Mitteilungen | 100 - Stiftung Rüttihubelbad
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Mitteilungen | 100 Dezember 2014 Themen: Vision und Strategie 2018 Tagung «Der Mensch und die Bienen» 100 x Rüttihubelbad Mit- teilungen – Ein Rückblick Die Totengedenkfeier im Alterswohn- und Pflege- heim Titelbild: 1. Ausgabe der Mitteilungen im Jahr 1987 Rüttihubelbad Mitteilungen 1
Inhalt Vision und Strategie 2018 3 Projektwoche zum Thema Wasser im Alterswohn- und Pflegeheim 4 Sensorium und die Tradition des gesunden Menschenverstandes 6 Pedro und die anderen Tiere im Rüttihubelbad 8 100 Ausgaben Rüttihubelbad Mitteilungen – ein Rückblick 10 Freiwillige Mitarbeitende im Alterswohn- und Pflegeheim – zwei Eigenberichte 12 Solaranlage auf dem Bienenwagen 14 Tagung «Der Mensch und die Bienen» 15 Mark Adrian – Mein Leben 16 Zuhause im Rüttihubelbad 17 Veranstaltungen im Rüttihubelbad – eine Vorschau 18 Veranstaltungsprogramm Dezember 2014 bis Juni 2015 20 Liebe Leserinnen und Leser Die Totengedenkfeier im Alterswohn- und Pflegeheim 22 Genuss zum Schluss 23 Vielleicht wundern Sie sich über unser Titelbild aus dem Jahr Ausstellungen im Rüttihubelbad 24 1987: So kamen damals die ersten Rüttihubel-Mitteilungen daher und mit den jetzigen halten Sie die 100. Ausgabe in ners; die Tradition «Biografie» wird im Rüttihubelbad sehr geschätzt und Ihren Händen. Die Tradition der Mitteilungen dauert nun ist ein häufiges Gesprächsthema; und dieses Mal ist die Biografie etwas schon 27 Jahre, aber Inhalte und Form haben sich den Zei- anders geschrieben – nämlich aus eigener Hand des Bewohners. ten angepasst: mehr dazu in diesem Heft. Dieses Heft enthält neben weiteren Themen einen nicht geplanten Schwer- Für jedes Unternehmen ist es wichtig, sich zu fragen, wohin punkt: Leben und Sterben im Alterswohn- und Pflegeheim. Es ist wohl mit die Reise gehen soll. Vor allem das Geschäftsleitungsteam den beiden letzten, schwierigen Jahren erklärbar, dass Mitarbeitende und hat 2014 ausgiebig diese Frage bearbeitet und ist zu Ant- Freiwillige die Initiative ergriffen haben und aus dem heutigen Alterswohn- worten gelangt. Unsere Vision und Strategie 2018 wird und Pflegeheim berichten wollen; Sie finden deshalb den alten Menschen Ihnen bekannt sein, weil wir viel Bewährtes und uns Wich- in manchen Artikeln wieder. tiges weiter pflegen und nicht über den Haufen werfen wol- len. Lesen Sie mehr zum Inhalt und auch zum Prozess, wie Mit dem Editorial zu dieser 100. Ausgabe verabschiede ich mich von Ihnen wir zur Vision und Strategie 2018 gekommen sind. als Geschäftsleiterin der Stiftung – ich bleibe dem Rüttihubelbad aber noch erhalten als Leiterin des Alterswohn- und Pflegeheims. Einigen von Ihnen Wiederum erwarten Sie bei der Lektüre unterschiedliche dürfte es bekannt sein, dass ich seit nunmehr 1,5 Jahren beide Leitungs- Themen. Einerseits kommt das Jahresthema 2014 «Was- funktionen innehabe, was auf die Dauer zu viel ist. Da das Alterswohn- und ser» nochmals zum Tragen, indem über eine gelungene Pflegeheim zurzeit noch sehr auf mich angewiesen ist, habe ich mich für Projektwoche berichtet wird. Anderseits taucht bereits das die Heimleitung entschieden und trete damit «ins zweite Glied» zurück. Thema 2015 «Tradition?» mit Gedanken aus dem Senso- Selbstverständlich werde ich meinen Nachfolger in der Geschäftsleitung rium auf. Wie das jeweilige Jahresthema ausgewählt wird, bestmöglich unterstützen. erfahren Sie im «Genuss zum Schluss». Beatrice Breitenmoser, Geschäftsleiterin «Tradition?» erscheint auch in der Biografie eines Bewoh- beatrice.breitenmoser@ruettihubelbad.ch Impressum Herausgeberin: Stiftung Rüttihubelbad Spendenkonto: Stiftung Rüttihubelbad CH-3512 Walkringen PC Konto 30-3 8 824-6 Tel.: +41 (0)31 700 81 81 Auflage: 5500 Exemplare Fax: +41 (0)31 700 81 90 Erscheint 2 x jährlich E-Mail: info@ruettihubelbad.ch www.ruettihubelbad.ch Druck: Rub Media AG, Wabern/Bern 2 Rüttihubelbad Mitteilungen
Vision und Strategie 2018 n Beatrice Breitenmoser Wohin soll die Reise gehen? Jedes Unter- sich abzeichnenden Herausforderungen fast bad-Profil. Beispiel: Unter Einbezug nehmen muss sich diese Frage in regelmäs- erdrückten, aber wir fanden rechtzeitig die junger Mitarbeitender prüfen wir die sigen Abständen stellen, um nicht von den Tür zur Frage: «Was ist uns im Rüttihubel- Förderung neuer Medien für KundIn- Realitäten überholt zu werden und damit bad wichtig? Was ist unser Kern?» So wur- nen und Mitarbeitende. den eigenen Fortbestand zu gefährden. de die Vision geboren, deren Formulierung • Infrastruktur: werterhaltend weiter uns schliesslich leicht fiel. entwickeln. Beispiel: Wir optimieren Vision bis 2014 die Pflegeinfrastruktur. In den ersten Jahren seines Bestehens Strategie konkretisiert Vision kämpfte das Rüttihubelbad um das finan- Eine Vision liest sich bekanntlich einfach, Vernehmlassung und Entscheid zielle Überleben – als Pioniereinrichtung aber ob sie lebt, entscheidet die Praxis. Das Der Entwurf unserer Vision und Unterneh- mit einer grossen Vielfalt von Dienstleis- Geschäftsleitungsteam entschied sich für mensstrategie wurde in jedem Bereich – tungen und Menschen unter einem Dach. eine Unternehmensstrategie entlang von meist in deren Leitungsteams – vorgestellt Nachdem eine gewisse Kontinuität erreicht sieben Achsen, wovon jede mit mehreren und diskutiert. Die Kadermitarbeitenden war, kam die Frage der Vision Ende 2008 Zielen hinterlegt ist: wurden explizit gefragt, ob sie diesen Rah- auf den Tisch. Das Geschäftsleitungsteam men für die Weiterentwicklung des Rüt- unternahm verschiedene Abklärungen und • Angebot: vielfältig und bedarfsge- tihubelbad mit all den dazugehörenden formulierte eine Vision für die Periode 2011 recht. Beispiel: Wir behalten grund- Weichenstellungen für gut befinden und bis 2014. Jedes Jahr wurden dann visions- sätzlich unsere Vielfalt und unser An- akzeptieren können. Diese Gespräche in bezogene Ziele gesetzt und ausgewertet. gebot aufrecht (diese Strategie tönt den Teams waren konstruktiv-kritisch und Nach diesen ersten Erfahrungen erfolgte die sehr einfach, aber ich versichere Ihnen: sehr erfreulich. Das Geschäftsleitungsteam Erarbeitung der Vision 2018 nun systemati- Wir führten auch hier intensive Diskus- bereinigte danach das Papier und der Stif- scher und breiter abgestützt. sionen). tungsrat genehmigte im August unsere • Mitarbeitende: gestaltend und arbeits- Vision und Unternehmensstrategie 2015 Prozess Vision 2018 marktfähig. Beispiel: Wir formulieren bis 2018. Für jedes Jahr legt das Geschäfts- Als erstes einigte sich das Geschäftslei- konkret unsere Unternehmenskultur, leitungsteam nun strategiebezogene Ziele tungsteam auf folgende Vorgabe: «Unsere v.a. in Bezug auf das Gleichgewicht fest, deren Erfüllung ausgewertet wird. Vision 2018 basiert auf dem Leitbild – zwischen individueller Gestaltungsfrei- insbesondere den darin enthaltenen Wer- heit und Grenzen des Freiraums sowohl Und welche Vision haben wir? ten – und berücksichtigt Entwicklungen