Naturschutz-Informationen - 2/2020 36. Jahrgang Kostenlose Zeitschrift für Natur- und Umweltschutz im Osnabrücker Land Herausgegeben vom ...
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Naturschutz- 2/2020 36. Jahrgang Informationen Kostenlose Zeitschrift für Natur- und Umweltschutz im Osnabrücker Land Herausgegeben vom Umweltforum Osnabrücker Land e.V. ISSN 0934-0807 NI_2020_02_neu.indd 1 24.11.2020 00:19:57
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Editorial Liebe Leserinnen und Leser, 2020 war heftig! Corona und Lockdown, is- stoßes. Es wird lamistischer Terror, Erdbeben in der Türkei, deutlich weniger US-Wahl und Trump, Hauptstadtflughafen geflogen und ge- bei der Eröffnung pleite, leere Sportstätten, fahren. Wo sind geschlossene Straßencafés: Zukunftsängste denn die zahl- allerorten! Ich mag nicht mehr hinsehen und reichen Kondens- keine Zeitung aufblättern. Wir Naturschützer streifen am Him- müssen jetzt höchst wachsam sein, dass Na- mel geblieben? tur- und Artenschutz unter dem lauten Getö- Das ist gut für se der Hiobsbotschaften nicht untergebuttert das Klima und für Foto: privat werden, denn auch, wenn die wichtigsten die Menschheit. Themen nicht mehr auf der Frontseite ste- Ich glaube über- hen: Es hat sich nichts geändert! Die Erde dies, dass nach heizt sich weiter stetig auf. Das Virus wird der Pandemie den Lückenschluss der A33-Nord nicht aus- das Fluggastauf- Dr. Gerhard Kooiker bremsen. Und die Wolfsgegner sind gerade kommen geringer sein wird als davor - mehr dabei, den Wolf ins Jagdrecht zu überführen. Videokonferenzen und weniger Geschäfts- reisen. Ob der touristische Flugverkehr nach Andererseits lese ich, dass es in den Wäl- der Pandemie wieder zunehmen wird, ist dern viel zu viel Wild geben soll und dass die fraglich. Neuanpflanzungen durch Wildverbiss extrem leiden und dass „der Jäger mit der Büchse Der Herbst zeigt sich momentan von seiner die jungen Bäume schützen soll“, sprich: bit- schönsten Seite. Wenn die Sonne scheint, te schießt mehr Rehwild! Für das Rehwild ist leuchtet es goldgelb im herbstlichen Laub- doch der Wolf als natürlicher Beutegreifer zu- wald. Man sollte einfach abschalten, feste ständig! Also sollte die Forderung doch lau- Schuhe anziehen und durch das raschelnde ten, mehr Wölfe zuzulassen. Laub stapfen. Und wenn dann noch ein Rot- kehlchen singt, fühlt man sich gut und frei Noch im letzten Heft von „Naturschutz heu- und hat den Rest der Welt völlig vergessen. te“ mahnt Dr. Holger Buschmann (Vorsitzen- Auf dem Nachhauseweg kann man sich dann der NABU-Niedersachsen) mit einer persönli- mit einer Packung Toilettenpapier eindecken chen Bitte an jedes Mitglied eindringlich, das und ein Sixpack Bier besorgen und sich den „Volksbegehren Artenvielfalt“ voranzutreiben dunklen Abend mit einem guten Buch gemüt- und es zu unterschreiben. Nun schwuppdi- lich machen. wupp ist das Volksbegehren plötzlich ge- storben und Buschmann propagiert den Nie- Bleiben Sie munter und gesund. dersächsischen Weg. Hat der NABU vor der Politik kapituliert? Dr. Gerhard Kooiker Mit dem Corona-Virus lässt sich nicht ver- handeln, so der Virologe Dr. Drosten. Aber eins müssen wir den kleinen, giftigen Plage- geistern doch zugestehen. Sie haben das er- reicht, worum wir Naturschützer schon lange kämpfen: Die Verringerung des CO2-Aus- 3 NI_2020_02_neu.indd 3 24.11.2020 00:20:06
Inhalt Titel Autor Einwendungen und / oder Stellungnahmen der Bevölke- Rainer Comfere............................ 6 rung gegen den geplanten Neubau der A33 Nord CDU und FDP kritisieren Verzögerungen bei der Matthias Schreiber........................ 11 Zerstörung eines Osnabrücker FFH-Gebietes durch die A33-Nord Grüne: A33-Nord endlich stoppen PM Filiz Polat................................ 12 Wald im Widerstreit Herbert Zucchi............................. 13 Neue Natura 2000 - Initiative im Artland Matthias Schreiber........................ 18 Klimakiller-Baugebiet an der Windhorststraße Birgitt Potthoff.............................. 23 Klimapolitik beginnt vor Ort! Katrin Kruckemeyer /Andrea Lepper. 24 Kontamination der Hase nach Großbrand Johanna Bischof........................... 27 NABU-Amphibienprojekt Andreas Peters............................. 30 Die NI im Radio! Malin Funk................................... 32 Selbst aktiv werden! Umweltforum Osnabrück e.V......... 35 Die Moorkiefer - der NABU-Weihnachtsbaum d. guten Gewissens Andreas Peters............................. 36 Spendenkonto für Wiederaufbau des nbz Alfsee Andreas Peters............................. 38 Die Spaßgesellschaft: Der Elektroroller-Wahnsinn Gerhard Kooiker............................ 39 Wenn die Welt stillsteht - Corona & Natur Malin Funk................................... 40 Neues von der NAJU Johanna Bischof / Malin Funk........ 44 Mitmachen bei der NAJU Johanna Bischof........................... 45 Johanna Bischof........................... 46 Kinderseite Johanna Bischof........................... 48 Neues von den NAJU-Kids BUND - News Matthias Beckwermert / BUND...... 51 App - Vorstellungen Johanna Bischof / Malin Funk........ 55 Orni - Rätsel Matthias Schreiber........................ 57 Buchtipp /Buchbesprechungen Andreas Peters / Herbert Zucchi.... 58 Volksbegehren - Artenvielfalt Andreas Peters / Matthias Schreiber 61 ................................................... 62 Veranstaltungen Beitrittserklärung ................................................... 63 Ansprechpersonen ................................................... 65 4 NI_2020_02_neu.indd 4 24.11.2020 00:20:06
Impressum Impressum Herausgeber: Umweltforum Osnabrücker Land e.V. Dachverband der Osnabrücker Natur- und Umweltschutzverbände: NABU, BUND, RANA e.V., Biol. Station Haseniederung e.V., NaturFreunde Osnabrück e.V. Naturwissenschaftlicher Verein Osnabrück e.V. (NVO), Solarenergieverein Osnabrück e.V. (SEV), Lega S Jugendhilfe gGmbH, ecovillage e.V., Verein für Umwelt und Naturschutz Bohmte e.V., Verkehrsclub Deutschland (VDC) e.V., NaturFreunde Bramsche e.V., Die Kreislauflandwirtschaft De Peerdehoff e.V., Gegenstromleitung Ankum e.V., Verein Bürger gegen 380kV e.V. Bundesverband Windenergie e.V. Regionalverband Teutoburger Wald Wiehengebirge Privatpersonen als Einzelmitglieder Redaktion: Johanna Bischof, Malin Funk, Dr. Gerhard Kooiker, Andreas Peters, Hendrik Spiess, Britta Sydekum Anschrift: Naturschutz-Informationen Naturschutzzentrum Osnabrück Klaus-Strick-Weg 10, 49082 Osnabrück E-Mail: ni-redaktion@umweltforum-osnabrueck.de Tel.: 0541-589184, Fax: 0541-57528 Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8.00 – 16.00 Uhr und Freitag 8.00 – 15.00 Uhr Satz: Britta Sydekum Anzeigenleitung: Chiara Neugebauer, Selma Wellendorf Titelbild: Umweltforum Druck: ISSN: 0934-0807 Das Umweltforum Osnabrücker Land e.V. ist als gemeinnützig anerkannt. Spenden und Beiträge sind steuerlich absetzbar. IBAN: DE54 2655 1540 0020 8722 71 BIC: NOLADE21BEB; Kreissparkasse Bersenbrück Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln nicht immer die Meinung der Redaktion wider. Anregungen, Beiträge und Hinweise erbitten wir an die Adresse der Redaktion. 5 NI_2020_02_neu.indd 5 24.11.2020 00:20:06
