Auf dem Weg zu einem Zentrum Industriekultur in Sachsen-Anhalt
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Auf dem Weg zu einem Zentrum Industriekultur in Sachsen-Anhalt Neukonzeption und Erweiterung des Technikmuseums Magdeburg Machbarkeitsstudie Iglhaut + von Grote, April 2020 im Auftrag der Landeshauptstadt Magdeburg gefördert durch Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt 1
Inhalt 1 Vorbemerkungen 4 2 Bezugsrahmen für ein Zentrum 8 Industriekultur in Sachsen-Anhalt 3 Einbindung in Entwicklungskonzepte 12 der Landeshauptstadt Magdeburg und des Landes Sachsen-Anhalt 4 Daten zur Geschichte und 24 Bedeutung des Standorts 5 Bildungsangebote und Zielgruppen 30 6 Kooperation und Vernetzung 34 7 Städtebauliches und kulturelles Umfeld 38 8 Institutionelles Profil 50 9 Ausstellung und Sammlung 56 10 Baudenkmal und Denkmalschutz 62 11 Raum- und Funktionsprogramm 65 12 Optionen für Umbau und Erweiterung 72 13 Entwicklungsprozess und nächste Schritte 84 Anhang 88
Baggerdrehgestell zum Brückenschwenkbagger Ds 700 Nr. 200 der „Grube Erika“, 1928. 1 4 Vorbemerkungen 5
Zielhorizont Stadtratsbeschluss 2017 Am Standort des Magdeburger Schwermaschi- Übernahme der Trägerschaft zu einem Museum der Magdeburger Industrie- wird zur praktischen Umsetzung des erarbeiteten nenbaus im Stadtteil Buckau soll ein innovatives kultur werden zu lassen. Dies bedeutet, dass die Konzepts und damit für die Umgestaltung Zentrum für Industriekultur in Sachsen-Anhalt Im Dezember 2017 beschloss der Stadtrat der Technikgeschichte noch deutlich stärker in des Technikmuseums und Einrichtung einer neuen entstehen, das Komponenten eines technik- und Landeshauptstadt Magdeburg, das Technik- ihren wirtschaftsgeschichtlichen und damit ver- Dauerausstellung“ im Jahr 2020 eine neue industriegeschichtlichen Museums, eines Schau- museum ab Mitte 2019 in städtische Trägerschaft bundenen soziokulturellen Kontext eingebunden Entscheidungsvorlage erarbeitet. fensters für Wissenschaft und Wirtschaft und zu überführen, nachdem es zuvor durch den wird. Hierdurch kann eine stärkere Verknüpfung einer offenen Plattform für Bürgerbeteiligungen Verein „Kuratorium Industriekultur in der Region mit der Geschichte der Stadt Magdeburg im Phase 3 (Januar 2021 bis Dezember 2024) vereint. Hierfür wurden zwischen Herbst 2019 Magdeburg e.V.“ in überwiegend ehrenamtlicher 19. und 20. Jahrhundert erzielt werden, die den und Frühjahr 2020 inhaltliche und strategische Trägerschaft betrieben worden war. 1995 wurde Besucherinnen und Besuchern zudem zahlreiche Umsetzung des Weiterentwicklungskonzepts. Kriterien für ein künftiges Nutzungskonzept in der ehemaligen Produktionshalle der Maschi- Anknüpfungspunkte zu ihrer heutigen Lebenswelt entwickelt und Möglichkeiten der Sanierung nenfabrik Krupp-Gruson, während der Zeit bietet. Leitgedanke kann hierbei sein, mit allen Phase 4 (2025) und baulichen Erweiterung der monumentalen, der DDR des Schwermaschinenkombinats Ernst Sinnen erfahrbar zu machen, wie sich Magdeburg denkmalgeschützten Gießereihalle von 1871 Thälmann - SKET, ein Museumsbetrieb ein- im Zuge der Industrialisierung durch rauchende Die Umsetzung der Weiterentwicklung soll 2025 erörtert. Angestrebt wird ein regional und inter- gerichtet und seit 2006 durch das Kuratorium Schlote, Motorisierung der Transportmittel, angeschlossen sein, so dass das Technikmuseum national vernetztes Haus, das den Charakter Industriekultur betreut. Während seines hämmernde Maschinen etc. seit der Mitte des im Jahr 2025 neu präsentiert werden kann. eines historischen Museums erweitert, den 25-jährigen Bestehens konnte das Haus eine 19. Jahrhunderts und erneut seit dem Ende des ehemaligen Industriestandort mit einem weit bedeutende Sammlung zur Industriegeschichte 20. Jahrhunderts im ‚postindustriellen Zeitalter’ Das Technikmuseum ist ein Baustein der Bewer- ausstrahlenden Profil aufwertet und als kulturelles Magdeburgs und seiner Umgebung aufbauen. verändert hat. Das industrielle Erbe wird in der bung Magdeburgs um den Titel der Europäischen Leuchtturmprojekt Initiativen bündelt, die in Mit 15.000 Besuchern jährlich wurde das Bewerbung Magdeburgs für die Kulturhauptstadt Kulturhauptstadt. Es ist Projektpartner für die Bezug auf die Industriekultur in Sachsen-Anhalt Museum zu einem festen Bestandteil der Kultur- Europas 2025 eine wichtige Rolle spielen. Die große Magdeburger Sonderausstellung „Feeling und Mitteldeutschland bereits angestoßen landschaft Magdeburgs und darüber hinaus. perspektivische Weiterentwicklung des Technikmu- East“ und soll 2025 einen Teil dieser Ausstellung wurden. seums ist daher, auch im Kontext der zu erarbei- präsentieren. Der Stadtratsbeschluss von 2017 beschrieb tenden kulturellen Langzeitstrategie 2030 der vier Phasen der weiteren Entwicklung: Landeshauptstadt, von eminenter Bedeutung.“ Im Zuge der Phase 2 wurde die hier vorliegende Konzept- und Machbarkeitsstudie in Auftrag Phase 1 (Juni 2018 bis Mai 2019) Phase 2 (Juni 2019 bis Dezember 2020) gegeben, die sich sowohl mit den konzeptionellen Rahmenbedingungen, als auch mit baulichen Unterstützung des Kuratoriums Industriekultur Übernahme der Trägerschaft durch die Landes- Maßnahmen und Erweiterungsoptionen be- beim Betrieb des Museums und Arbeit an dessen hauptstadt. Im Beschussvorschlag des Stadtrats schäftigt. Die Gesamtstrategie für ein „Zentrum konzeptioneller und musealer Weiterentwicklung heißt es dazu: „Dem Kuratorium Industriekultur Industriekultur“ wurde in enger Zusammenarbeit im Rahmen der Bewerbung Magdeburgs als wird angetragen, die Funktion eines Fördervereins zwischen dem Leiter des Museums, Dr. Hajo Kulturhauptstadt Europas. Im Beschussvorschlag zu übernehmen, um den Betrieb des Museums Neumann, und der Agentur Iglhaut + von Grote des Stadtrats heißt es dazu: „Mit einer dauer- ideell und materiell nach Maßgabe der Möglich- (Berlin) erstellt und von einem wissenschaftlichen haften Bestandssicherung durch Rücküberführung keiten zu unterstützen. (...) Unter Berücksichtigung Beirat begleitet, dem neben Vertreter*innen der in die städtische Trägerschaft eröffnet sich die der in diesem Zeitraum liegenden Entscheidung Stadt und des Landes auch Vertreter*innen be- Möglichkeit, das Technikmuseum konzeptionell über die Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas deutender deutscher Technikmuseen angehörten. 6 7
2 Bezugsrahmen für ein Zentrum Industriekultur in Sachsen-Anhalt Innenansicht der Halle des Technikmuseums Magdeburg 8 9
