EinHerz-einTeam! Transplantation: Die Mannschaft hinter dem Patienten Das wird neu: HDZ-Projekte 2018 Die Doppelspitze in der Anästhesiologie ...
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No. 24 |4.2018 Neues aus dem Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen Ein Herz – ein Team! Transplantation: Die Mannschaft hinter dem Patienten Das wird neu: HDZ-Projekte 2018 Die Doppelspitze in der Anästhesiologie Wissen aktuell: Herz- und Diabetesmedizin
EDITORIAL INHALT > TITELTHEMA 12 Tag der Organspende > HDZ WISSEN 06 Fortbildung 07 Pflege-Wissen in einer Minute 09 Neue Wege – gemeinsame Ziele 2018 Liebe Leserin, lieber Leser, 16 Herzüberwachung mit dem Handy 19 Spektakuläre Gewebespenden auch in diesem Jahr durften wir uns im HDZ über die Aus- 20 Leichtathletik EM 2018 zeichnung der privaten Krankenversicherungen (PKV) für die hervorragende Gesamtqualität der medizinischen Ver- sorgung freuen. > TERMINE Die wichtigste Voraussetzung für die Vergabe des Güte 11 Aktuelle Veranstaltungen siegels ist eine weit über dem Durchschnitt liegende medi- zinische Qualität. Den entsprechenden Nachweis liefern unsere Qualitätsdaten, die auf der Basis der gesetzlichen > HDZ NEWS Qualitätssicherung erhoben und im deutschlandweit um- fassendsten Gesundheitsdatenportal für Kliniken, dem 04 Kinderherzen Online-Portal „qualitaetskliniken.de“, veröffentlicht wer- 10 Auszeichnungen den. Dort werden neben der Medizinqualität auch Aspekte 14 Blutspenden der Patientensicherheit, der Patientenzufriedenheit und der Arztzufriedenheit berücksichtigt. Nur wer hier eine weit über dem Durchschnitt liegende medizinische Quali- > HDZEIT tät nachgewiesen hat, erhält das Siegel. 22 Tag der Ethik Die wiederholte Auszeichnung macht uns sehr stolz, 24 Rückblick Neujahrsempfang denn sie zeigt, dass eine hohe Behandlungsqualität für 26 Leserbrief alle Patientinnen und Patienten dauerhaft erreichbar ist. 27 Info/Kontakt Davon werden auch in diesem Jahr wieder an die 37.000 Menschen mit Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankun- gen profitieren. Das Zertifikat soll Patienten und Angehörigen eine bessere Orientierung über die Behandlung im Krankenhaus ermög- lichen und Transparenz schaffen. Darüber hinaus arbeiten wir tagtäglich auch im Zuge hausinterner Veränderungs- prozesse daran, unsere bewährten Standards in Diagnose, Therapie und Pflege weiter zu verbessern. Mehr darüber in dieser Ausgabe. Mit freundlichen Grüßen Dr. Karin Overlack Prof. Dr. Jan Gummert IMPRESSUM Herausgeber: Herz- und Diabeteszentrum NRW, Universitätsklinik, Geschäftsführerin Ärztlicher Direktor Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Georgstr. 11, 32545 Bad Oeynhausen. Redaktion: Anna Reiss (Ltg.). Mitarbeit/Abb./Fotos: Monika Florek, fotolia, getty images, K. Hensel, Peter Hübbe, Kerstin Klughardt, Armin Kühn. Produktion: Pape + Partner/Leidecker & Schormann. 2 HDZeitung 1/2018
HDZ NEWS > Personalia Einzigartiger Lehrstuhl in Deutschland Prof. Dr. Vera von Dossow ist neue Chefärztin der Anästhesiologie A ls neue Chefärztin wurde Prof. Dr. spruch des HDZ – Klinikum der Ruhr- gen im Bereich der postoperativen neuro- Vera von Dossow (Foto) offiziell Universität Bochum – als international kognitiven Funktionsstörungen in der am 7. März im Herz- und Dia bekanntes und für seine Qualität ge- Herz- und Thoraxanästhesie mit besonde- beteszentrum NRW begrüßt. Sie leitet schätztes Zentrum für kardiovaskuläre rem Anliegen für die Patientensicherheit. das Institut für Anästhesiologie und Erkrankungen. Ich bin mir sicher, dass Schmerztherapie am HDZ NRW gemein- Sie erfolgreich diesen Ruf durch Ihre Als gebürtige Berlinerin falle ihr der sam mit Prof. Dr. Uwe Schirmer. Kompetenz im kardiovaskulären Bereich Wechsel von München nach Ostwestfa- weiter stärken werden.” len nicht schwer, betonte die neue Chef- Geschäftsführerin Dr. Karin Overlack ärztin in ihrem Antrittsvortrag, in dem begrüßte die „überzeugte Kardioanäs- Berlin – München – Bad Oeynhausen sie die Kardioanästhesie als Bildungsmo- thesistin” und „faszinierende Führungs- tor skizzierte und darin auf die großen persönlichkeit” herzlich vor 100 Gästen Prof. Dr. Vera von Dossow hat ihr Studi- Fortschritte der Herzchirurgie, Kardio- im Hörsaal des HDZ NRW, bevor der De- um der Humanmedizin an der Freien technik und Medizintechnik des letzten kan der Medizinischen Fakultät der Ruhr- Universität Berlin absolviert. Nach der Jahrhunderts einging. Universität Bochum, Prof. Dr. Ralf Gold, Facharztausbildung und Ernennung zur die Ernennungsurkunde überreichte. Oberärztin an der Charité-Universitäts- medizin Berlin, Promotion und Habilita „Eine Professur für Kardioanästhesie ist tion wechselte sie 2009 an die Ludwig- einmalig in Deutschland”, betonte Prof. Maximilians-Universität München, Dr. Jan Gummert, Ärztlicher Direktor des wo sie als Oberärztin in der Klinik für HDZ NRW und Direktor der Klinik für Anästhesiologie tätig war. Neben der Thorax- und Kardiovaskularchirurgie. „Es Mitgliedschaft im wissenschaftlichen ist der strategischen Weitsicht der Medi- Arbeitskreis Kardioanästhesie und Inten- zinischen Fakultät der Ruhr-Universität sivmedizin ist Prof. von Dossow in der Bochum zu verdanken, einen solchen Kommission Telemedizin und Geronto Lehrstuhl als W3-Professur nach dem anästhesie der Deutschen Gesellschaft Begrüßung: (v. l.) Dr. Karin Overlack, Prof. Dr. Ausscheiden von Prof. Schirmer am HDZ für Anästhesiologie und Intensivmedizin Jan Gummert, Prof. Dr. Vera von Dossow, Prof. Dr. Ralf Gold. fortzusetzen.“ Sie unterstreicht den An- tätig. Ihre Forschungsschwerpunkte lie- HDZeitung 1/2018 3
HDZ NEWS > Kinderherzen Anna Brockmann Stiftung erfüllt Herzenswünsche „I n diesem Jahr geht ein Teil unserer Stiftungsgewinne an die kleinen Patienten im Kinderherzzentrum“, versicherten Josefa Horstmann und Magdalena Huhmann, die Nichten der inzwischen verstorbenen Stiftungsgründerin Anna Brock- mann. „Einvernehmlich haben wir uns darauf geeinigt, für die- sen guten Zweck zu spenden.“ Über die stattliche Spende in Höhe von 1.000 Euro hat sich das Kinderherzzentrum am Herz- und Diabeteszentrum NRW sehr gefreut. Mit einem herzlichen Dankeschön nahm Angela Uhlig im Freude für Kinderherzen: (v. l.) Klaus Wienke (Geschäftsführer Namen des Kinderherzzentrums die Spende entgegen. „Mit BürgerStiftung), Angela Uhlig (Kinderherzzentrum), Heidrun Bowenkamp, Magdalena Huhmann und Josefa Horstmann (Anna Brockmann Stiftung) dem Betrag können wir viele Wünsche unserer stationär ver- bei der Spendenübergabe im Kinderherzzentrum und Zentrum für sorgten Patienten nach altersgerechten, abwechslungsreichen angeborene Herzfehler. Spielen erfüllen.