AM ANFANG DER LIEFERKETTE - Oikocredit Westdeutscher Förderkreis

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AM ANFANG DER LIEFERKETTE - Oikocredit Westdeutscher Förderkreis
Nr. 4 / 2020

                            AM ANFANG
                            DER LIEFERKETTE
Foto: Opmeer Reports

                             NACHHALTIGE GELDANLAGE SEIT 1975.

                       06                               10                      28
                            Ein großer Sprung                Träumen                 Heute
                            nach vorne                       von Kaffeebäumen        muss man kämpfen
                            Am Anfang der Lieferkette        Oikocredit              Förderkreis
AM ANFANG DER LIEFERKETTE - Oikocredit Westdeutscher Förderkreis
2   MAGAZIN NR. 4 / 2020                                                                                                                                                           3

                                                                    GLEICHE
Titelbild: Domingo Medina Zacharias
baut im Hochland Guatemalas Bio-
Kaffee an. Die Genossenschaft Chajul
hilft ihm dabei, dass seine Bäu­me eine

                                                                    REGELN
gute Ernte bringen.

                                                                 Liebe Mitglieder,
                                                                 liebe Freund*innen von Oikocredit,

                                                                 kennen Sie die Situation: Sie stehen im Geschäft und      rechte bei Oxfam Deutschland die Diskussion bewertet.
                                                                 haben sich in eine Hose, ein neues Mobiltelefon,          Klar ist: Wenn nicht alle Anbieter nach den gleichen
                                                                 ein Möbelstück verguckt? Sie brauchen das, was sie        Regeln spielen, haben es die schwerer, die Menschen­
                                                                 kaufen wollen, wirklich, aber gleichzeitig steigen in     rechte und Umweltweltschutz achten; letzteres bei
                                                                 Ihrem Kopf Fragen auf: Wer hat das wohl zu welchem        Oikocredit ein zentraler Aspekt bei der Auswahl ihrer
                                                                 Lohn produziert? Mussten für den Abbau der ent­­hal­te­   Partner.
                                                                 nen Mineralien Kinder arbeiten? Kommt das verarbeitete
                                                                 Holz aus nachhaltigen Quellen?                            Ein außergewöhnliches Jahr geht zu Ende und sicherlich
                                                                                                                           werden wir auch im kommenden Jahr noch länger
                                                                 Wäre es nicht wichtig, dass wir uns als Verbraucher*in­   mit den Folgen der Corona-Pandemie zu tun haben.
                                                                 nen darauf verlassen könnten, dass grundlegende           Wir hoffen jedoch, Sie am 17. April in Düsseldorf zur
                                                                 Standards im Umwelt- und Sozialbereich in der Her­        Mitgliederversammlung begrüßen zu können. Im Namen
                                                                 stellung nicht nur in Deutschland, sondern auch auf den   des gesamten Vorstands und des Teams in der Ge­
                                                                 vielen Stufen der vorgelagerten Produktion in den         schäftsstelle bedanke ich mich bei Ihnen für Ihre wert­
                                                                 Ländern des globalen Südens eingehalten werden            volle Unterstützung.
                                                                 – ohne uns zuvor durch einen undurchsichtigen Siegel­
                                                                 dschungel zu wühlen?                                      Wir wünschen Ihnen frohe und friedliche Weihnachts­
                                                                                                                           tage und die notwendige Portion Gelassenheit für das
                                                                 Darum wird in Deutschland gerade heftig gestritten. ­     neue Jahr 2021.
                                                                 Auf der einen Seite stehen viele Organisationen der Zi-
                                                                 vilgesellschaft wie auch einige Förderkreise von Oiko­    Mit herzlichen Grüßen,
                                                                 credit, die sich in der Initiative Lieferkettengesetz
                                                                 zusammengeschlossen haben. Wir fordern die Bundes­
                                                                 regierung auf, endlich einen gesetzlichen Rahmen
                                                                 für die nationale Umsetzung der UN-Leitprinzipien für     Helmut Pojunke
                                                                 Wirtschaft und Menschenrechte zu schaffen. Auf der        Geschäftsführer
                                                                 anderen Seite befürchtet der Bundeswirtschaftsminister

                                                                                                                                                        FÜR
                                                                 zusammen mit einigen Unternehmensverbänden zu
                                                                 viel Regulierung und Nachteile für den „Standort
                                                                 Deutschland“ und behindert das Gesetzgebungsver­
                                                                 fahren.

                                                                                                                                                       ALLE!
                                          Foto: Opmeer Reports

                                                                 Lesen Sie auf den folgenden Seiten, was ein Unterneh­
                                                                 mer, der selbst Mitglied bei uns im Förderkreis ist, zu
                                                                 diesem Thema zu sagen hat, wie sich unsere Schweizer
                                                                 Kolleg*innen in der Sache engagieren oder wie Franzis­
                                                                 ka Humbert, Referentin für Wirtschaft und Menschen­
AM ANFANG DER LIEFERKETTE - Oikocredit Westdeutscher Förderkreis
4   MAGAZIN NR. 4 / 2020                                                                                                                                                                                     5

                                                                  10    CHAJUL HILFT
                                                                        und die Ernte verspricht

INHALT
                                                                        gut zu werden

06         Ein großer Sprung nach vorne
           „Man kann so nicht weitermachen“, sagt Franziska
           Humbert, Referentin für Wirtschaft und Menschen-
                                                                                                                26 JUBILÄUMS-AKTION
                                                                                                                     400.000 Setzlinge für den Teeanbau
                                                                                                                                                                     400.000 Setzlinge sind gepflanzt
                                                                                                                                                              Trotz Covid-19 und einer verspätet einset-
                                                                                                                                                                    zenden Regenzeit: Das Teeprojekt in
                                                                                                                                                                                                            26
           rechte bei Oxfam Deutschland im Interview.                                                                                                       Ruanda, das der Westdeutsche Förderkreis
           Darum führe am Lieferkettengesetz kein Weg vorbei.                                                                                              maßgeblich mitfinanziert, wächst und gedeiht.

10         Träumen von Kaffeebäumen
           Nachhaltig, bio und fair: So produzieren die Mit-
                                                                                                                                                                            Heute muss man kämpfen
                                                                                                                                                          Oikocredit-Anleger Markus Dröge, ehemaliger
                                                                                                                                                                                                            28
           glieder der Genossenschaft Chajul in Guatemala                                                                                                             Landesbischof von Berlin Branden-
           ihren Kaffee. Chajul, eine der ältesten Partner-                                                                                                burg-schlesische Oberlausitz über schwierige
           organisationen von Oikocredit, unterstützt sie dabei                                                                                           Zeiten, die Welt als Ganzes, Dialogbereitschaft
           beispielhaft.                                                                                                                                                                 und rote Linien.

14         Schluss mit der Diskriminierung!                                                                                                                                          Zukunft schenken       32

                                                                                                   Foto: xxxx
           Die meiste Arbeit im Niedriglohnsektor im globalen                                                                                                 Förderkreis-Mitglieder erzählen, warum sie
           Süden leisten Frauen. Deshalb muss ein Liefer-                                                                                                           Kindern, Enkel*innen, Urenkel*innen,
           kettengesetz beinhalten, dass sexualisierte Gewalt                                                                                             Nichten, Neffen und anderen lieben Menschen

                                                                  16   FAIR#15
           gegen Frauen und ihre Benachteiligung verhindert                                                                                                  zu besonderen Anlässen Oikocredit-Anteile
           und sanktioniert wird, sagt Christina Alff.                                                                                                                                         schenken.
                                                                       Oikocredit-Podcast zu
                                                                       Konzernverantwortung
16         Den Planeten jeden Tag etwas besser machen
           „Konzerne in der Verantwortung“ ist Titel
                                                                       in der Schweiz
                                                                                                                                                                    Buchtipp: In 279 Tagen ans Meer
                                                                                                                                                                1873: Petina Gappahs Roman „Aus der
                                                                                                                                                                                                            35
           des 15. Beitrags im deutschsprachigen Oikocredit-                                                                                                          Dunkelheit strahlendes Licht“ lässt
           Podcast „FAIR“. Moderator Martin Werner erklärt                                                                                                           die Reise des Leichnams von David
           im Gespräch, worum es bei der Volksabstimmung                                                                                                       Livingstone aus dem Innern des heutigen
           am 29. November in der Schweiz geht.                                                                                                                     Simbabwe an die Ostküste aufleben.

18         Wie wollen wir arbeiten?
           Ein Besuch bei Hosenfabrikant Michael Meyer
                                                                                                                                                                                                Offline
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                                                                                                                                                                                                            36
           zeigt, dass und wie es geht: Sorgfalt, Trans-
           parenz in der Lieferkette, Fairness und Nach-
           haltigkeit auf allen Ebenen.                                                                         32 GUTE IDEE ZIEHT KREISE
                                                                                                                     Anteile zu besonderen Anlässen
                                                                                                                                                                                          Förderkreis
                                                                                                                                                                  Ausverkaufte Kinosäle bei Oeconomia
                                                                                                                                                                                                            37

22         Eine Frage – Viele Antworten
           Nachfragen, auswählen, verzichten, ratlos sein,
                                                                                                                                                                                  Impressum, Termine
                                                                                                                                                                                                            38
           Kompromisse machen: Acht Menschen aus
           dem weltweiten Oikocredit-Netzwerk erzählen,           18   NACHHALTIG
                                                                       und fair bis
                                                                                                                                                          Kurzinfo Oikocredit, Anforderungscoupon
                                                                                                                                                                                                            39
           wie sie einkaufen.                                          zum letzten Knopf                                                                                                      Horizonte
                                                                                                                                                                                                            40
AM ANFANG DER LIEFERKETTE - Oikocredit Westdeutscher Förderkreis
6   MAGAZIN NR. 4 / 2020                                                                                                        AM ANFANG DER LIEFERKETTE   7

     EIN GROSSER                                                                                                            NACH
     SPRUNG                                                                                                                 VORNE

                                                                                             Frau Humbert, warum ist der Widerstand so groß
                                                                                             – ein Reflex der Lobbyisten? Welche Rolle spielt
                                                                                             dabei Angst vor Mehrkosten und Mehraufwand und
                                                                                             vor einer Haftung?