Bezugsrahmen für ein Zentrum Industriekultur in Sachsen-Anhalt Relikte aus der Industriegeschichte auf dem Außengelände Kulturpolitische Bezüge industriekulturellen Erbes, aber auch aktuelle Herausforderungen der regionalen Wirtschaft Das Entwicklungskonzept basiert auf mehreren wie die Themen Bildung, Fachkräftesicherung Annahmen und Bezügen, die in ihrer Summe und ‚Industrie 4.0’-Ansätze.“ über die Errichtung eines regionalgeschichtlichen Hier werden die Handlungsfelder „Bewahren und Museums hinausweisen bzw. die Konzeption Erforschen“, „Erleben und Vermitteln“ und eines regionalgeschichtlichen Museums deutlich „Gestalten und Weiterentwickeln“ aufgemacht. erweitern. Die Entwicklungskonzepte der Kooperation und Vernetzung erscheinen in allen Landeshauptstadt Magdeburg (insbesondere erwähnten Ansätzen als Grundvoraussetzung Glücksfall. Der industrie- und sozialgeschichtliche globale Einflussfaktoren, denen sich eine Kulturstrategie 2030 und Integriertes Stadtent- einer erfolgreichen Weiterentwicklung. Strukturwandel der Maschinenfabrik in Buckau zeitgemäße Museumsarbeit nicht verschließen wicklungskonzept 2030 sowie die Bewerbung über 150 Jahre, die historischen Brüche im 19. und kann. Das betrifft die thematische Ausrichtung um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“) 150 Jahre Industriegeschichte 20. Jahrhundert, und eine Wirtschaftsgeschichte, genauso wie Vermittlungsstrategien, die und des Landes Sachsen-Anhalt (insbesondere die zugleich regionale Gesellschaftsgeschichte Teilnahme an öffentlichen Debatten genauso Konzept „Industrie + Kultur + Geschichte erleben“ Am Standort des Technikmuseums in schreibt und den globalen Handelswegen folgt, wie umgekehrt die Öffnung von Museen für und Landeskulturkonzept 2025 sowie Masterplan Magdeburg-Buckau war die Unternehmens- werden im Fokus der neuen Ausstellung liegen. Beteiligungsformen des Publikums. Tourismus Sachsen-Anhalt) werden hier aus- entwicklung des Grusonwerks, später der Fried. drücklich als Bezugsrahmen genannt, deren Krupp Grusonwerk AG, und nach Gründung Wandel der Aufgaben von Museen Neues Miteinander von Museum Inhalte können aber nur in knappen Zusammen- der DDR der VEB Schwermaschinenbau und Publikum fassungen wiedergegeben werden. Weitere „Ernst Thälmann“ (ab 1969 VEB Schwermaschi- Zu den getroffenen Annahmen gehört, dass Anhaltspunkte geben z.B. die „Regionale nenbau-Kombinat „Ernst Thälmann“, kurz SKET) sich Museen neben ihren unstrittigen Kern- Museen sind darauf angewiesen, dass sie Innovationsstrategie Sachsen-Anhalt 2014-2020“ nicht nur Teil der regionalen Wirtschafts- und aufgaben – Sammeln, Bewahren, Forschen, Identifikationsangebote schaffen, zu Treffpunkten des Ministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft, Technikgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Ausstellen, Vermitteln – heute neuen Aufgaben werden. Der amerikanische Soziologe Ray die Zukunftswerkstätten „Strukturwandel nach Vielmehr agierte das Unternehmen spätestens stellen müssen, die aus Entwicklungen in der Oldenburg spricht von solchen öffentlichen der Braunkohle: Wie wollen wir 2040 leben?“ seit der Übernahme durch die Friedrich Krupp Gesellschaft resultieren und diese widerspiegeln. Plätzen als „dritten Orten“, neben den Orten (2019/2020) und die Handlungsempfehlungen AG in unterschiedlichen zeitgeschichtlichen Lokale Lebensverhältnisse stehen heute unter der Arbeit und des Familienlebens. Dazu gehören „Industriekultur in Mitteldeutschland“ der Epochen in der Rolle eines Weltunternehmens. globalen wirtschaftlichen, technischen und beispielsweise Bibliotheken und Museen, in Projektgruppe Industriekultur der Europäischen Es war stets auch vielfach verflochtener Bestand- politischen Einflüssen. Digitalisierung und Ver- denen sozialer Austausch und sozialer Ausgleich Metropolregion Mitteldeutschland (2019), dort teil politischer Systeme und globaler Handels- netzung sind Megatrends in zunehmend allen im Vordergrund stehen und eine spielerische heißt es: „Ziel der Projektgruppe ist es, die reiche beziehungen. Im 19. Jahrhundert mehrere Tausend, Arbeits- und Lebensbereichen, Zugang zum Leichtigkeit herrschen kann. Ein zeitgemäßes gemeinsame Industriekultur Mitteldeutschlands zum Ende der DDR etwa 30.000 Beschäftigte Internet prägt das Alltagsleben mit einer hohen Museum pflegt heute eine veränderte Strategie stärker bewusst und nutzbar zu machen. Dazu des Schwermaschinenbaus in Magdeburg Dynamik (Anteil der Internetnutzer in Deutsch- im Miteinander mit dem Publikum, und das sollen länderübergreifende Themen in Sachsen, zeigen die Bedeutung an, die dieser Industrie- land: ca. 90%). Öffentlichkeit bildet sich Publikum erhält die Möglichkeit, sich ein Sachsen-Anhalt und Thüringen identifiziert, zweig weit über Magdeburg hinaus hatte. Dass inzwischen auch im digitalen Raum des Museum in einem durch das Museum mode- koordiniert und strategisch bearbeitet werden. an einem so bedeutsamen historischen Ort durch Internet. Politische und religiöse Konflikte, die rierten Partizipationsprozess „anzueignen“. Dazu gehören die Bewahrung, wissenschaftliche bürgerschaftliches Engagement und ehrenamt- Auswirkungen des Klimawandels und nicht Aufarbeitung und touristische Vermarktung des lichen Einsatz ein Museum entstanden ist, ist ein zuletzt die wachsende soziale Ungleichheit sind 10 Bezugsrahmen 11
Großexponat des Technikmuseums Magdeburg 3 Einbindung in Entwicklungskonzepte der Landeshauptstadt Magdeburg und des 12 Landes Sachsen-Anhalt13
