Akademisches Schikanieren: Wie Lehrkräfte professionalisierung in den Bereichen Beziehungsarbeit und Unterrichts-qualität zu sozioökonomischer ...

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Akademisches Schikanieren                                                                241

Empirische Sonderpädagogik, 2019, Nr. 3, S. 241-256
ISSN 1869-4845 (Print) · ISSN 1869-4934 (Internet)

Akademisches Schikanieren:
Wie Lehrkräfte­professionalisierung in den
­Bereichen Beziehungsarbeit und Unterrichts­
 qualität zu sozioökonomischer Chancengleichheit
 im Bildungswesen beitragen kann

Lars Dietrich
Humboldt-Universität zu Berlin

Zusammenfassung
Akademisches Schikanieren, definiert als das Schikanieren von Schüler*innen durch ihre Mit-
schüler*innen aufgrund von Fehlern, die erstere im Unterricht gemacht haben, ist eine Form von
Mobbing, die mit reduzierter Anstrengung von Schüler*innen im Unterricht in Verbindung steht.
Sie kommt disproportional stark in Schulen vor, in denen die Kinder bzw. Jugendlichen ver-
mehrt aus sozioökonomisch benachteiligten Familienverhältnissen stammen. Die vorliegende
Studie überprüft die Hypothese, dass der statistische Zusammenhang zwischen dem sozioöko-
nomischen Klassendurchschnitt und akademischem Schikanieren, und zwischen Unterrichts-
qualität und akademischem Schikanieren durch die Beziehungsqualität in Klassen erklärt wer-
den kann. Zu diesem Zweck wird ein amerikanischer Datensatz aus den Schuljahren 2012-2015
herangezogen (N = 146.044 Schüler*innen), basierend auf Schüler*innen-Fragebögen. Eine
Multi-Ebenen-Strukturregressionsmodellanalyse bestätigt die Hypothese. Aus den Ergebnissen
ableitend wird empfohlen, die Professionalisierung von Lehrkräften in Deutschland im Bereich
der Beziehungsarbeit vorantreiben. Auf diesem Weg ist es möglich, akademisches Schikanieren
zu reduzieren, was die im internationalen Vergleich geringe Bildungsmobilität in Deutschland
erhöhen würde.

Schlüsselwörter: Mobbing, Schikanieren, Beziehungsarbeit, Unterrichtsqualität, Lehrkräftepro-
fessionalisierung

Academic teasing: How teacher professional development in relationship-
building skills and instructional quality can contribute to educational
­equality between lower- and higher-SES students

Abstract
Academic teasing, defined as teasing by peers for making mistakes in the classroom, is a form
of bullying that predicts less academic engagement by students. It is particularly prevalent in
schools with large numbers of students from socioeconomically disadvantaged family back-
grounds. This study tests the hypothesis that the relationship between the average socioeconom-
242                                                                                 Lars Dietrich

ic status of the class and academic teasing, and the relationship between the teaching quality in
the classroom and academic teasing, are mediated by the quality of relationships in class. For
this purpose, the study uses an American dataset based on student surveys from the academic
years 2012-2015 (N = 146.044 students). A multilevel structural regression modelling analysis
confirms the hypothesis. Based on the results, it is recommended that teacher professional train-
ing in Germany focuses more strongly on teachers’ relationship building skills. With this focus,
it is possible to reduce academic teasing, thus improving equal opportunities in the German
educational system, which is characterized by a comparatively strong relationship between
­socioeconomic status and educational outcomes.

Keywords: bullying, teasing, relationship building, teaching quality, teacher professional devel-
opment

Akademisches Schikanieren: Wie                    rufskarrieren im Erwachsenenalter zusam-
Lehrkräfteprofessionalisierung in                 menhängen (deLara, 2016). Letzteres kann
                                                  unter anderem dadurch erklärt werden,
den Bereichen Beziehungsarbeit
                                                  dass Mobbingdynamiken zu schlechteren
und Unterrichtsqualität zu sozio-                 Schulleistungen führen (Crosnoe, 2011; van
ökonomischer Chancengleichheit                    der Werf, 2014), unter anderem aufgrund
im Bildungswesen beitragen                        vermehrt auftretenden Schulschwänzens
                                                  (Gastic, 2008) und die Konzentrationsfähig-
kann
                                                  keit verringernden chronischen Stresses
Zahlreiche qualitative und quantitative Stu-      (Chi-hung, 2009; Totura, 2014). Auch für
dien kommen zu dem Ergebnis, dass Mob-            Lehrkräfte lassen sich negative Effekte im
bing in Schulen negative psychische, sozia-       Zusammenhang mit Mobbing, das gegen
le und leistungsbezogene Auswirkungen             sie selbst oder Schüler*innen gerichtet ist,
auf Schüler*innen hat. Diese umfassen z. B.       feststellen, die zumeist als Burnout-Sympto-
chronische Angstzustände (Sanchez et al.,         me zusammengefasst werden (Ozkilic &
2001), emotionales Leid (Hyman, 2006)             Kartal, 2012; Aloe et al., 2014).
und erhöhtes delinquentes Verhalten (Theri-
ot, 2004), wobei nicht nur die Opfer von          Negative Folgen akademischen
Mobbing betroffen sind, sondern auch des-         ­Schikanierens
sen Täter*innen und Zuschauer*innen
(Twemlow & Sacco, 2011). Das Verständnis          Eine besondere Form des Mobbings stellt
von Mobbing in dieser Studie richtet sich         sogenanntes akademisches Schikanieren
nach Wachs et al. (2016), die sich primär         dar, definiert als das Schikanieren von Schü-
aus der Definition von Olweus (1978) ab-          ler*innen durch ihre Mitschüler*innen auf-
leitet. Demnach unterscheidet sich Mob-           grund von Fehlern, die erstere im Unterricht
bing von anderen Formen der Gewalt da-            gemacht haben (Dietrich & Hofman, 2019).
durch, dass ein Machtungleichgewicht zwi-         Ein solches Verhalten widerspricht dem Ver-
schen Opfern und Täter*innen vorherrscht,         ständnis einer positiven Unterrichtsatmo-
eine Verletzungsabsicht besteht, und die          sphäre, in der das Fehlermachen nicht ver-
Aggression wiederholt auftreten muss.             urteilt, sondern ganz im Gegenteil als
    Negative Folgen von Mobbing in der            Chance interpretiert wird, Lerneffekte zu
Schule beschränken sich auch nicht nur auf        erzielen (Althof, 1999; Weingardt, 2004).
die Schulzeit. So wurde festgestellt, dass        Eine solche Atmosphäre führt dazu, dass
schulische Mobbingerfahrungen mit prob-           sich Schüler*innen eher zutrauen, mitzuar-
lematischeren Liebesbeziehungen und Be-           beiten und ihre vorhandenen Wissens- und
Akademisches Schikanieren                                                                243