                                                                                             Franziska Humbert: Die Kampfansage kommt von den
                                                                                             Verbänden und vom Wirtschaftsministerium, die sagen,
                                                                                             vor allem die nicht ganz großen Unternehmen könnten
                                                                                             den Anforderungen eines Lieferkettengesetzes nicht
                                                                                             entsprechen, das sei für sie nicht leistbar. Dabei ist die
                                                                                             Sorgfaltspflicht selbst gar nicht so strittig. Man sieht auch
                                                                                             jetzt während der Corona-Pandemie, dass Unterneh­
                                                                                             men, die sich um ihre Lieferkette kümmern und sich
                                                                                             Nachhaltigkeit auf ihre Fahnen geschrieben haben,
                                                                                             besser dastehen. Da decken sich unsere Erfahrungen
                                                                                             mit der Einschätzung der EU. Die Mehrkosten, die
                                                                                             entstehen, wenn sich ein Unternehmen an den UN-Leit­
                                                                                             prinzipien ausrichtet, sind nach EU-Untersuchungen
                                                                                             verschwindend gering, allemal im Verhältnis zum Scha­
                                                                                             den, der durch mangelnde Sorgfalt entstehen kann, wie
                                                                                             man am Beispiel des Einsturzes der Textilfabrik Rana
Am Lieferkettengesetz führt kein Weg vorbei, sagt Dr. Franziska Humbert,                     Plaza in Bangladesch sehen konnte. Aber wir sind ja
Referentin für Wirtschaft und Menschenrechte bei Oxfam* Deutschland. 2016                    daran gewöhnt, dass die Wirtschaft bei jedem neuen
                                                                                             Gesetz, das auf sie zukommt, ob es um Umwelt- oder
hat sich die Bundesregierung verpflichtet, 2018 hat der Sozialausschuss der                  Menschenrechte geht, behauptet, dass das nicht
Vereinten Nationen angemahnt, endlich einen gesetzlichen Rahmen für die                      machbar sei. Da wird auch viel Angst geschürt. Wer
                                                                                             sagt, die Unternehmen würden bei einem Lieferkettenge­
nationale Umsetzung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrech-                   setz mit Haftung mit einem Bein im Gefängnis stehen,
te zu schaffen. Aktuell wird immer noch nicht gehandelt, sondern verhandelt.                 scheint ja geradezu davon auszugehen, dass deutsche

                                                                               Foto: Oxfam
                                                                                             Unternehmen generell auf Kosten von Menschenrechten
Interview: Marion Wedegärtner                                                                produzieren.                                               p
AM ANFANG DER LIEFERKETTE - Oikocredit Westdeutscher Förderkreis
8   MAGAZIN NR. 4 / 2020                                                                                                                                                                                                                 AM ANFANG DER LIEFERKETTE         9

Sie waren als Juristin an einem Rechtsgutachten             Zugang zu Rechtsschutz für diejenigen, die durch das         Betroffene geben, die wirklich klagen wollen und die             Ein Lieferkettengesetz in Deutschland ist natürlich unsere
beteiligt, das die Initiative Lieferkettengesetz            Verhalten deutscher Unternehmen in anderen Ländern           erforderlichen Beweise beibringen können. Unternehmen            Sache, aber Fakt ist, dass es eine globale Bewegung
erstellt hat. In ihm legen die an der Initiative betei-     Schaden erlitten haben. Das macht einen Unterschied.         haften nur dann, wenn sie einen Schaden hätten voraus­           gibt, die sich dafür einsetzt, dass Unternehmen zur
ligten Organisationen dar, wie ein solches Gesetz                                                                        sehen und auch vermeiden können. Wir verlangen nichts            Verantwortung gezogen werden, die von den Produkti­
sinnvollerweise aussehen müsste. Warum ist                  Ist das Lieferkettengesetz ein kleiner oder ein              Unzumutbares, sondern im Gegenteil etwas, das mit den            onsbedingungen in Ländern des globalen Süden
für Sie die Frage der Haftung so entscheidend?              großer Schritt zu mehr Gerechtigkeit?                        Grundsätzen des deutschen Rechts übereinstimmt.                  profitieren. Die, bei denen das Geld und die Macht
                                                                                                                         Bei jeder Großveranstaltung haften Unternehmen als               sitzen, sind nicht die Zulieferer. Das sind die Einkäufer.
Franziska Humbert: Unserer Auffassung nach greift           Franziska Humbert: Es ist kein Allheilmittel, aber ein       Auftraggeber, wenn es um besondere Risiken geht, und             Trotzdem würde, wenn in einem der Länder etwas
ein solches Gesetz nur dann, wenn es eine zivilrechtliche   großer Sprung nach vorne. Das globale Ungleichgewicht        haben eine Überwachungspflicht. Genau das wollen wir             passiert, zunächst geprüft, was vor Ort geschehen
Haftung beinhaltet. Berichtspflicht, Offenlegungspflicht    muss endlich ausgeglichen werden. Unternehmen, die           auf den globalen Kontext übertragen. Große Unterneh­             muss. Die internationale Durchsetzungsmöglichkeit
sind wichtig, damit man prüfen kann, wie die Unterneh­      seit Jahrzehnten ihre Produktion in den globalen Süden       men sind doch jetzt schon vor Ort und prüfen, was in             durch ein Gesetz hilft aber auch da, wo im Land selbst
men agieren und gegebenenfalls Druck über „naming           verlagern und von niedrigeren Sozial- und Umweltstan­        ihrer Lieferkette los ist – im Qualitätsbereich können sie       die Verfahren mangelhaft sind oder durch Korruption
und shaming“ auf sie ausüben kann. Die Unternehmen          dards profitieren, werden belohnt mit Investitionsschutz­    die sehr genau zurückverfolgen. Zu sehen, wo sind                behindert werden. Dass sich auch Unternehmen
haben ja auch einen Ruf zu verlieren. Aber der Kern­        verträgen, die es ihnen erlauben, gegen Regierungen zu       die Risiken, und was kann ich tun, um sie zu minimieren,         selbst besser vernetzen wollen, sieht man an Initiativen
punkt ist für uns die Haftung. Sobald es um Haftungs­       klagen, und mit Handelsverträgen, die ihnen Zölle            ist ein normaler Vorgang und keine Zumutung. Darum               wie ACT (Action Collaboration Transformation) im
fragen geht, bekommt das Lieferkettengesetz mehr            ersparen. Die Menschen aber, die in den Produktionslän­      kann ich die Abwehr eigentlich nicht verstehen.                  Bekleidungsbereich, an der sich Gewerkschaften vor
Gewicht. Wenn Konzernjurist*innen involviert sind,          dern unter teils verheerenden Arbeitsbedingungen leiden                                                                       Ort, internationale Gewerkschaften und Unternehmen
kommt das Thema auf eine andere Ebene. Es ist dann          oder denen das Land weggenommen wird, haben kein             Im Fall des Einsturzes der Textilfabrik in Bangladesch hat       beteiligen.
nicht mehr bei Unternehmensphilosophie und Freiwillig­      wirkungsvolles Instrument, das sie schützt. Dafür ist das    das Unternehmen Kik rund 70 Prozent der Waren
keit angesiedelt, sondern im Bereich Compliance, wo es      Lieferkettengesetz unabdingbar und auch als deutliches       abgenommen, die hätten also durchaus Druck auf                   Was ja vermutlich auch mit der Erkenntnis zu tun
um die Einhaltung von Gesetzen geht. Haftung bedeutet       Signal nötig: Man kann so nicht weitermachen.                die Zulieferer machen können und auf Brandschutz und             hat, dass Unternehmen hierzulande daran interes-
                                                                                                                         Arbeitsschutz bestehen können, aber das ist in der               siert sind, ihre Rohrstofflieferungen zu sichern, wie
                                                            Wie wichtig ist die Frage nach der Größe der                 Lieferkette nicht immer der Fall. Allerdings sagen               beispielsweise im Kakaosektor deutlich sichtbar.
                                                            Unternehmen, für die das Gesetz gelten soll?                 die UN-Leitprinzipien auch, dass beteiligte Unternehmen
                                                                                                                         sich zusammenschließen sollen, wenn sie alleine nicht            Franziska Humbert: Der Kakao ist ein gutes Beispiel.
                                                            Franziska Humbert: Ich bin mir sicher, dass man sich         genug Einfluss haben. Unternehmen müssen sich darauf             Initiativen, die versuchen, im Kakaosektor etwas zu
                                                            über die Größe der Unternehmen, die Bilanz- und              einstellen, dass sie verklagt werden können, müssen              verbessern, gibt es schon seit den 1990er Jahren.
                                                            Umsatzsumme und die Zahl die Mitarbeiter*innenzahl           ihre Unternehmen auch darauf vorbereiten. Eine trans­            Lange tat sich nichts. Erst jetzt, wo die Produktion von
                                                            einigen wird. Ich bin mir auch sicher, dass die Grenze der   nationale Klagemöglichkeit ist auch deshalb so wichtig,          Kakao bedroht ist, tun sich Unternehmen zusammen.
                                                            Mitarbeiter*innenzahl nicht bei 5.000 liegen wird, wie es    weil die Menschenrechte nicht in allen Ländern beachtet          Da gibt es ein Eigeninteresse. Das ist im Bekleidungs­

»MAN
                                                            Wirtschaftsverbände wollen. Das wäre eine Farce. Denn        werden.                                                          bereich nicht anders. Wenn die Produktion nicht sicher­
                                                            dann würde das Gesetz nur relativ wenige Unternehmen                                                                          gestellt ist, kann man nicht mehrmals im Jahr neue
                                                            betreffen. Damit machte man sich als Bundesregierung         Oxfam ist international aufgestellt und in vielen                Kollektionen rausbringen. Das Bewusstsein dafür, dass
                                                            unglaubwürdig. Wir fordern eine Untergrenze von 250          Ländern mit eigenen Büros vertreten. Wie sieht die               Verantwortung in der Lieferkette notwendig und sinnvoll
                                                            Mitarbeiter*innen. Dann würde das Lieferkettengesetz für     Zusammenarbeit mit Zivilgesellschaften in Ländern                ist, wird sich durchsetzen.

