Corona - und wir als soziale Wesen - Nr. 2/2020
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Mitglied in der Diakonie Hessen ......................................................................................................................................................................... Nr. 2/2020 Corona – und wir als soziale Wesen
3 ......................................................................................................................................................................... VERANSTALTUNGEN – TERMINE ......................................................................................................................................................................... BERICHTE INHALT Liebe Leserin, lieber Leser, Fortbildungen IMPRESSUM jetzt heißt diese Ausgabe auch noch so wie das vermutliche CORONA ın ist die Zeitschrift des Bathildisheim e. V. Unwort des Jahres! Muss das denn sein? Reicht es denn nicht, 24. November dass alle Nachrichtensendungen, Talkshows, Magazine und Das Verlassen der Fortbildung Leichte Sprache Herausgeber: Bathildisheim e. V. Zeitungen voll davon sind? Komfortzone 4 Bathildisstraße 7 Corona – 34454 Bad Arolsen Willkommen in der neuen Realität oder Normalität. Noch vor in Leichter Sprache 6 Die Übersetzung oder das Erstellen von Texten in Leichter Sprache Fon 05691 899-266 einem Jahr hätte uns das niemand geglaubt, dass wir gut da- Schule in Coronazeiten 8 erfordert Kenntnis der jeweiligen Adressaten, die Zusammenarbeit pr@bathildisheim.de www.bathildisheim.de ran tun, Abstand zu halten, uns nicht nahe zu kommen. Aber Ein Stück Stoff – mit einer Prüfinstanz und vieles mehr. Übungen, Beispiele und Anre- Symbol für die Krise 10 gungen sind ein wesentlicher Teil der Veranstaltung. Redaktion: wenn der Umgang mit diesem kleinen Virus längst „normal“ Dr. Ursula Braun Dr. Christian Geyer ist, dann wird es Zeit, uns darauf einzustellen. Wie wir das Jutta Hoffmann im Bathildisheim gemacht haben und weiterhin praktizieren, INTERVIEW 15. und 16. Dezember Gaby Kißmer Dr. Ann-Fernandine Seyer: Bernhard Kreutzer daran möchten wir Sie alle teilhaben lassen. „Lass uns in Verbindung bleiben!“ – Einführung in die gewaltfreie Jörg Schumacher Weiter aufeinander achten 12 Kommunikation Fotos: Welche Herausforderungen bedeutet die Pandemie für unsere © Bathildisheim e. V. menschliche Psyche? Wie haben drei Bewohnerinnen aus Echte und digitale Welt 14 Venita Oberholster/Pixabay (S. 8) Wie kann ich so denken und sprechen, dass ich Brücken statt Barrie- Albrecht Fietz/Pixabay (S. 16/17) mein weg die Zeit erlebt? Woher persönliche Schutzausrüs- PIKSL-Mitarbeitende und ren baue? Könnte ich es verlernen, „ich muss“, „du sollst“, „wir dürfen Adobe Stock (Fond S. 24, 30) tung nehmen, wenn nicht lieferbar? Wie die Unterrichtsinhal- Corona 16 nicht“ zu denken? Illustrationen: te vermitteln, ohne vor der Klasse zu stehen? Wie kann man Urlaub in Zeiten von Corona 17 Coronavirus: iXimus auf Pixabay Sandra Schulze/Agentur ZEITBEFREIT (S. 4) aus Nonlinern Onliner werden lassen, damit Physical nicht zu Im Gespräch mit Olga Kurbatova/iStock (S. 20/21) Social Distancing wird? Ganz konkret: Wie hat sich Corona in Bathildisheim-Klientinnen 18 Selbstverständlich finden unsere Fortbildungen momentan alle nach Siegel Leichte Sprache: einem abgestimmten Hygienekonzept statt. Universität Hildesheim, Forschungsstelle Leichte unsere Urlaubspläne eingemischt. Und, ist das Virus gar eine Sprache Strafe Gottes? BERICHTE Alle Informationen zur Anmeldung zum aktuellen Programm finden Sie Anzeigen: auf unserer Website unter Fortbildung. Öffentlichkeitsarbeit Fon 05691 899-266 Wir geben Antworten, die nicht überall zu finden sind. Und Gesundheitsmanagement 22 Anzeigenpreisliste 2020 wir möchten nicht ohne Dank zurückbleiben: zunächst unse- Cook&Chill-Küche in Betrieb 24 Layout und Satz: rem Gott, der bis heute – Ende September – einen Ausbruch Richtfest in Sachsenhausen 30 Träger & Träger, Kassel www.traegerundtraeger.de unter unseren Klient*innen verhindert hat. Der öffentlichen Der Bathildisheim e. V. ist in den sozialen Medien Hand, dass sie unsere Arbeit ununterbrochen finanziert. Druck: RUBRIKEN USE gGmbH, Berlin Unseren Kolleg*innen, die ihren Dienst am Menschen unter Die USE gGmbH ist ein innovatives und zukunftsori- Ab sofort geben wir auf Facebook und Instagram einen entiertes Sozialunternehmen für die berufliche Re- erheblich erschwerten Bedingungen geleistet haben. Die bei habilitation. Über 850 Menschen mit überwiegend Kontakt- und Betretungsverboten häufig für Bewohner*innen Veranstaltungen/Termine 2 Blick hinter die Kulissen. Wir erzählen aus unserem psychischen Behinderungen finden hier Bildungs-, die einzigen Zuhörer und Ansprechpartner waren. Deren Kre- Nachdenkliches 20 Arbeitsalltag und berichten über fachliche Themen. Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten in mehr als 20 attraktiven Berufsfeldern. Neben der Werk- ativität gefragt war und dafür gesorgt hat, dass wir auch mit Kinderseite 23 Aktuell und von ganzem Herzen. statt für behinderte Menschen (WfbM) mit über 25 Gewerken und Dienstleistungsbereichen ist die USE räumlicher Distanz betreuen, ausbilden, beschulen konnten Personalities 25 gGmbH auch Träger von Integrationsfachdiensten. oder einfach erreichbar waren. Vielen Dank dafür! Buchtipps 26 Erscheinungsweise: Spenden 28 Graphic Recordings (s. im Heft S. 4) erzählen komplizierte Inhalte als lebendige zweimal jährlich Geschichten, die nachhaltig in Erinnerung bleiben: eine optimale Form der Veran- Ich wünsche Ihnen viel Freude am Entdecken, danke allen, Spots 31 Auflage: die zu diesem Heft beigetragen haben, und Ihnen, liebe Le- staltungsdokumentation. Sie erfassen die wichtigsten Aussagen und unterstreichen 2.400 Impressum 2 sie mit Illustrationen. Seit 2010 visualisiert Sandra Schulze live und gestaltet Graphic serinnen und Leser, für Ihre treue Verbundenheit zum Bathil- Recordings von Konferenzen, Keynotes oder Workshops, u. a. für DAX-Konzerne © Bathildisheim e. V. und mittelständische Unternehmen. Sandra Schulze zeichnet Veranstaltungen auf Nachdruck, auch auszugsweise, disheim. Deutsch und Englisch, für Live- und Online-Events. nur mit schriftlicher Genehmigung. Kommen Sie gut durch die kalte Jahreszeit und bleiben Sie Spenden: gesund! Terminanfragen und individuelle Beratung: Evangelische Bank eG Agentur ZEITBEFREIT IBAN: DE78 5206 0410 0000 2020 10 0681-93887092 | office@zeitbefreit.de | www.zeitbefreit.de Herzliche Grüße Ihr Jens Wehmeyer in 2/2020 | | in 2/2020
