AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT FINNLAND
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2 Eine Information des AußenwirtschaftsCenters Stockholm Wirtschaftsdelegierter Dr. Martin Glatz T +46 8 534 888 40 E stockholm@wko.at W wko.at/aussenwirtschaft/fi HEAD OFFICE Dr. Franz Schröder, Regionalmanager T 05 90 900 DW 4450 E aussenwirtschaft.westeuropa@wko.at fb.com/aussenwirtschaft twitter.com/wko_aw linkedIn.com/company/aussenwirtschaft-austria youtube.com/aussenwirtschaft flickr.com/aussenwirtschaftaustria www.austria-ist-ueberall.at Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, der Vervielfältigung, der Übersetzung, des Nachdrucks und die Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege durch Fotokopie, Mikro- film oder andere elektronische Verfahren sowie der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur aus- zugsweiser Verwertung, der Wirtschaftskammer Österreich - AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. Die Wiedergabe mit Quellenangabe ist vorbehaltlich anders lautender Bestimmungen gestattet. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Wirtschaftskammer Österreich - AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ausgeschlossen ist. Darüber hinaus ist jede gewerbliche Nutzung dieses Werkes der Wirtschaftskammer Österreich - AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. © AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA DER WKÖ Offenlegung nach § 25 Mediengesetz i.d.g.F.: Herausgeber, Medieninhaber (Verleger) und Hersteller: WIRTSCHAFTSKAMMER ÖSTERREICH / AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Wiedner Hauptstraße 63, Postfach 150, 1045 Wien, Redaktion: AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER STOCKHOLM, T +46 8 534 888 40 E stockholm@wko.at, W wko.at/aussenwirtschaft/se Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
3 WIRTSCHAFTSBERICHT Finnland (1. HJ 2021) • Finnisches BIP wächst um 3,2% • Wiederaufbau fokussiert sich auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung • Infrastrukturprojekte im Wert von 755 Mio. Euro geplant • Hohe Startup-Dichte und Innovationsstärke Wirtschaftskennzahlen 2019 2020 Prognose Prognose für 2021 für 2022 Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. Euro1 240,1 236,2 247,5 255,5 Bruttoinlandsprodukt/Kopf zu Kaufkraftparität in US-Dollar2 51.422 50.723 52.777 55.273 Bevölkerung in Mio.3 5,5 5,5 5,5 5,6 Reales Wirtschaftswachstum in %4 1,3 -2,9 2,8 2,6 Inflationsrate in %5 1,2 0,4 1,8 1,5 Arbeitslosenrate in %6 6,7 7,8 7,9 7,4 Warenexporte des Landes in Mrd. Euro7 64,2 59,9 66,7 68,3 Warenimporte des Landes in Mrd. Euro8 61,6 56,75 64,8 66,1 Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung (gemessen am Rang 41 Bruttoinlandsprodukt):9 Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 2019 Veränderung zum 2020 Vorjahr in % Österreichische Warenexporte in Mio. Euro 646 -8,4 592 Österreichische Warenimporte in Mio. Euro 560 -2,1 548 Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro10 406 0,0 406 Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro11 939 -41,9 546 Österreichische Direktinvestitionen in Finnland12, Stand 2019 in Mio. Euro 776 Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen in Finnland13, Stand 2017 rund 3.400 Direktinvestitionen aus Finnland in Österreich14, Stand 2019 in Mio. Euro 477 Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus Finnland15, Stand 2017 rund 3.400 Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich: Rang 31 1-8 Quelle: Economist Intelligence Unit 9 Quelle: Weltbank 10-15 Quelle: Österreichische Nationalbank Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
