Aktuelles aus der Forstpolitik - WBV Reisbach
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Aktuelles aus der Forstpolitik ■ Walter Schubach, Bereichsleiter Forsten Deggendorf Hierzu sind eine Reihe von Maßnahmen erforderlich: Die Witterungsextreme der letzten Jahre haben ihre Unter anderem brauchen wir einen Wechsel zu in- Spuren im Wald hinterlassen. Insbesondere das Jahr tensiv gemischten Wäldern. Heimische Baumarten 2018 mit Rekordtemperaturen und extremen Nieder- wie zum Beispiel Buche und Eiche müssen hier je- schlagsdefiziten (z. B. in Niederbayern minus 50 %) doch auch weiterhin das waldbauliche Rückgrat im hat den Wäldern in Deutschland schwere, unüber- Rahmen einer naturnahen Forstwirtschaft bilden. sehbare Schäden zugefügt. Angezeigt ist aber, dass bisher seltenere heimische Baumarten wie Elsbeere, Flatterulme oder Vogel- So entstanden deutschlandweit massive Borkenkä- kirsche verstärkt beteiligt werden. Nichtheimische ferschäden an Fichte, aber auch Buche und Kiefer Baumarten wie zum Beispiel Atlaszeder oder Baum- erlitten Schäden durch Trockenheit und Hitze. Bis- hasel sollten mangels Erfahrung und Wissen nur be- herige forstfachliche Gewissheiten wurden erschüt- gleitend angebaut werden. Zu groß ist das Risiko des tert. Bilanziert man die Schäden, so ist allein für die Scheiterns. Mahnendes Beispiel ist der Strobenrost, beiden Jahre 2018/19 eine Schadensfläche von circa ein pilzlicher Erreger, der die bereits im 19. Jahrhun- 180.000 Hektar und eine Schadholzmenge von rund dert nach Europa eingebrachte Strobe befällt und 105 Mio. Festmeter zu verzeichnen. zum Absterben führt. Aufgrund dieser katastrophalen Situation fand Ende Eine angepasste Wald-Wild-Situation wird künftig September 2019 ein nationaler Waldgipfel in Berlin noch wichtiger. Das dringend notwendige Ausschöp- statt. Innerhalb der nächsten vier Jahre sollen für fen der Naturverjüngungsmöglichkeiten wird nur die Räumung der Schadflächen und der Wiederbe- durch eine waldverträgliche Jagd gelingen. Hier ist waldung rund 800 Mio. Euro bereitgestellt werden. jeder einzelne Jäger und Waldbesitzer gefragt. Ge- Mit einer deutlichen Anhebung der Zuschüsse für meinsame Revierbegänge sollten daher verstärkt be Wiederaufforstungen kann daher gerechnet werden. antragt und durchgeführt werden. Nutzen Sie das Vertreter des Waldbesitzes sprachen von einer his- Angebot der Forstverwaltung. torischen Zäsur in der Waldbewirtschaftung: Wegen Und nicht zuletzt ist die Holzverwendung massiv zu unterbliebener Aufarbeitung der Schadhölzer werde steigern. Holz ist gespeichertes Kohlendioxid. In ei- Wald zum C02-Emittenten, ebenso verliere der Wald nem Festmeter Holz wird rund eine Tonne C02 ge- seine Funktion der wirtschaftlichen Stabilisierung speichert. Wir brauchen eine neue bayerische Holz- des Kleinprivatwaldes. Wenn sich der Wald nicht bauoffensive. mehr lohnt, endet die Bewirtschaftung. Keine Frage, die Lage der Forstwirtschaft ist zur Die große forstpolitische Herausforderung ist des- Zeit kritisch. Aber, das sollten wir nicht vergessen: halb, dass unsere Wälder und deren nachhaltige Be- Alle Produkte, die aus der endlichen Ressource Erdöl wirtschaftung langfristig erhalten und gesichert wer- hergestellt werden, können auch aus Holz gemacht den. werden. 1
Klimastabilität – Waldumbau – Pflege ■ Richard Parzefall, AELF Landau genüber den Konkurrenten nicht durchsetzen kön- nen, sind dabei vielfältig. Im Zeichen des Klimawandels legt man heute ver- Fallbeispiel Altersunterschied: stärkt das Augenmerk auf die Pflanzung von kli- Betrachten wir einen vermeintlich gleichaltrigen mastabilen Baumarten. In diesem Zusammenhang Fichtenbestand aus Pflanzung. In der Jungwuchs- ist die Pflege aber genauso wichtig, da die Pflanzung phase werden hier häufig die Weichen unterschied- nur einen kleinen Teilbereich unserer Waldbestände lich gestellt. Zum einen können durch flächiges erreicht. Ausmähen bis zur beginnenden Dickungsphase die Der Flächenanteil, der zur Verjüngung ansteht und sich natürlich ansamenden Mischbaumarten in ih- der sinnvoll unterpflanzt und umgebaut werden rem Höhenwachstum zurückgeworfen werden. Die kann, ist außerhalb der Kalamitäten gering. Verjün- mehrmals abgemähte Beimischung kann im Höhen- gungsnutzungen werden dem Diktat des Holzpreises wachstum und, noch wichtiger, in der Konkurrenz unterstellt oder aus Zeitmangel oder wegen fehlen- um den Wurzelraum nicht mehr mithalten und fällt dem Kapitalbedarf verschoben. in der Bestandeshierarchie zurück. In Kalamitätsjahren kommt die geregelte Verjün- Bei starkem Wildverbiss können wir häufig beob- gungsnutzung fast ganz zum Stillstand. Ähnlich achten, dass sich Mischbaumarten im Schutzmantel verhält es sich mit der Pflege. Versäumte Pflege je- der Fichtenäste mit nach oben kämpfen. Häufig sind doch mindert die Klimastabilität unserer Waldbe- diese Bäume im unmittelbaren Bereich der Fichten- stände erheblich. Wie stabilisiert man aber einen stämme zu finden. Die Ausbildung von Krone und Bestand, welche Stabilitätsmerkmale kennen wir in Wurzelraum ist entsprechend unbefriedigend. der Forstwirtschaft? Bei starker Vergrasung können die gepflanzten Fichten als Vorwald fungieren. Das bedeutet, dass Stabilität durch Mischung sich eine dem Standort angepasste Verjüngung erst In der Praxis finden wir häufig Bestände, die erst einstellt, wenn das Gras und damit der Mäuse - auf den zweiten Blick eine ausreichende Mischung schaden durch die Fichten zurückgedrängt wird. mit klimastabilen Baumarten vorweisen. Die Gründe, In diesem Fall ist also die Beimischung tatsächlich warum sich die eigentlich stabilen Baumarten ge- jünger. Viele Bestände haben das Potential zum Mischbestand – hier muss die Eiche gefördert werden. 2
Fallbeispiel Pionierbaumarten: Durch unterschiedliches Wuchsverhalten kommen die Pionierbaumarten wie Aspe, Weide und Birke mit zunehmendem Alter gegenüber den Endbestands- Baumarten ins Hintertreffen. Verlieren wir nur „unnötige Fresser“, wenn die Misch- baumarten untergehen? Nein, beim Untergang der Mischbaumarten werden die Nährstoffverhältnisse ungünstiger. Durch unterschiedliche Durchwurze- lungshorizonte wirken Mischbaumarten häufig als Nährstofflieferanten. Laub ist für Bodenlebewesen fast immer leichter zersetzbar als Nadeln, die auf mehrjährige Haltbarkeit ausgelegt sind. Der Licht-, Wasser- und Wärme-Genuss leidet. Na- delbaumbestände wirken im Frühjahr häufig als Dämmung und halten den Boden kalt. Wasser er- „Da steht doch schon was!” – Das Kennzeichnen der vorhandenen reicht den Boden häufig nicht, weil geringe Nieder- Naturverjüngung erhöht die Wiederauffindbarkeit. schlagsmengen von den Nadeln aufgefangen werden und unmittelbar wieder verdunsten. Im Frühjahr und Herbst können im kahlen Laubholz die Son- nenstrahlen