in für Mitarbeitende wie für Vorgesetzte. Im Rüttihubelbad fühlt sich eine Vielfalt von unserem Umfeld.» Wir stellten diese Werte • Qualität: kommunizierbar. Beispiel: Wir Menschen wohl; unser Angebot berück- zusammen und staunten etwas, wie viele formulieren konkret die Rüttihubelbad- sichtigt den ganzen Menschen – Körper, Werte in unserem Leitbild enthalten sind. Qualität unserer bereichsspezifischen Seele und Geist. Es besteht Freiraum für die Im nächsten Schritt fragten wir uns, was im Fachlichkeit. persönliche Entwicklung, die Gestaltung Zeitraum 2015 bis 2018 in unserem Umfeld • Umwelt: ökologisch nachhaltig. Bei- von Beziehungen und für das Erleben von passieren könnte. Welche Bedürfnisse, wel- spiel: Wir haben ein Konzept unserer Musse. cher Bedarf könnte auftauchen? Was könn- ökologischen Nachhaltigkeitsleistun- te sich rund um Mitarbeitende entwickeln? gen erarbeitet und Vorgesetzte wie Denn nur wer sich frei bewegen kann und Welche Qualitätsaspekte könnten wichtig Mitarbeitende tragen aktiv zur ökolo- sich ernst genommen fühlt, ist auch bereit, werden? Welche Einflüsse könnte es bei der gischen Nachhaltigkeit bei. gemeinsam mit anderen auf Reisen zu ge- ökologischen Umwelt geben? Wie könnte • Wirtschaftlichkeit: ausgewogen und hen. sich das Thema der Wirtschaftlichkeit dar- unser Eigenkapital verstärkend. Bei- stellen? Was passiert in den Bereichen In- spiel: Wir streben ein ausgewogenes, formation und Kommunikation? Welche in- unser Eigenkapital verstärkende Ergeb- frastrukturellen Bedingungen könnten uns nis unter Sicherstellung von Lohnent- beeinflussen? Wir formulierten zahlreiche wicklung und Konkurrenzfähigkeit auf Thesen, die uns auch ohne wissenschaftli- dem jeweiligen Markt an. che Belege plausibel schienen. • Information und Kommunikation: ad- Natürlich gab es Momente, in denen uns die ressatengerecht und mit Rüttihubel- Rüttihubelbad Mitteilungen 3
Projektwoche zum Thema Wasser im Alterswohn- und Pflegeheim n Graciela Wyss soziale Aspekte angesprochen werden. will. Auch mit einer Maniküre oder einer Insbesondere kurz vor dem Start der Pro- Handmassage konnte man sich verwöh- jektwoche liefen die Vorbereitungen auf nen lassen, auf Wunsch von Bewohnerin- Hochtouren. Es musste einiges noch fertig nen wurden Augenbrauen wieder in Form organisiert und etliches Material herbeige- gebracht oder man genoss einfach das ge- schafft werden. mütliche Beisammensein bei einem Frucht- Um auf die besondere Woche hinzuwei- saft. Der gut besuchte Morgen zeigte uns, sen, bauten wir bereits einige Tage zuvor wie wichtig für viele Menschen eine solche beim Speisesaal einen Tisch mit Büchern, Anwendung ist, sei es weil diese Zuwen- Bildern und Sprichwörtern zum Thema, ei- dung bedeutet und auch nach innen wirkt nem speziellen Wasserhahn, einem Wett- oder einfach, dass auch im Alter das Äus- bewerb und natürlich dem Wochenakti- sere ein wichtiger Faktor des persönlichen vitätenplan, welcher ausnahmsweise auf Wohlgefühls ist. hellblauem Papier gedruckt wurde, auf. Für den Dienstagnachmittag konnten sich In der Aktivierung des Alterswohn- und die Bewohnerinnen und Bewohner anmel- Pflegeheims Rüttihubelbad ist es seit meh- Mit dem «Wochenbeginn» am Sonntag den, um im Sensorium an einer Führung reren Jahren üblich, in einer Projektwoche startete schliesslich die Projektwoche. teilzunehmen. Obschon wir uns bereits ein bestimmtes Thema zu vertiefen und Auch die Teams der Küche und des Spei- intensiv mit dem «Wasser» auseinander- dazu verschiedene Aktivitäten anzubie- sesaals passten das Angebot an. Während gesetzt hatten, waren wir alle, Bewohne- ten. Im Team wurden wir uns schnell über allen sieben Tagen servierten sie ein Menü rinnen, Bewohner und Mitarbeitende, sehr das Thema einig, da sich das Jahresthema und dazu ein Mineralwasser aus einem überrascht, wie unglaublich viele Facetten «Wasser» der Stiftung Rüttihubelbad für Schweizer Kanton, während im Speisesaal des Wassers uns bei der Führung aufge- die Projektwoche im August ausgezeich- die üblicherweise weissen Menükarten auf zeigt wurden. Ich persönlich fand dies sehr net eignete. blauem Papier zu lesen waren. faszinierend und glaube dieselbe Faszina- Als weitere Heranführung ans Thema Was- tion und das Interesse auch in den Gesich- Ziel der Woche war es, alle Bewohnerin- ser zeigten wir von der Aktivierung am Mon- tern der anderen Teilnehmerinnen und Teil- nen und Bewohner des Alterswohn- und tag den Dokumentarfilm «Leben am Fluss» nehmer wahrgenommen zu haben. Pflegeheims zu erreichen. Uns war klar, mit unglaublich eindrücklichen Bildern. Wie Dadurch, dass es viele Märchen rund ums dass es dazu mehr brauchte als die Aktivi- es sich für einen Kinobesuch gehört, durfte Wasser gibt, durfte unserer Ansicht nach täten der Aktivierung. dabei natürlich auch das Popcorn nicht feh- auch dieser Teil nicht fehlen. Eine freiwil- Deshalb begannen wir bereits sehr früh, len. Einige Bewohnerinnen und Bewohner lige Mitarbeiterin und Märchenerzähle- Gespräche mit den anderen Ressorts zu liessen die Bilder auf sich wirken, andere rin gab uns das geeignete Märchen «Die führen. Der Termin wurde bekannt ge- blieben nach dem Film sitzen und diskutier- Geschichte der schönen Lau» mit einem macht und wir baten um Mithilfe, damit ten über die Eindrücke, welche der Film bei sehr schön illustrierten Bilderbuch und der das Ziel, dass alle Bewohnerinnen und Be- ihnen hinterlassen hatte. Übersetzung ins Berndeutsche dazu. Das wohner mit der Dynamik der Projektwoche Da wir das Wasser an sich auch stark mit Besondere an diesem Nachmittag war, bzw. mit dem Thema Wasser in Berührung dem eigenen Körper und dem «Sich-wohl- kommen, erreicht und die Woche ein Er- fühlen» in Verbindung bringen, führten wir folg werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt am Dienstagmorgen in der Aktivierung bereits die Bereitschaft der anderen Res- einen Schönheitsmorgen durch. Spannend sorts zu spüren, motivierte uns sehr. zu sehen war, wie die Bewohnerinnen in Bei der späteren Feinplanung im Team freudiger Erwartung vorbei kamen und achteten wir darauf, dass es Angebote sich darauf einliessen, obwohl keine De- für die unterschiedlichsten Interessen gibt tails bekannt waren. Man konnte schluss- und dass die verschiedensten Ressourcen endlich auswählen, ob man eine Avocado- angesprochen werden. Um ganzheitliche Gesichtsmaske in einem ruhigen Raum mit Angebote zu machen, sollten die Bereiche Entspannungsmusik geniessen oder das Kopf, Herz und Hand, und auch psycho- Angebot eines Handbades wahrnehmen Beobachtung der Wasserbewegung 4 Rüttihubelbad Mitteilungen
