PÄDAGOGIK LEBEN Lerngruppen steuern - Beziehungen und Unterricht gestalten - Ausgabe 2-2015 - Bildungsserver Rheinland-Pfalz

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PÄDAGOGIK LEBEN Lerngruppen steuern - Beziehungen und Unterricht gestalten - Ausgabe 2-2015 - Bildungsserver Rheinland-Pfalz
PÄDAGOGISCHES
                        LANDESINSTITUT

PÄDAGOGIK LEBEN
Ausgabe 2-2015

Lerngruppen steuern –
Beziehungen und
Unterricht gestalten
PÄDAGOGIK LEBEN Lerngruppen steuern - Beziehungen und Unterricht gestalten - Ausgabe 2-2015 - Bildungsserver Rheinland-Pfalz
Pädagogik•Leben 2-2015                                                                                 Pädagogik•Leben 2-2015

                         INHALT
                         VORWORT                                                                                           4

                         ZUM THEMA
                         Wie wirksam ist gute Klassenführung? – Effiziente Klassenführung ist nicht alles,
                         aber ohne sie geht alles andere gar nicht (Andreas Helmke, Tuyet Helmke)                          7
                         Klassenführung als Basis guten Unterrichts – Durch die Unterrichtsgestaltung möglichen
                         Störungen vorbeugen (Ludger Brüning)                                                             12
                         Bedürfnisorientierte Klassenführung – ein Orientierungsschema (Arnd Ridder)                      16

                         BERICHT AUS DER SCHULPRAXIS
                         Ein externer Blick auf Klassenführung – Aktuelle Zahlen aus der Evaluation der AQS
                         (Britta Giering)                                                                                 20
                         Durch Beziehung Lerngruppen steuern – Partizipation und Verantwortung (Ralf Haug)                22
                         Tu’ was für andere und lern’ was dabei! – Mit „Lernen durch Engagement“ Schülerinnen
                         und Schüler stärken (Sandra Zentner)                                                             24
                         Wer beschäftigt ist, stört nicht – Schüleraktivierung durch kooperatives Lernen
                         (Simone Jungbluth)                                                                               26
                         Raus aus der Ohnmacht im Klassenzimmer – Gelingende Beziehungsgestaltung durch
                         wertschätzende Kommunikation (Cordula Sorg)                                                      28
                         Classroom-Management konkret – Verfahrensabläufe einüben (Christoph Eichhorn)                    30
                         „Bei Stopp ist Schluss“ – Ein Konzept zum Regellernen in Schulen (Lydia Kiefer)                  32
                         ICH und DU und WIR: Mehr als Gewaltprävention (Christiane Rechbauer)                             34
                         Teamorientierung – zur Bedeutung des Beziehungsaspekts in der Ganztagsschule
                         (Kerstin Leukel)                                                                                 36
                         Klassenführung – eine Anregung aus dem Internet (Arnd Ridder)                                    37

                         PERSPEKTIVWECHSEL
                         „Wir sind der Kapitän und die Lehrer unsere Wegbegleiter“ (Interview mit Alma und Jamila)        38

                         AUS DEN INSTITUTEN                                                                               40

                         AUF EIN LETZTES WORT                                                                             47

                         AUSBLICK UND EVALUATION                                                                          48

                         IMPRESSUM                                                                                        51

                                                                                                                                3
PÄDAGOGIK LEBEN Lerngruppen steuern - Beziehungen und Unterricht gestalten - Ausgabe 2-2015 - Bildungsserver Rheinland-Pfalz
VORWORT                                                                                                     LERNGRUPPEN STEUERN –
    Liebe Leserinnen und Leser,
                                                                                                                BEZIEHUNGEN UND
    „kein Kaktus ist so dicht mit Stacheln besetzt, dass er nicht noch Platz für eine Blüte hätte“, sagt ein
    Sprichwort. Und die Blüten von Kakteen können sogar außergewöhnlich schön sein. Manchmal hilft
                                                                                                                UNTERRICHT GESTALTEN
    es, dieses Bild im Hinterkopf zu behalten, wenn die eigenen pädagogischen Konzepte und Ideen auf die
    „stachelige“ Wirklichkeit treffen und man sich als Lehrkraft einer schwierigen Situation stellen oder mit
    schwierigen Beziehungen zwischen Lehrkräften, Schülerinnen, Schülern oder Eltern zurechtkommen
    muss. Stacheln können durchaus ihren Sinn haben und beispielsweise als Schutz fungieren.

    Ein erster Schritt zur Entspannung der Situation kann sein, diesen Sinn zu akzeptieren und damit sozusa-
    gen den Stacheln wohlwollend gegenüberzutreten. Wichtig ist dabei: Herausfordernde Situationen ver-                                                                                                   „Wer nicht genügend
                                                                                                                 „Damit das Kind lernen kann, muss es eine                                                vertraut, wird kein
    langen nach professionellen Maßnahmen und diese sind erlernbar.
                                                                                                                 vertrauensvolle Beziehung zum Lehrer oder zur                                            Vertrauen finden.”
                                                                                                                 Lehrerin haben. Sich geborgen und angenommen           „Die bestverschlossene            Lao Tse
    An dieser Stelle setzen wir mit unserer aktuellen Ausgabe der Pädagogik•Leben an. Klassenführung und         fühlen ist eine Grundvoraussetzung für Lernen.”        Tür ist die, welche man
    das Steuern von Lerngruppen beinhalten sowohl eine bewusste Beziehungs- als auch Unterrichtsgestal-          Remo Largo                                             offen lassen kann.”
    tung. Auf den folgenden Seiten haben wir dazu wieder Konzepte, Maßnahmen, Tipps und Praxisbeispiele                                                                 Chinesisches Sprichwort
    zusammengestellt. Wir würden uns freuen, wenn Sie dem vorliegenden Heft Anregungen und Inspira-
    tion entnehmen, aber auch die Unterstützungsmöglichkeiten durch PL, ILF und EFWI für sich entdecken
    und nutzbar machen.                                                                                                      „Es hat keinen Sinn,
                                                                                                                             Kinder erziehen zu                                                          "People don't care what
                                                                                                                             wollen. Sie machen              „Jede Ordnung ist der                       you know until they
    Die Qualität unserer Produkte, seien es Fortbildungen, Beratungen oder Materialien, ist uns sehr wich-                                                   erste Schritt auf dem Weg                   know that you care."
                                                                                                                             uns doch alles nach.”
    tig. Aus diesem Grund streben wir danach, uns stetig zu verbessern und führen ab diesem Heft auch für                                                    in ein neuerliches Chaos.”
                                                                                                                             Autor unbekannt                                                             Theodore Roosevelt
    die Zeitschrift die regelmäßige Möglichkeit zur Evaluation ein. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie                                                     Albert Einstein
    sich nach der Lektüre ein paar Minuten Zeit nehmen und uns Ihre Rückmeldungen zu diesem Heft oder
    auch der Zeitschrift allgemein mitteilen könnten. Details zur Evaluation finden Sie auf S. 48 des Hef-
    tes. An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön für die Anregungen in den bisher eingegangenen
                                                                                                                        "I can live for two
    Leserbriefen!                                                                                                       months on a good             „Lehrer sollen uns zutrauen,
                                                                                                                        compliment."                 dass wir Verantwortung                 „Verstehen ohne Wohlwollen ist
    Artikel, zu denen Sie in unserer Onlineausgabe unter http://bildung-rp.de/pl/publikationen.html weiter-             Mark Twain                   übernehmen können und                  unmöglich.”
                                                                                                                                                     wollen.”
    führendes Material, weiterführende Links oder ausführlichere Artikel u. v. m. finden, sind wieder mit                                                                                   Max Frisch
    diesem Zeichen markiert:                                                                                                                         Jamila, 16 Jahre

    Im Namen des Redaktionsteams wünsche ich Ihnen eine angenehme und inspirierende Lektüre.
                                                                                                                „Wir sollten uns mit
                                                                                                                den großen Problemen
                                                                                                                beschäftigen, solange sie                                „Es ist cool, wenn Lehrer und Eltern uns
                                                                                                                noch klein sind.”                                        genauso aufmerksam zuhören, wie wir
                                                                                                                Jadwiga Rutskowska                                       unseren Lehrerinnen und Lehrern.”
                                                                                                                                                                         Alma, 15 Jahre
    Claudia Nittl,
    Chefredakteurin der Zeitschrift Pädagogik•Leben
    Kontakt: paedagogik.leben@pl.rlp.de

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PÄDAGOGIK LEBEN Lerngruppen steuern - Beziehungen und Unterricht gestalten - Ausgabe 2-2015 - Bildungsserver Rheinland-Pfalz
Pädagogik•Leben 2-2015

                Wie wirksam ist gute Klassenführung?

                Effiziente Klassenführung ist nicht alles, aber ohne sie geht alles andere gar nicht

                Andreas Helmke und Tuyet Helmke

                Die Klassenführung gilt seit langem als eine zen-                      Forschungs- und Diskussionsstand repräsentieren
                trale Variable erfolgreichen Unterrichtens (vgl.                       und die große Bedeutung unterstreichen, die
                Wang et al. 1993). Sie umfasst Konzepte, Strate-                       diesem Thema dort beigemessen wird (Evert-
                gien und Techniken, die dem Ziel dienen, einen                         son, Weinstein, 2006; Marzano et al., 2003).
                störungsfreien und reibungslosen Unterrichts-                          Im deutschsprachigen Raum dagegen führt die
                verlauf zu ermöglichen und damit aktive Lernzeit                       Klassenführung in der Forschung und auch in
                zu maximieren: durch Regeln und Prozeduren,                            der Lehreraus- und -fortbildung noch immer ein
                die Allgegenwärtigkeit der Lehrkraft, den Aufbau                       Schattendasein. Die vieldiskutierte Hattie-Studie
                erwünschten Verhaltens und einen angemessenen                          – deren Datengrundlage bekanntlich ausschließ-

    ZUM THEMA   Umgang mit Störungen.