Stoppt A33 Nord Einwendungen und / oder Stellungnahmen der Bevölkerung gegen den geplanten Neubau der A 33-Nord von Rainer Comfere Liebe Bürgerinnen und Bürger, ne Planung befinden soll. Doch genauso ist es leider. Der Bund hat diese Problematik er- leider hat die Planung für den Bau der A kannt und unter anderem deswegen die so- 33-Nord verfahrenstechnisch eine neue Di- genannte Autobahn GmbH gegründet. Diese mension erreicht. Der regionale Geschäfts- bundeseigene GmbH ist am 13. September bereich der Niedersächsischen Landesbehör- 2018 gegründet worden und übernimmt ab de für Straßenbau und Verkehr hat für das dem 1. Januar 2021 Planung, Bau, Betrieb, Vorhaben die Durchführung eines Planfest- Erhaltung, Finanzierung und vermögensmä- stellungsverfahrens bei dem Planfeststel- ßige Verwaltung der Autobahnen in Deutsch- lungsdezernat der Niedersächsischen Lan- land. Wäre der Antrag auf Durchführung desbehörde für Straßenbau und Verkehr in eines Planfeststellungsverfahrens also zwei Hannover beantragt. Monate später erfolgt, wäre eben diese Au- Dies liest sich zugegebener Weise etwas tobahn GmbH mit wahrscheinlich unvorein- verwirrend, da man den Eindruck erhalten genommenem Personal zuständig gewesen. kann, dass hier eine Behörde über ihre eige- So aber bleibt alles bei der niedersächsischen Foto: Rainer Comfere Talkrunde beim Hoffest 2019 gegen die A33-Nord: v.l.n.r.: Rainer Comfere vom Umweltforum, Viktor Hermeler, Belmer Bürgermeister, Landrätin Anna Kebschull, Otto Steinkamp, Wallen- horster Bürgermeister 6 NI_2020_02_neu.indd 6 24.11.2020 00:20:08
Stoppt A33 Nord Behörde. zu diesem Bauvorhaben stehen und ob Sie Man könnte einwenden, dass sich diese sich die Mühe einer Eingabe machen sollten, Konstellation nun einfach ergeben hat, da bitten wir Sie Folgendes zu bedenken: die Planungsunterlagen halt präsentations- Wir alle nehmen zur Kenntnis, dass die Pole reif waren. Dem ist nach erster Durchsicht schmelzen, die Permafrostböden auftauen, der ausgelegten Unterlagen aber überhaupt Wetterextreme zur Normalität werden und nicht so. Vielmehr wurden anscheinend etli- die Folgen des Klimawandels mit seinen fata- che Fehler und Unstimmigkeiten bewusst in len ökologischen und sozialen Auswirkungen Kauf genommen, um ja mit einer rechtzeiti- für uns immer mehr spürbar sind. Um dem gen Auslage das Verfahren in den eigenen entgegen zu wirken, reicht es nicht, die Ab- Reihen halten zu können. So ist z.B. die Brut- holzung der Regenwälder zu kritisieren. Viel- vogelbestandserfassung unzureichend und mehr ist es geboten, auch das eigene Ver- setzt auf veraltetes Datenmaterial, relevante halten zu hinterfragen. Und hier stellt sich Arten bleiben außen vor, usw. die Frage, ob es wirklich noch zeitgemäß ist, Die Planfeststellungsunterlagen liegen in den eine Autobahn zu bauen, die verkehrlich nicht Rathäusern in Osnabrück, Bramsche, Ge- zwingend geboten ist und die darüber hin- orgsmarienhütte, Belm und Wallenhorst bis aus ein europäisch geschütztes Naturschutz- zum 25.11.2020 zur Einsicht aus. Darüber hi- gebiet zerschneidet und zu zerstören droht. naus ergibt sich die Möglichkeit der Einsicht- Genau dies wird in den Planungsunterlagen nahme bis zu diesem Termin auf der Inter- eingeräumt, sodass eine Ausnahmegenehmi- netseite https://uvp.niedersachsen unter der gung hierfür beantragt wird. Suche „A33“. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das gemeinsam verabschiedete euro- Jetzt kommt es auf SIE an, liebe Bürge- päische Recht nur für andere Länder gelten rinnen und Bürger! soll, während die Bundesrepublik Deutsch- Jeder, dessen Belange durch das Vorhaben land meint, sich als größter EU-Haushalts- berührt wird, kann sich zur Planung äußern. beitragszahler nicht an die geltenden Regeln Möglichst viele von Ihnen sollten diese Op- halten zu müssen. tion wahrnehmen und jetzt Einwendungen Um eine kleine Hilfestellung bei einer Ein- und / oder Stellungnahmen schreiben. Das wendung und / oder Stellungnahme zu ge- gilt für alle, die sich - egal in welcher Entfer- ben, möchten wir Ihnen eine nicht vollstän- nung zur Trasse - von dem Projekt betroffen dige Liste von möglichen Aspekten vorlegen. fühlen; sei es als Eigentümer von Flächen, Darin können Sie möglicherweise die für Sie als Hauseigentümer oder Mieter, Jäger, Jog- persönlich zutreffenden Einwendungen fin- ger, Erholungssuchender oder in anderer Art den. Außerdem können Sie zusätzlich weite- und Weise. re individuelle Gründe ergänzen, die Sie an Die Stellungnahmen sind bei den oben ge- der geplanten Autobahn besonders stören. nannten Städten und Gemeinden bis zum Ihre Einwendung bzw. Stellungnahme könn- 03.02.2021 einzureichen oder aber unter te in etwa wie folgt beginnen: Fristwahrung an die Niedersächsischen Lan- „Hiermit wende ich mich gegen den ge- desbehörde für Straßenbau und Verkehr, planten Bau der A33-Nord. Dezernat 51 „Planfeststellung“, Göttinger Als Gründe mache ich geltend: …“ Chaussee 76a, 30453 Hannover zu senden. Einzelne Siedlungen werden durch die Tras- Wenn Sie sich jetzt die Frage stellen, wie Sie se zerschnitten. Dadurch werden langjährig 7 NI_2020_02_neu.indd 7 24.11.2020 00:20:08
