Ausgabe 1/2020 Patientenmagazin der Neurologischen Klinik Sorpesee und des Neurologischen Versorgungszentrums Hochsauerland - Neurologische Klinik ...

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Ausgabe 1/2020 Patientenmagazin der Neurologischen Klinik Sorpesee und des Neurologischen Versorgungszentrums Hochsauerland - Neurologische Klinik ...
Patientenmagazin der
                 Neurologischen Klinik
                 Sorpesee und des
                 Neurologischen
                 Versorgungszentrums
Ausgabe 1/2020   Hochsauerland
Ausgabe 1/2020 Patientenmagazin der Neurologischen Klinik Sorpesee und des Neurologischen Versorgungszentrums Hochsauerland - Neurologische Klinik ...
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                                                                        Nächst
                                                                                   :
                                                                           Termin er
                                                                       1 .  Septemb

Schulterblick
                                                                      1            hr
                                                                           ab 11 U S
                                                                                     K
                                                                           in der N
Was kann moderne Neurologie in Medizin,
Pflege und Therapie leisten?

                                           Programm

Erfahren Sie Wissenswertes in unse­        11:00 Uhr
rer Vortragsreihe, lernen Sie die Klinik   Begrüßung und Vorstellung der Neurologischen Klinik Sorpesee
                                           Prof. Dr. Candan Depboylu und Therapeuten aus den Bereichen
kennen und besuchen Sie die Info­          Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Psychologie
stände unserer Therapeuten.
                                           12:00 Uhr
Weitere Termine:                           Mittagsbuffet

16. Oktober 2020                           12:45 Uhr
23. April 2021                             Diagnostische Möglichkeiten der Parkinsonerkrankung
18. Juni 2021                              Prof. Dr. Detlev Uhlenbrock

17. September 2021                         14:00 Uhr
29. Oktober 2021                           Zusammenarbeit: Rehamedizin, Physikalische Therapie,
                                           Schmerztherapie
                                           Eckhard Weinz, Facharzt für Rehamedizin und Physikalische
Wir bitten um Anmeldung unter              Therapie
Telefon 02935 807-334

Lindenstraße 22
59846 Sundern
klinik-sorpesee.de
Ausgabe 1/2020 Patientenmagazin der Neurologischen Klinik Sorpesee und des Neurologischen Versorgungszentrums Hochsauerland - Neurologische Klinik ...
Liebe Leserinnen,                                                                                    Inhalt
liebe Leser,
das alles bestimmende Thema in diesen Tagen ist die sogenannte
                                                                                                      4   Neurologische Klinik Sorpesee –
                                                                                                          jahrzehntelange Erfahrung
Corona-Krise. Sie wird uns auch noch eine ganze Weile länger be­
schäftigen, allein schon deshalb, weil unsere Patienten immer zu
den Risikogruppen gehören, die besonders von den Auswirkungen
einer unkalkulierbaren Pandemie betroffen sein können.
                                                                                                     8    Wann ist es Parkinson und
                                                                                                          wann sieht es nur so aus?

Wir als Parkinson-Fachklinik reagieren deshalb besonders auf­
merksam und wir achten bei unseren Patienten auf jede noch so                                        12   Im Team gegen
                                                                                                          den Schmerz
kleine Veränderung des körperlichen und seelischen Befindens

                                                                                                     14
und auf Symptome, die nicht nur unsere Fachkenntnisse vollum­
                                                                                                          Wenn die Füße am
fänglich fordern. Das Team unserer Klinik gibt viel mehr als reine
                                                                                                          Boden kleben
medizinische Hilfe, therapeutische Behandlung oder Pflege – alle
Experten stehen auch persönlich für unsere übergeordneten Ziele

                                                                                                     16
ein und stellen unsere Patienten in den Mittelpunkt ihrer täglichen                                       Kräftige Stimme und
Arbeit. Das wird uns immer wieder auch in den zahlreich ausge­                                            große Schritte
füllten Vordrucken bei der Patientenbefragung bestätigt.

Wir verstehen etwas von Parkinson – und wir geben unser Fach­
wissen in allen Bereichen weiter. Zahlreiche Teambesprechungen
zielen auf den Informationsaustausch und die Weitergabe von
                                                                                                     20   Sprache, Stimme,
                                                                                                          Schlucken

Behandlungsempfehlungen. Davon profitieren unsere Patienten,
denn wenn fachliche Kompetenz auf den allseitigen Willen zur
Zusammenarbeit trifft, profitieren in erster Linie Sie.                                              22   Musik und Rhythmus sind
                                                                                                          Therapie und Entspannung

In dieser Ausgabe des Magazins mittelpunkt stellen wir die
Erkrankung an Parkinson thematisch in den Vordergrund. Lernen
Sie die Bereiche unseres Hauses kennen, die direkt und indirekt
                                                                                                     24   Qualität und Kommuni­kation
                                                                                                          für das Patientenwohl
am Behandlungs- und Therapiegeschehen für Parkinsonpatienten

                                                                                                     26
beteiligt sind.
                                                                                                          Wertvolle Erkenntnisse
                                                                                                          durch Patientenbefragung
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Neurologischen Klinik
Sorpesee sagen Ihnen ein herzliches Willkommen.

Wir sind für Sie da!                                                                                 28   Viele Menschen –
                                                                                                          viele Keime

Ihr Steffen Uhlenbrock
Geschäftsführer der Neurologischen Klinik Sorpesee
                                                                                                     30   Emotionale
                                                                                                          Unterstützung

Lesehinweis
Die in diesem Magazin dargestellten medizinischen Fragestellungen und therapeutischen Verfah­
ren entsprechen dem jeweils aktuellen Kenntnisstand in den Fachbereichen der Neurologischen
Klinik Sorpesee, orientieren sich an gültigen Leitlinien und Standards und dienen der Information.
Untersuchungen und Behandlungen müssen jedoch individuell geplant werden. Verbindliche
Diagnosen und Therapieempfehlungen können nur von Haus- und Fachärzten gegeben werden. Wir
bitten unsere Leserinnen und Leser, sich bei gesundheitlichen Beschwerden und Problemen direkt
an den Hausarzt zu wenden, der anschließend alle weiteren Schritte einleiten kann. Im Notfall
stehen Ihnen die Ambulanzen der Kliniken in Ihrer Nähe natürlich rund um die Uhr zur Verfügung.

Impressum
Herausgeber	Neurologische Klinik Sorpesee, Lindenstraße 22, 59846 Sundern
             sowie Thomas Meier-Vehring & tmv-kommunikation
Redaktion	Sandra Gabriel, Thomas Meier-­Vehring (V.i.S.d.P.),
             Telefon 02307 242920, Mobil 0171 3196250
Gestaltung   Christopher Badde                                                                                        Diese Magazin wurde mit Energie aus 100 Prozent
Fotos	Thomas Meier-Vehring, Christopher Badde, istockphoto.com/FangXiaNuo                                            Wasserkraft und ohne schädlichen Industriealkohol
             istockphoto.com/Jacob Wackerhausen, istockphoto.com/alvarez                                              hergestellt. Unsere Druckerei erfüllt alle Anforderungen
                                                                                                                      der DIN EN ISO 9001 und DIN EN ISO 14001 sowie
Die Zeitschrift »mittelpunkt« und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheber­                      die Vorgaben des ECO-Management and Audit Scheme
rechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne                          (EMAS) der Europäischen Union.
Einwilligung der Herausgeber strafbar.
Ausgabe 1/2020 Patientenmagazin der Neurologischen Klinik Sorpesee und des Neurologischen Versorgungszentrums Hochsauerland - Neurologische Klinik ...
Enorme Entwicklung in den letzten Jahren

Neurologische Klinik
Sorpesee – jahrzehnte-
lange Erfahrung

                                                                    Die Neurologische Klinik Sorpesee ist eine im
                                                                    Jahr 1965 gegründete neurologische Akutklinik.
                                                                    Sie versorgt Patienten, die wegen einer medika-
                                                                    mentösen Einstellung bei einer degenerativen
                                                                    Erkrankung wie Morbus Parkinson verschiedene
                                                                    neurologische Untersuchungen (z. B. im Schlafla-
                                                                    bor) und ausgiebige unterschiedliche Therapien
                                                                    wie Physio- und Ergotherapie, Logopädie, Sport-
                                                                    und Musiktherapie benötigen.

