Januar / Februar 2019 - Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentrums für Kognitive Störungen in der Möhlstraße - MRI TUM

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Januar / Februar 2019 - Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentrums für Kognitive Störungen in der Möhlstraße - MRI TUM
Januar / Februar 2019

Die Mitarbeiterinnen      und/ Februar
       MRI Newsletter ∙ Januar­ Mitarbeiter
                                       2019 des Zentrums für Kognitive Störungen in der Möhlstraße
Januar / Februar 2019 - Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentrums für Kognitive Störungen in der Möhlstraße - MRI TUM
Big Data in der Medizin – zwischen Fortschritt und Datenschutz
Studie zu Multipler Sklerose auf dem Münchner „Digital Health Summit“

In Verbindung mit Daten anderer Patienten kann un-                                           einer Vereinheitlichung und Zu-
sere persönliche digitale Krankengeschichte dabei                                            sammenführung dieser Daten, auf
helfen, den Verlauf und Therapieerfolg einer Krankheit                                       denen Biostatistiker und Bioinfor-
zuverlässiger vorherzusagen. Vor allem für Erkrankun-                                        matiker Analysen durchführen, bei
gen wie der Multiplen Sklerose (MS), die sehr unter-                                         denen Methoden der Künstlichen
schiedlich verlaufen kann, ist das eine große Chance.                                        Intelligenz (KI) und des maschi-
Das Konsortium DIFUTURE unter der Leitung von Prof.                                          nellen Lernens eine Rolle spielen.
Klaus Kuhn, Direktor des Instituts für Medizinische                                          Wichtig ist auch die Integration
Informatik, Statistik und Epidemiologie, präsentierte                                        von Bildgebungsdaten, so dass
seine Arbeiten auf dem Münchner „Digital Health Sum-                                         den Neuroradiologen der Stand-
mit“ des Klinikums Ende November. An der zweitägi-                                           orte eine wesentliche Aufgabe zu-
                                                                  Staatsminister     Bernd
gen Veranstaltung mit international renommierten Re-              Sibler eröffnete den Digi- kommt.
ferenten diskutierten rund 350 Personen über neueste              tal Health Summit.
                                                                                        Die Vorarbeiten lieferten bereits
Entwicklungen und zukünftige Perspektiven auf dem                                       erste Ergebnisse: MS-Patientin-
Gebiet der Medizininformatik.                                     nen und Patienten haben schon fünf Jahre vor ihrer ei-
Patientendaten für die Forschung nutzbar machen                   gentlichen Diagnose sehr viel häufiger Erkrankungen wie
2015 sind MS-Erkrankungen bayernweit 60 Prozent häufi-            Angststörungen, depressive Episoden oder unspezifische
ger aufgetreten als noch neun Jahre zuvor. Das zeigt eine         Seh- und Gefühlsstörungen.
aktuelle Studie, die unter der Leitung von Prof. Bernhard         MS ist die erste Erkrankung, für die die Wissenschaftlerin-
Hemmer, Direktor der Klinik für Neurologie und Mitglied           nen und Wissenschaftler von DIFUTURE Verfahren entwi-
des DIFUTURE-Konsortiums, durchgeführt wurde. Er und              ckeln und testen, um medizinische Daten sicher und zu-
sein Team werteten hierfür Daten von über zehn Millio-            verlässig für die Forschung und im klinischen Alltag nutzen
nen Menschen aus, darunter im Jahr 2015 knapp 30.000              zu können. Das ist ein Ziel des DIFUTURE-Forschungs-
MS-Erkrankte.                                                     verbunds, der mit mehr als 28 Millionen Euro vom Bun-
„Große medizinische Datensätze sind für uns in der Kli-           desministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.
nik unglaublich wertvoll. Sie verraten uns, ob es Paralle-        Für weitere Krankheiten wie Parkinson und Krebs, Schlag-
len beim Krankheitsverlauf gibt, ob es einheitliche Vorer-        anfall und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollen die neuen
krankungen oder klinische Anzeichen gibt. Nur mit diesem          Verfahren bald auch eingesetzt werden.
großen Datenpool können wir statistisch verlässliche Aus-         Datenintegration und Datenschutz als Schwerpunkte
sagen treffen, die wir aus einzelnen Patientenakten un-
                                                                  Um medizinische Daten richtig nutzen zu können, ergeben
möglich herauslesen könnten“, erklärt Bernhard Hemmer.
                                                                  sich neue Ansprüche an die Datenerhebung und -verar-
Als Teil des Forschungskonsortiums DIFUTURE erheben               beitung, aber auch an den Datenschutz. Damit Daten ver-
Neurologen wie Prof. Hemmer an der TUM, Prof. Martin              gleichbar und überhaupt für KI-Methoden verwendbar sind,
Kerschensteiner an der Ludwig-Maximilians-Universität             müssen sie sowohl rückwirkend vereinheitlicht als auch
(LMU), Prof. Ulf Ziemann an der Universität Tübingen so-          zukünftig einheitlich erfasst werden und bestmöglich vor
wie Prof. Markus Naumann und Privatdozent Dr. Antonius            fremdem Zugriff geschützt sein. IT- und Datenschutzex-
Bayas am Klinikum Augsburg große Datenmengen von                  perten stellt das vor große technische Herausforderungen
Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose. Zusam-         und Patientinnen und Patienten vor die Frage: wer darf auf
men mit den Informatikern von DIFUTURE arbeiten sie an            meine Daten zugreifen?

Dem Summit vorgeschaltet war ein von UnternehmerTUM veran-        Der Summit beschäftigte sich mit den Chancen, Möglichkeiten und
staltetes Innovation Forum, auf dem Vertreter von Startups ihre   Risiken der Digitalisierung in der Medizin.
Ideen präsentierten.

MRI Newsletter ∙ Januar­/ Februar 2019
Januar / Februar 2019 - Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentrums für Kognitive Störungen in der Möhlstraße - MRI TUM
Ein besonderer Schwerpunkt von DIFUTURE liegt daher
beim Datenschutz. Beim „verteilten Rechnen“ verlassen
Daten aus der Krankenversorgung das Krankenhaus über-
haupt nicht, sie sind nur im Krankenhaus selbst gespei-
chert. Um sie dennoch zusammen mit Daten aus anderen
Kliniken zu nutzen, werden innovative Verfahren einge-
setzt, die dem Prinzip „Bringe die Analyse zu den Daten“
(und nicht: die Daten zur Analyse) folgen – dies ist ein       Auf dem „International Day“ am zweiten Tag des Summits disku-
Grundkonzept von DIFUTURE. DIFUTURE wird zudem                 tierten zahlreiche Teilnehmer mit den internationalen Referenten.
untersuchen, wie man Daten, die nicht für die Forschung,
sondern für die Krankenversorgung erhoben worden sind,          In Kürze
nicht nur sicher, sondern auch ohne eventuell auftretende       DIFUTURE ist eines von bundesweit vier Konsortien der
Verzerrungen für die Forschung nutzen kann.                     Medizininformatikinitiative des Bundesministeriums für
                                                                Bildung und Forschung. Partner des Konsortiums DIFU-
„Die Medizin der Zukunft wird mehr denn je sorgfältig er-
                                                                TURE sind TUM und LMU München mit ihren jeweiligen
hobene und zusammengeführte Daten benötigen und ver-
                                                                Uniklinika, die Universität und das Universitätsklinikum
wenden – deshalb müssen wir jetzt die Werkzeuge ent-
                                                                des Saarlandes, das Universitätsklinikum Regensburg,
wickeln, damit diese Daten möglichst vielen Patientinnen
                                                                die Universität und das Universitätsklinikum Tübingen
und Patienten zu Gute kommen. Gerade angesichts der
                                                                sowie Universität und Klinikum Augsburg. Mit der Me-
immer komplexer werdenden Vernetzung muss aber völlig
                                                                dizininformatik-Initiative sollen die Chancen der Digita-
klar sein, dass die Daten den einzelnen Personen gehören
                                                                lisierung in der Medizin für Versorgung und Forschung
und konsequent geschützt werden müssen“, erklärt Klaus          bestmöglich genutzt werden.
Kuhn.