“ Das Bad Oeynhausener Kinderherzzentrum am Herz- und Dia- fehlern von der diagnostischen Herzkatheteruntersuchung bis beteszentrum NRW versorgt Kinder und Jugendliche aller Al- zu Katheterinterventionen und komplexen chirurgischen Ein- tersstufen, die an einer angeborenen Fehlbildung des Herzens griffen. Die Klinik ist zudem ausgewiesene Spezialeinrichtung leiden. Die erfahrenen Kinderkardiologen und Chirurgen unter für die Behandlung von Erwachsenen mit angeborenen Herz- der Leitung von Prof. Dr. Deniz Kececioglu und Dr. Eugen San- fehlern (EMAH) und genießt einen hervorragenden Ruf als dica behandeln das gesamte Spektrum von angeborenen Herz- Herztransplantationszentrum für Kinder und Jugendliche. Iron Man hält I m Alter von 39 Jahren erlitt Elmar Sprink einen Herzstill- stand, danach blieb das Herz so schwer geschädigt, dass er sein Versprechen 2012 in der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie am HDZ ein Spenderherz erhielt. Nur zwei Jahre später meisterte der begeisterte Sportler die Teilnahme am berüchtigten Triath- lon „Iron Man“ auf Hawaii. Danach stellen die 3,86 Kilometer Schwimmstrecke, 180 Kilometer auf dem Rad mit abschließen- dem Marathonlauf (42,2km) keine besondere Herausforderung für den gebürtigen Salzkottener mehr dar. 2016 bewältigt er den „Transalpine Run“ mit insgesamt 15.000 Höhenmetern auf 250 Kilometer Länge, im letzten Sommer nimmt er an der an- spruchsvollen Mountainbiketour „Bike Transalp“ teil. In seinem Buch „Herzrasen 2.0“ hat Elmar Sprink seine Erlebnisse verar- beitet. Ein Anteil von jeweils 50 Cent pro verkauftem Buch, so lautete sein Versprechen, sollten dem Kinderherzzentrum und Zentrum für angeborene Herzfehler im HDZ NRW zugute kommen. Die Summe von 1.900 Euro kam mit Unterstützung des Verlags und der Zeitung zusammen, die der Sportler aus persönlichen Mit- teln noch einmal nach oben abgerundet hat. Weitere 1.000 Die Klinikdirektoren Prof. Dr. Deniz Kececioglu (2. v. l.) und Dr. Eugen Euro spendete das Unternehmen RC Planung GmbH aus Brühl. Sandica bedanken sich bei Spendern und Unterstützern: (v. l.) Simon Geschäftsführer Simon Kings hat als Laufkumpan und Wegbe- Kings (RC Planung Gesellschaft für EMSR- und Automatisierungstech- gleiter die Höhen und Tiefen seines Trainingspartners miterlebt nik mbH), Elmar Sprink, Christian Ludewig (Delius Klasing Verlag) und Martin Fröhlich (Neue Westfälische Zeitung). und engagiert sich seit vielen Jahren für herzkranke Kinder. 4 HDZeitung 1/2018
HDZ NEWS > Kinderherzen 10 Jahre „Herzklopfen“ Im November feierte eine ganz besondere Veranstaltung ihr zehnjähriges Bestehen: Der Informationstag „Herzklopfen“ richtet sich an Familien mit herzkranken Kindern, die sich auf den stationären Aufenthalt im Kinder- herzzentrum vorbereiten möchten. A n diesem Jubiläums-Samstag-Vormittag haben sich zahlreiche Eltern mit ihren Kindern im der Ambulanz des Kinderherzzentrums versammelt und werden vom Team der Ärzte und Pflegekräfte begrüßt. Einige Familien haben bereits einen Termin für eine stationäre Aufnahme erhal- ten. Väter und Mütter, vor allem aber Schulkinder und ihre Geschwister sind nun vor Ort, um Näheres über den bevorste- henden Klinikaufenthalt zu erfahren und sich im Kinderherz- zentrum umzusehen. Zunächst geht es ins Kinderherzkatheterlabor, wo die Ober ärzte Dr. Ute Blanz und Dr. Majeed Kanaan über die häufigsten angeborenen Herzfehler informieren, die entweder chirurgisch im OP-Saal oder kardiologisch im Herzkatheterlabor behandelt werden. Besonders aufregend ist es, die Katheteranlage zu steuern und den Tisch zu bewegen. Wie das geht, zeigt Claudia Schirmchen setzen mit dem Herzkatheter ist gar nicht so einfach, Sander, Fachkraft im Katheterlabor, die vor zehn Jahren bereits stellen diese beiden Besucher fest. den ersten Familien ihren Arbeitsplatz vorgestellt hat. Fußläufig gut zu erreichen ist das Elternhaus der Ronald McDonald Kinderstiftung. Deren Leiterin Stefanie Kruse und ihre ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen haben schon einen schmackhaften Imbiss, Kaffee und Kuchen vorbereitet, denn nun soll das Jubiläum gefeiert werden. Viele Familien erwartet eine weite Anreise zur Behandlung ihres Kindes. Ist ein länge- rer Aufenthalt notwendig, dann finden sie im Elternhaus ein freundliches Zuhause auf Zeit. Stefanie Kruse stellt die Einrich- tung vor und gewährt Einblicke in die Appartements, bevor der Tag für alle gemütlich beim gemeinsamen Essen ausklingt. Der eigene Fernseher und mehr: So sieht also das Zimmer auf der Kinderstation aus. Auf der Kinderstation erfahren die Gäste etwas über den Klinikalltag. Was passiert am Aufnahmetag, wann bekomme ich mein Essen, wer besucht mich und vor allem: wie sieht mein Zimmer aus? Oberarzt PD Dr. Kai Thorsten Laser führt die Besucher anschließend durch das Untergeschoss in den Bereich der Magnetresonanztomografie. An einem Modell erklärt er die bildgebende Diagnostik des Herzens und beantwortet viele Fragen. Hier geht es in die Röhre: Privatdozent Dr. Kai Thorsten Laser beantwortet Fragen zur bildgebenden Diagnostik. HDZeitung 1/2018 5
WISSEN > Fortbildung Herzspezialisten reisen nach Polen Prof. Dr. Jan Gummert, Direktor der Thorax- und Kardio- vaskularchirurgie am HDZ NRW, und Kardiologe Dr. Lech Paluszkiewicz, klinischer Leiter der perioperativen Funk tionsdiagnostik, wurden zum größten wissenschaftlichen Kardiologie-Kongress Westpolens eingeladen. Mehr als 400 Kardiologen und Internisten aus der Region und insgesamt 80 Referenten tauschten sich in Posen zu Themen der Inter- ventionellen Kardiologie, Elektrophysiologie, allgemeinen Kardiologie, Herzchirurgie und Transplantationsmedizin aus. Seit 2012 ist das HDZ hier mit seinen Spezialgebieten aus der Herzchirurgie und Echokardiographie vertreten und pflegt Kontakte zur Medizinischen Universität in Posen. Prof. Dr. Jan Gummert (l.) und Dr. Lech Paluszkiewicz (2. v. r.) mit Prof. Dr. Maciej Lesiak (r.), Chefarzt der Universitätsklinik Posen, und seinem Vorgänger Prof. Dr. Stefan Grajek (2. v. l.). HOCM Treffen Deutschland e.V. Zur Informationsveranstaltung über die Herzmuskelerkrankung HOCM hat die Selbsthilfe-Initiative HOCM Deutschland e.V. in das Herz- und Diabetes- zentrum NRW eingeladen. Die Erkrankung ist durch eine meist angeborene Verdickung der Herzmuskulatur gekennzeichnet, die den Blutstrom aus dem Herzen behindert. Prof. Dr. Lothar Faber und Dr. Smita Scholtz, Oberärzte der Klinik für Kardiologie, informierten über Therapieverfahren, Routine untersuchungen und medikamentöse Langzeittherapie. (v. l.) Sven Lorenz und Carsten Schnauß (HOCM e. V.) mit Dr. Smita Scholtz und Prof. Dr. Lothar Faber (HDZ). Sportmedizinische Aspekte der Kardiologie Auf dieser Veranstaltung befassten sich ausgewie- sene Experten mit kardiologischen Effekten sport- licher Aktivitäten bei koronarer Herzkrankheit, Lungenerkrankungen, Herzinsuffizienz, arterieller Verschlusskrankheit und Diabetes mellitus. Neben der Diskussion um aktuelle Empfehlungen der Fachgesellschaften war auch der Sport im Kindes- alter ein wichtiges Thema. Sport im Fokus: (v. l.) Andreas Fründ, Ulrich Schneider, PD Dr. Frank van Buuren, Prof. Dr. Tim Meyer, Dr. Siegfried Eckert und Dr. Klaus-Peter Mellwig. 6 HDZeitung 1/2018