Stoppt A33 Nord gepflegte Nachbarschaften getrennt und der bei der Beurteilung von Kreditvergaben er- soziale Kontakt der Bewohner untereinan- hebliche Bedeutung. Ein Verkauf von Wohn- der erheblich erschwert und verringert. Der häusern ist derzeit fast unmöglich. sonst mögliche Blickkontakt, auch über grö- Der Landschaftsraum geht als Gebiet für die ßere Entfernungen, ist insbesondere wegen ruhige Erholung und für das Naturerlebnis der Dammlage der A 33 nicht mehr gegeben. komplett verloren. Alternative Gebiete ste- Das traditionelle Erbe wird zerstört, indem hen im Raum Wallenhorst wegen der ande- Siedlungsstrukturen, die über Jahrhunderte ren Bundesfernstraßen A 1 und B 68 nicht gewachsen sind, zerschnitten werden. zur Verfügung. Die neue Autobahn wird wegen der Damm- Für die Landwirte gehen z.T. hofnahe Flä- lage einen breiten Lärmkorridor über die bis- chen verloren. Zusätzlich zum direkten Flä- her sehr ruhigen Ortsteile legen. Dies kann chenverbrauch der A 33 kommen noch die zu erheblichen Beeinträchtigungen und einer notwendigen Kompensationsflächen hinzu, Risikoerhöhung für Krankheiten führen. Die die der Landwirtschaft entzogen werden und von der Autobahn ausgehenden Emissionen somit die Betriebsgrundlage der einheimi- stellen für die Anwohner eine Gesundheits- schen Landwirte erheblich verringern. gefährdung dar. Der Schutzzweck der FFH-Gebiete kann nicht Der Wohnwert und die gesamte Lebensqua- weiter aufrechterhalten werden. Durch das lität werden sehr stark sinken. Die Aufent- Projekt werden die Lebensräume der hei- haltsqualität im Freien wird in einem breiten mischen Wildtiere zerschnitten und die öko- Korridor längs der Trasse verloren gehen. logische Bedeutung des gesamten Raumes Erst in einem Abstand von mehreren hundert zunichte gemacht. Metern abseits der Trasse wird ein noch er- Die Versiegelung durch den Bau der A 33 trägliches Maß erreicht. Freizeitaktivitäten hat einen negativen Einfluss auf den Abfluss mit Gesprächen, wie z.B. ein simples Kaffee- des Regenwassers in der Ruller Flut. Diese trinken im eigenen Garten, werden nur noch ist schon heute bei stärkerem Regen über- stark eingeschränkt möglich sein. fordert und tritt dann über ihre Ufer. Durch Die erwachsenen Kinder und Enkel der Haus- die zusätzlich versiegelten Flächen im Ein- besitzer wollen in betroffenen Häusern nicht zugsbereich der Ruller Flut wird es noch eher wohnen bleiben, bzw. dorthin einziehen. So- zu großflächigen Überschwemmungen kom- mit kommt es nicht mehr zu einem Mehr-Ge- men. Die geplanten Regenrückhaltebecken nerationen-Wohnen. Durch den Wegzug bzw. können diesen Effekt nur ein wenig vermin- das Fortbleiben ist für die älteste Generation dern, aber nicht vermeiden. (die Alten) die Unterstützung im Alltag und Die Frischluftzufuhr aus den Netteauen wird eine spätere Pflege durch Familienangehöri- für Rulle, Icker und die Osnabrücker Stadtei- ge nicht mehr gegeben. Dies löst schon heu- le Haste und Dodesheide abgeschnitten. te große Existenz- bzw. Zukunftsängste aus. Vorranggebiete für Trinkwasser werden Die Vermietung von Wohnraum wird wegen durch mögliche Unfälle von Gefahrstofftrans- der Lärmbelastung und dem dadurch ver- porten bedroht. minderten Freizeitwert des Umfeldes kaum noch möglich sein. Dadurch wird die indivi- Eine Jagdausübung in den Revieren ist er- duelle finanzielle Absicherung gefährdet. heblich erschwert. Das jagdbare Wild und andere Tierarten werden durch Verlärmen, Der Marktwert der Immobilien ist schon heu- Zerstörung und Zerschneidung ihrer ange- te durch die derzeitige Diskussion und Ver- stammten Lebensräume dezimiert. Tradi- unsicherung erheblich gesunken. Dies hat 8 NI_2020_02_neu.indd 8 24.11.2020 00:20:09
Stoppt A33 Nord tionelle Wildwechsel werden unmöglich ge- verbände, wird diesen dann gerichtlich über- macht und somit Populationen zersplittert. prüfen lassen. Durch die Anschlussstelle der A 33 an die L Da für anwaltlichen und fachlichen Beistand 109 wird der Verkehr auf dieser Straße, die sowie für die gerichtliche Auseinanderset- dann die Funktion eines Autobahnzubringers zung erhebliche finanzielle Mittel vonnöten hat, zunehmen. Es erscheint unglaubwürdig, sind, hat das Umweltforum Osnabrücker wenn im Erläuterungsbericht eine Senkung Land e.V. den „Schutzfond-Nettetal“ einge- der Kfz-Zahlen nach dem Bau der A 33 pro- richtet. gnostiziert wird. Das macht diese Landstra- Unterstützen auch Sie bitte den Fond ße, auf der sich in den vergangenen Jahren durch eine Spende, die natürlich steu- mehrfach tödliche Unfälle ereigneten, noch erlich absetzbar ist: gefährlicher. Empfänger: Umweltforum OS Land e.V. Es ist nicht nachvollziehbar, dass durch einen Stichwort „Schutzfond Nettetal“ 6-spurigen Ausbau der A 30 zwischen dem IBAN: DE54 2655 1540 0020 8722 71 Lotter Kreuz und dem Osnabrücker-Südkreuz keine Entlastungseffekte für die Straßen im Sofern gewünscht, wird für alle Zuwendun- Osten und Süden von Osnabrück eintreten gen eine Bescheinigung zur Vorlage beim sollen. Wenn auf den verbreiterten Autobah- Finanzamt ausgestellt. Dafür bitte unbedingt nen A 30 und A 1 eine Umfahrung von Osna- die vollständige Adresse angeben! Sollte am brück möglich ist, wird kein überregionaler Ende des Verfahrens noch gespendetes Geld Fernverkehr von der Autobahn abfahren und übrig sein, wird dieses in Naturschutzmaß- sich in ein nicht überschaubares, untergeord- nahmen vor Ort fließen. netes Straßennetz begeben. Eine ausführli- che Prüfung von verkehrlichen Alternativen ist nicht richtig vollzogen worden. Die Verkehrsprognosen basieren zum Teil auf angenommenen Daten, die nicht nach- vollziehbar sind. Zudem ist die Deutung von Datenmaterial fachlich nicht korrekt erfolgt. Die aktuellen verkehrlichen Engpässe im Be- rufsverkehr rund um Icker lassen sich mit baulichen Veränderungen weit unter dem Niveau eines Autobahnneubaus zufrieden- stellend lösen. Vergessen Sie bitte nicht, Ihre Einwen- dung zu unterschreiben bevor Sie diese abgeben oder absenden! Leider ist es nicht auszuschließen, dass es trotz massiver Bürgerproteste und aller Argu- mente gegen den Bau der Autobahn doch zu einem Planfeststellungsbeschluss kommen wird. Das Umweltforum Osnabrück Land e.V., der Zusammenschluss der hiesigen Naturschutz- 9 NI_2020_02_neu.indd 9 24.11.2020 00:20:09
Stoppt A33 Nord A33: Jetzt wird es Ernst Jeder Euro zählt! Im Oktober 2020 wur- de das Planfeststell- ungsverfahren zum Bau der A33-Nord durch das Nettetal eingeleitet. Die Spendenaktion des Umweltforums Osna- brücker Land e.V. für das im Anschluss daran zu erwartende Klage- verfahren gegen die A33 unter dem Stich- wort „Schutzfond Nette- tal“ ist zwar in den letzten 12 Jahren durch- aus erfolgreich ver- laufen, trotzdem brau- chen wir nach wie vor jeden Euro um diese unsinnige naturzerstöre- rische Planung noch zu stoppen! Die Natur sagt danke. Jetzt mitmachen! Spendenkonto: DE54 2655 1540 0020 8722 71, Kreissparkasse Bersenbrück Verwendungszweck: „Schutzfond-Nettetal“ Sofern gewünscht, wird für alle Zuwendungen eine Bescheinigung zur Vorlage beim Finanzamt ausgestellt. Dafür bitte unbedingt die vollständige Adresse angeben. 10 NI_2020_02_neu.indd 10 24.11.2020 00:20:09
