Aktuell- Nr.14 2021 - Heimatverein Burgsteinfurt

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Aktuell- Nr.14 2021 - Heimatverein Burgsteinfurt
- aktuell - Nr. 14 2021
Aktuell- Nr.14 2021 - Heimatverein Burgsteinfurt
Immer da, immer nah.

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Sicherheitspaket für alle ab 50.

Katharina Lindhof     Hermann Lindhof   Torsten Kolthoff

Ihre Provinzial Geschäftsstelle
Lindhof & Kolthoff OHG
Wilhelmsplatz 5
48565 Steinfurt
Tel. 02551/14920
Fax 02551/192090
lindhof-kolthoff@provinzial.de
Aktuell- Nr.14 2021 - Heimatverein Burgsteinfurt
Inhalt   aktuell 14/ 2021 1

Inhaltsverzeichnis

      2     Grußwort
      3     Einladung zur Jahreshauptersammlung 2021
      4     Blaudruckerei
      6     Termine Januar bis Juni 2021
      7     Rückblicke Vorträge 2020
      8     Der Dritte Ort
      9     Jahresfahrt 2021
      11    Aufzeichnungen Käthe Konik
      20    Schutzmasken für das UKM Marienhospital
      22    Plattdüütsk Radio
      25    Brunscher Garten
      28    Buchvorstellung
      30    Johan Halo (Hallau)
      35    Vortragsreihe 2021
      39    Kaufhaus in Burgsteinfurt
      42    Seuchen in Steinfurt
      46    Schlacht um Sedan
      50    Termine Juli bis Dezember 2021
      52    Datenschutzerklärung
      54    Beitrittserklärung
      55    Organigramm
      56    Informationen und Impressum
Aktuell- Nr.14 2021 - Heimatverein Burgsteinfurt
2   aktuell 14 / 2021 Vorwort der Vorsitzenden des Heimatvereins

Liebe Heimatfreunde,
seit vielen Monaten ist nichts mehr wie     sind die „Aufzeich-
es war. Die Pandemie hat uns fest im        nungen von Käthe
Griff und hat bis heute und weit darü-      Konik“, zusammen-
ber hinaus Einfluss auf fast alle Aktivi-   gestellt von Günther
täten unseres Vereinslebens. Wir muss-      Hilgemann, Erfah-
ten auf viele geliebte Veranstaltungen      rungen mit dem Plattdeutschen Radio
verzichten und haben schmerzlich            von Heinz Epker, ein Bericht über Johan
festgestellt, was es bedeutet, einander     Halo und seine Erfindung der Lichtglas-
nicht mehr begegnen und sich austau-        lampe sowie ein Blick auf 120 Jahre
schen zu können.                            Waren- und Kaufhaustradition in Stein-
Das Virus konnte aber die Leidenschaft      furt, die mit dem Kaufhaus Vorgerd zu
vieler Heimatfreunde nicht bremsen.         Ende geht. Aktueller denn je ist sicher
So hat die Blaudruckwerkstatt im Ap-        der Bericht zu „Seuchen in der Vergan-
ril gemeinsam mit dem KulturForum-          genheit“, der einige Parallelen zu heuti-
Steinfurt eine Aktion gestartet, bei der    gen Erfahrungen aufzeigt.
mit Hilfe von fast 100 Ehrenamtlichen       Das neue Jahr hält erneut ein breites
1.500 Masken genäht und dem Kran-           Spektrum an Heimatthemen für Sie be-
kenhaus übergeben werden konnten.           reit. Die verschiedenen aktiven Grup-
Viele der ausgefallenen Vorträge wur-       pen des Heimatvereins Burgsteinfurt
den auf das kommende Jahr verscho-          haben viel vorbereitet. Aus aktuellem
ben. Der Frauentreff plant im neuen         Anlass werden manche Termine lage-
Jahr Begegnungen mit spannenden             angepasst über die Presse bekanntge-
Vorträgen. Eine Erlebnisfahrt in den        geben.
Schwarzwald steht im August 2021 auf        Im Namen des Vorstandes und des Bei-
dem Programm.                               rates bedanke ich mich bei allen, die
In Kürze erscheint unter dem Titel „Aus     das neue vielseitige Programm erarbei-
Steinfurt in die weite Welt vom 14. bis     tet haben, die in der Vergangenheit und
19. Jahrhundert“ ein neues Buch, das        auch für das kommende Jahr Garanten
Dr. Eckhardt Hammerström und Willi          und Garantinnen für ein gelingendes
Alff für den Heimatverein erarbeitet ha-    Miteinander in den genannten The-
ben. Die Leserinnen und Leser erwartet      menbereichen sind.
eine eindrucksvolle Darstellung der
Auswanderergeschichte ergänzt durch         Ebenso bedanke ich mich bei allen
eine Auflistung Steinfurter Auswande-       Sponsoren, die uns unterstützen.
rer. Für viele sicher eine interessante
Möglichkeit, Bezüge zu Ihren Vorfahren      Bitte achten Sie auf Ihre Gesundheit!
herzustellen.
Lesenswert im neuen Programmheft            Ihre Barbara Herrmann
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Einladung zur Jahreshauptersammlung 2021 aktuell 14 / 2021   3

An alle
Mitglieder des
Heimatvereins Burgsteinfurt e.V.
Liebe Heimatfreunde, sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit lade ich Sie zu unserer Jahreshauptversammlung recht herzlich ein.
Die Versammlung findet am
Freitag, den 19. März 2021,
um 19:00 Uhr im Martin-Luther-Haus statt.

Tagesordnung:

TOP 1:          Begrüßung
TOP 2:          Geschäftsbericht des Vorstandes
TOP 3:          Kassenbericht
TOP 4:          Bericht der Kassenprüfer
TOP 5:          Entlastung des Vorstandes
TOP 6:          Wahlen
TOP 7:          Verschiedenes
Wie bereits in den Jahren zuvor wird auch diese Jahreshauptversammlung von
einem Unterhaltungsprogramm eingerahmt. Sie dürfen sich überraschen lassen.
Der Saal ist um 18:30 Uhr geöffnet, es können keine Plätze reserviert werden. In
der Hoffnung auf einen gemeinsamen gemütlichen Abend verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Ihr Heimatverein Burgsteinfurt
Dr. Barbara Herrmann
1. Vorsitzende
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4   aktuell 14 / 2021    Blaudruckerei

                                                   Annelie Elfers und Annette Rehaag

Das Jahr 2020 in der Blaudruckerei:
Anders, komisch, merkwürdig…

Nachdem wir, wie in jedem Jahr, in             ren. Das war ein sehr interessanter und
der ersten Woche die Blaudruckerei             zugleich informativer Einblick in seine
geschlossen hatten, wurde die Weih-            Tätigkeit.
nachtsdeko entfernt und alles nahm             Am 13.März hatten wir die Werkstatt
seinen gewohnten Lauf. Wir haben uns           letztmalig unter „normalen Bedingun-
getroffen, um viele Diensteinsätze zu          gen“ geöffnet. Ab dem Tag wurde vieles
koordinieren und das Jahr zu planen.           anders:
Am 2. März kam der freie Fotograf Hei-         Der Heimatverein beschloss, gemein-
ko Specht in die Blaudruckerei, um für         sam mit dem KulturForumSteinfurt Na-
das WDR-Fernseharchiv zu fotografie-           se-Mund-Schutzmasken für das UKM
Heiko Specht fotografierte in der Blaudruck-   MHS zu nähen. Von Kolleginnen des
werkstatt für das WDR-Fernseharchiv.           Blaudruckteams wurden Schnitte vor-
                                               bereitet, ganz viele Stoffe und Schräg-
                                               bänder zugeschnitten und vom Kultur-
                                               ForumSteinfurt verteilt.
                                               Nach erfolgreicher Beendigung der
                                               Aktion entstand die Idee, Nase-
                                               Mund-Schutzmasken aus Blaudruck-
                                               stoffen zu fertigen und in der Blaudru-
                                               ckerei anzubieten. Nach dem „Okay“
                                               des Ordnungsamts der Stadt Steinfurt
                                               für die Öffnung der Blaudruckerei be-
                                               gannen wir mit der Fertigung.
                                               Am 28. April haben wir die Blaudrucke-
                                               rei erstmals wieder zu den normalen
                                               Zeiten geöffnet. Bis dahin waren schon
                                               Bestellungen für fast 60 Mundschutz-
                                               masken telefonisch eingegangen.
                                               Am Samstag, den 2.Mai war der
                                               Andrang so groß, dass viele Kunden
                                               geduldig auf der Kirchstraße in einer
                                               langen Warteschlange standen. Auch
                                               an den folgenden Dienstagen und Frei-
                                               tagen standen etliche Interessenten vor
Aktuell- Nr.14 2021 - Heimatverein Burgsteinfurt
Blaudruckerei   aktuell 14/ 2021   5

der Blaudruckerei an, um Mundschutz
aus Blaudruckstoffen zu bekommen.
Die Nachfrage hält bis heute an und
mittlerweile sind ca. 600 Masken gefer-
tigt worden.
Natürlich fertigen wir auch weiterhin
Tischdecken, Läufer, Gardinen, Tro-
ckentücher, Kissen, Schürzen und vieles
mehr, gerne auch nach individuellen
Wünschen. Das Werkstatt-Team freut
sich auf Ihren Besuch.
                                              Das Team der Blaudruckwerkstatt.