                         iele chronisch erkrankte Patienten kom-    Die Anerkennung als Parkinson-Fachklinik wur-

                V
                         men immer wieder gerne in die Neuro-       de im Frühjahr 2020 auf den Weg gebracht und
                         logische Klinik Sorpesee und schätzen      wird im Sommer abgeschlossen sein. Die NKS
                         hier besonders die jahrzehntelange         erfüllte alle Kriterien, die der Anforderungska-
                         Erfahrung im Umgang mit und in der         talog der Deutschen Parkinson Vereinigung e. V.
                Behandlung von neurodegenerativen Erkrankun-        abgefragt hat. Allein schon die weit mehr als
                gen. Tradition und Moderne sind in dieser Klinik    500 Parkinson Behandlungsfälle des Jahres 2019
                für den Patienten da. Zur familiären Atmosphäre     geben einen eindeutigen Beleg für die Expertise
                trägt maßgeblich das fast einhundert Köpfe zäh-     des gesamten NKS-Teams. Im Detail erfüllt die
                lende Team der Klinik bei. Der Patient im Mittel-   Klinik von der baulichen Gestaltung, der diagnos-
                punkt – in der Neurologischen Klinik Sorpesee ist   tischen Ausstattung, des Patientenmanagement-
                das mehr als nur ein oberflächliches Bekenntnis,    Prozesses, des therapeutischen Angebotes, der
                sondern gelebter Alltag auf Stationen und in den    personellen Besetzung sowie in den Bereichen
                Therapieeinheiten.                                  Öffentlichkeitsarbeit und Qualitätsmanagement
                                                                                alle Kriterien und Anforderungen, die
                                                                                an eine moderne Parkinson-Fachklinik
                                                                                gestellt werden können.

                                                                              Sowohl kurze diagnostische Aufenthal-
                                                                              te als auch mehrwöchige Komplex-
                                                                              behandlungen, werden in der Klinik
                                                                              angeboten. Die Länge des Aufenthal-
                                                                              tes und die Intensität der Behandlung
                                                                              werden individuell und patientenspe-
                                                                              zifisch am Aufnahmetag des Patienten
                                                                              festgelegt. Je nach Entwicklung des
                                                                              Patienten sind Abweichungen im
                                                                              Sinne von Verkürzungen oder Verlän-
                                                                              gerungen möglich.

4mittelpunkt
Ausgabe 1/2020 Patientenmagazin der Neurologischen Klinik Sorpesee und des Neurologischen Versorgungszentrums Hochsauerland - Neurologische Klinik ...
Seit 2016 gehört die Klinik zum Medizinischen        sammenarbeit zwischen dem Schmerzmediziner,
                  Versorgungszentrum Prof. Dr. Uhlenbrock und          den Fachärzten für Physikalische und Rehabilita-
                  Partner. Zum Unternehmen gehören neben               tive Medizin und dem Therapeutenteam statt.
                  diversen radiologischen Praxen im gesamten           Täglich findet mittags eine interdisziplinäre
                  östlichen Ruhrgebiet auch weitere Standorte im       Besprechung statt, in der die Neuaufnahmen
                  Münsterland und in Lippstadt. Aufgrund der           des Tages vorgestellt und der geplante stationäre
                  Kooperationsmöglichkeiten zwischen den ein-          Verlauf besprochen werden. An dieser Bespre-
                  zelnen Standorten sind alle radiologischen und       chung nehmen alle Ärzte und stellvertretend ein
                  nuklearmedizinischen Untersuchungen auch für         Therapeut der jeweiligen Profession teil. Einmal
                  die Patienten der Neurologischen Klinik Sorpesee     wöchentlich findet dieser Austausch in der Kom-
                  sehr zeitnah möglich und werden innerhalb und        plexbehandlungsbesprechung in noch größerer
                  außerhalb des stationären Aufenthaltes für die       Runde statt. Hier treffen sich alle am Patienten
                  Patienten organisiert.                               arbeitenden Professionen (Ärzte, Pflege, Thera-
                                                                       pie, Sozialdienst), um ein gemeinsames Bild des
                  Die Klinik verfügt über 54 Betten, die auf fünf      Patienten zu erhalten und die medizinische und
                  Stationen aufgeteilt sind. Eine dieser Stationen     therapeutische Behandlung zu optimieren und
                  ist die im Jahr 2019 eröffnete Komfortstation. Sie   aufeinander abstimmen zu können.
                  verfügt über sehr geräumige Einzel- und Doppel-
                  zimmer in modernster Ausstattung. Für jede Sta-      Die Therapeuten sind im 2013 neu erbauten The-
                  tion ist eine Bereichspflegekraft zuständig, damit   rapiezentrum tätig, in dem sich die unterschied-
                  die Patienten jederzeit einen Ansprechpartner        lichsten, modernen therapeutischen Geräte und
                  haben, der mit dem eigenen Fall vertraut ist.        Medien befinden, an und mit denen zahlreiche
                  Um das bestmögliche Behandlungsziel für den          Therapiemöglichkeiten angeboten werden kön-
                  Patienten erreichen zu können, ist das gesamte       nen. Wenn es gewünscht oder erforderlich ist,
                  Personal in den neurologischen Störungsbildern       werden die Patienten durch die Mitarbeiter des
                  besonders geschult und weitergebildet. Darü-         Transferdienstes zu ihren Therapien begleitet.
                  ber hinaus bietet die Klinik eine multimodale        Um einen stationären Aufenthalt in der neurolo-
                  Schmerztherapie an, bei der jegliche Arten chro-     gischen Akutklinik antreten zu können, ist eine
                  nischer Schmerzen behandelt werden. Sehr häu-        Überweisung des Hausarztes, des Neurologen
                  fig handelt es sich hierbei um Rückenschmerzen,      oder eines anderen Facharztes notwendig.
                  nicht selten verursacht durch Haltungsprobleme,      Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne jeder
                  wie sie auch bei Parkinsonerkrankten auftreten.      Zeit unter der Telefonnummer 02935 807-0 zur
                  Diese Behandlung findet in der Regel in enger Zu-    Verfügung.

Ausgabe 1/2020                                                                                                        5
Ausgabe 1/2020 Patientenmagazin der Neurologischen Klinik Sorpesee und des Neurologischen Versorgungszentrums Hochsauerland - Neurologische Klinik ...
Das Therapiekonzept der Neurologischen Klinik Sorpesee
 
 Der erste Kontakt zur Klinik erfolgt in der       
                                                   Zur Unterstützung der medikamentösen
  Regel telefonisch, durch die Mitarbeiter des      Einstellung durch den Arzt bekommt jeder
  Patientenmanagements. Die stationäre Auf-         Patient ein Bewegungsprotokoll ausgehän-
  nahme sollte zwischen 8:00 und 10:00 Uhr          digt, um seine Mobilität stündlich erfassen zu
  stattfinden, um einen reibungslosen Ablauf        können. Dies erleichtert eine Optimierung der
  zu gewährleisten.                                 Medikation und ermöglicht dem Patienten,
                                                    aktiv an einer Verbesserung seiner Beweglich-
 
 Nach der administrativen Datenerhebung fol-        keit mitzuwirken.
  gen die Aufnahmen durch die Pflegefachkräf-
  te, den behandelnden Arzt und die verschie-      
                                                   Zur Unterstützung und zur Vorbereitung auf
  denen Therapiebereiche (Physiotherapie,           den Alltag zu Hause findet zweimal wöchent-
  Ergotherapie, Logopädie und Psychologie bei       lich eine Beratung durch eine Mitarbeiterin
  Bedarf).                                          des Entlassungsmanagements für Patienten
                                                    und Angehörige statt. Hier wird unter ande-
 
 Während dieser Aufnahmen werden gemein-            rem der Umgang mit Medikamenten geschult,
  sam mit dem Patienten und nach Wunsch             eine eventuell benötigte Hilfsmittelversor-
  auch mit den Angehörigen Therapieziele            gung besprochen oder auch durch prakti-
  festgelegt und ein individueller Terminplan       sche Übungen und Anleitungen unterstützt.
  erstellt.                                         Sollte es gewünscht sein, ist auch jederzeit
                                                    ein Gespräch mit dem Sozialdienst möglich.
 
 Nach der ärztlichen Befundaufnahme wird            Hier können Sie sich beraten lassen, wenn
  die voraussichtliche Dauer des Aufenthal-         es beispielsweise um den Antrag auf eine
  tes festgelegt. Diese liegt im Ermessen des       Schwerbehinderung, einen Pflegegrad oder
  behandelnden Arztes, kann sich aber im            ähnliches geht.
  Verlaufe der stationären Behandlung auch
  noch ändern.                                     
                                                   Über das Entlassungsdatum wird der Patient
                                                    einige Tage zuvor informiert und bei Bedarf
 
 Da die Parkinsonbehandlung immer eine              auch gerne durch die zuständige Pflegefach-
  Kombination aus medikamentöser Ein-               kraft und das Patientenmanagement unter-
  stellung und therapeutischer Behandlung           stützt.
  ist, findet neben den täglichen Visiten eine
  wöchentliche, interdisziplinäre Teambespre-
  chung statt. Hier tauschen sich die Mitarbei-
  ter der unterschiedlichen Therapiebereiche
  mit den Kollegen aus dem pflegerischen und
  ärztlichen Bereich zum aktuellen Zustand des
  Patienten aus und legen Ziele für die nächste
  Woche fest.

