Weltnachrichten Ke Nako: Zeit für Afrika
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Zulassungsnummer: GZ 04Z035691 M P.b.b. Verlagspostamt 1010 Wien NR. 2 2010 weltnachrichten INFORMATIONEN DER ÖSTERREICHISCHEN ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT Ke Nako: Zeit für Afrika
STELLUNGNAHME editorial Liebe Leserinnen und Leser! Mit dem Anpfiff der Fußball-Weltmeisterschaft am 11. Juni erreicht auch der entwicklungspolitische Schwerpunkt „Ke Nako Afrika – Afrika jetzt!“ seinen Höhepunkt. Während der Sommermonate bietet Afrika ist mehr die Initiative für ein vielfältiges Bild Afrikas in ganz F Österreich ein umfangreiches, buntes Programm. ür vier Wochen wird unser Nachbarkontinent Afrika © Hopi-Media Ausführliche Hinweise auf Veranstaltungen in Ihrer ein Stück näher an Europa heranrücken: Südafrika ist Nähe finden Sie im beigelegten Folder und auf Gastgeberland der Fußball-WM 2010. Der faire www.kenako.at. sportliche Wettkampf fördert das Miteinander, den gegenseitigen Austausch und die Motivation. Respekt vor Bereits seit April berichtet Radio Ö1 unter dem Titel anderen Menschen und Kulturen, Fairness und Toleranz „Ke Nako – Afrika jetzt“ in unterschiedlichsten gehen damit Hand in Hand. Sendeformaten über wenig bekannte Seiten unseres Nachbarkontinents. Auch die Tageszeitung Diese Aspekte sind auch die Basis der Österreichischen „Die Presse“ macht in einer mehrteiligen Serie das Entwicklungszusammenarbeit. Wir unterstützen unsere Partner- „andere“ Afrika zum Thema. länder dabei, ihren eigenen Entwicklungsweg zu gehen und die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern. Wir freuen uns über das breite Informations- und Veranstaltungsangebot zum Afrika-Schwerpunkt, Gleichzeitig ist es auch wichtig, in unserem Land Aufgeschlossen- der vom VIDC und der Afrika Vernetzungsplattform heit gegenüber anderen Kulturen und Ländern zu fördern und (AVP) in Kooperation mit der Austrian Development jene, die bereits entwicklungspolitisch aktiv sind, in ihrem Engage- Agency (ADA) koordiniert wird. Wir hoffen, dass es ment zu bestärken. Nur so können Vorurteile und Klischees abge- für alle Neues und Überraschendes zu entdecken gibt. baut werden. Eine interessante Lektüre wünscht Die bevorstehende Fußball-WM ist ein willkommener Anlass, Ihre Redaktion Afrika in Österreich verstärkt zum Thema zu machen. Unter dem oeza.info@ada.gv.at Motto „Ke Nako Afrika – Afrika jetzt!“ startete die Austrian Deve- lopment Agency (ADA), die Agentur der Österreichischen Ent- wicklungszusammenarbeit, gemeinsam mit einer Reihe von öster- reichischen und afrikanischen Organisationen eine großangelegte inhalt Initiative. Das Programm reicht von Aktionen für Schulen über Medienprojekte bis hin zu Filmen, Musikprogrammen, künstleri- ■ THEMA schen Interventionen im öffentlichen Raum und entwicklungspo- Der Norden muss umdenken 3 litischen Veranstaltungen rund um das Thema Fußball. Damit sol- Afrika – Darstellung der Extreme 4 len unbekannte und überraschende Seiten des Kontinents gezeigt Alltag Afrika 6 und ein Eindruck von der Geschichte, Kultur, dem Alltagsleben und Geschäfte in Frauenhand 8 der Politik unseres großen südlichen Nachbarn vermittelt werden. Kleine Inseln, große Pläne 9 Die Regenbogennation im Wandel 10 Ein zentraler Bestandteil der Initiative ist eine interaktive Ausstel- Mehr als Brunnen bauen 12 lung der Austrian Development Agency, die während der Fußball- Mbelirka ekitaade – Lernen macht Spaß 13 WM im Innenhof des Wiener Museumsquartiers zu einer Reise nach Afrika einlädt. Mit Filmen, Fotos, Musik und Literatur wird ■ FORUM das „andere“ Afrika begreifbar und erlebbar gemacht. SichtWeisen 14 Alte Menschen, Sozialarbeit und Ziegen 16 Ich danke all jenen, die mit ihrem Einsatz zum vielfältigen Pro- gramm des Afrika-Schwerpunkts beitragen, und lade Sie herzlich ■ PERSPEKTIVEN ein, von dem umfangreichen Angebot Gebrauch zu machen! ■ APPEAR treibt Wissenschaft (vor)an 17 ■ SERVICE Kurznachrichten 18 Dr. Michael Spindelegger Personalia 19 Bundesminister für europäische und Impressum 20 internationale Angelegenheiten 2 weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at
© ADA/Elisabeth Schimpfössl THEMA Der Norden muss umdenken Für Afrika war die gemeinsame Geschichte mit Europa sehr genden Ziele des Entwicklungszusammenarbeitsgesetzes leidvoll. Der Kontinent wurde über Jahrhunderte hinweg ausgerichtet sein muss: Armutsminderung und soziale Ge- rechtigkeit, Erhöhung der menschlichen Sicherheit, Erhal- nicht nur seiner Reichtümer beraubt. Bis heute wird Afrika – tung der Umwelt und Schutz der natürlichen Ressourcen. leider zu Recht – mit Armut und Abhängigkeit assoziiert. In Bezug auf Afrika bedeutet das, konkrete Antworten auf Wenn Entwicklungszusammenarbeit etwas bewirken will, Fragen der unmittelbaren Existenz- und Überlebenssiche- müssen die Geberländer umdenken. rung zu geben. Ü ber Entwicklungszusammenarbeit wird viel diskutiert, Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika bedeutet vor al- und auf beiden Seiten ist Ambivalenz spürbar. Viele lem Begegnung, Erfahrungsaustausch, gemeinsames Ler- Stimmen – hier wie dort – befürworten mittlerweile nen und verlässliche Partnerschaften, die in erster Linie mit zum Teil sehr guten Argumenten eine totale Reform durch direkte Kontakte und realistische Erwartungen ge- oder sogar völlige Einstellung der üblichen Art von Hilfe. In kennzeichnet sind. Erst in zweiter Linie geht es um den den vergangenen Jahren ist ein Prozess in Gang gekom- Transfer finanzieller Mittel. Im Zentrum steht nicht die men, der vielen BeobachterInnen zu denken gibt: Die For- scheinbar unendliche Zahl von Problemen, sondern – vor derung nach noch mehr Geld ohne ausreichende Hinweise allem auf lokaler Ebene – die effiziente Nutzung von Po- auf Investitions- und Aktionspläne, kompliziertere büro- tenzialen, mehr Zugangs- und Beteiligungsmöglichkeiten kratische Abläufe, die gelegentliche Eitelkeit der Geberver- sowie die dauerhafte Klärung der Besitzverhältnisse. All tretungen und die Darstellung vermeintlicher Erfolge ohne das ist für nachhaltiges Wachstum entscheidend. Mit dem konkrete Resultate und Fortschritte nähren im Norden wie Abbau der noch immer stark zunehmenden sozialen und im Süden zunehmend Zweifel am entwicklungspolitischen regionalen Ungleichheiten sowie der Asymmetrien von „Business as usual“. Macht kann am besten Konflikten vorgebeugt und Inte- gration gefördert werden. Die „Basis“ muss Konkrete Antworten gefragt mitbestimmen, damit Angesichts der schrumpfenden öffentlichen Haushalte ist Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika endet nicht in den Entwicklungs- ein Neubeginn notwendig, der sich stärker an Qualität als mondänen Büros der Hauptstädte und schon gar nicht in der zusammenarbeit wirkt. an Quantität orientieren und in Österreich auf die grundle- zentralen Verwaltung. Sie muss die Ebene der Bezirke und Gemeinden erreichen. Genau dort entstehen essenzielle © ADA/Heidi Liedler-Frank Pläne, werden Verantwortlichkeiten wahrgenommen und ist Rechenschaft zu leisten. Entwicklung bedeutet keine Ein- bahn von oben nach unten, sondern ergibt einen Prozess des Wandels, in dem vor allem jene im Mittelpunkt stehen müssen, die davon am meisten profitieren sollten. ■ Manfred Schnitzer Afrikareferat, Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at 3