Trauer um Prof. Henning Bier
Prof. Dr. med. Henning Bier ist am 17. Oktober 2018            gen Tumorerkrankungen im Hals-, Nasen-, Ohrenbereich.
nach schwerer Krankheit verstorben. Er leitete seit            Im Mittelpunkt seiner medizinischen Betrachtungen stand
2007 die Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde am           stets der Mensch. Prof. Bier kümmerte sich empathisch
Klinikum rechts der Isar. Insbesondere hat er sich um          um die Belange seiner Patienten. Trotz seiner herausra-
die Erforschung und Behandlung von Kopf-Hals-Tu-               genden Fähigkeiten als Operateur wog er immer ab, ob ein
moren verdient gemacht. Henning Bier wurde 61 Jahre            chirurgischer Eingriff auch wirklich im Sinne des einzelnen
alt. Er hinterlässt seine Frau und vier Kinder.                Patienten oder der Patientin war.
                                                               Sein Forschungsschwerpunkt waren Tumorerkrankungen
                                                               im Kopf-Hals-Bereich, insbesondere die molekulare Tumor-
                                                               entwicklung. Er war ein Vorreiter in der Erforschung der
                                                               Tumorwächtergene, wofür er 1992 den renommierten
                                                               Anton-von-Tröltsch-Preis der Deutschen Gesellschaft für
                                                               Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie
                                                               e.V. erhielt.
                                                               Auch die Ausbildung von angehenden Ärzten war ihm ein
                                                               großes Anliegen. Er kümmerte sich gerne persönlich um
                                                               Veranstaltungen für Studierende und junge Ärzte.
                                                               Prof. Markus Schwaiger, Ärztlicher Direktor des Klinikums
Henning Bier wurde in Köln geboren. Er studierte Medizin
                                                               rechts der Isar, betont: „Prof. Henning Bier lag das Wohl
in Freiburg, Berlin und Düsseldorf. Nach seinem Abschluss
                                                               seiner Patientinnen und Patienten sehr am Herzen. Als Kli-
1989 arbeitete er zunächst am Klinikum der Universität
                                                               nikdirektor hat er sich außerdem darum verdient gemacht,
Düsseldorf und dann am Universitätsklinikum Mannheim,
                                                               hervorragende HNO-Ärztinnen und -Ärzte auszubilden,
wo er 1989 Oberarzt wurde. Zwei Jahre später wechselte
                                                               die heute deutschlandweit tätig sind. Charakteristisch für
er zurück ans Uniklinikum Düsseldorf; dort war er ab 1995
                                                               ihn war eine große Zurückhaltung, seine Leistungen in
als leitender Oberarzt und Vertreter des Klinikdirektors
                                                               den Vordergrund zu stellen. Wir werden Henning Bier ein
tätig. 2007 wurde er zum Direktor der Hals-, Nasen-, Ohr-
                                                               ehrendes Andenken bewahren. Unsere Gedanken sind bei
enklinik des Klinikums rechts der Isar und auf den Lehr-
                                                               seiner Familie.“
stuhl für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde der TUM berufen.
Er war ein anerkannter Spezialist für alle gut- und bösarti-

MRI Newsletter ∙ Januar­/ Februar 2019
Januar / Februar 2019 - Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentrums für Kognitive Störungen in der Möhlstraße - MRI TUM
Den Schlaganfall in die Schranken weisen
Stroke Unit bietet optimale Behandlungsmöglichkeiten

Jedes Jahr erleiden 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Frauen sind aufgrund ihrer höheren
Lebenserwartung häufiger betroffen als Männer. Auf der Schlaganfall-Station des Klinikums, der Stroke Unit,
kümmern sich Ärzte rund um die Uhr um Betroffene. Dr. Silke Wunderlich, Oberärztin auf der Stroke Unit, for-
dert Beteiligte auf, bei Symptomen sofort den Notruf 112 zu wählen. Jede Verzögerung der Therapie um vier
Minuten senkt die Wahrscheinlichkeit um ein Prozent, dass der Betroffene den Schlaganfall überlebt und keine
oder kaum Folgeschäden davonträgt.
Der Schlag trifft Patienten oft in den frühen Morgenstun-       Neue Techniken machen den Weg frei
den. Außenstehende erkennen den Notfall meist an zwei           Die Schlaganfalltherapie entwickelt sich stetig weiter. Tra-
schlagartig auftretenden Symptomen: Lähmungserschei-            ditionell nutzen Mediziner einen Stent-Retriever, um das
nungen auf einer Körperseite und Sprachstörungen. „Wer          verstopfte Hirngefäß zu öffnen. Das Instrument besteht
diese oder ähnliche Symptome bei einem Menschen er-             aus einem dünnen Draht, an dessen Ende sich ein Git-
kennt, sollte sich auf keinen Fall scheuen, sofort den Not-     tergeflecht befindet. Das Blutgerinnsel verfängt sich im
arzt zu verständigen. Lieber einmal zu viel anrufen als ein-    Geflecht und kann so aus dem Gefäß herausgezogen
mal zu wenig“, betont Dr. Silke Wunderlich.                     werden. Neuer sind Aspirationskatheter. Sie saugen das
                                                                Gerinnsel per Unterdruck aus dem Blutgefäß. „Wir setzen
                                                                auch häufig Kombinationen aus beiden Verfahren ein“,
                                                                erklärt die Oberärztin. Laut medizinischer Leitlinie soll-
                                                                te spätestens sechs Stunden nach Symptombeginn die
                                                                Therapie per Katheter beginnen. „Neue Studien zeigen
                                                                jedoch, dass einige wenige Patienten auch noch bis zu 24
                                                                Stunden nach Symptombeginn erfolgreich behandelt wer-
                                                                den“, betont Dr. Wunderlich. Mithilfe moderner bildgeben-
                                                                der Verfahren kann das Stroke Unit-Team vorhersagen,
                                                                wer zu diesen Patienten zählt.
                                                                Luft nach oben
                                                                Angesichts dieser Fortschritte, müsste dann nicht die Rate
                                                                an Todesfällen und schweren Behinderungen nach einem
                                                                Schlaganfall sinken? Tatsächlich ist die Zahl der Men-
                                                                schen, die an den Folgen eines Schlaganfalls verstorben
Dr. Silke Wunderlich (Mitte) und das Team der Stroke Unit be-
handeln rund 900 Patienten mit akuten Schlaganfällen im Jahr.   sind, in den letzten Jahren erheblich gesunken. Jedoch
Die Zahl der Betroffenen wird in den nächsten Jahren steigen,   rechnen Gesundheitsforscher damit, dass aufgrund der
erwarten Experten.
                                                                steigenden Lebenserwartung die Zahl der Schlaganfälle in
                                                                den kommenden Jahren deutlich zunimmt. In Deutschland
Bessere Überlebenschancen
                                                                zählt der Schlaganfall bei Frauen zu der zweithäufigsten
Wird der Patient in die Stroke Unit eingeliefert, analysiert    und bei Männern zu der dritthäufigsten Todesursache. Bei
das Ärzteteam in wenigen Minuten das Geschehen im               beiden Geschlechtern ist er der häufigste Grund für Behin-
Gehirn. Anschließend fällen die Ärzte die Entscheidung:         derung im Erwachsenenalter.
Lysetherapie oder Rekanalisation. Bei einer Lysetherapie
                                                                Liegen bestimmte Risikofaktoren vor, sollte der Betroffene
öffnet der Arzt das verstopfte Gefäß im Gehirn mithilfe ei-
                                                                mit einem Arzt über entsprechende Maßnahmen beraten.
nes Blutgerinnsel-auflösenden Medikaments. Bei der Re-
                                                                Zu den Risikofaktoren zählen: Bluthochdruck, Diabetes,
kanalisation, auch Thrombektomie genannt, führt der Arzt
                                                                erhöhte Cholesterinwerte, Rauchen, Übergewicht, Be-
einen Katheter über die Leiste in die blockierte Gehirn-
                                                                wegungsmangel und erhöhter Alkoholkonsum. Laut einer
arterie und entfernt das Blutgerinnsel mechanisch. „Im Kli-
                                                                Analyse der Daten von über 13.000 Schlaganfallpatienten
nikum rechts der Isar haben wir die Methode bereits seit
                                                                in 32 Ländern sollen neun von zehn Schlaganfällen direkt
2008 angewendet. Wir waren auch an den wissenschaft-
                                                                oder indirekt mit dem Lebensstil zusammenhängen.
lichen Studien beteiligt, die belegen konnten, dass die
                                                                Doch nicht nur der Einzelne, auch die Gesellschaft und
Thrombektomie einen Vorteil bringt“, berichtet Dr. Wun-
                                                                die Politik sind gefordert. So listete ein internationales For-
derlich. Von dieser Erfahrung profitieren die Patienten.
                                                                scherteam 2018 im Fachmagazin The Lancet als wichti-
Eine Thrombektomie kommt jedoch nur infrage, wenn das
                                                                ge Maßnahmen zur Schlaganfallprävention die Kontrolle
Blutgerinnsel in den großen hirnversorgenden Gefäßen
                                                                des Tabakkonsums per Gesetz, gesunde Städte mit Platz
steckt. Das trifft auf rund jeden zehnten Schlaganfall zu.