6mittelpunkt
Ausgabe 1/2020 Patientenmagazin der Neurologischen Klinik Sorpesee und des Neurologischen Versorgungszentrums Hochsauerland - Neurologische Klinik ...
Der Neurologischen Klinik Sorpesee
                                               stehen als Fachkrankenhaus mit einer
                                               Gesamtbettenzahl von 54 Betten
                                               insgesamt 97 Mitarbeiter zur Verfügung.
                                               • 2 Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie

                                               • 6 Fachärzte für Neurologie

                                               • 1 Facharzt für Anästhesie und Schmerzmedizin

                                               • 2 Fachärzte für Physikalische und Rehabilitative
                                                 ­Medizin (in Kooperation)

                                               • Fachärzte für Neuroradiologie und Nuklearmedizin
                                                 (in Kooperation)

                                               • 2 Assistenzärzte

                                               • 35 Mitarbeiter im Pflege- und Funktionsdienst
                                                 (dreijährig und einjährig examiniert)

                                               • 1 Hygienefachkraft

                                               • 3 Mitarbeiter für interne und externe Patienten­
                                                 begleitung
Die Neurologische Klinik Sorpesee bietet       • 16 Therapiemitarbeiter
eine Kombination aus folgenden Therapie-
                                               • 1 Mitarbeiter im Sozialdienst
und Behandlungsbereichen an:
                                               • 18 Mitarbeiter im Hauswirtschaftsbereich
• Physiotherapie / Physikalische Therapie
                                               • 10 Mitarbeiter im Verwaltungsbereich
• Ergotherapie
                                               • 2 Mitarbeiter Haustechnik
• Logopädie (bei Sprach-, Sprech- und
  Schluckstörungen)

• Psychologische Beratung / Neuropsychologie

• Sporttherapie

• Arbeitsplatztraining

• Musiktherapie / Tanztherapie

• Aktivierende Pflege

• Wundversorgung

• Sturz- und Schmerzmanagement

• Pflege- und Kontinenzberatung

Ausgabe 1/2020                                                                                     7
Ausgabe 1/2020 Patientenmagazin der Neurologischen Klinik Sorpesee und des Neurologischen Versorgungszentrums Hochsauerland - Neurologische Klinik ...
An diesen Symptomen erkennt man die tückische Nervenerkrankung

Wann ist es Parkinson
und wann sieht es nur
so aus?

                                                                   Gut 60 bis 70 Prozent der Syndrome sind tatsäch-
                                                                   lich auf eine Erkrankung an Morbus Parkinson
                                                                   zurückzuführen. Hier hat man es dann mit dem
                                                                   idiopathischen Parkinson-Syndrom (IPS) zu tun.
                                                                   IPS wird gekennzeichnet durch den »Untergang
                                                                   von Nervenzellen« und Mediziner sprechen von
                                                                   einer neurodegenerativen Systemerkrankung, bei
                                                                   der die Nervenzellen in der sogenannten Schwar-
                                                                   zen Substanz des Mittelhirns zugrunde gehen.
                        rfahrene Mediziner und Therapeuten         Durch verschiedene Begleitsymptome ist das IPS

               E
                        können schon mit ein wenig Beobach-        zu beobachten.
                        tung und ersten Diagnoseschritten
                        erkennen, ob ein Patient tatsächlich an    Die Patienten leiden vermehrt unter Verstopfung.
                        Parkinson erkrankt ist oder ob die Symp-   Heute weiß man, dass es eine direkte Verbin-
               tome nur so ähnlich aussehen, aber eine andere      dung zwischen dem Magen-Darm-Trakt und den
               Grunderkrankung vorliegt. Für den interessierten    Hirnstammbereichen gibt und kann den Einfluss
               Laien ist das im Prinzip auch möglich. Man muss     von bestimmten Eiweißablagerungen (Levi-Kör-
               nur wissen, worauf zu achten ist. Wenn Angehö-      per) belegen. Diese sind zum Beispiel auch für
               rige mit diesem Wissen aufmerksam beobachtet        Riechstörungen, unter denen Patienten mit IPS
               werden, kann vielleicht so manche Parkinson-­       im Frühstadium der Erkrankung häufig leiden,
               Symptomatik schon viel früher erkannt und den       verantwortlich. Dazu kommen Schlafstörun-
               Betroffenen geholfen werden. Letztlich wird         gen, die vor allem in der wichtigen Traumphase
               allerdings nur ein Neurologe sicher klären kön-     des Schlafes auftreten. Die Patienten träumen
               nen, ob schon Therapieschritte notwendig sind.      lebhaft, schlafen nicht nur unruhig, sondern
               Chefarzt Prof. Dr. Candan Depboylu, Ärztlicher      schreien und schlagen unkontrolliert um sich.
               Direktor der Neurologischen Klinik Sorpesee, hat    Einige fallen sogar aus dem Bett oder verletzen
               uns erklärt, wie die verschiedenen Parkinson-       ihren Bettnachbarn. Die Krankheit ist also schon
               Erkrankungen aufgeteilt werden.                     früh an den nicht-motorischen Störungen zu
                                                                   vermuten.
               Man unterscheidet die »echte« (idiopathische)
               Parkinson’sche Krankheit, im medizinischen          Schlafstörungen sind gut im Schlaflabor zu
               Jargon auch Morbus Parkinson genannt, von der       erkennen. Kommen dann noch Riechstörungen,
               Gruppe der symptomatischen und atypischen           häufige Verstopfung, gelegentliche Depressionen,
               Parkinson-Syndrome. Zu diesen Parkinson-Syn-        Tagesmüdigkeit, unkontrollierter Speichelfluss
               dromen gehören motorische und nicht-motori-         und vermehrter nächtlicher Harndrang dazu,
               sche Störungsbilder, die sowohl in der einen, der   können das erste Anzeichen für nachfolgende
               »echten« Gruppe, wie auch in der anderen, der       Bewegungsstörungen und in der Kombination
               symptomatischen beziehungsweise atypischen          und Gesamtbetrachtung dann sichere Anzeichen
               Patientengruppe vorkommen.                          für einen IPS sein.

8mittelpunkt
Ausgabe 1/2020 Patientenmagazin der Neurologischen Klinik Sorpesee und des Neurologischen Versorgungszentrums Hochsauerland - Neurologische Klinik ...
Ausgabe 1/2020 Patientenmagazin der Neurologischen Klinik Sorpesee und des Neurologischen Versorgungszentrums Hochsauerland - Neurologische Klinik ...
Substantia Nigra

                                                        Neuron

Zur Sicherung der Diagnose Morbus Parkinson wird die Substantia nigra im Hirnstamm­
bereich mittels Ultraschall untersucht. Zeigen sich dort auffällige Flecken, sind das Zeichen
für eine typische, idiopathische Parkinsonsche Krankheit.

                  Der Neurologe wird immer zuerst die möglicher-            Die Entwicklung des IPS lässt sich grob in fünf
                  weise nicht so beachteten nicht-motorischen               Stadien einteilen:
                  Störungen erfragen. Sind motorische Störungen             1. erste nicht-motorische Symptome und bei den
                  schon vorhanden und sind diese zuerst einseitig              Bewegungsstörungen strenge Einseitigkeit.
                  aufgetreten, könnte diese ernstzunehmende Hin-               Das erste Stadium dauert im Schnitt gut fünf
                  weise auf ein IPS liefern. Die einseitig auftreten-          Jahre.
                  den motorischen Störungen können sehr leicht              2. Motorische Störungen betreffen zusätzlich
                  erkannt werden: Wenn zum Beispiel beim Gehen                 auch die andere Körperseite
                  nur ein Arm des Patienten mitschwingt oder ein            3. Einschränkungen der Stand- und Haltereflexe
                  deutlicher Unterschied zwischen einem Haltezit-              im vierten bis achten Jahr der Erkrankung.
                  tern und einem Aktionszittern besteht.                    4. Die Patienten sind zunehmend auch auf frem-
                                                                               de Hilfe angewiesen.
                  Zu den motorischen Syndromen gehören Rigor                5. Dauerhafte Bettlägerigkeit.
                  (Erhöhung der Muskelspannung / Ruhespan-
                  nung), Akinese (Verlangsamung der Bewegungen)             Ein Nachweis des IPS lässt sich mit einem soge-
                  und Tremor (Zittern). Für eine sichere Diagnose           nannten L-Dopa-Test führen. Dopamin ist ein
                  des IPS ist die Feststellung von mindestens zwei          Botenstoff, der die Nachrichtenübertragung der
                  dieser Störungsbilder notwendig. Das wird vom             Nervenzellen ermöglicht. Fehlt dieser Botenstoff,
                  Neurologen durch Beobachtung und differenzier-            kommt es zu den geschilderten motorischen
                  te Untersuchungen festgestellt. Der Arzt forscht          Störungen. Verschwinden nach einer L-Dopa-Me-
                  jetzt aber in der Krankengeschichte des Patienten         dikation gut 50 bis 60 Prozent der Symptome,
                  nach eindeutigen Zeichen und fragt nach den               handelt es sich bei der Erkrankung tatsächlich
                  Beobachtungen der Angehörigen.                            um den IPS. Nach diesem Test verspüren die

10mittelpunkt
ca.                                                            Das Parkinson-Syndrom-Haus:

      5%
                                                                     Kommen Patienten mit einer Überweisung
                     Hereditäre Parkinson-Syndrome
                                                                     zur Sicherung eines Parkinson-Anfangs-
                     (vererbte Parkinson Krankeit)
                                                                     verdachts in die Neurologische Klinik
                                                                     Sorpesee, werden in vielen Gesprächen
      ca.                                                            mit den Betroffenen und natürlich mit den

      25 %
                                                                     Angehörigen die verschiedenen »Stock-
                     Sekundäre Parkinson-Syndrome
                                                                     werke« durchleuchtet.
                     (symptomatisch/atypisch)

                                                                     wir wissen dann, dass der Patient kein Morbus
      ca.                                                            Parkinson hat«, erklärt Chefarzt Prof. Dr. Candan

      70 %           Idiopatisches Parkinson-Syndrom (IPS)
                     Morbus Parkinson
                                                                     Depboylu.

