AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT FINNLAND

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AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT FINNLAND
AUSSEN
WIRTSCHAFT
WIRTSCHAFTSBERICHT
FINNLAND

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER STOCKHOLM
OKTOBER 2021
AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT FINNLAND
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                                             Eine Information des
                                       AußenwirtschaftsCenters Stockholm

                                              Wirtschaftsdelegierter
                                                 Dr. Martin Glatz
                                                T +46 8 534 888 40
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WIRTSCHAFTSBERICHT Finnland (1. HJ 2021)

•         Finnisches BIP wächst um 3,2%
•         Wiederaufbau fokussiert sich auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung
•         Infrastrukturprojekte im Wert von 755 Mio. Euro geplant
•         Hohe Startup-Dichte und Innovationsstärke

Wirtschaftskennzahlen
                                                                       2019        2020            Prognose     Prognose
                                                                                                   für 2021     für 2022

    Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. Euro1                       240,1       236,2           247,5        255,5
    Bruttoinlandsprodukt/Kopf zu Kaufkraftparität in US-Dollar2        51.422      50.723          52.777       55.273
    Bevölkerung in Mio.3                                               5,5         5,5             5,5          5,6
    Reales Wirtschaftswachstum in %4                                   1,3         -2,9            2,8          2,6
    Inflationsrate in %5                                               1,2         0,4             1,8          1,5
    Arbeitslosenrate in %6                                             6,7         7,8             7,9          7,4
    Warenexporte des Landes in Mrd. Euro7                              64,2        59,9            66,7         68,3
    Warenimporte des Landes in Mrd. Euro8                              61,6        56,75           64,8         66,1

    Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung (gemessen am            Rang 41
    Bruttoinlandsprodukt):9

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
                                                                        2019          Veränderung zum         2020
                                                                                      Vorjahr in %
    Österreichische Warenexporte in Mio. Euro                           646           -8,4                    592
    Österreichische Warenimporte in Mio. Euro                           560           -2,1                    548
    Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro10               406            0,0                    406
    Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro11               939           -41,9                   546

    Österreichische Direktinvestitionen in Finnland12, Stand 2019 in Mio. Euro        776
    Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen in Finnland13, Stand 2017            rund 3.400
    Direktinvestitionen aus Finnland in Österreich14, Stand 2019 in Mio. Euro         477
    Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus Finnland15, Stand 2017      rund 3.400

    Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich:                        Rang 31

    1-8   Quelle: Economist Intelligence Unit
    9
          Quelle: Weltbank
    10-15 Quelle: Österreichische Nationalbank

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• 1. Wirtschaftslage

BIP wächst um 3,2%       Moderater Aufschwung der finnischen Wirtschaft: Dank eines starken 2. Quar-
                         tals 2021 schließen die Finnen die erste Jahreshälfte 2021 mit einem BIP ab,
                         das schon beinahe dem Vor-Krisen-Niveau entspricht: Analysten erwarten ei-
                         nen Anstieg von 3,2%, gefolgt von weiteren 3% im Jahr 2022. Eine langfristige
                         Wachstumsrate von 1,6% soll dann ab 2023 wieder zu verzeichnen sein. Damit
                         schafft Finnland die Kehrtwende nach dem Ausnahmejahr 2020, das Ausmaß
                         der Erholung bleibt aber hinter den hohen Erwartungen zurück.

                         Wie auch die anderen Länder des Nordens ist Finnland sehr gut durch die Krise
                         gekommen und musste im vergangenen Jahr lediglich einen Rückgang von
                         2,9% beim BIP hinnehmen. Zum Vergleich: In Westeuropa lag das Minus durch-
                         schnittlich bei rund 7%. Als wichtiger Grund für diese Resilienz wird der hohe
                         Digitalisierungsgrad der gesamten Region angeführt, der viele Prozesse wie
                         zum Beispiel den Wechsel ins Homeoffice oder die digitalen Bankgeschäfte
                         während der Pandemie erleichterte. Finnland ist im Vergleich zu den Nachbar-
                         ländern allerdings etwas weniger exportorientiert, weswegen es hinter den be-
                         eindruckenden Wachstumszahlen von beispielsweise Schweden oder Estland
                         zurückbleibt.