4 5 Die Krise ist nicht Vergangenheit, vielleicht wird sie sogar zur Normalität, auch wenn wir gerne den Ausschaltknopf drücken würden. ......................................................................................................................................................................... CORONA ......................................................................................................................................................................... CORONA Das Verlassen der Komfortzone Die Corona-Pandemie ist nicht nur eine Herausforde- Appelle von Virolog*innen, Politiker*innen, von inzwi- rung für die Medizin und Forschung, sie wirkt sich auf schen „Genesenen“ sowie ansteigende Kurven und alle Bereiche unserer Gesellschaft aus. Sie greift in das Statistiken sollen zeigen, wie wichtig jetzt Vernunft, Leben jedes Einzelnen teilweise massiv ein: Weniger Maß und Mitte sind. Eines wird uns bis heute nicht persönliche Kontakte, Feste und Feiern in kleinem prophezeit: wann wir uns endlich wieder wie früher Rahmen, soziale Distanz gilt als oberste Bürgerpflicht, auf der Sonnenseite des Lebens in Sicherheit wäh- Solidarität wird eingefordert. Werden wir uns je wieder nen können und der Spuk vorbei ist. – Pünktlich zur zur Begrüßung die Hände schütteln? Oder beginnt mit Sommer- und Reisezeit war ja fast alles wie früher. Wir diesem nun empfohlenen Verzicht ein kultureller Wan- hatten es doch verdient, mal wieder rauszukommen, del? Auf den ersten Blick war diese Art der Begrüßung Tapetenwechsel, woanders wird es schon nicht ge- vielleicht nur Zeichen, das wir bisher als selbstver- fährlich sein. Und wenn doch, werden sich die Dinge ständlich wahrnahmen. Und genauso selbstverständ- sicherlich wie so oft zum Guten wenden. Vielleicht lich hat der größte Teil unserer Gesellschaft bisher wundern wir uns aber später, wenn uns unsere herab- kein Bewusstsein für Krisen entwickelt. Katastrophen lassend-anmaßende Gewissheit einholt mit steigen- fanden stets woanders statt. Wir schauten auf unsere den Fallzahlen und Engpässen bei Krankenhausbetten immer größer werdenden Flachbildschirme und sahen und Beatmungsgeräten. Und das, obwohl wir den Bürgerkriege, Flüchtlingscamps, niederbrennende Supermarktmitarbeiter*innen den steuerfreien Bonus Textilfabriken, Folgen von Naturkatastrophen – aber doch so sehr gegönnt und für das Pflegepersonal täg- erreichte es uns wirklich? Oder sahen wir uns als ent- lich großzügig Balkonkonzerte organisiert hatten. spannte Zuschauer im Wissen: Das ist weit weg und kann für uns nicht böse enden? Die Krise hat unsere zwischenmenschlichen Beziehun- gen destabilisiert und damit einen Raum geschaffen, Und dann kam das Virus, das weder Moral noch Gren- um über uns und viele unserer Verhaltensweisen zen in unserer globalen und vernetzten Welt kennt. nachzudenken. Sollte die Krise doch eine Chance sein? Wir mussten lernen: Viren machen auch vor der VIP- Wachen wir auf aus unserem Traum des immerwäh- Lounge keinen Halt. Überraschend schnell veränderte renden „Höher – schneller – weiter“. es unser Leben, holte den einen oder anderen aus der Komfortzone heraus. Unsicherheit und Angst brachten Das Verhalten in schwierigen Situationen zeigt oft den Verhaltensweisen an den Tag, die surreal erschienen. wahren Charakter eines Systems, der hoffentlich dies- Hamsterkäufe und leere Regale im Supermarkt, leere mal lautet: Verantwortung für die Gemeinschaft statt Büros, leere Straßen, leere Schulen, einsame Alte und Egoismus, Verzicht statt ein Leben auf Kosten anderer, Junge, so gut wie nichts war mehr wie vorher. Von Ge- Respekt statt Missachtung, wahrnehmen statt weg- winnern und Verlierern war die Rede, systemrelevante schauen. Und so kann dann schnell aus dem Hände- Berufsgruppen wurden identifiziert. All das ließ man- druck ein wertschätzender Ellbogenstoß und aus der che von uns in eine Starre verfallen, andere wurden Umarmung ein aufrichtiger Blickkontakt werden. Wird kreativ, Krisensitzungen und Videokonferenzen waren die Gesellschaft eine andere werden? Ist das die größ- an der Tagesordnung. Und um den Ernst der Lage te Herausforderung der Krise? Auf diese Fragen hat die besser zu ertragen, freuten sich viele über ulkige Toi- Sozialforschung noch keine Antworten. lettenpapierfilmchen, die in gleicher Geschwindigkeit um den Globus gingen wie das Virus selbst. Gaby Kißmer in 2/2020 | | in 2/2020
6 7 Das ist ein Text in Leichter Sprache. ......................................................................................................................................................................... CORONA ......................................................................................................................................................................... CORONA Verändert Corona unser Leben? Die Menschen möchten wieder leben wie vor dem Corona Virus. Aber die Gefahr durch das Corona Virus ist nicht vorbei. Am Corona Virus werden Menschen auf der ganzen Welt krank. Um die Menschen vor der Krankheit zu schützen gibt es neue Regeln. Können die Menschen aus dieser Krise lernen? Die Menschen müssen einen Mundschutz tragen. Viele Menschen haben in der Krise neue Ideen entwickelt. Die Menschen müssen Abstand von anderen Menschen halten. Zum Beispiel: Aber mit diesen Regeln leben wir anders miteinander. Wie die Menschen auch von zuhause aus arbeiten können. Auch hier in Deutschland. Hilfen über das Internet an zu bieten. Und die Menschen sehen nun welche Berufe in der Krise wichtig sind. Die Menschen können nicht mehr so leben wie vorher. Zum Beispiel: Sie können nicht mehr so arbeiten wie vorher. Verkäuferinnen. Urlaub machen ist nicht mehr so einfach. Krankenschwestern. Zusammen feiern ist schwierig. Pfleger in Altenheimen. Andere Menschen zu treffen ist schwierig. Busfahrer. Viele Menschen machen sich Sorgen. Was ist wirklich wichtig in dieser Krise? Vieles hat sich verändert. Und auch nach der Krise. Die meisten Menschen möchten ihr Leben nicht ändern. Können die Menschen anders zusammenleben? Aber so eine Krise gab es in Deutschland noch nicht. Werden die Menschen rücksichtsvoller miteinander leben? Krise bedeutet: Werden die Menschen mehr Respekt vor anderen haben? Es gibt ein Problem. Über diese Fragen denken die Menschen nun nach. Und noch keine Lösung. Aber es gibt noch keine Antworten. Es ist eine schwierige Zeit. Andrea Kanngieser Das ist für viele Menschen sehr schwer. Marc Beutel (Prüfer) in 2/2020 | | in 2/2020