Stoppt A33 Nord CDU und FDP kritisieren Verzögerungen bei der Zerstörung eines Osnabrücker FFH-Gebietes durch die A33-Nord von Dr. Matthias Schreiber Vor einigen Wochen übten gleich mehrere wachsene Nachbarschaften durch den Auto- Politiker*Innen von FDP und CDU „massive bahnwall zerschnitten werden, Ortschaften Kritik“ daran, dass sich die Zerstörung des werden verlärmt und Erholungsräume von FFH-Gebietes „Fledermauslebensraum Wie- Osnabrück, Belm und Wallenhorst massiv hengebirge bei Osnabrück“ immer weiter entwertet. verzögert (so konnte man es der Online-Aus- Wie muss man eigentlich drauf sein, um es gabe der Neuen Osnabrücker Zeitung vom „mehr als ärgerlich“ zu finden (verkehrspoli- 10.09.2020 entnehmen). tischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Das Gebiet ist Teil des europäischen Schutz- Jörg Bode), nach noch mehr Beschleuni- gebietsnetzes „Natura 2000“ und soll dem gung des Genehmigungsverfahrens zu ru- Schutz von fünf gefährdeten Lebensräumen fen (FDP-Bundestagsabgeordneter Matthias und drei europaweit bedrohten Tierarten die- Seestern-Pauly) oder es „enttäuschend“ zu nen: finden (CDU-Bundestagsabgeordneter Mat- hias Middelberg), weil sich diese Zerstörun- 91E0* Auenwald mit Schwarzerle gen verzögern? (Alnus glutinosa) und Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior) (Alno-Padion) Die A33 zwischen Belm und der A1 braucht kein Mensch! Nicht nur aus Gründen des 9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo- Menschen- und Naturschutzes, sondern Fagetum) auch um unser Klima Willen muss vielmehr 9120 Atlantischer, saurer Buchenwald die Einsicht Raum gewinnen: Wir haben in mit Unterholz aus Stechpalme und ge- Deutschland nicht zu wenig Straßen, sondern legentlich Eibe (Quercion robori-petraeae zu viele Autos und zu viele kaputte Straßen! oder Illici-Fagenion) 9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum) 9160 Feuchter Eichen-Hainbuchen- Mischwald (Carpinion betuli) Großes Mausohr (Myotis myotis) Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) Kammmolch (Triturus cristatus) Dieses Gebiet soll durch den Weiterbau der A33 der Länge nach durchschnitten werden, es kommt zu großflächigen Versiegelungen von Waldflächen, schutzwürdigen Lebens- räumen und wichtigen Nahrungsräumen für Fledermäuse, Kammmolche und eine Vielzahl von Vogelarten. Weite Bereiche des Gebietes werden verlärmt und mit Schadstoffen belas- tet. Außerhalb des FFH-Gebietes sollen ge- 11 NI_2020_02_neu.indd 11 24.11.2020 00:20:09
Stoppt A33 Nord Kostenexplosion geht weiter Grüne: A33-Nord endlich stoppen von Filiz Polat MdB In der Antwort auf eine Anfrage der Grü- Osnabrück ergänzt: „Diese Investition in ein nen-Bundestagsfraktion teilt das Bundes- verkehrspolitisch fragwürdiges Autobahn- verkehrsministerium mit, dass sich die ge- projekt, das kostbare Naherholungsgebiete, planten Kosten für diverse Autobahnprojekte Natur zerstört und klimapolitisch in die völlig erheblich erhöhen würden. Darunter auch falsche Richtung weist, ist nicht zu verant- die A33-Nord, deren Kosten laut Ministerium worten.“ auf nunmehr knapp 170 Millionen Euro stei- Die beiden Abgeordneten verweisen darauf, gen sollen. dass die finanziellen Mittel für die A33-Nord „2014 sollten die Kosten noch 87 Millionen beim Ausbau des regionalen Schienenver- Euro betragen. Mit dieser Summe ist die kehrs besser angelegt wären. Die Befürwor- A33-Nord im Bundesverkehrswegeplan be- ter*innen der Autobahn seien jetzt gefordert, rücksichtigt worden. Die aktuell genehmigte endlich einen realistischen Blick auf das Nut- Summe der Kosten ist bereits auf 142 Mil- zen-Kosten-Verhältnis zu werfen, statt die lionen Euro gestiegen. Und nun rechnet die A33-Nord weiter zu einem Prestigeprojekt zu Bundesregierung noch mal 26 Millionen Euro machen. mehr. Die A33-Nord ist längst zum Fass ohne „Wir sind jetzt bei fast 20 Millionen Euro pro Boden geworden. Das Nutzen-Kosten-Ver- Kilometer. Vor dem Hintergrund der Proble- hältnis verschlechtert sich immer mehr. Der me unseres Planeten können wir unseren Bau war nie und ist inzwischen erst recht Kindern und Enkeln das sowohl ökonomisch nicht mehr zu rechtfertigen“, kritisiert die als auch ökologisch nicht mehr erklären“, so Bundestagsabgeordnete Filiz Polat. die beiden Grünen abschließend. Und Volker Bajus, Landtagsabgeordneter aus 12 NI_2020_02_neu.indd 12 24.11.2020 00:20:10
Thema Wald Wald im Widerstreit von Prof. em. Dr. Herbert Zucchi Mitteleuropa mit seinem gemäßigt feuchten das Vieh. Außerdem wurde Holz in großem Klima und nahezu siebenmonatiger Stil als Energiequelle genutzt und diente als Vegetationsperiode und damit auch unser universell verwendbarer Stoff für zahlreiche Land waren ursprünglich zu mehr als 90 Gewerke. Letztlich wurde der Wald immer Prozent mit Wald bedeckt. Lediglich die mehr reduziert und die verbliebenen Flächen Meeresküsten (vor allem der Nordsee), die völlig übernutzt, sodass verschiedene Flussauen mit ihrer großen Dynamik, die Landesherren seit dem 14. Jahrhundert mit Hochmoore, die Felsgebiete und die alpinen Holzordnungen einzugreifen versuchten. Hochlagen waren waldfrei. Zusätzlich gab es Doch das änderte nichts Wesentliches: durch die Einflüsse großer herdenlebender Anfang des 18. Jahrhunderts waren die Pflanzenfresser wie Auerochse, Wisent und Wälder geplündert und degradiert, Holz war Wildpferd Halboffenlandschaften, vor allem Mangelware. Urwälder waren nur noch in im Umfeld von Gewässern. Die damaligen geringem Umfang in abgelegenen Gegenden Urwälder setzten sich überwiegend aus übrig geblieben und konnten bis heute nur Laubbaumarten zusammen, lediglich in in Niederösterreich, in den Karpaten und den höheren Lagen fanden sich Fichten und Balkangebirgen überdauern. Der Raubbau Weißtannen. Die Waldkiefer war vor allem am Wald führte letztlich zur Begründung östlich der Elbe verbreitet. des Nachhaltigkeitsprinzips und Anfang des 19. Jahrhunderts zur Entwicklung Vom Waldland zur Holznot der Forstverwaltung, einer geordneten Diese Naturlandschaft änderte sich erst, als Forstwirtschaft und einer Forstwissenschaft. in der Jungsteinzeit vor etwa 6000 Jahren Fichten und Kiefern erklärte man zu den Ackerbauern mit ihren domestizierten „Brotbäumen“ des deutschen Waldes, Tieren, aus Westasien