Allergie Bakk-Modul Immunologie - Prof. Dr. Albert Duschl - Uni Salzburg
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Warum eigentlich? Allergie ist eine multifaktorielle Erkrankung. Diese Art von Erkrankung ist besonders schwer vorzubeugen, weil kein Einzelfaktor identifiziert werden kann (wie etwa bei Infektionen – Henle-Koch-Postulate). Relevant u.a.: Allergene Genetischer Hintergrund Umwelt Immunstatus Fetale/frühkindliche Immunprägung Barriereintegrität Commensale Bakterien Ernährung © Nature 478: S0 (2011)
Minority Report Die Funktion des allergischen Systems ist umstritten, die Helminthentheorie nicht allgemein akzeptiert. Beispiel für Opposition: Palm, Rosenstein & Medzhitov, Nature 484:4655ff (2012): Allergie dient der Toxinabwehr. Allergie schützt vor Toxinen (Mucusproduktion, Proliferation von Keratinozyten, Exkretion durch Niesen, Erbrechen, Juckreiz, Diarrhoe etc.), entgiftet Toxine (Mastzell-Mediatoren) und sorgt für die Zukunft durch Assoziation mit unangenehmen Sofort-Typ Reaktionen für Vermeidung von Toxinen. Abschließend führt Allergie bei der Beendigung der Reaktion zur Heilung von Verletzungen. Ich werde im Folgenden erklären warum mich die konventionelle Theorie mehr überzeugt. © Nature, 26. April 2012
The Parasite Connection Parasiten wirken oft zunächst auf Epithelien. Für das Darmepithel ist gezeigt worden dass dies zur Produktion von IL-25 und IL-33 führt, was IL-4/IL-13 Produktion durch unterschiedliche „innate“ Zelltypen auslöst. Diese ist schwach und wird später von professionellen TH2 Zellen übernommen. „Natural helper cells“: Assoziert mit mesenterialem Fettgewebe. „Nuozyten“ und „MMPtype2“ (multipotent progenitor) wurden aus Lymphknoten isoliert. Auch bei ihnen handelt es sich aber nicht um T-Zellen. Die Beziehungen zwischen diesen © Eberl G, Nature 464:1285 (2010) einzelnen Zelltypen sind noch unklar.
Warum wird man allergisch Einfache Antwort: Weil durch bestimmte Antigene (Allergene) über IL-4 eine TH2 Antwort induziert wird, die sich in Abwesenheit von Parasiten als Allergie manifestiert*. Komplexe Antwort: Die Entscheidung dafür wird durch das lokale Milieu im Kontext einer Allergenexposition ausgelöst. Dabei spielen eine Rolle die Allergene und ihre Eigenschaften, Coexposition zu anderen Faktoren, Genotyp, Krankheitsstatus, kulturelle Faktoren wie Sprache, Essen, Kleidung … * Noch nicht mal das ist einfach. Es gibt ja TH2 Induktion ohne IL-4.
Allergie: Ein Antiparasiten-System Da TH2-Immunität von helminthischen Makroparasiten und Allergenen ausgelöst wird, vermutet man daß es sich um eine antiparasitische Abwehr handelt. Die verwendeten Effektorzellen (Mastzellen, Basophile, Eosinophile) passen zu dieser Funktion. Warum allerdings ein Antigen wie Fel d 1 bei manchen Menschen IL-4 Synthese auslöst ist zur Zeit nicht befriedigend zu beantworten. Allergische Reaktionen u.a. gegen Pflanzenpollen Hausstaub Tierhaare Schimmelpilze Insektenstiche Medikamente Nahrungsmittel © A. Duschl
Gell und Coombs Nach einer traditionellen Einteilung (nach Gell und Coombs) unterscheidet man vier Typen von Allergie: Typ 1: Sofort-Typ Allergie, IgE abhängig, IgG kann auftreten, Mastzellen sind involviert. Erkrankungen: Allergie, allergisches Asthma, anaphylaktischer Schock. Typ 2: Zytotoxisch bedingte Allergie: Abhängig von Killerzellen (direkt) oder von IgG/IgM-Antikörpern und Complementaktivierung (indirekt). Erkrankungen: Hämolytische Anämie, Transplantatabstoßung. Typ 3: Immunkomplexvermittelte Allergie: Abhängig von Antigen/Antikörper- Komplexen, Komplement- und Neutrophilenaktivierung. Erkrankungen: Glomerulonephritis. Typ 4: Verzögerte Allergie (DTH), Abhängig von T-Zell-Aktivierung und Cytokinproduktion durch eingewanderte T-Zellen. Erkrankungen: Kontaktdermatitits. Im Volksmund werden nur die Typen 1 und 4 als Allergien bezeichnet, allerdings sind auch das ganz unterschiedliche Erkrankungen.