den Boden erreichen. Bodenlebewesen Stabilität durch rechtzeitige können den Nährstoffkreislauf früher starten oder (Natur-)Verjüngung länger aufrechterhalten. Das Sonnenlicht, das durch Kronenlücken auf den Mischbaumarten festigen das Gefüge des Bestan- Boden gelangt, ermöglicht es der Verjüngung zu des. Die Konkurrenz innerhalb einer Art ist stär- überleben. Zum einen bringen wir durch Verjüngung ker als die Konkurrenz zwischen zwei Arten. Das wiederum Struktur in die Bestände. Zum anderen gilt sowohl im Kronenraum beim Kampf ums Licht erhöhen wir die Betriebssicherheit, weil der Waldbo- als auch im Wurzelraum in der Konkurrenz um die den im Falle einer Kalamität nicht ungedeckt bleibt. Nährstoffe. Insekten sind in der Regel nur auf eine Nährstoffe werden erhalten. Jungpflanzen müssen Baumart spezialisiert. Wenn die Suche nach dem nicht ungeschützt aufwachsen. Wirtsbaum keinen Aufwand mehr macht beschleu- nigt sich die Massenvermehrung. Und, nicht zu ver- Mut zur Lücke! gessen, wenn eine Baumart ausfällt ist deshalb nicht der ganze Bestand verschwunden. Lücken im Bestand bedeuten keinen gravierenden Zuwachsverlust, sondern stabilisieren den Bestand von innen heraus. Wir können das gut an jedem Stabilität durch Struktur Waldrand beobachten. Wenn das Innere des Bestan- Durch rechtzeitige und gezielte Pflege erreichen wir, des schon verschwunden ist steht der Waldrand im- dass Bäume, die den Kampf ums Licht eigentlich mer noch. Diesen Effekt erreichen wir auch durch schon verloren haben, nicht absterben, sondern als Lücken im Bestandesinneren. Das gilt vom Jungbe- Unterstand und Zwischenstand erhalten bleiben. stand an; also nicht jeden Quadratmeter „zupflas- Diese Ungleichheit in Höhe und Durchmesser nennt tern“! man Struktur. Zu spät? Ihr Bestand hat schon Schaden genommen Mit jedem Pflegeeingriff, den wir tätigen, helfen wir nicht nur dem auserwählten (Zukunfts-)Baum, son- und ist schon kahl? dern allen Bäumen in dessen unmittelbarer Um- Dann ist Geduld angesagt! Wir leben in einem Wald- gebung. Bestände, die nicht nur aus einer Kronen- land. Das bedeutet außer Gewässer und Berggipfel schicht bestehen, sind stabiler. wäre Bayern bewaldet. Im Umkehrschluss heißt das: Der Wald holt sich sein Refugium wieder zu- Stabilität durch ein gutes Verhältnis rück. Auf jeder Fläche, die in Ruhe gelassen wird, entsteht von selbst Wald. von Höhe zu Durchmesser Was ist zu tun? Wenn Sie beurteilen wollen, ob die Stabile Einzelbäume erhöhen die Betriebssicher- Verjüngung auf Ihrer Fläche ausreicht, brauchen Sie heit. Eine lange, grüne Krone des Z-Baumes ermög- 24 dünne Holzstäbe, Haselnussstecken oder Bam- licht es dem Baum auch entsprechend in die Dicke busstäbe. Stecken Sie mit vier Stäben ein Quadrat zu wachsen. Der Baum investiert nicht nur in den mit ca. zehn Metern Seitenlänge ab. Mit den restli- Kampf ums Licht, sondern auch in die Stabilität. chen 20 Stäben markieren Sie alle geeigneten Ver- Der Wurzelraum entspricht dem Kronenraum. Die jüngungspflanzen. Geeignet sind durchaus auch Wurzeln entwickeln sich nur in etwa so weit, wie Birken, Weiden, Aspen und Vogelbeeren, wenn noch sich auch die Krone entwickeln kann. Eine lange, Eichen, Kirschen, Tannen, Ahorn, Buchen usw. da- grüne Krone und ein großer Wurzelraum entspre- zwischen sind. Fichten sind als Füllholz auch will- chen dem Prinzip des „Stehaufmännchens“. Ein di- kommen. Zwanzig Pflänzchen pro Ar entsprechen cker Stamm schützt vor Bruch. 2.000 Pflanzen/ha. Das reicht fürs Erste und es 3
kommt sicher noch was nach, wenn Sie jetzt nicht die gesamte Fläche mit Sense oder Freischneider be- arbeiten. Der Vorteil der Naturverjüngung liegt nicht allein in den geringen Kosten. Die selbst angesamten Bäum- chen starten von Anfang an mit einem gesunden, entwicklungsfähigen Wurzelwerk. Der meist im Überfluss angefallene Samen keimt nur dort, wo er die entsprechenden Keimbedingungen vorfindet. Wenn es nicht reicht? Dann sprechen Sie mit dem Jäger Ihres Vertrauens. Gute Jagd findet im Wald statt. Der umsichtige Jäger hat auf der Kahlfläche bereits einen Hochsitz aufgestellt. Er hält nicht die Rehe, durch Jagd am Waldrand, vom Auswechseln aus den Verjüngungsbeständen ab, sondern erhöht dort den Jagddruck. Der Schutz des Eichelhähers als zuverlässigen Eichensäer sollte mittlerweile selbst- verständlich sein. Der Vorsichtige oder Ungeduldige konzentriert sich auf die Pflanzung der wichtigsten Pilze an absterbendem Baum – so schön kann nicht genutztes Baumarten, verteilt in kleinen Gruppen, oder auf Brennholz sein. die Begründung eines weitständigen Vorwaldes zur Unterstützung der Naturverjüngung. Sortiment, Art.-Nr.: 0468 300 0194 Zu guter Letzt: Bitte nehmen Sie bei allen Arbeiten Sortiment, Lassen Sie Art.-Nr.: sich0468 300 0194Wenn Sie sich mit Ihren beraten! im Wald Rücksicht auf die Waldbewohner. Höhlen- Waldnachbarn absprechen und eine Sammelbera- bäume kennzeichnen, Totholz belassen, aufgespalte- tung anfordern, ersparen Sie Ihrem zuständigen ne Stümpfe stehen lassen, Bäume mit großen Hors- Förster eine Menge Arbeit. ten belassen, alles Laubholz stehen lassen. Brenn- holz kriegen Sie in Zukunft genug und Vogel, Fle- dermaus und andere Waldbewohner werden nicht heimatlos. ALLES, ALLES, WAS WAS ALLES, ALLES, WAS WAS Aufgeräumte Wälder sind artenarme Wälder. Die sogenannte Zerfallsphase macht den gravierenden STARK STARK IST. STARK STARK IST. Unterschied zwischen Wirtschaftswäldern und Na- IST. IST. turwäldern. Das bedeutet stehendes Totholz, von dem keine Gefahr mehr ausgeht für den Bestand, sollte nicht alles umgeschnitten werden, liegendes Totholz muss nicht alles durch den Häcksler. Tot- holz spart Nistkästen. Übrigens können die meisten Harvesterfahrer ganz gut auf einigen Metern Höhe geeignete Bäume kappen. ALL ALL STA Geeignet sind vor allem Bäume mit Spechtlöchern und umfangreichen, alten Beschädigungen. Meist STA beschränkt sich der verwertbare Holzanteil auf die äußeren Zentimeter des Stammes. Stark vorwüch- sige Bäume, die zum Schutz der Verjüngung nicht mehr gebraucht werden, lassen sich auf Brusthöhe Wann immer was zu tun ist, kommen die leistungs- Wann immer kappen. Vor was zu Weiden allem tun ist, kommen die leistungs- am Waldrand lassen sich Wann starkenimmer wasSTIHL Geräte von zu tun zumist,Einsatz: kommen imdie leistungs- Garten, Wann starken immer Geräte wasSTIHL von zu tun zumist,Einsatz: kommen so zu wertvollen Kleinbiotopen, den imdie leistungs- Garten,sogenannten starken im Wald Geräte und von auchSTIHL zum sonst Einsatz: überall im Garten, in Haus und Hof. starken im Wald Geräte und von auchSTIHL zum sonst Einsatz: überall im Garten, in Haus und Hof.es trotz- Kopfbäumen, umwandeln. Brennholz gibt im Wald von Qualität undSTIHL auch sonst – eineüberall starke in Haus und Hof. Sache. im Wald von Qualität undSTIHL auch sonst – eineüberall starke in Haus und Hof. Sache. dem und in ein paar Jahren erneut. Qualität von STIHL – eine starke Sache. Qualität von STIHL – eine starke Sache. Kopfbäume sind wahre Wunder an vielfältigen Brut- Wann imme gelegenheiten. „Der eine Baum ist fürs Sägewerk, die leistungs Wann imme s Einsatz: die im s leistungs Wir beraten Sie gern! derberaten Wir andere Siemacht gern! mir die Stube warm und der Drit- sonst übera Einsatz: im Wir beraten Sie gern! te beraten Wir beruhigt mein ökologisches Gewissen.