                Der Bereich effiziente Klassenführung ist folge-
                                                                                       lich aus Metaanalysen besteht – ist für einen
                                                                                       Bericht des Forschungsstandes zur Klassen-
                                                                                       führung allerdings wenig ergiebig, weil sich Hattie
                richtig auch in allen Unterrichtsbeobachtungs-                         (2013) auf sehr wenige Metaanalysen zur Klas-
                bögen prominent vertreten (Qualitätsagenturen,                         senführung (S. 122) und zum „Reduzieren von
                Schulinspektionen) und Teil von Schülerbefra-                          Unterrichtsstörungen“ (S. 124 f.) stützen kann. Die
                gungen zum Unterricht bei den großen Lern-                             Darstellung in diesem Artikel orientiert sich an
                standserhebungen wie TIMSS, PISA und DESI.                             den o. g. Handbooks sowie an den Monographien
                Im angloamerikanischen Sprachbereich findet                            von Evertson und Emmer (2012) und Emmer und
                der Bereich Classroom-Management traditio-                             Evertson (2012). Zum besseren Verständnis der
                nell starke Beachtung, verbunden mit Namen                             Forschungsergebnisse wird im Folgenden ein the-
                wie Kounin, Brophy, Good, Rosenshine, Evert-                           oretisches Rahmenmodell vorgestellt, anhand
                son und Doyle. Alle Lehrbücher zur Educational                         dessen sich der empirische Forschungsstand bes-
                Psychology widmen diesem Bereich mindestens                            ser einordnen lässt. Es soll auch vor kurzschlüssi-
                ein substanzielles Kapitel, und in den USA sind                        gen Fast-Food-Interpretationen schützen und den
                zwei umfassende Handbücher zum Classroom-                              Blick auf ein Geschehen werfen, das komplex und
                Management erschienen, die den aktuellen                               systemisch ist (siehe Grafik).

                                Lehrperson
                                                                                      Qualität des Unterrichts
                              Professionswissen
                                                                  Lernförderliches Klima, Beziehungsqualität, Fehlerkultur, Motivierung,
                               Orientierungen,              Kognitive Aktivierung, Klarheit und Strukturiertheit, Sicherung und Konsolidierung,
                               Einstellungen,                                       angemessener Umgang mit Vielfalt;
                                 Subjektive                               Variable Lehr-Lern-Angebote, Kompetenzorientierung
                                  Theorien

                              Emotionskontrolle
                                  Empathie                                 Klassenführung
                               Selbstreflexion
                               Glaubwürdigkeit                      Allgegenwärtigkeit, Monitoring,                         Aktive Lernzeit
                                  Autorität                           Nutzung der Unterrichtszeit,
                                                             Regeln, Prozeduren, Routinen, Signale, Rituale,                  Individuelle
                                                                Umgang mit Störverhalten und Aufbau                         Lernaktivitäten
                                                                        erwünschten Verhaltens

                                                                               Kontext
                                   Unterrichtswirksame Führung, Kooperations- und Evaluationskultur, Zusammenarbeit Schule - Eltern,
                                               Klassenzusammensetzung, Klassenklima, fachlicher und didaktischer Kontext

                    Abb.: Wirkungsgeflecht der Klassenführung (in Anlehnung an Helmke 2014, S. 177)
6                                                                                                                                                       7
PÄDAGOGIK LEBEN Lerngruppen steuern - Beziehungen und Unterricht gestalten - Ausgabe 2-2015 - Bildungsserver Rheinland-Pfalz
Pädagogik•Leben 2-2015                                                                                                                                                                          Pädagogik•Leben 2-2015

    Auf Grundlage dieser Grafik lässt sich über die        korrelierte nicht nur signifikant mit dem Leis-         (Schonung der Stimme) beitragen können. Hat-             Interventionen und den situationsangemesse-
    Wirksamkeit der Klassenführung Folgendes sagen:        tungszuwachs (Hörverstehen im Fach Englisch),           tie berichtet – gestützt auf die Metaanalyse             nen Gebrauch von negativen Sanktionen
                                                           sondern auch mit dem Zuwachs an Lerninteresse           von Marzano (2000) – für Regeln und Prozedu-             einerseits und von positiver Bekräftigung ande-
    1. Komplexes Wirkungsgeflecht                          im Fach Englisch (Helmke et al. 2008). Auch für         ren eine Effektstärke von d = 0,76. (Hattie              rerseits. Die Hinwendung zu konstruktivisti-
    Klassenführung ist Teil eines komplexen Wir-           die Grundschule konnten wir die Wirksamkeit der         2013, S. 122)                                            schen Denkvorstellungen hat bei vielen Päda-
    kungsgeflechtes, abhängig insbesondere von             Klassenführung nachweisen (Helmke et al. 2010).                                                                  gogen dazu geführt, klassische lernpsychologi-
    Merkmalen der Lehrkraft und wechselseitig ver-         In der Gesamterhebung MARKUS in Rheinland-            ■■ Allgegenwärtigkeit: Die Wirksamkeit des                 sche Konzepte aus dem Bereich der Verhal-
    knüpft mit der Qualität des Unterrichts und der        Pfalz zeigt eine Gegenüberstellung der erfolg-           bereits von Kounin gefundenen, von ihm „with-           tensmodifikation (wie Verstärkung, Löschung,
    personalen Beziehungen. Das Ganze ist eingebet-        reichsten und der am wenigsten erfolgreichen             itness“ (Allgegenwärtigkeit, Dabeisein) genann-         Bestrafung) gänzlich zu verbannen, ja: sie für
    tet in vielfältige Kontexte, wobei vor allem dem       Klassen (Kriterium: Mathematikleistung, bereinigt        ten Verhaltensmusters wurde von der späteren            anstößig oder anachronistisch, weil „behavio-
    Schul- und Klassenkontext überragende Bedeu-           um Unterschiede in den Eingangsvoraussetzun-             Forschung nachdrücklich bestätigt. Kein ande-           ristisch“, zu halten. Lernpsychologische Gesetz-
    tung beigemessen wird (s. Abschnitt 6).                gen), dass sich die beiden Gruppen am stärksten          rer Aspekt der Klassenführung ist für die               mäßigkeiten zu ignorieren, ist jedoch ein kapi-
                                                           im Hinblick auf die Effizienz der Klassenführung         Störungsfreiheit des Unterrichts so wirksam             taler Fehler, wie nicht zuletzt die von der
    2. Zielkriterien                                       unterschieden (Helmke et al. 2002). Neben der            wie die Allgegenwärtigkeit der Lehrperson. Die          Hattie-Studie belegte Wirksamkeit verhaltens-
    Die Forschung zur Wirksamkeit der Klassenfüh-          Sicherung des Lernzeitbudgets sind noch andere           Effektstärke beträgt d = 1,42! (Hattie 2013,            psychologischer Maßnahmen für die Reduzie-
    rung hat unterschiedliche Zielkriterien verwendet.     kausale Mechanismen denkbar: Eine effiziente             S. 122) Marzano et al. (2003) schreiben hierzu:         rung von Störungen zeigt (Effektstärke von
    Kausal am nächsten sind die aktive Lernzeit sowie      Klassenführung signalisiert auch die überragende         “Developing the peripheral vision needed                d = 0,76; Hattie 2013, S. 125). Wichtig ist dabei
    Merkmale des beobachtbaren Lernverhaltens von          Wichtigkeit und Wertigkeit, die die Lehrperson           to successfully manage a group of thirty stu-           eine gute Balance zwischen Abbau uner-
    Schülerinnen und Schülern (wie Engagement,             dem Lernen zuschreibt und ist damit – über die           dents is an important part of behaviour                 wünschtem (insbesondere störendem) Verhal-
    Anstrengungsbereitschaft und Ausdauer). Insbe-         Steigerung der Lernmotivation – indirekt ebenfalls       management. Scanning the classroom whilst               ten einerseits und dem Aufbau (durch kontin-
    sondere sichert eine effiziente Klassenführung         lernförderlich.                                          teaching and intervening immediately, using             gente Verstärkung) bzw. der Aufrechterhaltung
    die für das aktive Lernen zur Verfügung stehende,                                                               the minimal possible intervention to resolve            (durch intermittierende Verstärkung) akzepta-
    störungsfreie Zeit. Und die aktive Lernzeit ist        3. Komponenten                                           the issue, limits the opportunity for things            blen Verhaltens andererseits.
    ihrerseits ein Prädiktor für den Lernerfolg, wie die   Klassenführung ist kein homogenes Konstrukt,             to spiral out of control.” (S. 67) Sie schließt die
    Hattie-Studie belegt (Effektstärke von d = 0,38,       sondern umfasst sehr unterschiedliche Aspekte,           Fähigkeit des „multi-tasking“ mit ein: das Moni-
                                                                                                                                                                          4. Klassenführung und Unterrichtsqualität
    Hattie 2013, S. 219). Die meisten Studien gibt es      deren gemeinsamer Nenner darin besteht, stö-             toring mehrerer, simultan verlaufender („over-
                                                                                                                                                                          In der Forschung wird vor allem auf die ent-
    indes zur Lernwirksamkeit, d. h. zu messbaren          rungsfreie, lernförderliche Situationen im Klassen-      lapping“) Handlungsstränge und Situationen.
                                                                                                                                                                          scheidende Rolle eines durch Unterstützung,
    fachlichen Kompetenzen. Die internationale For-        zimmer herzustellen („framework for learning“).
                                                                                                                                                                          Freundlichkeit und wechselseitigen Respekt cha-
    schung zeigt, dass kein anderes Merkmal so ein-                                                              ■■ Zeitnutzung: Die Nutzung der Unterrichtszeit
                                                                                                                                                                          rakterisierten Lernklimas hingewiesen; Klassen-
    deutig und konsistent mit dem Leistungsniveau          ■■ Regeln und Prozeduren: Regeln, also verbind-          fürs Lernen ist ebenfalls zentral und erfordert
                                                                                                                                                                          führung und Unterrichtsqualität hängen also eng
    und -fortschritt von Schulklassen verknüpft ist           liche Abmachungen, sind das „A und O“ einer           die Identifikation und Minimierung möglicher
                                                                                                                                                                          zusammen. Eine systemische Sichtweise, die dem
    wie die Klassenführung. So befindet sich Class-           proaktiven Klassenführung, wie die Lehr-Lern-         „Zeitdiebe“. Wie die videobasierte Unterrichts-
                                                                                                                                                                          Charakter der „Orchestrierung“ des Unterrichts
    room-Management nach den kognitiven Schüler-              Forschung immer wieder gezeigt hat. Den Fluss         forschung gezeigt hat, sind dies vor allem: Un-
                                                                                                                                                                          Rechnung trägt, bewahrt einen vor einer mecha-
    kompetenzen an der zweiten Stelle der Rangliste           des Unterrichts fördern darüber hinaus Proze-         pünktlichkeit, schleppende Übergänge, Schwie-
                                                                                                                                                                          nischen Missinterpretation, der zufolge bereits das
    in der einflussreichen Metaanalyse zu Bedingungs-         duren (oder Verfahren, Routinen). Dies sind           rigkeiten mit Medien und der Technik sowie
                                                                                                                                                                          Drehen an einer „Stellschraube“ zu maßgeblichen
    faktoren schulischer Leistungen von Wang et al.           spezifische, explizit gelernte und eingeübte          Störungen. Unter dem Gesichtspunkt „Umgang
                                                                                                                                                                          Veränderungen führt. Eine Fokussierung auf die
    (1993, S. 93). Hattie (2013, S. 122) belegt eben-         Verhaltensmuster für immer wiederkehrende             mit Vielfalt“ kann man auch die Unterbeschäf-
                                                                                                                                                                          Effizienz der Klassenführung unter Ausblendung
    falls, dass Classroom-Management einen starken            Situationen, die dafür sorgen, dass im Unter-         tigung einzelner Schüler(-gruppen) durch unan-
                                                                                                                                                                          anderer, damit zusammenhängender Aspekte der
    Effekt auf Lernerfolg (d = 0,52) und Anstren-             richt allen klar ist, was von wem und wie getan       gemessene Aufgaben dazu zählen.
                                                                                                                                                                          Beziehungsqualität und der Unterrichtsqualität
    gungsbereitschaft (d = 0,62) hat und legt dabei           werden muss. An Stelle verbaler Äußerungen
                                                                                                                                                                          ist nicht zielführend. Klassenführung und guter
    die Metaanalyse von Marzano (2000) zugrunde.              werden sie oft durch Signale, Gesten oder          ■■ Aufbau erwünschten und Abbau uner-
                                                                                                                                                                          Unterricht beeinflussen sich wechselseitig: Ist der
    In Deutschland hat zuletzt die DESI-Studie                Symbole initiiert, wodurch sie auch einen Bei-        wünschten Schülerverhaltens: Diese Strate-
                                                                                                                                                                          Unterricht motivierend, weder unter- noch über-
    gezeigt: Die Wirksamkeit der Klassenführung               trag zur Zeitersparnis und zur Lehrerentlastung       gien umfassen zum einen disziplinarbezogene
                                                                                                                                                                          fordernd, sind Schülerinnen und Schüler aktiv und