8 9 ......................................................................................................................................................................... CORONA ......................................................................................................................................................................... CORONA sen, Bastelideen, Lieder mit Gebärden, Sachunterrichtsthemen, Andachten, Chemieunterricht u. v. m. von der Homepage der Karl-Preising-Schule aus angeklickt werden konnte. Die Reso- nanz mit fast 5.000 Klicks in weniger als drei Monaten hat uns überwältigt und bestärkt. Alle Videos finden Sie unter: www.karl-preising-schule.de/digitales- Schule in Coronazeiten – neue lernen/ Bei all der Begeisterung für die erstaun- pädagogische Herausforderungen lichen Möglichkeiten der digitalen Welt bleibt jedoch auch ein Wermutstropfen: Eine nicht unerhebliche An- zahl von Schüler*innen hat aufgrund von mangelnder Ausstattung oder schlechter Internetverbindung nur So etwas hatten wir als Schule auch noch nicht erlebt: zudem auch emotional von uns betreut werden müs- reduzierte oder gar keine Möglichkeiten, diese Medien Auf einmal sollten wir Schüler*innen beschulen, die sen. So entstanden mit vielen Kindern und Jugendli- zu nutzen. Auch hier zeigt sich Bildungsungerech- gar nicht die Schule betreten durften! Heimbeschu- chen sehr regelmäßige Telefonate, bei denen auch die tigkeit, auf die wir reagieren müssen. Der DigitalPakt lung – das kannten wir bis dahin nur in vereinzelten Sorgen und Nöte der Eltern Platz fanden. Immer mehr Schule und der geplante Ausbau der Netzkapazitäten Fällen bei sehr kranken Kindern. Aber nun für die Kolleg*innen wagten sich dann auch an die Nutzung in Deutschland wird hoffentlich dazu beitragen, dass Mehrheit unserer Schüler*innen und das über Wochen digitaler Medien: Videogespräche über Signal, Zoom- Kinder und Jugendliche nicht von der digitalen Ent- hinweg? Wie sollte das funktionieren? Konferenzen, Arbeit mit Microsoft-Teams oder der wicklung abgekoppelt bleiben. Darüber hinaus ergibt Einsatz von elektronischen Boards wie „Padlet“ und die sich für uns Pädagog*innen die Aufgabe, gezielter auf Zunächst haben wir uns auf die traditionellen Wege Nutzung von Lernapps wie „Anton“. Und viele von uns die kritische Nutzung geeigneter digitaler Medien hin- gemacht: Arbeitsblätter wurden entworfen und waren überrascht, wie leicht das geht und wie gut es zuarbeiten, also eine gute Auswahl an digitalen Lern- kopiert und Aufträge verschickt, meist über den funktioniert. Auch die Arbeitsweise der Lehrer*innen möglichkeiten zu treffen und mit ihrer Hilfe möglichst Postweg, mitunter auch über E-Mail. Schnell wurde selbst musste sich ändern: Um im Homeoffice in das umfassende Medienkompetenzen auf Seiten unserer jedoch deutlich, dass viele Schüler*innen ohne unser Netzwerk der Schule zu kommen, wurde mit kundiger Schüler*innen aufzubauen. regelmäßiges Feedback nicht gut lernen können und Hilfe unserer IT-Abteilung ein Zugang vom häuslichen Computer aus installiert. So lässt sich von daheim ganz Als Fazit lässt sich festhalten: Die coronabedingte einfach der Arbeitsdesktop erreichen. Wie praktisch! Schulschließung hat bei uns sicherlich zu einen be- schleunigten Ausbau im Bereich der digitalen Lernan- Die Rückmeldung der Eltern und Schüler*innen, wie gebote geführt. Trotz dieses positiven Nebeneffekts sehr die Kinder und Jugendlichen die schulischen hoffen wir inständig, dass wir im Schuljahr 2020/2021 Strukturen und Gewordenheiten vermissen, ließ uns möglichst viele Schüler*innen im direkten Kontakt eine weitere Idee generieren: kleine Lernvideos auf unterrichten dürfen. Die unmittelbare menschliche unserer Website. Nachdem die erste Scheu vor der Begegnung bleibt für Lernprozesse unersetzlich. Kamera überwunden war und einfache Layoutpro- gramme bzw. Layouttalente entdeckt wurden, entwi- Dr. Ursula Braun ckelte sich die Idee zu einem Selbstläufer. Immer mehr Kolleg*innen beteiligten sich, so dass im Laufe der Zeit ein wirklich sehenswertes Programm von Morgenkrei- in 2/2020 | | in 2/2020
10 11 ......................................................................................................................................................................... CORONA ......................................................................................................................................................................... CORONA Ein Stück Stoff als sichtbares Symbol für Krise Schutzmasken wurden zu Beginn der Krise zum plötzlich entstehen kann, kennen wir eigentlich nur Parallel zur Herstellung der Masken war natürlich auch Schutz vor dem Virus zunächst empfohlen, später von Erzählungen aus Kriegs-und Nachkriegszeiten. Im die Wiederaufbereitung nach den Hygienevorschriften sogar, z. B. beim Einkaufen oder in öffentlichen Internet „köderten“ die Anbieter mit „sofort lieferbar“ Thema. Wer kann das im Unternehmen leisten und Verkehrsmitteln, zur Pflicht. Gerade deshalb und ihre Kunden. Die tatsächlichen Liefertermine wurden wie? Neben Mitarbeitenden aus dem Gebäudema- aufgrund der Lieferprobleme aus Asien waren Mas- dann erst nach Kaufabschluss mitgeteilt, und sie lagen nagement wurde unsere Wäscherei in Neu Berich ken jeglicher Art neben Hände- und Flächendesin- jenseits von den Versprechen. Mit ersten ergatterten und die Abteilung Hauswirtschaft des BBW mit dieser fektionsmittel zu seltenen und wertvollen Gütern Materialien begann schließlich die ambitionierte Ei- Aufgabe betraut. Bis heute leisten sie einen Beitrag zur geworden. Selbst die einfachen Einmal-Schutzmas- genproduktion. „Die ersten 1.000 Masken sollten bald Reinigung von „Corona-Schutzkleidung“. ken waren kaum noch zu bekommen. fertig gestellt sein”, erklärte Frau Pilapl zuversichtlich. Und das war gut so. Denn die hessische Landesregie- Eine bundesweite Umfrage* im Juli hat ergeben, dass Für Einrichtungen wie Kliniken, Pflegeheime und rung hatte ab Ende April eine Pflicht zum Tragen von sich 79 % aller Befragten an Masken und das Abstand- Einrichtungen wie unser Bathildisheim musste einfachem Mund-Nasen-Schutz erlassen. halten gewöhnt haben. Für uns im Bathildisheim ist sofort gehandelt werden, um im Notfall unsere es in allen Bereichen selbstverständlich geworden. Klient*innen und Mitarbeiter*innen zu schützen. Doch die Produktion schritt langsam voran: Das ein- Aufgrund steigender Neuinfektionen und einer abseh- Wir fragten uns, warum sollten wir uns nicht auch zige Gummiband, das geliefert wurde, war rund und baren zweiten Welle lassen wir das Riskio nicht zu, uns selbst helfen und diese begehrten Hygieneartikel schwarz. Die Verarbeitung brachte einige Näherinnen selbst, vor allem aber den Nächsten zu infizieren. selbst nähen? Spontan fanden sich zehn Mit- an ihre Grenzen, sie gaben aber nicht auf! Nach ein arbeiter*innen, die an der betriebseigenen Produk- paar Tagen konnten die ersten 500 Masken im Hygie- Andrea Pilapl, Jana Wenzlow tion teilnehmen wollten. nelager aufgenommen werden. Währenddessen rief * Infratest dimap, Juli 2020 der Bathildisheimer Krisenstab die Maskenpflicht für Die Koordination dieser Selfmade-Hilfsaktion über- Mitarbeitende aus, die im Kontakt mit Klient*innen nahm Andrea Pilapl. Sie sorgte für die Materialien den 1,50-m-Abstand nicht einhalten können. Deshalb und Schnittmuster, damit die Produktion schnellst- sollten alle Mitarbeiter*innen mit drei Textilmasken möglich beginnen konnte. Nur das Organisieren ausgestattet werden. Näh-Hilfe von der Ausbildungs- von diesen einfachen Materialien war gar nicht so abteilung Hauswirtschaft des BBW Nordhessen unter einfach. Man sollte meinen, dass es im 21. Jahrhun- Leitung von Angela Woike-Jacob kam da gerade zur dert kein Problem darstellt, Schrägband, Gummi- rechten Zeit. Schnell wurden weitere 600 Masken band und Garn ganz ohne Lieferverzögerungen zu genäht, so dass mit der Ausgabe begonnen werden bekommen. Dass eine derartige Knappheit ganz konnte. in 2/2020 | | in 2/2020