                                                                     Er vergleicht die verschiedenen Parkinson-Syn-
                                                                     drome mit den Etagen eines dreistöckigen
                                                                     Hauses. Im Erdgeschoss und in der ersten Etage
                                                                     sind die idiopathischen, also die »echten« Parkin-
                                                                     son-Symptome zu Hause. Sie belegen im Haus
                                                                     einen gut 70-prozentigen Anteil. In der zweiten
                                                                     Etage sieht er die symptomatischen Parkinson-­
                                                                     Syndrome, die vaskulär oder medikamenten-
                                                                     gesteuert entstehen. Diese beiden symptoma-
                                                                     tischen Syndromgruppen teilen sich die zweite
                                                                     Etage, die insgesamt einen Hausanteil von gut
                                                                     25 % belegt. Im Dachgeschoss siedelt Prof. Dr.
                  Patienten eine deutliche Besserung des Allge-      Depboylu die atypischen Syndrome mit einem
                  meinzustands und viele erleben eine geradezu       Gesamtanteil von nicht mehr als 10 Prozent an.
                  euphorische Phase. Die Mediziner kennzeichnen
                  dieses Stimmungshoch mit der vielsagenden          Kommen Patienten mit einer Überweisung zur
                  Umschreibung »Honeymoon-Phase«, denn viele         Sicherung eines Parkinson-Anfangsverdachts
                  Patienten fühlen sich so glücklich wie in den      in die Neurologische Klinik Sorpesee, werden in
                  Flitterwochen.                                     Gesprächen mit den Betroffenen und natürlich
                                                                     mit den Angehörigen die verschiedenen »Etagen
                  Verschwinden die Symptome mit L-Dopa aller-        des Parkinson-Syndrom-Hauses« durchleuchtet.
                  dings nicht, müssen andere Ursachen für die par-   »Nach dieser umfangreichen Anamnese wissen
                  kinsonähnlichen Störungen in Betracht gezogen      wir oft, welche Maßnahmen in der gegenwärti-
                  werden. Infrage kommen hier Nebenwirkungen         gen Situation für die Patienten geeignet sind und
                  von Medikamenten, zum Beispiel Neurolepti-         welche Therapien eingeleitet werden müssen«,
                  ka, Psychopharmaka oder schnell verordnete         erklärt Prof. Dr. Candan Depboylu.
                  Magenmedikamente, die häufig kaum kritisch
                  hinterfragt über Jahre eingenommen werden.         Morbus Parkinson gilt nach wie vor als unheilbar.
                  Was wie ein IPS aussieht, verschwindet meist       Aber eine wesentliche Option sehen die Medizi-
                  schon durch eine Änderung der Medikation.          ner trotzdem: »Wenn wir früh die Therapie begin-
                  Auch eine höhergradige Durchblutungsstörung        nen, kann die Lebensqualität der Patienten über
                  des Gehirns kann für das Auftreten von parkin-     lange Zeiträume gut erhalten bleiben«, ist Prof.
                  sonähnlichen Symptomen verantwortlich sein.        Dr. Candan Depboylu überzeugt. »An Parkinson
                  »Liegen diese anderen Grunderkrankungen vor,       selbst stirbt niemand. Wir können aber zeigen,
                  läuft ein L-Dopa-Test zuverlässig ins Leere und    wie man mit ihm wirklich gut leben kann.«

Ausgabe 1/2020                                                                                                      11
Wöchentliche interdisziplinäre Besprechungen

Im Team gegen
den Schmerz
                                                                    Die Werler Fachärzte ­Eckard
                                                                    Weinz (r.) und Andreas
                                                                    Bankstahl sind regelmäßig
                                                                    am Mittwochnachmittag in
                                                                    der Neurologischen Klinik
                                                                    Sorpesee.

                           icht wenige Patienten, die wegen ihrer   akuten Ereignisse bei unseren Patienten«, be-

                N
                           Erkrankung an Morbus Parkinson           schreibt Dr. Michel das Vorgehen. Wenn in einer
                           einen Aufenthalt in der Neurologi-       Therapie der Logopäden oder der Ergo- oder
                           schen Klinik Sorpesee (NKS) haben,       Physiotherapeuten ein Schmerzereignis auffällt,
                           leiden auch an Rückenschmerzen.          ist die Mittwochsrunde das geeignete Forum,
                »Aber Rückenschmerzen sind nicht immer und          um mehrere Meinungen zur möglichen Ursache
                automatisch eine Parkinson-Folgeerkrankung«,        einzuholen. »Gleichzeitig können wir hier auch
                weiß NKS-Schmerztherapeut Dr. Holger Michel.        konsiliarische Untersuchungen anstoßen, die
                Der Vorteil, den Parkinson-Patienten bei einem      dann möglichst im Anschluss an die Mittwochs-
                Aufenthalt in der Klinik am Sorpesee haben, ist     runde stattfinden. Die Kooperationspartner sind
                die Zusammenarbeit von Parkinsonexperten mit        dann ja schon im Haus und können sich den
                Schmerztherapeuten und Medizinern anderer           Fällen widmen, wo Beschwerden nicht primär
                Fachrichtungen, beispielsweise Orthopäden           mit Parkinson in Verbindung zu bringen sind«,
                mit weitreichenden Erfahrungen in Reha-Me-          erklärt NKS-Chefarzt Prof. Dr. Candan Depboylu.
                dizin. Die NKS kooperiert mit der Werler Praxis
                von Eckard Weinz und Andreas Bankstahl, die         Konkrete Fragen zu Beschwerden der Patienten
                sich als anerkannte Spezialisten auf dem Gebiet     gibt es regelmäßig. Dabei ist es eine weitere Kern-
                der orthopädischen Schmerztherapie sowie als        qualität der Behandler in der Neurologischen
                Fachärzte für physikalische und rehabilitative      Klinik Sorpesee, dass auch die scheinbar routi-
                Medizin das Vertrauen vieler Patienten in der       nemäßig auftretenden Symptome hinterfragt
                Region erarbeitet haben.                            werden. »Eine zweite Meinung ist so wichtig. Wir
                                                                    dürfen über den Tellerrand schauen, allein schon
                »In unserer Mittwochsrunde mit allen Medizi-        deshalb, um andere Ursachen für Schmerzen
                nern und Therapeuten des Hauses sowie mit den       verlässlich ausschließen zu können«, betont Dr.
                externen Kooperationspartnern durchleuchten         Holger Michel. »Die Muskeln eines Parkinsonpa-
                wir auf der Suche nach Ursachen für individuelle    tienten sind oft verhärtet und das schmerzt allein
                Schmerzen alle Neuaufnahmen und die anderen         schon mächtig. Wenn der harte Muskel dann

12mittelpunkt
In der großen Mittwochsrunde sitzen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Fachrichtungen und Therapie-
bereichen der Klinik zusammen. Alle Aspekte zur Erkrankung und Lebenssituation der Patienten fließen in eine
kritische Erörterung mit der Fragestellung: Sind wir hier auf dem richtigen Weg? Was können wir noch tun, um
für den Patienten das jeweilige Optimum zu erreichen?

                      noch an Gelenken zerrt, werden die Schmerzen            um den Erfolg der Hüft-OP nicht durch unpas-
                      sehr massiv«, weiß der NKS-Schmerztherapeut.            sende Übungen zu gefährden. Auch den Hinweis,
                      Harte Muskeln sind aber oft auch die Ursache            dass Patienten, die Wirbelbrüche überstanden
                      für andere Defekte, beispielsweise in der Folge         haben, nicht auf eine vibrierende Rüttelplatte
                      eines Beckenschiefstands, der wiederum eine             dürfen, geben wir immer wieder gerne. Vieles
                      Menge anderer Probleme mit sich bringt. »Das            weiß das Therapeutenteam allerdings auch schon
                      muss einem Neurologen nicht unbedingt so-               von allein und aus Erfahrung, aber immer wieder
                      fort auffallen. Aber durch die gemeinschaftlich         ist hier die Wiederholung ein wichtiger Faktor«,
                      ganzheitliche Sicht der Mittwochsrunde, in der          erklärt Dr. Eckhard Weinz.
                      Orthopäden und Physiotherapeuten ihre Mei-
                      nung einbringen, finden wir für unsere Patienten        Der Fokus aller Beteiligten an der Mittwochsrun-
                      häufig ein individuell passendes Vorgehen, das          de ist nach wie vor die neurologische Behandlung
                      zum Beispiel neurologische Therapie und die             und danach erst der Ausschluss anderer Erkran-
                      orthopädisch-physiotherapeutische Behandlung            kungen. Die wenigen Einzelfälle, in denen andere
                      kombiniert und miteinander im Sinne des Patien-         Erkrankungen ursächlich für Probleme der
                      tenwohls umsetzt«, betont NKS-Chefarzt Prof. Dr.        NKS-Patienten sein könnten, werden durch die
                      Candan Depboylu das medizinische Konzept und            Kooperation und die Diskussion auf Augenhöhe
                      die Strategie im Team der Neurologischen Klinik         sicher erkannt.
                      Sorpesee.