8                                                                                                                                                                                                                               9
PÄDAGOGIK LEBEN Lerngruppen steuern - Beziehungen und Unterricht gestalten - Ausgabe 2-2015 - Bildungsserver Rheinland-Pfalz
Pädagogik•Leben 2-2015                                                                                                                                                                                Pädagogik•Leben 2-2015

     an der Gestaltung des Unterrichts mitbeteiligt,         auch als „mental set“ bezeichnet) durch seine        „Klassengeist“, der Kooperation mit der Lehrkraft          Helmke, A.: Unterrichtsqualität und Lehrerprofessi-
     dann wirft die Klassenführung wenig Probleme            Facetten umschrieben:                                und angepasstes Verhalten als „streberhaft“ sank-          onalität. Diagnose, Evaluation und Verbesserung des
     auf. Und umgekehrt: In einer gut geführten Klasse         • die kontinuierliche Reflexion des eigenen        tioniert. Neben einer gut ausgebauten Koopera-             Unterrichts (5. überarb. Aufl., Schule weiterentwickeln
     lässt es sich nicht nur leichter, sondern auch bes-          Unterrichtsverhaltens und seiner Wirkungen:     tion zwischen Schule und Elternhaus und einer              – Unterricht verbessern. Orientierungsband). Seelze:
     ser unterrichten. Die gleiche Wechselwirkung                 „Der wichtigste Aspekt besteht darin, im        entwickelten Kooperations- und Evaluationskultur           Klett-Kallmeyer, 2014.
     trifft für die Beziehungsqualität zu. Hierzu zwei            Klassenzimmer Situationen zu schaffen, in       im Kollegium hat sich auf Schulebene vor allem
     vielsagende Zitate:                                          denen die Lehrpersonen mehr Feedback über       eine unterrichtswirksame Führung als besonders             Helmke, A., Helmke, T.: Unterrichtsdiagnostik mit EMU.
        • “The quality of teacher-student relationships           ihren Unterrichtsstil erhalten können.“         lernwirksam herausgestellt. Diese „bezieht sich            SCHULBLATT des Kantons Thurgau, Heft 2/2014.
            is the keystone for all other aspects of class        (Hattie 2013, S. 15)                            auf jene Schulleitung, die ihren Hauptschwer-              S. 16-19.
            room management … teachers who had                 • eine realistische Einstellung zu den Schü-       punkt auf die Schaffung eines störungsfreien
            high-quality relationships with their stu-            lerinnen und Schülern: weder romantisch         Lernklimas, auf ein System klarer Lernziele und            Helmke, A. et al.: Effiziente Klassenführung als Schlüs-
            dents had 31 percent fewer discipline prob-           (Schüler als Freunde und Kumpel) noch           auf hohe Erwartungen an Lehrpersonen und Ler-              selmerkmal der Unterrichtsqualität – ein Untersu-
            lems, rule violations, and related problems           zynisch (Schüler als Feinde), sondern Ler-      nende richtet“ (Hattie 2013, S. 99).                       chungsbeispiel aus der Grundschule. In: Spiel, C. et
            over a year’s time than did teachers who did          nende, die wertgeschätzt werden und an                                                                     al. (Hrsg.): Bildungspsychologie. Göttingen: Hogrefe,
            not have high-quality relationships with              deren Stärken angeknüpft wird                   Prof. Dr. Andreas Helmke und Dr. Tuyet                     2010. S. 101-105.
            their students.“ (Marzano et al. 2003, S. 1)       • die Bereitschaft, sich insbesondere bei          Helmke, bis 2013 Universität Koblenz-Landau/
        • “The management of your classroom must                  Störungen in die Lage der Schülerinnen und      Fachbereich Psychologie; aktiv in der Bera-                Helmke, A. et al.: Wirksamkeit des Englischunterrichts.
            begin with developing trusting relationships          Schüler zu versetzen; kognitive Empathie        tung von Bildungsministerien (Deutschland,                 In: DESI-Konsortium (Hrsg.): Unterricht und Kompe-
            with your students. Without mutual feelings        • Kontrolle eigener negativer Emotionen (wie       Schweiz, Vietnam), der Lehrerausbildung (Uni-              tenzerwerb in Deutsch und Englisch. Ergebnisse der
            of trust and respect, you will be unable to           Ärger und Frustration) im Klassenzimmer         versität Konstanz) sowie der Aus- und Fortbil-             DESI-Studie. Weinheim: Beltz, 2008. S. 382-397.
            assume the role of an instructional leader in                                                         dung von Schulleitungen und Lehrpersonen
            your classroom.” (Borich 2007, S. 159)           Genau daran knüpfen die Diagnosewerkzeuge            Kontakt: dr.andreas.helmke@gmail.com                       Helmke, A., Hosenfeld, I., Schrader, F.-W.: Unterricht,
                                                             EMU (Sichtbarmachung des Lehrens und Lernens                                                                    Mathematikleistung und Lernmotivation. In: Helmke,
     5. Lehrerprofessionalität und -persönlichkeit           durch kriteriengeleiteten Abgleich von Perspekti-    Literatur:                                                 A., Jäger, R. S. (Hrsg.): Die Studie MARKUS – Mathema-
     Die Wirksamkeit der Klassenführung – als Pro-           ven und Reflexion über Unterricht) und EMUplus       Borich, G. D.: Effective teaching methods. Research-ba-    tik-Gesamterhebung Rheinland-Pfalz: Kompetenzen,
     zessvariable – hängt nicht nur von der Wissens-         (kollegialer Austausch über Unterrichtsqualität      sed practice (6. Aufl.). Upper Saddle River, NJ: Pearson   Unterrichtsmerkmale, Schulkontext. Landau: Verlag
     basis der Lehrkraft in diesem Bereich, sondern in       aus der Perspektive der Lehrergesundheit) an         Education, 2007.                                           Empirische Pädagogik, 2002. S. 413-480.
     vielfältiger Weise auch von der Lehrerpersönlich-       (s. www.unterrichtsdiagnostik.info und S. 15).
     keit ab: von der Autorität und Glaubwürdigkeit,                                                              Evertson, C. M., Emmer, E. T.: Classroom management        Marzano, R.: A new era of school reform: Going where
     dem Auftreten und der Körpersprache über sub-           6. Kontext                                           for elementary teachers (9. Aufl.). New York: Addison      the research takes us. Aurora, CO: Midcontinent Re-
     jektive Theorien dessen, was eine „gut geführte“        Klassenführung und Unterrichtsqualität bewegen       Wesley, 2012.                                              search for Education and Learning (McREL), 2000.
     Klasse ist, über subjektive Toleranzspielräume          sich nicht im luftleeren Raum. Die vorgefundenen
     (ab wann wird ein Schülerverhalten als störend          Verhältnisse in der zu unterrichtenden Klasse kön-   Emmer, E. T., Evertson, C. M.: Classroom management        Marzano, R. J., Marzano, J. S., Pickering, D. J.: Classroom
     empfunden?) bis hin zur Bereitschaft und Fähig-         nen „Rücken-“, aber auch „Gegenwind“ bedeu-          for middle and high school teachers (9. Aufl.). New        Management that works. Research-Based Strategies
     keit, die emotionalen Beziehungen zu den Schü-          ten. Klassen mit ungünstigen motivationalen und      York: Addison Wesley, 2012.                                for Every Teacher. Alexandria, VA: ASCD, 2003.
     lerinnen und Schülern positiv zu gestalten (vgl.        kognitiven Voraussetzungen, z. B. in Schulen im
     Helmke 2014, Kapitel 3 Lehrerpersönlichkeit).           sozialen Brennpunkt, erschweren beispielsweise       Evertson, C. M., Weinstein, C. S. (Hrsg.): Handbook        Wang, M. C., Haertel, G. D., Walberg, H. J.: Toward a
     Unter „Lehrperson“ lässt sich der in der Metaana-       das Unterrichtsgeschäft und die Klassenfüh-          of Classroom Management. Research, Practice, and           knowledge base for school learning. Review of Educa-
     lyse von Marzano (2000) gefundene störungs-             rung. Aber auch die in einer Klasse herrschenden     Contemporary Issues. Mahwah, NJ: Lawrence Erlbaum,         tional Research, 63, 1993. S. 249-294.
     präventive Effekt der „emotional objectivity“           soziometrischen Strukturen, z. B. „tonangebende      2006.
     subsumieren (Effektstärke von d = 0,70). Eine           Cliquen“, also der normative Klassenkontext,
     1:1-Übersetzung dieses Konzeptes ist nicht ziel-        können der Lehrkraft die Klassenführung erleich-     Hattie, J.: Lernen sichtbar machen. Von W. Beywl und       Erstveröffentlichung in: Lernende Schule, Heft
     führend, daher sei dieses Syndrom (von Marzano          tern oder erschweren – letzteres etwa bei einem      K. Zierer überarb. dt. Ausgabe von „Visible Learning“.     65, 2014, S. 9-12.
                                                                                                                  Hohengehren: Schneider, 2013.

