APROPOS DIE SALZBURGER STRASSENZEITUNG - 3 , 0
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APROPOS Nr. 197 Den VerkäuferInnen bleiben EUR 1,50 3,E0ur0o DIE SALZBURGER STRASSENZEITUNG Ihre äuferin Verk käufer: p - o s r Ap ro o pos-Ve pr Ihr A FLEISCH SORGEN sagt Dank e! KINDER OHNE 26 AUTOR*INNEN SCHREIBEN ÜBER: HASS PLASTIK GRENZEN WEITERES KATZEN FREIHEIT WENN & ABER KEKSE AUTO ZÖGERN GIPFEL ZIGARETTE PARTNER MEDIKAMENTE JÄNNER 2020
2 [INHALT] [EDITORIAL] 3 Thema: OHNE SCHREIBWERKSTATT 6 Platz für Menschen und Themen, die sonst nur 4 Frage des Monats am Rande wahrgenommen werden. Cartoon 15 Evelyne Aigner 5 Ich nicht! 16 Monika Fiedler 6 Ohne ... Auto Andrea Hoschek Ohne ... Ohne ... Gipfel OHNE 17 Hanna S. In unserer Jänner-Ausgabe 7 Ohne ... Zögern Edi Binder haben 26 Autor*innen einen sehr persönlichen Zugang zum Ohne ... Grenzen 18 Sonja Stockhammer Thema „Ohne“ gefunden. 8 Ohne ... Freiheit Rudi Plastinin Ohne ... Fleisch 19 Georg Aigner Editorial OHNE 9 Ohne ... Katze(n) Evelyne Aigner Ohne ... Kinder 20 Narcista Morelli 10 Ohne ... Sorgen 21 Kurt Mayer Ohne ... die Kekse meiner Mutter Luise Slamanig 11 Ohne ... „Wenn“ und „Aber“ Liebe Leserinnen und Leser! 14 Ohne ... Plastik AKTUELL Jetzt beginnt nicht nur ein neues Jahr, sondern von der Couch aus auf www.apropos.or.at stöbern. 12 Zwischen Zeige- und Mittelfinger gleich ein neues Jahrzehnt. Der Jahreswechsel Sie finden dort nicht nur Hinweise auf die neue 22 Schriftstellerin trifft Verkäuferin Ohne ... Hass Schriftstellerin Gerlinde Weinmüller hat ist immer eine Zeit, in der sich gut Bilanz über Ausgabe, sondern auch einen Überblick über 13 Ohne ... Weiteres Thi Nhin Nguyen getroffen. das vergangene Jahr ziehen lässt. Was und wer besondere Ereignisse, einen Einblick in unsere Miteinander hat mir gutgetan und was und wer nicht? Was Projekte und – das wird viele Rätselfreund*innen 14 Miteinander 24 Kultur-Tipps Beim Neustart- möchte ich gerne im alten Jahr belassen, was ins freuen – ein Apropos-Archiv, in dem Sie sich durch Zusammenkommen im Neustart- Was ist los im Jänner Saftladen steht nicht neue mitnehmen? Welche neuen Wege möchte vergangene Ausgaben (inkl. Rätsel und Lösungen) Staftladen der Konsum, sondern 25 gehört & gelesen ich im neuen Jahr beschreiten? Es geht viel ums klicken können. OHNE die Gemeinschaft im Buch- und CD-Tipps zum Erkennen, Würdigen und Sich-neu-Orientieren. Fokus. Nachhören und Nachlesen Und ein Leben ohne Apropos-Chor können wir 26 Kolumne: Gehört.Geschrieben! Wir haben daher die gesamte Apropos- uns seit Februar 2018 auch nicht mehr denken. Schreiber*innen-Zunft eingeladen, sich Gedanken Unter der engagierten Leitung von Mirjam Bauer Leserin des Monats über ein „Ohne“ zu machen. Herausgekommen hat sich ein bunter Mitmach-Chor entwickelt, bei 27 Apropos-Rezept 26 sind vielfältige Ohnes: Ohne Fleisch, Zigaretten, dem nicht nur unsere Verkäufer*innen mitsingen, Diesmal von Evelyne Aigner Sorgen, Kindern, Gipfel, Plastik, Hass, Weiteres, sondern auch Sie, liebe Leser*innen. Mittlerweile Katzen, Freiheit, Wenn und Aber, Mutters Kekse, hatte er schon mehrere Auftritte – u. a. auf einer Kolumne: VERMISCHT Auto, Loskommen, Zögern, Medikamentenin- dustrie, Partner, Kontakte, Trafik, uns alle, oder Pop-up-Bühne bei Jazz & The City – und ist für Februar 2020 von der Stadt Salzburg auch beim Robert Buggler 28 Apropos-Kreuzworträtsel Hoffnung auf ein Ohne. Monat der Vielfalt gebucht. Wie kommt es dazu, 29 Redaktion intern dass sich Menschen 22 Im vergangenen Jahr haben wir neue Projekte ins Im Namen des gesamten Teams wünsche ich nicht mehr als 30 Kolumne: Mein erstes Mal Leben gerufen, ohne die wir uns Apropos nicht Ihnen einen guten Start ins neue Jahrzehnt 2020. Gemeinschaft fühlen? Veronika Huber mehr vorstellen können. Seit Dezember gibt es Darüber schreibt 31 Chefredaktion intern unseren neuen Web-Auftritt, der auch eine Mo- Herzlichst, Ihre Robert Buggler. Schriftstellerin Vertrieb intern bilversion hat. Somit können Sie auch gemütlich 27 trifft Verkäuferin Impressum Diesmal hat die Schriftstellerin Grundlegende Richtung Preise & Auszeichnungen Gerlinde Weinmüller Apropos ist ein parteiunabhängiges, soziales Zeitungs- Im März 2009 erhielt Apropos den René-Marcic-Preis projekt und hilft seit 1997 Menschen in sozialen für herausragende journalistische Leistungen, 2011 die Apropos- Apropos-Rezept Schwierigkeiten, sich selbst zu helfen. Die Straßenzei- den Salzburger Volkskulturpreis & 2012 die Sozialmarie Michaela Gründler Verkäuferin Thi Nhin Die Apropos-Verkäu- tung wird von professionellen JournalistInnen gemacht für das Buch „Denk ich an Heimat“ sowie 2013 den Chefredakteurin Ngyuen interviewt. ferin Evelyne Aigner und von Männern und Frauen verkauft, die obdachlos, internationalen Straßenzeitungs-Award in der Kategorie michaela.gruendler@apropos.or.at wohnungslos und/oder langzeitarbeitslos sind. „Weltbester Verkäufer-Beitrag“ für das Buch „So viele verrät ihr Rezept für In der Rubrik „Schreibwerkstatt“ haben sie die Mög- Wege“. 2014 gewann Apropos den Radiopreis der Stadt köstliche Topfen- lichkeit, ihre Erfahrungen und Anliegen eigenständig Salzburg und die „Rose für Menschenrechte“. 2015 Haluschka. zu artikulieren. Apropos erscheint monatlich. Die erreichte das Apropos-Kundalini-Yoga das Finale des VerkäuferInnen kaufen die Zeitung im Vorfeld um 1,50 internationalen Straßenzeitungs-Awards in der Kate- Euro ein und verkaufen sie um 3 Euro. Apropos ist dem gorie „Beste Straßenzeitungsprojekte“. 2016 kam das „Internationalen Netz der Straßenzeitungen“ (INSP) Sondermagazin „Literatur & Ich“ unter die Top-5 des angeschlossen. Die Charta, die 1995 in London unter- INSP-Awards in der Kategorie „Bester Durchbruch“. zeichnet wurde, legt fest, dass die Straßenzeitungen 2019 gewann Apropos-Chorleiterin Mirjam Bauer den alle Gewinne zur Unterstützung ihrer Verkäuferinnen Hubert-von-Goisern-Preis – u.a. für den Apropos-Chor. und Verkäufer verwenden. APROPOS · Nr. 197 · Jänner 2020 APROPOS · Nr. 197 · Jänner 2020
4 [OHNE] [OHNE] 5 Foto: iStock Foto: iStock Was wollen Sie unter ICH NICHT! Frage des Monats Jänner keinen Umständen missen? Der APROPOS-Cartoon von Arthur Zgubic© von Hans Steininger Leiden Sie auch unter dem Fälleverfall? Kränkt es Sie auch, dass jeder Ignorant jetzt „wegen dir“ sagen und sogar schreiben darf? Und dass auf einmal die unseligen Verschnaufbeistriche erlaubt sind, die dann anderswo wieder eingespart werden? Es wird so weitergehen, man wird der normativen Kraft des faktisch Gesprochenen immer mehr Raum geben. DA SAG ICH: OHNE MIR! APROPOS · Nr. 197 · Jänner 2020 APROPOS · Nr. 197 · Jänner 2020