12 Zur Person: 13 Frau Dr. Anne-Fernandine Seyer ist Sie studierte Psychologie an der Uni- seit September 2019 als Psychologin versität Göttingen und promovierte beim psychologisch-heilpädagogi- dort im Jahr 2012 zum Thema „Der schen Fachdienst für das Kinder- und Einfluss des Abstands zwischen Ini- ......................................................................................................................................................................... INTERVIEW ......................................................................................................................................................................... Jugendwohnen sowie die Karl-Prei- tialschätzung und Ratschlag auf die INTERVIEW sing-Schule im Bathildisheim tätig. Ratschlagsnutzung“. Zuvor arbeitete sie als Schulpsycho- „Als wichtig erachte login am Staatlichen Schulamt in Fritzlar und davor an der Universität ich es, dass wir weiter- Psyche haben. Untersuchungen zu stark davon abhängt, wie sie die Kassel als Dozentin in der Lehrerbil- hin gut aufeinander Auswirkungen von Quarantäne- Bedrohung durch Corona für sich dung. maßnahmen, beispielsweise in Zu- selbst bewerten. Es scheint daher achten.” sammenhang mit SARS oder Ebola relativ plausibel, anzunehmen, dass haben gezeigt, dass bereits nach je näher einem die Erkrankung wenigen Tagen Quarantäne Zustän- kommt, desto höher auch die seeli- gleichbleibt, desto mehr gewöhnen Belastung dar. Dass bei Arbeit im de wie Angst, emotionale Erschöp- sche Belastung ausfällt. wir uns an sie. Diese sogenannte Homeoffice übliche Routinen und fung oder Niedergeschlagenheit Habituation, also Gewöhnung, strukturgebende Abläufe, wie z. B. ren, wie es den Menschen in unsere auftreten. in: Sie erwähnten die Studie aus führt dazu, dass auch ein solcher morgens pünktlich aufzustehen, Nähe geht, ob sie beispielsweise China. Gehen Menschen unterschied- Ausnahmezustand für uns gefühlt sich anzuziehen usw., eingehalten Anzeichen von Niedergeschlagen- in: Gibt es schon erkennbare Auswir- licher Kulturen auch unterschiedlich zum Alltag werden kann. Dabei werden sollen. Gegen Ängste und heit zeigen oder sich auf einmal kungen? mit Bedrohungen um? handelt es sich durchaus um einen Sorgen rund um das Virus wurde – ohne, dass es eine entsprechende in: Frau Dr. Seyer, das neue SARS- wichtigen Schutzmechanismus, der empfohlen, Medien bewusst und Vorgabe gibt – wieder zurückzie- Virus mit der damit verbundenen Dr. Seyer: Da Covid-19 noch eine Dr. Seyer: In der zuvor erwähnten unser Gehirn vor Überforderung nur in Maßen zu konsumieren. hen. Bei psychischen Erkrankungen Pandemie hält die Welt in Atem. Wir relativ „junge“ Pandemie ist, stehen chinesischen Studie fanden die For- bewahrt und dadurch auch unser Ebenso könne es hilfreich sein, ge- fällt es den Betroffenen oft schwer, werden immer wieder aufgerufen, bisher nur vereinzelte Untersu- scher heraus, dass Frauen, jüngere psychisches Wohlbefinden schützt. legentlich Entspannungsübungen aktiv zu werden und um Unterstüt- durch Einhalten von Hygieneempfeh- chungen zu den Auswirkungen zur Menschen sowie Menschen mit Eine plötzliche Veränderung in den durchzuführen und sich ausrei- zung zu bitten. Dann kann es hel- lungen und -vorschriften auf unsere Verfügung. Eine Studie aus China einem allgemein schlechten Ge- Gegebenheiten, wie z. B. ein drasti- chend zu bewegen. In ernsthaften fen, wenn jemand von außen den körperliche Gesundheit zu achten. zeigte, dass sich in der Bevölkerung sundheitszustand mehr Ängste und scher Anstieg der Infektionszahlen psychischen Krisen sollte natürlich Anstoß gibt und signalisiert, dass Was aber kann eine solche Pandemie relativ intensive psychische Aus- Stress äußerten. Ebenso zeigte sich und eine daraus resultierende Ver- professionelle Hilfe in Anspruch man für den anderen da ist. mit unserer Psyche machen? wirkungen wie z. B. Depressionen, hier, dass ein niedrigerer Bildungs- schärfung der Maßnahmen, kann genommen werden. Ängste und eine Vielzahl somato- abschluss und Partnerlosigkeit mit den Gewöhnungseffekt wieder in: Vielen Dank Frau Dr. Seyer und Dr. Seyer: Zunächst ist nahezu jede former Symptome manifestierten. einer höheren Wahrscheinlichkeit aufheben. Inzwischen sind die sozialen Ein- bleiben Sie gesund! Form der Ausnahmesituation oder Es ist natürlich immer fraglich, ob einhergingen, im Kontext von schränkungen vorerst nicht mehr Krise eine enorme Herausforderung man solche Ergebnisse ohne weite- Covid-19 an psychischen Erkran- in: Immer wieder berichten die Me- so gegeben. Menschen können für die menschliche Psyche, weil res auf den westlichen Kulturraum kungen zu leiden. Eine Befragung dien über Verhaltenstipps in einer wieder Kraft durch Austausch unsere üblichen Handlungsweisen übertragen kann – einen wichtigen durch Forscher des University Col- Krise, Netzwerke und kreative Ideen mit und die Nähe zu anderen und Routinen dann ausgehebelt Hinweis auf mögliche psychische lege London kam zu vergleichbaren verbreiteten sich fast schneller als das gewinnen. Auch das Aufsuchen werden bzw. nicht mehr greifen. Auswirkungen der Pandemie stel- Ergebnissen, was dann auch dafür Virus selbst. des Arbeitsortes und ein dadurch Da kann auch mal das Gefühl eines len sie dennoch dar. spricht, dass es sich dabei um kul- strukturierter Tagesablauf ist für Kontrollverlustes entstehen. turübergreifende Zusammenhänge Dr. Seyer: Zum Zeitpunkt der viele wieder möglich und wohltu- in: Spielt bei Folgen wie Angst oder handeln könnte. Kontakteinschränkungen kursier- end. Eine ausgewogene inhaltliche Im Zusammenhang mit Corona Depression auch eine intensive Aus- ten viele Hinweise, wie mit dieser Beschäftigung mit dem Thema sind es einerseits die Pandemie einandersetzung mit der Bedrohung in: Inzwischen wissen wir, dass Coro- Situation umgegangen werden „Corona-Virus“ sollte aber in jedem Literatur Brooks, S.K., Webster, R.K., Smith, L.E., Woodland, L., Wessely, S., selbst, die möglicherweise daraus eine Rolle? na uns wahrscheinlich noch länger kann – etwa, die sozialen Kontak- Fall aufrechterhalten