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PÄDAGOGIK LEBEN Lerngruppen steuern - Beziehungen und Unterricht gestalten - Ausgabe 2-2015 - Bildungsserver Rheinland-Pfalz
Pädagogik•Leben 2-2015                                                                                                                                                                         Pädagogik•Leben 2-2015

     Klassenführung als Basis guten Unterrichts                                                                   Unterrichtsprofis würden hier den Schüler auf-          erfassen, reagieren sie sehr häufig mit Unter-
                                                                                                                  suchen und ihn ganz leise ansprechen, ohne die          richtsstörungen. Schülerinnen und Schüler, die oft
     Durch die Unterrichtsgestaltung möglichen Störungen vorbeugen                                                Klasse insgesamt abzulenken.                            solche Erfahrungen machen, entwickeln ein nega-
                                                                                                                                                                          tives Selbstbild hinsichtlich ihres Leistungsvermö-
     Ludger Brüning                                                                                               3. Schüleraktivierend unterrichten: Sind alle           gens. Sie verlieren dauerhaft ihre Motivation und
                                                                                                                  Schülerinnen und Schüler gleichzeitig im Lern-          es entsteht eine Störungsspirale. Diese ist nur zu
     Bei der gegenwärtigen Diskussion über eine Ver-       Vorbeugendes Lehrerverhalten im Unter-                 prozess eingebunden, dann ist der Unterricht in         durchbrechen, wenn Sie für die unterschiedlichen
     änderung der Unterrichtskultur hin zu einer stär-     richtsprozess                                          der Regel störungsarm. Die Unterrichtsgestaltung        Leistungsniveaus verschiedene Lernangebote ma-
     keren Individualisierung im Unterricht gerät leicht   Entgegen der weit verbreiteten Meinung ist nicht       sollte daher möglichst Grundsätze der Schüler-          chen. Vielleicht haben Sie eine Klasse in Jahrgang
     aus dem Blick, dass für einen solchen Unterricht      eine bestimmte Art von Reaktion auf Störungen          aktivierung berücksichtigen. Unterricht, der ge-        8 übernommen, in der ein Teil der Schülerinnen
     ein hohes Maß an Klassenführungskompetenz             dafür verantwortlich, ob der Unterricht störungs-      kennzeichnet ist durch den Dreischritt „Einzelar-       und Schüler immer noch massive Schwierigkeiten
     notwendig ist. Denn differenzierender oder gar        frei verläuft. Die empirische Unterrichtsforschung     beit – Kooperation – Vorstellen im Plenum“ för-         mit Grundrechenarten besitzt, Überschlagsrech-
     individualisierender Unterricht lässt sich nur dann   kann bislang nicht feststellen, dass bestimmte         dert durch seine Struktur die mentale Aktivierung       nungen nicht vornehmen kann oder keine Mög-
     realisieren, wenn innerhalb der Klassen der Lern-     Reaktionen auf Störungen zu disziplinierteren          aller Schülerinnen und Schüler und bietet gleich-       lichkeiten zu Selbstkontrolle hat. Wenn Sie diese
     prozess weitgehend störungsfrei erfolgen kann.        Klassen führen. Vielmehr ist das vorbeugende           zeitig für diese wie für Lehrkräfte die notwendigen     Störungsursache beseitigen wollen, müssen Sie
     Die Bestrebungen nach einer verstärkten Indivi-       Lehrerverhalten während des Unterrichtspro-            Routinen, so dass weniger Störungen auftreten.          noch einmal „klein“ anfangen und unterschiedli-
     dualisierung werden daher nur wirksam werden,         zesses entscheidend. Diesbezüglich können fünf                                                                 che Angebote bereitstellen, mit denen die betrof-
     wenn in den Klassen eine angemessene Arbeitsat-       Empfehlungen ausgesprochen werden.                     4. Langeweile und Überforderungen vermei-               fenen Schülerinnen und Schüler ihre Leistungsde-
     mosphäre hergestellt werden kann. Auf die Frage,                                                             den: Alle Untersuchungen zur Klassenführung             fizite beheben können.
     wie Lehrerinnen und Lehrer diese Situationen          1. Hohe Präsenz herstellen: Störungsfreier             machen sehr deutlich, dass nicht selten Langewei-
     gewährleisten können, hat die Unterrichtsfor-         Unterricht ist dadurch gekennzeichnet, dass der        le oder Überforderung bzw. ihre Kombination zu          Erziehung als Teil erfolgreicher Klassen-
     schung viele Antworten gefunden, die sich häufig      Unterrichtende den Eindruck vermittelt, alles im       Unterrichtsstörungen führen.                            führung
     mit den Erfahrungen erfolgreicher Lehrerinnen         Blick zu haben. Eine Kollegin spricht zum Bei-            • Halten Sie die Phasen der Einzelarbeit kurz.       Mindestens ebenso wichtig wie das Lehrerverhal-
     und Lehrer decken.                                    spiel während einer Partnerarbeitsphase leise mit           Anstatt eine ganze Reihe von Übungsauf-            ten im eigentlichen Fachunterricht ist die erziehe-
                                                           einem Schülerpaar, dreht sich aber auch kurz um             gaben erst in Einzelarbeit lösen zu lassen, um     rische Störungsvorbeugung, die an zwei Beispielen
     Grundsätzlich ist zu sagen, dass alle Versuche, das   und signalisiert zwei anderen Schülern durch ein            sie anschließend mit dem Partner zu verglei-       aufgezeigt werden soll:
     Schülerverhalten im Klassenzimmer so zu beein-        Ruhezeichen, leiser zu sprechen. Sie ist hier für           chen, ist es besser, wenn die Schülerinnen
     flussen, dass Unterrichtstörungen minimiert wer-      die Schüler deutlich spürbar. Sie reagiert auf diese        und Schüler zunächst nur ein oder zwei Auf-        1. Regeln und Routinen einführen: Damit
     den, nur dann erfolgreich sein werden, wenn die       kleine Störung unmittelbar und signalisiert so ihre         gaben in Einzelarbeit lösen, diese dann ver-       erfolgreiches Lernen stattfinden kann, braucht
     Lehrkraft mit einer Haltung der Anerkennung und       Präsenz.                                                    gleichen und anschließend wieder in Einzel-        es klare Regeln, die eine ruhige Lernatmosphäre
     einem insgesamt den Schülerinnen und Schü-                                                                        arbeit die nächsten zwei Aufgaben bearbei-         garantieren. Dazu benötigen die Schülerinnen
     lern zugewandten Verhalten in der Schulklasse         2. Reibungslosen Ablauf gewährleisten: Die                  ten.                                               und Schüler nur ganz wenige, dafür aber zentrale
     agiert. Vor diesem Hintergrund lassen sich fünf       zweite Empfehlung wird anschaulich, wenn Sie              • Unterrichtsmaterialien, denen sich die             Regeln. Lange Kataloge hingegen, die Einzelheiten
     Handlungsbereiche unterscheiden, die zu einem         sich die folgenden Verhaltensweisen eines Unter-            Schülerinnen und Schüler unabhängig von            regeln, sind aufgrund ihrer Komplexität meist
     möglichst störungsfreien Lernen in den Klassen        richtenden vor Augen führen.                                der jeweiligen Unterrichtsreihe zuwenden           wirkungslos.
     beitragen:                                               • Während einer Rechenübung in Einzelarbeit              können und die in der Klasse verbleiben,
        • Lehrerverhalten während des Fachunter-                 ermahnt eine Lehrerin einen Schüler, auf-             vermeiden Langeweile. Sie greifen darauf           Der Unterrichtsforschung ist zweifelsfrei zu ent-
           richts                                                recht und ruhig zu sitzen. Viele Schülerinnen         zurück, wenn sie auf den nächsten Unter-           nehmen, dass die Regeln vor allem dann wirk-
        • Erziehender Unterricht, Regel, Routinen                und Schüler schauen kurz auf.                         richtsschritt warten. Vielleicht kultivieren Sie   sam werden, wenn sie ganz frühzeitig aufgestellt
        • Stärkung der sozialen und kommunikativen            • Während einer Kooperationsphase führt der              das Buch in der Tasche, einen Rechtschreib-        und begründet werden. Bei neuen Klassen oder
           Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler              Unterrichtende das Klassenbuch. Dabei fragt           begleiter oder die Portfolioarbeit.                Lerngruppen (Jg. 1, Jg. 5 oder Jg. 11) muss einer
        • Organisatorische Störungsvorbeugung                    er in die Klasse: „Wo ist Ertan? Warum fehlt                                                             der ersten Schritte darin bestehen, Klassenregeln
        • Schulorganisation und -kultur                          er?“                                             5. Schülerinnen und Schülern viele Könnens-             zu vereinbaren. Denn ist das Schülerverhalten
                                                                                                                  erfahrungen ermöglichen: Wenn Lernende                  erst einmal eingeschliffen, lässt es sich nur sehr
                                                           Solche Ablenkungen stören die Reibungslosigkeit
     Zwei davon werden hier knapp vorgestellt.                                                                    Übungen nicht bewältigen oder Aufgaben nicht            schwer verändern.
                                                           und rufen mitunter neues Fehlverhalten hervor.