THEMA Afrika – Darstellung der Extreme Afrika ist hierzulande mit vielen Klischees behaftet. Wieland Schneider von der Tageszeitung „Die Presse“ sprach darüber mit den InitiatorInnen von „Ke Nako Afrika – Afrika jetzt!“ Alexis Nshimyimana Neuberg, Afrika Vernetzungsplattform (AVP), Franz Schmidjell, VIDC, und Heidi Liedler-Frank, Austrian Develop- ment Agency (ADA). Wie sieht das Bild Afrikas in Österreich aus? Franz Schmidjell: Man neigt zur Homogenisierung Afrikas. Im Norden Angolas wurde Togos Fußballmannschaft über- Alexis Nshimyimana Neuberg: Afrika ist in fast allen fallen, die zum African Cup of Nations angereist war. Und so- Medien präsent, aber meist nur mit Kriegen und Katastro- fort wurde in Europa die WM infrage gestellt, obwohl diese phen. Das ist allerdings nur ein sehr geringer Teil des Le- 3.000 Kilometer vom Überfall entfernt in Südafrika stattfin- bens in Afrika. Dazu kommt die alltägliche kulturelle Über- det. Wenn es im Kosovo ein Problem gibt, würde deshalb nie mittlung, auch in der Schule, mit Liedern wie „Zehn kleine eine Olympiade in London infrage gestellt werden. Negerlein“. Es entstehen Bilder: der Afrikaner, der Arme, der Schmarotzer. Wie kann man über Afrika berichten, um dem Kontinent gerecht zu werden? Geht es um die richtige Mischung? Ist das Problem der Berichterstattung eines, das spezifisch Wir haben etwa in der „Presse am Sonntag“ genauso Afrika betrifft? Internationale Berichterstattung dreht sich Reportagen über den Krieg im Kongo gebracht wie über vor allem um Katastrophen und Konflikte. das friedliche Alltagsleben einer Familie in Côte d’Ivoire. Neuberg: Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten, Neuberg: Natürlich muss man auch die schlechten Nach- das ist normal für Medien. Aber bei anderen Kontinenten richten bringen. Wenn man dabei die Hintergründe be- wird auch über positive Dinge berichtet. leuchtet, wird oft klar, dass wir Afrikaner bei vielen Konflik- ten nicht die einzigen Akteure sind, sondern auch westliche Wie kann man Heidi Liedler-Frank: Die Darstellung von Afrika ist eine Länder involviert sind. Aber man muss auch über das an- Vorurteile entkräften? Darstellung der Extreme. Einerseits zeichnet man ein ro- dere berichten: etwa dass Afrikas Wirtschaft vier Prozent Alexis Neuberg, mantisch-kitschiges Bild: Natur, Löwen im Sonnenunter- Wachstum hat. Wieland Schneider, gang. Andererseits zeigt man extrem negative Dinge wie Heidi Liedler-Frank und Krieg. Was mir fehlt, ist „Afrika normal“, der normale Alltag Inwieweit verfestigten die Hilfe durch Nichtregierungsor- Franz Schmidjell (v.l.n.r.) im von Menschen in einem städtischen Umfeld mit guter Aus- ganisationen (NRO) und die Entwicklungszusammenar- Gespräch. bildung und einem guten Job. beit das Bild von Afrika als hilfsbedürftigem Kontinent? Liedler-Frank: Man verwechselt oft Entwicklungszusam- menarbeit mit humanitärer Hilfe. Humanitäre Hilfe bedeu- tet: Leute müssen nach einer Katastrophe rasch versorgt werden. In Österreich sehen die Menschen Hilfe und Ent- wicklungszusammenarbeit noch immer als karitativen An- satz. Nach dem Motto: Wir sind die Guten, wir spenden. Den NRO ist bewusst, dass sie mit einer Doppelstrategie fahren: Auf der einen Seite machen sie Werbekampagnen eher mit Mitleidsfotos, auf der anderen Entwicklungspro- jekte, bei denen es um längerfristige Prozesse geht. Auch die staatliche Entwicklungszusammenarbeit muss ihre Projekte verkaufen. Läuft man da nicht Gefahr, in dieselbe Falle zu gehen? Liedler-Frank: Entwicklungszusammenarbeit hat das Pech, von den Bildern her „langweilig“ zu sein. Denn es geht 4 weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at
THEMA Franz Schmidjell und Alexis Neuberg sind sich einig: Das Bild Afrikas ändert sich, aber nur langsam. nicht um das Abladen von Hilfsgütern, sondern etwa um den Aufbau von Strukturen. Wir bemühen uns, keine Fo- tos armer Menschen zu zeigen, und versuchen, in der Kommunikation auf das Partnerschaftliche zu setzen. Neuberg: Organisationen setzen auf Emotion, um Spen- den zu sammeln. Das ist manchmal nötig. Wenn ich eine Firma in Afrika aufzubauen versuche, bringe ich kein Foto hungriger Menschen. Denn dann würde jeder sagen: Dort kann ich keine Geschäfte machen. Und die Hilfsstrategie sollte doch sein, Menschen zu ermächtigen, nicht mehr auf Hilfe angewiesen zu sein. Schmidjell: Die NRO zeigen mittlerweile erhöhte Sensibi- lität. Es gibt positive Beispiele wie etwa das CARE-Plakat Heidi Liedler-Frank mit der Botschaft: Sie ist eine starke Frau, und für ihre Ar- fehlen Berichte über beit braucht sie unsere Unterstützung. Sie ist nicht mehr das „normale“ Afrika. Opfer, sondern handelnde Person. © Mirjam Reither (3) scher Staatsbürger bist, bist du als Schwarzer immer Aus- länder. Ich war einmal bei einem Vorstellungsgespräch. Die Leute dort waren schockiert darüber, dass ich Herr Neu- berg bin und sie einen Schwarzen eingeladen hatten. Warum sieht man in Österreich keine Afrikaner an Bankschaltern? Es fehlt hier einfach noch der Mut. Beginnt sich etwas am Bild Afrikas und der Afrikanerin- nen und Afrikaner zu verändern? Schmidjell: Bei jungen, bildungsnahen Gruppen beginnt sich etwas zu ändern. Da gibt es Role-Models im Bereich des Sports. Schwarze Fußballer sind Identifikationsperso- nen. Und das wird nicht auf einer moralischen Ebene ge- spielt. Es ist einfach Normalität. Was bedeutet das Afrika-Bild für Afrikanerinnen und Neuberg: Es gibt schüchterne Schritte, die zu begrüßen sind. Afrikaner in Österreich? Wir haben afrikanische Straßenbahn- und Busfahrer, zwei schwarze Polizisten. Wir wollen in diesem Jahr – rund um Ke Neuberg: Meine Tochter hat einmal geweint, als wir im Nako Afrika – diese Bewegung beschleunigen, indem wir einig Fernsehen einen Film über Afrika gesehen haben. Sie hat agieren. Wenn wir mit Politikern diskutierten, wurden wir im- gesagt: „Was? So wurdest du geboren? Dort, wo die Men- mer gefragt: Wie viele Afrikaner leben in Österreich, wie viele schen keine Schuhe haben?“ Dann musste ich vieles erklä- davon sind wahlberechtigt. Wenn du nicht in der Lage bist zu ren, ihr ein Video von den Großeltern zeigen, damit sie sagen, so viele Stimmen habe ich hinter mir, wird es schwierig. sieht, wie unsere Familie wirklich lebt. Dann gehst du auf Deshalb bündeln wir Afrikaner jetzt unsere Kräfte auf die Straße, und obwohl du Akademiker und österreichi- Bundesebene – in einer Vernetzungsplattform. ■ weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at 5