werden. Als Greenberg, N. & Rubin, G.J. (2020). The Psychological Impact of Qua- resultierenden Ängste um die Ge- nicht zum gewohnten Alltag zurück- te weiterhin, aber beispielsweise wichtig erachte ich es zudem, dass rantine and How to Reduce It: Rapid View of Evidence. The Lancet, sundheit bzw. um das eigene oder Dr. Seyer: Systematische Untersu- kommen lässt. Kann sich der Mensch unter Nutzung von Videotelefonie wir weiterhin gut aufeinander ach- 395, 912-920. Verfügbar unter: https://www.thelancet.com/journals/ lancet/article/PIIS0140-6736(20)30460-8/fulltext das Leben nahestehender Perso- chungen zu einem solchen Zusam- an Gefahren gewöhnen? aufrecht zu erhalten. Soziale Iso- ten. Damit meine ich nicht nur das Fancourt, D., Bu, F., Mak, H. & Steptoe, A. (2020). Covid-19 Social nen, andererseits sind es die Fol- menhang konnte ich noch nicht lation und dadurch ggf. fehlende Einhalten von Abstands- und Hygi- Study – Results Release 1. Verfügbar unter: https://www.covidsocial study.org/results gen, welche die Maßnahmen, wie finden. Was aber bereits herausge- Dr. Seyer: Je länger die Corona- soziale Unterstützung stellen einen eneregeln, sondern auch und vor Liu, D. et al. (2020). Psychological Impact and Predisposing Factors of z. B. die soziale Isolation, für unsere funden wurde, ist, dass die psychi- Situation anhält und in etwa starken Risikofaktor für psychische allem, dass wir uns dafür interessie- the Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) Pandemic on General Pub- lic in China. The Lancet, preprint, 16 pages. Verfügbar unter: https:// sche Gesundheit von Menschen papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3551415 in 2/2020 | | in 2/2020
14 15 PIKSL LABOR KASSEL ......................................................................................................................................................................... CORONA ......................................................................................................................................................................... CORONA Verbindung zwischen echten und und Hardware nicht zu den Benutzer*innen passen. Zusätzlich fehlt auch oft das benötigte Wissen, da Bil- Ich möchte diesen Wunsch gleichzeitig als Einladung aussprechen: Kommt doch gerne mal bei uns im PIKSL digitalen Welten dung zur Digitalisierung zu wenig Raum hatte. Labor Kassel vorbei! Bei uns gibt es Frischhaltefolien über den Computertastaturen, manchmal einen Hund, Wir möchten, dass Menschen mit und ohne Behinde- der Uwe heißt, Kaffee, viele verschiedene Kabel, viele rungen gemeinsam Apps, Internetauftritte und Lern- Ideen, noch mehr Fragen und Freude, über jeden, der plattformen gestalten und entwickeln. Die Vision ist, da ist. dass sie die eigenen Vorlieben auf der eigenen Hard- ware einstellen, z. B. Reizarmut, Vereinfachung von Kai U. Bißbort Strukturen, einfache Sprache oder Sprachausgabe. Die würden von allen Anwendungen übernommen und müssten nie wieder manuell eingestellt werden. Während des Lockdowns konnten wir einen hohen „Welches Auto bist du heute?“ „Ein alter Alpha Romeo Um die Nonliner online zu erreichen, begannen wir digitalen Bildungsbedarf quer durch die Bevölkerung GTV 6. Der stand an der Goethestraße und ich bin zu telefonieren und erklärten ihnen per Telefon und feststellen. Unternehmen und Einrichtungen be- auch noch nicht wirklich da.“ Das Weekly im PIKSL WhatsApp, wie sie Zoom nutzen konnten. Das dau- merkten diesen Bedarf. Und wir bekamen vermehrt Hintergrund Labor startet jeden Dienstag um 11 Uhr mit einer erte im Einzelfall bis zu sieben Stunden. Aber das war Schulungsanfragen, vor allem im Rahmen des Aktion- kreativen – oder vielleicht sollte ich sagen „an den es wert, denn wir wurden mit Jubel, Tanzen und den Mensch-Förderprogramms „Internet für alle“. Digitale Vor knapp einem Jahr eröffnete in Kassel im Königstor 44 Haaren herbeigezogenen“ – Frage. Unser sieben- glücklichen Gesichtern derer belohnt, die zu verein- Teilhabe bekam eine ganz andere Bedeutung. Wer in das PIKSL Labor Kassel. Es entwickelt sich als ein Ort, an köpfiges Team von PIKSL-Mitarbeitenden und PIKSL- samen drohten. Jetzt konnten sie wieder an unseren den letzten Monaten keinen Zugang zu digitalen End- dem Menschen mit und ohne Behinderung in die digitale Expert*innen stellt sich der Frage und alle geben offenen (Online-) Zeiten teilnehmen. Wir sind Kompro- geräten hatte, blieb alleine. Welt eintauchen können. Inzwischen fördert die Aktion irgendwelche Antworten. Sieben Minuten später misse eingegangen: Wir haben Zoom genutzt, obwohl Mensch das Projekt, in dem sich Menschen mit Behinde- stehen wir alle vor unserem Kanban Board und alle es nicht komplett den aktuellsten Sicherheitsbestim- Unsere offenen Zeiten sind immer noch nicht so gut rung finden, die sich zu Experten weiterbilden, um anderen geben ein Update über den Fortschritt der übernom- mungen entsprach, und wir haben einige Probleme besucht wie vor dem Lockdown. Angst und Unsi- auf Augen-höhe den Einstieg in die Welt der digitalen Medi- menen Aufgabe. Und dann beginnt normalerweise per TeamViewer gelöst, obwohl das nicht der „PIKSL- cherheit bleiben. Einige unserer Gäste gehören zur en zu erleichtern. das Dienstagschaos: Alle versuchen, irgendwas voran- Weg“ ist, denn normalerweise sollen die Menschen Risikogruppe. Durch Hygienekonzept und Abstands- zutreiben. ihre Probleme unter Anleitung selbst lösen. Wr haben regelungen sind die Einschränkungen in unserem Armin Lesche, Christiane Barth und Anette Bourdon möch- festgestellt, dass alle digitalen Kommunikationslö- Labor weiterhin spürbar. Trotzdem genießen wir es ten die beiden hauptamtlichen PIKSL-Mitarbeitenden Mau- Ein Dienstag im März 2020: sungen kompromissbehaftet sind. Vor allem sind sehr sehr, Menschen wieder begegnen zu können. Wir rice Malten und Kai-Ulrich Bißbort ehrenamtlich unterstüt- Ich bin allein im Labor. Das PIKSL Labor ist geschlos- sichere Tools oft sehr kompliziert, weil sie doppelte lachen wieder mehr. Über Zoom war es viel schwieri- zen. Dafür haben sich die drei Ehrenamtlichen selbst auf sen. Das Weekly mit meinen Kollegen Moritz und Authentifikationen fordern: Vergessene Login-Daten ger, lockere Witze zu machen. eine Lernreise begeben. In den kommenden Monaten sind Maurice findet über Zoom Meetings statt. Wir fragen sind Problem Nr. 1 unserer Laborgäste. Schulungen der drei durch das PIKSL-Managementteam uns: „Wie sollen wir die Nonliner online erreichen?