Aufwind - Abendgymnasium Innsbruck
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Aufwind Jahresbericht 2017/18 Bildung ist Bewegung. Abendgymnasium Innsbruck Abendgymnasium Innsbruck Adolf-Pichler-Platz 1 l 6020 Innsbruck l Tel.: 0512-58 44 88 Jahresbericht des Bundesgymnasiums abendgym@tsn.at l www.abendgym.tsn.at für Berufstätige Innsbruck 2017/2018
Aus der Direktion Aus der Administration Lehrende berichten Aus dem Unterricht Editorial Inhalt Aus dem Englischunterricht Aus dem PuP-Unterricht 38 40 Aus dem LPK-Unterricht 44 Experimentalpraktikum 2017/18 50 Aus der Direktion Editorial 3 Verein für Kultur und Kommunikation 6 Studierende erzählen Nachruf Mag. Norbert Koller 7 Abschied und Neubeginn 8 Aus dem Matura-Fernstudium 54 Aus der Administration Projekttage Aus der Administration 10 Zahlen und Daten 12 Das Team der Lehrenden 14 Interessanter Lehrausgang 61 Latein-Exkursion zu den archäologischen Ausgrabungen 62 Im Bauch des Landestheaters 63 Liebe Studierende, Biologische Exkursion 64 liebe Kolleginnen und Kollegen, Lehrende berichten liebe Freunde der Schule! Aus dem Leben einer Studienkoordinatorin 16 Ü-Klasse Abschied Reinhard Grübl Zum Gedenkjahr 2018 – Erinnern an 1938 18 20 Aktivitäten 67 W ir haben wieder ein bewegtes Schuljahr hin- ter uns. Im September waren wir am Stich- tag mit 860 eingetragenen Studierenden das zweit- _erinnern.at_ am Abendgymnasium Innsbruck 24 Aus der SQA-Gruppe 28 größte Gymansium Tirols (nur das Gymnasium in der Au hatte mit 864 noch mehr SchülerInnen als Impressionen aus Sarns 30 wir) und das zweitgrößte Abendgymnasium Öster- Erst Erste Hilfe lernen, dann erst ersthelfen! 32 reichs – und das, nachdem wir im Schuljahr 16/17 Matura genau 94 Studierende durch den besten aller Grün- de: durch Matura verloren hatten. (Die Zahl 860 ist etwas zu hoch; mangels geeigneter Software konn- Aus dem Unterricht Deutsch-Unterricht von der Volksschule bis zur Matura 70 ten wir 2 „10-Stunden-Regelungen“ nur händisch Schriftliche Reifeprüfung 72 durchführen. Jetzt geht es auch wieder computer- Modul D-7 34 Interview Daniel Wackerle 74 gestützt. Und es sind natürlich nie alle in der Schule: Mediennutzung am Abendgymnasium: 36 Maturazeugnisverteilung 78 Fernstudierende z.B. kommen in der Regel nur an 3
Aus der Direktion Aus der Administration Lehrende berichten Aus dem Unterricht Studierende erzählen Projekttage Ü-Klasse Matura Redaktion 2 von 5 Abenden ins Haus. In der Individualphase sehr gut; aber in jedem Semester sind natürlich ein haben sie die Schule „zuhause“.) paar Module überbelegt und ein paar unterbelegt. Liebe Leserinnen und Leser! Auch dieses Schuljahr kündigt sich wieder eine Wir müssen dann eingreifen und stehen da immer Gesamtzahl von etwa 100 MaturantInnen an. Nach wieder vor unangenehmen Entscheidungen: Kön- Herbst- und Wintertemin stehen wir bei 52 und 59 sind zum Haupttermin zugelassen. nen wir ein überbelegtes Modul in zwei parallele Module teilen oder müssen wir Studierende, die S tellen Sie sich manchmal die Frage, was Sie in Ih- rem Leben antreibt, Ihnen Motivation, Kraft und Rückhalt gibt, Sie beflügelt und Sinn stiftet? Wir arbeiten weiterhin daran, nicht nur an das auch noch später absolvieren können, abweisen Quantität zu wachsen, sondern auch an Qualität bzw. „vertagen“? Das ist auch eine Form der Qua- zuzulegen. Wir möchten auch eine „gute Schule“ litätssicherung: Ein Modul mit 40 Personen ist eben Eine mögliche Antwort auf diese Frage kann un- sein. Das ist nichts Neues; wir führen nur weiter, kein gedeihliches Lernumfeld mehr. Ich danke da sere Schule anbieten: Das Abendgymnasium ist ein was bereits unter meiner Vorgängerin Dir. Eliskases den Studierenden, die letztlich immer viel Verständ- Ort, wo sich Lehrende und Studierende auf Augen- und auch schon lang davor begonnen worden ist. Ich nis für lästige, aber notwendige Maßnahmen gezeigt höhe begegnen, wo vergangene Rückschläge und glaube, wir haben ein weit über dem Durchschnitt haben, und ich danke auch den Lehrpersonen, die Enttäuschungen vergessen werden und die Indivi- dualität jedes Einzelnen im Vordergrund steht. Wir motiviertes Team von Lehrpersonen, die willens schnell eingesprungen sind, wenn es möglich war, haben Platz für alle, die sich (wieder) der Heraus- und in der Lage sind, auf die Bedürfnisse erwachse- parallele Module aufzustellen. forderung „Bildung“ stellen wollen, die (neuen) Auf- ner, berufstätiger Studierender einzugehen.Von der In diesem Sinn: Willkommen in einer großen, wind verspüren, Platz für Unangepasste, für Men- Ausbildung her sind das „normale“ LehrerInnen; guten Schule! schen, die im System einer geregelten Tagesschule durch ihre Fortbildung haben sie sich jahrelang auf gebremst sind und auch für jene, die bisher keine den Unterricht in einem extrem flexiblen Schul- Möglichkeit hatten, Beruf(ung) und Familie, Karriere Unser Dank gilt an dieser Stelle auch besonders system für Erwachsene spezialisiert. Wir können Michael Bürkle und Weiterbildung unter einen Hut zu bringen. unserer Kollegin Michaela-Kogler Lang, die zusam- eine große Gruppe sehr verschiedener Studieren- men mit ihrem Lebensgefährten Tommi Bergmann der, die das Ziel Bildung vereint, mit einer Vielfalt Aus unterschiedlichen Gründen besuchen un- (Grafik) sieben Jahre lang den Weg der Schule do- von kompetenten Lehrpersonen versorgen. sere Studierenden das Abendgymnasium, das Ziel kumentiert und diese Erfolgsdokumente im Jahres- Nichts hindert uns, noch besser zu werden. Wir ist allen gemeinsam und heißt Matura. Der Weg zu bericht festgehalten und sichtbar gemacht hat. Wir haben in schulinterner LehrerInnen-Fortbildung diesem Reifeprüfungszeugnis ist oft beschwerlich freuen uns auf ihre berufliche Rückkehr nach einem Qualitätsstandards des Fernstudiums auf das Prä- und lang, mit Rückschlägen, Seitenwind und Mühen Jahr Auszeit im Herbst dieses Jahres. senzstudium adaptiert und wir haben uns Anfang verbunden. Doch das modulare System und indi- Liebe Leserinnen und Leser, genießen Sie den Mai mit Methoden förderlicher Leistungsbeurtei- viduelle Stundenpläne ermöglichen es, diesen Weg Sommer, finden Sie Orte der Entspannung und Er- lung und mit der Optimierung unserer Lernplatt- dennoch professionell und erfolgreich zu meistern. holung und kommen Sie gut durch die unterrichts- formen befasst. Auch VertreterInnen unserer Stu- Und so hat sich der Titel des diesjährigen Jahresbe- freie Zeit! dierenden haben da tatkräftig mitgearbeitet. richtes ergeben: Aufwind – unter unserem Motto: Ich versuche als Direktor, einen großen Betrieb Bildung ist Bewegung. mit einer sehr „schlanken“ Verwaltung so zu führen, Schule kann und darf auch Spaß machen. dass ein kommunikatives, gedeihliches Miteinander Ich darf allen, die ein kleines oder großes Stück auf Augenhöhe von Lehrenden und Studierenden dieses Weges in diesem Schuljahr erfolgreich gegan- möglich wird. Mir ist Transparenz und Nachvoll- gen sind oder begleitet haben, herzlich gratulieren. ziehbarkeit in den Entscheidungen wichtig – aber Ein herzliches Dankeschön geht an unseren Ver- auch das ist ja nichts Neues. Unser total-modulari- ein für Kultur und Kommunikation mit Obfrau Anne siertes System funktioniert im Großen und Ganzen Scheuringer, der diesen Jahresbericht mitfinanziert. Ingrid Staud 4 5