KANN
                                                            etwa 13.000 Unternehmen gelten, bei 500 wären es die         des globalen Südens aus?
                                                            Hälfte davon, also eine durchaus relevante Zahl von                                                                           Was wir wollen, ist ein fairer Wettbewerb, bei dem alle
                                                            Unternehmen.                                                 Franziska Humbert: Wir arbeiten schon lange mit                  Unternehmen auf der Grundlage der UN-Leitprinzipien
                                                                                                                         Zivilgesellschaften zusammen. Die UN-Leitprinzipien              agieren können und müssen. Wir wissen, dass das geht.

SO NICHT
                                                            Unser Nachbarland Frankreich hat bereits seit 2017           gelten überall. Die Diskussion um ihre Umsetzung und             Wenn die deutsche Wirtschaft ein solches Lieferketten­
                                                            ein Lieferkettengesetz. Welche Erfahrungen hat               Initiativen, die darauf hinarbeiten, gibt es natürlich auch in   gesetz nicht aushalten kann, ist das ein Armutszeugnis. ■
                                                            man dort damit gemacht?                                      Ländern des globalen Südens. Ich weiß es anschaulich
                                                                                                                         aus Brasilien oder aus Costa Rica. Es gibt eine starke
                                                            Franziska Humbert: Die Erfahrungen der Länder, in            Zivilgesellschaft dort, es gibt Gewerkschaften, Kooperati­

WEITER-
                                                            denen das Gesetz schon gilt, entkräften die Argumente        ven, die gegen Ausbeutung auf den Ananasplantagen,
                                                            der Gegenseite. In Frankreich gibt es seit Inkrafttreten     Grundwasserverseuchung, Umweltverschmutzung
                                                            des Gesetzes fünf Fälle, die sich mit Verstößen gegen die    vorgehen. In Costa Rica beispielsweise existiert eine
                                                            Sorgfaltspflichten beschäftigen. Einen reinen Haftungs-      richtige Ananasbewegung. Mit ihr haben wir uns zusam­

MACHEN.«
                                                            fall hat es in Frankreich bisher noch nicht gegeben.         mengeschlossen. Ich habe Gespräche mit Vertreter*in­             *Oxfam ist eine 1942 in Großbritannien gegründete internationale Hilfs- und
                                                                                                                                                                                          Entwicklungsorganisation. Neben Soforthilfen und langfristiger Entwicklungsar­
                                                            Es droht also keineswegs eine Klagewelle, wie zuweilen       nen von Kammern und Politik geführt. Dass Deutschland
                                                                                                                                                                                          beit setzt die Organisation auf Lobbyarbeit, Kampagnen und Aktionen für
                                                            behauptet wird. Klagen kann man wirklich nur in              ein relevanter Einkaufsmarkt ist, macht es möglich zu            weltweite Gerechtigkeit, um Druck auf Politik und Wirtschaft auszuüben. www.
                                                            den seltensten Fällen. Die Hürden sind hoch. Es muss         sagen, wir achten auf die Zustände in den Plantagen.             oxfam.de
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10   MAGAZIN NR. 4 / 2020                                                                                                OIKOCREDIT   11

                                                       TRÄUMEN VON
                                                       KAFFEEBÄUMEN

Auf dieser Fläche trocknen
Domingo Medina Zacharias
und seine Frau Catarina
Lopez Gomez die Kaffee­
ernte.
                                                    Die Ernte verspricht gut zu werden für die Kaffeebäuer*innen, die in der Ge-
                                                    nossenschaft Chajul in Guatemala zusammengeschlossen sind. Chajul ist
                             Foto: Opmeer Reports

                                                    Bio- und Fairtrade-zertifiziert und immer zur Stelle, wenn die Mitglieder Un-
                                                    terstützung brauchen. Chajul ist eine der ältesten Partnerorganisationen von
                                                    Oikocredit und ein gutes Beispiel für solidarisches und nachhaltiges Handeln.
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12   MAGAZIN NR. 4 / 2020                                                                                                                                                                                                                       OIKOCREDIT 13

D
     omingo Medina Zacharias, der Farmer auf unserem          1960 bis 1996 tausende Menschen getötet und gefol­          sammlung neu gewählt. Über 1.500 Mitglieder, größten­      waren die Mitarbeiter*innen im Homeoffice, die Gemein­
     Titelbild, träumt davon, viele neue Kaffeebäume zu       tert, oder sie verschwanden. Opfer waren vor allem          teils Ixil, leben in 56 Gemeinschaften der Regionen        den der Mitglieder wurden mit Vorräten versorgt.
     pflanzen, die gegen Krankheiten wie den Kaffee-          Mitglieder der indigenen Ixil-Bevölkerung, Nachfahren       Chajul, Nebaj, Cotzal und Chiantla. Sie produzieren vor    Die Ernte verspricht gut zu werden. Die Kooperative
rost resistent sind. Aber so einfach ist das nicht. Sein      der Maya. Weil er die Region als Hochburg der marxisti­     allem Kaffee (1.300 Kaffeebäuer*innen), aber auch Honig    hofft, mindestens 10.000 Säcke zu 100 Pfund (entspricht
0,8 Hektar großes Grundstück bietet wenig Platz für           schen Guerilla ansah, setzte allein Efraín Ríos Montt       und Kunsthandwerk. Von der Produktion bis zum Export       etwa 46 Kilo) verarbeiten und verkaufen zu können.
neue Bäume. Selbst wenn er sich mit Unterstützung der         während seiner kurzen Regierungszeit 1982 und 1983          achtet die Kooperative darauf, dass alle Arbeitsschritte   Das bedeutet schätzungsweise zwei Millionen Euro Ein-
Kooperative Chajul, deren Mitglied er seit seinem             einen regelrechten Feldzug gegen die Ixil in Gang.          umweltschonend, wirtschaftlich, sozial gerecht und         kommen. Die Finanzsituation der Organisation ist solide.
30. Lebensjahr ist, eine größere Anzahl neuer Kaffeebäu­      Er wurde erst Jahrzehnte später für grausame Massaker       kulturell angemessen sind. Mit Einnahmen aus dem           Gerade hat sie einen Kredit von Oikocredit zur Ex­
me leisten könnte, müsste er dafür die alten Bäume            und Sexualverbrechen angeklagt und 2013 wegen               Kaffeeexport unterstützt Chajul die Gemeinden in der       port-Vorfinanzierung zurückgezahlt, ein neuer Kredit ist in
entfernen und nach der Neupflanzung drei Jahre auf die        Völkermords und Verbrechen gegen die Menschlichkeit         Umgebung mit Projekten zur Armutsbekämpfung,               Bearbeitung. Chajul ist eine der ältesten Partnerorga­
erste Ernte warten. Wovon sollen er, seine Frau Catarina      verurteilt.                                                 beispielsweise mit Bildungsprogrammen, Schulungen in       nisationen von Oikocredit. 1990 hat die Genossenschaft
Lopez Gomez und die beiden Kinder in der Zwischenzeit                                                                     Umweltmanagement oder Verbesserung der Kaffeepro­          einen ersten Kredit für Chajul über damals 280.000 US-
leben? Wie ihm geht es vielen der rund 1.300 Kaffee­          Bearbeite den Boden ohne Gewalt                             duktions-Verfahren. Mitglieder und junge Menschen aus      Dollar bewilligt; in einer Zeit, in der keine konventio-
bäuer*innen im Hochland Guatemalas, die sich in                                                                           den beteiligten lokalen Gemeinden betreiben eine           nelle Bank der Initiative der 40 Kaffeebäuer*innen, die
der Organisation Chajul zusammengeschlossen haben.            So wirkt es wie ein Fanal der Hoffnung, dass Chajul ihrer   ökologische Unterkunft für Tourist*innen und Besu­         die Organisation 1988 ge­gründet haben, auch nur einen
                                                              Arbeit eine traditionellen Maxime der Maya voranstellt:     cher*innen: „La Posada”.                                   Quetzal geben wollte.                                   ■
Besser leben in der Genossenschaft                            „Bearbeite den Boden ohne Gewalt“. Die Organisation ist
                                                              genossenschaftlich organisiert, beteiligt Frauen in allen   Auch jetzt, während der Corona-Pandemie, arbeitet
Der Arbeit der Organisation ist es zu verdanken, dass         Arbeitsbereichen, das Leitungsgremium besteht aus           Chajul weiter und bereitet die Ernte 2020/2021 vor.
Domingo Medina Zacharias dennoch genug verdient, um           Mitgliedern und wird alle drei Jahre auf der Generalver­    Während der härtesten Lockdown-Phase im Frühjahr           *entspricht dem guatemaltekischen Maß von einem Zentner.