ein Fest mit Musik und Tanz, zu welchem uns die Küche ein feines Zvieri bereitete. Also wurden Tanzschuhe angezogen und getanzt, Musik gehört und gesungen. Am Samstag in dieser Woche war seit län- gerem ein evangelisch-reformierter Got- tesdienst geplant. Herr Pfarrer Raich aus Walkringen war auch schnell bereit, das Thema im Gottesdienst aufzunehmen und führte eine sehr stimmige Feier durch, wel- che auch gleichzeitig den Abschluss der Diskussion über den Wasserwirbel Woche bildete. dass wir die Bilder so auf die Leinwand warmem Wasser, brauchte es Mut, um mit Es gibt immer einige Bewohnerinnen und projizieren konnten. Mit der Erzählerin- den Händen das Versteckte zu fühlen. Mit Bewohner, die nicht an Aktivitäten und nenstimme, den Bildern und den unterma- einer grossen Kelle konnten unsere Gäste Veranstaltungen teilnehmen. Umso schö- lenden Klängen konnten die Anwesenden in einem Kessel einen Wirbel machen. Gab ner war es deshalb, dass alle Teams des über verschiedene Sinne den Zugang zu man verschiedenfarbige Ping-Pong-Bälle Alterswohn- und Pflegeheims die Projekt- der Geschichte finden. Auch diese Veran- hinein, konnte man die Wasserströmung woche aktiv mit eigenen Angeboten un- staltung war sehr gut besucht, besonders erahnen, auch dies wurde von einigen terstützten. Auch der Rüttihubel Zweig der freute uns, dass auch einige Begleitete der mehrere Male ausprobiert und längere Zeit Anthroposophischen Gesellschaft nahm Sozialtherapeutischen Gemeinschaft daran beobachtet. das Thema Wasser auf und im Speisesaal teilnahmen. Auf dem Sitzplatz war Wasserballonwer- wurde jeden Mittag, anstelle des Tisch- Noch am selben Tag begannen wir im fen angesagt. Die Herausforderung war es, spruchs, ein passendes Gedicht vorgetra- Team mit dem Aufbau für das Donners- stark genug zu werfen, damit der Ballon gen. Die Pflegeteams boten Fussbäder in tagsprogramm. Uns war sehr daran ge- auch wirklich auf dem Holzbrett zerplatz- einem Planschbecken an, was zu einem legen, dass für alle etwas dabei war. Wir te. Dies stellte sich als packende Aufgabe fröhlichen Füssebaden wurde, oder sie hatten einen Erlebnisparcours zum Thema heraus, die meisten wollten dann auch gestalteten einen Erinnerungsnachmittag Wasser vorgesehen, bei welchem man die gleich mehrere Ballone werfen, und alle dazu. Nicht zu vergessen natürlich auch verschiedensten Sinneserfahrungen ma- rundherum fieberten mit. all die freiwilligen Mitarbeitenden, welche chen konnte. Dazu veränderten wir die Dank des schönen Wetters setzten sich Ei- das Team der Aktivierung bei allen Ver- Räume mit Tüchern, damit schon beim nige nach dem Parcours auf den Sitzplatz anstaltungen unterstützten und so vieles Eintreten das Bewusstsein geweckt wur- und liessen in einer gemütlichen Runde überhaupt ermöglichten. de. Wir legten ein Quiz auf, bei welchem den Nachmittag dort ausklingen, während es schöne Preise zu gewinnen gab und wir zur Freude aller immer wieder verschie- Es war sehr schön zu sehen und zu hören, an die Wände hängten wir verschiedene den grosse Seifenblasen entstehen liessen. wie die Bewohnerinnen und Bewohner Weisheiten und Sprüche zum Thema auf. Schön zu sehen, wie Seifenblasen Men- solche Momente geniessen und sich auf Eine Schätzfrage zu Wassermengen wurde schen jeden Alters erfreuen. die vielen Angebote einlassen konnten. Ihr als besonders schwierig erachtet. Lange Am Freitagmorgen führte eine Mitarbeite- Lachen, die erstaunten oder interessierten ausharren konnten viele Besucherinnen rin der Gärtnerei eine Besichtigung der Be- Gesichter freuten uns sehr. Trotzdem sind und Besucher bei einem Tisch mit verschie- wässerung in der Gärtnerei durch. Obwohl einige froh, dass in der Aktivierung der densten Kalenderbildern von Gewässern. dieses Angebot vor allem für Fussgänger Alltag mit der Tagestätte und den ande- Diese wurden entweder in Ruhe genossen gedacht war, nahmen zehn Personen teil. ren regelmässig stattfindenden Gruppen und genauestens studiert, oder sie dienten Sie schätzten es, auch einmal «hinter die wieder eingekehrt ist; dieser Alltag bedeu- als Grundlage für einen Austausch über Kulissen» der schönen Gartenanlage zu tet für viele Sicherheit. Andere wiederum das Abgebildete oder über Erinnerungen. sehen. sprechen uns bei spontanen Begegnungen Im Ruheraum konnte man ungestört Was- Da unserer Ansicht nach zu einer solch im Haus an und wünschen sich wieder eine sermusik lauschen, bei zwei gedeckten speziellen Woche auch ein Fest gehört, Projektwoche. Becken, je eines mit kaltem und eines mit veranstalteten wir am Freitagnachmittag Rüttihubelbad Mitteilungen 5
Sensorium und die Tradition des gesunden Menschenverstandes n Frédéric Blanvillain Nachricht. Letztere widerspiegelt oft ein Ihm wurde klar, dass wir, aufgrund gewis- Wertsystem, Überzeugungen, eine Welt- ser Zwänge der Wohlstandsgesellschaft, anschauung oder einen Verhaltenskodex die kognitive und intellektuelle Entwick- und ist in der Gemeinschaft verankert, die lung zu Lasten der Entwicklung der Sinne sich mit dieser Tradition identifiziert. Wich- vorantreiben. Daraufhin hat er sich an die tiger Bestandteil einer jeden Tradition ist Entwicklung von Spielzeug gemacht, das zudem die Verbindlichkeit. Sie definiert die die Sinne stimulieren soll. Mit der Zeit wur- Verhaltensweisen innerhalb der Gemein- den aus seinen Objekten wahre Experi- schaft, der sie zugeschrieben wird. Ohne mentierstationen. Er hat seine Entdeckun- diese Dimension müsste man von Traditio- gen und Ideen dann an Konferenzen und nalismus sprechen. Zweitens verweist die über Werke, in denen er zur Beobachtung Tradition auf die Idee, etwas über länge- der Natur, des menschlichen Körpers und re Zeit zu erhalten. Eine Tradition erstarrt unserer Interaktionen einlädt, mit ande- nicht, aber sie nimmt oft Bezug auf Ver- ren geteilt. Die Kinder betreffend betonte Die Stiftung Rüttihubelbad, in der das gangenes, um weiterzuentwickeln, was er, wie wichtig es ist, deren Neugierde zu Sensorium untergebracht ist, wählt jedes in der Tradition begründet liegt. Mit der wecken. Somit führte er eine altbekannte Jahr ein Thema zum Nachdenken. 2015 Tradition situieren wir den Inhalt bzw. die Tradition fort, d.h. er studierte «die Wech- ist dies das Thema «Tradition?». Um den kulturelle Botschaft in einem Kontinuum. selbeziehungen zwischen den Lebewesen Denkprozess anzuregen, befasst sich der Würden wir in der Vergangenheit verhar- und ihrem sittlichen, gesellschaftlichen vorliegende, leicht provokante Artikel mit ren, müssten wir von Geschichte sprechen. und wirtschaftlichen Umfeld». der Frage «In welcher Tradition sieht sich Drittens verweist «Tradition» auf die Über- das Sensorium?». tragungsart der Botschaft. Die lateinische Wortherkunft «traditio» bringt den Akt Eine Definition von Tradition der Überlieferung zum Ausdruck. Klassi- «Tradition» ist ein besonderes Wort unse- scherweise denken wir an Traditionen, die rer Sprache. Es wird so verwendet, als hät- von Generation zu Generation mündlich te jeder implizit dieselbe Definition davon. überliefert werden. Wir können dieses Dies ist natürlich reine Illusion. Fragen wir Konzept jedoch ausweiten auf die schriftli- unser Umfeld, was «Tradition» bedeutet, che Überlieferung oder auf eine Überliefe- so sind wir überrascht, wie unterschied- rung, die zwischen dem Schriftlichen und lich die Antworten ausfallen. Um jegliches dem Mündlichen