drucker bringt die aktuelle hinterherhinkt, Herausforderung für Wirtschafts- und Staatslenker messerscharf auf den Punkt. wird es für die In Zeiten rasanten Wandels, wie wir ihn Unternehmen schwer gerade in fast allen Lebensbereichen erle- ben, kommen wir mit althergebrachten voranzuschreiten.“ Lösungen nicht weiter. Mit den Rezepten von gestern werden wir die Probleme von morgen nicht lösen. Die Digitalisierung spitzt diese Kon- ordnung und der Marktgesetze ist aber flikte weiter zu. Unternehmen, die sich essenziell, um international nicht den mit inkrementellen Veränderungen an Anschluss zu verlieren. Hier zählt auch ihren Services und Produkten begnügen, die Umsetzungsgeschwindigkeit. Wenn wird es womöglich schon bald nicht mehr die Gesetzgebung der Wirklichkeit hin- geben. Heute sind Unternehmenslen- terherhinkt, wird es für die Unternehmen ker aufgefordert, nicht nur ihre direkten schwer voranzuschreiten. Wettbewerber zu beobachten, sondern Digital Natives bringen das digitale auch Underdogs und Trends in anderen Mindset häufig mit. Alle anderen können Märkten im Auge zu behalten. Die etab- und müssen es lernen. Sonst können wir lierten Platzhirsche sehen schnell alt aus, in Deutschland einpacken. Denn: am wenn disruptive Innovatoren angreifen. digitalen Wandel führt kein Weg vorbei. Jedenfalls mussten die deutschen Auto- mobilhersteller schmerzlich lernen, dass Mit herzlichen Grüßen es nicht 150 Jahre Industriegeschichte braucht, um Autos zu bauen. Euer Wir dürfen unsere Augen nicht vor Florian Gloßner den radikalen Umbrüchen in Wirtschaft, Bundesvorsitzender der Politik und Gesellschaft verschließen. Wirtschaftsjunioren Deutschland Mit kleinen Nachbesserungen am Sys- tem lässt sich keine Zukunft machen. Die Fridays-for-Future-Bewegung zeigt, dass die junge Generation oft besser versteht, wann es radikale Antworten braucht. Der Klimaschutz ist dafür ein aktuelles Bei- spiel – es gibt aber noch unzählige andere. In deutschen Betrieben wird täglich das Recht gebrochen, weil der Gesetzgeber an einem völlig veraltetem Arbeitszeitge- setz festhält. Auch gibt es noch keine sys- tematische Regulierung der Datenökono- mie. Die Anpassung unserer Wirtschafts- 2/2019 3
i n h a lt Wirtschaftsleben 2/2019 18 Nur Gemeinsam S c h we r p u n k t Gesichter der Jungen Wirtschaft von Kristina Kastner 6 digital ist besser Leitartikel 22 von Kristina Kastner Selbst der Wein wächst digital in rheinland-Pfalz Junge Wirtschaft im Gespräch 10 von Florian Gloßner Aufmerksamkeitsspanne: Acht Sekunden Interview U n s e r Ve r b a n d von Kristina Kastner 12 Tipp für Jungunternehmer: Auf digitale Technologien setzen! Gastbeitrag von Martin Lundborg 32 Goodbye & Hello! Bundesgeschäftsstelle 13 24 von Kristina Kastner und Sandra Koch Vom wandel verweht? – Inside KHT: Eine Arbeitsreiche Digitalisierung und Change Woche zum Jubiläum management 25. Know-How-Transfer mit dem 33 Gastbeitrag Deutschen Bundestag Mittelstand ganz groSS von Franziska Prillmann und von Kristina Kastner Medienpreis Mittelstand Thomas Wolter-Roessler von Sandra Koch 28 14 Fünf Länder, eine Botschaft: Mensch, Raum und Technologie Europa ist eine Chance JCI Interview Internationales von Kristina Kastner von Phillipp Nüßlein 34 Ein highlight jagt das nächste 29 in lyon 16 KonNichiwa, I love New Work – das meetup Wirtschaftsjunioren! Ressort Arbeit, Bildung und Zukunft Ressort Europa und die Welt 35 von Lena Landenberger von Phillipp Nüßlein und Viktoria Schütz Junge Menschen für europa begeistern 17 30 Erfahrungswerte aus dem zwischen Fontane, popcorn digitalen Wunderland und schiffen: 1000 Chancen auf Gastbeitrag tour von Florian Marcus Jugend stärken: 1000 Chancen von Merle Bargmann 4 Junge Wirtschaft
Impressum Magazin der Wirtschaftsjunioren Deutschland Herausgeber Wirtschaftsjunioren Deutschland e.V. Breite Straße 29 | 10178 Berlin jw@wjd.de | www.wjd.de Redaktion Kristina Kastner (Chefredaktion) Merle Bargmann, Vivian Döbber, Florian Gloßner, Ivo Haase, Sandra Koch, Lena Landenberger, Tobias Maucher, Philipp Nüßlein, Magdalena Riedel, Viktoria Schütz, Jessica Selig, Manuela S c h we r p u n k t Weber di g i t a l de n k e n Gestaltung & Illustrationen Mona Karimi | www.monakarimi.de digital ist Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht besser unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Bezugspreis Leitartikel auf Seite 6 3,10 € pro Ausgabe, inkl. MwSt. Jahresabonnement 12,40 € (4 Ausgaben plus Versandkosten) Die Zeitschrift wird den Mitgliedern (WJD) im Rahmen der Mitgliedschaft ohne Erhebung einer besonderen Bezugsgebühr zugestellt. Sie erscheint viermal im Jahr. Nachdruck oder Vervielfältigung einzelner oder aller Beiträge in jedweder, auch digitaler, Form und deren Verbreitung sind nur mit ausdrücklicher und schriftlicher Genehmigung des Herausgebers zulässig. Druck Junioren vor Ort Se r v i c e Kerker Druck GmbH Hans-Geiger-Straße 4 67661 Kaiserslautern 36 Tel. 06301 7987-0 Überall vor ort: #WJdigital daten@kerkerdruck.de www.kerkerdruck.de von Tobias Maucher Anzeigenpreise auf Anfrage Auflage 41 10.500 Exemplare Das neueste in kürze Bildnachweise Cover: Google and the Google logo are registered trademarks of Google LLC, used with permission. 42 S. 4: oben: WJD/Pia Jennert Fotografie, unten: WJD/Jana Legler, S. 4-5: Alekseyliss/Getty Neues aus der Images, S. 5: links: Daniel Günther, rechts: WJD/ 37 geschäftsstelle Insa Hagemann, S. 10: Karl Tapales/Getty Images, Kinderbetreuung selbst S. 11: Intermate Media GmbH/Florian Röske, S. 12: oben: holzgespür – Tischlerei Kasper GmbH, in die Hand nehmen unten: WIK GmbH, S. 13: twr GmbH/focus-f, S. von Kristina Kastner 14/15: Thomas Dashuber, S. 16: Janine Schmitz/ photothek, S. 17: oben: Enterprise Estonia/e- Residency, unten: Rene Riisalu, S. 18-20: WJD/Pia Jennert Fotografie, S. 22: WJD/Kristina Schäfer, S. 38 23: privat, S. 24-27: WJD/Jana Legler, S. 28: WJD/ Philipp Nüßlein, S. 29: Christoph Seydel, S. 30 Eine einzigartige Erfahrung: oben: Antje Schimanke, unten: Lars Tolle, S. 31: der „JCI Facilitator“ oben: Lars Tolle, unten: Till Werner, S. 32: WJD/ Stephanie von Becker, S. 33: oben: WJD/Janine von Ivo Haase Schmitz/photothek, unten: rotschwarzdesign, S. 34: oben: JCI France, unten: Herbert Ewers, S. 35: WJ München, S. 37: Daniel Günther, S. 39 38: oben: Philip Bürck, unten: Ivo Haase, S. 39: links: Oswald Fotodesign, Mitte: ochsenfoto.de / Kurzmeldungen Thorsten Ochs, rechts: IHK Wernigerode, S. 40: oben: WJ Chemnitz, unten: Oliver Rohrbach, S. 41: Udo Sturm, S. 42: WJD 2/2019 5