mit seiner Familie über die Runden zu kommen. Vor
mehr als zwanzig Jahren hat der Farmer begonnen, zu
den regionalen Hauptnahrungsmitteln Bohnen und Mais
auch Kaffee zu produzieren, um sein Einkommen zu
verbessern. Über die Vorteile der Mitgliedschaft in der
Kooperative sagt er: „Ich bekomme technische Unter­                                          Unten: Beim Sortieren
stützung, die mir hilft, besser zu produzieren. Ich kann                                     der Kaffeebohnen.
einen Kredit bekommen, um Setzlinge zu kaufen. Die                                           Rechts: Bio- und Fair­­-
Kooperative zahlt einen guten Preis für den Kaffee.“                                         trade-Zertifizierungen
Chajul verarbeitet und vermarktet ausschließlich hoch­                                       am Lagerhaus.
wertigen Bio-Kaffee und wurde schon 1992 nach
Fairtrade-Standards zertifiziert. Die Mitgliederversamm­
lung der Organisation entscheidet jeweils darüber, wie

                                                                                                                                                Fotos Opmeer Reports
die Fairtrade-Prämien ausgegeben werden. Domingo
Medina Zacharia: „75 Prozent der Prämien werden direkt
an uns gezahlt, 25 Prozent werden für technische Hilfe
zur Verbesserung der Kaffeebäume und des Bodens
verwendet und dafür, uns mit Pumpen für den Flüssig­
dünger zu versorgen." Chajul investiert auch in Modell­
pflanzungen, um zu sehen, welche Kaffeepflanzen unter
den Bedingungen des Klimawandel am besten gedeihen
und besonders resistent sind. Ein Teil der Fairhan­
dels-Prämie wurde dazu genutzt, umweltfreundliche
solarbetriebene Trocknungsmaschinen anzuschaffen.

Die Organisation Chajul trägt ihre Haltung im – vollständi­
gen – Namen: „Asociación Chajulense Va’l Vaq Qujol“.
Va‘l Vay Quyol bedeutet in der Sprache der Ixil übersetzt
etwa, „gemeinsam mit einer Stimme“. Chajul arbeitet im
Ixil-Dreieck. In der Bergregion im Nordwesten Guatema­
las wurden während des Gewaltkonflikts zwischen
Armee, linksgerichteter Guerilla und Todesschwadronen
AM ANFANG DER LIEFERKETTE - Oikocredit Westdeutscher Förderkreis
14    MAGAZIN NR. 4 / 2020                                                                                                                                                                                                 AM ANFANG DER LIEFERKETTE 15

       SCHLUSS MIT DER
                                                                                                         Zur Erinnerung: Es gibt leider kein traurigeres Beispiel      ebenso fern wie in manchen deutschen Unter­nehmen.
                                                                                                         als den Einsturz des Gebäudes Rana Plaza in                   Ein Lieferkettengesetz muss Unternehmen verpflichten,
                                                                                                         ­Ban­gladesch mit fünf Textilfabriken, um die Dringlichkeit   potenzielle geschlechtsspezifische Benachteiligungen zu
                                                                                                          zu verdeutlichen, dass ein Lieferkettengesetz Ge­            analysieren und Maßnahmen zu deren Prävention und

       DISKRIMINIERUNG!
                                                                                                          schlechtergerechtigkeit vollumfänglich berücksichtigen       Abhilfe durchzuführen. Die Unternehmen müssen darauf
                                                                                                          muss.                                                        hinwirken, dass ihre Zulieferer folgende Dimensionen
                                                                                                                                                                       geschlechtsspezifischer Diskriminierungen in den Blick
                                                                                                         Was geschah? Im April 2013 stürzte ein achtstöckiges          nehmen.4
                                                                                                         Gebäude nahe der Hauptstadt Dhaka ein, obwohl
                                                                                                         Arbeiter*innen das Management auf Risse im Gemäuer            ● Geschlechtsspezifische und sexualisierte Gewalt: eine
                                                                                                         aufmerksam machten. Statt Evakuierung wurde                   Null-Toleranz-Politik muss verbindlich durch Regeln
                                                                                                         ­weitergearbeitet. Der Einsturz forderte 1.138 Tote und       garantiert sein und bei Verstößen müssen Sanktionen
     Blick in eine Textilfabrik
                                                                                                          mehr als 2.000 Verletzte; mehrheitlich Frauen, die an        erfolgen.
     in Bangladesch 2019
                                                                                                          den unzähligen Nähmaschinen saßen oder an Zuschnei­
                                                                                                          detischen arbeiteten.                                        ● Die sexuellen und reproduktiven Rechte von Frauen
                                                                                                                                                                       und Mädchen, wie Regelungen zur Arbeit während der
                                                                                                         In Kürze: Ein optimales Lieferkettengesetz verpflichtet       Schwangerschaft, Kündigungsschutz, bezahlter Mutter­
                                                                                                         Unternehmen, ihre im Ausland beschafften Vorleistungs­        schutz und Stillen während der Arbeitszeit müssen
                                                                                                         produkte (wie zum Beispiel Kakao für die Herstellung          anerkannt werden.
                                                                                                         von Schokolade) oder Fertigerzeugnisse (wie Textilien) in
                                                                                                         allen Phasen ihrer Lieferkette auf die Verletzung von         ● Gleicher Lohn für gleiche Arbeit und existenz­
                                                                                                         Menschen- und international anerkannten Arbeitsrech­          sichernde Löhne für alle Beschäftigten müssen sicher­
                                                                                                         ten zu prüfen und diese gegebenenfalls zu ahnden.             gestellt werden.
                                                                                                         Darüber hinaus sind umweltschädigende Praktiken zu
                                                                                                         analysieren und zu beenden.                                   Aktuelles: Über 222.222 Menschen haben die Petition
                                                                                                                                                                       an Kanzlerin Merkel für ein Lieferkettengesetz unter­
                                                                                                         Warum ein weiteres Gesetz? Internationale Über­               zeichnet. Das Engagement hat sich gelohnt: Aktuell
                                                                                                         einkommen wie die ILO-Kernarbeitsnormen, die UN-              diskutiert die Bundesregierung die Verabschiedung einer
                                                                                                         Kinderrechtskonvention, die Frauenrechtskonvention            gesetzlichen Regelung noch in dieser Legislaturperiode
                                                                                                         (CEDAW), die 2019 von der ILO entwickelten Standards          wie im Koalitionsvertrag vorgesehen. Ein geschlechter­
                                                                                                         gegen Gewalt und sexuelle Ausbeutung am Arbeitsplatz          gerechtes Lieferkettengesetz wäre ein Meilenstein für die
                                                                                                         und natürlich die 2015 verabschiedeten nachhaltigen           Menschen- und Frauenrechte und keine zahnlose
                                                                                                         Entwicklungsziele scheinen im Hinblick auf die Ein­           Tigerin!                                              ■
                                                                                                         haltung von Menschen- und Arbeitsrechten zahnlose
                                                                                                         Tigerinnen zu sein. Vor allem für Frauen und Kinder.

                                                                                                         Deshalb muss das Lieferkettengesetz
                                                                                                         geschlechtergerecht ausgestaltet sein!                        (1)
                                                                                                                                                                             Dieser kurze Beitrag fokussiert auf Geschlechtergerechtigkeit beim Liefer-
                                                                                                                                                                             kettengesetz. Genau so müssen andere Diskriminierungsformen wie
                                                                                                         Frauen stellen im globalen Süden mehrheitlich die Ar-               sexuelle Orientierung, ethnische Zugehörigkeit, Spiritualität, Alter etc. bei
                                                                                                         beitskräfte in den Niedriglohnsektoren der Textilindustrie,         der Analyse von Lieferketten berücksichtigt werden.
                                                                                                                                                                       (2)
                                                                                                                                                                             „Besonders abhängig von importierten Vorleistungen sind in Deutschland
                                                                                                         der Elektronikproduktion und im Agrar- und Nahrungs­                die Textilindustrie (63% ausländischer Wertschöpfung), Elektronik (45%),
                                                                                                         mittelsektor.2                                                      chemische und pharmazeutische Industrie (39%), Lebensmittelindustrie
Ein Lieferkettengesetz muss geschlechtergerecht sein!,1 fordert Dr. Christina                                                                                                (37%), Automo­bilindustrie (29%) und Maschinenbau (28%).“
                                                                                                                                                                             https://www.bmz.de/de/themen/lieferketten/index.html
                                                                                                         Dass Frauen und Mädchen weltweit geschlechtsspezifi­
Alff, Bildungsreferentin beim Oikocredit-Förderkreis Baden-Württemberg. V
                                                                        ­ iele                                                                                         (3)
                                                                                                                                                                             https://www.hrw.org/news/2019/02/12/combating-sexual-harassment-
                                                                                                         sche Diskriminierungen erfahren, ist eine Binsenweisheit.           garment-industry
Jahre Auslandseinsatz in Pakistan, Afghanistan und mehreren Ländern West-                                Studien aus dem Textilsektor belegen, dass Frauen                   https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/---arabstates/---ro-beirut/
                                                                                                                                                                             documents/genericdocument/wcms_237612.pdf
                                                                                                         häufig sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind und sich, aus
                                                                                 Foto: Volker Rekittke

afrikas haben die Geographin besonders für das Thema Geschlechtergerech-                                                                                                     https://asiafoundation.org/2019/03/13/curbing-sexual-harassment-in-
                                                                                                         Angst den Arbeitsplatz zu verlieren, nicht dagegen zur              chinas-garment-industry/
tigkeit und die Notwendigkeit eines gerechteren Welthandels sensibilisiert.                              Wehr setzen.3 Wird eine Näherin schwanger, wird ihr
                                                                                                                                                                       (4)
                                                                                                                                                                             Die drei genannten stellen die wichtigsten Aspekte dar; weitere sind in der
                                                                                                                                                                             jüngst erschienenen Publikation https://www.cora-netz.de/wp-content/
                                                                                                         gekündigt, weil das Unternehmen Kosten sparen möch­                 uploads/2020/07/2020-07_Geschlechtergerechtigkeit_in_globalen_Liefer­
Text: Christina Alff                                                                                     te. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist im Textil­sek­tor          ketten.pdf nachzulesen.
AM ANFANG DER LIEFERKETTE - Oikocredit Westdeutscher Förderkreis
16   MAGAZIN NR. 4 / 2020                                                                                                                                                                                                         OIKOCREDIT   17