THEMA Alltag Afrika Die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit ist in ihren afrikanischen Schwerpunktländern durch Koordinationsbüros vertreten, die von der Austrian Development Agency (ADA) geführt werden. Diese sorgen für den direkten Dialog mit den Partnern und den reibungslosen Ablauf der Programme und Projekte. Was mögen die BüroleiterInnen an ihrer zweiten Heimat? Burkina Faso Uganda Büroleitung Ouagadougou: Büroleitung Kampala: Elisabeth Sötz Walter Ehmeir ■ Ich bin in Burkina Faso, weil sich hier auch mit den relativ ■ Ich bin in Uganda, weil hier die Arbeit mit den Partnern geringen Mitteln, die der ADA zur Verfügung stehen, kon- für die Themen und Ziele der Entwicklungszusammenar- krete Verbesserungen für die Menschen erreichen lassen. beit spannend ist. Zugleich ist die Lebensqualität in Bezug ■ Die größte Herausforderung ist für mich, die Bedürf- auf Mensch und Natur hoch. nisse und Ansprüche aller beteiligten Akteure (der lokalen ■ Die größte Herausforderung ist für mich, zwischen den Bevölkerung, regionaler Behörden, nationaler Ministerien oft unterschiedlichen Welten Österreichs und Ugandas zu und unsere) unter einen Hut zu bringen. vermitteln. ■ Burkina Faso ist für mich ein Land, das für Herzlichkeit, ■ Uganda ist für mich ein Land, das für neue Wege und Hilfsbereitschaft und Lebensfreude steht. Versuche in der Entwicklungszusammenarbeit und für den ■ Keinesfalls verzichten möchte ich auf den Teamgeist Verzehr von Bananen in hoher Zahl und verschiedenster der MitarbeiterInnen in unserem Büro. Form steht. ■ Österreich kennt man in Burkina Faso, weil hier schon seit ■ Keinesfalls verzichten möchte ich auf das internatio- 30 Jahren Berufsbildungsprojekte von Österreich finanziert nale, vielfältige Umfeld und auf Mango, Banane, Papaya werden und es mittlerweile in der Hauptstadt Ouagadou- und Avocado. gou drei österreichische Restaurants gibt. ■ Österreich kennt man in Uganda, weil viel „rot-weiß- rotes“ Wasser durch Leitungen geflossen ist, weil vom Lokale Währung: 1 CFA Franc = 100 Centimes Unterricht noch der Name der einen oder anderen histori- Preisvergleich in Euro schen Persönlichkeit in Erinnerung ist und weil Österreich 1 Kilo Brot: 0,20 Euro ja eigentlich wie Australien ausgesprochen wird. 1 Liter Trinkwasser: 0,15 Euro 1 Liter Benzin: 0,98 Euro. Lokale Währung: 1 Uganda-Schilling = 100 Cents Preisvergleich in Euro 1 Kilo Brot: +/- 0,50 Euro 1 Liter Trinkwasser: 0,0007 Euro an der Trinkwasserausgabestelle auf dem Land, 0,2 Euro im Supermarkt 1 Liter Benzin: 1 Euro 6 weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at
THEMA Äthiopien Büroleitung Addis Abeba: Leo Moll ■ Ich bin in Äthiopien, weil mich dieses Land wegen seiner alten Kultur, seiner BewohnerInnen und der landschaft- lichen Schönheit schon immer fasziniert hat. Die Arbeit ist sehr herausfordernd und spannend, aber auch sehr befrie- digend. ■ Die größte Herausforderung ist für mich, das für die Größe des Landes eher bescheidene Budget der ADA so einzusetzen, dass dabei der größte Mehrwert für Äthio- pien herauskommt. ■ Äthiopien ist für mich beispielhaft für den Einfluss von Geschichte auf die politische und sozioökonomische Situa- tion der Gegenwart. Hier liegt der Schlüssel, um die ak- tuelle Situation und die hohe Ambivalenz des Landes ver- stehen zu können. ■ Keinesfalls verzichten möchte ich auf Dienstreisen in unsere Interventionsgebiete. Die Arbeit im Büro muss un- bedingt damit verbunden sein, die Situation auf dem Land zu verstehen. Mosambik ■ Österreich kennt man in Äthiopien vor allem durch den Büroleitung Maputo: Eva Kohl Maria-Theresien-Taler. In Nord-Gondar und in der Somali- Region ist Österreich natürlich auch durch unsere umfas- ■ Ich bin in Mosambik, weil ich hier meinen Beruf in ei- senden Programme und Projekte präsent. nem politisch herausfordernden, kulturell vielseitigen und menschlich fröhlichen Umfeld ausüben kann. Lokale Währung: 1 Birr = 100 Cents ■ Die größte Herausforderung ist für mich, die Anliegen Preisvergleich in Euro 1 Kilo Brot: 0,50 Euro und Mittel der ADA so einzusetzen, dass diese für Mosam- 1 Liter Trinkwasser (in Flaschen abgefüllt): 0,33 Euro bik einen effektiven Mehrwert darstellen, und Österreich 1 Liter Benzin: 0,75 Euro als verlässlichen Partner zu präsentieren. ■ Mosambik ist für mich ein Land, das nach der Kolonial- geschichte und dem Bürgerkrieg einen Weg der nationalen Aussöhnung eingeschlagen hat und Armutsminderung und Entwicklung in einem demokratischen Umfeld als oberste politische Ziele verfolgt. ■ Keinesfalls verzichten möchte ich auf das beruflich her- ausfordernde, kulturell vielfältige und bunte Umfeld, die Reisen im Land, das Café ums Eck und meine Capulanas, die Tücher, die in jeder Situation hilfreich sein können: als Kleidung, für den Transport von Dingen, als Schutz gegen Kälte und Hitze, zum Tragen von Kindern, als Verpack- ungsmaterial usw. ■ Österreich kennt man in Mosambik durch die Präsenz der Entwicklungszusammenarbeit, die Verwechslung mit Australien, und manche wissen, dass bereits 1777 in der Bucht von Lourenço Marques (heute Maputo) die österrei- chische Fahne gehisst und die erste Handelsvertretung unter österreichischer Krone gegründet wurde. Lokale Währung: 1 Metical = 100 Centavos Preisvergleich in Euro 1 Kilo Brot: 0,60 Euro 1 Liter Trinkwasser (in Flaschen abgefüllt): 0,50 Euro 1 Liter Benzin: 0,60 Euro weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at 7