Wie denkt man digital? Muss man dazu Infor matiker sein, mindestens eine Programmier sprache sprechen, von elektrischen Schafen träumen? Ab welchem Geburtsjahr gilt man eigentlich als „Digital Native“ – und denkt man dann automatisch digital? Klar ist: Wer Schritt halten will, wer Phänomene der digitalisier ten Welt verstehen und Erfolg haben möchte, der muss seine Denkweise auf den Prüfstand stellen. von Kristina Kastner 2/2019 7
S c h we r p u n k t Digital denken, digital handeln Digital denken ist also ein Thema, das alle Lebensbereiche betrifft. Wir haben versucht, uns dem Komplex aus verschie- denen Richtungen zu nähern. Zum einen, um herauszufinden, was eine digitale Denkweise auszeichnet. Zum anderen wollten wir wissen: Was bedeutet es in der Praxis, digital zu denken? Digitalisierung ist mehr, als Schreibmaschinen durch Com- puter zu ersetzen und ansonsten so weiterzumachen wie vor- her. Neue Technologien bringen neue Methoden mit sich und es gilt, sich darauf einzulassen. Sein Unternehmen zu digita- lisieren bedeutet auch, Prozesse auf den Prüfstand zu stellen. N Nur wer bereit ist, neu, anders, digital zu denken, profitiert auch von der Umstellung. Frei nach Thorsten Dirks, dem ehe- ein, hier geht es nicht um Nerds. Hier soll es maligen Vorstandsvorsitzenden von Telefónica Deutschland, auch nicht um den Typus des „Early Adopters“ der schon im Jahr 2015 wusste: „Wenn Sie einen Scheißprozess gehen. Diese, häufig in Großstädten anzutref- digitalisieren, dann haben Sie einen scheiß digitalen Prozess.“ fenden, Menschen zeichnen sich dadurch aus, jedes neue Gadget als Erste zu besitzen und zu benutzen. Digital denken bedeutet nicht, jede Innovation mit (blinder) Euphorie zu bejubeln. Digital ist nämlich gar nicht immer besser. Zumindest noch „Wir müssen weg von den nicht. Speichermedien, die gestern noch als Technologie der Inseln, hin zu vernetzten Zukunft galten, sind heute schon überholt und können in zehn Jahren möglicherweise nicht mehr ausgelesen werden. Ganze Plattformen.“ Publikationsarchive verschwinden mit dem Relaunch von Websites und sind nur noch mit der Wayback-Machine erreich- Moritz Bartling, Geschäftsführer bei teamnext bar. Digitale Lösungen haben in vielen Bereichen analoge Pro- dukte überholt, sind nutzerfreundlicher, schneller, transpa- renter und unmittelbarer. Doch das gilt längst nicht für jeden Bereich. Heute können zahlreiche Unternehmen schon einen hohen Digitalisierungsgrad vorweisen, sagt Moritz Bartling, Geschäftsführer bei teamnext. Doch organisationsübergreifend kommt es zum Bruch: „Innerhalb des Unternehmens arbei- „Wenn Sie einen ScheiSSprozess ten meine Kunden bereits mit digitalen Kollaborations-Tools. digitalisieren, dann haben Sie einen Aber wenn sie mit ihrer Marketingagentur zu tun haben, grei- fen sie zum Telefon.“ Für ihn sind genau das die Knotenpunkte, scheiSS digitalen Prozess.“ an denen in Zukunft gearbeitet werden muss: Schnittstellen. „Wir müssen weg von den Inseln, hin zu vernetzten Plattfor- Thorsten Dirks, ehemaliger Vorstandsvorsitzender men.“ Digital denken, so Moritz Bartling, heißt unter anderem von Telefónica Deutschland in digitalen Ökosystemen zu denken. Digitalisier dich oder ich fress‘ dich So kam es auch kürzlich zu einer Diskussion unter einigen Wirtschaftsjunioren, als es darum ging, eine neue Druckerei für dieses Magazin zu finden: Ob die Produktion eines Print- magazin heutzutage nicht überholt sei? Die Antwort ist ja – und nein. Das gedruckte Magazin erfüllt Zwecke, die sich digi- tal noch nicht so umsetzen lassen: man kann es auslegen, man kann auf einer Veranstaltung darüber ins Gespräch kommen und – ganz wichtig – man kann es problemlos archivieren. Es ist ein bisschen wie mit den Visitenkarten: Besucht man eine Konferenz und bekommt von einem Gesprächspartner einen USB-Stick statt einem Kärtchen, ist das interessant und inno- vativ. Bekommt man von allen Gesprächspartnern USB-Sticks, geht man am Ende mit fünf oder zehn USB-Sticks im Gepäck nach Hause. Ist das wirklich praktischer? 8 Junge Wirtschaft
Vernetzung verändert Zusammenarbeit Genau diesem Thema nimmt er sich auch im Verband mit wei- teren Mitstreitern an: sei es bei der Entwicklung der WJ-Platt- Die Digitalisierung form oder bei der Arbeit an der WJ-Digitalisierungsstrategie. ist eine Chance Ohnehin ist die Digitalisierung unseres Verbandes ein großes und wir können sie Thema. Tobias Maucher erklärt uns auf Seite 36, was es mit #WJdigital auf sich hat und wie Ihr Euch dort beteiligen könnt. annehmen. Auch das Thema New Work wird bei den Wirtschaftsjunioren intensiv vorangetrieben: Hier sind Lena Landenberger und ihr Ressort Arbeit, Bildung und Zukunft federführend (Seite 16). plötzlichen Berühmtheit des YouTubers Rezo so zu sein. Über Dass New Work auf Vertrauen basiert, hat uns Maša Schmidt das Phänomen „Influencer“ und was dahintersteckt haben von Microsoft Deutschland erklärt. Sie hilft Unternehmen auf wir mit Philip Papendieck gesprochen – er ist Geschäftsfüh- dem Weg zum modernen Arbeitsplatz. Wir haben mit ihr dar- rer einer erfolgreichen Influencer-Agentur (ab Seite 10). Denn über gesprochen, warum in der neuen Münchner Zentrale von auch das ist digital(es) Denken: Offenheit gegenüber neuen Microsoft niemand mehr einen festen Sitzplatz hat und welche Phänomenen, die man vielleicht nicht auf Anhieb versteht oder Vorteile gelebtes New Work für Unternehmen hat (ab Seite 14). gut findet. Die Digitalisierung ist eine Chance und wir können sie Estland denkt digital, annehmen. Dafür müssen wir bereit sein, unser eigenes Rheinland-Pfalz auch (manchmal) Mindset neu zu justieren. Dinge nicht ablehnen, nur weil sie ungewohnt sind. Veränderung als langfristigen Prozess Deutschland gilt in Punkto Digitalisierung ja als etwas rück- begreifen. Herausforderungen annehmen, auch unerwartete. ständig. Ein Land, in dem digital schon vieles klappt, das bei Das sind alles Fähigkeiten, die die Wirtschaftsjunioren als uns noch nicht klappt, ist Estland. Florian Marcus hat für uns Unternehmer, Unternehmerinnen und Führungskräfte aus- ein paar Gedanken aufgeschrieben, warum das so ist (Seite machen. Kollaboration, interdisziplinäres Denken und Arbei- 17). In der estnischen Hauptstadt Tallinn findet im November ten, proaktiv sein und immer bereit, zu lernen: Das sind nicht übrigens der JCI-Weltkongress statt – weitere Informationen nur Voraussetzungen für Zukunftsfähigkeit, sondern WJ-Kern- dazu findet Ihr auf Seite 41. Dass auch Rheinland-Pfalz digi- kompetenzen. Lasst uns die Welt gemeinsam digitaler und tal ein paar gute Ideen hat, haben wir von der Staatssekretä- digital besser machen! rin Daniela Schmitt erfahren (ab Seite 22). Ebenfalls politisch sind (neuerdings) die Influencer, zumindest scheint das seit der Du hast Ideen, Anregungen, Vorschläge zur Jungen Wirtschaft? Wir freuen uns über Leserpost! Schreib uns gern eine Mail an jw@wjd.de. 2/2019 9
