Mitteilungen | 100 - Stiftung Rüttihubelbad

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Mitteilungen | 100 - Stiftung Rüttihubelbad
Mitteilungen | 100

                     Dezember 2014

                     Themen:

                     Vision und Strategie 2018

                     Tagung «Der Mensch
                     und die Bienen»

                     100 x Rüttihubelbad Mit-
                     teilungen – Ein Rückblick

                     Die Totengedenkfeier im
                     Alterswohn- und Pflege-
                     heim

                     Titelbild:
                     1. Ausgabe der Mitteilungen im Jahr 1987

                                         Rüttihubelbad Mitteilungen   1
Inhalt
                                                                    Vision und Strategie 2018                                               3
                                                                    Projektwoche zum Thema Wasser im Alterswohn- und Pflegeheim             4
                                                                    Sensorium und die Tradition des gesunden Menschenverstandes             6
                                                                    Pedro und die anderen Tiere im Rüttihubelbad                            8
                                                                    100 Ausgaben Rüttihubelbad Mitteilungen – ein Rückblick                10
                                                                    Freiwillige Mitarbeitende im Alterswohn- und Pflegeheim –
                                                                    zwei Eigenberichte                                                    12
                                                                    Solaranlage auf dem Bienenwagen                                       14
                                                                    Tagung «Der Mensch und die Bienen»                                    15
                                                                    Mark Adrian – Mein Leben                                              16
                                                                    Zuhause im Rüttihubelbad                                              17
                                                                    Veranstaltungen im Rüttihubelbad – eine Vorschau                       18
                                                                    Veranstaltungsprogramm Dezember 2014 bis Juni 2015                    20
Liebe Leserinnen und Leser                                          Die Totengedenkfeier im Alterswohn- und Pflegeheim                    22
                                                                    Genuss zum Schluss                                                    23
Vielleicht wundern Sie sich über unser Titelbild aus dem Jahr       Ausstellungen im Rüttihubelbad                                        24
1987: So kamen damals die ersten Rüttihubel-Mitteilungen
daher und mit den jetzigen halten Sie die 100. Ausgabe in           ners; die Tradition «Biografie» wird im Rüttihubelbad sehr geschätzt und
Ihren Händen. Die Tradition der Mitteilungen dauert nun             ist ein häufiges Gesprächsthema; und dieses Mal ist die Biografie etwas
schon 27 Jahre, aber Inhalte und Form haben sich den Zei-           anders geschrieben – nämlich aus eigener Hand des Bewohners.
ten angepasst: mehr dazu in diesem Heft.
                                                                    Dieses Heft enthält neben weiteren Themen einen nicht geplanten Schwer-
Für jedes Unternehmen ist es wichtig, sich zu fragen, wohin         punkt: Leben und Sterben im Alterswohn- und Pflegeheim. Es ist wohl mit
die Reise gehen soll. Vor allem das Geschäftsleitungsteam           den beiden letzten, schwierigen Jahren erklärbar, dass Mitarbeitende und
hat 2014 ausgiebig diese Frage bearbeitet und ist zu Ant-           Freiwillige die Initiative ergriffen haben und aus dem heutigen Alterswohn-
worten gelangt. Unsere Vision und Strategie 2018 wird               und Pflegeheim berichten wollen; Sie finden deshalb den alten Menschen
Ihnen bekannt sein, weil wir viel Bewährtes und uns Wich-           in manchen Artikeln wieder.
tiges weiter pflegen und nicht über den Haufen werfen wol-
len. Lesen Sie mehr zum Inhalt und auch zum Prozess, wie            Mit dem Editorial zu dieser 100. Ausgabe verabschiede ich mich von Ihnen
wir zur Vision und Strategie 2018 gekommen sind.                    als Geschäftsleiterin der Stiftung – ich bleibe dem Rüttihubelbad aber noch
                                                                    erhalten als Leiterin des Alterswohn- und Pflegeheims. Einigen von Ihnen
Wiederum erwarten Sie bei der Lektüre unterschiedliche              dürfte es bekannt sein, dass ich seit nunmehr 1,5 Jahren beide Leitungs-
Themen. Einerseits kommt das Jahresthema 2014 «Was-                 funktionen innehabe, was auf die Dauer zu viel ist. Da das Alterswohn- und
ser» nochmals zum Tragen, indem über eine gelungene                 Pflegeheim zurzeit noch sehr auf mich angewiesen ist, habe ich mich für
Projektwoche berichtet wird. Anderseits taucht bereits das          die Heimleitung entschieden und trete damit «ins zweite Glied» zurück.
Thema 2015 «Tradition?» mit Gedanken aus dem Senso-                 Selbstverständlich werde ich meinen Nachfolger in der Geschäftsleitung
rium auf. Wie das jeweilige Jahresthema ausgewählt wird,            bestmöglich unterstützen.
erfahren Sie im «Genuss zum Schluss».
                                                                    Beatrice Breitenmoser, Geschäftsleiterin
«Tradition?» erscheint auch in der Biografie eines Bewoh-           beatrice.breitenmoser@ruettihubelbad.ch

Impressum           Herausgeberin:   Stiftung Rüttihubelbad 			 Spendenkonto:               Stiftung Rüttihubelbad
                                     CH-3512 Walkringen                                     PC Konto 30-3 8 824-6
                                     Tel.: +41 (0)31 700 81 81      Auflage:                5500 Exemplare
                                     Fax: +41 (0)31 700 81 90			 Erscheint 2 x jährlich
                                     E-Mail: info@ruettihubelbad.ch
                                     www.ruettihubelbad.ch          Druck:                  Rub Media AG, Wabern/Bern

2   Rüttihubelbad Mitteilungen
Vision und Strategie 2018

                                                           n Beatrice Breitenmoser

Wohin soll die Reise gehen? Jedes Unter-       sich abzeichnenden Herausforderungen fast           bad-Profil. Beispiel: Unter Einbezug
nehmen muss sich diese Frage in regelmäs-      erdrückten, aber wir fanden rechtzeitig die         junger Mitarbeitender prüfen wir die
sigen Abständen stellen, um nicht von den      Tür zur Frage: «Was ist uns im Rüttihubel-          Förderung neuer Medien für KundIn-
Realitäten überholt zu werden und damit        bad wichtig? Was ist unser Kern?» So wur-           nen und Mitarbeitende.
den eigenen Fortbestand zu gefährden.          de die Vision geboren, deren Formulierung       •   Infrastruktur: werterhaltend weiter
                                               uns schliesslich leicht fiel.                       entwickeln. Beispiel: Wir optimieren
Vision bis 2014                                                                                    die Pflegeinfrastruktur.
In den ersten Jahren seines Bestehens          Strategie konkretisiert Vision
kämpfte das Rüttihubelbad um das finan-        Eine Vision liest sich bekanntlich einfach,     Vernehmlassung und Entscheid
zielle Überleben – als Pioniereinrichtung      aber ob sie lebt, entscheidet die Praxis. Das   Der Entwurf unserer Vision und Unterneh-
mit einer grossen Vielfalt von Dienstleis-     Geschäftsleitungsteam entschied sich für        mensstrategie wurde in jedem Bereich –
tungen und Menschen unter einem Dach.          eine Unternehmensstrategie entlang von          meist in deren Leitungsteams – vorgestellt
Nachdem eine gewisse Kontinuität erreicht      sieben Achsen, wovon jede mit mehreren          und diskutiert. Die Kadermitarbeitenden
war, kam die Frage der Vision Ende 2008        Zielen hinterlegt ist:                          wurden explizit gefragt, ob sie diesen Rah-
auf den Tisch. Das Geschäftsleitungsteam                                                       men für die Weiterentwicklung des Rüt-
unternahm verschiedene Abklärungen und         •   Angebot: vielfältig und bedarfsge-          tihubelbad mit all den dazugehörenden
formulierte eine Vision für die Periode 2011       recht. Beispiel: Wir behalten grund-        Weichenstellungen für gut befinden und
bis 2014. Jedes Jahr wurden dann visions-          sätzlich unsere Vielfalt und unser An-      akzeptieren können. Diese Gespräche in
bezogene Ziele gesetzt und ausgewertet.            gebot aufrecht (diese Strategie tönt        den Teams waren konstruktiv-kritisch und
Nach diesen ersten Erfahrungen erfolgte die        sehr einfach, aber ich versichere Ihnen:    sehr erfreulich. Das Geschäftsleitungsteam
Erarbeitung der Vision 2018 nun systemati-         Wir führten auch hier intensive Diskus-     bereinigte danach das Papier und der Stif-
scher und breiter abgestützt.                      sionen).                                    tungsrat genehmigte im August unsere
                                               •   Mitarbeitende: gestaltend und arbeits-      Vision und Unternehmensstrategie 2015
Prozess Vision 2018                                marktfähig. Beispiel: Wir formulieren       bis 2018. Für jedes Jahr legt das Geschäfts-
Als erstes einigte sich das Geschäftslei-          konkret unsere Unternehmenskultur,          leitungsteam nun strategiebezogene Ziele
tungsteam auf folgende Vorgabe: «Unsere            v.a. in Bezug auf das Gleichgewicht         fest, deren Erfüllung ausgewertet wird.
Vision 2018 basiert auf dem Leitbild –             zwischen individueller Gestaltungsfrei-
insbesondere den darin enthaltenen Wer-            heit und Grenzen des Freiraums sowohl       Und welche Vision haben wir?
ten – und berücksichtigt Entwicklungen in          für Mitarbeitende wie für Vorgesetzte.      Im Rüttihubelbad fühlt sich eine Vielfalt von
unserem Umfeld.» Wir stellten diese Werte      •   Qualität: kommunizierbar. Beispiel: Wir     Menschen wohl; unser Angebot berück-
zusammen und staunten etwas, wie viele             formulieren konkret die Rüttihubelbad-      sichtigt den ganzen Menschen – Körper,
Werte in unserem Leitbild enthalten sind.          Qualität unserer bereichsspezifischen       Seele und Geist. Es besteht Freiraum für die
Im nächsten Schritt fragten wir uns, was im        Fachlichkeit.                               persönliche Entwicklung, die Gestaltung
Zeitraum 2015 bis 2018 in unserem Umfeld       •   Umwelt: ökologisch nachhaltig. Bei-         von Beziehungen und für das Erleben von
passieren könnte. Welche Bedürfnisse, wel-         spiel: Wir haben ein Konzept unserer        Musse.
cher Bedarf könnte auftauchen? Was könn-           ökologischen Nachhaltigkeitsleistun-
te sich rund um Mitarbeitende entwickeln?          gen erarbeitet und Vorgesetzte wie          Denn nur wer sich frei bewegen kann und
Welche Qualitätsaspekte könnten wichtig            Mitarbeitende tragen aktiv zur ökolo-       sich ernst genommen fühlt, ist auch bereit,
werden? Welche Einflüsse könnte es bei der         gischen Nachhaltigkeit bei.                 gemeinsam mit anderen auf Reisen zu ge-
ökologischen Umwelt geben? Wie könnte          •   Wirtschaftlichkeit: ausgewogen und          hen.
sich das Thema der Wirtschaftlichkeit dar-         unser Eigenkapital verstärkend. Bei-
stellen? Was passiert in den Bereichen In-         spiel: Wir streben ein ausgewogenes,
formation und Kommunikation? Welche in-            unser Eigenkapital verstärkende Ergeb-
frastrukturellen Bedingungen könnten uns           nis unter Sicherstellung von Lohnent-
beeinflussen? Wir formulierten zahlreiche          wicklung und Konkurrenzfähigkeit auf
Thesen, die uns auch ohne wissenschaftli-          dem jeweiligen Markt an.
che Belege plausibel schienen.                 •   Information und Kommunikation: ad-
Natürlich gab es Momente, in denen uns die         ressatengerecht und mit Rüttihubel-