Fertigkeitslücken offenzulegen. Das wieder-     here Ebenen, wurde auch in dem in dieser
um gibt Lehrkräften die Möglichkeit, auf die    Studie verwendeten Datensatz anhand der
tatsächlichen Bedürfnisse ihrer Schüler*in-     Berechnung eines Intraklassen-Korrelati-
nen einzugehen, so wie es für einen moder-      onskoeffizienten der entsprechenden ab-
nen Schüler*innen-zentrierten Unterricht        hängigen Variable bestätigt. Theoretisch
gefordert wird (Weber, 2014).                   wird dieses Phänomen anhand der ökologi-
    Müssen Schüler*innen hingegen fürch-        schen Systemtheorie von Bronfenbrenner
ten, dass ihre Fehler von Mitschüler*innen      (1979) erklärt. Aus diesen Überlegungen
dazu verwendet werden, sie vor der Klasse       folgt, dass Klassenfaktoren nach der indivi-
bloßzustellen, verstecken oder reduzieren       duellen Ebene den stärksten Einfluss auf
sie ihre Anstrengungen im Unterricht, der       Mobbingdynamiken in Schulen aufweisen.
dadurch eines Großteils seiner Lernmög-             Einen dieser Klassen-Effekte stellt die so-
lichkeiten beraubt wird. Empirische Befun-      zioökonomische Zusammensetzung der
de unterstützen diese Theorie. So wurde ein     Schülerschaft dar. Schüler*innen aus ärme-
statistisch hoch signifikanter Zusammen-        ren Familien sind im Durchschnitt stärker in
hang zwischen akademischem Schikanie-           Mobbingdynamiken verwickelt als Schü-
ren einerseits und vorgetäuschter (Standar-     ler*innen aus wohlhabenderen Familien,
disierter Koeffizient = 0.33 Standardabwei-     was sowohl für Täter*innen, als auch Opfer
chung, p < .001) bzw. tatsächlicher (Stan-      von Mobbing gilt (Tippett & Wolke, 2014;
dardisierter Koeffizient = 0.41 Standardab-     Dietrich & Ferguson, 2019). Dass Gruppen,
weichung, p < .001) Zurückhaltung akade-        in denen besonders viele Mobbing-Tä-
mischer Anstrengung in der Schule festge-       ter*innen zu finden sind, auch die meisten
stellt (Dietrich & Hofman, 2019). Daraus        Opfer von Mobbing aufweisen, liegt daran,
lässt sich ableiten, dass akademisches Schi-    dass Mobbing und soziale Ausgrenzung in
kanieren in Schulen ein ernstzunehmendes        erster Linie innerhalb von Peer-Gruppen
Hindernis für die Etablierung einer produk-     auftreten, vergleichsweise weniger zwi-
tiven Unterrichtsatmosphäre darstellt.          schen ihnen, und sich diese Peer-Gruppen
                                                in der Regel anhand äußerlich oder durch
Die Rolle des sozioökonomischen                 spezifisches, habituelles Verhalten wahr-
Status (SÖS)                                    nehmbarer Merkmale wie Geschlecht, Eth-
                                                nizität und sozioökonomischem Status for-
Mobbingdynamiken sind nicht überall ein         mieren (Crosnoe, 2011). Das bedeutet z. B.,
gleich starkes Problem. Statistische Verglei-   dass Mädchen in erster Linie andere Mäd-
che zeigen, dass zwischen Klassen (Willi-       chen mobben, die aus ihren eigenen (pri-
ford & Zinn, 2018), Schulen (Payne & Gott-      mär weiblichen) Peer-Gruppen stammen,
fredson, 2004) und Ländern (Organisation        Weiße andere Weiße aus ihren weißen
for Economic Co-operation and Develop-          Peer-Gruppen       und    sozioökonomisch
ment, 2017) deutliche Unterschiede hin-         Schwache andere sozioökonomisch Schwa-
sichtlich der Quantität des Mobbingverhal-      che mobben usw. Das bedeutet nicht, dass
tens von Schüler*innen existieren, wobei        Mobbing zwischen Peer-Gruppen, also z.B.
typischerweise die größte Varianz des Mob-      zwischen Mädchen und Jungs, nicht exis-
bings auf der Schüler*innen-Ebene, (d. h.       tiert, sondern lediglich, dass es weniger
zwischen Schüler*innen), die zweitmeiste        häufig auftritt.
Varianz auf der Klassen-Ebene (bzw. zwi-            Ursachenerklärungen für Gruppenun-
schen Klassen) und die drittmeiste Varianz      terschiede im Mobbingverhalten entstam-
auf der Schulebene (zwischen Schulen) er-       men primär quantitativ-empirischen Stu-
klärt werden kann. Dass niedrigere (d. h.       dien, die darauf hindeuten, dass Mitglieder
dem Individuum näherstehende) Ebenen            marginalisierter Identitäten mit stärkeren
mehr Varianz von Mobbing erklären als hö-       Gefühlen sozialer Unsicherheit zu kämpfen
244                                                                              Lars Dietrich