Urlaub im Inland hilft   Ein wichtiger Treiber beim wirtschaftlichen Aufschwung des Landes war sicher-
finnischer Wirtschaft    lich der private Konsum, der insbesondere im 2. Quartal 2021 mit einem Plus
                         von 1,9% kräftig anzog, auch wenn das Niveau vom 4. Quartal 2019 noch nicht
                         ganz erreicht ist. Besonders positiv beeinflusst die finnische Wirtschaft dabei,
                         dass viele Finnen dieses Jahr ihren Urlaub innerhalb des Landes verbracht ha-
                         ben anstatt wie sonst in wärmere Gefilde zu fliehen. Nun fließt ein Großteil des
                         Geldes, das sonst im Ausland ausgegeben worden wäre, wieder in die heimische
                         Wirtschaft zurück.

                         Gestützt durch die hohen Ersparnisse der Haushalte im Krisenjahr wird der pri-
                         vate Konsum auch in den kommenden Jahren für gute Zahlen sorgen: Im Ge-
                         samtjahr 2021 wird der private Konsum voraussichtlich um 3,5% angestiegen
                         sein, bevor sich die Entwicklung 2022 mit einem Plus von 3,2% etwas verlangsa-
                         men und in 2023 mit 1,5% wieder mehr oder weniger normalisiert haben wird.

Arbeitslosenquote        Auch der Arbeitsmarkt atmet auf: Im Juni 2021 lag die Arbeitslosenquote erst-
erstmalig wieder un-     mals seit Beginn der Pandemie wieder unter 8% und wird aus heutiger Sicht im
ter 8%                   Jahr 2023 das Vorkrisen-Niveau erreicht haben. Trotzdem ist der finnische Ar-
                         beitsmarkt nicht unproblematisch: Zukünftiges Wachstumspotenzial wird mit-
                         telfristig durch den Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ge-
                         bremst werden. So gab es im zweiten Quartal 2021 um 50% mehr Stellen zu be-
                         setzen als im Vergleichsquartal 2020 und immerhin noch um 20% mehr Stellen
                         zum von Covid-19 unberührten Jahr davor.

Staatsschulden und –     Um den wirtschaftlichen Aufschwung zu unterstützen, hat die finnische Regie-
ausgaben auf hohem       rung für das Jahr 2021 Ausgaben in Höhe von 65 Mrd. Euro vorgesehen – ein im
Niveau                   Vergleich mit anderen europäischen Ländern nicht gerade großzügiger Wert.
                         Bestimmt sind diese Ausgaben vor allem für höhere Sozialhilfen, Mittel für das
                         Gesundheitswesen, Investitionen und Unterstützung von Unternehmen, aber
                         auch das Budget für Verteidigungsausgaben ist deutlich gestiegen. Die Staats-
                         verschuldung ist trotz der moderaten Unterstützungsleistungen hoch und wird
                         auch bis zum Ende des Prognosezeitraums im Jahr 2023 nicht unter 70% des
                         BIP fallen. Die finnische Regierung ist daher bemüht, einen Ausgleich zwischen
                         ausreichenden Konjunkturimpulsen und der Vermeidung eines höheren Haus-
                         haltsdefizits zu finden.

                              Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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                       Die größten Förderbeiträge zum Wiederaufbau der Wirtschaft fließen indessen
                       in die Energie- und Industriebranche. Hier wird besonders auf neueste Techno-
                       logien geachtet, mit denen man in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisie-
                       rung Fortschritte erzielen möchte.

Inflation              Nachdem man im Jahr 2020 eine ungewöhnlich niedrige Inflation von 0,4% ver-
                       zeichnet hat, ist 2021 ein starker Anstieg auf 1,8% zu erwarten. Ausschlagge-
                       bend dafür sind die stark ansteigenden globalen Rohstoffpreise und Lieferket-
                       ten-Engpässe. In den kommenden Jahren 2022-25 wird sich die Inflation aller
                       Voraussicht nach wieder bei 1,5% einpendeln.