                      Die Orthopäden im Team der Mittwochsrunde
                      geben ihren Expertenrat vermehrt auch dann
                      weiter, wenn ein Parkinson-Patient im Anschluss
                      an eine Hüft-Operation in die Neurologische Kli-
                      nik Sorpesee kommt. »Hier geht es häufig um die
                      Frage, welche Therapien der Patient mit neuer
                      Hüfte überhaupt machen darf und machen sollte,

Ausgabe 1/2020                                                                                                             13
Parkinsonassistenten in der Neurologischen Klinik Sorpesee

Wenn die Füße am
Boden kleben

                          o eine Situation kann jeden Tag vor-      leitenden Tendenzen sind wichtig für die weitere

                S
                          kommen: Ein Parkinsonerkrankter           Behandlung und medikamentöse Einstellung.
                          kann plötzlich nicht mehr weitergehen     Deshalb wird gemeinsam mit jedem Patienten
                          und »friert« in seiner momentanen         ein stündliches Bewegungsprotokoll geführt«,
                          Haltung einfach ein. Was hier idealer-    erklärt Gesundheits- und Krankenpflegerin Marie
                weise getan werden muss, wissen die Parkinson-      Kremer. Das Wissen und der geschulte Blick der
                assistentInnen der Neurologischen Klinik Sorpe-     Parkinsonassistenten hilft dem Behandlerteam
                see (NKS) genau.                                    sehr.

                »Wenn ein Parkinsonerkrankter unbeweglich           »Unser geschulter Umgang hilft auch den Ange-
                stehen bleibt, kann das ganz banale Gründe ha-      hörigen, die manchmal meinen, der Parkinson-
                ben und zum Beispiel daran liegen, dass sich das    patient verweigere Bewegung und Reaktion
                Muster auf dem Fußboden ändert«, weiß Jutta         absichtlich oder aus Trotz. Es kostet uns immer
                Voigt aus Erfahrung. Sie ist Krankenschwester       wieder viel Zeit, hier klarzumachen, dass dies
                und speziell weitergebildete Parkinsonassisten-     zum Morbus Parkinson gehört«, wirbt Jutta Voigt
                tin. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen im       um Verständnis. »Wir geben den Angehörigen
                Pflegeteam der Neurologischen Klinik Sorpesee       eine Reihe von Tipps, damit sie wissen, wie sie
                haben für solche Fälle eine Reihe von einfachen     im Alltag zu Hause reagieren können und was
                »Tricks«, wie der Patient selbst diesen Zustand     sie machen sollten, ohne ›ungerecht‹ zu werden.
                überwinden kann. »Ich halte ihm einfach meinen      Das Verständnis für die Erkrankung an Parkinson
                Fuß vor seine Füße und bitte ihn, darüber zu        wächst bei ihnen natürlich mit der Erfahrung.«
                steigen. Das funktioniert immer und zumindest
                so lange, bis sich das Fußbodenmuster wieder        Große Schwierigkeiten kann es häufig geben,
                ändert. Dann wiederholt man das eben «, erklärt     wenn es zu anderen akuten Erkrankungen
                Parkinsonassistent Johannes Vehring, der mit        kommt. »Wenn Parkinsonpatienten beispiels-
                geschultem Blick auch schon außerhalb der Kli-      weise eine neue Hüfte bekommen, sollten sie
                nik manchem Parkinsonpatienten in ähnlichen         danach nicht in eine Reha-Klinik wechseln,
                Situationen helfen konnte.                          sondern besser zur Parkinsonkomplexbehand-
                                                                    lung in eine Fachklinik kommen, da hier ein viel
                Als Parkinson-Fachklinik beschäftigt die Neuro-     breiteres Wissen zur speziellen Problematik bei
                logische Klinik Sorpesee eine Reihe von ausgebil-   Bewegungsstörungen vorhanden ist«, gibt Marie
                deten ParkinsonassistentInnen. Diese arbeiten       Kremer zu bedenken. Dabei auch wichtig: Nach
                sehr eng mit den Medizinern zusammen, und           großen Operationen kommt es nicht selten zu
                weil ihre täglichen Patientenkontakte deutlich      Schwierigkeit mit der medikamentösen Einstel-
                häufiger und intensiver sind, können sie eine       lung, die in einer orthopädischen Reha-Klinik
                realistische Einschätzung zum Zustand der           häufig nicht zu lösen sind.
                Patienten geben. »Wir können gute Angaben über
                den Tagesverlauf machen. Der ist bei Parkinson      Für die pflegenden Kolleginnen und Kollegen der
                leider nicht immer linear vorhersehbar. Das, was    Fachrichtungen anderer Kliniken veranstaltet
                ein Patient morgens um 7 Uhr noch konnte, kann      die Neurologische Klinik Sorpesee regelmäßig
                um 11 Uhr schon nicht mehr funktionieren. Und       Info-Veranstaltungen, damit die dort eingewie-
                um 15 Uhr, wenn Angehörige zu Besuch kommen,        senen Parkinsonpatienten nicht in kurzer Zeit
                ist der Zustand wieder anders. Die daraus abzu-     durch falsche Therapien in ihrem Zustand weit

14mittelpunkt
Johannes Vehring (l.), Jutta Voigt (Mitte) und Case-Managerin Marie Kremer (r.) gehören zum
Team der Parkinsonassistenten im Pflegedienst der Neurologischen Klinik Sorpesee.

                      zurückgeworfen werden. Die Erfolge, die Pati-            Zu der wöchentlichen Beratung kann, wenn
                      enten in der Neurologischen Klinik Sorpesee              gewünscht, auch eine psychologische Beratung
                      erzielt haben, sind zum Beispiel durch falsche           oder eine physiotherapeutische Schulung gehö-
                      beziehungsweise unpünktliche Medikation oder             ren, damit die Angehörigen der Patienten gut
                      andere nicht passende Therapien und Behand-              informiert sind und ausreichende Unterstützung
                      lungen schnell verspielt.                                bekommen. »Wir machen uns stark für eine ›akti-
                                                                               vierende Pflege‹, bei der den Patienten auch Zeit
                      »Zweimal wöchentlich bieten wir eine Pflegebe-           zugestanden wird, bestimmte Handlungen selbst
                      ratung für Angehörige an. Hier geht es um die            und eigenständig zu erledigen, auch wenn das
                      häusliche Nachsorge und die weitere ambulante            erheblich mehr unserer Zeit kostet«, betont Pfle-
                      Versorgung. In der Pflegeberatung bereiten wir           gedienstleiterin Sandra Gabriel. Die aktivierende
                      die Angehörigen auf viele Situationen im Alltag          Pflege ist der Standard in der Parkinson-Fach-
                      vor oder beantworten offene Fragen«, weist Marie         klinik am Sorpesee. Entsprechend groß ist der
                      Kremer auf einen besonderen Service des Teams            Personalschlüssel angelegt, damit »Zeit haben«
                      in der Neurologischen Klinik Sorpesee hin. Sie           nicht dem »Zeitdruck durch zu wenig Personal«
                      selbst bringt als sogenannte Case-Managerin die          geopfert werden muss.
                      pflegerische Erfahrung und Kompetenz in die
                      Beratung ein. Die Mitarbeiterin des Sozialdiens-
                      tes ergänzt bei Bedarf die sozialrechtlich orien-
                      tierten Aspekte, wie zum Beispiel das Beantragen
                      der Anerkennung eines Pflegegrades oder einer
                      Schwerbehinderung.

