ACKERREPORT 2020 / Ackerdemia - "DIE GANZE SCHULE IST INFIZIERT VOM GEMÜSEVIRUS!" LEHRER*IN - Gemüseackerdemie

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ACKERREPORT 2020 / Ackerdemia - "DIE GANZE SCHULE IST INFIZIERT VOM GEMÜSEVIRUS!" LEHRER*IN - Gemüseackerdemie
ACKERREPORT 2020
/ Ackerdemia

„DIE GANZE SCHULE
IST INFIZIERT
VOM GEMÜSEVIRUS!“
LEHRER*IN

Ackerdemia
ACKERREPORT 2020 / Ackerdemia - "DIE GANZE SCHULE IST INFIZIERT VOM GEMÜSEVIRUS!" LEHRER*IN - Gemüseackerdemie
Du kennst ein AckerWort nicht?
Hinten findest du ein AckerGlossar,
dass dich mit unserem
AckerVokabular vertraut macht.
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Wer wir sind                                          Was wir machen
                          Ackerdemia e. V. ist ein gemeinnütziges Sozialun-     Ackerdemia entwickelt Bildungsprogramme und
                          ternehmen, das im Jahr 2014 gegründet wurde           Konzepte, um eine nachhaltige Wirkung zu erzie-
      Vision              und an der Schnittstelle von Bildung, Landwirt-       len. Im Zentrum unserer Arbeit steht das ganzjäh-
                          schaft, Umwelt und Ernährung arbeitet. Wir beste-     rige Bildungsprogramm GemüseAckerdemie für
Mehr Wertschätzung        hen aus mehr als 100 Mitarbeiter*innen, die sich      Kitas und Schulen in dem Kinder und Schüler*in-
  für Natur und           in den letzten sieben Jahren zusammengefunden         nen erleben, wo Lebensmittel herkommen und
                          haben, um die Welt zu verändern. Unser Ziel ist es,   wie diese angebaut werden. Kita-Kinder errei-
  Lebensmittel!           die Wertschätzung für Lebensmittel in der Gesell-     chen wir mit dem Progamm AckerKita und Schü-
                          schaft zu steigern, ein gesundes Ernährungsver-       ler*innen über die Programme AckerSchule und
                          halten zu verankern und der voranschreitenden         GemüseKlasse. Mit den zusätzlichen Angeboten
                          Naturentfremdung entgegenzuwirken. Wir sind           Black Turtle, Ackerpause oder dem Bohnenaben-
     Mission              Bildungsenthusiast*innen, Landwirtschaftsprofis,      teuer erreichen wir mit unserer Botschaft Privat-
                          Digital Natives, Organisationsgenies, Improvisa-      haushalte und Unternehmen.
  Wir ermöglichen         tionstalente und Wirkungsfreaks. Allesamt sind
     einzigartige         wir Anpacker*innen und Gemüsefans durch und
                          durch. Wir brennen für das, was wir tun und ha-       Was wir bewirken
   Erlebnisse rund        ben Spaß daran, Dinge zu verändern, die als un-
  um Lebensmittel!        veränderlich gelten.                                  Wir bewirken, dass Kinder und Jugendliche ein
                                                                                grundlegendes Verständnis für die Lebensmit-
                                                                                telproduktion und landwirtschaftliche Zusam-
                          Was wir verändern wollen                              menhänge erhalten sowie ein bewusstes und
                                                                                nachhaltiges Konsumverhalten entwickeln. Die
        Ziel              Kinder und Jugendliche haben sowohl zu Hause          teilnehmenden Kinder erwerben neues Wissen
                          als auch in der Kita und Schule immer weniger         rund um Lebensmittel, ernähren sich gesünder
   Eine Generation,       Kontakt zur Natur. Naturerfahrungsräume wie           und bewegen sich mehr in der Natur. Ackerdemia
die weiß, was sie isst!   naturnahe Freiflächen, Brachen oder Gärten ver-       arbeitet vom ersten Spatenstich an wirkungsori-
                          schwinden immer mehr aus ihrem Lebensumfeld.          entiert: Unsere Arbeit dient keinem Selbstzweck,
                          Landwirtschaftliche Prozesse werden zunehmend         sondern soll eine positive Veränderung bei unse-
                          industrialisiert: Wo unsere Lebensmittel herkom-      ren Zielgruppen bewirken – und dies möglichst
                          men, ist vielen Kindern und Jugendlichen daher        ganzheitlich und nachhaltig!
                          gar nicht mehr verständlich. Wir denken, dass alle
                          Kinder ein Anrecht auf einen Lernort in der Natur
                          haben, an dem sie erleben, wie unsere Lebens-
                          mittel entstehen. Diesen Lernort in Form eines
                          Ackers machen wir dauerhaft verfügbar.
ACKERREPORT 2020 / Ackerdemia - "DIE GANZE SCHULE IST INFIZIERT VOM GEMÜSEVIRUS!" LEHRER*IN - Gemüseackerdemie
Inhalt
   Hintergrund   Die gesellschaftliche Herausforderung ..............................................................                                                   10
                 Der Lösungsansatz: Programme von Ackerdemia .................................                                                                          16
                                 AckerSchule ..................................................................................................................         17
                                 AckerKita ..........................................................................................................................   18
                                 GemüseKlasse ............................................................................................................              19

    Ackerdemia   Ackerdemia in Zahlen ..........................................................................................................                        22
                 Unsere Lernorte und Regionen .................................................................................                                         24
                                 Region Ost ......................................................................................................................      26
                                 Region Nord .................................................................................................................          28
                                 Region West ..................................................................................................................         30
                                 Region Süd-West ....................................................................................................                   32
                                 Region Süd ....................................................................................................................        34
                 Nachhaltigkeit bei Ackerdemia ................................................................................                                         36
                 Ackerdemia und die SDG's .............................................................................................                                 38
                 Preise & Auszeichnungen ................................................................................................                               40

       Wirkung   Wirkungsorientierung ...........................................................................................................                       44
                 Ackerdemia Research ..........................................................................................................                         46
                 Wirkung AckerSchule ...........................................................................................................                        50
                 Wirkung AckerKita ...................................................................................................................                  54
                 Wirkung GemüseKlasse .....................................................................................................                             58

Zusammenarbeit   Das Team von Ackerdemia .............................................................................................                                  64
                 Partner, Förderer & Unterstützer ............................................................................                                          68

                 AckerGlossar (Von A bis A) ..............................................................................................                              70
                 Impressum ........................................................................................................................................     72
ACKERREPORT 2020 / Ackerdemia - "DIE GANZE SCHULE IST INFIZIERT VOM GEMÜSEVIRUS!" LEHRER*IN - Gemüseackerdemie
Vorwort
Liebe AckerFreundinnen
und AckerFreunde,

in den vergangenen Monaten wurde ich immer            Trotz der Erfolge stehen wir erst am Anfang einer
wieder besorgt gefragt: „Wie kommt Ackerdemia         Entwicklung. Denn der weit überwiegende Anteil
durch die Krise? Könnt ihr eure Programme über-       der Kinder in Deutschland wächst ohne die Er-
haupt umsetzen? Wie geht ihr mit der Situation        fahrung auf mit den eigenen Händen und allen
um?“ Meine Antwort war für die meisten überra-        Sinnen zu begreifen, wie Lebensmitteln auf na-
schend: „Es ist eine herausfordernde Zeit, aber wir   türliche Art und Weise entstehen. Das wollen wir
kommen gut durch und wachsen kräftig weiter!“         ändern! Unser Ziel ist es, bis 2030 das Bildungs-
                                                      system so zu verändern, dass jedes Kind im Lau-
Die Gründe dafür sind vielfältig. Wir ackern drau-    fe der Kita- oder Schulzeit mindestens einmal den
ßen an der frischen Luft, dem wahrscheinlich          gesamten natürlichen Zyklus des Anbaus von Le-
virus-freiesten Ort der Schule oder Kita; wir pro-    bensmitteln erlebt. Genau wie Musik, Sport oder
fitieren von einer enorm starken Community aus        Kunst fester Bestandteil des Bildungssystems
leidenschaftlich engagierten Lehrkräften und          sind, soll auch der Baustein „Natur und Lebens-
Ehrenamtlichen; wir haben uns in den letzten          mittel“ selbstverständlich werden, um die heran-
Jahren ein großartiges Netzwerk von Partnern          wachsende Generationen für Themen wie „Nach-
aufgebaut, die nicht beim ersten Gegenwind von        haltigkeit“ oder „Klimawandel“ zu sensibilisieren.
Bord gehen, sondern dann erst recht mit uns zu-
sammenrücken und nach Lösungen suchen.                „Wir fangen dann schon mal an!“, war in den ers-
                                                      ten Jahren unser Motto. Jetzt heißt es: „Wir ma-
Nicht zuletzt haben wir ein beeindruckendes           chen dann mal weiter!“ Wir freuen uns, dass wir
Team, das es gewohnt ist, mit permanenter Verän-      das nicht alleine tun, sondern mit der Unterstüt-
derung umzugehen. In sieben Jahren Ackerdemia         zung eines starken Netzwerks. Unser großes Ziel
gab es noch nie einen Moment des Stillstandes.        „2030 – Jedes Kind!“ können wir nur schaffen,
Der Status-Quo wird immer hinterfragt. Konse-         wenn es uns gelingt, dieses Netzwerk zu erweitern
quentes Überarbeiten, Justieren und Verbessern        und auf ein noch breiteres Fundament aus Wirt-
haben dazu geführt, dass wir mit der Gemüse-          schaft, Zivilgesellschaft und öffentlichem Sektor
Ackerdemie mittlerweile das am meisten ausge-         zu stellen. Gemeinsam mit vielen wunderbaren,
zeichnete Bildungsprogramm Deutschlands sind!         engagierten Personen und Organisationen, die
Das Ziel, 650 Lernorte zu etablieren – 2014 klang     uns unterstützen, werden wir das Bildungssystem
das noch völlig utopisch – haben wir erreicht. Was    und die gesellschaftliche Wertschätzung für Natur
2013 mit der ersten Pilotschule begann, ist inner-    und Lebensmitteln verändern!
halb von sieben Jahren zu 669 Lernorten mit mehr
als 65.000 teilnehmenden Kindern geworden.
                                                      Mit herzlichen AckerGrüßen,
Die konsequente Wirkungsfokussierung ist dabei        Euer Christoph
unser Schlüssel. Schließlich wollen wir nur wach-
sen, wenn wir dabei wirkungsvoll bleiben. Skalie-     (Gründer und Geschäftsführer)
rung und Wirkung sind für uns zwei Seiten dersel-     März 2021
ben Medaille – ohne das eine macht das andere
keinen Sinn.
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08     HINTERGRUND