OHNE 6 [OHNE] [OHNE] 7 OHNE OHNE NAME Natalie Zettl STECKBRIEF Foto: Bernatzky Katharina IST mit vollem Her- zen dabei MAG inspirierende Menschen WÜNSCHT ein frohes neues Jahr voller Magie NAME Wilhelm Ortmayr EIN LEBEN STECKBRIEF Foto: Privat IST freier Journalist MAG Vorwärtsdenkende OHNE ZÖGERN NAME Gabor Karsay Foto: Privat STECKBRIEF WÜNSCHT mehr Mut zu Fakten IST Europäer MAG die besinnliche Zeit nach dem Advent G NAME Matthias Huber und dem Einlösen der Gutscheine Foto: Andreas Hauch STECKBRIEF anz oder gar nicht. Keine halben Sachen. Oder, WÜNSCHT sich, die Hälfte seiner Neujahrs- IST in Sorge um die Zukunft unserer wunder- baren Natur kunstvoller verpackt: „Wer auf bessere Zeiten vorsätze einzuhalten FINDET Gipfelsprengungen und Mönchsberg- wartet, verschlechtert seine Ausgangsposition ... AUTO garagen verrückt am Start zur Zukunft.“ (Ernst Ferstl) All diese Sprich- ... GRENZEN LEBT im Jänner verpackungsfrei wörter besagen dasselbe: Entweder mach es ganz oder E MAG die kalte, frische Luft lass es ganz bleiben. ine schöne, befreiende hinfahre, lagen mal welche. Aber Im Laufe meines Erwachsenenlebens habe ich diese ...… GIPFEL Vorstellung? Oder doch die Politik setzte, wie fast alle Philosophie für mich entdeckt. Denn rückblickend hat E eine Ahnung von mühsamer Wähler, aufs Auto. sich erwiesen: Die meisten Steine habe ich mir selbst Unfreiheit? Hand aufs Herz: Wir brauchen in den Weg gelegt, wenn ich mir meiner Sache nicht s gab einmal eine Zeit in das schon etwas, das einen Eindruck Ich will ehrlich bleiben: Für mich es doch (fast) alle. Für die ersten sicher war und ewig hin und her gezaudert habe, bis Europa, da war eine Grenze hinterließ. ist der Gedanke zwar schon 15 zehn Kilometer und für die letzten. Ich gehe also los. Die vom Schlaf Der Wind legt zu. Beinahe hätte ich endlich eine – oft von Zweifeln begleitete – Ent- etwas, wovor man Angst OHNE Jahre alt, aber er entsprang eher Für die wenigen Fahrten, wo wir noch steifen Gliedmaßen bewegen er mir jetzt das Gleichgewicht ge- scheidung getroffen habe. hatte. Als Kind habe ich öfter solche Später, nachdem wir die Grenze zu schnödem Geiz als dem Wunsch Kind & Kegel und Gepäck für drei sich vom Kaffee befeuert langsam raubt, den Boden unter den Füßen Das Zweitstudium, bei dem ich haderte, ob es das Rich- Grenzen überquert, meist zwischen Österreich überschritten hatten, war nach moderner Heiligkeit. Ich Jahre dabeihaben. Für die Reisen, geschmeidig. Es ist dunkel und weggerissen. Gedanken über den tige für mich war. Der Traumjob im Journalismus, bei sogenannten verbrüderten Staaten sie für uns zu und es gab kein Zurück war soeben vom Land in die Stadt auf denen kein Verkehrsträger der Blick streift den Boden. Die filigranen Menschenkörper als dem ich vor Abschicken meiner Bewerbung zweifelte, im Osten. Die Grenzer waren mehr. Die Grenze trennte alles, was gezogen, in genau jenes Grätzl, auch nur ein bisschen Service oder Augen sehen gut, wenn man die Gegensatz zu diesen Felsen, die ob ich gut genug dafür war. Der Abenteuerurlaub, der nicht so freundlich, eher unwirsch, davor gewesen war, von allem, was das die beste ÖV-Anbindung aller Logistik bieten will. Wir brauchen Dunkelheit zulässt – der Mond schon Jahrtausende überdauern, schon so lange halb vergessen auf meiner Bucketlist misstrauisch, gelangweilt und derart noch kommen sollte. Salzburger Stadtteile hat. Ich hatte es, solange Car-Car-Sharing- tut das Übrige. Der Schweiß rinnt vermischen sich mit der Angst vor herumdümpelte, dass ich allmählich aufhörte zu glauben, regungslos beim Überprüfen der das Fahrrad und die Fußgeherei Modelle behindert statt gefördert mir salzig ins Gesicht, ein Spinn- dem „bis später!“, das sich im Nach- dass ich jemals dafür meine Koffer packen würde. Der Papiere, dass man sich fragte, ob in So waren es für mich ganz un- für mich wiederentdeckt und trotz werden, solange Zugverbindungen faden bleibt dort hängen. Wie hinein nicht bewahrheiten soll. Ich geplante Roman, bei dem ich zwar meine Kreativität ihnen überhaupt etwas vor sich ging. gewöhnliche Ereignisse, als der heftigster Verleidungsversuche ausgedünnt und Busse gestrichen beschwerlich das Leben in diesen setze die nächsten Schritte noch mit schon sprudeln fühlte, bei dem ich mich aber fragte, Die kleinste Bewegung gab Anlass zu Stacheldraht an dieser Grenze seitens der Busbetreiber auch den werden und solange mancher Augenblicken ist! Ich atme nicht Bedacht, gedrängt von gesteckten ob die Personen, von denen doch erkennbar Facetten Spekulationen; wenn einer plötzlich zerschnitten wurde und keine zehn Obus. Des Parkplatzsuchens war Transport-„Dienstleister“ die mehr. Ich keuche und schnaufe. Zielen – von den Erwartungen, in die Handlung eingeflossen waren, nach der Veröf- die Augen leicht zusammenkniff, war Jahre später die Kontrollen nach ich müde, ich wollte nicht Stangen Worte Service und Komfort nicht Der Blick zurück – die Sonne geht die zur Realität heute nicht passen fentlichung noch imstande wären, unbeschwert mit das etwas in diesen Papieren, das Bayern fielen. Neue Generationen von Geld zahlen für ein Ding, das mal schreiben kann. schon auf. Wie die Menschen dort wollen. Meine Augen sehen den mir umzugehen. Letzten Endes lernte ich: Wenn ich seinen Argwohn geweckt hatte? Oder können nur schwer nachvollziehen, ich bisweilen nur alle zwei Wochen Ich habe also (wie so viele) für unten in ihren gemütlichen Betten Gipfel, bald wäre er erreicht. Doch am Scheideweg auf mein Bauchgefühl hörte und mich waren es nur die Linsen von gestern was es bedeutet, jederzeit über die benützte. mich selbst eine Ausrede. Ich kann noch schlafen – sie kennen diesen ist der Preis, den er verlangt, so danach entschied, schnell und schmerzlos (naja, in man- Abend, die sich bemerkbar machten? Grenze fahren, aber auch jederzeit Aber ganz ehrlich: Ich konnte nicht ohne Auto. Besser gesagt, ich Moment nicht. Steil geht es berg- hoch, dass ich nicht weiß, ob ich chen Fällen auch ziemlich schmerzvoll, aber immerhin wieder zurückkommen zu können, mich nie dazu durchringen. Konn- will nicht ohne. Ich besitze lieber auf und das Herz schlägt mir in ihn aufbringen kann. Aber ob der schnell), dann war es in 99 Prozent der Fälle richtig. Wer Grenze bedeutete warten. Lange. im Normalfall ohne Kontrollen. Sie te mich nie endgültig trennen von einen Pkw und lasse ihn meist den Ohren. Ich denke, vielleicht Mut zum Umdrehen reicht? Ich sich entschieden hat, kann aufatmen. Durchatmen. Ist Über allem schwebte eine Unge- hupen sogar die Grenzer an, weil der individuellsten und praxis- stehen, anstatt mich über Miet- sollte ich langsamer gehen. Aber halte an, spüre das Leben so nahe befreit. Kann sich neu erfinden, die Segel neu setzen. wissheit, was alles passieren könnte. ihnen die Fahrt nach Freilassing zu tauglichsten Form der Mobilität. wagenfirmen und ÖV-Anbieter der Gipfel! Die Zeit! Wie stolz wie nie. Bin mir bewusst, dass es Ich bewarb mich also auf den Traumjob (und bekam Wenn die Eltern, die sonst alles lange dauert. Dass sie dann prompt Mehr als 95 Prozent meiner Wege zu ärgern. ich unten erzählen werde! Doch das ist, was ich suche. Und drehe ihn!), schrieb den Roman, fand zu mir selbst. (Nur der wussten und mir auch alles erklären herausgewunken werden, ist eine beziehungsweise drei Viertel der Was hilfreich wäre: Ein paar Steu- der Wind zieht auf. Die Sonne um. Jeder weiß: „Der Weg ist das Abenteuerurlaub: Der muss wohl noch ein bisschen konnten oder hätten erklären können, andere Sache. zurückgelegten Kilometer bewäl- er-Milliarden, die das Verkehrs- von vorhin ist verschwunden. Ich Ziel.“ Doch ist das Umsetzen dieser warten, da die Bucketlist immer länger wird – aber wenn sie nicht wieder mal zu müde tige ich mittlerweile öffentlich leben der Vernünftigen in diesem habe nur kurz nicht auf sie geachtet Erkenntnis wahrscheinlich eine damit kann ich leben.) Und ich bin mir sicher: Wer waren oder keine Zeit hatten oder oder ohne Motor. Doch wenn das Land erleichtern. Jener Menschen und weg war sie. Weg hinter dicken der zentralen Herausforderungen aktiv sein Dasein gestaltet hat, kann am Ende des man selbst ins Bett musste, obwohl Ziel Botanik heißt, gewinnt immer nämlich, für die es zwischen „ganz Wolken. Schlägt sich dort mit der unseres Lebens und kann mit dem Lebens zufrieden in den Spiegel schauen und sagen: es noch viel zu früh war, wenn also noch die Blechkarre. Denn hinter ohne“ und „dauernd mit“ eine gut Dunkelheit herum und malt Re- Verinnerlichen eines Spruchs nicht „Es war alles für etwas gut.“ Zögern dagegen – das ist selbst sie unruhig wurden, während den sieben Bergen liegen keine lebbare Mitte namens „immer öfter genbögen in Dunstschwaden von abgetan, sondern will gelebt werden. für gar nichts gut, außer für den Zahn der Zeit. Und das Auto an diesen bewaffneten Schienen. Ironie der Verkehrsent- ohne“ gibt.