Kulturstrategie der Bewerbung Integriertes Landeshauptstadt Kulturhauptstadt Stadtentwicklungskonzept Magdeburg Europas 2025 2030 Die programmatischen Anstrengungen der Unter der Überschrift „Europäische und interna- Im 2019 vorgelegten Integrierten Stadtentwick- Stadt der Bildung und Kultur Landeshauptstadt Magdeburg, die Kulturland- tionale Dimensionen“ wird im Papier „Kulturstrate- lungskonzept der Landeshauptstadt Magdeburg »» Angebote für lebenslanges und schaft und ihre Förderung in einer „Kulturstrategie gie 2030“ weiter ausgeführt: „Magdeburg (ISEK) wird ein Leitbildentwurf entwickelt, integratives Lernen 2030“ weiterzuentwickeln, umfassen Handlungs- sieht sich als ‚moderne Kulturstadt mit Verantwor- der in acht Bereiche gegliedert ist und hier als »» Moderne Kulturstadt mit empfehlungen seitens der Kulturpolitik und tung in und für Europa’ und die Welt“, und, als Zusammenfassung wiedergegeben wird: Verantwortung in und für Europa für die Kulturpolitik. Als Rahmenbedingungen Zitat aus dem Bewerbungsbuch um den Titel „Kul- für kulturpolitisches Handeln werden Megatrends turhauptstadt Europas 2025“: Kunst und Kultur Geschichtsträchtige, Grüne Stadt – Veränderungen in Kultur und Gesellschaft – sind nicht nur als identitätsstiftende Standortfak- weltoffene Stadt an der Elbe »» stadthistorische Bezüge bewahren, genannt: demografischer Wandel („silver toren eminenter Bestandteil unserer Gesellschaft, »» 1.200 Jahre Ottostadt »» Grünsystem erhalten und ausbauen society“), gesellschaftliche Disparität (z. B. alt/ sondern sind auch grundlegende Elemente für »» Weltoffenheit und Toleranz, Diversität »» Auswirkungen des Klimawandels mindern jung, arm/reich, gebildet/ungebildet, gesund/ den Zusammenhalt in Europa. Kunst- und und Vielfalt »» Stadt am Fluss: krank), Wandel der Gender-Rollen („gender Kulturschaffende leisten vor Ort einen wichtigen »» Stadt am Fluss: Zugänge und urbane Ufer Fluss- und Bachläufe einbeziehen shift“), Digitale Kultur („new work“), Individualisie- Beitrag, um Magdeburg weltoffen, tolerant rung – Globalisierung, Klimawandel – neue und attraktiv zu gestalten. Dafür können sie auf Nachhaltige Stadtentwicklung im Stadt zum vielfältigen, attraktiven Leben Ökologie – Gesundheit, Urbanisierung (neue eine gut aufgestellte Infrastruktur setzen und demografischen Wandel »» Familienfreundliches Umfeld schaffen Lebens- und Denkweisen, Neudefinition des das innovative und kreative Potential der Stadt »» Soziale Stadt: Teilhabe, Inklusion, Integration »» Integriertes Wohnen und urbane öffentlichen Raums), Konnektivität (gesell- weiter ausbauen. Die Bewahrung, Stärkung »» Stadt für alle Lebensalter Wohnangebote entwickeln schaftlicher Wandel durch Vernetzung), Mobilität und Entwicklung von Kulturorten, die Unterstüt- »» Kompakte Stadt der kurzen Wege: »» Kultur und Sport für alle (weiter wachsender Mobilitätsbedarf und zung der Kulturwirtschaft und die Schaffung Nutzungsdichteintensivieren, Vielfalt an Mobilitätsformen), Sicherheit (Wider- von Rahmenbedingungen, die den Ansprüchen Nutzungsmischung ausbauen Regionales Zentrum und Einheit aus spruch zwischen dem alarmistischen Krisendiskurs der freien Kulturszene gerecht werden, bilden »» Effiziente Stadt: Flächenmanagement eigenständigen Identitäten und der Lebensrealität), Wissenskultur (neue die konzeptionelle Basis, auf der die Kulturstrate- und Flächenrecycling »» Zentrale Funktionen im Verdichtungsraum Formen der Innovation und des gemeinsamen gie Magdeburg 2030 aufsetzen wird. Die Be- »» Klimagerechte und ökologische Stadt »» Altstadt als urbanes Zentrum Forschens). Diese Reflexion von Megatrends in werbung Magdeburgs um den Titel 'Kulturhaupt- »» Stadtteile, Quartiere und Dörfer Gesellschaft und Kultur enthält zahlreiche stadt Europas 2025' wirkt als Katalysator und Stadt der Wirtschaft mit eigenständigen Identitäten Anhaltspunkte für die Profilierung des neuen hinterlässt ihre Spuren in einer neuen Qualität der »» Industrie- und Logistikstandort »» Innerstädtische Verkehrsbeziehungen Technikmuseums und bietet einen geeigneten interdisziplinären Arbeit der verschiedenen Berei- »» Einkaufsstadt und Reiseziel, optimieren Hintergrund für ein innovatives Konzept. (Bezug: che der Stadtverwaltung als auch in der engeren Wachstumsbranche Tourismus Landeshauptstadt Magdeburg, Kulturstrategie Vernetzung unterschiedlicher Akteure in »» Kreativwirtschaft Auch dieses Leitbild gehört zum Bezugsrahmen 2030, Stand März 2020, S. 14f.) der Stadt.“ (Bezug: Landeshauptstadt Magde- des neuen Technikmuseums und ist Grundlage burg, Kulturstrategie 2030, Stand März 2020, S. Stadt der Wissenschaft für Überlegungen zur Entwicklung der Stadtteile 21f.) In diesem Kontext geht es bei der Neukonzep- »» Universitätsstadt und Wissenschaftsstandort Buckau und Leipziger Straße. tion und Erweiterung des Technikmuseums klarer- »» Stadtentwicklung und Entwicklung der (Bezug: Magdeburg 2030. Integriertes Stadtent- weise um ein Haus mit internationaler Strahlkraft. Wissenschaftsstandorte wicklungskonzept der Landeshauptstadt »» Nationale und internationale Magdeburg, Entwurf September 2019, S. 4f.) Wahrnehmung der lokalen Wissenschaft 14 Einbindung in Entwicklungskonzepte 15
Entwicklungskonzepte Masterplan Tourismus des Landes Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Im Landeskulturkonzept 2025 des Kultur- Dampfzylinder 930mm Das Landeskulturkonzept führt zum Tourismus Die touristischen Markensäulen sind weiterhin ministeriums Sachsen-Anhalt ist explizit von Druchmesser für Gewerk- aus: „Im Rahmen der Erarbeitung des ‚Masterplan ein wesentlicher thematischer Bestandteil des Industriekultur die Rede: „Die Industriekultur schaft Michel, 1924. Tourismus Sachsen-Anhalt 2020’ wurde Kulturtourismus und dienen als Markierung der ist ein lebendiges Erbe, das von vielen Menschen der Leitsatz ‚Wir wollen ein führendes Kulturreise- Attraktionen. Hierzu gehören auch siebzehn in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus mit land in Deutschland werden’ formuliert. Die Standorte der Industriekultur, die mit ihrem eigenen persönlichen Erfahrungen verbunden kulturelle Einmaligkeit macht das Land unter- qualitätsvollen und europäischen Erbe zur Euro- ist. Diese Sparte verfügt im Bereich der berufs- scheidbar von den Wettbewerbern. Für eine pean Route of Industrial Heritage (ERIH), dem vorbereitenden Bildung sowie im Tourismus Profilierung als Kulturreiseland ist es wichtig, touristischen Informationsnetzwerk zum industriel- über Potentiale, die zukünftig näher bestimmt dass diese Botschaft und das Versprechen ge- len Erbe in Europa, gehören.“ werden sollen.“ Im Koalitionsvertrag der Landes- genüber dem Gast auch mit ausreichend markt- regierung für die Wahlperiode 2016-2021 orientierten Themen und Angeboten begründet Der fortgeschriebene Masterplan Tourismus (CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen) wird und untermauert wird. Zur Untersetzung der liegt noch nicht vor, hier dürfte angesichts der hierfür ebenfalls ein Entwicklungskonzept in Botschaft wird deshalb zukünftig auf ein Portfolio Netzwerkkonzeption zur Industriekultur weiteres Aussicht gestellt: „Künftig soll auch die Indus- aus Themen gesetzt, das aus folgenden Schwer- Augenmerk auf diesen Bereich gerichtet werden. triekultur, die z. B. in Technikmuseen und durch punkten besteht: Architektur repräsentiert wird, verstärkt zur Geltung gebracht werden. Die Koalitionspartner »» Städte & Kultur werden das Netzwerk ‚Industriekultur’ weiterent- »» Luther & Reformation wickeln.“ Ein umfangreiches Programmpapier »» UNESCO Welterbe mit dem Titel „Industrie + Kultur + Geschichte »» Bauhaus & Moderne erleben“ der Staatskanzlei und des Ministeriums »» Straße der Romanik & Mittelalter für Kultur ist im November 2019 vorgelegt »» Parks und Gärten / Gartenträume mit dem worden (siehe weiter unten). Gartenreich Dessau Wörlitz als Leuchtturm »» Himmelswege & Archäologie »» Kunst & Musik 16 Einbindung in Entwicklungskonzepte 17