WISSEN > Pflege Teamgeist: Die „One-Minute- Wonder“-beauftrag- ten Mitabeiter der Gesundheits- und Krankenpflege im HDZ NRW: (v. l.) Katharina Wiegmann, Lars Krüger, Varinia Delskamp, Jens Mosel, Thomas Mannebach, Andrè Ramos y Soto, Alexander Dick, Andrea Mühring. Wissen in einer Minute – und für alle Unkompliziert und nützlich: Pflegende im HDZ NRW setzen ein Zeichen für aktive Fortbildung. Mit dieser neuen Art der Wissensvermittlung aus England startet das HDZ NRW eine Kampagne, die Schule machen soll. Nachahmer sind erwünscht. H altepunkt Blutgasanalyse. Wäh- Krüger als Fachgesundheits- und Kran- gangenen Jahres hat ergeben, dass sich rend das Messgerät auf der kenpfleger für Intensivpflege und Anäs- 44,4 Prozent der Befragten an die Inhalte Intensivstation im HDZ NRW die thesie vor zwei Jahren als Pilotprojekt eines OMW-Plakates erinnern. Ebenso- Gasverteilung, den pH-Wert und den im Rahmen seines berufsbegleitenden viele gaben an, dass ihnen die Informati- Säure-Basen-Haushalt der Blutprobe Studiums der Pflegewissenschaft auf der onen im Pflegealltag geholfen haben. berechnet, starrt die zuständige Pflege- Intensivstation vorstellen durfte. fachkraft während der kurzen Wartezeit Nun sind die Wissensgebiete innerhalb keinesfalls die Wand an. Vielmehr landet Inzwischen steht ein Themenpool von eines Klinikums immens groß, vor allem der Blick auf einer in Augenhöhe ange- 100 übersichtlichen Plakaten zur Verfü- im Intensivpflegebereich des Spezialklini- brachten Lerntafel, die eines von vielen gung. Jeweils zwei Mitarbeiter auf den kums. Mit sechs Intensivpflegestationen, Themen aus dem Pflegebereich veran- Intensivstationen koordinieren das Pro- aktuell 102 Betten und rund 280 Voll schaulicht. „Hier kann ich die kurze jekt als OMW-Beauftragte: Sie kümmern zeitkräften in drei Herzkliniken hält das Wartezeit sinnvoll nutzen“, erklärt Lars sich um die Aushänge und unterstützen Herz- und Diabeteszentrum NRW für Krüger das neue Lernkonzept. Die Erfah- die Kollegen bei der Erstellung neuer Herzpatienten einen der größten Inten- rungen zeigen, dass 60 Sekunden aus Plakate. sivpflegebereiche in Deutschland bereit. reichen, um wichtige Grundsätze aus Die Mitarbeiter werden im Rahmen des dem Pflegealltag zu lernen oder zu Wartezeiten sinnvoll nutzen klinikinternen Fort- und Weiterbildungs- wiederholen. programms abteilungsübergreifend be- OMWs können und sollen von allen inte- treut. Das hausinterne Netzwerk hat sich „One Minute Wonder“, kurz OMW, heisst ressierten Pflegenden erstellt werden. inzwischen so gut bewährt, dass die das Vorbild, das in Großbritannien be- Eine Auswertung zu Akzeptanz und Ver- Initiatoren jetzt auch im Internet für ihr reits Schule gemacht hat und das besserungsmöglichkeiten Ende des ver- Projekt werben: www.omw.hdz-nrw.de. HDZeitung 1/2018 7
WISSEN > UKRUB Erste Begegnung mit künstlicher Herzunterstützung Medizin Campus OWL: 59 Studenten der Ruhr-Uni Bochum lernen derzeit die Spezialdisziplinen am Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, kennen. Lehre am Bett von Patient Jürgen Unger: (v. l.) Alina Gauß, Karlo Hünerbein, Matthias Theissen mit Herzchirurg PD Dr. Jochen Börgermann. „N anu, kein Puls?“ Dabei liegt Jürgen Unger hat keinen Pulsschlag, und Pumpenkopf würden Sie jetzt wählen, Patient Jürgen Unger (53) sehr das ist richtig so. Denn seit zwei Jahren wenn Ihr Patient ein 50 Kilo schwerer munter vor den Medizinstu- trägt er eine künstliche Herzunterstüt- 12-jähriger Junge ist? Welches Schlag denten in seinem Krankenbett. „Stellen zung bei sich, um die Wartezeit auf ein volumen würde das Herz benötigen?“ Sie die Herzfrequenz fest und bringen Sie Spenderherz zu überbrücken. Ein exter- die Krankengeschichte des Patienten in ner Antrieb sorgt für einen permanenten An Jürgen Unger dürfen die Studenten Erfahrung.“ So lautet die Aufgabe, die Blutfluss durch seinen Körper. Fragen zum Therapieverlauf richten. Privatdozent Dr. Jochen Börgermann den Sie interessieren sich besonders für die drei Studenten der Ruhr-Universität Bo- Die Organisation der Lehre am HDZ in Lebensqualität mit der künstlichen Herz- chum gestellt hat, die heute Nachmittag kleinen Lerngruppen hat sich nicht nur unterstützung. Dann dürfen sie seinen bei ihm zur sogenannten „Lehre am Bett“ bewährt, sondern sie wurde auch vom Brustkorb abhorchen. Die Mechanik der in der Klinik für Thorax- und Kardiovas- ersten Jahrgang der Studierenden, die im Herzpumpe ist nicht zu überhören, aber kularchirurgie angetreten sind. Wintersemester 2015/16 nach Ostwest auch die Bewegungen des kranken Her- falen kamen, besonders gut bewertet. zens sind zu erkennen. „Wie ein schwir- Die Irritation über den fehlenden Puls- „Darauf sind wir sehr stolz, denn natürlich rendes Flugzeug. Sowas vergisst man schlag dauert nicht lange. Denn Alina wollen wir unsere Studenten von den nicht.“ Gauß, Matthias Theissen und Karlo hervorragenden Fachbereichen hier be- Hünerbein haben gut aufgepasst wäh- geistern. Das verlangt eine akribische rend der Hörsaal-Vorlesung am Vormit- Vorbereitung und großen Einsatz aller tag und der theoretischen Vorbereitung Beteiligten“, betont Professor Dr. Jan im Konferenzraum, bevor es auf die Sta Gummert, Ärztlicher Direktor des HDZ Medizin Campus OWL tion ging. Sie wissen inzwischen, dass ihr NRW. Patient sein Schicksal mit 14 Millionen Nach dem Start der Medizinerausbil- betroffenen Menschen in Deutschland Die sechs Studenten, die sich nach der dung in Ostwestfalen-Lippe im Win- teilt und dass seine Erkrankung, die Mittagspause bei Jochen Börgermann tersemester 2015/16 hat der Medizin Herzschwäche (Herzinsuffizienz), der einfinden, haben bisher noch keine Campus OWL mit 120 Studierenden häufigste Grund für einen stationären künstlichen Herzunterstützungssysteme seinen Vollbetrieb aufgenommen. Krankenhausaufenthalt ist. Während ih- oder Kunstherzen kennengelernt. Hier Derzeit 59 angehende Ärzte leisten res 7. Semesters am Medizin Campus können sie verschiedene Modelle begut- ihr 7. Semester an den Mühlenkreis OWL lernen die drei angehenden Ärzte achten, auseinander- und wieder zusam- kliniken, dem Klinikum Herford und im Bad Oeynhausener Spezialklinikum mensetzen, während ihr Dozent die Ein- dem Herz- und Diabeteszentrum die herzchirurgischen Therapiemöglich- satzmöglichkeiten und Schweregrade NRW, Bad Oeynhausen, ab. Weitere keiten zur Behandlung der Herzschwäche, einer schweren Herzschwäche erläutert, 61 Studenten befinden sich bereits der koronaren Herzerkrankung und von zum Fragen ermuntert und immer wieder im 9. Semester ihres Studiums. Herzklappenfehlern kennen. Ihr Patient geschickt Wissen abfragt. „Welchen 8 HDZeitung 1/2018