8 [OHNE] [OHNE] 9 NAME Christina Repolust Foto: Privat STECKBRIEF OHNE NAME Eva Daspelgruber STECKBRIEF Foto: Privat MAG Katzen und Menschen, die Katzen IST ein sehr zufriedener Mensch mögen, Hunde gehen auch! MAG positiven Stress MACHT AUS dem Badezimmer zeitweilig WÜNSCHT allen Apropos-Leser*innen ein ihre Dunkelkammer wundervolles 2020 FREUT SICH über ihre mechanische Waage und ihre drei Standard-Kuchen-Rezepte HAT AUFGEGEBEN immer alle irgendwie verstehen zu können EINE ZEIT LANG NAME Michaela Gründler 16 MONATE OHNE KATZE(N) Foto: Verena Siller-Ramsl STECKBRIEF IST leidenschaftliche Jubiläen-Begeherin MAG noch immer am liebsten Krautfleckerl C WÜNSCHT sich ein entspanntes Miteinander OHNE FREIHEIT auch bei gegensätzlichen Positionen arla kam vor 21 Jahren zu uns. Wir Wasserschüsseln sind weggeräumt, rote Kat- neu Sich-Verabschiedens, der Wehmut und auch hielten sie für einen Kater und gaben ihr zenhaare längst eingesaugt. Ich ordne die Fotos: der tiefen Dankbarkeit an diese Begleiterin mit den Namen Carlos. „Ich betrüge meine Carlos, die Carla wird; Carla im Garten, auf der ihrem rot-weißen Fell. Natürlich auch 16 Monate D Katze nicht. Also ab jetzt sagen wir Carla zu ihr!“, Fensterbank, in und unter diversen Betten, Carla mit weniger Zuwendung, der gegebenen und der er Schritt hinaus aus dem guten Startvoraussetzungen auf die entschied mein damals 13-jähriger Sohn nach im Ohrensessel, Carla beim Kuchenraub. Wenn von Carla erhaltenen, mit weniger Arbeit und Gefängnistor ist jedes Mal ein besonderer Moment. Ich Welt kommt. Ich hatte einfach viel Glück im Leben. Andere nicht. ...… FLEISCH einem klärenden Gespräch mit der benachbarten Biologin. Carla schien immer da gewesen zu sein, ich heimkomme, vermisse ich Carla besonders: Sie wartete zuerst auf mich, begrüßte und begleitete mit weniger Schmutz. Als ich damals „weniger Schmutz“ dachte, wusste ich: Jetzt ist Schluss, jetzt I bin frei, ich darf jetzt gehen. Ich darf sie begrüßte uns am Morgen, begleitet den Sohn mich ins Haus, um dasselbe Ritual wenig später kommt mindestens eine neue Katze ins Haus! Wir mein Handy wieder einschalten, mei- Einer der Kursteilnehmer erzählte ch liebe es, Jubiläen zu feiern. tat. Weniger gefasst war ich auf zum Obus, hielt Ordnung im Haushalt, wenn noch einmal für meinen Mann auszuführen. Beim fanden drei wunderschöne, witzige, verrückte und ne Kinder anrufen und nachsehen, mir, dass ihm die mangelnde Freiheit Sie erinnern mich an getrof- den Gegenwind, der mir entgegen- alle weg waren. Sie war da, wenn wir krank oder Zeitungslesen lag sie auf dem Schoß, beim Fern- sehr unterschiedliche schwarze Kater. Dreimal welche Nachrichten ich in meiner Sicherheit gibt. Seiner Empfindung fene Entscheidungen, die sich wehte. Mein Kochlehrer verstand schlecht aufeinander zu sprechen waren, als wir sehen schaute sie vorbei und nahm sich mitunter schwarzer Kater: Ole, Nils und Mio! Carla wär „digitalen Abwesenheit“ erhalten nach ist die „Welt draußen“ voll damals gut angefühlt haben und es nicht, dass ich im Kochunterricht umzogen – zum letzten Mal! – fühlte sie sich auch gern von den Mannerschnitten, Milch genoss stolz auf mich!
OHNE 10 [OHNE] [OHNE] 11 NAME Christine NAME Robin Kraska OHNE STECKBRIEF Foto: Bernhard Müller STECKBRIEF Foto: Privat IST immer wieder anders KÖNNTE nicht ohne Musik MAG Stille sein WÜNSCHT allen ein frohes neues Jahr SCHREIBT seit fünf Jahren für Apropos LEBT in Thüringen WÜNSCHT sich einen golde- nen Herbst EIN TAG OHNE SORGEN EIN EINKAUF S ie wacht auf und reibt sich die Augen. Ein Ängste. Sie begibt sich auf ihre Couch, auf der schwadernden Nebel, die kichernden Kinder auf NAME Magdalena Lublasser- OHNE PLASTIK A Foto: Privat STECKBRIEF Traum hält sie noch dicht umklammert sich ihre Katze räkelt und streichelt sie. Prompt dem Schulweg, das Dröhnen von Maschinen bei Fazal und lockert nur allmählich seinen Griff. beginnt die Samtpfote zu schnurren. Sie krault Straßenbauarbeiten, das Bellen eines Hundes. Der IST gespannt auf das Jahr 2020 ls Reporter für eine Käse und Milch sind in Papier Sie weiß nicht mehr genau, was sie da geträumt den Kopf des Tieres sanft weiter, während sie die Geruch von nassem Teer und sich ankündigendem MAG die Freiheit zwischen Situa- Lokalzeitung bin ich beziehungsweise der klassischen hat, aber es schwang etwas Unheilvolles mit, das Augen in den Garten des Hauses schweifen lässt Schnee. Die Füße, wie sie im regenkalten Wetter tion und Reaktion Selbstversuche wie diesen Flasche erhältlich, die Eier sowieso sie beschäftigt, während sie aufsteht und sich ihr und diesen Anblick immer noch so schön findet. etwas nass werden. Sie würde viel sehen, hören, WÜNSCHT sich mehr Bewusst- gewohnt. Ich habe Trimm-dich- in der Pappschachtel. Doch am Frühstücksmüsli mischt. Sie denkt an ihre Arbeit, Wie damals, als sie sich entschied, in die Wohnung riechen, schmecken. Die Sorgen, die sich sonst sein für alle Pfade ausprobiert, Karussells Joghurtregal bietet gerade ein OHNE an ihre Familie und an so viele scheinbar kleine einzuziehen. Es ist keine besondere Wohnung, kein immer dazwischen drängen, wären ganz weit weg. getestet, bin Schlittschuh gelaufen Hersteller nachhaltige Behältnisse und doch wichtige Einzelheiten, die zu erledigen sind. Sie denkt daran, dass sie sich Nähe wünscht, besonderer Garten, aber es ist ihre Wohnung und ihr Blick ins Grüne, direkt nach dem Aufstehen. Ja, denkt sie bei sich und die Katze zwinkert ihr wie zur Bestätigung verschwörerisch zu, so möchte EIN LEBEN OHNE und war zum ersten Mal Blut spenden. Aber selbst das sollte an. Und die sind mir viel zu groß. „WENN“ UND „ABER“ aber gerade keine da ist. „Well I know that it’s a Und wie sie da so liegt, den Kopf auf die eine ich es heute machen.