Allergische Sensibilisierung IL-4 und IL-13 induzieren Klassenwechsel zu und Synthese von allergenspezifischem IgE. Ein Typ 1 Allergen ist damit alles was bei Antigenerkennung durch das Immunsystem zur IgE Produktion führt. © Galli et al., Nature 454:445 (2008)
Allergisches Asthma, frühe Phase Allergen bindet an Mastzell- gebundenes IgE und bringt damit die Mastzellen zur Degranulation. Die Zelle entleert ihre Vesikel mit gespeicherten Agenzien innerhalb von 1-2 Minuten vollständig. Die Mastzell-Mediatoren (Histamin etc.) bewirken Vasodilation (Rötung, Anschwellung), Mucusproduktion, Bronchokonstriktion, Juckreiz etc. Diese Effekte bestimmen auch das Krankheitsbild etwa bei Heuschnupfen. © Galli et al., Nature 454:445 (2008)
Allergisches Asthma, späte Phase Asthmaanfälle verlaufen oft biphasisch. Einige Stunden nach Allergenkontakt wandern Immunzellen ein die durch Mediatoren der ersten Phase angelockt werden. Auch Basophile wandern ein. Dies führt zur Ödembildung und damit erneut zur Verengung der Atemwege. Toxische Proteine aus Eosinophilen können zu Nekrosen führen, die wiederum entzündliche Prozesse auslösen bzw. verstärken. © Galli et al., Nature 454:445 (2008)
Allerg. Asthma, chronische Phase Chronische Entzündung führt zu bleibenden Gewebeveränderungn. Becherzellen vermehren und vergrössern sich, Fibroblasten proliferieren und führen zu einer verdickten Basallamina. Mit fortschreitendem Umbau kann die Lunge die Funktion der Sauerstoffaufnahmen nicht mehr wahrnehmen. EMTU: Epithelial- mesenchymal trophic unit, verantwortlich für sich selbst erhaltende Entzündung. © Galli et al., Nature 454:445 (2008)
Therapie Allergenvermeidung Spezifische Immuntherapie, SIT; Sublinguale Immuntherapie, SLIT Anti-IgE (Omalizumab®) Antihistaminica (Histaminrezeptor-Blocker, von den Rezeptortypen H1-H4 ist bei Allergie H1 relevant) Mastzellstabilisatoren (Nedocromil, Cromoglycinsäure) Glucocorticoide Leukotrieninhibitoren Bis auf SIT und SLIT sind alle derzeit verwendeten Medikamente symptomatisch und nicht therapeutisch © beide Abb.Heppt/Renz/Röcken: Allergologie
Th2 als Target? Th2 Cytokine (IL-4, IL-5, IL-13) könnten als Targets dienen: Sogar Tripel-KO-Mäuse sind gesund. IgE taucht nur bei Allergien und Helminthenbefall auf, es ist auch der seltenste AK-Isotyp. Man könnte wohl in der Regel eine Hemmung ohne Gesundheitsprobleme riskieren. Mastzellen, Basophile, Eosinophile – alle oft assoziiert mit Th2, Eosinophile vor allem in Asthma. Hemmstoffe für ihre Funktionen wären attraktiv. Agonisten für TLRs und andere PRR könnten von Th2 weglenken und Th1 oder noch lieber Treg © Nature 478:S18 (2011) favorisieren.
Mögliche Probleme re. Th2 IL-4 hat entzündungshemmende Effekte auf Makrophagen und unterdrückt in einigen Tiermodellen die Entwicklung von Autoimmunreaktionen. IL-4 und vor allem IL-13 organisieren erfolgreiche Abwehr gegen manche Parasiten. TH2 Zellen sind mit erfolgreicher Schwangerschaft korreliert. Mastzelldegranulation vermindert durch Proteaseaktivität Toxizität von Schlangen- und Bienengift (Science 313:526 (2006)). © Chas Addams
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