haben, vermutlich aufgrund von Diskrimi-         fen und weist daher starke Überschneidun-
nierungserfahrungen, die u. a. im aggressi-      gen mit dem Begriff fachdidaktische. Es
vem Verhalten gegenüber Peers ausgedrückt        existieren verschiedene Ansätze, die den
werden (Dietrich & Ferguson, 2019; Oko-          statistischen Zusammenhang zwischen Un-
nofua, Paunesku & Walton, 2016). Darüber         terrichts- und Beziehungsqualität zu erklä-
hinaus weisen sozioökonomisch schwäche-          ren versuchen. Einerseits haben Lehrkräfte
re Schüler*innen im Durchschnitt ein stär-       mit hohen Fertigkeiten im Bereich Class-
keres Ausmaß an sogenannten aggressions-         room Management einen positiven Einfluss
bezogenen Mindsets (zu Deutsch Überzeu-          auf das Verhalten von Schüler*innen, was
gungen bzw. Einstellungen) und Emotionen         zu einer Reduktion von negativem und stö-
auf, d. h. Mindsets und Emotionen die signi-     rendem Verhalten wie z. B. Mobbing führt
fikante Prädiktoren von mehr Mobbingver-         (Allen, 2010). Andererseits können durch
halten sind, wie beispielsweise geringere        positive Lehransätze auch positivere Werte
Selbstwirksamkeit, geringeres Selbstbe-          an Schüler*innen vermittelt werden: Roth et
wusstsein und mehr schulbezogene Wut             al. (2011) liefert empirische Evidenz für die
(Dietrich & Zimmermann, 2019).                   Theorie, dass Autonomie-unterstützende
    Die Beziehung zwischen sozioökono-           Lehrstile dazu führen, dass Schüler*innen
mischem Status (SÖS) und akademischem            positivere soziale Werte internalisieren, was
Schikanieren ist vergleichbar der zwischen       zu einer statistisch signifikanten Verringe-
sozioökonomischem Status und Mobbing,            rung von Mobbing führt.
da akademisches Schikanieren einen Teil-              Eine weitere Erklärungsmöglichkeit für
bereich von Mobbing darstellt. Quantita-         den Zusammenhang zwischen der Unter-
tiv-empirische Befunde deuten an, dass           richtsqualität und dem Mobbingverhalten
Schüler*innen aus Klassen, in denen be-          unter Schüler*innen besteht darin, dass die
nachteiligte Minderheitengruppen einen           Unterrichtsqualität in einem engen Zusam-
größeren Anteil der Schülerschaft ausma-         menhang mit dem Beziehungsklima unter
chen, von im Schnitt stärkerem akademi-          Lehrkräften und Schüler*innen steht, wes-
schem Schikanieren berichten als Schü-           halb das Mobbingverhalten unter Schü-
ler*innen aus Klassen, in denen benachtei-       ler*innen durch die Lehrkräfte-Schüler*in-
ligte Minderheitengruppen einen kleineren        nen-Beziehung indirekt beeinflusst werden
Anteil der Schülerschaft ausmachen (Diet-        kann. In quantitativ-empirischen Studien
rich & Hofman, 2019). Als Ursachenerklä-         konnte sowohl ein Zusammenhang zwi-
rung käme auch hier eine stärkere soziale        schen dem Beziehungsklima in Schulen
Unsicherheit innerhalb von Peer-Gruppen          und der Unterrichtsqualität (Dietrich, 2019;
benachteiligter Schüler*innen in Betracht.       Summers, Davis & Hoy, 2017) als auch zwi-
                                                 schen dem Beziehungsklima in Schulen
Die Rollen von Unterrichts- und                  und dem Mobbingverhalten von Schü-
­Beziehungsqualität in Schulen                   ler*innen (Maunder & Crafter, 2018) festge-
                                                 stellt werden. Aktuelle Studien weisen dar-
Neben dem sozioökonomischen Status von           auf hin, dass beim Auftreten von Mobbing
Schüler*innen hat sich auch die Unter-           unterstützend-kooperierende Interventio-
richtsqualität vermehrt als signifikanter Prä-   nen seitens der Lehrkräfte, die ein positives
diktor von Mobbing erwiesen (Roth et al.,        Beziehungsverhältnis zwischen und Lehr-
2019; Mujis 2017). Der Begriff Unterrichts-      kräften und Schüler*innen voraussetzen,
qualität leitet sich dem Verständnis von         erfolgversprechender sind als autoritär-stra-
Helmke und Schrader (2008) ab. Demnach           fende Maßnahmen (Bilz et al., 2017). Sol-
ist Unterrichtsfaktor als zentraler Einfluss-    che Ergebnisse legen die Vermutung nahe,
faktor auf eine mess- und evaluierbare           dass der Zusammenhang zwischen Unter-
Kompetenz unter Schüler*innen zu begrei-         richtsqualität und Mobbing auch zum Teil
Akademisches Schikanieren                                                              245

dadurch erklärt werden kann, dass sich gute        Ziel der Studie
Unterrichtsqualität positiv auf das Bezie-
hungsklima in der Klasse auswirkt, welches         Ziel der vorliegenden Studie ist die Über-
wiederum das Mobbingverhalten reduziert.           prüfung folgender Forschungsfrage: Können
Diese Logikkette setzt allerdings die Annah-       Unterschiede im Beziehungsklima – d. h.
me voraus, dass Schüler*innen nicht nur            der Beziehungsqualität unter Schüler*innen
guten Unterricht zu schätzen wissen, son-          und der Beziehungsqualität zwischen Lehr-
dern auf diesen auch mit der Annahme po-           kräften und Schüler*innen – die Zusam-
sitiver Beziehungsangebote seitens der             menhänge zwischen Unterrichtsqualität
Lehrkraft reagieren (Hattie, 2009).                und akademischem Schikanieren und zwi-
                                                   schen sozioökonomischer Zusammenset-
                                                   zung der Schülerschaft in der Klasse und
                                                   akademischem Schikanieren erklären (siehe
                                                   Pfadmodell der Abbildung 1)?

                                       Akadem.
                                      Schikanieren

                             M                                N

           LSB                                 L                            SSB

             A          X                                            Y        D

                                  B                       C

          Lehr-
                                               Z                            SÖS
         qualität

Abbildung 1: Hypothetisiertes Pfadmodell des Zusammenhanges zw. Unterrichtsqualität/SÖS und
akademischem Schikanieren. LSB = Lehrkräfte-Schüler*innen-Beziehungen; SSB = Schüler*innen-­
Schüler*innen-Beziehungen
246                                                                               Lars Dietrich