© Oikocredit (2) THEMA Goretti Kindiki meistert ihr Leben mithilfe von Kleinkrediten und ist in der Gemeinde sehr angesehen. Geschäfte in Frauenhand Goretti und Cise sind Kleinunternehmerinnen in Uganda. Durch harte Arbeit und mithilfe von Mikro- krediten haben sie neue Einkommensquellen erschlossen. Damit sichern sie nicht nur das Überleben ihrer Familien, auch ihr Selbstbewusstsein und ihre Anerkennung in der Dorfgemeinschaft sind gestiegen. A ls ich meinen ersten Mikrokredit erhalten habe, hatte dem erarbeitete sich Goretti in der Dorfgemeinschaft An- ich Angst vor der großen Verantwortung. Jetzt zahle erkennung und wurde kürzlich zur Gemeindesekretärin ich bereits mein fünftes Darlehen ab. Und ich fühle gewählt. mich gut dabei!“ Goretti Kindiki lebt in einem kleinen Dorf in der Region Kabarole im Westen Ugandas. Weitab von Marktlücken nutzen der Hauptstadt Kampala nahe der kongolesischen Grenze Besondere Kreativität legt Cise Nsingoma an den Tag. Da ist es nicht einfach, wirtschaftliche Strukturen und neue ihr Ehemann als Fahrer die meiste Zeit im weit entfernten Einkommensmöglichkeiten zu schaffen. Schon gar nicht Kampala lebt, ist Cise für die Erziehung und Versorgung für Frauen wie Goretti, eine allein erziehende Mutter von der vier Kinder verantwortlich. Auch sie hat Mikrokredite vier Kindern. „Als Goretti das erste Mal zu uns gekommen von HOFOKAM genutzt: Ein neuer Regenwassertank si- ist, war sie unterernährt, schüchtern und wenig zuversicht- chert die Bewässerung ihres Gartens. Solarzellen auf dem lich“, erzählt Winfried, ein Mitarbeiter der Mikrokreditor- Dach ihres Hauses nutzt sie nicht nur, um Öllampen durch ganisation HOFOKAM. „Aber mit jedem Kredit, den wir elektrisches Licht zu ersetzen. Sie betreibt damit auch ein ihr ausbezahlt haben, erweiterte Goretti ihr Unternehmen Geschäft, in dem sie Mobiltelefone auflädt. In Uganda sind und wurde zusehends selbstbewusster.“ Von ihrem ersten Mobiltelefone weit verbreitet und vor allem in ländlichen Darlehen von 140 Euro pachtete sie ein Stück Land, um Gegenden sehr gefragt. Die Geräte selbst sind billig, aber Gemüse, Bohnen und Bananen anzubauen. Damit sicherte vielen fehlt ein Stromanschluss, um die Batterien aufladen zu sie die Ernährung ihrer Familie. Den Überschuss verkaufte können. Cise nutzt diese Marktlücke und verdient damit sie auf dem Markt. Mit weiteren Darlehen vergrößerte Go- etwa 4 Euro täglich. Mit Blick auf die Fußball-Weltmeister- retti ihren Garten, kaufte zwei Milchkühe und eröffnete schaft in Südafrika arbeitet die erfolgreiche Unternehmerin eine kleine Bar. Durch die verschiedenen Einkommens- an ihrer nächsten Geschäftsidee: Sie möchte einen Fernse- quellen fühlt sie sich nun finanziell abgesichert. Ihren Kin- her kaufen und ein kleines Kino eröffnen, in dem die sport- dern kann sie eine gute Schulbildung ermöglichen. Außer- begeisterten Männer der Umgebung die Spiele verfolgen können. ■ Cise Nsingoma spürt Bernhard Obojes Marktlücken auf und wurde Oikocredit Austria so zu einer erfolgreichen Kleinunternehmerin. info Die Mikrokreditorganisation HOFOKAM ist eine von 25 Part- nerorganisationen von Oikocredit in Uganda. Oikocredit bietet auch in Österreich eine Form der Geldanlage, bei der das ver- anlagte Kapital zur Refinanzierung von insgesamt 543 Mikro- kreditorganisationen in 70 Ländern weltweit genutzt wird. www.oikocredit.at 8 weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at
THEMA Kleine Inseln, große Pläne Kap Verde hat es geschafft. Seit 2008 zählen die Inseln vor dem Senegal nicht mehr zur Gruppe der ärmsten Länder, sondern sehen sich zunehmend als Drehscheibe zwischen Afrika und Europa. Kap Verde will hoch hinaus und setzt auf Tourismus und Dienstleistungen – trotz der Wirtschaftskrise. W ir sind vor allem hier, weil die EU und Kap Verde ge- Verde gerade ein Zentrum für erneuerbare Energien meinsame Ziele haben, nicht weil das große Europa (ECREEE) für ganz Westafrika aufgebaut. „In der gesam- den kleinen Kapverden helfen will“, sagt der Chef ten Region könnte Wind- oder Solarenergie gerade dezen- der EU-Delegation in der Hauptstadt Praia. Europa hat vor tral intensiv genutzt werden“, sagt Martin Lugmayr, frühe- allem strategische und wirtschaftliche Interessen, schließ- rer ADA-Mitarbeiter und technischer Berater bei ECREEE, lich gilt Kap Verde als stabil und möchte sich als Service- „denn wenn der Ölpreis so weiter steigt, bleibt kaum Geld Center für Banken, Versicherungen und das internationale für Bildung oder Gesundheit übrig.“ Transportgeschäft etablieren. Drogenhandel und Men- schenschmuggel sollen draußen bleiben. Tourismusträume Viel Energie wird Kap Verde vor allem brauchen, um seine Ein Schritt der Annäherung Kap Verdes an Europa, die ehrgeizigen Tourismusziele umzusetzen. Sal lockt mit weißen 2007 mit einem speziellen Abkommen besiegelt wurde, ist Stränden und starkem Wind für SurferInnen. Derzeit gibt das neue EU-Visazentrum in Praia. Seit Mitte Mai werden es auf der ganzen Insel nur 7.000 Betten, doch Jorge Fi- moderne Pässe ausgestellt, die auch mehr Reisefreiheit gueiredo, der Bürgermeister der Insel, wünscht sich bis zu bringen werden. Denn die Kontakte in alle Welt sind inten- 50.000, obwohl die Nachfrage seit zwei bis drei Jahren siv: Jede Familie hat Verwandte im Ausland, und viele sind rückläufig ist. „Tourismus ist unsere einzige Chance, und auf deren Überweisungen angewiesen. wir wollen mit besserem Marketing noch mehr Reisewillige ansprechen. Außerdem hoffen wir wieder auf günstigere Flugpreise“, so Figueiredo. Doch die Realität im Badeort Santa Maria sieht düster aus. Überall Baugruben und halb- fertige Hotelanlagen inmitten der sensiblen Dünenland- schaft. Die TouristInnen sind geteilter Meinung. Wer sich mit künstlicher All-inclusiv-Atmosphäre zufrieden gibt, ge- nießt Sonne und Meer, wer jedoch die Hotelmauern hinter sich lässt, steht zunächst einmal auf ödem Bauland, auf dem Plakate große Urlaubsträume versprechen. ■ Heidi Liedler-Frank Leiterin Information und Öffentlichkeitsarbeit in der ADA Österreich unterstützt das Zentrum für erneuerbare Energien. www.ecreee.org Im Bild: Mahama Kappiah, Direktor, Martin Lugmayr, technischer Berater. www.caboverde24.com Die Insel Sal hofft auf zahlungskräftige Investoren und TouristInnen. Öl macht abhängig © ADA/Heidi Liedler-Frank (2) Doch die Wirtschaftskrise treibt die Menschen zurück auf die Inseln, die außer bizarrer Vulkanlandschaft und schö- nen Stränden wenig zu bieten haben. Was fehlt, ist vor al- lem Wasser, ein Großteil der Nahrungsmittel muss impor- tiert werden. Und mit dem Ölpreis steigt die Abhängigkeit. Schon jetzt fressen die Stromerzeugung und der Betrieb der Entsalzungsanlagen einen beachtlichen Teil des Staats- budgets auf. Doch Alternativen sind in Sicht. Bald soll ein Viertel des Stroms aus vier Windparks kommen. Dazu leistet auch Österreich, das sich wie viele andere Geber Schritt für Schritt aus der klassischen Entwicklungszusam- menarbeit zurückzieht, einen Beitrag. Auch wird auf Kap weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at 9