Aus der Direktion Aus der Administration Lehrende berichten Aus dem Unterricht Studierende erzählen Projekttage Ü-Klasse Matura Verein für Kultur und Kommunikation Nachruf Mag. Norbert Koller am Abendgymnasium Innsbruck (Kontonummer IBAN AT17 1600 0001 0062 8910 bei der BTV. ) Viele von Ihnen sind bereits in den Genuss einer Am 8.10.2017 ist der ehemailge Direktor des Abendgymnasiums, Norbert Koller, im Alter von 96 Förderung gekommen, bei Theater- und Kinobesu- Jahren verstorben. Direktor Michael Bürkle hat bei der Beerdigung folgende Trauerrede gehalten: chen, Exkursionen, Veranstaltungen, Projektfahrten und Festen. Auch dieser Jahresbericht gehört dazu. Sehr geehrte Trauergemeinde! Diese Schule, die ich heute hier vertreten darf, Uns sind kommunikative und kulturelle Aktivi- verdankt Ihnen, der die Schule an der Schnitt- täten über das Schulgeschehen hinaus sehr wichtig. Lieber Direktor Norbert Koller. stelle zwischen Arbeitermittelschule einerseits und Das gehört zu einer lebendigen Schule. Als Ihr Nach-Nach-Nach-Nach-Nachfolger habe Gymnasium für Berufstätige andrerseits geleitet Dabei fallen oft Kosten an, die die Schule nicht ich die Ehre, einige Worte hier sprechen zu dür- hat, sehr sehr viel. Wir wissen das, lieber Direktor übernehmen darf und für Einzelpersonen doch fen. Koller, und wir danken Ihnen dafür. empfindlich hoch sein können. Leider hatte ich nicht mehr das Vergnügen, Sie als Was an anderen Schulen in Tagesform häufig ein Kollegen kennenzulernen. Sie waren vom 1.1.1981 Ruhe in Frieden, Norbert Koller! Elternverein übernimmt, nehmen an unserer Schule bis zu Ihrer Pensionierung im Herbst 1982 Direk- Lehrende und Studierende in Form dieses Vereins tor des Abendgymnasiums. Ich kam da erst 1994 selbst in die Hand. als Lehrer dorthin, aber ich kann mich noch an Sie Ich wünsche Euch und Ihnen viel Vergnügen erinnern, denn Sie haben der Schule auch nach Ih- beim Blättern und beim Lesen. rer Pensionierung noch lange die Treue gehalten Liebe Studierende, und waren oft bei Treffen und kleinen Feiern von Und wenn Ihr Ideen für Kultur und Kommuni- liebe Kolleginnen und Kollegen, LehrerInnen präsent. kation am Abendgymnasium habt, wendet Euch an Sie müssen ein phantastischer Mathe- und Physik- liebe Freunde der Schule! uns. Im Vorstand sind: Ich, Annegret Scheuringer, lehrer gewesen sein, der vielen Studierenden den Prof. Nina Ciaghi, Prof. Stefania Kerschbaumer, Prof. Schrecken vor diesen Fächern genommen hat. 23 Melanie Degaspari und Prof. Gudrun Priester. Jahre, ab 1959, haben Sie das gemacht und Sie sind als äußerst beliebter, wohlwollender und korrekter Lehrer in Erinnerung geblieben. „Papa Koller“ wurden Sie bisweilen genannt, und Ihre Studieren- A ls Obfrau des Vereins für Kommunikation und Kultur am Abendgymnasium freue ich mich sehr, Euch und Ihnen dieses Jahr wieder den Jahres- Anne Scheuringer den wussten, dass Sie sich mit ganzer Kraft für die Schule eingesetzt haben. Ihr grauer Arbeitsmantel sei oft weiß gewesen vor lauter Kreide am Ende bericht überreichen zu können. des Abends, habe ich mir sagen lassen. Diejenigen, die in diesem vergangenen Schul- Sie haben sich auch in der Betreuung der Vorarl- jahr zu uns gekommen sind, werden wahrschein- berger Privatisten sehr engagiert. Sie waren auch lich noch nicht viel vom Verein gehört haben. Er als Personalvertreter und Gewerkschaftler aktiv. arbeitet im Hintergrund. Wir existieren seit vielen Jahren.Wir leben von den minimalen drei Euro Mit- gliedsbeitrag, die bei der Modulbelegung als Seme- sterbeitrag eingesammelt werden und von Spenden. 6 7
Aus der Direktion Aus der Administration Lehrende berichten Aus dem Unterricht Studierende erzählen Projekttage Ü-Klasse Matura Abschied und Neubeginn Wir haben unsere neue Sekretärin Chiara Lan- sehr gut eingeschult. Ich kann selbständig arbeiten und dolfo zu einem kleinen Interview gebeten: habe das Vertrauen des Direktors. Ich kann viel Neues lernen. Redaktion: Wie bist du an unsere Schule gekom- Generell empfinde ich das Schulklima als sehr ange- men? nehm. Die Studierenden und Lehrenden sind freund- Chiara: Nach meiner Matura am Borg Innsbruck im lich, meiner Meinung nach sogar freundlicher als an Sommer 2017 war ich auf der Suche nach einem Job. anderen Schulen, die ich kenne. Ich fühle mich sehr In der Zeitung habe ich dann das Inserat gesehen, dass wohl und komme mit allen gut aus. Die Studierenden das Abendgymnasium ab September eine Verwaltungs- sind keine „kleinen Kinder“ mehr, was ich fein finde. praktikantin sucht. Da ich unbedingt arbeiten wollte Redaktion: Gibt es Nachteile in deiner Arbeit oder und ein Studium zu diesem Zeitpunkt nicht in Frage etwas, was du dir von den Studierenden/Lehrenden kam, habe ich mich beworben und es hat geklappt. wünschst? Nach Sanjas Abschied bekam ich die Chance, die frei Chiara: Nein, die Arbeitszeiten sind optimal und ich gewordene Stelle dauerhaft zu besetzen und so bin ich sehe nichts Negatives, noch ist alles neu und spannend jetzt seit 1. Mai als vollwertige Sekretärin und Rech- für mich.Vielleicht wird es später einmal etwas nervig, Heidemaria Abfalterer nungsprüferin im Einsatz. wenn man immer das Gleiche erklären muss, aber im Redaktion: Du wolltest also nach der Matura nicht Moment passt alles. studieren? staltungen bei Michael Bürkle besucht habe, einige Jah- Sanja Mijucic mit Direktor Michael Bürkle Redaktion: Was machst du gerne in deiner Freizeit? re an der Universität Innsbruck in diversen Forschungs- Chiara: Nein, ich wollte arbeiten. In der Schule hatte Chiara: Nichts Besonderes, Sport steht bei mir nicht projekten (Variantenwörterbuch des Deutschen, ich zwar nie das Fach Buchhaltung, das ich hier an der Am 30.4. musste sich Direktor Michael Bürkle an erster Stelle (lacht), aber im Sommer gehe ich sehr Datenbank zum Südtiroler Deutsch, Handbuch der Schule gut brauchen hätte können, aber das Auswen- schweren Herzens von unserer bisherigen Sekre- gerne schwimmen. Literaturzeitschriften) und im