Heiße Marken - FHWien der WKW

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Heiße Marken - FHWien der WKW
DAS MAGAZIN FÜR MANAGEMENT & KOMMUNIKATION DER FHWIEN DER WKW   03|SEPTEMBER 2014

                                                 »Da bin ich für 49 Pfennig
                                                 die Zeile in den Krieg gezogen«
                                                  Der Journalist und Nahost-Experte
                                                  Karim El-Gawhary im Interview

                            In alter Frische
                            »Age Diversity Management«
                            als Erfolgsfaktor

       Was macht eigentlich ...
       ... jemand, der Journalismus
       studiert hat? Drei Berufs-Porträts

Heiße Marken
Wie Marken zum Glühen gebracht werden
und sich in unser Bewusstsein einbrennen.
Heiße Marken - FHWien der WKW
KLEINES
                    MARKENQUIZ
                    Reihen Sie die Top 10 der
                    österreichischen Marken
                    nach ihrem Wert:
                    ›› Casinos Austria
                    ›› Erste Bank
                    ›› Novomatic
                    ›› OMV
                    ›› Raiffeisen
                    ›› Red Bull
                    ›› Spar
                    ›› Swarovski
                    ›› Telekom Austria Group
                    ›› ÖBB
                    Antwort auf Seite 7

Die richtigen
Brandzeichen
haben Österreichs
Top-10-Marken
gesetzt.
Heiße Marken - FHWien der WKW
marketing

                                                        HEISSE
                                                        MARKEN
                                               Wie entstehen Kultmarken wie Manner oder Hard Rock Cafe?
                                             studio! hat sich bei Profis aus der Branche erkundigt – und ihnen
                                              dabei über die Schulter geblickt, wie sie auch die MedUni Wien
                                                      zu einer starken Marke aufbauen. VON EVA WOSKA-NIMMERVOLL

                      D
                               ie rosafarbene Verpa-        dass Kunden loyal bleiben, Freude                     Österreich betraut. Die interna-
                               ckung, der matrosen-         an der Marke haben – und kaufen                       tional etablierte Kette eröffnete
                               blaue, geschwungene          und konsumieren. Da aber nicht                        kürzlich eine Niederlassung in der
                      Schriftzug und zwei knusprige         jedes Label »zum Anbeißen« ist,                       Wiener City – mit großem Erfolg.
                      Schnitten: Dieses Bild kennen         variieren die Anforderungen an       Hubert Nagele    »Diese Kultmarke steht für einen
                                                                                                 promotet das
                      wir – so gut, dass schon der Name     den Aufbau einer starken Marke:      Hard Rock Cafe   Mix aus gutem Essen, Feiern,
                      »Manner« die Waffeln gedanklich       Bei Manner sind sie anders als       Wien.            Musik – also einfach dafür, das
                      knacken und die Haselnusscreme        bei der medizinischen Universität                     Leben zu rocken«, erklärt Nagele.
                      auf der Zunge zergehen lässt. Das     oder dem Hard Rock Cafe.                              »Auch der Charity-Gedanke der
                      Unternehmen verkörpert Traditi-                                                             Gründer spielt dabei mit.« Zwei
                      on, weckt Kindheitserinnerungen       Das Leben rocken. Das Freiheitsge-                    amerikanische Hippies eröffneten
                      und kann damit, letztlich ganz un-    fühl bei seiner ersten Englandrei-                    1971 das erste Hard Rock Cafe in
                      romantisch, die Verkäufe steigern.    se als Jugendlicher wird Hubert                       London. Die Philosophie, auch
                      Für die erfolgreiche Positionie-      Nagele nie vergessen. Verbunden                       immer für Bedürftige etwas zu tun
                      rung der Marke hat das internatio-    ist dieses Gefühl mit dem Besuch                      und den Teamgeist hochzuhalten,
                      nale Marken-Kolloquium Manner         des Hard Rock Cafes in London,                        prägte das Image der Marke nach-
                      im Juli einen Award verliehen:        »Das war damals quasi Pflichtpro-                     haltig. »Man kann als Agentur
                      »Manner ruft Bilder im Kopf her-      gramm«, erzählt Nagele schmun-
                      vor, die uns positiv beeinflussen«,   zelnd. Heute befasst sich Hubert
                      sagt die Jury, für die Emotionen      Nagele von Berufs wegen mit dem
                      bei der Markenentwicklung im          Hard Rock Cafe. Seine Agentur        »MANNER RUFT BILDER IM
FOTO: REINHARD LANG

                      Vordergrund stehen. Angenehme
                      Gefühle würden langfristig an
                                                            identum – Agentur für Marken-
                                                            charisma ist mit der Promotion
                                                                                                 KOPF HERVOR, DIE UNS POSITIV
                      eine Marke binden und schaffen,       des ersten Hard Rock Cafes in        BEEINFLUSSEN.«      JURY DES MARKEN-KOLLOQUIUMS

                            SEPTEMBER 2014                                                                                                         3
Heiße Marken - FHWien der WKW
marketing

                                                                                      »Uhu« hat sich
                                                                                        als Synonym
                                                                                      für Klebstoff in
                                                                                     den Wortschatz
                                                                                        eingebrannt.

fast nichts falsch machen bei                                Magie des Mitgestaltens. Dieses
dieser facettenreichen Markenge-                             braucht man, um eine Marke zu
schichte«, sagt Nagele. Bereits die                          etablieren. »Zuerst muss sich die
Einladung zur Pressekonferenz             Thomas Hotko       Führungsriege fragen: Warum
anlässlich der Eröffnung rief gro-        ist Managing       stehe ich jeden Tag auf und gehe
                                          Partner
ßes mediales Echo hervor: »Wir            der Agentur        zur Arbeit?« Viel Geld zu verdie-
waren erstaunt, welche Zugkraft           brainds.           nen sei ein Ergebnis und nicht
diese Marke hat.« Vermutlich                                 die grundsätzliche Motivation, so
teilt Nagele seine persönlichen                              Nagele. Meist stünden Pionier-
Erinnerungen mit vielen Jour-                                geist, die Suche nach Perfektion,
nalistInnen des Landes, die in                               die Arbeit im Team oder gesell-
den 1980er- und 90er-Jahren als                              schaftlicher Nutzen an erster
Jugendliche die Welt bereisten.
Auch unter 30-Jährige zeigen sich,
nicht nur via Facebook, begeistert.         »DIE MISSION DES UNTERNEHMENS
Das Hard Rock Cafe Vienna ist ein
attraktiver Arbeitgeber – Hunderte          MUSS ZU EINEM LEITMOTIV                                     einer Marke, die extern entsteht,
                                                                                                        muss den MitarbeiterInnen müh-
Interessierte kamen, um sich um
einen Job in Wien zu bewerben.
                                            AUSGEARBEITET WERDEN.«             HUBERT NAGELE            sam vermittelt werden – und wird
                                                                                                        von denen dann oft nicht ver-
Den Grund für die starke Arbeit-                                                                        innerlicht. Darum geht brainds
gebermarke sieht Hubert Nagele                               Stelle. Nagele ist sich sicher: »Die       den umgekehrten Weg. Ihr Brand
darin, dass »die Organisations-                              Mission des Unternehmens muss              Prototyping ist eine Methode für
kultur stimmt – sie lebt von einem                           von möglichst vielen Mitarbeitern          mitarbeiterstarke Unternehmen
sinnstiftenden Thema«.                                       zu einem Leitmotiv ausgearbeitet           und Organisationen; die Marken-
                                                             werden.« Nur daraus lasse sich             entwicklung setzt innerhalb des
                                                             die Mission nach und nach in               Unternehmens an: Bereits bei
                                                             allen Unternehmensbereichen                der ersten Analyse sind inter-
                                                             zum Leben erwecken: »Es liegt              ne Stakeholder eingebunden.
                                                             eine große Magie in dieser Mit-            Sie diskutieren in moderierten
                                                             gestaltung.« Erst dann sei an eine         Fokusgruppen, in denen alle
                                                             strategische Markenentwicklung             aktuellen Aspekte der Marke
           WAS EINE MARKE KILLT                              zu denken, die längerfristig Erfolg        abgeklopft und zukünftige Mög-
           (»BRAND GENOCIDE«)                                auf allen Ebenen beschert. »Das
                                                             Bewusstsein dafür haben viele
                                                                                                        lichkeiten ausgelotet werden. In
                                                                                                        Workshops entstehen schließlich
           Produktionsfehler und Umweltskandale können       nicht am Schirm«, analysiert Na-           verschiedene Markenwelten.
           dem Image nachhaltig schaden (siehe Inter-        gele. Eine Einschätzung, die auch          »Brand Prototyping basiert auf
           view); aber es gibt auch eine »unerwünschte
           Nebenwirkung«, wenn die Marke zu erfolgreich
                                                             Thomas Hotko von der Agentur               der Erkenntnis, dass Emotionen
           ist: Wird eine starke Marke in der Alltagsspra-   brainds teilt: »Oft wird Marke mit         bei strategischen Entscheidun-
           che zur Gattungsbezeichnung – zum Beispiel        Logo verwechselt. Auch heute               gen immer mitspielen«, erklärt
           »Uhu« für Klebstoff –, so führt das zum Verlust   sagen viele Entscheidungsträger            Thomas Hotko. »In einer Mar-
           bestimmter Markenrechte.                          noch: ›Das soll mir doch eine              kenwelt müssen kulturelle und
                                                             Agentur machen.‹« Das Konzept              emotionale Phänomene spürbar

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marketing

                                                                               »Der Bekanntheitsgrad allein
                                                                               bringt gar nichts«
                                                                               Was ist eine starke Marke? Manfred
                                                                               Enzlmüller, Sachverständiger für Marketing,
                                                                               kann ihren Wert berechnen.