     Zu diesem Zweck wird eine quantita-           Methoden
tiv-empirische Mediationsanalyse durchge-
führt. Es wird die Hypothese aufgestellt, dass     In den folgenden Unterabschnitten werden
sowohl Unterrichtsqualität als auch sozio-         die Stichprobe, das Erhebungsverfahren, die
ökonomischer Klassendurchschnitt direkte           Instrumente, das Analyseverfahren und der
(Pfade X, Y) und indirekte Prädiktoren (über       Umgang mit Fehldaten vorgestellt.
die Pfade A, B, C, D, L, M, N) von akademi-
schem Schikanieren sind. In anderen Wor-           Stichprobe
ten, der durchschnittliche SÖS der Schü­ler*­
innen und die Unterrichtsqualität in der           Der Datensatz der vorliegenden Studie
Klasse sind direkte Prädiktoren sowohl der         stammt von Tripod Education Partners, Inc.,
Qualität der Lehrkräfte-Schüler*­   innen-Be­      einer bildungswissenschaftlichen Beraterfir-
ziehungen (LSB), als auch der Schü­     ler*­
                                            in­    ma aus den USA, die primär Unterrichts-
nen-­Schü­ler*­innen-Beziehungen (SSB), und        qualität anhand von Schüler*innen-Frage-
beide Formen der Beziehungsqualität sind           bögen ermittelt. Neben den Messinstru-
wiederum direkte Prädiktoren akademischen          menten zur Unterrichtsqualität, den soge-
Schikanierens. Die hier verwendete und bei         nannten Tripod 7Cs, werden Schüler*innen
Strukturregressionsmodellen übliche Begriff-       in dem Tripod-Fragebogen u. a. auch zu ih-
lichkeit (Prädiktoren, Pfade, etc.) bedeutet       rem Verhalten, ihrem sozioökonomischen
im Ührigen nicht, dass Kausaleffekte über-         Familienhintergrund und zu diversen Bezie-
prüft werden können. Solche sind mit Quer-         hungsaspekten im Schulkontext befragt. Aus
schnittsdaten schwer bis gar nicht nachzu-         diesem Grund eignet sich eine Sekundär-
weisen. Aus diesem Grund sind die Pfade            analyse der Tripod-Daten für die Fragestel-
der Strukturregressionsmodelle wie Korrela-        lung der vorliegenden Studie ganz beson-
tionszusammenhänge zu interpretieren.              ders.
     Des Weiteren wird vermutet, dass eine             Die Daten sind komplett anonymisiert
höhere Qualität der LSB eine höhere Quali-         und basieren auf der Befragung von 146.044
tät der SSB voraussagen (Pfad Z). Banduras         Schüler*innen aus 7.247 Klassen und 131
(1977) soziale Lerntheorie legt nahe, dass         Schulen, die in 29 verschiedenen US-Schul-
sich Schüler*innen die Art und Weise, wie          distrikten beheimatet sind. Die Datenerhe-
Lehrkräfte Schüler*innen behandeln, als Vor-       bung erfolgte in verschiedenen Regionen
bild nehmen, wie sie selbst andere Schü-           der USA in den Jahren 2012-2015, wobei
ler*innen behandeln. Die Ergebnisse mehre-         sie nur für eine gebündelte Querschnitts-
rer empirischer Studien unterstützen diese         analyse verwendet werden können, da
Theorie (siehe z. B. Chory & Offstein, 2018;       Identifikationsvariablen auf Schüler*in-
Hughes et al., 1999).                              nen-Ebene, die ein Längsschnittdesign er-
     Schlussendlich wird angenommen, dass          möglichen würden, nicht vorhanden sind.
der durchschnittliche SÖS der Klasse ein           Das Sample inkludiert alle amerikanischen
­direkter Prädiktor der Unterrichtsqualität ist,   Sekundarstufen, d. h. alle Middle Schools
 da Klassen mit einer höheren Anzahl sozial        und High Schools, die in den meisten Re-
 benachteiligter Schüler*innen schwieriger         gionen der USA die Schulstufen 6 bis 12
 zu unterrichten sind (Okonofua, Paunesku &        umfassen, in manchen Regionen aber auch
 Walton, 2016). Das ist auch der Grund,            mit den Schulstufen 5 oder 7 beginnen. Die
 warum die aussagekräftigsten statistischen
 ­                                                 Verteilung der Schulstufen im Datensatz er-
 Unterrichtsqualitäts-Evaluierungsverfahren        gibt sich daher folgendermaßen: 5. Schul-
 in den USA, die sogenannten Value Added           stufe 1%, 6.-10. Schulstufe jeweils 14-16%,
 Measurements (VAMs), sozioökonomische             11. Schulstufe 12% und 12. Schulstufe 10%
 Kontrollvariablen berücksichtigen (Ligon,         der Gesamtstichprobe. Die Geschlechter-
 2008).                                            verteilung ist mit 50% männlichen und
Akademisches Schikanieren                                                                 247

50% weiblichen Schüler*innen sehr ausge-          if they don’t know me“ = Respekt_L, „I
glichen.                                          would quiet down if someone said I was tal-
                                                  king too loudly in the hallway“ = Leiser;
Erhebungsverfahren                                SSB: „I do things I don’t want to do because
                                                  of pressure from other students” = Druck,
Die meisten Schüler*innen des Datensatzes         „At this school, I must be ready to fight to
haben den Fragebogen zur selben Zeit, d. h.       defend myself“ = Kämpfen, „Trying to be
an dem von der Schule bestimmten Erhe-            popular sometimes distracts me from my
bungstag, durchgeführt. Nur in wenigen            work in this class“ = Beliebt). Beide Konst-
Ausnahmefällen wurden ausgefüllte Frage-          rukte werden hinsichtlich ihrer Konstruktva-
bögen von an diesem Tag abwesenden                lidität mittels konfirmatorischer Faktoren-
Schüler*innen nachgereicht. Die Durchfüh-         analyse bestätigt (Dietrich, 2019).
rung der Erhebung erfolgte durch das Schul-
personal und entweder online mit persona-         Unterrichtsqualität in Klassenzimmern.
lisierten Log-In Codes oder per Papier und        Die Messung der Unterrichtsqualität in
Stift. Alle schriftlich ausgefüllten Fragebö-     Klassenzimmern erfolgt im Tripod-Fragebo-
gen wurden in versiegelte Kuverts verpackt,       gen mithilfe des sogenannten Tripod 7Cs
um die Anonymität der Ergebnisse zu ga-           Frameworks (Tripod Education Partners,
rantieren.                                        Inc., 2016). Dieses unterscheidet sieben Di-
                                                  mensionen der Unterrichtsqualität (Care,
Instrumente                                       Confer, Captivate, Clarify, Consolidate,
                                                  Challenge und Classroom Management),
In den folgenden vier Absätzen werden die         die anhand einer Vielzahl von Fragebo-
in der Studie verwendeten Instrumente im          gen-Items (3 Items für Care, Confer und
Detail erläutert.                                 Consolidate, 4 Items für Captivate, 5 Items
                                                  für Challenge, 7 Items für Classroom Ma-
Akademisches Schikanieren. Die abhängi-           nagement und 9 Items für Clarify) ermittelt
ge Variable dieser quantitativ-empirischen        werden, welche auf einer 5-Punkte Likert
Studie ist akademisches Schikanieren, defi-       Skala gemessen werden. Für die vorliegen-
niert als Schikanieren, das auftritt, wenn        de Untersuchung wird das sogenannte 7Cs
Schüler*innen im Klassenkontext Fehler            Composite angewendet, bei dem es sich
machen. Die entsprechende Tripod-Varia-           um einen auf den 7Cs basierenden und
ble fragt Schüler*innen, inwiefern sie der        standardisierten Durchschnittsindex han-
folgenden Aussage anhand einer 5-Punkte           delt, der mittels alpha-generate-Befehl aus
Likert-Skala zustimmen: „In this class, stu-      Stata 14 in zwei Schritten erstellt wurde: zu-
dents get teased for making mistakes“.            nächst wurden die 7Cs als individuelle In-
                                                  dexe erstellt, danach das 7Cs Composite
Beziehungsqualität in Schulen. Die Bezie-         auf den individuellen 7Cs-Indexen basie-
hungsqualität in Schulen wird anhand der          rend. Validität und Reliabilität des 7Cs
Qualität der Lehrkräfte-Schüler*innen- (LSB)      Composite wurden in einer Vielzahl von
und Schüler*innen-Schüler*innen-Bezie-            Studien bestätigt (siehe z.B. Cantrell &
hungen (SSB) ermittelt. In beiden Fällen          Kane, 2013; Polikoff, 2016). In dem in die-
handelt es sich um latente Faktoren, die an-      ser Studie verwendeten Datensatz hat das
hand von jeweils drei Items ermittelt wer-        7Cs Composite einen Cronbach-Alpha-Wert
den, welche allesamt auf einer 5-Punkte           von .92.
Likert-Skala gemessen werden (LSB: „I treat
the adults at this school with respect, even if   Sozioökonomischer Status. Der latente Fak-
I don’t know them” = L_Respekt, „Teachers         tor SÖS wird mittels dreier Items gemessen:
in the hallways treat me with respect, even       die Anzahl der Bücher zuhause (5-Punkte
248                                                                             Lars Dietrich