                                                                                                                  Rüttihubelbad Mitteilungen   3
Projektwoche zum Thema Wasser
                       im Alterswohn- und Pflegeheim
                                                            n Graciela Wyss

                                              soziale Aspekte angesprochen werden.          will. Auch mit einer Maniküre oder einer
                                              Insbesondere kurz vor dem Start der Pro-      Handmassage konnte man sich verwöh-
                                              jektwoche liefen die Vorbereitungen auf       nen lassen, auf Wunsch von Bewohnerin-
                                              Hochtouren. Es musste einiges noch fertig     nen wurden Augenbrauen wieder in Form
                                              organisiert und etliches Material herbeige-   gebracht oder man genoss einfach das ge-
                                              schafft werden.                               mütliche Beisammensein bei einem Frucht-
                                              Um auf die besondere Woche hinzuwei-          saft. Der gut besuchte Morgen zeigte uns,
                                              sen, bauten wir bereits einige Tage zuvor     wie wichtig für viele Menschen eine solche
                                              beim Speisesaal einen Tisch mit Büchern,      Anwendung ist, sei es weil diese Zuwen-
                                              Bildern und Sprichwörtern zum Thema, ei-      dung bedeutet und auch nach innen wirkt
                                              nem speziellen Wasserhahn, einem Wett-        oder einfach, dass auch im Alter das Äus-
                                              bewerb und natürlich dem Wochenakti-          sere ein wichtiger Faktor des persönlichen
                                              vitätenplan, welcher ausnahmsweise auf        Wohlgefühls ist.
                                              hellblauem Papier gedruckt wurde, auf.        Für den Dienstagnachmittag konnten sich
In der Aktivierung des Alterswohn- und                                                      die Bewohnerinnen und Bewohner anmel-
Pflegeheims Rüttihubelbad ist es seit meh-    Mit dem «Wochenbeginn» am Sonntag             den, um im Sensorium an einer Führung
reren Jahren üblich, in einer Projektwoche    startete schliesslich die Projektwoche.       teilzunehmen. Obschon wir uns bereits
ein bestimmtes Thema zu vertiefen und         Auch die Teams der Küche und des Spei-        intensiv mit dem «Wasser» auseinander-
dazu verschiedene Aktivitäten anzubie-        sesaals passten das Angebot an. Während       gesetzt hatten, waren wir alle, Bewohne-
ten. Im Team wurden wir uns schnell über      allen sieben Tagen servierten sie ein Menü    rinnen, Bewohner und Mitarbeitende, sehr
das Thema einig, da sich das Jahresthema      und dazu ein Mineralwasser aus einem          überrascht, wie unglaublich viele Facetten
«Wasser» der Stiftung Rüttihubelbad für       Schweizer Kanton, während im Speisesaal       des Wassers uns bei der Führung aufge-
die Projektwoche im August ausgezeich-        die üblicherweise weissen Menükarten auf      zeigt wurden. Ich persönlich fand dies sehr
net eignete.                                  blauem Papier zu lesen waren.                 faszinierend und glaube dieselbe Faszina-
                                              Als weitere Heranführung ans Thema Was-       tion und das Interesse auch in den Gesich-
Ziel der Woche war es, alle Bewohnerin-       ser zeigten wir von der Aktivierung am Mon-   tern der anderen Teilnehmerinnen und Teil-
nen und Bewohner des Alterswohn- und          tag den Dokumentarfilm «Leben am Fluss»       nehmer wahrgenommen zu haben.
Pflegeheims zu erreichen. Uns war klar,       mit unglaublich eindrücklichen Bildern. Wie   Dadurch, dass es viele Märchen rund ums
dass es dazu mehr brauchte als die Aktivi-    es sich für einen Kinobesuch gehört, durfte   Wasser gibt, durfte unserer Ansicht nach
täten der Aktivierung.                        dabei natürlich auch das Popcorn nicht feh-   auch dieser Teil nicht fehlen. Eine freiwil-
Deshalb begannen wir bereits sehr früh,       len. Einige Bewohnerinnen und Bewohner        lige Mitarbeiterin und Märchenerzähle-
Gespräche mit den anderen Ressorts zu         liessen die Bilder auf sich wirken, andere    rin gab uns das geeignete Märchen «Die
führen. Der Termin wurde bekannt ge-          blieben nach dem Film sitzen und diskutier-   Geschichte der schönen Lau» mit einem
macht und wir baten um Mithilfe, damit        ten über die Eindrücke, welche der Film bei   sehr schön illustrierten Bilderbuch und der
das Ziel, dass alle Bewohnerinnen und Be-     ihnen hinterlassen hatte.                     Übersetzung ins Berndeutsche dazu. Das
wohner mit der Dynamik der Projektwoche       Da wir das Wasser an sich auch stark mit      Besondere an diesem Nachmittag war,
bzw. mit dem Thema Wasser in Berührung        dem eigenen Körper und dem «Sich-wohl-
kommen, erreicht und die Woche ein Er-        fühlen» in Verbindung bringen, führten wir
folg werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt       am Dienstagmorgen in der Aktivierung
bereits die Bereitschaft der anderen Res-     einen Schönheitsmorgen durch. Spannend
sorts zu spüren, motivierte uns sehr.         zu sehen war, wie die Bewohnerinnen in
Bei der späteren Feinplanung im Team          freudiger Erwartung vorbei kamen und
achteten wir darauf, dass es Angebote         sich darauf einliessen, obwohl keine De-
für die unterschiedlichsten Interessen gibt   tails bekannt waren. Man konnte schluss-
und dass die verschiedensten Ressourcen       endlich auswählen, ob man eine Avocado-
angesprochen werden. Um ganzheitliche         Gesichtsmaske in einem ruhigen Raum mit
Angebote zu machen, sollten die Bereiche      Entspannungsmusik geniessen oder das
Kopf, Herz und Hand, und auch psycho-         Angebot eines Handbades wahrnehmen            Beobachtung der Wasserbewegung