Ausgabe 1/2020                                                                                                               15
Schluss mit Trippeln und Flüstern

Kräftige Stimme und
große Schritte

                            in besonderes Therapieprinzip zur

                 E
                                                                      Intensive Einzeltherapie
                            Behandlung der Parkinson-Krankheit
                                                                     Im Unterschied zu anderen physio- und er­
                            und ihrer Symptome stellt das Lee Sil-
                                                                     gotherapeutischen Maßnahmen wird eine
                            verman Voice Treatment (lsvt®)-Pro-
                                                                     LSVT®-BIG-Therapie ausschließlich als inten­
                            gramm dar. Mit diesem speziellen Trai-   sive Einzeltherapie durchgeführt. Das Konzept
                 ning sollen sowohl Stimm- und Sprechstörungen       der BIG-Therapie dauert wenige Wochen und
                 (lsvt®-loud) therapiert als auch die Beweglich-     sollte regelmäßig wiederholt werden. Der Pati­
                 keit (lsvt®-big) verbessert werden. Die Therapie    ent wendet die gelernten »BIG-Bewegungen«
                 für Parkinsonpatienten in der Neurologischen        im Alltag an und »übt« somit permanent.
                 Klinik Sorpesee (NKS) lehnt sich in der Physio-
                 und Ergotherapie an diese lsvt-big-Vorgaben         Entsprechend einer durchgeführten Wirksam­
                 an. Das mehrwöchig geplante Training zielt          keits-Studie des Neurologischen Fachkranken­
                                                                     hauses Beelitz-Heilstätten, profitieren Patien­
                 bewusst auf die Wiedererlangung von Beweglich-
                                                                     ten in früheren und mittleren Krankheitsstadien
                 keit und Orientierung im Raum. Davon profitie-
                                                                     deutlich mehr von der BIG Therapie, als schwe­
                 ren vor allem die Patienten im Anfangsstadium
                                                                     rer betroffene Patienten. Dennoch können die
                 der Parkinson-Krankheit.                            Maximalübungen individuell für den Patienten
                                                                     angepasst werden, sodass die LSVT-BIG Thera­
                 Bewegung und Lage im Raum                           pie auch in den späteren Krankheitsstadien an­
                                                                     gewendet werden kann.
                 Zu den auffälligsten Symptomen bei der Erkran-
                 kung an Morbus Parkinson zählt die Veränderung       Physiotherapie
                 und Erscheinungsform von Beweglichkeit. »Pa-        · Posturales Training
                 tienten, die an Morbus Parkinson erkrankt sind,     · Gleichgewichtsübungen
                                                                     · Gangtraining
                 fallen unter anderem durch ein kleinschrittiges,
                                                                     · Therapien nach Bobath, Vojta, PNF
                 schmalspuriges und verlangsamtes Gangbild auf.
                                                                     · Therapien in Anlehnung an das
                 Darüber hinaus verlieren sie im Laufe der Erkran-
                                                                        LSVT-BIG-Konzept
                 kung immer mehr das Gefühl für normal große         · Sporttherapie/Nordic Walking
                 Bewegungen und Bewegungsmuster. Resultie-           · Laufbandtraining
                 rend daraus können Patienten ein endgradiges        · Gruppentherapie
                 Bewegen der großen und kleinen Gelenke nicht        · Physikalische Therapie
                 mehr initiieren. Ihnen geht das Gefühl für Bewe-
                 gung und für die Lage im Raum verloren«, weiß        Ergotherapie
                 NKS-Physiotherapeutin Lisa Fisahn. Die Expertin     · ADL-Training inklusive Hilfsmittelbera­
                 spricht von einer »veränderten Kalibrierung«, die      tung und –training (z. B. Anziehtraining, Ess­
                 durch die lsvt-big Therapie mit ihrem konti-           training)
                                                                     · Förderung zielgerichteter und funktioneller
                 nuierlichen und sich wiederholenden Training
                                                                        Bewegungen des Rumpfes und der oberen
                 »rekalibriert« werden kann.
                                                                        Extremitäten
                                                                     · Förderung der Geschicklichkeit und
                 Das Gefühl für Größe trainieren                        Beweglichkeit der Hände
                                                                     · Graphomotoriktraining
                 Patienten mit der Diagnose Morbus Parkinson         · Hirnleistungstraining
                 erhalten in der NKS innerhalb der Trainingsein-     · Gerätegestütztes Aktivitätstraining
                 heiten wiederholt den Auftrag, große Bewe-

16mittelpunkt
Die folgenden Übungen     ÜBUNG 1
                                                               Vom Boden zur Decke
                                     sind an das BIG-Pro-      Groß beginnen – groß strecken – groß
                                     gramm angelehnt und       nach unten – groß hoch – zurück bis 10
                                                               halten – groß enden
                                     können ganz einfach
                                                               Ausgangsposition: In großer Haltung
                                     jeden Tag auch zu Hause   an der Stuhlkante sitzen

                                     durchgeführt werden.      1. Groß nach vorne strecken
                                                               2. Groß nach unten strecken
                                                               3. Groß nach oben strecken
                                                               4. Groß mit Händen auf den
                                                                  Oberschenkeln enden
                                                               5. Wiederholen

gungen durchzuführen. »Uns Nichterkrankten
kommen diese Bewegungen und Bewegungsmus-
ter normal groß vor. Wenn man mir sagt, mache
einen großen Schritt, dann mache ich einen
großen Schritt. Verlangen Sie dieses jedoch von
einem Parkinsonpatienten, ist die Schrittfolge
vergleichsweise minimalistisch«, hat NKS-Phy-
siotherapeutin Laura Hesse beobachtet. Man
                                                                                                     1
müsse also in der Therapie das Gefühl für Größe
trainieren und körperlich entsprechende Übun-
gen mit den Patienten durchführen.

Machen Sie es so wie ich
Dazu gibt es in der BIG-Therapie sieben vorgege-
bene Maximalübungen, die in einem Zeitfenster
                                                                                                     2
von etwa 45 Minuten absolviert werden. »In wei-
teren 15 Minuten verfolgen wir mit den Patienten
individuelle Zielsetzungen, die sich im Rahmen
der Befundaufnahme als Defizite herausgestellt
haben. Diese Bewegungskomponenten beziehen
sich auf alltägliche Handlungen der Patienten.
Leichter gesagt, meint dies beispielsweise das
›große‹ Jacke oder Hose an- und ausziehen, sowie
das ›große‹ Gehen.«, ergänzt NKS-Ergotherapeu-                                                       3
tin Melanie Kapune. Dabei wird nicht viel gere-
det, sondern konsequent vorgemacht: »Ich bin
für den Patienten wie ein Spiegel. Machen Sie es
so wie ich«, betont die Ergotherapeutin. Welche
Übungen das sind, wird auf den folgenden Seiten
erklärt.

                                                                                                     4

                                                                                                     5

Ausgabe 1/2020                                                                                          17
ÜBUNG 2                                   ÜBUNG 3                                   ÜBUNG 4
Von Seite zu Seite                        Schritt vorwärts und                      Schritt seitwärts und
Groß beginnen – groß strecken und bis     strecken                                  strecken
10 halten – groß enden                    Groß beginnen – großer Schritt            Groß beginnen – großer Schritt
                                          ­vorwärts – groß enden                    ­seitwärts – groß enden
Ausgangsposition: In großer Haltung
an der Stuhlkante sitzen                  Ausgangsposition: In großer Haltung       Ausgangsposition: In großer Haltung
1. Den Arm groß am Körper vorbei mit      stehen                                    stehen
   großer Kraft strecken                  1. Mit einem Fuß einen Schritt vorwärts   1. Mit einem Schritt zur Seite treten
2. Den Rumpf drehen und das Bein der         machen und groß landen. Arme und          und groß landen, dabei die Arme und
   gleichen Seite nach hinten schieben.      Hände groß öffnen                         Hände groß strecken

3. Halten und bis 10 zählen               2. Den gleichen Fuß mit einem großen      2. Den gleichen Fuß mit einem großen
                                             Stampfen in die Ausgangsposition          Stampfen wieder in der Ausgangs­
4. Groß enden mit den Händen auf den         zurückstellen, dabei groß mit den         position bringen und dabei mit
   Oberschenkeln                             Händen auf den Oberschenkel klat­         den Händen auf den Oberschenkel
5. Dann mit der anderen Seite trainie­       schen.                                    klatschen
   ren                                    3. Mit dem anderen Fuß wiederholen        3. Mit dem anderen Fuß ausführen

                                      1                                         1                                         1

                                      2                                         2                                         2

                                      3                                         3                                         3

                                      4

18mittelpunkt
ÜBUNG 5                                   ÜBUNG 6                                   ÜBUNG 7
Schritt rückwärts                         Rock and Reach                            Rock and Reach
Groß beginnen – großer Schritt            Mit großen Armen vorwärts schwin-         seitwärts
­seitwärts – groß enden                   gen – mit großen Armen rückwärts          Groß beginnen – groß drehen – groß
                                          schwingen                                 enden
Ausgangsposition: In großer Haltung
stehen und Hände groß nach vorne          Ausgangsposition: Ein Fuß vorne. Ein      Ausgangsposition: Mit großer Unterstüt­
strecken                                  Fuß hinten mit breiter Standfläche in     zungsfläche in großer Haltung stehen.
1. Mit einem Fuß einen großen Schritt     großer Haltung und in großer Schritt­
                                          stellung                                  1. Soweit wie möglich zur Seite drehen,
   nach hinten machen, dabei die Arme                                                  dabei einen Arm groß am Körper
   mit einer großen Bewegung nach                                                      vorbei nach vorne strecken und den
                                          1. Vor und zurück von einem Fuß auf
   hinten führen                                                                       anderen Arm nach hinten. Die Arme
                                             den andere schwingen. Kein zusätzli­
2. Den gleichen Fuß mit einem großen         cher Schritt.                             so groß wie möglich öffnen.
   Stampfen wieder in der Ausgangs­                                                 2. In die Ausgangsposition zurück­
   position bringen und dabei die Hände   2. Dann mit den Armen groß vor und
                                                                                       drehen, mit den Händen groß auf
   groß nach vorne strecken                  zurück schwingen.
                                                                                       die Oberschenkel klatschen und in
3. Mit dem anderen Fuß ausführen          3. Mit dem anderen Fuß vorne wieder­         großer Haltung enden.
                                             holen.                                 3. Zu jeder Seite wiederholen.