             Steinstr. 39 · 48565 Steinfurt-Burgsteinfurt
             Tel. 0 25 51.54 71 · info@nacke-steinfurt.de
                        www.nacke-steinfurt.de

                         Nicola von der Lippe
                          Steinstr. 33
                         48565 Steinfurt
                     www.anker-apotheke-steinfurt.de
Aktuell- Nr.14 2021 - Heimatverein Burgsteinfurt
6   aktuell 14 / 2021   Veranstaltungskalender Januar - Juni 2021

Veranstaltungskalender Januar - Juni 2021

Durch die Corona-Pandemie ist die Durchführung der Veranstaltungen gefähr-
det. Die genauen Termine mit den Abfahrtszeiten sowie eventuelle Voranmeldun-
gen werden rechtzeitig in der Tagespresse sowie auf der Homepage des Heimatvereins
www.heimatverein-burgsteinfurt.de veröffentlicht; ebenso zusätzliche Termine/Veranstal-
tungen, Abendradtouren, eintägige Fahrten, Snatgänge und Wanderungen.

Januar 2021
4. 1.		           Frauentreff: Winterwanderung, Presse beachten
18.1.		           Winterwanderung mit Grünkohlessen bei Familie Dudek (Sellen,
		                Anmeldung erforderlich – Presse beachten).
Februar 2021
01.2. / 14.45 Uhr Frauentreff (Niedermühle oder Martin-Luther-Haus), Presse beachten

März 2021
1.3. / 14.45 Uhr Frauentreff (Niedermühle  oder Martin-Luther-Haus),
		               Lesung Jürgen Hübschen, Presse beachten
19.3. / 19Uhr    Jahreshauptersammlung (Martin-Luther-Haus)
April 2021
12.4. / 14.45 Uhr Frauentreff (Niedermühle oder Martin-Luther-Haus), Presse beachten

		Buchweizenpfannkuchenessen
		 Der Termin wird analog zum Corona-Geschehen über die Presse bekannt
		gegeben. Voraussichtlicher Termin: April 2021
		Vogelstimmenexkursion mit Nicole Heinrichs,
  Treffen 6 Uhr, Burgsteinfurt, (Parkplatz am Bagno)
		Voraussichtlicher Termin: April 2021
		Vortrag: Von Recht und Unrecht. Das Protokollbuch des Steinfurter
   Richters Gerd van Scheven aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts,
   Sebastian Schröder, (Niedermühle).
		 Der Termin wird analog zum Corona-Geschehen über die Presse bekannt
		gegeben. Voraussichtlicher Termin: April/Mai 2021

Mai 2021
3.5. / 14.45.Uhr Frauentreff (Niedermühle oder Martin-Luther-Haus), Presse beachten

Juni 2021
7.6. / 14.45 Uhr Frauentreff (Niedermühle oder Martin-Luther-Haus), Presse beachten
Aktuell- Nr.14 2021 - Heimatverein Burgsteinfurt
Rückblick Vorträge 2020   aktuell 14/ 2021 7

                                                                     Gottfried Bercks
Nur ein Vortrag und ein Film
Einschränkungen durch Corona

Was waren wir, Anfang März 2020 noch         instabiler. Auch im Westen Deutsch-
frohen Mutes, als uns abrupt das Co-         lands bekommen seit den späten 1920
rona-Geschehen einholte! Damit war           Jahren nationalistische, völkische und
nicht zu rechnen gewesen! Ein Groß-          rassistische Bewegungen wachsenden
teil unserer geplanten Veranstaltungen       Zulauf.
musste ausfallen, da die Corona-Schutz-      Ausgefallen sind die Vorträge von Her-
bestimmungen nicht in allen Fällen ein-      mann-Josef Pape zum Thema „Burg-
gehalten werden konnten. So kam es,          steinfurt als Lazarettstadt“ am 3. März
dass von sieben Veranstaltungen nur          sowie die Vogelstimmenexkursion, die
zwei durchgeführt wurden. Zum einen          für den 21. März geplant war.
ging es um den Film „Weimar im Wes-          Der Vortrag „Recht und Unrecht, das
ten", der noch in die Zeit vor Corona fiel   Protokollbuch des Steinfurter Richters
und im Rahmen eines Projektes vom            Gerd von Scheven aus der ersten Hälfte
Landschaftsverband erstellt und von Dr.      des 16. Jahrhunderts”, den Sebastian
Ralf Springer kommentiert wurde.             Schröder auf Einladung des Kulturfo-
Die Weimarer Republik war die erste          rums Steinfurt und des Burgsteinfurter
Demokratie Deutschlands und zugleich         Heimatvereins am 21. April halten soll-
voller Gegensätze. Sie war entstanden        te, wurde ebenfalls verschoben.
aus der Urkatastrophe des Ersten Welt-       In die Große Kirche verlegt wurde der
krieges und dem Zusammenbruch des            Vortrag von Dr. Christof Spannhoff über
Kaiserreiches. Politische und kulturelle     Ursprung und Standort des Gotteshau-
Aufbrüche und soziale Fortschritte gin-      ses am 15. September. Der Referent
gen mit sozialen Konflikten und extre-       schloss dabei nicht aus, dass die Anfän-
mer Gewalt einher. Eindrücklich wurde        ge bereits im 9., wenn nicht gar im 8.
gezeigt, dass die Demokratie mit ihren       Jahrhundert vermutet werden dürfen.
Errungenschaften keine Selbstver-            Als Gründe nannte der Historiker, dass
ständlichkeit ist. Die sogenannte Wei-       die städtische Siedlung später entstand
marer Koalition aus Sozialdemokraten,        als die Kirche im Bereich des Friedhofs.
Zentrum und Liberalen kommt in West-         Der heutige Stadtbereich wurde erst im
falen zu viel höheren Wahlergebnissen        13. Jahrhundert angelegt (erste Erwäh-
als im übrigen Reich. Besonders die          nung 1322).
katholische Zentrumspartei feiert im         Da der Referent erkrankt war, musste
Westen ihre größten Wahlerfolge. Doch        auch der Vortrag von Dr. Willi Feld zu
die politische Situation wird immer          „Geschichten aus der Nazizeit“ am 15.
                                             Oktober ausfallen.
Aktuell- Nr.14 2021 - Heimatverein Burgsteinfurt
8   aktuell 14 / 2021   Der Dritte Ort

                                                      Quelle: Westfälische Nachrichten
Dritter Ort hat gute Karten
Steinfurter Konzept-Präsentation überzeugt in Dortmund
Auf Antrag des Heimatvereins Burg-             sondern      vielmehr       einen     ge-
steinfurt und Dampfross e.V. soll die          schichtsträchtigen Ort neu beleben“,
ehemalige jüdische Schule Dritter Ort          so Herrmann, um bei allen künftigen
in Steinfurt werden. Dazu hatten die           Angeboten allein schon durch den Ort
beiden Vereine in einer ersten Antrags-        Geschichte lebendig werden zu lassen.
phase 50.000 Euro zur Konzeptentwick-          In dem gemeinsamen Tun aller Akteure
lung erhalten. Ein erstes Ideenmining,         entsteht so eine neue Qualität von kul-
bei dem sich über 18 Organisationen            tureller Arbeit, die die ländlich gepräg-
und Vereine aus Steinfurt beteiligten,         te Kultur des miteinander Umgehens
fand im Sommer statt. Den Zwischen-            neu definiert und vielen Überraschun-
stand des gesamten Projektes stell-            gen Platz gibt.
ten nun Hans Schröder (Baudezernent            Das Projekt in Steinfurt will zu neuen
der Stadt Steinfurt) und Dr. Barbara           Kooperationen anregen und auch junge
Herrmann (Direktorin des KulturFo-             Leute in den Dritten Ort einbeziehen.
rumSteinfurt und Vorsitzende des Hei-          Der Steinfurter Dritte Ort setzt dabei
matvereins Burgsteinfurt) im Rahmen            ganz bewusst auf die geschichtlichen
einer Veranstaltung zur Vernetzung             Wurzeln und will in dem neu zu bilden-
aller vom Land NRW geförderten Drit-           den Quartier rund um die Hohe Schule,
te-Orte-Projekte unter Beteiligung des         in das auch der Garten der Hohen Schu-
Parlamentarischen Staatsekretärs Klaus         le miteinbezogen wird, einen Begeg-
Kaiser (Ministerium für Kultur und             nungsort schaffen, der zum Verweilen,
Wissenschaft NRW) vor. „Wir wollen             zum Mitmachen, zum Neu-Entdecken
mit der ehemaligen jüdischen Schu-             und Lernen einlädt.
le keine neue Gedenkstätte schaffen,
Hans Schröder (Baudezernent der Stadt Steinfurt), Dr. Peter Krevert (Heimatverein Burgstein-
furt/ KulturForumSteinfurt, Klaus Kaiser (Parlamentarischer Staatsekretär im Ministerium
für Kultur und Wissenschaft), Dr. Barbara Herrmann (Heimatverein/ KulturForumSteinfurt).
Jahresfahrt 2021   aktuell 14/ 2021   9