angesiedelt ist. Missverständnis auszuräumen, beginnen wir mit einer gängigen Definition, die sich Das Sensorium und die Tradition Die Neugierde ist der Antrieb zur Entwicklung hauptsächlich auf die Etymologie abstützt, Können wir das Sensorium anhand die- denn es dürfte dies die Disziplin sein, die ser Definition einer Tradition zuordnen, in Diese Tradition hat seine Überlegungen sich am längsten mit dieser Frage befasst der wir uns wiedererkennen? Ungeachtet genährt und er hat sie in der Folge be- hat. Wir werden Schritt für Schritt vorge- der abschliessenden Antwort auf diese reichert. Hugo Kükelhaus kann diese Ent- hen, um so den Zusammenhang zwischen keineswegs einfach zu beantwortenden wicklung zwar nicht mehr mitverfolgen, Sensorium und Tradition deutlich werden Frage, können wir bereits festhalten, dass aber er hinterlässt uns genügend Schrift- zu lassen. wir sämtliche vorgenannten Attribute be- liches, damit wir uns davon inspirieren «Tradition» umfasst die drei Konzepte: In- sitzen. Das Sensorium ist eine lebendige lassen und unsererseits die Idee einer har- halt, Zeitabhängigkeit und Überlieferungs- Dauerausstellung, die dazu einlädt, Na- monischen Entwicklung unserer jüngsten art. Im Folgenden beleuchten wir jeden turphänomene an interaktiven Stationen Mitbürger verwirklichen können. dieser Aspekte, angefangen beim Inhalt. sinnlich zu erfahren, die aus Überlegungen So tragen die im Sensorium vorhandenen Dieser kann verschiedene Formen an- hervorgegangen und der modernen west- Objekte dazu bei, ein Wertesystem zu ver- nehmen, materielle und immaterielle (ein lichen Kultur zugehörig sind. Hugo Kükel- mitteln. Diese Tradition – die Objekte, die Objekt oder eine Art zu tanzen). Ungeach- haus, der Ideengeber, hat die Entwicklung vermittelten Werte und die Übertragungs- tet der Form überliefert er eine kulturelle der Kinder in unserer Umwelt untersucht. art – ist wahrlich eine treibende Kraft: Sie 6 Rüttihubelbad Mitteilungen
regt jeden dazu an, seine Umwelt bewuss- Das Sensorium ist eine lebendige Ausstel- man erst gestochen werden, um sein Ver- ter wahrzunehmen, nicht nur im Senso- lung, die aus ganzheitlicher, dynamischer halten danach angemessen anzupassen. rium, sondern auch im Alltag. Perspektive die Frage aufwirft, welches Doch kommen wir nun auf das komische Verhältnis wir zur Welt haben. Wir benö- Phänomen zu sprechen, dass Bienen beim Tradition oder Moderne? tigen all unsere Fähigkeiten, körperlich als Stechen nebst Stachel auch ihr Leben las- Dem allgemeinen Begriffsverständnis nach auch intellektuell, um in unserer Gesell- sen. Wenn eine Biene zusticht, reisst der tendieren wir oft dazu, «Tradition» und schaft vernünftig handeln zu können. Wir Stachel ab und dabei wird auch ein Teil «Moderne» einander gegenüberzustellen, sind nicht der Ansicht, dass die Schule ein- des Nervensystems der Biene herausge- was natürlich auf ein Missverständnis zu- zig im Dienst der Industrie stehen und die rissen. Auch die Giftblase bleibt in unserer rückgeht. Denn in der Tradition liegen die geistige Entwicklung frühzeitig, zügellos Haut. Dieses schlimme Schicksal hat die Sprossen der Moderne, die erst auf dem und kompetitiv vorantreiben sollte. Über- Natur für die fleissigen Bienen vorgese- soliden Fundament dieser Tradition kei- dies scheint diese Entwicklung bereits an hen, damit das Gift weiterhin abgegeben men können. «Traditionalismus» hingegen ihre Grenzen zu stossen. Nehmen wir bei- und so ein grössenmässig bedrohlicher widerspiegelt eine Haltung, die tendenziell spielsweise den Artikel, der am 20.07.2014 Honigdieb (z.B. einen Bären) abgewehrt darauf bedacht ist, einen bestimmten Mo- in der NZZ erschienen ist. Er handelt von werden kann. Die Biene, auf die hier nicht ment der Vergangenheit festzuhalten. den Kindern in China, Japan und Korea. Sie zufällig verwiesen wird, steht im Zentrum verbringen sehr viel Zeit vor diversen Bild- unserer nächsten temporären Ausstellung. schirmen (Computer, Tablet, Smartphone Die Bienenzucht ist eine Tradition, die sich oder TV). Die Folgen sind beängstigend: nun Gehör verschafft und die Alarmglocke 40% von ihnen sind kurzsichtig. Der The- läutet. Die Biene, so wertvoll für die Be- rapieansatz mag in den Augen der Eltern stäubung, leidet stark unter der Moderne. überraschend scheinen, doch für Hugo Um immer mehr und schneller produzieren Kükelhaus wäre klar gewesen: Jeder junge zu können, muss die Landwirtschaft auch Patient muss eine Stunde an der frischen auf andere Methoden als die traditionellen Luft trainieren, damit sein visuelles System zurückgreifen – mit verheerenden Folgen. sich wieder daran gewöhnt, Objekte auch Das ist heute allen bekannt. Bei unserer von einer grösseren Distanz als einem Me- temporären Ausstellung 2015 legen wir ter (der Distanz, aus der sie in der Regel daher den Schwerpunkt auf die Biene als einen Bildschirm betrachten) zu erkennen. soziales Lebewesen, das mit seinesglei- Im Sensorium fördern wir einen fundamen- chen und der Umwelt über die Sinne kom- talen Entwicklungsaspekt. Jeder muss sich muniziert, die unseren zwar ähnlich, aber mit einer Wirklichkeit auseinandersetzen, doch nicht gleich sind. Hierfür verfolgen die er fassen kann. Wir differenzieren so wir – wie traditionellerweise im Sensori- eine Praktik, bei der das Kind so schnell um – einen praktischen Ansatz, bei dem wie möglich gefördert wird, von einer Tra- auch der Tastsinn zum Einsatz kommt, in dition, die wir im Sensorium leben und die der Hoffnung, Ihr Interesse für dieses fas- den Akzent auf das Erwachen, das Erfor- zinierende Insekt zu gewinnen. Übrigens: schen und die Erholung all jener setzt, die Wissen Sie, wie viele Berufe eine Biene im bei uns Zeit verbringen – ungeachtet ihres Laufe ihres kurzen Lebens ausübt? Alters. Wir möchten eine Tradition des Wie sie erkennen, sieht sich das Sensorium gesunden Menschenverstandes pflegen – in einer Tradition und möchte diese berei- der uns in unserem schönen Bernbiet aber chern – eine Tradition, die einer Lebens- grundsätzlich gut verankert scheint. weise im Einklang mit der Natur und dem menschlichen Körper den Vorzug gibt und Eine lebendige Tradition eine harmonische Verbindung der kindli- Reicht es, zu wissen, dass eine Biene sticht, chen Entwicklung, seiner Fähigkeiten und Die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit ist um sich einem Bienenstock mit dem nöti- seiner Umwelt für möglich hält. manchmal eine Überforderung. gen Respekt zu nähern? Nein. Oft muss Rüttihubelbad Mitteilungen 7