Museumsverband Sachsen-Anhalt ITM Museen gesamt Der 2016 im Auftrag des Museumsverbandes Die Autorin empfiehlt unter anderem die Einset- 7000 Sachsen-Anhalt e.V. entstandene Bericht zung eines Koordinators oder einer Koordinatorin 6.258 6.304 6.355 6.358 6.372 „Netzwerk Industrie- und Technikmuseen (ITM) für das ITM-Netzwerk in Sachsen-Anhalt, die 6000 für Bildung Sachsen-Anhalt“ von Cornelia Stärkung der ITM als außerschulische Lernorte Dümcke, Culture Concepts, bezieht sich auf das der Bildung insbesondere im Bereich MINT-Fächer 5000 im Koalitionsvertrag der Landesregierung (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, 4000 2016-2021 projektierte Netzwerk. In der Bestands- Technik), den Aufbau strategischer Partnerschaf- aufnahme heißt es: „Von den 20 ITM, die Mitglied ten (Unternehmen, IHK und Handwerkskammer, 3000 im Museumsverband sind, hat sich für das Schulen und Hochschulen, Berufsbildungsein- „Netzwerk ITM für Bildung Sachsen-Anhalt“ ein richtungen) sowie die Ansiedlung eines „UNESCO 2000 aktiver Kern von 12 Einrichtungen konkretisiert. CHAIR“ an einer Hochschule oder Universität 1000 757 757 778 779 789 Diese Einrichtungen und ihre Akteure können in in Sachsen-Anhalt mit dem Schwerpunkt Indust- Perspektive den Kern des zu gründenden Netz- riekultur- und Technikgeschichte. (S. 11) werks bilden.“ Das Technikmuseum Magdeburg 2010 2011 2012 2013 2014 gehört zu diesem aktiven Kern. In der Bestands- aufnahme heißt es weiterhin: „Die Industrie- und Technikgeschichte in Sachsen-Anhalt ist nicht Anteil der Industrie- und Technikmuseen in Deutschland. auf das Bauhaus zu reduzieren. Sie ist weitaus Quelle: Culture Concepts: „Netzwerk Industrie- und Technikmuseen älter und weist Bezüge auf, die die bis in die heuti- für Bildung Sachsen-Anhalt“, 2016 ge Zeit reichen. Jedoch fehlt bislang eine Lobby für die Industrie- und Technikgeschichte in Sachsen-Anhalt. (...) Aus touristischer Perspektive verschwindet in Sachsen-Anhalt die Wahrneh- mung der Industrie- und Technikgeschichte und der diesen Teil der Landesgeschichte reprä- sentierenden Museen hinter der Bedeutung von Luther, Reformation oder Bauhaus als Dach- marken des Landes. Verbindungen der ITM zu Unternehmen der Wissenschaft und Wirtschaft in Sachsen-Anhalt existieren punktuell. Es fehlt aber an strategischen Allianzen.“ (Bezug: Cornelia Dümcke, Culture Concepts: „Netzwerk Industrie- und Technikmuseen für Bildung Sachsen-Anhalt“, Endbericht im Auftrag des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt e.V., S. 7) 18 Einbindung in Entwicklungskonzepte 19
Industrie- und Technikmuseen in Sachsen-Anhalt 2 12 Lfd. Nr. Name der Einrichtung Orte Einwohner 1 Technikmuseum Hugo Junkrs Dessau Dessau Roßlau 84 Tsd. 2 Freilichtmuseum Diesdorf Diesdorf 2,4 Tsd. 3 Technisches Halloren- und Salinemuseum e.V. Halle (Saale) 232 Tsd. 6 4 Eisenhüttenverein Carlswerk Mägdesprung e.V. Mägdesprung 8,3 Tsd. 5 Mansfeld-Museum im Humboldt Schloss Hettstedt 14,7 Tsd. 6 Technisches Denkmal Zieglei Hundisburg Hundisburg 1,1 Tsd. 7 Hütten- und Technikmuseum Ilsenburg Ilsenburg 9,5 Tsd. 8 Technikmuseum Magdeburg Magdeburg 231 Tsd. 9 Deutsches Chemie-Museum Merseburg Merseburg 33,4 Tsd. 10 Stadt- und Bergbaumuseum der Stadt Staßfurt Staßfurt 27 Tsd. 11 1 11 Fahrzeugmuseum Staßfurt Staßfurt 27 Tsd. 12 Landesfeuerwehrmuseum Stendal Stendal 40 Tsd. 13 Bergwerksmuseum Grube Glasebach Straßberg 0,8 Tsd. 14 14 Hüttenmuseum Thale Thale 18 Tsd. 15 Börde-Museum Burg Ummendorf Ummendorf 1 Tsd. 4 16 Alte Ziegelei Westeregeln Westeregeln 2 Tsd. 13 17 Erlebnis Zentrum Bergbau Röhrigschacht Wettelrode 0,6 Tsd. 5 18 Industrie- und Filmmuseum Wolfen Wolfen 19 Tsd. 19 Brikettfabrik Hermannschacht Zeitz 29,6 Tsd. 20 Industriemuseum Schönebeck Schönebeck 32 Tsd. Quelle: Culture Concepts: „Netzwerk Industrie- und Technikmuseen für Bildung Sachsen-Anhalt“, 2016 21
Konzeptstudie zur Folgerungen aus Förderung der Industriekultur dem Bezugsrahmen in Sachsen-Anhalt Die Ende 2019 durch Staatskanzlei und Minis- Die konzeptionelle und bauliche Neuprofilierung Empfohlen wird daher, das Profil des Museums Workshops und (Vortrags-) Veranstaltungen; terium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt des Technikmuseums Magdeburg fällt, so sollte in Richtung eines „Zentrums Industriekultur“ Kooperation mit Hochschulen vorgelegte Studie „Industrie + Kultur + Geschichte mit den vorangehenden Bemerkungen deutlich weiterzuentwickeln, das den Kernaufgaben des »» Netzwerk Industriekultur: Schaufenster für erleben“ nimmt Empfehlungen aus dem Arbeitsbe- werden, in eine Zeit, in der das industrielle Sammelns, Bewahrens, Erforschens, Vermittelns Wissenschaft, Gesundheit und Wirtschaft; richt des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt Erbe in Sachsen-Anhalt und dessen Reflexion und Ausstellens neue Formate jenseits der her- Messen und Tagungen; Kooperation mit auf und schreibt diese fort. Neben Empfehlungen und Vermittlung in Einrichtungen der Erin- kömmlichen musealen Vermittlung zur Seite stellt. anderen nationalen und internationalen in Bezug auf das Tourismuskonzept des Landes nerungskultur vielfach diskutiert werden. Dazu zählen Studienangebote und Science-in- Einrichtungen der Industriekultur (25% der Bevölkerung sind am Thema interessiert) Die Rahmenbedingungen für die Neukonzeption Residence-Programme ebenso wie die Schaffung »» Ausstellung: Dauerausstellung mit Übergän- und auf die Einbindung von Angeboten der und Erweiterung des Technikmuseums Magde- von Werkstätten und anderen Räumlichkeiten gen zu den anderen Bereichen der Einrichtung Industriekultur in die schulische Bildung enthält burg begünstigen folglich eine Ausrichtung, als Plattformen für Vereine, Wissenschaft und und teilbarer Sonderausstellungsraum die Studie konkrete Empfehlungen für Maßnah- die