                                                                   Hermann Lindhof
Erlebnisfahrt auf 2021 verschoben
Unsere fertig geplante Mehrtagesfahrt        Kosten sind dem Heimatverein durch
in den Schwarzwald musste im Jahr            diese Verschiebungen nicht entstan-
2020 aufgrund der Corona-Pandemie            den.
leider ausfallen. Die Einschränkungen        Wir hoffen, die Fahrt im Jahr 2021
bei der Busfahrt, beim Hotelaufenthalt       durchführen zu können, werden aber
und bei den Besichtigungen und Füh-          verbindlich dazu erst im Frühjahr wei-
rungen unter Pandemie-Bedingungen            tere Informationen geben. In den
hätte allen Teilnehmern keinen Spaß          nächsten Monaten werden wir die
und Urlaubsfeeling gebracht. Das Risiko      Corona-Pandemie weiter genau beob-
einer Ansteckung unter den Teilneh-          achten und uns dann in Absprache mit
mern war zum Zeitpunkt der Absage            dem Vorstand des Heimatvereins ent-
leider nicht abschließend zu beurteilen      scheiden.
und uns als Organisatoren zu groß.           Bitte achten Sie auf sich und bleiben
Alle Programmpunkte wurden für 2020          Sie gesund. Den Termin dürfen Sie aber
abgesagt und auf das Jahr 2021 ver-          gerne schon im Kalender markieren.
schoben.                                     Das Programm stellen wir nachfolgend
                                             für Sie noch einmal dar.

Zauberhafte Momente im Schwarzwald

Die Planung für die Erlebnisfahrt des        Am ersten Tag führt die Route vorbei
Heimatvereins im Sommer 2021 führt           an der weltgrößten Kuckucksuhr, durch
in den Schwarzwald. Die Vorbereitun-         den mittleren Schwarzwald und durch
gen für die große Fahrt vom 5. bis 8.        das bekannte Glottertal zu einem Ab-
August 2021 in den mittleren Schwarz-        stecher und Aufenthalt in Freiburg. Un-
wald durch die Familien Lindhof und          terwegs sind noch weitere interessante
Helker wurden schon im Jahr 2020 ab-         kurze Haltepunkte mit eingeplant.
geschlossen.
Für die Übernachtung wurde ein
Drei-Sterne-Hotel mit Wellnessabtei-
lung und Schwimmbad gefunden. Von
dort aus geht es dann an zwei Tagen auf
große Besichtigungs- und Erkundungs-
fahrt.
                     Triberger Wasserfälle
10   aktuell 14 / 2021     Jahresfahrt 2021

Der zweite Tag beginnt mit einer Fahrt                           Alles kann und soll hier an dieser Stelle
über die Schwarzwaldhöhenstraße in                               noch nicht verraten werden. Das Pro-
die faszinierende Fachwerkstatt Gen-                             gramm wurde für vier Tage in der bis-
genbach und endet mit einer Vorfüh-                              lang bewährten Qualität ausgearbeitet
rung zur Herstellung der Schwarzwäl-                             und wird noch einige weitere Überra-
der Kirschtorte und einer Kuchentafel                            schungen beinhalten.
im Hotel.                                                        Begleitet wird die Gruppe wieder von
Damit die Fahrt abgerundet ist, werden                           örtlichen und kundigen Reiseleitern.
auf der Hin- und Rückfahrt ebenfalls be-                         Sie sind schon jetzt herzlich zu dieser
sonders interessante Ziele angesteuert.                          Fahrt eingeladen. Bitte notieren sie sich
Innenstadt Gengenbach                                            den Termin im Kalender. Mehr wird im
                                                                 Frühjahr in der Ankündigung in der Ta-
                                                                 geszeitung stehen.
                                                                 Verbindliche Anmeldungen mit an-
                                                                 schließender Zahlung des Reisepreises
                                                                 für diese Fahrt können voraussicht-
                                                                 lich ab April/Mai 2021 persönlich im
                                                                 Provinzial-Büro Lindhof-Kolthoff, Wil-
                                                                 helmsplatz oder unter der Telefon-Nr.
                                                                 02551-14920 erfolgen. Vorher sind kei-
                                                                 ne Anmeldungen möglich.

  
   
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        ; Sa., 11–14 Uhr
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Aufzeichnungen Käthe Konik       aktuell 14/ 2021     11

                     Aus dem Original wortgetreu übertragen im März 2020 von:
                                                           Günther Hilgemann

Aufzeichnungen der Käthe Konik, Jahrgang 1899, vom
9. April 1945
Die Aufzeichnungen wurden in Süt-         Münster, die sich nach 2 Stunden bot.
terlin in ein schlichtes Schulheft mit    Eine Strecke fuhr er, dann musste er
Bleistift geschrieben. Das Heft trägt     wieder ein Stück laufen und so ein paar
das in Kinderschrift ausgefüllte Um-      Mal. In 4 Stunden, um ½ 2 Uhr also war
schlag-Fenster „Joachim Konik, 2.         er dann bei uns. Nach dem Essen legte
Schuljahr, Burgsteinfurt“. Darunter hat   er sich etwas hin, da er die Nacht vorher
die Mutter geschrieben:                   Nachtdienst hatte. 2 Min. von uns ent-
„Aufzeichnungen von mir über den          fernt liegt das Kino der Stadt Burgstein-
17. 3. 1945“                              furt. Da mein Mann seit Monaten im
An diesem Tag verloren wir bei dem        Bunker arbeitete und des Alarm wegen
Bombenangriff meinen Mann Alfons,
45 Jahre und meinen Sohn Hans Jür-
gen, 14 Jahre in Burgsteinfurt. Mein
Sohn Joachim, 7 Jahre alt wurde sehr
schwer verletzt, wurde wieder gesund,
aber der verletzte Arm blieb ca. 10 cm
kürzer.“
Die Hefteintragungen, beginnend mit
der Nummerierung 4:
„Burgsteinfurt Rottstr. 3
Der 17. März 1945 und die folgenden
Tage“
Der 17. März brachte über mich und
meinen Jungen das große Leid. Mittags
gegen ½ 2 Uhr kam mein Mann ganz
überraschend aus Münster zu uns. Ich
empfing ihn mit den Worten „ach der
Pappa kommt, fein, dass wir noch et-
was Essen über gelassen hatten.“ Er
brachte den Kindern und mir ein paar
Kleinigkeiten aus der Kantine mit und
erzählte, dass er seit ½ 10 früh schon
unterwegs war. Der Zug fuhr nicht, da
wartete er auf eine Transportmög-           Eine Textseite aus dem Schulheft, in das Käthe
lichkeit auf den Steinfurterschen in               Konik die dramatischen Ereignisse vom
                                                               März 1945 geschrieben hat.
12   aktuell 14 / 2021   Aufzeichnungen Käthe Konik