Hintergrund
Im folgenden Kapitel stellen wir aktuelle
gesellschaftliche Herausforderungen
dar und erläutern die drei Programme
AckerSchule, AckerKita und GemüseKlasse
der GemüseAckerdemie als Lösungsansatz.
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10             HINTERGRUND                                                                                                                                                                                                        HINTERGRUND
                                                                                                                                                                                                                                                           11

Die gesellschaftliche Herausforderung
Kinder und Jugendliche haben immer seltener                          und in bunten Verpackungen steckend erhältlich            dabei in privaten Haushalten. Das entspricht etwa                      und Brot / Backwaren (siehe Abbildung 2). Grund
die Möglichkeit, Natur und den natürlichen Anbau                     sind, ist es schwierig, einen Bezug zu deren Ur-          75 Kilogramm pro Person und Jahr. Ungefähr die                         dafür ist die hohe Verderblichkeitsrate. Beim Ge-
von Lebensmitteln zu erkunden und zu erleben.                        sprung herzustellen. Die Erzeugungsprozesse von           Hälfte dieser Lebensmittelabfälle ist vermeid-                         müse liegen vor allem Kartoffeln und Tomaten
Naturerfahrungsräume fehlen und verschwinden                         Nahrungsmitteln sind Verbraucher*innen daher              bar (siehe Abbildung 1).3 Haushalte mit Kindern                        vorn, welche die größte Menge an vermeidbaren
zunehmend aus ihrer Lebenswelt. Bedingt durch                        kaum noch bekannt.2                                       werfen am meisten weg. Obwohl nur jeder fünfte                         Lebensmittelabfällen ausmachen.4
die Beschleunigung und Leistungsorientierung                                                                                   Haushalt Kinder hat, fallen hier ein Drittel des ver-
des gesellschaftlichen Lebens sowie einer vor-                                                                                 meidbaren Abfalls an.
anschreitenden Urbanisierung bleiben kindliche                       Ausmaß des Problems                                                                                                                17,1 %                                    frisches Obst
Fragen, beispielsweise wie Karotten eigentlich                                                                                 Handel		             4%
wachsen oder wie Kartoffeln geerntet werden,                         Die Entfremdung von der Natur, die räumliche                                                    14 %                               17,1 %                                frisches Gemüse
unbeantwortet und nicht erlebbar. Es gibt im-                        und zeitliche Losgelöstheit unserer Lebensmittel
                                                                                                                               Außer-Haus-Verzehr
mer weniger landwirtschaftliche Betriebe in der                      sowie deren ständige Verfügbarkeit äußert sich in
                                                                                                                                                                                                        16,2 %                  Gekochtes / Zubereitetes
direkten Umgebung, der Gemüsegarten hinterm                          mangelnder Wertschätzung und der Konsequenz,              Verarbeitung                18 %
Haus oder bei den Großeltern verschwindet zu-                        dass viele Lebensmittel weggeworfen werden. Die                                                           52 %
nehmend und auch in der Kita oder Schule fehlt                       Kluft zwischen Gesellschaft und Landwirtschaft            Haushalte                                                                13,8 %                   Brot / Backwaren
oft ein eigener Garten oder die Verankerung von                      ist so groß wie nie. Und wer von der Landwirt-
                                                                                                                                                            12 %
Naturerfahrungsräumen im Lehrplan. Der man-                          schaft derart entfremdet ist, hat wenig Hemmun-           Landwirtschaft                                                           10,6 %                 Getränke
gelnde Naturkontakt der Kinder hat fatale Aus-                       gen, objektiv essbare Lebensmittel zu entsorgen.
wirkungen auf ihre lebenslangen Einstellungen                        Täglich werden riesige Mengen an Lebensmitteln
                                                                                                                                                                                                        9,4 %                              Milchprodukte
zu Ernährung, Nachhaltigkeit und ökologischen                        leichtfertig weggeworfen, die eigentlich noch             Abbildung 1: Prozentuale Anteile der Lebensmittelabfälle
Wirkungszusammenhängen. Immer weniger Kin-                           verzehrt werden könnten. Das Problem der Le-              nach Bereichen der Wertschöpfungskette, eigene Darstellung
                                                                                                                               nach Johann Heinrich von Thünen-Institut (2019)³                                                  Fertigprodukte / TK /
der wissen, wo Lebensmittel herkommen und                            bensmittelverschwendung rückte in den letzten                                                                                      6,8 %
                                                                                                                                                                                                                                 Konserven Fleisch & Gemüse
wie diese angebaut werden. Nicht wenige Kinder                       Jahren verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit.
sind beispielsweise der Meinung, dass Lebensmit-                     Nach Zahlen der Studie „Lebensmittelabfälle in            Betrachtet man die Lebensmittelabfälle über das                          5,3 %              Sonstiges
tel wie Äpfel in unseren Wäldern wachsen.1 Hinzu                     Deutschland – Baseline 2015“ des Johann Hein-             Jahr verteilt, zeigen sich saisonale Unterschiede.
kommt, dass unsere Lebensmittel durch die stark                      rich von Thünen-Instituts und der Universität             Die höchste Abfallmenge an vermeidbaren Le-
                                                                                                                                                                                                        3,7 %        Fleisch / Wurst / Fisch (frisch)
wachsende industrielle Verarbeitung sowohl                           Stuttgart werden in Deutschland rund 12 Millio-           bensmittelabfällen findet sich in den Sommermo-
räumlich und zeitlich als auch in ihrer Darbietung                   nen Tonnen Lebensmittel pro Jahr weggeworfen.             naten Mai bis August. Insgesamt handelt es sich
weitgehend von der Natur losgelöst sind. Weil                        Rund 52 Prozent (6,1 Millionen Tonnen), und da-           bei 61 Prozent dieser Abfälle um Frischeprodukte                       Abbildung 2: Prinzipiell vermeidbarer LM-Abfall,
Lebensmittel im Alltag über die Maßen genormt                        mit der Großteil der Lebensmittelabfälle, entsteht        wie Obst, Gemüse, Fleisch / Wurst, Milchprodukte
                                                                                                                                                                                                      Juli 2016 – Juni 2017, eigene Darstellung nach GfK (2017) 4