THEMA Die Regenbogennation im Wandel Südafrika unternimmt große Anstrengungen, um landesweit die Demokratisierung voranzutreiben. Doch der gesellschaftliche und politische Wandel braucht Zeit. Die Spuren der Apartheidspolitik sind auch heute noch erkennbar. Lokal agieren leicht(er) gemacht E in landesweiter Dezentralisierungsprozess, der 1998 begonnen wurde, ermöglicht der Bevölkerung auch in Das Community Law Centre an der Universität von der Peripherie Südafrikas politische Mitbestimmung. Western Cape in Kapstadt bemüht sich um Unterstützung Zwar wird den lokalen Bedürfnissen so besser entsprochen, und Aufklärung der Lokalregierungen. Das Zentrum ent- ländliche Gemeinden müssen jedoch gut ausgebildetes wickelt und kommuniziert rechtliche Lösungen und forscht Personal finden, das die moderne und anspruchsvolle Ge- zu Herausforderungen im Bereich Lokalregierung. Über Dezentralisierung setzgebung auch umsetzen kann. Denn aufgrund der frü- eine Helpline können Gemeinden Rechtsberatung einho- braucht den Austausch heren Diskriminierungspolitik ist das Bildungsniveau der len. Seit zehn Jahren informiert das „Local Government auf allen Ebenen. schwarzen Bevölkerungsmehrheit noch immer niedrig. Bulletin“ vierteljährlich über neueste Erkenntnisse. Bereits zwei Drittel der südafrikanischen Gemeinden abonnieren das Informationsblatt. Seit einiger Zeit forscht das Community Law Centre auch zu anderen afrikanischen Ländern und unterstützt etwa die Demokratische Republik Kongo, Uganda und Äthio- pien in ihren Dezentralisierungsprozessen. Vor einem Jahr wurde der Lehrgang „Local Government in Africa“ eingerichtet, der nicht nur südafrikanische, sondern auch Studierende aus anderen Ländern des Kontinents ausbildet. „Der praxisorientierte Lehrgang hat mir neue Perspekti- ven und Einsichten in die Möglichkeiten von Institutionen der Lokalregierung vermittelt, die ich sehr gut in meine © GEZA Forschungstätigkeit integrieren kann“, berichtet ein Stu- dent. 10 weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at
THEMA Entschädigung erstritten © GEZA GmbH Die sogenannte Betterment-Politik des früheren Apart- heidregimes verschlechterte die Lage vieler Südafrikane- rInnen. Unter dem Vorwand besseren Zugangs zu Lohnar- beit, Schulen und anderer Infrastruktur wurde die schwarze Bevölkerung innerhalb der räumlich sehr beengten „Homelands“ zwangsumgesiedelt. Nach dem Ende der Apartheid forderten die Betroffenen Entschädigungsleis- tungen für die Enteignungen und die willkürliche Entwur- zelung. Aufgrund der Rechtssprechung, wonach Restitu- tion nur infolge rassistischer Diskriminierung gewährt werden kann, waren diese Forderungen zunächst nicht er- folgreich. Durch die gut dokumentierte Situation in Cata, einem Dorf in der Provinz Eastern Cape, wurden schließlich doch Entschädigungszahlungen gewährt, allerdings unter der Bedingung, die Hälfte davon in lokale Entwicklung zu investieren. Daraufhin mobilisierten die EinwohnerInnen von Cata und der Verein für das Management kommunaler Ressourcen Geldgeber und starteten einen umfassenden Entwicklungsprozess. Seit 2003 schafft das Projekt „Integrierte ländliche Ent- wicklung in Cata“ neue Einkommensmöglichkeiten und verbessert die soziale Infrastruktur. Große land- und forst- wirtschaftliche Pflanzungen wurden durchgeführt. Eine Dorfbewohnerin schildert, wie sich die Landschaft in und um Cata in den vergangenen Jahren verändert hat: „Es ist viel grüner geworden. Durch den Gemüseanbau im Dorf brauchen wir nicht mehr in die nächstgelegene Stadt zum Gemüseeinkauf zu fahren.“ Investitionen verbesserten das Wasserversorgungssystem und das Straßennetz. Cata er- Die schwer erkämpfte Entschädigung investiert die Gemeinde Cata in lokale Entwickung. hielt ein Gemeindehaus, Schulgebäude wurden ausge- baut. Tourismus soll neue Einnahmen bringen. Angeboten werden Touren zur Vogelbeobachtung und Kurse in der lo- OEZA mit Südafrika kalen Sprache isiXhosa. Es gibt Reit- und Wanderwege, Südafrika ist seit 1999 ein Partnerland der Österreichischen zwei Museen und natürlich entsprechende Unterkünfte. Entwicklungszusammenarbeit (OEZA), wobei bereits vor 1999 ein Sonderprogramm geführt wurde. In den ersten Jahren wur- Auch andere von früheren Zwangsumsiedelungen betrof- den schwerpunktmäßig die Zivilgesellschaft und der Zugang fene Regionen sollen vom erfolgreichen Beispiel der Ge- benachteiligter Bevölkerungsgruppen zum Rechtssystem un- terstützt. Seit 2004 fördert Österreich auch die nationalen De- meinde Cata profitieren. Die Erfahrungen wurden deshalb zentralisierungsprogramme der südafrikanischen Regierung. genau dokumentiert und evaluiert, die Resultate Regie- Thematisch konzentriert sich die OEZA auf die Entwicklung der rungsinstitutionen vorgelegt und veröffentlicht. Kapazitäten der lokalen Verwaltungen und auf das Empower- ment der zivilen Bevölkerung in den ärmsten Provinzen, etwa in Eastern Cape. Die Programme werden von der Austrian Das Community Law Centre der Universität von Western Development Agency, der Agentur der Österreichischen Ent- Cape, der Lehrgang „Local Government in Africa“ sowie wicklungszusammenarbeit, gemeinsam mit österreichischen das Projekt „Integrierte ländliche Entwicklung in Cata“ Organisationen und in Kooperation mit den Provinzregierun- werden von der Gemeinnützigen Entwicklungszusammen- gen und Gemeindeverwaltungen umgesetzt. arbeit GmbH mit Finanzierung der Austrian Development Südafrika ist eines der Pilotländer für die Ausarbeitung und Agency unterstützt. ■ Umsetzung einer gemeinsamen Strategie der nationalen Re- gierung, der Europäischen Kommission und der EU-Mitglieds- Angelika Maier und Friedarika Santner staaten. Die Strategie wurde unter dem Vorsitz der österreichi- schen EU-Präsidentschaft 2006 ausgearbeitet und bildet die Projektreferat für Afrika, Gemeinnützige Entwicklungs- Grundlage der Zusammenarbeit zwischen Österreich und Süd- zusammenarbeit GmbH (GEZA) afrika. Sie ist mit den regionalen Entwicklungsplänen der Sou- thern African Development Community und des New Partner- ship for Africa’s Development abgestimmt. www.geza.at/ weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at 11