kein Kino besuchte, fassten wir den Ent-
schluss, um 4 Uhr alle ins Kino zu ge-
hen.
Bis kurz vor 4 Uhr war Alarm, dann gab
es Entwarnung. Schnell ging Hans Jür-
gen hin und holte die Karten. Wir trafen
uns im Kino. Hans Jürgen wollte erst
nicht gehen, da er im Kino aber Freun-
de traf, löste er für sich auch eine Karte.
Wir setzten uns ans äußere Ende der
Bank, um bei Alarm schnell draußen zu
sein, um schnell nach Hause laufen zu           An dieser Stelle vor dem Burgsteinfurter Kino
                                                          kamen am 17. März 1945 über 150
können. ¼ Stunde lief das Stück, da gab                            Burgsteinfurter um Leben.
es Vollalarm. Wir gingen sofort raus.
Ich ermahnte meinen Mann, Hans Jür-           Ich hatte nicht die Kraft, dorthin zu ge-
gen und Bübchen, schnell zu laufen. Ich       hen, es wäre mir unmöglich gewesen,
lief noch schneller vor, um die Tasche        meinen Mann und meine Jungens ohne
aus der Wohnung schnell in den Kel-           Kopf und evtl. schrecklich verstümmelt
ler zu bringen. Nach ein paar Schritten       zu sehen. Da lief der Sohn Erwin von
bemerkte ich, dass über uns die Flieger       Apenhaus (Abbenhaus) hin und kam
sehr stark brummten. Ich drehte mich          mit Bübchen auf dem Arm an. Der Arm
um und rief meinem Mann und den               hing herunter, das Gesicht weiß und
Jungens zu, schneller zu gehen, hatte         voller Schmutz, die Haare verbrannt.
dabei den Gedanken, die Jungens hät-          Herr Flintermann, der Sohn der Haus-
ten doch auch mit mir schneller laufen        wirtin nahm das Kind und wir liefen
können, wenigstens den Kleinen hätte          zum Krankenhaus. Dort waren schon
ich anfassen sollen. Aber dann dach-          einige Schwerverletzte. Das Bübchen
te ich wieder, der Pappa ist ja bei den       schrie nur immer Schwester, Schwester
Jungens. War aber schon etwas verär-          helfen Sie mir schnell. Inzwischen lag
gert, weil sie mir zu langsam gingen.         der ganze Flur voll Schwerverletzter, die
Ich lief schnell weiter, dann hörte ich es    weinten und stöhnten, der ganze Flur
zischen, ich lief weiter. Beim Fallen der     voll und es wurden immer noch mehr
ersten Bombe stand ich, war durch den         gebracht, grausig. Endlich kam mein
Luftdruck nicht in der Lage, mir die Oh-      Junge ins Operationszimmer, ich muss-
ren zuzuhalten. Bei der zweiten Bombe         te davor warten. kam aber sofort zu mir
legte ich mich auf einen Steinhaufen          und rief, meine Angehörigen sind da,
und dann suchte ich noch Schutz in            wo die Bomben fielen.
einem Haus, die Türe gab nicht nach,          Nun lief ich nach Hause, um zu sehen,
dann war ich in unserem Keller Rott-          was mit Alfons und Hans Jürgen war,
straße 3. Da wurde mir schwindelig,           hoffte ein kleinwenig, dass wenigstens
Aufzeichnungen Käthe Konik    aktuell 14 / 2021   13

einer zu Hause wäre. Aber leider. Ich        Bett bringen. Vorher sagte ich nur zum
bekam von Hausbewohnern Bescheid,            Bübchen, du gehst doch nicht weg von
sofort zu Bäcker Epping (Ecke Markt          Mutti, du bleibst doch bei mir. Er war
- An der Hohen Schule) zu kommen.            am ganzen Körper kalt. Als er dann im
Da lag Hans Jürgen schwer verletzt.          Bett war, deckte ich ihn zu.
Ich kam hin, da lag er in seinem Blute.      Jetzt lief ich zum Rackerlein ins Laza-
Oben im Rücken hatte er Bombensplit-         rett, ungefähr nach einer Stunde und
ter, die Lunge getroffen, er war schon       da musste ich das Schwerste meines
etwas verbunden. Sowie ein Auto kam,         Lebens erfahren. Mein Junge, mein Al-
wurde er mit anderen Schwerverletz-          les war schon von mir gegangen, ohne
ten ins Lazarett (Seminar) gebracht. Er      Abschied, ohne einen letzten Blick,
kam sofort ins Operationszimmer. Der         ohne noch einmal Mutti gesagt zu ha-
Oberarzt sagte nur gleich, dass es sehr      ben. Ganz alleine ist er gestorben, mein
schlecht stehe. Aber dass er noch den        Rackerlein, der mir in den letzten Mo-
Abend sterben müsste, hätte ich nie ge-      naten schon so recht eine Stütze war,
dacht. Da ich die Operation nicht hät-       der mir jede schwere Arbeit abnahm,
te mit ansehen können, sollte ich nach       der mir alles besorgte. Der genau Be-
einer Stunde wieder kommen. Nun lief         scheid wusste, ob wir bei Alarm in den
ich zum Bübchen, der lag im kath. Kran-      Keller mussten oder nicht, der mir Licht
kenhaus. Dort suchte ich ihn nur erst.       legte. Alles was kaputt war, machte er
Er lag im Badezimmer auf einer Chai-         heil. Auch klappte es in der Schule gut
sel(ongue). Links von ihm auf einem          mit ihm, wenn auch oft Alarm war. Mit
Strohsack lag ein 14 jähriges Mädchen        seinen Freunden bastelte er Segelschif-
in den letzten Zügen. Die Schwester          fe. Zuletzt bastelte er sich selbst eines.
stand dabei und betete, Soeben sie tot       Halb fertig ist es geworden. So eifrig
war, kam ein weiterer Schwerverletzter       war er dabei, fragte mich so oft, wel-
ins Zimmer. Auch der starb, dann kam         cher von den 3 Anstrichen wohl der
noch eine Frau, auch die starb. Da sagte     Beste wäre. Dann hatte er sich zu den
ich zur Schwester, ist es denn mit mei-      Farben Natur und Rot entschieden. Al-
nem Jungen auch soweit? Sie sagte, das       les hatte er sich aus Coesfeld geholt,
liegt in Gottes Hand, der Puls geht nicht    Handwerkszeug, Sperrholz, kleine Nä-
mehr. Ich kann nicht sagen, was ich          gel, Leisten, Lack, Leinöl unter größter
empfand, ich glaubte, jedes Gefühl ging      Gefahr. Nichts konnte er mehr vollen-
mir aus dem Körper. Bübchen stöhn-           den. Mein guter so lieber Junge.
te nur und fror so sehr. Ich bat jede        Gebrochen verließ ich das Lazarett,
Schwester um eine Decke, aber in dem         der Pfarrer begleitete mich zum Kran-
großen Wirrwarr kamen die Schwestern         kenhaus zu Bübchen. Da saß ich nun
gar nicht wieder. Bis ich eine Schwester     die ganze Nacht am Bett von Bübchen,
nicht mehr los ließ, sie bat, sie soll mir   beschwor ihn, mich nicht zu verlas-
den Jungen aus dem Sterbezimmer ins          sen, für mich zu leben. Bei den großen
14   aktuell 14 / 2021   Aufzeichnungen Käthe Konik

Schmerzen und trotz der großen
Schwäche, mit der er zu kämpfen hatte,
versprach (er) es mir immer wieder. Die
Nacht war er noch klar, aber von Sonn-
tag fünf ab konnte er kein Wort mehr
richtig aussprechen. Wenn ich mit ihm
sprach, sah er mich verständnislos an,
lallte etwas oder sah zur anderen Sei-
te, als wenn er nicht hören und sehen
konnte. Die Finger krampften sich. Ich
sah das mit Schrecken, glaubte nun,
dass er auch noch den Verstand verlie-
ren würde. Nur das nicht, dann hätte
ich ein Kind und hätte es auch wieder
nicht. Dieser Zustand dauerte bis zur
Nacht, dann ging er langsam vorüber.
Das Ganze war ein Schock nach dem
furchtbaren Erleben.                          Paul Weißbrodt, Jahrgang 1933, erinnert sich
Er hat alles mit vollem Bewusstsein          an die Bombeneinschläge vom 17. März 1945.
erlebt. Nachdem die Bomben gefallen
waren, stand er auf, weil es so brannte.    Seminar kam.
(Joachim Konik erzählt am 10. März          Bei Bübchen saß ich die erste Nacht
2020, dass er damals mit dem Vater          und die 2. Nacht, außerdem den gan-
und dem Bruder vom Kino wegrannte,          zen Tag bei seinem Bett, bei dauern-
sie aber den fallenden Bomben nicht         dem Alarm mit vielen Angriffszeichen.
mehr entkommen konnten. Der Vater           Bübchen konnte bei seinem schwer-
habe zu den Jungen nur noch „hinlegen,      verletzten Zustand nicht in den Keller
hinlegen“ gerufen. Die Mutter habe sich     gebracht werden. So waren wir im Zim-
vor ihnen hinter eine Panzersperre ge-      mer und warteten auf die Angriffe, ich
worfen.)                                    dicht über Bübchen gebeugt, damit es
Den schwer verletzten Arm hat er mit        uns beide treffen sollte.
der anderen Hand festgehalten. Sein         Am Sonntag früh wusste ich von Alfons
Haar war versengt. Nach seinen Anga-        noch nichts. Ich ahnte, dass er tot wäre,
ben hat sich auch Rackerlein trotz der      darum schickte ich aus unserem Hause
schweren Verletzungen erhoben und           Leute hin, ob er unter den Toten, die
fragte „Wo ist Mutti?“ Dann holte Büb-      jetzt im Kino lagen, sei. Meine Vermu-
chen der Erwin (Abbenhaus). Racker-         tung war richtig. Ich war aber erst am
lein hatten dann 4 Soldaten auf eine        Montag in der Lage, Alfons als Toten zu
Tür gelegt und brachten ihn zu einem        sehen. Bei dauerndem Alarm saß ich
Sanitäterraum, von wo er sodann zum         meist an Bübchens Bett. Inzwischen lief
Aufzeichnungen Käthe Konik     aktuell 14 / 2021   15