4   Rüttihubelbad Mitteilungen
ein Fest mit Musik und Tanz, zu welchem
                                                                                            uns die Küche ein feines Zvieri bereitete.
                                                                                            Also wurden Tanzschuhe angezogen und
                                                                                            getanzt, Musik gehört und gesungen.
                                                                                            Am Samstag in dieser Woche war seit län-
                                                                                            gerem ein evangelisch-reformierter Got-
                                                                                            tesdienst geplant. Herr Pfarrer Raich aus
                                                                                            Walkringen war auch schnell bereit, das
                                                                                            Thema im Gottesdienst aufzunehmen und
                                                                                            führte eine sehr stimmige Feier durch, wel-
                                                                                            che auch gleichzeitig den Abschluss der
Diskussion über den Wasserwirbel
                                                                                            Woche bildete.
dass wir die Bilder so auf die Leinwand       warmem Wasser, brauchte es Mut, um mit        Es gibt immer einige Bewohnerinnen und
projizieren konnten. Mit der Erzählerin-      den Händen das Versteckte zu fühlen. Mit      Bewohner, die nicht an Aktivitäten und
nenstimme, den Bildern und den unterma-       einer grossen Kelle konnten unsere Gäste      Veranstaltungen teilnehmen. Umso schö-
lenden Klängen konnten die Anwesenden         in einem Kessel einen Wirbel machen. Gab      ner war es deshalb, dass alle Teams des
über verschiedene Sinne den Zugang zu         man verschiedenfarbige Ping-Pong-Bälle        Alterswohn- und Pflegeheims die Projekt-
der Geschichte finden. Auch diese Veran-      hinein, konnte man die Wasserströmung         woche aktiv mit eigenen Angeboten un-
staltung war sehr gut besucht, besonders      erahnen, auch dies wurde von einigen          terstützten. Auch der Rüttihubel Zweig der
freute uns, dass auch einige Begleitete der   mehrere Male ausprobiert und längere Zeit     Anthroposophischen Gesellschaft nahm
Sozialtherapeutischen Gemeinschaft daran      beobachtet.                                   das Thema Wasser auf und im Speisesaal
teilnahmen.                                   Auf dem Sitzplatz war Wasserballonwer-        wurde jeden Mittag, anstelle des Tisch-
Noch am selben Tag begannen wir im            fen angesagt. Die Herausforderung war es,     spruchs, ein passendes Gedicht vorgetra-
Team mit dem Aufbau für das Donners-          stark genug zu werfen, damit der Ballon       gen. Die Pflegeteams boten Fussbäder in
tagsprogramm. Uns war sehr daran ge-          auch wirklich auf dem Holzbrett zerplatz-     einem Planschbecken an, was zu einem
legen, dass für alle etwas dabei war. Wir     te. Dies stellte sich als packende Aufgabe    fröhlichen Füssebaden wurde, oder sie
hatten einen Erlebnisparcours zum Thema       heraus, die meisten wollten dann auch         gestalteten einen Erinnerungsnachmittag
Wasser vorgesehen, bei welchem man die        gleich mehrere Ballone werfen, und alle       dazu. Nicht zu vergessen natürlich auch
verschiedensten Sinneserfahrungen ma-         rundherum fieberten mit.                      all die freiwilligen Mitarbeitenden, welche
chen konnte. Dazu veränderten wir die         Dank des schönen Wetters setzten sich Ei-     das Team der Aktivierung bei allen Ver-
Räume mit Tüchern, damit schon beim           nige nach dem Parcours auf den Sitzplatz      anstaltungen unterstützten und so vieles
Eintreten das Bewusstsein geweckt wur-        und liessen in einer gemütlichen Runde        überhaupt ermöglichten.
de. Wir legten ein Quiz auf, bei welchem      den Nachmittag dort ausklingen, während
es schöne Preise zu gewinnen gab und          wir zur Freude aller immer wieder verschie-   Es war sehr schön zu sehen und zu hören,
an die Wände hängten wir verschiedene         den grosse Seifenblasen entstehen liessen.    wie die Bewohnerinnen und Bewohner
Weisheiten und Sprüche zum Thema auf.         Schön zu sehen, wie Seifenblasen Men-         solche Momente geniessen und sich auf
Eine Schätzfrage zu Wassermengen wurde        schen jeden Alters erfreuen.                  die vielen Angebote einlassen konnten. Ihr
als besonders schwierig erachtet. Lange       Am Freitagmorgen führte eine Mitarbeite-      Lachen, die erstaunten oder interessierten
ausharren konnten viele Besucherinnen         rin der Gärtnerei eine Besichtigung der Be-   Gesichter freuten uns sehr. Trotzdem sind
und Besucher bei einem Tisch mit verschie-    wässerung in der Gärtnerei durch. Obwohl      einige froh, dass in der Aktivierung der
densten Kalenderbildern von Gewässern.        dieses Angebot vor allem für Fussgänger       Alltag mit der Tagestätte und den ande-
Diese wurden entweder in Ruhe genossen        gedacht war, nahmen zehn Personen teil.       ren regelmässig stattfindenden Gruppen
und genauestens studiert, oder sie dienten    Sie schätzten es, auch einmal «hinter die     wieder eingekehrt ist; dieser Alltag bedeu-
als Grundlage für einen Austausch über        Kulissen» der schönen Gartenanlage zu         tet für viele Sicherheit. Andere wiederum
das Abgebildete oder über Erinnerungen.       sehen.                                        sprechen uns bei spontanen Begegnungen
Im Ruheraum konnte man ungestört Was-         Da unserer Ansicht nach zu einer solch        im Haus an und wünschen sich wieder eine
sermusik lauschen, bei zwei gedeckten         speziellen Woche auch ein Fest gehört,        Projektwoche.
Becken, je eines mit kaltem und eines mit     veranstalteten wir am Freitagnachmittag

                                                                                                              Rüttihubelbad Mitteilungen   5
Sensorium und die Tradition
                   des gesunden Menschenverstandes
                                                              n Frédéric Blanvillain

                                                Nachricht. Letztere widerspiegelt oft ein        Ihm wurde klar, dass wir, aufgrund gewis-
                                                Wertsystem, Überzeugungen, eine Welt-            ser Zwänge der Wohlstandsgesellschaft,
                                                anschauung oder einen Verhaltenskodex            die kognitive und intellektuelle Entwick-
                                                und ist in der Gemeinschaft verankert, die       lung zu Lasten der Entwicklung der Sinne
                                                sich mit dieser Tradition identifiziert. Wich-   vorantreiben. Daraufhin hat er sich an die
                                                tiger Bestandteil einer jeden Tradition ist      Entwicklung von Spielzeug gemacht, das
                                                zudem die Verbindlichkeit. Sie definiert die     die Sinne stimulieren soll. Mit der Zeit wur-
                                                Verhaltensweisen innerhalb der Gemein-           den aus seinen Objekten wahre Experi-
                                                schaft, der sie zugeschrieben wird. Ohne         mentierstationen. Er hat seine Entdeckun-
                                                diese Dimension müsste man von Traditio-         gen und Ideen dann an Konferenzen und
                                                nalismus sprechen. Zweitens verweist die         über Werke, in denen er zur Beobachtung
                                                Tradition auf die Idee, etwas über länge-        der Natur, des menschlichen Körpers und
                                                re Zeit zu erhalten. Eine Tradition erstarrt     unserer Interaktionen einlädt, mit ande-
                                                nicht, aber sie nimmt oft Bezug auf Ver-         ren geteilt. Die Kinder betreffend betonte
Die Stiftung Rüttihubelbad, in der das          gangenes, um weiterzuentwickeln, was             er, wie wichtig es ist, deren Neugierde zu
Sensorium untergebracht ist, wählt jedes        in der Tradition begründet liegt. Mit der        wecken. Somit führte er eine altbekannte
Jahr ein Thema zum Nachdenken. 2015             Tradition situieren wir den Inhalt bzw. die      Tradition fort, d.h. er studierte «die Wech-
ist dies das Thema «Tradition?». Um den         kulturelle Botschaft in einem Kontinuum.         selbeziehungen zwischen den Lebewesen
Denkprozess anzuregen, befasst sich der         Würden wir in der Vergangenheit verhar-          und ihrem sittlichen, gesellschaftlichen
vorliegende, leicht provokante Artikel mit      ren, müssten wir von Geschichte sprechen.        und wirtschaftlichen Umfeld».
der Frage «In welcher Tradition sieht sich      Drittens verweist «Tradition» auf die Über-
das Sensorium?».                                tragungsart der Botschaft. Die lateinische
                                                Wortherkunft «traditio» bringt den Akt
Eine Definition von Tradition                   der Überlieferung zum Ausdruck. Klassi-
«Tradition» ist ein besonderes Wort unse-       scherweise denken wir an Traditionen, die
rer Sprache. Es wird so verwendet, als hät-     von Generation zu Generation mündlich
te jeder implizit dieselbe Definition davon.    überliefert werden. Wir können dieses
Dies ist natürlich reine Illusion. Fragen wir   Konzept jedoch ausweiten auf die schriftli-
unser Umfeld, was «Tradition» bedeutet,         che Überlieferung oder auf eine Überliefe-
so sind wir überrascht, wie unterschied-        rung, die zwischen dem Schriftlichen und
lich die Antworten ausfallen. Um jegliches      dem Mündlichen angesiedelt ist.
Missverständnis auszuräumen, beginnen
wir mit einer gängigen Definition, die sich     Das Sensorium und die Tradition                  Die Neugierde ist der Antrieb zur Entwicklung
hauptsächlich auf die Etymologie abstützt,      Können wir das Sensorium anhand die-
denn es dürfte dies die Disziplin sein, die     ser Definition einer Tradition zuordnen, in      Diese Tradition hat seine Überlegungen
sich am längsten mit dieser Frage befasst       der wir uns wiedererkennen? Ungeachtet           genährt und er hat sie in der Folge be-
hat. Wir werden Schritt für Schritt vorge-      der abschliessenden Antwort auf diese            reichert. Hugo Kükelhaus kann diese Ent-
hen, um so den Zusammenhang zwischen            keineswegs einfach zu beantwortenden             wicklung zwar nicht mehr mitverfolgen,
Sensorium und Tradition deutlich werden         Frage, können wir bereits festhalten, dass       aber er hinterlässt uns genügend Schrift-
zu lassen.                                      wir sämtliche vorgenannten Attribute be-         liches, damit wir uns davon inspirieren
«Tradition» umfasst die drei Konzepte: In-      sitzen. Das Sensorium ist eine lebendige         lassen und unsererseits die Idee einer har-
halt, Zeitabhängigkeit und Überlieferungs-      Dauerausstellung, die dazu einlädt, Na-          monischen Entwicklung unserer jüngsten
art. Im Folgenden beleuchten wir jeden          turphänomene an interaktiven Stationen           Mitbürger verwirklichen können.
dieser Aspekte, angefangen beim Inhalt.         sinnlich zu erfahren, die aus Überlegungen       So tragen die im Sensorium vorhandenen
Dieser kann verschiedene Formen an-             hervorgegangen und der modernen west-            Objekte dazu bei, ein Wertesystem zu ver-
nehmen, materielle und immaterielle (ein        lichen Kultur zugehörig sind. Hugo Kükel-        mitteln. Diese Tradition – die Objekte, die
Objekt oder eine Art zu tanzen). Ungeach-       haus, der Ideengeber, hat die Entwicklung        vermittelten Werte und die Übertragungs-
tet der Form überliefert er eine kulturelle     der Kinder in unserer Umwelt untersucht.         art – ist wahrlich eine treibende Kraft: Sie