kommend, über die Altersklassenwald mit Kahlschlag und Balkanhalbinsel und den Donauraum nach nachfolgender Aufforstung dominierten Mitteleuropa wanderten und hier sesshaft fortan den Waldbau. wurden. Um die von ihnen errichteten Hütten legten sie nach Brandrodungen Äcker an Ein beschwerlicher Weg: Waldnaturschutz und ließen ihre Schafe, Ziegen, Rinder und Seit dem 19. Jahrhundert gab es aber auch Pferde im Wald weiden. Waren die zunächst immer wieder Bestrebungen zum Schutz von humusreichen und damit fruchtbaren Böden Resten alter Wälder, die mehr oder weniger erschöpft, zogen sie weiter und setzten erfolgreich waren. In der DDR wurde ab ihre Tätigkeit an anderer Stelle fort. Die 1961 ein Netz von Waldschutzgebieten zurückgelassenen Gebiete eroberte sich (NSG) mit eingeschlossenen Totalreservaten der Wald schnell zurück, und vor allem die entwickelt. In der Bundesrepublik gab Rotbuche breitete sich mehr und mehr aus. In erst das Naturschutzjahr 1970 den Impuls der Bronze- und Eisenzeit wurden die Wälder zur Ausweisung von nutzungsfreien immer weiter zurückgedrängt, konnten sich Naturwaldreservaten/Naturwaldzellen. aber in der Zeit der Völkerwanderung von 250 Davon gibt es heute 742 Flächen mit – 600 n. Chr. in großem Umfang regenerieren. über 35.000 Hektar, die 0,3 Prozent der Abermals große Waldrodungen für Äcker, Waldfläche Deutschlands einnehmen. Davon Siedlungsgebiete und Straßen gab es im sind 435 kleiner als 50 Hektar und nur Mittelalter. Dazu kam die Waldweide durch 69 größer als 100 Hektar. Im Gegensatz 13 NI_2020_02_neu.indd 13 24.11.2020 00:20:10
Foto: Karin Zucchi Thema Wald Naturnah ausgeprägter Waldrand eines Buchen-Eichenwaldes im Spätsommeraspekt zu den Naturwaldreservaten darf in den die Bundesregierung im Jahr 2007 gilt meisten Wald-Naturschutzgebieten Holz für Deutschland, dass fünf Prozent des geschlagen werden. Verlässt man dort Waldes der natürlichen Dynamik überlassen die Wege oder sammelt Pilze, kann das werden müssen, was etwa zehn Prozent des als Ordnungswidrigkeit geahndet werden, öffentlichen Waldes ausmacht. Das sollte bis wohingegen Harvester ungestraft ihr Unwesen 2020 erreicht sein, ist aber, wie so Vieles im treiben können. Erst seit der Ausweisung des deutschen Naturschutz, nicht gelungen: Es ersten deutschen Nationalparks Bayerischer sind erst 2,8 Prozent! Der Holzwirtschaft Wald im Jahre 1970, also vor genau einem und großen Teilen der Forstwirtschaft ist die halben Jahrhundert, darf sich in Deutschland Nichtnutzung der Wälder ein Dorn im Auge Wald auf größerer Fläche ohne weitere und sie werden nicht müde, ihre Nutzung als menschliche Eingriffe zum Naturwald den wahren Schutz zu proklamieren. entwickeln. Dies gilt natürlich auch für Die Mär vom artenreicheren Wirtschaftswald die anderen, später ausgewiesenen Wald- Nationalparke wie zum Beispiel den Hainich in Dass die Artenvielfalt in bewirtschafteten Thüringen, den Kellerwald in Hessen oder den Wäldern höher ist als in unbewirtschafteten, Harz in Niedersachsen bzw. Sachsen-Anhalt. ist eine immer wieder behauptete Mär der Seit der Verabschiedung der „Nationalen Holz- und Forstlobby. Dies trifft höchstens Strategie zur biologischen Vielfalt“ durch dann zu, wenn man die Arten, die nicht 14 NI_2020_02_neu.indd 14 24.11.2020 00:20:16
Thema Wald waldspezifisch sind, mitrechnet. Die Zahl umfasst die Zahl der tatsächlich durch der lebensraumtypischen Arten - und um Markierung gesicherten Biotopbäume rund die geht es bei der Biologischen Vielfalt 982.000 Stämme, was einem Biotopbaum - ist in unbewirtschafteten Wäldern aber auf zehn Hektar Wald entspricht, eine deutlich höher. So steigt zum Beispiel die geradezu lächerlich kleine Menge. Auch beim Zahl der Flechten-, Pilz- und Käferarten in Totholz sieht es finster aus: Nicht zersägtes, Wäldern mit zunehmendem Alter, wie etwa natürlich entstehendes Totholz mit starken Untersuchungen aus den letzten Jahren in Stammdurchmessern über 60 Zentimeter den Nationalparken Hainich und Bayerischer liegt gerade mal bei 0,6 Kubikmetern Wald gezeigt haben. 130 Flechtenarten, 1200 pro Hektar (= drei Prozent des gesamten Großpilzarten und 2080 Käferarten allein im Totholzvorrates). Dieses Starktotholz aber Hainich- auf diese Artenvielfalt kommt kein ist zusammen mit den Biotopbäumen sehr deutscher Nutzwald. Dies liegt unter anderem entscheidend für die Vielfalt waldspezifischer am Mangel an Biotopbäumen (Bäume mit Arten! In den Prozessschutzflächen des ökologisch bedeutsamen Merkmalen wie Nationalparks Bayerischer Wald finden sich Stammhöhlen, Bruchstellen etc.) und Totholz, aktuell Totholzmengen von mindestens 250 was sich unmittelbar aus den Ergebnissen Kubikmeter pro Hektar, wodurch sehr seltene der vom Bundesministerium für Ernährung und sogar verschollen geglaubte Pilzarten und Landwirtschaft herausgegebenen zurückgekehrt sind. Bundeswaldinventur ableiten lässt. Danach Foto: Karin Zucchi Naturnaher Buchen-Eichenwald 15 NI_2020_02_neu.indd 15 24.11.2020 00:20:20
Thema Wald Gebeutelter Wirtschaftswald einmal auf mehr als 60 Prozent der Fläche Deutschland verfügt über 11,4 Millionen unseres Landes). Auch diese Zahlen gehen Hektar Wald, die 32 Prozent der Landesfläche aus der Bundeswaldinventur hervor. In einem ausmachen. Soweit es sich nicht um offenen Brief an die Forstministerin Julia Naturwaldzellen , Nationalparks oder die oben Klöckner vom August 2019, der von mehr als genannten Dynamikflächen handelt, wird 70 namhaften Wald- und Naturschutzexperten nahezu flächendeckend mit schwerer Technik sowie Verbandsvertretern unterzeichnet war, wie Harvestern und Forwardern industrielle fordern diese angesichts des Absterbens Holzproduktion betrieben. Dies steht von Waldflächen nach den trocken-heißen zumindest im öffentlichen Wald im Gegensatz Sommern der letzten Jahre eine konsequente zu seinen Gemeinwohlverpflichtungen. Abkehr von der bisherigen Praxis. Im Detail Die marktwirtschaftliche Ausrichtung der hieße das unter anderem Landesforstbetriebe, wie sie nach der • Wiederbegründung von Forstreform seit etlichen Jahren besteht, Kalamitätsflächen durch natürliche macht eine langfristige ökologische Waldentwicklung (Sukzession), auch in Waldentwicklung und eine naturnahe Kombination mit geringer Bepflanzung, Waldnutzung offensichtlich unmöglich. • zur Förderung der Sukzession Natürlich wird im Wald auch weiterhin keine vollständige und maschinelle Holz produziert werden müssen, aber Räumung der Flächen, Belassen