“ Auch Sie gern! Qualität sonst von übera Qualität von Totholz und Biotopbäume bedürfen der Planung im Wirtschaftswald! Wir beraten Wir beraten Für alle katastrophengebeutelten Waldbesitzer: An den schönen Beständen können Sie sich leider nicht mehr erfreuen, aber der neuen, stabileren Gene- ration können Sie beim Wachsen zusehen. Es geht schneller, als Sie glauben. Das triste Totholz wird jedes Jahr schöner und lebendiger. Format: 90 x 150 mm Format: 90 x 150 mm Format: 45 Format: 90 x 150 mm 4Format: 90 x 150 mm Format: 45
Fachstelle Waldnaturschutz Niederbayern… ■ Richard Parzefall, AELF Landau schutz, Klimatoleranz, Resilienz und Klimastabi- lisierung werden neu in die Waagschale geworfen. Vorausschauendes Handeln – für die Forstwirtschaft …Woher kommst du? gewiss kein neuer Begriff – wird noch mehr nachge- Aufgrund der immer komplexer werdenden fachli- fragt werden. Bestehendes zu bewahren erschöpft chen Anforderungen an die forstliche Beratung hat sich nicht darin, dass wir negative Handlungen un- sich die Bayerische Forstverwaltung dafür entschie- terlassen, sondern dass wir planvoll vorgehen und den, eine Fachstelle für Waldnaturschutz ins Leben natürliche Abläufe akzeptieren. zu rufen. Die Ziele der Waldbesitzer sind nicht mehr homogen …Wie machen wir’s? auf Nutzung der Ressource Holz ausgerichtet. Wie in der Gesellschaft spiegeln sich auch bei den Wald- Uns ist wichtig ökologische Zusammenhänge zu ver- besitzern zunehmendes Umweltbewusstsein und die mitteln, soweit wir sie erkennen können. Über die Berücksichtigung aller Waldfunktionen bei der Be- Hälfte der Waldbesitzer hat keinen unmittelbaren wirtschaftung wider. Bezug mehr zur Landwirtschaft. Das bedeutet auch, dass die meisten Waldbesitzer keine Ausbildung im Gerade auch die Diskussion um den Klimawandel Umgang mit ihrem Wald erhalten haben. Häufig und damit einhergehend die Zukunft unseres Waldes wird das Waldwissen von den Eltern auf die Kinder steht immer mehr im Mittelpunkt. Die Baumarten- übertragen, aber nicht immer. Zusammensetzung des Zukunftswaldes ist nicht alleine aus dem Standpunkt der Wirtschaftlichkeit Eine wichtige Aufgabe der Fachstelle stellt dabei abzuhandeln. Unter welchen Voraussetzungen sind die Aus- und Weiterbildung in ökologischen Kern- nichtheimische Baumarten auch ökologisch nach- kompetenzen dar. Beratung zur Bewirtschaftung in haltig? Was wird aus dem „Brotbaum“; wird es ei- Schutzgebieten, Bewirtschaftung anhand von Ma- nen „Brotbaum 2.0“ geben? Fragen, die sich nur in nagementplanungen, um gesetzte Ziele zu erreichen, einer ökologischen Gesamtbetrachtung beantworten werden Eckpunkte unseres Tuns. Der Unternehmer- lassen. einsatz, vor allem mit Harvestern, überfordert viele Waldbesitzer. Hier können wir Hilfen anbieten, um diese Arbeiten auch unter Naturschutzaspekten zu …Wohin gehst du? optimieren. Bei sich stark wandelnden Umweltbedingungen wird es stetig wichtiger, alle Aspekte unseres Handelns zu betrachten. Der Begriff Stabilität, bisher weitgehend Ein weites Aufgabenfeld erwartet uns - auf Einzelbaum, Bestand, Standort und Ökonomie fixiert, gewinnt neue Bedeutungen hinzu. Arten- packen wir es an! Nochmal „büffeln” für den Naturschutz im eigenen Wald. 5
Borkenkäferrück- und Ausblick ■ Peter Stieglbauer, Bereichsleiter AELF Landau en Borkenkäferbekämpfung“ wurden sehr gut an- genommen und haben Wirkung gezeigt. Wünschens- wert für alle Beteiligten wäre, wenn der Verwal- Die aktuelle Käferholzmenge 2019 in Bayern wird tungsaufwand für diese Maßnahmen bei der Überar- auf 4,5 Millionen Festmeter (fm) geschätzt, bis zum beitung der Förderrichtlinie gesenkt werden könnte. Jahresende wird noch eine nennenswerte Menge da- zukommen. Man rechnet in diesem Jahr mit rund Auch wenn es angesichts der hohen Schadmengen zehn Millionen fm Schadholz (alle Baumarten und und skandalösen Holzpreise immer schwerer wird, Ursachen zusammen). Die Gesamtschäden bewegen sich und andere für die Käferholzernte zu motivie- sich damit verglichen mit den Vorjahren nochmals ren, gibt es keine Alternative dazu. Die Rechtslage deutlich nach oben, wie Grafik 1 zeigt. ist unverändert. Aus gutem Grund, denn es wäre ökologisch und ökonomisch unverantwortlich, die Wald und Waldbesitzer haben nach einigen ruhige- Borkenkäfer frei walten zu lassen. ren Jahren seit 2015 mit enorm hohen Schadmen- Man muss sich vor Augen führen, dass allein im gen durch Insekten zu kämpfen. Ein Großteil davon Landkreis Dingolfing-Landau den gut 100.000 fm stammt aus Ostbayern, wir sind Hauptbetroffene Fichten-Käferholz immer noch geschätzte fünf Mil- der aktuellen Misslage. Die Holzmenge, die durch lionen fm Fichten-Vorrat gegenüberstehen! Ließe die drei Forstzusammenschlüsse im Landkreis Din- man dem Käfer großflächig freien Lauf, hätten wir golfing-Landau vermarktet wird, spiegelt dies eben- ganz andere Holzmengen, die den Holzmarkt über falls wider (Grafik 2). kurz oder lang zusammenbrechen ließen. In der Die Waldbesitzer und forstlichen Zusammenschlüs- Folge würden die nicht genutzten abgestorbenen se haben hier ganze Arbeit geleistet, indem sie das Schadhölzer Unmengen C02 freisetzen. Die entspre- Käferholz aufgearbeitet und damit die Weiterver- chenden Waldbilder kennen wir vermutlich alle aus mehrung dieser Schadinsekten wirksam behindert dem Nationalpark Bayerischer Wald, wo sie ihre Be- haben. Die Fördermöglichkeiten der „insektizidfrei- rechtigung haben; auf großer Fläche brauchen wir sie nicht. Darum unsere Bitte: Blei- ben Sie dran am Käferholz! Zufällige Ergebnisse in Bayern 2008 bis 2018 Ist eine Käferfläche geräumt, stellt sich die Frage nach der Wiederauf- forstung. Dazu schreibe ich an die- ser Stelle nichts, sondern verweise auf unsere Revierleiter, die Sie gerne beraten und Ihre Maßnahmen nach Möglichkeit finanziell fördern. Land- und Forstwirtschaft bekommen die Auswirkungen des Klimawandels bereits jetzt deutlich zu spüren. Viel- leicht und hoffentlich werden wir bald wieder ein paar ruhigere Jahre mit weniger Käfer und akzeptablen Holzpreisen bekommen. Es spricht Grafik 1 (Quelle: StMELF) aber leider viel dafür, dass die „Kata- strophen“ mittelfristig häufiger auf- Vermarktungsmenge in Festmetern, Landkreis Dingolfing-Landau treten und an Intensität noch zuneh- men werden. Für die Schaffung gemischter, kli- mastabiler Wälder ist es daher höchs- te Zeit. Der Waldumbau in unseren Wäldern läuft bereits seit Jahrzehn- ten. In den Vorausverjüngungen, Kul- turen und Jungbeständen befinden sich jede Menge Mischbaumarten, auch solche, denen in der Vergangen- heit nicht viel Beachtung geschenkt wurde. Mit Pflegeeingriffen können diese erhalten und stabilisiert wer- den. Nutzen Sie bitte hier Ihre Mög- lichkeiten und geben Sie der Baum artenvielfalt im Wald eine Chance. Grafik 2 (Quelle: AELF Landau) Wir werden sie brauchen. 6