Likert Skala), die Anzahl der Computer zu-      lichkeit für Typ-2-Fehler in der hier vorlie-
hause (4-Punkte Likert Skala) und der           genden Studie keine praktische Gefahr dar,
höchste Bildungsabschluss der Eltern            da die Stichprobe mit N = 7,247 Klassen
(5-Punkte Likert Skala). Alle drei Items ba-    vergleichsweise groß ausfällt und somit die
sieren auf Selbstangaben der Schüler*in-        Wahrscheinlichkeit für Typ-2-Fehler auf ein
nen. Die Konstruktvalidität des SÖS-Inde-       Minimum reduziert.
xes des Tripod-Datensatzes wurde in einer           Für die Analyse in dieser Studie wurden
früheren Studie mittels konfirmatorischer       alle Variablen auf den Klassendurchschnitt
Faktorenanalyse bestätigt (Dietrich & Zim-      aggregiert. Das bedeutet, dass die Analyse-
mermann, 2019).                                 ebene der Studie das Klassenzimmer ist,
                                                und durch den Multi-Ebenen-Ansatz die Va-
Analyseverfahren                                rianz auf Schulebene herausgerechnet wird.
                                                Die Distriktebene muss hingegen ignoriert
Zur Prüfung der Forschungsfrage werden          werden, da 3-Ebenen-Strukturregressions-
mittels Mplus 8 Multi-Ebenen-Struktur­          modelle auf Mplus 8 zwar theoretisch mög-
regressionsmodelle (M-SRM) ermittelt.           lich sind, aber in den meisten Fällen nicht
M-SRM eignen sich insbesondere für die          konvergieren. Das stellt in diesem Fall aber
Überprüfung komplexer Korrelationszu-           kein größeres Problem dar, da die Varianz
sammenhänge bei der Anwendung geneste-          von akademischem Schikanieren in dem
ter Daten, wie sie im Falle des Tripod-Da-      vorliegenden Datensatz auf der Distriktebe-
tensatzes vorliegen (Schüler*innen sind in      ne gen Null tendiert.
Klassen genestet, Klassen in Schulen und
Schulen in Distrikten). Darüber hinaus er-      Umgang mit Fehldaten
lauben sie die Verwendung observierter und
latenter Faktoren und den direkten Ver-         Tabelle 1 zeigt den Anteil von Fehldaten,
gleich von Modellen mithilfe von Modell-        aufgeschlüsselt nach Variablen. Um verzerr-
anpassungsstatistiken, die ermitteln, wie gut   ten Ergebnissen aufgrund von Fehldaten
das jeweilige Modell die vorhandenen Da-        entgegenzuwirken, verwendet die vorlie-
ten erklärt (Kline, 2011). In dieser Studie     gende Analyse den Mplus 8 Full Informati-
werden die Modellanpassungsstatistiken          on Maximum Likelihood (FIML)-Estimator,
χM2, SRMR, CFI und RMSEA präsentiert, und       welcher gegenüber anderen, zum Teil auf-
es wird den Cut-Off-Empfehlungen von Hu         wändigeren Ansätzen zur Behandlung von
und Bentler (1999) hinsichtlich der akzep-      Fehldaten, allen voran der multiplen Impu-
tablen Passung der Modelle gefolgt (d. h.       tation, überlegen ist (Allison, 2012).
RMSEA und SRMR < .08, CFI > .90).
    Alle endogenen Faktoren des Modells
werden hinsichtlich ihrer akzeptablen Kur-
tosis (< 7) und Schiefe (< 2) der Verteilung    Ergebnisse und Diskussion
überprüft, was eine Voraussetzung für statis-
tische Anwendungen darstellt, die auf Ma-       Anhand des finalen M-SR-Modells (siehe
ximum-Likelihood-Berechnungen basieren          Abbildung 2), welches die im Vergleich bes-
wie im Falle der Strukturregressionsmodel-      ten Modellanpassungsstatistiken aufweist
lierung. Indirekte Effekte können bei Mul-      (χM2 = 1058.423, SRMR = 0.064, CFI = 0.961
ti-Ebenen-Modellen auf Mplus 8 nur mit          und RMSEA = 0.061), wird die Forschungs-
dem Normalitätsansatz berechnet werden,         frage dieser Studie positiv beantwortet. Die
welcher konservativer ausfällt als die von      Unterrichtsqualität in der Klasse weist einen
Preacher und Hayes (2004) empfohlene            mittelgroßen Gesamteffekt (Standardisierter
Bootstrapping-Methode. Allerdings stellt        Koeffizient = -0.431 Standardabweichung,
die daraus folgende erhöhte Wahrschein-         p < .001) auf akademisches Schikanieren
Akademisches Schikanieren                                                                                       249