ich nach den Särgen, die wegen der vie-     konnte. Es brannte besonders Stadtmit-
len Toten, so 200, nicht zu beschaffen      te. Auch unser Haus. In meinem schwa-
waren. Zum Donnerstag, früh 7 Uhr war       chen Zustand seit Sonnabend nachm.
die Beerdigung der Wehrmacht festge-        hatte ich nichts gegessen, dabei das
setzt.                                      furchtbare Leid, der viele Alarm, brach-
Bübchen wurde, da das Krankenhaus           te ich sofort mein bisschen Hab und
in Burgsteinfurt überfüllt war, mit an-     Gut nach unten. Das ganze Haus voller
deren Schwerverletzten in das kath.         Qualm, dann kam doch die Feuerwehr
Krankenhaus nach Borghorst gebracht,        und löschte die Brandherde. Nun hieß
da hier der Spezialarzt Dr. Schulte aus     es alles wieder raufbringen, die großen
Münster stationiert war.                    Stücke standen noch oben und nun ka-
Am Donnerstag früh, 7 Uhr war die           men auch Soldaten, die halfen. Allein
Wehrmacht, auch Zivilleute, auf dem         stand ich in unserem Haus bis 12 Uhr
Friedhof versammelt, auch eine Ab-          nachts, es brannten immer wieder Häu-
ordnung der Transport-Kommandan-            ser neu in unserer Nähe. Als die Gefahr
tur Münster, welcher Dienststelle mein      vorüber war, ging ich mit einer Frau Ab-
Mann seit Beginn des Krieges ange-          benhaus von nebenan in den Keller und
hörte. Aber die Beerdigung konnte           schliefen da.
nicht stattfinden, da keine Särge vor-      Freitag früh lief ich wieder rum, um
handen waren. Die vielen Toten lagen        endlich meine beiden beerdigt zu krie-
z.T. schrecklich verstümmelt auf dem        gen. Nach vieler Mühe wurde die Be-
Fußboden der Totenhalle des Friedho-        erdigung für Freitagabend ¼ vor 7 Uhr
fes. Ich ließ Mittwochabend Alfons und      angesetzt. Nachm. lief ich wieder im
Hans Jürgen von der Gemeindeschwes-         Alarm nach Borghorst zum Bübchen.
ter waschen und Hans Jürgen ein neu-        Gegen ½ 6 Uhr war ich wieder in Burg-
es Oberhemd anziehen, Hosen hatte           steinfurt. Die Beerdigung fand dann
er noch an, ließ ihm auch eine weiße        feierlich um 7 Uhr statt. Der Feld-Geist-
Decke überlegen und ein paar Blumen         liche sprach gut. Ich hatte mir 2 Gräber
in die Hand. Alfons behielt sein Militär-   gekauft, um meine Toten für mich zu
zeug an.                                    haben, da eigentlich ein Massengrab
Am Donnerstag nachm. ging ich nach          vorgesehen war. Ich bekam keinen
Borghorst zu Bübchen (1 Stunde), um         Kranz, nur ein paar Blumen. Noch lagen
zu sehen, wie es ihm geht. Abends um 7      viele Tote in der Leichenhalle, z.T. stark
sollte die Beerdigung für Rackerlein und    verstümmelt, die Leichenhalle konnte
Pappa sein. 12 Soldaten zum Tragen der      man vor Verwesungsgeruch nicht mehr
Särge und Pastor waren bestellt. Aber       betreten.
auf dem Rückwege von Borghorst sah          Herr Pastor Schmitz und Frau begleite-
und hörte ich es, die Engländer hätten      ten mich zum Friedhof, auch sie hatten
Brandbomben geworfen und die gan-           am 17. März ihren Sohn Paul hergeben
ze Stadt brannte. Ich lief so schnell ich   müssen. Ich schlief auch bei ihnen und
16   aktuell 14 / 2021   Aufzeichnungen Käthe Konik

hielt mich mit ihnen zusammen im            oder jammert. Da ich im Ort schlafe,
Luftschutzkeller auf und aß bei ihnen       bin ich meist an seinem Bett. Aber je-
abends. Ich war nun froh, meine Toten       den 2. Tag laufe ich nach Burgsteinfurt
in der Erde zu haben, damit sie ihre        nach meiner Wohnung zu sehen.
Ruhe hätten. Denn Entwarnung gab            Am 31. März, genau 2 Wochen nach
es nun nicht mehr. Sonnabend lief ich       dem Bombenangriff auf Burgsteinfurt
wieder zu Bübchen raus, kam abends          wurde Burgsteinfurt und auch Bor-
wieder zurück. Am Sonntag packte ich        ghorst kampflos übergeben. 14 Tage
meine Betten und Zeug in Säcke und          vorher mussten meine beiden noch
brachte alles in den Keller, auch Ge-       sterben. Wie gern wäre Hans Jürgen bei
schirr und Töpfe.                           allem bei gewesen und wie gern hätte
Am Montag früh ging ich im Alarm bei        er geschlafen, da es nun keinen Alarm
großer Tieffliegerei nach Borghorst. Der    mehr gibt. Solange war unser Leben
Arzt wollte mich sprechen. Es war eine      verplant geblieben. Nun zuletzt suchte
Röntgenaufnahme gemacht worden.             uns der Tod und das große Leid.
Der Ellenbogen war ganz zerschmettert,      In der Nacht vom 30. zum 31.3. blieb ich
die Knochensplitter überall im Arm. Der     bei Bübchen, weil es mir so unheimlich
Arzt wollte sehen, ob es möglich wäre       war. Morgens um 10 Uhr kamen dann
den Arm zu erhalten. Ab Dienstag blieb      die Engländer. Ganz ruhig verlief die
ich nun ganz in Borghorst, schlief bei      Sache. Aber nun mussten viele Häuser
Leuten, um immer bei Bübchen zu sein.       geräumt werden, damit die englischen
Am Mittwoch wurde Bübchen am Arm            Soldaten wohnen konnten. Dasselbe
operiert, die Knochensplitter entfernt      galt auch in Burgsteinfurt. Darum lief
und genäht. Der Arm eiterte so sehr         ich jeden 2. Tag nach Burgsteinfurt, falls
von dem Gift, das den Bombensplittern       auch unser Haus hätte geräumt werden
anhaftet. Abends immer hohes Fieber.        müssen. Bis jetzt war es noch frei.
Ganz ausgeblutet lag der Junge bin          Morgen, Montag den 10.4. gehe ich
seinem Bett. Die Schwester hat soviel       wieder nach Burgsteinfurt und komme
Zweifel, ob er es durchhält. Er lag nur     nach ein paar Stunden zurück. Heute,
immer ganz müde und matt in seinem          am Sonntag den 9.4. sitze ich den gan-
Bett mit Schmerzen, aß wenig. Dabei         zen Tag bei Bübchen. Bübchen lag noch
saß ich nun mit meinem großen Leid,         mit einem Jungen aus Burgsteinfurt,
hatte niemanden, alles fremde Men-          Fritz Walbring, er hatte vom Splitter
schen. Nur mit der großen Sehnsucht         eine Beinverletzung, aber durch das
nach meinem Rackerlein. Furchtbare          Gift des Splitters wurde der Fuß schon
Stunden sind das.                           schwarz. Das Bein muss bis auf ein
Auch heute, nach 3 Wochen weiß ich          kleines Stück abgenommen werden.
noch nicht, bleibt mir Bübchen oder         Die Eltern kämpften um sein Leben,
nicht. Seine Hand tut ihm so weh. Er isst   die Mutter war auch immer bei ihm.
wohl, spricht aber wenig, schläft meist     Aber gestern, nach knapp 3 Wochen,
Aufzeichnungen Käthe Konik      aktuell 14 / 2021   17