                                      1                                        1                                         1

                                      2                                       2                                          2

                                      3

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Wenn Parkinson die Kommunikation blockiert

Sprache, Stimme,
Schlucken
                         ie Krankheit Morbus Parkinson betrifft

               D
                         im fortgeschrittenen Zustand nicht nur
                         das Bewegungssystem des Menschen,
                         sondern häufig auch die Möglichkeiten
                         der sprachlichen und nichtsprachli-
                chen Kommunikation. Ein starrer Blick, bei dem
                die Mimik wie eingefroren wirkt, verunsichert
                das Gegenüber. Zusätzlich nimmt der Betroffene
                Sprachprobleme wahr, welche durch häufiges
                Nachfragen des Gegenübers bestätigt werden.

                »Viele Parkinson-Patienten empfinden ihr Spre-
                chen deutlich, aber für die anderen ist das, was
                sie sagen, oft undeutlich«, hat NKS-Logopädin
                Kathrin Stein in vielen Fällen festgestellt. Die
                undeutliche Sprache schleicht sich im Verlauf der
                Erkrankung bei Parkinson ein. »Wir trainieren
                hier in erster Linie das Schlucken, Sprechen, die
                Stimme und Sprache und das richtige Atmen -
                möglichst in einem Übungszyklus. Zur Kontrolle
                der eigenen Lautstärke beim Sprechen und Rufen
                zeigen wir den Patienten mit einem Lautstärke-       wird, da durch eine gute Haltung Schluckprob-
                messgerät, welche Erfolge sie erzielen können        lemen bis zu einem gewissen Grad entgegenge-
                oder bereits erzielt haben«, beschreibt Kathrin      wirkt werden kann«, beschreibt Kathrin Stein. So
                Stein einen Teil ihres Vorgehens. Die individuelle   überschneiden sich in der Neurologischen Klinik
                Therapie orientiert sich am Parkinsonstadium         Sorpesee die verschiedenen Therapiebereiche.
                des Patienten und kann auch vorsorglich (präven-     Die morgendliche Teamsitzung der Therapeuten
                tiv) eingesetzt werden. »Wir zeigen den Patienten    hilft bei der individuellen Abstimmung. »Auch
                und Angehörigen auch, was sie zu Hause üben          mit den anderen Bereichen stimmen wir uns ab.
                sollten. Die Aufklärungsarbeit für Patienten und     So kann es sein, dass wegen bestehender Schluck-
                Angehörige nimmt einen wichtigen Bereich ein«,       probleme die Kostform angepasst werden muss«,
                erklärt die Logopädin.                               ergänzt die Logopädin. Umgekehrt lernen auch
                                                                     die Logopäden von den anderen Parkinsonexper-
                Wie wichtig aber die fachübergreifende Zusam-        ten in allen Bereichen und erhalten so wertvolle
                menarbeit im Therapeutenteam ist, zeigt sich         Tipps, die ihnen bei der Arbeit sehr helfen.
                am Beispiel der logopädischen Behandlung von
                Schluckproblemen. »Wir koordinieren unsere           Für viele Parkinsonpatienten ist die Logopädie
                Therapien mit den anderen Fachrichtungen und         wie auch die anderen Therapiebereiche fordernd,
                informieren uns gegenseitig über den körperli-       weshalb die neurologische Fachklinik auch
                chen und geistigen (kognitiven) Status der Pati-     immer für lockere Angebote sorgt. Großen Erfolg
                enten. Wir überlegen, wie wir Therapien kombi-       und Zuspruch hat das gemeinsame Singen. »Wäh-
                nieren können. Dabei arbeiten wir beispielsweise     rend des stationären Aufenthaltes treffen wir uns
                bei der »Mobilisation der Patienten in den Sitz«     regelmäßig und singen gemeinsam«, beschreibt
                eng mit der Physiotherapie zusammen. Ziel ist        Kathrin Stein. Die bisherige Resonanz ist sehr gut
                es, dass dem Betroffenen das Essen erleichtert       und die Begeisterung der Patienten groß.

20mittelpunkt
Kathrin Stein zeigt den
                  Patienten unter anderem,
                  wie sie mit Hilfe des eigenen
                  Spiegelbildes die Übungen
                  in der Logopädie selbst
                  kontrollieren können.

Ausgabe 1/2020                                   21
Musiktherapie in der NKS

Musik und Rhythmus sind
Therapie und Entspannung

                           eit Januar 2020 bietet die Neurolo-      derherstellung der Psyche und der körperlichen

                S
                           gische Klinik Sorpesee einen neuen       Gesundheit. Ein gezielter Einsatz von Klängen
                           Therapiezweig an: In der Musik-          führt zu tiefer Entspannung und Harmonie.
                           therapie ist nun Iris Martins für die
                           Behandlung mit passenden Tönen           Iris Martins schwört auf die sogenannte Klangdu-
                und Klängen zuständig. Sie hat eine Ausbildung      sche. Mit einer Koshi, oder auch einem soge-
                zur Musik- und Klangtherapeutin absolviert und      nannten Glockenspiel, lässt sie die verschiedenen
                hat schon in den ersten Wochen mit dem neuen        Töne vom Kopf bis zu den Füßen des auf einem
                Angebot beste Erfahrungen gemacht: »Musik           Stuhl sitzenden Patienten klingen. Minimale
                entspannt und Klänge lösen Gefühle aus, die         Bewegungen stoßen im Innern der Koshi leise
                uns in Verbindung mit Orten und Menschen            und kräftige Töne an. Innerhalb von circa 20
                in gute Stimmung bringen – das verläuft ganz        Minuten umkreist sie den Patienten sieben Mal.
                intuitiv«, weiß die NKS-Musiktherapeutin. »Die      »Im Ergebnis fördern wir damit Entspannung,
                Patienten merken zunächst gar nicht, dass Musik     Stressbewältigung und steigern die innere Ruhe«,
                und Rhythmus auch Therapie sind und eng zur         ist sie überzeugt.
                Behandlung gehören. Musik sorgt bei vielen Pati-
                enten für eine positive Grundhaltung, die sich im   Neuestes Objekt in der Musiktherapie ist ein
                Kampf gegen die Erkrankung zur starken Kraft        Klangstuhl. Auf jeder Seite des Stuhls sind 18
                entwickelt«, hat Iris Martins festgestellt.         Klaviersaiten gespannt. Damit sind Töne nicht
                                                                    nur hörbar, sondern durch die Übertragung der
                Die Wirksamkeit von Klängen ist sowohl bei          Schwingungen auch spürbar. Zudem werden
                somatischen Erkrankungen als auch bei psychi-       auf dem Klangstuhl körperliche und emotionale
                schen Problemen mit positiver Entwicklung zu        Spannungen gelöst und die innere Ruhe geför-
                beobachten. Sie dienen der Erhaltung und Wie-       dert.

22mittelpunkt
Musiktherapeutin Iris Martins sind nicht nur
                 die Ergebnisse beim Instrumentenbau wichtig,
                     sondern vor allem auch der Arbeitsprozess.
                Durch die Schwingungen der außen gespannten
               Klaviersaiten ermöglicht der Klangstuhl ein völlig
                 neues Musikempfinden und Klangerlebnis. Das
               hat positive Auswirkungen auf das Körpergefühl.

Es besteht in der NKS zudem die Möglichkeit,
eigene Instrumente herzustellen und kreativ zu
gestalten. Selbst gebaut werden zurzeit Rasseln
aus Kronkorken, »Rainmaker« (Regensimulation)
und Rasseltrommeln. Der Instrumentenbau
fördert insbesondere die Feinmotorik und ist ein
sehr gutes Geschicklichkeitstraining.
Dennoch steht nicht nur der Bau der Instru-
mente, sondern auch das eigenständige Spielen
innerhalb der Gruppen auf dem Trainingsplan.
Das fördert die Dynamik, das Rhythmusgefühl
und zusätzlich die Koordinationsfähigkeit der
Patienten.

Alles in einem lässt sich die Musiktherapie in der
NKS vielfältig gestalten und anwenden. Die Er-
fahrung zeigt, dass die Patienten die Therapie mit
einem überwiegend positiven Gefühl verlassen
und die Freude auf die nächste Einheit deutlich
zu spüren ist.