“ Die Das Internet verbindet uns. Aber es ersetzt die aus Düsseldorf geplant, in denen sie ihr Wissen festigen plötzliche Veränderung des Alltags im Lockdown ver- Die PIKSL Labore arbeiten daran, die erste und zweite menschlichen Begegnungen nicht. Wir sind ein Ort, an und erweitern können. ursachte bei vielen Menschen einen bunten Blumen- digitale Kluft (First and Second Level Digital Divide) dem wir bewusst gemeinsam lernen, uns gegenseitig strauß voller Emotionen: Mit einem Schlag werden gemeinsam zu überwinden. Die erste digitale Kluft wahrnehmen und uns Mut machen. Wir brauchen die Für das PIKSL Labor Kassel sind Forschung und Entwicklung Prioritäten verändert, vor allem das soziale Leben wur- besteht darin, dass nicht alle Menschen Zugang zum Verbindung in der echten und der digitalen Welt. Nur als Themen ebenfalls Interessant. In Zusammenarbeit mit de eingeschränkt, denn aus Physical Distancing folgte Internet haben. Dafür stellen wir in unserem Labor so schaffen wir es, Anettes Wunsch näher zu kommen, universitären Forschungseinrichtungen arbeiten die PIKSL- Social Distancing. Diesen Effekt konnten insbesondere Computer und Internet kostenfrei allen Menschen zur „dass mehr Menschen mit und ohne Behinderung Expert*innen in der Testung und Entwicklung barrierearmer Menschen leidvoll spüren, die – wie viele Menschen Verfügung. Die zweite digitale Kluft besteht, wenn die zusammen mehr Computer lernen!“ Angebote. mit Behinderungen – zur Risikogruppe gehören. kognitiven und physischen Anforderungen der Soft- in 2/2020 | | in 2/2020
16 17 ......................................................................................................................................................................... CORONA ......................................................................................................................................................................... CORONA Reisebeschränkungen, mit Maske dicht an dicht im Ferienflieger, Einschrän- kungen am Urlaubsort. Das hat bei einigen Menschen in diesem Jahr zur gedämpften Vorfreude auf den Urlaub und sogar zur Änderung der ursprüng- lichen Pläne geführt. Unserer Kolleginnen Jana Wenzlow und Juliane Diener berichten von ihren Erfahrungen. Wilde Tiere statt Strandurlaub Unseren diesjährigen Sommerurlaub wollten wir am Meer verbringen. Kok-sijde in Belgien sollte das Ziel Wir haben einige Mitarbeitende unseres Labors gefragt, sein. Aber es kam alles anders! Wegen Corona verscho- wie es ihnen erging ben sich alle Prüfungstermine meines Mannes und fielen genau in unseren Urlaub. Dazu kam, dass die Strände in Koksijde noch Armin (PIKSL-Experte): Benjamin (Praktikant) bis Anfang Juli gesperrt waren. Also „Ich begann zu vereinsamen, da ich Angst hatte raus- „Ich war normal arbeiten und habe noch weiterge- waren wir gezwungen, zu stornieren zugehen, weil ich zur Risikogruppe gehöre. Ich habe macht. Ich konnte keine Kollegen treffen. Ich konnte und diesen Urlaub auf das Jahr 2021 zu in den Medien verfolgt, wie die Regularien so sind nicht in die Türkei reisen. Wir durften keine Hochzeit verschieben. Wir haben uns dann ent- und die Ansteckungsraten, sowie die Inkubationszeit. Dann habe ich mir das Verhalten anderer Menschen machen. Und viele Freunde wurden depressiv. Vorher hab ich nicht so viel Handy und Computer gespielt. Natur pur schieden, eine Zoo-Tour mit unserem Sohn zu unternehmen. Der Duisburger angesehen, ob die sich dran halten mit dem Mund- Am Wochenende vor allem. Viele Leute sind dick ge- Zoo und die ZOOM-Erlebniswelt Gel- schutz und den Abständen. Dann habe ich mich lang- worden, weil sie keinen Sport gemacht haben, und Natur-Mandalas legen, senkirchen haben wir uns ausgesucht. sam getraut, mal im Park spazieren zu gehen oder mit einige Freundinnen von mir sind jetzt schwanger. Und Schwimmen im See, Die Corona-Einschränkungen waren da Mundschutz einzukaufen.“ viele Leute sind süchtig nach TikTok geworden, ich nur Ballspiele auf der Wiese: Für Dinge, die wir als Familie sehr unterschiedlich, genau genommen, manchmal.“ gerne erleben, ist Deutschland wunderbar geeignet. wie Tag und Nacht. Im Duisburger Zoo Anette (PIKSL-Expertin): Schon seit Jahren unser Reiseziel im Sommer. Daher waren die Einschränkungen sehr zu „Als die Corona-Zeit war, konnte ich nicht hierher zu Christiane (PIKSL-Expertin) keine große Umstellung für uns. Unterschied: Das Fe- spüren: Teilweise keine Tiere draußen, PIKSL gehen. Ich konnte nicht sooft einkaufen, weil ich „Ich konnte nicht weiterarbeiten, ich war blockiert, ich rienhaus war leider teurer (da sonst nichts frei), aber die Attraktionen fanden nicht statt, die ja Angst hatte, dass ich Corona kriege. Ich musste viel war total eingeschränkt. Beim Lernen und Arbeiten dafür wunderschön mit riesigem Garten (wenn man in Imbissstände nur teilweise geöffnet, einkaufen, damit ich nicht so oft ins Geschäft gehe. und was halt so war. Ich hatte das Smartphone neu, einer Wohnung lebt, ein Traum!). Die Gegend am Watt genauso die Toiletten. In der ZOOM- Die Kollegen, die hier bei PIKSL sind, konnte ich nicht d. h. einen neuen Vertrag, da ergaben sich Fragen – die war längst nicht so beliebt wie die Strände, daher: Erlebniswelt war bis auf zwei Attraktio- sehen. Zuhause konnte ich mich über Zoom unterhal- konnte ich mit den PIKSL-Kollegen erst danach so nach Abstand halten kein Problem! Dann noch eine Woche nen alles geöffnet und wir konnten alles ten. Das war eine gute Erinnerung in der Zeit. Ich hatte und nach besprechen oder ausprobieren.“ Zelten am See, zehn Minuten von meinen Schwieger- genießen. Mit dem entsprechenden Informationsfluss Angst gehabt. Ich habe einen Hund. Ich habe Angst eltern entfernt. Auch mal was anderes, der Zeltplatz und einem ausgezeichneten Hygienekonzept ist alles gehabt, Leute zu treffen, den Abstand zu halten. Und war richtig gut und überraschend leer: Erholung pur. möglich! Außerdem haben wir unter den Menschen, konnte auch nicht arbeiten wegen der Corona-Zeit.“ Hier also mein Tipp für alle Camper, auch für nicht auch in unserem Hotel, eine gegenseitige Rücksicht- Corona-Zeiten: www.campingplatz-spadener-see.de nahme erlebt. Juliane Diener Jana Wenzlow in 2/2020 | | in 2/2020