DEN PLANETEN
                                                                                                                     Spielzimmer“. Uns interessiert alles, was Konsum            Gegenvorschlag. Er tritt automatisch in Kraft, wenn die
                                                                                                                     angeht, Fairtrade, alternative Energiegewinnung,            Ja-Stimmen für die Initiative nicht ausreichen. Er bein­
                                                                                                                     Mobilität, Themen, die gesellschaftlich relevant sind im    haltet eine Berichterstattungspflicht sowie eine
                                                                                                                     Kontext von nachhaltiger Geldanlage und Entwicklung,        ­Sorgfaltsprüfungspflicht in Sachen Kinderarbeit und

JEDEN TAG ETWAS
                                                                                                                     aber auch die Frage, wie man zu einer Haltung kommt,         Konfliktmineralien und soll nur für besonders grosse
                                                                                                                     wie man sich politisch engagieren kann. Zuletzt hatte ich    Unternehmen gelten; eine Haftung für verursachte
                                                                                                                     einen Gast, der Unternehmen berät, die in Insolvenz          Schäden bei Verstößen gegen Menschenrechte oder
                                                                                                                     gehen: „Hilfe beim Scheitern“.                               Umweltbestimmungen kommt im Gegenvorschlag
                                                                                                                                                                                  nicht vor.

BESSER MACHEN
                                                                                                                     Dein nächster Beitrag wird sich mit dem Thema
                                                                                                                     Konzernverantwortung befassen und soll noch vor             Ist es nur Thema im nächsten Podcast oder
                                                                                                                     der Volksabstimmung dazu am 29. November                    unterstützt Ihr als Oikocredit deutsche Schweiz
                                                                                                                     ausgestrahlt werden. Wie ist die Situation in der           die Initiative auch politisch?
                                                                                                                     Schweiz, wie ist die Stimmung gegenüber der
                                                                                                                     Initiative?                                                 Unser Vorstand hat den Beschluss gefasst, offiziell als
                                                                                                                                                                                 Unterstützer der Initiative aufzutreten, weil er der
„Podcast FAIR“: Für die deutschsprachigen Länder im Oikocredit-Netzwerk                                              Die Konzernverantwortungsinitiative wurde 2016 von          Auffassung ist, dass darin originäre Anliegen von
                                                                                                                     einem Zusammenschluss von Organisationen der                Oikocredit vertreten sind und verantwortungsvolles
 gibt es aus der Schweiz jetzt einen eigenen Podcast, der dazu anregt, „unseren
                                                                                                                     Zivilgesellschaft, Unternehmer*innen und Kirchen            Unternehmertum eins unserer Kernthemen ist. Darum
 Planeten jeden Tag etwas besser“ zu machen. Auch in der Lieferkette zum                                             eingereicht. Ihre Forderung ist ein gesetzliches Regel­     möchten wir mit unserem Podcast im Vorfeld der
                                                                                                                     werk zum Schutz von Menschenrechten und Umwelt für          Abstimmung noch einmal deutlich machen, worum es
 Beispiel. Ein Gespräch mit FAIR-Moderator Martin Werner über ein Jahr Pod-
                                                                                                                     Konzerne mit Sitz in der Schweiz – auch bei ihren           dabei geht. Ich habe Miges Baumann, Leiter Entwick­
 cast und das Engagement von Oikocredit deutsche Schweiz für mehr Kon-                                               Auslandsaktivitäten. Kommt ein Konzern seiner Sorg­         lungspolitik bei „Brot für alle“ und Mitglieder des Initiativ­
                                                                                                                     faltspflicht nicht nach, kann er für entstandene Schäden    komitees eingeladen, gemeinsam mit Eva-Maria Rein­
 zernverantwortung.
                                                                                                                     auch in Entwicklungs- und Schwellenländern haftbar          wald von Südwind e.V. über das Thema zu sprechen.
                                                                                                                     gemacht werden. Die Initiative hat einen Stein ins Rollen   Wir sind wirklich sehr gespannt, wie die Volksabstim­
Interview: Marion Wedegärtner
                                                                                                                     gebracht, Bewusstsein geschaffen und beinahe zu             mung, in der sich zwei Blöcke gegenüber stehen,
                                                                                                                     einem politischen Kompromiss im Parlament geführt.          ausgeht. Es ist eine der wenigen Volksinitiativen, der
                                                                                                                     Das Anliegen ist in der Bevölkerung sehr populär:           Expert*innen echte Chancen ausrechnen – die meisten
                                                                                                                     Anfangs gab es 70 bis 75 Prozent Zustimmung für die         Initiativen erfahren von den Schweizer Stimmbürger*in­
                                                                                                                     Initiative. Aber einige große Wirtschaftsvertreter haben    nen eine Ablehnung. Die Schweizer Wirtschaftsordnung
                                                                                                                     Druck gemacht, zuerst die Einigung auf einen Kompro­        setzt viel auf Freiwilligkeit. Eine Annahme wäre darum
Was hat euch veranlasst, einen eigenen Podcast            dass es eine große Bereitschaft gibt, etwas zu tun. Aber
                                                                                                                     miss verhindert und versuchen seither mit großem, auch      ein echtes Novum.                                           ■
für die deutschsprachigen Länder im Oikocre-              alles erscheint so groß, dass man am Ende gar nichts
                                                                                                                     finanziellen Aufwand, eine Annahme der Initiative zu
dit-Netzwerk zu starten?                                  macht.
                                                                                                                     verhindern. Es gibt einen stark abgeschwächten              https://de.oikocredit.ch/podcast-fair

Martin Werner: Anders als viele deutsche Förderkreise     Seit November 2019 seid Ihr mit Euren Beiträgen
haben wir wenig Ehrenamtliche, die Vorträge halten oder   online. Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht, wie
Informationsveranstaltungen organisieren. Wir wollten     ist die Resonanz?
ein Bildungsformat etablieren, mit dem wir Menschen
mit Neugier für das Thema Nachhaltigkeit und eine         Wir sind sehr zufrieden. Einzelne Beiträge haben bis zu
gerechtere Welt ansprechen und indirekt natürlich auch    500 Hörer*innen, insgesamt haben wir bereits mehr als

                                                                                                                                                                                  Foto: KOPF & KRAGEN Fotografie
Interesse für Oikocredit wecken können. Ich bin selbst    3.000 Hörer*innen, Tendenz steigend. Die Episoden
ehrenamtlich für einen Radiosender tätig und habe         werden auch nach der Ausstrahlung nachgefragt, auch
gemerkt, wie gut sich Podcasts dazu eignen. Ich habe      in Deutschland und Österreich, und sind immer verfüg­
einen Podcast-Kenner hinzugezogen und ein Konzept         bar. Die Gäste bringen ihre eigenen Netzwerke mit. So
erarbeitet: Jeden Monat machen wir mindestens einen       entstehen neue Verbindungen, Anschlussmöglichkeiten.
Beitrag mit einem Gast, zu einer Idee, einem Unterneh­    Kurz: Es sind andere Türen aufgegangen. Ab sofort
men, einem Projekt, bei dem es um Nachhaltigkeit im       moderieren wir zu zweit, Katharina Welp vom Oikocredit
weiteren Sinne geht. Wichtig war uns, dass wir am Ende    Förderkreis Nordost aus Berlin steigt als Moderatorin
Handlungsoptionen eröffnen: „Wie Sie den Planeten         mit ein. Ihre erste Sendung ist schon online abrufbar,
                                                                                                                     Podcast FAIR-Moderator Martin Werner,                       Podcast FAIR-Moderatorin Katharina Welp,
jeden Tag etwas besser machen können.“ Wir merken,        Podcast FAIR #14 beschäftigt sich mit „Diversität im
                                                                                                                     Oikocredit-Förderkreis deutsche Schweiz                     Oikocredit Förderkreis Nordost
AM ANFANG DER LIEFERKETTE - Oikocredit Westdeutscher Förderkreis
18   MAGAZIN NR. 4 / 2020                                                                                                                                                                                     AM ANFANG DER LIEFERKETTE 19

                                                                                                              WIE WOLLEN
                                                                                                              WIR ARBEITEN?