Tabelle 1: Fehldaten
                                                               Fehlwerte                          in Prozent
 Akademisches Schikanieren                                           8.374                            6%
 Unterrichtsqualität                                                 7.832                            5%
 SÖS-Index:
 Anzahl d. Bücher zuhause                                            9.858                            7%
 Anzahl d. Computer zuhause                                      15.782                             11%
 Höchste Elterliche Ausbildung                                   65.062                             45%
 LSB index:
 m_c20_ad                                                        17.621                             12%
 m_c20_af                                                        16.427                             11%
 m_c20_w                                                         15.354                             11%
 SSB index:
 im_c20_aj                                                       17.832                             12%
 im_c20_t                                                        17.361                             12%
 im_a24                                                              4.690                            3%
Anmerkungen: N = 146.044 Schüler*innen

                                                       .40

                                                Akadem.
                                               Schikanieren

                                   .61                        -.75           .47
 .43                                                                                                             .45
       L_Respekt                              -.24                                                   Druck
                         .89                                                          .74

 .22                   .76                                                                  .67                  .44
       Respekt_L                  LSB                .52                 SSB                        Kämpfen

 .55                     .67                                                          .75                        .56
        Leiser                                                 .19                                   Beliebt

                                   .50                .32                    .35

                                                                                                                 .24
                                                                                                     Bücher
                                                                                      .87

                               Unterrichts-                                             .79                      .37
                                                     .14                 SÖS                        Computer
                                qualität

                                                                                      .74                        .45
                                     .98                                                            Ausb. Elt.
                                                                               1.00

Abbildung 2: Pfaddiagramm des finalen Multilevel-Strukturregressionsmodells auf Klassen-ebene. Alle
Pfade des Modells sind hoch signifikant (p < .001), direkte Pfade zu akademischem Schikanieren
wurden zur besseren Orientierung dick eingezeichnet. Latente Faktoren werden als Ovale dargestellt,
direkt gemessene Variablen als Rechtecke. Die Variablen links und rechts von den latenten Faktoren
ausgehend (gestrichelte Pfade) sind Items, mit deren Hilfe die latenten Faktoren ermittelt werden.
Kleine Pfeile ohne Ausgangspunkt stellen Fehlwerte dar.
250                                                                               Lars Dietrich

auf, wobei 45% dieses Effekts (Standardi-        Schikanieren nimmt, während Lehrkräfte
sierter Koeffizient = -0.194 Standardabwei-      akademisches Schikanieren nur indirekt,
chung, p < .001) durch die Qualität des Be-      durch einen positiven Beziehungsaufbau
ziehungsklimas (LSB und SSB) mediiert            mit ihren Schüler*innen (0.52 Standardab-
wird. Nur halb so stark erweist sich der Ge-     weichung), beeinflussen können. Aufgrund
samteffekt des durchschnittlichen SÖS der        der Tatsache, dass die Befragung mehrheit-
Klasse auf akademisches Schikanieren             lich mit Jugendlichen ab 12 Jahren durch-
(Standardisierter Koeffizient = -0.260 Stan-     geführt wurde, unterstützt dieses Ergebnis
dardabweichung, p < .001), wovon aller-          außerdem die Theorie, dass das Verhalten
dings 171% (Standardisierter Koeffizient =       von Jugendlichen – im Gegensatz zu dem
-0.444 Standardabweichung, p < .001)             Verhalten von Kindern – von Erwachsenen
durch Unterschiede im Beziehungsklima            kaum noch direkt beeinflusst werden kann,
der Schule erklärt werden. Das bedeutet,         sondern nur noch indirekt durch ihre Vor-
dass Unterschiede in der Beziehungsquali-        bildfunktion (Crosnoe, 2011; Yeager et al.,
tät den Zusammenhang zwischen dem                2015).
durchschnittlichen SÖS der Klasse und aka-           Auch die Ergebnisse der Pfade vom so-
demischem Schikanieren nicht nur kom-            zioökonomischen Klassendurchschnitt und
plett erklären, das Vorzeichen des Zusam-        der Unterrichtsqualität zu den beiden Be-
menhanges dreht sich sogar um. In anderen        ziehungsklimafaktoren erweisen sich im
Worten, Schüler*innen aus sozioökono-            Großen und Ganzen wie erwartet. Der
misch schwächeren Klassen berichten von          durchschnittliche SÖS der Klasse weist klei-
weniger akademischem Schikanieren als            ne Effekte sowohl auf LSB (Standardisierter
Schüler*innen aus sozioökonomisch stärke-        Koeffizient = .39 Standardabweichung, p <
ren Klassen, solange das Beziehungsklima         .001, inklusive dem sehr kleinen indirekten
in beiden Klassen vergleichbar ist, was          Effekt über Unterrichtsqualität von Standar-
durch eine besonders effektive Beziehungs-       disierter Koeffizient = 0.07 Standardabwei-
arbeit von Seiten der Lehrkraft erreicht wer-    chung, p < .001), als auch auf SSB (Standar-
den könnte. Eine Erklärung für die Umkeh-        disierter Koeffizient = 0.35 Standardabwei-
rung des Vorzeichens wäre, dass Kinder aus       chung, p < .001) auf. Im Vergleich dazu
sozioökonomisch stärkeren Familien unter         zeigt sich für die Unterrichtsqualität nur ei-
größerem akademischem Druck stehen als           nen direkten Pfad mittlerer Effektstärke zu
Kinder aus sozioökonomisch schwächeren           LSB (Standardisierter Koeffizient = 0.50
Familien, welcher in Form von akademi-           Standardabweichung, p < .001), während
schem Schikanieren ein Ventil findet.            die Verbindung zwischen Unterrichtsquali-
    Die Ergebnisse für die Pfade von der         tät und SSB nur indirekt, via LSB (Standardi-
Qualität der LSB und SSB zu akademischem         sierter Koeffizient = 0.26 Standardabwei-
Schikanieren sind weniger überraschend.          chung, p < .001), existiert. Diese Ergebnisse
Während SSB einen direkten Pfad mit gro-         unterstützen die Annahme, dass der sozio-
ßer Effektstärke zu akademischem Schika-         ökonomische Hintergrund der Schüler*in-
nieren aufweist (Standardisierter Koeffizient    nen alle Beziehungen, sowohl mit Lehrkräf-
= -0.75 Standardabweichung, p < .001), ist       ten als auch mit anderen Schüler*innen,
die Verbindung zwischen LSB und akade-           direkt beeinflusst, während die Unterrichts-
mischem Schikanieren nur indirekt, über          qualität nur mit den Beziehungsdynamiken
SSB, und von kleiner bis mittelstarker Effekt-   zwischen Lehrkräften und Schüler*innen in
stärke (Standardisierter Koeffizient = -0.39     einem direkten Zusammenhang steht.
Standardabweichung, p < .001). Dieses Er-            Wie zu erwarten, fällt die gesamte Ef-
gebnis unterstützt die These, dass es letzt-     fektstärke von Unterrichtsqualität auf die
endlich die Qualität der SSB ist, die den        Qualität der SSB (Standardisierter Koeffizi-
entscheidenden Einfluss auf akademisches         ent = 0.260 Standardabweichung, p < .001)
Akademisches Schikanieren                                                             251