                                                                               Wer legt wie fest, was               sind, das Preispremium dafür zu
                                                                               eine Marke wert ist?                 zahlen. Dem Vertrauen muss der
                                                                               Enzlmüller: Seit Dezember 2010       neue Eigentümer der Marke dann
                                                                               gibt es für die Berechnung eines     ebenso wie der frühere gerecht
                                                                               Markenwerts die ÖNORM A              werden.
                                                                               6800. Dabei werden Recht, Markt,
                                                             Manfred Enzl-     Finanzen und verhaltenswissen-       Was bedroht den
                                                             müller rechnet    schaftliche Aspekte berücksich-      Wert der Marken?
                                                             für die Agentur
                                                             Die Marken-       tigt. Man kann damit genau den       Enzlmüller: Eine Marke ist, wie wir
                                                             Wertexperten.     Wert einer Marke festmachen.         Menschen, anfällig für Viren. Das
                                                                                                                    können Einbrüche im Produkti-
                                                                               Wozu braucht man Markenwerte?        onsbereich, ein Umweltskandal
                                                                               Enzlmüller: Gemäß den österrei-      oder sonstige imagegefährdende
                                                                               chischen Rechnungslegungsvor-        Ereignisse sein. Der Bekanntheits-
                                                                               schriften dürfen immaterielle        grad allein bringt gar nichts. Ein
                      gemacht werden: über Wörter,                             Vermögensgegenstände des             Konjunkturtief kann genügen –
                      Bilder und andere Sinnesreize.«                          Anlagevermögens – zum Beispiel       und plötzlich hat niemand mehr
                                                                               Marken mit Markenrechten – nur       Interesse an der Marke, so be-
                      Tradition – wertvoll oder verstaubt?                     dann in der Bilanz aktiviert wer-    kannt sie auch sein mag. Darum
                      Derzeit verhilft Thomas Hotko der                        den, wenn sie entgeltlich erwor-     muss man eine Markengeschichte
                      MedUni Wien auf diese Weise zu                           ben wurden. Wird ein Unterneh-       langfristig aufbauen und die
                      einem neuen Markenauftritt. In                           men allerdings verkauft, wird        Marke immer mit neuen Inhalten
                      Workshops erarbeiten Vertrete-                                                                »aufladen«. Wenn ein Unterneh-
                      rInnen aus Lehre, Forschung und                                                               men den Zug der Zeit verliert,
                      Klinik gemeinsam mit Studie-
                      renden und dem Rektorat unter
                                                             »MAN MUSS EINE MARKENGESCHICHTE                        ist es das Schlimmste, was einer
                                                                                                                    Marke passieren kann.
                      Anleitung das Selbstbild, das die      LANGFRISTIG AUFBAUEN UND DIE
                      MedUni Wien in Zukunft ver-
                      mitteln will. Die MedUni Wien,
                                                             MARKE ›AUFLADEN‹.«           MANFRED ENZLMÜLLER
                                                                                                                    Wie lange brauchen Sie, um einen
                                                                                                                    Markenwert zu berechnen?
                      Gründungsfakultät der Univer-                                                                 Enzlmüller: Vorausgesetzt, es sind
                      sität Wien vor 650 Jahren, ist seit                      dieser Wert angesetzt. Oft macht     valide Daten der letzten drei bis
                      zehn Jahren eigenständig. Damals                         der Markenwert 70 bis 90 Prozent     fünf Jahre vorhanden, braucht
                      musste rasch ein Logo entwickelt                         des Unternehmens aus. Auch bei       unser Institut etwa sechs bis acht
                      werden – für eine genaue Analy-                          Lizensierungen und Markenstrei-      Wochen.
                      se der Werte der Universität war                         tigkeiten kommt der Markenwert
                      keine Zeit. »Einerseits repräsen-                        ins Spiel.
                      tiert die MedUni Wien Tradition,
                      Glanzzeiten und Nobelpreisträger,                        Verliert die Marke an Wert,          Sie berechnen, was Marken wert sind:
                                                                                                                    www.diemarkenwertexperten.at
                      andererseits moderne Forschung,                          wenn sie verkauft wird?
FOTO: REINHARD LANG

                                                                                                                    www.europeanbrandinstitute.com
                      Lehre und Kompetenz«, sagt                               Enzlmüller: Der Käufer einer Marke
                      Johannes Angerer, Leiter Kommu-                          kauft einen Vertrauensvorschuss      Mehr zur ÖNORM 6800:
                      nikation und Öffentlichkeits-                            bei den Kunden, die ja auch bereit   www.austrian-standards.at

                             SEPTEMBER 2014                                                                                                                5
Heiße Marken - FHWien der WKW
marketing

                                                             arbeit an der MedUni Wien. »Jetzt       lich. »Wir müssen uns fragen:
                                                             ist es an der Zeit, ein klares Profil   Können wir das wirklich, was wir
                                                             zu erarbeiten und zu zeigen.« Für       darstellen wollen? Wo sind wir
                                                             ihn steht fest, dass man Profilie-      wirklich spitze und was können
                                                             rung nicht »am Reißbrett erfin-         wir nicht?« Deshalb sieht er im
                                                             den kann«. Daher hält er auch           Brand Prototyping den idealen
                                                             bei der Markenentwicklung eine          Weg, alle und alles in der MedUni
                                                             möglichst breit angelegte Par-          Wien unter einen Hut, also eine
                                                             tizipation der Mitarbeiterinnen         Dachmarke, zu bringen. In den
                                                             und Mitarbeiter für unumgäng-           Workshops sind Angerer und Hot-

                       Der Bio-Blick auf Österreichs Supermärkte
                       Was denken Bio-KonsumentInnen über Spar, Billa, Merkur und Hofer?
                       Martin Pittner von der FHWien der WKW befragte 709 von ihnen für
                       seine Dissertation.

                       Spar war für die Befragten der        äpfel aus Ägypten kommen«. Das          zu schaffen. Und man muss die
                       Fairste im Wettbewerb und             Marketing müsse Authentizität           Natur schmecken.« Das Ver-
                       vermittelte am häufigsten das         richtig vermitteln und die Konsu-       ständnis für die Landwirtschaft
                       Bild, gesellschaftliche und soziale   mentInnen wieder näher an die           und deren Kreisläufe müsse das
                       Anliegen zu unterstützen und          ProduzentInnen heranführen.             Marketing vermitteln – damit
                       ProduzentInnen in der Dritten         Für Spar selbst ist vor allem »der      die Marke »echt« wirkt. Während
 Martin Pittner        Welt gerecht zu entlohnen. Um         richtige Mix aus Bodenständigkeit       Ja!Natürlich in Österreich eine
 leitet den Bereich    Nachhaltigkeit und biologischen       und Modernität« erfolgsbringend         Vorreiterrolle genießt, hat Billa
 Marketing, PR &
 Neue Medien an        Anbau richtig zu vermarkten,          – und Mirjam Weichselbraun als          selbst weniger gut abgeschnitten:
 der FHWien der        lässt sich das Unternehmen seit       Werbebotschafterin.                     Bei der Kette stach das Bild der
 WKW.
                       Jahren vom Sustainable Europe                                                 unfairen Behandlung der Mitar-
                       Research Institute (SERI) beraten.    Die Natur muss schmecken. Bei           beiterInnen hervor. »Billa könnte
                       »Die Bio-Eigenmarken sind längst      Ja!Natürlich hat das Schweinchen,       seine soziale Reputation steigern,
                       gut positioniert«, sagt Christine     das in Stefan Ruzowitzkys TV-Spot       indem es seine Unternehmens-
                       Ax von SERI, »allerdings nur in       fröhlich grunzt, die Marke mit­         marke intensiver mit der Bio-
                       einer begrenzten Käuferschicht.       etabliert. In Pittners Dissertation     Eigenmarke verbindet«, so Pittner.
                       Nun geht es darum, nachhaltige        kam dem Rewe-Biolabel damit             Auch Hofer empfiehlt er, die
                       Produkte zu mainstreamen.« Bio        das größte Vertrauen zu: Es galt        schlechte Reputation bezüglich
                       als Kennzeichen werde in Zukunft      als sympathischstes mit hoher           des Umgangs mit MitarbeiterIn-
                       nicht mehr ausreichen – »wenn         Qualität, artgerechter Tierhaltung,     nen auszugleichen. Hofers öffent-
                       beispielsweise die ›heurigen‹ Erd-    umweltfreundlicher Verpackung           liche Kommunikation wirkte bei
                                                             und gutem Geschmack. Ein Er-            den Bio-KonsumentInnen dafür
                                                             folg, auf dem man sich nicht aus-       besonders aufrichtig, zudem wird
                                                             ruhen dürfe: »Eine Marke muss           ihm das größte Engagement in
                                                             laufend gepflegt und mit innovati-      grüne Projekte attribuiert. Merkur
 Die Dissertation zur Reputation
der Bio-Marken ist im September                              ven Ideen gestützt, die Sortimente      befand sich in den meisten Ka-
         2014 im Springer-Verlag                             müssen laufend weiterentwickelt         tegorien im Mittelmaß. »Es fehlt
    unter dem Titel »Strategische                            werden«, so Ja!Natürlich-Ge-            per se nicht an Werten in den
      Kommunikation für LOHAS.                               schäftsführerin Martina Hörmer.         untersuchten Lebensmitteleinzel-
       Nachhaltigkeitsorientierte
               Dialoggruppen im
                                                             »Bei Bio-Lebensmitteln geht es          handelsunternehmen – sondern
Lebensmitteleinzelhandel« (ISBN                              ja darum, einen Mehrwert für            an der Reflexion dieser Werte im
978-3-658-05190-7) erschienen.                               Menschen, Tiere und die Natur           Unternehmen«, so Pittner.