Borkenkäferfallen – Sinn oder Unsinn? ■ Bastian Jahreis, geprüfter Forstanwärter am AELF Deggendorf In den letzten Jahren war das Waldbild vielerorts vom massenhaften Auftreten der Borkenkäfer (Buch- drucker und Kupferstecher) geprägt. Da jeder Wald- besitzer gesetzlich zur Kontrolle und Aufarbeitung befallener Bäume verpflichtet ist, sind viele der Be- troffenen auf der Suche nach effektiven Bekämp- fungsmethoden. Vereinzelt wurde dabei auch auf so- genannte Lockstofffallen bzw. Pheromonfallen zu- rückgegriffen. Diese Fallen sind jedoch hierfür un- geeignet und können die Lage noch verschlimmern. Durch die Pheromonfallen wird nur ein Bruchteil der Borkenkäfermenge abgeschöpft. Die Auswirkun- gen auf die Entwicklung der Population sind somit verschwindend gering. Führt man sich vor Augen, dass aus einer einzigen befallenen Fichte mehr als 20.000 Jungkäfer ausfliegen können, relativieren sich schnell die scheinbar hohen Käferzahlen, die manch Waldbesitzer freudig gefangen hat. Werden die Fallen zusätzlich noch am falschen Ort aufgestellt oder zu selten geleert, sind die Auswir- kungen oft negativ. Die angelockten Käfer erhöhen den Befallsdruck auf die nächstgelegenen Fichten- bestände. Zur Bekämpfung sind die Fallen somit un- Falsch aufgestellte Pheromonfallen im Bestand mit von Borkenkäfern geeignet. Für das Monitoring, also die Überwachung befallenen Fichten im Hintergrund. (Foto: Mayerhofer, WBV Deggendorf) der Flugaktivität der Borkenkäfer, sind sie hingegen von entscheidender Bedeutung. Anhand der Fang- www.borkenkaefer.org einsehbar. Es ist also nicht zahlen kann nicht nur der Beginn der Schwärmakti- nötig zu Überwachungszwecken eine eigene Falle vität im Frühling bestimmt werden, sondern es sind aufzustellen. auch Prognosen zur Anzahl der Borkenkäfergenera- Der sich hartnäckig haltende Irrglaube, Borken- tionen und zum Schwärmverlauf möglich. käfer mit Lockstofffallen bekämpfen zu können, ist Die Bayerische Landesanstalt für Land- und Forst- wissenschaftlich längst widerlegt. Waldbesitzern ist wirtschaft (LWF) hat hierzu in Zusammenarbeit mit daher dringend davon abzuraten, derartige Fallen den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und in ihrem Wald aufzustellen. Die einzig wirksame Forsten (AELF) ein bayernweites Monitoringnetz Bekämpfungsmethode ist das frühzeitige Erkennen mit Pheromonfallen eingerichtet. Die wöchentlichen und Aufarbeiten befallener Bäume. Dazu gehört Auswertungen sowie darauf abgestimmte Empfeh- waldschutzwirksame Abfuhr, Entrinden, Spritzen lungen zur Bekämpfung sind für jedermann unter oder Hacken des befallenen Materials. Ihr Partner für qualifizierte Aus- und Weiterbildung im Verkehrswesen Führerscheine aller Klassen Deggendorf - Auerbach - Schöllnach Fahrlehrerausbildung Telefon: 0991 Telefon: 0991995970570383 1307 www.verkehrsausbildungszentrum.de www.verkehrsausbildungszentrum.de 7
Waldwegevereine – Mit Eigeninitiative die Forststraßen pflegen ■ Wolfgang Mayerhofer, Geschäftsführer WBV Deggendorf Katastrophenjahre wie 2019 zeigen uns regelmäßig auf, in welch verheerendem Zustand viele unserer Forstwege sind. Denn Schadereignisse zwingen die Waldbesitzer, das Holz zügig aufzuarbeiten und aus dem Wald zu bringen – und zwar bei jedem Wetter. Beides kann schlicht und einfach in vielen Fällen nicht funktionieren. Schwieriges und unerschlosse- nes Gelände sowie zugewachsene, verschlammte, aus- geschwemmte oder zu schmale Forststraßen stellen Holzfrächter vor unzumutbare Aufgaben. Der Staat fördert den Forstwegebau überaus groß- zügig. Teilweise wurden sogar zusätzliche Stellen Eine Umkehrplatte, die für ein Auto ausreicht, aber für einen Kurz- geschaffen, damit den Revierleitern mehr Zeit für holzzug deutlich zu klein ist. den aufwändigen Waldwegebau bleibt. Es hat sich aber gezeigt, dass beinahe jedes Projekt am Veto von genossenschaften kommt. Diese seien schlagkräftig. Einzelnen scheitert. Dann vergehen Monate und Diesem Hinweis wollte ich auf den Grund gehen und Jahre, ohne dass etwas passiert. habe mich mit zwei bestehenden und erfolgreichen Waldwegegenossenschaften aus dem Allgäu verab- Viele unserer Schadschwerpunkte lagen heuer in redet und mir von ihren Projekten berichten lassen. Waldstücken, deren Forstwege für eine Lkw-Abfuhr absolut untauglich sind. Der desolate Zustand ist Beispielhaft möchte ich die Forstwegegemeinschaft seit Jahren offensichtlich. Einige Anlieger würden Ettensberg aus Weitnau nennen. Deren Forststraße gerne etwas machen, aber es zieht auch hier nicht wurde vor knapp 40 Jahren mit Gesamtkosten von jeder mit. Unsere Schadhölzer wurden unter an- 440.000 DM gebaut. Dabei wurden auf einer Ge- derem von einem Harvesterunternehmen aus dem samtlänge von 3,1 Kilometern etwa 100 ha Waldflä- Allgäu aufgearbeitet. Dieser berichtete mir, dass es che erschlossen. Damals waren 45 Anlieger beteiligt, zur Vermeidung von kaputten Forststraßen in seiner die heute durch Vererbung und Verkauf auf 42 An- Region immer wieder zur Gründung von Waldwege- lieger geschrumpft sind. Solche Forstwege, mehrere hundert Meter lang, kurvig, mit Steigun- Ein fehlendes Lichtraumprofil führt bei dem ersten Schnee zur Unpas- gen sind nicht Lkw-tauglich. sierbarkeit, nach einiger Zeit auch ohne Schnee. 8