Innsbrucker Zeitungsar- diglernen am Borg fiel mir nie besonders leicht, sodass tärin und Rechnungsprüferin Sanja Mijucic, die sich ich mir ein Studium einfach nicht vorstellen konnte. Redaktion: Wir wünschen dir einen schönen Som- chiv tätig. Als sich herausstellte, dass diese Dienstver- beruflich verändern wird, verabschieden. Mein Lieblingsfach in der Schule war übrigens Mathe- mer mit vielen Schwimmtagen und heißen dich ganz hältnisse relativ unsicher waren, beschloss ich, den lange matik. offiziell noch einmal herzlich willkommen an unserer hinausgeschobenen Schuldienst anzutreten. Zuerst ver- Schule. schlug es mich nach Garmisch an ein Mädchengymna- Redaktion: Wie sieht ein typischer Arbeitstag von sium, in dem es mir fünf Jahre sehr gut gefallen hat. Die dir aus? doch sehr anstrengende Pendlerei (3-4 x pro Woche Chiara: Mein Arbeitstag beginnt um 12 Uhr und ich 110 km) hat mich schließlich dazu bewogen, mich wie- arbeite bis 20 Uhr, ich kann also lange schlafen, was mir der beim LSR Tirol zu bewerben. Ich bekam auf Anhieb persönlich sehr entgegenkommt. Ab 15 Uhr ist das Se- eine volle Lehrverpflichtung an der NMS Kematen kretariat für die Studierenden geöffnet, ich führe viele Ab diesem Schuljahr haben wir im Verwaltungs- und in der Ferrarischule (HBLA Weinhartstraße). An Telefonate und gebe verschiedenste Auskünfte. Das bereich (Schwerpunkt Berufsreifeprüfung) weitere Zweiterer war ich dann weitere fünf Jahre. Buchen der Rechnungen geht im Moment noch etwas Verstärkung bekommen: Da mir der Beruf mit den immer aufwändiger wer- langsam, weil die Buchhaltung wie erwähnt ein neuer denden Korrekturen zu wenig Zeit für eigene Projekte Im Oktober 1990 habe ich hier am Abendgymnasium Bereich für mich ist. Es gibt auch intensive Phasen, in gelassen hat, wollte ich mich verändern und bin jetzt für Berufstätige meine Externistenreifeprüfung absol- denen ich Aufgabenstellungen für die Matura kopiere seit Mitte September eure neue Zuständige für die viert und nun schließt sich der Kreis und ich bin als oder Noten in den Computer eingeben muss. BRP-Angelegenheiten und unterstütze bzw. vertrete Vertragsbedienstete in der Verwaltung (50%) wieder Redaktion: Was motiviert dich persönlich in deiner zurück. Chiara im Sekretariat. Unsere neue Sekretärin und Arbeit/macht dir Spaß? In der Zwischenzeit war ich, nach meinem Lehramts- Rechnungsprüferin Chiara Landolfo Chiara: Ich wurde in meinem Verwaltungspraktikum studium (D, PPP), bei dem ich auch ein/zwei Lehrveran- Heidi Abfalterer 8 9
Aus der Direktion Aus der Administration Lehrende berichten Aus dem Unterricht Studierende erzählen Projekttage Ü-Klasse Matura Aus der Administration dass ich den Studierendenclient (in dem Studieren- Ein weiterer Dank geht an unseren Direktor Micha- ist, das Schuljahr reibungslos zu bewältigen und eine de ihren individuellen Studienverlauf sehen können) el Bürkle, es ist sowohl inhaltlich als auch mensch- gute Schule zu sein. freigeschaltet habe – das System zeigt einfach noch lich eine Freude mit ihm für diese Schule zusam- zu viele Fehler an. menarbeiten zu dürfen. Ich wünsche Ihnen erholsame Sommerferien! Webuntis hat sich als individuelles Stundenplan- Last but not least möchte ich allen Kolleginnen tool mittlerweile etabliert und funktioniert rei- und Kollegen Danke sagen, da es nur durch deren bungslos. Vor allem die App-Version wird von Stu- Hilfsbereitschaft, Einsatz und Verlässlichkeit möglich Lukas Bittner dierenden und Lehrenden sehr gut angenommen. Eine Neuerung in diesem Schuljahr betrifft die Reifeprüfung. Im Sommersemester 2018 finden die vorgezogenen Teilprüfungen aus GWK erstmals im neuen Reifeprüfungsmodus statt. Auch in diesem Schuljahr führen (und admini- strieren) wir wieder eine Übergangsklasse für asyl- werbende und asylberechtigte junge Menschen bis 19 Jahre, die am Nachmittag stattfindet. Diese Klas- se wird als Übergangsklasse 2 angeboten und ist eine Fortsetzung unserer letztjährigen Übergangs- W ir starteten in das Schuljahr 2017/2018 mit einer sehr hohen Studierendenzahl von 860, was nicht nur wir in der Verwaltung spürten, son- klasse 1. In der ersten Sommerferienwoche findet jedes Jahr an einem anderen Standort ein Sommersemi- dern was sich auch in vielen überbuchten Modulen nar der Abendgymnasien statt, bei dem KollegInnen widerspiegelte. Durch Teilungen, das Anwenden der von allen Abendgymnasien Österreichs zusammen- Vorrangregeln und Umbuchungen ist es aber gelun- kommen. In diesem Jahr organisiert unsere Schule gen, Gruppengrößen zu erhalten, die einen erfolg- dieses Seminar. Es wird in Stans bei Schwaz abge- reichen Unterricht ermöglichen. Ich schließe mich halten und ich denke, wir konnten ein sehr interes- Gemeinsam ein starkes Zeichen gegen an dieser Stelle unserem Direktor an und bedanke santes Programm zusammenstellen. den 12-Stunden-Tag und die 60-Stunden-Woche setzen: mich bei den Studierenden für ihr Verständnis. Größere Änderungen gab es in diesem Schuljahr Zusätzlich zum regulären Unterricht finden an im Sekretariat bzw. bei der Rechnungsführung. San- Jetzt die Gewerkschaft stärken und Mitglied werden! unserer Schule auch sehr viele Prüfungen statt: In ja Mijucic wurde von Chiara Landolfo abgelöst und diesem Schuljahr sind es ca. 1000 Einzelprüfungen Heidemaria Abfalterer ist zu uns gestoßen. bei Kolloquien, Modul- und Einstufungsprüfungen Ich möchte mich an dieser Stelle von Admini- sowie ca. 800 bei Reifeprüfungen. Hinzu kommen strationsseite bei Sanja Mijucic und Heidemaria Philip Wohlgemuth noch etliche Externisten- und Berufsreifeprüfungen. Abfalterer für die gute und angenehme Teamarbeit Vorsitzender des ÖGB Tirol Die Schulverwaltungssoftware Sokrates funktio- bedanken und Chiara Landolfo für Ihre neue Aufga- www.oegb.at/mitgliedwerden niert zwar immer besser, aber noch nicht so gut, be alles Gute wünschen. 10 11