THEMA Mehr als Brunnen bauen Österreich unterstützt Ugandas Regierung dabei, den Großteil der Bevölkerung bis 2015 mit sauberem Trinkwasser und Sanitäreinrichtungen zu versorgen. Aus einem Pilotprojekt entwickelte sich ein umfassen- des Programm mit lokalen Strukturen und nationalen Finanzierungsmechanismen. T echnologietransfer aus dem Norden ist ein simpler, ner Wasserversorgungsanlage bewerben. Voraussetzungen aber wenig effektiver Lösungsansatz, um im Süden für eine Förderung sind die Gründung lokaler Wasserkomi- landesweite Wasserversorgung zu etablieren. Die Be- tees, der Besitztitel für das für die Infrastruktur und das dingungen sind zu unterschiedlich. Während Österreich Wasserschutzgebiet erforderliche Land sowie der Bau guter beinahe 1 Milliarde Euro pro Jahr in den Wassersektor in- Latrinen für jeden Haushalt. Erst wenn diese Bedingungen vestiert, stehen Uganda mit fast vier Mal so vielen Einwoh- erfüllt sind, kann mit den Bauarbeiten begonnen werden. nerInnen und einem Bevölkerungswachstum von einer Lokale Theatergruppen vermitteln der Bevölkerung Wissen Million Menschen jährlich nur rund 50 Millionen Euro pro über den natürlichen Wasserkreislauf und die Bedeutung Jahr zur Verfügung. Der Schlüssel für eine effektive Was- von Hygiene, sauberem Trinkwasser und der Einbindung serpolitik liegt heute darin, die Partner dazu zu befähigen, von Frauen in die Entscheidungsstrukturen. Entwicklungsprozesse selbst zu gestalten, eigenständig Ziele zu formulieren und selbst Verantwortung für deren Erreichung zu übernehmen. Vom regionalen Projekt zum nationalen Programm Die wichtigsten Geberländer im ugandischen Wassersek- tor – Dänemark, Schweden und Großbritannien – richteten 2003 einen gemeinsamen Fonds zur Kapazitätenentwick- © ADA/Robert Burtscher (2) lung ein, dem Österreich ein Jahr später beitrat. Dieser Fonds forciert die Zusammenarbeit Ugandas und der Ge- berländer, um einheitliche Strategien und Politiken zu for- mulieren und entsprechende Reformen durchzuführen. So konnten auch die österreichischen Erfahrungen mit den Wasserversorgungsprojekten Südwestugandas auf natio- Im Südwesten Ugandas haben mittlerweile mehr als 300.000 Menschen naler Ebene verankert werden. Zugang zu sauberem Trinkwasser. Über einen Zeitraum von beinahe 15 Jahren wurde auf Pro- Seit diese Aktivitäten nicht mehr als Einzelprojekt, sondern Theater klärt über jektebene ein Finanzierungs- und Implementierungsme- über den Fonds finanziert werden, wird der Ansatz auf Hygiene und chanismus für Kleinstädte und Siedlungen entwickelt und nationaler Ebene intensiv diskutiert. Dies führte zur schritt- sauberes Wasser auf. getestet: Interessierte Kommunen müssen sich für den Bau ei- weisen Weiterentwicklung und zur Schaffung eines aner- kannten nationalen Finanzierungsmechanismus. Gegen- wärtig wird an der institutionellen Verankerung in den ent- sprechenden nationalen Strukturen gearbeitet. Erfolgsgeheimnis: Kompetenz und langer Atem Die jahrelange Zusammenarbeit mit Uganda zeigt, wie wichtig es ist, Kompetenz sensibel einzubringen und den nötigen „langen Atem“ aufzubringen, denn tiefgreifende Strukturanpassungen brauchen Zeit. Kapazitätenentwick- lung erfordert ein Miteinander und zwischen der gesamten Gebergemeinschaft abgestimmtes Vorgehen. ■ Robert Burtscher Referent für Wasser in der ADA 12 weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at
THEMA Mbelirka ekitaade – Lernen macht Spaß © ADA/Jean-Martin Coulibaly Unterricht in der Muttersprache ist in vielen Ländern selbstverständlich. In Burkina Faso hält dieses Prinzip erst langsam Einzug in das Bildungswesen. Dadurch sollen mehr Kinder und Jugendliche eine Grundschul- oder Berufsbildung abschließen. In Burkina Faso werden viele Sprachen gesprochen, in der Muttersprache lernt es sich leichter. 60 Prozent der Bevölkerung Burkina Fasos sind jün- nen die Kinder mit ihren Eltern darüber sprechen, was sie in ger als 20 Jahre. Die Hälfte aller Kinder besucht der Schule machen. Zum Beispiel haben Eltern von ihren eine Primarschule, nur etwa 40 Prozent schließen Kindern gelernt, wie sie Komposthaufen anlegen, um die diese auch erfolgreich ab. 2008 befanden sich mehr als Felder organisch zu düngen. Das ist nur ein Mosaikstein- 300.000 Kinder und Jugendliche außerhalb des formalen chen, steigert jedoch sichtbar den Ertrag. Die Kinder haben Schulsystems. Für arme Familien ist der Schulbesuch eine nur deshalb das nötige Selbstvertrauen, die Eltern von Geldfrage, nicht nur wegen der direkten Kosten, sondern ‚neuen Dingen‘ zu überzeugen, weil sie in ihrer eigenen auch wegen des Verlusts einer Arbeitskraft. Darüber hin- Sprache lernen“, berichtet ein Lehrer aus einem Grundbil- aus sind die Lehrinhalte und die Qualität des Unterrichts dungszentrum in der Sahel-Region. meist bescheiden. Die Unterrichtssprache ist vorwiegend Französisch, was die meisten Kinder jedoch weder verste- hen noch sprechen. Das Wiederholen der Klasse und der Afrikanisches Wissen vermitteln Schulabbruch sind dann nicht mehr weit. Um die Stärkung der Identität geht es auch in den Unter- richtsmaterialien und der LehrerInnenfortbildung. So han- Muttersprache schafft Identität deln die Geschichten in den Schulbüchern nicht vom Alltag Hier setzt das Programm EFORD an, das neben Österreich in europäischen Großstädten, sondern stammen aus dem von Dänemark und der Schweiz unterstützt wird. In Zu- soziokulturellen Umfeld der SchülerInnen. Afrikanische sammenarbeit mit dem burkinischen Grundbildungsminis- Geschichte und Kultur stehen im Zentrum. Die Dorfge- terium, das die Grundstücke und das Lehrpersonal zur Ver- meinschaften tragen durch Märchen und ihre Traditionen fügung stellt, werden in entlegenen und besonders be- zu den Lehrinhalten bei. In einer eigenen Sprachakademie nachteiligten Provinzen Zentren für nachholende Grund- wird die Verschriftlichung der neuen Unterrichtssprachen bildung und lokal angepasste Berufsbildung aufgebaut gepflegt. ■ und betrieben. Kernstück des Programms ist der Unterricht in den jeweiligen Muttersprachen. Nach Jahrzehnten kolo- Elisabeth Förg nialer Schulen stehen wieder die eigene Kultur und Iden- Referentin für Bildung und Wissenschaft in der ADA tität im Vordergrund. Für die Erstellung der Lehrpläne und Jean-Martin Coulibaly Unterrichtsmaterialien wurden sechs der 60 in Burkina Sektorreferent für Berufsbildung im Faso gesprochenen Sprachen ausgewählt, Französisch Koordinationsbüro Ouagadougou wird als Zweitsprache gelehrt. In der eigenen Sprache lernen die Kinder leichter und schneller, sie können das Gelernte besser verarbeiten und anwenden. Die Dorfgemeinschaften erkennen den Nutzen info des Schulbesuchs und haben dadurch wieder Vertrauen in Mbelirka ekitaade die Schulen als Orte der Vermittlung von Wissen, Fähigkei- ist Fulfulde, eine der sechs Nationalsprachen, die für den muttersprachlichen ten und Werten. Sie organisieren die Schulkantine und Unterricht ausgewählt wurde, und bedeutet „Lernen macht Spaß“. kleine Einkommen schaffende Aktivitäten. „Erstmals kön- weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at 13