                                                                                                         I
                                                                                                            m Geschäft liegt eine Herrenhose neben der anderen.             Seit elf Jahren sind MEYER-Hosen Fairtrade-zertifiziert.
                                                                                                            Die nachhaltig produzierte und fair gehandelte Hose             Qualität, nachhaltig produziert, hält länger, sagen
                                                                                                            aus ökologisch einwandfreien Materialien neben                  Vorstandsvorsitzender Michael Meyer und sein Quali­
                                                                                                         einer, von der man vielleicht lieber gar nicht erst wissen         tätsmanager Torsten Althaus. Dass Qualität gut altert,
Stück für Stück fair                                                                                     will, wie sie hergestellt ist. Der Preis allein ist keine Richt-   zeigen auch die sichtlich viel benutzten und immer noch
produziert: Michael                                                                                      schnur. Unterschiede in Qualität und Produktionsweise              schönen Stuhlklassiker direkt am Eingang; gegenüber
Meyer im Lager                                                                                           sind für Verbraucher auf den ersten Blick kaum er­                 dem Desinfektionsmittelspender. Die große Jubiläums­
des Unternehmens                                                                                         kennbar. Das ärgert den Unternehmer Michael Meyer.                 feier ist gerade zum zweiten Mal verschoben worden,
in Denklingen.                                                                                           Und auch Handel und Verkäufer*innen, weiß er, sind                 sagt Meyer. Ungern, aber wegen Corona sei das nicht
                                                                                                         interessiert daran, Argumente für die Beratung zu                  anders machbar.
                                                                                                         haben. „Erst wenn der Kunde gut informiert ist, kann
                                                                                                         er eine bewusste Kaufentscheidung treffen“ sagt Meyer.             Textilindustrie war immer global
                                                                                                         Darum ist er froh über den nächsten Schritt seines
                                                                                                         Familienunternehmens: Die Made-In-Green-Zertifizie­                Das Unternehmen MEYER verkauft zwei Millionen
                                                                                                         rung in Zusammenarbeit mit Oeko-Tex.                               Hosen im Jahr an über 5.000 Fachgeschäfte in 35
                                                                                                                                                                            Ländern. Auch in China sind sie gefragt. Meyer legt Wert
                                                                                                         Ab sofort befindet sich auf jedem Etikett am Bund jeder            auf hochwertige Stoffe, präzise Schnitte für verschiede­
                                                                                                         MEYER-Hose ein QR-Code. Scannt man ihn ein,                        ne Styles und: die Innenausstattung. „Extrareißver­
                                                                                                         gelangt man auf ein Internetportal, das Informationen zu           schlussfach fürs Geld, ausgefallene Muster beim
                                                                                                         allen für diese Hose verwendeten Materialien, zu ihrer             Innenfutter, paspelierte Taschen, ab sofort nur noch
                                                                                                         Verarbeitung, zu den Produktionsorten und zur Einhal­              Knöpfe aus Steinnuss.“ Das Firmengebäude in Denklin­
                                                                                                         tung von Sozial- und Umweltstandards entlang der                   gen im Oberbergischen beherbergt die Designabteilung,
                                                                                                         gesamten Lieferkette offenlegt. Und noch etwas ist neu:            neben Verwaltung, Lager, Vertrieb und Verpackung.
                                                                                                         Das Unternehmen verarbeitet nur noch Bio-Baumwolle.                Hergestellt werden die Hosen im eigenen Werk in
                                                                                                         „Da haben die Verbraucher bei uns keine Wahlmöglich­               Rumänien. Dass in Europa gefertigt werde, bedeute
                                                                                                         keiten mehr“, sagt Michael Meyer zufrieden. „Biologi­              keine Abwertung anderer Produktionsländer, betont
                                                                                                         scher Anbau bedeutet den Verzicht auf Pestizide und                Michael Meyer. International sei die Textilindustrie immer
                                                                                                         Dünger. Die Böden sind gesünder. Sie speichern Wasser              schon gewesen, setzt er nach, zwangsläufig. „Der
Sorgfalt, Transparenz in der Lieferkette, Fairness und Nachhaltigkeit auf allen                          effektiver. Das senkt den Wasserverbrauch. Und die                 Rohstoff Baumwolle wächst nun einmal nicht überall.“
                                                                                  Foto: Opmeer Reports

                                                                                                         Fasern der US-amerikanischen Bio-Baumwolle sind                    Auch sei die Vorstellung, in asiatischen Ländern werde
Ebenen: Ein Hosenfabrikant aus dem Oberbergischen zeigt, dass es geht und                                stabiler.“                                                         nur Ramsch produziert, falsch. „Es gibt natürlich
wie es geht. Ein Besuch in Denklingen bei MEYER.                                                                                                                            nachhaltig arbeitende Konfektionäre dort. Nur ist das
                                                                                                         Bernhard Meyer hat den Betrieb vor 60 Jahren gegrün­               von deutschen Unternehmen, die Billigware produzieren
Text: Marion Wedegärtner, Fotos: Julia Krojer                                                            det; die zweite Generation führt ihn in die Zukunft.               wollen, nicht gefragt.“                                 p
20 MAGAZIN NR. 4 / 2020                                                                                                                                                                                                  AM ANFANG DER LIEFERKETTE 21

Aber: Das Familienunternehmen will nah an allen               sei man dort strenger als hierzulande, betont Althaus.       und Meyer unisono. Denn: „Der Staat muss die Rah­
Prozessen sein, die zur Herstellung der Hosen notwen­         Auch da träfen pauschale (Vor)urteile keineswegs zu.         menbedingungen schaffen. Es ist nicht fair, wenn man
dig sind. Man bezieht die Oberstoffe, die den höchsten                                                                     hierzulande Umwelt- und Sozialstandards hat und für
Anteil an der Hose ausmachen, ausschließlich von              Bis 1998 lief die Produktion in Deutschland und Rumä­        die Produktion in anderen Ländern nicht. Das ist für den
bekannten europäischen Webern. Und auch die übrigen           nien parallel, seitdem werden die Hosen ausschließlich       Wettbewerb hier nicht fair und ebenso wenig fair
Zutaten wie Knöpfe, Reißverschlüsse oder Garne                in Rumänien gefertigt. „Hosenherstellung ist arbeitsin­      gegenüber den Ländern, in denen man produziert.“
kommen aus Europa. Einmal im Monat reist Torsten              tensiv, das wurde schon seit den 1970er Jahren zu            Torsten Althaus ereifert sich: „Eigentlich müsste es eine
Althaus ins 2.000 Kilometer entfernte Braşov, früher          teuer“, sagt Michael Meyer. 1.600 Mitarbeiter*innen          virtuelle Schranke an den EU-Außengrenzen geben: Nur
Kronstadt in Siebenbürgen, eine Stadt mit 250.000             arbeiten am rumänischen Standort. Nicht gerade klein         nachhaltige Produkte dürfen hier rein.“ Meyer: „Die
Einwohner*innen und zwei Universitäten, in der sich seit      für ein Unternehmen, das ausschließlich Herrenhosen          Kosten für Nachhaltigkeit müssen auf alle Produkte
der Jahrtausendwende zunehmend auch ausländische              produziert. Was wohl auch so bleiben wird. „Wir sind         umgelegt werden, auch auf die importierten. Das muss
Firmen angesiedelt haben. MEYER-HOSEN hat hier                Spezialisten“, sagt Meyer. Ein kleiner Abstecher von         und kann man ändern. Das ist eine Forderung an die
schon 1991 direkt nach der Wende eine Produktions­            Firmengründer Bernhard Meyer in die Damenmode sei            Politik. Wenn man beispielsweise sagt: Ab 2040 dürfen
stätte errichtet. „Wir waren die ersten Direktinvestoren in   rasch beendet worden. Herrenhosen seien schon                nur noch nachhaltige Produkte importiert werden, dann
der Region“, sagt Michael Meyer.                              komplex, aber in Formen und Farben allemal stetiger als      geht das. Ich bin häufig in China, dort hat man in
                                                              in der Damenmode.                                            Sachen Nachhaltigkeit unglaublich viel geschafft in den
Gute Zulieferer mögen’s nachhaltig                                                                                         letzten Jahren. Das geht.“
                                                              Meyers Stofflieferanten sind mittelständische Betriebe.
Das Werk in Rumänien wurde nach deutschen Stan­               Sämtliche Zulieferer, zumindest diejenigen, von denen        „Im Übrigen glaube ich niemandem, der sagt, er kenne
dards gebaut. „Wir garantieren soziale Sicherheit durch       der Unternehmer größere Mengen einkauft, müssen              die Fabriken im Ausland, die für ihn produzieren, nicht“,
geregelte Arbeitsverträge und tariflich geregelte Löhne       ebenfalls Fairtrade- oder Made-In-Green-zertifiziert sein,   sagt Torsten Althaus. Allenfalls bei simplen Produkten
und Arbeitszeiten, Gesundheitsschutz und Sicherheits­         erläutert Michael Meyer. Dabei berücksichtigt Made-In-       wie T-Shirts sei so etwas vorstellbar, „aber für alles, was
maßnahmen am Arbeitsplatz nach europäischen                   Green nicht nur einzelne Nachhaltigkeitsaspekte,             etwas komplexer in der Herstellung ist, werden Techni­
Normen“, erläutert Meyer. Eine eigene industrielle            sondern fordert eine Analyse und Bewertung der               ker*innen von hier entsandt.“ Das Argument, es sei für
Wäscherei mit integrierter Wasseraufbereitungsanlage,         Produktionsbedingungen auf allen Stufen der gesamten         mittelständische Betriebe nicht leistbar, die Lieferkette
in der das Wasser vorgeklärt wird, ist ein zusätzlicher       Lieferkette. Dafür Zulieferer zu finden oder sie zur         bis ins Detail zu verfolgen, lassen beide nicht gelten.
Beitrag zum Umweltschutz. Übrigens seien die Stan­            Zertifizierung zu ermuntern sei gar nicht schwierig, sagt    Dass etwas nicht sofort perfekt sei, könne kein Gegen­
dards in Rumänien mit dem Eintritt in die EU schnell an       Meyer. „Im Gegenteil: Alle, die wir ansprechen, sind         argument sein, es zu versuchen. „Man kann sich Mühe
europäische Normen angepasst worden und zuweilen              offen dafür. Mehr noch. Sie wünschen es sogar. Wer           geben, man kann anfangen“, sagen sie.                    ■
                                                              nicht im Billigsektor produziert, ist sehr daran interes­
                                                              siert, gut zu produzieren.“