von nicht als billiger Massenrohstoff oder so viel Holz wie möglich im Bestand vermeintlich klimaneutraler Brennstoff, zur Förderung einer optimalen sondern für langlebige und hochwertige Boden- und Keimbettbildung, des Qualitätsprodukte. Es ist höchste Zeit für Bodenfeuchtespeichers sowie eines eine Waldwende im Wirtschaftswald. In der natürlichen Verbissschutzes, im Jahr 2018 veröffentlichten „Greenpeace • bei Förderung von Waldvision“ ist überzeugend die größere Wiederbegründungspflanzungen Klimawirksamkeit naturnah bewirtschafteter im Privatwald Vorrang von Wälder durch CO2–Speicherung gegenüber standortheimischen Baumarten, der konventionellen Nutzung dargelegt. Bei Umsetzung weiter Pflanzabstände, ganz aus der Nutzung genommenen Wäldern damit Pionierbaumarten ausreichend ist die Verweildauer von Kohlenstoff aus CO2 Raum zur Entwicklung haben, wesentlich höher als im Wirtschaftswald. • Minimierung von Durchforstungen, Der deutsche Wald ist strukturell und in Aufbau großer Holzvorräte, Verbot von seiner Zusammensetzung nach wie vor Schwersttechnik, Unterlassen weiteren ein naturferner Wald: 54 Prozent sind Wegebaus. nicht standortheimische Nadelbäume, Eine Antwort von Frau Klöckner steht immer wobei wiederum 50 Prozent dieser noch aus - schade! Denn anstatt teurer Nadelbaumflächen als Monokulturen angelegt Aufforstungen mit zum Teil exotischen sind. Die Baumartengruppenverteilung der Baumarten könnte Deutschland als ein- bis vierzigjährigen Bestände stellt sich Geburtsland der Forstwirtschaft so zum wie folgt dar: 52 Prozent Nadelholz, 48 Vorreiter einer neuen Entwicklung werden. Prozent Laubholz, davon gerade mal neun Prozent Rotbuche, welche das zentrale Waldnaturerbe Deutschlands ist (sie wuchs 16 NI_2020_02_neu.indd 16 24.11.2020 00:20:20
Thema Wald Empfohlene Schriften • Bode,W. & M.v.Hohnhorst (1994): Waldwende. Vom Försterwald zum Naturwald.- Verlag C.H.Beck, München. Ein lesenswerter Klassiker! • Panek, N. (2019): Holzfabriken in der Krise. Kritische Texte zur aktuellen Walddebatte in Deutschland.- Ambaum Verlag, Vöhl-Basdorf. www.ambaum.de • Zeitschrift NATIONALPARK Heft Nr. 183/2019. Thema: Waldwildnis im Widerstreit.- oekom verlag, München. Jeder Euro zählt! Die Natur sagt danke. Verwendungszweck: „Schutzfond Nettetal“ Spendenkonto: DE 54 2655 1540 0020 8722 71, Kreissparkasse Bersenbrück BAKERMAN I S B A K I N G B R E A d of.de I wieruper-h www. 17 NI_2020_02_neu.indd 17 24.11.2020 00:20:21
Neue Natura 2000 - Initiative im Artland Neue Natura 2000- Initiative im Artland: Landnutzer und Naturschützer arbeiten zusammen von Dr. Matthias Schreiber Treffen Landnutzer und Naturschützer beim zeichnet. Dies gilt insbesondere dann, wenn Thema Natura 2000 aufeinander, ist massi- die Regelungen für die Betroffenen unklar ver Ärger normalerweise vorprogrammiert. sind und auch nicht ersichtlich ist, wie ein- Natura 2000 ist das europaweite Netz aus schneidendere Auflagen ausgeglichen wer- Gebieten nach der FFH-Richtlinie (FFH steht den sollen. für Fauna-Flora-Habitat) und der EU-Vogel- Ein solcher Konflikt bahnte sich bereits vor schutzrichtlinie, mit der Erhalt der europäi- vielen Jahren an, als das Land Niedersachsen schen Artenvielfalt sichergestellt werden soll. das FFH-Gebiet „Bäche im Artland“ in Brüs- Dazu waren gezielt Gebiete mit bestimm- sel für das Schutzgebietsnetz Natura 2000 ten europaweit gefährdeten Lebensräumen anmeldete. Er blieb aber erst einmal „unter und Tier- und Pflanzenarten auszuweisen der Decke“, denn das Land Niedersachsen und unter einen strengen Schutz zu stellen. unternahm lange Jahre nichts, um mit der Treffen diese Anforderungen strenge Natur- – gesetzlich erforderlichen – Ausweisung als schutzauflagen auf Nutzungsinteressen z.B. Schutzgebiet Klarheit darüber herzustellen, von Landwirten, sind Konflikte schnell vorge- Foto: Dr. Matthias Schreiber Bäche mit einem Randstreifen von einem Meter: Keine Grundlage für ein Schutzgebiet! 18 NI_2020_02_neu.indd 18 24.11.2020 00:20:25
Neue Natura 2000 - Initiative im Artland was in dem Gebiet konkret zu beachten ist Deshalb haben das „Umweltforum Osna- und was zu unterbleiben hat. Das änderte brücker Land e.V.“ und der „Förderverein sich, als die Europäische Kommission we- für Anten-Berge-Dalvers-Hekese zur Unter- gen des (in Naturschutzfragen mal wieder) stützung des Landschaftsschutzes e.V.“ im säumigen Verhaltens Deutschland ein Ver- letzten Winter ein zumindest für unseren tragsverletzungsverfahren ankündigte, wenn Raum ziemlich einmalige Gemeinschaftsak- nicht bald die Unterschutzstellung der Ge- tion gestartet. Dessen Ziel ist es, für den Ein- biete erfolgen würde. In Niedersachsen war zugsbereich des Fördervereins (der Postleit- mittlerweile nicht mehr das Land, sondern zahlbezirk 49626: die Gemeinden Berge und die Landkreise zuständig. Bippen) gemeinsam eine für beide Seiten Alle von der EU-Kommission gesetzten Fris- gute Lösung für das Schutzgebiet „Bäche im ten wurden von etlichen Landkreisen in Nie- Artland“ zu suchen. dersachsen gerissen (in Osnabrück steht die Der Ansatz ist recht einfach: In einem ersten Ausweisung etlicher Gebiete noch aus oder Schritt werden für die Bereiche des FFH-Ge- ist gerade erst in der Anhörung), für das Ge- bietes „Bäche im Artland“ die aus Natur- biet „Bäche im Artland“ wurde eine Verord- schutzsicht erforderlichen Maßnahmen flä- nung im letzten Jahr im Amtsblatt des Land- chenscharf benannt, die zur Umsetzung der kreises Osnabrück allerdings veröffentlicht. Anforderungen aus der europäischen Natur- Damit waren die Probleme aber keineswegs schutzrichtlinie geboten sind. Anschließend bewältigt, im Gegenteil: Die Verordnung ent- benennen Grundeigentümer und Landwirte hielt die mittlerweile deutschlandweit be- die für sie damit verbundenen zusätzlichen rühmt gewordene Regelung, dass ein ein Aufwendungen. Danach legen Umweltforum Meter breiter Randstreifen entlang der Ge- und Förderverein „der Politik“ einen Lösungs- wässer als Schutzabstand ausreicht. Die Aus- vorschlag für eine einvernehmliche Unter- einandersetzung darüber hatte im letzten schutzstellung vor. Jahr eine möglicherweise nicht unwesentli- Begleitet wird das Vorhaben durch eine che Rolle im Kommunalwahlkampf gespielt. gründliche Bestandsaufnahme und die Er- Sowohl bei den Landnutzern als auch bei Na- arbeitung von parzellenscharfen Vorschlägen turschützern dämmerte es, dass eine solche für die Entwicklung insbesondere der Gewäs- Regelung