1
    Brämer, R., Koll, H., Schild, H.-J., (2016): 7. Jugendreport Natur 2016 – Natur Nebensache?                                3
                                                                                                                                   Johann Heinrich von Thünen-Institut (2019): Lebensmittelabfälle in Deutschland –Baseline 2015 –
    Verfügbar unter: https://www.natursoziologie.de/NS/alltagsreport-natur/jugendreport-natur-2016.html                            Verfügbar unter: http://www.thuenen.de/media/publikationen/thuenen-report/Thuenen_Report_71.pdf
2
    Frank Waskow, Antonia Blumenthal, Ulrike Eberle, Torsten von Borstel: Deutsche Bundesstiftung Umwelt Studie: Situations-   4
                                                                                                                                   GfK (2017): Systematische Erfassung von Lebensmittelabfällen der privaten Haushalte in Deutschland. Schlussbericht zur Studie
    analyse zu Lebensmittelverlusten im Einzelhandel, der Außer-Haus-Verpflegung sowie in privaten Haushalten und zum Ver-         durchgeführt für das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Verfügbar unter: https://www.bmel.de/Sha-
    braucherverhalten (SAVE), Juni 2016.                                                                                           redDocs/Downloads/DE/_Ernaehrung/Lebensmittelverschwendung/Studie_GfK.pdf?__blob=publicationFile&v=3
ACKERREPORT 2020 / Ackerdemia - "DIE GANZE SCHULE IST INFIZIERT VOM GEMÜSEVIRUS!" LEHRER*IN - Gemüseackerdemie
12             HINTERGRUND                                                                                                                                                                                                                   HINTERGRUND
                                                                                                                                                                                                                                                                    13
Gesellschaftliche Folgen
Das Thema der Lebensmittelverschwendung hat                             der nicht nachhaltige Umgang mit unseren Res-
aus globaler Sicht enorme Auswirkungen auf den                          sourcen, lässt den weltweiten Verlust von Arten,
Klimawandel. So ist die unnötige Überproduktion                         Lebensräumen und genetischer Vielfalt weiter vor-
und ihre spätere Entsorgung für 8 Prozent der glo-                      anschreiten. Gesellschaftliche Nachhaltigkeit, die
balen Treibhausgase verantwortlich.5 Wenn die                           sich in einem Bewusstsein für einen nachhaltigen                   Persönliche Folgen
globale Lebensmittelverschwendung eine Nati-                            Umgang mit Natur und Ressourcen äußert, fehlt
on wäre, würde sie im internationalen Vergleich                         in breiten Teilen der Bevölkerung und der Politik                  Einhergehend mit der Entfremdung von Lebens-                             über Nahrungsmittel führt nachweislich zu unge-
an dritter Stelle stehen: Hinter China (Platz 1) und                    nach wie vor.                                                      mitteln, verschärfen sich auch die negativen Aus-                        sundem Ernährungsverhalten und Folgeerkran-
den USA (Platz 2) noch vor Indien (Platz 4) (siehe                                                                                         wirkungen auf die Esskultur und Gesundheit.10                            kungen wie Adipositas oder Herz-Kreislaufstö-
Abbildung 3).6 Auch in der Landwirtschaft werden                        Wenn Lebensmittelverschwendung ein Land                            Besonders der Obst- und Gemüsekonsum ist bei                             rungen.12 Über 15 Prozent der 3- bis 17-jährigen
infolge von Überproduktion viele Lebensmittel                           wäre, wäre es im internationalen Vergleich der                     Kindern und Jugendlichen zu gering. Kinder und                           Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind
weggeworfen: In Deutschland landen ein Drittel                          drittgrößte Treibhausgasemittent.                                  Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren essen                          übergewichtig, fast 6 Prozent sind adipös.13 Die
der Ernte aufgrund optischer Mängel nicht bei den                                                                                          heute im Vergleich zu vor etwa zehn Jahren we-                           Hauptursache für die steigende Anzahl überge-
Verbraucher*innen.7 Nach einer Studie des Pots-                                                                                            sentlich weniger Gemüse. Nur 1,5 Prozent der                             wichtiger Kinder wird in der Kombination aus
                                                                        China
dam-Instituts für Klimafolgenforschung führt die                                                                                           6- bis 11-Jährigen und 12,5 Prozent der 12- bis                          Fehlernährung, wie beispielsweise der hohe Kon-
landwirtschaftliche Überproduktion bis 2050 zu                          USA                                                                17-Jährigen essen die vom Forschungsinstituts                            sum gesüßter Getränke und der geringe Verzehr
einem drei- bis vierfachen Anstieg der landwirt-                                                                                           für Kinderernährung empfohlene Menge an Ge-                              von Obst und Gemüse, und mangelnder Bewe-
                                                                        Food wastage
schaftlich verursachten CO2-Emmissionen. Der                                                                                               müse am Tag.11 Das fehlende oder falsche Wissen                          gung gesehen.
landwirtschaftliche Einfluss auf das Klima macht                        India
rund 20 Prozent aus. Durch eine verbesserte
                                                                        Russia
Nutzung und Verteilung von Nahrungsmitteln lie-                                                                                            10
                                                                                                                                                Eberle, U. und Hayn, D., (2007): Ernährungswende - Eine Herausforderung für Politik, Unternehmen und Gesellschaft.
ßen sich 14 Prozent davon vermeiden.8                                   Japan                                                                   Öko-Institut, Freiburg/Darmstadt.; Claupein, E., Woltersdorf, U. und Walker, G., (2001): Zeit fürs Essen – deskriptive Auswer-
                                                                        Brazil                                                                  tung der Zeitbudgeterhebung. Statistisches Bundesamt, Spektrum Bundesstatistik, Band 17/2001.
Aber nicht nur der Aspekt der Entstehung von                                                                                               11
                                                                                                                                                Mensink, G., Haftenberger, M., Lage Barbosa, C., Brettschneider, A. K., Lehmann, F., Frank, M., Heide, K., Moosburger, R.,
Treibhausgasen ist alarmierend. Eine industriel-                        Germany                                                                 Patelakis, E. & Perlitz, H. (2020): EsKiMo II-Die Ernährungsstudie als KiGGS-Modul.
                                                                                                                                           12
                                                                                                                                                Robert Koch-Institut (Hrsg.). (2013): KiGGS - Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland - 2013. Verfüg-
le Überproduktion von Lebensmitteln führt zu ei-                        Indonesia                                                               bar unter: https://www.kiggs-studie.de/fileadmin/KiGGS-Dokumente/kiggs_tn_broschuere_web.pdf
nem steigenden Biodiversitätsverlust, Bodenero-                                                                                            13
                                                                                                                                                Robert Koch-Institut (Hrsg.). (2018): KiGGS Welle 2 – Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter in Deutsch-
sion und ist verantwortlich für die Verschmutzung                                                                                               land. Journal of Health Monitoring, 3/2018.
                                                                        Gigatonnen             0     2     4     6     8     10       12
unserer Gewässer durch Phosphor- und Stickstof-                         CO2-Äquivalent
feinlagerungen. So werden ökologische Grenzen
der Erde überschritten, welche die Lebensgrund-                         Abbildung 3: Total GHGs emission excluding LULUCF Top 20
lage aller Menschen, Tiere und Pflanzen stark ge-                       of countries (year 2011) vs. Food Waste, eigene Darstellung
                                                                        nach FAQ (2015)6
fährden.9 Mangelnde Wertschätzung für die Na-
tur, die daraus resultierende Ausbeutung und

5
    IPCC: IPCC (2019): Summary for Policymakers Climate Change and Land an IPCC Special Report on Climate Change, Deser-
    tification, Land Degradation, Sustainable Land Management, Food Security, and Greenhouse Gas Fluxes in Terrestrial
    Ecosystems WG I WG II WG III IPCC Special Re. https://spiral.imperial.ac.uk/bitstream/10044/1/76618/2/SRCCL-Full-Re-
    port-Compiled-191128.pdf
6
    FAO (2015): Food Wastage Footprint & Climate Change. Rome: FAO. http://www.fao.org/3/a-bb144e.pdf
7
    Noleppa, S., Cartsburg, M. & agripol - network for policy advice GbR. (2015): Das grosse Wegschmeissen: Vom Acker bis zum
    Verbraucher: Ausmaß und Umwelteffekte der Lebensmittelverschwendung in Deutschland. WWF Studie. https://www.wwf.
    de/fileadmin/user_upload/WWF_Studie_Das_grosse_Wegschmeissen.pdf
8
    Hic, C., Pradhan, P., Rybski, D., Kropp, J.P. (2016): Food Surplus and Its Climate Burden. Environ. Sci. Technol.
9
    Campbell, B.M., Beare, D.J., Bennett, E.M., Hall-Spencer, J.M., Ingram, J.S.I., Jaramillo, F., Ortiz, R., Ramankutty, N., Sayer,
    J.A. und Shindell, D. (2017): “Agriculture pro-duction as a major driver of the Earth system exceeding planetary boundari-
    es”, Ecology and Society, 22 (4): S.1–11.
ACKERREPORT 2020 / Ackerdemia - "DIE GANZE SCHULE IST INFIZIERT VOM GEMÜSEVIRUS!" LEHRER*IN - Gemüseackerdemie
14             HINTERGRUND