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Heiße Marken - FHWien der WKW
marketing

                      ko mit unterschiedlichen Wahr-                                   daraus – schließlich gewählt wird,    Marke gar überlebensnotwendig:
                      nehmungen der MitarbeiterInnen                                   entscheidet sich im Herbst.           »Der Wettbewerb im universitären
                      konfrontiert. Zum Beispiel weckt                                                                       Umfeld wird immer stärker, da
                      der Begriff »Tradition« in Kombi-                                Mehrwert: Identität. Als Konsequenz   heißt es, sich gegenüber öffentli-
                      nation mit der MedUni Wien ge-                                   muss viel in die neu geschaffene      chen und privaten Förderstellen
                      gensätzliche Assoziationen – für                                 Marke investiert werden, wie          eindeutig zu positionieren«, meint
                      die einen bedeutet sie ein großes                                Thomas Hotko zugibt: »Die             Johannes Angerer. Zudem müsse
                      Plus, besonders, wenn es um                                      Markenentwicklung betrifft das        herausgearbeitet werden, in wel-
                      internationale Kongresse geht.                                   Corporate Design und damit            che Richtung die Öffentlichkeitsar-
                      Andere hingegen stoßen sich an                                   auch fast immer die Architektur,      beit geht bzw. wo ihr Fokus liegt.
                      diesem Wort. Als »verstaubt« und              Johannes Angerer   zumindest bei Beschilderungen
                      »nicht zeitgemäß« wird es von,                von der MedUni     und Leitsystemen.«                    Einen Mehrwert hat Angerer be-
                                                                    Wien sucht eine
                      insbesondere jungen, ForscherIn-              neue Marke.                                              reits erkannt: »Die Teilnehmenden
                      nen oft empfunden. Trotz dieser                                  Doch investiert man in die            der Workshop-Gruppen haben ein
                      Differenzen gibt es Ergebnisse,                                  Entwicklung und Umsetzung der         Wir-Gefühl entwickelt. Das tut uns
                      die in drei visualisierten Marken-                               Marke, lohnt es sich in vielerlei     allen sehr gut«, so Angerer. Oder,
                      welten zusammengefasst wurden                                    Hinsicht. Vielen ist gar nicht        wie Thomas Hotko es formuliert:
                      und aus denen die Marke MedUni                                   bewusst, welchen Wert die Marke       »Die strategische Markenent-
                      Wien abgeleitet wird. Welche                                     für ihr Unternehmen darstellt. Für    wicklung fördert die Identität des
                      Markenoption – oder welcher Mix                                  die MedUni Wien ist eine starke       Unternehmens.« ■

                                            AUFLÖSUNG
                                            MARKENQUIZ:
                                            Die Top 10 der
                                            österreichischen
                                            Marken

                                                   1. Red Bull:
                                           15,5 Milliarden Euro

                                                  2. Swarovski:
                                             3,5 Milliarden Euro

                                                 3. Novomatic:
                                             2,6 Milliarden Euro

                                                         4. Spar:
                                             2,2 Milliarden Euro

                                            5. Casinos Austria:
                                            2,1 Milliarden Euro

                                                  6. Raiffeisen:
                                             2,1 Milliarden Euro

                                        7. Telekom Austria/A1:
                                             2,0 Milliarden Euro

                                                         8. ÖBB:
                                             1,8 Milliarden Euro

                                                 9. Erste Bank:
                                             1,5 Milliarden Euro

                                                       10. OMV:
                                             1,4 Milliarden Euro
FOTO: REINHARD LANG

                                                                                                                                          Quelle: European Brand Institute

                            JUNI 2014                                                                                                                                    7
Heiße Marken - FHWien der WKW
geradeheraus

        LIEBE LESERINNEN UND LESER,
        Wenn Sie sich immer wieder fragen, was
        sich denn eigentlich hinter manchen
        Jobbezeichnungen versteckt, darf ich Sie auf
        unsere neue Serie aufmerksam machen, in der
        wir Berufe vorstellen, die Alumni unseres Hauses
        ergriffen haben. Hätten Sie gewusst, was ein
        Digital Media Officer macht?

        Viele ehemalige Studierende starten allerdings
        ihr eigenes Geschäft. So zum Beispiel Gerald
        Hollaus, der die Delikatesse mit dem rätselhaften
        Namen »Bauernsushi« kreiert hat und
        vermarktet.

        Vielleicht wird daraus einmal eine
        Millionenmarke wie Manner oder Hard Rock
        Cafe. Aber was macht den Wert aus, der in
        einer Marke steckt? Und wie kommt er in die
        Marke hinein? Jedenfalls nicht von selbst. Das
        Redaktionsteam von studio! hat Profis getroffen,
        die mit ihrem Wissen dazu beitragen, Marken
        (weiter) zu entwickeln.

        Aktiv managen muss man auch den
        Wissenstransfer und das Zusammenleben
        von Jung und Alt in einem Unternehmen.
        »Age Diversity Management« nennt sich diese
        Disziplin, mit der wir uns im vorliegenden
        Magazin ebenfalls beschäftigen.

        Viel Freude beim Lesen von studio! und
        angenehme Herbsttage wünscht Ihnen Ihr
                                                               MICHAEL HERITSCH
                                                              GESCHÄFTSFÜHRER DER FHWIEN DER WKW

                                                             Seit knapp zehn Jahren baut er die
                                                               FHWien der WKW zur führenden
                                                            Fachhochschule für Management und
                                                             Kommunikation auf. Davor war er in
        Michael Heritsch                                      der Industrie im Bereich Technik
        Geschäftsführer der FHWien der WKW                          und Controlling tätig.

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Heiße Marken - FHWien der WKW
Schneller studieren.

                       Mit Raiffeisen als Begleiter in allen finanziellen An-
                       gelegenheiten. Und damit du beim Studium noch
                       schneller vorankommst, gibt es jetzt zum Studenten-
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                       www.raiffeisenbank.at/studentenrad

SEPTEMBER 2014                                                                 9
Heiße Marken - FHWien der WKW
dialog
                                                                                                              Der deutsch-
                                                                                                      ägyptische Journalist
                                                                                                        Karim El-Gawhary
                                                                                                        berichtet seit zehn
                                                                                                       Jahren für den ORF
                                                                                                                 aus Kairo.

           »DA BIN ICH FÜR
         49 PFENNIG DIE ZEILE
        IN DEN KRIEG GEZOGEN«
        Seit 20 Jahren prägt Karim El-Gawhary die politische Berichterstattung in Nahost.
         Seine Reportagen erzeugen ein Gefühl der Nähe, das auch Tausende Kilometer
         entfernt weiterwirkt. Im Interview erzählt der Journalist, wie er Kraft für den oft
                        herausfordernden Alltag findet. VON RENATE SÜSS UND REINER KAPELLER