Aus der Direktion Aus der Administration Lehrende berichten Aus dem Unterricht Studierende erzählen Projekttage Ü-Klasse Matura Zahlen und Daten Unsere Schulgemeinschaft 2017/2018 Zahl der Studierenden: 860 (Wintersemester Koordination der Berufsreifeprüfung: Katharina Bene Annegret Scheuringer 2017/2018), 749 (Sommersemester 2018) Heidemaria Abfalterer Kurt Benkovic Severin Schmuck Koordinatorin des Fernstudiums mit Sozi- Irmgard Bibermann Horst Schreiber Direktor: Michael Bürkle alphasen: Lukas Bittner Ursula Sichrowsky Administrator: Lukas Bittner Birgit Neuner-Mühlböck Martina Bradl Johannes Sonderegger Sekretariat und Rechnungsführerin: Heide- Elisabeth Breitenlechner Ingrid Staud maria Abfalterer, Chiara Landolfo (ab 1.5.2018), Mittleres Management: Lukas Bittner Michael Bürkle Christine Streicher Sanja Mijucic (bis 30.4.2018), Nina Ciaghi Anja Vergeiner Verwaltungspraktikantin: Chiara Landolfo (bis SQA-Koordinatorinnen: Melanie Degasperi Peter Waldner 30.4.2018) Irmgard Bibermann Christian Dobler Michaela Weiler Birgit Neuner-Mühlböck Margit Eidelpes Elisabeth Wille Studierendenvertretung: Erika El-Sayed Klemens Wolf Schulsprecher: Hubert Jordan Studienkoordinator/innen: Ulrike Feßler Edith Zobler Stellvertreterin: Yesim Dumanli Katharina Bene Nicole Filipiak Stellvertreterin: Marco Lekar Irmgard Bibermann Sigrid Foidl Bildungsberatung: Lukas Bittner Helga Frischmann Sighard Kofler Schulgemeinschaftsausschuss: Elisabeth Breitenlechner Reinhard Grübl Anja Vergeiner Vorsitz: Nina Ciaghi David Gschließer Direktor Michael Bürkle Margit Eidelpes Tobias Hausmann Studierende: Helga Frischmann Raphael Holper Moodle-Betreuung: Schulsprecher Hubert Jordan David Gschließer Brigitte Huber Annegret Scheuringer Schulsprecher Stv.Yesim Dumanli Tobias Hausmann Markus Juen Schulsprecher Stv. Marco Lekar Sighard Kofler Stefania Kerschbaumer IT-Betreuung: Stellvertreterinnen: Hansjörg Manzl Sighard Kofler Andreas Bucher Elisabeth Schröder Georg Neuhauser Alexandra Ladner-Zangerl Reinhard Fink Tamara Vorisek Birgit Neuner-Mühlböck Lukas Leprich Christian Obrist Lehrende: Christian Praxmarer Stephan Leskowschek Katharina Bene Gudrun Priester Hansjörg Manzl Schulbuchaktion: Elisabeth Breitenlechner Maria Christina Rauch Theresa Mitterbauer Anja Vergeiner David Gschließer Michaela Schellhorn Georg Neuhauser Annegret Scheuringer Birgit Neuner-Mühlböck Dienststellenausschuss: Horst Schreiber Obfrau des Vereins für Kultur und Kommu- Michaela Niederkicher Tobias Hausmann (Obmann) Ingrid Staud nikation am Abendgymnasium Innsbruck: Magdalena Ortner Irmgard Bibermann Christine Streicher Annegret Scheuringer Mirjam Anne Pohler David Gschließer Anja Vergeiner Christian Praxmarer Annegret Scheuringer Michaela Weiler Gudrun Priester Brandschutzbeauftragter: Maria Christina Rauch Christian Praxmarer Leiterin der Extermisten-Prüfungskommis- Im Schuljahr 2017/18 unterrichteten: Samir Redzepovic sion (AHS): Daniel Aschbacher Martin Scheicher Brandschutzwart: Anja Vergeiner Franz Baur Michaela Schellhorn Lukas Bittner 12 13
Aus der Direktion Aus der Administration Lehrende berichten Aus dem Unterricht Studierende erzählen Projekttage Ü-Klasse Matura Das Team der Lehrenden 14 15
Aus der Direktion Aus der Administration Lehrende berichten Aus dem Unterricht Studierende erzählen Projekttage Ü-Klasse Matura Aus dem Leben einer Studienkoordinatorin renden können damit sehr gut umgehen, sind mei- ist oft falsch, Nebenfächer bleiben ab und zu „hin- Redaktion: Aufwind an unserer Schule bedeu- ner Erfahrung nach „reifer“ als an der Tagesschule. ten“ und Einstufungsprüfungen werden versäumt. tet für dich…? Redaktion: Du unterrichtest Chemie, Dein Die Enttäuschung ist dann groß und da braucht es Nina: Nach über 50 absolvierten individuellen zweites Fach ist Bewegung und Sport, das ja nicht eine klare Sprache meinerseits, die Möglichkeiten Bildungsberatungen kann ich sagen, dass das Kon- am Abendgymnasium angeboten wird. Stimmt für aufzuzeigen. Wer schon ein Semester Erfahrung zept der Schule mit dem modularen System eine Dich die Konzentration auf Chemie? hat, muss auch in der Lage sein, zuhause im Vorfeld unglaubliche Flexibilität und Freiheit bringt. Für Nina: Ich unterrichte mit Begeisterung Chemie der Modulbelegung über seine Wünsche und Ziele viele stellt unsere Schule auch die „letzte Chance“ und kann diese positive Energie auch zeigen und genauer nachzudenken. Andererseits ist durch das dar, zur Matura zu kommen. Diese Chance wird von vermitteln. Die Studierenden lassen sich mitreißen flexible System sehr viel Handlungsspielraum gege- den meisten genützt, wobei ich sagen muss, dass und „richtiges“ Arbeiten wird möglich. (Mehr) Be- ben, man kann auch einmal ein Semester Gas geben diese (neue) Selbständigkeit Fluch und Segen sein wegung würde allen guttun, ich durfte Sport letztes und ein anderes Semester lockerer angehen. kann, nicht jeder kann damit umgehen. Jahr in der Übergangsklasse unterrichten, sehe mich Redaktion: Erfolg ist dann…? Redaktion: Danke für das Gespräch und alles aber in erster Linie als Chemielehrerin und bin sehr Nina: …Schön ist immer, wenn ein Studieren- Gute für die neue Herausforderung als Mama! zufrieden damit. der seine Modulbelegung unterschreibt und dann Nina: Danke auch und ich komme zurück! (An- Redaktion: Du bist seit zwei Jahren „freiwillig“ mit breiter Brust nachhause geht und das Gefühl merkung der Redaktion: Liebe Nina, wir freuen uns Stuko? hat, gut beraten worden zu sein und einen Plan zu darauf und fühlen uns von deinem Ausspruch kei- Nina: Ja, ich meldete mich freiwillig, weil ich ein- haben, der funktionieren wird. nesfalls bedroht! :-) fach noch näher bei den Studierenden sein wollte und mir das Stundenplanmachen sehr großen Spaß Über Beziehung lernen und lehren - Ich macht. Ich glaube auch, dass man nur über Bezie- kann die Studierenden motivieren! hung lernen und lehren kann. Redaktion: Wie läuft die Arbeit eines Stukos ab? B evor sich Prof. Nina Ciaghi vorübergehend in die Babypause verabschiedet, haben wir sie noch befragt… Nina: Zunächst muss ich sagen, dass ich das Mailschreiben beispielsweise gar nicht als Arbeit empfinde, ich informiere die Studierenden über Redaktion: Nina, seit wann bist du an der Termine und Organisatorisches. Im Vordergrund Schule? steht die Modulbelegung und alles daran zu set- Nina: Ich bin seit drei Jahren an der Schule und zen, einen optimalen Stundenplan zu machen, der wurde im ersten Jahr eigentlich geholt, um Lukas selbstverständlich auch die Wünsche der Studie- Bittner zu entlasten, der damals alle Chemiestun- renden berücksichtigt. Dabei betone ich, dass ich den unterrichtet hatte. Letztes Jahr war ich in der jeden Einzelnen berate, so gut ich kann, bestimmen, Übergangsklasse als Sportlehrerin eingesetzt und was letztendlich im Stundenplan steht, muss jeder seit zwei Jahren bin ich auch Studienkoordinatorin. selbst. Redaktion: Nina, die Studierenden kennen Redaktion: Wie sieht eine gute Beratung in dich unter deinem Vornamen und schätzen deine deinen Augen aus? menschlich „coole“ und fachlich „strenge“ Art. Wie Nina: Ich kann die Studierenden motivieren und erlebst du den Kontakt mit den Studierenden? ihnen einen Gesamtüberblick geben. Die Erwar- Nina: Das Ansprechen mit meinem Vornamen tungshaltung beispielsweise bei den Quereinsteige- funktioniert, ich werde nie ausgenutzt. Die Studie- rInnen, in vier Semestern zur Matura zu kommen, 16 17