nicht haltbar ist. Für Naturschützer serrandstreifen, die an landwirtschaftliche lag auf der Hand, dass ein lediglich ein Meter Nutzflächen grenzen. Als weitere Besonder- breiter Randstreifen weder ausreicht, um den heit ist vorgesehen, davon alle betroffenen Eintrag von Schadstoffen in die Gewässer zu Eigentümer bzw. Landnutzer individuell zu unterbinden, noch genügt, um die ebenfalls unterrichten und nötigenfalls nach Alterna- zu schützenden gewässerbegleitenden Le- tivlösungen zu suchen. So wird es zwar nö- bensräume wie Auwaldstreifen aus Weiden, tig sein, in einem bestimmten Umfang Au- Eschen und Erlen oder blütenreiche Hoch- waldsäume und Hochstaudenfluren entlang stauden zu erhalten. Landwirten und Land- der Gewässer zu entwickeln, allerdings kann eignern kamen Zweifel, ob sie sich auf eine aber z.B. hinsichtlich der Lage Rücksicht auf solche Regelung bei ihrer Bewirtschaftung betriebliche Betroffenheiten genommen wer- bzw. der Verpachtung von Flächen wirklich den, die dann in die Gesamtplanung einzu- verlassen können oder ob sie mit Problemen arbeiten sind. rechnen müssen, wenn aufgrund eines viel Bis jetzt befindet sich das Vorhaben in einem zu schmalen Randstreifens eine Beeinträch- unspektakulären Stadium: Den Sommer tigung der Gewässer, der Arten und der Le- über liefen die Bestandserfassungen und bensräume einfach nicht vermieden werden die Aufarbeitung der vorliegenden Infor- kann. 19 NI_2020_02_neu.indd 19 24.11.2020 00:20:26
Foto: Dr. Matthias Schreiber Neue Natura 2000 - Initiative im Artland Ortstermin mit Landrätin Anna Kebschull mationen. Die Vorstände von Umweltforum Auf den ersten Blick widersprüchlich er- und Förderverein haben sich trotz Corona scheint es da, dass das Umweltforum vor mehrfach treffen und das Vorgehen abstim- ein paar Wochen eine sogenannte Normen- men können. Die Landrätin des Landkreises kontrollklage gegen die bisherige Verord- Osnabrück, Anna Kebschull, zeigte sich von nung zum FFH-Gebiet „Bäche im Artland“ Anfang an sehr interessiert am Verlauf des beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg ein- Projektes. Der Landkreis fördert die weit gereicht hat. Wieso klagen, wenn man sich über die ehrenamtlichen Möglichkeiten der doch verständigen will? beiden Vereine herausgehenden Aktivitäten Die folgenden Überlegungen erklären diesen auch finanziell, sodass wir in der Lage sind, Schritt: Teile der Arbeiten im Rahmen eines Werk- • Die bisherige Zusammenarbeit mit dem vertrages an eine Geografin zu vergeben. Förderverein liefert keinerlei Anlass, an Ziel ist es, den politisch Verantwortlichen im einem erfolgreichen Abschluss des Vor- Landkreis Osnabrück einen naturschutz- und habens zu zweifeln. Völlig unklar bleibt nutzerverträglichen Vorschlag für die Gestal- jedoch, ob wir am Ende auch die not- tung der untersuchten Teilfläche der „Bäche wendige Unterstützung durch die Politik im Artland“ bis Sommer 2021 vorzulegen. erhalten werden. Als zusätzliche Herausforderung steht in den • Das Projekt erstreckt sich lediglich auf nächsten Monaten die Abstimmung mit dem einen Teilbereich des Gesamtgebietes zwischenzeitlich vom Fachdienst Umwelt des „Bäche im Artland“. Selbst dann, wenn Landkreises Osnabrück vergebenen Manage- das von Förderverein und Umweltforum mentplans für das Gesamtgebiet an. für den Postleitzahlbereich 49626 in vol- lem Umfang umgesetzt werden sollte, Normenkontrollklage des Umweltforums ist völlig unklar, wie die Regelungen für beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg das übrige Gebiet aussehen werden. 20 NI_2020_02_neu.indd 20 24.11.2020 00:20:29
Neue Natura 2000 - Initiative im Artland Foto: Dr. Matthias Schreiber Für Teilbereiche soll es so aussehen wie hier (durch das Land Niedersachsen neu angelegte Sekundäraue). 21 NI_2020_02_neu.indd 21 24.11.2020 00:20:34
Neue Natura 2000 - Initiative im Artland • Die europäischen Naturschutzrichtlinien Wie geht es weiter? fordern eine verbindliche und dauer- In den nächsten Monaten steht der Abschluss hafte Regelung zum Schutz der Gebiete der Bestandsaufnahme und die flächenschar- sowie der Lebensräume und Arten darin. fe Formulierung der Entwicklungsziele an. Ob es ohne eine Änderung der Schutz- Begleitet wird dies von intensiven Kontakten gebietsverordnung eine solche Regelung mit Landwirten und Landeigentümern vor geben kann, ist völlig offen. Von einer Ort. Stehen die abgestimmten Ergebnisse, unverbindlichen und womöglich nur von gilt es, bei der Spitze des Landkreises, den Jahr zu Jahr finanzierten Lösung haben Fraktionen des Kreistages und auch den be- aber weder der Naturschutz noch Land- troffenen Gemeinden für eine verbindliche wirte und Eigentümer etwas. und dauerhafte Umsetzung der Lösung zu Um für alle Fälle „einen Fuß in der Tür zu werben. haben“, mussten wir eine Klage einreichen, Trotz wiederholter Anfragen bei Förderverein denn die Frist dafür endete am 31.10.2020. und Umweltforum, ob der Ansatz nicht auch Wir gehen davon aus, dass darüber aus ver- auf andere Gebiete übertragen werden kön- schiedenen Gründen nicht kurzfristig ent- ne, gilt es, die Kräfte zuerst einmal auf den schieden wird. Sollte sich zwischenzeitlich Postleitzahlbereich 49626 zu konzentrieren, herausstellen, dass eine dauerhafte, gute um die Möglichkeiten beispielhaft auszulo- Lösung zustande gekommen ist, wird das ten. Danach wird man weitersehen! Umweltforum seine Klage umgehend und gern wieder zurückziehen. GUTSCHEIN:* FÜR 1 MAMALILA-PRODUKT (Jacke, Mantel, Tragecover) 10 % Rabatt AUSSERDEM BEI UNS: ∆ Naturtextilien und Schuhe für kleine und große Leute ∆ Still- und Wickeloase mitten in der Stadt .. R W E G S. E äter! R M UNT n d V u U N D WA r M ütter ü impulse CKEN cken f Kleine Hamkenstr. 5 - 7 TRO Tra g e j a 49074 Osnabrück alila- 0541-29292 | info@impulse-os.de a m ... m *nicht mit anderen Rabatten kombinierbar, gültig bis 31.03.2021 www.impulse-os.de 22 NI_2020_02_neu.indd 22 24.11.2020 00:20:34