Bildung als Schlüssel für
mehr Wertschätzung von
Lebensmitteln

Eine entscheidende Antwort auf das gesellschaft-                    •   Nach dem BMELV Ernährungsreport 2017 se-
liche Problem der Lebensmittelverschwendung                             hen neun von zehn Deutschen die Ernäh-
liegt in Bildungsprozessen:                                             rungsbildung in der Verantwortung von Schu-
                                                                        len und sprechen sich für ein Schulfach im
•     Kitas und Schulen eignen sich laut der Kiggs-                     Stundenplan mit Ernährungsbezug aus.18
      Studie besonders gut als Orte der Gesund-
      heitsförderung, da Kinder und Jugendliche                     •   Zur dringenden Handlungsempfehlung für
      einen großen Teil ihrer Zeit dort verbringen.14                   mehr Wertschätzung von Lebensmitteln ge-
                                                                        hört laut der Studie SAVE (Situationsanalyse
•     Der Wunsch nach Ernährungsbildung in der                          zu Lebensmittelverlusten im Einzelhandel,
      Schule: „95 Prozent [der Befragten, bei denen                     der Außer-Haus-Verpflegung sowie in privaten
      es sich um 1000 Bundesbürger*innen ab 14                          Haushalten und zum Verbraucherverhalten)
      Jahren handelt] sagen, dass Kinder die Grund-
      lagen gesunder Ernährung in der Schule erler-
                                                                        Verbraucherbildung, die schon früh in Kitas
                                                                        und Schulen ansetzen soll. Durch Ernährungs-         „Ein Acker
      nen sollen.“15                                                    bildung können Kinder und Jugendliche ein
                                                                        Bewusstsein zur Wertschätzung von Lebens-            gehört an
•     Die Studie des Bundesministeriums für Ernäh-
      rung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
                                                                        mitteln entwickeln und Kenntnisse über den
                                                                        Weg eines Lebensmittels entlang der Wert-            jede Schule!“
      (BMELV) mit dem Titel „Lebensmittelabfälle in
      Deutschland“ kommt zu folgendem Schluss:
                                                                        schöpfungskette erlangen.
                                                                                                                             (Lehrer*in)
      „Um langfristige Erfolge zu erzielen und eine                 Ackerdemia hat es sich deshalb zur Aufgabe ge-
      höhere Wertschätzung für Lebensmittel zu er-                  macht, das Bildungssystem zu revolutionieren
      reichen, ist eine Integration der Thematik in                 und bis zum Jahr 2030 jedes Kind zu erreichen.
      die Lehrpläne sämtlicher Bildungseinrichtun-                  Für dieses Ziel arbeiten wir seit 2014 und unter-
      gen notwendig.“16                                             stützen Bildungseinrichtungen, dauerhaft und
                                                                    strukturell einen naturnahen Lernort auf dem ei-
•     Die UN fokussiert in einer Studie zur Lebens-                 genen Schulhof oder Kitagelände zu verankern
      mittelverschwendung, dass „Bildung […] ent-                   und Bildung für nachhaltige Entwicklung in den
      scheidend ist, um die Einstellung der Bürger                  Bildungsalltag zu integrieren.
      zu verändern und die massiven Lebensmittel-
      abfälle einzuschränken.“17

14
     KiGGS Welle 2 – Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen. Journal of Health Monitoring. (2/2018): Gesund-
     heitsberichterstattung des Bundes gemeinsam getragen von Robert Koch-Institut und Destatis. Verfügbar unter: https://
     www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/Journal-of-Health-Moni-
     toring_02_2018_KiGGSWelle2_Gesundheitsverhalten.pdf?__blob=publicationFile
15
     Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) (2019): Deutschland, wie es isst. Der BMEL-Ernährungs-
     report 2019. Verfügbar unter: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/Ernaehrungsreport2019.
     pdf?__blob=publicationFile&v=4
16
     Studie des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) (2012:289): Lebensmittel-
     abfälle in Deutschland durchgeführt von der Universität Stuttgart.
ACKERREPORT 2020 / Ackerdemia - "DIE GANZE SCHULE IST INFIZIERT VOM GEMÜSEVIRUS!" LEHRER*IN - Gemüseackerdemie
16         HINTERGRUND                                                                                                                                                                    HINTERGRUND
                                                                                                                                                                                                           17
Der Lösungsansatz:                                                                                        AckerSchule
Programme von Ackerdemia
Unsere Lösungen sind langfristig konzipiert und     evaluiert. Unser Leuchtturm ist die GemüseAcker-      Ein Gemüseacker wird als fester Lernort auf dem Schulgelände
setzen für eine nachhaltige Wirkung ganzheitlich    demie für Schulen (AckerSchule) und Kitas (Acker-     etabliert und über innovative Bildungsmaterialien in den Unterricht
an der Wurzel der gesellschaftlichen Probleme an.   Kita), die wir bereits in allen Bundesländern so-
                                                                                                          integriert. Bis zu 30 Gemüsearten bauen die Schüler*innen
Für unsere Zielgruppen schaffen wir einzigartige    wie in der Schweiz und in Österreich anbieten und
Erlebnisse rund um Lebensmittel, die Bestand-       bis 2030 an jeden Lernort bringen wollen. Das Bil-    innerhalb eines Jahres an.
teil ihres Alltags werden und ermöglichen Verhal-   dungsprogramm ist vielfach ausgezeichnet und
tensänderungen ohne erhobenen Zeigefinger. Mit      steht exemplarisch für unseren Anspruch an wir-
unseren Programmen kommen wir unserer Vision        kungsvolle und langfristige Lösungen. Mittler­weile
einer nachhaltig handelnden Gesellschaft näher.     haben wir außerdem das deutschlandweit erste In-
                                                    door-Gardening-Programm für Schulen erfolgreich       Was machen die Schüler*innen genau?
Unsere Angebote wurden auf die Bedürfnisse der      eingeführt (GemüseKlasse), welches direkt in den
jeweiligen Zielgruppe zugeschnitten und gemein-     Sachkundeunterricht integriert werden kann.           In 80 bis 100 Stunden lernen die Kinder im Laufe eines Jahres alles über den nachhaltigen Anbau von
sam mit Pädagog*innen ausführlich getestet und                                                            Lebensmitteln und die Zusammenhänge in der Natur. Darüber hinaus beschäftigen sie sich mit Themen
                                                                                                          wie Saisonalität oder Lebensmittelverschwendung. Dabei bewegen sie sich an der frischen Luft und
                                                                                                          stärken ihre sozialen Kompetenzen.

                                                                                                          Wie unterstützen wir die Lehrer*innen?

                                                           AckerSchule                                    •
                                                                                                          •
                                                                                                              Drei Fortbildungen und Zugang zu einer digitalen Lernplattform mit Video-Tutorials
                                                                                                              Anbauplanung und komplette Ausstattung mit ökologischem Saat- und Pflanzgut
                                                                                                          •   Unterstützung bei den Pflanzungen durch Ackerdemia-Pflanzteams
                                                                                                          •   Persönlicher AckerCoach und Ansprechpartner*in
                                                                                                          •   Wöchentliche AckerInfos per Mail mit Tipps und Tricks
                                                                                                          •   20 Bildungsmodule inklusive praktischer Methoden
          AckerKita
                                                                                                          „Es ist ein absoluter Gewinn, einen Garten
                                                                                                          an einer Schule zu haben! Begleitung durch
                                                                                                          die GemüseAckerdemie ist dabei das
                                                                                                          Sahnehäubchen.“ (Lehrer*in)

                                              GemüseKlasse
18          HINTERGRUND                                                                                                                                                   HINTERGRUND
                                                                                                                                                                                        19
AckerKita                                                                                   GemüseKlasse

Kinder in Einrichtungen frühkindlicher Bildung bauen auf dem                                In speziellen Indoor-Beeten bauen Schüler*innen 20 Wochen lang
eigenen Acker gemeinsam mit den Erzieher*innen ein Jahr lang bis                            Gemüse direkt im Klassenzimmer an. Die begleitenden Bildungs-
zu 25 Gemüsearten an. Das Programm lässt sich flexibel in den                               materialien orientieren sich am Rahmenlehrplan Sachunterricht.
Wochenplan integrieren.                                                                     Im Fokus stehen 3. und 4. Klassen.

Was machen die Kinder genau?                                                                Was machen die Kinder genau?
Sie erleben den natürlichen Verlauf eines AckerJahres mit allen Sinnen und erwerben dabei   Die Pflege der Beete führen die Schüler*innen in Teams durch und lernen dabei eine
landwirtschaftliches Grundwissen. Mit Rudi Radieschen und den GemüseFreunden tauchen        Vielfalt an Gemüsearten kennen. In der wöchentlichen GemüseStunde setzen sie sich
die Kinder in das Leben auf dem Acker ein und erfahren, wie das Gemüse in den Super-        spielerisch mit Themen wie Naturzusammenhänge, Lebensmittelverschwendung,
markt kommt oder wo es im Winter wächst.                                                    Gesundheit und Plastikmüll auseinander.

Wie unterstützen wir die Erzieher*innen?                                                    Wie unterstützen wir die Lehrer*innen?
•   Drei Fortbildungen und Zugang zu einer digitalen Lernplattform mit Video-Tutorials      •   Komplette Beet-Sets inklusive Saat- und Pflanzgut
•   Anbauplanung und komplette Ausstattung mit ökologischem Saat- und Pflanzgut             •   Unterstützung bei der Bepflanzung durch Ackerdemia-Pflanzteams
•   Unterstützung bei den Pflanzungen durch Ackerdemia-Pflanzteams                          •   Online-Tutorials und wöchentliche „GemüsePost“ per Mail mit Tipps und Tricks
•   Wöchentliche AckerInfos per Mail mit Tipps und Tricks                                   •   Umfangreiche Bildungsmaterialien und praktische Übungsanregungen
•   Umfangreiche Bildungsmaterialien und praktische Übungsanregungen

                                                                                            „Ich glaube, dass sich die Klasse um
„Wertschätzung für Lebensmittel und                                                          etwa 20 Prozent verglücklicht hat.
 gesunde Ernährung war für mich schon                                                       Weil es eine schöne Atmosphäre ist,
vor der GemüseAckerdemie sehr wichtig,                                                       die Pflanzen zu haben, und dass man
 aber nun konnte ich es den Kindern auch                                                    mal ein bisschen Essen im Raum hat.“
 an­schaulich erklären.“ (Erzieher*in)                                                      (Schüler*in)
20     ACKERDEMIA