Aus der Direktion Aus der Administration Lehrende berichten Aus dem Unterricht Studierende erzählen Projekttage Ü-Klasse Matura Abschied Reinhard Grübl 2013/14 habe ich als römisch-katholischer Religi- Besonders eine Einheit ist mir in lebendiger Erinne- was differenzierter zu betrachten und persönliche onslehrer am Abendgymnasium zu unterrichten rung geblieben: Die Erzählung der Emmaus-Jünger Vorurteile abzubauen. Meine Erfahrungen haben begonnen. aus dem Lukasevangelium hat ganz intensive und auch viele Studierende, die mit großem Interesse Nach fünf Jahren - oder schulisch gesprochen tiefgründige Wortmeldungen ausgelöst zu Themen an den Workshops teilgenommen haben, geteilt. - nach 10 Semestern werde ich nun mit Juli 2018 wie: Wer begleitet mich? Mit wem kann ich über meine Tätigkeit auf eigenen Wunsch hin beenden. meine Probleme sprechen? Wer gibt mir Kraft in Abschließend bedanke ich mich bei allen Kol- Was waren nun meine wichtigsten Erfahrungen? meinem Alltag? Da bringen Erwachsene ihre ganze leginnen und Kollegen für das freundschaftliche Lebenserfahrung mit ein und das Fach Religion bie- Miteinander und beende meine Tätigkeit mit einem • Der größte Unterschied zwischen Schulen, in tet den Rahmen, über diese doch sehr persönlichen lachenden und einem weinenden Auge: denen der Religionsunterricht als Pflichtgegenstand Inhalte sprechen zu können. Lachend deshalb, weil ich wieder mehr Zeit für geführt wird, und dem Abendgymnasium für Berufs- meine angestammte berufliche Herausforderung tätige liegt klar auf der Hand: Zu Beginn eines jeden • Und noch ein besonderes Highlight möchte habe, und weinend, weil ich ganz sicher die vielen Semesters musste ich in den Klassen Werbung ma- ich erwähnen: Zusammen mit meinem Kollegen tollen Begegnungen sowohl auf Lehrer- wie auch chen für den Religionsunterricht – eine Art Mar- Samir Redzepovic, der an unserer Schule für den auf Studierendenseite vermissen werde. keting in eigener Sache - und zugleich hoffen, dass islamischen Religionsunterricht verantwortlich ist, Herzlichen Dank! genug Studierende sich melden, damit überhaupt habe ich interreligiöse Workshops organisiert. Die ein Religions-Modul geführt werden kann. Für mich Zusammenarbeit mit meinem geschätzten Kollegen hieß das, in wenigen Worten das Fach zu beschrei- hat mir die Möglichkeit gegeben, den Islam doch et- Reinhard Grübl, Religionslehrer (r.k.) Gedanken zum Abschied ben bzw. auch Elemente meines Unterrichts darzu- stellen, damit sich die Zielgruppe etwas darunter vorstellen konnte. Die Modulmeldungen erfolgten E s war bereits im Frühjahr 2012, als mich der Fachinspektor für Religion angesprochen hat mit der Frage, ob ich als Religionslehrer für „Sonde- über den/die Studienkoordinator/in. Dann kam beim ersten Termin die Stunde der Wahrheit: Hat- ten sich genügend Interessierte gefunden, die sich reinsätze“ zur Verfügung stehen würde, sehr wohl ein Semester mit mir zusammen als Religionslehrer wissend, dass ich bei der Diözese Innsbruck als Re- vorstellen konnten, oder nicht? An dieser Stelle be- feratsleiter in Vollzeit beschäftigt bin. danke ich mich bei allen Kolleginnen und Kollegen, Als ich meiner Gattin von dieser Anfrage erzähl- die mir bei den Eröffnungsabenden die Möglichkeit te, kommentierte sie diese Überlegung mit dem gegeben haben, mein Fach vorzustellen und für die lapidaren Hinweis: „Das ist eine super Schule, da Teilnahme an meinem Unterricht zu werben. habe ich maturiert!“ Das ist nun schon mehr als 25 Jahre her, nicht nur ihre Matura, sondern auch, dass • Besonders faszinierend waren für mich die vielen wir uns in dieser Zeit kennengelernt haben. Es wa- Erfahrungen, welche die erwachsenen Studierenden ren also schon von Anfang an etliche Anknüpfungs- in den Unterricht mit eingebracht haben. Egal, um punkte vorhanden, bevor ich überhaupt noch einen welche Themen es sich gehandelt hat, es gibt doch Schritt über die Schwelle der Schule gesetzt habe. einen großen Unterschied bei den Wortmeldungen Und dann war es so weit: Im Wintersemester zwischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. 18 19
Aus der Direktion Aus der Administration Lehrende berichten Aus dem Unterricht Studierende erzählen Projekttage Ü-Klasse Matura Zum Gedenkjahr 2018 – Erinnern an 1938 Horst Schreiber: Gegen gruppenbezogene Unmenschlichkeit – damals wie heute und Gegenwart” und Herausgeber der „die erbbiologisch schen Arbeitsfront Robert Ley: „Tempo, Tempo ist Reihe Nationalsozialismus in den öster- als unerwünscht“ gilt. die Parole. Das Tempo von heute ist viel zu langsam, Wer Pech hat, wird es wird und muß noch anders werden. Wer dieses reichischen Bundesländern von _erinnern. zwangssterilisier t. deutsche Vaterland als ein Jammertal bezeichnet, at_ sowie wissenschaftlicher Beirat für die Wer der Beschuldi- der versündigt sich an ihm und seinem Volke, der ist Neugestaltung der Österreichischen Ge- gung ausgesetzt ist, ein Landesverräter. Schöner wie unser deutsches denkstätte im Staatlichen Museum Ausch- eine Erbkrankheit zu Vaterland kann selbst das Paradies niemals sein.“ witz-Birkenau. (Vgl. http://www.horstschrei- haben oder eine „Bal- Wer sich dem widersetzt und aufbegehrt, gehört ber.at ) lastexistenz“ zu sein, nicht zum Volk und wird als Unruhestifter von der Der folgende Beitrag ist dem Gedenkjahr die wegen ihres ange- „Volksgemeinschaft“ ausgeschlossen. Hier, so Ley 2018 – Erinnern an 1938 gewidmet. schlagenen Gesund- weiter, „gibt es keine Wahl, entweder man lebt mit heitszustandes nicht seinem Volk oder man geht mit ihm unter. Das ist mehr für die „Volks- Cover Buch der Begriff der Volksgemeinschaft.“ J eder wird sich einen Volkswagen leisten können und einen Urlaub im sonnigen Madeira. Die ar- beitsunwilligen „Durchschummler“ erhalten freie gemeinschaft“ arbeiten kann, auf den wartet die Wer deutsch, arisch, gesund, leistungsfähig, anpas- sungswillig, gewaltbereit, aufstiegsbegierig und re- Gaskammer von Schloss gimetreu war, den Mund hielt, sich der volkstüm- Fahrt ins Konzentrationslager. Jedem das Seine.Ver- Hartheim bei Linz. Der Wert des Lebens bemisst lichen Bierzeltfeste, Aufmärsche und ständigen änderung. Zukunft. sich nach seiner Produktivität. Der massenhafte Feierlichkeiten erfreute, nicht viel nachdachte und Prof. Horst Schreiber unterrichtet an un- Die Tüchtigen und Leistungsbereiten bekommen Tod der „Überflüssigen“ senkt die Staatsausgaben, keine dummen Fragen stellte, wer sich die Leder- serer Schule nicht nur GSP und Französisch, Kinderbeihilfe und günstige Darlehen bei der Hei- die Kostenersparnis kommt den Angehörigen der hose und das Dirndl als Beweis kernigen Deutsch- sondern er ist auch erfolgreich als Universi- rat; zeugen sie vier Kinder, ist der Kredit geschenkt. „Volksgemeinschaft“ in Form von Sozialleistungen und Tirolertums anzog, mit dem Strom schwamm Da der Zweck dieser sozialstaatlichen Maßnah- zugute. Neue Gerechtigkeit. und in der Hoffnung auf den persönlichen Vorteil tätsdozent an der Innsbrucker Universität men der „Stärkung des deutschen Volkes“ dient, Demokratie lebt vom zivilisierten Streit, ohne vorsorglich der NSDAP beitrat, auch wenn er vor tätig. Außerdem ist er wissenschaftlicher kommen viele Familien nicht in den Genuss dieser Streit keine Politik, die im öffentlichen Raum ver- Leiter zur Erforschung der Namen der er- Wohltaten, etwa weil „das Kind R. F. körperlich und handelt wird als Auseinandersetzung verschiedener mordeten WiderstandskämpferInnen für geistig nicht vollwertig“ ist, „das Kind B. E.