musste der arme Fritz doch sterben.           Kirche, das Amtsgericht und weiter in
Nach tagelangem hohen Fieber wur-             der Innenstadt, aber nicht zum Markt,
de er immer schwächer. Das Gift war           die Kirchstraße war Grenze. Vater war
im Körper weitergegangen. Das Herz            als Feuerwehrführer abgesetzt, weil er
machte nicht mehr mit. Nachdem er             nicht in der Partei war. So konnte er mit
viel ausgehalten hatte, schlief er doch       Hilfe der Soldaten löschen. Haus 4 war
zuletzt ruhig ein. Es war für mich und        so schlimm getroffen, dass Papa es auf-
das Bübchen sehr schwer, auch das mit-        geben wollte. Wir fingen schon an aus-
zuerleben.                                    zuräumen. Dann war kein Druck mehr
Nun sind die Feinde hier, ich selbst habe     in der Leitung, so gehen wir auf die
nichts Schlechtes gesehen, aber Leute         andere Straßenseite, aber das ganze
sprechen von Stehlen und Ruinieren.           Haus war leer, alle geflohen. Das Haus
Hans Jürgens Feuerwehranzug wurde             daneben: 2 alte Damen waren noch da.
allerdings aus meiner Wohnung ge-             Kin ihr könnt wohl Wasser haben, aber
nommen. Scheinbar wurden meine Sa-            wir haben nur warmes und dann wird
chen auch durchgesucht, vermisse aber         da Feuer ja nur noch schlimmer! Als wir
bis jetzt nichts weiter. Meine Mutter         dachten, es sei gelöscht, rauchte es am
lebte in Stettin, weiß nicht ob sie noch      nächsten Morgen, eine Stabbombe hat-
lebt, noch wo sie sich befindet. Bekam        te sich in einen Balken gebohrt und fing
schon lange keine Nachricht. Ich glau-        an zu brennen. Mit viel Schaden steht
be, auch die ist mir genommen worden.         das Epping-Elternhaus noch.
Wir müssen sterben und leiden für eine
Sache, die nie die unsrige war. Auch
der Feind kennt kein Erbarmen. Er hat
mir alles genommen, meinen Mann,
meinen so geliebten Jungen, hat mein
7-jähriges Kind zum Krüppel gemacht,
außerdem unser so schwer erworbenes
Hab und Gut zerstört. Diese Opfer sind
zu groß.“
Ich habe gesehen, wie der Gerichtsturm
(Hohe Schule) oben am Gitter abknickt
und auf die Straße fällt. Ich habe laut
geschrien, weil ich dachte, der fällt jetzt
auf die Leute, die das ja nicht sehen
konnten. Das war 8 Tage später beim
Brandbombenangriff (22. März 1945).
Auf unsere beiden Häuser fielen ca. 30        Der Gedenkstein auf dem evangelischen Fried-
Brandbomben. Rundherum stand alles              hof erinnert an die ums Leben gekommenen
in Feuer, die Schulstraße, die Kleine der,               Vater und Bruder von Jochen Konik
18   aktuell 14/ 2021   Aufzeichnungen Käthe Konik

Elisabeth Epping erinnert sich daran:
Unsere Wirtschaft war für die V2 als
Krankenrevier eingerichtet. Ich sehe
noch, wie Frau Kister auf einer Tür rein-
getragen wird, von der Blücherstraße
bis hier. Sie war so schwer verwundet,
dass sie gleich weiter ins Krankenhaus
kam. Ein getroffener Soldat wollte an
seine Mutter eine Nachricht geben. Als
ich Papier und Stift geholt hatte, war er
tot. Frau Ko. (Konik) kam ganz aufge-
löst herein und sagte, hier liegt mein
Sohn und da liegt mein Mann, beide
sind gestorben. Es war ein grausamer
Nachmittag. Auch auf den Tischen
wurden die Verwundeten behandelt.
Abends sah die Wirtschaft aus wie ein
Schlachtfeld. Mit viel Mühe, brauner
Seife und Ata versuchten wir sauber
zu machen. Wir waren so aufgewühlt,
dass wir ums kleine Dreieck gegangen
sind. Im Haus war ja auch niemand.
Meine Mutter hatte die vier Kleinen
im Bollerwagen zu ihrem Bruder nach
Horstmar gebracht. Mein Vater war bei
seiner Schwester aus Münster, die hier
ihren Arm verloren hat. Später wurde in
der Stadt erzählt, die Eppings Mädchen
                                              Jochen Konik, ehemaliger Pfarrer bei einem
haben an einem solchen Tag nichts Bes-                Burgsteinfurt-Besuch im Jahr 2005
seres zu tun als im Bagno spazieren zu
gehen.
18   aktuell 14 / 2021   Kriegserinnerungen
20   aktuell 14 / 2021   Schutzmasken für das UKM Marienhospital

                                                          Westfälische Nachrichten

Schutzmasken für das UKM Marienhospital
                                            konnten acht Mundschutze hergestellt
                                            werden“, erzählt Rehaag. Das Schräg-
                                            band stellten die Firmen Hinsenkamp
                                            und Nikolic zur Verfügung. Auch die
                                            Firma Krass und Wissing, die Bänder
                                            herstellt, war bereit, die Aktion zu un-
                                            terstützen. Stoffe konnte Rehaag zum
                                            großen Teil aus der Blaudruckwerkstatt
                                            beisteuern. Rehaag hat fast alle Bänder
                                            eigenhändig auf die passende Länge
                                            geschnitten — Blasen an den Fingern
                                            von der Schere inklusive.
1500 Schutzmasken, die von vielen Bür-      „In Zeiten des Kontaktverbotes konn-
gern nicht nur aus Steinfurt, sondern       ten wir die Näher ja nicht gemeinsam
auch aus umliegenden Orten genäht           am Kulturforum antreten lassen,“ sagt
wurden, haben Vertreter des Kulturfo-       Herrmann. Also gab es an zwei Tagen
rums dem UKM Marienhospital über-           einen genau ausgeklügelten Plan, nach
geben. Die Masken werden von allen          dem die Näher im Zehn-Minuten-Takt
Mitarbeitenden, die nicht im Patienten-     bestellt wurden. Das hat 100-prozen-
kontakt arbeiten, während der Arbeit        tig geklappt,“ berichtete Herrmann
getragen und durch die UKM-Wäsche-          der Bürgermeistern Claudia Bögel-Ho-
rei täglich gereinigt.                      yer, die sich von dem überwältigenden
1500 Masken – das bedeutet fast drei        Ergebnis der Aktion ein Bild machte.
Kilometer Schrägband, die Annette           Denn auch die Abgabe der Masken er-
Rehaag zugeschnitten hat. Das aktive        folgte nach dem gleichen logistischen
Mitglied des Heimatvereins Burgstein-       Plan. Besonders freute sich Herrmann
furt hat das Muster für die Mundabde-       darüber, dass nur zwei Wochen später
ckungen gefertigt, die viele Freiwillige    wirklich alle fertigen Masken zurückge-
und Vereine unter der Organisation des      kommen sind.
Kulturforum Steinfurt für das UKM Ma-       Genäht worden sind nicht nur einfache
rienhospital (MHS) erstellt hatten.         Textilmasken, sondern auch Masken
Es wurde ein Bausatz entwickelt, in dem     mit dreilagigem Stoff: außen wasser-
die Stoffe, die Bänder, Pfeifenputzer für   abweisend, innen wasseraufnehmend
die Stabilität und auch die Nähanlei-       und dazwischen ein steriles Tuch. Diese
tung enthalten waren, den sie Nähern        deutlich hochwertigeren Masken, die
mitgeben wollten. „Aus einem Bausatz        ebenfalls als Bausatz angeboten wer-
Schutzmasken für das UKM Marienhospital    aktuell 14 / 2021   21

den, stellt die Firma Krass und Wissing    an der Außen- und einem feuchtigkeits-
her und vertreibt sie bundesweit. „Zwei    aufnehmenden Stoff an der Innenseite.
Kartons zum Herstellen dieser Masken       Außerdem sind alle Masken innen mit
haben wir gekauft, einen mit Unter-        Pfeifenputzern vernäht, damit sie sich
stützung des Business Network Inter-       eng an die Nase anschmiegen.
national, Chapter Bagno und einen mit      Die Initialzündung fürs Maskennähen
Unterstützung des stellvertretenden        im großen Stil kam von der Direktorin
Bürgermeisters und Textilunterneh-         des Kulturforum Steinfurt, Dr. Barbara
mers Hans-Günther Hahn.                    Herrmann. „Wir haben uns überlegt:
MHS-Geschäftsführer Dirk Schmedding        Was können wir dem Krankenhaus Gu-
war bei der Übergabe der 1500 Masken       tes tun, haben mit der Geschäftsfüh-
nicht nur überwältigt vom Engagement       rung Kontakt aufgenommen und dann
der Freiwilligen, sondern auch begeis-     am 1. April einen Aufruf an Nähwillige
tert von der Qualität der Masken, die er   gestartet.“ Als dann 120 Rückmeldun-
gleich einem prüfenden Blick unterzog:     gen kamen, seien die Organisatoren
„Diese Masken sind wirklich etwas ganz     völlig überrascht gewesen.
Besonderes und sehr hochwertig. Herz-      Dr. Markus Eichler, Chefarzt der Inter-
lichen Dank allen, die dazu beigetra-      disziplinären Notfallmedizin am UKM
gen haben.“ Die Masken bestehen aus        MHS, war bei der Übergabe ganz be-
hochwertigem, doppellagigem                geistert vom Engagement, das für ihn
Baumwollstoff. Ein kleinerer Teil sogar    auch Symbolcharakter hat: „Das zeigt
aus einem antibakteriellen Innentuch,      die Verbundenheit der Menschen mit
einem feuchtigkeitsabweisenden Stoff       diesem Haus. Das ist ganz großartig.“
22aktuell 14 / 2021   Plattdüütsk Radio