Der Weg wurde in der Folgezeit 25 Jahre befahren, ohne dass sich jemand zuständig für die Pflege und den Unterhalt gefühlt hat. Da die Gemeinde selbst keine Waldgrundstücke dort hat, sah sie sich nicht in der Pflicht, irgendetwas zu tun. Schließlich packte ein engagierter Waldbauer die Sache an und gründete mit weiteren Anliegern die Forstwegegemeinschaft Ettensberg. Zusammen mit dem Bauausschuss wurden rechtliche Informationen eingeholt, alle Anlieger zu Versammlungen geladen und schließlich in einer Gründungsveranstaltung eine Satzung vorgestellt. Alle Anlieger sind Mitglieder der ersten Stunde. Ein Passus des ursprünglichen Vertrages von 1981, in der sich alle Beteiligten mit ihrer Unterschrift ver- pflichteten, sich an künftigen Wegeunterhaltskosten zu beteiligen, ist der Schlüssel zur vollständigen Mit- gliedschaft aller Beteiligten. Auch das gegenseitige Fahrtrecht wurde im Vertrag von 1981 vereinbart. Der Verein besteht aus sechs Ehrenamtlichen (zwei Vorsitzende, Beisitzer, Schriftführer, Kassier). Es werden möglichst viele Förder- und Zuschussmög- lichkeiten in Anspruch genommen. Dies ist ein Mix aus staatlicher Förderung, aus Geld von der Jagd- genossenschaft, aber auch aus gemeindlichen Zu- So sieht eine intakte und gepflegte Forststraße aus. schüssen. Für die Mitglieder wurde ein Jahresbeitrag von Letztlich garantiert der Verein einen immer intakten 20.- €/ha festgeschrieben, aus dem sich die meis- Lkw-befahrbaren Forstweg. Frägt man die Mitglie- ten Arbeiten bezahlen lassen. Einmalige sehr hohe der, sind alle sehr begeistert von dieser Sache und Kosten entstanden bei der unbedingt notwendigen empfehlen solche Strukturen viel breiter in die Flä- Wiederinstandsetzung. Nach zwöf Jahren befinden chen zu bringen. sich über 10.000 Euro in der Vereinskasse. Diese Die Aufgabe „Erschließung“ liegt ganz wesentlich Summe hat sich angespart, da eine kontinuierliche in der Verantwortung der Waldeigentümer. Leider Wegepflege die Unterhaltskosten für eine Forst- wird hier, analog zur Thematik Jagd, noch viel zu straße sehr gering hält. Die Forstwegegemeinschaft oft auf die Arbeit der staatlichen Förster, Gemein- Ettensberg ließ gerade erst im November das Licht- den oder der Waldbesitzervereinigungen gesetzt. raumprofil auf der gesamten Länge freischneiden. Diese Maßnahme wurde vom Verein koordiniert und Es würde mich freuen, wenn auch unsererorts wie- rief reibungslos ab. Dabei bleibt es den Mitgliedern der mehr Waldbesitzer Eigeninitiative ergreifen und freigestellt, ob sie Eigenleistung mit einbringen wol- in Gemeinschaftsprojekten, es muss ja nicht immer len oder die Aufgaben von Unternehmern durchfüh- gleich die Gründung eines Vereins sein, ihren Wald ren lassen möchten. voranbringen. Christian Büchl Seegarten 6 • 84187 Weng Tel.: 0 87 02 / 94 77-103 • Fax: 0 87 02 / 94 77 -104 Mobil: 01 70 / 2 72 83 48 • E-Mail: c.buechl@t-online.de Harvester • Rückezug • Lohntransporte • Baggerarbeiten 9
Wiederauffforstung – ?nekned srednA ■ Martin Dickgießer, Forstrevier Mengkofen Schäden eine erhebliche und überregionale Markt- störung zu erwarten ist“. Leider wurde der Anwen- Seit 2015 jagt ein Schadholzrekord den nächsten. dungsfall noch nicht erklärt. Waldbesitzerin oder Waldbesitzer zu sein ist auch Nun stehen Sie im Herbst wieder vor der Frage: 2019 nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. „Wie bekomme ich die Kahlfläche(n) wieder in Be- Selbst wenn es dem ein oder anderen in diesem Jahr stockung?“ oder „Bessere ich die Kultur wiederholt aufgrund des unermüdlichen Einsatzes der Waldbe- nach und hoffe darauf, dass der Sommer im kom- sitzer/-innen und der forstlichen Zusammenschlüs- menden Jahr kühler wird?“. In Zeiten defizitärer se nicht direkt augenscheinlich wurde: Die Schad- Holzerlöse möchte ich Ihnen nachfolgend Denkan- holzmengen des vergangenen Jahres werden aller stöße geben, die das Schema „Holzernte -> flächig Voraussicht nach wieder erreicht, wahrscheinlich pflanzen“ verlassen bzw. Alternativen bieten sollen. sogar leicht übertroffen werden. Vielleicht ist in diesen Zeiten weniger auch mehr. Zusätzlich sind die Holzpreise ins Bodenlose gefal- 1. Ausgangsfrage jeder Verjüngung ist die jagd len, was man sich auch im schlimmsten Szenario lange Zeit nicht hat vorstellen können. Von Politik- liche Frage seite gibt es verschiedene Ansätze, wie Waldgipfel Deren Bedeutung ist höher als je zuvor. Je mehr Misch- oder Förderungen für eine insektizidfreie Bekämp- baumarten im Wald aufwachsen können, desto bes- fung des Borkenkäfers. Diese haben alle ihre Be- ser wird dessen Zukunftsprognose sein. Hinsichtlich rechtigung. Nur wird von dem Mittel, was direkt der Baumartenzahl kann keine menschengemachte und kurzfristig wirken könnte, leider weiterhin kein Pflanzung mit der Natur mithalten. Untersuchungen Version Gebrauch gemacht.Waldbauern Zeitung haben gezeigt, dass teilweise bis zu 17 Baumarten in 12,5 x 18 cm 4C hätte die Mit dem Forstschädenausgleichsgesetz den Naturverjüngungen vorhanden sein können. Bundesregierung die Möglichkeit, kurzfristig er- Sprechen Sie also vor einer Aufforstungsmaßnah- hebliche steuerliche Erleichterungen, die Bildung me mit Ihrem örtlichen Jäger. Weisen Sie ihn auf die einer steuermindernden Rücklage und die pauscha- Wichtigkeit seines Schaffens hin. Ist der Wildbe- le Absetzbarkeit von 90 % der Holzerntekosten als stand nicht tragbar, hilft leider nur der Zaun. Auch Betriebskosten für Waldbesitzer einzuführen. Vor- beim Einzelschutz verlieren Sie in der Regel das aussetzung für die Aktivierung ist, dass „durch die Gros der Baumarten. Hier macht wohnen richtig Spaß! B o d e n a u s s tel l u n g 64 Terrassendielen 48 Sichtschutzzäune 172 Böden lagernd Türenausstellung Sperrholz, OSB-, LKW-, Spanplatten Paneele Gartenhäuser Leimbinder Terrassenüberdachungen Parkett, Vinyl, Laminat, Korkböden Holz und mehr! Riesen Ausstellung | Fachberatung | Lieferung | Montageservice Holzland HUNDSHAMMER Deggendorf/ Fischerdorf • Gstocketwiesenstr. 3 • 0991/47 07 www.hundshammer.de 10
Abbildung 1: Wer hätte gedacht, dass hier zehn große Käferbäume standen – eine Aufforstung ist hier obsolet. 2. Flächige Pflanzung Grundsätzlich gilt: Je kleiner die Fläche, desto hö- her wird die Zahl der angeflogenen Individuen sein Nur, wenn keine Naturverjüngung/Sukzession vor- und je höher der Anteil an Wirtschaftsbaumarten handen oder zu erwarten ist. Diese Variante ist alt- (Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche). Ist der noch stehen- hergebracht, aber mit Abstand am teuersten. Viel- de Waldrand weiter als 100 Meter entfernt, kann leicht ist auf Teilen der Fläche zumindest etwas kaum mit Naturverjüngung gerechnet werden. Nur Naturverjüngung oder Sukzession aus Weichlaub- Pionierbaumarten kommen immer. Bei Tanne geht holz vorhanden. Dann reicht es in Gruppengröße man von einer Grenze von ca. 50 Metern aus. (à 1.000 qm) die Fläche auszupflanzen. Drei Grup- pen pro Hektar sind schon 30 % Mischbaumartenan- teil. Sie halbieren damit in etwa Ihre Pflanzkosten/ Hektar. 3. Visualisierung des Potentials Oft übersieht man sie bei der Holzernte: Die kleinen Sämlinge, welche in fast jedem Bestand mal mehr, mal weniger vorhanden sind. Investieren Sie doch ein wenig Zeit und machen Sie Ihr Potential sicht- bar. Dies gelingt am besten mit farbig markierten Schaschlikspießen (200 Stück ca. 8.- e) oder mit den bekannten Tonkinstäben. Vielleicht ist eine flächi- ge Pflanzung ja überflüssig. Bei dem vergleichbaren Wert eines Sämlings von ca. 1.- e/Baumschulpflanze ein durchaus lohnendes Unterfangen. Länger als drei Jahre sollte man aber nicht auf die Naturverjüngung auf Kahlflächen warten. Erfah- rungsgemäß geht dann in nennenswertem Umfang nichts mehr auf. Etwa 30 % der Baumarten werden Pionierbaumarten (Weiden, Birke, Pappeln) sein. Sie müssten somit die Akzeptanz aufbringen, dass nicht die gesamte Fläche mit den gewünschten Baumarten bestockt ist. Auch wird die Verteilung nicht in „Reih und Glied“ sein, wie wir das als Menschen gerne haben. Es werden auch Flächenteile ohne Baum- wachstum vorhanden sein (Faustzahl: 10 %). Hier kann man dann evtl. Anreicherungskulturen (siehe Punkt 4) zusätzlich vorsehen. 11