“ angeb- Interessen in der Gesellschaft. „Volksgemeinschaft ihre Anbringung am Befreiungsdenkmal lich „an hochgradigem Schwachsinn“ leidet oder es statt Klassenkampf“ ist die neue Parole. Sehnsucht Innsbruck; er erhielt zahlreiche Auszeich- sich um eine als asozial denunzierte Familie handelt, nach Harmonie in der Bevölkerung, nach nationaler nungen wie das Österreichische Ehren- Geschlossenheit und Einheit des Volkes. Doch was kreuz für Wissenschaft und Kunst oder bedeutet diese Einheit, diese Harmonie, die Verkün- das Ehrenzeichen für Kunst und Kultur der digung der Aufhebung der Klassengegensätze? Kei- Stadt Innsbruck. ne Gewerkschaft, keine Arbeiterkammer, keine Be- triebsräte und folglich keine öffentlichen Proteste, Des Weiteren ist er Leiter des Netzwerkes Demonstrationen und Streiks mehr. Es herrscht Tirol von _erinnern.at_, eines Projekts des Ruhe im Land. Die Unternehmer haben freie Hand. Wer durch Innsbruck schlenderte, seine Besorgungen machte, sei- Bundesministeriums für Bildung: „Natio- Für das eigene Volk, für Deutschland muss schneller nem Beruf nachging oder sich auf der Straße unterhielt, stieß ständig auf Aufforderungen zum Judenhass, viele machten bereitwillig mit. nalsozialismus und Holocaust: Gedächtnis Überschriften aus Tiroler Zeitungen 1938 gearbeitet werden, so der Reichsleiter der Deut- (Fotos Stadtarchiv Innsbruck) 20 21
Aus der Direktion Aus der Administration Lehrende berichten Aus dem Unterricht Studierende erzählen Projekttage Ü-Klasse Matura Zum Gedenkjahr 2018 – Erinnern an 1938 Horst Schreiber: Gegen gruppenbezogene Unmenschlichkeit – damals wie heute 1938 eine andere Weltanschauung vertrat, war Teil für ‚normal‘ und ‚anormal‘, für ‚gut‘ und ‚böse‘, für legenheitsgefühl jedes noch so sozial deklassierten Schwarz stellt fest: Wer noch nicht aus seiner Hei- der „Volksgemeinschaft“: ein einig Volk von Brü- angemessen und empörend“ hielt. Nationalsozia- Volksgenossen erhöhte. Während es den einen im- mat als Bettler schuldlos verstossen wurde, kann dern, das nach Beute gierte. listische Werte und mer schlechter ging, fühlten sich die anderen immer das doch nie und nimmer erfassen. (...) denn ich Die Judenverfolgung war das zentrale politische Normen der Un- besser. An ihrem rassistischen und antisemitischen bin leider noch nicht in der Lage den Lebensun- Instrument zur Herstellung der NS-Volksgemein- gleichheit, des Ras- Kurs mussten die Nationalsozialisten nichts ändern, terhalt meiner vierköpfigen Familie zu bestreiten schaft. Sie behinderte die Bereitschaft zur Zustim- sismus und einer er war mehrheits- und zustimmungsfähig: Die Ge- und es ist auch gar nicht abzusehen, wann dies der mung zum NS-Regime nicht, sondern förderte sie. eingeschränkten walt stiftete Gemeinschaft. Fall sein wird, denn, übersehen Sie bitte nicht, auf In atemberaubendem Tempo folgte eine judenfeind- Solidarität aus- Verantwortung trugen nicht nur die aktiven Täter, mich 52-jährigen Menschen und Kriegsinvaliden hat liche Verordnung der anderen. schließlich zu den sondern die neugierig Zuschauenden und Schwei- hier Niemand gewartet.“ Im französischen Evian Wofür es in Deutschland Jahre benötigte, wurde Zugehörigen er- genden, die sahen, was geschah, jedoch wegschau- am Genfer See beraten im Juli 1938 Abgesandte in Österreich binnen Tagen, Wochen und Monaten setzten Werte von ten, um nicht Stellung beziehen zu müssen. Sie alle von 32 Nationen über die jüdischen Flüchtlinge aus in Kraft gesetzt: Ausschluss aus dem Automobilklub vor 1938. Was in waren nicht nur Befehlsempfänger. Als „Duldende Deutschland und Österreich. Tirol. Ausschluss aus den Sport- und Spielvereinen. den Erinnerungen oder Billigende“ nahmen sie eine aktive Rolle ein. Die Konferenz scheitert, weil die Bereitschaft Ausschluss aus den Schulen. Ausschluss aus den gerne getrennt wird, Ein großer Teil der Gewalt war öffentlich, sodass die fehlt, mittellose Jüdinnen und Juden aufzunehmen. Universitäten. Ausschluss aus den Bibliotheken. die Beseitigung der Täter ihre Macht zur Schau stellten und die Opfer Entweder mangelt es ihnen in den Augen der Regie- Ausschluss aus den Theatern, Kinos, Konzertsä- A r b e i t s l o s i g ke i t , ihre Ohnmacht erlebten. Diejenigen, die nur dabei- rungen an Wert, weil sie arm sind, über die falschen len und Sportveranstaltungen. Ausschluss aus dem Ehestandsdarlehen, standen und zusahen, willigten durch ihre passive Qualifikationen verfügen oder sie werden aus ras- öffentlichen Dienst. Ausschluss aus den freien Be- Kinderbeihilfen, Verhaltensweise in die Gewalt ein, vor allem aber sistischen Gründen abgelehnt. „Niemand will die rufen. Ausschluss von den Bürgerrechten. Verbot, emotionalisierende erfuhren auch sie ihre Ermächtigung und konnten Juden“, schreiben nationalsozialistische Zeitungen Trachten zu tragen. Verbot, Auto zu fahren. Verbot, Gemeinschaftser- an der Machtausübung komplizenhaft teilhaben. In höhnisch. Die Schweiz sperrt die Grenzen, Groß- zu bestimmten Zeiten die Wohnung zu verlassen. lebnisse einerseits, dem Moment, in dem Recht gegenüber einer Grup- britannien die Mittelmeerroute. Doch es gibt auch Verbot, mit arischen Partnerinnen und Partnern die Judenverfol- Helena Horowitz (rechts) und Adel- heid, die Frau von Lambert Grutsch, pe ohne Folgen gebrochen werden konnte, war die Menschen, die Zivilcourage beweisen und helfen. So außereheliche Beziehungen zu unterhalten oder gung, Terror gegen während des Kriegs in Sicherheit in Grenze der „Volksgemeinschaft“ bereits gezogen. etwa Lambert Grutsch aus Jerzens im Pitztal, der Jerzens (Foto Familie Grutsch) sie zu heiraten. Gebot, die Reisepässe abzugeben. Andersdenkende, Wem die Flucht gelingt, der ist zwar mit dem nahe dem aus dem Film Schindlers Liste bekannten