Wie wird man ein                     »Ach, schick mal was.« Das habe            Er hatte Geld und ich nicht. So
preisgekrönter Journalist?           ich gemacht und am nächs-                  waren wir unterwegs, das waren
El-Gawhary: Dafür gibt es keinen     ten Tag hieß es: »Schick doch              sozusagen meine Anfänge.
Plan, Journalist wollte ich aber     noch mal was.« Da bin ich für
schon immer werden. Nach             49 Pfennig die Zeile in den Krieg          Hatten Sie Angst?
meiner Matura habe ich mich auf      gezogen.                                   El-Gawhary: Ich kann mich erin-
der Münchner Journalistenschule                                                 nern, dass ich im Flugzeug von
beworben. Leider bin ich bei der                                                Kairo nach Jordanien saß – au-
Aufnahmeprüfung gnadenlos
durchgefallen.
                                     »ES GIBT KEINE GESCHICHTE, DIE ES          ßer mir und zwei, drei anderen
                                                                                Leuten war niemand an Bord.
                                     WERT IST, DASS MAN SIE NICHT MEHR          Normalerweise fliegen die Leute
Wie ist es dann weitergegangen?
El-Gawhary: Ich wollte unbedingt
                                     ERZÄHLEN KANN.«         KARIM EL-GAWHARY
                                                                                ja vom Krieg weg, ich aber flog
                                                                                direkt in den Krieg hinein. Die
Journalist werden und bekam                                                     Fenster am Flughafen waren
folgenden Tipp: Du musst dich        Wie ist es Ihnen                           abgeklebt, ständig wurden Scud-
spezialisieren! Daraufhin begann     damals ­gegangen?                          Raketen erwartet. Das war schon
ich, Islamwissenschaft und Politik   El-Gawhary: Mein erster Einsatz            unheimlich.
zu studieren. Während meines         war zugleich der Sprung ins kalte
Studiums sammelte ich bereits        Wasser. Es war sehr aufregend,             Haben Sie heute manchmal Angst,
erste journalistische Erfahrung.     ich hatte keine Erfahrung. Ich             wenn Sie sich in Krisengebieten
Für meine Magisterarbeit war ich     bin mit Egon Scotland, einem               bewegen?
1991 in Kairo – und da brach der     Kollegen der »Süddeutschen                 El-Gawhary: Sicher habe ich manch-
Golfkrieg aus. Ich rief damals bei   Zeitung«, rumgezogen, der leider           mal Angst, aber ich bin vorsichtig.
der »taz« in Berlin an und fragte:   später in Jugoslawien erschossen           Es gibt keine Geschichte, die es
»Braucht ihr jemanden, der von       wurde. Wir hatten eine Symbiose,           wert ist, dass man sie nicht mehr
Kairo aus schreibt?« Sie sagten:     ich sprach Arabisch und er nicht.          erzählen kann.

10
dialog
FOTO: PHILIPP TOMSICH

                        SEPTEMBER 2014        11
dialog

Wie geht man in Krisengebieten        Heute nennen Sie sich humorvoll       sehr junges Publikum an, diese
mit dem Leid der Menschen um?         arabischer Piefke. War es schwer      Zielgruppe erreiche ich mit der
Möchte man da nicht manchmal          für Sie, zwischen den Kulturen, mit   ZiB nicht.
das Mikro fallen lassen und lieber    einer deutschen Mutter und einem
helfen? Wie geht man mit der          arabischen Vater, aufzuwachsen?       Wie geht es Ihnen mit unter­
Belastung um?                         El-Gawhary: Ich bin sozusagen ein     griffigen Kommentaren?
El-Gawhary: Es gehen mir viele        50-jähriger wandelnder Identi-        El-Gawhary: Es kommen natürlich
Geschichten sehr nahe – auch,         tätskonflikt. Muss man irgendwo       besserwisserische, leicht rassis-
weil ich da, von wo ich berichte,     hingehören, und wenn ja, wohin?       tisch angehauchte und islamo-
bereits seit 20 Jahren lebe. Ich      Diese Fragen lassen einen nie         phobe Kommentare. Dagegen
bin kein Fallschirmjournalist,        wirklich los. Irgendwann merkst       hilft nur eine dicke Haut. Für die
der einfach über irgendeinem          du, dass du es nicht schaffst,        einen bin ich der bezahlte Mus-
Krisengebiet abgeworfen wird.         dazuzugehören. Mit etwas Glück        limbruder, für die anderen ein
Ich gehöre nicht zum Wanderzir-       findest du heraus, dass es auch       Cheerleader des Militärs. Kom-
kus der Kriegsberichterstatter, die   ein Vorteil sein kann, außen vor      men die Vorwürfe von beiden
heute in der Ukraine und nächste      zu sein, dass du dir eine Nische      Seiten, mache ich wohl etwas
Woche im Kongo sind. Ich gebe         suchst, in der du vielleicht Erfolg   richtig.
einem Menschen, der norma-            hast.
lerweise nirgendwo gehört wird,                                             Ist das Bücherschreiben, also die
eine Stimme. Und die hört man in      Wie hat sich der Journalismus im      epische Breite, ein Kontrapunkt
Österreich oder Deutschland. Was      Laufe Ihrer Karriere verändert und    zur Kürze der Social Media?
ich an Geschichten erlebe, geht       entwickelt?                           El-Gawhary: Absolut, vor allem
mir sehr nahe. Meine Therapie ist     El-Gawhary: Stark – und das ist       aber ist das Bücherschreiben der
es, diese Geschichten weiterzuer-     gut so! Ich mache seit 20 Jahren      Kontrapunkt zur ZiB 1: Erkläre
zählen.                               Journalismus – und selbst wenn        mir den Nahen Osten in 1 Minute
                                      ich meinen Job liebe, möchte ich      30. Es ist zwar schön, für ein Leit-
Was macht die Qualität Ihrer          nicht 20 Jahre lang das Gleiche       medium zu arbeiten und somit
Arbeit aus?                           machen. Es gehört dazu, sich im-      die öffentliche Meinung zu einem
El-Gawhary: Die besten journalisti-   mer wieder neu zu erfinden. Ich       gewissen Grad mitzubestimmen,
schen Geschichten sind für mich       fing an mit Print und lernte später   aber es kann auch hochgradig
solche, die Nähe herstellen. Wenn     Radio zu machen. Beim ORF in          frustrierend sein. Am schlimms-
sich jemand in Österreich in          Wien bekam ich irgendwann             ten ist eine Schaltung in der ZiB
seinen Fernsehsessel zurücklehnt      einen zweiwöchigen Fernseh-           20. Die darf maximal 40 Sekunden
und sich die Frage stellt: Wie        Crashkurs, dann hat man mich
würde ich mich an Stelle eines        nach Kairo geschickt und gesagt:
Flüchtlings verhalten? Um das zu      »Mach mal!« Ich versuche stets,
erreichen, muss man beide Seiten      neugierig zu bleiben, das gilt auch
gut kennen, die, von der man          für soziale Medien wie Facebook
erzählt, und die, der man erzählt.    und Twitter. Die politische Land-
Nur so kommen Geschichten an          schaft der arabischen Welt bewegt
und werden verstanden.                sich ganz stark über diese Dinge.

Sie arbeiten für deutsche und         Halten Sie Social Media für gute
österreichische Medien: Was ist       journalistische Werkzeuge?
besser?                               El-Gawhary: Ich halte soziale
El-Gawhary: Große Unterschiede        Medien für sehr befriedigende
gibt es nicht, die österreichische    Instrumente, da sie einen direk-
Medienlandschaft kann sich            ten Austausch mit Lesern oder
durchaus sehen lassen. Ein Sen-       Zuhörern ermöglichen. Ich habe
der wie Ö1 kann sich mit jedem        über 30.000 Fans auf Facebook.
Nachrichtensender im deutsch-         Es macht mir Spaß, Diskussionen
sprachigen Raum messen. Das gilt      anzuregen und dann zu sehen,
auch für Medienprojekte wie das       wie die Community in einen
»Datum«. Das ist engagierter und      großen Dialog – auch unterein-
toller Journalismus!                  ander – tritt. Facebook spricht ein

12
dialog

                        dauern. Mein absoluter Liebling                                   Wie vereinbaren Sie das      gewesen zu sein und 40 Prozent
                        war hier eine Doppelschaltung                                     mit Ihrer Familie?           Analphabeten hinterlassen zu ha-
                        mit Ben Segenreich. Jeder hatte                                   El-Gawhary: Ganz schlecht.   ben. Das zu ändern ist eine Gene-
                        also 20 Sekunden zum Reden.                                       Journalismus und Familie     rationenaufgabe und wahnsinnig
                        Man sagt nicht viel mehr als »Gu-    »Frauenpower         sind eine denkbar ungünstige         mühsam. Auch Armut spielt hier
                        ten Abend!« und der ORF zeigt:       auf Arabisch«, das   Kombination. Ein ständiger Kon-      eine Rolle. Die Schule ist zwar
                                                             neueste Buch von
                        Wir haben einen Mann in Kairo        Karim El-Gawhary,    flikt, der sich nicht auflöst.       theoretisch kostenlos, aber alles
                        und einen in Tel Aviv. Dagegen       erzählt berüh-                                            rundherum kostet: die Stifte, der
                                                             rende Schicksale,
                        gibt es für mich zwei Arten des      die trotz größter
                                                                                  Was würden Sie Journalismus­         Transport, die Bücher.
                        Ausgleichs: Bücher schreiben         Schwierigkeiten      studentInnen raten?
                        und Vorträge halten. Ich komme       immer irgendwie      El-Gawhary: Bleibt offen für alles   Vermissen Sie etwas aus
                                                             gemeistert werden.
                        gerade aus einem Gymnasium                                Neue und wagt den Blick über die     ­Deutschland oder Österreich,
                        und habe dort zwei Stunden lang                           eigene Suppenschüssel hinaus.         wenn Sie in Kairo sind?
                        mit Schülern diskutiert. Das ist                          So erweitert sich der Blick auch      El-Gawhary: Das schlechte Wetter?
                        hochgradig befriedigend.                                  im Inneren. Ich würde jedem           – Nein, natürlich gibt es Dinge,
                                                                                  Studenten, jeder Studentin raten,     die ich hier in Österreich genieße.
                                                                                  für eine Weile ins Ausland zu         Die Luft ist frischer und saube-
                                                                                  gehen. Die Erkenntnis, dass die       rer. Das Leben ist einfacher und
                        »FÜR DIE EINEN BIN ICH DER BEZAHLTE                       Welt nicht überall so tickt wie in    aufgeräumter. Das ist schon ganz
                        MUSLIMBRUDER, FÜR DIE ANDEREN EIN                         Österreich, ist unbezahlbar.          angenehm, aber auf Dauer fände
                                                                                                                        ich es zu langweilig. Hier hat man
                        CHEERLEADER DES MILITÄRS.«             KARIM EL-GAWHARY   Apropos Studierende: Wie sehen        eine Handvoll Versicherungen
                                                                                  Sie die Bildungspolitik in der        abgeschlossen: Feuer, Wasser,
                                                                                  ­arabischen Welt?                     Leben. Ich finde es immer witzig,
                        Was schätzen Sie an Ihrer Arbeit                          El-Gawhary: Bildung in der ara-       worüber Leute in Österreich
                        ganz allgemein?                                            bischen Welt ist die größte          jammern. Gestern hat sich ein
                        El-Gawhary: Wenn ich morgens                               gesellschaftliche Katastrophe        Taxifahrer eine Viertelstunde lang
                        aufstehe, weiß ich nicht, was mich                         überhaupt. Die meisten Probleme      über das Verkehrskonzept der
                        am Abend erwartet. Es ist aufre-                           haben direkt mit dem niedrigen       Mariahilfer Straße ausgelassen.
                        gend, mit den Weltereignissen                              Bildungsgrad der Bevölkerung         Wenn das die nationale Diskussi-
FOTO: PHILIPP TOMSICH