12 [OHNE] [OHNE] 13 NAME Sandra Bernhofer STECKBRIEF Foto: Privat IST freie Journalistin und OHNE OHNE Fotografin MAG Neuanfänge WÜNSCHT sich eine Welt, in der Wertschätzung gelebt wird ... HASS G NAME Helmut P. Gaisbauer Foto: Privat STECKBRIEF IST prinzipiell Optimist ut siehst du aus. Und du strahlst auch so MAG Aufmerksamkeit etwas aus ... so etwas Zufriedenes“, sagt WÜNSCHT allen Einsamen die Erfahrung R. Und erst da merke ich: Der Hass ist wohlwollender Zugewandtheit NAME Hans Steininger Foto: Bernhard Müller STECKBRIEF IST guter Dinge weg. Er hat mich getragen, er hat mich genährt, MAG ruhig bleiben er hat dafür gesorgt, dass ich mich nicht selbst WÜNSCHT gutes Neues aufgebe. Über Wochen, Monate. Zu lange? So lange es eben nötig war. G. hat mich betrogen und es geleugnet. Offiziell EINE WELT OHNE WEITERES I erfahren habe ich es per Zufall im Internet. Wie ZWISCHEN ZEIGE- der Rest der Menschheit. ch möchte in keiner Welt OHNE WEITERES leben, lässt, weil wir nicht allein sind, weil wir im Anderen uns selbst in einer Welt, die sich in dem erschöpft, was fraglos „da“ erkennen dürfen und nicht auf uns allein gestellt sind. OH- Ich wusste nicht, dass es möglich ist, vor Hass zu ist, was zu „haben“ und greifbar ist. Was wäre das für eine NE WEITERES steht dann für Gemeinschaft, Solidarität, UND MITTELFINGER kotzen. Ist es. Ich habe ihm gewünscht, dass er furchtbare und platte, eindimensionale Welt, die „ohne Wei- Anteilnahme. Der GEMEINSAME Weg ist dann das Ziel. leidet, habe Tag für Tag darauf gewartet, dass das teres“ auskäme, ohne Geheimnis, ohne dem Geistigen hinter Ohne Weiteres. Karma zurückschlägt. Karma gibt es doch, oder? dem Greifbaren? Und obwohl sie sich auf das Vorhandene E Ich habe kathartische Briefe geschrieben und in beschränkte, auf das, was uns entgegenkommt, an das wir uns Angesichts der Tatsache, dass wir Vieles, was unser Leben r war immer ein Verfechter der breit kein Grund zur Sorge. „Rechtzeitig“ Flüsse geworfen. Der Hass ist geblieben. halten müssen, an dem wir uns stoßen, müssten sich dennoch ausmacht, prägt und herausfordert, gefährdet und schließlich menschlichen Vernunft. Nicht, dass musste auf jeden Fall zu Zeiten des Wohl- viele von uns angesichts ihrer Lebensumstände in eine solche auch begrenzt, nicht kontrollieren und produzieren können, ist er sie im vollen Ausmaß für sich hät- befindens sein, also vor einer körperlich G. war Familie, er war mein Zuhause, er war Welt hineingeworfen fühlen, verloren und allein. Wo hätte in gerade dieses Miteinander ein Schatz, den es zu pflegen gilt. te nutzen können. Sein Traum war: Sie wird manifesten Schädigung. Es folgten erste mein bester Freund. Und doch war er Gift für einer solchen Welt die Kunst ihren Ort und ihren Sinn, die Angesichts der Tatsache, dass wir immer wieder mit Tragödien siegen über alles nur Gefühlte, Gewollte, Versuche, die kläglich scheiterten, der Wille mich, alles, was falsch für mich ist, alles, was ich Kreativität, das Schöpferische, die Spiritualität sowie der oder und Katastrophen konfrontiert sind, die uns in existenzielle Kri- Ersehnte, einfach nur Geglaubte. Ihr Wi- war zu schwach fürs Werk, weil nicht von der nicht ertrage, nichts, was ich mir eigentlich von die unerwartet auf uns zukommende und wesenhaft anrüh- sen bringen, brauchen wir einander, benötigen wir Miteinander derpart, die Gier- und Suchtzentrale des im einer Einsicht folgenden Vernunft getragen einem Partner wünsche. Akzeptanz, Interesse, rende Andere? OHNE WEITERES. Gerade in solchen Situationen, wo die gleichen Stockwerk wohnenden Kleinhirns, oder gar befohlen. Aber das Thema blieb, Wertschätzung, eine Beziehung auf Augenhöhe. Nachbarin oder der Nächste das Haus öffnet und fraglos erste musste früher oder später untergeordnet begleitet von den Ratschlägen guter Freun- Nichts Außergewöhnliches, einfach ganz basale So möchte ich aber anders verstanden wiederum doch in einer Hilfe und selbstverständlichen Schutz gewährt, verbindet sich und kontrollierbar werden. de, vernunft- und willensstarker Vorbilder, Eigenschaften, die jeder Mensch verinnerlicht Welt OHNE WEITERES leben. In einer Welt nämlich, in der etwas und wächst über uns hinaus, durchwirkt ein Zusammen- Gleich nach der Kindheit, rechtzeitig zur auch von professioneller Hilfe. haben sollte. Und die erfahre ich gerade bei R., eine bittende Frage, ein Hilferuf, ein Bedarf an Unterstützung hang des Humanen unsere Welt, der uns OHNE WEITERES Pubertät, war er zum Süchtigen geworden. Dann kam ein ziemlich spät im Leben obwohl wir nichts weiter sind als Freunde. Wie oder einem Gefallen mit der Antwort quittiert wird: „Aber beheimatet und trägt.
[SCHREIBWERKSTATT] 14 [MITEINANDER] 15 jedoch so gehalten, dass sich auch Menschen mit kleinerem Geldbörserl Essen und Getränke leisten können. „Es geht uns dabei sehr um den Selbstwert der Menschen. Wir leben in einer Konsumgesellschaft, und Ein Wohnzimmer, um sich wohlzufühlen; einen wenn etwas nichts kostet, dann wird es womöglich automatisch als Ort, um nicht einsam zu sein; ein offenes Ohr Almosen wahrgenommen.“ Regelmäßig veranstalten die Mitarbeiter um über seine Probleme zu sprechen: All das Susanne Hummel-Lirsch und des Neustart-Saftladens verschiedene Aktionen. So geht es unter an- finden Menschen unterschiedlicher Lebenszu- Peter Wieser arbeiten beim derem drei bis viermal in ein Museum und einmal im Jahr zum großen Neustart-Saftladen und sammenhänge im Neustart-Saftladen. setzen sich für ein harmoni- Neustart-Saftladen-Ausflug. Dabei wird immer darauf geachtet, dass sches Miteinander ein. jede*r teilnehmen kann, so auch die Gäste im Rollstuhl. Auch Karten- ZUSAMMEN- spiele sowie der Billardtisch, Tischtennistisch und Kickertisch werden gerne und oft in Anspruch genommen. Fotos: Christine Gnahn KOMMEN IM Kürzlich feierte der Neustart-Saftladen sein 40-jähriges Jubiläum. „Ich glaube dass der Neustart-Saftladen für sehr viele Menschen ein wichtiger Ort ist“, beschreibt Hummel-Lirsch, „der eine findet hier die NEUSTART- Rettung vor der Einsamkeit, der andere Unterstützung, den nächsten Schritt in seinem Leben zu gehen.“ Rande wahrgenommen werden. bedroht wurde, und zwei Sozialar- APROPOS · Nr. 197 · Jänner 2020 APROPOS · Nr. 197 · Jänner 2020
[SCHREIBWERKSTATT] 16 [SCHREIBWERKSTATT] 17 Verkäuferin und Schreibwerkstatt-Autorin Monika Fiedler Schreibwerkstatt-Autorin Hanna S. Nicht ganz ohne Ohne Plastik Fleisch Plastikgeschirr, Plastiksackerl, Plastikfla- schen, Plastikverpackungen, Plastikschuhe, zum Beispiel. 3. Richtig entsorgen. Bei uns ist die gelbe Tonne für den Plastikabfall. Ich ernährte mich einige Zeit ohne Ich aß also Fleisch, Leber und Plastikkleidung, Plastik in Elektrogeräten, Aus diesen alten Plastikprodukten werden Fleisch. Ich machte viel Sport und auch Fisch. Eine Freundin von mir Plastikmöbel … überall Plastik! Plastik im wieder neue Dinge hergestellt. wollte einfach gesünder leben. Ich ernährt sich vegan. Das heißt, dass Meer, Plastik in Fischbäuchen, Plastik in un- OHNE glaubte, das ist der richtige Weg sie keinerlei tierische Produkte seren Lebensmittel und unserem Trinkwasser. Ich finde, es gibt so viel unnötiges Plas- MONIKA FIEDLER ist gern HANNA S. findet, dass es für mich. Meine Hausärztin sagte isst. Also, sie isst nicht nur kein tikzeug, und das im Überfluss. Mir wurde mit ihrem Hund unterwegs viel unnötiges Plastik gibt mir dann nach der halbjährlichen Fleisch und keinen Fisch, sondern Aber warum Plastik? Ganz einfach: Weil es erst vor Kurzem bewusst, was ich mit meinem Routineuntersuchung, dass ich auch keine Milchprodukte, keine Eier leicht, billig und langlebig ist. Das Prob- gedankenlosen Plastikkonsum unserer Umwelt, Eisenmangel hätte. Ich war nicht und keinen Honig. Einmal gab sie mir lem: Plastik braucht in etwa 500 Jahre, bis es meinen Mitmenschen, den Tieren und auch mir erfreut. Ich musste dann Eisen- einen köstlichen Faschingskrapfen. verrottet, und enthält viele Schadstoffe. selbst antue. Die Regale in den Geschäften tabletten nehmen. Ich holte mir Nachdem ich ihn gegessen hatte, Was ist Plastik? Synthetisch hergestellte sind voll Plastik. Natürlich greift man schließlich eine Broschüre, die mir sagte sie mir, dass dieser Krapfen Stoffe aus Erdöl, Kohle, Erdgas und anderen bequemlichkeitshalber gern nach der nächst- Tipps für eine ausgewogene Ernäh- vegan war, also ohne Eier und Milch chemischen Substanzen. Meist ist der Aus- besten, leichten Plastikflasche. Die schwe- OHNE rung anzeigte. Da war dann nichts hergestellt worden war. Er schmeckte gangsstoff Rohbenzin. rere Glasflasche müsste man erst suchen. mehr mit vegetarisch. Aber auch in gleich viel bekömmlicher. Es gibt so Es ist ein ewiger Kreislauf: Produktion, pflanzlichen Lebensmitteln sind viele unterschiedliche Arten, sich Plastik zerfällt in Kleinstteilchen, ist also Handel, Konsum, Müll. Beim Konsum können wir viele Mengen Eisen enthalten. Zum zu ernähren, von vegetarisch bis mit freiem Auge kaum sichtbar, ähnlich wie mitentscheiden und auch bei der Entsorgung. Beispiel in Kürbiskernen, Amaranth, hin zu vegan und alles dazwischen. Staub. Insgesamt schwimmen an die 150 Milli- Im Endeffekt ist aber die Politik gefragt. Leinsamen, Quinoa, Pistazien, Die Ernährungsform, die für mich onen Tonnen Plastik ins Meer. Ein Teil davon Das Verbieten von Plastiksackerln ist ein Haferflocken oder Spinat. Leider passt, ist eine gute Mischernährung landet an Stränden und in Fischbäuchen. guter Anfang, leider aber nur ein minimaler half bei mir eine rein pflanzliche mit etwas Fleisch und Fisch hin und Das heißt, wenn wir Fisch essen oder Wasser in diesem globalen Dilemma. Ernährung nicht. Ich musste wieder wieder.