Umso wichtiger war jede menschliche Geste, die Unterdrückung ge- Leben davongekommen, doch er KZ Plaszow in Polen als Kranfahrer beschäftigt ist. dazu beitrug, die Einsamkeit, Verlassenheit und Iso- sellschaftlicher Randgruppen andererseits, ist auf hat seine Heimat verloren und Helena Horowitz, eine junge polnische Jüdin, die für lation zu durchbrechen. Dazu Grete Graubart: „Es das Engste miteinander verbunden. Wer sich von muss wieder von vorne beginnen. eine Wiener Baufirma im KZ Zwangsarbeit verrich- gab einige Leute, die den Mut hatten, sich unser zu der Propaganda und den Vorteilen der „Volksge- Resigniert schreibt Ernst Schwarz tet, bittet ihn um Unterstützung. Grutsch zögert erinnern. Wir waren immer sehr glücklich, wenn meinschaft“ angesprochen fühlte, übernahm die 1938: „Am liebsten möchte ich in nicht, die als Katholikin getarnte Frau für die Arbeit wir irgendwo einen Freund fanden. Es war uns dann antisemitische Politik des Ausschlusses billigend, die nordischen Länder, Skandina- auf seinem Tiroler Bergbauernhof anzufordern. „Ich leichter alles Schlimme zu ertragen.“ ohne deshalb antisemitisch sein zu müssen. Jeden- vien, Canada, nur daß wo Berge war fast der Ohnmacht nahe, als ich die schönen Nirgends war das Wesen der „Volksgemein- falls, und dies ist keineswegs selbstverständlich: Ge- sind. Die ‚zweite‘ Heimat kann Schnee bedeckten Alpen sah!“, erinnert sich Hele- schaft“ mit seiner Einteilung in Zugehörige und gen die Ausgrenzungsprozesse vieler Gruppen von doch nur der alten Heimat ähn- na, die überlebt, weil ein einfacher Mann nicht der Nicht-Zugehörige so augenscheinlich und sichtbar Menschen erhob kaum jemand Einwände. Auch So sehen Menschen aus, die lich sein.“ Für die älteren Flücht- Leitkultur gruppenbezogener Unmenschlichkeit wie in der antisemitischen Praxis der NS-Diktatur. nicht beim Ausschluss der jüdischen Bevölkerung, als „Asoziale“ verfolgt wer- den, nur weil sie arm sind und linge bedeutet die Flucht in ein folgt, sondern seinem Gewissen. der Volksgruppe der Jenischen Genau darüber vollzog sich „eine deutliche Verän- der nicht nur Vorurteile bediente und Bereiche- (Schimpfwort Karner) ange- fremdes Land mit fremder Spra- hören. (Foto Bundesarchiv derung in dem, was man im Umgang mit Menschen rungsmöglichkeiten bot, sondern auch das Über- Berlin) che den sozialen Abstieg. Richard 22 23
Aus der Direktion Aus der Administration Lehrende berichten Aus dem Unterricht Studierende erzählen Projekttage Ü-Klasse Matura _erinnern.at_ am Abendgymnasium Innsbruck Irmgard Bibermann Stadtrundgang in Innsbruck zu Denkmä- wie Fotos und Biografien führte Selina Mittermeier Fuchs verloren hat, hält er jene Geschichten fest, lern des Krieges, des Widerstandes und in die Geschichten von Plätzen, Geschäften, Ge- die seine Eltern und andere Roma, die mehrere denktafeln ein und erzählte auf diese Weise vor Konzentrationslager überlebt hatten, ihm anver- der Befreiung allem von einzelnen Menschen und ihrem Schicksal trauten haben. Um nach dem schmerzlichen Ver- während der NS-Zeit. Durch die Verknüpfung von lust seines Sohnes weiterleben zu können, begann Die Studierenden aus den Geschichtemodulen 1D vertrauten Orten in der Stadt mit den konkreten er zu schreiben und sich im ZeitzeugInnen-Pro- und 2D trafen sich in der letzten Schulwoche mit Erfahrungen von Menschen wurde Geschichte für gramm des Bildungsministeriums zu engagieren, um Selina Mittermeier, einer Absolventin unserer Schule Zeitzeuge Stephan Horvath im Gespräch mit Studierenden die Studierenden lebendig und leichter nachvoll- gegen das eigene Schweigen und das Totschweigen Foto: Irmgard Bibermann und jetzt Geschichtestudentin, auf dem Christoph- ziehbar. der Geschichte der Roma in der österreichischen Probst-Platz vor der alten Universität am Innrain. Nachkriegsgesellschaft anzukämpfen. In seinem Sie ist eine der ExpertInnen, die für _erinnern.at_ 2003 erschienenen Erzählband „Ich war nicht in Die erste Roma-Siedlung in Oberwart, die seit in Kooperation mit dem Tiroler Kulturservice die Auschwitz“ schildert er die von der nationalso- Mitte des 19. Jahrhunderts bestand, hatten die Na- Stadtrundgänge durchführen. Sie zeigte den Studie- zialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik tionalsozialisten 1939 aufgelöst. Die 360 Bewoh- renden, wo und auf welche Weise in Innsbruck an verursachte Leidensgeschichte der Roma. Horvath nerInnen wurden vom NS-Regime deportiert und Nationalsozialismus und Holocaust erinnert wird. begann zu schreiben, weil er nach dem Attentat ermordet. Nur eine Handvoll Menschen überlebte Erst seit dem Ende der 1980er Jahre gibt es Erinne- keinen Schlaf mehr fand, weil er sein ganzes Leben und kehrte nach 1945 zurück. Unter den Überle- rungsorte im öffentlichen Raum, die nicht nur den still geblieben war, so wie auch seine Eltern, die für benden befand sich Stefan Horvaths Vater. Aus Ja- Kriegsteilnehmern, sondern auch den Opfern und ihre Erfahrungen in den Konzentrationslagern der bing, einer kleinen Gemeinde südöstlich von Ober- GegnerInnen des NS-Regimes gewidmet sind. Nationalsozialisten keine Worte fanden. wart, stammte seine Mutter. Sie und eine weitere Wir begannen daher unsere Route beim Ehrenmal Im Gespräch mit den Studierenden der 2D, 3A Frau waren die einzigen der etwa 100 Roma aus vor der Juridischen Fakultät, das zunächst nur an Selina Mittermeier mit den Studierenden der 1D und 2D die gefallenen Universitätsangehörigen im Ersten beim Pogromdenkmal am Landhausplatz und 3B berichtete Stephan Horvath über sein Auf- Jabing, die den Völkermord überlebt hatten. und Zweiten Weltkrieg erinnerte. Erst 1990 wurde Foto: Irmgard Bibermann wachsen in Oberwart, weitab vom Ortskern. Das In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 1995 hatte eine Tafel hinzugefügt, mit der auch der Opfer von Ausmaß der Ausgrenzung wird auch aus der Tatsa- Franz Fuchs, ein rechtsextremer Terrorist, an einer Nationalsozialismus und Faschismus gedacht wird. che ersichtlich, dass der Zeitzeuge in den 1960er Zufahrtsstraße zur Oberwarter Roma-Siedlung ein Benannt ist der Platz nach Christoph Probst, einem „Ich war nicht in Auschwitz“ – Zeitzeugen- Jahren der erste Roma war, der eine Hauptschule Schild mit der Aufschrift „Roma zurück nach In- Mitglied der studentischen Widerstandsgruppe Gespräch mit Stefan Horvath besuchen konnte. Weil ihm der Besuch der Han- dien“ aufgestellt und mit einer Rohrbombe vermint. „Die weiße Rose“. Er studierte in Innsbruck Medi- delsschule trotz sehr guter Noten verwehrt blieb, Als vier junge Männer – unter ihnen der Sohn von zin und wurde wie die Geschwister Scholl von den