                        mitzuleben. Zugleich ist es natür-                         zu tun. Für mich ist es eines        on eines Landes ist, dann sagt es
                        lich auch anstrengend, weil sich                           der größten Verbrechen dieser        auch etwas darüber aus, welche
                        nichts vernünftig planen lässt.                            Regime, 30 Jahre an der Macht        Probleme man nicht hat. ■

                                                                                                                       KARIM EL-GAWHARY
                                                                                                                       Als Sohn eines Ägypters und einer
                                                                                                                       Deutschen wurde El-Gawhary 1963
                                                                                                                       in München geboren. Schon während
                                                                                                                       seines Studiums an der Freien
                                                                                                                       Universität Berlin arbeitete er als
                                                                                                                       freier Journalist. Seit 2004 ist er
                                                                                                                       Korrespondent des ORF in Kairo.
                                                                                                                       Daneben schreibt er für zahlreiche
                                                                                                                       deutschsprachige Zeitungen wie »taz«
                                                                                                                       und »Presse«. 2012 wurde er von den
                                                                                                                       österreichischen Chefredakteuren zum
                                                                                                                       Auslandsjournalisten des Jahres gewählt,
                                                                                                                       2013 zum Journalisten des Jahres.

                                                                                                                                                             13
AM FUSSE DER
GOLDENEN BERGE
Sechs Tage lang weite sibirische Landschaft, deftiges russisches Frühstück,
internationaler Austausch und ein österreichischer Teilnehmer: Michael
Mair, Leiter des Instituts für Tourismus-Management an der FHWien
der WKW, war für ein Symposium im Rahmen eines Tempus-Projekts an
der russisch-kasachischen Grenze. VON CLARA MAIER

Die Region Altai
liegt unterhalb des
gleichnamigen
Gebirges, das bis in
die Mongolei reicht.

14
jenseits von währing

                     D
                              ie Leute sind sehr herz-                           nen Tirols oder Kärntens gewohnt      einseitige Entwicklungshilfe von
                              lich und gesellig«, erzählt                        sind, ist individueller Urlaub am     West nach Ost. Diese ungewohn-
                              Michael Mair über die                              Land in Russland kaum verbreitet.     ten Herausforderungen für die
                     Region Altai, eine dünn besie-                              Die Betten in den wenigen Hotels      Tourismusbetriebe, der fremde
                     delte Landschaft südlich von                                bleiben oft leer. »Der ansässige      Zugang und die neuen Ideen
                     Novosibirsk. »Es kommt nicht so                             Mittelstand, der sich größere Rei-    waren für mich sehr spannend.«
                     oft jemand aus dem Westen hier-                             sen leisten kann, will andere Des-    Außerdem lernten die Wissen-
                     her, die Gastgeber bemühen sich                             tinationen kennenlernen und aus       schafterInnen die Region kennen.
                     entsprechend. Wir wurden von                                dem Land fliegen, zum Beispiel        Ihre Tage in Barnaul begannen
                     lokalen Fernsehsendern und ei-                              nach Thailand oder in die Türkei«,    gewöhnlich deftig-russisch, etwa
                     nigen Zeitungen interviewt.« Die       Michael Mair         erzählt Mair. Demzufolge konnte       mit Porridge und Würstchen,
                     ländliche Gemütlichkeit schätzte       lernte in Russland   sich das lokale Tourismusgewerbe      nach dem wissenschaftlichen
                                                            ungewohnte He-
                     er auch bei einem gemeinsa-            rausforderungen      nur in bescheidenem Umfang            Austausch fuhr man zum Beispiel
                     men Ausritt durch die sibirische       kennen.              etablieren: »Es fehlen die Klein-     zum Kamyshlinsky-Wasserfall,
                     Steppe. Auf den Pferden ging                                und Mittelbetriebe, die bei uns       in die »Banja«, wie die russische
                     es den Fluss Katun entlang, der                             den Fremdenverkehr ausmachen.         Sauna genannt wird, oder zu
                     bis in das Hochgebirge des Altai                            Die großen Hotels, die es gibt,       traditionsreichen orthodoxen
                     führt. Dichte Wälder schmiegten                             werden oft von externen Investo-      Kirchen. ■
                     sich am rechten und linken Ufer                             ren gebaut, die eigentlich nichts
                     an die »Goldenen Berge«. Der                                mit Tourismus zu tun haben.« Ein
                     Katun, der gerade Hochwasser                                weiteres Problem stellt die kurze
                     führte, tobte sich mit wilder                               Sommersaison dar, die nur zwei
                     Strömung aus. Trotzdem wagten                               bis drei Monate dauert – denn
                     sich einige der zwanzig Wissen-
                     schafterInnen mitten hinein: in
                     Rafting-Booten.

                     Yaks und Saiga-Antilopen sind keine
                     Lockvögel. Vormittags ging es
                     hingegen ruhiger zu. Bei den
                     Workshops im Barnauler Kon-
                     ferenzzimmer präsentierten die
                     ExpertInnen aus unterschiedli-
                     chen sibirischen Regionen den
                     Tourismus und Public-Private-
                     Partnership-Initiativen in ihren
                     Regionen. Die privatwirtschaft-        Internationale       durch die fehlende Infrastruktur
                                                            Gäste erlebten
                     liche Finanzierung und Aus-            beim Symposium       ist das Reisen im sibirischen Win-
                     führung könnte hier zukünftig          die Weiten Russ-     ter sehr beschwerlich.
                     neuen Wind in einen momentan           lands.
                     recht müden Tourismus bringen.
                     Trotz der vielfältigen Landschaft
                                                                                 Frischer Wind in die Steppe. Um die
                                                                                 Menschen dennoch in die unbe-
                                                                                                                       »ES FEHLEN DIE KLEIN- UND
                     mit den üppigen sibirischen                                 rührte Natur des eigenen Landes       MITTELBETRIEBE, DIE BEI
                     Wäldern, den engen Schluchten
                     des Katun, den vielen Seen, der
                                                                                 zu locken, bemühen sich die
                                                                                 RegionalexpertInnen um einen
                                                                                                                       UNS DEN FREMDENVERKEHR
                     weitläufigen Steppe, in der die                             Aufschwung im Tourismusgewer-         AUSMACHEN.«       MICHAEL MAIR
                     Saiga-Antilopen grasen, und den                             be. Beim aktuellen Workshop pro-
                     Yaks in der Gebirgskette des Altai                          fitierten sie vom Austausch mit
                     ist die Bedeutung des Fremden-                              österreichischen, britischen und
FOTO: SHUTTERSTOCK

                     verkehrs nicht mit jener in Öster-                          dänischen KollegInnen, die ihre
                     reich vergleichbar. Anders als wir                          Erfahrung einbringen konnten.
                     es von den ausgebuchten Regio-                              Mair betont aber: »Es war keine

                           SEPTEMBER 2014                                                                                                               15
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rezensionen