6   Rüttihubelbad Mitteilungen
regt jeden dazu an, seine Umwelt bewuss-          Das Sensorium ist eine lebendige Ausstel-       man erst gestochen werden, um sein Ver-
ter wahrzunehmen, nicht nur im Senso-             lung, die aus ganzheitlicher, dynamischer       halten danach angemessen anzupassen.
rium, sondern auch im Alltag.                     Perspektive die Frage aufwirft, welches         Doch kommen wir nun auf das komische
                                                  Verhältnis wir zur Welt haben. Wir benö-        Phänomen zu sprechen, dass Bienen beim
Tradition oder Moderne?                           tigen all unsere Fähigkeiten, körperlich als    Stechen nebst Stachel auch ihr Leben las-
Dem allgemeinen Begriffsverständnis nach          auch intellektuell, um in unserer Gesell-       sen. Wenn eine Biene zusticht, reisst der
tendieren wir oft dazu, «Tradition» und           schaft vernünftig handeln zu können. Wir        Stachel ab und dabei wird auch ein Teil
«Moderne» einander gegenüberzustellen,            sind nicht der Ansicht, dass die Schule ein-    des Nervensystems der Biene herausge-
was natürlich auf ein Missverständnis zu-         zig im Dienst der Industrie stehen und die      rissen. Auch die Giftblase bleibt in unserer
rückgeht. Denn in der Tradition liegen die        geistige Entwicklung frühzeitig, zügellos       Haut. Dieses schlimme Schicksal hat die
Sprossen der Moderne, die erst auf dem            und kompetitiv vorantreiben sollte. Über-       Natur für die fleissigen Bienen vorgese-
soliden Fundament dieser Tradition kei-           dies scheint diese Entwicklung bereits an       hen, damit das Gift weiterhin abgegeben
men können. «Traditionalismus» hingegen           ihre Grenzen zu stossen. Nehmen wir bei-        und so ein grössenmässig bedrohlicher
widerspiegelt eine Haltung, die tendenziell       spielsweise den Artikel, der am 20.07.2014      Honigdieb (z.B. einen Bären) abgewehrt
darauf bedacht ist, einen bestimmten Mo-          in der NZZ erschienen ist. Er handelt von       werden kann. Die Biene, auf die hier nicht
ment der Vergangenheit festzuhalten.              den Kindern in China, Japan und Korea. Sie      zufällig verwiesen wird, steht im Zentrum
                                                  verbringen sehr viel Zeit vor diversen Bild-    unserer nächsten temporären Ausstellung.
                                                  schirmen (Computer, Tablet, Smartphone          Die Bienenzucht ist eine Tradition, die sich
                                                  oder TV). Die Folgen sind beängstigend:         nun Gehör verschafft und die Alarmglocke
                                                  40% von ihnen sind kurzsichtig. Der The-        läutet. Die Biene, so wertvoll für die Be-
                                                  rapieansatz mag in den Augen der Eltern         stäubung, leidet stark unter der Moderne.
                                                  überraschend scheinen, doch für Hugo            Um immer mehr und schneller produzieren
                                                  Kükelhaus wäre klar gewesen: Jeder junge        zu können, muss die Landwirtschaft auch
                                                  Patient muss eine Stunde an der frischen        auf andere Methoden als die traditionellen
                                                  Luft trainieren, damit sein visuelles System    zurückgreifen – mit verheerenden Folgen.
                                                  sich wieder daran gewöhnt, Objekte auch         Das ist heute allen bekannt. Bei unserer
                                                  von einer grösseren Distanz als einem Me-       temporären Ausstellung 2015 legen wir
                                                  ter (der Distanz, aus der sie in der Regel      daher den Schwerpunkt auf die Biene als
                                                  einen Bildschirm betrachten) zu erkennen.       soziales Lebewesen, das mit seinesglei-
                                                  Im Sensorium fördern wir einen fundamen-        chen und der Umwelt über die Sinne kom-
                                                  talen Entwicklungsaspekt. Jeder muss sich       muniziert, die unseren zwar ähnlich, aber
                                                  mit einer Wirklichkeit auseinandersetzen,       doch nicht gleich sind. Hierfür verfolgen
                                                  die er fassen kann. Wir differenzieren so       wir – wie traditionellerweise im Sensori-
                                                  eine Praktik, bei der das Kind so schnell       um – einen praktischen Ansatz, bei dem
                                                  wie möglich gefördert wird, von einer Tra-      auch der Tastsinn zum Einsatz kommt, in
                                                  dition, die wir im Sensorium leben und die      der Hoffnung, Ihr Interesse für dieses fas-
                                                  den Akzent auf das Erwachen, das Erfor-         zinierende Insekt zu gewinnen. Übrigens:
                                                  schen und die Erholung all jener setzt, die     Wissen Sie, wie viele Berufe eine Biene im
                                                  bei uns Zeit verbringen – ungeachtet ihres      Laufe ihres kurzen Lebens ausübt?
                                                  Alters. Wir möchten eine Tradition des          Wie sie erkennen, sieht sich das Sensorium
                                                  gesunden Menschenverstandes pflegen –           in einer Tradition und möchte diese berei-
                                                  der uns in unserem schönen Bernbiet aber        chern – eine Tradition, die einer Lebens-
                                                  grundsätzlich gut verankert scheint.            weise im Einklang mit der Natur und dem
                                                                                                  menschlichen Körper den Vorzug gibt und
                                                  Eine lebendige Tradition                        eine harmonische Verbindung der kindli-
                                                  Reicht es, zu wissen, dass eine Biene sticht,   chen Entwicklung, seiner Fähigkeiten und
Die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit ist   um sich einem Bienenstock mit dem nöti-         seiner Umwelt für möglich hält.
manchmal eine Überforderung.                      gen Respekt zu nähern? Nein. Oft muss

                                                                                                                     Rüttihubelbad Mitteilungen   7
Pedro und
                    die anderen Tiere im Rüttihubelbad
                                                     n Sheila Mundt und Christine Müller

Mein Name ist Pedro und ich bin ein 5         Meine Freunde                                  bin ich ganz wachsam. Vielleicht erwische
-jähriger Mischlingsrüde. Ich begleite mein   Meistens werden wir von Sina oder von          ich ja irgendwo eine Katze. Leider bin ich
Frauchen von Dienstag bis Freitag zur         Pino mit deren Frauchen begleitet.             anfangs immer angeleint, also könnte ich
Arbeit ins Finanz- und Rechnungswesen                                                        sie sowieso nicht jagen. Ich probiere es
(FRW) der Stiftung Rüttihubelbad.                                                            aber trotzdem jedes Mal wieder. Die Hoff-
                                                                                             nung stirbt zuletzt.