                                                              Politik muss fairen Rahmen schaffen

                                                                                                                                                                                         Foto: MEYER-HOSEN
                                                              Sein Unternehmercredo veranschaulicht Michael Meyer

„WIR
                                                              so: „Wir fragen uns: Wie wollen wir arbeiten und wie
                                                              finden wir die Kundschaft, die unsere Produkte nach­
                                                              fragt.“ Er geht fest davon aus, dass das Unternehmen
                                                              gut durch die Corona-Krise kommt. Sicher, in diesem

SIND
                                                              Jahr würden vermutlich etwas weniger Hosen verkauft
                                                              als vorgesehen, aber „wer die letzten 15 Jahre seriös
                                                              und nachhaltig gewirtschaftet hat, Gewinne in das
                                                              Geschäft investiert und Rücklagen gebildet hat, kann                                                                       Oben: Jedes Stück aus dem
                                                              auch durch eine solche Krise kommen“, sagt er. Auch                                                                        Hause Meyer lässt sich anhand

SPEZIA-
                                                              die Rücklagen des Unternehmens werden aus Überzeu­                                                                         des QR-Codes nachverfolgen.
                                                              gung nachhaltig angelegt. Seit mehreren Jahren ist das
                                                              Unternehmen MEYER Mitglied im Westdeutschen                                                                                Mitte: Mit Liebe zum Detail:
                                                              Förderkreis und Anleger bei Oikocredit.                                                                                    Hosen­fertigung in Rumänien.

LISTEN.“                                                      Unternehmensverantwortung und Sorgfaltspflicht sind
                                                              im Meyerschen Unternehmen Alltag. Und ein Lieferket­
                                                              tengesetz? „Da sind wir sofort dafür“, sagen Althaus
                                                                                                                                                                                         Links: Nachhaltig hält
                                                                                                                                                                                         länger, sagen Michael Meyer
                                                                                                                                                                                         und Torsten Althaus.
22 MAGAZIN NR. 4 / 2020                                                                                                  EINE FRAGE VIELE ANTWORTEN 23

EINE FRAGE                                                                             VIELE
Lieferketten haben immer auch mit dem Kaufverhalten zu tun – welcher Shop-
pingtyp sind Sie? Das wollten wir von Menschen aus dem weltweiten Netzwerk
                                                                                       ANTWORTEN
von Oikocredit wissen.

AB UND ZU / 01
Generell kaufe ich meist nur das Nötigste ein, wenn                                    ONLINE NIE! / 03
möglich natürlich fair und bio. Als Studentin muss ich
aber auch auf mein Budget achten und kann leider                                       Ich kaufe am liebsten direkt beim Erzeuger, um Verpa­
nicht bei jedem Kauf ein politisches Statement setzen.                                 ckung und Lieferwege zu vermeiden. Es ist mir wichtig,
Besonders bei Kleidung ist das so, weil Fair Fashion                                   dass die Herstellung ökologisch, umweltverträglich
Labels meist deutlich teurer sind als herkömmliche                                     und sozial geschieht. Vor allem lehne ich das Einkaufen
Marken. Deswegen kaufe ich hauptsächlich second­                                       im Internet grundsätzlich ab. Bei Non-Food Produkten
hand, aber ab und zu muss ich leider auf Fast Fashion                             03   ist es schwieriger zu ermitteln, welche Reise die Ware
zurückgreifen.                                                                         zurückgelegt hat und ob der Erzeuger gerecht entlohnt
                                                                                       wird, damit er auch nachhaltig wirtschaften kann. Oft
Theresa Kemeny, Studentin                                                              bin ich ratlos und wünsche mir mehr zu wissen, bei
an der Universität Maastricht, Anlegerin
                                                              01                       wem ich kaufe und was ich mit meinem Kauf bewirke.

                                                                                       Regina Bertram, Düsseldorf, ehrenamtlich aktive
POLITISCH / 02                                                               02        Oikocredit-Anlegerin

Ich will ein bewusster Käufer sein. Kaufen ist für mich ein
politischer Akt. Wenn ich etwas sehe, das mich interes­                                WEITERVERWENDER / 04
siert – das kann ein Produkt oder eine Dienstleistung sein
–, versuche ich mich über seine Qualität zu informieren,                               Die meisten meiner Möbel sind gebraucht. Ich liebe
die Herstellungsbedingungen, den ökologischen Aspekt,                                  Secondhandshops. Es macht Spaß, einem alten Stuhl
aber auch über das Unternehmen selbst und die, die                                     oder einem Sofa, Dingen, die jemand vor mir schon
von dem Kauf beziehungsweise Verkauf profitieren.                                      benutzt hat, ein neues Leben zu geben. Ich finde, es gibt
Vorzugsweise kaufe ich bei lokalen Unternehmen ein,                                    sehr gute Möbel für kleines Geld. Kleidung kaufe ich
Kunsthandwerk beispielsweise, Dinge, die unter men­                                    ohnedies nicht besonders viel, und wenn, dann in guter
schenwürdigen Arbeitsbedingungen hergestellt worden                                    Qualität, damit die Sachen länger halten. Ich achte
sind. Das bedeutet oft, dass ich mehr bezahlen muss.
Aber das sind mir Gesundheit, Umweltschutz und                                    04   darauf, dass nachhaltig produziert wurde und Bio-Roh­
                                                                                       stoffe verwendet wurden. Was Lebensmittel angeht:
Schutz der Menschenrechte wert. Es bedeutet auch,                                      Obst und Gemüse kaufe ich auf dem Wochenmarkt, im
dass ich nicht immer alles kaufen kann. Es gibt ein-                                   Supermarkt nur Bio- und Fairtrade-Produkte. Ich ver­
fach Produkte, die schädlich sind für unseren Planeten.                                suche so zu kaufen, dass die Lieferkette möglichst kurz
Auf die kann ich dann auch verzichten.                                                 – und so nachhaltig und fair wie möglich ist.

Serge Ndao, Mitglied der Geschäftsführung im Bereich                                   Jasmin Panjeta, Kommunikationsmanager Oikocredit
Telekommunikation, in Elternzeit, Freetown, Sierra Leone                               International, Amersfoort
24 MAGAZIN NR. 4 / 2020                                                                                     EINE FRAGE VIELE ANTWORTEN 25

MODEBEWUSST/ 05
Ich bin ein Fan nachhaltiger Mode. Glücklicherweise gibt
es da viele neue Initiativen. Oft wird die Kleidung ganz
in der Nähe produziert. Das halte ich für einen wichtigen
Faktor in der Modeindustrie. Eine Ausnahme mache                         EMPATHISCH / 07
ich für Wollschals aus der Werkstatt peruanischer
Bäuer*innen. Auch wenn es in dem Fall längere Trans­                     Auffallend viele junge Menschen in Kakaoanbaugebieten,
portwege gibt: Ich schätze beides, die faire Produktion                  in Bergbauregionen und an den Küsten haben die
und die Qualität. Soweit ich es beobachte, erweitern                     Schule abgebrochen. Seit ich das mitbekommen habe,
auch die großen Internetplattformen ihr Angebot an                       betrachte ich jeden Fisch, jede Schokolade und jedes
nachhaltiger Mode. Aber ich frage mich immer: Wenn es                    Stück Goldschmuck, die ich auf dem ghanaischen Markt
doch Produkte aus der Umgebung gibt, warum sollte ich
sie nicht auch in ihren Läden kaufen – direkt oder online?
                                                               05        kaufe, neu. Der Gedanke an all die verletzlichen jungen
                                                                         Frauen und Männer und die Älteren in armen Ländern,
                                                                         die sich einen großen Teil ihres Lebens in irgendwelchen
Margreet Fros, Managerin Marketing & Kommunikation,                      Unternehmen abrackern, um einigermaßen menschen­
Oikocredit Niederlande                                                   würdig leben zu können, und am Ende doch wenig oder
                                                                         gar nichts haben, bricht mir jeden Tag das Herz. Ich
                                                                         appelliere an alle, die irgendwo an der Wertschöpfungs­
RADIKAL PRAKTISCH / 06                                                   kette beteiligt sind, als Arbeitgeber*in oder Beschäftigte,

Als ich 2013 in einer Studie las, ein Drittel aller Grund­
                                                                    07   als kleine, mittlere oder große Unternehmen, sich an die
                                                                         Prinzipien des fairen Handels zu halten. Mein eigener
schulkinder in Großbritannien denke, Käse sei aus                        Beitrag ist, nichts von Unternehmen zu kaufen, die
Pflanzen gemacht, war ich geschockt. Allerdings wissen                   für höhere Profite die Rechte gefährdeter Menschen oder
ja auch wir Erwachsenen nicht immer, woraus das Essen                    Gruppen missachten. Obwohl es nicht so einfach ist,
auf unserem Teller gemacht ist. Und wer Erdbeeren im                     jedes Produkt auf dem freien Markt zu überprüfen,
Winter kaufen kann, kümmert sich wenig darum, wel­                       versuche ich mein Bestes. Ich habe in der Vergangenheit
ches Produkt eigentlich in welcher Saison wächst.                        vielleicht nicht kritisch genug auf die Belange der Liefer­
So ging es mir auch. Bis zum letzten Jahr. Da haben wir                  kette geachtet, aber ich bin ein bisschen klüger ge­
100 Quadratmeter Land in der Nähe von Utrecht                            worden. Ich will nicht Teil menschenverachtender und
gemietet. Unser Plan: Das ganze Jahr eigenes Gemüse
und mehr Bewegung an der frischen Luft. Wir hatten ein
                                                               06        ausbeuterischer Praktiken sein.