                                                                            Heinz Epker
Tain Jaore platdüütsk Radio is nu Geschichte

Blaus wainige Lüde häbt dän lütken           de Tied iämsau Unnerhollung böt. Ao-
Trop van Platdüütskfrönde daomaols           wer de Radioanstalt häw de Hemaot-
totruut, dat se Platdüütsk in’t Radio an-    frönde auk guëd beraoden un teknisk
tog kregen. Dän Wunsk, Platdüütsk in’t       to ne guëde Toonkwalitäät vöholpen.
Radio to brängen, de bestaon in dän
Fakberiek Platdüütske Spraokpliäge
van dän Kreishhemaotbund Stemmert
aal lange. Et was de aal jaorelang van
küert wuorden, aower et is niks daovan
wuorden. För üöwer tain Jaore nu häw
een Tröpken van guëd tain Fraulüde un
Manslüde üm Dr. Kahls Klaus dat Anlig-
gen in ne Hand nuomen un wat daovan
maakt.
Äs iärste bruukden se aower ne Uut-
bellung för dän Büörgerfunk. Dat süüt
dat ‚Rundfunkgesetz‘ sau vüör. Düssen
Völööw häbt de Platdüütskfrönde in
enen Läergang, de sik üöwer fiew Wi-             Ansägger u. Schnittmester Dr. Kahls Klaus
ärkenennen häntrok, bi de Volkshaug-         Üöwer dat Fatsuun van dat Program sau
schole in Stemmert kriëgen. De Kosten        äs de Kenmussik wassen sik de intüsken
för dän Läergang häw dän Kreishema-          vettain Laienspriäkers un -schriwers
otbund üöwernuomen, iämensau för             auk eens. Bestemte Programbaustene
een pässig guëd Upnaomegrai un Mik-          dain dat Rüstwiärk för jerre Sennung
rofoon. Nu, tain Jaore läter, wiët wi, dat   bellen. Aower kinen Bidrag is mäer äs
dat Geld guëd anlägt wäst is.                eenmaol bragt wuorden, wul aower
Nu lag de Büörgerfunksennung niks            de Mussikstükskes. Daoto häöerden
mäer in’n Wäg. Dän Naomen för de             Präötkes tüsken Lüde, wao auk Kinner
Sennung ston auk aal fast. „Knabbel-         metmocken un üöwer kristlicke Fiern,
kümpken“, duchte üör, dat ludde guëd.        Glaiwen, Kiärke, Säggewisen, Liäwens-
Blaus dän Senner, „Radio RST“, mos üör       wieshaiten, Sitten un Brüke, Bidriäge
nao ne Sennetied inrümen. De was met         to de Jaortiden, Wiärgebodte un Natu-
dän iärsten Sundagaomd in’n Maond,           urwieshaiten, äs auk Plaseerlickes, wat
tüsken acht un niëgen Uur, nich jüst         Iärnstes un nao viëles mäer küerden.
bestguëd, wieldat de Flimmerkiste to         Van Schriwers un Spriäkers kammen
Plattdüütsk Radio      aktuell 14 / 2021    23

pässige Riemsels un Vötälsels to.                 wiältwied häöert wäern. Auk nu un in
De Unnerhollung met Sang un Klang                 Tokuft sint dao alle Sennungen ümmer
wüör miärsttieds van Sängers un Mus-              maondags un fridags nao un nao anto-
sekanten uut ussen Berid vüördruogen.             lustern.
Daoto häöerden de Gruppe „Strauh-                 Mood häw dat Amateurradiotröpken
spier,“ „De Lünige“, „De Kinner van de            düör Luow un Haugachtung van viële
Harkenbiärgschool Hüörstel“, „De Pott-            Tohäöeres kriëgen. Aower nu häw sik
bäckers“, „pattu“, un „De Klasen Wich-            de Trop sägt, tain Jaore is ne lange Tied
ter“, üm blaus ennige to benäömen.                un nao 120 Sennungen et is guëd wäst,
Üm ene knappe Stunne Radio to ma-                 wi küënt met een haug Höft inhollen.
ken, häbt de Schriwers un Spriäkers viël          Daoto kümp, dat alle Metmakers jä auk
Tied upbrängen most. Dän Upwand to                tain Jaore öller wuorden sint un sik in
bedriwen was blaus müëglik, wieldat               de Tied blaus een Mensk funnen häw,
üör de platdüütske Spraok an’t Hiärt              bi Knabbelkümpken ni mettomaken.
lag un se viël Plaseer an de Sake had-            Nen grauten Völüs was, dat tüskenin
den. Besunners Dr. Kahls Klaus hadde              driägende Pöste met Diekels Lene uut
ne masse Arbaid, wieldat he jerre Sen-            Ollenbiärge un Schürmanns Herbert
nung bearbaidt häw, üm ne müëgliks                uut Nienkiärken, düör Afstiäwen wäg-
guëde Toonkwalitäät aftoliëwern. He               bruoken sint. Aower alle uut dän Trop
dai auk in alle 120 Sennungen ansäggen            sint sik eens, usse Moderspraok, dat
un düör‘t Program föern.                          Platdüütsk, widershän to pliägen, üm et
Et häw dän auk nich lange duert, dao              antog to hollen. Un et is jä sau, dat sägt
häw sik dat Webradio „Regentrude“ för             wi un daobi bliewt wi: „Dat olle Plat is
dat „Knabbelkümpken“ intressert. Van              altied ni.“
nu af an kon de Sennung in‘t Internet
De Spriäkers un Schriwers vant Knabbelkümpken: Staoend v. l. Schürmanns Herbert +; Feistmanns
Rainer; Bockholts Margret; Pentzeks Margret; Bernings Christa; Epkers Heinz; Volkerts Christoph;
Upsings Anni; Beers Barbara; u. Dr. Kahls Klaus; knaiend v. l. Scheimanns Megan u. Burickes Lara
(de Schölerinnen sint nao 50 Sennungen van de Wichter Dahlmanns Marie u Markenforts Lena
(nich met up‘t Beld) aflöst wuoden; sittend, Diekels Lene +. (Iämensau nich met up’t Beld, Beuings
Christa; se dai af 2018 metmaken.)
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Brunscher Garten      aktuell 14 / 2021    25

                                                                Günther Hilgemann

Ein Gartentor schreibt Geschichte

Man kennt es, es steht ja schon im-
mer da. Unauffällig, in keinem guten
Zustand und ohne eine Beziehung zu
den umliegenden Bauten: Das steiner-
ne Gartentor zwischen der Aabrücke
und der Seniorenresidenz Aa-Blick. Das
freistehende Tor mit wuchtigen Sand-
steinpfeilern und einem Torbalken, auf
dem zwei mächtige Steinkugeln ruhen,
hat in der Bau- und Stadtgeschichte
Burgsteinfurts eine bedeutende Rolle
gespielt. Die beiden verschlungenen
Buchstaben „BB“ im Torbalken sind           Kein gepflegter Gesamteindruck rund um das
der Schlüssel für den geschichtlichen                            freistehende Gartentor.
Hintergrund. Bernhard Bruns ließ das      Muckefuck ist eine typisch lautmalende
Tor 1816 als Eingang zu seinem hier       Vereinfachung der französischen Spra-
liegenden Besitz errichten. Zuvor hat-    che. Aus „Mocca faux“ (französisch für
te er 1806 gleich hinter der Brücke am    falscher Kaffee) wurde im Volksmund
Wassertor eine Parzelle aus dem ehe-      Muckefuck. Falscher Kaffee ließ sich aus
maligen Besitz des Johanniterordens       Zichorienwurzeln herstellen. Die Wur-
gekauft.                                  zeln der mit der Gemeinen Wegwarte
Bruns war ein umtriebiger Unterneh-       verwandten Zichorienpflanze wurden
mer, der mit Salz und Tabak handelte      geröstet und gemahlen. Unverkennbar
sowie Transportaufträge übernahm.         war der stark an Bohnenkaffee erin-
Auf seinem neuen Grundstück wollte        nernde Geschmack. Die Zichorie hatte
Bruns eine Fabrikationsstätte errich-     noch eine weitere, dem echten Bohnen
ten. Er hatte eine Marktlücke erkannt.    -kaffee ähnliche Wirkung: Durch den
Der damals schon beliebte und teure       Röstvorgang entstanden auch hier
Bohnenkaffee fehlte wegen der Kon-        aufputschend und anregend wirkende
tinentalsperre Napoleons auf den          Substanzen. Bruns hatte einen wirt-
Burgsteinfurter      Frühstückstischen.   schaftlichen Volltreffer gelandet. 1828
Ein guter Ersatz für das beliebte heiße   erzielte er mit der Muckefuck-Herstel-
Getränk aus den importierten Kaffee-      lung schon einen Umsatz von 1500 Ta-
bohnen war der Muckefuck. Das Wort        lern.
26   aktuell 14 / 2021     Brunscher Garten