[SCHREIBWERKSTATT] 18 [SCHREIBWERKSTATT] 19 Verkäufer und Schreibwerkstatt-Autor Georg Aigner Verkäuferin und Schreibwerkstatt-Autorin Sonja Stockhammer Loskommen Als ich zehn Jahre alt war, habe ich oft Auf jeden Fall waren wir in einem Fachge- Hoffnung auf ein ohne meine Geschwister beobachtet, wie sie hinter einem Holzstapel heimlich rauchten, und ich probierte es natürlich auch. Heute bin ich 50 schäft, wo es E-Zigaretten gibt, da meine Frau beschlossen hat umzusteigen. Es gibt auch E-Zigaretten, die hochwertig sind. Ich erhoffe mir eine gute Zeit ohne Stress. Jahre alt. Das heißt, ich habe jetzt 40 Jahre Meine Frau hat sich eine gekauft und hat Ich erhoffe mir eine gute Zeit ohne Schmerzen. lang geraucht und nie darüber nachgedacht, jetzt wieder 75 Prozent Luftanteil. Der Ich erhoffe mir eine gute Zeit ohne Sorgen. GEORG AIGNER freut ob das schädlich ist oder nicht. Letztes Jahr Tabak, den sie braucht, wird immer weniger, Ich erhoffe mir ein gutes Leben ohne Ärger. sich im Jänner auf seinen hatte ich einen Schlaganfall und trotzdem bis sie irgendwann gar keinen mehr braucht. SONJA STOCKHAMMER Ich erhoffe mir ein gutes Leben ohne Geldnot. Geburtstag habe ich danach auch weiter geraucht. Meine Und mir selbst tut das Weniger-Rauchen genau kann auf vieles im Leben gern verzichten Ich hoffe auf ein Leben, ohne kotzen zu müssen, wenn ich bestimmte Leute sehe.
[SCHREIBWERKSTATT] 20 [SCHREIBWERKSTATT] 21 Schreibwerkstatt-Autorin Narcista Morelli Verkäufer und Schreibwerkstatt-Autor Kurt Mayer Ein Leben ohne Zigaretten Ohne uns alle OHNE Ein Leben ohne Zigaretten – unvorstellbar Was ist eigentlich so tückisch an Krebs? – für mich. Mein Tag beginnt mit Kaffee Der Krebs ist ein Ableben auf Raten und Was wäre die Welt voller Frieden und wenn sich alle und mindestens zwei bis drei Zigaretten. das ist das Grausame daran. Wird man vom verstehen würden? Das ist es, was ich mir schon Dann geht’s weiter mit Rauchen ohne Limit. berühmten Ziegelstein erschlagen dann geht seit Jahrzehnten wünsche. Aber es liegt leider Was aber ist so toll am Rauchen? Es ist die es ruckzuck. Der Krebs hingegen drangsa- in vielen Staaten an der Politik. Menschen lassen Gewohnheit. Der Mensch ist ein Gewohn- liert einen über Jahre hinweg. sich einschüchtern, leiden an Hungersnot, werden NARCISTA MORELLI heitstrottel und hegt seine Rituale. Der von anderen Menschen unterdrückt. Ein Leben ohne KURT MAYER ist jeden raucht auch weiterhin Held der Glimmstengel, das war früher der Ich smoke, egal was die Propagandabilder Sorgen und Hunger und sinnlose Kriege – das wäre Tag dankbar Marlboro-Mann. Kerle, Typen gibt’s nicht auf meinen Schachteln suggerieren wollen. alles möglich – wenn wir nur zusammenhalten würden. OHNE mehr, bloß noch Abzocker, Fettsäcke, Trot- Bei unserem Leben mit den Dreckproduzenten Ohne ein Miteinander gäbe es keine Gespräche, keine tel und Computersüchtige. So gibt es die Lebensmittelindustrie, Massentierhaltung, Beziehungen, ohne die Natur und die Tiere hätten Rauchwerbung heute mit Bildern von Krebs, den Hormon- , Extrakte-, Unverträglich- wir nichts zu essen und zu trinken. Seien wir doch Schweißfüßen und Zahnfäule. Nur das ist so, keitsprodukten und so weiter, bei so viel dankbar für alles, was wir erleben dürfen, und auch als wenn ein Autohändler seine Wagen prä- Schwachsinn ist es auch schon egal, ob man für das, was jeder neue Morgen und jeder neue Tag sentiert zum Anschauen, aber fahren soll sich jetzt zu Tode frisst, am Zuckerüber- bringt.