HDZ NEWS > Projekte Neue Wege, gemeinsame Ziele: Die wichtigsten Maßnahmen 2018 Wie könnte es anders sein: Die Bauvorhaben im Herz- und Diabeteszentrum gehen voran. Erste Häkchen konnten unter die Modernisierungsmaßnahme der herzchirurgischen Station C2 und die Erweiterung der Gastroenterologie gesetzt werden. Die wichtigsten Projekte hier auf einen Blick. „Unser übergeordnetes Ziel ist eine patientenorientierte Diag- nose und Therapie, die sich von dem bisherigen Gedanken der Fachbereiche als einzelne Säulen der Behandlung wegbewegt, hin zu einer Behandlung entlang der individuellen Patientenge- schichte“, betont Geschäftsführerin Dr. Karin Overlack. Dies sei die logische Folge einer Entwicklung, die in den vergangenen Jahren bereits zu einer engen Verzahnung der Herzchirurgie und Kardiologie geführt habe, als Beispiel sei die interdiszipli- näre Zusammenarbeit im Hybrid-Op zu nennen. Fertig: Station C2 strahlt in hellem, freundlichen Ambiente. Soviel steht fest: In diesem Jahr warten einige Veränderungen auf Patienten, Mitarbeiter und Besucher des Herz- und Diabe- teszentrum NRW. Die langjährigen Chefärzte der Kardiologie, Prof. Dr. Dieter Horstkotte, und Kinderkardiologie, Prof. Dr. Deniz Kececioglu, sehen dem wohlverdienten Ruhestand ent- gegen. Die Suche nach einer würdigen Nachfolge hat bereits begonnen. Zudem soll eine Pflegedirektion im HDZ NRW neu eingerichtet werden. Fertig: Die hochmodern mit eigenem Notfall-Herzkatheterlabor ausgestattete Intensivstation der Kardiologie hat im vergangenen Jahr ihren Betrieb aufgenommen. Neben den personellen Veränderungen bestimmen wichtige Baumaßnahmen den Klinikalltag. Sie werden noch einige Zeit die Haupt-Wegeachsen im HDZ versperren und betreffen vor Die Neuorganisation der zentralen Patientenaufnahme erfor- allem die Einrichtung einer zentralen Patientenaufnahme für dert einigen Aufwand, werde aber langfristig zu zahlreichen die Herzchirurgie und Kardiologie. Verbesserungen führen, die das HDZ als Klinikum der Spitzen- medizin stets gekennzeichnet haben, betont Dr. Karin Overlack, deren erklärtes Ziel es ist, Mediziner und Pflegekräfte auf Dau- er von Verwaltungstätigkeiten zu entlasten. „Das ist ein Pro- zess, an dem sehr viele Mitarbeiter gemeinsam beteiligt sind, der sich aber langfristig lohne.“ Die Digitalisierung spiele dabei eine wichtige Rolle. „Ohnehin sind wir ja bereits auf Herz- und Diabetesbehand lungen fokussiert, so dass sich viele neue IT-Prozesse im Ver- gleich zu anderen Kliniken schneller umsetzen lassen, wie es die Einführung der elektronischen Patientenakte oder des EDV- geführten Implantatpasses gezeigt haben. „Innovationen erfor- dern viel Aufwand, aber sie sind immer eine Chance, mit gutem Interdisziplinäre Zusammenarbeit wird im HDZ NRW groß Beispiel voranzugehen. Davon profitieren unsere Patienten und geschrieben. Was im Hybrid-Operationssaal bereits gelebte Mitarbeiter in gleicher Weise.“ Praxis ist, wird ab Herbst dieses Jahres auch mit einer zentralen Patientenaufnahme für Herzpatienten umgesetzt werden. HDZeitung 1/2018 9
HDZ NEWS > Auszeichnungen Dr. Siegfried Eckert erhält die Franz-Gross-Medaille D r. Siegfried Eckert, Oberarzt der Klinik für Kardiologie am Herz- und Diabeteszentrum NRW, ist im Rahmen der gemeinsamen Jahres tagungen der Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Gesell- schaft für Diabetes in Mannheim mit der Franz-Gross-Medaille 2017 ausge- zeichnet worden. Gewürdigt werden damit seine große Verdienste um die Hypertonieforschung und um die Aufklärung der Bevölkerung über die Be- deutung des Bluthochdrucks, dessen Folgeerkrankungen und Therapie – ins- besondere im Rahmen von umfangreichen federführend durch den Preis träger entwickelten Patientenschulungsprogrammen. Siegfried Eckert ist Facharzt für Innere Medizin, Angiologie und Kardiologie, außerdem Diabetologe (DDG), Hypertensiologe (DHL) sowie ausgewiesener Europäischer Hypertoniespezialist und Präventivmediziner für den Bereich der kardiovaskulären Medizin (DGPR). Seit 1988 ist er als Regionalbeauftra- ger der Deutschen Hochdruckliga erster Ansprechpartner für die Selbsthilfe- gruppen für Bluthochdruck. Seit mehr als zehn Jahren ist Eckert darüber hinaus auch Sprecher der Regionalbeauftragten. Dr. med. Siegfried Eckert. Heinrich-Sauer-Preis für Kai O. Hensel Das Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, zeichnet den Wissenschaftler am Universitätsklinikum Wuppertal für seine Forschungsarbeit in der Kinder- und Jugenddiabetologie aus. M it dem Heinrich-Sauer-Preis 2017 hat das Diabeteszentrum im Herz- und Dr. med. Kai O. Hensel. Diabeteszentrum NRW eine herausragende Forschungsarbeit der Kin- der- und Jugenddiabetologie ausgezeichnet. Der mit 2.500 Euro dotierte Preis wurde an Dr. Kai O. Hensel vergeben. Hensel war Arbeitsgruppenleiter am Zentrum für Forschung in der Klinischen Medizin (ZFKM) der Kinder- und Jugend- medizin am Helios Universitätsklinikum Wuppertal. Der 34-jährige Preisträger ist aktuell am Addenbrooke's Hospital in Cambridge/England tätig. In seiner For- schungsarbeit konnte der Preisträger nachweisen, dass Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes schon im Frühstadium veränderte Eigenschaften der Herzmuskel- kontraktion aufweisen. 10 HDZeitung 1/2018
TERMINE > Aktuelles HDZ-Terminkalender Hier finden Sie alle wichtigen Veranstaltungen im Herz- und Diabeteszentrum NRW. Unseren aktuellen Veranstaltungskalender gibt es auch auf der Homepage unter www.hdz-nrw.de. Bei Fragen, Anmeldungen, Informationen: Tel. 05731 97-1955 oder info@hdz-nrw.de. Veranstaltungsort (soweit nicht anders angegeben): Hörsaal des Herz- und Diabeteszentrums NRW, Georgstr. 11, 32545 Bad Oeynhausen. Der Eintritt ist frei. Veranstaltungen für Patienten, Mittwoch, 16. Mai 2018, 16.30 Uhr Mittwoch, 04. Juli 2018, 16.30 Uhr Angehörige und Interessierte: Leben mit Diabetes: Leben mit Diabetes: Neues aus der Technikwelt: Insulin Ernährungsempfehlungen: BE/KE – Samstag, 5. Mai 2018, 11.00 Uhr pumpen und Sensoren. Kohlenhydratberechnung noch aktuell? Informationsveranstaltung „Herzklopfen“ Besichtigungstag für Familien mit herz- Dienstag, 12. Juni 2018, 17.30 Uhr Samstag, 28. Juli 2018, 11.00 Uhr kranken Kindern. Leben mit einer Fettstoffwechselstörung. Informationsveranstaltung „Herzklopfen“ Anmeldungen: Tel. 05731 97-3600. Welche Behandlung ist angezeigt? Besichtigungstag für Familien mit herz- kranken Kindern. Dienstag, 8. Mai 2018, 17.30 Uhr Samstag, 16. Juni 2018, 11.00 Uhr Anmeldungen: Tel. 05731 97-3600. Leben mit Bluthochdruck. Informationsveranstaltung „Herzklopfen“ Wie bewältige ich das? Wie schütze ich Besichtigungstag für Familien mit herz- mich vor den Folgen? kranken Kindern. Anmeldungen: Tel. 05731 97-3600. Anzeige IM NEUEN DESIGN TRADITION, DIE WIR LEBEN, DIE SPÜRBAR IST. KURZE WEGE – VON DER QUELLE NACH HAUSE. SO ERFRISCHEND EINFACH KANN NACHHALTIGKEIT SEIN.