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Januar / Februar 2019 - Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentrums für Kognitive Störungen in der Möhlstraße - MRI TUM
für Spaziergänger und Radler, grüne Plätze, saubere Luft         jeden Tag, wie ein Schlaganfall ein Leben dramatisch ver-
und einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr. Alles         ändern kann. Daher wünschte ich, dass sich Menschen
Maßnahmen, die es den Menschen leichter machen, ge-              mit Risikofaktoren stärker damit beschäftigen, wie sie ihr
sund zu leben und sich ausreichend zu bewegen.                   Risiko verringern können. Sei es, indem sie mithilfe des
An Bewegung mangelt es Dr. Silke Wunderlich nicht. An            Hausarztes ihren Blutdruck einstellen, ihre Medikamente
stressigen Tagen zählt ihr Schrittzähler schon mal 15.000        regelmäßig nehmen oder sich mehr bewegen.“
Schritte. Wenn sie sich etwas wünschen könnte? „Ich sehe

 So können Sie Ihr Schlaganfallrisiko senken                     •   Wenig Alkohol
 Gesunder Lebensstil                                             Kontrolle von Risikofaktoren
 •  Regelmäßige Bewegung                                         • Senkung von Bluthochdruck
 •  Gesundes Gewicht                                             • Blutverdünnung bei bestehendem Vorhofflimmern
 •  Wenig emotionaler Stress                                     • Senkung zu hoher Cholesterinwerte
 •  Ausreichender Schlaf                                         • Behandlung eines Typ-2-Diabetes
 •  Gesunde Ernährung (z.B. mediterrane Kost mit viel
                                                                 Was das Risiko nicht senkt: Nahrungsergänzungsmit-
    Gemüse, regelmäßig Fisch und wenig Fleisch)
                                                                 tel wie Vitamine, Mineralien, Fischöl-Kapseln
 • Kein Nikotin, Vermeidung von Passivrauch

Virtuelles Tumorboard verbessert Behandlungsmöglichkeiten
Kooperation mit der Kreisklinik Ebersberg ausgeweitet

Die medizinische Versorgung von Krebspatienten auch in Kliniken des Münchner Umlands auf hohem Niveau zu
halten ist eines der Ziele des Roman-Herzog-Krebszentrums (RHCCC). Nun ist ein wichtiger Schritt gemacht: Im
Rahmen von videogestützten virtuellen Tumorboards können Ärzte aus anderen Kliniken die Behandlung ihrer
Krebspatienten mit den Experten aus dem Klinikum rechts der Isar besprechen. Erster Projektpartner ist die
Kreisklinik Ebersberg.

Die technischen Voraussetzungen sind geschaffen: Seit            How der beiden Münchner Universitätskliniken sowie des
kurzem können die Ärzte der Kreisklinik Ebersberg via            Tumorzentrums München in der onkologischen Patienten-
Highspeed-Internet Patientenfälle mit Krebsspezialisten          versorgung und Forschung gebündelt wird. Das CCCM ist
des Klinikums rechts der Isar besprechen. Die Ebersberger        eines von bundesweit 13 von der Deutschen Krebshilfe
Ärzte übermitteln im Vorfeld alle notwendigen Unterlagen,        ausgezeichneten Onkologischen Spitzenzentren. „Es ist
so dass am Klinikum dann für jeden Patiente individuell ein      unser gesundheitspolitischer Auftrag, die hohe Qualität
Expertenteam aus den beteiligten medizinischer Fachrich-         unserer Tumortherapien weiterzutragen, über die Grenzen
tungen zusammengestellt werden kann. „Die hochkarätige           Münchens hinaus”, erklärt Prof. Peter Herschbach, Direk-
Unterstützung nehmen wir in Anspruch, wenn wir es bei            tor des RHCCC. Künftig sollen weitere Kliniken des Mün-
einem Patienten mit einer seltenen Krebserkrankung zu            chner Umlands in das Projekt einbezogen werden.
tun haben oder wenn im Verlauf der Behandlung Kompli-
kationen auftreten”, erläutert Dr. Peter Kreissl, Chefarzt der
Allgemein-, Visceral- und Gefäßchirurgie in Ebersberg. Bei
komplizierten Fällen, die früher an andere Kliniken verlegt
werden mussten, können die Ebersberger Ärzte nun den
Befund im virtuellen Tumorboard besprechen und erhalten
ein fundiertes Konzept zur Weiterbehandlung.
In der Kreisklinik Ebersberg finden bereits seit Jahren
vor Ort Tumorkonferenzen statt, die von einem Vertreter
                                                                 Von links: Prof. Peter Herschbach, Direktor des RHCCC, Prof.
des RHCCC begleitet werden. Das virtuelle Tumorboard             Thomas Bernatik, Chefarzt Innere Medizin I der Klinik Ebersberg,
ermöglicht nun eine noch breitere fachliche Unterstützung        Prof. Hana Algül, Oberarzt in der Inneren Medizin II am MRI und
                                                                 Projektverantwortlicher, Dr. Andreas Grabmeier, Leiter der On-
und den vollen Zugang zur onkologischen Spitzenmedizin
                                                                 kologischen Tagesklinik der Klinik Ebersberg, Dr. Peter Kreissl,
des Universitätsklinikums.                                       Chefarzt der Allgemein-, Visceral- und Gefäßchirurgie in Ebers-
                                                                 berg und Dr. Rami Abbassi, Projektkoordinator am MRI (Foto: Sy-
Das RHCCC arbeitet unter dem Dach des Comprehensi-               bille Föll)
ve Cancer Center München (CCCM), in dem das Know-

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Fingerspitzengefühl erfordert Übung
Simulator bereitet junge Ärzte auf Kathetereingriffe vor

Die Eingriffe der interventionellen Radiologie setzen eine Menge Fingerspitzengefühl und viel Übung voraus.
Denn um beispielsweise verschlossene Blutgefäße von innen zu öffnen oder Gefäße bei akuten Blutungen wieder
zu verschließen, ist Millimeterarbeit erforderlich. In der Sektion für interventionelle Radiologie üben Ärzte solche
Eingriffe nun zunächst „trocken“, bevor sie das erste Mal einen Menschen aus Fleisch und Blut behandeln: Ein
neuer Simulator ermöglicht Eingriffe unter absolut realen Bedingungen.

   „Trockenübung“ am Simulator in der Sek-
   tion für Interventionelle Radiologie unter
   Anleitung von Prof. Philipp Papprottka