                                                                                             Die Katzen Bianca und Felix gehören beide
                                                                                             zum Alterswohn- und Pflegeheim. Dann
                                                                                             gibt es noch Milou und weitere Katzen,
                                                                                             die zu den Wohnheimen der Sozialthe-
                                                                                             rapeutischen Gemeinschaft gehören. Am
                                                                                             häufigsten provoziert mich Felix. Ihn wür-
                                                                                             de ich am liebsten schnappen. Er nutzt es
                                              Sina                                           immer schamlos aus, wenn ich an der Lei-
                                              Sina und Pino sind meine zwei besten           ne bin. Aber auch Bianca und Milou sind
Pedro
                                              Freunde im Rüttihubelbad und ihre Frau-        sehr frech.
Wenn wir morgens ankommen, frühstü-           chen arbeiten ebenfalls hier. Pino kommt
cke ich zuerst einmal ausgiebig und ma-       machmal sogar zu uns ins FRW, wenn
che mich danach an die Arbeit. Mein Job       sie uns zum Spaziergang abholen. Dann
ist natürlich das Bewachen des FRW, die       machen wir zusammen das Büro unsi-
anspruchsvollste Aufgabe in unserem           cher, rennen wie wild herum und spielen
Büro. Für Aussenstehende sieht es viel-       zusammen. Denn wenn ich mit den Men-
leicht manchmal so aus, als würde ich auf     schen alleine im Büro bin, ist es meistens
meiner Decke schlafen. Dem ist aber nicht     ein wenig langweilig. Aber ich muss ja so-
so. Bei der Verantwortung, die ich habe,      wieso arbeiten. Sind wir dann zusammen
kann ich mir das nicht leisten. Ich höre      unterwegs, toben wir uns richtig aus, ren-
immer mit einem Ohr zu und beobachte          nen über die Felder, fressen alles Mögliche,
mit einem Auge. Sobald ich eine mögliche      was wir finden, wälzen uns im Dreck und
Bedrohung wahrnehme, auch wenn es             gehen baden. Das tut uns immer richtig
nur ein kleines Kätzchen ist, reagiere ich    gut. Ich geniesse es, dass ich hier meine
mit lautem Gebell, solange bis alle Feinde    Freunde habe und regelmässig mit ihnen
verschwunden sind. Manchmal muss ich          Zeit verbringen kann. So wird es nie lang-
aber auch bellen, wenn mir etwas nicht        weilig.                                        Felix
passt. Zum Beispiel wenn jemand meinem
Frauchen zu nahe kommt, bin ich sehr ei-                                                     Bianca war sogar einige Male bei uns im
fersüchtig. Und wenn das FRW-Team in                                                         Büro, wie ich am nächsten Tag gerochen
die Pause geht, bin ich sogar ganz alleine                                                   habe. Auch meine Decke hat sie offenbar
für die Sicherheit zuständig. Aber jemand                                                    benutzt. Ich selbst hatte frei, sonst hätte
muss es ja machen, auch wenn ich am                                                          ich das natürlich nicht zugelassen.
liebsten mitgehen würde.
                                                                                             Meine Bekannten
Ich freue mich immer besonders auf die                                                       Häufig spazieren wir zuerst bei den Meer-
Mittagspause, da unternehme ich mit mei-                                                     schweinchen vorbei, die ich sehr interes-
nem Frauchen einen langen Spaziergang                                                        sant finde. Ich sehe ihnen gerne beim Her-
                                              Pedro und Pino
rund ums Rüttihubelbad und wir treffen                                                       umrennen in ihrem Gehege zu. Ich glaube,
dabei viele andere Tiere an. Davon möchte     Meine Feinde                                   manchmal haben sie ein bisschen Angst.
ich euch nun erzählen…                        Sobald wir zum Spaziergang aufbrechen,         Sie sind ja auch winzig im Vergleich zu mir.

8   Rüttihubelbad Mitteilungen
der irgendwo eine der Katzen Bianca oder
                                                                                          Felix herumspaziert. Deshalb muss ich dort
                                                                                          wieder an der Leine gehen.

                                                                                          Draussen vor der Cafeteria und dem Res-
                                                                                          taurant gibt es noch sehr viele kleine Spat-
                                                                                          zen. Natürlich kommen sie in der Hoff-
                                                                                          nung, von den Leuten etwas zu fressen zu
                                                                                          ergattern. Da sie so aufdringlich wurden,
                                                                                          überall ihr Geschäft verrichten und ihre
                                                                                          Nester bauen, dürfen sie aber nicht mehr
Pedro bei den Meerschweinchen
                                                                                          gefüttert werden.

Oft ist dort auch Rambo zu sehen, welcher
die Meerschweinchen beobachtet und wie
wild um das Gehege rennt. Rambo ist ein
kleiner, vorwitziger Hund aus der Nachbar-
schaft. Jeden Tag, manchmal auch mehr-
mals täglich, kommt er zu uns ins Rüttihu-
belbad und besucht die Meerschweinchen.

                                              Bienenwagen

                                              Dann machen wir noch einen ausgiebigen      Im Alterswohn- und Pflegeheim gibt es
                                              Spaziergang übers Moos und treten danach    noch ein Aquarium mit Fischen. Diese
                                              den Heimweg an. Zum Schluss kommen wir      habe ich jedoch noch nie gesehen.
                                              bei den beiden Ponys vorbei, welche ihren
Rambo bei den Meerschweinchen                 Stall beim unteren Parkplatz haben.         Wenn wir dann nach unserem Spazier-
                                              Sind wir wieder näher am Hauptgebäude,      gang wieder im Büro zurück sind, bin ich
Wenn wir weiter Richtung Allee gehen,         bin ich immer ganz aufmerksam, ob wie-      meistens so kaputt, dass ich am Nachmit-
kommen wir an den Schildkröten und Ka-                                                    tag nur noch rumliege und mich ausruhe.
ninchen vorbei.                                                                           Schlafen kann ich aber, wie ihr wisst, nicht,
Besonders die Kaninchen finde ich sehr in-                                                ich bin stets wachsam und habe alles unter
teressant, aber auch Sie haben Angst vor                                                  Kontrolle.
mir. Am liebsten würde ich eine Weile dort
bleiben, ihnen zuschauen und sie in ihrem                                                 Sobald mein Frauchen nach einem langen
Gehege herumjagen. Aber leider müssen                                                     Arbeitstag ihren PC herunterfährt, ist der
wir immer gleich weiter gehen.                                                            Signalton mein Zeichen aufzustehen und
Etwas weiter in der Allee benutze ich meis-                                               mich bereit für die Heimfahrt zu machen.
tens die Kneipp-Anlage zum Baden. Dort,                                                   Ich bin froh, ist endlich Feierabend! Zu-
in der Nähe der Gärtnerei, gibt es auch                                                   hause erhole ich mich dann für den nächs-
noch ein Bienenhaus. Der Honig wird im                                                    ten Arbeitstag.
Rüttihubelbad verkauft.                       Die Ponys

                                                                                                             Rüttihubelbad Mitteilungen   9
100 Ausgaben Rüttihubelbad Mitteilungen
                 – ein Rückblick
                                                          n Christian Bärtschi

                                              Jahr geschah aus Kosten- und aus Kapa-      Zentraler Nutzen bleibt bestehen
                                              zitätsgründen.                              Eins blieb und bleibt in all den Jahren bis
                                              Die früheren Ausgaben im kleinen For-       zur aktuellen Ausgabe unverändert: In
                                              mat enthielten nebst Fotos häufig auch      den Rüttihubelbad Mitteilungen erfahren
                                              attraktive Zeichnungen. In den heutigen     GönnerInnen, AnwohnerInnen, Bewoh-
                                              Mitteilungen finden sich im Vergleich zu    nerInnen und (ehemalige) Mitarbeitende,
                                              früher eher mehr Fotos, darunter auch       was im Rüttihubelbad gerade läuft oder
                                              grossformatige. Heute werden die Mittei-    in Planung ist. Und nicht selten führen
                                              lungen intern gestaltet, während bis im     die redaktionellen Beiträge hinein in
                                              Sommer 2009 das Grafiker-Ehepaar Uh-        eine Institution, die viele, auch sehr un-
                                              lig für Satz und Gestaltung sorgte. 1997    terschiedliche Menschen, in irgendeiner
                                              wurde das 1993 ursprünglich von Bernd       Form zusammenbringt und verbindet. So
                                              Uhlig kreierte Logo Rüttihubelbad durch     zeichnen Interviews und Eigenberichte
                                              den Grafiker Reto Mettler leicht modifi-    von BewohnerInnen und Mitarbeitenden
Sie, liebe LeserInnen, blättern gerade in     ziert. 2011 wurde das Logo vom selben       häufig ein überraschendes und eindrück-
der 100. Ausgabe der Rüttihubelbad-           Grafiker noch mal leicht überarbeitet.      liches Bild der Stiftung Rüttihubelbad.
Mitteilungen. Als Lesepublikum sind Sie                                                   Und führen damit vor Augen, dass hier
somit gewissermassen Teil einer Tradition     Weitere Veränderungen über die              unter einem Dach eine Vielzahl von spe-
geworden; vielleicht ohne es bewusst          Jahre                                       zialisierten Bereichen gleichzeitig Neues
wahrzunehmen. Aktuell erscheinen die          Die Mitteilungen haben sich nicht nur       schafft und Altes bewahrt – und damit
Mitteilungen zweimal pro Jahr, jeweils        hinsichtlich Format und Periodizität ver-   eine gemeinsame Traditionsgeschichte in
zu Johanni, der Sommersonnenwende,            ändert, sondern auch inhaltlich. Die In-    die Zukunft überführt. Bleibt nur noch
und an Weihnachten. Doch wie begann           halte widerspiegeln immer auch den Ent-     eins zu sagen: Wir – und hoffentlich auch
die Geschichte der Mitteilungen – und         wicklungsstand des Rüttihubelbad selbst:    Sie – freuen uns auf die nächsten 100
welche Veränderungen durchlief die Pu-        Bereits zum Zeitpunkt, als der heutige      Ausgaben der Rüttihubelbad Mitteilun-
blikation?                                    Gebäudekomplex entstand, wurden die         gen!
                                              ersten Mitteilungen an GönnerInnen und
Grösseres Format, dafür weniger               Sympathisanten verschickt, um diese
Ausgaben                                      über den Stand der Arbeiten zu orien-
Wer die Mitteilungen schon länger liest,      tieren und um zu zeigen, was aus dem
wird sich noch an das kleinere Format         gespendeten Geld oder der geleisteten
erinnern, welches früher die Mitteilungen     Arbeit entstanden war. So verwundert
des Rüttihubelbad auszeichnete. Heute         es denn auch nicht, dass in den ersten
bzw. seit 2007 erscheinen die Neuig-          Ausgaben vor allem über neu errichtete
keiten im Format A4, vorher waren die         Gebäude oder kürzlich erworbene Ge-
Hefte im Format A5 gestaltet. Doch auch       räte berichtet wurde. Ebenso logisch ist
sonst, so zeigt der Blick ins Archiv, hat     es, dass diese Art der Information in den
sich einiges verändert: Zum einen er-         aktuellen Mitteilungen weniger präsent
schienen die Mitteilungen bis im Sommer       ist. Wer die früheren Jahrgänge der Rüt-
2010 nicht nur zur Sommersonnenwende          tihubelbad Mitteilungen durchblättert,
und zu Weihnachten, sondern zusätzlich        nimmt übrigens nicht nur die entstehen-
auch noch an Ostern und zu Michaeli,          den Gebäude des Zentrums, sondern
um den 29. September. Zwischen 2007           auch die jeweilige Anzahl Mitarbeitende
bis Sommer 2010 wurden nach wie vor           wahr. Ein Beispiel dazu: Im Herbst 1993
vier Ausgaben pro Jahr veröffentlicht,        arbeiteten im gesamten Rüttihubelbad
allerdings in Form eines grossformatigen      «nur» rund 40 Angestellte. Heute sorgen
Heftes und dreier kleiner Flyer. Die heuti-   circa 240 Mitarbeitende für das Wohl von
ge Konzentration auf zwei Ausgaben pro        BewohnerInnen und Gästen.