4 • 1. Wirtschaftslage BIP wächst um 3,2% Moderater Aufschwung der finnischen Wirtschaft: Dank eines starken 2. Quar- tals 2021 schließen die Finnen die erste Jahreshälfte 2021 mit einem BIP ab, das schon beinahe dem Vor-Krisen-Niveau entspricht: Analysten erwarten ei- nen Anstieg von 3,2%, gefolgt von weiteren 3% im Jahr 2022. Eine langfristige Wachstumsrate von 1,6% soll dann ab 2023 wieder zu verzeichnen sein. Damit schafft Finnland die Kehrtwende nach dem Ausnahmejahr 2020, das Ausmaß der Erholung bleibt aber hinter den hohen Erwartungen zurück. Wie auch die anderen Länder des Nordens ist Finnland sehr gut durch die Krise gekommen und musste im vergangenen Jahr lediglich einen Rückgang von 2,9% beim BIP hinnehmen. Zum Vergleich: In Westeuropa lag das Minus durch- schnittlich bei rund 7%. Als wichtiger Grund für diese Resilienz wird der hohe Digitalisierungsgrad der gesamten Region angeführt, der viele Prozesse wie zum Beispiel den Wechsel ins Homeoffice oder die digitalen Bankgeschäfte während der Pandemie erleichterte. Finnland ist im Vergleich zu den Nachbar- ländern allerdings etwas weniger exportorientiert, weswegen es hinter den be- eindruckenden Wachstumszahlen von beispielsweise Schweden oder Estland zurückbleibt. Urlaub im Inland hilft Ein wichtiger Treiber beim wirtschaftlichen Aufschwung des Landes war sicher- finnischer Wirtschaft lich der private Konsum, der insbesondere im 2. Quartal 2021 mit einem Plus von 1,9% kräftig anzog, auch wenn das Niveau vom 4. Quartal 2019 noch nicht ganz erreicht ist. Besonders positiv beeinflusst die finnische Wirtschaft dabei, dass viele Finnen dieses Jahr ihren Urlaub innerhalb des Landes verbracht ha- ben anstatt wie sonst in wärmere Gefilde zu fliehen. Nun fließt ein Großteil des Geldes, das sonst im Ausland ausgegeben worden wäre, wieder in die heimische Wirtschaft zurück. Gestützt durch die hohen Ersparnisse der Haushalte im Krisenjahr wird der pri- vate Konsum auch in den kommenden Jahren für gute Zahlen sorgen: Im Ge- samtjahr 2021 wird der private Konsum voraussichtlich um 3,5% angestiegen sein, bevor sich die Entwicklung 2022 mit einem Plus von 3,2% etwas verlangsa- men und in 2023 mit 1,5% wieder mehr oder weniger normalisiert haben wird. Arbeitslosenquote Auch der Arbeitsmarkt atmet auf: Im Juni 2021 lag die Arbeitslosenquote erst- erstmalig wieder un- mals seit Beginn der Pandemie wieder unter 8% und wird aus heutiger Sicht im ter 8% Jahr 2023 das Vorkrisen-Niveau erreicht haben. Trotzdem ist der finnische Ar- beitsmarkt nicht unproblematisch: Zukünftiges Wachstumspotenzial wird mit- telfristig durch den Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ge- bremst werden. So gab es im zweiten Quartal 2021 um 50% mehr Stellen zu be- setzen als im Vergleichsquartal 2020 und immerhin noch um 20% mehr Stellen zum von Covid-19 unberührten Jahr davor. Staatsschulden und – Um den wirtschaftlichen Aufschwung zu unterstützen, hat die finnische Regie- ausgaben auf hohem rung für das Jahr 2021 Ausgaben in Höhe von 65 Mrd. Euro vorgesehen – ein im Niveau Vergleich mit anderen europäischen Ländern nicht gerade großzügiger Wert. Bestimmt sind diese Ausgaben vor allem für höhere Sozialhilfen, Mittel für das Gesundheitswesen, Investitionen und Unterstützung von Unternehmen, aber auch das Budget für Verteidigungsausgaben ist deutlich gestiegen. Die Staats- verschuldung ist trotz der moderaten Unterstützungsleistungen hoch und wird auch bis zum Ende des Prognosezeitraums im Jahr 2023 nicht unter 70% des BIP fallen. Die finnische Regierung ist daher bemüht, einen Ausgleich zwischen ausreichenden Konjunkturimpulsen und der Vermeidung eines höheren Haus- haltsdefizits zu finden. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