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PÄDAGOGIK LEBEN Lerngruppen steuern - Beziehungen und Unterricht gestalten - Ausgabe 2-2015 - Bildungsserver Rheinland-Pfalz
Pädagogik•Leben 2-2015                                                                                                                                                                       Pädagogik•Leben 2-2015

     2. Angemessenes Verhalten der Schülerinnen            Artikels). Die eigene Verhaltensänderung ist nicht    Eigenen Unterricht in den Blick nehmen – Diagnosehilfen im Internet
     und Schüler einüben und konsequent einfor-            einfach. Langfristige Lehrfortbildungen zur Klas-
     dern: Wenn es erforderlich ist, dann müssen Sie       senführung in Verbindung mit schulischen Koope-       InES online: Mit InES online bietet das Pädagogische Landesinstitut Rheinland-Pfalz ein umfassendes
     das erwünschte Verhalten mit den Lernenden ein-       rationsstrukturen und Hospitationen erleichtern       Werkzeug zur Durchführung von schulinternen Befragungen an. Dort findet jede Lehrkraft – neben
     üben. Konkret bedeutet das zum Beispiel, dass Sie     hier die persönliche Weiterentwicklung.               vielen anderen Fragebögen – auch ein „Fragebogenpaket zum Klassenmanagement“. Lehrkräfte aller
     mit Ihren Schülerinnen und Schülern die 30cm-                                                               Schulen des Landes können über die InES-Seiten des rheinland-pfälzischen Bildungsservers einen
     Lautstärke für die Partnerarbeit einüben. Lassen      Eingangs wurde die Frage gestellt, wie eine posi-     Antrag auf die kostenlose Nutzung von InES online stellen. Die Zugangsdaten werden per E-Mail ver-
     Sie in der Klasse reflektieren, wenn Verhaltens-      tive Unterrichtssituation zu schaffen sei. Eine       schickt.
     weisen nicht eingehalten werden: „Warum konn-         knappe Antwort ist kaum möglich. Die Arbeit mit       http://ines.bildung-rp.de
     tet ihr während der Einzelarbeit nicht schweigen?“    häufig mehr als 20, manchmal sogar 30 jungen
     Hier anfänglich investierte Zeit erhöht langfristig   Menschen in einem Klassenraum stellt sehr hohe        EMU-Unterrichtsdiagnostik: Die unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Helmke entwickelte kos-
     die echte Lernzeit.                                   Anforderungen an das Professionswissen und die        tenfrei zugängliche Plattform bietet vielfältige Möglichkeiten zur Unterrichtsdiagnostik. Hervorzuhe-
                                                           Handlungsroutinen der Lehrkräfte. Gleichwohl          ben ist, dass hier der eigene Unterricht aus drei Perspektiven (Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte,
                                                           zeigt die Unterrichtsforschung, dass erfolgreiche     Kollegium) in den Blick genommen werden kann. Seit dem 13. April 2015 liegt eine erheblich erwei-
      Übrigens
                                                           Klassenführung erlernbar ist und innerhalb von        terte Version 5.1 vor.
      In Klassen, in denen der Unterrichtende sich
                                                           professionellen Schulen auch unter schwierigen        EMUplus, ein immer häufiger begangener Nebeneinstieg in die innerschulische Feedbackkutur,
      so verhält, dass er Schülerstörungen vorbeugt,
                                                           Bedingungen möglich wird.                             ergänzt EMU um ein qualitatives Instrument, bei dem es um die kollegiale Reflexion des Lehr-
      wird 1 bis 3,5% der Unterrichtszeit auf Diszi-
                                                                                                                 Lern-Prozesses aus Sicht der Lehrergesundheit geht. Bei EMUplus spielt die achtsame Analyse von
      plinierung verwendet. Unterrichtende, die vor
                                                           Klassenführung und Individualisierung                 Unterrichtsstörungen und die Reflexion eigener, insbesondere negativer Emotionen während des
      allem auf Störungen reagieren, müssen zwi-
                                                           Mit Blick auf die vieldiskutierte Individualisie-     Unterrichts eine Schlüsselrolle.
      schen 7 und 18,5% ihrer Unterrichtszeit mit
                                                           rung sind die Erkenntnisse der Begleitforschung       www.unterrichtsdiagnostik.de
      Disziplinie­rungen verbringen. Bei einer zwölf-
                                                           zur Hamburger Schulinspektion bedeutsam. Sie
      jährigen Schulzeit hätte die eine Klasse daher
                                                           zeigen, dass die Klassenführungskompetenz der         Linzer Diagnosebogen zur Klassenführung (LDK): Auf der LDK-Website kann der Diagnosebogen
      effektiv rund zwei Jahre mehr Unterricht als die
                                                           Unterrichtenden die eigentliche Basis jeglicher       zur Klassenführung in unterschiedlichen, schulartspezifischen Versionen heruntergeladen werden.
      andere Klasse (Vgl. Bennett/Smilanich 1995,
                                                           Unterrichtsentwicklung ist (Vgl. Pietsch 2013,        http://ius.uni-klu.ac.at/projekte/ldk/
      S. 25).
                                                           S. 27). In der Stufung der Lehrkompetenz wird
                                                           deutlich, dass die Klassenführungskompetenz die       IQES online: Dort finden Sie, neben vielen kostenpflichtigen Angeboten, für die Fächer Deutsch,
     Die eigenen Handlungsmöglichkeiten erwei-             Basis jeden erfolgreichen Unterrichts darstellt.      Mathematik und Englisch kostenfreie Feedbackinstrumente, mit deren Hilfe Sie eine Rückmeldung
     tern                                                  Individualisierter Unterricht hingegen entspricht     über Ihren Unterricht/Ihr Klassenmanagement durch Ihre Schülerinnen und Schüler bekommen kön-
     Erfolgreiche Lehrerinnen und Lehrer können sich       in der Stufung der höchsten Niveaustufe. Das          nen.
     hinsichtlich ihres Klassenmanagements durchaus        heißt: Erst wenn die Unterrichtenden es vermö-        www.iqesonline.net
     unterschiedlich verhalten. Und unterschiedliche       gen, in der Klasse eine weitgehend störungsfreie
     Schulen und ihre Schülerinnen und Schüler stel-       Arbeitsatmosphäre zu schaffen, können sie auch
                                                                                                                Ludger Brüning, Gesamtschule Haspe in                 Brüning, L.: Störungsfrei unterrichten. Klassenmanage-
     len ganz unterschiedliche Anforderungen an die        anspruchsvollere Formen des Unterrichts realisie-
                                                                                                                Hagen (NRW), Lehrerfortbildung mit Schwer-            ment als Basis erfolgreicher Lehr- und Lernprozesse. In:
     Kompetenzen der Unterrichtenden. Das Lehrer-          ren und dann schließlich auch individualisierende
                                                                                                                punkt Unterrichtsentwicklung                          Praxis Schule 5-2010, S. 4-8.
     verhalten ist aber dennoch nicht beliebig, wie sie    Unterrichtsarrangements lernwirksam anleiten.
                                                                                                                Kontakt: info@ludgerbruening.de
     mit Blick auf eine Klasse erkennen, die bei einer     Dies bei den aktuellen Anstrengungen zur Unter-
                                                                                                                                                                      Pietsch, M.: Was guten Unterricht kennzeichnet. In:
     Lehrperson gut mitarbeitet, bei einer anderen         richts- und Schulentwicklung aus den Augen zu
                                                                                                                Literatur:                                            bildung & wissenschaft 12-2013, S. 24-28.
     vielleicht jegliches Lernverhalten vermissen lässt.   verlieren, wäre vermutlich ein schwerwiegendes
                                                                                                                Bennett, B., Smilanich, P.: Classroom Management. A
     Wer sich hier professionalisieren möchte, für         Hemmnis für eine verstärkte Individualisierung im
                                                                                                                Thinking & Caring Approach. Ontario 1995.
     den ist eine sorgfältige Diagnose des Unterrichts     Unterricht.
     hilfreich. Vielleicht laden Sie sich einmal einen
     befreundeten Kollegen in den Unterricht ein, oder
     Sie befragen Ihre Schülerinnen und Schüler, zum
     Beispiel mit Hilfe des „Linzer Diagnosebogens
     zur Klassenführung“ (siehe Kasten am Ende des