• 2. Besondere Entwicklungen

Die Corona-Situation   Wie eingangs erwähnt, ist Finnland vergleichsweise gut durch die Krise gekom-
und ihre Auswirkun-    men, was mit den zurückhaltenden Restriktionen vonseiten des finnischen Staa-
gen                    tes in den vergangenen anderthalb Jahren zusammenhängt. Abhängig vom
                       Impffortschritt dürften auch die übriggebliebenen Restriktionen bald fallen,
                       wodurch die privaten Ersparnisse in der 2. Jahreshälfte 2021 wieder uneinge-
                       schränkt ausgegeben werden können.

Großprojekte im        Im Rahmen der Krisenbewältigung sind noch einige Infrastrukturprojekte ge-
Bahnbereich            plant, die vielversprechende Geschäftschancen für inländische wie ausländische
                       Unternehmen bedeuten. In den nächsten 10 Jahren ist dafür ein Budget von ins-
                       gesamt 755 Mio. Euro veranschlagt, das besonders dem Bahnbereich zugute-
                       kommen wird. Beispiele sind „Finland Railway“ von Helsinki nach Tampere (Ge-
                       samtkosten ca. 5,75 Mrd. EUR) und „One Hour Train“ von Helsinki nach Turku
                       (ca. 2,7 Mrd. EUR), für welche Projekte zusätzliche Unterstützung vom EU-För-
                       derprogramm Connecting Europe Facility (CEF) beantragt werden. Auch die Ost-
                       bahn von Helsinki nach Ostfinnland (ca. 1,7 Mrd. EUR), der City Rail Loop in Hel-
                       sinki (1,6 – 1,8 Mrd. EUR) und das Straßenbahnnetz in Turku werden in den
                       kommenden Jahren erneuert. Auch die Errichtung eines Bahntunnels zwischen
                       Helsinki und Tallinn wird momentan evaluiert.

Green Building am      Die Baubranche darf sich ebenfalls über gestiegene Investitionen freuen. Im 2.
Vormarsch              Quartal erreichte die Zahl der Baustarts ebenso wie die der Baugenehmigungen
                       einen neuen Höchststand. Im Gesamtjahr 2021 wird ein Wachstum der Investiti-
                       onen um 2,3% erwartet. Das Thema Nachhaltigkeit macht dabei auch vor der
                       Baubranche nicht Halt, schließlich verursachen bebaute Flächen schätzungs-
                       weise etwa ein Drittel aller Treibhausgasemissionen. Die Energieeffizienz von
                       Gebäuden ist in Finnland bereits auf einem guten Niveau, weswegen man in Zu-
                       kunft vermehrt Klimaemissionen reduzieren will, die durch die Verarbeitung von
                       Materialien bzw. durch das Bauen selbst entstehen. Im Kampf gegen den Klima-
                       wandel verlagert sich die Energieeinsparung an neuen Standorten auf die Re-
                       duktion der Emissionen von Baustoffen und auf Baustellen. Dazu gehört auch,
                       sich für emissionsarme Materialien zu entscheiden.

                       Im Gegensatz zu Emissionen durch bebaute Flächen ist die CO2-Einsparung
                       durch die Verwendung bestimmter Baumaterialien im Immobilien- und Bausek-
                       tor noch ein relativ neues Feld. Doch der Baustoffwahl kommt eine hohe Bedeu-
                       tung zu, zumal die Materialien schon am Beginn der Lebensdauer eines Gebäu-
                       des den CO2-Peak erreichen. Wird mit der Reduzierung dort angesetzt, wirkt
                       sich das effektiv auf die CO2-Bilanz des gesamten Bauprojekts aus. Es spielt
                       also eine entscheidende Rolle, ob Häuser in Zukunft aus Beton oder Holz gebaut

                             Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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                         werden. Green Building Trends haben daher eine wichtige Bedeutung in Finn-
                         lands Bestreben bis zum Jahr 2035 kohlenstoffneutral zu werden.