Ackerdemia
Seit nunmehr sieben Jahren ackern wir, was das Zeug hält! Das
Kapitel zeigt in Zahlen, was Ackerdemia in den letzten Jahren
erreicht hat und gibt einen Überblick über unsere Regionen und
Lernorte. Weiterhin berichten wir über unser Verständnis von
nachhaltigem Handeln, zeigen Schnittstellen zu den globalen
Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDGs)
und einen Auszug unserer Preise und Auszeichnungen.
22                                                                                                                                    23
Ackerdemia
(2014 – 2020)
             in Zahlen
                                                   2.395                                                         46.500 h
                                                                                                                 Stundenanzahl, die insgesamt
                                                   teilnehmende Lehrer*innen
Bei den Wachstumschampions von Focus und                                                                         praktisch geackert wurde
Statista sind wir unter den Top 100 (Nummer 82

                                                   875
in Deutschland) der am stärksten wachsenden

                                                                                                                 50.000 m²
Unternehmen und Startups Deutschlands. In
der Sparte der Sozialunternehmen sogar unter
den Top 3 (Quelle: FOCUS BUSINESS Wachstum-
schampions 2021, Heft 10 / 2020). Wen und was
wir im Zeitraum von 2014 bis 2020 noch alles er-   teilnehmende Erzieher*innen                                   Angelegte AckerFläche
reicht haben, zeigt sich in folgenden Zahlen:

480                                                                               101        Mitarbeiter*innen

Schulen, die bisher
teilgenommen haben

48.200                                                                            439
bisher erreichte Schüler*innen
                                                                                  gegebene Fortbildungen

                                                   163                                                             ≈ 60.000
                                                   Kitas, die bisher
                                                   teilgenommen haben                                              Geerntete Zucchinis

                                                   17.300
                                                   bisher erreichte Kita-Kinder
24         ACKERDEMIA                                                                                                                                                                 ACKERDEMIA
                                                                                                                                                                                                       25
                                                                                                                                                              Unsere Lernorte
                                                                                                                                                              und Regionen
                                                                               NORD
Jan Jansen                    Marlena Wache                                                                                                                   Im Jahr 2020 ackerten insgesamt 669 Lernorte mit
Regionalmanager               Regionalleiterin                                             OST                                                                uns in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
(Elternzeitvertretung)                                                                                                                                        Unsere 480 AckerSchulen, 163 AckerKitas und

      Wir sagen ‚Guten Tag‘ und ‚Moin‘, Gemüse                            88    17                                                                            26 GemüseKlassen werden deutschlandweit (und
                                                                                                                                                              in Österreich) von fünf Regionalmanager*innen,
      soll kein Kind mehr scheuen. Denn der Norden
      kann so viel – Mischkultur ist unser Ziel.                               12                                                                             fünf Regionalleiter*innen und 29 Regionalkoordi-
                                                                                           77                                                                 nator*innen betreut. In der Schweiz ackert ein ei-
                                                       WEST
                                                                                                                                                              genständiger Verein zur Verbreitung der Gemüse-
                                                                                                      5
                                                                                      143                                                                     Ackerdemie. Insgesamt haben wir knapp 50.000
                                                                                                                           Christiana Henn
                                                                                                                                                              Quadratmeter AckerFläche mit circa 100 Kilo-
                                                                                                                           Regionalmanagerin
                                                                                                                                                              gramm Saatgut und mindestens 280.000 Jung-
                                                              37
                                                                                                                                                              pflanzen versorgt.
                                                       83
Annette Bartmer               Glenn Vogt                      2                                                                                               Im vergangenen Jahr 2020 teilten wir das Bun-
Regionalleiterin              Regionalmanager                                                                                                                 desgebiet, zuvor von uns in Bundesländern orga-
                                                                                                                           Sarah Eisinger                     nisiert, in fünf neue AckerRegionen, die jeweils
      Ob an Rhein, Lippe oder Ruhr,                                                                                        Regionalleiterin                   von einem starken Team betreut werden: Region
      wir ackern mit Freude pur!                                                                                                                              Ost, Nord, West, Süd-West und Süd. Jedes Team
                                                                                                                                                              besteht aus einer Regionalleitung, einem / einer
                                                                  SÜD-                                      Im Osten geht das Saatgut auf.
                                                                                                                                                              Regionalmanager*in, mehreren Regionalkoor-
                                                                  WEST                                                                                        dinator*innen sowie vielen lokal verankerten
                                                                                                                                                              AckerCoaches. Gemeinsam entwickelt jedes
                                                                                                                                                              Team seine Region mit dem Ziel vor Augen, noch
                                                                                                                                                              viel mehr Kindern und Jugendlichen die Mög-
                                                                                                                                                              lichkeit zu geben, selbst Gemüse anzubauen.
Jule Mangels                  Sacha Hübner                               56
Regionalmanagerin             Regionalleiter                                   21
                                                                                           SÜD
                                                                         7
      Keine Schule ohne – Gurke, Soja-, Bohne und
      die Kitas auch mit Palmkohl, Möhre, Lauch!

                                                                                      87

                                                            CH                                   10
                                                                                                                                              Christoph Musik           Juliane Amend      Antonia Mehnert
                                                                                                                                             Regionalmanager/        Regionalmanagerin      Regionalleiterin
                                                                                                                                               leiter Österreich
                                                                     1
Gregor Martius                Simone Nägeli                 23                                                                                                                  Mia sa(a)n ned nur Gmias!
Co-Leitung GA Schweiz,        Co-Leitung GA Schweiz,
Geschäftsentwicklung &        Programm & Netzwerk
Partnerschaften

      Mir haltet de Acker guet im
      Schuss – für de maximali Gnuss!
                                                                                             669          Lernorte insgesamt      480    AckerSchulen              163   AckerKitas      26    GemüseKlassen
26            ACKERDEMIA                                                                                                                                                                  ACKERDEMIA
                                                                                                                                                                                                                       27
           Region Ost                                                                                                   Im Gespräch mit Sarah Eisinger (Regionalleiterin) und
                                                                                                                        Christiana Henn (Regionalmanagerin)
           Kein Weg zu weit, kein Boden zu trocken,
           wir sind bereit von Ostsee bis Brocken.                                                                      Was macht eure Region einzigartig?                   Was sind eure Ziele in der nächsten Zeit?
                                                                                                                        Sarah: Es ist noch viel AckerWissen vom ehema-       Christiana: Wir möchten unser Weiterbildungs-
                                                                                                                        ligen Schulgartenunterricht in der DDR vorhan-       angebot ausbauen, insbesondere für fortgeschrit-
                                                                                                                        den, das Thema Gemüseanbau war nie wirklich          tene Lernorte.
                                     Maria Langer                                                     Birte Führing     weg, aber alle freuen sich, dass es wieder mehr in
                                        Regional-                                                     Regional-         den Fokus rückt.                                     Auf was freut ihr euch besonders im kommen-
                                    koordonatorin                                                     koordinatorin     Christiana: Unsere Region ist besonders vielfäl-     den Jahr?
                                     Vorpommern                                                       Berlin Nord
                                                                                                                        tig. Sie beherbergt die Küste an der Ostsee, den     Sarah: Darauf, die Kolleg*innen hoffentlich wie-
                                                                                                      Julia Brodersen   Harz, das Elbsandsteingebirge und die Hauptstadt.    der öfter persönlich zu sehen, ackern ohne Ein-
                NORD
        Barbara Nikolić                                                                               Regional-                                                              schränkungen und erste Erfolge des AckerBuddy-
  Regionalkoordinatorin                                                                               koordinatorin     Was lief im letzten Jahr besonders gut?              Modells.
           Mecklenburg                                                                                Berlin Süd        Sarah: Die Zusammenarbeit im Team Ost – trotz
                                                          OST
                                                                                                                        Corona und viel digital.                             Was hat dich in deiner Rolle motiviert?
                                                                                                                                                                             Christiana: Bei einem Gespräch im vergangenen
                                                                                                                        Vor welchen Herausforderungen steht ihr mo-          Jahr hat eine Erzieherin gesagt, dass sie in jedem
                                                                                              Christin Rothe            mentan?                                              Fall auch im nächsten Jahr dabei sind. Am Anfang
                                                                                              Regionalkoordinatorin     Christiana: Wir benötigen genügend gute Acker-       war es lediglich ein Projekt für sie und nun ist es
                                                                                              Brandenburg Nord          Coaches, die die GemüseAckerdemie an den Lern-       eine Lebenseinstellung, von der sie auch andere
                                                                                                                        orten in hoher Qualität umsetzen.                    überzeugen will.
        Jolantha Schenke
     Regionalkoordinatorin                                                                                              Wie war die Corona-AckerZeit für euch?               Was wünscht ihr euch für eure Region?
           Sachsen-Anhalt                                                                 Doris Enders
                                                                                                                        Sarah: Aus der Krise ohne Planungssicherheit und     Sarah: Viele bunte Äcker und Kinder, die mit
               und Leipzig                                                                Regionalkoordinatorin
                                                                                                                        mit vielen Zweifeln haben wir das Beste gemacht.     Spaß Gemüse anbauen, Pädagog*innen und El-
                                                                                          Brandenburg Süd
                                                                                                                                                                             tern, die auch ganz viel für sich selbst mitdenken.
                                                                                                                                                                             Und Schulgarten als Schulfach.
Josefine Kirschner                                                                                  Sophie Enderlein
         Regional-                                                                                  Regional-
     koordinatorin                                                                                  koordinatorin
        Thüringen                                                                                   Sachsen