hier mit dem Arbeitsbegriff „Zentrum Industrie- Wirtschaft. Angestrebt wird die Ansprache men, unter anderem kultur in Sachsen-Anhalt“ umschrieben wird. unterschiedlicher, neuer Zielgruppen, sowie eine Alle genannten Bereiche sollen an die Dauer- »» die Schaffung einer Netzwerkstelle für permanente Belebung des Ortes durch ein breites und Sonderausstellungsflächen angeschlossen Industriekultur (und einer Servicestelle im Mischnutzungskonzept, auch außerhalb der sein und den Besuchern Einblicke in die dort mitteldeutschen Braunkohlerevier) sowie normalen Öffnungszeiten. Basierend auf Empfeh- stattfindenden Ausstellungs-, Beteiligungs- einer Koordinationsstelle in der lungen der Denkmalschutzbehörde wird ange- und Veranstaltungsformate erlauben. In allen Staatskanzlei und Ministerium für Kultur, strebt, die Weitläufigkeit der historischen Gießerei Bereichen werden Möglichkeiten der Beteiligung »» die denkmalpflegerische Bestandsaufnahme von 1871 zu erhalten und durch präzise bauliche und des Mitmachens geschaffen. Es entsteht historischer Bauwerke, Ergänzungen zu modernisieren. eine „Machfabrik“ (als Pendant zur „Denkfabrik“ »» die Ergänzung der Vermittlungsprogramme Folgende Konzeptbausteine sind im Raumnut- im Wissenschaftshafen). Auf diese Weise wird in den Industrie- und Technikmuseen zungskonzept vorgesehen und mit Flächen die Dauerausstellung permanent belebt und und aller historischen Museen, hinterlegt, um das klassische Museumsprofil der Mehrfachbesuch angeregt. Weitere Baust »» die Vorbereitung einer Landesausstellung zu erneuern: eine finden sich im neuen, deutlich größeren zur Industriekultur mit Schwerpunktsetzung Außengelände, das neben Parkplätzen, einem auf den Strukturwandel durch den Ausstieg »» Arbeitswelten: Schauwerkstätten, Spielplatz und Raum für Großexponate auch aus der Braunkohle, Incubator-Spaces, Co-Working-Spaces bessere Bedingungen für Konzerte, Theater »» die Etablierung eines Chemie-Museums und anmietbare Ateliers als Erweiterung und Workshops unter freiem Himmel bietet. (Merseburg) klassischer Restaurierungswerkstätten »» die Förderung von Forschungsschwer- »» Bildung: Präsenzbibliothek mit Arbeitsplätzen, Außerdem gibt es dringenden Bedarf an modern punkten mit Bezug zur Industriekultur, z.B. (Schüler-)Werkstätten, Räumlichkeiten ausgestatteten Depotflächen: Als Neubau auf durch Auflage von Graduiertenprogrammen für museumspädagogische Programme dem erweiterten Freigelände wird ein Depotge- und -stipendien, und Veranstaltungen bäude vorgeschlagen, das in zwei Ausbaustufen »» die Vernetzung mit der Wirtschaft. »» Akademie Industriekultur: Bereitstellung vorstellbar ist – als (Schau-)Depot für das Technik- von Arbeitsplätzen, Ausstellungsflächen, museum/Zentrum Industriekultur und zusätzlich ggf. auch Wohnraum für Künstler*innen, Gast- der Möglichkeit, zum Zentraldepot für die wissenschaftler*innen und Anbieter*innen von Magdeburger Museen erweitert zu werden. 22 Einbindung in Entwicklungskonzepte 23
Fried. Krupp AG Grusonwerk, Magdeburg-Buckau, vor 1912 4 Daten zur Geschichte und Bedeutung 24 des Standorts 25
Daten zur Geschichte und Bedeutung des Standorts 1835 Gründung des Eisenbahn-Comités in Magdeburg. Triumphzug 1871 Bau der Panzergießerei am Klostergraben, deren Erweiterung aufgrund der der Eisenbahn leitet Industrialisierung in der Region Magdeburg ein. Grundstücksgrenze zu dem bis heute sichtbaren charakteristischen Knick im Gebäude führt 1838 Gründung der „Magdeburger Dampfschifffahrts-Compagnie“, später „Vereinigte Hamburg-Magdeburger Dampfschiffahrts-Compagnie 1886 Umwandlung der Firma in die „Aktiengesellschaft Grusonwerk Magde- (1841-1883), bekannt als „Maschinenfabrik Buckau“. Zur Produktion burg-Buckau“ gehörten Dampfmaschinen und ganze Dampfschiffe, hydraulische Pressen, Pumpen, Maschinen für die Zuckerindustrie, Lokomotiven, Werkzeug- 1893 Friedrich Alfred Krupp, Essen, übernimmt das Grusonwerk, das fortan als maschinen, Kessel. Seit 1848 auch Rüstungsaufträge (Kanonenboote Fried. Krupp AG Grusonwerk, Magdeburg-Buckau firmiert. Zu diesem Zeit- für die preußische Flotte). Zweitgrößte Maschinenbauanstalt in Preußen punkt bereits ca. 3.000 Mitarbeiter nach Borsig in Berlin. 1897 Herstellung des ersten Dieselmotors, nachdem Rudolf Diesel den Bau von 1839 – 1843 Bau des ersten Streckenabschnitts der Magdeburg-Leipziger Eisenbahn Gasmotoren im Krupp-Grusonwerk Magdeburg studiert hatte. Die Produk- von Magdeburg bis Schönebeck, Bau der Strecke Magdeburg-Halberstadt tion wird nach Essen verlagert und 1898 an MAN abgegeben. 1848 Gründung der Maschinenfabrik Röhrig und König, Belieferung der 1923 Folgen des Ersten Weltkriegs: Infolge der französischen Besetzung des Ruhr- Zuckerfabriken und der Kalksandsteinindustrie gebietes Umfirmierung als Fried. Krupp Grusonwerk Aktiengesellschaft in Magdeburg. Produktion von Speiseöl-, Walz-, Verseil- und Zerkleinerungs- 1855 Gründung einer Maschinenfabrik mit Eisengießerei und Schiffswerft in maschinen, Krane, Zementfabriken, Anlagen für den Wasserbau (Schiffshe- Buckau durch Hermann Gruson (1821-1895). Die Schiffswerft wird kurz bewerke, Klappbrücken). danach wieder geschlossen. 1939 Aufnahme der Rüstungsproduktion, ab 1940 Erweiterung des Südgeländes 1858 Gruson optimiert den Schalenhartguss, ein besonders stabiles Gusseisen (Panzerbau) mit hohem Carbid-Anteil für die industrielle Anwendung (Weichen, Eisen- bahnräder, Walzen) und für die Kriegstechnik. 1940-1945 Insgesamt 38 Luftangriffe der Alliierten auf Magdeburg. Der Luftangriff auf Magdeburg vom 16. Januar 1945 ist einer der verheerendsten Luftangriffe auf 1862 Gründung der Maschinenfabrik von Rudolf Wolf (1831-1910), Produktion eine deutsche Stadt im Zweiten Weltkrieg. Der Angriff stellt nach der Ver- von transportablen Antriebsmaschinen für Landwirtschaft und Industrie wüstung Magdeburgs durch Tilly und Pappenheim im Dreißigjährigen Krieg (1631) die zweite große Zerstörung der Stadt dar. Beim Angriff vom 16. Januar 1863 Beginn der Herstellung von Schalenhartgussgranaten für den Beschuss 1945 werfen 5.000 schwere Bombenflugzeuge der britischen Royal Air von Panzerplatten Force (RAF) und der amerikanischen Luftstreitkräfte USAAF 12.500 Tonnen Bomben auf die Stadt. Wohnviertel, Industrieanlagen, und Kulturbauten 1869 Umzug des prosperierenden Grusonwerks in die Marienstraße/Ecke werden weitgehend zerstört, die Innenstadt fast vollständig vernichtet. 5.000 Klostergraben, heute Dodendorfer Straße bis 6.000 Menschen sterben, 16.000 werden verletzt, Tausende vermisst und weit über 200.000 obdachlos. 26 27