5 Die größten Förderbeiträge zum Wiederaufbau der Wirtschaft fließen indessen in die Energie- und Industriebranche. Hier wird besonders auf neueste Techno- logien geachtet, mit denen man in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisie- rung Fortschritte erzielen möchte. Inflation Nachdem man im Jahr 2020 eine ungewöhnlich niedrige Inflation von 0,4% ver- zeichnet hat, ist 2021 ein starker Anstieg auf 1,8% zu erwarten. Ausschlagge- bend dafür sind die stark ansteigenden globalen Rohstoffpreise und Lieferket- ten-Engpässe. In den kommenden Jahren 2022-25 wird sich die Inflation aller Voraussicht nach wieder bei 1,5% einpendeln. • 2. Besondere Entwicklungen Die Corona-Situation Wie eingangs erwähnt, ist Finnland vergleichsweise gut durch die Krise gekom- und ihre Auswirkun- men, was mit den zurückhaltenden Restriktionen vonseiten des finnischen Staa- gen tes in den vergangenen anderthalb Jahren zusammenhängt. Abhängig vom Impffortschritt dürften auch die übriggebliebenen Restriktionen bald fallen, wodurch die privaten Ersparnisse in der 2. Jahreshälfte 2021 wieder uneinge- schränkt ausgegeben werden können. Großprojekte im Im Rahmen der Krisenbewältigung sind noch einige Infrastrukturprojekte ge- Bahnbereich plant, die vielversprechende Geschäftschancen für inländische wie ausländische Unternehmen bedeuten. In den nächsten 10 Jahren ist dafür ein Budget von ins- gesamt 755 Mio. Euro veranschlagt, das besonders dem Bahnbereich zugute- kommen wird. Beispiele sind „Finland Railway“ von Helsinki nach Tampere (Ge- samtkosten ca. 5,75 Mrd. EUR) und „One Hour Train“ von Helsinki nach Turku (ca. 2,7 Mrd. EUR), für welche Projekte zusätzliche Unterstützung vom EU-För- derprogramm Connecting Europe Facility (CEF) beantragt werden. Auch die Ost- bahn von Helsinki nach Ostfinnland (ca. 1,7 Mrd. EUR), der City Rail Loop in Hel- sinki (1,6 – 1,8 Mrd. EUR) und das Straßenbahnnetz in Turku werden in den kommenden Jahren erneuert. Auch die Errichtung eines Bahntunnels zwischen Helsinki und Tallinn wird momentan evaluiert. Green Building am Die Baubranche darf sich ebenfalls über gestiegene Investitionen freuen. Im 2. Vormarsch Quartal erreichte die Zahl der Baustarts ebenso wie die der Baugenehmigungen einen neuen Höchststand. Im Gesamtjahr 2021 wird ein Wachstum der Investiti- onen um 2,3% erwartet. Das Thema Nachhaltigkeit macht dabei auch vor der Baubranche nicht Halt, schließlich verursachen bebaute Flächen schätzungs- weise etwa ein Drittel aller Treibhausgasemissionen. Die Energieeffizienz von Gebäuden ist in Finnland bereits auf einem guten Niveau, weswegen man in Zu- kunft vermehrt Klimaemissionen reduzieren will, die durch die Verarbeitung von Materialien bzw. durch das Bauen selbst entstehen. Im Kampf gegen den Klima- wandel verlagert sich die Energieeinsparung an neuen Standorten auf die Re- duktion der Emissionen von Baustoffen und auf Baustellen. Dazu gehört auch, sich für emissionsarme Materialien zu entscheiden. Im Gegensatz zu Emissionen durch bebaute Flächen ist die CO2-Einsparung durch die Verwendung bestimmter Baumaterialien im Immobilien- und Bausek- tor noch ein relativ neues Feld. Doch der Baustoffwahl kommt eine hohe Bedeu- tung zu, zumal die Materialien schon am Beginn der Lebensdauer eines Gebäu- des den CO2-Peak erreichen. Wird mit der Reduzierung dort angesetzt, wirkt sich das effektiv auf die CO2-Bilanz des gesamten Bauprojekts aus. Es spielt also eine entscheidende Rolle, ob Häuser in Zukunft aus Beton oder Holz gebaut Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