10   Rüttihubelbad Mitteilungen
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!
Ihre Spende hilft dem Rüttihubelbad, auch in Zukunft ein Ort für vielfältige Begegnungen zu sein. Unterstützen
können Sie uns mit einer allgemeinen Spende, einer zweckgebundenen Spende oder auch mit einer Spende an den
Frieda Jaus-Fonds.

Dank Ihren Spenden konnten wir unser Eigenkapital 2013 um 47‘090 Franken erhöhen. Dies hilft uns, auch finan-
ziell schwierigere Zeiten gut zu überstehen. Mit zweckgebundenen Spenden werden hingegen spezielle Projekte
realisiert. 2013 wurde zum Beispiel eine Bassflöte für die Sozialtherapeutische Gemeinschaft angeschafft. Auch die
Miete für das externe Studio zum Probewohnen im Walkringen wurde davon bezahlt. Der Stand der zweckgebun-
denen Spenden für die Sozialtherapeutische Gemeinschaft hat sich 2013 um 9‘463 Franken auf 30‘558 Franken
erhöht. 2013 konnten wir zudem 6‘126 Franken Todesfallspenden an den Frieda Jaus-Fonds überwiesen. Dieser
Verein bietet Hilfe für BewohnerInnen des Rüttihubelbad in finanziellen Notlagen.

Wir danken Ihnen für Ihre Spende!

Stiftung Rüttihubelbad: PC 30-38824-6

Gerne steht Ihnen die Geschäftsleiterin Beatrice Breitenmoser für Fragen zur Verfügung
(031 700 82 92, beatrice.breitenmoser@ruettihubelbad.ch)
       GEGENWART

                    Gegenwart
                                                                                                                                   ..........................................................................................................

                                                                                                                                                                                                                                                ..........................................................................................................

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             ..........................................................................................................
                                                                                              Probeheft Nr. ....... (kostenlos)

                    Zeitschrift für Kultur,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Einsenden an: Gerold Aregger, Burgunderstr. 132, 3018 Bern

                    Politik, Wirtschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Fax 031 991 48 23, eMail info@zeitschrift-gegenwart.ch

                    Vier Themenhefte pro Jahr, z.B. über
                     Europa - EU - Schweiz (3-12)
                     Familie und Beziehungen (4-12)
                     Läuterung - Tod (1-13)
                     Mann - Frau - Geschlecht (2-13)
                     Die Welt, in die wir gehen (3-13)
                     Gewissensstimme (4-13)
                     Die grosse digitale Verstrickung (1-14)
                                                                                              Jahresabo Fr. 70.- (4 Nrn.)

                     Lebenskräfte - Übungen (2-14)
                     Rätsel des Bösen (3-14)
                                                                    Talon Ich bestelle ein

                      (Steffen Hartmann:
                                                                                             Name und Adresse

                      Die Michael-Prophetie Rudolf Steiners und
                      die Jahre 2012 bis 2033)
                     Hören (4-14)
                    Die unabhängige Zeitschrift
                    für anthroposophisch Engagierte
                    und sozial Bewegte

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Rüttihubelbad Mitteilungen                             11
Freiwillige Mitarbeitende im Alterswohn- und
            Pflegeheim – zwei Eigenberichte
                                                            n Christian Bärtschi

Würden alle Menschen in der Schweiz,           Franziska Mätzener:                           tieren. Bücher, die in der Bibliothek ge-
die unentgeltlich in sozialen Institutionen                                                  braucht werden können, reihen wir dort
arbeiten, freiwillig Kinder betreuen oder      Freiwillige – ja und?                         ein. Die andern kommen in den vorderen
Ämter in Vereinen übernehmen, auf einen        Aus freiem Willen sich für eine Sache oder    Raum, in das Antiquariat. Diese Bücher
Schlag von ihrer freiwilligen Tätigkeit Ab-    für jemanden einsetzen, das bringt Subs-      können günstig erworben werden und der
stand nehmen, würde die Schweiz wohl           tanz.                                         Ertrag kommt in den Frieda Jaus-Fonds. Er
buchstäblich stillstehen. Im Jahr 2010 üb-     Nun bin ich bald acht Jahre pensioniert.      kommt also BewohnerInnen in finanziellen
ten gemäss Bundesamt für Statistik rund        Seither werde ich im Alterswohn- und          Notlagen zugute.
33 Prozent der Wohnbevölkerung ab 15           Pflegeheim immer wieder angefragt, je-        Seit Jahresbeginn gibt es die Tagesstätte,
Jahren mindestens eine institutionalisierte    mandem vorzulesen oder eine Bewohnerin        in die die BewohnerInnen am Morgen und
oder informelle Freiwilligenarbeit aus. Die-   regelmässig zu begleiten, wegen Unruhe        Nachmittag hingehen dürfen und mit den
se Arbeit ist wichtig – und sie sorgt nicht    und Bewegungsdrang. Auch für das Be-          Aktivierungstherapeutinnen singen, ba-
selten für den kleinen, aber feinen Unter-     gleiten von Menschen zum Arzt oder für        cken, malen etc. Auch hier sind die Freiwil-
schied im Alltag von betreuten Personen.       Einkäufe sind wir Freiwilligen nützlich.      ligen nützlich.
                                               Im Altersheim haben wir das Rüttihu-          Wenn ich heute überlege: Während mei-
Auch im Rüttihubelbad engagieren sich          belbad-Chörli; alle Mitarbeitenden vom        nes aktiven Berufslebens habe ich mich
insgesamt 66 Frauen und Männer im              ganzen Rüttihubelbad können mitsingen,        eigentlich auch aus freiem Willen einge-
Rahmen einer freiwilligen Tätigkeit (Stand     wenn sie mögen. Wir üben für die nächs-       setzt, musste argumentieren, disputieren;
2013). Davon sind 39 Freiwillige im Alters-    ten Jahresfeste oder für kleine Konzerte im   jedoch die Begegnung mit dem Menschen
wohn- und Pflegeheim APH tätig; 30 Frau-       Rahmen des Altersheimes.                      blieb für mich das Kostbarste. Damals hat-
en und neun Männer. Zwei Frauen, welche        Im 4. Stock des Altersheimes ist die Bib-     te ich einen Lohn. Heute, als Freiwillige,
im APH BewohnerInnen betreuen, berich-         liothek offen für alle im Rüttihubelbad.      Ehrenamtliche, kommen andere Geschen-
ten stellvertretend über ihre Erfahrungen:     Immer wieder gibt es Nachlässe zu sor-        ke, Herzensüberraschungen, kostbare und
                                                                                             lustige Momente, ein Blick, ein Lachen. Es
                                                                                             entsteht eine Resonanz mitten im Leben,
                                                                                             im Hier und Jetzt, wie ein Rätsel der Evolu-
                                                                                             tion dieses Menschen.