Melissa von Briel arbeitet in den Bathil- 18 19 disheimer Werkstätten in der Verpackung und Montage. Sie lebt ebenso wie Sandra Sarah Wolf lebt in der Wohngruppe Fabula. Göbel in der inklusiven Wohnanlage „Am Die 14-Jährige besucht die Karl-Preising- Zimmerplatz“. Schule. ......................................................................................................................................................................... CORONA ......................................................................................................................................................................... CORONA „Meine Oma habe ich zuletzt vor Corona gesehen.“ Sandra Göbel arbeitet bei der Bio-Garten Flechtdorf GmbH. Wir haben mit DREI KlientINNen des Bathildisheims gesprochen, wie sie die Zeiten mit Corona bisher erlebt haben von Briel: Ja, es war jeden Tag der Frühdienst da, weil von Briel: Anfangs war die Berichterstattung zu häufig wir ja nicht an der Arbeit waren. und zu viel, überall nur „Corona, Corona“. Wie geht es Ihnen aktuell, und was macht das Thema Göbel: Ich wäre auch lieber an die Arbeit gegangen Göbel: Die Mitarbeiter*innen mussten für uns einkau- Was glauben Sie, wie die weitere Entwicklung sein wird? Corona mit Ihnen? als zu Hause rumzusitzen, aber ich habe Fenster ge- fen gehen. putzt und Wäsche gewaschen. Viele Dinge gemacht, Sarah: Ich habe mit Papa über eine zweite Welle ge- Sarah: Mir geht es aktuell gut. Aber ich habe Angst, für dich ich sonst nicht so viel Zeit habe. Wie wurde in Ihren Wohngruppen mit den Besuchs- sprochen. Es wäre doof, wenn die Läden wieder schlie- mich anzustecken. regeln umgegangen? ßen würden. Ich weiß aber nicht, ob das noch einmal Gab es Dinge, die Sie nicht machen konnten, die Ihnen passiert. von Briel: Mir geht es gut, aber die Leute sind so ag- aber wichtig sind? Sarah: Eine Zeit lang war die Wohngruppe geschlos- gressiv und ungeduldig geworden. sen, danach durften wir keinen Besuch empfangen von Briel: Ich könnte mir vorstellen, dass im Herbst Sarah: Ich konnte mich nicht mehr so einfach mit und jetzt müssen Besucher vorher anrufen, sich die oder Winter eine zweite Welle kommt. Ich bin anfällig Göbel: Mir geht es gut, ich habe mich an die Situation Freundinnen treffen. Am Esstisch in meiner Wohn- Hände waschen und es wird bei ihnen Fieber gemes- für Erkältungen, das ist schon ein Problem. gewöhnt und habe keine Angst, mich zu infizieren. gruppe gibt es eine Scheibe, um jeden Einzelnen zu sen. schützen, Spiele können wir aber trotzdem noch spie- Göbel: (zieht die Schultern hoch) Ich weiß nicht, ob es Schützen Sie sich vor dem Virus? len. Schade war auch, dass ich fünf Monate lang nicht Göbel: Wir müssen absprechen, wer wann Besuch eine zweite Welle geben wird. zur Ergotherapie gehen konnte, da gehe ich gerne hin. empfangen darf. Aber ich kann schon mit allen Freun- Sarah: Mein Mundschutz ist immer dabei, ich des- Kuscheln auf dem Sofa beim Fernsehgucken ging auch den Kontakt halten. Macht Sie etwas nachdenklich? infiziere mir die Hände, wasche sie oft und gehe auf nicht mehr. Abstand. Hat es auch positive Veränderungen gegeben? Sarah: Ich mache mir Gedanken, dass ich krank wer- von Briel: Besuche durfte ich erst wieder empfangen, den könnte oder jemand, den ich gern habe. Ich ma- von Briel: Ich halte mich an die Hygieneregeln. nachdem das Schutzkonzept in Kraft getreten ist, vor- Sarah: (grinst) Ich darf keinen Küchendienst mehr ma- che mir Sorgen um Oma und Opa. her habe ich Sprachnachrichten verschickt und Video- chen. Als keine Schule war, konnte ich länger schlafen. Göbel: Ich gehe auf Abstand. anrufe gemacht, um den Kontakt zu meinen Freunden Beim Homeschooling kamen die Lehrer in die Gruppe von Briel: Ich mache mir Gedanken, wie lange es wohl nicht zu verlieren. Ich hatte monatelang keine Kran- und wir haben nicht nur gelernt, sondern auch gemalt, noch dauert. Meine Oma habe ich zuletzt vor Corona Hatten Sie bisher Einschränkungen im Alltag? kengymnastik. Das ist sonst an der Arbeit und die gebastelt und Musik gehört. Das war schön. gesehen. durften keine Hausbesuche machen. Sarah: Ich durfte anfangs nicht mehr alleine in die von Briel: Positiv fand ich, dass der Frühdienst im Göbel: Ich mache mir auch Gedanken um andere, Stadt gehen. Meine Schule war lange geschlossen. Der Göbel: Ich konnte meine Freunde nicht sehen und bin Lockdown mehr Zeit für uns hatte. Außerdem habe ich habe Angst, dass sich jemand anstecken könnte. Konfirmandenunterricht ist auch ausgefallen. froh, dass mein Freund mich jetzt wieder besuchen das Malen wieder für mich entdeckt und möchte viel- darf. Und meine Geburtstagfeier muss ich nachholen. leicht auch einen Malkurs im badz besuchen. Vielen Dank für das Interview. von Briel: Mir war so langweilig als ich nicht rausge- hen durfte. Ich wäre lieber an die Arbeit gegangen. Hat sich die Art Ihrer Unterstützung durch die Mitarbei- Verfolgen Sie die Berichte im Fernsehen, in der Zeitung, Außerdem habe ich eine Woche mit Grippe im Kran- tenden verändert? in den sozialen Medien? Das Interview führten Martina Rösch und Heike Saure am 24.8.2020 kenhaus gelegen. Da war es eine große Einschrän- kung, dass mich niemand besuchen durfte. Sarah: Ja, die tragen alle einen Mundschutz und mes- Sarah: ja, ich gucke jeden Abend Logo. Das ist mir sen mir jeden Tag Fieber. schon wichtig. in 2/2020 | | in 2/2020
20 21 ......................................................................................................................................................................... NACHDENKLICHES ......................................................................................................................................................................... NACHDENKLICHES Gibt es gerade etwas, das Sie so Obwohl niemand diese Krise ver- „Was ihr getan habt einem von genteil gerade eher die schädigen, richtig nervt an Corona …? Das schuldet hat, trifft sie die einen diesen meinen geringsten Brüdern die schon so oft geschädigt sind. Tragen der Masken beim Einkau- schwer – und andere gar nicht. und Schwestern, das habt ihr mir Wer Corona so einfach zur Strafe fen vielleicht oder der abgesagte Haben die einen die vergangenen getan“, sagt Jesus (Mt. 25,40b) erklärt, der steht in der Gefahr, sich Urlaub, die abgesagte Feier? Viel- Monate als wohltuende Auszeit vorschnell aus der Verantwortung leicht auch die Ignoranz mancher vom Alltagsstress wahrgenommen, Der zerstörerischen Kraft von Co- zu ziehen und nicht mehr zielge- Menschen beim Umgang mit dieser sind andere in den wirtschaftlichen rona setzen wir Nächstenliebe und richtet und angemessen mit der Herausforderung? Ruin getrieben worden. „Auszeit“ innere Verbundenheit entgegen, Situation umzugehen. für die einen, „Aus der Traum“ für auch wenn wir nach wie vor Ab- Machen Sie einmal diese Übung die anderen. Wie so oft gibt es stand halten müssen. Das tut uns Es gibt ja durchaus Zusammen- Corona ist lateinisch und heißt: Krone (vorgeschlagen von Susanne Nie- Gewinner und Verlierer. Das ist un- und unserer Gesellschaft gut. hänge, die nicht geleugnet werden meyer, einer Publizistin und Auto- gerecht. Also können wir in all der Erschüt- können: Wir müssen kritisch über rin): terung doch auch etwas Gutes die Globalisierung reden, über den • Schreiben Sie zehn Sachen auf, die Sie nerven – so richtig nerven. Margot Käßmann, die ehemalige Bischöfin von Hannover und Ex- erkennen? Umgang mit Minderheiten, über kaputt gesparte Gesundheitssyste- • Wählen Sie die Sache aus, die für Sie am schlimmsten ist. Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche von Deutschland, bringt Corona, das ist lateinisch und heißt: me überall und schlecht bezahlte „Krone“. Die Wissenschaftler haben Pfleger*innen zudem. • Stellen Sie sich vor, jemand schreibt Ihnen einen Brief und er- deshalb einen „Corona-Soli“ ins Ge- spräch: Diejenigen, die aus der Krise diesem Virus diesen Namen gege- ben, weil es wohl unter dem Mikro- Das ist nichts, was Gott zu verant- klärt, warum gerade diese Sache als Gewinner hervorgegangen sind skop einer Krone so ähnlich sieht. worten hat. Gott tut uns Gutes eigentlich als großartig zu preisen oder keine Nachteile hatten, geben und …: er „krönt“ uns. Aber nicht ist, ein Geschenk, das Ihr Leben etwas ab an die, die durch diese Wie gut aber, dass es noch ganz mit einem Virus, sondern mit Gnade bereichern wird. Krise auch wirtschaftlich in die Krise andere Kronen gibt: in einem be- und Barmherzigkeit! • Seien Sie dieser Jemand und schreiben Sie diesen Brief. geraten sind. Ein interessanter Ge- danke! Aber auch umsetzbar? kannten Psalm heißt es etwa: „Lobe den Herrn meine Seele und Und das heißt, wir müssen uns • Seien Sie dabei maßlos, übertrie- ben und verrückt. Solidarität ist ein wichtiger Motor vergiss nicht, was er dir Gutes getan nicht fürchten vor dem, was hat (…), der Dich krönet mit Gnade kommt, sondern können getrost • Hängen Sie diesen Brief an Ihren Kühlschrank und machen Sie mit zum Handeln. Viele Menschen konnten sie in den letzten Monaten und Barmherzigkeit …“ und mit viel Hoffnung und Vertrau- en in die Zukunft blicken. Und mit Ihrer Arbeit weiter. erleben und spüren. Ein Zeichen In diesem Psalm lese ich von den dieser Hoffnung können wir dann der Nächstenliebe nennen wir guten Zusagen Gottes. vielleicht auch das Nervige so an- Ich gebe zu, es ist gerade keine Christinnen und Christen das. Viele nehmen und umgestalten, dass wir leichte Zeit, und da mag auch eine wären nicht durch die letzten Mo- In den letzten Monaten habe ich sie am Ende dann doch auch selbst solche Übung erst einmal nichts nate gekommen, wenn ihnen nicht dagegen an manchen Stellen gele- spüren und andere spüren lassen: daran ändern. Und nicht jeder kann Menschen zur Seite gestanden hät- sen und gehört, dass Gott uns die- die Krone der Gnade und Barmher- oder muss dieser Krise etwas Positi- ten, um sie zu unterstützen und zu ses Virus geschickt habe zur Strafe. zigkeit Gottes. ves abgewinnen. ermutigen auf vielfältige Weise. Ein- Dem muss ich widersprechen. Gott samkeit, Trauer und Angst hatten schickt keine Krankheit, um uns Pfarrerin Maren Jahnke und haben nicht das letzte Wort. zu bestrafen oder zur Besinnung zu bringen. Diese Strafe würde ja alle gleich betreffen – und im Ge- in 2/2020 | | in 2/2020
Bathi Junior 22 23 Vom Angebot zur Eigenverantwortung ......................................................................................................................................................................... BERICHTE ......................................................................................................................................................................... BERICHTE KINDERSEITE Mitarbeitende zeitgestaltung der Teilnehmenden. können sich Tipps rund um Ernährung, Es führt dazu, dass sie in Stresspha- Detektiv Paul Fitness und Stress- sen besonders gut auf ihr Gesund- Geisterjagd bewältigung holen. heitsverhalten (ausreichend Schlaf, viel Bewegung, gesunde Ernährung und wenig Alkohol/Rauchen) ach- ten. In Sachen Ernährung machte im Schloss die Umfrage deutlich, dass die Im alten Schloss wurde in der Teilnehmenden nicht nur mehr zu letzten Nacht ein unheimliches Vollkornprodukten greifen, sondern Gespenst gesichtet. Detektiv Paul Lebensmittel bewusster zubereiten wird vom Grafen beauftragt, sich und weniger Fleisch- und Wurstpro- der Sache anzunehmen und das dukte konsumieren. Gespenst einzufangen. Doch was Paul in der nächsten Nacht be- Die Befragung ließ erfreulicherwei- obachtet, verschlägt ihm fast die se auch den Schluss zu, dass die Sprache. Teilnehmenden schon im Vorfeld laut eigenen Angaben über ein gu- Nicht nur ein Gespenst treibt hier Vor rund drei Jahren stellte sich setzt nicht auf Kurse und Angebote, tes Gesundheitswissen verfügten sein Unwesen, sondern viele Geis- bei einer Mitarbeiterbefragung im sondern schult und fördert die Ei- und mit ihren eigenen Daten wie ter sind im Schloss unterwegs. Bathildisheim e. V. heraus, dass sich genverantwortung jedes Einzelnen Blutdruck, Cholesterin- und Blut- Doch wie viele Gespenster sind es viele Mitarbeitende ein betrieb- in Bezug auf Ernährung, Bewegung zuckerspiegel, BMI und körperliche nun ganz genau und welche An- liches Gesundheitsmanagement und Stressbewältigung. Fitness vertraut sind. zahl von Geisterfallen muss Paul wünschen. Dem ist der größte dementsprechend besorgen? Arbeitgeber in Nordwaldeck nach- Ziel ist es, die Risikofaktoren zu Schwierig umzusetzen ist weiterhin gekommen. Inzwischen hat es erkennen, die zu einer Zivilisations- die Einhaltung von regelmäßigen sich etabliert und wurde laut einer krankheit führen können. Wohlwis- Mahlzeiten aufgrund von Anforde- Sudoku weiteren Umfrage sowohl von den send, dass dieses Konzept Willen, rungen und äußeren Umständen Mitarbeitenden als auch von exter- Disziplin und Zeit erfordert, sind im Alltag. ner Seite als sehr positiv umschrie- zwei Termine im Abstand von sechs ben. „Unsere Bemühungen, die Monaten bei Heike Kosel vorgese- Laut Umfrage betätigen sich im Mitarbeitenden in ihrer Gesundheit hen, die beratend jeden Einzelnen Durchschnitt alle Beteiligten an vier Setze die Ziffern zu unterstützen, sind angekommen begleitet. Sie gibt auch Strategien statt an drei Tagen sportlich mit 1, 1, 1, 1, 1, 1, 2, 2, 2, 2, 3, 3, 3, 3, 3, und erzielen eine positive Wirkung“, und Methoden an die Hand, Verhal- moderater körperlicher Aktivität, 3, 4, 4, 4, 4, 4, 5, 5, 6, 6, 6, 6, 7, 8, 8, freut sich die interne Gesundheits- ten langfristig zu ändern. dabei stieg die Dauer der sport- 8, 8, 9, 9, 9, 9, 9 beraterin Heike Kosel. lichen Betätigung von 30 auf 40 so in die leeren Felder ein, dass in (Auflösungen auf Seite 31) Erfahrungen einer Pilotgruppe von Minuten, womit die Empfehlung jeder Reihe, in jeder Spalte und im Um ein eigenes Gesundheitsma- 100 Mitarbeitenden zeigen, dass der Weltgesundheitsorganisation jedem 3x3-Block alle Ziffern von 1 bis nagement für die knapp 900 Mit- sich laut Selbsteinschätzung so- erreicht wurde. 9 genau einmal vorkommen. arbeitenden anzubieten, hat sich wohl die Aspekte der Stressbewäl- das Bathildisheim Hilfe von der tigung als auch der Ernährung und padoc – health & productivity aus der Bewegung bereits verbessert Hamburg geholt. Dieses Modell haben. So hat das Projekt besonde- ren Einfluss auf die bewusste Frei- in 2/2020 | | in 2/2020
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