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PÄDAGOGIK LEBEN Lerngruppen steuern - Beziehungen und Unterricht gestalten - Ausgabe 2-2015 - Bildungsserver Rheinland-Pfalz
Pädagogik•Leben 2-2015                                                                                                                                                                   Pädagogik•Leben 2-2015

     Bedürfnisorientierte Klassenführung – ein Orientierungsschema                                             zu berücksichtigen, wenn sie wirksam unterrich-      Selbstfürsorge: Sich stärken, sich entwickeln
                                                                                                               ten und Berufszufriedenheit erleben möchten.
     Arnd Ridder                                                                                               Die entsprechenden Strategien sind die Bezie-        Achtsamkeitsübun-
                                                                                                               hungsfürsorge, die Gruppenfürsorge und die           gen helfen, Anfor-
     In einer Unterrichtsbeobachtung: Wochenplanar-        aktuell häufig unter dem Begriff Classroom-         Selbstfürsorge.                                      derungen gelassen
     beit in der 5. Klasse. Mit dem Zeigefinger vor dem    Management thematisiert wird.                                                                            anzugehen: „Was
     Mund hat die Lehrkraft offenbar ein vereinbar-                                                            Die Balance des inneren Selbst ist als erstes in     geschieht hier und
     tes Geräuschniveau markiert. Arbeitsmaterialien       Nachgefragt werden dafür oft „Tipps und Tricks“.    Gefahr, wenn Lehrkräfte herausfordernde Störun-      jetzt? Was tue ich,
     sind am Platz vorhanden, die Lehrkraft kontrol-       Für die berufliche Weiterentwicklung braucht es     gen erleben. Und wer seine innere Kontrolle ver-     spüre ich, denke ich
     liert, dass alle arbeiten können und das auch tun.    aber eine Struktur des Unterrichtens, mit der die   liert, kann gegen die Störung nicht mehr gewin-      gerade? Wie nehme
     Schülerinnen und Schüler besuchen sich teilweise      Aufgabenvielfalt veranschaulicht, persönliche       nen. Deshalb ist die Selbstfürsorge im Schema an     ich meinen Körper,
     und tauschen sich aus; es bleibt jedoch alles in      Stärken und Schwächen identifiziert und Strate-     die erste Stelle gerückt. Die zweite Gefahr resul-   meinen Atem wahr?“
     Flüsterlautstärke. Einige Kinder melden sich,         gien formuliert werden können. Nachfolgend soll     tiert daraus, wenn im Zuge eines Tadels, einer
     die Lehrkraft geht jeweils zum Sitzplatz, um die      hierfür ein unterrichtsbezogenes Orientierungs-     Zurechtweisung o. Ä. die restliche Klasse unbe-      Ohne planvolles Erproben gibt es keine Verän-
     Frage leise zu beantworten. Sie fordert Tom zum       schema vorgestellt werden, das sich in vielen       schäftigt bleibt, in der Weiterarbeit gestört wird   de­rung. Kollegiale Unterstützung hilft dabei,
     dritten Mal aus der Nähe gelassen auf, an seinen      Beratungen konkretisiert hat.                       oder gar zu Zuschauern des Lehrer-Schüler-Kon-       dran zu bleiben („Critical Friends“, Fallberatungs-
     Aufgaben weiterzuarbeiten. Dann greift sie die                                                            flikts wird. Deshalb steht auch die Gruppenfür-      gruppe).
     Frage einer Mitschülerin auf, die mit der gleichen    Bedürfnisorientierte Klassenführung                 sorge noch vor der Intervention gegen die Störung    Wichtig ist es, hierbei eigene Erfolge zu dokumen-
     Aufgabe nicht weiterkommt und bittet Tom, sich        Das Konzept der bedürfnisorientierten Klassen-      selbst. Und als Drittes ist es wichtig, die Wert-    tieren (vgl. Eichhorn 2014).
     dazuzusetzen und jener die Sache noch einmal zu       führung greift drei Perspektiven auf, die für das   schätzung der Schülerin bzw. des Schülers in der
     erklären. Tom arbeitet weitere Minuten gut mit.       Lehrerhandeln im Unterricht zentral sind.           Störungsintervention zu wahren. Dafür braucht es     Abschalten durch bewusste Aktivitäten: bewegen,
     Szenen eines Unterrichts, in der die Lehrkraft viel                                                       gute Beziehungsfürsorge.                             entspannen, genießen. Sich „Schulfreie Zeit“ im
     aktive Lernzeit erreicht hat.                         Beziehungsbedürfnis: Im Kontakt mit Schüle-                                                              Kalender eintragen oder noch offene Aufgaben
                                                           rinnen und Schülern zählt vor allem anderen die     Dies gilt zwar in besonderer Weise für Störsitu-     ritualisiert in einer „Schatzkiste“ ablegen.
     Lerngruppen steuern – eine dauerhafte                 Wertschätzung, die Lehrkräfte ihnen geben. Diese    ationen, also wenn das Miteinander von Lehr-
     Entwicklungsaufgabe                                   beeinflusst wesentlich auch die Wertschätzung,      kraft und Schulklasse akut auf die Probe gestellt    Gruppenfürsorge:
     Lerngruppen zu steuern, ist eine wahrlich             die umgekehrt die Schülerinnen und Schüler der      wird. Schon die Untersuchungen von Kounin            Die Klasse für die
     anspruchsvolle Aufgabe – doch es ist beschreib-       Lehrkraft und ihren pädagogischen Handlungen        (2006/1976) haben jedoch gezeigt, dass erfolg-       Sache und für sich
     bar und erlernbar. Guter Unterricht hat eine hohe     entgegenbringt.                                     reiche Lehrkräfte den Unterricht von Anfang an       gewinnen
     Komplexität, und es gab eine jahrzehntelange                                                              anders gestalten. Nicht auf die Störungsreaktion,
     Suche nach den relevanten Merkmalen, die effek-       Beschäftigungsbedürfnis: Fühlen sich die Kin-       sondern auf die richtige Vorbeugung kommt es an      Breite Aktivierung ist
     tives Lehrerverhalten ausmachen (Kounin 2006).        der und Jugendlichen akzeptiert, dann ist es das    (vgl. Nolting 2014, Eichhorn 2014). Denn erst die    ein Schlüssel zu bes-
     Heute haben wir ein recht gut gesichertes praxis-     nächstwichtige Bedürfnis, Struktur und sinnvolle    letztere ermöglicht bessere Interventionen. Daher    serem Lernverhal-
     nahes Wissen über erfolgreiche Strategien und         Beschäftigung im Unterricht zu erleben. Ohne        werden die genannten drei Fürsorgebereiche           ten (siehe Jungbluth, S. 26 f.). Denn Langeweile
     Vorgehensweisen (vgl. Nolting 2014, Eichhorn          Auftrag warten zu müssen, fällt nicht nur auf-      zunächst für die Vorbeugung und erst dann für die    ist Gift. Auch Schülerinnen und Schüler mögen
     2014, Wahl 2013, Breaux/Whitaker 2012).               merksamkeitsschwachen Schülerinnen und Schü-        Bewältigung von Störungen gefüllt.                   geordnetes Arbeiten lieber als Chaos. Dafür brau-
                                                           lern sehr schwer.                                                                                        chen sie ausreichend viele anregende Aufgaben,
     In der Lehramtsausbildung wird zu Recht einge-                                                            Lernzeit gestalten – Beziehungen entwickeln          um voll beschäftigt zu sein.
     übt, fachlichen Unterricht inhaltlich, didaktisch     Souveränitätsbedürfnis: Um Beziehungen und          Hier geht es darum, als Lehrkraft die eigene Sou-
     und methodisch gut zu planen. In der Berufspraxis     Beschäftigung zu fördern, brauchen Lehrkräfte       veränität weiterzuentwickeln, vielfältige Ver-       Um Struktur in die Klasse zu bringen, müssen wie-
     geht es jedoch zunächst oft darum, dass Schü-         innere Sicherheit und Gelassenheit. Dies umfasst    fahrensabläufe und Rituale zu nutzen und stabil      derkehrende Arbeitsabläufe etabliert und einge-
     lerinnen und Schüler überhaupt mitmachen und          Strategien und Techniken, um pädagogischen          positive Beziehungen zu den Schülerinnen und         übt werden (siehe Eichhorn, S. 30 f.). Das beginnt
     ihre Lernzeit nutzen. Hierbei kommt die Bezie-        Herausforderungen zu begegnen und von den           Schülern aufzubauen. Diese Ebenen kontinuierlich     damit, für Erklärungen die ungeteilte Aufmerk-
     hungsentwicklung, die Klassenführung und die          eigenen Gefühlen nicht überwältigt zu werden.       aktiv aufzubauen, ist gleichermaßen der Schlüssel    samkeit zu sichern.
     eigene Rollenklärung ins Spiel, also u. a. das, was   Im Unterricht haben Lehrkräfte also die Aufgabe,    zu besserem Unterricht und zu beruflicher Zufrie-
                                                           (zumindest) diese drei Bedürfnisse gleichzeitig     denheit.