                                                                           Sarah Eisinger       Christiana Henn
                                                                           Regionalleiterin    Regionalmanagerin

          SÜD-Steckbrief
          WEST                                                  AckerSchulen: 143
                                                  SÜD
                     Bundesländer: Berlin, Brandenburg,         AckerKitas: 77                Das am
                     Mecklenburg-Vorpommern,                    GemüseKlassen: 5              häufigsten
                     Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen         Koordinator*innen: 9          angebaute
                     Gesamtgröße: 108.947 km2                   AckerCoaches: 21              Gemüse:
28         ACKERDEMIA                                                                                                                                                                       ACKERDEMIA
                                                                                                                                                                                                                    29
      Region Nord                                                                                                    Im Gespräch mit Marlena Wache (Regionalleiterin) und
                                                                                                                     Silva Schäfer (Regionalkoordinatorin)
      Mit unseren Partnern verwurzelt lassen wir Lernorte im Norden
      gedeihen! Jeder Schule ihren Acker, jeder Kita ihre Be(e)te.                                                   Was macht eure Region einzigartig?                   Was sind eure Ziele in der nächsten Zeit?
                                                                                                                     Silva: Es gibt an unserer Region nichts, was ich     Silva: Einen guten Start in die AckerSaison 2021
                                                                                                                     nicht mag. Vom Harz bis ans Meer, von Großstadt      hinzulegen und die GemüseAckerdemie in der Re-
                                                                                                                     bis Land, von kleinen bis großen Menschen. Die Mi-   gion weiter voranzubringen – für unser Ziel „2030,
                                                                                                                     schung machts.                                       jedes Kind!“
                 Jan Schwerdtfeger                                                                                                                                        Marlena: Wir möchten den bestehenden und neu-
                Regionalkoordinator                                                                                  Was lief im vergangenen Jahr besonders gut?          en Lernorten ein tolles AckerJahr 2021 ermöglichen.
                  Schleswig-Holstein                                                                                 Marlena: Unsere Lernorte haben Wege gefunden,
                                                                                                                     die GemüseAckerdemie auch im von Corona ge-          Was hat dich in deiner Rolle motiviert?
                                                                                                                     prägten Jahr 2020 umzusetzen. Von Vielen haben       Silva: Jedes Telefonat und jedes Gespräch. Es
       Carolin Hauer                                                                                                 wir die Rückmeldung bekommen, wie sehr sie ih-       gab noch keinen Tag, wo ich morgens nicht gerne
Regionalkoordinatorin                                                                  Silva Schäfer                 ren Lernort an der frischen Luft schätzen. Außer-    für meine Tätigkeit aufgestanden bin.
                                                       NORD
Bremen, Bremerhaven                                                                    Regionalkoordinatorin         dem ist unser Nord-Team größer geworden und in       Marlena: Das Beispiel einer AckerLehrerin, Clau-
                                                                                       Hamburg, Elbland              den letzten Monaten super zusammengewachsen.         dia, die wie so viele ihrer Kolleg*innen und Schü-
                                                                                                                                                                          ler*innen ihr schlummerndes, gärtnerisches Ta-
                                                                                                     OST             Wie war die Corona-AckerZeit für euch?               lent entdeckt hat und immer noch kaum glauben
                                                                                                                     Silva: Eine gute Chance, intensiver mit den Acker-   kann, „dass sie es tatsächlich geschafft hat, einen
                                                                                                                     Lehrer*innen zu arbeiten, weil alle Zeit hatten      Acker anzulegen, zu bepflanzen und das Gemüse
                                                                                                                     und raus wollten. Da war der Acker eine tolle Al-    zu ernten.“
                                                                                                                     ternative.
                                                                                       Anne Müller                   Marlena: Wir mussten viel umplanen und anpas-        Was wünscht ihr euch für eure Region?
                                                                                       Regionalkoordinatorin         sen. Aber auch unter den neuen Bedingungen hat       Marlena: Partner, die uns im Wachstum hier im
                                                                                       Hannover, Braunschweig,
                                                                                                                     die Pflanz- und Ackersaison sehr gut geklappt.       Norden begleiten, so dass wir vielen weiteren
                                                                                       Wolfsburg
                                                                                                                                                                          Lernorten die Teilnahme an der GemüseAckerde-
                                                                                                                                                                          mie ermöglichen können.
                                    Lisa Gutt
                        Regionalkoordinatorin
                            Südniedersachsen
                   WEST

                                                                    Marlena Wache                Jan Jansen
                                                                    Regionalleiterin          Regionalmanager
                                                                                            (Elternzeitvertretung)

           Steckbrief
            Bundesländer: Hamburg, Schleswig-            AckerKitas: 17                 Das am
            Holstein, Niedersachsen, Bremen              GemüseKlassen: 12              häufigsten
            Gesamtgröße: 64.688 km2                      Koordinator*innen: 5           angebaute
            AckerSchulen: 88                SÜD-         AckerCoaches: 8                Gemüse:
                                                WEST
30         ACKERDEMIA
                                                                              NORD
                                                                                                                                                                                               ACKERDEMIA
                                                                                                                                                                                                                 31
        Region West
                                                                                                                   OST
        Wir verzweigen unsere Wurzeln und bereiten                                                                Im Gespräch mit Annette Bartmer (Regionalleiterin) und
        den Boden für neues Wachstum.                                                                             Glenn Vogt (Regionalmanager)

                                                                                                                  Was magst du an deiner Region?                        noch nach der AckerStunde bleiben oder nur wi-
                                                                                                                  Glenn: Wir sind eine Region in einem großen           derwillig in die Klasse zurückkehren.
                                                                                                                  Spannungsfeld zwischen unzähligen Städten und         Glenn: Wenn Lehrer*innen beginnen, tieferge-
                                                                                                                  ländlichen Regionen. So unterschiedlich wie die       hende Fragen zu stellen und man merken kann,
                                                                                                                  Region selbst sind auch die Äcker. Von miniklei-      dass die Thematik in ihnen arbeitet.
                                                                                                                  nem Vorgarten bis hin zu riesigen Arealen ist alles
                                                                                                                  dabei.                                                Wie war die Corona-AckerZeit für euch?
                                                                                                                  Annette: Der Ursprung der GemüseAckerdemie            Glenn: Die Planung war herausfordernd und es
                                                                                    Johanna Vormann
                                                                                    Regionalkoordinatorin         liegt im Rheinland. :-)                               war schön zu sehen, wie alle mitziehen und flexi-
                                                                                    Westfalen                                                                           bel neue Wege finden.
                                                                                                                  Was lief im letzten Jahr besonders gut?
     Susanne Büchner                         WEST                                                                 Glenn: Die Kommunikation innerhalb des Teams          Was sind eure Ziele in der nächsten Zeit?
 Regionalkoordinatorin                                                                                            war sehr gut. Wir haben festgestellt, dass un-        Annette: Mit dem neuen AckerBuddy-Konzept
Düsseldorf, Niederrhein                                                                                           sere Kompetenzen ideal ineinandergreifen und          wollen wir die Qualität in der Umsetzung der Pro-
                                                                                                                  durch den Austausch von Best-Practice-Beispie-        gramme verbessern.
                                                                                                                  len konnten wir Abläufe verbessern und effizient
                                                                                                                  gestalten.                                            Auf was freut ihr euch besonders im kommen-
                                                                  Theresa Schmitz-Pfeiffer
                                                                                                                                                                        den Jahr?
                                                                  Regionalkoordinatorin
                                                                                                                  Hast du ein persönliches AckerHighlight?              Annette: Auf ein hoffentlich weitestgehend nor-
                                                                  Köln, Aachen
                                                                                                                  Annette: Immer wieder Kinder zu sehen, die nicht      males AckerJahr mit vielen glücklichen Kinderge-
                                                                                                                  aufhören können zu ackern, also die einfach auch      sichtern.