                                                                                             «Die Begegnung verspricht mehr, als die
                                                                                             Umarmung halten kann. Sie scheint einer
                                                                                             höheren Ordnung der Dinge anzugehören,
                                                                                             jener, nach der die Sterne sich bewegen
                                                                                             und die Gedanken einander befruchten.»
                                                                                                              Hugo von Hofmannsthal

Franziska Mätzener

12   Rüttihubelbad Mitteilungen
um eine Beziehung zu betagten Men-
                                                                                                 schen zu pflegen?
                                                                                             •   Verfügen Sie über die dafür nötige
                                                                                                 freie Zeit und sind bereit, regelmässig
                                                                                                 und möglichst längerfristig mit älteren
                                                                                                 Menschen in Kontakt zu sein?
                                                                                             •   Sind Sie offen für Neues und können
                                                                                                 mit den Anliegen von älteren Men-
                                                                                                 schen verständnisvoll und einfühlsam
                                                                                                 umgehen?

                                                                                             Was wird Ihnen als Freiwillige/r Mit-
                                                                                             arbeiter/in geboten?

                                                                                             •   Wir klären Ihre Bedürfnisse und Mög-
                                                                                                 lichkeiten im Gespräch ab.
                                                                                             •   Wir begleiten Sie bei Ihrer Tätigkeit.
                                                                                                 (z.B. Einführung, Gespräche...)
                                                                                             •   Sie erhalten einen Mitarbeiterausweis:
                                                                                                 Vergünstigte Preise für Getränke, Ein-
                                                                                                 käufe im Lade-Kafi, für Mittagessen
Margrit Burch                                                                                    am Einsatztag.
                                                                                             •   Wir veranstalten zweimal jährlich ein
Margrit Burch:                                Der «schwarze Teppich» ist da und mahnt            Forum für den Austausch von Erfah-
                                              an den Tod.                                        rungen, Informationen und Anliegen.
Freiwilliges Tätig-Sein                       Frau B. wünschte sich ein letztes Mal eine
Mein Bild, das ich früher von «dementen       Schifffahrt und genoss diesen Ausflug          Wir erwarten:
Menschen» in mir trug, hat sich gründ-        sichtlich.
lich gewandelt. Ich sehe nun viel mehr,                                                      •   Sie respektieren die Selbstbestim-
wie sich im Verlauf der Zeit einiges ändert   So spielen verschiedene Gefühle im Zu-             mung der betagten Menschen.
und: Jeder Mensch erlebt und drückt ein       sammensein mit, oft können wir auch la-        •   Sie sind dem Heimbetrieb gegenüber
solches Geschehen auf seine eigene Art        chen. Ist es da verwunderlich, wenn ich            offen eingestellt und arbeiten mit dem
aus.                                          mir angesichts solcher Erfahrungen sage:           Betreuungsteam zusammen.
Vor allem staune ich, wie oft Überraschun-    Auch ein Leben mit Demenz ist lebens-          •   Bei Ihrer Mithilfe sind Sie zu einer ge-
gen eintreten. Es ist jeweils ein Geschenk    wert, wenn es Menschen gibt, die sich auf          wissen Regelmässigkeit bereit.
für beide Seiten, wenn in der Begegnung       Begegnungen einlassen …?                       •   Diskretion ist für Sie selbstverständlich.
etwas Wesentliches eines Menschen
durchschimmert oder deutlich wird.
                                              Verspüren auch Sie Interesse für               Wir freuen wir uns auf Ihre Kontaktauf-
Hier einige Beispiele:                        Freiwilligen-Mitarbeit im Alters-              nahme:
Frau A. wollte im Sommer spazieren ge-        wohn- und Pflegeheim Rüttihubel-
hen, obwohl dunkle Wolken Regen ver-          bad?                                           Stiftung Rüttihubelbad
hiessen; sie wollte weder Jacke noch                                                         Alterswohn- und Pflegeheim
Schirm mitnehmen. Als die ersten Tropfen      •   Haben Sie Freude an Kontakten und          Rüttihubel 29
fielen, wollte sie nicht gleich zurück. Sie       am Umgang mit älteren Menschen und         3512 Walkringen
wurde nass und freute sich wie ein Kind           auch Interesse an sozialen Fragen?         Tel. 031 / 700 81 80
daran, den Regen zu spüren.                   •   Möchten Sie einen Teil Ihrer freien Zeit   altersheim@ruettihubelbad.ch
Ein andermal ist die Stimmung gedrückt:           unentgeltlich zur Verfügung stellen,

                                                                                                               Rüttihubelbad Mitteilungen   13
Solaranlage auf dem Bienenwagen

                                                                              n Jürg Baumann

«Im Kleinen soll beginnen, was im                         gen beeinflusst oder sogar gestört? Der
Grossen will gelingen»                                    Imker sieht sich in der heutigen Zeit mit
(abgeändert nach Jeremias Gotthelf)                       solchen und vielen anderen bekannten Un-
                                                          sicherheiten konfrontiert, beeinflusst durch
Hinten in der Novalis-Allee, umringt von                  wissenschaftlich und politisch umstrittene
mächtigen, stolzen Bäumen, die nur gegen                  Fakten. «10 Imker – 11 Meinungen!» Diese
Süden hin Sonnenlicht zulassen, steht es:                 Aussage hört man oft unter den Imkern,
Das erste hauseigene Sonnenkraftwerk.                     manchmal etwas ironisch, aber immer wie-
Klein und unverrückbar. Jeden Tag arbeits-                der treffend. Und deshalb werde ich den
willig, 365 Tage im Jahr. Denn, sobald das                oben gestellten Fragen selber nachgehen,            Solaranlage
Tageslicht das sogenannte Solarpanel zum                  nicht, um die Meinungen anderer zu ver-
Erwachen bringt, verwandelt dieses pau-                   ändern, sondern um zu meiner eigenen                Zeit, dass wir uns in der Öffentlichkeit un-
senlos das Licht in Energie, die über einen               zu finden. Und wie sieht es nun mit der             übersehbar zeigen, welche Haltung wir zu
Laderegler schlussendlich im Akku der                     Solarenergie im Rüttihubelbad aus? Instal-          der Energiewende haben und wie wir diese
Anlage als Strom gespeichert wird. Diese                  lationsmöglichkeiten für eine energiestarke         unterstützen? «Im Kleinen soll beginnen,
Anlage dient uns Imkern als Innenbeleuch-                 Anlage wären vorhanden. Helfen wir mit,             was im Grossen will gelingen»…und somit
tung im Bienenwagen, was unsere Arbeit                    die Energiewende voran zu treiben, ohne             begebe ich mich augenblicklich wieder zu
wesentlich erleichtert. Nur, wie nimmt die                Wenn und Aber? Welche Kompromisse in                unserem kleinen Sonnenkraftwerk unter
Natur, in erster Linie die Bienen, diese                  Bezug zur Natur würden wir bei der Her-             den mächtigen, stolzen Bäumen und füh-
Energiewandlung in nächster Nähe auf?                     stellung, im Betrieb und bei der Entsorgung         re meine Beobachtungen weiter auf dem
Werden ihre feinen Sinneswahrnehmun-                      der Anlage in Kauf nehmen? Ist es nicht             Weg zur eigenen Meinung!

                  a u r o r a
                    d a s a n d e re B e s t a t t u n g s u n t e r n e h m e n
                  Beundenfeldstrasse 15, 3013 Bern
                    Te l . 0 3 1 3 3 2 4 4 4 4

                  a u r o r a              Seeland                                                           a u r o r a
                     d a s a n d e re B e s t a t t u n g s u n t e r n e h m e n
                  G e n e r a l - D u f o u r- S t r a s s e 6 1 , 2 5 0 2 B i e l - B i e n n e         d a s a n d e re
                     und                                                                                    Bestattungsunternehmen
                  Müntschemiergasse 4, 3232 Ins
                     Te l . 0 3 2 3 2 5 4 4 4 4

                  a u r o r a              Thun
                     d a s a n d e re B e s t a t t u n g s u n t e r n e h m e n
                  B e r n s t r a s s e 2 9 , 3 6 1 3 S t e ff i s b u r g
                     Te l . 0 3 3 2 2 3 4 4 4 4

                  J e d e r z e i t e r r e i c h b a r u n t e r P i k e t t - Te l . 0 8 4 4 0 1 2 3 4 5

                                  i n f o @ a u ro r a - b e s t a t t u n g e n . c h
                                              w w w. a u ro r a - b e s t a t t u n g e n . c h

14   Rüttihubelbad Mitteilungen
Tagung «Der Mensch und die Bienen» –
              Bienen verdichten Landschaft
                                                         n Konstanze Brefin Alt

Vom 25. bis 26. Oktober 2014 veranstal-
tete die Anthroposophische Gesellschaft
in der Schweiz im Rüttihubelbad, Walkrin-
gen, ihre erste öffentliche Herbsttagung.
Rund 150 Teilnehmende nahmen die Ge-
legenheit wahr, über den Zusammenhang
von Mensch und Biene mehr zu erfahren
– und wurden reich beschenkt.