S c h we r p u n k t Aufmerksamkeitsspanne: Acht Sekunden Interview Kristina Kastner Wer die Digital Natives erreichen möchte, kommt um Influencer Marketing nicht herum. Philip Papendieck ist CEO und Mitgründer der Influencer-Agentur Intermate mit Sitz in Berlin und Hamburg. Wir haben mit Philip darüber gesprochen, was „Swipe-Away-Kids“ sind und was es bedeutet, digital zu denken. 10 Junge Wirtschaft
Philip, bitte erklär uns einmal sein! Wir rennen damit bei den Influen- in drei Sätzen: Was macht cern offene Türen ein. Insgesamt nehmen Intermate? diese Themen stark zu – ohne, dass das PP: Wir verbinden Unternehmen und Konsumthema dabei abnimmt. Institutionen mit Leuten, die eine große Versteht ihr eure Zielgruppe Reichweite in Sozialen Medien haben. noch oder lernt ihr euch das Dabei kümmern wir uns bei jeder Kam- an? pagne um die Digitalstrategie dahinter, Wir lernen durch die Beschäftigung mit darauf aufbauend um Kreativkonzepte, dem, was in den Sozialen Medien erfolg- selektieren dann passende Influencer, reich ist und im Austausch mit den Influ- schließen Verträge mit ihnen, briefen sie, encern, was funktioniert und was nicht. produzieren mit ihnen den Content und Deshalb binden wir die Influencer auch reporten das Ganze dann an den Kunden. stark in den Produktionsprozess mit ein, Wir sind eine Art Hybrid aus Media Agen- Stichwort Co-Creation. Die sogenannten „Meine Hoffnung ist, tur und Kreativagentur, mit einem star- Swipe-Away-Kids haben einigen Studien ken Fokus auf Performance. zufolge eine Aufmerksamkeitsspanne von dass der digitale Wie kam es zur acht Sekunden. Wenn wir nicht sofort ihre Graben zumindest Gründungsidee? Aufmerksamkeit gewinnen, wischen sie ein Stück weit Zum einen war der Plan, zu gründen, unseren Content nach drei Sekunden weg. schon immer in meinem Hinterkopf. Das Das können wir traurig finden oder blöd, überwunden wird und hat mit Sicherheit auch damit zu tun, dass aber erstmal nehmen wir das so hin. die Generationen auch meine Universität in Witten da sehr affin Was bedeutet es für dich, digital über digitale Kanäle ist und uns zum Gründen ermutigt hat. zu denken? Es fehlte zunächst nur die richtige Idee. Offen zu sein gegenüber den Nutzern wieder mehr Einer meiner Mitgründer und ich haben einer Plattform. Zu schauen: Wie nut- zusammenfinden.“ dann nach dem Studium bei einer großen zen die Kids das denn wirklich, TikTok Bekleidungsfirma gearbeitet und sind dort zum Beispiel? In den USA nutzen viele zufällig mit einem der ersten Influencer in Jugendliche Google Docs, um zu chat- Berührung gekommen: einem Model, das ten – nämlich, weil sie in der Schule eh mit einfachen Behind-the-Scenes-Fotos Google Docs nutzen und sich dann direkt wahnsinnig viele Leute erreicht hat. Das in den Dokumenten unterhalten. Das mag hat uns zunächst sehr erstaunt und wir sich erstmal absurd anhören, aber genau haben angefangen, uns dafür zu interes- darum geht es: Solche Umwidmungen zu sieren. Wir haben dann schnell gemerkt: akzeptieren und aus diesem Wissen Nut- Das könnte die Gründungsidee sein, auf zen zu ziehen. die wir gewartet haben. Was sind in deinen Augen Bisher verbindet man die drei großen digitalen Influencer vor allem mit Zukunftstrends? Mode, Reisen, Unterhaltung. Das ist zum einen das Livestreaming, das In letzter Zeit scheint auch sich ausbreiten wird. Influencer werden Politik hinzuzukommen, auch zunehmend live Erlebnisse oder Aktivi- Themen wie Nachhaltigkeit, täten mit ihren Followern teilen. Zum Klimawandel. Findet da gerade anderen schreitet die Personalisierung ein Wandel statt, weg von von Inhalten weiter voran, Inhalte wer- reinem Konsum? den noch genauer auf den einzelnen Nut- Ja, definitiv. Charity-Themen wie „Jugend zer zugeschnitten. Und dann gibt es einen gegen AIDS“ oder Hodenkrebsvorsorge großen Trend, die Zielgruppe der 45- bis machen wir mit unseren Influencern 54-Jährigen anzusprechen und ins Boot schon lange. Zuletzt haben wir die große zu holen. Meine Hoffnung ist, dass der #unfollowme-Kampagne unterstützt: digitale Graben zumindest ein Stück weit Entfolge meinem Kanal, wenn du rech- überwunden wird und die Generationen ter Gesinnung bist. Es gab jetzt eine große auch über digitale Kanäle wieder mehr Welle von Aktionen für den guten Zweck, zusammenfinden. Bäume in Brasilien zu pflanzen oder eine faltbare Toilette für mehr Hygiene in Ent- wicklungsländern. Irgendwann haben wir da selbst den Überblick verloren und die Influencer auch. Wir haben uns jetzt Philip Papendieck verbindet dazu entschieden, uns auf eine Sache zu Unternehmen und Institutionen mit konzentrieren und die Stiftung Bildung den passenden Influencern zu unterstützen. Für uns ist das die wich- tigste Message in der heutigen Zeit: Wis- sen ist Macht. Jeder kann Greta Thunberg 2/2019 11
S c h we r p u n k t Tipp für Jungunter nehmer: auf digitale Technologien setzen! In einem Traditionsbetrieb eigene Impulse zu setzen und dabei dem Bewährten neue Chancen zu eröffnen – das wünschen sich viele Jungunternehmer. Hier bietet die Digitalisierung zahlreiche Ansätze, von der Umstellung der Prozesse bis zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Dabei gibt es keinen Masterplan, denn kein Unternehmen gleicht dem anderen: Struktur, Größe, Firmenphilosophie oder auch familiäre Konstellationen erfordern ein individuelles Vorgehen. Von Martin Lundborg E in Beispiel, wie ein digitales Geschäftsmodell zur Digitalisierung eines ganzen Betriebes führen kann, ist die Jungunternehmerin Julia Kasper, Gründerin und Geschäftsführerin des Unterneh- mens holzgespür. Schon während ihres BWL-Stu- diums hatte sie sich Gedanken gemacht, wie die Tischlerei ihrer Eltern auch überregional Kunden gewinnen könnte. Da die bis- herigen Aufträge immer im persönlichen Gespräch zustande gekommen waren, wollte sie einen Weg finden, individuelle Beratung und Service auch Kunden von außerhalb zu bieten. Die Idee für holzgespür war geboren. Über diese Onlineplatt- Ein erfolgreiches Team – die form können Kunden mit Hilfe eines 3D-Produktkonfigurators Tischlerei Kasper und holzgespür ihren „ganz eigenen“ Tisch bestellen. Die digitale Kommunika- tion erfolgt mit Bildern und Videos: So sehen die Kunden nicht nur den nach ihren Vorgaben visualisierten Tisch, sondern können auch während der Produktion entscheiden, zum Bei- Netzwerken lassen sich Beschaffungsprozesse bündeln und spiel