FORUM Sicht Weisen „Uns ging und geht es darum, bestehende Vor-Urteile und dadurch entstehende Sichtweisen zu hinterfragen. Bei unseren Fotografien wählten wir vielfältige Perspektiven, die unsere persönlichen Betrachtungsweisen zeigen und neue, möglichst andere Blickwinkel vermitteln sollen“, so das Resümee von drei SchülerIn- „ ... allein der Standpunkt, nen der „Graphischen“ in Wien über ihre Reise nach Burkina Faso. von dem wir bei unserem Urteil ausgehen, muss O ffenheit, Gemeinschaft, Gegensätze, Dankbarkeit, Freiheit, Regen, Wertschätzung, Familie, Hoffnung, anders gewählt werden“. Verständnis, Realität, Stärke ... das und noch viel mehr ist für uns Burkina Faso. Dieses Zitat der Collagekünstlerin Hannah Höch (1889–1978) aus „Aller Anfang ist DADA“ entspricht unserer Herangehensweise. Schon bei der Suche nach einer geeigneten Projektidee stand für uns die Frage nach dem Sinn und der Sinnhaftig- keit im Mittelpunkt. Das gemeinsame Interesse an Repor- © Ismaël Sanou tagefotografie, am Reisen und Kennenlernen anderer Kul- turen und Menschen ließ uns rasch zu einer kleinen Gruppe werden. Durch bereits bestehende Kontakte nach Burkina Faso beschlossen wir schließlich, eine fotografische Arbeit über dieses Land zu gestalten. Tiefe Eindrücke ... Während unseres dreiwöchigen Aufenthaltes lernten wir viele unterschiedliche Seiten des westafrikanischen Staates kennen. Von der Hauptstadt Ouagadougou ging es zu- nächst in den Norden, wo wir kleine Dörfer, den erst vor Kurzem fertiggestellten Staudamm in Tolo und die Baum- schule in Magarougov besuchten. Die Bäuerinnen und Bau- ern in Loundogo zeigten uns, wie man mithilfe einer Andere Sichtweisen, fotografiert von Katharina Merhaut und Thomas Kronberger. 14 weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at
© Thomas Kronberger FORUM Betender Mann in einer Moschee in Bobo . Schlauchwaage das Land vermisst, um Steinwälle anzule- los existieren, tatsächlich aber nur einen kleinen und völlig überbeanspruchten Teil gen, die verhindern, dass während der Regenzeit der der vorhandenen Vielfalt widerspiegeln. fruchtbare Boden weggeschwemmt wird. Im Süden fuhren wir mit dem Moped durch den unglaublich chaotischen Für uns war diese Reise in vielerlei Hinsicht prägend, und wir sind dankbar für all Straßenverkehr Bobos, der zweitgrößten Stadt Burkina Fa- diese tollen Erlebnisse, Erfahrungen und Begegnungen. ■ sos – ein aufregendes Erlebnis! Erst im Lauf unserer Reise lernten wir damit umzugehen, Katharina Merhaut und Thomas Kronberger, wie Burkinabé auf EuropäerInnen reagieren. Es passierte Abteilung Fotografie nicht selten, dass sie mit dem Finger auf uns zeigten und Ismaël Sanou, Abteilung Grafikdesign, laut „Twabu“ oder „Nasara“ schrien, was so viel bedeutet Höhere Graphische Bundes Lehr- und Versuchsanstalt, Wien 14 wie „Weiße“. © Katharina Merhaut Tief in Erinnerung geblieben ist uns das Reisen mit dem Pick-Up. Auf der offenen Ladefläche zu sitzen, gab uns ein Gefühl absoluter Freiheit. Wir sind froh, dass wir für uns persönlich viele der vorherr- schenden Klischees über Afrika widerlegen konnten. So gibt es zwar Armut, aber diese dominiert den Alltag nicht in dem Ausmaß, wie viele annehmen. Wie überall sind natürlich auch die EinwohnerInnen Burkina Fasos unterschiedlich, generell lernten wir sie jedoch als sehr gastfreundliche, gut- mütige und ruhige Menschen kennen, die uns in ihrer Art, mit dem Leben umzugehen, tief beeindruckten. ... und intensive Begegnungen „Es ist nicht einfach, aber es geht schon“ ist ein Ausspruch, den wir häufig hörten und der sehr gut die Einstellung der Burkinabés zum Leben beschreibt. Bei unserer Reise quer durch das Land gab es Begegnungen unterschiedlichster Art. Die Dankbarkeit der Menschen und Geschenke wie le- bende Hühner oder Lebensmittel überforderten uns je- doch manchmal. Anfangs fiel es uns schwer zu fotografieren. Wir hatten Angst, den Leuten das Gefühl zu geben, ihnen mit unseren Fotografien etwas wegzunehmen. Doch ihre Offenheit zerstreute unsere Bedenken schnell. Wir wurden in unserer Frauenbild, entstanden in Banfora. Meinung bestätigt, dass einige Klischees zwar nicht grund- weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at 15
FORUM Alte Menschen, Sozialarbeit Nicht Geld, sondern Ziegen sichern Einkommen und Ernährung. © FH Kärnten und Ziegen Es begann mit einer Studien- und Begegnungsreise nach Uganda und Tansania sowie mit Einblicken in konkrete Sozial- und Entwicklungsprojekte mit alten Menschen. Seit 2006 hat der Studienbereich Soziales der Fachhochschule Kärnten einen Afrika-Schwerpunkt und eine Kooperation mit dem Institut für Sozialarbeit in Dar es Salaam in Tansania. E ine wichtige Komponente der Hochschulpartnerschaft Bei einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der tansa- ist der Austausch von Studierenden und Lehrenden. nischen Partnerhochschule wurden Fragen der sozialen Bis heute haben etwa 40 österreichische StudentInnen Sicherheit alter Menschen im Stadt-Land-Vergleich unter- ein Sozialpraktikum oder ein Semester an der Partnerhoch- sucht. Auf Basis der Ergebnisse wird seit vergangenem Jahr schule in Tansania absolviert. Auch tansanische Studie- im Süden Tansanias ein ländliches Entwicklungsprojekt rende sind eingeladen, nach Österreich zu kommen. Meist umgesetzt: Alte Menschen erhalten einen Kredit in Form scheitert es jedoch an den finanziellen Mitteln. Bisher ha- von Ziegen, die Einkommen und Ernährung sichern. Durch ben nur zwei Studentinnen ein Praktikum in Kärnten absol- das Rückgabeprinzip von Jungtieren profitiert die gesamte viert. Allerdings trägt eine Gastlektorin aus Tansania seit Gemeinschaft. Das Projekt wird vom Kärntner Verein Afri- mehreren Jahren fix zum Curriculum bei. Dadurch bietet Carinthia in Kooperation mit einer lokalen Altenhilfeorga- sich die Gelegenheit, soziale Probleme und Herausforde- nisation umgesetzt und durch die Kärntner Landesregie- rungen sozialer Arbeit sowohl aus europäischer als auch rung und Spenden finanziert. afrikanischer Perspektive kennenzulernen. Partnerschaft für Altersforschung in Afrika Wissenschaft und Bildung Das Berufsfeld Soziale Arbeit wird in Tansania als „adoptier- Seit 2009 gibt es im Studienbereich Soziales der Fachhoch- tes Kind“ bezeichnet. Nach wie vor dominieren westliche schule Kärnten das „Büro für Wissenschafts- und Bildungs- Wissenschaftstheorien und Handlungsmodelle die gelehrten kooperation mit Afrika“, das die vielfältigen Aktivitäten Konzepte und Methoden. Zentrale Herausforderung ist da- auch institutionell verankert. Die Koordinierungsstelle her, Formen der Bewältigung sozialer Probleme zu entwer- strebt mit weiteren Hochschulen in Uganda, Kenia, Ru- fen, die sowohl in der eigenen Kultur verankert als auch auf anda und Tansania ein Partnerschaftsprogramm an. Dabei die sozioökonomische Armutsdimension abgestimmt sind. geht es um die Erforschung der Strukturen und die Rah- menbedingungen sozialer Arbeit in Ostafrika sowie um In Afrika ist in den kommenden Jahrzehnten mit einer dra- Curriculumsentwicklung und regionale Netzwerkbildung. matischen Zunahme der Altenpopulation zu rechnen. Auf diese Weise werden Nord-Süd- um Süd-Süd-Koopera- Doch weder die politischen Entscheidungsträger noch die tionen erweitert. ■ Akteure der internationalen Entwicklungszusammenarbeit reagieren entsprechend darauf. Alte Menschen haben ei- Helmut Spitzer nen schweren Stand. Ohne formales Pensionssystem sind Professor für Soziale Arbeit im Studienbereich Soziales sie auf alternative Überlebensstrategien angewiesen. Darü- der Fachhochschule Kärnten in Feldkirchen ber hinaus finden sich immer mehr alte Menschen in der Rolle des Familienerhalters wieder, wenn etwa die Eltern- generation an AIDS gestorben ist und die Kinder als Wai- http://www.kef-online.at/images/stories/downloads/ sen zurückgeblieben sind und versorgt werden müssen. Projektberichte/p163_endbericht_tansania.pdf 16 weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at