Ausgabe 1/2020                                                     23
Ein besonderes Augenmerk aller Mitarbeitenden gilt der Effektivität

Qualität und
Kommuni­kation für
das Patientenwohl
                                                 Unsere Patienten werden in ihre Zimmer
                                                 sowie zu Therapien und Untersuchungen vom
                                                 Transportdienst des Hauses begleitet. Der
                                                 Service wurde aufgrund von Anregungen aus
                                                 der Patientenbefragung eingerichtet.

                                                                       »Beim QM hilf mir ein rein sachlich orientierter
                                                                       Blick auf die zu untersuchenden Bereiche, den
                                                                       ich mir als externe Mitarbeiterin – anders als
                                                                       zum Beispiel die Festangestellten in der Klinik –
                                                                       leichter unbeeinflusst erhalten kann«, bekennt
                                                                       die Qualitätsmanagerin. Die konstruktive und
                                                                       familiäre Atmosphäre in der Neurologischen Kli-
                                                                       nik Sorpesee (NKS) mache es dem Qualitätsma-
                                                                       nagement und damit ihr selbst aber sehr leicht.
                                                                       Sandrina Jagals ist seit 2016 in der NKS tätig. Seit
                                                                       2018 ist die Klinik nach DIN-EN-ISO 9001:2015
                                                                       zertifiziert und als Parkinson-Fachklinik aner-
                                                                       kannt.

                                                                       »An der NKS schätze ich die konstruktiven und
                                                                       motivierten Teams, mit denen mittlerweile ein
                                                                       sehr gutes Vertrauensverhältnis gewachsen ist.
                                                                       Wir kommen immer schnell zu Entscheidungen,
                            ie Qualität eines Klinikaufenthaltes       weil die Teams selbst an guten Lösungen inter-

                 D
                            wird für die meisten Patienten in erster   essiert sind. Alle haben ein großes Interesse, die
                            Linie an der Erreichung der gesund-        Arbeit in der Klinik im Sinne des Patientenwohls
                            heitlichen Ziele deutlich. Dass diese      und der Patientensicherheit auszurichten«, lobt
                            Ziele erreicht werden können, ist eine     Sandrina Jagals.
                            permanente Herausforderung an die
                 Teams in Medizin, Pflege, Therapie und Ser-           »Die prompte Erfüllung der Patientenwünsche
                 vice. Nur durch das reibungslose und effektive        stellt Patienten und Mitarbeiter zufrieden. Zum
                 Zusammenspiel aller Kräfte wird erreicht, dass        Beispiel bei der Speisenversorgung: Ein kurzer
                 Patienten ihre individuell realistischen Ziele        Anruf in der Küche und in der Regel kann sofort
                 auch erreichen können. Eine der wichtigsten           reagiert werden. Das findet dann auch lobend
                 »Stellschrauben« für den Erfolg ist das Qualitäts-    Eingang in die Freitextfelder der Patientenbefra-
                 management (QM). Sandrina Jagals von der Men-         gungs-Bögen«, nennt Sandra Gabriel ein klei-
                 dener Unternehmensberatung Jagals Consulting          nes Beispiel dafür, wie Qualität im Klinikalltag
                 und Geschäftsführerin der intralean medical           ohne viel Mehraufwand umsetzbar ist. Auch die
                 GmbH hält sich ein- bis zweimal im Monat in der       Freundlichkeit der MitarbeiterInnen unterei-
                 Neurologischen Klinik Sorpesee auf.                   nander und gegenüber Patienten werde in den

24mittelpunkt
Sandrina Jagals prüft als
                  Qualitätsmanagerin alle Berei-                                   Auch der Transfer-Begleitdienst zu
                    che und Arbeitsprozesse im                                      Therapiesitzungen sei ein QM-Ergeb-
                   Hause auf die Einhaltung und                                     nis. So bleibe viel mehr Zeit für die
                    Umsetzung der gesetzlichen                                      eigentliche Therapie, als wenn die
                     und hauseigenen Qualitäts-                                    Patienten erst von den Therapeuten
                                     standards.                                   geholt werden müssten. Die Begleitung
                                                                                zu den radiologischen Untersuchungen
                                                                            in die Dortmunder Kliniken ist ebenfalls un-
                                                                        verzichtbar, weil sich viele der Patienten auf sich
                                                                        allein gestellt in großen wie in kleinen Kliniken
                                                                        nicht mehr orientieren könnten. »Wir können
                                                                        die Therapien viel einfacher planen. Außerdem
                                                                        ist der Begleitdienst manchmal aus ganz prakti-
                                                                        schen Gründen sinngebend: Versuchen Sie mal –
                                                                        einen Rollator schiebend – bei Regen auch noch
                                                                        einen Schirm zu halten«, nennt Sandra Gabriel
                                                                        eine Verbesserung, die ohne den intensiven In-
                                                                        formationsaustausch im QM-Team vielleicht nie
                                                                        umgesetzt worden wäre.
                  Fragebögen regelmäßig lobend erwähnt. »Steht
                  ein Patient ratlos auf dem Flur, dauert es in der     Sandrina Jagals führt und berät die sogenannte
                  Regel nicht lange, bis er von MitarbeiterInnen        QSA-Runde und leitet die monatlich stattfin-
                  angesprochen wird und ihm geholfen werden             denden QM-Sitzungen, an der Qualitätssiche-
                  kann«, ergänzt Jagals die Reihe von beispielhaf-      rungs-Assistenten (QSA) aus allen Bereichen
                  ten Situationen, in denen Qualität in der NKS zur     teilnehmen. Zu den Themen in der QSA-Runde
                  Selbstverständlichkeit wird.                          gehören: Ergebnisse und Anregungen aus der
                                                                        Patientenbefragung, potenzielle Risiken und Ver-
                  Die MitarbeiterInnen schätzen das »Full-Ser-          besserung von Arbeitsabläufen sowie mögliche
                  vice-Qualitätsmanagement« und dass durch die          Veränderungen in der Organisation. Sandrina Ja-
                  Kombination aus externer Dienstleistung und der       gals moderiert die Sitzungen, gibt thematischen
                  passenden QM-Software auch kleine Änderungen          Input und sorgt für Kontinuität im Qualitäts-
                  in z. B. Dokumenten als Service von außen vor-        management. Viele der oben genannten Ver-
                  genommen werden. Gleiches gilt für die Hinter-        besserungen wurden von den Teilnehmern der
                  legung und Aktualisierung von Standards, die in       QSA-Runde angestoßen. Außerdem führt sie in-
                  fast allen Fällen auch der Sicherheit der Patienten   terne Audits (Überprüfungen der Arbeitsabläufe)
                  dienen. Doch das sind nicht die einzigen Ziele        in den Abteilungen durch, damit Schwachstellen
                  und Ergebnisse, denen die Aufmerksamkeit des          und Fehler entdeckt werden können. Dabei hilft
                  Qualitätsmanagements gilt.                            ihr die Erfahrung in der QM-Arbeit aus vielen
                                                                        anderen Einrichtungen, denn sie kann dadurch
                  »Wir konnten zum Beispiel erreichen, dass die         Arbeitsprozesse vergleichen und die Wirksamkeit
                  Wartezeit bei der Aufnahme drastisch verkürzt         von Maßnahmen beziehungsweise Umstellungen
                  wurde, weil wir einfach die Reihenfolge der Auf-      in der Organisation beurteilen.
                  nahmegespräche umgestellt haben. Nicht immer
                  sieht der Arzt die Patienten zuerst, es kann auch     »Für das gesamte NKS-Team ist es eine Motivati-
                  die pflegerische Aufnahme vorher schon erfol-         on, wenn die Probleme am Arbeitsplatz gemein-
                  gen, je nachdem wie die Kapazitäten sinnvoll          sam schnell gelöst werden. Die NKS-Mitarbeiter
                  einsetzbar sind. Das geht einfach schneller, und      dürfen und sollen mitdenken und bringen sich
                  jede Neuaufnahme wird ja in der interdisziplinä-      im Rahmen der Vorgaben für Kliniken entspre-
                  ren Teamsitzung am Mittag sowieso besprochen.         chend ein. Wenn dann ein Lösungsvorschlag um-
                  Die letztliche Entscheidung über die Behand-          gesetzt werden kann, fühlt sich der Mitarbeiter
                  lung und Therapie treffen natürlich immer die         bestätigt und fühlt sich wohl an seinem Arbeits-
                  Mediziner«, nennt die Qualitätsmanagerin ein          platz, den er konstruktiv mitgestalten kann«,
                  praktisches Beispiel, wie und wo sich die Qualität    nennt Sandrina Jagals einen weiteren Grund, wa-
                  einer Einrichtung außerhalb von Medizin und           rum systematische Kommunikation und schnelle
                  Therapie zeigt.                                       Entscheidungsprozesse so wichtig sind.

Ausgabe 1/2020                                                                                                          25
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