[PORTRÄT-SERIE] 22 [PORTRÄT-SERIE] 23 NAME Thi Nhin Nguyen NAME Gerlinde Weinmüller LIEBES.LÄNGLICH STECKBRIEFE BUCHTIPP Schriftstellerin Gerlinde Weinmüller IST immer beschäftigt IST Autorin Gerlinde Weinmüller trifft Verkäuferin Thi Nhin Nguyen ARBEITET als Zeitungs- ARBEITET als Lehrerin und Schrift- verkäuferin stellerin Edition Tandem 2017 ZIMT UND LEBT gerne in Salzburg LEBT in Niederalm bei Salzburg 16,50 Euro STEHT unter dem Ritzer- STEHT auf Gedichte und Geschichten bogen in der Innenstadt BLUMENSTERNE „Sind gut zum Deutschlernen“, sagt sie. Oft kocht sie für die Kinder. Hühnersuppe mit Glasnudeln, Zimt und Blumensternen. So nennt Tini Sternanis. Und dann singt sie. Für die Autorin Gerlin- de Weinmüller war die Das Wichtigste für die Tini singt gerne. Beim Kochen, beim Spielen mit den Kindern, Begegnung mit Thi Nhin Apropos-Verkäuferin Thi Nhin Nguyen ist ihre Familie. beim Spazierengehen, beim Zeitungsverkaufen, vor dem Einschlafen Ngyuen eine ganz Besondere und nach dem Aufwachen. und eine, die sie emotional Für sie hat sie immer hart berührt hat. gearbeitet – und tut dies Und plötzlich erzählt sie von früher. Von der Zeit, als sie ganz noch immer. alleine war mit ihren Kindern. Als sie genäht hat auf der alten Nähmaschine, täglich achtzehn Stunden lang, um ihre Kinder durchzubringen. Nähen, putzen, kochen, Kinder versorgen, ein- kaufen gehen, waschen, bügeln und wieder nähen. Bis spät in die Salzburg gekommen. Sie hat vier Kinder und neun Enkelkinder, Nacht hinein. drei Buben und sechs Mädchen. „Und singen“, ergänzt Tini lachend. „Salzburg ist mein Zuhause“, sagt sie. „Hier möchte ich bleiben. Hier möchte ich noch lange stehen. Unter meinem Bogen stehen. Liebeslieder mag sie besonders gerne. Thi Nhin Nguyen hat mir ihr Und Zeitungen verkaufen.“ Lieblingslied mitgebracht. Sie hat es ins Deutsche übersetzt und Und da steht sie, tagein, tagaus, unter ihrem Bogen, und wartet feinsäuberlich in gestochen schöner Handschrift für mich auf ein auf Kunden. weißes Blatt Papier geschrieben. Aufmerksam beginne ich zu lesen: „Wenn sie kaufen, dann kann ich leben“, sagt Thi Nhin. Sie lebt ausschließlich vom Zeitungsverkauf. Sie freut sich auf ihre Kun- Ich möchte die Natur finden. den. Und auf deren Geschichten. Tini hört gerne zu. Sie kann Ich möchte ohne Trauer leben. gut zuhören. Sie hört mit allen Sinnen zu. Auch mir hört sie ganz Ich möchte, dass das Leben mich liebt. genau zu. Sie liest in meinem Gesicht. Sie fühlt meine Gedanken. Ich möchte wie eine Salbeiblume blühen. Andreas Hauch arbeitet seit über 25 Jahren als Fotograf mit Kunden aus Wirtschaft, Politik, Sie sieht in mein Herz. Theater und Kunst gemeinsam an guten Bildern. Im Mittelpunkt steht immer der Mensch. Liebe umsonst verschenkt. Irgendwann will Tini noch einmal zurück nach Vietnam. Das Köstlich wie reifes Apfelblatt. Grab ihrer Eltern besuchen. Und das Grab des Vaters ihrer Kinder. Duftend wie ein Blumengarten. Alleine will sie dorthin. Ohne Kinder. Ohne Enkelkinder. Ganz Zerbrechlich wie ein Seidenfaden. alleine will sie reisen zum Rendezvous mit den Erinnerungen. So weich wie ein warmer Atemzug. Tini zwinkert mir schelmisch zu. „Ich bin Geschäftsfrau. Bin immer beschäftigt“, erzählt sie lächelnd Liebe ist ein froher Nebel. weiter. „Zuhause, auf der Straße, im Kopf. Mein Kopf ist so voll, Liebe ist tot wie ein Meer immer so voll. Und dann bekomme ich Kopfweh. Viel Kopfweh. Liebe ist groß für die Menschen überall. Und ich bin immer traurig. Viel traurig. Aber ich darf nicht weinen. Liebe umsonst verschenkt. Muss lachen. Tränen schlucken innen drinnen. Niemals draußen weinen. Drinnen traurig sein, draußen lachen.“ „Soll ich dir vorsingen?“, fragt Tini. Ich nicke und sie singt, singt auf Vietnamesisch ihr Lieblingslied für mich. Wort für Wort und Das Lachen begleitet Thi Nhin Nguyen schon seit ihren Kinder- Ton um Ton fallen mir zu. Wir sehen uns in die Augen, während von Gerlinde Weinmüller tagen in Vietnam. Aber auch das Kopfweh. Und die Angst vor Tini singt und singt und sich ein Band aus Zärtlichkeit und Trost D Geistern. Deshalb lässt sie beim Schlafen das Licht an. Auch im um unsere Körper legt. a ist es wieder, dieses Lachen. Dieses große, offene Lachen. Schlaf ist sie beschäftigt. Dann träumt sie. Von einer Reise ins Es wärmt. Und es ist ansteckend. Weltall und von einer glücklichen Familie. Wir beide sitzen einander gegenüber. Wir wissen: Komme, was Zwei Frauen sitzen einander gegenüber. Thi Nhin Nguyen „Hast du eine glückliche Familie?“, fragt sie und nimmt meine wolle, wir bleiben miteinander verbunden. Mail: fotohauch@gmx.at trinkt Kaffee. Ich trinke Tee. Tini, wie sie von ihren Freunden ge- Hände in ihre Hände. nannt wird, trägt eine Bluse mit Blümchenmuster, eine schwarze, „Ja“, sage ich und mir wird plötzlich bewusst, dass das nicht „Was wünschst du dir?“, frage ich Tini. lange Hose und ihr Haar auf dem Kopf zu einem Knoten zusam- selbstverständlich ist. „Gesund sein“, sagt sie, „damit ich für die Kinder und Enkelkinder mengebunden. Der kecke Haarknödel scheint ein Eigenleben zu „Das ist gut“, sagt Tini und drückt meine Hände. Und wieder da sein kann. Und irgendwann genießen. Mein Leben genießen. haben, denn bei jeder Kopfbewegung nickt er mir freundlich zu. lacht sie. Für mich leben. Irgendwann.“ Thi Nhin mag Knödel. Knödel mit Sauerkraut. Und sie mag „Weißt du, ich brauche keinen Mann. Ich will auch keinen Mann. Salzburg. Und die Menschen aus Salzburg. Ich hab ja meine Enkelkinder.“ Ja, das wünsche ich dir, liebe Tini, und bin dankbar für dich und Diese Serie entsteht in TICKER Und die sind ihr ganzer Stolz. Gerne schaut sie mit ihnen fern. jede Begegnung mit dir, du blühende Salbeiblume, du zarter Sei- Kooperation mit dem 1995 ist sie von Vietnam nach Deutschland und dann nach Kinderfilme. >> denfaden, du warmer Atemzug, du unverdientes Geschenk.
24 [AKTUELL] [AKTUELL] 25 Toihaus Salzburg BÜCHER AUS DEM REGAL Lampe, die wie eine Überwachungskamera über zu verrücken, ihr näher zu kommen, versteht man ROCKHOUSE SALZBURG dem Schlafsaal der Burschen hängt, starren. Dann lesend und betrachtend, wie groß die Befreiung © Daniel Dueckminor von Christina Repolust FIVA AUF NINA-TOUR DREI MAL ANTIGONE folgt der gekonnte Perspektivenwechsel: Nun schaut ist, jetzt nicht mehr „dem muffigen Geruch der Ausgehend von einem aktuellen Fiva ist wieder auf Tour. Diesmal „Gemeinsamschwesterliches“ – mit dieser Roman suche ich im Bücherregal man von oben auf die winzig wirkenden Stockbet- verschimmelten und vertrockneten Geschichte“ mit ihrem neuen Album „Nina“, Wortneuschöpfung eröffnet Friedrich Höl- – meinem häuslichen und dem in ten, welche Macht hier oben, welche Ohnmacht ausgesetzt zu sein. Die Befreiung ist vollzogen, die das im Oktober erschienen ist. Mit derlin seine „Antigone“, die er nach der Vor- öffentlichen Bibliotheken – nach unten bei den Dreizehnjährigen. Man weiß, das Zeichnungen zeigen den Befreiten nun zwischen treibenden Beats und tiefgehenden lage des griechischen Dramatikers Sophokles Büchern, die einen thematischen Internat lag in der Schrannengasse in Salzburg, Bücherwänden, gesichtslosen Studierenden: Davon Texten kommt „Nina“ daher. Fiva Anfang des 19. Jahrhunderts ins Deutsche Dialog mit ersterem haben. Ob da- mit vierunddreißig Gleichaltrigen fristet Thomas hat er sich befreit, wie es ihm auch gelungen ist, das erzählt von kleinen Geschichten, die übersetzte. Zu Lebzeiten blieb das Werk unbeachtet, erst im 20. bei die Romane mich finden oder Bernhard hier inmitten von Gestank und Elend Internat in der Schrannengasse zu überleben. Es sie groß porträtiert, und fängt damit Jahrhundert entdeckte man die Poesie und Musikalität dieses Textes. ich die Romane finde, sei einfach Nacht für Nacht das Dasein. Geigenunterricht, ist die Lehre, die Thomas Bernhard befreite, es ist neben der eigenen Gefühlslage auch Ausgehend von dieser Übersetzung zeigt das Toihaus Salzburg drei Selbstmordgedanken und Fluchtphantasien stellt der Keller „des Karl Podlaha, eines empfindsamen einmal dahingestellt. die Blickwinkel und Emotionen ih- unterschiedliche Interpretationen dieser wirkmächtigen Tragödie. Lukas Kummer prägnant und gleichzeitig distan- Wieners, der Musiker hatte werden wollen und rer Außenwelt ein. Und immer geht Premiere ist am 16. Jänner 2020 um 19.30 Uhr. ziert von der Person dar. Da sind die Winzigkeit und immer ein kleiner Krämer geblieben ist“. Man liest es der Künstlerin bei ihren Liedern www.toihaus.at AUS DEM SCHULPALAST IN Ohnmacht des Protagonisten und Ich-Erzählers, und schaut und entdeckt in der Komprimierung der um Aussage und Wortgewandtheit. Kontakt: 0662 / 874439 DEN KELLER seine Gefangenschaft und sein Gefängnis auf einer Grafic Novel Thomas Bernhard noch einmal für sich. Am 21. Jänner stellt Fiva ihr neues Zwischen 1975 und 1982 erschien im Residenz- Seite erfasst. Der Bub spielt Geige vor dem Schuh- Album live im Rockhouse Salzburg verlag der fünfteilige Zyklus der autobiografischen regal, die Schuhe haben die Größe seines Kopfes, das Die Ursache. Eine Andeutung. vor. Beginn ist um 20.00 Uhr. Jazzfestival Saalfelden Schriften Thomas Bernhards, 2009 brachte der Ver- Schuhregal ist nicht bloßer Hintergrund, sondern Der Keller. Eine Entziehung. Thomas Bernhard. Graphic Novel. Illustrationen www.rockhouse.at DREI TAGE JAZZ lag die Einzelwerke in einem Sammelband heraus. Symbol der Abschottung der Internatszöglinge von Lukas Kummer. 