                                                      Annette Bartmer        Glenn Vogt
                                                       Regionalleiterin    Regionalmanager

                                                                     SÜD-
                                                                     WEST
             Steckbrief                                                                                     SÜD
               Bundesländer: Nordrhein-Westfalen    GemüseKlassen: 2          Das am
               Gesamtgröße: 34.112 km2              Koordinator*innen: 3      häufigsten
               AckerSchulen: 83                     AckerCoaches: 14          angebaute
               AckerKitas: 37                                                 Gemüse:
32         ACKERDEMIA                                                                                                                                                                ACKERDEMIA
                                                                                                                                                                                                       33
 Region Süd-West
 Wir nutzen die Vielfalt der Region und
 bringen die Vielfalt auf den Acker.                                                                    Im Gespräch mit Sacha Hübner (Regionalleiter) und
                                  WEST                                       Charlotte Behrmann         Jule Mangels (Regionalmanagerin)
                                                                             Regionalkoordinatorin
                                                                             Mittelhessen und
                                                                             Rhein-Main Gebiet Nord     Was macht eure Region einzigartig?
                                                                                                        Jule: Ich mag es, in einer sehr sonnigen Region        Wie war die Corona-AckerZeit für euch?
                                                                                                        zu leben und wir haben tolle Wälder!                   Jule: Anstrengend und teilweise einsam. Aber ich
                                                                                                        Sacha: Die Vielfalt in Kultur, Kulinarik, Land-        bin froh über meinen Job.
                                                                                                        schaft und Wirtschaft zusammen mit dem Ein-
                                                                                                        fluss von fünf angrenzenden Ländern.                   Was sind eure Ziele in der nächsten Zeit?
                                                                          Jessica Nowotka
                                             SÜD-                                                                                                              Sacha: Das Potential unseres Teams gut zu ent-
                                                                          Regionalkoordinatorin
                                             WEST                         Rhein-Main-Gebiet Süd         Was lief im letzten Jahr besonders gut?                falten.
                                                                                                        Sacha: Wir konnten den Aufbau unserer Region ei-
    Philipp Jochum
Regionalkoordinator                                                                                     nen deutlichen Schritt voran bringen und mithilfe      Auf was freut ihr euch besonders im kommen-
    Rheinland-Pfalz                                                                                     neuer Förderpartner vielen neuen Lernorten die         den Jahr?
      und Saarland                                                                                      Teilnahme an unseren Programmen ermöglichen.           Jule: Wieder mit Kindern auf den Acker zu gehen.

                                                                                                        Hast du ein persönliches AckerHighlight?               Was hat dich in deiner Rolle motiviert?
                                                                                                        Jule: Mein Highlight ist das Wachstum: Wir sind        Sacha: Ich war bei der Überreichung der Acker-
                                                                                                        jetzt ein siebenköpfiges Team und steuern auf          Diplome von Kindern einer zweiten Klasse dabei.
                  Stefanie-Michaela                                                                     140 Lernorte zu.                                       Die Freude und der Stolz der Kinder war förmlich
                        Andermann                                                                 SÜD   Sacha: Eine Kita, die ein AckerMusical auf die Beine   spürbar, alle haben gestrahlt wie Honigkuchen-
               Regionalkoordinatorin                                                                    gestellt hat. Karla Kartoffel war die begehrteste      pferde.
            Baden-Württemberg Nord                                                                      Rolle unter den Mädchen.

              Anette Neumann
          Regionalkoordinatorin
        Baden-Württemberg Süd

                                        CH
                                                Jule Mangels          Sacha Hübner
                                              Regionalmanagerin       Regionalleiter

      Steckbrief
        Bundesländer: Hessen, Rheinland-       AckerKitas: 21               Das am
        Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg     GemüseKlassen: 7             häufigsten
        Gesamtgröße: 79.293 km2                Koordinator*innen: 5         angebaute
        AckerSchulen: 56                       AckerCoaches: 7              Gemüse:
34         ACKERDEMIA
                             NORD
                                                                                                                                                                                                  ACKERDEMIA
                                                                                                                                                                                                                     35
          Region Süd                                               OST                                              Im Gespräch mit Antonia Mehnert (Regionalleiterin) und
                                                                                                                    Juliane Amend (Regionalmanagerin)
          Ob Groß oder Klein, Lehm oder Sand –
          im Süden garteln alle miteinand!                                                                          Was macht eure Region einzigartig?                   Was sind eure Ziele in der nächsten Zeit?
                                                                                                                    Antonia: Die herzlichen Menschen und die gro-        Antonia: In 2021 wollen wir 50 neue Lernorte ge-
                                                                                                                    ße Bereitschaft und der Stolz, etwas als Gemein-     winnen und unser Team für die kommende Sai-
                                                                                                                    schaft zu schaffen. Außerdem ackern wir da, wo       son logistisch besser aufstellen.
                                                                                                                    andere Urlaub machen!                                Juliane: Für die neuen Lernorte benötigen wir
                                                                                                                    Juliane: Die große Vielfalt, Dialekte und Land-      auch ausreichend AckerCoaches. Und wir möch-
                                                                                                                    schaften.                                            ten vor allem mehr Kitas für die GemüseAckerde-
                                                                                                                                                                         mie begeistern.
 WEST                                       Juliane Amend         Antonia Mehnert           Christoph Musik         Was lief im letzten Jahr besonders gut?
                                          Regionalmanagerin        Regionalleiterin     Regionalmanager/leitung
                                                                                                                    Juliane: Immer mehr Schulen hören mittlerweile       Auf was freut ihr euch besonders im kommen-
                                                                                        Österreich, Regionalkoor-
                                                                                         dinator Südost-Bayern      von der GemüseAckerdemie und wollen Teil da-         den Jahr?
                                                                                                                    von sein. Das motiviert und macht Spaß.              Juliane: Auf ein persönliches Teammeeting, wo
           Hendrike Hellmann                                                                                        Antonia: Die Zusammenarbeit im Team Süd – es         wir ganz ohne Laptop und Technik mit viel Kre-
         Regionalkoordinatorin                                                                                      passt einfach auf professioneller und persönlicher   ativität und Spaß an der Entwicklung der Region
                  Oberfranken                                                                                       Ebene supergut.                                      arbeiten können.
                                                                        Christiane Schmöller
                                                                        Regionalkoordinatorin                       Hast du ein persönliches AckerHighlight?             Was hat dich in deiner Rolle motiviert?
          Sharon Mehdi                                                  Oberpfalz                                   Juliane: Wenn ein Kita-Kind, das nicht so ge-        Antonia: Wenn ich höre, dass das Lieblingsfach
  Regionalkoordinatorin                                                                                             nau weiß, was es machen soll, von einem ande-        jetzt „GemüseAckerdemie“ heißt.
Mittel- und Unterfranken                                                                                            ren gesagt bekommt: „Du, kein Problem, ich hab       Juliane: Mails von Lehrer*innen, in denen sie uns
                                                                             Silvia Mayr                            schon mal Gurken gepflanzt, wir machen das ge-       für unsere tolle Arbeit danken. Ein Lehrer teilte mir
                                                     SÜD                     Regionalkoordinatorin München
               Julia Leinweber                                                                                      meinsam.“                                            mit, dass er durch den Acker viel besser mit den
                                                                             und Landkreis München
         Regionalkoordinatorin                                                                                                                                           Kindern arbeiten und lernen kann, weil eine ganz
                        SÜD-
       Ober- und Nieder-bayern                                                                                                                                           andere Ebene der Kommunikation entstanden ist.
                       WEST

                 Saskia Welter
          Regionalkoordinatorin
                     Schwaben

       CH

               Steckbrief
                Bundesländer: Bayern, (Österreich)         AckerKitas: 10             Das am
                Gesamtgröße: 154.421 km2                   Koordinator*innen: 7       häufigsten
                AckerSchulen: 87                           AckerCoaches: 17           angebaute
                                                                                      Gemüse:
36         ACKERDEMIA                                                                                                                                                                ÜBER ACKERDEMIA

Nachhaltigkeit bei Ackerdemia                                                                                Eine Lastenrad-Love-Story –
                                                                                                             auf dem Weg zu nachhaltiger
Nachhaltigkeit bestimmt unsere Mission und Vi-       Entwicklung und untersuchen regelmäßig die Wir-         Mobilität
sion sowie unser Handeln als Sozialunterneh-         kung unserer Programme. Wir setzen uns für Chan-
men. Wir sind uns bewusst, dass wir mit unse-        cengleichheit und eine nachhaltige Ernährungs-          Julia Brodersen ist Regionalkoordinatorin für
rem Handeln eine ökologische, wirtschaftliche        und Esskultur in unserer Gesellschaft ein.              die Region Berlin Süd bei Ackerdemia. Sie startet       Julia Brodersen
und soziale Verantwortung haben. Noch sind                                                                   2017 als AckerHelferin und übernimmt 2018 die
wir nicht in all unseren Geschäftsbereichen zu                                                               Tätigkeit als Pflanzleitung. Damals fährt sie wie
100 Prozent nachhaltig, doch wir arbeiten dar-       Unsere Partner und Finanzen                             üblich mit dem Auto zu den Pflanzungen. Schließ-
an und verbessern uns stetig.                                                                                lich gibt es viel zu transportieren – Hacken, Spa-    Julia Brodersen
                                                     Wir bauen auf ein starkes, diverses Netzwerk            ten, Gießkannen und Jungpflanzen. Aber wie
                                                     und langfristige Partnerschaften, um eine nach-         viele Ackerdemiker*innen macht Julia sich viele
Unsere Äcker                                         haltige Wirkung zu erzielen. Wir unterstützen Trans-    Gedanken zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit.
                                                     parenz und arbeiten mit einer nachhaltigen Bank.        Und Auto fahren ist da nicht so toll – für das Kli-
Auf unseren Äckern arbeiten wir nach ökologi-                                                                ma, die Gesundheit und überhaupt.
schen Prinzipien: mit der Natur und für die Natur.
Was wir dafür tun:                                   Unsere Kultur                                           Im Sommer 2019 lernt Julia die fLotte Berlin ken-
                                                                                                             nen – ein Netzwerk aus Lastenrädern, die man kos-
•   Eigene Saatgutgewinnung                          In unserer Organisation leben wir ein soziales          tenfrei ausleihen kann. „Das Team der fLotte hat
•   Ökologisches Saatgut und Pflanzgut               und wertschätzendes Miteinander. Flache Hie-            mich total motiviert. Die arbeiten größtenteils eh-     Gar nicht so einfach, die sperrigen
    aus der Region                                   rarchien und Mitbestimmung, faire Gehälter und          renamtlich dafür, dass der Verkehr in der Stadt um-     Gartenwerkzeuge sicher zu verstauen.
•   Alte und samenfeste Sorten                       flexibles Arbeiten auf Vertrauensbasis bestimmen        weltfreundlicher wird.“ Auf dem Herbstfest in Hel-
•   Natürlicher Pflanzenschutz                       unsere Arbeitskultur. In unserer Berliner Zentrale      lersdorf ist es dann soweit. Julia fährt zum ersten
•   Mulchen                                          können wir unseren Ackerdemiker*innen außer-            Mal Lastenrad… und verliebt sich. Wie cool wäre
•   Schutz der Biodiversität                         dem ein Jobticket und gesunde Verpflegung im            es, zu den Pflanzungen der GemüseAckerdemie
•   Schutz des Mutterbodens                          AckerStübchen bieten.                                   mit dem Lastenrad zu fahren anstatt mit dem Auto!