TITELTHEMA > Organspende Drei Männer, drei Herzen: Am Samstag, 2. I m vergangenen Jahr haben 252 Men- schen in Deutschland ein Spenderherz erhalten. Sechs Jahre zuvor waren es noch 356. „2017 war kein erfolgreiches Jahr für die Transplantationsmedizin“, be- stätigt Prof. Dr. Jan Gummert, Direktor am größten Herztransplantationszentrum in Europa. In Bad Oeynhausen sind im Vorjahr 71 Herztransplantationen durch- geführt worden. Hier sind es nur deshalb noch so viele Eingriffe, weil es am HDZ NRW eine sehr große Anzahl an Patien- ten gibt, die dringend auf ein Herz war- ten. „Gemeinsam mit Luxemburg trägt Deutschland die rote Laterne als Schluss- licht der in Europa zur Verfügung stehen- den Organe“, sagt Gummert. „Von den politischen Entscheidungsträgern wün- sche ich mir mehr Mut zu einer partei- übergreifenden Lösung, um schwer herz- kranken Wartepatienten zu helfen.“ Sven: Organspende-Aktionen im Internet Sascha: Ein Tag, um Danke zu sagen 23 Jahre hat der junge Mann aus Wet- Was es bedeutet, auf den lebenswichti- ter an der Ruhr mit einem fremden gen Anruf warten zu müssen, weiß Sa- Herzen gelebt. Im Alter von zwei Jah- scha Hassenewert aus eigener Erfahrung ren ist er in Bad Oeynhausen trans- nur zu gut. Der 36-jährige Paderborner plantiert worden, eine schwere Herz- hat viele Monate ohne eigenes Herz ge- muskelentzündung war der Grund. lebt. Ein künstlicher Herzersatz, das Car- Dann ließ die Pumpleistung des Spen- dioWest Kunstherz, hat dafür gesorgt, derherzens allmählich nach, so dass dass sein Kreislaufsystem funktioniert eine zweite Herztransplantation not- und alle Organe mit ausreichend Sauer- wendig wurde. Die schweren Monate stoff versorgt wurden. Eine Dauerlösung der Wartezeit verbringt er auf der ist das nicht. In einem Spezialklinikum HTx-Station damit, im Internet für das wie im HDZ sind alle Berufsgruppen dar- Tragen von Organspendeausweisen zu auf ausgerichtet, den Gesundheitszu- Im Alter von zwei Jahren hat Sven Krechting werben, entwirft einen eigenen Flyer stand von Wartepatienten möglichst sta- in Bad Oeynhausen ein Spenderherz zum Thema und startet eine Spen- bil zu halten, damit die Voraussetzungen bekommen. 23 Jahre hat es ihm geholfen, denaktion für das Kinderherzzentrum. für eine folgende Herztransplantation so dann wurde eine zweite Herztransplantation notwendig. gut wie möglich sind. Mit dem Kunstherz Inzwischen ist Sven Krechting in den konnte Sascha sogar eine Zeitlang zu beruflichen Alltag zurückgekehrt. Die Hause verbringen. Als er im vergangenen Die Zuversicht hat der 25-jährige Sven Ärzte sind zufrieden mit seinem neu- Jahr dann endlich transplantiert werden Krechting nie verloren. Noch kurz bevor en Herzen, aber die Nieren bereiten konnte, haben sich die allermeisten Mit- er zur Operation abgeholt wurde, hat er Sorgen. „Was auch kommen mag, ich arbeiter, die ihn so lange Zeit im HDZ be- seinen zahlreichen Facebook-Freunden werde mich weiter für die Organspen- treut haben, am Entlassungstag zum Foto eine Nachricht hinterlassen: „Mein Herz de engagieren“, sagt er. eingefunden. „Ohne Euch hätte ich es ist da. Gleich geht es los!“ nicht geschafft“, sagt Sascha dankbar. 12 HDZeitung 1/2018
TITELTHEMA > Organspende Juni 2018, ist der Tag der Organspende Rocco: Ein Wunder nach 14 Jahren Strahlemann mit Team. Herztransplantati- 2004 weiterhelfen. Dann führt kein Weg onspatienten wie Sascha Hassenewert (vorn) mehr daran vorbei, ihn bei Eurotrans- aus Paderborn lernen in der Zeit ihres plant auf die Warteliste für eine Herz- Aufenthalts ganz viele Menschen kennen. Alle gemeinsam haben sein Leben gerettet. transplantation zu setzen. Hier im Bild stellen sich für ein Erinnerungs- foto (hintere Reihe v. l.) Helena Frank Danach scheint es fast, als hätte man (Physiotherapie), Andreas Godo (Chirurg), Rocco Grella im niederländischen Leiden Stefan Wlost (HTx-Koordinator), Katja Guete (Physiotherapie), Dr. Katharina Tigges- vergessen. Aber natürlich ist dem nicht Limmer (Psychologin), Bernd Pohlmann so. Es gibt einfach zu wenige Spender (Physiotherapie), Stefan Lucke (VAD-Koor- organe. Und es gibt sehr viele Patienten, dinator), Maria Witt (Pflege MKU-Station), denen es noch viel schlechter geht als Kai Porschitz (Kardiotechniker), Jessica Brennemann (Pflege HTx-Station), Guido ihm. Die Jahre vergehen. 2012 implantie- Rimkus (VAD-Koordinator), (sitzend, v. l.) ren ihm die Herzchirurgen eine künstliche Kavous Hakim-Meibodi (Herzchirurg), Rocco Grella kennt fast jeden im Herz- und Herzunterstützung, weil die Medikamen- Dr. Michiel Morshuis (Herzchirurg), Diabeteszentrum NRW. Nach einem Herz te nicht mehr ausreichen, sein Herz im- Christin Rüdiger (VAD-Koordinatorin), infarkt war er 1997 zum ersten Mal in Bad Lisa Kohlmeier (Anästhesie-Pflegekraft), mer schwächer wird. „Man hat mir hier Oeynhausen. Dieter Blöbaum (Physiotherapie), Ann- immer Mut gemacht. Es ist schier un- Kathrin Sievert (Herzchirurgie). glaublich, was die Mitarbeiter im HDZ 1997 ist Helmut Kohl Bundeskanzler, Jan leisten“, sagt er. Ullrich gewinnt die Tour de France, Lady Diana stirbt in Paris. 1997 kommt Rocco Rocco Grella wird 70 Jahre alt. In der Grella aus Hamminkeln am Niederrhein Gastronomie kann er schon seit mehr zum ersten Mal nach Bad Oeynhausen, als zehn Jahren nicht mehr arbeiten. Er um sich von einem schweren Herzinfarkt weiss, dass seine Chance, jetzt noch ein zu erholen. Die Familie des gebürtigen Spenderherz zu erhalten, nicht mehr Italieners führt ein „Ristorante“ in sehr groß ist: „Und dann, auf einmal im Deutschland. Der quirlige Niederrheiner Frühjahr: Das Wunder geschieht!“ Drei freundet sich schnell an mit den Ärzten Wochen nach seiner Herztransplanta- www.organspende.de und Pflegekräften auf der Station. Deren tion empfängt er uns mit strahlendem Möglichkeiten sind jedoch begrenzt, Lächeln. Rocco Grella hat die beste Ehe- denn der Infarkt hat seinen Herzmuskel frau der Welt, sechs Kinder und sieben unwiderruflich in Mitleidenschaft gezo- Enkelkinder. Und er hat jetzt ein neues gen. Er bekommt Infusionen und eine Herz und die besten Aussichten, das medikamentöse Therapie, die ihm bis Leben genießen zu dürfen. 24 Stunden im Transplantationszentrum Bad Oeynhausen Im größten Herztransplantationszentrum einer Abstoßung des Spenderorgans Europas sind mehrere Transplantationen niedrig halten. „Die Aussichten, nach innerhalb eines Tages keine Seltenheit. einer Transplantation heute in den nor- Auch in diesem Jahr haben die Spezialis- malen Lebensalltag zurückkehren zu ten des Herz- und Diabeteszentrum NRW können, sind sehr gut“, sagt Prof. Dr. Jan (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, drei Her- Gummert (Foto), Ärztlicher Direktor des zen und eine Lunge innerhalb von 24 HDZ NRW. „Organspenden retten Leben. Stunden erfolgreich transplantiert. Die Das Thema erfordert nicht nur eine vor- vier Patienten im Alter von 48 bis 65 Jah- behaltlose und sachliche Information, ren befinden sich einige Tage nach der sondern auch eine Entscheidung, die Operation zunächst in intensivmedizini- jeder zu Lebzeiten für sich treffen sollte.“ scher Betreuung. Sie werden auf Medika- mente eingestellt, welche die Gefahr Klinik-Kontakt: Tel. 05731-2250 HDZeitung 1/2018 13