                                                       ERFOLGREICH TEXTEN
                                                       REZENSIERT VON ELKE RAJAL

                                                       D
                                                                ie studierte Sprach- und              dieses Buchs ein Gespür dafür,
                                                                Literaturwissenschafterin             ob ein Text »gut« oder »schlecht«
                                                                Doris Märtin ist seit vielen          ist – und man hat die Tools in
                                                       Jahren als Texterin für Unter-                 der Hand, um hier und da am
                                                       nehmen und als Schreibcoach                    Text zu drehen und zu schrau-
                                                       tätig. In »Erfolgreich texten – im             ben, damit er flüssiger, knackiger,
                                                       Unternehmen, in der Werbung,                   überzeugender und insgesamt
                                                       im Studium, in der Wissenschaft,               ansprechender wird. Wer sich
                                                       im Internet« gibt sie ihren Erfah-             die vielen Kniffe in »Erfolgreich
                                                       rungsschatz verständlich und                   texten« ansieht, wird feststellen,
                                                       beispielreich weiter. Auf rund                 dass Schreiben nicht reine Talent-
                                                       200 Seiten verrät Märtin Tipps                 sache ist, sondern jede/r seinen
                                                       zum Aufpolieren von Texten.                    bzw. ihren Stil verbessern kann.
                                                       Dabei geht es um die Planung                   Das Schreibzentrum der FHWien
                                                       des Textaufbaus, den Einsatz von               der WKW empfiehlt das Buch
                                                       Kreativitätstechniken, das Finden              daher allen Studierenden und Be-
                                                       richtiger Worte, die Struktur von              rufspraktikerInnen, die an ihrem
DIE KLEINE VIDEOFIBEL                                  Sätzen usw. Bei jedem Kapitel                  Schreibstil arbeiten wollen. ■
REZENSIERT VON EVA WOSKA-NIMMERVOLL                    finden sich einfach zu beachten-
                                                       de Dos and Don’ts . Märtin bringt
                                                       für alles Beispiele, wodurch ihr

M
           it Martin Wolfram hat                       Buch nicht nur hilfreich, sondern
           sich einer der Pioniere                     auch unterhaltsam zu lesen ist.
           des österreichischen                        Man entwickelt bei der Lektüre
Privatfernsehens des Themas
Video angenommen. Seit 2008 ist
er Geschäftsführer von News on
Video und unterrichtet Fern-
sehjournalismus am Institut für
                                                                                      Doris Märtin,
Journalismus & Medienmanage-                                                       Bramann Verlag,
ment der FHWien der WKW. In                                                         4. Auflage 2010
einer Zeit, in der Online-Videos
drohen, dem Fernsehen den Rang
abzulaufen (siehe auch S. 27),
wird das professionelle Video für
die Wirtschaft immer wichtiger.
»Die kleine Videofibel – Ein Auf-
und Nachschlagewerk für PR,
Werbung, Marketing und Verkauf«
bietet einen guten Einstieg in
das Thema. Im ersten Teil erfährt
man, für welche Anlässe Videos
                                                                Martin Wolfram,
geeignet sind, von Präsentationen                               Echomedia,
bis zu Video-Blogs. Der zweite Teil                             Wien, 2014
geht auf gestalterische Aspekte
ein – hier kommen auch andere         bilden den dritten Teil. Martin
Autorinnen und Autoren zu Wort,       Wolframs Buch macht aus Laien
beispielsweise der Unterneh-          keine Fachleute – zeigt aber in
menssprecher von Google Austria,      leicht verständlicher Form auf,
Wolfgang Fasching-Kapfenberger.       worauf es beim professionellen
Ein Verzeichnis von Filmformen        Umgang mit dem Medium Video
und ein Glossar von Fachwörtern       ankommt. ■

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empfehlenswert
                                                                                                                                         termine

                                                                 ERFOLGSFAKTOREN
                                                                 IM AGE MANAGEMENT
                                                                Der demografische Wandel bringt
                                                                einen Anstieg des Durchschnitts-
                                                                alters der Bevölkerung in Öster-
                                                                reich mit sich, worauf Unterneh-
                                                                men rechtzeitig reagieren sollten        MASTER MESSE IN WIEN
                                                                (siehe auch Seite 24–26). Die Ins-
                                                                titute für Unternehmensführung           Mitte November findet wieder die Master Messe in
                     Altersdiversität        und für Personal & Organisation veranstalten zu             Wien statt, bei der auch die FHWien der WKW mit
                     ist das Thema           diesem Thema eine Podiumsdiskussion mit Exper-              einem Stand präsent ist. Studierende und Mitar-
                     einer Podiums-
                     diskussion am           tinnen und Experten, bei der besprochen werden              beiterInnen beantworten Fragen zum vielfältigen
                     6. November.            soll, wie Altersdiversität aktuell in Unternehmen           Master-Studienangebot sowie zu ergänzenden
                                             wahrgenommen wird und welche konkreten Maß-                 Weiterbildungsangeboten wie zum Beispiel dem
                                             nahmen im Umgang mit älteren MitarbeiterInnen               International MBA in Management & Communi-
                                             umgesetzt werden.                                           cations. Gäste können die persönliche Beratung
                                                                                                         nützen, um erste Kontakte zu knüpfen und sich über
                                             Wann: 6. November 2014, 18:30 Uhr
                                                                                                         Studieninhalte, Karrierechancen, Bewerbungs- und
                                             Wo: FHWien der WKW, Währinger Gürtel 97, 1180 Wien
                                             Informationen und Anmeldung: www.fh-wien.ac.at/events       Aufnahmeverfahren zu informieren.

                                                                                                         Wann: 13. November 2014, 9 bis 16 Uhr
                                                                                                         Wo: Austria Center Vienna – Halle Z,

                                              FH BEI DER »PROFESSIONAL                                   Bruno-Kreisky-Platz 1, 1220 Wien
                                                                                                         Weitere Informationen:

                                              LEARNING«-MESSE                                            www.master-and-more.at/master-messe-wien.html

                                              Das Institut für Personal & Organisation
                                              und das MBA-Programm der FHWien der
                                              WKW präsentieren sich bei der Professional
                                              Learning, der Fachmesse für Personalent-
                                              wicklung, Training und E-Learning, am
                                              5. und 6. November 2014 in der Messe
                                                                                                         WORKSHOP: KREATIVE PR
                                              Wien, Halle C auf Stand G.16.
                                                                                                         Alumni&Co veranstaltet einen Kurzworkshop
                                                                                                         mit PR-Expertin Beate Mayr-Kniescheck, in dem es
                                                      START-ME-UP                                        darum geht, wie neue Ideen entwickelt und für
                                                                                                         die PR nutzbar gemacht werden können.
                                                      Im Alumni&Co-Workshop mit dem Thema                Zielgruppe sind Menschen, die für Kommunikation,
                                                      »Von der Idee zum eigenen Unternehmen«             PR und Werbung verantwortlich sind, Start-ups
                                                      am 6. November 2014 steht Daniel Horak,            und GeschäftsführerInnen.
                                                      Geschäftsführer der Crowdinvesting-
                                                      Plattform CONDA, Gründungsinteressierten           Wann: 7. Oktober 2014, 18:00 Uhr
                                                      bzw. GründerInnen mit Tipps und Tricks             Wo: FHWien der WKW, Währinger Gürtel 97,
                                                      zum erfolgreichen Start zur Seite. Mehr            1180 Wien (Raum B417)
                                                      dazu unter www.fh-wien.ac.at/events                Informationen und Anmeldung:
                                                                                                         www.fh-wien.ac.at/nc/events/anmeldung/
                                                                                                         alumnico-workshop-kreative-pr-2021
                                                                                                         Kosten: für Alumni&Co-Mitglieder kostenlos,
                                                                BRING ME                                 für andere 70,– Euro

                                                                TO THE MONEY
                                                                Am 27. November 2014 zeigt Grün-
                                                                dungs-Profi Daniel Horak im Alumni&-
                                                                Co-Workshop auf, welche Möglichkeiten
                                                                es abseits von Banken zur Finanzierung
                                                                des eigenen Start-ups oder bestehenden
FOTO: SHUTTERSTOCK

                                                                Unternehmens gibt. Mehr dazu unter
                                                                www.fh-wien.ac.at/events

                            SEPTEMBER 2014                                                                                                               17
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WAS MACHT
EIGENTLICH …
                                                                        … EIN REDAKTEUR
                                                                        EINER WOCHENZEITUNG?