deutlich kleiner aus als die gesamte Effekt-    gute Beziehungsarbeit auch zu einer besse-
stärke des durchschnittlichen SÖS der Klas-     ren Lehre führt. In anderen Worten, Lehr-
se auf die Qualität der SSB (Standardisierter   kräfte, die in der Lage sind, eine gute Be-
Koeffizient = 0.551 Standardabweichung, p       ziehung zu ihren Schüler*innen aufzubau-
< .001). Dieses Ergebnis unterstützt die Ver-   en, haben es leichter, ihre didaktischen
mutung, dass die sozioökonomische Zu-           Fertigkeiten in guten Unterricht umzuset-
sammensetzung der Klasse einen stärkeren        zen. In diesem Beispiel ist es sogar höchst-
Einfluss auf das Beziehungsklima unter          wahrscheinlich, dass die Korrelation zwi-
Schüler*innen hat als die Qualität der Leh-     schen Unterrichtsqualität und Beziehungs-
re. Allerdings ist der direkte Effekt von Un-   qualität eine Wechselwirkung zwischen
terrichtsqualität auf akademisches Schika-      beiden Faktoren widerspiegelt. Ähnlich ge-
nieren größer (Standardisierter Koeffizient =   staltet sich die Korrelation zwischen LSB
-0.24 Standardabweichung, p < .001) als         und SSB, da eine Verschlechterung der SSB
der direkte Effekt des durchschnittlichen       im Klassenzimmer auch dazu führen wird,
SÖS der Klasse auf akademisches Schika-         dass sich die Qualität der LSB verringert.
nieren (Standardisierter Koeffizient = 0.19     Zukünftige Studien sollten das hier vorge-
Standardabweichung, p < .001), was da-          stellte Pfadmodell mithilfe von Längs-
durch erklärt werden kann, dass gute Lehre      schnittdaten hinsichtlich eindeutiger kausa-
auch Fertigkeiten umfasst, die negatives        ler Zusammenhänge evaluieren.
Verhalten anders als durch eine Verände-              Des Weiteren handelt es sich bei den
rung der Beziehungsdynamiken reduzieren.        Tripod-Daten ausschließlich um subjektive
Damit sind vor allem Fertigkeiten gemeint,      Wahrnehmungen von Schüler*innen und
die in den didaktischen Bereich der Lehre       nicht um „objektive“ Messungen. Diese Li-
fallen.                                         mitierung wird jedoch dadurch in ihrer Be-
    Abschließend sei noch erwähnt, dass         deutsamkeit abgeschwächt, dass sich
der kleine (Standardisierter Koeffizient =      menschliches Verhalten und Wohlbefinden
0.14 Standardabweichung, p < .001), aber        in erster Linie anhand subjektiver Wahrneh-
hoch signifikante Pfad vom durchschnittli-      mungen erklären lassen und weniger stark
chen SÖS der Klasse zu Unterrichtsqualität      mit vergleichbaren, objektiv messbaren
die Annahme unterstützt, dass der sozio-        Faktoren in Verbindung stehen (siehe z. B.
ökonomische Hintergrund von Schüler*in-         Glei, Goldman & Weinstein, 2018).
nen die Unterrichtsqualität in Klassenzim-          Abschließend ist zu betonen, dass der
mern beeinflusst (Koedel, Mihaly & Rockoff,     Tripod-Datensatz aus den USA stammt, was
2015).                                          die Möglichkeit aufwirft, dass kulturelle
                                                Unterschiede in Deutschland zu abwei-
Limitierungen der Studie                        chenden Ergebnissen führen könnten, auch
                                                wenn dies aus Sicht des Autors dieser Studie
Da in der Analyse der vorliegenden Studie       nicht zu erwarten ist. Zukünftige Studien
Querschnittsdaten verwendet wurden, um          sollten das hier vorgebrachte Pfadmodell
die Forschungsfrage zu prüfen, verbieten        mit in Deutschland erhobenen Daten über-
sich abschließende kausale Interpretationen     prüfen.
des Pfadmodells. Beispielsweise kann der
Zusammenhang zwischen hoher Unter-
richtsqualität und positiverer LSB einerseits
dadurch erklärt werden, dass besserer Un-
terricht zu besseren Beziehungen zwischen
Lehrkräften und Schüler*innen führt, wie in
dieser Studie vorgeschlagen. Andererseits
ist es sehr wahrscheinlich, dass umgekehrt
252                                                                            Lars Dietrich