WISSEN > Blutspenden So viele treue Blutspend Diese Spenderinnen und Spender am Uni.Blutspendedienst OWL in Bünde haben ein Zeichen gesetzt: Carola Thies, Dr. Enya von Zelewski, Ute Stachorra und Prof. Dr. Cornelius Knabbe haben sich bei den Jubilaren mit einem Jahresempfang und Blumengrüßen herzlich bedankt. Bünde: Die erste Blutspende von Klaus Hansel zentrum NRW nach Bad Oeynhausen ge- Möller, Johannes Möntmann, Thomas liegt schon viele Jahre zurück. Insgesamt bracht. Im dortigen Labor wird das Blut Niederbudde, Matthias Redeker, Christi- 125 Mal ist er bereits in Bünde zum Blut- gründlich untersucht und danach in zwei ne Scharf, Ralf Schlüter, Volker Schwab, spenden erschienen. Damit ist Hansel der Produkte geteilt: Blutplättchen und Plas- Jens Wegener, Arthur Weiß. treueste Spender des vergangenen Jahres. ma. Die treuen Spender des vergangenen 75. Spende: Waldemar Albrecht, Oliver Die Blutspendeeinrichtung des Uni.Blut- Jahres: Fleer, Ralf Hesse, Dirk Kirchhoff, Marian spendedienstes OWL in Bünde lädt ihre Klein, Marc-Oliver Luther, Michael Jubilare regelmäßig zum traditionellen 50. Spende: Brigitte Barg, Margret Ostlinning, Dietlind Ramspoth, Herr- Jahrestreffen ein und bedankt sich mit Hansel, Gertraude Hartwich, Christoph mann Vogt. einem blutroten Blumenstrauß für die Horstmeyer, Sascha Hundt, Ute Konrath, 100. Spende: Susanne Höner, Iris entgegengebrachte Treue. Christian Kröhnert, Andreas Lammering, Pollenske. Andrea Loose, Sigrid Mainka, Renate 125. Spende: Klaus Hansel. In diesem Jahr werden Blutspender be- sonders dringend gesucht. Denn zu Jah- resanfang fanden sich aufgrund der Grippe- und Erkältungszeit während der Information: frostigen Tage deutlich weniger Spender Gespendet werden kann in insgesamt sechs Einrichtungen des Uni.Blutspende- in den Einrichtungen ein. Knapp 500 dienstes OWL in Bad Oeynhausen, Bünde, zwei Stellen in Bielefeld, Herford Milliliter Blut werden bei jeder Spende und Minden. entnommen und noch am gleichen Tag Informationen zur Blutspende gibt es kostenlos unter der Rufnummer zur Blutbank in das Herz- und Diabetes- 0800-4440777 oder unter www.blutspendedienst-owl.de. 14 HDZeitung 1/2018
WISSEN > Blutspenden erinnen und Blutspender Alles begann in Bielefeld: Dass Blutspenden Leben rettet, dass weiß Thomas Sawatzky seit 17 Jahren. Als regelmäßiger Blutspender ist er im Uni. Blutspendedienst OWL des Instituts für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin am HDZ NRW unter der Leitung von Prof. Dr. Cornelius Knabbe als „Lebensretter“ im Einsatz. Während seiner letzten Blut- Gratulation zur 100. spende wurde der Lehrer aus Herford für Blutplättchenspende: Thomas Sawatzky (mitte) nimmt die seine 100. Blutplättchenspende geehrt. Glückwünsche von Jessika Schitz (rechts) und Milena „Alles begann an der Universität in Biele- Juskic-Milivojevic (links). feld“, erzählt Sawatzky. „Dort habe ich als Student mitbekommen, wie ein Neu- geborenes durch eine Blutspende geret- 100. Blutplättchen (Thrombozyten), Blutdruck von Hypertonie-Patienten und tet werden konnte. Danach fing ich an, 186 Plasmaspenden sowie 42 Vollblut- kann so Herz-Kreislauf-Erkrankungen Vollblut in der Uni zu spenden.“ Nach spenden. „Jeder gesunde Mensch zwi- vorbeugen.“ Aber Blutspenden haben dem Studium wechselte er in die Blut- schen 18 und 65 Jahren kann bei uns Blut auch viele gesundheitsfördernde Effekte spendeeinrichtung in Bad Oeynhausen, spenden“, so Prof. Dr. Cornelius Knabbe, auf Spender, die nicht an Bluthochdruck um dort Plasma- und Blutblättchenspen- Ärztlicher Leiter des Uni.Blutspende- leiden. So ist zum Beispiel die Immun den zu leisten. Insgesamt 328 Spenden dienstes OWL. „Blutspenden fördert abwehr meist stärker und Blutspender gehen auf das Konto des Herforders: auch die eigene Gesundheit, es senkt den leiden seltener an Erkältungen. Rekord in Bad Oeynhausen: Ortrud Getschmann (62) hält dem Uni. es in der Historie des Uni.Blutspende- Blutspendedienst OWL in Bad Oeynhau- dienst OWL noch keinen weiteren Spen- sen seit fast 25 Jahren fest die Treue. Für der, der für diese Rekordspende geehrt ihre 400. Blutplättchenspende durfte sie werden konnte. jetzt Glückwünsche von Prof. Dr. Corne lius Knabbe, Direktor des Instituts für „Jeder gesunde Mensch zwischen 18 und Laboratoriums- und Transfusionsmedizin 65 Jahren kann bei uns Blut spenden“, im HDZ NRW, und seinem Team entge- so Prof. Dr. Cornelius Knabbe. Die wich- gennehmen. tigste Aufgabe des Uni.Blutspendedienst OWL ist es, den hohen Bedarf an Blut- Patienten im Krankenhaus sind bei präparaten ohne Zeitverzögerung und lebenswichtigen Operationen oftmals bei hoher Qualität sicher zu stellen. dringend auf Blutprodukte angewiesen. Allein die Herzchirurgische Klinik des „Helfen ist so einfach“, weiß Ortrud HDZ NRW benötigt mehr als 30.000 Getschmann. „Neben den Vollblutspen- Blutübertragungen pro Jahr. Ohne treue Gratulation zur 400. Blutplättchenspende den ist auch die Blutplättchenspende Blutspender wären viele Operationen (v. l.n. r.): Mitarbeiterin im Blutspendedienst sehr wichtig. Diese Spende kann nicht am HDZ NRW und an den umliegenden Susanne Ladenthin, Lebensretterin Ortrud jeder leisten und deswegen versuche ich Kliniken nicht möglich. Getschmann und Prof. Dr. Cornelius Knabbe. seit 1993 keinen Termin zu verpassen.“ Mit ihrer 400. Blutplättchenspende feiert sie einen beachtlichen Rekord. Bisher gab HDZeitung 1/2018 15
WISSEN > Kardiologie Die Handy-Kontrolle hat sich bewährt Erst Weltneuheit, heute Routine im HDZ: Herzüberwachungsdaten werden mit dem eigenen Handy erfasst und über die App an den Facharzt geschickt. V or gut einem Jahr zählten Kardio- ßer als ein USB-Stick. Der Eingriff wurde Belastungssituationen fest. Zum Beispiel logen des Herz- und Diabetes- ambulant vorgenommen und dauerte den 19. Oktober des vergangenen Jahres. zentrum NRW zu den ersten weniger als 30 Minuten. „Der kleine An diesem Tag hatte Grussel Kartoffeln Klinikärzten, die Patienten mit implan- Herzmonitor sendet Signale, die kontinu- geerntet. Die schwere Arbeit war am tierbaren Mini-Überwachungsgeräten ierlich aufgezeichnet werden“, erläutert EKG zu erkennen. der allerneuesten Generation versorgt Privatdozent Dr. Georg Nölker, Leiter haben. Diese können die aufgenomme- der Elektrophysiologie in der Klinik für Noch ist die Ursache für seine plötzliche nen Daten an handelsübliche Smartpho- Kardiologie des HDZ NRW. Bewußtlosigkeit nicht gefunden. Doch nes übermitteln. Von der Weltneuheit Stephan Grussel hat die Hoffnung, diese der Telemedizin sollten besonders Pati- Die Vorteile für Stephan Grussel liegen dank der dauerhaften Überwachung und enten profitieren, die unter Vorhofflim- auf der Hand. „In den letzten Jahren bin Herzdatenmessungen bald aufzuspüren. mern, ungeklärten Schlaganfällen oder ich bei Beschwerden häufiger zum Arzt „Und die Handy-App schenkt mir größere Ohnmachtsanfällen leiden. Wir haben gegangen. Das dort aufgenommene EKG Sicherheit, falls ein unerwartetes Ereignis nachgefragt. war dann ohne Befund, weil ich zu dem noch einmal auftreten sollte.