Bürgerinitiative naturnaher - Schinkel Klimakiller-Baugebiet an der Windhorststraße von Birgit Potthoff Das geplante Baugebiet an der Windhorst- Straße und Windthorststraße. Von allen Bau- straße (Bebauungsplan Nr. 620 „Windthorst- gebieten hat ein von der Stadt beauftragtes straße / Kahle Breite“ der Stadt Osnabrück) Gutachten dringend abgeraten, da das Stadt- ist ein elementarer Eingriff in das Stadtklima klima empfindlich gestört wird. von Osnabrück. Hier sollen bis zu 330 Wohn- Bei den bisherigen Planungen wurden offen- einheiten, in einem Kaltluftenstehungsge- bar das Stadtklima und die Bedürfnisse der biet, entstehen. Die für das Stadtklima so Einwohner nicht ausreichend berücksichtigt. wichtigen Kaltluftentstehungsgebiete in Os- Die Bürgerinitiative naturnaher-Schinkel geht nabrück Schinkel-Ost und Schinkel sind ele- gegen diese Bebauung vor und will das neue mentar für das Stadtklima von Osnabrück! Baugebiet an der Windthorststraße verhin- Die Kaltluftströme entstehen im Sommer bei dern. Es gibt hier inzwischen eine Allianz mit Ostwetterlagen und strömen in die Stadt. Be- dem NABU Osnabrück e.V., um dieser Bebau- sonders betroffen wären durch die geplanten ung Einhalt zu gebieten. Die Stadtverwal- Baugebiete die Stadtteile zentraler Schinkel, tung und Teile des Stadtrates stellen diesen Fledder sowie die Innenstadt. Hier sehen Kli- Bebauungsplan Nr. 620 „Windthorststraße maforscher die Gefahr, dass sich einzelne Ge- / Kahle Breite“ der Stadt Osnabrück immer biete im Sommer um + 6 Grad und mehr er- so da, als wenn auf diesem Baugelände ein wärmen (siehe Klimagutachten Geo-net Herr sozialer Wohnungsbau entsteht oder sonst Trute, 2020). Vor allem stark versiegelte Flä- nicht mehr in Osnabrück gebaut werden chen sind von dieser Erwärmung betroffen kann. Beides ist nicht der Fall. Hier will ein und der Klimawandel vollzieht sich schneller Investor aus Münster Geld verdienen! Nicht als bisher angenommen - was wirklich in Zu- mehr und nicht weniger! kunft passieren wird, kann man noch nicht Es gilt die heutigen Grün- und Ackerflächen abschätzen. für das Stadtklima und zur Naherholung für Unter http://geo.osnabrueck.de/stadtklima/?i=map# die Bürger im Schinkel zu erhalten! Anstel- ist die Planungshinweiskarte bezüglich des le von einem Baugebiet möchten wir die- Osnabrücker Stadtklimas abzurufen. Die se Flächen an der Windhorstraße über ein Karte zeigt deutlich die Kaltluftleitbahnen Crowdfunding selber kaufen und dem NABU und auch den Kaltluftabfluss. übergeben. Hier können Blüh- und Obst- Der Rat der Stadt Osnabrück hat 2015 be- baumwiesen entstehen, Biolandwirtschaft schlossen, dass 3.000 neue Wohneinheiten und eine Hundewiese für die Anwohner geschaffen werden sollen. Dieser Beschluss sollen auch entwickelt werden. Das Crow- beruht auf einer Bochumer Studie aus dem dfunding wird gerade erarbeitet. Sobald es Jahr 2015- also mitten in der Flüchtlingskrise. nähere Informationen gibt, werden wir darü- Die Studie prognostiziert für Osnabrück die ber berichten. Wir sind sehr froh, den NABU genannte Menge an fehlendem Wohnraum. Osnabrück e. V. an unserer Seite zu wissen. Daraufhin wurde im Stadtgebiet nach Bau- Bitte unterstützen Sie unsere Ideen, die In- land gesucht – natürlich auch im Schinkel. fos dazu finden Sie auf der Seite: Im ohnehin dicht bebautem Stadtteil sollten www.naturnaher-Schinkel.de vier große Baugebiete entstehen: Bornheide 2, Ruppenkampsfeld, Friedensweg-Belmer 23 NI_2020_02_neu.indd 23 24.11.2020 00:20:35
Grüne Gewerbegebiete Klimapolitik beginnt vor Ort Gewerbeflächen - ungenutztes und unbeachte- tes Potenzial für den Klimaschutz von Katrin Kruckemeyer und Andrea Lepper, BI Grün statt Grau aus Melle Der Klimawandel gehört zu den größten He- gesellschaftlichen Be- rausforderungen für die Zukunftsfähigkeit dürfnissen und geo- von Stadt und Land. Es geht dabei sowohl strategischen Ver- um Klimaschutz, als auch um Klimaanpas- änderungen. Die sung. Während beim Klimaschutz die inter- Auswirkungen des Kli- nationale Gemeinschaft und ihre Mitglieder mawandels werden mit gefordert sind, ist Klimaanpassung vor allem einer Zunahme von Ex- eine lokale Aufgabe, die vor Ort beginnt. Kli- tremwetterereignissen wie Hitzewellen, maanpassung erfordert Stadtplanung und Starkregen, Hochwasser und Stürmen ein- Städtebau mit mehr Grün, Wasser, Schat- hergehen. Das hat nicht nur Auswirkungen ten, Durchlüftung und entsiegelten Flächen. auf private Hausbesitzer, sondern auch die Jede Viertelstunde wird in Deutschland Na- Unternehmen in Gewerbe- und Industrie- tur und Landschaft in der Größe eines Fuß- gebieten werden davon betroffen sein. Die ballfeldes zerstört, pro Tag sind das ca. 66 Wetterereignisse können in Wirtschaftsbe- Hektar. Deutschland verschleppt weiterhin trieben großen Schaden anrichten und sie den Klimaschutz! Im Hinblick auf die be- in ihrer Existenz bedrohen. Die Folgen des grenzt zur Verfügung stehende Ressource Klimawandels sind unvermeidbar. Lokalen Boden, bedarf es intelligente Lösungen für Klimaanpassungsmaßnahmen sollten Unter- deren Entwicklung. Das Ziel die CO2-Emissio- nehmen auch im eigenen Interesse offen be- nen um 40% von 1990 bis 2020 zu senken, gegnen. Mit diesen Maßnahmen können sie haben wir um mehr als 5 Jahre verfehlt! Wir schon im Vorfeld Schadensrisiken reduzieren brauchen dringend weitere Anstrengungen, und sich Vorteile bei der Standortsicherheit auch im Bereich der Wirtschaftsentwicklung. sowie einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Standortpolitik ist mehr als die Ausweisung Eine ganze Reihe wirkungsvoller Klimaanpas- von neuen Gewerbegebieten und die Bereit- sungsmaßnahmen können Betriebe direkt stellung finanzieller Mittel. Schon aufgrund auf ihrem eigenen Gelände umsetzen. Dazu ihrer Größe steckt in Gewerbegebieten für gehören z.B. eine Begrünung der Gebäude- den aktiven Klimaschutz großes Potenzial, dächer und Fassaden, eine bewusste Mate- das bis heute vielfach noch ungenutzt und rialwahl und eine ökologische Gestaltung der unbeachtet ist! Diesem Potenzial sollten Firmenareale. So gestaltete Gelände sorgen kommunale Strategien dringend mehr Be- für eine soziale Infrastruktur zur Regenera- achtung schenken. Im Idealfall arbeiten auf tion und Erholung der Arbeitnehmer*Innen. kommunaler Ebene verschiedenen Akteure Dabei sollten die Unternehmen im Vorfeld der Politik, Verwaltung und Wirtschaft ge- mit durchdachten und kreativen Marketing- meinsam darauf hin, künftige Gewerbege- konzepten durch die Wirtschaftsförderung biete möglichst klimaneutral zu gestalten. der Kommune aktiv unterstützt werden. Ge- Die Aufgabe einer zukunftsfähigen Politik zur zielte Informationen zu Fördermitteln und Förderung von Wirtschaft und Beschäftigung -möglichkeiten sind ebenso wichtig wie Be- liegt im frühzeitigen Erkennen neuer Trends, ratungen zu Ressourceneffizienz und Ver- 24 NI_2020_02_neu.indd 24 24.11.2020 00:20:35
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