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PÄDAGOGIK LEBEN Lerngruppen steuern - Beziehungen und Unterricht gestalten - Ausgabe 2-2015 - Bildungsserver Rheinland-Pfalz
Pädagogik•Leben 2-2015                                                                                                                                                                       Pädagogik•Leben 2-2015

     Gerade bei wiederkehrend auftretendem Stör-            Unterricht sichern – Störungen begegnen              Unterrichtsfluss wahren:                            eingesetzt, kann aber auch zur eigenen Weiterent-
     verhalten ist es wichtig, die Willigen zu bestärken    Störungen stellen situativ höchste Anforderungen     die Arbeit der anderen Schüler sichern. Den         wicklung des pädagogischen Handelns verwendet
     und das erwünschte Verhalten zu bekräftigen.           an die Lehrkraft. Diese wird dann nur die Reaktio-   störenden Schüler aus der Nähe ansprechen.          werden. Auch dabei gilt: gemeinsam ist besser als
     Denn die „Energie“ der Klasse fließt dahin, wo die     nen sicher einsetzen, die sie zuvor schon verwen-    Nie lauter oder länger als die Störung selbst       einsam. Strategien zur erfolgreichen Selbstver-
     Aufmerksamkeit ist.                                    det oder eingeübt hat (vgl. Wahl 2013). Deshalb      intervenieren!                                      änderung im Team finden sich bei Sieland/Heyse
                                                            ist die innere Gelassenheit so wichtig. Nur damit                                                        2010.
     Die Basisstrategie dafür ist das stetige Bekräftigen   kann es gelingen, die drei Fürsorgeebenen gleich-    Kontakt halten: Zuwendung für die Mitarbei-
     als Signal „ich sehe alles, was ihr tut“. Diese Prä-   zeitig zu beachten.                                  tenden geben. Kollektivtadel vermeiden, denn        Die konkrete Umsetzung kann hier freilich nur in
     senz hilft auch, die Führungsrolle wahrzunehmen.                                                            es werden stets auch die Willigen getadelt. Das     Stichpunkten angetippt werden. Das Wichtige
     Zusätzlich kann eine Lobliste („Board of Compli-       Selbstfürsorge:                                      erwünschte Verhalten benennen und loben, um         dabei ist die wertschätzende und fürsorgliche
     ments“, Eichhorn 2014) das bessere Gegenstück          Sich schüt-                                          den Fokus der Mitschülerinnen und Mitschüler zu     Perspektive. Für die spezifischen Inhalte hinter
     einer Ermahnungsliste sein.                            zen, kontrolliert                                    lenken.                                             den Stichworten wird auf die jeweiligen Artikel im
                                                            reagieren                                                                                                Heft und die unten genannte Literatur verwiesen.
                                   Beziehungsfür-                                                                                      Beziehungsfürsorge: Schü-
                                   sorge: Schüler res-      Sich schützen:                                                             ler respektieren, Verhalten   Arnd Ridder, Schulpsychologe des PL
                                   pektieren, Verhalten     Zeit gewinnen:                                                             begrenzen                     Kontakt: arnd.ridder@pl.rlp.de
                                   einüben                  tief durchatmen,
                                                            den Körper wahr-                                                          Stopp:                         Literatur:
                                  Aktiver Aufbau einer      nehmen, innerlich bis drei zählen. Die eigenen                            Eindeutiges Stoppsignal        Bauer, C., Hegemann, T.: Ich schaffs! - Cool ans Ziel:
                                  positiven Beziehung       Gefühle wahrnehmen und anerkennen. Provoka-                               zum Störverhalten, das         Das lösungsorientierte Programm für die Arbeit mit
                                  mit „schwierigen          tionen nicht persönlich nehmen. Gedankenstopp:                            erwünschte Verhalten           Jugendlichen. Carl Auer, 4. Auflage, 2013.
                                  Schülerinnen und          wer dem Störenden „böse Absicht“ unterstellt,                             benennen und die genaue
     Schülern“ und deren Eltern. Gerade Schülerin-          läuft Gefahr, vergelten zu wollen.                   Ausführung einfordern (vgl. Eichhorn 2014).         Breaux, A., Whitaker, T.: 50x Schülerverhalten verbes-
     nen und Schüler mit Verhaltensproblemen sind                                                                                                                    sern: Lernumgebung verändern – leichter unterrichten.
     oft dankbar, wenn sie willkommen geheißen und          Professionell reagieren:                             Bedürfnisse und Gefühle …                           Beltz, 2012.
     beachtet werden. Ein äußerst wirksamer Weg ist         Ich-Botschaften verwenden („Ich nehme wahr …,        ansprechen und akzeptieren (vgl. Sorg, S. 28 f.).
     hier die wertschätzende Kommunikation (Sorg,           das löst in mir … aus, ich möchte …“). Gefühle       Den Respekt wahren, Abwertung der Person und        Eichhorn, C.: Classroom-Management. Wie Lehrer,
     S. 28 f.).                                             kontrolliert benennen, um Erwartungen und            Ironie vermeiden. Bedürfnisse der Lernenden und     Eltern und Schüler guten Unterricht gestalten. Klett-
                                                            Wünsche zu verstärken. Die Störung als Bedürf-       von sich selbst dagegensetzen.                      Cotta, 7. Auflage, 2014.
     Gravierende Verhaltensschwierigkeiten von Schü-        nisäußerung deuten: Was sagt der Schüler mit
     lerinnen und Schülern erfahren Lehrkräfte oft          seinem Verhalten über sich? (vgl. Sorg, S. 28 f.)    Bekräftigen:                                        Furman, B.: Ich schaffs! Das 15-Schritte-Programm für
     schon vorab, oder sie werden in den ersten Unter-                                                           Rückkehr zum erwünschten Verhalten sofort           Eltern, Erzieher und Therapeuten. Carl Auer, 5. Auflage,
     richtstagen des Schuljahrs deutlich. Dann emp-         Gruppenfürsorge:                                     anerkennen („Klares Stopp, kurzes Danke“). Das      2013.
     fiehlt es sich, mit dem betreffenden Kind und falls    Die Klasse bei der                                   kann bei älteren Schülerinnen und Schülern auch
     möglich dessen Eltern einen Entwicklungsplan zu        Sache und bei sich                                   ein kurzes Nicken oder ein wohlwollender Blick      Kounin, J. S.: Techniken der Klassenführung. Waxmann
     vereinbaren (z. B. „Ich Schaff‘s“-Konzept, Furman      halten                                               sein.                                               (Reprint des Buches von 1976), 2006.
     2013 sowie Bauer u. Hegemann 2013).
                                                            Begrenzen:                                           Nachsorge bei Bedarf:                               Nolting, H.-P.: Störungen in der Schulklasse. Ein Leit-
     Erfolge würdigen: Schülerinnen und Schüler mög-        Rasch und konse-                                     Kritikgespräch erst am Stundenende und nicht        faden zur Vorbeugung und Konfliktlösung. Beltz, 12.
     lichst oft beim guten Verhalten zu „erwischen“,        quent reagieren,                                     vor Mitschülerinnen und Mitschülern führen.         Auflage, 2014.
     setzt einen anderen Fokus, spornt an und ent-          Aufmerksamkeit                                       Gemeinsam einen Entwicklungsplan für das bes-
     spannt die Beziehungen.                                zeigen. Nonver-                                      sere Verhalten aufstellen (s. o.)                   Sieland, B., Heyse, H.: Verhalten ändern - im Team
     „Schwierigen“ Schülerinnen und Schülern kleine         bale Reaktionen begrenzen oft besser: zur Stö-                                                           geht‘s besser: Die KESS-Methode. Vandenhoeck &
     Aufträge und Verantwortlichkeiten zu geben,            rung hinbewegen, dämpfende Gesten und Blicke         Zur Arbeit mit dem Schema                           Ruprecht, 2010.
     erleichtert ihnen, positiv aufzufallen.                einsetzen.                                           Um Lernen wirksam zu steuern, braucht es einen
                                                                                                                 langen Atem und viele Schritte. Das Schema          Wahl, D.: Lernumgebungen erfolgreich gestalten.
                                                                                                                 soll die Schritte strukturieren und Anregungen      Klinkhardt, 3. Auflage, 2013.
                                                                                                                 geben. Es wird in Fortbildungen und Beratungen