werden die Lichtbaumarten aus Qualitätsgründen sehr eng gepflanzt. Am Rand ist der Abstand weiter (1,5- 2,25 m). Alle Trupps werden für die Pflanzung durch einen Pflock in der Mitte gekennzeichnet. Zwischen den Trupps können eine evtl. schon kleinflächig vorhandene Naturverjüngung oder Pionierbaumarten aufwachsen. Mit dieser Variante sollte man die Pflanzkosten in etwa dritteln können. Durch die Trupps ist die Pflege in den Folgejahren noch gut durchführbar. Abbildung 3: Skizze Trupppflanzung Abbildung 3: Skizze Trupppflanzung zu einem späteren Zeitpunkt im Weitverband. Das ist dann sehr viel kostengünstiger als flächiges Be- pflanzen. a) Anreicherung truppweise Die Trupps werden auf der Kahlfläche in einem fes- ten Raster verteilt, z. B. 12 x 12 m oder 16 x 16 m. Die Trupps können bei vorhandener Naturverjün- gung individuell verlegt werden. Jeder Trupp weist eine Größe von ca. 30 bis 40 qm auf und kann als Quadrat, Kreis oder Stern ausgeformt werden. In je- Abbildung 2: Im Hintergrund ist schon Verjüngung mit Bergahorn – dem Truppzentrum befinden sich ca. 20 Lichtbaum hier könnte man abwarten. arten und am Rand ca. 10 beigemischte Baumarten. Im Zentrum werden die Lichtbaumarten aus Qua- litätsgründen sehr eng gepflanzt. Am Rand ist der 4. Anreicherungskulturen Abstand Abbildung 4: Truppweise weiter Anreicherung (1,5zwei zwischen bis 2,25Verjüngungskegeln Fichten- m). Alle Trupps werden mit Weißtanne (gelbe Terminaltriebklammern) Diese sehen wir in der derzeitigen Situation als er- für die Pflanzung durch einen Pflock in der Mitte folgversprechend an. Mit diesen können Sie als b. Anreicherung einzeln gekennzeichnet. Zwischen den Trupps können eine Ist die Naturverjüngung auf größeren Flächen vorhanden oder gibt es nur kleine Waldbesitzer den Aufwand für Kultur und Pfle- evtl. schon Fehlstellen, so bietetkleinflächig sich eine einzelnevorhandene Anreicherung an.Naturverjün- Es kommen die Baumarten ge deutlich reduzieren. Sollte sich zwischen den gung oder Weißtanne, Pionierbaumarten Douglasie, aufwachsen. Lärche, Bergahorn oder Eiche in Frage.Mit Der dieser künftige Wald gepflanzten Bäumen keine Verjüngung einstellen, Variante sollte man die Pflanzkosten in etwa drit- so besteht immer noch die Möglichkeit der Pflan- teln können. Durch die Trupps ist die Pflege in den zung von Pionierbaumarten (Birke, Schwarzerle) Folgejahren noch gut durchführbar. STEINER e.K. Schnell zu Qualität Kanthölzer kammergetrocknete Schreinerware Latten Schalung Profilbretter Schwermetallfreie Imprägnierung Lohntrocknung SÄGEWERK & HOLZHANDLUNG FRANZ STEINER e.K. · SCHLOSSMÜHLE · 8 4 1 7 5 GERZEN 0797-CPR-0601 TEL. 0 8 7 4 4 / 2 2 4 · FAX 0 8 7 4 4 / 6 4 2 · SAEGEWERK.STEINER@T-ONLINE.DE 12
Abbildung 4: Truppweise Anreicherung zwischen zwei Fichten-Verjüngungskegeln mit Weißtanne (gelbe Terminaltriebklammern). b) Anreicherung einzeln 7. Grubbern kann helfen Ist die Naturverjüngung auf größeren Flächen vor- Bei stark vergrasten Flächen kann Grubbern hel- handen oder gibt es nur kleine Fehlstellen, so bie- fen. Für einen Erfolg muss aber ein genügend großer tet sich eine einzelne Anreicherung an. Es kommen Samenanflug aus der Umgebung zu erwarten sein. die Baumarten Weißtanne, Douglasie, Lärche, Berg- Deshalb ist meist der Zaun in Verbindung mit etwas ahorn oder Eiche in Frage. Der künftige Wald wird Zeit die bessere Lösung. hierbei noch besser gemischt. Schwierig ist dabei das Wiederauffinden der einzel- 8. Wertvolle Laubhölzer nen Pflanzen. Sie sollten deshalb mit einem Mar- Laubhölzer (z. B. Eiche) kommen auf Freiflächen oft kierungsstab gekennzeichnet werden. Einzelschutz einzeln und ungleichmäßig an. Astfreie Stämme sind ist ratsam, da das Wild einzelne Mischbaumarten in dann nicht mehr zu erwarten. Zur Sicherung einer Verjüngungen gezielt selektiert. genügenden Anzahl an Z- Bäumen kann dann die Möglichkeit der Astung des Lauholzes in die Über- legungen mit einbezogen werden. 5. Vorwald Beim Vorwald wird die Aufforstung mit Wirtschafts- baumarten zeitlich nach hinten verschoben. Der Vor- gang läuft dann ähnlich wie in der Natur ab. Zuerst wird ein Vorwald gepflanzt (Roterle oder Birke). Dieser hält durch das Aufwachsen Brombeere und verdämmende Gräser in Schach. Zudem wird die Bodenfruchtbarkeit erhöht. Der Vorwald wird in weiten Pflanzverbänden, wie z. B. 5 x 5 m (Erle) oder 3 x 3 m bis 5 x 5 m (Bir- ke) gesetzt. Dies spart Kosten und Zeit. Schattbau- marten, wie Tanne, Douglasie, Buche, werden dann unter dem Schirm dieses Waldes gesetzt. Sie sind so vor Sonne, Frost und Wind besser geschützt. Der Aufwand für das Ausmähen wird im Vergleich zur Freifläche deutlich geringer ausfallen. 6. Von der Saat ist auf Kahlflächen abzuraten Die Erfolgsquote ist zu gering. Dies liegt zum einen an der Konkurrenzvegetation (vor allem Gras) und Mäusen. Allenfalls kann eine Birkensaat in Erwä- gung gezogen werden. 13
Gedanken zur Jagd und zum Waldumbau Nicht schon wieder Jagd – oder: Wenn nicht jetzt, wann dann? ■ Peter Stieglbauer, Bereichsleiter AELF Landau bringen kann. Beständig steigende Jagdstrecken und Wildunfallzahlen bei nicht nachlassender Verbiss- belastung belegen dagegen ausschließlich eines: Das Die Schlagworte Borkenkäfer, Klimawandel und Rehwild ist unsere häufigste Wildart, die mit der ak- Waldumbau dürften in der Rangliste der häufig ver- tuellen Land- und Forstwirtschaft bestens zurecht- wendeten Begriffe in aktuellen forstlichen Diskussi- kommt. Mangelt es dann am Standortfaktor Jagd, onen und Veröffentlichungen ganz oben stehen. Ge- wird der Rehwildverbiss zum limitierenden Faktor rade wenn es um Waldumbau geht, kann aber eine für die Mischbaumarten in der Waldverjüngung. Da wesentliche Einflussgröße nicht ausgeblendet wer- der Klimawandel nicht kommen wird, sondern schon den: Die Jagd. da ist, brauchen wir diese Vielfalt im Wald jedoch Jagd ist für die Waldverjüngung nichts anderes als hier und heute und mehr denn je. ein Standortfaktor, gleichrangig mit Wasser, Licht Im südlichen Landkreis Landshut dominierte vor und Nährstoffen. Nach dem Minimumgesetz von Lie- zehn Jahren bei den Forstlichen Gutachten ebenfalls big wird das Wachstum von Pflanzen durch die im die Farbe „Rot“, die unbefriedigende Verbisssituation Verhältnis knappste Ressource eingeschränkt. Nähr- erschien gottgegeben. Doch dann kam Bewegung in stoffe und Licht hat die Waldverjüngung in aller