welchen Baumstamm der Tischler verarbeiten soll. dadurch Einkaufspreise senken. Anbieter verschiedenster Pro- Julia Kasper hat mit ihrem erfolgreichen Geschäftsmo- dukte oder Dienstleistungen können sich über Kommunikati- dell nicht nur das Angebotsspektrum der elterlichen Tisch- onsplattformen verständigen oder gemeinsame Online-Shops lerei erweitert, sondern auch den Anstoß gegeben, die dor- starten, wenn es der Wertschöpfung dient. Und Unternehmen tigen Geschäftsprozesse unter die Lupe zu nehmen – nicht der gleichen Branche können sich über eine Plattform gegen- zuletzt, um die beiden Unternehmen besser zu vernetzen. seitig Anlagenkapazitäten vermieten. Erste Schritte waren die digitale Erfassung der Arbeitszeiten, Es gibt zahlreiche digitale Technologien, die Jungunterneh- der Einsatz von Smartphones für eine bessere Personalein- mer mit frischem Blick nutzen können: Informationen und satzplanung und die Digitalisierung der Kunden- und Produk- auch konkrete Unterstützung finden Sie bei den regionalen tionsdaten. Und die Jungunternehmerin ruht sich nicht auf bzw. thematisch ausgerichteten Mittelstand 4.0-Kompetenz- ihren Lorbeeren aus: Im drängenden Wettbewerb sieht sie die zentren, zu finden unter mittelstand-digital.de Alleingänge von Handwerksbetrieben kritisch. Es sei nicht die Lösung, dass jeder einzelne Handwerker eine Online-Plattform eröffne. Im digitalen Zeitalter habe man nur als Netzwerk eine Martin Lundborg ist Leiter der B egleitforschung Chance. von Mittelstand-Digital. Das Bundesministerium Digitale Netzwerke sind ein großer Vorteil der Digitalisie- für Wirtschaft und Energie ermöglicht die kos- rung, den gerade kleine und mittlere Unternehmen für sich tenfreie Nutzung aller Angebote von Mittelstand- nutzen sollten. Einige Beispiele aus der Praxis: In digitalen Digital. 12 Junge Wirtschaft
S c h we r p u n k t Vom Wandel verweht? – Digitalisierung und Change Management Bringt die Digitalisierung tatsächlich Dritter Punkt: Planbarkeit. Jeder Planung liegt der Glaubens- Geschäftsmodelle, Organisationen und satz zugrunde, dass ich im Moment der Planung halbwegs weiß, was ich da plane. Kenne ich die bevorstehenden Aufga- Arbeitswelten durcheinander? Dieser Frage ben nicht, sind sowohl Zeit als auch erforderliche Ressourcen gehen wir in drei Aspekten nach: Führung, bestenfalls schätz- aber nicht planbar. Angesichts der gegen- wärtigen Informationsexplosion, der zunehmenden Rolle von Kundenzentrierung und Planbarkeit. KI und der generell hohen Dynamik wird das nicht leichter. Die für viele Menschen wichtige Sicherheit kommt heute immer weniger aus dem Wissen; sie wird daher immer mehr aus Von Franziska Prillmann und unseren Fähigkeiten kommen: Etwa aus der Fähigkeit, schnell Thomas Wolter-Roessler gemeinsam komplexe Fragen zu beantworten. Und dabei wer- den menschliche Eigenschaften wie Kreativität und Empathie S eine immer wichtigere Rolle einnehmen. Damit sind wir beim Change Management. Der Begriff ist ein tarten wir mit der Führung, dem nach wie vor Widerspruch in sich, denn Verhaltensänderung kann ich eben wichtigsten Thema unternehmerischen Han- nicht steuern und anweisen, sie geschieht nur in freiwilliger delns. In den allermeisten Organisationen wird Selbstverpflichtung. Allen Beteiligten Chancen und Nutzen die Pyramide gelebt: Verschiedene Hierarchie- von Veränderung sichtbar zu machen, und optimistisch diesen ebenen und Abteilungen, die durch diverse Ideen Weg zu gehen, wird also eine der künftigen Kernkompetenzen (Projektmanagement, Matrix etc.) wieder zusammengeführt werden. werden sollen. Bezug nehmend auf unsere Ausgangsfrage sind wir der Der Pyramide liegt ein Glaubenssatz zugrunde: Dass die Meinung, dass die Digitalisierung einiges ändern wird. „Durch Qualität einer Entscheidung steigt, je höher die Ebene ist, auf einanderbringen“ wird sie die Unternehmen nur, wenn diese der sie gefällt wird. Anders herum: Je wichtiger eine Entschei- es versäumen, ihre Akteure im Rahmen gelingender Change- dung, desto höher die Ebene, auf der sie getroffen wird. Prozesse bei dieser Transformation mitzunehmen. Dieser Glaubenssatz kommt aus der Industrialisierung, als eine große Anzahl ungelernter Arbeitskräfte vom Land in die Fabriken strömte. Und da war er auch goldrichtig. Denn die Arbeiterinnen und Arbeiter konnten und sollten nicht mitden- ken, sie waren Ausführende dessen, was die oberen Ebenen entschieden hatten. Mit Blick auf zunehmend höhere Spezialisierung und kür- zere Betriebszugehörigkeiten bezweifeln wir jedoch, dass der Glaubenssatz auch heute noch zutrifft. Führung wird sich ver- ändern: Nicht mehr die besseren Entscheidungen zu treffen ist ihr Ziel, sondern andere dazu zu befähigen, dass sie dies tun. Indem wir Räume schaffen, in denen die Beteiligten gemein- sam erfolgreich sind. Doch nicht nur Führungsrollen haben sich verändert. Auch im Produktentwicklungsprozess gewinnt der Kunde an Entscheidungs- und Gestaltungskraft. Der immer mündi- gere Kunde schreibt heute dem Produktgestalter zunehmend Franziska Prillmann und Thomas W olter-Roessler von der twr ins Heft, wie das Produkt auszusehen hat. Der Produzent GmbH in Stuttgart begleiten seit fast zwanzig Jahren mittelstän- übernimmt durch Online-Shops, 3D-Drucker und den Ver- dische produzierende Unternehmen bei Veränderungsprozessen, sanddienstleister wichtige Aufgaben des Vermarkters. insbesondere der Digitalisierung. Diese ist aus ihrer Sicht mehr ein Beispiel Sportschuhe: Im klassischen Sportladen gibt gesellschaftlicher Wandel als ein Technologiethema, daher kön- es vieles, aber eines sicher nicht: Den von mir individuell nen Unternehmen vor allem von einer noch höheren Qualität in gestalteten Laufschuh. Zusammenarbeit und Dialog profitieren. 2/2019 13