22 Euro Kontakt: 0662 / 884914-0 Zur Erinnerung hier die Chronologie der Texte: Die von Leben und Welt. In „Der Keller“ dominiert Vom 17. bis 19. Jänner 2020 findet zum Ursache. Der Keller. Der Atem. Die Kälte. Ein Kind. eingangs das Stadtbild Salzburgs, die barocke Stadt bereits fünften Mal das „3 Tage Jazz“- Schülerinnen und Schüler fanden zumindest „Ein aus der Vogelperspektive, dann die imposanten Festival in Saalfelden-Leogang statt. Kind“ auf ihren Leselisten, Literaturkreise fanden Gebäude und Straßenzüge, die den Ich-Erzähler KULTURTIPPS Neben den Konzerten im Kunsthaus mit diesen Werken ihren Einstieg ins Gesamtwerk zu einem Richtungswechsel inspirieren. Ja, er will Nexus Saalfelden und dem Bergbau- und des Autors. Aber da ging und geht noch mehr! 2018 nicht mehr mit dem Sohn des Regierungsrates Gotikmuseum in Leogang gibt es auch erschien im Residenz Verlag „Die Ursache“ als gehen, sondern mit dem Schlossergesellen aus ein kostenloses Konzert auf der Stöck- Grafic Novel, ein Jahr später „Der Keller“. Der 1988 dem Nachbarhaus, er will hin in „die Hohe Schule von Verena Siller-Ramsl lalm am Asitz. in Innsbruck geborene Zeichner Lukas Kummer der Verrückten und der für verrückt Erklärten in Hotline: 0699 / 17071914 Neun Konzerte gibt es zu hören, mit ei- hat beide Texte visualisiert, sie in Szenen übersetzt, der Scherzhauserfeldsiedlung, in dem absoluten www.kunsthunger-sbg.at nerseits großen Namen der europäischen sie dabei „verdichtet“, und das mit klarem Strich Schreckensviertel der Stadt, an der Quelle fast Jazzszene wie auch mit jungen österrei- und ebensolcher Aussage. Drei „Einstellungen“ aller Salzburger Gerichtsprozesse“. Beeindruckend chischen Jazzformationen. Eröffnet wird lang lässt Kummer die Leserinnen und Leser auf setzt Lukas Kummer die Schultasche ins Bild: In das Festival am Freitag vom dem österrei- die dürftige Deckenbeleuchtung, diese mickrige neun gleichbleibenden „Einstellungen“, ohne sie Traklhaus chischen Trompeter Lorenz Raab. VON ISTANBUL NACH MANTUA www.jazzsaalfelden.com GEHÖRT & GELESEN Im Jänner werden gleich zwei 15. und 16. sowie deren Kunst- Karten: 06582 / 70660 © Matthias Herrmann Ausstellungen im Traklhaus sammlung in den Mittelpunkt © Johannes Radlwimmer gezeigt. Bei „Istanbul, Istanbul“ rückt. Zu sehen sind beide spürt der Künstler Maurizio Ausstellungen noch bis zum 25. Cirillo mit einer Fotoserie den Jänner 2020. Veränderungen der rasch wach- www.traklhaus.at gelesen von Ulrike Matzer gelesen von Ursula Schliesselberger senden Metropole nach. Über Kontakt: 0662 / 8042 2149 700 Fotografien zeigen vor al- WISSEN ÜBER DIE WELT WIDERSTÄNDIGE ORDENSSCHWESTER lem die Randbezirke der Stadt. Längst lassen sich die heutigen Probleme nicht Dieses Buch schildert eindrucksvoll das Leben der Die zweite Ausstellung „Man- mehr durch einzelne Länder entwirren. Zu komplex 1883 geborenen Anna Bertha von Königsegg, die als tua Mantua“ zeigt Fotografien sind sie, da mit weltweiten Dynamiken verquickt. Visitatorin im Mutterhaus der Barmherzigen Schwes- von Matthias Herrmann, der Über die Erzeugung von Tomatenmark etwa lässt tern in Salzburg tätig war. Sie war eine mutige Person die Herrscher von Mantua im sich der globale Kapitalismus erklären. Dieses am voller Tatendrang, die sich schützend vor die geistig weitesten verbreitete Industrieprodukt wird von Behinderten in der Anstalt Schernberg stellte, als die- Haus der Natur wenigen Großkonzernen vertrieben. Handelsströme se von den Nationalsozialisten abgeholt wurden. Ihr © Egri WUNDER DER UNTERWELT wie diese, Aspekte der Klimakrise oder ungelöster Konflikte finden sich mutiges Handeln hat einige Pfleglinge vor der sicheren Euthanasie gerettet. auf je ein, zwei Doppelseiten dargelegt – profund recherchiert, verständlich Die Ordensfrau wurde zwei Mal von der Gestapo verhaftet und schließlich Am 23. Jänner 2020 findet ein Vortrag Csaba Egri hat weltweit die schönsten geschildert, mit Infografiken unterlegt. In großen Linien sind jene Themen auf das Gut ihres Bruders verbannt. Nach Kriegsende widmete sie sich über die schönsten Höhlen der Welt Höhlen besucht und seine Eindrücke skizziert, die die gesamte Welt bewegen. Flucht und Migration werden aus gleich wieder dem Wiederaufbau des Kongregationshauses in Salzburg, statt. In unserer Erde verbergen sich in wunderschönen 3D-Bildern fest- unterschiedlicher Sicht analysiert, Zahlen und Fakten verschiedener Erdteile wo sie mit 66 Jahren an Krebs verstarb. Den Autoren ist es gelungen den unzählige geheimnisvolle Höhlen. Ei- gehalten. Zu sehen ab 18.00 Uhr im miteinander verglichen – mit teils erstaunlichen Ergebnissen. Die einzelnen bemerkenswerten Weg dieser Frau mit vielen Originalzitaten aus Briefen, nige sind als Schauhöhlen für die Öf- Vortragssaal vom Haus der Natur. Der Artikel verhalten sich dabei wie kommunizierende Gefäße. Dieses Beispiel Dokumenten und Fotografien zu belegen. Ein wichtiges Buch zum Thema fentlichkeit zugänglich, die schönsten Eintritt ist frei, Spenden sind will- für exzellenten Wissenschaftsjournalismus hilft entschieden, den Blick und Kirche und Euthanasie. Höhlen aber sind oft nur schwer oder kommen. das Denken zu weiten. Grüße aus dem Grand-Hotel Polizei. Eine Ordensschwester leistet Wider- unter großen Gefahren zu erreichen. www.hausdernatur.at Atlas der Globalisierung. Welt in Bewegung. Le Monde diplomatique 2019. 18 Euro stand. Kurt und Elisabeth Leininger. Edition Tandem 2019. 18,50 Euro Kontakt: 0662 / 842653–0 APROPOS · Nr. 197 · Jänner 2020 APROPOS · Nr. 197 · Jänner 2020
26 [AKTUELL] [AKTUELL] 27 Apropos-Rezept NAME Karin Nocker LESERIN DES MONATS Foto: Privat Foto: Salzburger Armutskonferenz Sympbolfofo: iStock TOPFEN- Gehört.Geschrieben! IST auf einem guten Weg ALLES FREUT SICH über Mitgefühl für alle Lebewesen HALUSCHKA ÄRGERT SICH über mangeln- de Zivilcourage GUTE Seine eigene Leibspeise zu kochen ist etwas DER Schönes – wenn es schon beim Zubereiten nach Es freut mich sehr, dass eine Zeitung, die gegründet wurde, um dem Lieblingsessen duftet und man es schließ- Menschen in sozialen Schwierigkeiten zu helfen, wieder in ein FAMILIE! lich dampfend auf Tellern serviert, offenbart sich geregeltes Leben zurückzufinden, so erfolgreich ist. Nur wer seine die reine Lebenslust. Großen Spaß am Kochen Grundbedürfnisse erfüllt weiß, kann sich auch anderen Bereichen öffnen, und dabei sich selbst näherkommen. Dass die Schreib- haben auch viele unserer Verkäuferinnen und Kommentar von Robert Buggler werkstatt, aber auch der Besuch von Kulturveranstaltungen mit Verkäufer. In dieser Serie verraten sie nicht nur J den VerkäuferInnen sich im Apropos wiederfinden, zeigt, dass ihr liebstes Gericht, sondern auch das Rezept a, ja, ich weiß schon, alles Gute alle unsere Rollen spielen, rein in den konsequente und verlässliche Hilfe zur Selbsthilfe nachhaltig dafür. Dabei erhalten wir die freundliche Unter- la Familia. Die kennst du zwar Alltag, wo man so sein kann, wie man wirksam ist. Apropos lese ich gerne, weil ich daran glaube, dass stützung vom Schmankerl-Team. nicht, aber ich richte es aus. ist. Nicht Angebettelter, sondern Mit- sich im Mitteilen über den Ausdruck der Sprache eine Verbindung Oder auch nicht. Und nein, ich gebe arbeiter einer Notschlafstelle. Nicht herstellen lässt. Etwas, dass mich den Anderen, seine Welt und zusammengestellt von Christine Gnahn jetzt nichts.“ Wer hat sie nicht schon Bettlerin, sondern Elena. Nach der seine Realität besser begreifen lehrt. Ich mag es auch sehr, über erlebt, diese gewisse Gereiztheit, Abenddusche mit dem Smartphone den direkten Kontakt etwas über die Sorgen und Nöte „meiner“ Diesmal verrät Ihnen Evelyne Aigner das dieses Nicht-schon-Wieder, dieses am Bett Nachrichten checken, mit Verkäuferin oder „meines“ Verkäufers zu erfahren. Ihre Ehrlichkeit „Nicht-Jetzt“, dieses vorsichtshalber dem Mann telefonieren, der woanders hat mich schon oft entwaffnet. „Es geht mir nicht gut“, kommt Rezept für Topfen-Haluschka. in Gedanken schon mal dahinge- schläft. Freundlich, fordernd, sich spontan über ihre Lippen und lädt zu einem Gespräch ein.