Konzentriert führt die junge Ärztin den dünnen Katheter         ten Erkrankungen, beispielsweise der Chemoembolisation
Stück für Stück nach vorne. Exakte Bewegungen sind              eines Lebertumors oder der Behandlung eines Uterus-
erforderlich, um den Draht durch die auf dem Bildschirm         myoms. Das Gerät stellt dann diverse Informationen über
sichtbaren, verzweigten Blutgefäße hin zu der deutlich er-      den „Patienten“ zur Verfügung: Neben Geschlecht, Alter,
kennbaren Blutung zu schieben. Es bleibt nicht viel Zeit,       Größe, Gewicht und akutem Zustand hat der Arzt auch
um das Gefäß zu verschließen, denn der Blutverlust ist          dessen sich permanent verändernde Vitalparameter immer
bereits groß und die Vitalparameter des Patienten werden        im Blick. Realistisch sei auch die Handhabung, so Prof.
schlechter. Die Ärztin hat einen solchen Eingriff noch nie      Paprottka: „Bewegt man den Führungsdraht oder Katheter
gemacht: Da ist es gut, dass der erfahrene Chefarzt neben       innerhalb des Simulators, dann fühlt sich das auch für er-
ihr steht – und noch besser, dass es kein echter Patient ist,   fahrene Spezialisten an, als würde man einen echten Men-
den sie behandelt, sondern nur ein Simulator.                   schen behandeln.“ Wie bei einem richtigen Eingriff verfolgt
Mit der neuesten Generation dieses Geräts üben die Ärzte        der Arzt den Weg des Katheters auf dem Röntgen-Bild-
unter realen Bedingungen alle Varianten von Katheterein-        schirm. Sogar die Atembewegungen des simulierten Pa-
griffen im Bereich der interventionellen Radiologie: Junge      tienten werden von der Maschine lebensecht nachgestellt.
Ärzte machen die gängigen Standardeingriffe hier so lan-        Ein besonderer Pluspunkt des Simulators folgt nach dem
ge „trocken“, bis sie die Technik sicher beherrschen. Und       eigentlichen Training: Das Gerät wertet nun detailliert aus,
erfahrene Ärzte trainieren seltene Fälle oder besonders         was der Arzt gemacht hat: Wie lange haben die einzelnen
schwierige Eingriffe. Prof. Philipp Paprottka, Chefarzt der     Schritte gedauert, an welcher Stelle kann noch etwas ver-
interventionellen Radiologie: „Die Ärzte können hier Ein-       bessert werden, war die Behandlung erfolgreich? Prof.
griffe im Detail und ganz in Ruhe üben. So gewinnen sie         Paprottka: „Das Gerät macht keine echten Röntgenbilder.
enorm an Routine und Erfahrung – diese zusätzliche Si-          Aber es berechnet, welcher Röntgenstrahlung Patient und
cherheit kommt dann natürlich in erster Linie unseren Pa-       Arzt bei dem Eingriff genau ausgesetzt gewesen wären.
tienten zugute.“                                                Das ist auch für erfahrene Ärzte sehr interessant, denn so
Die nachgestellten Gefäßinterventionen, die am Simulator        bekommt man ein noch besseres Gespür dafür, ob man
zu bewältigen sind, sind bis ins Detail der Realität nach-      wirklich immer optimal auf Strahlenschutz achtet.“
empfunden. So kann der Arzt aus einer großen Vielfalt an        Die junge Ärztin konnte den Eingriff am Ende erfolgreich
Übungseingriffen wählen – von gängigen Gefäßöffnungen           abschließen: Der Simulator meldet, dass die Blutung recht-
bis hin zu speziellen Eingriffen bei den unterschiedlichs-      zeitig gestillt werden konnte und es dem Patienten gut geht.

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Januar / Februar 2019 - Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentrums für Kognitive Störungen in der Möhlstraße - MRI TUM
Multigentest: Sinnvolle Entscheidungshilfe bei Brustkrebs
Seit einigen Jahren werden in der Brustkrebstherapie Multigentests eingesetzt, um zu ermitteln, wie hoch das Me-
tastasierungsrisiko ist. Ein Team des Brustzentrums hat jetzt Ergebnisse aus der klinischen Routine vorgestellt.
Diesen zufolge hilft der am Klinikum verwendete Multigentest tatsächlich, Chemotherapien gezielter einzusetzen
und damit die Heilungschancen zu verbessern.
Seit November 2011 wird in der Frauenklinik bei Patien-          eingesetzten Test vorgestellt: Für die Studie analysierten
tinnen mit einer bestimmten Brustkrebs-Variante – hor-           Ettl und sein Team, wie die Brustkrebs-Erkrankung von
monrezeptor-positivem, HER2-negativem Brustkrebs – ein           373 Patientinnen in den Jahren nach dem Beginn der
sogenannter Multigentest eingesetzt. Mit diesem lässt sich       Behandlung tatsächlich verlief. Der Test hatte für rund 64
anhand von Gewebeproben und weiteren klinischen Merk-            Prozent der Patientinnen ein niedriges Risiko und für rund
malen eine Aussage darüber treffen, wie hoch das Risiko          36 Prozent ein hohes Risiko ergeben. Es zeigte sich, dass
für die Patientin ist, dass sich in Zukunft Metastasen bilden.   nach einem mittleren Beobachtungszeitraum von 3,5 Jah-
„Anhand des Testergebnisses, das neben molekularbiolo-           ren bei Patientinnen der „Hochrisiko-Gruppe“ im Vergleich
gischen Tumoreigenschaften auch die individuellen Fak-           zur „Niedrigrisiko-Gruppe“ die Wahrscheinlichkeit doppelt
toren Tumorgröße und Lymphknotenbefall mit einbezieht,           so hoch war, dass der Brustkrebs wieder auftrat und so-
entscheiden Ärztinnen und Ärzte, ob zusätzlich zu einer          gar fünfmal so hoch, dass sich Metastasen bildeten. Von
operativen Entfernung des Tumors und der anschließen-            den Patientinnen, die zusätzlich zur Antihormontablette mit
den antihormonellen Behandlung auch eine Chemothera-             Chemotherapie behandelt wurden, lebten nach drei Jah-
pie sinnvoll ist“, erläutert Prof. Marion Kiechle, Direktorin    ren 96,6 Prozent (Niedrigrisiko-Gruppe) bzw. 96,3 Prozent
der Frauenklinik. „Bei einem niedrigen Risiko einer Metas-       (Hochrisiko und Chemotherapie) ohne Brustkrebs. Bei den
tasierung kann eine Chemotherapie eine unnötige schwere          Patientinnen mit hohem Risiko, bei denen trotz der testba-
Belastung sein, bei einem hohen Risiko kann die Therapie         sierten Empfehlung der Ärzte keine Chemotherapie einge-
verhindern, dass später neue Tumoren entstehen.“                 setzt wurde, waren es dagegen nur 91,5 Prozent.
Auf dem San Antonio Breast Cancer Symposium in den               „Unsere Beobachtungsstudie liefert erstmals Daten aus
USA, einem der weltweit wichtigsten Fachkongresse für            der klinischen Routine-Versorgung, die zeigen, dass der
Brustkrebs, hat Dr. Johannes Ettl, leitender Oberarzt am in-     Test tatsächlich wichtige Anhaltspunkte für die Entschei-
terdisziplinären Brustzentrum der Frauenklinik, die Ergeb-       dung für oder gegen eine Chemotherapie liefern kann“,
nisse einer unabhängigen, nicht von einem Test-Hersteller        sagt Prof. Marion Kiechle.
beauftragten Versorgungsstudie zu dem im Brustzentrum

Europäischer Forschungsrat fördert Spitzenforschung
Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert zwei                 Prof. Roland Rad, Direktor des Instituts
Wissenschaftler am Klinikum mit den renommierten,                für Molekulare Onkologie und Funktio-
hochdotierten Consolidator Grants.                               nelle Genomik
                     Prof. Andreas Pichlmair, Professor für      Eine der gefährlichsten Eigenschaften
                     Immunpathologie von Virusinfektionen        vieler Krebserkrankungen ist, dass die
                     am Institut für Virologie                   ursprünglichen Tumore Metastasen bil-
                     Der menschliche Körper hat ausge-           den. Über Genaktivitäten und Signalwe-
                     klügelte Abwehrsysteme gegen ver-           ge bei der Entstehung von Metastasen
                     schiedene Bedrohungen. Prof. Pichl-         ist jedoch wenig bekannt. In seinem Projekt „PACA-MET“
                     mair beschäftigt sich insbesondere          widmet sich Prof. Rad dem Bauchspeicheldrüsenkrebs.
                     mit der Verteidigung gegen Viren. Bei       Zunächst will Rad mit seinem Team molekulare Vorgän-
Virusinfektionen verändern bestimmte Proteine im Körper          ge identifizieren, die der Metastasierung zugrunde liegen.
ihre Stabilität und ihre Eigenschaft, an andere Eiweißmo-        Dafür wird er auf verschiedene, von ihm entwickelte ge-
leküle zu binden. In seinem Projekt „Protein Dynamics in         netische Werkzeuge und Methoden zurückgreifen, um das
Antiviral Processes (ProDAP)“ will Pichlmair den Einfluss        Genom systematisch nach Metastasierungs-Genen zu
der Interaktionen von Proteinen und der Proteinstabilität        durchsuchen. So werden Untersuchungen im Mausmodell
auf das antivirale Immunsystem analysieren. Die Fähigkeit        mithilfe „springender Gene“, sogenannter Transposons,
des Körpers, beide zu verändern, spielt ersten Erkenntnis-       vorgenommen, um die „genetischen Landkarten“ der Me-
sen zufolge eine maßgebliche Rolle in der Regulation des         tastasierung aufzudecken. In einem weiteren Schritt will
Immunsystems und in der Abwehr viraler Pathogene. Eine           Rad die genaue Funktionsweise einzelner molekularer
gezielte Veränderung der Aktivität dieser Proteine könnte        Prozesse der Metastasierung erforschen, um so neue An-
Ansatzpunkte für neue Therapien eröffnen.                        sätze für Krebstherapien zu identifizieren.