PERSPEKTIVEN APPEAR treibt Wissenschaft (vor)an Stipendienprogramme fördern die Internationalisierung und Mobilität in der Wissenschaft und spielen eine immer wichtigere Rolle im Wettbewerb um die „klügsten Köpfe“. Sie haben jedoch nur einen geringen entwicklungspolitischen Effekt. Das Hochschulkooperationsprogramm APPEAR geht einen Schritt weiter. D ie Ergebnisse der Evaluierung des Bildungssektors der Die geförderten Hochschulpartnerschaften werden an den Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit hat- beteiligten Universitäten maßgeblich zur Steigerung der Qua- ten Konsequenzen. Die 2009 erarbeitete Strategie lität von Lehre und Forschung beitragen, das Management „Hochschulbildung und Wissenschaftskooperation“ zielt und die Verwaltung effektiver machen und den wissenschaft- darauf ab, die entwicklungspolitische Wirkung im Bil- lichen Dialog national und international forcieren. Die thema- dungsbereich zu stärken. In Zukunft soll es daher weniger tischen Schwerpunkte des Programms sind Wasserversor- Individualförderung in Form von Stipendien, dafür aber in- gung, ländliche Entwicklung, Energie, die Förderung des Pri- tensivierte Maßnahmen zur Stärkung der entsprechenden vatsektors, gute Regierungsführung und Menschenrechte, Kapazitäten in den Partnerländern geben. In einer Aus- Bildung, Gender, Armutsminderung, die Erhaltung der Um- schreibung gewann ein Konsortium aus Österreichischem welt und der Schutz der natürlichen Ressourcen sowie Frie- Austauschdienst und Lateinamerika-Institut den Auftrag denssicherung und Konfliktprävention. Außerdem sollen in für die konkrete Umsetzung der Strategie. den Partnerländern die wirtschafts- und sozialwissenschaft- lichen Kompetenzen, die zur Umsetzung der nationalen Ar- Forschungspartner für Entwicklungsländer mutsminderungsstrategien erforderlich sind, gestärkt werden. Das neue Austrian Partnership Programme in Higher Edu- cation and Research for Development – APPEAR – wurde Alle österreichischen Universitäten und Fachhochschulen im März in Österreich und einigen Partnerländern vorge- sind eingeladen, sich gemeinsam mit wissenschaftlichen stellt. Es besteht aus zwei Komponenten: Einerseits werden Einrichtungen und Hochschulen in Äthiopien, Uganda, Ke- Hochschulpartnerschaften und zu einem geringeren Teil nia, Mosambik, Kap Verde, Burkina Faso, Senegal, Nicara- weiterhin Master/PhD-Studien gefördert. Andererseits gua, El Salvador, Guatemala, Nepal, Bhutan und den Paläs- unterstützt das Programm die Entwicklung von wissen- tinensischen Gebieten an APPEAR zu beteiligen und schaftlichen und organisatorischen Kapazitäten in Institu- entwicklungspolitische Fragestellungen sowie Forschung tionen von Partnerländern. Die teilweise Übernahme des für Entwicklung an den Institutionen auszubauen. Im Zen- traditionsreichen Limnologiekurses durch die Universität trum der künftigen Kooperationen stehen Partnerschaft Egerton in Kenia und das kosovarisch-österreichische Part- und Respekt vor unterschiedlichen kulturellen Kontexten nerschaftsprogramm zur Weiterentwicklung des Hoch- und Wissensansätzen. Gefragt ist, was für die Partner im schulsektors verfolgen bereits die Prinzipien von APPEAR. Süden von Relevanz ist. ■ red Hubert Dürrstein, OeAD, Brigitte Öppinger-Walchshofer, ADA, Stefanie Reinberg, LAI, und Francis Matambalya, Universität Dar es Salaam, stellten im März das neue Förderprogramm APPEAR vor. www.appear.at © OeAD GmbH weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at 17
SERVICE Nepal: Alpinzentrum für Sherpas M ehr als 60.000 BergsteigerInnen, TrekkerInnen und TourbegleiterInnen besuchen jährlich den Mount Everest Nationalpark. Rund um den Park, in dem strenge Umweltstandards gelten, gibt es eine weitläufige Pufferzone. Dort dürfen die rund 5.500 BewohnerInnen der Region, meist Angehörige der Volksgruppe der Sher- pas, unter Einhaltung von Umweltschutzbestimmungen die Wälder und Weiden bewirtschaften. Damit diese Rücksichtnahme auf die Umwelt in den Köp- fen der gesamten Bevölkerung verankert wird, führt das Pufferzonen-Management in allen Dörfern Schulungen durch und entwirft gemeinsam mit den Dorfgemeinschaften Entwicklungspläne. Seit Oktober 2009 steht dafür mit dem „Khumbu Mountain Centre“ ein Alpinzentrum zur Verfü- Mosambik: gung, eine Koordinationsstelle für das ganze Gebiet. Das in lokaler Bauweise errichtete Gebäude werden Ein- Als Kleiner heimische als Kultur- und Bildungszentrum betreiben. Durch Ausstellungen und Aufführungen soll die Sherpa- Kultur gepflegt werden, und TouristInnen können sich auf unter Großen die höchsten Berge der Welt vorbereiten. Ö sterreich wurde in Mosambik gemeinsam mit der Wie beim Wasserkraftwerk in Thame und den Dorfent- Schweiz in der Gruppe der kleinen Geber als „Best wicklungsprogrammen in der Region war EcoHimal mit Performer“ 2009 ausgezeichnet. Ein Beweis für die lokalen Partnern für die Umsetzung verantwortlich. ■ qualitativ hochwertige Arbeit der Austrian Development Agency, der Agentur der Österreichischen Entwicklungszu- sammenarbeit. Die Bewertung der Performance der Geber www.ecohimal.org genereller Budgethilfe an Mosambik findet jährlich statt. Mosambik ist seit 2008 ein Pilotland der Österreichischen Das neue Khumbu Mountain Centre im Mount Everest Nationalpark ist Entwicklungszusammenarbeit für die Gewährung generel- Kultur- und Bildungsstätte. ler Budgethilfe. Dabei fließen die Finanzmittel direkt in das mosambikanische Staatsbudget. Die Aktivitäten werden begleitet und jährlich bewertet. Beurteilt werden sowohl die Leistungen der mosambikanischen Regierung als auch die Performance der 19 Geber sowie zweier assoziierter Mitglieder. Die Ergebnisse der von einem unabhängigen Forschungs- institut durchgeführten Evaluierung wurden am 13. April 2010 in Maputo vorgestellt. Österreich wurde 2009 zum zweiten Mal in die Bewertung aufgenommen und er- reichte 32 von 36 möglichen Punkten. ■ © EcoHimal www.pap.org.mz 18 weltnachrichten 2/10 | www.entwicklung.at
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