arbeitete er bei Baufirmen in Wien und schaffte es Stephan Horvath – das Schild demontieren wollten, Nationalsozialisten für das Verfassen und Verteilen Am Mittwoch 18.10.2017 kam Stefan Horvath, ge- bis zum Betriebsrat und Polier. Nach 1945 hatte wurden sie durch die Explosion der Bombe getö- von regimekritischen Flugblättern hingerichtet. boren 1949 in der alten Roma-Siedlung in Ober- sich an der Einstellung der Mehrheitsgesellschaft tet. Die Opfer waren Kinder bzw. Enkelkinder von Auf unserem Rundgang besuchten wir das Eutha- wart, ans Abendgymnasium Innsbruck. Er hatte gegenüber den Roma wenig geändert. Horvath Roma, die als Jugendliche die Lager des NS-Regimes nasie-Denkmal auf dem Klinikgelände, die Erinne- davor bereits in einer von Horst Schreiber orga- zeigt auf, dass die Mitglieder der Elterngeneration überlebt hatten. rungstafel an die jüdischen Besitzer des heutigen nisierten Fortbildungsveranstaltung an der Pädago- als Überlebende des Nazi-Terrors weiterhin dis- Die meisten Studierenden wussten wenig über die Kaufhaus Tyrol, die Familien Bauer & Schwarz, das gischen Hochschule von seiner Kindheit am Rande kriminiert und ausgegrenzt wurden und sie um die Verfolgungsgeschichte der Roma und Sinti während Freiheits- und das Pogromdenkmal am Landhaus- der städtischen Mülldeponie erzählt. Seit er 1995 Entschädigungszahlungen für das ihnen zugefügte der NS-Zeit. Stefan Horvath musste viele Fragen platz. Mit Hilfe von historischem Quellenmaterial seinen Sohn beim Rohrbombenattentat des Franz Unrecht lange kämpfen mussten. beantworten und die Zeit von drei Unterrichts- 24 25
Aus der Direktion Aus der Administration Lehrende berichten Aus dem Unterricht Studierende erzählen Projekttage Ü-Klasse Matura _erinnern.at_ am Abendgymnasium Innsbruck Irmgard Bibermann stunden, die für das Gespräch vorgesehen waren, bracht oder sie haben über die Familien ihrer El- Über die Erinnerungsberichte und auch die Fotos Sich eingehend mit den Auswirkungen des NS- reichte nicht aus, um alle Fragezeichen zu beseitigen. tern ein nahes Verhältnis zur Stadt Innsbruck. von ZeitzeugInnen aus der eigenen Stadt bzw. Regi- Terrorregimes auseinanderzusetzen, die durch die Daher wurde auf der Lernwebsite www.romasin- Wie in Zukunft an den Holocaust erinnert wird, auf on wird deutlich, dass diese Ereignisse nicht nur im ZeitzeugInnen-Berichte fassbar werden, hilft den tigenocide.eu weiter recherchiert. _erinnern.at_ welche Weise er Teil eines lebendigen kulturellen fernen Berlin, sondern in Straßen und auf Plätzen Lernenden zu verstehen, warum es auch im 21. bietet auf dieser Homepage eine umfangreiche Ma- Gedächtnisses bleibt, hat auch damit zu tun, wel- vor der eigenen Haustür stattgefunden haben. Das Jahrhundert noch so bedeutend ist, sich mit diesem terialiensammlung zum Schicksal der europäischen che Möglichkeiten zur Nutzung von videografierten schafft eine größere Nähe zur Vergangenheit: Histo- Kapitel der Geschichte zu befassen. Roma und Sinti in der Zeit des Nationalsozialismus Zeitzeugnissen im schulischen Kontext geschaffen rische Ereignisse und Abläufe werden anschaulicher an. Irmgard Bibermann hat an der Erstellung der werden, das heißt, es ist auch davon abhängig, ob und konkreter, weil man durch lokale und regio- Unterrichtsmodule mitgearbeitet. und inwieweit didaktisch aufbereitete Lernmateri- nale Bezugspunkte das Gefühl entwickeln kann, es alien die Schülerinnen und Schüler erreichen. handelt sich hier um Geschichte, die einen selbst Anmerkung der Redaktion: Wir gratulieren Irmi Irmgard Bibermann hat daher aus den Video- betrifft. Bibermann recht herzlich zum Doktortitel! Interviews mit den ZeitzeugInnen im Rahmen ihres Videografierte ZeitzeugInnen-Interviews ermög- Am 14.11.2017 legte Irmi ihr Rigorosum am Insti- Dissertationsprojektes die Lernwebsite www. lichen durch die Beschreibung von spezifischen tut für Geschichte ab und die öffentliche Präsen- alte-neue-heimat.at mit umfangreichen Unter- Situationen und die Schilderung von persönlichen tation ihrer Lernwebsite im Plenarsaal der Stadt richtsmaterialien erstellt: Elf Kurzfilme erschließen Erfahrungen Einblicke in Aspekte des Holocaust, Innsbruck fand am 28.11.2017 statt. Der Titel ihrer die Erfahrungen der ZeitzeugInnen nach Themen die aus anderem historischen Quellmaterial schwer Dissertation: Videografierte Zeitzeugen-Interviews geordnet. Einen weiteren Zugang bieten die bio- gewonnen werden könnten, wie es im Bericht Ab- im Geschichtsunterricht: Das Projekt Alte Heimat grafischen Portraits. Die Kurzfilme und Portraits raham Gafnis, der als Erich Weinreb seine Volks- /Schnitt/ Neue Heimat. spannen den Bogen von der Kindheit in Tirol über schulzeit in Pradl verbrachte, zu seinen Ausgren- die erzwungene Auswanderung bis zum gegenwär- zungserfahrungen nach der Machtübernahme der Startseite der Lernwebsite zum Schicksal der europäischen tigen Leben in der neuen Heimat. Die Transkripte Nationalsozialisten deutlich wird: Roma und Sinti der thematischen Videosequenzen, Fotogalerien, Foto: Irmgard Bibermann ein Begleitheft für Nutzerinnen und Nutzer, ein Ge- samtglossar und 12 Lernmodule mit detaillierten Lernwebsite: Alte Heimat /Schnitt/ Neue Unterrichtsvorschlägen ergänzen das Materialien- „Und dann haben wir den neuen Lehrer bekommen Heimat angebot. und da ist es mit mir gleich losgegangen. (…) Am ersten Tag hat er die Liste der Schüler vorgelesen, und dann Die Zahl der Menschen, die über ihre Erfahrungen kommt der Erich Weinreb: „Da hamma ja so eine kleine mit der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik Judensau, komm her!“ (lacht) Und dann gleich Schläg’. berichten können, wird immer kleiner. Daher hat Und dann sowieso, nach paar Tagen war aus, war man sich ein Projektteam unter der Leitung von Horst nicht mehr in der Schule. (…) Freunde hamma, hatten Schreiber 2010, 2012 und 2013 nach England und wir nicht mehr, bei uns im Haus haben zwei gewohnt, Israel aufgemacht, um Menschen zu interviewen, die die mit mir in der Klasse waren, und mit denen habe als Kinder und Jugendliche wegen ihrer jüdischen ich noch eine Zeit lang irgendwie Kontakt gehabt, (…) Herkunft von den Nationalsozialisten vertrieben die haben mit mir noch gesprochen, aber nur im Haus. wurden. Unsere zehn GesprächspartnerInnen Und alle anderen Kinder --, ich hatte über Nacht keine Startseite der Lernwebsite „Alte Heimat /Schnitt/ Neue Hei- 1 Vgl. Abraham Gafni im Interview mit Horst Schreiber, Kirjat Tiw’on/ haben ihre Kindheit und Jugend in Innsbruck ver- mat“ Foto: Irmgard Bibermann Freunde mehr.“1 Israel, 24.5.2010. 26 27
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