S c h we r p u n k t Mensch, Raum und Technologie Die Digitalisierung der Arbeit ist umfassender und folgenreicher, als den Mitarbeitern einen Laptop zu geben und „Telearbeit“ prinzipiell nicht auszuschließen. Doch was bedeuten Buzzwords wie Modern Work oder Arbeit 4.0 im Arbeitsalltag eines großen Digitalkonzerns? Darüber haben wir mit Maša Schmidt gesprochen. Interview Kristina Kastner Maša, Dein Jobtitel bei ertrauensarbeitszeit und Vertrauens- V Microsoft Deutschland lautet: arbeitsort können wir selbstbestimmt Modern Workplace Lead entscheiden, wann und wo wir arbeiten Customer Success. Erklär uns möchten. doch zunächst einmal, was Du Bei Microsoft ist New Work ein Drei- in dieser Rolle tust. klang aus Mensch, Raum und Technolo- Gemeinsam mit meinem Team begleite gie. Dabei sind Technologie und Raum vor ich Kunden auf dem Weg zum moder- allem das Handwerkszeug – der Mensch nen Arbeitsplatz. Nicht nur bei dem muss in einer modernen Arbeitswelt im Einsatz von Technologie, wie man sich Fokus stehen. das vielleicht bei einem Technologie- Was bedeutet das konkret? unternehmen wie Microsoft vorstellen Wenn jemand bei Microsoft einsteigt, würde, sondern vor allem beim Change- bekommt er erstmal einen Vertrauens- Kommt es da nicht zu Management. vorschuss. Das ist meines Erachtens die Problemen mit Kollegen, Konkret helfen wir Unternehmen dabei, höchste Prämisse bei New Work: Nur, die ihren festen Arbeitsplatz Antworten und Lösungen auf Fragen zu wenn wir uns gegenseitig vertrauen, kön- behalten und zum Beispiel finden wie: Wie ändert sich eigentlich die nen wir wirklich flexibel arbeiten. Durch gerne ganz klassisch mit Zusammenarbeit, wenn ein Team plötz- Vertrauensarbeitszeit und Vertrauens- Pflanzen oder Familienfotos lich in Echtzeit gemeinsam an Dokumen- arbeitsort kann jede Mitarbeiterin und einrichten möchten? ten arbeiten kann? Wie ändert sich Füh- jeder Mitarbeiter morgens entscheiden, Natürlich gibt es auch Vorbehalte. Es ist rung, wenn Teams nicht zusammen im ob sie oder er im Büro, von Zuhause, im sehr wichtig, Mitarbeiter früh im Change- Büro sitzen, sondern in ganz Deutschland Park, im Café oder vielleicht vor Ort beim Prozess mitzunehmen, sie in Entschei- verteilt sind? Kunden arbeiten will. Das ermöglicht dungen einzubeziehen und ihnen Mög- Wird New Work denn bei den Mitarbeitern ein sehr gutes Blending lichkeiten zu geben, Dinge im Vorfeld Microsoft auch gelebt? zwischen Arbeitswelt und persönlichen auszuprobieren. Im Gespräch zu bleiben. Bevor ich bei Microsoft angefangen habe, Präferenzen. Ein Argument ist zum Beispiel, dass man habe ich auf der DLD Women-Konferenz Vor einiger Zeit haben wir in München- die Familienfotos auf dem Tisch dann in München Ursula von der Leyen erlebt, Schwabing unsere neue Deutschlandzen- nicht mehr braucht, weil man auch ein- die damals gesagt hat: „Frag mich nicht, trale eröffnet, mit ganz neuen räumli- fach nach dem Mittagessen ins Home- wo ich arbeite, frag mich nicht, wann chen wie technologischen Möglichkeiten office fahren und so seine Familie sehen ich arbeite, sondern frag mich nach den für Zusammenarbeit. Es gibt dort keine kann. New Work ermöglicht es auch, Resultaten.“ Das war im Sommer 2013, festen Arbeitsplätze mehr – stattdessen nachmittags zum Fußballspiel der Toch- damals wirkte diese Art zu arbeiten für sucht sich jeder einen Platz aus, der den ter zu fahren – man kann sich schließlich mich extrem weit weg – aber sehr erstre- Anforderungen des jeweiligen Arbeitsta- auch danach noch mal hinsetzen und ein benswert. Ein halbes Jahr später habe ges entspricht: zum Beispiel einen ruhi- paar E-Mails schreiben. Wir glauben bei ich dann bei Microsoft angefangen und gen Platz zum konzeptionellen Arbeiten Microsoft daran, dass Arbeitszeit und pri- plötzlich war dieses Ideal Realität: Dank oder einen Teamarbeitsplatz. vate Zeit heutzutage viel mehr ineinan- 14 Junge Wirtschaft
dergreifen. Mit unseren flexiblen Arbeits- beitern als auch von der Geschäftsleitung ortgebundenheit. Wenn ich zum Beispiel modellen wollen wir neue Formen der gestaltet wird. Es ist sehr wichtig, dass die einen ganz tollen Entwickler entdeckt Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben Geschäftsleitung im Rahmen des Change- habe, der aber keine Lust hat an meinen ermöglichen. Prozesses als Vorbild agiert und das neue Standort zu ziehen, habe ich durch New Welche Rolle spielen die Arbeiten vorlebt: etwa ins Homeoffice Work trotzdem die Möglichkeit, ihn anzu- Technologien dabei? geht, mobil arbeitet, die Technologien werben. Das ist der eine Punkt. Außerdem Wichtig ist, dass Hard- und Software die nutzt und Teil des Enterprise Social Net- rüsten flexible Arbeitsweisen die Unter- Arbeit im Team unterstützen und Kom- works wird. Nur so wird dieser Wandel nehmen, sich besser auf neue Herausfor- munikation auch über Zeitzonen hinweg authentisch für das Unternehmen. derungen einzustellen. Also agil zu arbei- vereinfachen – etwa durch Videokonfe- Wie profitieren die ten, schnell zu reagieren, die Digitalisie- Unternehmen, die sich auf rung erfolgreich zu gestalten – und auch diesen Wandel einlassen? ein entsprechendes Mindset zu etablie- Aus der Arbeitnehmerperspektive gibt ren. Der dritte Punkt ist, dass Unterneh- einem das neue Arbeiten extrem viel men gute Mitarbeiter halten möchten. Freiheit, selbstbestimmt zu entschei- Motivierte Mitarbeiter, die ihr Berufs- den, wann, wo und wie viel man arbeiten und Privatleben besser miteinander will und die Arbeit an die persönlichen in Einklang bringen möchten, können Bedürfnisse anzupassen. Diese Selbstbe- Unternehmen durch New Work länger stimmtheit hat eine direkte Auswirkung binden. Das wiederum stärkt die Wettbe- auf Kreativität, Innovationskraft und werbsfähigkeit von Unternehmen. auch Motivation. Thema Mindset, du hast es Besteht da aber nicht gerade angesprochen: Was auch die Gefahr, dass sich bedeutet es für Dich, digital zu die Arbeitnehmer selbst denken? Und denkst Du selber überlasten? digital? Da sprichst Du einen ganz wichtigen Digital denken bedeutet für mich, die Punkt an. In meinen Augen spielen da Möglichkeiten der Digitalisierung und zwei Themen mit rein: Zum einen haben die damit einhergehende Technologien Führungskräfte in der modernen Arbeits- zu kennen und sie in Lösungsansätze ein- welt eine ganz neue Verantwortung, auf bauen zu können. Im Rahmen von New die Mitarbeiter zu achten. Wenn zum Bei- Work ist Technologie für mich jedoch spiel jemand über einen längeren Zeit- nur die Basis. Der Mensch muss im Mit- raum öfter abends E-Mails schreibt. Oder telpunkt stehen. Deswegen würde ich wenn sich Mitarbeiter davon unter Druck von mir sagen: Ich denke digital, aber ich gesetzt fühlen, dass der Chef oder die Che- handle empathisch. fin sonntags Mails schreibt. Es ist wichtig, Zum Schluss: Digitalisierung das wahrzunehmen und anzusprechen und New Work, sind das Dinge, – und vielleicht auch passende Regeln die Unternehmen nur ganz oder renzen oder indem sie helfen, Sprachbar- aufzustellen. Etwa, dass E-Mails, die am gar nicht umsetzen können? rieren zu senken. Für mich ist Technolo- Wochenende oder nach 18 Uhr verschickt Ich glaube, um den größtmöglichen Erfolg gie einfach eine Basis für New Work, nicht werden, nicht beantwortet werden müs- zu haben, muss man ganzheitlich den- mehr und nicht weniger. sen. Es geht dabei also ganz viel um offene ken. Ich freue mich aber trotzdem über Ihr helft euren Kunden Kommunikation. Unternehmen, die