Pedro und die anderen Tiere im Rüttihubelbad n Sheila Mundt und Christine Müller Mein Name ist Pedro und ich bin ein 5 Meine Freunde bin ich ganz wachsam. Vielleicht erwische -jähriger Mischlingsrüde. Ich begleite mein Meistens werden wir von Sina oder von ich ja irgendwo eine Katze. Leider bin ich Frauchen von Dienstag bis Freitag zur Pino mit deren Frauchen begleitet. anfangs immer angeleint, also könnte ich Arbeit ins Finanz- und Rechnungswesen sie sowieso nicht jagen. Ich probiere es (FRW) der Stiftung Rüttihubelbad. aber trotzdem jedes Mal wieder. Die Hoff- nung stirbt zuletzt. Die Katzen Bianca und Felix gehören beide zum Alterswohn- und Pflegeheim. Dann gibt es noch Milou und weitere Katzen, die zu den Wohnheimen der Sozialthe- rapeutischen Gemeinschaft gehören. Am häufigsten provoziert mich Felix. Ihn wür- de ich am liebsten schnappen. Er nutzt es Sina immer schamlos aus, wenn ich an der Lei- Sina und Pino sind meine zwei besten ne bin. Aber auch Bianca und Milou sind Pedro Freunde im Rüttihubelbad und ihre Frau- sehr frech. Wenn wir morgens ankommen, frühstü- chen arbeiten ebenfalls hier. Pino kommt cke ich zuerst einmal ausgiebig und ma- machmal sogar zu uns ins FRW, wenn che mich danach an die Arbeit. Mein Job sie uns zum Spaziergang abholen. Dann ist natürlich das Bewachen des FRW, die machen wir zusammen das Büro unsi- anspruchsvollste Aufgabe in unserem cher, rennen wie wild herum und spielen Büro. Für Aussenstehende sieht es viel- zusammen. Denn wenn ich mit den Men- leicht manchmal so aus, als würde ich auf schen alleine im Büro bin, ist es meistens meiner Decke schlafen. Dem ist aber nicht ein wenig langweilig. Aber ich muss ja so- so. Bei der Verantwortung, die ich habe, wieso arbeiten. Sind wir dann zusammen kann ich mir das nicht leisten. Ich höre unterwegs, toben wir uns richtig aus, ren- immer mit einem Ohr zu und beobachte nen über die Felder, fressen alles Mögliche, mit einem Auge. Sobald ich eine mögliche was wir finden, wälzen uns im Dreck und Bedrohung wahrnehme, auch wenn es gehen baden. Das tut uns immer richtig nur ein kleines Kätzchen ist, reagiere ich gut. Ich geniesse es, dass ich hier meine mit lautem Gebell, solange bis alle Feinde Freunde habe und regelmässig mit ihnen verschwunden sind. Manchmal muss ich Zeit verbringen kann. So wird es nie lang- aber auch bellen, wenn mir etwas nicht weilig. Felix passt. Zum Beispiel wenn jemand meinem Frauchen zu nahe kommt, bin ich sehr ei- Bianca war sogar einige Male bei uns im fersüchtig. Und wenn das FRW-Team in Büro, wie ich am nächsten Tag gerochen die Pause geht, bin ich sogar ganz alleine habe. Auch meine Decke hat sie offenbar für die Sicherheit zuständig. Aber jemand benutzt. Ich selbst hatte frei, sonst hätte muss es ja machen, auch wenn ich am ich das natürlich nicht zugelassen. liebsten mitgehen würde. Meine Bekannten Ich freue mich immer besonders auf die Häufig spazieren wir zuerst bei den Meer- Mittagspause, da unternehme ich mit mei- schweinchen vorbei, die ich sehr interes- nem Frauchen einen langen Spaziergang sant finde. Ich sehe ihnen gerne beim Her- Pedro und Pino rund ums Rüttihubelbad und wir treffen umrennen in ihrem Gehege zu. Ich glaube, dabei viele andere Tiere an. Davon möchte Meine Feinde manchmal haben sie ein bisschen Angst. ich euch nun erzählen… Sobald wir zum Spaziergang aufbrechen, Sie sind ja auch winzig im Vergleich zu mir. 8 Rüttihubelbad Mitteilungen
der irgendwo eine der Katzen Bianca oder Felix herumspaziert. Deshalb muss ich dort wieder an der Leine gehen. Draussen vor der Cafeteria und dem Res- taurant gibt es noch sehr viele kleine Spat- zen. Natürlich kommen sie in der Hoff- nung, von den Leuten etwas zu fressen zu ergattern. Da sie so aufdringlich wurden, überall ihr Geschäft verrichten und ihre Nester bauen, dürfen sie aber nicht mehr Pedro bei den Meerschweinchen gefüttert werden. Oft ist dort auch Rambo zu sehen, welcher die Meerschweinchen beobachtet und wie wild um das Gehege rennt. Rambo ist ein kleiner, vorwitziger Hund aus der Nachbar- schaft. Jeden Tag, manchmal auch mehr- mals täglich, kommt er zu uns ins Rüttihu- belbad und besucht die Meerschweinchen. Bienenwagen Dann machen wir noch einen ausgiebigen Im Alterswohn- und Pflegeheim gibt es Spaziergang übers Moos und treten danach noch ein Aquarium mit Fischen. Diese den Heimweg an. Zum Schluss kommen wir habe ich jedoch noch nie gesehen. bei den beiden Ponys vorbei, welche ihren Rambo bei den Meerschweinchen Stall beim unteren Parkplatz haben. Wenn wir dann nach unserem Spazier- Sind wir wieder näher am Hauptgebäude, gang wieder im Büro zurück sind, bin ich Wenn wir weiter Richtung Allee gehen, bin ich immer ganz aufmerksam, ob wie- meistens so kaputt, dass ich am Nachmit- kommen wir an den Schildkröten und Ka- tag nur noch rumliege und mich ausruhe. ninchen vorbei. Schlafen kann ich aber, wie ihr wisst, nicht, Besonders die Kaninchen finde ich sehr in- ich bin stets wachsam und habe alles unter teressant, aber auch Sie haben Angst vor Kontrolle. mir. Am liebsten würde ich eine Weile dort bleiben, ihnen zuschauen und sie in ihrem Sobald mein Frauchen nach einem langen Gehege herumjagen. Aber leider müssen Arbeitstag ihren PC herunterfährt, ist der wir immer gleich weiter gehen. Signalton mein Zeichen aufzustehen und Etwas weiter in der Allee benutze ich meis- mich bereit für die Heimfahrt zu machen. tens die Kneipp-Anlage zum Baden. Dort, Ich bin froh, ist endlich Feierabend! Zu- in der Nähe der Gärtnerei, gibt es auch hause erhole ich mich dann für den nächs- noch ein Bienenhaus. Der Honig wird im ten Arbeitstag. Rüttihubelbad verkauft. Die Ponys Rüttihubelbad Mitteilungen 9
100 Ausgaben Rüttihubelbad Mitteilungen – ein Rückblick n Christian Bärtschi Jahr geschah aus Kosten- und aus Kapa- Zentraler Nutzen bleibt bestehen zitätsgründen. Eins blieb und bleibt in all den Jahren bis Die früheren Ausgaben im kleinen For- zur aktuellen Ausgabe unverändert: In mat enthielten nebst Fotos häufig auch den Rüttihubelbad Mitteilungen erfahren attraktive Zeichnungen. In den heutigen GönnerInnen, AnwohnerInnen, Bewoh- Mitteilungen finden sich im Vergleich zu nerInnen und (ehemalige) Mitarbeitende, früher eher mehr Fotos, darunter auch was im Rüttihubelbad gerade läuft oder grossformatige. Heute werden die Mittei- in Planung ist. Und nicht selten führen lungen intern gestaltet, während bis im die redaktionellen Beiträge hinein in Sommer 2009 das Grafiker-Ehepaar Uh- eine Institution, die viele, auch sehr un- lig für Satz und Gestaltung sorgte. 1997 terschiedliche Menschen, in irgendeiner wurde das 1993 ursprünglich von Bernd Form zusammenbringt und verbindet. So Uhlig kreierte Logo Rüttihubelbad durch zeichnen Interviews und Eigenberichte den Grafiker Reto Mettler leicht modifi- von BewohnerInnen und Mitarbeitenden Sie, liebe LeserInnen, blättern gerade in ziert. 