6 werden. Green Building Trends haben daher eine wichtige Bedeutung in Finn- lands Bestreben bis zum Jahr 2035 kohlenstoffneutral zu werden. Innovation Hub im Finnland erreicht im Global Innovation Index 2021, einem weltweiten Länderran- Norden Europas king in Bezug auf Innovationsfähigkeit, den hervorragenden siebten Platz und gehört damit seit Jahren zu den Vorreitern in diesem Bereich. Da ist es auch wenig überraschend, dass das Land im hohen Norden weltweit die meisten digi- talen Startups pro Kopf zählt. Diese finden in Finnland nicht nur ein großes In- novationsumfeld, sondern auch eine Nation von Early Adopters vor, die mit ihrer endlosen Neugier ein ideales Testfeld für globale Lösungen darstellen. Beson- ders die institutionelle Unterstützung der Startups ist laut Global Innovation In- dex herausragend. Die Szene aus innovativen Startups, öffentlichen und privaten Initiativen und risikowilligen Geldgebern trifft sich dabei jährlich auf der renom- mierten Startup- und Technologie-Konferenz Slush, die weit über die Region hinaus Bekanntheit erlangt hat. • 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich Gleichmäßige Erho- Die österreichischen Warenexporte nach Finnland beliefen sich in der ersten lung im 1. Halbjahr Jahreshälfte 2021 auf einen Wert von 323,9 Mio. Euro, was einem Zuwachs von 2021 12,3% im Vorjahresvergleich entspricht. Umgekehrt importierte Österreich aus Finnland in den ersten sechs Monaten Waren im Wert von 303,6 Mio. Euro, ein Plus von 15%. Die Wirtschaftsbeziehungen erholen sich also in einem ansehnli- chen Tempo vom Ausnahmejahr 2020. Ein Viertel der öster- Die österreichischen Exporterfolge werden dabei einmal mehr vor allem von der reichischen Exporte die Warengruppe Maschinen, Apparate und mechanische Geräte getragen, die sind Maschinen auf einem hohen Vorjahresniveau um weitere 6,2 Prozentpunkte zulegen und ei- nen Wert von 81,4 Mio. Euro lukrieren konnte. Elektrische Maschinen, Apparate und elektrotechnische Waren konnten ihr Ergebnis um starke 30,2% deutlich steigern und rangieren mit einem Warenwert von 42,5% auf dem soliden zwei- ten Platz. Hier sind es vor allem die Produzenten von Beleuchtung, Scheibenwi- schern, Elektromotoren und elektrische Generatoren, die das erste Halbjahr 2021 gut für sich nutzen konnten. Ebenfalls beeindruckend gewachsen ist mit 37,2% der Bereich der Kraftfahrzeuge; hier wurden Waren im Wert von 20,6 Mio. Euro exportiert. Für das Wachstum der Einfuhren aus Finnland sind ebenfalls die „üblichen Ver- dächtigen“ verantwortlich: Maschinen, Apparate und mechanische Geräte füh- ren das Ranking der Warengruppen in Höhe von 50 Mio. Euro an und zeichnen damit trotz eines Nullwachstums von 0,2% im Vorjahresvergleich für ein stolzes Sechstel der Gesamtimporte verantwortlich. Gleich darauf folgen elektrische Maschinen, Apparate und elektrotechnische Waren mit 46,6 Mio. Euro, die im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 um satte 51% zulegen konnten. Ebenfalls wichtig ist importseitig der Bereich Papier und Pappe aus Finnland, der knapp dahinter mit 44,3 Mio. Euro zu Buche schlägt, damit jedoch ein Minus von 4,6% hinnehmen muss. Dem zugrunde liegt allem voran ein Rückgang der Einfuhren von leichtgewichtigen Papier. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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