die ersten Schritte bei der Umsetzung des Der zweite Punkt schließt da an: Unter- gehen, sich zum Beispiel überhaupt mit Change-Prozesses. Was nehmen stehen auch in der Verantwor- dem Thema Homeoffice auseinanderset- sind denn überhaupt die tung, ihren Mitarbeitern Angebote für zen. Es ergeben sich dann daraus auch Voraussetzungen, um New mentale Gesundheit zu machen. Ihnen immer neue Fragen, etwa wie man Füh- Work zu implementieren? die Möglichkeit zu geben, sich zu infor- rung gestaltet, wenn Kollegen im Home- Meines Erachtens muss jedes Unterneh- mieren, sie zu sensibilisieren und auch office sind. Auch wenn ein Unternehmen men zunächst für sich selbst grundsätzli- konkrete Übungen anzubieten. Wir alle sagt, es startet erstmal klein, ist es auf che Fragen beantworten: Was ist unsere müssen lernen, wie wir in einer Welt, die dem richtigen Weg – obschon ich mir per- DNA? Was macht unsere Unternehmens- sich in rasantem Tempo verändert, per- sönlich wünschen würde, dass New Work kultur aus? Was sind unsere Grundwerte? sönliche Grenzen ziehen, unsere mentale stärker ganzheitlich gedacht wird. Insge- Unternehmen müssen herausfinden, wie Gesundheit schützen und unsere Resi samt sind aber auch erste kleine Schritte sie Zusammenarbeit gestalten wollen. lienz stärken können. besser, als sich dem ganzen Thema kom- Davon leitet sich dann ab, welche Hard- Und was sind die Vorteile plett zu verschließen und gar nichts zu ware und welche Software sie benötigen, von New Work aus der machen. wie die Räume aussehen müssen, wel- Unternehmerperspektive? che Methoden genutzt werden sollen. Der The „War for Talents“ is on! Die Talente Wandel vom traditionellen Arbeitsmodell der jungen Generation, die gerade von der zum neuen Arbeiten ist in meinen Augen Uni kommen, erwarten moderne Arbeits- ein langfristiger Prozess. Elementar ist, prozesse und -umgebungen. Der Arbeits- dass dieser Prozess sowohl von den Mitar- markt bewegt sich auch weg von Stand- 2/2019 15
S c h we r p u n k t I New Work – Das #Meetup Nein, nicht in New York, viel besser: in Berlin fand das erste New Work-Meetup bei strahlendem Sonnenschein am 17. Mai 2019 statt. Genauer gesagt bei und in der Turbine Kreuzberg, dem Think Tank der gleichnamigen Digitalagentur. von Lena Landenberger N Die Podiumsteilnehmer (von links nach rechts): Catharina Bruns, Jens Konrad, Kristine Lütke, Tobias Maucher, achdem alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer Johannes Vogel und Antje Lezius die außergewöhnliche Location inspiziert hat- ten, die früher als Umspannwerk die Elektrizi- tät verteilte und heute zukunftsorientierte Pro- duktplattformen, Marktplätze und individu- elle Anwendungen im Bereich E-Commerce erzeugt, begrüß- ten die CEOs der Turbine Kreuzberg, Peter Breuer und Daniel Nill, alle Teilnehmer. In seiner mitreißenden Einführungs- rede entführte Daniel Nill alle Anwesenden in die Arbeitswelt der Zukunft – die bei Turbine Kreuzberg längst Realität ist: Tschüss Hierarchie – Hallo agiles Arbeiten. Welche Kompetenzen brauchen wir in der Zukunft? Zu Gast bei Turbine Kreuzberg – über den Dächern Berlins Im Anschluss daran wurde die „I Love New Work“-Kampagne des Ressorts Arbeit, Bildung und Zukunft der WJ Deutschland tem dringend benötigen, denn glaubt man wissenschaftlichen vorgestellt. Darauf folgte die mit Spannung erwartete Podiums- Studien, werden bis zu zwei Drittel der Kinder und Jugendli- diskussion mit den hochkarätigen Gästen: Antje Lezius, MdB chen, die derzeit die Schule besuchen, in Berufen arbeiten, die und Mitglied der CDU-Bundestagsfraktion und der Enquete- wir heute noch gar nicht kennen. Kommission „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“, Johannes Vogel, MdB und arbeits- und rentenpolitischer Spre- Macht mit bei der New-Work-Week! cher der FDP-Bundestagsfraktion, Catharina Bruns, Entrepre- neurin, Autorin und Streiterin für Selbständigkeit und freie Ausgestattet mit vielen neuen Eindrücken und Erkennt Arbeitsmodelle, Jens Konrad, Co-Founder von „Die Zukunfts- nissen starteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann bauer - Wir bringen Zukunft an die Schulen“ und Kristine in das World Café, bei dem Ideen für Aktionen generiert Lütke, Unternehmerin in der Pflegeindustrie und Ehrenvorsit- wurden, die während der bundesweiten und kreisübergrei- zende der Wirtschaftsjunioren Deutschland unter der Mode- fenden New-Work-Week durchgeführt werden können. Daher ration von Tobias Maucher – dem Digital-Coach im Kompe- rufen wir (auch nochmals hier) alle Wirtschaftsjuniorinnen tenzteam Arbeit, Bildung und Zukunft. Vielfältiger konnte die und -junioren auf, ab dem 7. November 2019 eine New-Work- Diskussion zum Thema New Work in Schule, Aus- und Weiter- Aktion zu starten. Das kann ein Vortrag, eine Pressemitteilung, bildung nicht sein. ein World-Café oder Bar-Camp mit Unternehmen, Bildungs- Einen guten Einstieg bot das aktuelle Urteil des Europäischen einrichtungen oder Schulen sein. Gerichtshofs, das Arbeitgeber in der EU dazu verpflichtet, die Für weitere Ideen und Anregungen steht natürlich Arbeitszeit ihrer Mitarbeiter komplett zu erfassen. Vor allem neben dem persönlichen Kontakt das digitale Ideenbuch der große Themenkomplex „Zukunftsfähigkeit der Bildung – unter IloveNewWork.de sowie die Ressortfunktionsadresse quo vadis?“, welche Kompetenzen und Fähigkeiten brauchen arbeitundzukunft@wjd.de zum Austausch zur Verfügung. wir in der Zukunft, wurde von allen Seiten beleuchtet. Einigkeit Das Ressort Arbeit, Bildung und Zukunft freut sich auf eure bestand darin, dass wir ein „Update“ bei unserem Bildungssys- Ideen. 16 Junge Wirtschaft