2011 wurde das Logo vom selben häufig ein überraschendes und eindrück- der 100. Ausgabe der Rüttihubelbad- Grafiker noch mal leicht überarbeitet. liches Bild der Stiftung Rüttihubelbad. Mitteilungen. Als Lesepublikum sind Sie Und führen damit vor Augen, dass hier somit gewissermassen Teil einer Tradition Weitere Veränderungen über die unter einem Dach eine Vielzahl von spe- geworden; vielleicht ohne es bewusst Jahre zialisierten Bereichen gleichzeitig Neues wahrzunehmen. Aktuell erscheinen die Die Mitteilungen haben sich nicht nur schafft und Altes bewahrt – und damit Mitteilungen zweimal pro Jahr, jeweils hinsichtlich Format und Periodizität ver- eine gemeinsame Traditionsgeschichte in zu Johanni, der Sommersonnenwende, ändert, sondern auch inhaltlich. Die In- die Zukunft überführt. Bleibt nur noch und an Weihnachten. Doch wie begann halte widerspiegeln immer auch den Ent- eins zu sagen: Wir – und hoffentlich auch die Geschichte der Mitteilungen – und wicklungsstand des Rüttihubelbad selbst: Sie – freuen uns auf die nächsten 100 welche Veränderungen durchlief die Pu- Bereits zum Zeitpunkt, als der heutige Ausgaben der Rüttihubelbad Mitteilun- blikation? Gebäudekomplex entstand, wurden die gen! ersten Mitteilungen an GönnerInnen und Grösseres Format, dafür weniger Sympathisanten verschickt, um diese Ausgaben über den Stand der Arbeiten zu orien- Wer die Mitteilungen schon länger liest, tieren und um zu zeigen, was aus dem wird sich noch an das kleinere Format gespendeten Geld oder der geleisteten erinnern, welches früher die Mitteilungen Arbeit entstanden war. So verwundert des Rüttihubelbad auszeichnete. Heute es denn auch nicht, dass in den ersten bzw. seit 2007 erscheinen die Neuig- Ausgaben vor allem über neu errichtete keiten im Format A4, vorher waren die Gebäude oder kürzlich erworbene Ge- Hefte im Format A5 gestaltet. Doch auch räte berichtet wurde. Ebenso logisch ist sonst, so zeigt der Blick ins Archiv, hat es, dass diese Art der Information in den sich einiges verändert: Zum einen er- aktuellen Mitteilungen weniger präsent schienen die Mitteilungen bis im Sommer ist. Wer die früheren Jahrgänge der Rüt- 2010 nicht nur zur Sommersonnenwende tihubelbad Mitteilungen durchblättert, und zu Weihnachten, sondern zusätzlich nimmt übrigens nicht nur die entstehen- auch noch an Ostern und zu Michaeli, den Gebäude des Zentrums, sondern um den 29. September. Zwischen 2007 auch die jeweilige Anzahl Mitarbeitende bis Sommer 2010 wurden nach wie vor wahr. Ein Beispiel dazu: Im Herbst 1993 vier Ausgaben pro Jahr veröffentlicht, arbeiteten im gesamten Rüttihubelbad allerdings in Form eines grossformatigen «nur» rund 40 Angestellte. Heute sorgen Heftes und dreier kleiner Flyer. Die heuti- circa 240 Mitarbeitende für das Wohl von ge Konzentration auf zwei Ausgaben pro BewohnerInnen und Gästen. 10 Rüttihubelbad Mitteilungen
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung! Ihre Spende hilft dem Rüttihubelbad, auch in Zukunft ein Ort für vielfältige Begegnungen zu sein. Unterstützen können Sie uns mit einer allgemeinen Spende, einer zweckgebundenen Spende oder auch mit einer Spende an den Frieda Jaus-Fonds. Dank Ihren Spenden konnten wir unser Eigenkapital 2013 um 47‘090 Franken erhöhen. Dies hilft uns, auch finan- ziell schwierigere Zeiten gut zu überstehen. Mit zweckgebundenen Spenden werden hingegen spezielle Projekte realisiert. 2013 wurde zum Beispiel eine Bassflöte für die Sozialtherapeutische Gemeinschaft angeschafft. Auch die Miete für das externe Studio zum Probewohnen im Walkringen wurde davon bezahlt. Der Stand der zweckgebun- denen Spenden für die Sozialtherapeutische Gemeinschaft hat sich 2013 um 9‘463 Franken auf 30‘558 Franken erhöht. 2013 konnten wir zudem 6‘126 Franken Todesfallspenden an den Frieda Jaus-Fonds überwiesen. Dieser Verein bietet Hilfe für BewohnerInnen des Rüttihubelbad in finanziellen Notlagen. Wir danken Ihnen für Ihre Spende! Stiftung Rüttihubelbad: PC 30-38824-6 Gerne steht Ihnen die Geschäftsleiterin Beatrice Breitenmoser für Fragen zur Verfügung (031 700 82 92, beatrice.breitenmoser@ruettihubelbad.ch) GEGENWART Gegenwart .......................................................................................................... .......................................................................................................... .......................................................................................................... Probeheft Nr. ....... (kostenlos) Zeitschrift für Kultur, Einsenden an: Gerold Aregger, Burgunderstr. 132, 3018 Bern Politik, Wirtschaft Fax 031 991 48 23, eMail info@zeitschrift-gegenwart.ch Vier Themenhefte pro Jahr, z.B. über Europa - EU - Schweiz (3-12) Familie und Beziehungen (4-12) Läuterung - Tod (1-13) Mann - Frau - Geschlecht (2-13) Die Welt, in die wir gehen (3-13) Gewissensstimme (4-13) Die grosse digitale Verstrickung (1-14) Jahresabo Fr. 70.- (4 Nrn.) Lebenskräfte - Übungen (2-14) Rätsel des Bösen (3-14) Talon Ich bestelle ein (Steffen Hartmann: Name und Adresse Die Michael-Prophetie Rudolf Steiners und die Jahre 2012 bis 2033) Hören (4-14) Die unabhängige Zeitschrift für anthroposophisch Engagierte und sozial Bewegte Rüttihubelbad Mitteilungen 11
Freiwillige Mitarbeitende im Alterswohn- und Pflegeheim – zwei Eigenberichte n Christian Bärtschi Würden alle Menschen in der Schweiz, Franziska Mätzener: tieren. Bücher, die in der Bibliothek ge- die unentgeltlich in sozialen Institutionen braucht werden können, reihen wir dort arbeiten, freiwillig Kinder betreuen oder Freiwillige – ja und? ein. Die andern kommen in den vorderen Ämter in Vereinen übernehmen, auf einen Aus freiem Willen sich für eine Sache oder Raum, in das Antiquariat. Diese Bücher Schlag von ihrer freiwilligen Tätigkeit Ab- für jemanden einsetzen, das bringt Subs- können günstig erworben werden und der stand nehmen, würde die Schweiz wohl tanz. Ertrag kommt in den Frieda Jaus-Fonds. Er buchstäblich stillstehen. Im Jahr 2010 üb- Nun bin ich bald acht Jahre pensioniert. kommt also BewohnerInnen in finanziellen ten gemäss Bundesamt für Statistik rund Seither werde ich im Alterswohn- und Notlagen zugute. 33 Prozent der Wohnbevölkerung ab 15 Pflegeheim immer wieder angefragt, je- Seit Jahresbeginn gibt es die Tagesstätte, Jahren mindestens eine institutionalisierte mandem vorzulesen oder eine Bewohnerin in die die BewohnerInnen am Morgen und oder informelle Freiwilligenarbeit aus. Die- regelmässig zu begleiten, wegen Unruhe Nachmittag hingehen dürfen und mit den se Arbeit ist wichtig – und sie sorgt nicht und Bewegungsdrang. Auch für das Be- Aktivierungstherapeutinnen singen, ba- selten für den kleinen, aber feinen Unter- gleiten von Menschen zum Arzt oder für cken, malen etc. Auch hier sind die Freiwil- schied im Alltag von betreuten Personen. Einkäufe sind wir Freiwilligen nützlich. ligen nützlich. Im Altersheim haben wir das Rüttihu- Wenn ich heute überlege: Während mei- Auch im Rüttihubelbad engagieren sich belbad-Chörli; alle Mitarbeitenden vom nes aktiven Berufslebens habe ich mich insgesamt 66 Frauen und Männer im ganzen Rüttihubelbad können mitsingen, eigentlich auch aus freiem Willen einge- Rahmen einer freiwilligen Tätigkeit (Stand wenn sie mögen. Wir üben für die nächs- setzt, musste argumentieren, disputieren; 2013). Davon sind 39 Freiwillige im Alters- ten Jahresfeste oder für kleine Konzerte im jedoch die Begegnung mit dem Menschen wohn- und Pflegeheim APH tätig; 30 Frau- Rahmen des Altersheimes. blieb für mich das Kostbarste. Damals hat- en und neun Männer. Zwei Frauen, welche Im 4. Stock des Altersheimes ist die Bib- te ich einen Lohn. Heute, als Freiwillige, im APH BewohnerInnen betreuen, berich- liothek offen für alle im Rüttihubelbad. Ehrenamtliche, kommen andere Geschen- ten stellvertretend über ihre Erfahrungen: Immer wieder gibt es Nachlässe zu sor- ke, Herzensüberraschungen, kostbare und lustige Momente, ein Blick, ein Lachen. Es entsteht eine Resonanz mitten im Leben, im Hier und Jetzt, wie ein Rätsel der Evolu- tion dieses Menschen. «Die Begegnung verspricht mehr, als die Umarmung halten kann. Sie scheint einer höheren Ordnung der Dinge anzugehören, jener, nach der die Sterne sich bewegen und die Gedanken einander befruchten.» Hugo von Hofmannsthal Franziska Mätzener 12 Rüttihubelbad Mitteilungen