… jemand, der Journalismus studiert hat?
                                                                        »    Unser Arbeitsrhythmus richtet
                                                                             sich nach dem Erscheinungs-
                                                                        termin: Der ›Falter‹ erscheint am
                                                                        Mittwoch. Am Dienstag, wenn
                                                                        gedruckt wird, gibt es schon die
Wir stellen verschiedene Berufe vor, die                                Themenkonferenz für die nächste
Absolventinnen und Absolventen der FHWien                               Ausgabe. Danach beginnt die
der WKW ergriffen haben. VON FLORIAN STREB                              Recherche – gleichzeitig hat man
                                                                        aber immer ein Auge auf andere
                                                                        aktuelle Themen, damit man bei
                                                                        Bedarf umplanen kann. Je näher
                                                                        der Drucktermin rückt, desto
                                                                        stressiger wird es. Am Montag hat
                                                                        man dann auch sehr viele kleine
… EIN PRESSESPRECHER?
»
                                                                        Dinge zu erledigen, zum Beispiel
                                                                        Infokästen gestalten. Daneben
     Gemeinsam mit meinen           ich war davor Redakteur beim        beschäftigt sich jeder mit größeren
     ­Kolleginnen bin ich für die   ›Kurier‹ und wollte ursprünglich    Geschichten, an denen man über
Pressearbeit der Häuser und Ein-    auch im Journalismus bleiben.       mehrere Wochen dranbleibt. Pro
richtungen der Caritas der Erzdi-   Jetzt bin ich aber froh über den                      Woche schreibe
özese Wien zuständig. ­Darüber      Wechsel. Denn er ermöglicht                           ich so zwischen
hinaus bin ich auch Sprecher für    mir, mich in den gesellschaftli-                      einer halben
Michael Landau in seiner Funkti-    chen Bereichen zu vertiefen, die                      und drei Seiten.
on als deren Direktor. Das heißt,   mich zuvor als Journalist bereits                     Außerdem be-
ich verfasse Aussendungen,          am meisten interessiert haben.                        treuen wir jeweils
organisiere Pressekonferen-         Als Journalist bringt man viele                       Fixpunkte, in
zen, vermittle Interviews und       Grundfertigkeiten für den Beruf                       meinem Fall Re-
mache Journalisten auf Themen       mit – wiewohl es schon eine Zeit                      zensionen politi-
aufmerksam. Ein wichtiger Teil      lang gedauert hat, ehe ich mich                       scher Bücher: Die
meiner Arbeit ist auch, Anfragen    an die neue Situation, die neuen                      Beiträge kommen
zu beantworten. Die Caritas         Herausforderungen gewöhnt                             von Gastautoren
verfügt über eine hohe soziale      habe. Pressesprecher ist eben       und freien Mitarbeitern und ich
Expertise, weil wir über unsere     nicht gleich Journalist.«           schaue drüber und redigiere sie.
Einrichtungen den direkten Kon-     Martin Gantner                      Meine Aufgaben sind, denke ich,
takt etwa zu Asylwerbern, Lang-     Pressesprecher der Caritas Wien     typisch für den Redakteur eines
zeitarbeitslosen und Menschen                                           wöchentlichen Printmediums.
im Pflegebereich haben. Ich bin                                         Das Studium an der Fachhoch-
dabei oft in unseren Häusern                                            schule hat mich darauf sehr gut
unterwegs – ich arbeite nicht im                                        vorbereitet, ich habe dort auch
luftleeren Raum, sondern kann                                           viele Leute aus der Branche ken-
glücklicherweise immer einen                                            nengelernt. Gleichzeitig habe ich
Bezug zu unserer konkreten                                              Politikwissenschaft studiert. Ak-
Arbeit herstellen. Das wäre                                             tuell schreibe ich an meiner Dok-
vermutlich in der Pressestelle                                          torarbeit, deshalb bin ich bis Ende
einer politischen Partei anders.                                        September in Bildungskarenz.«
Dass ich einmal Pressesprecher                                          Wolfgang Zwander
werde, hätte ich nicht gedacht –                                        Nachrichtenredakteur beim »Falter«

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                                 FOTO: MICHAEL KREBS

… EIN DIGITAL
MEDIA OFFICER?
»    Als ehemalige Leistungs-
     Schwimmerin habe ich alle
meine Praktika in Sportredaktio-
nen gemacht. Ich habe aber schon
während des Studiums gemerkt,
dass ich lieber für jemanden spre-
che als über jemanden. Im Herbst
2012 habe ich gehört, dass die
Kommunikationsabteilung des
ÖFB Verstärkung sucht. Unter der
Berufsbezeichnung Digital Media
Officer habe ich mir noch wenig
vorstellen können, das ist aber
im Lauf des Auswahlverfahrens
klarer geworden – und ich habe
Anfang 2013 den Job bekommen.
Die Stelle wurde geschaffen, um
den Relaunch der Website und die
Social-Media-Auftritte auf Face-
book und Twitter zu betreuen. Am
Anfang war meine Aufgabe auch,
mir einen Überblick über die von
verschiedenen Stellen betreu-
ten Internetauftritte des ÖFB zu
verschaffen und diese dann zu
koordinieren. Voriges Jahr haben
wir begonnen, Videos für die
Online-Kanäle zu produzieren,
mit denen wir unserem Publikum
einen Blick hinter die Kulissen
gewähren. Unsere Fangemeinde
auf Facebook ist von 10.000 Fans
im März 2013 auf aktuell fast
100.000 gewachsen. Mittlerweile
ist die Bezeichnung Digital Media
Officer nicht mehr ganz treffend,
weil ich seit heuer gemeinsam mit
Kommunikationschef Wolfgang
Gramann auch für die Kommuni-                          nicht daheim ist. Familienfreund-
kation des Nationalteams zustän-                       lich ist der Job also nicht, aber
dig bin. Zum Beispiel begleite ich                     aktuell fühle ich mich sehr wohl.
Marcel Koller und die Spieler zu                       Ich kann vieles aus dem Studium
Medienterminen. Deshalb bin                            anwenden, aber lerne gleichzeitig
ich auch bei Trainingslagern und                       Neues, wie zum Beispiel Krisen-
Auswärtsmatches mit dem Team                           kommunikation.«
unterwegs – da passiert es schon                       Susanne Polansky
einmal, dass man drei Wochen                           Digital Media Officer beim ÖFB

      SEPTEMBER 2014                                                                               19
blitzlicht

»PROJEKT PASST,
LAND LOCKT – DO IT!«
Seine Entscheidungen fallen schnell: für den ersten Job in die Schweiz,
Vorlesungen in Texas, Projekte in Pakistan und Georgien. Jetzt lebt
Stephan Würzner, gebürtiger Kölner und MBA-Absolvent der FHWien
der WKW, in Wien und arbeitet bei E-Control. VON CLARA MAIER

E
       r wirkt zufrieden, als er                         tions-Portfolio-Matrix erstellt hat.      seit zwanzig Jahren lebt und im
       von 12-Stunden-Tagen                              Dafür war er auch öfters samstags         Vorjahr den International MBA
       und Wochenendstudium                              im Büro. »Die freie Zeit, die noch        in Management and Communi-
erzählt. »Ich habe immer schon                           blieb, habe ich dann doch lieber          cations abgeschlossen hat. Dort
viel gearbeitet, das ist für mich                        mit meiner Frau und den Kindern           war der 54-Jährige einer von zwei
keine Belastung,« sagt Würzner,                          als mit Sport verbracht.«                 Klassenältesten mit der meisten
der schon Coca Cola abgefüllt,                                                                     Berufserfahrung. Was andere
Briefe ausgetragen, Unternehmen                                                                    stresste, fand er toll: sich über
beraten und Software entwickelt
hat. Unter anderem. »Es ging
                                      »ICH ARBEITE GERNE, UND SO HAT SICH                          längere Zeit mit unterschiedli-
                                                                                                   chen Themen intensiv auseinan-
sich immer alles gut aus. Nur die     VIELES ERGEBEN.«          STEPHAN WÜRZNER                    derzusetzen. »Das ist nachhalti-
Vorbereitung für den letzten Halb-                                                                 ges Lernen, das sich auch später
marathon hat nicht mehr ganz ge-                                                                   im Beruf anwenden lässt.« Für
klappt.« Das war zu jener Zeit, als                      Zielstrebig. Ob er ein Ehrgeizler ist?    ihn zählte die Erfahrung.
er neben seinem Job als Prokurist                        »Zu ehrgeizig war ich nie, eher
                                      MBA-Absolvent
und Abteilungsleiter bei E-Con-       Würzner arbeitet   motiviert, sehr gute Arbeit unter         Eifrig. Deshalb genoss er auch den
trol seine Hochleistungsorganisa-     international.     allen Bedingungen zu liefern.             zweiwöchigen Studienaufenthalt
                                                         Ich arbeite gerne, und so hat sich        in Texas, wo er »nachmittags im
                                                         vieles ergeben.« Zum Beispiel,            Campus-Gym abhing oder am
                                                         dass ihn sein erster Job gleich ins       30 Minuten entfernten Golf von
                                                         Ausland geführt hat. Oder, dass er        Mexiko chillte«. Unter den deut-
                                                         bei der Expansion des früheren            lich jüngeren KollegInnen fiel der
                                                         Mobilfunkkonzerns »One« nach              Fußballfan, der alle WM-Spiele
                                                         Wien gekommen ist, wo er nun              der deutschen Nationalelf verfolgt
                                                                                                   hat und immer bestens über den
                                                                                                   1. FC Köln informiert ist, kaum
                                                                                                   auf. Sein Eifer stach aber auch in
                                                         HÖCHSTLEISTUNG IN                         Amerika hervor – die Case Study
                                                         DER MBA-THESIS                            über »Starbucks« lässt ihn heute
                                                                                                   noch vom Geschäftsmodell des
                                                         In seiner MBA-Thesis an der FHWien        US-Kaffeerösters schwärmen.
                                                         der WKW hat Würzner eine »Hochleis-       Fortbildungen wie das Advanced
                                                         tungsorganisations-Portfolio-Matrix«      Management und das Interna-
                                                         erstellt, die nicht gewinnorientierten    tional Directors Programme in
                                                         Unternehmen hilft, ihre Kernkompe-
                                                         tenzen zu messen und zu optimieren        Frankreich oder das MBA-Stu-
                                                         – z. B. Stakeholder-, Finanzmanage-       dium in Wien wird Würzner, ein
                                                         ment und Personalentwicklung. Dar-        Paradebeispiel für lebenslanges
                                                         aus ergeben sich Maßnahmen, die zu        Lernen, weiter absolvieren. Zeit
                                                         »Höchstleistungen« führen. Bei einer
                                                                                                   zum Reisen gibt’s später auch
                                                                                                                                        FOTO: REINHARD LANG