“ Zeitpunkt dann keine Rhythmusstörun- Vor fünf Jahren erlebte Stephan Grussel gen hatte.“ Gerade dann sei es jedoch einen schweren Verkehrsunfall. „Ich bin wichtig, nachzuforschen, sagt Nölker. während der Fahrt plötzlich bewusstlos „Auch seltene Ereignisse müssen geklärt geworden“, erzählt der 47-jährige Ferti- werden. Denn sie können auch erste gungs- und Produktionsassistent aus Warnzeichen sein für einen drohenden dem Landkreis Grafschaft Bentheim. Wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.“ das passieren konnte, ist ihm bis heute ein Rätsel. „Ich habe großes Glück ge- Warnzeichen ernst nehmen habt und will so etwas auf keinen Fall Dank einer interaktiven App auf seinem noch einmal erleben“, sagt er. Smartphone kann Grussel sich quasi selbst untersuchen, sobald er Symptome Um die Ursache solch ungeklärt auftre- verspürt. „Dann kann ich zusätzliche tender Ohnmachtsanfälle herauszufinden, Messungen starten und an den Arzt schi- empfiehlt sich eine dauerhafte Überwa- cken.“ Ansonsten werden die Routineauf- Übertragungsergebnis: PD Dr. Georg Nölker chung des Herzens. Das kleine Gerät, zeichnungen regelmäßig ausgelesen und und Stephan Grussel begutachten das EKG am Monitor. dass Stephan Grussel in der Brust unter mit seinen Tagebuch-Aufzeichnungen der Haut implantiert trägt, ist nicht grö- kontrolliert. Damit hält er besondere 16 HDZeitung 1/2018
WISSEN > Herzchirurgie Minimalinvasive Herzchirurgie: Mit 3-D-Brille im OP-Saal Sehen jetzt dreidimensional dank eines neuartigen Endoskops: Herzchirurgen im OP-Saal des HDZ NRW. Oberarzt Kavous Hakim-Meibodi war einer der ersten, der die dreidimen- sionale Technik bei Klappenoperationen im OP-Saal angewendet hat. Von der Arbeitserleichterung für den Herzchirurgen profitieren die Patienten, denn die Eingriffe werden zukünftig noch schonender als bisher. D arum geht es: Ein neues Endos- se rund 100.000 Euro teure innovative kop ermöglicht bei minimalinva- Medizintechnik für die Herzchirurgie ist siven herzchirurgischen Eingriffen bisher nur in Bad Oeynhausen im Einsatz. das räumliche Sehen im geschlossenen Brustkorb. Bei diesen Verfahren wird das Der große Vorteil für die Patienten zeigt Brustbein nicht mehr vollständig durch- sich vor allem nach der Operation: Die trennt. Bei Herzklappenoperationen Rippenschmerzen sind deutlich geringer. etwa reicht meist ein sechs bis acht Zen- Denn die Rippen werden nicht mehr so timeter Schnitt am Rippenbogen aus, um weit gespreizt wie bisher, da der Chirurg den Herzkatheter mit der Ersatzklappe ausschließlich mit Blick auf den Monitor einzuführen, eine kleine zusätzliche Öff- arbeitet. Chefarzt Prof. Dr. Jan Gummert und sein nung benötigt das Endoskop, das die Bil- Stellvertreter Kavous Hakim-Meibodi. der aus dem Brustkorb auf einen Monitor im OP-Saal überträgt. Das neue Gerät ist nunmehr mit zwei Was bedeutet „minimalinvasiv“? kleinen Kameras ausgestattet. Dank Minimalinvasive Strategien in der Herzchirurgie bezeichnen so- einer Polarisationsbrille kann der Herz- wohl Eingriffe ohne den Einsatz der Herzlungenmaschine als auch chirurg die aufgenommenen Bilder nun solche Eingriffe mit Herzlungenmaschine, bei denen der Brustkorb räumlich sehen. Er kann dadurch vor nicht komplett eröffnet wird. Da herzchirurgische Operationen allem Abstände besser einschätzen, muss grundsätzlich invasive Verfahren mit relativ hoher Belastung (Trau- nicht wie früher immer wieder den Blick ma) für den Patienten bedeuten, wird die Bezeichnung „weniger wechseln, sondern kann zugleich auch invasive Verfahren“ diesen Eingriffen eher gerecht. Sie betreffen über die drehbaren Kameraköpfe des vor allem die Herzklappen- und Koronarchirurgie. Endoskops auch um die Ecke sehen. Die- HDZeitung 1/2018 17
WISSEN > Kardiologie Wie groß ist mein Herzinfarkt-Risiko? Gemeinsamer Einsatz für die Herz-Kreis- lauf-Vorsorge vor Ort: (v. l.) Geschäfts- führer Michael End und Andreas End, Dr. Klaus-Peter Mellwig und Dr. Joanna Gilis-Januszewski, Kardiologen am Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeyn hausen. Das wollten 100 Mitarbeiter im Bad Oeynhausener Unternehmen END-Armaturen genau wissen und nahmen das Angebot zu einem Herz-Kreislauf-Check aus ihrem betrieblichen Gesundheitsmanagement gerne wahr. „Unternehmen mit Herz“ heißt das Projekt, das vom Herz- und Diabeteszentrum NRW begleitet wird. „W ir wollten eine Vorsorgemög- wechsel, Diabetes und Bewegungsman- lungen zu einer Änderung der Ernäh- lichkeit anbieten, die unsere gel – damit benennt Mellwig die wesent- rungsgewohnheiten, zu Gewichts- und Mitarbeiter vor Ort bei uns im lichen Faktoren, die das Herz und den Blutdruckkontrolle mit. Nach sechs Mo- Unternehmen wahrnehmen können“, er- Kreislauf beeinträchtigen. Mit einem Fra- naten erfolgt eine telemedizinische Ver- läutert Michael End, der den Betrieb für gebogen, einer gründlichen körperlichen laufskontrolle. „Die Mitarbeiter schätzen Industriearmaturen gemeinsam mit sei- Untersuchung, EKG und Labortest wer- eine persönliche Beratung über Möglich- nem Bruder Andreas leitet. Seit 1980 ist den die Warnsignale erkannt und aus keiten zur eigenen Gesundheitsvorsorge“, die Firma als Produzent und Händler am gewertet. „Anschließend können wir betont Dr. Mellwig. „Hier profitieren Markt für ausgereifte Steuerungstechnik treffsicher vorhersagen, wie hoch das letztendlich beide Seiten, Unterneh- ein bekannter Name. individuelle Risiko ist, innerhalb der mensleitung ebenso wie die Mitarbeiter, nächsten zehn Jahre einen Herzinfarkt von einer Verbesserung der Lebensquali- Der Anlass zur Kontaktaufnahme zum zu erleiden.“ tät: Denn frühzeitig erkannt und behan- Herz- und Diabeteszentrum NRW war delt, können schlimme Erkrankungen ernst genug: Vor wenigen Monaten erst Die Einzelergebnisse der freiwilligen vermieden werden.“ hatte ein Mitarbeiter einen akuten Herz- Herz-Kreislaufuntersuchungen erfährt infarkt erlitten. der Arbeitgeber selbstverständlich nicht. Sie unterliegen der ärztlichen Schweige- „Der akute Herzinfarkt ist in Deutschland pflicht. „Wir möchten aber an die Eigen- die zweithäufigste Todesursache“, sagt verantwortung unserer Mitarbeiter Dr. Klaus-Peter Mellwig, der das Projekt appellieren und unterstützen deshalb „Unternehmen mit Herz“ als Kardiologe dieses Projekt“, sagt Michael End. Erfah- am HDZ NRW vor acht Jahren mit ins rungsgemäß erhalten etwa 25 Prozent Die Untersuchungen folgen den Empfehlungen Leben gerufen und mittlerweile 19 Unter- der Untersuchten eine Empfehlung zu ei- der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Details zum kardiovaskulären Screening können nehmen mit über 2000 Mitarbeitern un- ner weitergehenden hausärztlichen oder je nach Betriebsgröße und Vorstellungen zum tersucht hat. Bluthochdruck, Rauchen, kardiologischen Kontrolle. Dazu gibt Vorhaben im Vorfeld abgestimmt werden. Übergewicht, ein gestörter Fettstoff- Mellwig in den meisten Fällen Empfeh- Info-Tel. 05731- 97 1320. 18 HDZeitung 1/2018