um eine Beziehung zu betagten Men- schen zu pflegen? • Verfügen Sie über die dafür nötige freie Zeit und sind bereit, regelmässig und möglichst längerfristig mit älteren Menschen in Kontakt zu sein? • Sind Sie offen für Neues und können mit den Anliegen von älteren Men- schen verständnisvoll und einfühlsam umgehen? Was wird Ihnen als Freiwillige/r Mit- arbeiter/in geboten? • Wir klären Ihre Bedürfnisse und Mög- lichkeiten im Gespräch ab. • Wir begleiten Sie bei Ihrer Tätigkeit. (z.B. Einführung, Gespräche...) • Sie erhalten einen Mitarbeiterausweis: Vergünstigte Preise für Getränke, Ein- käufe im Lade-Kafi, für Mittagessen Margrit Burch am Einsatztag. • Wir veranstalten zweimal jährlich ein Margrit Burch: Der «schwarze Teppich» ist da und mahnt Forum für den Austausch von Erfah- an den Tod. rungen, Informationen und Anliegen. Freiwilliges Tätig-Sein Frau B. wünschte sich ein letztes Mal eine Mein Bild, das ich früher von «dementen Schifffahrt und genoss diesen Ausflug Wir erwarten: Menschen» in mir trug, hat sich gründ- sichtlich. lich gewandelt. Ich sehe nun viel mehr, • Sie respektieren die Selbstbestim- wie sich im Verlauf der Zeit einiges ändert So spielen verschiedene Gefühle im Zu- mung der betagten Menschen. und: Jeder Mensch erlebt und drückt ein sammensein mit, oft können wir auch la- • Sie sind dem Heimbetrieb gegenüber solches Geschehen auf seine eigene Art chen. Ist es da verwunderlich, wenn ich offen eingestellt und arbeiten mit dem aus. mir angesichts solcher Erfahrungen sage: Betreuungsteam zusammen. Vor allem staune ich, wie oft Überraschun- Auch ein Leben mit Demenz ist lebens- • Bei Ihrer Mithilfe sind Sie zu einer ge- gen eintreten. Es ist jeweils ein Geschenk wert, wenn es Menschen gibt, die sich auf wissen Regelmässigkeit bereit. für beide Seiten, wenn in der Begegnung Begegnungen einlassen …? • Diskretion ist für Sie selbstverständlich. etwas Wesentliches eines Menschen durchschimmert oder deutlich wird. Verspüren auch Sie Interesse für Wir freuen wir uns auf Ihre Kontaktauf- Hier einige Beispiele: Freiwilligen-Mitarbeit im Alters- nahme: Frau A. wollte im Sommer spazieren ge- wohn- und Pflegeheim Rüttihubel- hen, obwohl dunkle Wolken Regen ver- bad? Stiftung Rüttihubelbad hiessen; sie wollte weder Jacke noch Alterswohn- und Pflegeheim Schirm mitnehmen. Als die ersten Tropfen • Haben Sie Freude an Kontakten und Rüttihubel 29 fielen, wollte sie nicht gleich zurück. Sie am Umgang mit älteren Menschen und 3512 Walkringen wurde nass und freute sich wie ein Kind auch Interesse an sozialen Fragen? Tel. 031 / 700 81 80 daran, den Regen zu spüren. • Möchten Sie einen Teil Ihrer freien Zeit altersheim@ruettihubelbad.ch Ein andermal ist die Stimmung gedrückt: unentgeltlich zur Verfügung stellen, Rüttihubelbad Mitteilungen 13
Solaranlage auf dem Bienenwagen n Jürg Baumann «Im Kleinen soll beginnen, was im gen beeinflusst oder sogar gestört? Der Grossen will gelingen» Imker sieht sich in der heutigen Zeit mit (abgeändert nach Jeremias Gotthelf) solchen und vielen anderen bekannten Un- sicherheiten konfrontiert, beeinflusst durch Hinten in der Novalis-Allee, umringt von wissenschaftlich und politisch umstrittene mächtigen, stolzen Bäumen, die nur gegen Fakten. «10 Imker – 11 Meinungen!» Diese Süden hin Sonnenlicht zulassen, steht es: Aussage hört man oft unter den Imkern, Das erste hauseigene Sonnenkraftwerk. manchmal etwas ironisch, aber immer wie- Klein und unverrückbar. Jeden Tag arbeits- der treffend. Und deshalb werde ich den willig, 365 Tage im Jahr. Denn, sobald das oben gestellten Fragen selber nachgehen, Solaranlage Tageslicht das sogenannte Solarpanel zum nicht, um die Meinungen anderer zu ver- Erwachen bringt, verwandelt dieses pau- ändern, sondern um zu meiner eigenen Zeit, dass wir uns in der Öffentlichkeit un- senlos das Licht in Energie, die über einen zu finden. Und wie sieht es nun mit der übersehbar zeigen, welche Haltung wir zu Laderegler schlussendlich im Akku der Solarenergie im Rüttihubelbad aus? Instal- der Energiewende haben und wie wir diese Anlage als Strom gespeichert wird. Diese lationsmöglichkeiten für eine energiestarke unterstützen? «Im Kleinen soll beginnen, Anlage dient uns Imkern als Innenbeleuch- Anlage wären vorhanden. Helfen wir mit, was im Grossen will gelingen»…und somit tung im Bienenwagen, was unsere Arbeit die Energiewende voran zu treiben, ohne begebe ich mich augenblicklich wieder zu wesentlich erleichtert. Nur, wie nimmt die Wenn und Aber? Welche Kompromisse in unserem kleinen Sonnenkraftwerk unter Natur, in erster Linie die Bienen, diese Bezug zur Natur würden wir bei der Her- den mächtigen, stolzen Bäumen und füh- Energiewandlung in nächster Nähe auf? stellung, im Betrieb und bei der Entsorgung re meine Beobachtungen weiter auf dem Werden ihre feinen Sinneswahrnehmun- der Anlage in Kauf nehmen? Ist es nicht Weg zur eigenen Meinung! a u r o r a d a s a n d e re B e s t a t t u n g s u n t e r n e h m e n Beundenfeldstrasse 15, 3013 Bern Te l . 0 3 1 3 3 2 4 4 4 4 a u r o r a Seeland a u r o r a d a s a n d e re B e s t a t t u n g s u n t e r n e h m e n G e n e r a l - D u f o u r- S t r a s s e 6 1 , 2 5 0 2 B i e l - B i e n n e d a s a n d e re und Bestattungsunternehmen Müntschemiergasse 4, 3232 Ins Te l . 0 3 2 3 2 5 4 4 4 4 a u r o r a Thun d a s a n d e re B e s t a t t u n g s u n t e r n e h m e n B e r n s t r a s s e 2 9 , 3 6 1 3 S t e ff i s b u r g Te l . 0 3 3 2 2 3 4 4 4 4 J e d e r z e i t e r r e i c h b a r u n t e r P i k e t t - Te l . 0 8 4 4 0 1 2 3 4 5 i n f o @ a u ro r a - b e s t a t t u n g e n . c h w w w. a u ro r a - b e s t a t t u n g e n . c h 14 Rüttihubelbad Mitteilungen