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Welchen Sex haben deutsche Männer mit 45?
Größte Studie zum Sexualverhalten hetero-, bi- und homosexueller Männer

12.354 Männer im Alter von 45 Jahren haben für eine Studie der Klinik für Urologie über Sex gesprochen. Die
Studie macht einige Diskrepanzen erstmals statistisch sichtbar: So hatten etwa zehn Prozent der homosexuellen
Männer in den letzten drei Monaten Sex mit einer Frau. Rund sechs Prozent waren „hidden homosexuals“, die
sich selbst als homosexuell sahen, Sex aber nur mit Frauen hatten und häufig verheiratet waren.
Über zwei Jahre hinweg befragten Ärztinnen und Ärzte           vor allem bei den Homosexuellen. „Wir haben eine Grup-
Männer im Alter von 45 Jahren in Düsseldorf, Hannover,         pe gefunden, die ihre Homosexualität zwar kennen, die-
Heidelberg und München unter anderem zu ihrer ersten           se aber nicht ausleben, sondern ein rein heterosexuelles
sexuellen Erfahrung, ihrer sexuellen Orientierung, der An-     Leben führen und geführt haben – häufig mit Ehefrau und
zahl ihrer Partnerinnen und Partner und ihren sexuellen        Kindern. Es gibt Hinweise darauf, dass eine solche Di-
Praktiken. Studienleiterin ist Prof. Kathleen Herkommer,       skrepanz zu psychischen Problemen führen kann. Unsere
Oberärztin in der Klinik für Urologie am Klinikum.             Studie liefert wichtige Daten, um das Phänomen weiter zu
Erste sexuelle Erfahrungen mit 18                              erforschen“, sagt Prof. Herkommer und ergänzt: „Andere
                                                               Studien gaben bereits Hinweise, dass es diese Gruppe
Unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung machten die
                                                               gibt. Wir konnten es jetzt erstmals wissenschaftlich bewei-
Männer ihre ersten sexuellen Erfahrungen im Alter von
                                                               sen.“ Betroffen waren davon 5,9 Prozent der homosexuel-
etwa 18 Jahren – mit Frauen. Erst im Durchschnitt zwei
                                                               len Männer.
Jahre später hatten einige auch sexuelle Kontakte zu Män-
nern und auch das unabhängig von ihrer in der Studie an-
                                                               Publikation
gegebenen Orientierung. Die Studienleiterin erklärt das so:
                                                               V. Goethe, H. Angerer, A. Dinkel, Ch. Arsov, B. Hadaschik,
„Es handelt sich dabei wohl um eine Findungsphase, in der
                                                               F. Imkamp, J. Gschwend, K. Herkommer, Concordance
sexuell Unterschiedliches ausprobiert wird.“
                                                               and Discordance of Sexual Identity, Sexual Experience
Die Studie beinhaltete auch Fragen zur Art des Ge­             and Current Sexual Behavior in 45-year Old Men: Results
schlechtsverkehrs, den die Männer in den letzten drei          From the German Male Sex-Study, Sexual Medicine, Okto-
Monaten hatten. Der vaginale Sex lag bei heterosexuellen       ber 2018, DOI: 10.1016/j.esxm.2018.08.001
Männern deutlich auf Platz 1 (98 Prozent), gefolgt von ora-
lem Sex, den knapp 60 Prozent ausübten. Diese Form des
Geschlechtsverkehrs wurde von homosexuellen Männern                                    Über die German Male
(91 Prozent) am häufigsten praktiziert, weitaus weniger                                Sex-Study
häufig Analverkehr (64 Prozent).                                                       Die German Male Sex-Study
                                                                                       (GMS-Study) wird seit 2013
Jeder zehnte homosexuelle Mann hatte in den letzten drei
                                                                                       am Klinikum durchgeführt.
Monaten Geschlechtsverkehr mit Frauen. Ähnliche Studi-
                                                                                       Zusammen mit einer Kölner
en aus Australien, Belgien oder den USA hatten diese Ab-
                                                                                       Studie aus dem Jahr 2000 ist
weichung von sexueller Orientierung und Sexualverhalten
                                                                                       sie die einzige deutsche Stu-
bisher nicht gefunden.
                                                                                       die, die sich in diesem Umfang
Mehrheitlich in langjährigen Beziehungen                                               mit der Sexualität des Mannes
Bis zum 45. Lebensjahr hatte der Großteil (98 Prozent) der       befasst. Die Datenerhebung erfolgt im Rahmen der
heterosexuellen Männer mit bis zu zehn unterschiedlichen         deutschlandweit durchgeführten Studie zur Erken-
Menschen Sex. Etwa ein Drittel der bisexuellen Männer            nung von Prostatakrebs PROBASE (www.probase.
und knapp die Hälfte der homosexuellen Männer waren              de).
sexuell deutlich aktiver: sie hatten mehr als 30 unterschie-     Für die GMS-Study werden Männer im Alter von 45
dliche Sexualpartner beziehungsweise -partnerinnen.              Jahren aus den Regionen der Studienzentren Han-
Im Alter von 45 waren über drei Viertel der heterosexuellen      nover, Düsseldorf, Heidelberg und München rekru-
Männer zwischen fünf und zehn Jahren mit ihrer Partnerin         tiert. Deren Adressen werden als Zufallsstichprobe
zusammen, auch über die Hälfte der homo- und bisexu-             durch die Einwohnermeldeämter zur Verfügung ge-
ellen Männer war in einer festen und langjährigen Part-          stellt.
nerschaft. Knapp 70 Prozent der heterosexuellen Männer           Das Studiendesign der GMS-Study sieht ein Fol-
waren verheiratet, 80 Prozent waren Vater geworden.              low-up nach 15 Jahren vor. Damit können die Daten
Homosexuelle mit Ehefrau und Kindern                             in Längsschnittstudien ausgewertet werden. So las-
                                                                 sen sich mögliche Veränderungen in der Sexualität
Auffällige Diskrepanzen zwischen der angegebenen sexu-
                                                                 des Mannes im Verlauf erfassen.
ellen Orientierung und der gelebten Sexualität zeigten sich

MRI Newsletter ∙ Januar­/ Februar 2019
Sehen beginnt, bevor wir etwas sehen
Zusammenspiel der Hirnotenstoffe bei optischen Eindrücken aufgeklärt