28 [RÄTSEL] [VERMISCHT] 29 UM DIE ECKE GEDACHT Redaktion intern Foto: Bernhard Müller WINTERPAUSE NAME Klaudia Gründl de نحن هنا STECKBRIEF Foto: Privat Keijzer 2019 ist vergangen und 2020 noch ARBEITET seit bald 25 nagelneu. Wie immer um diese Zeit 107,5 & 97,3 mhz Jahren mit denselben Re- geht es ruhiger zu in den Räumlich- im kabel 98,6 mhz gisseuren und genießt das keiten von Apropos. Zwar läuft die //radiofabrik.at// FREUT SICH auf eine erholsame Zeit nach der redaktionelle Arbeit stetig weiter, verena.siller-ramsl@apropos.or.at besinnlichen Zeit – der Februar ist schon wieder beim Tel.: 0662 / 870795-23 ÄRGERT SICH über Fertigwerden – doch die Verkäu- Dampfplauderer ferströme bleiben in diesem Monat weitgehend aus. Der Jänner ist die Zeit, wo viele rumänische Verkäufer*innen zu Hause sind. Einerseits um Weihnachten zu feiern mit ihren Lieben, andererseits um der kältesten Zeit in Salzburg aus dem Weg zu gehen. Für diese paar Wochen Dezember-Rätsel-Lösung zu Hause haben die meisten jetzt viele Wochen durchgehend verkauft. Gerade können sie ein bisschen verschnaufen, kochen, Waagrecht 1 Nobelherbergen (aus: HELENE BORG BERN) 12 Emu feiern, Häuser und Autos reparieren, ausschlafen und neue Kräfte 13 Eremit 14 Bewunderung 16 Tal 17 Ele (Quer-ELE-n) sammeln. Also, wenn Sie Ihre Stammverkäufer gerade nicht 19 Nonne 21 Stellung 23 Deneb (Stern im Sternbild antreffen, keine Sorge, sie kommen wieder.
30 [DAS ERSTE MAL] [VERMISCHT] 31 NAME Veronika Huber Chefredaktion intern DIE NÄCHSTE AUSGABE Foto: Verena Siller-Ramsl STECKBRIEF Foto: Privat IST 24 Jahre alt ARBEITET als Psychologin ERSCHEINT AM 03. FEBRUAR 2020 IMAGE-KAMPAGNE STILL FINDET Menschen spannend FREUT SICH gerne mit und über viele Kleinigkeiten FÜR APROPOS ÄRGERT SICH bei Ungerechtigkeit Wir sind jetzt 22 Jahre alt. In den und Intoleranz vergangenen zwei Jahrzehnten haben KOLUMNE wir uns als Straßenzeitung entwickelt, uns einen Namen gemacht, zahlrei- michaela.gruendler@apropos.or.at che Auszeichnungen gewonnen und Tel.: 0662 / 870795-22 MEIN vielen hunderten Menschen in Not von Veronika Huber geholfen, sich selbst zu helfen. Wir sind also als Sozial- und Medieneinrichtung mittlerweile ein fixer Anker T inmitten der Salzburger Gesellschaft. Dennoch kennen uns zahlreiche ERSTES rotz langen Grübelns und Entwerfens können. Klar hat man nicht die Zeit und Muße, Menschen (noch immer) nicht. Sei es, weil sie die Verkäufer*innen auf von Fragmenten wollte mir keine Idee jede Kleinigkeit ganz bewusst zu erleben, aber den Straßen nicht wahrnehmen, sei es, weil sie eine Scheu haben, auf für diesen Text so wirklich gefallen und ich hätte rückblickend schon gern ein paar mehr einen Verkäufer zuzugehen, sei es, weil sie glauben, dass eine Straßen- MAL je länger ich mich mit dem Thema an sich ausein- Erinnerungen. zeitung inhaltlich auf das Leid der Welt gerichtet ist und möglicherweise andersetzte, desto mehr fiel mir auf, dass ich mich runterzieht. Gemeinsam mit unserer Grafikdesignerin Annette Rollny, an viele erste Male gar nicht erinnern kann. Seien Deswegen habe ich diese Woche versucht, gezielt den Studierenden der Werbedesign-Akademie am WIFI Salzburg sowie es welche, die ich mir hätte merken wollen wie erste Male zu genießen und das hoffentlich nicht der Werbeagentur „die fliegenden fische“ haben wir das ausklingende In der Kolumne „Mein erstes Mal“ mein erster Rettungsdienst, meine erste Nacht in zum letzten Mal. Durch dieses bewusste Erleben Jahr genutzt, zu tüfteln, wie wir im Frühling 2020 mit inspirierenden laden wir verschiedene Autorinnen der ersten eigenen Wohnung oder mein allererster von objektiv vielleicht wenig wichtigen Momen- Plakaten und Aktionen auf uns aufmerksam machen können. Wir freuen und Autoren dazu ein, über ein Schultag oder auch welche, die etwas alltäglicher ten, hoffe ich mich noch lange daran erinnern zu uns schon sehr darauf, mit vielen tollen Ideen auf den sozialen Mehrwert besonderes erstes Mal in ihrem sind, wie das erste Mal alleine einkaufen gehen, können, wie ich zum ersten Mal vor sechs Uhr und den Lesegenuss von Apropos hinzuweisen – und somit auch jene, die Leben zu erzählen. das erste Ausgehen oder ein erster Arbeitstag am Bahnhof war, zum ersten Mal Bruschetta ge- die Salzburger Straßenzeitung noch nicht kennen, zu motivieren, uns zu im Ferialjob. Da wären so viele erste Male, die macht habe oder zum ersten Mal mit dem ersten kaufen und zu lesen. Einen großen Dank an dieser Stelle allen kreativen im Moment sicher aufregend, unglaublich und eigenen Auto gefahren bin. Es war zwar durchaus Köpfen, die daran mitgewirkt haben und weiter mitwirken.
MEINE KLIMAZIELE AG % 100 erer b sau om! Str Konsequent zum guten Klima: Mit Energie, die auf erneuerbare Quellen wie Wasserkraft und Sonne setzt. Egal, ob zu Hause, am Arbeitsplatz oder in der Freizeit, in Stadt oder Land: Unser Strom stammt zu 100 % aus erneuerbaren Energiequellen und lässt die Zukunft leuchten. salzburg-ag.at WIR SINGEN VIELE LÄNDER, VIELE STIMMEN, EIN CHOR! SINGEN SIE MIT! Mit Ihrem Zeitungskauf erheben Sie Ihre Stimme für ein sozia- les menschliches Miteinander. Jetzt laden unsere Sänger und Sängerinnen Sie ein, in den Chor einzustimmen! Wann: Ab 9. Jänner jeden Don- nerstag von 15.30 Uhr bis 17 Uhr Wo: Haus Elisabeth, Plainstraße 42a, 5020 Salzburg Chorleiterin Mirjam und das Preis Apropos-Team freuen sich auf Sie!
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