Ansichtskarte mit Darstellung der Fried. Krupp AG Grusonwerk, Magdeburg-Buckau, 1909 8. Mai 1945 8. Mai 1945 Ende des Zweiten Weltkriegs. Enteignung, Zwangsverwaltung, Neuanfang und Wiederaufbau als Folgen des Zweiten Weltkriegs 1945 1945 Reparationsleistungen an die Sowjetunion: Abtransport von Anlagen und Werksunterlagen 1946 1946 Umbenennung in Maschinenfabrik Krupp-Gruson der Sowjetischen Maschinenbau AG (SMAG) 1954 1954 Umwandlung in den VEB Schwermaschinenbau „Ernst Thälmann“, Magdeburg-Buckau 1961 1961 Gründung des VEB Schwermaschinenbau-Kombinats „Ernst Thälmann“ (SKET). Magdeburg wird zum Zentrum des Schwermaschinenbaus der DDR. 1989 1989 18 Betriebe mit etwa 30.000 Mitarbeitern gehören zum 1997 1997 Gründung von Auffanggesellschaften: SKET Maschinen- und Anlagen- Kombinat SKET. bau GmbH, SKET Maschinenbau-EDV GmbH (heute: SKET EDV GmbH), SKET Ölmaschinen GmbH (heute: Cimbria SKET GmbH), 1990 1990 Auflösung des Kombinats SKET. Einführung der D-Mark ab 1. Juli 1990. SKET Verseilmaschinenbau GmbH und SKET Walzwerktechnik GmbH Der dominante Handel mit osteuropäischen Ländern bricht weg. Rechtsnachfolgerin des Kombinats ist die SKET Maschinen- und Anlagenbau 1998 1998 Privatisierung der SKET Maschinen- und Anlagenbau GmbH, kurz AG. Gründung der SKET Handel GmbH und Ausgründung weiterer SKET, durch die Investoren Aloys Wobben (ENERCON, Aurich) und acht ehemaliger Kombinatsbetriebe unter der Regie der Treuhandanstalt. Heinz Buse (Logaer Maschinenbau, Leer) Dramatischer Umbruch in den folgenden Jahren 2005 2005 Anlässlich des 150-jährigen Unternehmensjubiläums im Jahr 2005 1993 1993 Die Treuhand verkauft die Mehrheitsrechte an Dr. Carsten Oestmann findet eine Sonderausstellung im Technikmuseum Magdeburg statt. und Helmut Borchert (Inhaber der Fa. SMAG, Salzgitter) 2020 2020 Mit über 11.000 Beschäftigten in rund 60 Unternehmen bildet 1994 1994: Die Stadt Magdeburg erwirbt von der Treuhand die ehemalige heute der Maschinen- und Anlagenbau den größten Wirtschaftszweig in Panzergießerei und gründet ein Schaudepot für Technikgeschichte Magdeburg, gefolgt von der Informations- und Kommunikationstechno- (Technikmuseum). logiebranche, der Logistik, der Gesundheitswirtschaft und der Kultur- und Kreativwirtschaft, in der 5.000 Menschen in ca. 100 Unternehmen 1996 1996 Die Privatisierung scheitert, am 15. Oktober 1996 wird die arbeiten (Architektur, Buchmarkt, Darstellende Künste, Design, Film, Gesamtvollstreckung beantragt. Fotografie, Musik, Presse, Rundfunk, Software/Games und Werbung). 28 Daten zur Geschichte und Bedeutung des Standorts 29
5 Westfassade des Bildungsangebote Technikmuseums Magdeburg, 2019 30 und Zielgruppen 31
Studienangebote Schule, Publikum und regional und Berufsausbildung und Zielgruppen überregional Handwerk In Magdeburg und Umgebung gibt es ca. In den Studien „Industrie + Kultur + Geschichte Gemäß dem Berliner Institut für Museumsfor- 20.000 Studierende, davon ca. 14.000 an der erleben“ des Landes Sachsen-Anhalt und „Netz- schung haben 50% der knapp 800 Industrie- Universität Magdeburg, ca. 6.000 an der werk Industrie- und Technikmuseen für Bildung und Technikmuseen in Deutschland weniger als Hochschule Magdeburg-Stendal. Ein Studien- Sachsen-Anhalt“ des Museumsverbandes 5.000 Besucher*innen pro Jahr, nur 10% dieser gang zur Technikgeschichte oder Industriekultur Sachsen-Anhalt wird zu Recht auf die Bedeutung Museen kommt auf Besucherzahlen von 50.000 ist in Magdeburg und Sachsen-Anhalt nicht von Kooperationen mit Schulen und Ausbil- bis 500.000, einige wenige erreichen mehr als vertreten. In Sachsen werden an der TU Berg- dungsbetrieben hingewiesen. Im Rahmen solcher 500.000 (1,2%). Der erreichte Status von ca. akademie Freiberg die Studiengänge Industriear- Netzwerkaktivitäten, die in der Landeshauptstadt 15.000 Besuchern des Technikmuseums im chäologie (Bachelor) und Industriekultur (Master) Magdeburg und im Bundesland insgesamt ab- Jahresdurchschnitt schließt die Besucherinnen angeboten. Weitere Studiengänge zu Industrie- gestimmt und koordiniert werden müssen, kann und Besucher von Veranstaltungen mit ein und Technikgeschichte mit unterschiedlichen das Zentrum Industriekultur zugleich wichtige (Vorträge, Musik, Kabarett, Feuerwehrfest etc.). Ausrichtungen gibt es in Berlin, München, Bildungs- und Nachwuchsarbeit leisten und Der Eintrittspreis liegt aktuell bei 3,00 EUR Stuttgart, Karlsruhe, Bielefeld, Braunschweig, das Haus mit Leben füllen. Das pädagogische (ermäßigt 1,50 EUR). Wuppertal, Klagenfurt oder Maastricht. Angebot des Museums muss sich in besonderer Weise um den Nachwuchs kümmern, also Kinder Ein künftiges zielgruppenspezifisches Besucher- Das Desiderat von Forschung und Lehre zu und Schüler, für die das Museum ein Ort des marketing zielt darauf ab, Interessensgruppen Technikgeschichte und Industriekultur in Sach- Fragens und Begreifens und ein außerschulischer genauer zu identifizieren, also den zuvor sen-Anhalt kann in der neuen Einrichtung Lernort sein soll. Im Hinblick auf den demografi- erwähnten Bildungs- und Schulbereich zu erwei- Zentrum Industriekultur in unterschiedlichen schen Wandel werden aber auch für Menschen im tern. Familiengeschichten in der ganzen Region Formaten aufgegriffen und beantwortet werden: Rentenalter Angebote entwickelt. Die Bildungs- sind vielfach mit der Industriegeschichte verknüpft, Durch Kooperationsprogramme mit existierenden angebote sollten zudem mit den einschlägigen nicht nur des Schwermaschinenbaus. Hier Studiengängen (Vortragsreihen, Gastwissen- Bildungs- und Berufsorganisationen wie dem können sind biografische Bezüge bereits jetzt schaftler*innen, Stipendien) und durch eigene Landesschulamt, der Industrie- und Handelskam- ein Besuchsmotiv. Praktische Angebote von Initiativen (Etablierung einer Stiftungsprofessur, mer und der Handwerkskammer abgestimmt sein. Werkstätten und Ateliers, Möglichkeiten für Angebot von Praxissemestern für Studierende, Technikinteressierte und Bastler jeden Alters, wissenschaftliche Tagungen) und Professiona- Raumangebote für die Kreativwirtschaft, Semina- lisierung der Bildungsangebote (z.B. Bibliothek re und Tagungen aus den Bereichen Wissenschaft mit Arbeitsplätzen für Studierende). Die Summe und Wirtschaft sollen den Ort permanent beleben. der Aktivitäten im Bereich Wissenschaft und Interessen der Stadtgesellschaft insgesamt, Forschung soll unter dem Arbeitstitel „Akademie“ von Fachbesucher*innen, Schüler*innen, Studie- geführt werden. renden und Auszubildenden und nicht zuletzt von touristischen Besucherinnen und Besuchern sind mit spezifischen Angeboten anzusprechen. Angestrebt wird eine Frequenz von wenigstens 50.000 Besucher*innen pro Jahr. 32 33