WISSEN > Gewebespende Spektakuläre Operation am Krankenhaus Bad Oeynhausen Sechs Gewebespenden aus der Gewebebank des HDZ NRW und zwei Spezialisten retteten Volker Löhr das Leben A ls Volker Löhr (61) kurz nach Weihnachten in die Notaufnah- me des Krankenhauses eingelie- fert wird, ist ihm seine lebensbedrohliche Situation nicht bewusst. Nach Jahren hatte sich die Prothese jetzt entzündet. Sie muss umgehend entfernt und ersetzt werden. Doch womit? Sein Leben hängt am seidenen Faden. Den Lebensmut zurückgebracht hat Oberarzt Stefan Heisel. Er ist Gefäßchir- urg im Krankenhaus Bad Oeynhausen. In langen Gesprächen erklärte der Gefäß- spezialist dem Patienten, welch spekta- kuläre und gleichzeitig lebensrettende Operation er plant. Die Kunst der Chirurgen und die Kooperation mit der Gewebebank haben Volker Löhr das Leben gerettet: (v. l.) Hermann Josef Knobl, Dr. Stefan Heisel, Volker Löhr und Ernest Danch. Die entzündete Kunststoffprothese soll gegen ein menschliches Transplantat aus- getauscht werden. Das Problem: Einen Ersatz-Bypass in der benötigten, indivi- Patienten anfing, setzte Stefan Heisel Inzwischen konnte Volker Löhr nach duellen Größe zu erhalten, ist so selten zusammen mit dem Oberarzt Mohssen Hause entlassen werden. Die Ärzte aus wie ein Sechser im Lotto. Die Ärzte neh- Amiri am nebenan liegenden OP-Tisch dem Krankenhaus Bad Oeynhausen und men Kontakt mit dem Leiter der Gewe- die von der Gewebebank aufbereiteten dem HDZ NRW sind froh über die gute bebank am Herz- und Diabeteszentrum Transplantate geschickt zusammen. Aus Zusammenarbeit: „Wir arbeiten seit 30 NRW (HDZ NRW), Hermann Josef Knobl, insgesamt sechs Gewebespenden rekon Jahren überaus eng und routiniert zu auf. Die Gewebebank im benachbarten struierte er in einer dreistündigen Puzz- sammen“, sagt Ernest Danch, Leitender Klinikum bereitet entsprechend der learbeit den dringend benötigten Über- Oberarzt der Klinik für Gefäßchirurgie gesetzlichen Vorgaben menschliches brückungsbypass. am Krankenhaus Bad Oeynhausen. Gewebe und Herzklappen für Transplan- tationen auf. Die Bereitschaft zu einer Gewebespende kann auf einem Organ- spendeausweis dokumentiert werden. Im Gegensatz zu Organspenden sind Info: Wie helfen Gewebespenden? menschliche Gewebe – auch Homografts genannt – nahezu unbegrenzt haltbar, Zugelassene Gewebebanken wie die Herzklappen- und Gefäß-Gewebebank des sie werden bei -180 Grad Celsius gela- HDZ NRW stellen nach Aufarbeitung und Antibiotikabehandlung der Gewebe gert. diese Transplantate nach den Sicherheitsstandards des Deutschen Arzneimittel- gesetzes her (§21a/21 AMG). Die Homografts werden ohne Gewinninteressen an Fast zeitgleich mit der Anfrage aus dem Kliniken weitergegeben und dort überwiegend in der Gefäßchirurgie eingesetzt. Krankenhaus konnte Knobl neue Gewe- Die Kosten für die Entnahme und Aufbereitung werden von der Sozialkasse des bespenden zur Verfügung stellen. Wäh- Empfängers getragen. rend Chefarzt Dr. Heinrich Walter mit Gewebe- und Organspendeausweise: kostenlos über info@hdz-nrw.de. seinem Team den komplexen Eingriff am HDZeitung 1/2018 19
HDZ NEWS > Sportkardiologie Itaho Enahoro (l.) und Marvin-Lloyd Bollinger (r.) geben unter Beobachtung von Dr. Klaus-Mellwig auf dem Laufband Gas, Artur Abele (Mitte), sitzt noch entspannt auf dem Fahrrad. Check up für die Könige der Athleten Saisonbeginn für die deutschen Zehnkämpfer. Bei den Qualifikations-Wettkämpfen in Götzis und Ratingen im Mai und Juni wird sich entscheiden, wer bei den Europameisterschaften in Berlin an den Start gehen darf. S o mancher Schweißtropfen ist menarbeit mit der von Dr. Mellwig gelei- Die 8.000-Punkte hat der 20-jährige schon im Herz- und Diabeteszent- teten Abteilung für Sportkardiologie seit Ituah Enahoro schon geknackt. In seiner rum geflossen. Sportkardiologe Dr. Jahren. „Wir erhalten wichtige Informati- Spezialdisziplin Weitsprung ist er im Klaus-Peter Mellwig kennt keine Gnade, onen für die Trainingssteuerung“, sagt vergangenen Jahr Deutscher Vizemeister wenn die Athleten bei ihm zum berüch- Pottel. Zugleich gilt es aber auch, den geworden. Im Zehnkampf ist sicherlich tigten Laufbandtest antreten. Laktatmes- hoffnungsvollen Nachwuchs sorgfältig mit ihm und den Nachwuchstalenten sungen und Pulskontrollen zeigen präzise aufzubauen und Verletzungsrisiken zu Tim Nowak (22) und Marvin Bollinger an, wie fit die Sportler sind und ob die meiden. „Zehnkampf in der Spitzenklasse (21) – derzeit auf Rang acht und zehn der individuellen Leistungsgrenzen womög- erfordert ein Top-Gesundheitsmanage- deutschen Bestenliste – in den nächsten lich mit einer gezielten Anpassung der ment“, ergänzt Christopher Hallmann. Jahren noch einiges zu erwarten. Trainingspläne noch ein bisschen nach „Deshalb sind uns die Check-up-Termine oben verschoben werden können. im Herzzentrum ganz wichtig.“ Zu den deutschen Favoriten mit guten Aussichten auf eine Medaille bei den Die Königsdisziplin der Leichtathletik er- Youngsters und alte Hasen Europameisterschaften zählen Rico fordert Ausdauer und Schnelligkeit, Kraft, Freimuth und Kai Kazmirek, die zuletzt Geschicklichkeit und Koordination. Das Als „alter Hase“ des Zehnkampfs war mit Silber und Bronze hinter dem Franzo- Trainingspensum ist enorm, die Saison- Artur Abele (32) zuletzt vom Verletzungs- sen Kevin Mayer bei den Weltmeister- vorbereitung im Winter verbringen die pech geplagt, jetzt hofft er, dass es mit schaften in London auftrumpften. Das Spitzenathleten daher gerne in wärmeren einer Teilnahme bei den Europameister- Team um Dr. Mellwig wird besonders Regionen. Zuvor steht regelmäßig eine schaften klappt. „Es gibt ja nichts Schö- aber auch die Daumen für Siebenkämpfe- umfassende Herz-Kreislaufkontrolle in neres, als im eigenen Land zu starten, auf rin Carolin Schäfer drücken, die sich der Klinik für Kardiologie im HDZ NRW dem Treppchen zu stehen und von den ebenfalls mit HDZ-Unterstützung auf die an. Die Trainer Rainer Pottel und Christo- Landleuten gefeiert zu werden.“ EM vorbereitet hat und als weitere aus- pher Hallmann schätzen die gute Zusam- sichtsreiche Medaillenkandidatin gilt. 20 HDZeitung 1/2018
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