Wie funktioniert Sehen und was geschieht dabei im
Gehirn? Dr. Valentin Riedl konnte mit seinem Team zei-
gen, dass bereits das Öffnen der Augen die Verteilung
der beiden wichtigsten Botenstoffe im Gehirn verän-
dert, unabhängig davon, ob die Person wirklich etwas
sieht.
Wenn Nervenzellen miteinander kommunizieren, nutzen
sie als Botenstoffe sogenannte Neurotransmitter. Glutamat
und GABA, die beiden wichtigsten im menschlichen Ge-
hirn, wirken einander entgegengesetzt: Glutamat aktiviert
Nervenzellen, während GABA einen hemmenden Einfluss
auf sie hat. Indem sich die Konzentrationen der beiden
Stoffe verändern, kann das Gehirn zum Beispiel Eindrücke       Dr. Valentin Riedl (links), Forschungsgruppenleiter in der Abteilung
                                                               für Neuroradiologie, mit seinem Kollegen Dr. Christian Sorg. (Foto:
der Augen, sogenannte visuelle Reize, verarbeiten.             K. Bauer / TUM)
Privatdozent Dr. Valentin Riedl, Abteilung für Neuroradiolo-
                                                               ges Verfahren zur Darstellung der menschlichen Hirnakti-
gie, hat mit seinem Team untersucht, wie sich die Menge
                                                               vität. Sie sahen, dass zu den Zeitpunkten, in denen sich
beider Botenstoffe im visuellen Cortex verändern. Das ist
                                                               die Menge der Botenstoffe im visuellen Cortex veränderte,
die für das Sehen verantwortliche Hirnregion.
                                                               auch Hirnaktivitäten im fMRT sichtbar waren. „Die Ergeb-
Augenöffnen als Startschuss für das Sehen                      nisse beider Methoden passten perfekt zusammen. Durch
Das Experiment bestand aus drei Phasen. Die Personen           die Kombination können wir nicht nur sagen, dass es in
lagen zunächst mit geschlossenen Augen im Dunkeln.             einer Region eine erhöhte Aktivität gibt, sondern können
Anschließend öffneten sie die Augen und blickten in die        sie erstmals auch konkret den beiden Neurotransmittern
Dunkelheit. Zuletzt bekamen sie ein flimmerndes Muster         zuordnen“, erklärt Riedl.
gezeigt. Über das gesamte Experiment hinweg wurde die          Psychische Erkrankungen als Forschungsfeld
Menge beider Botenstoffe im visuellen Cortex bestimmt.
                                                               Klinisch relevant sind die Ergebnisse beispielsweise für
Im Ruhezustand mit geschlossenen Augen war die GA-             psychische Krankheiten: Bei der Schizophrenie wird ver-
BA-Konzentration hoch. Überraschenderweise sank aber           mutet, dass unter anderem die Verteilung der beiden Bo-
bereits beim Öffnen der Augen dieser hemmende Boten-           tenstoffe dauerhaft gestört ist. „Bisher fehlen aber noch
stoff ab, obwohl noch nichts zu sehen war. „Das Gehirn be-     Beweise. Eine Untersuchung mit Spektroskopie und fMRT
reitet sich schon mit dem Öffnen der Augen auf kommende        ließe eine sehr viel genauere und breitere Aussage über
Reize vor. Das wurde bisher so nicht gezeigt, weil dieser      die Konzentration der Botenstoffe in Gehirnen von Patien-
Zustand in anderen Studien nicht gemessen wurde“, so           ten zu“, so Riedl.
Riedl. Erst beim Wahrnehmen eines echten visuellen Rei-
                                                               Publikation
zes erhöhte sich dann die Konzentration des aktivierenden
                                                               K. Kurcyus, E. Annac, N. Hanning, A. Harris, G. Oeltzsch-
Botenstoffes Glutamat.
                                                               ner, R. Edden, V. Riedl, Opposite dynamics of GABA and
Daten vergleichbar mit fMRT-Messungen                          glutamate levels in the occipital cortex during visual pro-
Die Forscher verglichen ihre MRS-Daten erstmals auch mit       cessing, Journal of Neuroscience, November 14, 2018,
Messungen aus dem funktionellen MRT (fMRT), ein gängi-         DOI: 10.1523/JNEUROSCI.1214-18.2018

Dauerausstellung in der Klinik für Dermatologie
Die Station Q1a der Klinik für Dermatologie erfreut die
Patienten mit zahlreichen Bildern des zeitgenössischen
Künstlers Klaus Jaeger (1914 – 2005). Seine bevorzugte
Technik war Aquarell, daneben aber auch Pastellkreide,
Tempera und Öl. Seine Motive entdeckte er in seiner Hei-
mat rund um den Starnberger See und im Voralpenland,
aber auch auf seinen Reisen vor allem nach Italien und
                                                               Klinikdirektor Prof. Tilo Biedermann (rechts) mit den Leihgebern
Kalifornien.
                                                               Inge Biedermann (links) und Dr. Michael Biedermann (2. von links)

MRI Newsletter ∙ Januar­/ Februar 2019
Mehr als ein unangenehmes Gefühl
Schmerz: Wahrnehmung, Handlungsimpuls und Energiebereitstellung entstehen
unabhängig voneinander im Gehirn
Schmerz ist ein negatives Gefühl, das wir schnell loswerden wollen. Um den Körper zu schützen, handeln wir,
indem wir beispielsweise die Hand zurückziehen. Diese Handlung wird üblicherweise als Folge der Schmerzwahr-
nehmung aufgefasst. Ein Team der Klinik für Neurologie hat nun gezeigt, dass Wahrnehmung, Handlungsimpuls
und Energiebereitstellung gleichzeitig und nicht, wie erwartet, nacheinander im Gehirn entstehen.
Unter der Leitung von Markus Ploner, Heisenberg-Profes-        konnten erstmals sehen, dass die Hirnantworten für die
sor für Human Pain Research, haben sich Forscherinnen          Schmerzkomponenten nicht nacheinander ablaufen, son-
und Forscher der Klinik für Neurologie angesehen, wie          dern teilweise gleichzeitig. Das heißt, dass die Handlungs-
genau im Gehirn ein schmerzhaftes Ereignis verarbeitet         vorbereitung und die Energiebereitstellung nicht vollstän-
wird. Sie konnten erstmals zeigen, dass das Gehirn auf         dig von der Schmerzwahrnehmung abhängen, sondern
einen Schmerzreiz mit mindestens drei unterschiedlichen        teilweise unabhängig davon umgesetzt werden“, erklärt
Antworten reagiert – und dass diese gleichzeitig und nicht     Laura Tiemann, Erstautorin der Studie.
abhängig voneinander ablaufen. Die Ergebnisse könnten
grundlegende Auswirkungen auf das Verständnis und die
Behandlung von Schmerzpatientinnen und -patienten ha-
ben.
Schmerz besteht aus mindestens drei Faktoren: der Wahr-
nehmung, der Handlung – zum Beispiel dem Zurückziehen
der Hand von einer heißen Herdplatte – und der Reakti-
on des autonomen Nervensystems, das die notwendige
Energie für das Handeln bereitstellt. Über das autonome
Nervensystem werden die lebenswichtigen Funktionen
wie Herzschlag, Atmung, Verdauung und Stoffwechsel ge-
steuert.
                                                               Laura Tiemann, Erstautorin der Studie, bereitet zusammen mit
Zusammenspiel aus Verhaltens- und EEG-Messungen                Markus Ploner, Heisenberg-Professor für Human Pain Research,
                                                               eine Person für die EEG-Messung vor. (Foto: K. Bauer / TUM)
In ihren Versuchen setzten die Forscherinnen und Forscher
Freiwillige kurzen, unterschiedlich starken Schmerzreizen
                                                               Therapie für chronische Schmerzpatienten
auf dem Handrücken aus. Um die Schmerzwahrnehmung
zu bestimmen, sollten die Personen die wahrgenommene           Was zunächst abstrakt klingt, könnte auch für Patientin-
Stärke des Reizes auf einer Skala bewerten. Die Hand-          nen und Patienten mit chronischen Schmerzen wichtig
lungskomponente untersuchte das Team um Markus Plo-            sein. Ploner empfiehlt für eine umfassende Schmerzthe-
ner anhand der Reaktionszeit, die die Patienten benötigten,    rapie alle drei Komponenten des Schmerzes im Auge zu
um ihre Finger als Antwort auf die Reize zurückzuziehen.       behalten: „Bei chronischen Schmerzpatienten sind mögli-
Um auch die dritte Schmerzkomponente, die Reaktion des         cherweise nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch die
autonomen Nervensystems, zu bestimmen, maßen sie die           Vorbereitung und Durchführung von Handlungen gegen
Schweißproduktion in den Handinnenflächen.                     den Schmerz sowie die Energiebereitstellung verändert.
Gleichzeitig wurde während des Versuchs die Hirnaktivität      Unsere Befunde sind somit ein biologisches Argument für
mit Hilfe der Elektroenzephalographie (EEG) registriert. Mit   eine Schmerztherapie, die den Schmerz ganzheitlich mit al-
dieser Methode lässt sich genau sichtbar machen, wann          len seinen Komponenten umfasst. Das würde sowohl psy-
und wie Nervenzellen auf einen Schmerzreiz reagieren.          chotherapeutische und medikamentöse als auch physio-
                                                               therapeutische Therapien beinhalten“, erklärt Ploner. Am
Komponenten entstehen unabhängig voneinander
                                                               Interdisziplinären Zentrum für Schmerzmedizin des Klini-
Für die Auswertung verwendeten Ploner und sein Team ein        kums werden solche sogenannten Multimodalen Schmerz-
statistisches Verfahren, die sogenannte Mediationsanaly-       therapien bereits angeboten.
se. Dieses Verfahren ist in den Sozialwissenschaften in-
zwischen gut etabliert und wurde von ihnen erstmals auf        Publikation
EEG-Daten angewendet. So konnten sie herausfinden,             L. Tiemann, V. Hohn, S. Dinh, E. May, M. Nickel, J. Gross,
welche Hirnantworten an der Umsetzung der drei Schmerz-        M. Ploner: Distinct patterns of brain activity mediate per-
komponenten beteiligt sind und wann genau diese statt-         ceptual and motor and autonomic responses to noxious
finden.                                                        stimuli, Nature Communications, October 2018, DOI:
                                                               10.1038/s41467-018-06875-x
Das Ergebnis der Auswertungen war überraschend: „Wir