6 Maschinenteil aus der Kooperation und Vernetzung Ausstellung im Technikmuseum Magdeburg, 2019 34 35
Kooperation und Vernetzung Um dem Thema Industriekultur in Magdeburg Schiffe im alten Handelshafen, die Hubbrücke und Sachsen-Anhalt den wünschenswerten Schub über die Elbe, der Nachbau der Schiffsmühle am zu verleihen, sind Kooperationen und Vernetzun- Petriförder, der Schleppdampfer „Württemberg“ gen mit anderen wissenschaftlichen Einrichtun- und nicht zuletzt das Kulturhistorische Museum. gen, Industrie- und Technikmuseen und anderen In Sachsen-Anhalt sind die Industrie- und Technik- Akteuren und Standorten der Industriegeschichte museen (siehe S. 20/21) prädestinierte Netzwerk- unerlässlich. Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit partner. Als Partner und Vorbild für ein Netz- und gemeinsames Tourismusmarketing, koordi- werkprojekt bietet sich auch das Berliner Zentrum nierte Projekt- und Veranstaltungsplanung und Industriekultur an, das ebenfalls eine Vielzahl Synergien bei Tagungen, Publikationen, sowie von Kooperationen unter dieser Initiative vereint wissenschaftlichen Programmen sollen helfen, das (https://industriekultur.berlin/de/). große Potential der Industriekultur in Magdeburg und Sachsen-Anhalt zu nutzen und zu stärken. Als Das Zentrum Industriekultur in Sachsen-Anhalt ist beispielhaft kann hier die Kooperation zwischen in seiner Konzeption als Netzwerkknoten gedacht, dem Technikmuseum und dem Fraunhofer-Institut der zahlreiche Akteure und Akteurinnen verbin- für Fabrikbetrieb und -automatisierung genannt det, ihnen eine Plattform bietet und gemeinsame Hafenbecken des werden, innerhalb derer eine aufwändige 3D-Visu- Aktivitäten koordiniert. Wissenschaftshafens mit alisierung mehrerer historischer Exponate entstan- Denkfabrik und Drehkran den ist. (Quelle: Goodway, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0) In Magdeburg gehören zu den naheliegenden Ko- operationspartnern und Standorten der Wissen- schaftshafen mit seinen renommierten wissen- schaftlichen Einrichtungen (u.a. das Institut für Automation und Kommunikation, ein An-Institut der Otto-von-Guericke-Universität; das Entwick- lungslabor und Testfeld für Ortung und Kommu- nikation in Verkehr und Logistik der Universität Magdeburg, das Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer Systeme, das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung mit seinem Virtual Development and Training Centre, das Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung der beiden Magdeburger Hochschulen), aber auch die Lukasklause, das Schiffshebewerk, der Verein Magdeburger Eisenbahnfreunde, die historischen 36 37
7 Städtebauliches und kulturelles Umfeld Ausstellungsexponate im Technikmuseum Magdeburg 38 39
Lage und Erreichbarkeit Stadtteil Leipziger Straße Der Standort der 1871 erbauten Gießereihalle des Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept »» Universitätsklinikum, Medico-Soziales-Zentrum Grusonwerks liegt südlich der Altstadt im Stadtteil Magdeburg 2025 benennt für den Stadtteil »» Technikmuseum, Carl-Miller-Freibad, Leipziger Straße in der Dodendorfer Straße, an- Leipziger Straße folgende Charakteristika: Südfriedhof grenzend an den Stadtteil Buckau und in Nach- »» kirchliche/religiöse Einrichtung barschaft zum Südfriedhof und zum Strubepark. „Der Stadtteil Leipziger Straße ist benannt nach »» Straßenbahnanschluss Gegenüber der Halle, zum Südfriedhof hin, befin- der geradlinig den Stadtteil durchziehen- det sich eine Kleingartenkolonie auf den Flächen den Hauptausfallstraße Richtung Süden. An Als „Umstrukturierungsgebiet“ weist das Stadtent- des ehemaligen Industriestandorts. Die Brachflä- dieser entwickelten sich einzelne Quartiere wicklungskonzept u.a. das Gebiet östlich des chen nach Osten und nach Süden sind ebenfalls mit unterschiedlichen Bebauungsstruktu- Südfriedhofs aus, „wo umfangreiche Gebäude- ehemalige Gewerbeflächen. Die Bahntrasse trennt ren mit Beginn der Industrialisierung. abrisse die Voraussetzung für eine Neuentwicklung das Areal des Technikmuseums vom Ortskern von Gründerzeitliche Stadtvillen im Lenné-Viertel, mit Wohn- oder Gewerbenutzungen schaffen Buckau und vom Elbelauf. Benachbarte Wohn- eingelagerte Rayonhäuser aus Napoleonischer sollten.“ Die Maßnahmenbilanz für den Stadt- siedlungen aus den 1920-er und 1970-er Jahren Zeit, Blockrandbebauung im Bereich Raiff- teil seit 2000 lautet: „Bis Ende 2012 wurden im verweisen auf Wohnbauprojekte für Betriebsmit- eisenstraße und Plattenbauten im südlichen Zuge des Stadtumbaus 135 Wohnungen ab- arbeiter aus unterschiedlichen zeitgeschichtlichen Bereich und um die Semmelweisstraße prägen gerissen. Aufwertungsmaßnahmen konnten bis und städtebaulichen Epochen. die verschiedenen Wohnquartiere, während 2012 für rund 1,7 Mio. Euro umgesetzt werden. die Universitätsklinik, der Südfriedhof und das Als Impulsprojekte sind hier die Sanierung eines Die Halle an der Dodendorfer Straße ist erreich- ehem. SKET-Gelände großflächige Sondernut- Rayonhauses, der Neubau des Spielplatzes in der bar vom Hauptbahnhof mit der Straßenbahn zungen darstellen. Der Stadtteil Leipziger Straße Helmholtzstraße oder der Fonds für Sicherungs- Linie 3 Richtung Leipziger Chaussee, Haltestelle besitzt kein eigentliches Stadtteilzentrum.“ und Sanierungsmaßnahmen für das Einfache Fermersleber Weg oder vom Bahnhof Neustadt Sanierungsgebiet „Buckauer Insel“ zu nennen.“ mit der Straßenbahn Linie 9, Richtung Leipziger Unter Infrastruktur werden folgende Chaussee, ebenfalls Haltestelle Fermersleber Weg, Einrichtungen und Strukturen aufgeführt: von dort sind es 8 Minuten Fußweg zum Museum. »» Nahversorgungsbereich »» 1 Krippe, 9 Kitas, Hort, Grundschule, In fußläufiger Entfernung sind der S-Bahnhof Sekundarschule, Förderschule, 2 Berufsbilden- Buckau (10 Minuten) und der S-Bahnhof SKET de Schulen Industriepark (20 Minuten) zu erreichen. »» Leibnitz-Institut für Neurobiologie (IFN), Zentrum für Neurowissenschaftliche Innovation Die Bus-Linien 52 und 54 halten an der Raiffeisen- und Technologie (Zenit), straße und an der Dodendorfer Straße. »» Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) Mit dem Auto erreicht man das Museum über die »» Alten- und Service-Zentrum, 5 Alten- und Raiffeisenstraße bis zur Kreuzung Dodendorfer Pflegeheime, Wohnangebot für Menschen Straße. Eine Taxifahrt vom Hauptbahnhof dauert mit Behinderungen etwa 15 Minuten. 40 41