die Sache. Einzelne mutige Jagdvorsteher und Wald- Regel genug. Das pflanzenverfügbare Wasser stellt besitzer wurden aktiv, suchten Mitstreiter und lei- schon häufiger ein Problem dar, ist aber auf der Flä- teten einige Veränderungen in ihren Jagdrevieren che von uns kaum beeinflussbar. ein. Das Ergebnis sind Hegegemeinschaften mit nun Gibt es hier Parallelen zwischen Wasser und Jagd? überwiegend tragbarer Verbissbelastung. Jäger sind Betrachtet man die Ergebnisse der Forstlichen Gut- teilweise enttäuscht, wenn sie in der Revierweisen achten im Landkreis Dingolfing-Landau, möchte Aussage nur ein „tragbar” erhalten und wollen ein man fast den Eindruck gewinnen. Sieben von zehn „günstiges” Revier erreichen. Dabei sind waldan- Hegegemeinschaften wird seit 2006 durchgehend gepasste Rehwildbestände nicht das Ende der Jagd, eine zu hohe Verbissbelastung bescheinigt. Das wie manchmal kolportiert wird, sondern angewand- Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft ter Naturschutz und anspruchsvolles Jagdhandwerk, und Forsten hat daher die Untere Jagdbehörde be- auf das man stolz sein kann. auftragt, mit dem Jagdbeirat und forstlichen Exper- Einen Haken gibt es allerdings: Eine waldfreundli- ten „Leitlinien“ für diese beständig schlecht bewer- che Trendwende bei der Jagd gibt es zunächst nicht teten Hegegemeinschaften zu erarbeiten, um dort zum Nulltarif, weder für die Jagdgenossen, noch für endlich eine Trendumkehr einzuleiten und zumin- die Jäger. Zeit und Nerven müssen investiert werden. dest eine tragbare Verbissbelastung herbeizuführen. Es geht selten ohne kritische Gespräche, manchmal Die Oberste Jagdbehörde geht also davon aus, dass muss auch gestritten werden, der eine oder andere man auf den Standortfaktor Jagd durchaus Einfluss muss sich von liebgewonnenen Gewohnheiten verab- nehmen kann, und dem möchte ich mich anschließen. schieden und Neues dazulernen. Diese Investitionen Zwei Hegegemeinschaften und etliche Reviere im werden aber belohnt mit harmonischen Jagdver- Landkreis zeigen, dass es auch hier anders geht. sammlungen und einem Wald ohne Zäune, dafür ggf. Solche Reviere hier und anderswo in Bayern zei- mit förderfähiger Naturverjüngung, der gleichzeitig gen, dass man Wald und Wild durchaus in Einklang ein attraktiver Wildlebensraum ist. Tannenverjüngung ohne Zaun. Quelle: AELF Landau 14
Baum des Jahres 2020 – Steckbrief der Scheinakazie alias Robinie ■ Bastian Jahreis, geprüfter Forstanwärter am AELF Deggendorf Die Robinie, lateinisch „Robinia Pseudoakazia“, wird auch Scheinakazie genannt. Der Baum stammt ur- sprünglich aus Nordamerika und kann bis zu 30 Me- ter hoch werden. Robinien werden nicht sehr alt und gelten als Pionierbaumarten. Der Name Schein- akazie kommt daher, dass die Robinie sehr spitze Dornen ausbildet und von der Wuchsform an die Akazien aus den Tropen erinnert. Das Holz der Robinie weist, anders als bei unseren heimischen Pionierbaumarten üblich, ähnlich gute Eigenschaften auf, wie die unserer heimischen Ei- che. Es gilt aber als dauerhafter und hat einen hö- heren Zuwachs. Das Holz ist sehr hart und ist in verbautem Zustand sehr witterungsbeständig und dadurch im Außenbereich sehr gut geeignet, bei- spielsweise für Zaunpfosten, wie sie im Obst- und Weinbau verwendet werden oder als Weidezaun. Sehr beliebt und häufig verwendet wird das Holz der Scheinakazien auf Kinderspielplätzen und für Gartenmöbel, da es ohne Holzschutzanstriche sehr lange haltbar ist. Die Rinde, die Samen und die Blätter der Robinie Robinie auf der Laubholzversteigerung. sind giftig. Für Insekten bieten die gelben Blüten eine reichhaltige Nahrungsquelle, zumal der Blüh- zeitpunkt im Jahresverlauf günstig zwischen Mai Vermehrung und Fortpflanzung und Juni liegt. Auch die grobe und rissige Rinde Die Robinie hat zweierlei Strategien sich fortzu- bietet zahlreiche Strukturen und Lebensraum für pflanzen. Zum einen über Samen, die in Schoten als viele Insektenarten, Spin- Früchte vom Baum fallen und von Tieren wie Vögeln nentiere und Fledermäuse verbreitet werden können. Und als Besonderheit ist durch die vielfach abplat- die Robinie in der Lage, über die sogenannte vege- zende Rinde. tative Vermehrung neue Ableger zu machen. Das be- deutet, dass die bestehende Wurzel unter der Erde mehrere Metern vom Mutterbaum entfernt, neue Triebe aus der Erde wachsen lassen kann. Hierbei handelt es sich botanisch/genetisch um ein und die- selbe Pflanze. Die Robinie kann somit gut verwendet werden für Stockausschlagswälder oder in Kurzumtriebsplan- tagen als Energieholz. Möchte man die Robinie aber wieder loswerden, hat man mit der nachhaltigen Beseitigung mehrere Jahre seine Mühe, die Wurzel- triebe so lange zu entfernen, bis keine neuen Triebe mehr nachwachsen. Standort und Ansprüche Auf unseren Böden in Bayern kann die Robinie fast überall wachsen. Sie erträgt hohe Temperaturen, kommt lange Zeit ohne Wasser zurecht und kann aufgrund ihrer hohen Wurzelkraft starken Stürmen die Stirn bieten. Aber auch in sehr niederschlags- reichen Gebieten fühlt sie sich wohl. Hier benötigt sie aber lockere Böden. Was die Robinie nicht mag, sind in der Jugend starke Fröste im Winter und sehr nasse Füße in Form von Staunässe oder anstehendes Grundwasser. Für regelmäßig überflutete Gebiete Robinie in voller Blütenpracht. Foto: Daniela Kloth, kloth-grafikdesign.de ist sie somit ungeeignet. 15
Gemeinsam fressende Spinner Waldschutz: Fehlalarme 2019 im Landkreis Dingolfing-Landau ■ Dr. Elfriede Feicht, AELF Landau, Borkenkäferfachkraft Weil er sich seit einigen Jahren aus seinem Kern- gebiet in Unterfranken auf die meisten Landkreise Bayerns ausgebreitet hat, genießt der Eichenprozes- sionsspinner (EPS) zweifelhaften Ruhm. Wo er auf- taucht, lässt man sich besser nicht nachdenklich ins Gras sinken, sondern nimmt die Beine in die Hand, vor allem, wenn es trocken und windig ist, denn dieses Tier, gemeint ist die Raupe, hat Haare, die es in sich haben. Behaarte Raupen sollte man sowieso nicht anfassen. Das Risiko, sich eine Allergie einzu- handeln, ist stets vorhanden, auch wenn es sich um Raupen und behaarte Schmetterlinge handelt, die Bild 1: Eine Prozession. nicht wirklich giftig sind. die sonnenorientierten Zweige von Eichen und ster- ben. Im Frühjahr schlüpfen die Raupen, die gemein- Das schlechte am EPS: schaftlich fressen, in Prozessionen wandern, bis zu Diese Raupen haben Gift in den Haaren, die bei einem Meter lange Gespinste spinnen, in die sie sich Berührung abbrechen, vom Wind verblasen wer- bei Kälte und Nässe zurückziehen und später auch den können, in Kleidern, Haaren, Augen und Na- verpuppen. Wenn der Schmetterling aus diesem Ver- sen im besten Fall nur Pusteln wachsen lassen. Im puppungsnest schlüpft, befrachtet er sich mit gifti- schlimmsten Fall können sie einen