Als Bernhard Bruns nach dem Tode sei-           gesorgt. Die Unterzeichner der Pro-
nes Vaters Dirck Bruns (1834) die Fabri-        testschrift waren Gartennachbarn von
kation in den hinter seinem Elternhaus          Bruns, darunter die angesehenen Bür-
an der Wasserstraße gelegenen Garten            ger Fatken, Fries, Esselbrügge, Veltrup,
verlegte, stand das alte Fabrikgebäude          Korthus und auch der evangelische Pas-
nun leer. Bruns dachte aber nicht dar-          tor Fincke. Terberger sah keinen Grund
an, das Gebäude verfallen zu lassen.            zum Einschreiten. Schließlich war der
Er wollte es vermieten. Als Wohnhaus.           als Mieter vorgesehene Bürger Wienker
Ein Sturm der Entrüstung brach los.             ein redlicher, unbescholtener Mann.
Wörtlich heißt es in einer Beschwerde:          Bruns argumentierte weiter: In der Ko-
Das ist „wider allens Herkommen, in             lonie Ludwigsdorf (heute Kohlstrunck)
außerhalb der Stadtmauern liegenden             wohnten ja auch Bürger außerhalb der
Gartenhäusern Mietsleute unterzu-               Stadtmauern.
bringen“. Das würde ein Schlupfwinkel           Terberger sicherte sich ab und legte die
und Asyl für Verbotenes, man befürch-           Beschwerde und die Stellungnahme
te Angriffe auf die Gartenfrüchte und           von Bruns dem Landrat Coermann zur
Gefährdungen der Gärten.                        Entscheidung vor. Die Besorgnisse der
                                                Gartenbesitzer seien wohl nicht ganz
                                                unbegründet. Der jetzige Mietsmann
                                                möge zwar ein redlicher Mensch sein,
                                                wer wisse aber, was der folgende für
                                                ein Subjekt sein würde. Bruns habe sich
                                                schon wiederholt in der Beurteilung
                                                der für seine Fabrikation angestellten
                                                Leute geirrt und dadurch nicht selten
                                                großen Schaden erlitten. Allerdings, so
                                                räumte er ein, seien ihm keine gesetzli-
                                                chen Bestimmungen bekannt, wonach
                                                dem Bruns sein Vorhaben untersagt
                                                werden könne, wenngleich die Errich-
In einem Kupferstich des Burgsteinfurter        tung von Wohnhäusern außerhalb der
Künstlers Esselbrügge von 1830 ist das damals
angelegte Fabrikgebäude mit dem daneben
                                                Stadt bisher nicht üblich und außer der
liegenden Eingangstor am unteren linken         Anlage der Kolonie Ludwigsdorf auch
Bildrand gut zu erkennen.                       nicht vorgekommen sei. Er habe in Pro-
Der Argwohn schien nicht unbegrün-              tokollen und Archivalien gesucht, aber
det. Einige Jahre zuvor hatten die Über-        nichts darüber gefunden.
fälle und Beutezüge der Bande um den            Landrat Coermann bestätigte Terber-
Räuberhauptmann Feldlaum in unserer             gers Ansicht, dass es kein Gesetz und
Gegend für Aufsehen und Misstrauen              keinen hinlänglichen Grund gebe, den
Brunscher Garten      aktuell 14 / 2021    27

Bruns an seinem Vorhaben zu hindern.
Die Pflicht zur Beachtung der baupo-
lizeilichen Vorschriften sei natürlich
selbstverständlich. Da das Haus ja be-
reits stand, wurde dem Bruns lediglich
die Auflage erteilt, die Änderung der
Feuerungsanlagen von einem qualifi-
zierten Meister ausführen zu lassen;
alles andere könne von Flickarbeitern
getätigt werden.
Bruns hatte den Bann gebrochen und
wurde damit zum Wegbereiter einer               Auf einer kolorierten Postgarte kann man das
neuen Zeit. So kam Burgsteinfurt 1835            1905 abgerissene Fabrikgebäude von Bruns
                                                                                   erkennen.
zu seinem ersten Wohngebäude außer-
halb der Stadtmauern. 1905 wurde das          zu seinem ersten Wohngebäude außer-
Haus wegen Baufälligkeit abgerissen.          halb der Stadtmauern. 1905 wurde das
                                              Haus wegen Baufälligkeit abgerissen.
                                              Nur das Gartentor hat die Zeiten über-
                                              dauert.
                                              Es dauerte dann bis 1851, bevor das
                                              zweite Wohnhaus außerhalb der Stadt-
                                              mauern errichtet wurde, das Haus
                                              Steinstraße - Ecke Kalkwall.
                                              Eine Arbeitsgruppe im Burgsteinfur-
                                              ter Heimatverein hat sich mit der Ge-
                                              staltung des Umfeldes des Brunsschen
                                              Gartentores befasst. Dabei standen die
Besichtigung der Situation am Gartentor mit   stadtgeschichtliche Bedeutung sowie
Vorstandsmitgliedern des Heimatvereins        die Gestaltung des Umfeldes im Mittel-
                                              punkt.

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Sonnenschein 65, 48565 Steinfurt                   Goldstraße 1, 48565 Steinfurt
Telefon 0 25 51/31 51                              Telefon 0 25 51/9 96 90 62
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28   aktuell 14 / 2021     Buchvorstellung

Buchvorstellung Dr. Eckhardt Hammerström und Willi Alff
„Aus Steinfurt in die weite Welt – Aus-            fenen Leibeigenen, im 16. und 17. Jahr-
wanderung aus Steinfurt vom 14. bis                hundert werden Steinfurter Theologen
19. Jahrhundert“, so lautet der Titel              und Juristen Berater von Königen und
eines neuen Buches, das Dr. Eckhardt               Kurfürsten sind weitere Kapitel über-
Hammerström und Willi Alff vom Hei-                schrieben. Die Zunahme der Mobilität
matverein Burgsteinfurt erarbeitet                 im 18. Jahrhundert und der Höhepunkt
haben. Das erste Kapitel beschäftigt               der Auswanderungswelle im 19. Jahr-
sich u.a. mit Hermann Krose, einem er-             hundert sind weitere Themen, ebenso
folgreichen Burgsteinfurter Kaufmann               die Umgehung des preußischen Mili-
im London des 14. Jahrhunderts, der                tärdienstes durch Auswanderung sowie
der Armenstiftung seiner Heimatstadt               Anekdoten, Regeln. Ziele der Auswan-
Burgsteinfurt 60 englische Nobel-Mün-              derer waren nicht nur die USA, sondern
zen schenkte. Nobel ist der Name einer             auch die Niederlande, Brasilien und
im Jahr 1344 erstmals geprägten mittel-            andere Länder. Die Zahlen der ermit-
alterlichen englischen Goldmünze, die              telten Ostindienfahrer aus Steinfurt:
sich bis Ende des 14. Jahrhunderts als             Borghorst ca. 25 und Burgsteinfurt ca.
Leitmünze im Nord- und Ostseehandel                80. Vermutlich höher, da die Erfassung
durchsetzte.                                       äußerst schwierig war.
Im 15. Jahrhundert trifft der Edle Ludolf          In einzelnen Jahrhunderten wird the-
von Steinfurt in Venedig einen entlau-             matisiert, welche Entwicklungen die
                                                   Zeit in Steinfurt und damit auch die
                                                   Auswanderungen prägten. Der Schwer-
                                                   punkt des Buches wird auf die Entwick-
                                                   lung im 19. Jahrhundert gelegt. Der
                                                   Leser soll einen anschaulichen und viel-
                                                   seitigen Eindruck darüber erhalten, was
                                                   die Steinfurter rund um das Thema Aus-
                                                   und Binnenwanderung bewegte.
                                                   Ergänzt wird das Buch um eine Auf-
                                                   listung der Steinfurter Auswanderer.
                                                   Dadurch können Leser eventuell Be-
Diese Transportkiste stand lange Zeit auf dem
                                                   züge zu ihren Vorfahren herstellen.
Dachboden von Hermann Lünnemann in Burg-
steinfurt. Die Jahreszahl 1719 befindet sich auf   Quellen sind die Auswandererlisten
dem Deckel der Kiste. Sie wurde von Angehö-        mit den Bauerschaften Hollich, Sellen
rigen der Vereinigten Ostindischen Kompanie        und Veltrup, die Schiffslisten mit den
(VOC), zum Beispiel bei der Rückkehr aus den       Namen der Burgsteinfurter Auswande-
niederländischen Kolonien in Ostasien verwen-
det, häufig gefüllt mit teuren Gewürzen.
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