Stärken-Schwächen-Profil Das hier zitierte Stärken-Schwächen-Profil fasst die stadtplanerische Perspektive zusammen. In Bezug auf den Campus der Universitätsklinik und das ehemalige SKET-Gelände wird unter „strategische Vorhaben“ resümiert: „Die Entwick- lung des Universitätsstandorts und die Reakti- vierung des ehemaligen SKET-Areals sind von gesamtstädtischer Bedeutung.“ Der Campus „wird mit dem wachsenden Bedarf von Gesundheitsfür- sorge und medizinischer Forschung bauräumlich weiter verdichtet und gegebenenfalls erweitert“, das „ausgedehnte ehemalige SKET-Areal wird für neue Nutzungen aufbereitet, zum überwiegen- den Teil für gewerbliche Nutzung.“ (Bezug: Integriertes Stadtentwicklungskonzept Magdeburg 2025, Teil B, Leipziger Straße.) Somit befindet sich das Technikmuseum an der Dodendorfer Straße in einem stadtplanerisch äußerst dynamischen Umfeld und kann selbst zum Katalysator städtebaulicher Entwicklungen werden. Die folgenden Karten zeigen die stadträumlichen Bezüge des Technikmuseums bzw. künftigen Zent- rums Industriekultur. 42 Städtebauliches und kulturelles Umfeld 43
Universitäts- und Hochschulstandorte 1 Hochschule Magdeburg Stendal 2 Otto-von-Guericke Universität 3 Hamburger Fern-Hochschule 4 AKAD Prüfungszentrum 5 Institut für Verhaltenstherapie 6 Die Multiversität 7 Universitätsklinikum Technikmuseum / Zentrum Industriekultur in Sachsen-Anhalt 44 45
Wissenschaftshafen und Museen 1 Wissenschaftshafen 2 Elbpegel Magdeburg 3 Kunstmuseum Magdeburg Kloster 4 Kulturhistorisches Museum Magdeburg 5 Kiek in de Köken 6 Schiffsmuseum Württemberg 7 Magdeburg Zentrum für Telemann-Pflege und -Forschung 8 Technikmuseum Magdeburg 9 Circusmuseum 10 Street Art Gallery Technikmuseum / Zentrum Industriekultur in Sachsen-Anhalt 46 47
Infrastruktur, Einkaufsmöglichkeiten soziale Einrichtungen und Restaurants Kinder- und Jugendhaus Schulen Einkaufsmöglichkeiten Alten- und Pflegeheim/ Spielplatz Restaurants Alten- und Service-Zentrum Krankenhaus Kindergarten Rot hinterlegte Fläche: Rot hinterlegte Fläche: Technikmuseum / Technikmuseum / Zentrum Industriekultur in Zentrum Industriekultur in Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt 48 49
Krupp-Grusonwerk Panzerbau 1939-1945 8 50 Institutionelles Profil 51
Institutionelles Profil Aus dem bisher Gesagten lassen sich Folgerungen Netzwerk Industriekultur beantwortet werden. Forscher*innen, Stipen- Werkstätten und „Machfabrik“ für das institutionelle Profil der Einrichtung ziehen, diat*innen und Studierende erhalten Arbeitsplätze die sich sowohl auf museologische Kernaufgaben, Der Aufbau eines Netzwerks von Museen und wis- in der Bibliothek, für das Fellow-Programm werden Das bereits seit Jahren verfolgte Konzept einer als auch auf erweiterte Aufgaben eines Zentrums senschaftlichen Einrichtungen gehört zu den stra- Büros bzw. Ateliers eingerichtet. Geeignete Aus- Besucherwerkstatt und die Schülerwerkstatt sollen Industriekultur beziehen. tegischen Aufgaben des Zentrums Industriekultur. stellungsräume ermöglichen Studioausstellungen ausgebaut werden. In einem Zentrum Industriekul- Die Vernetzung bezieht sich auf Ausstellungs- und der wissenschaftlichen Gäste, außerdem werden tur sollte modernes Equipment zum Lernen und Kernaufgaben des Museums Veranstaltungskonzepte, Bildungsprogramme, Wohnräume in diesem Kontext in das Raum- und zur Anmietung bereitstehen. Das Ausprobieren disziplinen- und branchenübergreifende Aktivi- Funktionsprogramm aufgenommen. Auch das und Selbermachen steht im Vordergrund einer Der Deutsche Museumsbund formuliert unter täten, die auch der Wirtschaft und Forschung ein wissenschaftliche Programm einer „Akademie“ „Machfabrik“, die auch von Vereinen, Berufsschu- „Museumsaufgaben“: Die öffentliche Wahr- Schaufenster bieten. Die Anschlussfähigkeit an sollte in Kooperation mit anderen Einrichtungen len oder Handwerker*innen genutzt wird. nehmung des Museums wird insbesondere durch andere Entwicklungskonzepte der Landeshaupt- umgesetzt und der Output jeweils attraktiv für das seine publikumswirksamen Ausstellungen und stand und des Landes Sachsen-Anhalt sollte allgemeine Publikum aufbereitet werden. Veranstaltungen bestimmt. Dies sind jedoch nicht programmatisch verfolgt werden, sie gehört zum (Schau-)Werkstatt die alleinigen Kennzeichen der professionellen Wesenskern der Einrichtung. So kann das Zent- Museumsarbeit. Ein erheblicher Teil der originären rum Industriekultur notwendiger und plausibler Aufgaben der Museen bleibt der Öffentlichkeit Bestandteil der Bewerbung um den Titel „Kultur- in der Regel verborgen: das Sammeln, Bewahren hauptstadt Europas 2025“ sein, der Kulturstrate- und Forschen. Die Ergebnisse der Arbeit in diesen gie 2030 der Landeshauptstadt, der Strategie für Bereichen sind jedoch die Grundlage für das Aus- ein Netzwerk der Industrie- und Technikmuseen stellen und Vermitteln – und damit für das öffentli- des Landes sowie der Innovations- und Tourismus- Werkstatt in der che Erleben der Museumssammlungen.“ strategie. „Machfabrik“ (www.museumsbund.de/museumsaufgaben/) Zur Ausstellungs- und Sammlungskonzeption wird Als Netzwerkknoten soll das neu aufgestellte in Kapitel 9 eine Zusammenfassung gegeben. Zentrum Anlaufstelle für alle Akteure sein, die sich in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus mit indus- Erweiterung der Aufgaben und triellem Erbe und Industriekultur beschäftigen. Es Angebote: „Museum plus“ kann und soll Service-Einrichtung für die Idee eines Netzwerks von Industrie- und Technikmuseen in Funktionen, Formate und Veranstaltungen werden Sachsen-Anhalt sein. im Rahmen der Neukonzeption auch außerhalb der „klassischen musealen Vermittlung“ gesehen. Akademie Industriekultur und Bibliothek Diese Konzeptansätze fließen in das weiter hinten dargestellte Raum- und Funktionsprogramm ein. Mit Studienangeboten, Vortragsreihen, Stipen- Einige Beispiele mögen das verdeutlichen. dien- und Graduiertenprogrammen und Scien- tist-in-Residence-Fellows soll das Desiderat der Forschung zur Industriekultur in Sachsen-Anhalt 52 53
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