S c h we r p u n k t Erfahrungs werte aus dem digitalen Wunderland Während man in Deutschland teilweise stundenlang bei der Kfz-Zulassungsstelle auf sein neues Kennzeichen warten muss, braucht man in Estland dafür nur wenige Klicks und das Kennzeichen kommt per Post nach Hause. In Sachen digitaler Verwaltung liegt Estland laut dem aktuellen Digital Economy and Society Index (DESI) der Europäischen Kommission auf Platz zwei – Deutschland rangiert auf Platz 24. Können wir von Estland lernen, digital zu denken? von Florian Marcus M eine Stimme bei der diesjährigen Europa- oder in der Privatwirtschaft. Deswegen muss der Staat wahl habe ich auf einer englischen Parkbank der Realität ins Auge schauen und sich für höchste Daten abgegeben. Alles, was ich dazu brauchte, sicherheit einsetzen. war mein Laptop und mein estnischer Per- 3) Transparenz & Datenschutz – kein Widerspruch: Im estni- sonalausweis; i-Voting funktioniert in Est- schen Staatsportal kann ich sehen, welche Behörde wann land bereits seit 2005. Dass Estland durch die Einführung der und aus welchem Grund auf welchen Teil meines Daten- rechtskräftigen digitalen Unterschrift dazu noch jährlich etwa satzes zugegriffen hat. Damit werden jeder einzelnen Per- zwei Prozent des BIPs einspart, ist hierzulande fast nur noch son im Land die Möglichkeiten an die Hand gegeben, sich eine Fußnote. Und das sind nur zwei Beispiele in einem Land, gegen unzulässige Datenzugriffe zu wehren. Und natürlich in dem man (fast) alles digital erledigen kann und in dem alles wissen auch die Staatsbediensteten, dass unrechtmäßige Digitale zu klappen scheint. Die Frage, die viele Menschen Datenzugriffe im System bemerkt und geahndet werden. außerhalb Estlands umtreibt, ist: Warum funktioniert Digitali- Das schafft Vertrauen. sierung in diesem Umfang nur hier? Als Gedankenansatz sind Fazit: Die Esten haben kein digitales Gen. Sie haben nur von hier drei Grundsätze, mit denen Estland über die letzten Jahr- Anfang an die Digitalisierung als Chance begriffen, deren Risi- zehnte gut gefahren ist: ken der Staat managen muss. Dazu existiert die EU nicht in 1) Der Bürger im Mittelpunkt: Selbstverständlich gibt es auch einem Vakuum – Länder in Südamerika, Afrika und Asien digi- in Estland Interessensgruppen, welche die Politik beein- talisieren die eigenen Strukturen momentan rasant und wer- flussen wollen. Beispielsweise hätten Versicherungsanbie- den damit auch attraktiver für globale Talente, die heute so ter in jedem Land gern Zugriff auf die Gesundheitsakten wenig Probleme wie nie zuvor damit haben, ihr Heimatland eines jeden Bürgers, um Risiken abzuwägen. Dies lässt der zugunsten besserer Lebensbedingungen zu verlassen. Die EU estnische Staat selbstredend nicht zu: Die digitalen Dienst- hat das Know-how und das Geld, um in Sachen Digitalisierung leistungen des Staates existieren, um dem Menschen das zum Vorreiter zu werden – packen wir es an! Leben leichter zu machen – nicht, um der Privatwirtschaft auf fragwürdige Weise unter die Arme zu greifen. 2) Gelebter Pragmatismus: Viele Politiker fordern 100 Pro- zent sichere Lösungen in Bezug auf staatliche IT-Lösun- Florian Marcus arbeitet als Analyst im e-Esto- gen. Das ist zwar lobenswert, aber wenig hilfreich. Denn: nia Briefing Centre in der estnischen Haupt- Keine Lösung ist 100 Prozent sicher – Server können stadt Tallinn. In dieser Position vermittelt er gehackt werden, physische Dokumente können gestohlen, unter anderem, wie Estland zum digitalen Vor- kopiert oder zerstört werden. Der pragmatische Este weiß: reiter geworden ist und was andere Länder aus Der Großteil unserer Daten ist online, egal ob beim Staat diesen Erfahrungen lernen können. 2/2019 17
x xi r W xtxs c h a f t s l e b e n Nur gemeinsam Jeannine Budelmann kann Spaghetticode von strukturiertem Code unterscheiden, hat schon als Schülerin ausgezeichnete Verhaltensforschung betrieben und findet sich auch in Peking bestens zurecht. Und dann sieht auch noch alles sehr leicht aus bei ihr. Was steckt dahinter? Ein Ortsbesuch. Von Kristina Kastner 18 Junge Wirtschaft
W er die Elbphilharmonie besucht, kommt mit nicht beruflich weiter verfolgt? Auch das hat mit Jugend forscht Budelmann Elektronik in Berührung. Man zu tun: Hier lernt sie nämlich Christoph kennen, ihren Mann. könnte sogar sagen, ohne das Unterneh- Wie Jeannine nimmt Christoph am Jugend-forscht-Bundes- men aus dem westfälischen Münster kommt wettbewerb teil, im Fachbereich Elektrotechnik, und belegt kein Musikfan hinein in das Opernhaus an den ersten Platz. Jeannine wird in ihrem Bereich Zweite. Er der Elbe. Der Grund ist einfach: In der Einlasskontrolle zur kommt aus dem Norden Deutschlands, aus Niedersachsen, und Plaza der Elbphilharmonie befindet sich ein Industrie-PC aus sie lebt zu dem Zeitpunkt mit ihren Eltern im Saarland. „Ohne dem Hause Budelmann. Manche Menschen verdanken auch Jugend forscht hätten wir uns also gar nicht kennengelernt.“ ihren Kaffee im Büro oder die frische Bauernhof-Milch von der Nach dem Bundeswettbewerb stehen jede Menge Folgetermine Milchtankstelle einer Elektronik-Einheit dieses jungen Unter- an: Einladungen zur Studienstiftung des deutschen Volkes, ins nehmens. Kanzleramt, sehr viele Veranstaltungen. „So haben wir uns „Unser Name steht eben nirgendwo drauf“, erklärt Jeannine immer wieder getroffen und dann hat es irgendwann gefunkt.“ Budelmann die geringe Bekanntheit. Viele Kunden von Budel- mann Elektronik haben ihre Kompetenzen im Kunststoff- oder …zur Mikroelektronik Metallbereich und kaufen das „Innenleben“ ihrer Produkte – man könnte auch sagen: das Herz – bei Budelmann ein. Dort Christoph studiert nach dem Abitur Elektrotechnik und Infor- wird Elektronik wie auch Software kundenspezifisch für den mationstechnik und entwickelt nebenbei Elektronik und Soft- B2B-Bereich entwickelt. Herausforderungen, bei denen man ware für Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Im Jahr mit Standardelektronik nicht weiterkommt, können damit 2010 gründet er eine UG, um diese Tätigkeiten auf eine solide bewältigt werden. Dazu gehört etwa auch der gesamte Indus- rechtliche Grundlage zu stellen. „Das war total unspektaku- trie-4.0-Komplex. lär, er kam nach Hause und wir haben zu Abend gegessen und „Mich interessiert diese Schnittstelle zwischen Mensch und Medizin und die Wissenschaften, die sich damit beschäftigen: Psychologie, Organisationslehre und eben Marketing.“ er sagte: ‚Ich war heute beim Notar und habe das Unternehmen eintragen las- Vom Marketing… sen‘. Das war schon das ganze Gespräch.“ Während Christophs Plan eigentlich vor- Dass sie einmal Geschäftsführerin eines sieht, hauptberuflich zu promovieren, Mikroelektronik-Unternehmens werden wächst das Unternehmen stetig. Mit der würde, war nicht der ursprüngliche Plan Zahl der Kunden und Aufträge steigt von Jeannine Budelmann. Die 1986 auch die Zahl der betriebswirtschaftli- geborene Tochter eines Mediziner-Ehe- chen Fragestellungen. Und da kommt paars hat BWL mit Interkultureller Qua- Jeannine ins Spiel. lifikation Chinesisch studiert, zog zum Alles fügt sich bei den Budelmanns, Studium nach Mannheim, später nach als wäre es genau so von langer Hand Heidelberg, ging einige Zeit nach Peking geplant worden. „Wir haben das Unter- und Frankreich. Zu Beginn des Studi- nehmen zuerst von unserer Wohnung ums, erzählt sie, wollte sie eigentlich aus geführt und die Arbeitszimmer dafür „das, was alle wollen, die in Mannheim genutzt, die wir uns ohnehin eingerichtet BWL studieren: Irgendwann in einem hatten. Nach und nach sind in den Woh- richtig großen, wahrscheinlich sogar nungen unter und über uns die ande- Automobilkonzern, ganz weit nach vorne ren Mietparteien ausgezogen und zwar kommen.