MRI Newsletter ∙ Januar­/ Februar 2019
Leberversagen durch Angriff auf Blutgefäßzellen
Hepatits: Störung in der Blutversorgung als Ursache für Leberversagen

Eine Infektion mit Hepatitis-Viren kann im schlechtesten Fall zum Leberversagen führen. Ein Team des Instituts
für Molekulare Immunologie fand nun den Grund: Immunzellen greifen Zellen des Blutgefäßsystems an und stö-
ren so die Blut- und Nährstoffversorgung des Organs. Erst das ruft die massiven Schäden hervor, die zum Le-
berversagen führen. Sie identifizierten im Tiermodell einen Wirkstoff, der diese tödlichen Prozesse verhinderte.

Eine Infektion der Leber mit Hepatitis Viren, wie dem Hepa-      ausschließlich diesen fulminanten Verlauf der Virushepati-
titis B Virus, kann sehr unterschiedlich ablaufen: die Leber-    tis nachbildet.
entzündung (Hepatitis) kann problemlos ausheilen, chro-          Perforin-Inhibitoren als therapeutisches Werkzeug
nisch werden, so dass eine lebenslange Einnahme von
                                                                 „Erst jetzt, wo wir den eigentlichen zerstörerischen Mecha-
Medikamenten notwendig ist, oder sie kann fulminant ver-
                                                                 nismus bei einer akuten Hepatitis kennen, können wir auch
laufen. Die immun-vermittelten Schäden in der Leber sind
                                                                 bei der Hepatitis-Therapie in neue Richtungen denken und
dann so stark, dass es zum Leberversagen kommt und als
                                                                 diesen Prozess gezielt angreifen“, so Knolle. Die Forscher
letzte mögliche therapeutische Maßnahme nur noch eine
                                                                 konnten zeigen, dass ein neuer Wirkstoff eine fulminante
Lebertransplantation bleibt.
                                                                 Hepatitis verhindert. Es handelt sich dabei um einen Per-
Das Ziel der Viren sind die Leberzellen, sogenannte He-          forin-Inhibitor, der die Porenbildung durch Killer-T-Zellen
patozyten. Das Immunsystem versucht die Infektion in den         verhindert und damit auch den Angriff auf LSECs hemm-
Griff zu bekommen, indem es mit Hilfe von bestimmten             te. Die Mäuse konnten durch den Einsatz des Wirkstoffs
Immunzellen, den T-Killerzellen, die infizierten Leberzellen     vor einer fulminanten Hepatitis bewahrt werden, weil die
angreift und abtötet. Bisher wurde angenommen, dass die-         LSECs und damit die Blutversorgung der Leberzellen in-
ser Prozess für die starken Organschäden bei einer akuten        takt blieben.
Hepatitis verantwortlich ist. Dr. Dirk Wohlleber und Prof.
Percy Knolle vom Institut für Molekulare Immunologie ha-
ben mit ihren Kolleginnen und Kollegen von der Universität
Würzburg und der Universität Bonn nun eine ganz ande-
re Erklärung für das Problem gefunden: Nicht der Tod der
Leberzellen, sondern Defekte im Blutgefäßsystem sind die
Gründe für das Versagen des Organs.
Störung der Blutversorgung durch Immunzellen
In der Leber gibt es wichtige Zellen, die sinusoidalen Le-
berendothelzellen, kurz LSECs. Sie sind die Verbindung
der Leberzellen zum Blutgefäßsystem und regeln den
Austausch von Nähstoffen und Sauerstoff mit dem Blut.
Sie haben zudem die Fähigkeit, kleine Teile von Viren auf
ihrer Außenseite zu präsentieren, ähnlich wie Zellen des
Immunsystems. Die Forscherinnen und Forscher beobach-
teten, dass die T-Killerzellen diese Virenstücke spezifisch
erkannten. Sie hielten LSECs für infizierte Leberzellen und
töteten sie. Dafür nutzten sie Proteine, die sich in die Zell-
membran der Zielzelle einbauen und eine Pore bilden. Die-
se sogenannten Perforine durchlöchern die Membran und             Prof. Percy Knolle untersucht die Ursachen des
zerstören die Zelle.                                              Leberversagens. (Bild: A. Heddergott / TUM)

„Wir haben beobachtet, dass das Abtöten der LSECs durch
die Immunzellen massive Auswirkungen auf das Leberge-            Publikation
webe hat. Der Blutfluss in der Leber ist massiv gestört und      M. Welz, S. Eickhoff, Z. Abdullah, J. Trebicka, K.H. Gart-
das führt dazu, dass sehr viele – auch nicht-infizierte – Le-    lan , J.A. Spicer, A.J. Demetris, H. Akhlaghi, M. Anton, K.
berzellen sterben. Die Auswirkung dieser Immunantwort            Manske, D. Zehn, B. Nieswandt, C. Kurts, J.A. Trapani, P.
ist sehr viel dramatischer als der Angriff auf die eigentlich    Knolle, D. Wohlleber & W. Kastenmüller: Perforin inhibition
infizierten Leberzellen“, erklärt Wohlleber. Möglich war         protects from lethal endothelial damage during fulminant
diese Erkenntnis nur, weil die Wissenschaftlerinnen und          viral hepatitis, Nature Communications, 15.11. 2018, DOI:
Wissenschaftler ein neues Mausmodell entwickelten, das           10.1038/s41467-018-07213-x

MRI Newsletter ∙ Januar­/ Februar 2019
Zwei „Frühchen“ zum Üben
Puppenspende für die Frühchenstation

Die Neugeborenen-Intensivstation hat Zuwachs bekommen: Zwei mit viel Liebe zum Detail nachgebildete Puppen,
die eindrucksvoll dem Stadium eines frühgeborenen Kindes aus der 28. Schwangerschaftswoche nachempfun-
den sind. Die aufwändig gefertigten Puppen, die vom Bundesverband „Das frühgeborene Kind“ e.V. kommen,
sind eine Spende der Stadtsparkasse München. Die Neugeborenen-Station wird die beiden Puppen sowohl bei
der Einarbeitung und Weiterbildung von Mitarbeitern als auch bei der Schulung von Eltern frühgeborener Kinder
einsetzen.
Die beiden Puppen gleichen Babys, die etwa zwölf Wo-            rener Kinder nutzen. Denn viele von ihnen haben zunächst
chen früher als geplant zur Welt gekommen sind, nahezu          Sorge, dem eigenen, extrem kleinen Kind versehentlich
bis aufs Haar. Körpermaße, Gewicht, Hautfarbe und vor           Schaden zuzufügen. Mit den Puppen können Eltern nun
allem ihre Zartheit wirken verblüffend echt. Wenig erstaun-     zunächst unter Anleitung ganz ohne Angst ausprobieren,
lich, dass sich die Mitarbeiter der Neugeborenen-Intensiv-      wie sie ihr Kind sicher halten, lagern oder drehen können.
station schnell dafür entschieden haben, den beiden einen       Stationsleitung Andrea Kaufmann erklärt: „Körperkontakt
Namen zu geben: Sie heißen Felix und Sandra.                    ist ausgesprochen wichtig für die gesunde Entwicklung von
Die Puppen werden nun zum einen bei der Schulung von            Frühchen. Wenn Eltern wissen, auf welche Weise sie das
Mitarbeitern eingesetzt. An Felix und Sandra lassen sich        Kind am besten berühren, umlagern oder für eine Versor-
beispielsweise besondere Griff-, Halte- und Lagerungste-        gung außerhalb des Inkubators herausnehmen, ist das
chniken üben, die später im Umgang mit den hochsensi-           eine ideale Voraussetzung für den optimalen Umgang mit
blen kleinen Patienten perfekt sitzen müssen. Neben der         den Allerkleinsten.“
                        Einarbeitung neuer Mitarbeiter
                        sollen die Puppen insbesondere in
                        der Weiterbildung für pädiatrische
                        Intensiv- und Anästhesiepflege
                        zum Einsatz kommen. Diese be-
                        rufsbegleitende Weiterbildung, die
                        am Klinikum rechts der Isar ange-
                        boten wird, richtet sich an Gesund-
                        heits- und Kinderkrankenpflege-
                        kräfte, die in der neonatologischen     Große Freude bei der Übergabe der Frühchenpuppen auf der Neu-
                                                                geborenen-Intensivstation: (Vlnr) Dr. Esther Rieger-Fackeldey, lei-
                        oder pädiatrischen Intensivpflege       tende Oberärztin der Neugeborenenstation, Andrea Kaufmann,
                        tätig sind.                             Stationsleitung, Birgit Gwuzdz, Kursleitung der Weiterbildung für
                                                                pädiatrische Intensiv- und Anästhesiepflege, Sandra Preis, Regio-
                          Zum anderen wollen die Mitarbei-      nalleiterin Stadtsparkasse München, Barbara Mitschdörfer, Vorsit-
                          terinnen der Station die Puppen für   zende des Bundesverbands „Das frühgeborene Kind“ e.V., Tobias
                                                                Jeurissen, Pflegedirektion, Brigitte Robatscher, Stadtsparkasse
                          die Schulung der Eltern frühgebo-     München