Tagung «Der Mensch und die Bienen» – Bienen verdichten Landschaft n Konstanze Brefin Alt Vom 25. bis 26. Oktober 2014 veranstal- tete die Anthroposophische Gesellschaft in der Schweiz im Rüttihubelbad, Walkrin- gen, ihre erste öffentliche Herbsttagung. Rund 150 Teilnehmende nahmen die Ge- legenheit wahr, über den Zusammenhang von Mensch und Biene mehr zu erfahren – und wurden reich beschenkt. Die erste öffentliche Herbsttagung der Schweizer Landesgesellschaft war dem Thema «Der Mensch und die Biene» ge- widmet. Dass die Not der Bienen in Wirk- lichkeit auf die Not des Menschen weist, war keineswegs das einzige Verbindende Thomas Radetzki, Barbara Bäumler, Johannes Wirz, Peter Selg, Johannes Sturm, Karsten Massei, der Vorträge von Michael Weiler, Johannes Michael Weiler beim Schlussapplaus. Wirz, Johannes Sturm, Karsten Massei, © Foto: Konstanze Brefin Alt, Basel Peter Selg und Thomas Radetzki, die die Teilnehmenden nachvollziehbar an ihren Erfahrungen teilhaben liessen. Die Refera- die Milch für das Kind, um die Biene als * Peter Selg, Marc Desaules (Hg.), «Die Sozialge- te werden in Aufsätze umgeschmolzen als Beziehungsstifterin. Und ganz am Schluss stalt der Weihnachtstagung», Beiträge zum Ver- Buch im Verlag des Ita Wegman Instituts ging es auch um die Varroamilbe, wobei ständnis und zum Weiterwirken der Weihnachts- erscheinen, wie bereits die Vorträge der die Referenten unterschiedlich zuversicht- tagung. Band 1. Mit Beiträgen von Peter Selg, Februar-Tagung zum Thema «Die Sozialge- lich, aber eben zuversichtlich waren, dass Marc Desaules, Thomas O Keefe, Roland Tüscher, stalt der Weihnachtstagung»* der Schwei- das Beziehungswesen Biene einen Weg Johannes Greiner, Steffen Hartmann. Verlag des Ita zer Landesgesellschaft. finden werde, mit diesem Problem fertig Wegman Instituts, Arlesheim 2014. 204 S., 5 Abb., In den Beiträgen ging es um den Gestus im zu werden. Broschur. CHF 32–. ISBN 978-3-905919-61-5. Bienenstock, um den Prozess der Wachs- Viel Ergänzendes wurde in den Arbeits- Auch über das Sekretariat der Landesgesellschaft bildung als ein Verdichten von Wärme, gruppen beleuchtet und durch die Euryth- erhältlich. darum, dass das Bienenvolk in seinem mie mit Barbara Bäumler vertieft. Es war Wesen und Wirken von Licht und Wärme eine ausgesprochen anregende Tagung, durchwirkt ist, um das Beziehungswesen die einen gleichermassen intimen wie of- Infos: Biene, das unserer Kultur der Unverbind- fenen Charakter hatte. Obwohl sie gut im Michael Weiler, www.der-bienenfreund.de. lichkeit viel Heilendes geben kann, um Rüttihubelbad aufgehoben war, hätte sie Johannes Wirz, science.goetheanum.org. konzentrierte Landschaft in einem Löffel auch in der Öffentlichkeit einer Stadt abge- Johannes Sturm, steinerschule-birseck.ch. Honig, um Tod und Wiedergeburt, welche halten werden können – für Menschen, die Karsten Massei, www.karstenmassei.ch. ein Volk beim Ausschwärmen erlebt, um sich für die geistigen Aspekte des Bienen- Peter Selg, www.wegmaninstitut.ch. die Frage, wie man zu Wesensbegegnun- wesens interessieren. Die Gesichtspunkte Thomas Radetzky, www.beemotion.info oder fi- gen mit dem Bien kommen kann, um das wurden klar aus der konkreten jahrelan- schermuehle.info/fim/fim.einrichtungen/fim.melli- Lichtgewebe, das die Bienen in eine Land- gen Arbeitserfahrung heraus behandelt. fera. schaft wirken, um die Schwächung der Und wenn Johannes Greiner im Schluss- Bienenvölker, wenn man sie nicht schwär- wort sagte, dass man die Bienen als Fens- men lässt und künstlich befruchtet, um ter nehmen könne für die Frage, um was den geistigen Honig als ihrer wirklichen es bei der Anthroposophie gehe und wie Aufgabe, um die Biene als Schwesterwe- Zentrums- und Peripheriebewusstsein zu- sen des Menschen, um ihre Unterstützung sammenkommen, so sprach er damit aus der ätherischen Bildekräfte und dass Ho- dem Herzen der Anwesenden. nig für den älteren Menschen das ist, was Konstanze Brefin Alt Rüttihubelbad Mitteilungen 15
Mark Adrian – Mein Leben n Mark Adrian In jungen Jahren träumte mein Vater da- An der Zürcher Uni bot Prof. Gotthard Ein schmerzendes, alles veränderndes Ge- von, Bildnerisch-Schaffender zu werden. Jedlicka Kunst-Geschichte und Bild-Be- schehnis war 1946 der Tod meines 20-jäh- Gereifter, bezweifelte er Sicherheit in die- sprechung. Ich erwarb das Diplom eines rigen Bruders. Zehn Jahre danach öffnete ser Richtung. So studierte er Erdkunde und «Lehrers für Bildnerisches Gestalten an sich mir durch die Malerin Verena Jaggi wurde Gymnasiallehrer. Lernfreudig ergriff Höheren Mittelschulen». eine neue Welt des Lebens-Verständnisses, er den Augenblick, im Dienst einer Erd-Öl- Dienst-Formen und Daheim-Sein – Wo und des Schauens, des Wert-Findens. Das in Gesellschaft nach Mexiko zu reisen. Die Wie? Zürich Gelernte verblasste. Ich fand Neu- Frau eines Berufskollegen hätte ihm gefal- Lange gab mir das Bern-Daheim bei meinen es. Verena Jaggi war auf Wunsch ihrer len. Als er vernahm, sie habe in Aarau eine Eltern Geborgenheit und Raum zum Leben Mutter Seminaristin und damit Schülerin unverheiratete Schwester, reiste er übers und Schaffen. Ein Daheim andrer Art hat Fritz Braakers gewesen. Diesem Künstler Meer nach Europa, suchte, fand und bat der Vater 1934 uns am Thunersee in stillem und unvergleichlichen Lehrer verdanke ich dieses «Mariggeli», seine Frau zu werden. Buschgelände gegründet: Durch einheimi- Freundschaft und Hilfe für die Lebenszeit. Zusagend gebar sie 1923 in Guadalajàra sche Zimmerleute liess er ein aus Balken Im «Bund», in der «Lehrerzeitung» und an- als ihr erstes Kind, mich. Mein Vater führ- und Brettern gefügtes Ferienhäuslein mit dern Blättern besprach ich Verena Jaggis te die kleine Familie endgültig heim in die hölzernen Pritschen zum Schlafen bauen. Bilder-Ausstellungen. 1957 hatten wir zu Schweiz und wurde Lehrer im Knaben-Er- Er gab ihm den Namen «Ranchito». Vom zweit eine vieltägige Arbeits-Wanderung ziehungs-Institut Oberried ob Belp, wo ich Bootsbauer Ritschard in Oberhofen liess er durch die Dolomiten unternommen. und ein jüngeres Brüderchen aufwuchsen. ein 7.5 m langes, etwa 1.8 m breites Boot In Verena Jaggis Stube in Erlach – bei einem 1933 zogen wir nach Bern. mit zwei Ruderpaaren verwirklichen. Das Haus-Chor-Singen – lernte ich Ruth Steck, bekam den Namen «Petenera». Am Thu- Lehrerin auf der Kinderstation der Anstalt Uns Buben hat der Vater eine wunderbare nersee gab es erlebnisreiche Ferientage. Bethesta, Tschugg, kennen. Wir liessen 12 Bilderfolge zur Dichtung «David Balfour» von Robert Louis Stevenson gemalt und in Handarbeit eine «Buch-Mappe» dazu gestaltet. Weiter vermittelte der Vater uns Buben – indem er einen stellenlosen Lehrer damit beauftragte – einen Kurs in Holz-Bearbeitung, wofür er den Unterrich- tenden aus der eigenen Tasche bezahlte. Der Vater hatte eine Stelle als Sekundar- lehrer für Naturkunde, Gartenbau und Handarbeit angetreten. Daneben schrieb er ein Schultheater-Spiel: «Unsrer Hut vertraut», das in der Turnhalle aufgeführt wurde, dann die Mexiko-Romane «Chapo- pote» und «Tepetate», welche wir gemein- sam illustrierten. Der zweite Weltkrieg brach aus. Nach meiner Matura war ich unglück- lich im Studium der Naturwissenschaften. Meine Mutter verhalf mir zum Eintritt in die Schule für Künstlerisches Gestalten in Zürich. Hier fand ich mich «auf meinem Weg». Meine hervorragenden Lehrer wa- ren Johannes Itten (Farbenlehre), Ernst Gubler (Bild-Komposition), Willy Bärtschi (Anatomie) und Alfred Willimann (Schrift). Zeichnung und Gedicht von Mark Adrian 16 Rüttihubelbad Mitteilungen
Sie können auch lesen