Zusammenfassung                                sonders große Probleme haben, genügend
und Empfehlungen                               qualifizierte Lehrer*innen anzuwerben
                                               (Vieth-Entus, 2019). Politische Entschei-
Trotz der Limitierungen dieser Studie und      dungsträger*innen müssen sich bewusst
des sich daraus ableitenden Bedarfs an Fol-    machen, dass die aktuell mangelnde Profes-
gestudien mit Längsschnittdaten müssen die     sionalität im Bereich Beziehungsarbeit un-
Ergebnisse schon heute ernst genommen          ter Lehrkräften an Schulen mit überpropor-
werden. Unterrichtsqualität und SÖS im         tional vielen, sozioökonomisch benachtei-
Klassenzimmer sind beides signifikante Prä-    ligten Schüler*innen dazu beiträgt, dass in
diktoren von akademischem Schikanieren,        Deutschland der Bildungserfolg zwischen
wobei sowohl eine höhere Unterrichtsqua-       Kindern aus sozioökonomisch stärkeren
lität als auch ein höherer Klassendurch-       und schwächeren Familien im internationa-
schnitt hinsichtlich des sozioökonomischen     len Vergleich ganz besonders stark ausein-
Status‘ der Schüler*innen weniger akademi-     anderklafft (John-Ohnesorg, 2016). Die Er-
sches Schikanieren in der Klasse prognosti-    gebnisse sind außerdem dahingehend zu
zieren. In beiden Fällen kann ein bedeutsa-    interpretieren, dass sowohl originäre Bezie-
mer Teil dieser Zusammenhänge durch Un-        hungsarbeit, z. B. aus der psychoanalyti-
terschiede in der Qualität des Beziehungs-     schen Pädagogik stammend (Muck & Tre-
klimas, inklusive LSB und SSB, erklärt wer-    scher, 1994), als auch didaktische Aspekte,
den.                                           etwa das Classroom Management (Kiper &
     Daraus folgend lassen sich zwei wichti-   Mischke, 2004), Teil der Professionalisie-
ge Schlussfolgerungen für Lehrkräfte ablei-    rung im Bereich Beziehungsgestaltung sein
ten. Erstens brauchen Klassen, deren Schü-     müssen.
ler*innen aus niedrigeren sozioökonomi-            Zweitens sollten Institutionen geschaf-
schen Schichten kommen – und daher auch        fen werden, die es Lehrkräften ermöglichen,
nachweisbar schwieriger zu unterrichten        ihre Fertigkeiten in den Bereichen Unter-
sind – eine höhere Professionalität im Be-     richtsqualität und Beziehungsaufbau konti-
reich Beziehungsarbeit von Seiten der Lehr-    nuierlich zu reflektieren und im Zuge von
kräfte. Z. B. kommen sogenannte schwer         Fortbildungskursen zu verbessern. Mit Be-
erziehbare Kinder und Jugendliche, d. h.       zug auf akademisches Schikanieren sind es
Kinder und Jugendliche mit schwerwiegen-       z. B. die Fertigkeiten des Classroom Ma-
den psychosozialen Beeinträchtigungen,         nagements und des guten Erklärens von
oftmals mit dem Ballast traumatischer Be-      Unterrichtsstoff, die mit geringerem akade-
ziehungserfahrungen in die Schule (Zim-        mischem Schikanieren in der Klasse in Ver-
mermann, 2016). Ein positiver Beziehungs-      bindung stehen (Dietrich & Hofman, 2019;
aufbau kann in solchen Fällen nur gelingen,    Ferguson et al., 2015). Quantitative Evaluie-
wenn die Lehrkraft ein Verständnis für sze-    rungsmethoden zum Zweck der Reflektion
nisches Verstehen entwickelt hat (Ahrbeck      und Verbesserung von Unterrichtsqualität,
& Rauh, 2006). Nur so können negative Be-      wie sie zum Beispiel durch das Tripod 7Cs
ziehungsdynamiken wie akademisches             Framework in den USA verwendet werden,
Schikanieren in der Klasse reduziert und ein   sollten auch in Deutschland breitflächig
Arbeitsklima etabliert werden, das dem in      eingeführt werden.
Schulen aus sozial besser gestellten Gegen-        Zu guter Letzt ist es ganz besonders
den gleichkommt. Das ist insbesondere          wichtig zu betonen, dass sowohl die USA
deshalb ein bedeutsames Ergebnis, weil es      als auch Deutschland im internationalen
gerade Schulen mit sozioökonomisch             Vergleich eine besonders starke Korrelation
schwachen Schüler*innen sind, die durch        zwischen dem Bildungserfolg und dem so-
ein besonders schlechtes Beziehungsklima       zioökonomischem Familienhintergrund von
auffallen (Lasic & Saleh, 2018) und die be-    Schüler*innen aufweisen (Brockmeier &
Akademisches Schikanieren                                                                       253

Reint, 2017; Godin & Hindricks, 2018). Im                behavior and teacher burnout. Educational
Vergleich dazu findet man in Ländern, die                Research Review, 12, 30-44. doi:10.1016/
einen stärkeren Fokus auf qualitativ hoch-               j.edurev.2014.05.003
wertige Beziehungsarbeit im Klassenzim-              Althof, W. (1999). Fehlerwelten. Vom Fehler-
mer legen, allen voran die skandinavischen               machen und Lernen aus Fehlern. Opladen:
Länder und Kanada (Campbell et al., 2017;                Leske+Budrich.
Kennedy, 2017), eine deutlich höhere Bil-            Bandura, A. (1977). Social learning theory.
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2017; Godin & Hindricks, 2018). Die Er-              Bildungsportal-NRW. (2019). Talentschulen.
gebnisse der hier vorliegenden Studie be-                Zugriff am 29.03.2010 https://www.
stätigen jedoch, dass sowohl Deutschland                 schulministerium.nrw.de/docs/
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ziehungsarbeit in Schulen viel aufzuholen            Bilz, L., Schubarth, W., Dudziak, I., Fischer, S.,
haben und dabei einiges von ihren nördli-                Niproschke, S., & Ulbricht, J. (2017). Ge-
chen Nachbarn lernen können. Dies gilt                   walt und Mobbing an Schulen: Wie sich
insbesondere mit Blick auf Initiativen, die              Gewalt und Mobbing entwickelt haben,
das anspruchsvolle Ziel haben, die Chan-                 wie Lehrer intervenieren und welche Kom-
cen von sozioökonomisch benachteiligten                  petenzen sie brauchen. Kempten: Julius
Schüler*innen auf einen Bildungsaufstieg                 Klinkhardt.
merkbar zu verbessern, wie es z. B. bei der          Brockmeier, T. & Gropp, R. E. (2017). Niedrige
Talentschule-Initiative in Nordrhein-West-               Soziale Mobilität in Deutschland: Wo lie-
falen der Fall ist (Bildungsportal-NRW,                  gen die Ursachen?. Wirtschaft im Wandel,
2019). Die Ergebnisse der vorliegenden Stu-              23, 67.
die deuten darauf hin, dass diese Initiativen        Bronfenbrenner, U. (1979). The ecology of hu-
deutlich erfolgreicher sein werden, wenn                 man development: Experiments by nature
sie einen starken Fokus auf die Lehrkräfte-              and design. Cambridge, MA: Harvard Uni-
professionalisierung im Bereich Bezie-                   versity Press.
hungs- und Unterrichtsqualität legen.                Campbell, C., Zeichner, K., Lieberman, A. &
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