Innovation Hub im        Finnland erreicht im Global Innovation Index 2021, einem weltweiten Länderran-
Norden Europas           king in Bezug auf Innovationsfähigkeit, den hervorragenden siebten Platz und
                         gehört damit seit Jahren zu den Vorreitern in diesem Bereich. Da ist es auch
                         wenig überraschend, dass das Land im hohen Norden weltweit die meisten digi-
                         talen Startups pro Kopf zählt. Diese finden in Finnland nicht nur ein großes In-
                         novationsumfeld, sondern auch eine Nation von Early Adopters vor, die mit ihrer
                         endlosen Neugier ein ideales Testfeld für globale Lösungen darstellen. Beson-
                         ders die institutionelle Unterstützung der Startups ist laut Global Innovation In-
                         dex herausragend. Die Szene aus innovativen Startups, öffentlichen und privaten
                         Initiativen und risikowilligen Geldgebern trifft sich dabei jährlich auf der renom-
                         mierten Startup- und Technologie-Konferenz Slush, die weit über die Region
                         hinaus Bekanntheit erlangt hat.

• 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

Gleichmäßige Erho-       Die österreichischen Warenexporte nach Finnland beliefen sich in der ersten
lung im 1. Halbjahr      Jahreshälfte 2021 auf einen Wert von 323,9 Mio. Euro, was einem Zuwachs von
2021                     12,3% im Vorjahresvergleich entspricht. Umgekehrt importierte Österreich aus
                         Finnland in den ersten sechs Monaten Waren im Wert von 303,6 Mio. Euro, ein
                         Plus von 15%. Die Wirtschaftsbeziehungen erholen sich also in einem ansehnli-
                         chen Tempo vom Ausnahmejahr 2020.

Ein Viertel der öster-   Die österreichischen Exporterfolge werden dabei einmal mehr vor allem von der
reichischen Exporte      die Warengruppe Maschinen, Apparate und mechanische Geräte getragen, die
sind Maschinen           auf einem hohen Vorjahresniveau um weitere 6,2 Prozentpunkte zulegen und ei-
                         nen Wert von 81,4 Mio. Euro lukrieren konnte. Elektrische Maschinen, Apparate
                         und elektrotechnische Waren konnten ihr Ergebnis um starke 30,2% deutlich
                         steigern und rangieren mit einem Warenwert von 42,5% auf dem soliden zwei-
                         ten Platz. Hier sind es vor allem die Produzenten von Beleuchtung, Scheibenwi-
                         schern, Elektromotoren und elektrische Generatoren, die das erste Halbjahr
                         2021 gut für sich nutzen konnten. Ebenfalls beeindruckend gewachsen ist mit
                         37,2% der Bereich der Kraftfahrzeuge; hier wurden Waren im Wert von 20,6 Mio.
                         Euro exportiert.

                         Für das Wachstum der Einfuhren aus Finnland sind ebenfalls die „üblichen Ver-
                         dächtigen“ verantwortlich: Maschinen, Apparate und mechanische Geräte füh-
                         ren das Ranking der Warengruppen in Höhe von 50 Mio. Euro an und zeichnen
                         damit trotz eines Nullwachstums von 0,2% im Vorjahresvergleich für ein stolzes
                         Sechstel der Gesamtimporte verantwortlich. Gleich darauf folgen elektrische
                         Maschinen, Apparate und elektrotechnische Waren mit 46,6 Mio. Euro, die im
                         Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 um satte 51% zulegen konnten. Ebenfalls
                         wichtig ist importseitig der Bereich Papier und Pappe aus Finnland, der knapp
                         dahinter mit 44,3 Mio. Euro zu Buche schlägt, damit jedoch ein Minus von 4,6%
                         hinnehmen muss. Dem zugrunde liegt allem voran ein Rückgang der Einfuhren
                         von leichtgewichtigen Papier.

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