allergischen gen Raupenhaaren. Die Verpuppungsnester bleiben Schock auslösen. Die Schmetterlinge fliegen in jahrelang am Baum hängen, wo sie dauerhafte Ge- Sommernächten, legen ihre überwinternden Eier an fahrenquellen bilden, weil sich die darin hängenden Raupenhaare lange halten. Weil die Raupen (Bild 1) nicht sehr groß werden, fressen sie nicht so üppig, sodass Eichen selten durch den EPS entlaubt werden. Er ist also eher ein Gesundheitsschädling, als ein Waldschädling. Das gute am EPS: Er frisst wirklich nur an Eichen. Alles, was an ande- ren Gehölzen frisst, kann nicht der EPS sein. Die Menschen im Landkreis sind aufmerksam, wenn sie durch die Natur gehen oder radeln. Also wurde dem AELF Landau im vergangenen Sommer zwei- mal der EPS-Verdacht gemeldet. Im ersten Fall handelte es sich um eine Gespinst- motte. Das ist ein ungefährliches Tier, das an Trau- benkirschen und Schlehen auffällige, seidenartige Gespinste spinnt. Oft sind ganze Bäume eingespon- nen. Das macht den Bäumen und Sträuchern meis- tens nicht viel aus, weil das Tier früh frisst, sodass eine Wiederbelaubung noch im selben Jahr möglich ist (Bild 2). Diese Tiere sind nicht gesundheitsschäd- lich. Im zweiten Fall handelte es sich um den Goldafter (Bild 3). Auch seine Raupen haben giftige Haare. Er ist eine sogenannte „Offenlandart“, die an Straßen- und Parkbäumen, auch an Eichen auftaucht. Im Sommer sind entlang der A92 bei Wallersdorf alle Eichen von ihm entlaubt worden. Seine Raupe ist von der des EPS durch die goldgelben Flecken am hinteren Leibesende und die roten Flecken auf dem 16
Bild 2: Typisches, seidenartiges Gespinst der Gespinstmotte (Ypono- meuta). Die Raupen selbst sind klein und haarlos. (Foto: E. Feicht) Bild 3: Aufgerissenes Gespinst des Goldafters. Die kleinen Raupen Bild 4: Vom Goldafter kahlgefressene Eiche mit typischen Gespinsten überwintern darin. (Foto: E. Feicht) an den Zweigenden. (Foto: E. Feicht) Rücken unterscheidbar. Auch werden die Raupen- Es ist also nur eine Frage der Zeit, wann die ers- nester höchstens faustgroß und erscheinen eher als ten EPS-Gespinste auch an unseren Eichen auftau- papieren, silbern glänzende, feste Tüten denn als chen. Gespinst. Bleiben Sie also aufmerksam. Melden Sie Ihnen In den Nachbarlandkreisen Deggendorf und Strau- unbekannte Raupen, die in Gesellschaft fressen, in bing wurden 2018 bereits Gespinstnester des EPS Prozessionen wandern und Gespinste spinnen. Ein nachgewiesen; im Landkreis Dingolfing-Landau Fehlalarm ist nicht schlimm. Er gibt uns Informati- zwar keine Gespinste, aber punktueller Falterflug. onen über die Tiere, die sich bei uns aufhalten. Überwachung der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln im Wald Der Einsatz chemischer Mittel in der Land- und Forstwirtschaft wird von der Gesellschaft immer kritischer beäugt. Nicht zuletzt aus diesem Grund gelten strenge Regeln, die bei einer Anwendung zu beachten sind. Eine Grundvoraussetzung ist ausreichende Sachkunde, nachgewiesen durch eine entsprechende Schulung und regelmäßige Fortbildungen. Im Wald werden flächen- und mengenbezogen vergleichsweise wenig Pflanzenschutzmittel (PSM) eingesetzt. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben müssen jedoch auch im Einsatzbereich „Forst“ Kontrollen durchgeführt werden, mit denen die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten – Bereich Forsten beauftragt wurden. Vorgesehen sind sog. Pflanzenschutzanwendungs- und Betriebskontrollen. Bei den stichprobenartigen Betriebskontrol- len werden z. B. die Sachkunde, die ordnungsgemäße Lagerung von PSM und die Dokumentation erfolgter Maßnahmen geprüft. Darüber hinaus sind wir angehalten, zufällige „Anlasskontrollen“ durchzuführen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt, z. B. wenn ein Waldbesitzer gerade beim Einsatz von PSM im Wald angetroffen wird. Über eventuell festgestellte Verstöße wird die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) informiert, die ggf. die weiteren Schritte unternimmt. Peter Stieglbauer, AELF Landau 17
Der Eichentrend scheint ungebrochen! ■ Armin Maier, Geschäftsführer WBV Reisbach mühle bei Reisbach. Versteigert wurde im Gasthhof Baumgartner in Warth in der Gemeinde Marklkofen. Zum Verkauf kamen insgesamt 673 Stämme mit Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten… heißt 680 Festmeter (fm). Das waren deutlich mehr als im es nun schon zum 24. Mal. Am Samstag, den 15. Fe- Vorjahr. Allerdings waren die Stämme von gemisch- bruar 2020, um 11 Uhr, findet die traditionelle ter Qualität. Dementsprechend sank der Durch- Laubholzversteigerung verschiedener Waldbau- schnittspreis auf immer noch beachtliche 238.- e/ ernvereinigungen aus Nieder- und Oberbayern und fm. Die Holzmenge verteilte sich auf 16 verschiede- zum Teil auch der Oberpfalz wieder statt. Gelagert ne Holzarten. und besichtigt können die Hölzer wie gewohnt auf dem Holzlagerplatz in Neumühle bei Reisbach wer- Weiterhin sehr begehrt war die Eiche. Sie war auch den. Versteigert wird im Gasthof Baumgartner in eindeutig das Zugpferd der Laubholzversteigerung. Warth. Es wurden 397 Stück mit 458 fm zum Durchschnitts- preis von 290.- e/fm verkauft. Besonders beliebt wa- Hier eine kurze Rückschau auf die Laubholzver- ren die hellen Töne beim Eichenholz. Auch die Braut steigerung 2019 – Laubhölzer im Wert von circa (also der teuerste Stamm) war aus Eiche. Ein Stamm 161.000.- e wurden versteigert. Am Samstag, 16. Fe- mit sechs fm wurde für 850.- e pro fm ersteigert. Sie bruar 2019, führten die Waldbauernvereinigungen brachte somit 5.180.- e für den Waldbesitzer ein Reisbach, Bad Kötzting, Deggendorf, Eggenfelden/ und ist damit der teuerste Stamm, der je in Reisbach Arnstorf, Gangkofen, Landau, Landshut, Mitterfels, versteigert wurde. Vilshofen-Griesbach und die Forstbetriebsgemein- schaft Aitrach-Isar-Vils in Zusammenarbeit mit den Ein reges Käuferinteresse hatte dieses Jahr die Wal- Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Fors- nuss. Die 9,7 fm Walnuss, die auf dem Platz lagen, ten Cham, Deggendorf, Landau an der Isar, Lands- brachten im Schnitt 343.- e/fm ein. Die hellen Höl- hut und Pfarrkirchen zum 23. Mal ihre gemeinsame zer waren insgesamt nicht so gefragt, der Bergahorn Holzversteigerung durch. zum Beispiel wurde nur mit einem Durchschnitts- preis von 149.- e/fm gehandelt. Auch die 135 fm Die Hölzer wurden in Privatwäldern im tertiären Eschenholz wurden nur mit 100.- e/fm verkauft. Hügelland und dem Bayerischen Wald in Nieder- Sehr erfreulich war der hohe Preis bei der Kirsche. bayern und der Oberpfalz eingeschlagen. Der Lager- Die 15 fm wurden im Durchschnitt für 172.- e/fm platz des Versteigerungsholzes war wieder in Neu- verkauft. Hohe Preise ließen sich auch für die Ulme 18
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