18                                                                                                                                                                                                                              19
Pädagogik•Leben 2-2015                                                                                                                                                                                        Pädagogik•Leben 2-2015

     BERICHT AUS DER SCHULPRAXIS
                                                                                                                  lernförderlichen Unterrichtsklimas (vgl. Helmke                  berichtet von vielen Streitereien innerhalb der
                                                                                                                  2006). Die zu diesen Aspekten durch die externe                  Klassen und Kurse.
                                                                                                                  Evaluation der AQS erhobenen Daten werden
                                                                                                                  im Kriterium „Es herrscht eine Atmosphäre von                    An Strategien zur Steigerung von Respekt und
     Ein externer Blick auf Klassenführung – Aktuelle Zahlen aus der Evaluation der AQS
                                                                                                                  wechselseitiger Wertschätzung und gegenseiti-                    Wertschätzung im Umgang miteinander – beson-
                                                                                                                  gem Respekt“ abgebildet, welches im Folgenden                    ders unter Schülerinnen und Schülern – muss
     Britta Giering
                                                                                                                  genauer betrachtet wird.                                         zukünftig also gearbeitet werden, um ein für alle
                                                                                                                                                                                   Beteiligten lernförderliches Unterrichtsklima
     Verhaltenswirksame Regeln und die damit einher-        Die überwiegende Mehrheit der Lehrkräfte (98%)
                                                                                                                  Der Umgang zwischen der Schülerschaft und den                    zu schaffen. Die Daten der externen Evaluation
     gehende Prävention von Störungen im Unterricht         und der Schülerschaft (91%) gibt an, dass es im
                                                                                                                  Lehrkräften wird von den Lehrkräften als positiv                 zeigen, dass Störungen und Streitereien einen
     sowie eine lernförderliche Unterrichtsatmosphäre       Unterricht grundsätzlich Verhaltensregeln gibt.
                                                                                                                  eingestuft, ein Urteil, welches durch die Unter-                 nicht unerheblichen Teil des Schulalltags ausma-
     durch ein wertschätzendes Klassenklima werden          Diese Aussagen werden durch die Einblicknah-
                                                                                                                  richtsbeobachtungen bestätigt wird. Vier Fünf-                   chen und der in den folgenden Kapiteln gezeigte
     in der Diskussion über Merkmale guten Unter-           men im Rahmen der externen Evaluation bestä-
                                                                                                                  tel der Schülerinnen und Schüler bewerten die                    Umgang mit den Konzepten der Störungspräven-
     richts immer wieder als basale Ansätze angeführt       tigt. Geht es um das tatsächliche Einhalten der
                                                                                                                  Interaktionen als freundlich und respektvoll. Auch               tion lohnenswert ist.
     (vgl. Helmke 2006; Meyer/Bülter 2004). Da diese        etablierten Regelsysteme, sieht das Bild allerdings
                                                                                                                  wenn diese Daten auf den ersten Blick sehr posi-
     Aspekte eine elementare Voraussetzung für gelin-       etwas anders aus. Hier sind deutliche Unter-
                                                                                                                  tiv wirken, bedeutet es im Umkehrschluss jedoch,                 Kontakt: Britta Giering, Fachbereich Wissen-
     gendes Lehren und Lernen darstellen, werden sie        schiede zwischen den Aussagen der einzelnen
                                                                                                                  dass 20% der Schülerinnen und Schüler sich nicht                 schaft und Analyse, AQS
     auch im Rahmen der externen Evaluation durch           Befragtengruppen auszumachen. Die Mehrheit
                                                                                                                  respektvoll von den Lehrkräften behandelt fühlen.
     die AQS in den Blick genommen. Diese Merkmale          der befragten Eltern hat den Eindruck, dass im
                                                                                                                  Auch der Umgang von Schülerinnen und Schülern                    Literatur:
     werden in der Evaluation durch die zwei Krite-         Unterricht ihrer Kinder auf Disziplin und Ordnung
                                                                                                                  untereinander wird von den befragten Kindern                     Helmke, A.: Aktive Lernzeit optimieren – Was wissen
     rien „Ein verbindliches Regelsystem begünstigt         geachtet wird (87%) und auch 90% der Lehr-
                                                                                                                  und Jugendlichen teilweise als nicht respektvoll                 wir über effiziente Klassenführung? In: Pädagogik 5/07,
     die Lehr- und Lernprozesse“ und „Es herrscht eine      kräfte geben an, dass die aufgestellten Regeln im
                                                                                                                  wahrgenommen. Zwar geben 90% der Lehrkräfte                      S. 44-49.
     Atmosphäre von wechselseitiger Wertschätzung           Unterricht eingehalten werden. Auf der anderen
                                                                                                                  an, dass der Umgang innerhalb der Schülerschaft
     und gegenseitigem Respekt“ erfasst. Für den Zeit-      Seite antworteten mehr als ein Drittel der Schü-
                                                                                                                  freundlich und respektvoll verläuft, auf Schüler-                Helmke, A.: Was wissen wir über guten Unterricht. In:
     raum von Februar 2012 bis zu den Sommerferien          lerinnen und Schüler, dass sie sich im Unterricht
                                                                                                                  seite bewertet jeder Vierte den Umgang unter-                    Pädagogik 2/06, S. 42-45.
     2014 liegen Ergebnisse von fast 500 Schulen vor,       nicht an das Regelsystem halten (siehe Grafik).
                                                                                                                  einander jedoch als negativ. Die Daten aus der
     in denen die AQS Lehrkräfte, Schülerinnen, Schü-       Diese Ergebnisse zeigen, dass die Lehrkräfte sich
                                                                                                                  externen Evaluation zeigen auch, dass es viele                   Meyer, H. und H. Bülter: Was ist ein lernförderliches
     ler und Eltern unter anderem zu diesen Kriterien       im Schulalltag trotz der existierenden Regeln mit
                                                                                                                  Streitereien zwischen den Kindern und Jugend-                    Klima? In: Pädagogik 11/04, S. 31-37.
     befragt hat. Außerdem fließen die Ergebnisse der       Unterrichtsstörungen auseinandersetzen müssen.
                                                                                                                  lichen gibt. Ein Fünftel der befragten Lehrkräfte
     Unterrichtsbeobachtungen in die Beurteilung ein,       Die meisten der befragten Kinder und Jugend-
                                                                                                                  und über ein Drittel der Schülerinnen und Schüler
     um ein verlässliches Bild erzeugen zu können.          lichen (78%) geben an, dass die Lehrkräfte bei
                                                            Nichteinhaltung bestehender Regeln einschreiten.
     Verbindliche Regelsysteme                              Diese Zahl mag hoch klingen, es bedeutet aller-
                                                                                                                                                                    Im Unterricht gibt es Regeln, wie wir uns verhalten sollen.
     Die Einrichtung und Einhaltung verhaltenswirk-         dings auch, dass bei mehr als einem Fünftel der
     samer Regeln, die Prävention von Störungen und         befragten Schülerschaft die Lehrkräfte bei Regel-
     die Zeit sparende Behebung von auftretenden            verstößen im Unterricht nicht aktiv werden. Dies
     Störungen sind Teil einer guten Klassenführung         macht deutlich, dass die Beschäftigung mit dem
                                                                                                                                                                    Im Unterricht halten wir uns an die Regeln.
     (vgl. Helmke 2007). Es lohnt sich daher, beispiel-     Thema der Klassenführung und der Störungsprä-
     haft einige Antworten der unterschiedlichen            vention auch weiterhin relevant ist.
     Befragtengruppen, die in das Kriterium „Ein ver-
                                                                                                                                                                    Im Unterricht ist es üblich, dass die Lehrerinnen und Lehrer
     bindliches Regelsystem begünstigt die Lehr- und        Wertschätzung und Respekt
                                                                                                                                                                    etwas unternehmen, wenn wir uns nicht an die Regeln halten.
     Lernprozesse“ fließen, genauer zu betrachten.          Wechselseitige Wertschätzung zwischen Schü-
     Alle Befragten wurden gebeten, ihr Urteil anhand       lerinnen, Schülern und Lehrkräften und gegen-          0        20       40    60         80      100
     einer vierstufigen Skala von „Trifft zu“ bis „Trifft   seitiger Respekt sind neben einem freundlichen
     nicht zu“ abzugeben.                                   Umgangston, Herzlichkeit, Wärme und einer ent-             Trifft nicht zu		        Triftt eher nicht zu           Trifft eher zu          Trifft zu
                                                            spannten Atmosphäre wichtige Bestandteile eines
                                                                                                                  Grafik: Verbindliches Regelsystem aus Sicht der Schülerinnen und Schüler
                                                                                                                  Datengrundlage: Schulhalbjahre 2011/2012 II bis 2013/2014 II, n = 490 Schulen

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