bisschen Erfahrung mit Gartenarbeit, aber wenig damit,                   Samuel Asamoah, Programmdirektor YMCA, Accra, Ghana
Essbares zu produzieren. Eine neue Welt tat sich auf.
Wie sorgt man für gesunde Böden? Wann sät und wann
erntet man? Wie lagert und konserviert man? Wie
                                                                    08   IMMER MEHR / 08
funktioniert die Bewässerung ohne fließendes Wasser
und Strom? Selber Nahrung zu produzieren hat meinen                      Beim Shoppen an die Lieferketten eines Produkts zu
Blick auf meine Ess- und Kaufgewohnheiten radikal                        denken, legt die Messlatte für Konsument*innen schon
verändert. Seit ich weiß, wieviel Wasser, Mühe und                       sehr hoch. Ich versuche darauf zu achten, doch es ist
Aufmerksamkeit es braucht, damit aus Pflanzen Nahrung                    nicht immer einfach. Oft fehlt es an der Transparenz, und
wird, weiß ich den Wert der Nahrung wirklich anders zu                   teure Produkte sind nicht automatisch nachhaltig. Zum
schätzen. Wegwerfen kommt nicht mehr in Frage.                           Glück gibt es Initiativen wie Fairtrade, Grüner Knopf und
Wir bauen nur an, was wir brauchen. Wir ernten nur, was                  ähnliche. Sie geben Orientierung bei der Kaufentschei­
wir am selben Tag essen. Und wir kaufen im Winter nur                    dung. Wichtig ist, dass es immer mehr nachhaltige
noch, was im Winter wächst, vorzugsweise in unserer                      Alternativen zu erschwinglichen Preisen gibt, damit sich
Nähe.                                                                    diese am Markt durchsetzen können.

Petra Lens, Director of People & Change, Oikocredit Interna-             Jutta Hinrichs, Stabsstelle Ethik & Nachhaltigkeit der Pax
tional, Amersfoort                                                       Bank Köln
26 MAGAZIN NR. 4 / 2020                                                                                                                                                                                                                                  FÖRDERKREIS 27

      400.000 SETZLINGE
                                                                                                                                               men, dessen Leiter Jean-Marie Irakabaho regelmäßig für      Alliance abzudecken. Karongi und ihre Schwesterfabrik
                                                                                                                                               Oikocredit in Ruanda tätig ist, die Bäuer*innen geschult    Muganza Kivu haben bereits Vereinbarungen mit ihren
                                                                                                                                               und praktisch angeleitet. Das nahm mehr Zeit in An­         jeweiligen Kooperativen unterzeichnet, in denen sie
                                                                                                                                               spruch als geplant, weil wegen der Corona-Infektions­       sich verpflichten, die gesamte Menge an Teeblättern zu
                                                                                                                                               gefahr die Gruppen kleiner gehalten werden mussten.         kaufen, die im Rahmen des Teeprojekts produziert

      SIND GEPFLANZT
                                                                                                                                                                                                           werden soll.
                                                                                                                                               Schulungen und praktische Anleitung
                                                                                                                                                                                                           Mindestens zwölf pflegeintensive Monate brauchen
                                                                                                                                               Die Bäuer*innen haben gelernt, wie sie klimagerecht         Teesetzlinge, ehe sie gepflanzt werden können. Da im
                                                                                                                                               handeln können, wie sie den Boden vorbereiten, wie sie      Juli, August und September Trockenzeit herrscht, haben
                                                                                                                                               pflanzen, düngen, beschneiden, Pflanzenkrankheiten          die Bäuer*innen bis Anfang Oktober warten müssen –
                                                                                                                                               vorbeugen und behandeln, die Qualität kontrollieren, wie    und noch ein bisschen länger, weil in diesem Jahr die
                                                                                                                                               sie ernten und die Ernte transportieren. Zum Trainings­     Regenzeit später eingesetzt hat. Seit Anfang November
                                                                                                                                               programm gehören ebenso finanzielle Grundbildung,           aber, sagt Elikanah Ng‘ang‘a, hat es viel Regen gege­
Trotz dreimonatigen Lockdowns und anderer Einschränkungen durch Covid-19                                                                       Kenntnisse im Umgang mit Risiken und Bewusstsein für        ben in Ruanda, „Wir können davon ausgehen, dass die
                                                                                                                                               faire Arbeitsbedingungen für die angestellten Farmarbei­    Pflanzungen erfolgreich sein werden.“ Für Elikanah
und einer verspätet einsetzenden Regenzeit: Das Teeprojekt in Ruanda, das                                                                      ter*innen. Der Lehrplan, den Posada nutzt, umfasst alle     Ng‘ang‘a ist das Projekt gerade angesichts der Auswir­
der Westdeutsche Förderkreis maßgeblich mitfinanziert, wächst und gedeiht.                                                                     Voraussetzungen dafür, die Zertifizierung der Rain Forest   kungen des Coronavirus, mit dem viele Kleinbäuer*innen
                                                                                                                                                                                                           und landwirtschaftliche Organisationen derzeit zu
                                                                                                                                                                                                           kämpfen haben, enorm wichtig. „Auch wenn wir jetzt
                                                                                                                                                                                                           alles daran setzen, den Partnern durch die Pandemiezeit
                                                                                                                                                                                                           zu helfen, müssen wir gleichzeitig bedenken, wie wir

I
   nzwischen hat die Oikocredit International Support        gepflanzt werden können und an Kleinbäuer*innen der                                                                                           sie und ihre Kund*innen in Zukunft stärken können.
   Foundation mit den Teefabriken Karongi und Muganza        Kooperative Katecogro vergeben.“                                                  Das richtige Einpflanzen der Tee-                           Teeanbau bietet die Möglichkeit, Existenzgrundlagen zu
   Kivu in Ruanda eine Absichtserklärung über die                                                                                              setzlinge will gelernt sein und                             sichern, und das nicht nur kurzfristig, sondern für viele
Produktion von zwei Millionen Setzlingen unterzeichnet.      Haushalte mit wenig Einkommen beteiligen sich                                     ist Teil des Schulungsprogramms.                            Jahre.“                                                  ■
Darin verpflichten sich die beiden Fabriken, die Verant­
wortung für die Produktion der Teesetzlinge zu überneh­      „Teesetzlinge spielen eine Schlüsselrolle bei der Ent­
men. Die Oikocredit International Support Foundation         wicklung einer Teeplantage. Sowohl im Anfangsstadium
übernimmt ihrerseits die Kosten für die Produktion und       als auch später, wenn es darum geht, Lücken zu
für spezielle Schulungen, in denen Kleinbäuer*innen          schließen, die üblicherweise nach Pflanzungen entste­
zusätzliche Kompetenzen im Teeanbau erwerben.                hen“, sagt Josiane Mutangana, Geschäftsführerin der
Die Mittel für das zweijährige Projekt im Wert von rund      Fabriken Karongi und Muganza Kivu der Karongi Tea
140.000 Euro stammen größtenteils von Anleger*innen          Factory, mit der Oikocredit seit 2016 zusammenarbeitet.
des Westdeutschen Förderkreises, die sich an der             „Wegen der hohen Produktions- und Instandhaltungs­
Jubiläumsaktion zum 40-jährigen Bestehen im vergan­          kosten können es sich die Kooperativen nicht leisten,
genen Jahr beteiligt haben. Am Ende sollen zwei              aus eigener Kraft regelmäßig neue Setzlinge anzupflan­
Millionen Teesetzlinge 2.000 Kleinbäuer*innen aus zwei       zen. In der Vergangenheit haben wir unsere eigenen
Landwirtschaftskooperativen zu einem sicheren zusätzli­      Mittel in die Entwicklung von Teesetzlingen investiert, die
chen Einkommen verhelfen.                                    wir den Bäuer*innen geschenkt haben. Es ist schön zu
                                                             sehen, dass Oikocredit uns in dieser wichtigen Sache
Doch bis dahin gab und gibt es viel zu tun. Elikanah         unterstützt.“
Ng‘ang‘a, Oikocredit-Beauftragter für Soziales
Wirkungsmanagement und Capacity Building für Afrika:         Das Projekt richtet sich gezielt an Kleinbauernfamilien
„Inzwischen sind seit Juli 2019 in einer ersten Etappe       mit wenig Einkommen, denen Witwen vorstehen,
400.000 Setzlinge für die beteiligte Teefabrik Muganza       Waisen oder Menschen mit Behinderungen. Für sie wird
Kivu in der Südprovinz Ruandas gezüchtet, an                 der Teeanbau ein bisher unbekanntes Arbeitsfeld sein.
400 Bäuer*innen der Kooperative Coothemuki verteilt          Die Auswahl der Haushalte, die an dem Projekt beteiligt
                                                                                                                           Foto: Karongi Tea

und gepflanzt worden. Weitere 400.000 Setzlinge sollen       werden, haben die Kooperativen Coothemuki und
es bis Oktober 2021 sein. Parallel dazu werden der-          Katecogro vorgenommen. Sie haben auch das Land,
zeit die übrigen 1,2 Millionen Setzlinge für die Teefabrik   auf dem angebaut wird, geprüft. Seit August hat
Karongi produziert, sie werden im Oktober 2021               Posada, ein landwirtschaftliches Beratungsunterneh­
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