                                                         OECD-Konferenz in Paris wurde die
                                                         Matrix als »Best Practice« vorgestellt.   noch. Irgendwann. Ein Plan steht
                                                                                                   bereits: Nach Alaska und Südafri-
                                                                                                   ka will er noch, zum Beispiel. ■

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fhwien.ticker

STUDIO!                                                      WISSENSCHAFTSPREIS
IM ABO                                                       FÜR EDUARD POSCH
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                                                             Eduard Posch vom Institut für Kommu-
                                                             nikation, Marketing & Sales gewann               6. JAHRGANG DES
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                                                             in der Kategorie Fachhochschulen den
                                                             PRVA-Wissenschaftspreis 2014 für                 MBA-PROGRAMMS
studio@fh-wien.ac.at
oder per Post an studio!-Magazin, FHWien der WKW,
                                                             seine Masterarbeit »Wenn Sympathisie-
                                                             ren alleine nicht reicht. Eine qualitativ-       GESTARTET
Währinger Gürtel 97, 1180 Wien                               explorative Untersuchung über die
                                                             Herausforderungen der politischen                Zwölf (angehende) Führungskräfte mit
                                                             Kampagnenkommunikation und deren                 ganz unterschiedlichen bisherigen
Ihre Daten werden vertraulich behandelt und nicht
                                                             Mobilisierung bei Volksbegehren in               ­Berufslaufbahnen und Vorbildungen sind
an Dritte weitergegeben. Unter allen, die sich für das
                                                             Österreich«. Den Preis überreichten im            Anfang September in die dreisemest-
­kostenlose Abo anmelden, verlosen wir diesmal drei
                                                             Rahmen einer feierlichen Verleihung               rige Ausbildung International MBA in
 Exemplare »Die kleine Videofibel« von Martin Wolfram
                                                             Elmar Pichl vom Bundesministerium                 Management & Communications an der
 (siehe Seite 16).
                                                             für Wissenschaft, Forschung und Wirt-             FHWien der WKW gestartet.
                                                             schaft, Wolfgang Hötschl, Vorsitzender            Das Ziel ist klar: als ManagerIn noch
Gewinnerin der letzten Ausgabe: ­
                                                             des wissenschaftlichen Senats des                 professioneller agieren zu können.
Ursula Prinz
                                                             Public Relations Verbands Austria                 Mehr Infos: www.fh-wien.ac.at/mba ■
Die aktuelle Ausgabe von studio! gibt es zum Lesen           (PRVA), und PRVA-Präsidentin Ingrid
und Downloaden unter: www.fh-wien.ac.at/downloads            Vogl. Bereits im November 2013 erhielt
                                                             Posch für die Arbeit den Würdigungs-
                                                             preis des BMWF. ■

                                                                                                                           Eduard Posch (2. v. l.)
                                                                                                                           analysierte politische
                                                                                                                           Kampagnen und
                                                                                                                           wurde dafür
                                                                                                                           ausgezeichnet.
                                                                                                                           Es gratulierten von
                                                                                                                           der FHWien der
                                                                                                                           WKW Sieglinde
                                                                                                                           Martin, Uta
                                                                                                                           Rußmann und Peter

                            DIE WUNDERBAREN                                                                                Dietrich (v. l.)

                            90ER-JAHRE                       INVESTIGATION IN ANIF
                            Unter diesem Motto veran-
                            staltete Alumni&Co anlässlich    Bei den »1. Anifer Journalismus-Tagen«       des »profil«), Oliver Schröm (Leiter des
                            des 20-Jahr-Jubiläums der        im Juli zum Thema investigativer             Teams investigative Recherche beim
                            FHWien der WKW ein Sommer-       ­Journalismus gaben Profis aus Öster-        »stern«), Florian Skrabal (Chefredakteur
                            gewinnspiel. Andrea Kneisz        reich und Deutschland ihr Wissen an         »dossier.at«) sowie dem auf Medienrecht
                            überzeugte mit ihrem 90er-        junge Kolleginnen und Kollegen weiter.      spezialisierten Juristen Peter Zöchbauer.
                            Outfit die Jury und gewinnt       Die Veranstaltungsreihe wird vom Insti-     Danach arbeiteten die Studierenden und
                            damit ein Tablet, das von         tut für Journalismus & Medienmanage-        Jung-JournalistInnen zwei Tage lang un-
                            Hofer gesponsert wurde. ■         ment der FHWWien der WKW durchge-           ter der Leitung von Florian Skrabal und
                                                              führt und von JTI Austria unterstützt.      Oliver Schröm an konkreten Aufgaben,
   Die Siegerin:
   Andrea Kneisz aus                                          Den Auftakt der Premierenveranstaltung      um ethische Grundsätze sowie Arbeits-
   Steinberg-Dörfl.                                           bildete eine Podiumsdiskussion mit          techniken zu erlernen und anzuwenden.
                                                              Manfred Perterer (Chefredakteur der         Den Abschluss bildete eine Arbeits-
                                                              »Salzburger Nachrichten«), Michael          Session zur Einführung in den Daten-
                                                              Nikbakhsh (Ressortleiter Wirtschaft         Journalismus. ■

                                                               Die Vortragenden
                                                                                                                                                          © ZBC3 GMBH

                                                                     der 1. Anifer
                                                                  Journalismus-
FHWIEN DER WKW ANALYSIERT                                             Tage: Peter
                                                               Zöchbauer, Oliver
WERTE VON MANNER                                               Schröm, Nikolaus
                                                                 Koller, Michael
                                                                      Nikbakhsh,
Die Manner AG wird gemeinsam mit dem an der FHWien              Manfred Perterer
der WKW ansässigen Center for Corporate Governance &                 und Florian
Business Ethics eine Werteanalyse des österreichischen              Skrabal (v. l.)
Traditionsunternehmens durchführen. In einem Folgeprojekt
sollen ein internes Wertemanagementsystem sowie eine
erneuerte CSR-Strategie entworfen werden. Die Studierenden
der FHWien der WKW werden die Projektergebnisse in den
kommenden Jahren als Lehrfallstudie verwenden können. ■

       SEPTEMBER 2014                                                                                                                                21
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                               3                              4   5

INSPIRATION
IN IRLAND
Studierende des Bachelorstudiengangs Personal­management
entdeckten im Rahmen einer freiwilligen Sprachreise die
grüne Insel und trafen dort HR-­Verantwortliche vom Trinity
College, dem Dublin City Council und dem Guinness-
Mutterkonzern Diageo. BILDER VON JOCHEN HUBER
22
im bilde

                         1 Die Englisch-Gruppe 1 im Amphi­
                         theater des Dublin City Councils.
                         2–3 Im Trinity College in Dublin trafen
                         die Studentinnen und Studenten
                         eine Recruiterin der Universität, um
                         mit ihr über die Herausforderung der
                         ­Personalbeschaffung im öffentlichen
                          Sektor zu diskutieren.
                          4 Die Old Library des Trinity College
                          ist Endpunkt der Book of Kells Exhi-
                          bition, in der Texte und Bücher aus
                          den keltischen und frühen christlichen
                          Perioden Irlands ausgestellt sind.
                          5–6 In der ehemaligen Guinness-­
                          Brauerei befindet sich die irische
                          Zentrale von Diageo, wo die Studen-
                          tinnen und Studenten die HR-Busi-
                          ness-Partnerin zu einem Gespräch
                          über internationale Weiterbildungs-
                          programme und Employer Branding
                          trafen. Hier zeigt eine Ausstellung
                          die ­unterschiedlichsten Guinness-
                          Flaschen, welche weltweit produziert
                          und vertrieben wurden.
                          7 Eine lokale irische Band namens
                          »Shenanigans« unterhielt die Menge
                          im Pub »The Celt«, wo jeden Abend
                          irische Musiker ihre Werke un-
                          plugged vor einem großen Publikum
                          zum B     ­ esten geben.
                          8–9 Am Tag vor der Abreise
                     6    ­besuchte die Reisegruppe die
                           ­Halbinsel Howth nördlich von
                            Dublin mit ihrer wilden Felsküs-
                            te. Die ­Halbinsel ist ein ­beliebtes
                            ­Ausflugsziel für Tagesreisen und
                             besticht durch die a­ temberaubende
                             Landschaft sowie das verträumte
                             ­Ambiente eines Fischerdorfes. Links
                              im Hintergrund auf Bild 8 ist das Baily
                              ­Lighthouse zu sehen.

                     7

            8    9

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