“ Nach dem Studium arbei- immer genau zum richtigen Zeitpunkt. tet sie zunächst in einigen marketing- Dann haben wir diese Wohnungen ange- bezogenen Forschungsprojekten: „Mich mietet und wir hatten wieder Platz für interessiert diese Schnittstelle zwischen neue Mitarbeiter. Irgendwann war das Mensch und Medizin und die Wissenschaften, die sich damit Haus voll.“ Christoph führt zwar seine Promotion zu Ende, beschäftigen: Psychologie, Organisationslehre und eben Mar- doch bald ist beiden klar: Wir sind jetzt Unternehmer. Durch keting.“ eine Rubrik im IHK-Magazin werden sie auf die Wirtschafts Bereits als Schülerin beschäftigt sich Jeannine mit Themen junioren aufmerksam – und werden Mitglieder. aus dem Spektrum der Sozialpsychologie. Im letzten Schuljahr nimmt sie an „Jugend forscht“ teil, tritt im Fachbereich Bio- Vorbildfunktion und logie im Bundeswettbewerb an. Ihr Thema: Das sogenannte Vereinbarkeit Ultimatumspiel, anhand dessen sie erforscht, wie gerecht oder ungerecht Kinder im Grundschulalter teilen. Noch heute Heute sitzt Budelmann Elektronik in einem Gewerbegebiet spricht sie mit einer Begeisterung von diesem Projekt und am Stadtrand von Münster, in einem Neubau, der von außen ihren Erkenntnissen, die erahnen lässt, wie sehr Jeannine die- modern, aber recht unscheinbar wirkt. Innen jedoch wird er ses Thema am Herzen liegt. Warum hat sie diesen Weg dann nicht nur den Anforderungen des wachsenden Unternehmens 2/2019 19
Wirtschaftsleben gerecht, die Einrichtung beweist auch viel Liebe zum Detail. Struktur gewinnt Anfang dieses Jahres ist das Unternehmen dort eingezogen, Jeannine, Christoph und ihre Tochter wohnen gleich in der Wenn man Jeannine zuhört, hat man das Gefühl, ihr fiele alles Nähe. Jeannine ist dieses Jahr WJ-Landesvorsitzende in Nord- leicht. Wird ihr nicht auch manchmal alles zu viel? „Natürlich! rhein-Westfalen und wird sich als stellvertretende Bundesvor- Mir wird häufig alles zu viel!“ Und dann? „Durchatmen und sitzende 2020 bewerben. Familie Budelmann verbringt dem- einmal die Aufgaben neu strukturieren. Wenn es mir zu viel entsprechend viel Zeit auf WJ-Veranstaltungen am Wochen- wird, brauche ich Struktur und dann muss ich mit jemandem ende – gemeinsam. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sprechen – in der Regel mit meinem Mann – was gerade zu viel ist ein zentrales Thema der Wirtschaftsjunioren, seit Jahren“, ist und wie wir uns gegenseitig unterstützen können.“ sagt Jeannine. Also, findet Jeannine, sollte Vereinbarkeit auch Vielleicht ist das ihr Geheimnis: Dass sie nicht versucht, alles „Wenn es mir zu viel wird, brauche ich Struktur und dann muss ich mit jemandem sprechen – in der Regel mit meinem Mann – was gerade zu viel ist und wie wir uns gegenseitig unterstützen können.“ im Verband lebbar und sichtbar sein. „Ich würde es toll finden, alleine zu machen, sondern gemeinsam. So hat sie sich auch wenn uns das gelingt.“ als Landesvorsitzende vorgenommen, mit anderen Akteuren Doch Vereinbarkeit ist kein Kinderspiel. Jeannine tanzt in der Gesellschaft ins Gespräch zu kommen. Gemeinsam mit jeden Tag auf drei Hochzeiten: Unternehmen, Ehrenamt und starken Partnern möchte sie das Bild des Unternehmers und Familie. Dass das nicht selbstverständlich ist und sie eine Vor- des Unternehmertums in der Öffentlichkeit verbessern. „Des- bildfunktion einnimmt, wird ihr oftmals erst im Nachhin- wegen habe ich mir da einen ganz bunten Blumenstrauß raus- ein bewusst: „Als ich zur stellvertretenden Landesvorsitzen- gepickt an Gruppierungen, die wir so in NRW haben und mit den gewählt wurde, war meine Tochter erst zwei, drei Monate denen Gespräche geführt oder geplant. Dazu zählen zum Bei- alt. Wir sind da ganz offen mit umgegangen, es wusste jeder, spiel der NABU, der Verband der Fachhochschullehrer in dass ich ein kleines Baby habe. Ich brauchte ja auch Stillpau- NRW, auch die IHK NRW. Aus all diesen Gesprächen ist immer sen zwischendurch. Aber nach der Wahl sind einige Frauen wieder etwas entstanden, was uns Wirtschaftsjunioren weiter aus unterschiedlichen Kreisen auf mich zugekommen und vorangebracht hat.“ haben mich um Rat gefragt. Zum Beispiel, weil sie gefragt wor- Jeannine schafft auch deshalb so viel, weil es ihr Freude den sind, ob sie das Amt der stellvertretenden Kreissprecherin macht: das Unternehmen, das Ehrenamt, die Elternrolle. Auch übernehmen möchten und gezögert haben, weil sie schwan- wenn es manchmal schwierig ist, die Balance zu halten, so sagt ger sind, aber das noch keiner weiß. Da ist mir zum ersten Mal sie, wäre sie unzufrieden, wenn sie auf eins verzichten müsste. bewusst geworden, dass das tatsächlich ein Thema ist, das viele Man darf also gespannt sein, was Jeannine Budelmann in den Frauen hemmt. Wenn wir wollen, dass Frauen Führungspo nächsten Jahren noch so alles auf die Beine stellen wird. sitionen in unserer Gesellschaft übernehmen, dann brauchen wir reale Vorbilder, die Vereinbarkeit leben.“ 20 Junge Wirtschaft
DATA IS THE NEW BACON Damit Ihr Geschäftsmodell erfolgreich ist: DATA THINKING WORKSHOP! Big Data ist alles! Dennoch gelingt es vielen Unternehmen nicht, die potentiellen Mehr- werte durch Daten systematisch zu monetarisieren. Denn Daten alleine sind wertlos. Wer sein volles Business-Potential erschließen und die Sales-Performance verbessern will, der kommt um eine nachhaltige Datenstrategie nicht herum. Data Thinking bringt Ihre Unter- nehmensdaten zusammen. Daten werden häufig nicht wie das neue Öl, sondern eher als operativer Schmierstoff für Excel-Tapeten, OLAP-Cubes und Reports genutzt. Um diese Phantasielücke zu schliessen, haben wir auf Basis unserer Erfahrung ein innovatives Workshop-Format entwickelt. Dabei nutzen wir die erprobte Design Thinking-Methodik, um die richtigen Daten- und Analytik- getriebenen Ideen für Ihr Business zu entwickeln. Anhand konkreter Use Cases zeigen wir auf, wie Sie heute schon das Business-Potential Ihrer Daten erschliessen können und AI-Tools für Marketing und Sales einsetzen können. Neben dem „Reality Check“ des heute Machbaren, werden auch zukünftige Business-Szenarien erarbeitet. Hierzu gehören z.B. Open Data und Data Sharing-Strategien wie auch die Nutzung neuster AI-Methoden. - Der Workshop ist damit der ideale Start für ein erfolgreiches Daten- und Analytik- getriebenes Business. DDG - Digital Devotion Group GmbH Zollamtstraße 7 | 67663 Kaiserslautern | www.digitaldevotion.com | 0631 343 591 0
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