Global Health Day
Im Dezember fand im TranslaTUM der erste Global                 gische Klinik) – ermuntern alle, die mehr über Global
Health Day des Center for Global Health (CGH) statt. Ziel       Health wissen möchten oder im Bereich Global Health ak-
des Centers ist, in einem multidisziplinären Ansatz gemein-     tiv werden möchten, mit dem Team in Kontakt zu treten:
sam mit anderen Fakultäten der TUM den Herausforderun-          www.med.tum.de/de/center-global-health
gen unserer globalisierten Welt im Bereich Gesundheit zu
begegnen. Ein sehr abwechslungsreiches Programm, des-
sen Themen von Globaler Gesundheitspolitik über antimi-
krobielle Resistenzen bis hin zu Architektur in Zeiten des
Klimawandels reichten, repräsentierte die Bandbreite von
Global Health und zog über 150 Zuhörer an.
Die Gründerinnen des CGH – Prof. Clarissa Prazeres da
Costa (Institut für medizinische Mikrobiologie, Immuno-
logie und Hygiene) und Prof. Andrea Winkler (Neurolo-           Foto: Susi Dürr, MIH

MRI Newsletter ∙ Januar­/ Februar 2019
Ausbildungsprogramm gegen Landärztemangel
Ärztenachwuchs für ländliche Gebiete ist schwer zu finden. Ein neues Ausbildungsprogramm der Fakultät für
Medizin will Medizinstudierende frühzeitig für die Allgemeinmedizin gewinnen und so dem Landärztemangel ent-
gegenwirken. Es beinhaltet Förderstipendien, kostenlosen Wohnraum sowie engen Kontakt zu Hausarztpraxen
und Krankenhäusern in den beteiligten Regionen. Das bayerische Gesundheitsministerium fördert das Programm
mit rund 3,5 Millionen Euro.
Trotz vieler freier Stellen und günstigen Wohnraums ent-
scheiden sich wenige angehende Ärztinnen und Ärzte
für die Allgemeinmedizin und später für die Tätigkeit als
Hausarzt auf dem Land. Das vom bayerischen Gesund-
heitsministerium geförderte neue Forschungs- und Lehr-
projekt „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“ (BeLA) möch-
te schon früh interessierte Studierende an die Allgemein-
medizin heranführen. Es ist im Wintersemester 2018 / 2019
in Lehrkrankenhäusern und -praxen der Medizinischen Fa-
kultät in den beteiligten Regionen gestartet.
Sieben Modellregionen
Gesundheitsministerin Melanie Huml betont: „Mein Ziel ist,
noch mehr junge Mediziner für die Arbeit auf dem Land zu                                    Das bayerische Gesundheitsministerium fördert das BeLA-Pro-
                                                                                            gramm mit 3,5 Millionen Euro: v.l. Prof. Pascal Berberat, Lehrstuhl
gewinnen. Mit ’BeLA’ unterstützen wir insgesamt sieben                                      für Medizindidaktik, Gabriele Hörl, Gesundheitsministerium, Prof.
Modellregionen – drei in Südbayern und vier im Norden                                       Antonius Schneider, Lehrstuhl für Allgemeinmedizin, Prof. Peter
des Freistaats – mit rund 5,8 Millionen Euro in den kom-                                    Henningsen, Dekan der Fakultät für Medizin

menden vier Jahren.”
                                                                                            „Die Studierenden lernen Land und Leute kennen, erfahren
Gute Ausbildung mit Kost und Logis
                                                                                            eine engagierte medizindidaktische Betreuung durch die
Studierende erhalten bei BeLA ab dem ersten klinischen                                      Klinik- und Hausärzte und erleben die ganze Breite der
Semester ein begleitendes Programm mit Seminaren und                                        medizinischen Versorgung. Das Programm ist sehr flexibel
Mentoring in der Allgemeinmedizin. Zudem bekommen                                           und die Studierenden werden über einen langen Zeitraum
sie Praktikumsstellen, Blockpraktika und das Praktische                                     betreut – das sind seine Stärken“, erklärt Prof. Antonius
Jahr in den teilnehmenden Krankenhäusern und Haus-                                          Schneider, Inhaber des ersten bayerischen Lehrstuhls für
arztpraxen angeboten. Kostenlose Unterkunft und die                                         Allgemeinmedizin und Organisator des Programms, das
Verpflegung sind inklusive. Die Studierenden erhalten zu-                                   er gemeinsam mit Prof. Pascal Berberat vom Lehrstuhl für
dem Förderstipendien von monatlich 600 Euro, wenn sie                                       Medizindidaktik entwickelt hat.
sich dazu verpflichten, nach Abschluss des Studiums ihre
Facharztweiterbildung für Allgemeinmedizin in der Region
zu absolvieren.

Aktuelle Publikationen
 Klinikum rechts der Isar
 Technische Universität München
                                                     Bayer. Staatsministerium für Ge-       Anna Cavelius / Daniela Paepke:
 Fortgeschrittene Demenz                             sundheit und Pflege (Hg): Fortge-      Beschwerdefrei durch die Krebs-
 und Lebensende
 Ein Ratgeber für Angehörige über die Ziele und
                                                     schrittene Demenz und Lebensen-        therapie. Nebenwirkungen mit na-
 Möglichkeiten der Palliativ- und Hospizversorgung

                                                     de. Kostenloser Download / Bestel-     turheilkundlichen Therapien wir-
                                                     lung unter: www.bestellen.bayern.de/   kungsvoll lindern. 14,99 €, ISBN:
                                                     shoplink/stmgp_pflege_047.htm          978-3-8338-6224-3
                     Der Ratgeber entstand unter Fe-                                        Mit einem gezielten Maßnahmenpa-
                     derführung von Prof. Janine Diehl-                                     ket, das Dr. Daniela Paepke, Frau-
                     Schmid, Klinik für Psychiatrie, und                                    enklinik, entwickelt hat, kann jeder
                     unter Mitwirkung weiterer Mitarbeiter                                  an Krebs Erkrankte seine Nebenwirkungssymptome selbst
des Klinikums. Er richtet sich an Angehörige von Mens-                                      behandeln und lindern. Gleichzeitig werden damit die
chen mit Demenz, gibt Informationen zum Krankheitsbild                                      Selbstheilungskräfte stabilisiert und der Heilungsprozess
und zeigt Möglichkeiten auf, wie für Menschen mit fortge-                                   bei Krebs gestärkt.
schrittener Demenz auch am Lebensende eine bestmögli-
che Lebensqualität erreicht werden kann.

MRI Newsletter ∙ Januar­/ Februar 2019
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