                                                                                                             Julia fängt an, über die fLotte verschiedene Las-
Unsere Programme                                     Unsere Materialien                                      tenräder auszuleihen, Probe zu fahren und Pro-
                                                                                                             be zu packen. Im Frühjahr 2020 will es Julia dann
Mit unseren Bildungsprogrammen wollen wir            Bei der Beschaffung von Materialien achten wir          wissen. Sie schreibt einen kleinen Leitfaden, wie
nachhaltig Veränderungen erzielen und ein Be-        auf eine nachhaltige Produktion – bevorzugt auch        man ein Lastenrad am besten für die Pflanzungen
wusstsein dafür schaffen, welche globalen Auswir-    aus zweiter Hand. Wir beziehen Ökostrom und             nutzen kann und motiviert ihre Kolleg*innen, es
kungen unser Handeln vor Ort hat. Wir richten uns    grundsätzlich gilt: so wenig wie möglich und so         auszuprobieren. 12 der 36 Pflanzeinsätze in Berlin
nach den Prinzipien einer Bildung für nachhaltige    viel wie nötig.                                         Süd finden 2020 mit Lastenrädern statt. Und die         Mit dem gepackten Lastenrad direkt an den
                                                                                                             nachhaltige Transportmöglichkeit kommt gut an –         Acker fahren – mit dem Auto unvorstellbar.
                                                                                                             bei Kolleg*innen und Lehrer*innen gleichermaßen.

                                                                                                             Julia will die Nutzung von Lastenrädern in Ber-
                                                                                                             lin weiter ausbauen. Wie man Mitarbeiter*innen
                                                           Seit 2019 besitzt unsere Berliner Zentrale ein
                                                                                                             davon überzeugt und Hemmschwellen abbaut,
                                                           Lastenrad – der AckerGaul! Mit ihm können
                                                                                                             wie die Lastenradnutzung bei Ackerdemia ver-
                                                           wir kleinere Transporte nun auch ohne Auto
                                                                                                             ankert werden kann, das untersucht Julia nun in
                                                           machen. Der AckerGaul wurde das 100. Mit-
                                                                                                             ihrer Masterarbeit. Für die Zukunft wünscht sie
                                                           glied der fLotte Berlin – einem Netzwerk zum
                                                                                                             sich, dass ein funktionierendes Lastenradkonzept
                                                           kostenfreien Verleih von Lastenrädern. Las-
                                                                                                             auch in anderen Städten an anderen Lernorten
                                                           tenräder haben wir 2020 auch das erste Mal
                                                                                                             der GemüseAckerdemie umgesetzt wird.
                                                           bei Pflanzungen eingesetzt – ein erster Schritt
                                                           auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mobilität.

                                                                                                                                                                     Manchmal führt der Weg zum Acker durch die Schule hindurch.
38         ACKERDEMIA                                                                                                                                                                 ACKERDEMIA
                                                                                                                                                                                                         39
                                                                                                         SDG   Ziele mit Bezug zur                                  Vermittelte Kenntnisse,
                                                                                                               GemüseAckerdemie                                     Werte und Kompetenzen durch
                                                                                                                                                                    die GemüseAckerdemie

Ackerdemia und die SDG`s                                                                                       Eine nachhaltige, resiliente und zugleich inno-      ∙ Bewirtschaftung der Äcker nach öko-
                                                                                                               vative und produktive Landwirtschaft ist der           logischen Anbauprinzipien
                                                                                                               Schlüssel für die globale Ernährungssicherung.       ∙ Vermittlung von praktischem Wissen
Mit der Agenda 2030 hat sich die Weltgemeinschaft   nachhaltiger Produktion bis hin zum Schutz von             In 2030 soll in Deutschland der ökologische            zu ökologischem Anbau
17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development    Ökosystemen. Die GemüseAckerdemie leistet zu ei-           Landbau 20 Prozent der Landwirtschaft betragen.
Goals, SDGs) für eine sozial, wirtschaftlich und    nigen der 17 Ziele einen konkreten Beitrag, in dem
ökologisch nachhaltige Entwicklung gesetzt. Die-    sie einzigartige Erlebnisse und Erfahrungswelten           In Deutschland soll ein gesundes Leben für           ∙ Steigerung von Probierfreude und
se Ziele gelten für alle Länder gleichermaßen und   rund um Natur und Lebensmittel schafft. Im Fol-            alle Menschen jeden Alters gewährleistet wer-          Präferenz von Gemüse durch eigenen
reichen von der Beseitigung des globalen Hungers    genden erläutern wir, wie wir insbesondere an den          den. Dazu gehört das Ziel, dass der Anteil von         Gemüseanbau
über die Stärkung von nachhaltigem Konsum und       Unterzielen der deutschen Strategie mitwirken.             Jugendlichen mit Adipositas in Deutschland           ∙ Förderung von Bewegung durch körper-
                                                                                                               nicht weiter ansteigen soll. Ein Großteil der          liche Arbeit auf dem Acker
                                                                                                               bereits adipösen Jugendlichen leidet auch im         ∙ Wissensvermittlung zu gesunder
                                                                                                               Erwachsenenalter an Adipositas. Übergewicht            Ernährung in den begleitenden Bildungs-
                                                                                                               ist maßgeblich beteiligt an der Entstehung von         materialien
                                                                                                               Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder
                                                                                                               Gelenkschäden.

                                                                                                               Deutschland hat zum Ziel, hochwertige Bil-           ∙ Bildungsansatz orientiert sich inhaltlich
                                                                                                               dung und Möglichkeiten für lebenslanges                und methodisch an den Kriterien zur BNE
                                                                                                               Lernen für alle zu fördern. Bis 2030 soll ge-        ∙ Acker als naturnaher Lernort für
                                                                                                               währleistet werden, dass alle Lernenden die            fächerübergreifenden und praxisnahen
                                                                                                               notwendigen Kenntnisse und Qualifikatio-               Unterricht
                                                                                                               nen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung           ∙ Spielerischer und kreativer Zugang zu
                                                                                                               erwerben, u. a. durch Bildung für Nachhaltige          Nachhaltigkeitsthemen
                                                                                                               Entwicklung (BNE).

                                                                                                               Die Gestaltung nachhaltiger Konsum- und              ∙ Verständnis für die Auswirkungen von
                                                                                                               Produktionsweisen umfasst Ziel 12. Auf globa-          Lebensmittelproduktion und -konsum
                                                                                                               ler Ebene soll bis 2030 gewährleistet werden,          auf die Umwelt
                                                                                                               dass das Bewusstsein aller Menschen für nach-        ∙ Entdecken der eigenen Handlungsfähig-
                                                                                                               haltigen Konsum erhöht wird und ihnen die              keit und Selbstwirksamkeit bei Konsum-
                                                                                                               entsprechenden Informationen zur Verfügung             entscheidungen
                                                                                                               gestellt werden. Zudem soll die weltweite            ∙ Steigerung der Wertschätzung von
                                                                                                               Lebensmittelverschwendung um die Hälfte                Lebensmitteln durch eigenen
                                                                                                               reduziert werden.                                      Gemüseanbau

                                                                                                               Gesunde Ökosysteme sind Grundlage für unser          ∙ Erschaffen von Habitaten für Insekten
                                                                                                               Leben. Die Weltgemeinschaft hat erkannt, wel-          und Bodenlebewesen durch Implemen-
                                                                                                               che ernsten Folgen die Zerstörung der Wälder           tierung eines Ackers
                                                                                                               und anderer Ökosysteme hat und setzt sich für        ∙ Wissensvermittlung zu biodiversen
                                                                                                               ihren Schutz ein. Ziel der deutschen Strategie         Anbausystemen
                                                                                                               ist es, die Artenvielfalt, die in den letzten vier   ∙ Förderung des Enthusiasmusses für die
                                                                                                               Jahrzehnten stark zurückgegangen ist, wieder           Arten- und Sortenvielfalt von Gemüse
                                                                                                               herzustellen.
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