Die erste öffentliche Herbsttagung der
Schweizer Landesgesellschaft war dem
Thema «Der Mensch und die Biene» ge-
widmet. Dass die Not der Bienen in Wirk-
lichkeit auf die Not des Menschen weist,
war keineswegs das einzige Verbindende       Thomas Radetzki, Barbara Bäumler, Johannes Wirz, Peter Selg, Johannes Sturm, Karsten Massei,
der Vorträge von Michael Weiler, Johannes    Michael Weiler beim Schlussapplaus.
Wirz, Johannes Sturm, Karsten Massei,        © Foto: Konstanze Brefin Alt, Basel
Peter Selg und Thomas Radetzki, die die
Teilnehmenden nachvollziehbar an ihren
Erfahrungen teilhaben liessen. Die Refera-   die Milch für das Kind, um die Biene als       * Peter Selg, Marc Desaules (Hg.), «Die Sozialge-
te werden in Aufsätze umgeschmolzen als      Beziehungsstifterin. Und ganz am Schluss       stalt der Weihnachtstagung», Beiträge zum Ver-
Buch im Verlag des Ita Wegman Instituts      ging es auch um die Varroamilbe, wobei         ständnis und zum Weiterwirken der Weihnachts-
erscheinen, wie bereits die Vorträge der     die Referenten unterschiedlich zuversicht-     tagung. Band 1. Mit Beiträgen von Peter Selg,
Februar-Tagung zum Thema «Die Sozialge-      lich, aber eben zuversichtlich waren, dass     Marc Desaules, Thomas O Keefe, Roland Tüscher,
stalt der Weihnachtstagung»* der Schwei-     das Beziehungswesen Biene einen Weg            Johannes Greiner, Steffen Hartmann. Verlag des Ita
zer Landesgesellschaft.                      finden werde, mit diesem Problem fertig        Wegman Instituts, Arlesheim 2014. 204 S., 5 Abb.,
In den Beiträgen ging es um den Gestus im    zu werden.                                     Broschur. CHF 32–. ISBN 978-3-905919-61-5.
Bienenstock, um den Prozess der Wachs-       Viel Ergänzendes wurde in den Arbeits-         Auch über das Sekretariat der Landesgesellschaft
bildung als ein Verdichten von Wärme,        gruppen beleuchtet und durch die Euryth-       erhältlich.
darum, dass das Bienenvolk in seinem         mie mit Barbara Bäumler vertieft. Es war
Wesen und Wirken von Licht und Wärme         eine ausgesprochen anregende Tagung,
durchwirkt ist, um das Beziehungswesen       die einen gleichermassen intimen wie of-       Infos:
Biene, das unserer Kultur der Unverbind-     fenen Charakter hatte. Obwohl sie gut im       Michael Weiler, www.der-bienenfreund.de.
lichkeit viel Heilendes geben kann, um       Rüttihubelbad aufgehoben war, hätte sie        Johannes Wirz, science.goetheanum.org.
konzentrierte Landschaft in einem Löffel     auch in der Öffentlichkeit einer Stadt abge-   Johannes Sturm, steinerschule-birseck.ch.
Honig, um Tod und Wiedergeburt, welche       halten werden können – für Menschen, die       Karsten Massei, www.karstenmassei.ch.
ein Volk beim Ausschwärmen erlebt, um        sich für die geistigen Aspekte des Bienen-     Peter Selg, www.wegmaninstitut.ch.
die Frage, wie man zu Wesensbegegnun-        wesens interessieren. Die Gesichtspunkte       Thomas Radetzky, www.beemotion.info oder fi-
gen mit dem Bien kommen kann, um das         wurden klar aus der konkreten jahrelan-        schermuehle.info/fim/fim.einrichtungen/fim.melli-
Lichtgewebe, das die Bienen in eine Land-    gen Arbeitserfahrung heraus behandelt.         fera.
schaft wirken, um die Schwächung der         Und wenn Johannes Greiner im Schluss-
Bienenvölker, wenn man sie nicht schwär-     wort sagte, dass man die Bienen als Fens-
men lässt und künstlich befruchtet, um       ter nehmen könne für die Frage, um was
den geistigen Honig als ihrer wirklichen     es bei der Anthroposophie gehe und wie
Aufgabe, um die Biene als Schwesterwe-       Zentrums- und Peripheriebewusstsein zu-
sen des Menschen, um ihre Unterstützung      sammenkommen, so sprach er damit aus
der ätherischen Bildekräfte und dass Ho-     dem Herzen der Anwesenden.
nig für den älteren Menschen das ist, was    Konstanze Brefin Alt

                                                                                                                Rüttihubelbad Mitteilungen   15
Mark Adrian – Mein Leben

                                                               n Mark Adrian

In jungen Jahren träumte mein Vater da-        An der Zürcher Uni bot Prof. Gotthard        Ein schmerzendes, alles veränderndes Ge-
von, Bildnerisch-Schaffender zu werden.        Jedlicka Kunst-Geschichte und Bild-Be-       schehnis war 1946 der Tod meines 20-jäh-
Gereifter, bezweifelte er Sicherheit in die-   sprechung. Ich erwarb das Diplom eines       rigen Bruders. Zehn Jahre danach öffnete
ser Richtung. So studierte er Erdkunde und     «Lehrers für Bildnerisches Gestalten an      sich mir durch die Malerin Verena Jaggi
wurde Gymnasiallehrer. Lernfreudig ergriff     Höheren Mittelschulen».                      eine neue Welt des Lebens-Verständnisses,
er den Augenblick, im Dienst einer Erd-Öl-     Dienst-Formen und Daheim-Sein – Wo und       des Schauens, des Wert-Findens. Das in
Gesellschaft nach Mexiko zu reisen. Die        Wie?                                         Zürich Gelernte verblasste. Ich fand Neu-
Frau eines Berufskollegen hätte ihm gefal-     Lange gab mir das Bern-Daheim bei meinen     es. Verena Jaggi war auf Wunsch ihrer
len. Als er vernahm, sie habe in Aarau eine    Eltern Geborgenheit und Raum zum Leben       Mutter Seminaristin und damit Schülerin
unverheiratete Schwester, reiste er übers      und Schaffen. Ein Daheim andrer Art hat      Fritz Braakers gewesen. Diesem Künstler
Meer nach Europa, suchte, fand und bat         der Vater 1934 uns am Thunersee in stillem   und unvergleichlichen Lehrer verdanke ich
dieses «Mariggeli», seine Frau zu werden.      Buschgelände gegründet: Durch einheimi-      Freundschaft und Hilfe für die Lebenszeit.
Zusagend gebar sie 1923 in Guadalajàra         sche Zimmerleute liess er ein aus Balken     Im «Bund», in der «Lehrerzeitung» und an-
als ihr erstes Kind, mich. Mein Vater führ-    und Brettern gefügtes Ferienhäuslein mit     dern Blättern besprach ich Verena Jaggis
te die kleine Familie endgültig heim in die    hölzernen Pritschen zum Schlafen bauen.      Bilder-Ausstellungen. 1957 hatten wir zu
Schweiz und wurde Lehrer im Knaben-Er-         Er gab ihm den Namen «Ranchito». Vom         zweit eine vieltägige Arbeits-Wanderung
ziehungs-Institut Oberried ob Belp, wo ich     Bootsbauer Ritschard in Oberhofen liess er   durch die Dolomiten unternommen.
und ein jüngeres Brüderchen aufwuchsen.        ein 7.5 m langes, etwa 1.8 m breites Boot    In Verena Jaggis Stube in Erlach – bei einem
1933 zogen wir nach Bern.                      mit zwei Ruderpaaren verwirklichen. Das      Haus-Chor-Singen – lernte ich Ruth Steck,
                                               bekam den Namen «Petenera». Am Thu-          Lehrerin auf der Kinderstation der Anstalt
Uns Buben hat der Vater eine wunderbare        nersee gab es erlebnisreiche Ferientage.     Bethesta, Tschugg, kennen. Wir liessen 12
Bilderfolge zur Dichtung «David Balfour»
von Robert Louis Stevenson gemalt und
in Handarbeit eine «Buch-Mappe» dazu
gestaltet. Weiter vermittelte der Vater
uns Buben – indem er einen stellenlosen
Lehrer damit beauftragte – einen Kurs in
Holz-Bearbeitung, wofür er den Unterrich-
tenden aus der eigenen Tasche bezahlte.
Der Vater hatte eine Stelle als Sekundar-
lehrer für Naturkunde, Gartenbau und
Handarbeit angetreten. Daneben schrieb
er ein Schultheater-Spiel: «Unsrer Hut
vertraut», das in der Turnhalle aufgeführt
wurde, dann die Mexiko-Romane «Chapo-
pote» und «Tepetate», welche wir gemein-
sam illustrierten. Der zweite Weltkrieg
brach aus.

Nach meiner Matura war ich unglück-
lich im Studium der Naturwissenschaften.
Meine Mutter verhalf mir zum Eintritt in
die Schule für Künstlerisches Gestalten in
Zürich. Hier fand ich mich «auf meinem
Weg». Meine hervorragenden Lehrer wa-
ren Johannes Itten (Farbenlehre), Ernst
Gubler (Bild-Komposition), Willy Bärtschi
(Anatomie) und Alfred Willimann (Schrift).     Zeichnung und Gedicht von Mark Adrian

16   Rüttihubelbad Mitteilungen
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